Table.Briefing: Security

Scholz in Zentralasien: Migration und Fachkräfte + Machtkampf an MSC-Spitze: Heusgen hält an Globalem Süden fest

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass es für Sicherheit mehr braucht als Panzer, Munition und Kampfjets, lesen Sie in unserer heutigen Ausgabe: Viktor Funk berichtet, wie Russland trotz westlicher Sanktionen seine Kriegskasse mit den Erlösen aus Öl-Exporten füllen kann, Anouk Schlung, wie Aserbaidschan vor der im November in Baku stattfindenden 29. Weltklimakonferenz (COP29) Druck auf den Europarat ausübt, Kritik an den Menschenrechtsverletzungen im Land zu unterlassen.

Mit Kritik an der Ampel spart der CDU-Innenpolitiker Marc Henrichmann nicht – er wirft der Koalition Verantwortungslosigkeit beim Schutz kritischer Infrastrukturen vor. Angriffe auf “Lebensadern” wie Energie- und Verkehrsunternehmen sowie Krankenhäuser würden zunehmen, warnt das Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags im Gespräch mit Table.Briefings.

Aus Polen berichtet Andrzej Rybak über die Erfolgsgeschichte der WB-Gruppe, die eng mit dem Ukraine-Krieg verknüpft ist. Stichwort: Drohnenkrieg.

Einen guten Start in die Woche,

Ihre
Wilhelmine Preußen
Bild von Wilhelmine  Preußen

Analyse

Rüstungsindustrie: Wie ein polnisches Start-up Tausende Drohnen für die Ukraine baut

Der ehemalige polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak mit dem Präsidenten der WB-Gruppe, Piotr Wojciechowski (rechts), im Mai 2022 in Warschau.

Die Ukraine und Russland haben ihre gegenseitigen Angriffe mit Drohnen seit Anfang September wieder verschärft. Der Einsatz unbemannter Flugsysteme spielt in dem russischen Angriffskrieg für beide Seiten eine zunehmend wichtige Rolle, das spürt auch die Industrie. Polens Rüstungsindustrie verzeichnet seit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 hohe zweistellige Wachstumsraten.

Unter den vielen expandierenden Firmen sticht ein Konzern ganz besonders hervor: die WB-Gruppe. Die private Holding aus Ożarów Mazowiecki bei Warschau, die heute aus 26 verschiedenen Unternehmen besteht, gehört zu den führenden Herstellern von unbemannten Fluggeräten (UAV) und digitalen Kommunikations- und Datenübertragungssystemen in Europa.

Vor allem die Drohnensparte ist für das Konzernwachstum verantwortlich. “Vor dem Krieg hat die Gruppe gerade 100 Systeme pro Jahr produziert, heute sind das 8.000”, sagt Remigiusz Wilk, WB-Kommunikationsdirektor. Laut Finanzbericht beliefen sich die Erlöse aller Holdingunternehmen im Jahr 2023 auf 1,43 Milliarden Zloty (334 Millionen Euro), ein Anstieg von 138 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Nettogewinn stieg in der gleichen Zeit sogar um 480 Prozent.

Überwiegender Drohneneinsatz im Ausland

“Rund 90 Prozent der UAV-Systeme werden exportiert”, sagt Piotr Wojciechowski, Präsident der WB-Gruppe. Allen voran in die Ukraine, wo die Drohnen im Kampf gegen die Russen eingesetzt werden. Die Holding stellt drei Typen von Drohnen her: Aufklärungsdrohnen “Fly Eye”, Kamikaze-Drohnen (im Fachjargon: Loitering Munition) “Warmate” und Aufklärungs- und Angriffssysteme “Gladius”.

Die Aufklärungsdrohne ist ein Segelflieger mit einem kleinen elektrischen Motor, der beim Start oder zur Höhenkorrektur eingesetzt wird. Dank ihrer Segelqualitäten kann die Drohne bis zu neun Stunden in der Luft bleiben. Der absolute Verkaufsschlager ist die leichte Kamikaze-Drohne mit verschiedenen Sprengköpfen, die je nach Angriffsziel austauschbar sind. Ihre Kamera kann von Künstlicher Intelligenz unterstützt werden. Beim Gladius-System geht es um mehrere Drohnen unterschiedlicher Bauart, die in einem Schwarm fliegen und untereinander kommunizieren – Aufklärungsdrohnen leiten ihre Daten an Kamikaze-Drohnen weiter, die das Ziel angreifen. Die Gladius-Drohnen sind schwerer, sie müssen von einem Katapult gestartet werden.

Um der steigenden Zahl der Aufträge gerecht zu werden, baute die WB-Gruppe 2022 ein neues Produktionswerk in Skarzysko-Kamienna und übernahm ein Jahr später das schlesische Wissenschafts- und Technologiezentrum der Luftfahrtindustrie in Czechowice-Dziedzice. Das Zentrum verfügt über einen der größten Drucköfen für Verbundwerkstoffe in Polen und versorgt die Holding mit Kunststoffteilen für Drohnen.

Vom Start-up zur ersten Rüstungsliga

Die WB-Gruppe wurde 1997 als Start-up unter dem Namen WB Electronics von dem Warschauer Ingenieur Piotr Wojciechowski gegründet. Die Firma entwickelte eine Kommunikationsplattform für Militärfahrzeuge, auf der verschiedene Sensoren, Kameras und Sprachfunktionen integriert werden können. “Das Fonet-System war unser Passierschein in die erste Liga der Rüstungskonzerne”, sagt Wilk. Nach der polnischen Armee, die das Fonet seit 2001 nutzt, rüsteten auch die schwedischen Streitkräfte 2003 ihre Fahrzeuge mit dem WB-System aus. Inzwischen nutzt auch die US-Armee das Fonet, das von dem Rüstungskonzern L3Harris in Lizenz produziert wird.

2011 übernahm WB Electronics als kleines Start-up einige renommierte Unternehmen, wie den Radiokommunikations-Spezialisten Radmor, und band sie 2011 zur WB-Gruppe zusammen. Heute beschäftigt die Gruppe etwa 2.000 Mitarbeiter, davon die Hälfte Ingenieure und Wissenschaftler, die in eigenen F&E-Laboren arbeiten und mit den größten Rüstungskonzernen der Welt wie beispielsweise Thales kooperieren. Die Gruppe ist auch in den USA, Südamerika, Indien, Vietnam und Malaysia aktiv.

Künstliche Intelligenz: Die Zukunft der Drohnentechnologie

Die Wirksamkeit und Effektivität der Drohnen der WB-Gruppe wird in der Ukraine täglich auf den Prüfstand gestellt – auch gegen immer wieder neue russische Abwehrmaßnahmen mit dem Ziel, Navigationssysteme zu blockieren oder zu täuschen. Ständiges Aktualisieren und Modifizieren gehört dazu, um diese Störungssysteme zu umzugehen.

Künstliche Intelligenz spielt bei Drohnentechnologien eine immer wichtigere Rolle. KI-Anwendungen können die Karte mit dem Bild des Beobachtungskopfes vergleichen und so die Störungen der Radiokommunikation und des GPS minimieren. Drohnenhersteller verfügen inzwischen über Technologien, um autonome unbemannte Kampfflugzeuge zu bauen, die komplett – inklusive Abwurf einer Sprengladung – von Algorithmen der künstlichen Intelligenz gesteuert werden könnten.

Aufträge nicht nur aus der Ukraine

Der Drohnensparte von WB werden die Aufträge nicht so schnell ausgehen – selbst wenn der Krieg in der Ukraine zu Ende gehen sollte. Denn die Gruppe schloss im Herbst 2023 einen Rahmenvertrag zur Lieferung von 1.700 unbemannten Luftfahrzeugen an die polnische Armee. Sieben Gladius-Systeme, insgesamt 28 Drohnen, sollen noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.

Außerdem will die Holding neue Geschäftsbereiche erschließen. Sie unterzeichnete vorige Woche eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding/MoU) mit dem koreanischen Rüstungs- und Weltraumkonzern Hanwha Aerospace. Mithilfe der Koreaner will die WB-Gruppe Boden-Boden-Raketen für die Raketenartilleriesysteme Chunmoo K239 und Homar-K in Polen produzieren.

  • Drohnen
  • Künstliche Intelligenz
  • Malaysia
  • Ukraine-Krieg
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News

Niedriger Ölpreis: Wie Putin Russlands Kriegsbudget trotz Sanktionen steigert

Bis 3. September sah alles gut aus für Russlands Staatsbudget: Der Preis für das Öl der Sorte Ural lag über dem Schätzwert aus der Budgetplanung für dieses Jahr: bei 73,5 US-Dollar statt 71,3 US-Dollar. Seitdem sinkt er. Nach unterschiedlichen Expertenschätzungen könnte sich der Ölpreis in den nächsten Monaten bei deutlich unter 70 US-Dollar einpendeln.

Der Öl-Export spielt nach wie vor eine Schlüsselrolle für das russische Staats- und damit auch Kriegsbudget, immerhin macht es einen Anteil von mindestens dreißig Prozent der Staatseinnahmen aus. Die vor zwei Jahren von den G7-Mitgliedern beschlossene und im Dezember 2022 eingeführte Preisbremse für russisches Öl wirkt kaum, solange der Ölpreis deutlich über 60 US-Dollar pro Barrel liegt. Russland nimmt trotz Rabatten für die größten Abnehmer China und Indien weiterhin viel Geld aus dem Verkauf des Öls ein – vor allem mithilfe einer Schattenflotte, der sowohl Schiffe angehören, die Öl transportieren, als auch LNG-Transportschiffe. Dabei handelt es sich größtenteils um ältere, nicht versicherte Schiffe, die Russland nutzt, um internationale Sanktionen zu umgehen.

Seit der Vollinvasion in die Ukraine im Februar 2022 hat Russland aus Öl- und Gasexporten mehr als 742,5 Milliarden Euro erhalten, mehr als 201,6 Milliarden davon aus dem Handel mit den Energieträgern nach Europa. Das zeigen die Daten des finnischen Think-Tanks Crea. Die Exportmengen nach Europa über die Druschba-Pipeline verändern sich seit Monaten nur wenig, sie liegen in diesem Jahr lediglich sieen Prozentpunkte niedriger als im Jahr 2023.  

“Fehlende Durchsetzung der Preisobergrenze”

“Der Ölpreisdeckel hat Russlands Exporterlöse getroffen, aber die fehlende Durchsetzung und die zu hohe Obergrenze für den Preis machen diese Maßnahme nicht besonders effektiv”, erläutert Isaac Levi, Analyst bei Crea. Hätte der Ölpreisdeckel bei dreißig US-Dollar gelegen, wie von einigen westlichen Staaten gefordert, wären die Erlöse etwa im Juli 2024 um gut 26 Prozent niedriger ausgefallen, so der Wissenschaftler.

Mehrere Entwicklungen bieten Anlass zur Sorge, dass der Handel mit Öl Russlands Kriegsbudget weiter füllen wird: Russland weitet die Exporte mit seiner Schattenflotte aus, mehr als sechzig Prozent der Rohöls, die per Schiff ausgeführt werden, gelangen inzwischen mit der Schattenflotte zu den Abnehmern, die auch eine immer größere Umweltgefahr darstellen. Die Intransparenz dürfte es noch schwieriger machen, die Einnahmen daraus zu ermitteln.

Eine weitere Maßnahme, mit der Moskau das Budget stabilisiert, sind Steuern auf die Förderung von verschiedenen Bodenschätzen. Damit macht sich der Staat unabhängiger vom Verkaufspreis und schöpft das Geld sozusagen an der Förderquelle ab. Schließlich spielt Indien als Abnehmer eine wachsende Rolle. Während die Nachfrage aus China im Sommer sank, nahm Indien mehr russisches Öl ab. Inzwischen importiert das Land mehr als 40 Prozent des Öl-Bedarfs aus Russland. Zudem verhandelt Neu-Delhi nun einen langfristigen Öl-Import-Vertrag mit Russland. Für die Jahre 2025 und 2026 gehen die russischen Haushaltsplaner von durchschnittlich 70,1 und 70,0 US-Dollar pro Barrel aus. vf

  • Russland
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COP29: Wie Aserbaidschan mit Einreiseverboten Druck auf den Europarat ausübt

Aserbaidschan, der Gastgeber der im November stattfindenden 29. Weltklimakonferenz (COP29), hat Einreiseverbote gegen 76 Abgeordnete der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (Pace) verhängt, auch vier Bundestagsabgeordnete sind darunter: Frank Schwabe und Heike Engelhardt von der SPD, Max Lucks von den Grünen sowie Andrej Hunko vom BSW.

Die Abgeordneten hatten im Januar für eine Resolution gestimmt, die Aserbaidschan Menschenrechtsverletzungen vorwirft, mit der Folge, dass das Mandat der aserbaidschanischen Delegation bei Pace nicht verlängert wurde. “Es bestehen nach wie vor sehr ernste Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit Aserbaidschans, freie und faire Wahlen abzuhalten, der Gewaltenteilung, der Schwäche der Legislative gegenüber der Exekutive, der Unabhängigkeit der Justiz und der Achtung der Menschenrechte“, heißt es in der Resolution von Anfang des Jahres.

Auch Aserbaidschans Militäroperation im September 2023, die zur Flucht fast aller der 120.000 armenischen Bewohner Berg-Karabachs nach Armenien führte, und die damit verbundene Blockade des Latschin-Korridors spielte eine Rolle.

Laut Ayhan Hajizade, Pressesprecher des aserbaidschanischen Außenministeriums, solle das Einreiseverbot bestehen bleiben, bis das Mandat wiederhergestellt sei, berichtete die aserbaidschanische Plattform “News“. Schon vor den Einreiseverboten gab es Kritik daran, dass die diesjährige COP in Aserbaidschan stattfindet. Das Gastgeberland gehe mit schlechter Klimapolitik voran, hieß es. Zudem solle Baku im Vorfeld der Konferenz “systematisch Aktivisten und Journalisten wegsperren“. asc

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KAS-Experte Algermißen: “Europa sollte Zentralasien nicht Russland und China überlassen”

Bundeskanzler Olaf Scholz kommt am heutigen Dienstag in Astana mit den Präsidenten Tadschikistans, Turkmenistans und Kirgistans zusammen. Am letzten Tag seiner Zentralasien-Reise soll auf dem 5+1-Gipfel der zentralasiatischen Staaten, an dem auch die Staatsoberhäupter Kasachstans und Usbekistans, teilnehmen, die vor einem Jahr vereinbarte strategische Partnerschaft Deutschlands in den Bereichen Wirtschaft und Energie, Klima und Umwelt vertieft werden. Das sogenannte 5-plus-1-Format hatte im vergangenen Jahr in Berlin seinen Ursprung.

Am Wochenende hatte Scholz bereits in Usbekistan ein Migrationsabkommen mit dem zentralasiatischen Land abgeschlossen, das auch Abschiebungen in Deutschland lebender Afghanen in das usbekische Nachbarland erleichtern solle. Es ist das sechste Abkommen dieser Art, das die Ampel geschlossen hat, unter anderem gibt es sie mit Indien, Georgien, Marokko und Kenia – auch mit Kirgistan und Kolumbien laufen Gespräche.  

KAS-Experte Algermißen: Brücke zwischen Europa und Asien stärken

Der Zentralasien-Experte der Konrad-Adenauer-Stiftung, André Algermißen, drängt auf eine engere sicherheitspolitische Kooperation Deutschlandsd mit Usbekistan und Kasachstan. Am Rande des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in Samarkand und Astana sagte er zu Table.Briefings: “Neben dem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen wird es entscheidend sein, die sicherheitspolitische Zusammenarbeit zu intensivieren.”

Deutschland müsse “stärker als bisher erkennen, dass Zentralasien als Brücke zwischen Europa und Asien eine geopolitisch relevante Region ist”, so Algermißen, der bei der KAS seit Februar das Regionalprogramm Zentralasien leitet. “Gemeinsame Herausforderungen, beispielsweise beim Kampf gegen Terrorismus und Extremismus, bieten eine langfristige Zusammenarbeit an.” mrb

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Schutz kritischer Infrastruktur: PKGr-Mitglied Henrichmann warnt vor Angriffen auf “Lebensadern”

Das Bundeskabinett befasst sich erst am 25. September mit dem Gesetz zum physischen Schutz kritischer Infrastrukturen – erneut eine Woche später als erwartet. Die CDU kritisiert, dass die Ampel im Kritis-Dachgesetz “ihre Partikularinteressen über den Schutz kritischer Infrastruktur” stelle, so Innenpolitiker Marc Henrichmann zu Table.Briefings. Die Verschiebung der Abstimmung über den Gesetzentwurf gefährde nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch das “Vertrauen der Bürger in die Handlungsfähigkeit dieses Staates.”

Mit dem Kritis-Dachgesetz, das die EU CER-Richtlinie in nationales Recht umsetzen soll,  müssen etwa 3.000 Unternehmen dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ihre Pläne darlegen, wie sie etwa Anlagen vor unerlaubtem Zugriff schützen oder ein rasches Wiederhochfahren kritischer und anderer Infrastruktur im Notfall erreichen wollen.

Zur kritischen Infrastruktur im Sinne des Gesetzes zählen elf Sektoren: Energie, Transport und Verkehr, Finanz- und Versicherungswesen, öffentliche Verwaltung, Gesundheit, Ernährung, Trinkwasser, Abwasser, Siedlungsabfallentsorgung, Informationstechnik, Telekommunikation und Weltraum. 

Henrichmann: “Mehr Feinde attackieren unsere sensiblen Lebensadern”

Henrichmann warnt, dass jeden Tag “mehr Feinde unsere sensiblen Lebensadern attackieren”. Er ist Mitglied im Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) und wird dementsprechend regelmäßig von den Nachrichtendiensten über Angriffe auf kritische Infrastrukturanlagen unterrichtet.

Nicht nur durch das Kritis-Dachgesetz, sondern auch durch das NIS2-Umsetzungsgesetz, das den digitalen Schutz kritischer Infrastrukturen verbessern soll, werden Betreiber sogenannter Kritischer Infrastruktur künftig zu deutlich mehr verpflichtet. Sie müssen Resilienzpläne vorlegen, also Pläne, wie sie ihre Anlagen auch im Krisenfall in Betrieb halten. Gleichzeitig sollen sie dabei auch spezifische Mindeststandards und vorgegebene Meldewege einhalten. Das gilt künftig auch für neue Branchen, wie etwa Rüstungsgüterhersteller und relevante Raumfahrtunternehmen. Welche Mehrkosten durch das Kritis-Dachgesetz auf die Wirtschaft zukommen, ist bislang nicht berechnet.

Beide Vorhaben wurden vom Bundesinnenministerium Mitte Juli auf den Weg gebracht. Das Kritis-Dachgesetz sollte laut EU eigentlich im Oktober 2024 in Kraft treten. Wenn EU-Fristen nicht eingehalten werden, können hohe Strafzahlungen drohen. wp

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  • Kritische Infrastruktur

Scheidender MSC-Vorsitzender will Öffnung für globalen Süden festzurren

Christoph Heusgen hatte den MSC-Vorsitz erst 2022 von Wolfgang Ischinger übernommen. 

Der scheidende Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, will in dem letzten Treffen unter seiner Leitung im Februar 2025 die Öffnung zum globalen Süden festzurren. In München müsse sich ein globaler Ansatz zur Lösung der weltweiten Krisen widerspiegeln, sagte der frühere Botschafter am Montag im Deutschlandfunk. “Die transatlantische Allianz allein, so wichtig sie ist, kann das glaube ich nicht lösen.”

Heusgen reagierte damit indirekt auf die Berichte über seine bevorstehende Ablösung als Vorsitzender der inzwischen international gebrandeten “Munich Security Conference” (MSC) und die Berufung des ausscheidenden Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg auf seinen Posten. Im Berliner “Tagesspiegel” wurde er an dieser Stelle noch etwas deutlicher: “Ich hoffe sehr, dass mein Nachfolger die globale Ausrichtung der Konferenz wahrt und auch den hohen Anteil von Frauen unter den Teilnehmern und auf den Podien beibehält.”

Offiziell bestätigt ist der Wechsel an der Spitze der Konferenz bislang nicht. Auch Heusgen selbst wollte sich bislang dazu nicht direkt äußern. Nach Informationen von Table.Briefings hatte der Stiftungsrat bereits in der vergangenen Woche im Umlaufverfahren beschlossen, Stoltenberg als neuen Vorsitzenden zu berufen. Die Entscheidung soll bei einer Präsenz-Sitzung am 25. September bestätigt werden. tw

  • Münchner Sicherheitskonferenz

Must-Reads

Neue Zürcher Zeitung: Russland demonstriert mit einem Grossmanöver seine Präsenz auf den Weltmeeren. Mit dem Manöver “Ozean 2024″ will Russland seine Vormachtstellung in Ostsee, Kaspischen Meer, Nördlichen Eismeer, Pazifik und Mittelmeer unter Beweis stellen. Dabei soll es Putin weniger um Europa als vielmehr um die Arktis und Ostasien gehen und nicht allein um Machtdemonstration und Propagandazwecke, sondern darum, sich bei allen mit den USA Unzufriedenen als Garant einer neuen, multipolaren Ordnung anzubieten.

Stiftung Wissenschaft und Politik: Europa und das Ende der Pax Americana. “Die transatlantischen Beziehungen benötigen unabhängig vom Ausgang der US-Wahlen eine neue Grundlage”, plädiert Amerika-Forscher Marco Overhaus. Seine Kernidee: Europa brauche autonomere und diversifi­ziertere Verteidigungs- und Abschreckungsstrategien und müsse innerhalb der Nato geschlossener auftreten.

Le monde diplomatique: Kooperation auf Eis – Die Arktis und der Ukrainekrieg. Russlands Angriffskrieg behindert die Verwaltung der gesamten Polarregion. “Das beeinträchtigt nicht nur die politische Stabilität, sondern auch die Erforschung klimatischer Entwicklungen”, heißt es in diesem Text. Doch trotz des Krieges beschlossen die acht Mitgliedstaaten des Arktischen Rats, inklusive Russland, gemeinsam am Schutz der Region zu arbeiten.

Konrad-Adenauer-Stftung: Wo steht Japan vor Ende der Kishida-Regierung? Nächsten Sommer stehen in Japan Neuwahlen an, der sicherheitspolitische Kurs soll aber in jedem Fall konstant bleiben. Bis 2027 sollen die Verteidigungsausgaben von 1,2 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Zudem reformierte Tokio 2022 seine nationale Sicherheits- und Verteidigungsstrategie und den Aufbauplan für die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Diese sollen künftig Raketenangriffe nicht nur abwehren dürfen, sondern auch Gegenschläge ausführen.

Heads

David Matei – TikToker bei der Bundeswehr

David Matei ist Jugendoffizier bei der Bundeswehr und erklärt auf Social Media Außen- und Sicherheitspolitik.

Als die Nato ihn nach Washington ins Weiße Haus einlud, muss Hauptmann David Matei gewusst haben, das war’s, das war der Durchbruch in seiner Karriere als Content Creator in den sozialen Medien. Der 31-jährige gebürtige Nürnberger veröffentlicht seit 2022 unter dem Social-Media-Handle “Sicherheitspolitik” auf TikTok (155.000 Follower) und Instagram (25.000 Follower) kurze Videos, in denen er auf unterhaltsame Weise Sicherheits- und Außenpolitik erklärt. “Ich wollte den Raum nicht Fake News und Desinformation von extremen, ideologischen oder demokratiefeindlichen Gruppierungen überlassen”, sagt Matei.

Sicherheitspolitik erklären, mit jungen Menschen debattieren – das macht Matei auch im “realen” Leben als Jugendoffizier an Schulen im Stuttgarter Raum leidenschaftlich. Rund hundert Schulklassen besucht er im Jahr, ab der 9. Klasse aufwärts.

Bei vielen der Schülerinnen und Schülern ist Matei als “Influencer” von Social Media bereits bekannt. Obwohl er den Begriff “Influencer” nicht mag, wie er schnell klarstellt. “Es klingt zu sehr nach Propaganda, außerdem will ich nicht in eine Richtung beeinflussen, sondern möglichst zwei Seiten darstellen. Auf welche Seite sich die Schülerinnen und Schüler stellen – ihre Sache”, sagt er.

Ihn überrasche immer wieder, wie aufgeschlossen junge Menschen auf die Bundeswehr reagierten, aber auch, wie sehr der Wissensstand auseinanderklaffe. Von der Frage, was die Wehrpflicht überhaupt sei bis zu Detailfragen zur Gleichberechtigung im Grundgesetz käme querbeet alles, sagt er. Genervt ist er allerdings vom Vorwurf, Werbung zu machen für die Bundeswehr. “Daran habe ich gar kein Interesse”, sagt er, dafür gebe es klare Regeln.

Anfangs sei er wenig begeistert gewesen, das Amt übertragen bekommen zu haben, er sei “zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen” und zufällig “abkommandiert” worden, weil es halt jemand machen musste, erzählt er. Widerwillig fand Matei nach kindlicher Begeisterung fürs Militär – die ihm als Teenager völlig abhandengekommen sei – überhaupt zur Bundeswehr. Er log sogar das Kreiswehrersatzamt an, um nicht zum Wehrdienst eingezogen zu werden. Halb so schlimm – war die Wehrpflicht doch just zu der Zeit ausgesetzt worden.

“Erst als alle um mich herum im Abijahrgang wussten, was sie machen wollten, und ich nicht, habe ich mich an einen Flyer der Bundeswehr zurückerinnert. Und ging dann doch zur Bundeswehr. Es war eine gute Gelegenheit, Geld zu verdienen”, sagt Matei. Auf acht Monate freiwilligen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern folgte eine Verpflichtung auf zwei, später auf 14 Jahre. Bereut hat er das nicht. “Wegen des Geldes und des Abenteuers bin ich gekommen, aber wegen der Sache geblieben.” Er studierte Journalismus und Wirtschaft, machte in Rumänien einen Master, und später noch einen in Theologie im Fernstudium.

Und wie kam es zur Einladung ins Weiße Haus? “Das Social-Media-Team der Nato hatte Influencer und Content-Creator im Juli eingeladen, um Inhalte zum Nato-Gipfel zu kreieren – und so das Narrativ des Verteidigungsbündnisses in den digitalen Raum zu tragen”, erklärt Matei. Eine einmalige Gelegenheit mit Strahlwirkung – wenig später klopfte die Luftwaffe an, ob er nicht mit nach Alaska und Indien fliegen wolle, um die Übung “Pacific Skies” auf Social Media zu begleiten?

Matei flog mit, drehte Videos, und fand sich zeitweise in der Rolle eines Reporters wieder, eine Rolle, in die er erst hineinwachsen musste. “Eigentlich bin ich ja schüchtern”, sagt er halbernst. In der Bundeswehr wird sein Engagement positiv aufgefasst. Im Ministerium wisse man oft nicht so recht, was anfangen mit so einem Sonderling. Als es darum ging, dass jemand vom Heer bei der Luftwaffe mitreisen sollte, sei das erst einmal erklärungsbedürftig gewesen. Wenn seine Zeit bei der Bundeswehr nächstes Jahr zu Ende geht, will er Content-Creator bleiben. Und dann endlich Geld damit verdienen. Lisa-Martina Klein

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Security.Table Redaktion

SECURITY.TABLE REDAKTION

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    Mit Kritik an der Ampel spart der CDU-Innenpolitiker Marc Henrichmann nicht – er wirft der Koalition Verantwortungslosigkeit beim Schutz kritischer Infrastrukturen vor. Angriffe auf “Lebensadern” wie Energie- und Verkehrsunternehmen sowie Krankenhäuser würden zunehmen, warnt das Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags im Gespräch mit Table.Briefings.

    Aus Polen berichtet Andrzej Rybak über die Erfolgsgeschichte der WB-Gruppe, die eng mit dem Ukraine-Krieg verknüpft ist. Stichwort: Drohnenkrieg.

    Einen guten Start in die Woche,

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    Rüstungsindustrie: Wie ein polnisches Start-up Tausende Drohnen für die Ukraine baut

    Der ehemalige polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak mit dem Präsidenten der WB-Gruppe, Piotr Wojciechowski (rechts), im Mai 2022 in Warschau.

    Die Ukraine und Russland haben ihre gegenseitigen Angriffe mit Drohnen seit Anfang September wieder verschärft. Der Einsatz unbemannter Flugsysteme spielt in dem russischen Angriffskrieg für beide Seiten eine zunehmend wichtige Rolle, das spürt auch die Industrie. Polens Rüstungsindustrie verzeichnet seit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 hohe zweistellige Wachstumsraten.

    Unter den vielen expandierenden Firmen sticht ein Konzern ganz besonders hervor: die WB-Gruppe. Die private Holding aus Ożarów Mazowiecki bei Warschau, die heute aus 26 verschiedenen Unternehmen besteht, gehört zu den führenden Herstellern von unbemannten Fluggeräten (UAV) und digitalen Kommunikations- und Datenübertragungssystemen in Europa.

    Vor allem die Drohnensparte ist für das Konzernwachstum verantwortlich. “Vor dem Krieg hat die Gruppe gerade 100 Systeme pro Jahr produziert, heute sind das 8.000”, sagt Remigiusz Wilk, WB-Kommunikationsdirektor. Laut Finanzbericht beliefen sich die Erlöse aller Holdingunternehmen im Jahr 2023 auf 1,43 Milliarden Zloty (334 Millionen Euro), ein Anstieg von 138 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Nettogewinn stieg in der gleichen Zeit sogar um 480 Prozent.

    Überwiegender Drohneneinsatz im Ausland

    “Rund 90 Prozent der UAV-Systeme werden exportiert”, sagt Piotr Wojciechowski, Präsident der WB-Gruppe. Allen voran in die Ukraine, wo die Drohnen im Kampf gegen die Russen eingesetzt werden. Die Holding stellt drei Typen von Drohnen her: Aufklärungsdrohnen “Fly Eye”, Kamikaze-Drohnen (im Fachjargon: Loitering Munition) “Warmate” und Aufklärungs- und Angriffssysteme “Gladius”.

    Die Aufklärungsdrohne ist ein Segelflieger mit einem kleinen elektrischen Motor, der beim Start oder zur Höhenkorrektur eingesetzt wird. Dank ihrer Segelqualitäten kann die Drohne bis zu neun Stunden in der Luft bleiben. Der absolute Verkaufsschlager ist die leichte Kamikaze-Drohne mit verschiedenen Sprengköpfen, die je nach Angriffsziel austauschbar sind. Ihre Kamera kann von Künstlicher Intelligenz unterstützt werden. Beim Gladius-System geht es um mehrere Drohnen unterschiedlicher Bauart, die in einem Schwarm fliegen und untereinander kommunizieren – Aufklärungsdrohnen leiten ihre Daten an Kamikaze-Drohnen weiter, die das Ziel angreifen. Die Gladius-Drohnen sind schwerer, sie müssen von einem Katapult gestartet werden.

    Um der steigenden Zahl der Aufträge gerecht zu werden, baute die WB-Gruppe 2022 ein neues Produktionswerk in Skarzysko-Kamienna und übernahm ein Jahr später das schlesische Wissenschafts- und Technologiezentrum der Luftfahrtindustrie in Czechowice-Dziedzice. Das Zentrum verfügt über einen der größten Drucköfen für Verbundwerkstoffe in Polen und versorgt die Holding mit Kunststoffteilen für Drohnen.

    Vom Start-up zur ersten Rüstungsliga

    Die WB-Gruppe wurde 1997 als Start-up unter dem Namen WB Electronics von dem Warschauer Ingenieur Piotr Wojciechowski gegründet. Die Firma entwickelte eine Kommunikationsplattform für Militärfahrzeuge, auf der verschiedene Sensoren, Kameras und Sprachfunktionen integriert werden können. “Das Fonet-System war unser Passierschein in die erste Liga der Rüstungskonzerne”, sagt Wilk. Nach der polnischen Armee, die das Fonet seit 2001 nutzt, rüsteten auch die schwedischen Streitkräfte 2003 ihre Fahrzeuge mit dem WB-System aus. Inzwischen nutzt auch die US-Armee das Fonet, das von dem Rüstungskonzern L3Harris in Lizenz produziert wird.

    2011 übernahm WB Electronics als kleines Start-up einige renommierte Unternehmen, wie den Radiokommunikations-Spezialisten Radmor, und band sie 2011 zur WB-Gruppe zusammen. Heute beschäftigt die Gruppe etwa 2.000 Mitarbeiter, davon die Hälfte Ingenieure und Wissenschaftler, die in eigenen F&E-Laboren arbeiten und mit den größten Rüstungskonzernen der Welt wie beispielsweise Thales kooperieren. Die Gruppe ist auch in den USA, Südamerika, Indien, Vietnam und Malaysia aktiv.

    Künstliche Intelligenz: Die Zukunft der Drohnentechnologie

    Die Wirksamkeit und Effektivität der Drohnen der WB-Gruppe wird in der Ukraine täglich auf den Prüfstand gestellt – auch gegen immer wieder neue russische Abwehrmaßnahmen mit dem Ziel, Navigationssysteme zu blockieren oder zu täuschen. Ständiges Aktualisieren und Modifizieren gehört dazu, um diese Störungssysteme zu umzugehen.

    Künstliche Intelligenz spielt bei Drohnentechnologien eine immer wichtigere Rolle. KI-Anwendungen können die Karte mit dem Bild des Beobachtungskopfes vergleichen und so die Störungen der Radiokommunikation und des GPS minimieren. Drohnenhersteller verfügen inzwischen über Technologien, um autonome unbemannte Kampfflugzeuge zu bauen, die komplett – inklusive Abwurf einer Sprengladung – von Algorithmen der künstlichen Intelligenz gesteuert werden könnten.

    Aufträge nicht nur aus der Ukraine

    Der Drohnensparte von WB werden die Aufträge nicht so schnell ausgehen – selbst wenn der Krieg in der Ukraine zu Ende gehen sollte. Denn die Gruppe schloss im Herbst 2023 einen Rahmenvertrag zur Lieferung von 1.700 unbemannten Luftfahrzeugen an die polnische Armee. Sieben Gladius-Systeme, insgesamt 28 Drohnen, sollen noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.

    Außerdem will die Holding neue Geschäftsbereiche erschließen. Sie unterzeichnete vorige Woche eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding/MoU) mit dem koreanischen Rüstungs- und Weltraumkonzern Hanwha Aerospace. Mithilfe der Koreaner will die WB-Gruppe Boden-Boden-Raketen für die Raketenartilleriesysteme Chunmoo K239 und Homar-K in Polen produzieren.

    • Drohnen
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    Niedriger Ölpreis: Wie Putin Russlands Kriegsbudget trotz Sanktionen steigert

    Bis 3. September sah alles gut aus für Russlands Staatsbudget: Der Preis für das Öl der Sorte Ural lag über dem Schätzwert aus der Budgetplanung für dieses Jahr: bei 73,5 US-Dollar statt 71,3 US-Dollar. Seitdem sinkt er. Nach unterschiedlichen Expertenschätzungen könnte sich der Ölpreis in den nächsten Monaten bei deutlich unter 70 US-Dollar einpendeln.

    Der Öl-Export spielt nach wie vor eine Schlüsselrolle für das russische Staats- und damit auch Kriegsbudget, immerhin macht es einen Anteil von mindestens dreißig Prozent der Staatseinnahmen aus. Die vor zwei Jahren von den G7-Mitgliedern beschlossene und im Dezember 2022 eingeführte Preisbremse für russisches Öl wirkt kaum, solange der Ölpreis deutlich über 60 US-Dollar pro Barrel liegt. Russland nimmt trotz Rabatten für die größten Abnehmer China und Indien weiterhin viel Geld aus dem Verkauf des Öls ein – vor allem mithilfe einer Schattenflotte, der sowohl Schiffe angehören, die Öl transportieren, als auch LNG-Transportschiffe. Dabei handelt es sich größtenteils um ältere, nicht versicherte Schiffe, die Russland nutzt, um internationale Sanktionen zu umgehen.

    Seit der Vollinvasion in die Ukraine im Februar 2022 hat Russland aus Öl- und Gasexporten mehr als 742,5 Milliarden Euro erhalten, mehr als 201,6 Milliarden davon aus dem Handel mit den Energieträgern nach Europa. Das zeigen die Daten des finnischen Think-Tanks Crea. Die Exportmengen nach Europa über die Druschba-Pipeline verändern sich seit Monaten nur wenig, sie liegen in diesem Jahr lediglich sieen Prozentpunkte niedriger als im Jahr 2023.  

    “Fehlende Durchsetzung der Preisobergrenze”

    “Der Ölpreisdeckel hat Russlands Exporterlöse getroffen, aber die fehlende Durchsetzung und die zu hohe Obergrenze für den Preis machen diese Maßnahme nicht besonders effektiv”, erläutert Isaac Levi, Analyst bei Crea. Hätte der Ölpreisdeckel bei dreißig US-Dollar gelegen, wie von einigen westlichen Staaten gefordert, wären die Erlöse etwa im Juli 2024 um gut 26 Prozent niedriger ausgefallen, so der Wissenschaftler.

    Mehrere Entwicklungen bieten Anlass zur Sorge, dass der Handel mit Öl Russlands Kriegsbudget weiter füllen wird: Russland weitet die Exporte mit seiner Schattenflotte aus, mehr als sechzig Prozent der Rohöls, die per Schiff ausgeführt werden, gelangen inzwischen mit der Schattenflotte zu den Abnehmern, die auch eine immer größere Umweltgefahr darstellen. Die Intransparenz dürfte es noch schwieriger machen, die Einnahmen daraus zu ermitteln.

    Eine weitere Maßnahme, mit der Moskau das Budget stabilisiert, sind Steuern auf die Förderung von verschiedenen Bodenschätzen. Damit macht sich der Staat unabhängiger vom Verkaufspreis und schöpft das Geld sozusagen an der Förderquelle ab. Schließlich spielt Indien als Abnehmer eine wachsende Rolle. Während die Nachfrage aus China im Sommer sank, nahm Indien mehr russisches Öl ab. Inzwischen importiert das Land mehr als 40 Prozent des Öl-Bedarfs aus Russland. Zudem verhandelt Neu-Delhi nun einen langfristigen Öl-Import-Vertrag mit Russland. Für die Jahre 2025 und 2026 gehen die russischen Haushaltsplaner von durchschnittlich 70,1 und 70,0 US-Dollar pro Barrel aus. vf

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    COP29: Wie Aserbaidschan mit Einreiseverboten Druck auf den Europarat ausübt

    Aserbaidschan, der Gastgeber der im November stattfindenden 29. Weltklimakonferenz (COP29), hat Einreiseverbote gegen 76 Abgeordnete der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (Pace) verhängt, auch vier Bundestagsabgeordnete sind darunter: Frank Schwabe und Heike Engelhardt von der SPD, Max Lucks von den Grünen sowie Andrej Hunko vom BSW.

    Die Abgeordneten hatten im Januar für eine Resolution gestimmt, die Aserbaidschan Menschenrechtsverletzungen vorwirft, mit der Folge, dass das Mandat der aserbaidschanischen Delegation bei Pace nicht verlängert wurde. “Es bestehen nach wie vor sehr ernste Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit Aserbaidschans, freie und faire Wahlen abzuhalten, der Gewaltenteilung, der Schwäche der Legislative gegenüber der Exekutive, der Unabhängigkeit der Justiz und der Achtung der Menschenrechte“, heißt es in der Resolution von Anfang des Jahres.

    Auch Aserbaidschans Militäroperation im September 2023, die zur Flucht fast aller der 120.000 armenischen Bewohner Berg-Karabachs nach Armenien führte, und die damit verbundene Blockade des Latschin-Korridors spielte eine Rolle.

    Laut Ayhan Hajizade, Pressesprecher des aserbaidschanischen Außenministeriums, solle das Einreiseverbot bestehen bleiben, bis das Mandat wiederhergestellt sei, berichtete die aserbaidschanische Plattform “News“. Schon vor den Einreiseverboten gab es Kritik daran, dass die diesjährige COP in Aserbaidschan stattfindet. Das Gastgeberland gehe mit schlechter Klimapolitik voran, hieß es. Zudem solle Baku im Vorfeld der Konferenz “systematisch Aktivisten und Journalisten wegsperren“. asc

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    KAS-Experte Algermißen: “Europa sollte Zentralasien nicht Russland und China überlassen”

    Bundeskanzler Olaf Scholz kommt am heutigen Dienstag in Astana mit den Präsidenten Tadschikistans, Turkmenistans und Kirgistans zusammen. Am letzten Tag seiner Zentralasien-Reise soll auf dem 5+1-Gipfel der zentralasiatischen Staaten, an dem auch die Staatsoberhäupter Kasachstans und Usbekistans, teilnehmen, die vor einem Jahr vereinbarte strategische Partnerschaft Deutschlands in den Bereichen Wirtschaft und Energie, Klima und Umwelt vertieft werden. Das sogenannte 5-plus-1-Format hatte im vergangenen Jahr in Berlin seinen Ursprung.

    Am Wochenende hatte Scholz bereits in Usbekistan ein Migrationsabkommen mit dem zentralasiatischen Land abgeschlossen, das auch Abschiebungen in Deutschland lebender Afghanen in das usbekische Nachbarland erleichtern solle. Es ist das sechste Abkommen dieser Art, das die Ampel geschlossen hat, unter anderem gibt es sie mit Indien, Georgien, Marokko und Kenia – auch mit Kirgistan und Kolumbien laufen Gespräche.  

    KAS-Experte Algermißen: Brücke zwischen Europa und Asien stärken

    Der Zentralasien-Experte der Konrad-Adenauer-Stiftung, André Algermißen, drängt auf eine engere sicherheitspolitische Kooperation Deutschlandsd mit Usbekistan und Kasachstan. Am Rande des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in Samarkand und Astana sagte er zu Table.Briefings: “Neben dem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen wird es entscheidend sein, die sicherheitspolitische Zusammenarbeit zu intensivieren.”

    Deutschland müsse “stärker als bisher erkennen, dass Zentralasien als Brücke zwischen Europa und Asien eine geopolitisch relevante Region ist”, so Algermißen, der bei der KAS seit Februar das Regionalprogramm Zentralasien leitet. “Gemeinsame Herausforderungen, beispielsweise beim Kampf gegen Terrorismus und Extremismus, bieten eine langfristige Zusammenarbeit an.” mrb

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    Schutz kritischer Infrastruktur: PKGr-Mitglied Henrichmann warnt vor Angriffen auf “Lebensadern”

    Das Bundeskabinett befasst sich erst am 25. September mit dem Gesetz zum physischen Schutz kritischer Infrastrukturen – erneut eine Woche später als erwartet. Die CDU kritisiert, dass die Ampel im Kritis-Dachgesetz “ihre Partikularinteressen über den Schutz kritischer Infrastruktur” stelle, so Innenpolitiker Marc Henrichmann zu Table.Briefings. Die Verschiebung der Abstimmung über den Gesetzentwurf gefährde nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch das “Vertrauen der Bürger in die Handlungsfähigkeit dieses Staates.”

    Mit dem Kritis-Dachgesetz, das die EU CER-Richtlinie in nationales Recht umsetzen soll,  müssen etwa 3.000 Unternehmen dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ihre Pläne darlegen, wie sie etwa Anlagen vor unerlaubtem Zugriff schützen oder ein rasches Wiederhochfahren kritischer und anderer Infrastruktur im Notfall erreichen wollen.

    Zur kritischen Infrastruktur im Sinne des Gesetzes zählen elf Sektoren: Energie, Transport und Verkehr, Finanz- und Versicherungswesen, öffentliche Verwaltung, Gesundheit, Ernährung, Trinkwasser, Abwasser, Siedlungsabfallentsorgung, Informationstechnik, Telekommunikation und Weltraum. 

    Henrichmann: “Mehr Feinde attackieren unsere sensiblen Lebensadern”

    Henrichmann warnt, dass jeden Tag “mehr Feinde unsere sensiblen Lebensadern attackieren”. Er ist Mitglied im Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) und wird dementsprechend regelmäßig von den Nachrichtendiensten über Angriffe auf kritische Infrastrukturanlagen unterrichtet.

    Nicht nur durch das Kritis-Dachgesetz, sondern auch durch das NIS2-Umsetzungsgesetz, das den digitalen Schutz kritischer Infrastrukturen verbessern soll, werden Betreiber sogenannter Kritischer Infrastruktur künftig zu deutlich mehr verpflichtet. Sie müssen Resilienzpläne vorlegen, also Pläne, wie sie ihre Anlagen auch im Krisenfall in Betrieb halten. Gleichzeitig sollen sie dabei auch spezifische Mindeststandards und vorgegebene Meldewege einhalten. Das gilt künftig auch für neue Branchen, wie etwa Rüstungsgüterhersteller und relevante Raumfahrtunternehmen. Welche Mehrkosten durch das Kritis-Dachgesetz auf die Wirtschaft zukommen, ist bislang nicht berechnet.

    Beide Vorhaben wurden vom Bundesinnenministerium Mitte Juli auf den Weg gebracht. Das Kritis-Dachgesetz sollte laut EU eigentlich im Oktober 2024 in Kraft treten. Wenn EU-Fristen nicht eingehalten werden, können hohe Strafzahlungen drohen. wp

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    Scheidender MSC-Vorsitzender will Öffnung für globalen Süden festzurren

    Christoph Heusgen hatte den MSC-Vorsitz erst 2022 von Wolfgang Ischinger übernommen. 

    Der scheidende Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, will in dem letzten Treffen unter seiner Leitung im Februar 2025 die Öffnung zum globalen Süden festzurren. In München müsse sich ein globaler Ansatz zur Lösung der weltweiten Krisen widerspiegeln, sagte der frühere Botschafter am Montag im Deutschlandfunk. “Die transatlantische Allianz allein, so wichtig sie ist, kann das glaube ich nicht lösen.”

    Heusgen reagierte damit indirekt auf die Berichte über seine bevorstehende Ablösung als Vorsitzender der inzwischen international gebrandeten “Munich Security Conference” (MSC) und die Berufung des ausscheidenden Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg auf seinen Posten. Im Berliner “Tagesspiegel” wurde er an dieser Stelle noch etwas deutlicher: “Ich hoffe sehr, dass mein Nachfolger die globale Ausrichtung der Konferenz wahrt und auch den hohen Anteil von Frauen unter den Teilnehmern und auf den Podien beibehält.”

    Offiziell bestätigt ist der Wechsel an der Spitze der Konferenz bislang nicht. Auch Heusgen selbst wollte sich bislang dazu nicht direkt äußern. Nach Informationen von Table.Briefings hatte der Stiftungsrat bereits in der vergangenen Woche im Umlaufverfahren beschlossen, Stoltenberg als neuen Vorsitzenden zu berufen. Die Entscheidung soll bei einer Präsenz-Sitzung am 25. September bestätigt werden. tw

    • Münchner Sicherheitskonferenz

    Must-Reads

    Neue Zürcher Zeitung: Russland demonstriert mit einem Grossmanöver seine Präsenz auf den Weltmeeren. Mit dem Manöver “Ozean 2024″ will Russland seine Vormachtstellung in Ostsee, Kaspischen Meer, Nördlichen Eismeer, Pazifik und Mittelmeer unter Beweis stellen. Dabei soll es Putin weniger um Europa als vielmehr um die Arktis und Ostasien gehen und nicht allein um Machtdemonstration und Propagandazwecke, sondern darum, sich bei allen mit den USA Unzufriedenen als Garant einer neuen, multipolaren Ordnung anzubieten.

    Stiftung Wissenschaft und Politik: Europa und das Ende der Pax Americana. “Die transatlantischen Beziehungen benötigen unabhängig vom Ausgang der US-Wahlen eine neue Grundlage”, plädiert Amerika-Forscher Marco Overhaus. Seine Kernidee: Europa brauche autonomere und diversifi­ziertere Verteidigungs- und Abschreckungsstrategien und müsse innerhalb der Nato geschlossener auftreten.

    Le monde diplomatique: Kooperation auf Eis – Die Arktis und der Ukrainekrieg. Russlands Angriffskrieg behindert die Verwaltung der gesamten Polarregion. “Das beeinträchtigt nicht nur die politische Stabilität, sondern auch die Erforschung klimatischer Entwicklungen”, heißt es in diesem Text. Doch trotz des Krieges beschlossen die acht Mitgliedstaaten des Arktischen Rats, inklusive Russland, gemeinsam am Schutz der Region zu arbeiten.

    Konrad-Adenauer-Stftung: Wo steht Japan vor Ende der Kishida-Regierung? Nächsten Sommer stehen in Japan Neuwahlen an, der sicherheitspolitische Kurs soll aber in jedem Fall konstant bleiben. Bis 2027 sollen die Verteidigungsausgaben von 1,2 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Zudem reformierte Tokio 2022 seine nationale Sicherheits- und Verteidigungsstrategie und den Aufbauplan für die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Diese sollen künftig Raketenangriffe nicht nur abwehren dürfen, sondern auch Gegenschläge ausführen.

    Heads

    David Matei – TikToker bei der Bundeswehr

    David Matei ist Jugendoffizier bei der Bundeswehr und erklärt auf Social Media Außen- und Sicherheitspolitik.

    Als die Nato ihn nach Washington ins Weiße Haus einlud, muss Hauptmann David Matei gewusst haben, das war’s, das war der Durchbruch in seiner Karriere als Content Creator in den sozialen Medien. Der 31-jährige gebürtige Nürnberger veröffentlicht seit 2022 unter dem Social-Media-Handle “Sicherheitspolitik” auf TikTok (155.000 Follower) und Instagram (25.000 Follower) kurze Videos, in denen er auf unterhaltsame Weise Sicherheits- und Außenpolitik erklärt. “Ich wollte den Raum nicht Fake News und Desinformation von extremen, ideologischen oder demokratiefeindlichen Gruppierungen überlassen”, sagt Matei.

    Sicherheitspolitik erklären, mit jungen Menschen debattieren – das macht Matei auch im “realen” Leben als Jugendoffizier an Schulen im Stuttgarter Raum leidenschaftlich. Rund hundert Schulklassen besucht er im Jahr, ab der 9. Klasse aufwärts.

    Bei vielen der Schülerinnen und Schülern ist Matei als “Influencer” von Social Media bereits bekannt. Obwohl er den Begriff “Influencer” nicht mag, wie er schnell klarstellt. “Es klingt zu sehr nach Propaganda, außerdem will ich nicht in eine Richtung beeinflussen, sondern möglichst zwei Seiten darstellen. Auf welche Seite sich die Schülerinnen und Schüler stellen – ihre Sache”, sagt er.

    Ihn überrasche immer wieder, wie aufgeschlossen junge Menschen auf die Bundeswehr reagierten, aber auch, wie sehr der Wissensstand auseinanderklaffe. Von der Frage, was die Wehrpflicht überhaupt sei bis zu Detailfragen zur Gleichberechtigung im Grundgesetz käme querbeet alles, sagt er. Genervt ist er allerdings vom Vorwurf, Werbung zu machen für die Bundeswehr. “Daran habe ich gar kein Interesse”, sagt er, dafür gebe es klare Regeln.

    Anfangs sei er wenig begeistert gewesen, das Amt übertragen bekommen zu haben, er sei “zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen” und zufällig “abkommandiert” worden, weil es halt jemand machen musste, erzählt er. Widerwillig fand Matei nach kindlicher Begeisterung fürs Militär – die ihm als Teenager völlig abhandengekommen sei – überhaupt zur Bundeswehr. Er log sogar das Kreiswehrersatzamt an, um nicht zum Wehrdienst eingezogen zu werden. Halb so schlimm – war die Wehrpflicht doch just zu der Zeit ausgesetzt worden.

    “Erst als alle um mich herum im Abijahrgang wussten, was sie machen wollten, und ich nicht, habe ich mich an einen Flyer der Bundeswehr zurückerinnert. Und ging dann doch zur Bundeswehr. Es war eine gute Gelegenheit, Geld zu verdienen”, sagt Matei. Auf acht Monate freiwilligen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern folgte eine Verpflichtung auf zwei, später auf 14 Jahre. Bereut hat er das nicht. “Wegen des Geldes und des Abenteuers bin ich gekommen, aber wegen der Sache geblieben.” Er studierte Journalismus und Wirtschaft, machte in Rumänien einen Master, und später noch einen in Theologie im Fernstudium.

    Und wie kam es zur Einladung ins Weiße Haus? “Das Social-Media-Team der Nato hatte Influencer und Content-Creator im Juli eingeladen, um Inhalte zum Nato-Gipfel zu kreieren – und so das Narrativ des Verteidigungsbündnisses in den digitalen Raum zu tragen”, erklärt Matei. Eine einmalige Gelegenheit mit Strahlwirkung – wenig später klopfte die Luftwaffe an, ob er nicht mit nach Alaska und Indien fliegen wolle, um die Übung “Pacific Skies” auf Social Media zu begleiten?

    Matei flog mit, drehte Videos, und fand sich zeitweise in der Rolle eines Reporters wieder, eine Rolle, in die er erst hineinwachsen musste. “Eigentlich bin ich ja schüchtern”, sagt er halbernst. In der Bundeswehr wird sein Engagement positiv aufgefasst. Im Ministerium wisse man oft nicht so recht, was anfangen mit so einem Sonderling. Als es darum ging, dass jemand vom Heer bei der Luftwaffe mitreisen sollte, sei das erst einmal erklärungsbedürftig gewesen. Wenn seine Zeit bei der Bundeswehr nächstes Jahr zu Ende geht, will er Content-Creator bleiben. Und dann endlich Geld damit verdienen. Lisa-Martina Klein

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    Security.Table Redaktion

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