Table.Briefing: Security

Macron wirbt für mehr militärische Integration in EU + Russland-Sondertribunal mangelt es an Legitimation

Liebe Leserin, lieber Leser,

es war eine ereignisreiche Woche für die europäische Verteidigungspolitik – und sie ist noch nicht zu Ende.

Rishi Sunak und Olaf Scholz haben eine engere Zusammenarbeit bei Rüstungsprojekten vereinbart. Der französische Präsident Emmanuel Macron machte in seiner Sorbonne Rede 2.0 Vorschläge zur militärischen Integration Europas, wie Gabriel Bub berichtet. Heute fliegt Verteidigungsminister Boris Pistorius zu seinem französischen Amtskollegen nach Paris, um ebenfalls über gemeinsame Rüstungsprojekte zu sprechen. Namentlich: Das Main Ground Combat System (MGCS).

Ein Antrieb dieser neuen europäischen Verteidigungsambitionen könnte in den USA liegen und Donald Trump heißen.

Viktor Funk hat sich währenddessen intensiv mit der Verfolgung von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine befasst und erklärt, warum die bislang weitgehend ungeahndet bleiben. Die Gründe sind vielschichtig, aber eine Erkenntnis ist auch: Der Westen ist nicht ganz unschuldig.

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Wilhelmine Preußen
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Analyse

Macron will militärische Integration in Europa vertiefen

Emmanuel Macron bei seiner zweiten Sorbonne-Rede.

Damit diese Botschaft auch bei Bundeskanzler Olaf Scholz und in Deutschland ankommt, zeigte der Elysée Emmanuel Macrons Sorbonne-Rede live auch auf Deutsch. “Die deutsch-französischen Referenzen waren fast wie ein roter Faden”, sagt Jacob Ross, Frankreichexperte von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Scholz, den Macron auch lobend erwähnte, reagierte positiv nach dem fast zweistündigen Auftritt Macrons auf X: “Deine Rede enthält gute Impulse.” 

“Man muss sich klar sein, dass unser Europa sterben kann”, sagte Macron. “Der Fakt, dass der Krieg zurück ist und von einer Macht mit Atomwaffe geführt wird, hat die Spielregeln verändert.” Dagegen könne nur ein geeintes Europa wirken – das er in Abgrenzung zu den USA definierte. 

In seiner Rede ging er auf folgende Themen ausdrücklich ein: 

Rüstungsindustrie 

Für Macron ist die europäische Aufrüstung auch eine Chance. “Es gibt keine Verteidigung ohne Verteidigungsindustrie.” Eine europäische Rüstungsindustrie-Strategie müsse helfen, schneller und mehr in Europa zu produzieren. “Für uns, die wir eine starke Verteidigungsindustrie haben, ist das eine großartige Gelegenheit.” Paris sieht es eher kritisch, dass Deutschland die Zeitenwende vor allem transatlantisch versteht: F-35-Kampfjets aus den USA kauft, die European Sky Shield Initiative (Essi) mit dem Arrow-System aus Israel bestückt oder Patriot-Flugabwehr aus den USA.  

Macron sagte am Donnerstag dazu: “Wir brauchen eine europäische Priorisierung bei der Beschaffung von Militärgütern.” Von der europäischen Friedensfazilität seien drei Viertel der Mittel genutzt worden, um außereuropäisch zu kaufen und die Europäische Investitionsbank (EIB) solle die Rüstungsindustrie stärker unterstützen. Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hatte sich dafür eingesetzt.

Geopolitik 

Macron will Partnerschaften in der ganzen Welt ausweiten, was bedeute, “ein Europa zu bauen, das in der Lage ist, zu zeigen, dass es nie der Vasall der Vereinigten Staaten von Amerika ist und das mit allen Regionen der Welt sprechen kann”. Das solle nicht nur über wirtschaftliche Abkommen funktionieren, sondern mit “richtigen Strategien, ausgeglichener und beidseitiger Partnerschaft”. “Wir wollen zeigen, dass wir eine ausgleichende Kraft sind, die die bipolare Konfrontation, in der sich zu viele Kontinente finden, ablehnen”, so Macron.  

Man müsse sich deshalb auch unabhängig von den USA machen. “Die USA haben zwei Prioritäten”, sagte Macron. “Die USA zuerst und dann die chinesische Frage. Die europäische Frage hat für sie keine geopolitische Priorität.” 

Zum ersten Mal hatte Macron bei seinem Besuch in China April 2023 Unmut aus Deutschland auf sich gezogen, weil er sehr deutlich Unabhängigkeit von den USA gefordert hatte. Anfang Mai empfängt er den chinesischen Präsidenten Xi Jinping – zwei Wochen nach Scholz’ Besuch in Peking.

Luftverteidigung 

“Brauchen wir einen Raketenschutzschirm?” – “Vielleicht”, sagte Macron. Aber man müsse daran arbeiten, russische Raketen abwehren zu können und man brauche eine “glaubhafte europäische Abschreckung”. Deshalb wolle er in den kommenden Monaten alle europäischen Partner “einladen”, eine “europäische Initiative zu bilden, die zunächst ein strategisches Konzept sein soll” und aus der Kapazitäten für Raketenabwehr und Angriffskapazitäten geschaffen werden sollen. “Frankreich wird da seine Rolle einnehmen.” 

Die europäische Luftverteidigung war, seit Scholz die European Sky Shield Initiative (Essi) 2022 initiiert hat, Streitthema zwischen Deutschland und Frankreich. Die Franzosen hätten gerne das französisch-italienische Samp/T-System verkauft, Deutschland setzt lieber auf Patriot-Flugabwehrsysteme der USA.

Nukleare Abschreckung 

“Die nukleare Abschreckung ist Herzstück der französischen Verteidigung”, sagte Macron. “Sie ist also ein unverzichtbares Element der Verteidigung des europäischen Kontinents.” Dank dieser Waffen könne Frankreich die Sicherheitsgarantien bieten, die “unsere Partner erwarten”. Frankreich versucht immer wieder den Dialog über seine Atomwaffen in Europa zu beginnen. Das bekommt Auftrieb, seit die Sorge wächst, ein wiedergewählter US-Präsident Donald Trump könne Europa den nuklearen Schutzschirm verweigern. 2020 hatte Macron schon versucht, einen “strategischen Dialog” über Nuklearwaffen mit europäischen Partnern anzustoßen.  

Europäische militärische Integration 

Macron will eine tiefere europäische militärische Integration. Eine europäische Militärakademie solle helfen, eine gemeinsame Kultur zu schaffen. Macron hatte mit seiner ersten Sorbonne-Rede 2017 die Europäische Interventionsinitiative initiiert. Gestern bekräftigte er seine Unterstützung für die Pläne einer neuen europäischen Eingreiftruppe, die bis 2025 eine schnell verlegbare Truppe in Brigadegröße vorsehen.

“Ich habe große Zweifel, dass die Bundesregierung aktuell sonderlich erpicht ist, konkret darüber zu reden, wie man so eine Eingreiftruppe aufstellen kann”, sagt Jacob Ross von der DGAP. Mit der Litauen-Brigade habe Deutschland genug Ausgaben. Die französische Initiative sei aus der Sorge geboren, dass man sonst nicht mehr schnell in der Sahel-Region eingreifen könne, wenn nötig. “Weil die Amerikaner werden es im Zweifel nicht tun”, sagt Ross. 

  • European Sky Shield Initiative
  • Frankreich
  • Macron
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Warum dem Sondertribunal gegen Russland die Legitimation fehlt

Im ukrainischen Isjum entdeckten die Behörden nach der Vertreibung der russischen Besatzer zahlreiche Massengräber. Unter den mehr als 260 ermordeten Zivilisten waren auch zwei Kinder.

So offensichtlich die Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine sind, so schwierig ist ihre juristische Aufarbeitung. Mehr als zwei Jahre nach der Vollinvasion gibt es in der Ukraine bisher nur Verfahren gegen gefangene russische Soldaten. Strafprozesse gegen die Hauptverantwortlichen für die Verbrechen sind aktuell nicht vorstellbar.

Am schwierigsten umzusetzen wäre eine Anklage der Verantwortlichen in Moskau wegen Verbrechen der Aggression. Losgelöst von der Frage, ob Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergej Schoigu verhaftet und angeklagt werden könnten, gibt es derzeit kein internationales Gericht, das dazu befugt wäre.

Aus diesem Grund wird im Westen über ein Sondertribunal diskutiert, das eine gewaltige Hürde zu nehmen hätte. Bisher fehlt für ein Sondertribunal zum russischen Krieg gegen die Ukraine eine internationale Legitimation. Das Bild der Vertreterinnen und Vertreter von 44 Staaten in Den Haag vom Anfang April, die gemeinsam die Wiederherstellung von Gerechtigkeit für die Ukraine gefordert haben, täuscht. Kein afrikanischer Staat war dabei. Und auch kein südamerikanischer.

Verbrechen der Aggression bisher nicht anklagbar

“In der Tat geht die Initiative für ein Sondertribunal bislang primär von Staaten des Globalen Nordens aus”, sagt Isabelle Hassfurther, Spezialistin am ECCHR für Völkerrecht. Der Grund für die Zurückhaltung des Globalen Südens sei verständlich, viele Staaten “hatten sich nämlich ursprünglich für eine umfassende Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofes über das Verbrechen der Aggression eingesetzt, als die Vorschriften verhandelt wurden”. Vorwiegend westliche Staaten hätten das verhindert – darunter Frankreich, Großbritannien und die USA.     

Nun soll also ein Sondertribunal lösen, was der Internationale Strafgerichtshof (IStGH/im Englischen ICC) im konkreten Fall nicht bewältigen kann. Und zwar nicht nur, weil weder Russland noch die Ukraine das Römische Statut unterzeichnet haben, mit dem sie das Gericht anerkennen würden. Das IStGH kann im Falle des russischen Krieges derzeit nur wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermitteln.

Hier hat das Gericht vier Haftbefehle ausgestellt: gegen Putin, gegen die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa, die für die Deportation von Kindern aus den besetzten ukrainischen Gebieten verantwortlich sein soll, gegen Generalleutnant Sergej Kobylasch, Befehlshaber der strategischen Bomberflotte, sowie Viktor Sokolov, Admiral und bis Mitte Februar Befehlshaber der Schwarzmeerflotte.    

Insgesamt sind in die juristische Aufarbeitung des Krieges heute involviert:

  • der Internationale Strafgerichtshof (IStGH)
  • der Internationale Gerichtshof
  • ukrainische Gerichte
  • gemeinsame Ermittlungsgruppen, unter anderem unterstützt von Eurojust und Europol
  • Berater etwa von der Atrocity Crimes Advisory Group (ACA)
  • Ukrainische Nichtregierungsorganisationen, die Beweise sammeln

123.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen bisher identifiziert

Die Ermittler in der Ukraine stehen vor einem anderen Problem: der schieren Masse der Verbrechen. Mehr als 123.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen sind seit dem 24. Februar 2024 erfasst worden, berichtete der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin Anfang März. Angeklagt wurden bisher 357 und verurteilt 81 Personen.

Wie geht man mit so vielen Fällen um, die, wie Kostin selbst sagt, “Jahrzehnte an Aufarbeitung” benötigen werden? Neun regionale Abteilungen für Kriegsverbrechen sollen in der Ukraine die Arbeit schultern. Hinzu kommen Sonderermittlungsgruppen zu sexuellen Verbrechen im Krieg, Entführung von Kindern und Umweltschäden im Zusammenhang mit dem Krieg.

Eine weitere Herausforderung ist der Verlauf des Krieges. Hohe Verluste und Änderungen der Taktik führen dazu, dass russische Einheiten neu zusammengestellt, verlegt oder aufgelöst werden. Deren Spur zu verfolgen, einzelne Verantwortliche zu identifizieren – das ist eine Mammutaufgabe.

17 Armeeeinheiten in die Zerstörung von Mariupol involviert

Wie aufwendig die Recherchen dazu sind, zeigten Human Rights Watch, die ukrainische NGO Truth Hounds sowie SITU Research vor kurzem mit dem Bericht über die Besetzung und Zerstörung von Mariupol. Das Ergebnis ihrer monatelangen Analyse: 17 Einheiten der russischen Armee sowie zehn hochrangige russische Befehlshaber, inklusive Putin, wurden als Verantwortliche für die Verbrechen identifiziert.

Zu weiteren internationalen Helfern gehört die Atrocity Crimes Advisory Group (ACA). Das sind Juristinnen und Juristen aus verschiedenen westlichen Staaten, die zu Kriegsverbrechen forschen oder als Staatsanwälte damit befasst waren. Unter ihnen ist auch Klaus Hoffmann. “Wir ermitteln nicht selbst, wir sprechen nicht mit Zeugen, wir beraten die ukrainischen Kollegen”, erläutert Hoffmann, der sich regelmäßig für längere Perioden in der Ukraine aufhält. Normalerweise befasst er sich in Freiburg mit Organisierter Kriminalität. Doch aufgrund seiner Erfahrung am Jugoslawien-Tribunal 2005 bis 2010 wurde er als Berater für die Ukraine angefragt und arbeitet in der ACA im Team der Georgetown Universität.  

“Es kann sein, dass hier neues Recht geschrieben wird”, sagt Hoffmann. Es stellten sich viele neue Fragen, etwa, wie man mit Menschen umgeht, die lange unter Besatzung gelebt und dort vielleicht eine Rolle in der Administration ausgeübt hätten. Oder ob Kinder und Jugendliche, die im Donbass seit 2014 aufgewachsen und eine Schulbildung unter russischem Einfluss durchlaufen hätten und heute in der russischen Armee dienten, Opfer oder Täter seien.

Systematische Deportation und Umerziehung von Kindern

Im Vergleich zu seiner Arbeit am Jugoslawien-Tribunal sei es in der Ukraine zum Teil deutlich einfacher, Verbrechen zu beweisen, weil “die Nachweise in Fülle vorhanden sind. Jeder hat ein Handy, überall gibt es Überwachungskameras”. Zugleich sei aber auch die Fülle dieser Daten eine Belastung, weil es so viele sind.

Viele Verbrechen ähnelten sich: Folter, sexueller Missbrauch von Inhaftierten und Frauen, Einsatz von Häftlingen, willkürliche Verhaftungen und Tötungen von Zivilisten – das kenne er auch aus Bosnien-Herzegowina. Zugleich betont er auch die Unterschiede, wie die systematische Deportation ukrainischer Kinder aus den besetzten Gebieten, deren russische Adoption sowie die seit 2014 andauernde, umfassende Umerziehung und Militarisierung der ukrainischen Kinder und Jugendlichen in den besetzten Gebieten.

In der europäischen Öffentlichkeit wird vor allem aber das Sondertribunal diskutiert, wenn es um russische Kriegsverbrechen geht. Für die Völkerrechtlerin Isabelle Hassfurther lässt sich das Legitimitätsproblem eines solchen Tribunals nur lösen, wenn auch das Römische Statut reformiert werde. Die Gelegenheit dazu “bietet sich bereits 2025, wenn der Rechtsrahmen zur Verfolgung des Aggressionsverbrechens von den Mitgliedsstaaten überprüft werden wird”, sagt die Wissenschaftlerin. Konkrete Schritte zu einer Reform gebe es bisher aber nicht. Eine Änderung des Statuts sei aber nötig. “Nur so können Doppelstandards langfristig vermieden werden, die das Völkerstrafrecht nachhaltig delegitimieren.”

  • IGH
  • Internationaler Strafgerichtshof
  • Russland
  • Ukraine
  • Ukraine-Krieg
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News

Pistorius leitet neue Phase für MGCS ein

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius unterschreibt am heutigen Freitag bei seinem französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu ein Memorandum of Understanding, das die Arbeitsteilung beim deutsch-französischen Kampfpanzerprojekt Main Ground Combat System (MGCS) regeln soll.

Der FAZ sagten die Minister im Doppelinterview, dass der detaillierte Vertrag Anfang 2025 fertiggestellt werden solle. Die an der Entwicklung des Kampfsystems beteiligten Unternehmen Rheinmetall und die Holding KNDS, die aus dem französischen Nexter und dem deutschen Panzerbauer KMW entstanden ist, hatten besonders darum gerungen, den Turm und die Kanone des Panzers entwickeln zu dürfen. Der Druck aus der Politik soll geholfen haben, die rechtliche Grundlage für die Phase 1A unterschriftsreif zu machen.

Pistorius hatte die Einigung beim Besuch seines französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu in Berlin im März als “historisch” bezeichnet. Das System soll in den 2040er Jahren in den Einsatz gehen können und auf deutscher Seite die Leopard-Panzer, auf französischer die Leclerc-Panzer ersetzen. bub

  • MGCS
  • Rüstung

Preisschild für die Brigade in Litauen: Zehn Milliarden Euro zu Beginn, knappe Milliarde jährlich

Die dauerhafte Stationierung einer Kampfbrigade der Bundeswehr in Litauen wird den Verteidigungshaushalt zum Start rund zehn Milliarden Euro kosten und dauerhaft jährlich eine weitere knappe Milliarde Euro erfordern. Das Verteidigungsministerium versah in dieser Woche die von Verteidigungsminister Boris Pistorius zugesagte Entsendung von rund 4.800 Soldatinnen und Soldaten und 200 zivilen Mitarbeitern in das baltische Land erstmals mit einem Preisschild. Der größte Teil des Geldes ist für Investitionen in Waffensysteme und Großgerät der Truppe erforderlich.

Die vom Abteilungsleiter Planung des Ministeriums, Generalleutnant Gert Nultsch, zunächst im Verteidigungsausschuss des Bundestages genannten Kostenschätzungen wurden inzwischen vom Ressort auch offiziell bestätigt. Dabei ist eingerechnet, dass die militärische und auch ein Großteil der zivilen Infrastruktur für die Soldaten und ihre mit umziehenden Familien von Litauen getragen werden. Allerdings verwies das Ministerium auch darauf, dass Deutschland der Nato ohnehin die Aufstellung einer weiteren Kampfbrigade bis 2032 zugesagt habe und dafür ohnehin Mittel nötig wären. Diese Ausgaben würden für die Brigade in Litauen nun eher fällig.

Pistorius hatte im vergangenen Jahr in Litauen die dauerhafte Stationierung der Brigade zugesagt, nachdem zuvor nur rotierende Einsätze von in Deutschland stationierten Truppenteilen geplant waren. Die neue Panzerbrigade 45 soll zwar im Kern aus dem Panzerbataillon 203 aus Augustdorf und dem Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach gestellt werden, die ins Baltikum verlegt werden und so eine Abschreckung gegen einen möglichen russischen Angriff unterstützen sollen. Die anderen Teile der Brigade, unter anderem ein Artillerie- und ein Versorgungsbataillon, müssen aber bis zum Beginn der Einsatzbereitschaft 2007 neu aufgestellt und auch mit Waffen und Gerät ausgestattet werden. tw

  • Boris Pistorius
  • Bundeswehr
  • Litauen
  • Nato
  • Panzerbrigade 45

Israel könnte Zeitfenster nach Angriff aus Iran für Rafah-Offensive nutzen

Israel bereitet nun wohl konkret eine groß angelegte Offensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen vor – allerdings laut amerikanischen Medienberichten in einem schrittweisen Vorgehen, um die Zahl der zivilen Opfer zu begrenzen. Die Operation dürfte dennoch Kritik an Israel auslösen: Mehr als anderthalb Millionen Einwohner Gazas haben in der Stadt Schutz vor Angriffen gesucht. Laut Israel soll die Zivilbevölkerung in “Schutzzonen” evakuiert werden, beispielsweise in das Al-Mawasi-Lager. Dort sind nach UN-Angaben bereits mehr als 400.000 Menschen registriert.

Der genaue Zeitplan für die Operation ist unklar. Israelischen Medienberichten zufolge wolle Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahus Kriegskabinett in den kommenden zwei Wochen zusammentreten, um die Evakuierung der Zivilbevölkerung zu planen, die etwa einen Monat dauern soll. Die Kämpfe könnten bis zu sechs Wochen dauern.

In den vergangenen Monaten hatten sowohl die USA, Deutschland als auch andere internationale Verbündete Israels wiederholt vor den verheerenden Konsequenzen einer Bodenoffensive gewarnt und den Druck auf Netanjahu erhöht. Bis zum Luftangriff Irans auf Israel vor zwei Wochen war das Land international zunehmend isoliert. Nachdem das Regime in Teheran Israel vor fast zwei Wochen mit mehr als 300 Drohnen und Raketen angegriffen hatte, stand die Solidarität mit Israel wieder im Mittelpunkt.

Deutschland nimmt Zahlungen an UNWRA in Gaza wieder auf

Der iranische Angriff sei eine Gelegenheit gewesen, um “das Verständnis der internationalen Gemeinschaft wiederzubekommen”, erläutert Eran Lerman, früherer außenpolitischer Berater im Büro des israelischen Ministerpräsidenten und gegenwärtig Vize-Präsident des Jerusalem Institute for Strategy and Security mit Blick auf Rafah.

Und auch Peter Lintl, Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik sieht einen “gewissen zeitlichen Zusammenhang” zwischen dem iranischen Großangriff und den Planungen der Rafah-Offensive. Zugleich betont er, dass Israels Stellung in der Welt derzeit “so schlecht wie noch nie” sei.

Die internationalen Partner befinden sich immer wieder in einem schwierigen Balanceakt zwischen Solidarität mit dem von der Terrororganisation Hamas angegriffenen Israel und Aufrufen zur Mäßigung mit Blick auf die humanitäre Situation im Gazastreifen. Das zeigt sich auch bei der Entscheidung der Bundesregierung, die Zusammenarbeit mit dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA im Gazastreifen wieder aufzunehmen. Israel kritisiert diesen Schritt und verweist auf Hunderte UNRWA-Beschäftigte, die auch Hamas-Angehörige seien. UNRWA sei im Gazastreifen allerdings lebenswichtig und nicht zu ersetzen, hieß es dazu aus dem Auswärtigen Amt. wp

  • Israel

Rüstungsmittelstand beklagt “Zaghaftigkeit” bei Zeitenwende

Gut zwei Jahre nach der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen sicherheitspolitischen Zeitenwende ist die stark mittelständisch geprägte deutsche Verteidigungsindustrie ernüchtert von den Fortschritten für die Branche. Manfred Gothe, Leiter des Berliner Büros von Diehl Defence, bezeichnete es als “Manko”, dass es der Bundesregierung an einer “Vision” fehle, wie andere Staaten diese für ihren Sicherheitssektor entwickelt hätten.

Auch ein Sprecher des Panzerfaustherstellers Dynamit Nobel Defence monierte gegenüber Table.Briefings eine “gewisse Zaghaftigkeit” seitens des Verteidigungsministeriums, was die Umsetzung politischer Vorgaben in konkrete Beschaffungsvorhaben anbelange.

“Für uns gibt es die Zeitenwende spätestens seit Russlands Krim-Invasion 2014”, hob der Vertreter des Siegerländer Unternehmens am Donnerstag am Rande der Wehrtechnischen Ausstellung des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) in Berlin hervor. Angesichts des dynamischen Marktes in Osteuropa sei das Unternehmen allerdings gut aufgestellt; der Jahresumsatz betrug zuletzt 130 Millionen Euro, auf dem Werksgelände in Burbach wurde im September 2023 eine neue Gießhalle errichtet.

Sechzig Anbieter stellten ihre Angebotspalette am Donnerstag in Berlin vor, neben Branchengrößen wie Rheinmetall, Airbus Defence and Space, Hensoldt, Renk, Rheinmetall, ThyssenKrupp Marine Systems und Hensoldt vor allem mittelständische Unternehmen.

Rüstungsstartup-Szene im Aufwind

Viele Mittelständler beklagten bürokratische Hürden am Rüstungsstandort Deutschland: Neben einem komplizierten Vergaberecht vor allem schleppende Genehmigungsverfahren beim Auf- und Ausbau von Munitionsproduktion. Ungeachtet dieser Probleme sehen sich Anbieter sogenannter software-defined defence, einer Kombination aus Hardware und Software, bei der das gesamte Funktionalitätsspektrum des Rüstungssystems um die Funktionalität der Software herum konstruiert ist, im Kommen. “Die Bundeswehr versteht langsam, dass sich etwas verändert, wir Startups etwas schneller”, sagte Klaus Scho, CEO des Berliner Drohnenherstellers Klaus Scho gegenüber Table.Briefings.

Rüstungs-Startups seien zu einem “neuen Faktor” in der Branche geworden. Ein Urteil, das auch Steffen Scherer vom vor zwei Jahren gegründeten Münchner Unternehmen Helsing teilt, das Künstliche Intelligenz für Kampfflugzeuge, U-Boote und Panzer entwickelt. Helsing ist Europas erstes Start-up in der Verteidigungsbranche, das von Investoren mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet wird und damit als erstes Rüstungs-Einhorn in Europa gilt. mrb

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  • Zeitenwende in der Forschung

Ziele auf der Krim mit amerikanischen ATACMS-Raketen angegriffen

Die Ukraine soll vergangene Woche mit amerikanischen Raketen des Typs Army Tactical Missile System (ATACMS) die russisch besetzte Krim angegriffen haben. Die USA bestätigten am Mittwoch, dass sie der Ukraine die weitreichenden Präzisionswaffen im Stillen geliefert hätten. Sie seien Teil eines von den USA im März bekannt gegebenen Notfall-Militärpakets für die Ukraine gewesen, dort aber nicht explizit aufgeführt worden, “um die operative Sicherheit der Ukraine auf deren Ersuchen hin aufrechtzuerhalten”. 

Es sei “eine bedeutende Zahl” der ATACMS-Raketen übergeben worden, sagt Jake Sullivan, Berater für die Nationale Sicherheit am Mittwoch. Es würden auch weitere geliefert. Die Ukraine habe zugesagt, sie nur innerhalb ihrer Grenzen einzusetzen, nicht gegen Ziele in Russland selbst.

Weitere Raketen des Typs sollen übereinstimmenden Medienberichten zufolge auch in dem am Mittwoch von US-Präsident Joe Biden angekündigten Militärpaket enthalten sein. Der Kreml erklärte am Donnerstag, dass die Lieferung des Raketensystems an die Ukraine nichts am Ausgang des Krieges ändern würde, sondern der Ukraine selbst mehr Probleme einhandeln würde. klm/rtr/dpa

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Must-Reads

Kyiv Independent: Inside the Swedish ammunition plant. Technisch ist eine 155-Millimeter-Artilleriegranate keine komplizierte Sache. Schwierig ist es für die Ukraine-Unterstützer derzeit dagegen, die Produktion für diese Munition hochzufahren. Warum und wie die Veränderungen in der Branche gerade laufen, das macht diese Reportage aus dem schwedischen Werk des norwegisch-finnischen Herstellers Nammo deutlich. 

SZ: Droht Netanjahu ein Haftbefehl? Es gehe das Gerücht um, dass in Den Haag beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) ein Haftbefehl gegen Premier Benjamin Netanjahu in Vorbereitung sei, ähnlich dem Haftbefehl, den der IStGH im vergangenen Jahr gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin ausgestellt hat. Israels internationale Isolation könnte damit ein großer Schub verliehen werden.

METIS: Studie zur Gesamtverteidigung. Neue sicherheitspolitische Herausforderungen erfordern Konzepte der Gesamtverteidigung für die Widerstandsfähigkeit, Resilienz und letztlich Überlebensfähigkeit moderner Gesellschaften. Die vorliegende Studie diskutiert das bestehende Konzept, identifiziert Defizite und bietet Handlungsempfehlungen, um die Kriegs- und Resilienztüchtigkeit Deutschlands zu stärken.

SWP: Stand der Integration. Zentrale Projekte der EU. Die EU steht vor großen Herausforderungen, denen sie mit Förderung der Rechtsstaatlichkeit, Reformen in der Erweiterungspolitik sowie der Stärkung von Kompetenzen und Entscheidungsverfahren begegnen muss. Die Studie beleuchtet zehn zentrale politische Projekte der EU zum Stand der Integration.

Friedrich-Naumann-Stiftung: Ideological Narratives of Russian Propaganda in Armenia and Georgia. Russische Propaganda korreliert zumeist mit rechter Ideologie. In Armenien werden prorussische Narrative häufig von der konservativen Opposition und rechtsextremen Aktivisten verbreitet, in Georgien oft von Randgruppen. Einige dieser Gruppen haben einen erheblichen negativen Einfluss auf das öffentliche Leben in Georgien, heißt es in der Studie der FNS.

Standpunkt

Sicherstellungs- und Vorsorgegesetze an aktuelle Herausforderungen anpassen

Von Torben Arnold und Christian Frick
Torben Arnold (links), Gastwissenschaftler an der Stiftung Wissenschaft und Politik, und Christian Frick, Jurist und derzeit als Beamter beim Eurocorps in Straßburg.

Verteidigung ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, keine ausschließliche Zuständigkeit der Streitkräfte. Eine wesentliche Herausforderung hierbei: der Ausgleich zwischen Eingriffen in verfassungsrechtlich geschützte Rechtspositionen und der Sicherstellung des für die Verteidigung Notwendigen.

Die Sicherstellungs- und Vorsorgegesetze dienen genau diesem Zweck. Sie sind zwar bereits mit ihrem Inkrafttreten geltendes Recht, entfalten jedoch im Staat-Bürger-Verhältnis zunächst keine unmittelbare Regelungswirkung. Erst wenn eine der determinierten Eskalationsstufen des Staatsnotstandes eintritt, werden sie entsperrt und kommen zur Anwendung.

Sie sind mittlerweile veraltet, sodass sie nicht mehr den Notwendigkeiten im Verteidigungsfall genügen. Hier liegt die vergessene Seite der Zeitenwende. Ohne hohe finanzielle Investitionen ist eine Anpassung der Gesetze möglich und dringend geboten, um nicht nur die aktuellen, sondern vor allem auch die zukünftigen Bedarfe zu erfüllen.

Endliche Ressourcen im Gesundheitsbereich

Zwei Bereiche verdeutlichen dieses Problem besonders gut: Zum einen der Gesundheitsbereich. Hier geht es um die medizinische Versorgung, die als essenziell für die Sicherung grundlegender Bedürfnisse gilt. Obwohl darüber bereits viel politisch debattiert wurde, existiert bis heute kein umfassendes Gesetz zur Sicherstellung der Gesundheit. Zum anderen wird der Cyberraum als ein Aspekt der hybriden Kriegsführung vernachlässigt.

Die Erfahrungen der COVID-19-Pandemie haben gezeigt, welche Engpässe medizinisch in Deutschland möglich sind. Im Kriegsfall würde es eine große Zahl an verwundeten Soldaten und verletzten Zivilisten auftreten. Endliche Ressourcen, insbesondere an fachkundigem Personal, Medikamenten und Sanitätsmaterial machen eine gesetzliche Priorisierung bei der Verteilung unabdingbar. Bei der Gesundheitsversorgung können bestimmte Leistungen nicht gesteigert werden und Fähigkeitsverlagerungen führen immer an anderer Stelle zu Einschränkungen.

Bundeswehr und Gesellschaft gegen hybride Angriffe wappnen

Nachholbedarf besteht gleichfalls im Feld der “neuen” Technologien und Medien. Eine effektive Verteidigung gegen Bedrohungen im und aus dem Cyber- und Informationsraum muss den Streitkräften beziehungsweise deren Vertragspartnern zumindest auf nationaler Ebene die Möglichkeit einräumen, die Offenlegung von Quellcodes verteidigungsessenzieller Software zu verlangen. Daneben muss die Nutzung von Cloudleistungen, der Zugriff auf Programme mit Künstlicher Intelligenz sowie die Zu- und Verteilung von “dual-use”- Komponenten geregelt werden.

Neben die klassischen militärischen Mittel sind heute gezielte Desinformationskampagnen getreten, um Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung über einen Konflikt zu gewinnen. Es ist ratsam, Gesetze zu sozialen Medien, zum Beispiel das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, zu überarbeiten. Bundeswehr und Gesellschaft müssen gegen die hybride Kriegsführung des Feindes bestehen können.

Die Bundesregierung hat die notwendigen Konzepte zu erarbeiten, die sie entweder in interministerieller Koordinierung selbst oder mit Unterstützung einer parteiübergreifenden Zusammenarbeit des Gesetzgebers in rechtskonforme Grundlagen für den Ernstfall umsetzt. Die Zeitenwende muss auf allen politischen Ebenen stattfinden, ein Teil des gesellschaftlichen Lebens werden und auch im Bewusstsein der Bevölkerung präsent sein.

Empfehlungen

  • Revision der Sicherstellungs- und Vorsorgegesetze mit dem Ziel, bestehende Regeln zu nutzen, bewährte Verfahrensweisen wiederzubeleben und neue Unterstützungsleistungen sicherzustellen.
  • Ergänzung der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO) um einen Passus zur Gesamtverteidigung: Mögliche Implikationen in allen neuen Gesetzen werden schon bei ihrer Entstehung miteinbezogen, womit auch noch nicht absehbare Themenfelder unmittelbar Teil der gesamtverteidigungspolitischen Erwägungen werden.
  • Überprüfung der maßgeblichen Dokumente für die Gesamtverteidigung in festen Intervallen und bei besonderen sicherheitspolitischen Veränderungen.

Eine nachhaltige Gesamtverteidigung erhöht die glaubhafte Verteidigungsfähigkeit Deutschlands, und sendet eine Botschaft an unsere Konkurrenten. Ein gesamtheitliches Verteidigungskontinuum ist eine dauerhafte und übergreifende Aufgabe. Dazu muss sich in Deutschland innerhalb der staatlichen Institutionen, der öffentlichen Diskussion und in der Bevölkerung selbst die innere Einstellung von “keine Zuständigkeit” zu “was kann ich tun” umkehren. So wird kein Teil der Zeitenwende vergessen.

Oberstleutnant i.G. Torben Arnold ist Gastwissenschaftler in der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

Regierungsdirektor Christian Frick arbeitet als Jurist bei der Bundeswehrverwaltung. Er ist Oberstleutnant der Reserve.

  • Bundeswehr
  • Gesamtverteidigung
  • Gesundheitspolitik
  • SWP
  • Zivilgesellschaft

Heads

Markus Kaim wechselt von der SWP ins Finanzministerium

Zum 1. Mai wechselt der Politologe Markus Kaim in das Bundesfinanzministerium. Er soll dort die Leitung des Referats “Geoökonomie und Sicherheitspolitik” (Referat I C 5) übernehmen, angesiedelt in der Abteilung “Finanzpolitische und volkswirtschaftliche Grundsatzfragen”.

Er forschte zuvor ab 2015 als Senior Fellow bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu Fragen der deutschen und internationalen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Zuletzt arbeitete er zu politischen Rahmenbedingungen multinationaler Militäreinsätze und war Kolumnenschreiber beim Spiegel.

Kaim studierte von 1989 bis 1995 Politikwissenschaft, mittelalterliche und neuere Geschichte,
Philosophie und vergleichende Religionswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. 1998 promovierte er dort zum Dr. phil., 2006 schloss er seine Habilitation an der Universität Jena ab. Von 2008 bis 2015 leitete er die Forschungsgruppe “Sicherheitspolitik” bei der SWP. Er hält diverse Lehraufträge. Kaim wird am 1. Mai 56 Jahre alt. klm

  • Finanzministerium
  • SWP

Security.Table Redaktion

SECURITY.TABLE REDAKTION

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    es war eine ereignisreiche Woche für die europäische Verteidigungspolitik – und sie ist noch nicht zu Ende.

    Rishi Sunak und Olaf Scholz haben eine engere Zusammenarbeit bei Rüstungsprojekten vereinbart. Der französische Präsident Emmanuel Macron machte in seiner Sorbonne Rede 2.0 Vorschläge zur militärischen Integration Europas, wie Gabriel Bub berichtet. Heute fliegt Verteidigungsminister Boris Pistorius zu seinem französischen Amtskollegen nach Paris, um ebenfalls über gemeinsame Rüstungsprojekte zu sprechen. Namentlich: Das Main Ground Combat System (MGCS).

    Ein Antrieb dieser neuen europäischen Verteidigungsambitionen könnte in den USA liegen und Donald Trump heißen.

    Viktor Funk hat sich währenddessen intensiv mit der Verfolgung von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine befasst und erklärt, warum die bislang weitgehend ungeahndet bleiben. Die Gründe sind vielschichtig, aber eine Erkenntnis ist auch: Der Westen ist nicht ganz unschuldig.

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    Macron will militärische Integration in Europa vertiefen

    Emmanuel Macron bei seiner zweiten Sorbonne-Rede.

    Damit diese Botschaft auch bei Bundeskanzler Olaf Scholz und in Deutschland ankommt, zeigte der Elysée Emmanuel Macrons Sorbonne-Rede live auch auf Deutsch. “Die deutsch-französischen Referenzen waren fast wie ein roter Faden”, sagt Jacob Ross, Frankreichexperte von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Scholz, den Macron auch lobend erwähnte, reagierte positiv nach dem fast zweistündigen Auftritt Macrons auf X: “Deine Rede enthält gute Impulse.” 

    “Man muss sich klar sein, dass unser Europa sterben kann”, sagte Macron. “Der Fakt, dass der Krieg zurück ist und von einer Macht mit Atomwaffe geführt wird, hat die Spielregeln verändert.” Dagegen könne nur ein geeintes Europa wirken – das er in Abgrenzung zu den USA definierte. 

    In seiner Rede ging er auf folgende Themen ausdrücklich ein: 

    Rüstungsindustrie 

    Für Macron ist die europäische Aufrüstung auch eine Chance. “Es gibt keine Verteidigung ohne Verteidigungsindustrie.” Eine europäische Rüstungsindustrie-Strategie müsse helfen, schneller und mehr in Europa zu produzieren. “Für uns, die wir eine starke Verteidigungsindustrie haben, ist das eine großartige Gelegenheit.” Paris sieht es eher kritisch, dass Deutschland die Zeitenwende vor allem transatlantisch versteht: F-35-Kampfjets aus den USA kauft, die European Sky Shield Initiative (Essi) mit dem Arrow-System aus Israel bestückt oder Patriot-Flugabwehr aus den USA.  

    Macron sagte am Donnerstag dazu: “Wir brauchen eine europäische Priorisierung bei der Beschaffung von Militärgütern.” Von der europäischen Friedensfazilität seien drei Viertel der Mittel genutzt worden, um außereuropäisch zu kaufen und die Europäische Investitionsbank (EIB) solle die Rüstungsindustrie stärker unterstützen. Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hatte sich dafür eingesetzt.

    Geopolitik 

    Macron will Partnerschaften in der ganzen Welt ausweiten, was bedeute, “ein Europa zu bauen, das in der Lage ist, zu zeigen, dass es nie der Vasall der Vereinigten Staaten von Amerika ist und das mit allen Regionen der Welt sprechen kann”. Das solle nicht nur über wirtschaftliche Abkommen funktionieren, sondern mit “richtigen Strategien, ausgeglichener und beidseitiger Partnerschaft”. “Wir wollen zeigen, dass wir eine ausgleichende Kraft sind, die die bipolare Konfrontation, in der sich zu viele Kontinente finden, ablehnen”, so Macron.  

    Man müsse sich deshalb auch unabhängig von den USA machen. “Die USA haben zwei Prioritäten”, sagte Macron. “Die USA zuerst und dann die chinesische Frage. Die europäische Frage hat für sie keine geopolitische Priorität.” 

    Zum ersten Mal hatte Macron bei seinem Besuch in China April 2023 Unmut aus Deutschland auf sich gezogen, weil er sehr deutlich Unabhängigkeit von den USA gefordert hatte. Anfang Mai empfängt er den chinesischen Präsidenten Xi Jinping – zwei Wochen nach Scholz’ Besuch in Peking.

    Luftverteidigung 

    “Brauchen wir einen Raketenschutzschirm?” – “Vielleicht”, sagte Macron. Aber man müsse daran arbeiten, russische Raketen abwehren zu können und man brauche eine “glaubhafte europäische Abschreckung”. Deshalb wolle er in den kommenden Monaten alle europäischen Partner “einladen”, eine “europäische Initiative zu bilden, die zunächst ein strategisches Konzept sein soll” und aus der Kapazitäten für Raketenabwehr und Angriffskapazitäten geschaffen werden sollen. “Frankreich wird da seine Rolle einnehmen.” 

    Die europäische Luftverteidigung war, seit Scholz die European Sky Shield Initiative (Essi) 2022 initiiert hat, Streitthema zwischen Deutschland und Frankreich. Die Franzosen hätten gerne das französisch-italienische Samp/T-System verkauft, Deutschland setzt lieber auf Patriot-Flugabwehrsysteme der USA.

    Nukleare Abschreckung 

    “Die nukleare Abschreckung ist Herzstück der französischen Verteidigung”, sagte Macron. “Sie ist also ein unverzichtbares Element der Verteidigung des europäischen Kontinents.” Dank dieser Waffen könne Frankreich die Sicherheitsgarantien bieten, die “unsere Partner erwarten”. Frankreich versucht immer wieder den Dialog über seine Atomwaffen in Europa zu beginnen. Das bekommt Auftrieb, seit die Sorge wächst, ein wiedergewählter US-Präsident Donald Trump könne Europa den nuklearen Schutzschirm verweigern. 2020 hatte Macron schon versucht, einen “strategischen Dialog” über Nuklearwaffen mit europäischen Partnern anzustoßen.  

    Europäische militärische Integration 

    Macron will eine tiefere europäische militärische Integration. Eine europäische Militärakademie solle helfen, eine gemeinsame Kultur zu schaffen. Macron hatte mit seiner ersten Sorbonne-Rede 2017 die Europäische Interventionsinitiative initiiert. Gestern bekräftigte er seine Unterstützung für die Pläne einer neuen europäischen Eingreiftruppe, die bis 2025 eine schnell verlegbare Truppe in Brigadegröße vorsehen.

    “Ich habe große Zweifel, dass die Bundesregierung aktuell sonderlich erpicht ist, konkret darüber zu reden, wie man so eine Eingreiftruppe aufstellen kann”, sagt Jacob Ross von der DGAP. Mit der Litauen-Brigade habe Deutschland genug Ausgaben. Die französische Initiative sei aus der Sorge geboren, dass man sonst nicht mehr schnell in der Sahel-Region eingreifen könne, wenn nötig. “Weil die Amerikaner werden es im Zweifel nicht tun”, sagt Ross. 

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    Warum dem Sondertribunal gegen Russland die Legitimation fehlt

    Im ukrainischen Isjum entdeckten die Behörden nach der Vertreibung der russischen Besatzer zahlreiche Massengräber. Unter den mehr als 260 ermordeten Zivilisten waren auch zwei Kinder.

    So offensichtlich die Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine sind, so schwierig ist ihre juristische Aufarbeitung. Mehr als zwei Jahre nach der Vollinvasion gibt es in der Ukraine bisher nur Verfahren gegen gefangene russische Soldaten. Strafprozesse gegen die Hauptverantwortlichen für die Verbrechen sind aktuell nicht vorstellbar.

    Am schwierigsten umzusetzen wäre eine Anklage der Verantwortlichen in Moskau wegen Verbrechen der Aggression. Losgelöst von der Frage, ob Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergej Schoigu verhaftet und angeklagt werden könnten, gibt es derzeit kein internationales Gericht, das dazu befugt wäre.

    Aus diesem Grund wird im Westen über ein Sondertribunal diskutiert, das eine gewaltige Hürde zu nehmen hätte. Bisher fehlt für ein Sondertribunal zum russischen Krieg gegen die Ukraine eine internationale Legitimation. Das Bild der Vertreterinnen und Vertreter von 44 Staaten in Den Haag vom Anfang April, die gemeinsam die Wiederherstellung von Gerechtigkeit für die Ukraine gefordert haben, täuscht. Kein afrikanischer Staat war dabei. Und auch kein südamerikanischer.

    Verbrechen der Aggression bisher nicht anklagbar

    “In der Tat geht die Initiative für ein Sondertribunal bislang primär von Staaten des Globalen Nordens aus”, sagt Isabelle Hassfurther, Spezialistin am ECCHR für Völkerrecht. Der Grund für die Zurückhaltung des Globalen Südens sei verständlich, viele Staaten “hatten sich nämlich ursprünglich für eine umfassende Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofes über das Verbrechen der Aggression eingesetzt, als die Vorschriften verhandelt wurden”. Vorwiegend westliche Staaten hätten das verhindert – darunter Frankreich, Großbritannien und die USA.     

    Nun soll also ein Sondertribunal lösen, was der Internationale Strafgerichtshof (IStGH/im Englischen ICC) im konkreten Fall nicht bewältigen kann. Und zwar nicht nur, weil weder Russland noch die Ukraine das Römische Statut unterzeichnet haben, mit dem sie das Gericht anerkennen würden. Das IStGH kann im Falle des russischen Krieges derzeit nur wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermitteln.

    Hier hat das Gericht vier Haftbefehle ausgestellt: gegen Putin, gegen die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa, die für die Deportation von Kindern aus den besetzten ukrainischen Gebieten verantwortlich sein soll, gegen Generalleutnant Sergej Kobylasch, Befehlshaber der strategischen Bomberflotte, sowie Viktor Sokolov, Admiral und bis Mitte Februar Befehlshaber der Schwarzmeerflotte.    

    Insgesamt sind in die juristische Aufarbeitung des Krieges heute involviert:

    • der Internationale Strafgerichtshof (IStGH)
    • der Internationale Gerichtshof
    • ukrainische Gerichte
    • gemeinsame Ermittlungsgruppen, unter anderem unterstützt von Eurojust und Europol
    • Berater etwa von der Atrocity Crimes Advisory Group (ACA)
    • Ukrainische Nichtregierungsorganisationen, die Beweise sammeln

    123.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen bisher identifiziert

    Die Ermittler in der Ukraine stehen vor einem anderen Problem: der schieren Masse der Verbrechen. Mehr als 123.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen sind seit dem 24. Februar 2024 erfasst worden, berichtete der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin Anfang März. Angeklagt wurden bisher 357 und verurteilt 81 Personen.

    Wie geht man mit so vielen Fällen um, die, wie Kostin selbst sagt, “Jahrzehnte an Aufarbeitung” benötigen werden? Neun regionale Abteilungen für Kriegsverbrechen sollen in der Ukraine die Arbeit schultern. Hinzu kommen Sonderermittlungsgruppen zu sexuellen Verbrechen im Krieg, Entführung von Kindern und Umweltschäden im Zusammenhang mit dem Krieg.

    Eine weitere Herausforderung ist der Verlauf des Krieges. Hohe Verluste und Änderungen der Taktik führen dazu, dass russische Einheiten neu zusammengestellt, verlegt oder aufgelöst werden. Deren Spur zu verfolgen, einzelne Verantwortliche zu identifizieren – das ist eine Mammutaufgabe.

    17 Armeeeinheiten in die Zerstörung von Mariupol involviert

    Wie aufwendig die Recherchen dazu sind, zeigten Human Rights Watch, die ukrainische NGO Truth Hounds sowie SITU Research vor kurzem mit dem Bericht über die Besetzung und Zerstörung von Mariupol. Das Ergebnis ihrer monatelangen Analyse: 17 Einheiten der russischen Armee sowie zehn hochrangige russische Befehlshaber, inklusive Putin, wurden als Verantwortliche für die Verbrechen identifiziert.

    Zu weiteren internationalen Helfern gehört die Atrocity Crimes Advisory Group (ACA). Das sind Juristinnen und Juristen aus verschiedenen westlichen Staaten, die zu Kriegsverbrechen forschen oder als Staatsanwälte damit befasst waren. Unter ihnen ist auch Klaus Hoffmann. “Wir ermitteln nicht selbst, wir sprechen nicht mit Zeugen, wir beraten die ukrainischen Kollegen”, erläutert Hoffmann, der sich regelmäßig für längere Perioden in der Ukraine aufhält. Normalerweise befasst er sich in Freiburg mit Organisierter Kriminalität. Doch aufgrund seiner Erfahrung am Jugoslawien-Tribunal 2005 bis 2010 wurde er als Berater für die Ukraine angefragt und arbeitet in der ACA im Team der Georgetown Universität.  

    “Es kann sein, dass hier neues Recht geschrieben wird”, sagt Hoffmann. Es stellten sich viele neue Fragen, etwa, wie man mit Menschen umgeht, die lange unter Besatzung gelebt und dort vielleicht eine Rolle in der Administration ausgeübt hätten. Oder ob Kinder und Jugendliche, die im Donbass seit 2014 aufgewachsen und eine Schulbildung unter russischem Einfluss durchlaufen hätten und heute in der russischen Armee dienten, Opfer oder Täter seien.

    Systematische Deportation und Umerziehung von Kindern

    Im Vergleich zu seiner Arbeit am Jugoslawien-Tribunal sei es in der Ukraine zum Teil deutlich einfacher, Verbrechen zu beweisen, weil “die Nachweise in Fülle vorhanden sind. Jeder hat ein Handy, überall gibt es Überwachungskameras”. Zugleich sei aber auch die Fülle dieser Daten eine Belastung, weil es so viele sind.

    Viele Verbrechen ähnelten sich: Folter, sexueller Missbrauch von Inhaftierten und Frauen, Einsatz von Häftlingen, willkürliche Verhaftungen und Tötungen von Zivilisten – das kenne er auch aus Bosnien-Herzegowina. Zugleich betont er auch die Unterschiede, wie die systematische Deportation ukrainischer Kinder aus den besetzten Gebieten, deren russische Adoption sowie die seit 2014 andauernde, umfassende Umerziehung und Militarisierung der ukrainischen Kinder und Jugendlichen in den besetzten Gebieten.

    In der europäischen Öffentlichkeit wird vor allem aber das Sondertribunal diskutiert, wenn es um russische Kriegsverbrechen geht. Für die Völkerrechtlerin Isabelle Hassfurther lässt sich das Legitimitätsproblem eines solchen Tribunals nur lösen, wenn auch das Römische Statut reformiert werde. Die Gelegenheit dazu “bietet sich bereits 2025, wenn der Rechtsrahmen zur Verfolgung des Aggressionsverbrechens von den Mitgliedsstaaten überprüft werden wird”, sagt die Wissenschaftlerin. Konkrete Schritte zu einer Reform gebe es bisher aber nicht. Eine Änderung des Statuts sei aber nötig. “Nur so können Doppelstandards langfristig vermieden werden, die das Völkerstrafrecht nachhaltig delegitimieren.”

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    Pistorius leitet neue Phase für MGCS ein

    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius unterschreibt am heutigen Freitag bei seinem französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu ein Memorandum of Understanding, das die Arbeitsteilung beim deutsch-französischen Kampfpanzerprojekt Main Ground Combat System (MGCS) regeln soll.

    Der FAZ sagten die Minister im Doppelinterview, dass der detaillierte Vertrag Anfang 2025 fertiggestellt werden solle. Die an der Entwicklung des Kampfsystems beteiligten Unternehmen Rheinmetall und die Holding KNDS, die aus dem französischen Nexter und dem deutschen Panzerbauer KMW entstanden ist, hatten besonders darum gerungen, den Turm und die Kanone des Panzers entwickeln zu dürfen. Der Druck aus der Politik soll geholfen haben, die rechtliche Grundlage für die Phase 1A unterschriftsreif zu machen.

    Pistorius hatte die Einigung beim Besuch seines französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu in Berlin im März als “historisch” bezeichnet. Das System soll in den 2040er Jahren in den Einsatz gehen können und auf deutscher Seite die Leopard-Panzer, auf französischer die Leclerc-Panzer ersetzen. bub

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    Preisschild für die Brigade in Litauen: Zehn Milliarden Euro zu Beginn, knappe Milliarde jährlich

    Die dauerhafte Stationierung einer Kampfbrigade der Bundeswehr in Litauen wird den Verteidigungshaushalt zum Start rund zehn Milliarden Euro kosten und dauerhaft jährlich eine weitere knappe Milliarde Euro erfordern. Das Verteidigungsministerium versah in dieser Woche die von Verteidigungsminister Boris Pistorius zugesagte Entsendung von rund 4.800 Soldatinnen und Soldaten und 200 zivilen Mitarbeitern in das baltische Land erstmals mit einem Preisschild. Der größte Teil des Geldes ist für Investitionen in Waffensysteme und Großgerät der Truppe erforderlich.

    Die vom Abteilungsleiter Planung des Ministeriums, Generalleutnant Gert Nultsch, zunächst im Verteidigungsausschuss des Bundestages genannten Kostenschätzungen wurden inzwischen vom Ressort auch offiziell bestätigt. Dabei ist eingerechnet, dass die militärische und auch ein Großteil der zivilen Infrastruktur für die Soldaten und ihre mit umziehenden Familien von Litauen getragen werden. Allerdings verwies das Ministerium auch darauf, dass Deutschland der Nato ohnehin die Aufstellung einer weiteren Kampfbrigade bis 2032 zugesagt habe und dafür ohnehin Mittel nötig wären. Diese Ausgaben würden für die Brigade in Litauen nun eher fällig.

    Pistorius hatte im vergangenen Jahr in Litauen die dauerhafte Stationierung der Brigade zugesagt, nachdem zuvor nur rotierende Einsätze von in Deutschland stationierten Truppenteilen geplant waren. Die neue Panzerbrigade 45 soll zwar im Kern aus dem Panzerbataillon 203 aus Augustdorf und dem Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach gestellt werden, die ins Baltikum verlegt werden und so eine Abschreckung gegen einen möglichen russischen Angriff unterstützen sollen. Die anderen Teile der Brigade, unter anderem ein Artillerie- und ein Versorgungsbataillon, müssen aber bis zum Beginn der Einsatzbereitschaft 2007 neu aufgestellt und auch mit Waffen und Gerät ausgestattet werden. tw

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    Israel könnte Zeitfenster nach Angriff aus Iran für Rafah-Offensive nutzen

    Israel bereitet nun wohl konkret eine groß angelegte Offensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen vor – allerdings laut amerikanischen Medienberichten in einem schrittweisen Vorgehen, um die Zahl der zivilen Opfer zu begrenzen. Die Operation dürfte dennoch Kritik an Israel auslösen: Mehr als anderthalb Millionen Einwohner Gazas haben in der Stadt Schutz vor Angriffen gesucht. Laut Israel soll die Zivilbevölkerung in “Schutzzonen” evakuiert werden, beispielsweise in das Al-Mawasi-Lager. Dort sind nach UN-Angaben bereits mehr als 400.000 Menschen registriert.

    Der genaue Zeitplan für die Operation ist unklar. Israelischen Medienberichten zufolge wolle Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahus Kriegskabinett in den kommenden zwei Wochen zusammentreten, um die Evakuierung der Zivilbevölkerung zu planen, die etwa einen Monat dauern soll. Die Kämpfe könnten bis zu sechs Wochen dauern.

    In den vergangenen Monaten hatten sowohl die USA, Deutschland als auch andere internationale Verbündete Israels wiederholt vor den verheerenden Konsequenzen einer Bodenoffensive gewarnt und den Druck auf Netanjahu erhöht. Bis zum Luftangriff Irans auf Israel vor zwei Wochen war das Land international zunehmend isoliert. Nachdem das Regime in Teheran Israel vor fast zwei Wochen mit mehr als 300 Drohnen und Raketen angegriffen hatte, stand die Solidarität mit Israel wieder im Mittelpunkt.

    Deutschland nimmt Zahlungen an UNWRA in Gaza wieder auf

    Der iranische Angriff sei eine Gelegenheit gewesen, um “das Verständnis der internationalen Gemeinschaft wiederzubekommen”, erläutert Eran Lerman, früherer außenpolitischer Berater im Büro des israelischen Ministerpräsidenten und gegenwärtig Vize-Präsident des Jerusalem Institute for Strategy and Security mit Blick auf Rafah.

    Und auch Peter Lintl, Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik sieht einen “gewissen zeitlichen Zusammenhang” zwischen dem iranischen Großangriff und den Planungen der Rafah-Offensive. Zugleich betont er, dass Israels Stellung in der Welt derzeit “so schlecht wie noch nie” sei.

    Die internationalen Partner befinden sich immer wieder in einem schwierigen Balanceakt zwischen Solidarität mit dem von der Terrororganisation Hamas angegriffenen Israel und Aufrufen zur Mäßigung mit Blick auf die humanitäre Situation im Gazastreifen. Das zeigt sich auch bei der Entscheidung der Bundesregierung, die Zusammenarbeit mit dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA im Gazastreifen wieder aufzunehmen. Israel kritisiert diesen Schritt und verweist auf Hunderte UNRWA-Beschäftigte, die auch Hamas-Angehörige seien. UNRWA sei im Gazastreifen allerdings lebenswichtig und nicht zu ersetzen, hieß es dazu aus dem Auswärtigen Amt. wp

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    Rüstungsmittelstand beklagt “Zaghaftigkeit” bei Zeitenwende

    Gut zwei Jahre nach der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen sicherheitspolitischen Zeitenwende ist die stark mittelständisch geprägte deutsche Verteidigungsindustrie ernüchtert von den Fortschritten für die Branche. Manfred Gothe, Leiter des Berliner Büros von Diehl Defence, bezeichnete es als “Manko”, dass es der Bundesregierung an einer “Vision” fehle, wie andere Staaten diese für ihren Sicherheitssektor entwickelt hätten.

    Auch ein Sprecher des Panzerfaustherstellers Dynamit Nobel Defence monierte gegenüber Table.Briefings eine “gewisse Zaghaftigkeit” seitens des Verteidigungsministeriums, was die Umsetzung politischer Vorgaben in konkrete Beschaffungsvorhaben anbelange.

    “Für uns gibt es die Zeitenwende spätestens seit Russlands Krim-Invasion 2014”, hob der Vertreter des Siegerländer Unternehmens am Donnerstag am Rande der Wehrtechnischen Ausstellung des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) in Berlin hervor. Angesichts des dynamischen Marktes in Osteuropa sei das Unternehmen allerdings gut aufgestellt; der Jahresumsatz betrug zuletzt 130 Millionen Euro, auf dem Werksgelände in Burbach wurde im September 2023 eine neue Gießhalle errichtet.

    Sechzig Anbieter stellten ihre Angebotspalette am Donnerstag in Berlin vor, neben Branchengrößen wie Rheinmetall, Airbus Defence and Space, Hensoldt, Renk, Rheinmetall, ThyssenKrupp Marine Systems und Hensoldt vor allem mittelständische Unternehmen.

    Rüstungsstartup-Szene im Aufwind

    Viele Mittelständler beklagten bürokratische Hürden am Rüstungsstandort Deutschland: Neben einem komplizierten Vergaberecht vor allem schleppende Genehmigungsverfahren beim Auf- und Ausbau von Munitionsproduktion. Ungeachtet dieser Probleme sehen sich Anbieter sogenannter software-defined defence, einer Kombination aus Hardware und Software, bei der das gesamte Funktionalitätsspektrum des Rüstungssystems um die Funktionalität der Software herum konstruiert ist, im Kommen. “Die Bundeswehr versteht langsam, dass sich etwas verändert, wir Startups etwas schneller”, sagte Klaus Scho, CEO des Berliner Drohnenherstellers Klaus Scho gegenüber Table.Briefings.

    Rüstungs-Startups seien zu einem “neuen Faktor” in der Branche geworden. Ein Urteil, das auch Steffen Scherer vom vor zwei Jahren gegründeten Münchner Unternehmen Helsing teilt, das Künstliche Intelligenz für Kampfflugzeuge, U-Boote und Panzer entwickelt. Helsing ist Europas erstes Start-up in der Verteidigungsbranche, das von Investoren mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet wird und damit als erstes Rüstungs-Einhorn in Europa gilt. mrb

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    Ziele auf der Krim mit amerikanischen ATACMS-Raketen angegriffen

    Die Ukraine soll vergangene Woche mit amerikanischen Raketen des Typs Army Tactical Missile System (ATACMS) die russisch besetzte Krim angegriffen haben. Die USA bestätigten am Mittwoch, dass sie der Ukraine die weitreichenden Präzisionswaffen im Stillen geliefert hätten. Sie seien Teil eines von den USA im März bekannt gegebenen Notfall-Militärpakets für die Ukraine gewesen, dort aber nicht explizit aufgeführt worden, “um die operative Sicherheit der Ukraine auf deren Ersuchen hin aufrechtzuerhalten”. 

    Es sei “eine bedeutende Zahl” der ATACMS-Raketen übergeben worden, sagt Jake Sullivan, Berater für die Nationale Sicherheit am Mittwoch. Es würden auch weitere geliefert. Die Ukraine habe zugesagt, sie nur innerhalb ihrer Grenzen einzusetzen, nicht gegen Ziele in Russland selbst.

    Weitere Raketen des Typs sollen übereinstimmenden Medienberichten zufolge auch in dem am Mittwoch von US-Präsident Joe Biden angekündigten Militärpaket enthalten sein. Der Kreml erklärte am Donnerstag, dass die Lieferung des Raketensystems an die Ukraine nichts am Ausgang des Krieges ändern würde, sondern der Ukraine selbst mehr Probleme einhandeln würde. klm/rtr/dpa

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    Must-Reads

    Kyiv Independent: Inside the Swedish ammunition plant. Technisch ist eine 155-Millimeter-Artilleriegranate keine komplizierte Sache. Schwierig ist es für die Ukraine-Unterstützer derzeit dagegen, die Produktion für diese Munition hochzufahren. Warum und wie die Veränderungen in der Branche gerade laufen, das macht diese Reportage aus dem schwedischen Werk des norwegisch-finnischen Herstellers Nammo deutlich. 

    SZ: Droht Netanjahu ein Haftbefehl? Es gehe das Gerücht um, dass in Den Haag beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) ein Haftbefehl gegen Premier Benjamin Netanjahu in Vorbereitung sei, ähnlich dem Haftbefehl, den der IStGH im vergangenen Jahr gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin ausgestellt hat. Israels internationale Isolation könnte damit ein großer Schub verliehen werden.

    METIS: Studie zur Gesamtverteidigung. Neue sicherheitspolitische Herausforderungen erfordern Konzepte der Gesamtverteidigung für die Widerstandsfähigkeit, Resilienz und letztlich Überlebensfähigkeit moderner Gesellschaften. Die vorliegende Studie diskutiert das bestehende Konzept, identifiziert Defizite und bietet Handlungsempfehlungen, um die Kriegs- und Resilienztüchtigkeit Deutschlands zu stärken.

    SWP: Stand der Integration. Zentrale Projekte der EU. Die EU steht vor großen Herausforderungen, denen sie mit Förderung der Rechtsstaatlichkeit, Reformen in der Erweiterungspolitik sowie der Stärkung von Kompetenzen und Entscheidungsverfahren begegnen muss. Die Studie beleuchtet zehn zentrale politische Projekte der EU zum Stand der Integration.

    Friedrich-Naumann-Stiftung: Ideological Narratives of Russian Propaganda in Armenia and Georgia. Russische Propaganda korreliert zumeist mit rechter Ideologie. In Armenien werden prorussische Narrative häufig von der konservativen Opposition und rechtsextremen Aktivisten verbreitet, in Georgien oft von Randgruppen. Einige dieser Gruppen haben einen erheblichen negativen Einfluss auf das öffentliche Leben in Georgien, heißt es in der Studie der FNS.

    Standpunkt

    Sicherstellungs- und Vorsorgegesetze an aktuelle Herausforderungen anpassen

    Von Torben Arnold und Christian Frick
    Torben Arnold (links), Gastwissenschaftler an der Stiftung Wissenschaft und Politik, und Christian Frick, Jurist und derzeit als Beamter beim Eurocorps in Straßburg.

    Verteidigung ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, keine ausschließliche Zuständigkeit der Streitkräfte. Eine wesentliche Herausforderung hierbei: der Ausgleich zwischen Eingriffen in verfassungsrechtlich geschützte Rechtspositionen und der Sicherstellung des für die Verteidigung Notwendigen.

    Die Sicherstellungs- und Vorsorgegesetze dienen genau diesem Zweck. Sie sind zwar bereits mit ihrem Inkrafttreten geltendes Recht, entfalten jedoch im Staat-Bürger-Verhältnis zunächst keine unmittelbare Regelungswirkung. Erst wenn eine der determinierten Eskalationsstufen des Staatsnotstandes eintritt, werden sie entsperrt und kommen zur Anwendung.

    Sie sind mittlerweile veraltet, sodass sie nicht mehr den Notwendigkeiten im Verteidigungsfall genügen. Hier liegt die vergessene Seite der Zeitenwende. Ohne hohe finanzielle Investitionen ist eine Anpassung der Gesetze möglich und dringend geboten, um nicht nur die aktuellen, sondern vor allem auch die zukünftigen Bedarfe zu erfüllen.

    Endliche Ressourcen im Gesundheitsbereich

    Zwei Bereiche verdeutlichen dieses Problem besonders gut: Zum einen der Gesundheitsbereich. Hier geht es um die medizinische Versorgung, die als essenziell für die Sicherung grundlegender Bedürfnisse gilt. Obwohl darüber bereits viel politisch debattiert wurde, existiert bis heute kein umfassendes Gesetz zur Sicherstellung der Gesundheit. Zum anderen wird der Cyberraum als ein Aspekt der hybriden Kriegsführung vernachlässigt.

    Die Erfahrungen der COVID-19-Pandemie haben gezeigt, welche Engpässe medizinisch in Deutschland möglich sind. Im Kriegsfall würde es eine große Zahl an verwundeten Soldaten und verletzten Zivilisten auftreten. Endliche Ressourcen, insbesondere an fachkundigem Personal, Medikamenten und Sanitätsmaterial machen eine gesetzliche Priorisierung bei der Verteilung unabdingbar. Bei der Gesundheitsversorgung können bestimmte Leistungen nicht gesteigert werden und Fähigkeitsverlagerungen führen immer an anderer Stelle zu Einschränkungen.

    Bundeswehr und Gesellschaft gegen hybride Angriffe wappnen

    Nachholbedarf besteht gleichfalls im Feld der “neuen” Technologien und Medien. Eine effektive Verteidigung gegen Bedrohungen im und aus dem Cyber- und Informationsraum muss den Streitkräften beziehungsweise deren Vertragspartnern zumindest auf nationaler Ebene die Möglichkeit einräumen, die Offenlegung von Quellcodes verteidigungsessenzieller Software zu verlangen. Daneben muss die Nutzung von Cloudleistungen, der Zugriff auf Programme mit Künstlicher Intelligenz sowie die Zu- und Verteilung von “dual-use”- Komponenten geregelt werden.

    Neben die klassischen militärischen Mittel sind heute gezielte Desinformationskampagnen getreten, um Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung über einen Konflikt zu gewinnen. Es ist ratsam, Gesetze zu sozialen Medien, zum Beispiel das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, zu überarbeiten. Bundeswehr und Gesellschaft müssen gegen die hybride Kriegsführung des Feindes bestehen können.

    Die Bundesregierung hat die notwendigen Konzepte zu erarbeiten, die sie entweder in interministerieller Koordinierung selbst oder mit Unterstützung einer parteiübergreifenden Zusammenarbeit des Gesetzgebers in rechtskonforme Grundlagen für den Ernstfall umsetzt. Die Zeitenwende muss auf allen politischen Ebenen stattfinden, ein Teil des gesellschaftlichen Lebens werden und auch im Bewusstsein der Bevölkerung präsent sein.

    Empfehlungen

    • Revision der Sicherstellungs- und Vorsorgegesetze mit dem Ziel, bestehende Regeln zu nutzen, bewährte Verfahrensweisen wiederzubeleben und neue Unterstützungsleistungen sicherzustellen.
    • Ergänzung der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO) um einen Passus zur Gesamtverteidigung: Mögliche Implikationen in allen neuen Gesetzen werden schon bei ihrer Entstehung miteinbezogen, womit auch noch nicht absehbare Themenfelder unmittelbar Teil der gesamtverteidigungspolitischen Erwägungen werden.
    • Überprüfung der maßgeblichen Dokumente für die Gesamtverteidigung in festen Intervallen und bei besonderen sicherheitspolitischen Veränderungen.

    Eine nachhaltige Gesamtverteidigung erhöht die glaubhafte Verteidigungsfähigkeit Deutschlands, und sendet eine Botschaft an unsere Konkurrenten. Ein gesamtheitliches Verteidigungskontinuum ist eine dauerhafte und übergreifende Aufgabe. Dazu muss sich in Deutschland innerhalb der staatlichen Institutionen, der öffentlichen Diskussion und in der Bevölkerung selbst die innere Einstellung von “keine Zuständigkeit” zu “was kann ich tun” umkehren. So wird kein Teil der Zeitenwende vergessen.

    Oberstleutnant i.G. Torben Arnold ist Gastwissenschaftler in der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

    Regierungsdirektor Christian Frick arbeitet als Jurist bei der Bundeswehrverwaltung. Er ist Oberstleutnant der Reserve.

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    Markus Kaim wechselt von der SWP ins Finanzministerium

    Zum 1. Mai wechselt der Politologe Markus Kaim in das Bundesfinanzministerium. Er soll dort die Leitung des Referats “Geoökonomie und Sicherheitspolitik” (Referat I C 5) übernehmen, angesiedelt in der Abteilung “Finanzpolitische und volkswirtschaftliche Grundsatzfragen”.

    Er forschte zuvor ab 2015 als Senior Fellow bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu Fragen der deutschen und internationalen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Zuletzt arbeitete er zu politischen Rahmenbedingungen multinationaler Militäreinsätze und war Kolumnenschreiber beim Spiegel.

    Kaim studierte von 1989 bis 1995 Politikwissenschaft, mittelalterliche und neuere Geschichte,
    Philosophie und vergleichende Religionswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. 1998 promovierte er dort zum Dr. phil., 2006 schloss er seine Habilitation an der Universität Jena ab. Von 2008 bis 2015 leitete er die Forschungsgruppe “Sicherheitspolitik” bei der SWP. Er hält diverse Lehraufträge. Kaim wird am 1. Mai 56 Jahre alt. klm

    • Finanzministerium
    • SWP

    Security.Table Redaktion

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