Table.Briefing: Security

Haushalt 2025: Wackeln die Ukraine-Hilfen? + Regierungsumbau in Kiew: Wie sich Selenskyj vor der US-Wahl neu aufstellt

Liebe Leserin, lieber Leser,

“Islamisten bedrohen uns alle”, sagte der israelischen Botschafter, Ron Prosor, gestern Abend, dem Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats von 1972. Donnerstagvormittag hatte die Polizei in München einen nach eigenen Angaben 18-Jährigen mit österreichischer Staatsangehörigkeit getötet, der zuvor unweit von israelischem Generalkonsulat und NS-Dokumentationszentrum mehrere Schüsse abgegeben hatte. Nur wenige Straßen vom damaligen Tatort entfernt fielen nun 52 Jahre später wieder Schüsse – der zweite Anschlag in einer deutschen Großstadt keine zwei Wochen nach dem von Solingen. Und wieder steht der mutmaßliche Täter unter Dschihadismus-Verdacht.

Der Schwerpunkt dieses Briefings aber liegt auf der Ukraine. Viktor Funk und ich haben Haushaltspolitiker von Ampel und Opposition gefragt, ob die finanzielle und militärische Hilfe bröckelt. Aus Kiew berichtet Denis Trubetskoy, was der Regierungsumbau von Präsident Wolodymyr Selenskyj bedeutet.

Der ukrainische Präsident wird heute in Ramstein beim Treffen der Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt erwartet. Anouk Schlung schreibt über die Notlösungen im ukrainischen Bildungssystem, die der russische Krieg den Schülerinnen und Lehrern dort aufzwingt, und die ukrainische Außenpolitikerin Hanna Hopko kritisiert in ihrem Gastbeitrag die westliche Ukraine-Politik.

In dieser Ausgabe endet unsere Serie der 100 der wichtigsten Köpfe der Security-Community, mit den Top 10 of the Table aus dem Bereich Gesellschaft. Damit steht unsere Auswahl der Top 100 Entscheiderinnen und Entscheider aus der Security Szene fest – wir gratulieren allen Gekürten!

Einen guten Start in das Wochenende,

Ihre
Wilhelmine Preußen
Bild von Wilhelmine  Preußen

Analyse

Verteidigungsetat 2025: Warum die Unterstützung für die Ukraine im Bundestag wackelt

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war zu den Arbeitstreffen der sogenannten Ramstein-Kontaktgruppe bislang meist nur zugeschaltet.

Beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe am heutigen Freitag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein steht die Lieferung weiterer Luftverteidigungssysteme an Kiew ganz oben auf der Agenda. Dafür machte sich auch Verteidigungsministers Rustem Umerow bei seinem Antrittsbesuch bei Boris Pistorius am Mittwoch in Berlin stark. Heute treffen die beiden in Ramstein unter anderem mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zusammen; auch Präsident Wolodymyr Selenskyj wird erwartet, berichtete der Spiegel.

Für Kiew geht es aber auch um langfristige Hilfe. Dass Deutschland sie auf dem gleichen Niveau leisten wird, ist zumindest derzeit unsicher. Das zeigt der Koalitionsstreit der Bundesregierung über den Haushalt 2025. Karsten Klein, FDP-Berichterstatter im Haushaltsausschuss für den Wehretat, wirft dem SPD-geführten Verteidigungsministerium vor, weder für das laufende Jahr noch für 2025 genaue Zahlen vorgelegt zu haben. “Ich kann aufgrund von Presseankündigungen oder mündlichen Aussagen keine Haushaltsentscheidungen treffen”, sagt Klein im Gespräch mit Table.Briefings.

FDP fordert Abstriche beim “internationalen Engagement”

Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte für den Verteidigungshaushalt 6,5 bis sieben Milliarden Euro mehr gefordert, Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner gestehen ihm aber nur einen Aufwuchs von 1,25 Milliarden Euro zu, auf 53,25 Milliarden. Das sind plus 2,5 Prozent. Auf diesem Niveau – mit einer leichten Anhebung um 250 Millionen Euro 2027 – soll der Wehretat in den Folgejahren bleiben. Für die Ukraine sind laut Haushaltseinigung der Regierung für das kommende Jahr 4 Milliarden Euro Militärhilfe vorgesehen, in diesem Jahr sind es rund 7,5 Milliarden Euro.

FDP-Mann Klein versichert aber, dass die Ukraine sich auch in Zukunft auf Deutschland verlassen könne. Zum einen sollen weitere Hilfen anderweitig finanziert werden, etwa über Zinserträge aus eingefrorenen russischen Vermögen. So steht es auch im Haushaltsentwurf. Das beim vergangenen G7-Gipfel besprochene Instrument ist aber bisher nicht umgesetzt und rechtlich umstritten. Daran werde aber “auf Hochtouren” gearbeitet, so Klein. Falls das nicht ausreicht, müsse aus Sicht des liberalen Haushälters beim “internationalen Engagement” umgeschichtet werden.

SPD und Grüne fordern mehr Flexibilität im Haushalt

Bei der SPD und den Grünen geht die Geduld mit der FDP langsam zu Ende. Man wolle und könne “noch erheblichere Mittel für die Unterstützung der Ukraine” bereitstellen, und zwar in militärischer, humanitärer und wirtschaftlicher Hinsicht. “Aber dann muss sich der Finanzminister auch bewegen”, sagt die Haushaltspolitikerin Bettina Hagedorn (SPD) Table.Briefings. Es gebe auch unterhalb der Reform einer Schuldenbremse Möglichkeiten zu handeln, beispielsweise, indem eine Notlage erklärt werde.

Der Grünen-Berichterstatter für den Wehretat im Haushaltsausschuss, Sebastian Schäfer, wird noch deutlicher. “Die aktuelle Lage der Ukraine verlangt dringend und schnell große Unterstützung und wir liefern nicht”, sagt er gegenüber Table.Briefings. Die Lösung, den Mehrbedarf mithilfe von eingefrorenen russischen Geldern zu stopfen, ist aus seiner Sicht unsicher. Es gebe hierzu noch “überhaupt keinen Zeitplan”. Schäfer widerspricht zudem vehement dem Vorwurf, dass Zahlen nicht vorlägen. Das BMVg habe schon im Frühjahr die für dieses Jahr benötigten zusätzlichen Mitteln unterlegt “mit ganz konkreten Projekten”, sagt Schäfer.

CDU-Politiker: Union fehlt Konzept für langfristige Ukraine-Hilfe

Angesichts der Ergebnisse der Wahlen in Sachsen und Thüringen und möglicher Machtverschiebungen auf der Bundesebene im kommenden Jahr spielt die Haltung der CDU eine immer wichtigere Rolle bei der Ukraine-Hilfe. Parteichef Friedrich Merz tritt inzwischen klarer auf, er verurteilte erst diese Woche die schweren Raketenschläge Russlands gegen Ziele in Poltawa als Kriegsverbrechen. Dennoch fehle der CDU ein Konzept, wie es der Ukraine langfristig helfen wolle und diese Hilfe vielleicht sogar erhöhen könne, sagt ein CDU-Politiker im Gespräch mit Table.Briefings.

Dass in Teilen der Ost-CDU, besonders in der Wählerschaft, Militärhilfe für Kiew infrage gestellt wird, sei dagegen kein großes Problem, so der Parlamentarier. “Wir haben im Westen Mitglieder, die sicher austreten würden, wenn wir uns von der Hilfe abwenden. Wir müssen aufpassen, dass kein Spaltpilz in die Partei kommt.” Wichtig sei, dass die Parteispitze mit Klarheit und Führung auftrete und die Wählerschaft im Osten sich von der Russlandvergangenheit emanzipiere. Merz werde aber von zwei ihm nahe stehenden Männern beraten, die eher auf Ausgleich mit Moskau setzen, deshalb wirke Merz manchmal schwankend in Bezug auf die Ukraine.

  • Boris Pistorius
  • Bundestag
  • Ramstein
  • Ukraine
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Personal-Rochade in Kiew: Das sind Selenskyjs neue Minister

Andrij Sybiha folgt auf den beliebten Dmytro Kuleba.

Das Überraschende an der Rochade in der ukrainischen Regierung sowie den Neubesetzungen in der mächtigen Präsidentenkanzlei ist nicht deren Ausmaß, sondern deren Zeitpunkt: Die Veränderungen kommen später als erwartet. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Umbau seiner Regierung schon Anfang Februar erwähnt, als er den beliebten Befehlshabers Walerij Saluschnyj entließ.

Auf den ersten Blick überraschend ist aber, dass Ministerpräsident Denys Schmyhal im Amt bleibt. Er fällt wenig auf, ist eher ein Technokrat und seit mehr als vier Jahren auf seinem Posten – ein ukrainischer Rekord. Seine Arbeit wird wenig kritisiert, doch Schmyhal fällt auch nicht mit frischen, kreativen Ideen auf. Genau das aber fordert Selenskyj von seinem Team ein. Spekulationen um die Zukunft des 48-Jährige dürften nicht verstummen. Es gibt jedoch eine rechtliche Hürde: Laut Gesetz muss mit dem Ministerpräsidenten die gesamte Regierung abtreten, was unter Kriegsrecht jedoch nicht passieren darf.


Fokus liegt auf Rüstung, Wirtschaftsfragen sowie Außenpolitik

Eigentlich ist die Ukraine eine semipräsidentielle Republik, in der die Regierung und das Parlament breite Befugnisse haben. Weil Selenskyjs Partei bei der Parlamentswahl 2019 die absolute Mehrheit holte, kann es in manchen Bereichen gelegentlich so sein, dass eine Position in der Präsidentenkanzlei faktisch wichtiger als ein Ministerposten ist. So ist der vermeintliche Wechsel von Oleksandr Kamyschin, bisher Minister für strategische Industrien, in den Status des Selenskyj-Beraters eher eine Beförderung. Dort wird er sich mit Wirtschaftsfragen beschäftigen, aber auch die Aufsicht über die ukrainische Rüstungsindustrie behalten.

Größere personelle Veränderungen hat Selenskyj in der Vergangenheit durchaus vorgenommen, meistens rotiert jedoch ein großer Teil seines Personals, ganz aus dem Amt verabschiedet werden nur wenige Leute. Die umfassenden Veränderungen jetzt haben eher schon auf sich warten lassen, zum einen waren fünf Ministerien ohne Chefs und gegen die erwartbaren Energie- sowie Wirtschaftsprobleme im Herbst und Winter sind ebenfalls neue Ideen nötig.

Kuleba könnte nach Brüssel wechseln

Auch die Entlassung des Außenministers Dmytro Kuleba, der Gerüchten zufolge künftig in Brüssel die Beziehungen der Ukraine mit der EU und mit der Nato stärken könnte, wurde im Ausland vor allem mit Überraschung wahrgenommen. In Kiew selbst war der mögliche Abgang Kulebas seit September 2023 ein Thema.

Kuleba war in der Ukraine beliebt und auch international ein Sympathieträger. Kritisiert wurde er dennoch, unter anderem für die dünne Personalsituation bei den Botschaften und Konsulaten. Große diplomatische Initiativen wie Selenskyjs Friedensformel oder der Friedensgipfel in der Schweiz wurden auch nicht von ihm, sondern vom Präsidentenbüro umgesetzt. Ebenfalls wurden Kuleba, dem jüngsten Außenminister in der Geschichte des Landes, Versäumnisse in der Arbeit mit den Ländern des globalen Südens attestiert.

Neuer Außenminister war bis 2021 Botschafter in der Türkei

Dass Kulebas Nachfolger, der Karrierediplomaten Andrij Sybiha (49), die ukrainische Außenpolitik stark verändern wird, ist unwahrscheinlich. Denn verfassungstechnisch liegt die außenpolitische Kernkompetenz beim Präsidenten. Sybiha war zuletzt rund ein halbes Jahr erster Stellvertreter des Außenministers. Er soll sehr gute Beziehungen zu den wichtigsten Partnern der Ukraine, in Washington und auch in Berlin, pflegen. Zwischen 2016 und 2021 arbeitete er als Botschafter in der Türkei und hat zudem sowie generell einen Draht zu den Ländern des Globalen Südens als auch Kontakte etwa nach China und Indien.

Olha Stefanischyna, zuletzt Vizepremier für die europäische Integration, wird diesen Bereich auch als neue Justizministerin weiter verantworten. Diese Aufgabenverteilung ist durchaus logisch, denn die EU-Integration wird in den nächsten Jahren die Implementierung der europäischen Gesetzgebung ins Landesrecht abverlangen.

31-Jähriger Smetanin wird Rüstungsminister

Die Ernennung des 31-jährigen talentierten Militäringenieurs Herman Smetanin zum Rüstungsminister, der zuletzt als erfolgreicher Direktor des ukrainischen Rüstungskonzerns Ukroboronprom arbeitete, wird von vielen Beobachtern in Kiew positiv gewertet. Smetanin soll weiterhin eng mit seinem ins Präsidentenbüro gewechselten Vorgänger Oleksandr Kamyschin zusammenarbeiten.

Eine deutliche und tatsächlich auch aus Kiewer Sicht überraschende diplomatische Verstärkung bekommt das Kulturministerium – nach einem Jahr ohne Minister. Der erfahrene Diplomat Mykola Totschyzkyj, unter anderem zwischen 2021 und April 2024 stellvertretender Außenminister und zuletzt in der Präsidenkanzlei tätig, soll sich vor allem um die ukrainische Kulturdiplomatie sowie die Informationspolitik im Ausland sorgen.

  • Ukraine
  • Wolodymyr Selenskyj
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Die entscheidenden Köpfe der sicherheitspolitischen Community – Gesellschaft

Herfried Münkler – Politikwissenschaftler

Keine ernsthafte Diskussion über weltpolitische Ereignisse kommt ohne ihn aus. Münkler prägt seit Jahrzehnten akademische und öffentliche Diskurse in Deutschland, wenn es um Imperien und Großmächte geht. Seit mehr als zwei Jahren drehen sich viele Diskussionen, an denen der emeritierte Professor der Humboldt-Universität Berlin teilnimmt, hauptsächlich um Russland und die Ukraine. Wie sich die Welt neu ordnet, hat Münkler zuletzt in “Welt in Aufruhr” beschrieben.

Nora Bossong – Schriftstellerin

Im Gegensatz zu vielen Schriftstellerinnen und Schriftstellern meidet Bossong nicht die großen Politikthemen, sondern setzt sich sowohl in ihren Büchern als auch in Interviews und Kommentaren intensiv damit auseinander. Sicherheitspolitik und das Werben für eine gemeinsame, europäische Armee liegen ihr besonders am Herzen. Mit ihrer eigenen Generation, den Mitte 40-Jährigen, geht die konservativ-liberale Autorin kritisch um und wirft ihnen Angepasstheit und Selbstüberhöhung vor.

Friedrich Kramer – Landesbischof und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

Standhaft gegen Rechtsextremismus, kritisch gegen westliche Waffenhilfe für die Ukraine und kategorisch gegen Atomwaffen. Friedrich Kramer, in Greifswald geboren, ist heute Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Er vertraut auf die Macht des Gebets und sieht in militärischer Unterstützung der Ukraine eher ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden. Er gibt damit durchaus vielen Menschen eine Stimme, gerade im Osten.

Franz-Josef Overbeck – Katholischer Militärbischof

Seit mehr als 13 Jahren schon kümmert sich Franz-Josef Overbeck um die seelischen Belange der deutschen Soldatinnen und Soldaten. In diese Zeit fiel die zweite Hälfte des deutschen Afghanistaneinsatzes, wohin Overbeck auch reiste. Er wirbt für mehr Akzeptanz und Verständnis für die Bedürfnisse der Einsatzveteranen, hat sich aber auch kritisch zu bewaffneten Drohnen und der geplanten Stationierung amerikanischer Waffensysteme in Deutschland geäußert. Der Bischof von Essen ist der sechste katholische Militärbischof in der Geschichte der Bundeswehr.

Josef Schuster – Präsident des Zentralrats der Juden

Sohn von Holocaustüberlebenden, Vorkämpfer für interreligiösen Dialog und Kämpfer gegen den Antisemitismus in Deutschland. Seit November 2014 ist der Mediziner Schuster Präsident des Zentralrates der Juden und Vize des World Jewish Congress. Seit dem Hamas-Überfall auf Israel im Oktober 2023 setzt sich Schuster laut nicht nur für die Jüdinnen und Juden in Deutschland ein, sondern wirbt auch für deutsche Hilfe für Israel – auch militärische.

Aiman Mazyek – Ehemaliger Vorsitzender des Zentralrates der Muslime

Keine große politische Diskussion über Muslime und den Islam in Deutschland kam ohne seine Stimme aus. Mazyek hat sich zuerst als Generalsekretär und dann als Vorsitzender des ZDM 18 Jahre lang für die Interessen der Muslimas und Muslimen eingesetzt und den Dialog mit anderen religiösen Gruppen gefördert. Im Juni 2024 trat nun Abdassamad El Yazidi als neuer ZDM-Vorsitzender in die großen Fußstapfen von Aiman Mazyek. Auch für den gebürtigen Hessen El Yazidi gehören der interreligiöse Dialog wie auch das Einschreiten gegen Islamophobie zu den wichtigsten Aufgaben.  

Norbert Bahl – Geschäftsführer des Bundeswehr-Sozialwerks

Norbert Bahl ist im Hauptberuf Ortsbürgermeister der Gemeinde Urmitz und daneben ist der SPD-Politiker auch für das Bundeswehr-Sozialwerk aktiv. In dieser Funktion kümmert er sich seit gut 25 Jahren um die Familien von Soldatinnen und Soldaten sowie um die Bedürfnisse von Bundeswehrangehörigen, wenn diese in Not sind oder spezielle Hilfe brauchen. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Hilfe für einsatzgeschädigte Veteranen.

Jürgen Grässlin – Friedensaktivist und Autor

Grässlin legt sich seit Jahrzehnten mit den Mächtigen der Rüstungs- und der Automobilbranche an und engagiert sich für strikte Waffenexport-Regeln und gegen Aufrüstung. Der ehemalige Grünen-Anhänger glaubt weiterhin daran, dass gewaltloser Widerstand auch in der Ukraine russische Panzer stoppen würde. Nach einer kurzen medialen Pause will der ausgebildete Realschullehrer bald mit Lesungen aus seinem neuen Buch über Menschen, die die Welt bewegen, wieder für die Idee des Pazifismus werben.

Carolin Emcke – Publizistin

Sie gehört zu den wichtigsten politischen Autorinnen Deutschlands. Und in den sozialen Medien gehört sie zu denjenigen, die zeigen, dass diese Medien wirklich sozial, menschlich, empathisch sein können. Empathie ist ein wichtiges Thema für Emcke, eines, das die promovierte Philosophin nicht müde wird zu reflektieren. Nach ihrer journalistischen Arbeit in vielen Kriegs- und Krisengebieten lebt und arbeitet sie heute in Berlin.

Marina Weisband – Publizistin und Bildungsaktivistin

In der sowjetischen Ukraine geboren, siedelte Weisband mit ihrer Familie als Kontingentflüchtling 1994 nach Deutschland um. Der Öffentlichkeit hier wurde sie zuerst als Politaktivistin und Geschäftsführerin der Piratenpartei für digitale Themen bekannt. Nach 2014 und spätestens aber seit Februar 2022 ist sie als Gesprächspartnerin über den russisch-ukrainischen Krieg gefragt. Ihr eigentliches Engagement gehört jedoch den Themen Demokratie und Bildung, denen sich die studierte Psychologin verschrieben hat.  

  • Antisemitismus
  • Heads

News

Türkei: Wie Erdogan den Nato-Staat in die Brics-Gruppe führen will

Zwölf Jahre nach seinem letzten Besuch in Kairo normalisiert Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Beziehungen der Türkei zu Ägypten – und stellt einen Beitritt zum losen Zusammenschluss von neun Schwellenländer (Brics) in Aussicht. Beim ersten Besuch eines ägyptischen Staatsoberhaupts in Ankara seit dem Militärputsch gegen den Muslimbruder Mohammed Mursi 2013 in Kairo lobte Erdoğan die Mittlerrolle von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisis bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand zwischen Hamas und Israel Gaza-Krieg.

“Mit einer Win-Win-Mentalität werden wir unsere multidimensionalen Beziehungen vorantreiben”, sagte Erdoğan; Ziel sei eine Verdreifachung des Handelsvolumens von derzeit fünf Milliarden US-Dollar ägyptischer Importe auf 15 Milliarden Jahren in den kommenden fünf Jahren.

Erdoğan streckt die Fühler nach dem Globalen Süden aus

Die türkisch-ägyptische Entspannung reiht sich ein in die geostrategische Offensive Erdoğans, die er 2020 begann, um Spannungen mit regionalen Rivalen wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Ägyptens abzubauen. Die Türkei will außerdem Mitglied der 2006 gegründeten losen Gruppe von Schwellenländern (Brics) werden, der neben Brasilien, Russland, Indien und China seit Anfang des Jahres auch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate angehören. Südafrika ist seit 2010 dabei; der nächste Gipfel findet im Oktober im Kasan, im Südwesten Russlands, statt.

Zum Zerwürfnis zwischen Erdoğan und der Militärführung in Kairo war es nach dem Putsch gegen den ersten frei gewählten Präsidenten 2013 gekommen; Al-Sisi war damals Oberkommandierender der Streitkräfte. Eine sanfte Wiederannäherung zwischen den beiden Ländern begann 2020, im vergangenen Jahr entsandten beide gegenseitig wieder Botschafter. Neben einem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen im Bereich Erdgas und Atomkraft will die Türkei Ägypten zudem bewaffnete Drohnen liefern. mb

  • Atomkraft
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  • Nato
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Wie Russlands Angriffskrieg der Ukraine unterirdische Schulen aufzwingt

In dieser Woche ist Schulstart für mehr als vier Millionen ukrainische Schülerinnen und Schüler. Aktuelle Zahlen aus dem Bildungsministerium dokumentieren, wie fatal der russische Angriffskrieg auch das Bildungssystem im Land trifft. “Ende Juli waren 197 Schulen zerstört und 1.625 wurden beschädigt”, teilte das Ministerium Table.Briefings mit.

Aktuell können nur 58 Prozent der Schulen Präsenzunterricht anbieten. Im Osten und im Süden des Landes sind bis zu 99 Prozent der Schulen dauerhaft geschlossen. “Präsenzunterricht kann also gar nicht stattfinden”, berichtet Vera Schroepel, die in der Ukraine als Kinderschutzspezialistin für Unicef arbeitet, Table.Briefings. “Schätzungen gehen aktuell davon aus, dass 1,5 Millionen Kinder in der Ukraine gefährdet sind, langfristige psychologische Folgen aufgrund des Kriegs zu tragen”, ergänzt sie.

Unterirdische Schulen als Strahlenschutzbunker

Notgedrungen treibt das Land den Bau unterirdischer Schulen voran. “Eine Untergrundschule ist eine inoffizielle Bezeichnung für einen Strahlenschutzbunker, in dem Bedingungen für ununterbrochenes Lernen geschaffen wurden”, erläutert das Ministerium. Derzeit sei der Bau von 103 solcher Notunterkünfte geplant. Mindestens die Hälfte davon soll Anfang 2025 betriebsbereit sein.

Auch die Unterrichtsinhalte prägt der Krieg. Bereits im vergangenen Dezember hatte die ukrainische Regierung ein Extra-Budget für die Schulen bereitgestellt, mit dem das Programm “Verteidigung der Ukraine” finanziert werden soll. Es richtet sich an die Jahrgänge zehn und elf und umfasst eine identitätsschärfende, medizinische sowie militärische Ausbildung.

Kinder lernen, Drohnen zu steuern

Dazu gehört neben Waffenkunde das Erkennen von Desinformation und Cybersicherheit sowie das Erlernen der Drohnensteuerung. 1,74 Milliarden Griwna sind dafür vorgesehen, umgerechnet rund 38 Millionen Euro. Laut Aussagen des ukrainischen Bildungsministeriums sollen die entsprechenden Fähigkeiten einmal im Monat unterrichtet werden. “Bei der Schulung werden Drohnensimulatoren, Laserschießstände und Simulatoren für die Bereitstellung von Erster Hilfe eingesetzt.”  hsc, asc, vf

  • Bildung
  • Cybersicherheit
  • Schule
  • Ukraine-Krieg

Warum ein Notstandsgesetz auf die Privatindustrie ausgeweitet wird

Mit dem “Artikelgesetz Zeitenwende”, dessen Entwurf die Bundesregierung in dieser Woche beschlossen hat, sollen nicht nur finanzielle Anreize für Soldaten und Soldatinnen geschaffen werden. In dem umfangreichen Gesetzespaket ist auch eine Ausweitung des so genannten Arbeitssicherstellungsgesetzes enthalten: Die Überarbeitung dieses Notstandsgesetzes aus den 1960er-Jahren soll die Versorgung von Streitkräften und Zivilschutz in Krise oder Krieg sichern, auch wenn inzwischen viele Privatunternehmen ehemals staatliche Aufgaben übernommen haben.

Die Neuregelung erfasst grundsätzlich alle Unternehmen, “soweit deren Leistungserbringung im Rahmen von Vertragsverhältnissen zur Versorgung der Bundeswehr, der verbündeten Streitkräfte oder beider erforderlich ist.” Dabei legt das Gesetz ein breites Spektrum von Versorgungsleistungen zugrunde: Nicht nur klassische Versorgungsunternehmen, die die Streitkräfte beliefern, sollen künftig den Bestimmungen des Arbeitsschutzgesetzes unterlegen, sondern auch Dienstleistungen wie Software oder Satellitenbilder und Kommunikationsverbindungen.

Im Krisen- und Kriegsfall könnten Kündigungen verboten werden

Das Gesetz schränkt, wenn der Bundestag den Verteidigungs- oder Spannungsfall feststellt oder gesondert einer solchen Einschränkung zustimmt, die im Grundgesetz garantierte Freiheit der Berufswahl ein. Konkret kann einem Beschäftigten die Kündigung in einem der genannten Betriebe verboten werden, wehrpflichtige Männer können zudem “in ein Arbeitsverhältnis verpflichtet werden”.

Über den weit gefassten Begriff der Versorgung von Streitkräften hinaus soll nach dem Entwurf die ganze Rüstungsindustrie in das Gesetz einbezogen werden. Neu eingefügt in den Gesetzestext wurden deshalb “Betriebe oder Betriebsteile, soweit sie Militärausrüstung einschließlich dazugehöriger Teile, Bauteile oder Bausätze liefern, erzeugen oder Dienstleistungen in unmittelbarem Zusammenhang dazu erbringen”. Das gleiche soll für die komplette Energiewirtschaft gelten, künftig werden die Regelungen auch für Unternehmen “der Mineralöl-, Gas-, Kohle- und Wasserstoffversorgung” gelten. Das Gesetz muss noch vom Bundestag beraten und verabschiedet werden. tw

  • Boris Pistorius
  • Bundeswehr
  • Wirtschaft

Must-Reads

Cepa: Durov in Detention: The End of Tech Titan Immunity? – Eine kurze, lesenwerte Analyse darüber, was hinter der Festnahme des Telegram-Gründers Pavel Durov steht: der Konflikt zwischen Staaten und Tech-Giganten.

The Insider: War games: Russia’s push to militarize youth through summer camps – Militärisch-patriotische Erziehung ist nichts Neues in Russland, neu ist, wie stark sie sich ausbreitet. The Insider berichtet, wie landesweit mehr und mehr Sommerlager eröffnet wurden, um Kinder und Jugendliche zu indoktrinieren. Oft wirken am Programm der Lager auch Soldaten mit, die in der Ukraine waren.

Stiftung Wissenschaft und Politik: Auf der Seite des Friedens? Indien als Vermittler im Ukrainekrieg. Indiens Premierminister Modi versucht, sein Land als Vermittler im Ukrainekrieg zu positionieren. Dabei verfolgt er zentrale Eigeninteressen: Schadensbegrenzung gegenüber der westlichen Staatengemeinschaft, sowie die Stärkung Indiens strategischer Autonomie in der Außenpolitik.

Foreign Affairs: America Is Losing Southeast Asia. Die USA verlieren in wichtigen Teilen Südostasiens an Einfluss, besonders in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung, wie Malaysia, Indonesien und Brunei. Grund ist vermutlich die starke Unterstützung der USA für Israel. Washington müsse sein wirtschaftliches Engagement in der Region verstärken, “denn für die südostasiatischen Länder ist Wirtschaft gleich Sicherheit“, schreibt Politikwissenschaftlerin Lynn Kuok.

Standpunkt

Hanna Hopko: Die westliche Ukraine-Politik leidet unter Angst vor Russland

Von Hanna Hopko
Hanna Hopko ist Vorstandsvorsitzende der Nichtregierungsorganisation National Interest Advocacy Network (ANTS) und Mitbegründerin des internationalen Zentrums für den ukrainischen Sieg (ICUV).

Der Jubiläumsgipfel der Nato anlässlich des 75. Jahrestages des Bündnisses war historisch – aber nicht für die Ukraine. Die Ukraine hat weder eine Beitrittseinladung noch klare Sicherheitsgarantien erhalten. 

Während des Gipfels wurden mehrere vielversprechende Entscheidungen für die Ukraine getroffen, darunter die Zusagen für 40 Milliarden Euro Unterstützung bis 2025, fünf zusätzliche Luftverteidigungssysteme und neue militärische Hilfe aus den USA, Litauen, Kanada, Italien, Neuseeland und Australien. Dänemark und die Niederlande haben die Lieferung von US-Kampfjets vom Typ F-16 an die Ukraine bestätigt. Diese Schritte sind jedoch nicht ausreichend, um den russischen Aggressor zu stoppen. 

Die Angst vor einem Krieg mit Russland beeinflusst zu viele westliche Partner, verlangsamt die Waffenlieferungen an die Ukraine und hindert sie daran, das beschämende Verbot von Angriffen auf militärische Einrichtungen auf russischem Territorium aufzuheben.

Koalitionen der Entschlossenen können die Ukraine unterstützen

Während des umfassenden Krieges mit Russland bildeten die westlichen Verbündeten neun Koalitionen zur Unterstützung der Ukraine, angeführt von Deutschland, dem Großbritannien, Frankreich, den Vereinigten Staaten und den meisten skandinavischen und baltischen Staaten. Wann die Ukraine der Nato beitreten wird, bleibt ungewiss, daher ist es für die Ukraine äußerst wichtig, der “Koalition der Willigen” beizutreten, die nicht auf Verhandlungen mit dem Aggressor drängt, sondern aktiv für die Bestrafung der begangenen Verbrechen arbeitet. 

Für die Ukraine ist es jetzt wichtig, die Zusammenarbeit mit ihren osteuropäischen Partnern – den baltischen Staaten und Polen -, Mitteleuropa und dem indopazifischen Raum fortzusetzen. Es muss klar werden, dass es für das Bündnis billiger ist, der Ukraine zum Sieg im Krieg zu verhelfen, als Verhandlungen mit dem Aggressor zuzustimmen. Die Bedrohung für ganz Europa bleibt bestehen, wenn der Konflikt andauert, da Russland weiterhin mit dem Einsatz von Atomwaffen droht.

Die EU-Länder sollen sich und uns mit einem Luftverteidigungsschild schützen, um sicherzustellen, dass unser Himmel vor russischen Raketen und Drohnen geschützt ist, die bereits in das Territorium unserer Nachbarn eindringen. Unser Ziel bleibt unverändert – wir müssen zeigen, dass wir keinen Waffenstillstand ohne echte Sicherheitsgarantien benötigen, sondern den Sieg und die unumkehrbare Bestrafung des Aggressors.

Warum Verhandlungen mit dem russischen Aggressor unmöglich sind

Rund um den Nato-Gipfel wurden erneut Aussagen über Verhandlungen mit der Russischen Föderation gemacht. Es muss jedoch klar sein, dass der Krieg dadurch nicht beendet wird, da der Aggressorstaat nicht zu Verhandlungen bereit ist. Man kann Russland nicht trauen, und wir brauchen die starke Unterstützung unserer Partner, sowie die Garantie, dass die Ukraine nicht wieder angreifen wird. Generalsekretär der Nato Jens Stoltenberg sagte in seiner Rede auf dem Gipfel, dass Verhandlungen mit Russland zu keinen Ergebnissen führten, verglich sie mit den “Minsker Vereinbarungen” und betonte die Unwirksamkeit solcher Maßnahmen. 

Anstatt die Ukraine zu Verhandlungen zu zwingen, sollte auf dem nächsten Gipfel über ein Sondertribunal in Den Haag für Putin und andere für Kriegsverbrechen Verantwortliche diskutiert werden. Es ist symbolisch passend, dass der nächste Nato-Gipfel genau in Den Haag stattfinden.

Fortschritt im Verständnis der globalen Herausforderungen

Die Diskussionen in Washington haben bestätigt, dass das Bündnis beginnt, das Ausmaß der globalen Bedrohungen zu verstehen. Zum ersten Mal hat das Bündnis anerkannt, dass China, Nordkorea und Iran durch ihre Zusammenarbeit mit Russland eine Bedrohung für die ganze Welt darstellen, und bestätigt, dass Russland weiterhin die größte Bedrohung für die Sicherheit des Bündnisses darstellt. Das Bündnis verpflichtet sich, die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Trotz des laufenden US-Präsidentschaftswahlkampfes und der möglicherweise verbundenen Veränderungen bestätigte das Weiße Haus, dass die Unterstützung für die Ukraine unverändert bleibt und die USA ihre militärische, technische und finanzielle Unterstützung fortsetzen werden. Das ist ein großer Fortschritt im Verständnis der globalen Herausforderungen, aber historisch ist es nicht. Es muss mehr getan werden. 

Hanna Hopko ist Vorstandsvorsitzende der Nichtregierungsorganisation National Interest Advocacy Network (ANTS), Mitbegründerin des internationalen Zentrums für den ukrainischen Sieg (ICUV) und ehemalige Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des ukrainischen Parlaments.

  • 75 Jahre Nato
  • F-16
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  • Ukraine

Heads

Stellvertretender Nato-Generalsekretär Mircea Geoană tritt zurück

Mircea Geoană am Rande des Nato-Gipfels im Juli 2024.

Mircea Geoană tritt zum 10. September von seinem Amt als Stellvertretender Nato-Generalsekretär zurück. Boris Ruge, stellvertretender Generalsekretär für politische Angelegenheiten und Sicherheitspolitik, wird das Amt interimsmäßig ausüben.

Geoanăs Nachfolgerin könnte die ehemalige bulgarische EU-Kommissarin, Ministerpräsidentin und Außenministerin Maria Gabriel sein, wie Radio Bulgari bereits vor einem Monat spekulierte. Die Entscheidung wird im Oktober der neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte treffen.

Geoană will Neueinstieg in heimische Politik wagen

Hintergrund von Geoanăs Abtreten ist, dass er ins rumänische Präsidentschaftsrennen einsteigen will. Dort tauchte zum Wochenbeginn die neue Kleinpartei DREPT (Dreptate si Respect in Europa / Gerechtigkeit und Respekt in Europa) auf. Wie die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien schreibt, “gehen die etablierten Parteien größtenteils davon aus, dass die Geisterpartei Mircea Geoană zum Neueinstieg in die heimische Politik verhelfen soll.”

Auf seinem Facebook-Account resümierte Geoană, der seit 2019 Stellvertretender Nato-Generalsekretär war, die Zeit mit den Worten: “In der Nato-Führung zu sein, war die Ehre meines Lebens“. Stoltenberg lobte Geoanăs Fokus auf Technologie und neue Sicherheitsherausforderungen. Diese waren “entscheidend für die Förderung von Innovationen im Bündnis.” asc

  • Nato
  • Rumänien

Security.Table Redaktion

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    Der Schwerpunkt dieses Briefings aber liegt auf der Ukraine. Viktor Funk und ich haben Haushaltspolitiker von Ampel und Opposition gefragt, ob die finanzielle und militärische Hilfe bröckelt. Aus Kiew berichtet Denis Trubetskoy, was der Regierungsumbau von Präsident Wolodymyr Selenskyj bedeutet.

    Der ukrainische Präsident wird heute in Ramstein beim Treffen der Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt erwartet. Anouk Schlung schreibt über die Notlösungen im ukrainischen Bildungssystem, die der russische Krieg den Schülerinnen und Lehrern dort aufzwingt, und die ukrainische Außenpolitikerin Hanna Hopko kritisiert in ihrem Gastbeitrag die westliche Ukraine-Politik.

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    Beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe am heutigen Freitag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein steht die Lieferung weiterer Luftverteidigungssysteme an Kiew ganz oben auf der Agenda. Dafür machte sich auch Verteidigungsministers Rustem Umerow bei seinem Antrittsbesuch bei Boris Pistorius am Mittwoch in Berlin stark. Heute treffen die beiden in Ramstein unter anderem mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zusammen; auch Präsident Wolodymyr Selenskyj wird erwartet, berichtete der Spiegel.

    Für Kiew geht es aber auch um langfristige Hilfe. Dass Deutschland sie auf dem gleichen Niveau leisten wird, ist zumindest derzeit unsicher. Das zeigt der Koalitionsstreit der Bundesregierung über den Haushalt 2025. Karsten Klein, FDP-Berichterstatter im Haushaltsausschuss für den Wehretat, wirft dem SPD-geführten Verteidigungsministerium vor, weder für das laufende Jahr noch für 2025 genaue Zahlen vorgelegt zu haben. “Ich kann aufgrund von Presseankündigungen oder mündlichen Aussagen keine Haushaltsentscheidungen treffen”, sagt Klein im Gespräch mit Table.Briefings.

    FDP fordert Abstriche beim “internationalen Engagement”

    Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte für den Verteidigungshaushalt 6,5 bis sieben Milliarden Euro mehr gefordert, Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner gestehen ihm aber nur einen Aufwuchs von 1,25 Milliarden Euro zu, auf 53,25 Milliarden. Das sind plus 2,5 Prozent. Auf diesem Niveau – mit einer leichten Anhebung um 250 Millionen Euro 2027 – soll der Wehretat in den Folgejahren bleiben. Für die Ukraine sind laut Haushaltseinigung der Regierung für das kommende Jahr 4 Milliarden Euro Militärhilfe vorgesehen, in diesem Jahr sind es rund 7,5 Milliarden Euro.

    FDP-Mann Klein versichert aber, dass die Ukraine sich auch in Zukunft auf Deutschland verlassen könne. Zum einen sollen weitere Hilfen anderweitig finanziert werden, etwa über Zinserträge aus eingefrorenen russischen Vermögen. So steht es auch im Haushaltsentwurf. Das beim vergangenen G7-Gipfel besprochene Instrument ist aber bisher nicht umgesetzt und rechtlich umstritten. Daran werde aber “auf Hochtouren” gearbeitet, so Klein. Falls das nicht ausreicht, müsse aus Sicht des liberalen Haushälters beim “internationalen Engagement” umgeschichtet werden.

    SPD und Grüne fordern mehr Flexibilität im Haushalt

    Bei der SPD und den Grünen geht die Geduld mit der FDP langsam zu Ende. Man wolle und könne “noch erheblichere Mittel für die Unterstützung der Ukraine” bereitstellen, und zwar in militärischer, humanitärer und wirtschaftlicher Hinsicht. “Aber dann muss sich der Finanzminister auch bewegen”, sagt die Haushaltspolitikerin Bettina Hagedorn (SPD) Table.Briefings. Es gebe auch unterhalb der Reform einer Schuldenbremse Möglichkeiten zu handeln, beispielsweise, indem eine Notlage erklärt werde.

    Der Grünen-Berichterstatter für den Wehretat im Haushaltsausschuss, Sebastian Schäfer, wird noch deutlicher. “Die aktuelle Lage der Ukraine verlangt dringend und schnell große Unterstützung und wir liefern nicht”, sagt er gegenüber Table.Briefings. Die Lösung, den Mehrbedarf mithilfe von eingefrorenen russischen Geldern zu stopfen, ist aus seiner Sicht unsicher. Es gebe hierzu noch “überhaupt keinen Zeitplan”. Schäfer widerspricht zudem vehement dem Vorwurf, dass Zahlen nicht vorlägen. Das BMVg habe schon im Frühjahr die für dieses Jahr benötigten zusätzlichen Mitteln unterlegt “mit ganz konkreten Projekten”, sagt Schäfer.

    CDU-Politiker: Union fehlt Konzept für langfristige Ukraine-Hilfe

    Angesichts der Ergebnisse der Wahlen in Sachsen und Thüringen und möglicher Machtverschiebungen auf der Bundesebene im kommenden Jahr spielt die Haltung der CDU eine immer wichtigere Rolle bei der Ukraine-Hilfe. Parteichef Friedrich Merz tritt inzwischen klarer auf, er verurteilte erst diese Woche die schweren Raketenschläge Russlands gegen Ziele in Poltawa als Kriegsverbrechen. Dennoch fehle der CDU ein Konzept, wie es der Ukraine langfristig helfen wolle und diese Hilfe vielleicht sogar erhöhen könne, sagt ein CDU-Politiker im Gespräch mit Table.Briefings.

    Dass in Teilen der Ost-CDU, besonders in der Wählerschaft, Militärhilfe für Kiew infrage gestellt wird, sei dagegen kein großes Problem, so der Parlamentarier. “Wir haben im Westen Mitglieder, die sicher austreten würden, wenn wir uns von der Hilfe abwenden. Wir müssen aufpassen, dass kein Spaltpilz in die Partei kommt.” Wichtig sei, dass die Parteispitze mit Klarheit und Führung auftrete und die Wählerschaft im Osten sich von der Russlandvergangenheit emanzipiere. Merz werde aber von zwei ihm nahe stehenden Männern beraten, die eher auf Ausgleich mit Moskau setzen, deshalb wirke Merz manchmal schwankend in Bezug auf die Ukraine.

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    Personal-Rochade in Kiew: Das sind Selenskyjs neue Minister

    Andrij Sybiha folgt auf den beliebten Dmytro Kuleba.

    Das Überraschende an der Rochade in der ukrainischen Regierung sowie den Neubesetzungen in der mächtigen Präsidentenkanzlei ist nicht deren Ausmaß, sondern deren Zeitpunkt: Die Veränderungen kommen später als erwartet. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Umbau seiner Regierung schon Anfang Februar erwähnt, als er den beliebten Befehlshabers Walerij Saluschnyj entließ.

    Auf den ersten Blick überraschend ist aber, dass Ministerpräsident Denys Schmyhal im Amt bleibt. Er fällt wenig auf, ist eher ein Technokrat und seit mehr als vier Jahren auf seinem Posten – ein ukrainischer Rekord. Seine Arbeit wird wenig kritisiert, doch Schmyhal fällt auch nicht mit frischen, kreativen Ideen auf. Genau das aber fordert Selenskyj von seinem Team ein. Spekulationen um die Zukunft des 48-Jährige dürften nicht verstummen. Es gibt jedoch eine rechtliche Hürde: Laut Gesetz muss mit dem Ministerpräsidenten die gesamte Regierung abtreten, was unter Kriegsrecht jedoch nicht passieren darf.


    Fokus liegt auf Rüstung, Wirtschaftsfragen sowie Außenpolitik

    Eigentlich ist die Ukraine eine semipräsidentielle Republik, in der die Regierung und das Parlament breite Befugnisse haben. Weil Selenskyjs Partei bei der Parlamentswahl 2019 die absolute Mehrheit holte, kann es in manchen Bereichen gelegentlich so sein, dass eine Position in der Präsidentenkanzlei faktisch wichtiger als ein Ministerposten ist. So ist der vermeintliche Wechsel von Oleksandr Kamyschin, bisher Minister für strategische Industrien, in den Status des Selenskyj-Beraters eher eine Beförderung. Dort wird er sich mit Wirtschaftsfragen beschäftigen, aber auch die Aufsicht über die ukrainische Rüstungsindustrie behalten.

    Größere personelle Veränderungen hat Selenskyj in der Vergangenheit durchaus vorgenommen, meistens rotiert jedoch ein großer Teil seines Personals, ganz aus dem Amt verabschiedet werden nur wenige Leute. Die umfassenden Veränderungen jetzt haben eher schon auf sich warten lassen, zum einen waren fünf Ministerien ohne Chefs und gegen die erwartbaren Energie- sowie Wirtschaftsprobleme im Herbst und Winter sind ebenfalls neue Ideen nötig.

    Kuleba könnte nach Brüssel wechseln

    Auch die Entlassung des Außenministers Dmytro Kuleba, der Gerüchten zufolge künftig in Brüssel die Beziehungen der Ukraine mit der EU und mit der Nato stärken könnte, wurde im Ausland vor allem mit Überraschung wahrgenommen. In Kiew selbst war der mögliche Abgang Kulebas seit September 2023 ein Thema.

    Kuleba war in der Ukraine beliebt und auch international ein Sympathieträger. Kritisiert wurde er dennoch, unter anderem für die dünne Personalsituation bei den Botschaften und Konsulaten. Große diplomatische Initiativen wie Selenskyjs Friedensformel oder der Friedensgipfel in der Schweiz wurden auch nicht von ihm, sondern vom Präsidentenbüro umgesetzt. Ebenfalls wurden Kuleba, dem jüngsten Außenminister in der Geschichte des Landes, Versäumnisse in der Arbeit mit den Ländern des globalen Südens attestiert.

    Neuer Außenminister war bis 2021 Botschafter in der Türkei

    Dass Kulebas Nachfolger, der Karrierediplomaten Andrij Sybiha (49), die ukrainische Außenpolitik stark verändern wird, ist unwahrscheinlich. Denn verfassungstechnisch liegt die außenpolitische Kernkompetenz beim Präsidenten. Sybiha war zuletzt rund ein halbes Jahr erster Stellvertreter des Außenministers. Er soll sehr gute Beziehungen zu den wichtigsten Partnern der Ukraine, in Washington und auch in Berlin, pflegen. Zwischen 2016 und 2021 arbeitete er als Botschafter in der Türkei und hat zudem sowie generell einen Draht zu den Ländern des Globalen Südens als auch Kontakte etwa nach China und Indien.

    Olha Stefanischyna, zuletzt Vizepremier für die europäische Integration, wird diesen Bereich auch als neue Justizministerin weiter verantworten. Diese Aufgabenverteilung ist durchaus logisch, denn die EU-Integration wird in den nächsten Jahren die Implementierung der europäischen Gesetzgebung ins Landesrecht abverlangen.

    31-Jähriger Smetanin wird Rüstungsminister

    Die Ernennung des 31-jährigen talentierten Militäringenieurs Herman Smetanin zum Rüstungsminister, der zuletzt als erfolgreicher Direktor des ukrainischen Rüstungskonzerns Ukroboronprom arbeitete, wird von vielen Beobachtern in Kiew positiv gewertet. Smetanin soll weiterhin eng mit seinem ins Präsidentenbüro gewechselten Vorgänger Oleksandr Kamyschin zusammenarbeiten.

    Eine deutliche und tatsächlich auch aus Kiewer Sicht überraschende diplomatische Verstärkung bekommt das Kulturministerium – nach einem Jahr ohne Minister. Der erfahrene Diplomat Mykola Totschyzkyj, unter anderem zwischen 2021 und April 2024 stellvertretender Außenminister und zuletzt in der Präsidenkanzlei tätig, soll sich vor allem um die ukrainische Kulturdiplomatie sowie die Informationspolitik im Ausland sorgen.

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    • Wolodymyr Selenskyj
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    Die entscheidenden Köpfe der sicherheitspolitischen Community – Gesellschaft

    Herfried Münkler – Politikwissenschaftler

    Keine ernsthafte Diskussion über weltpolitische Ereignisse kommt ohne ihn aus. Münkler prägt seit Jahrzehnten akademische und öffentliche Diskurse in Deutschland, wenn es um Imperien und Großmächte geht. Seit mehr als zwei Jahren drehen sich viele Diskussionen, an denen der emeritierte Professor der Humboldt-Universität Berlin teilnimmt, hauptsächlich um Russland und die Ukraine. Wie sich die Welt neu ordnet, hat Münkler zuletzt in “Welt in Aufruhr” beschrieben.

    Nora Bossong – Schriftstellerin

    Im Gegensatz zu vielen Schriftstellerinnen und Schriftstellern meidet Bossong nicht die großen Politikthemen, sondern setzt sich sowohl in ihren Büchern als auch in Interviews und Kommentaren intensiv damit auseinander. Sicherheitspolitik und das Werben für eine gemeinsame, europäische Armee liegen ihr besonders am Herzen. Mit ihrer eigenen Generation, den Mitte 40-Jährigen, geht die konservativ-liberale Autorin kritisch um und wirft ihnen Angepasstheit und Selbstüberhöhung vor.

    Friedrich Kramer – Landesbischof und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

    Standhaft gegen Rechtsextremismus, kritisch gegen westliche Waffenhilfe für die Ukraine und kategorisch gegen Atomwaffen. Friedrich Kramer, in Greifswald geboren, ist heute Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Er vertraut auf die Macht des Gebets und sieht in militärischer Unterstützung der Ukraine eher ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden. Er gibt damit durchaus vielen Menschen eine Stimme, gerade im Osten.

    Franz-Josef Overbeck – Katholischer Militärbischof

    Seit mehr als 13 Jahren schon kümmert sich Franz-Josef Overbeck um die seelischen Belange der deutschen Soldatinnen und Soldaten. In diese Zeit fiel die zweite Hälfte des deutschen Afghanistaneinsatzes, wohin Overbeck auch reiste. Er wirbt für mehr Akzeptanz und Verständnis für die Bedürfnisse der Einsatzveteranen, hat sich aber auch kritisch zu bewaffneten Drohnen und der geplanten Stationierung amerikanischer Waffensysteme in Deutschland geäußert. Der Bischof von Essen ist der sechste katholische Militärbischof in der Geschichte der Bundeswehr.

    Josef Schuster – Präsident des Zentralrats der Juden

    Sohn von Holocaustüberlebenden, Vorkämpfer für interreligiösen Dialog und Kämpfer gegen den Antisemitismus in Deutschland. Seit November 2014 ist der Mediziner Schuster Präsident des Zentralrates der Juden und Vize des World Jewish Congress. Seit dem Hamas-Überfall auf Israel im Oktober 2023 setzt sich Schuster laut nicht nur für die Jüdinnen und Juden in Deutschland ein, sondern wirbt auch für deutsche Hilfe für Israel – auch militärische.

    Aiman Mazyek – Ehemaliger Vorsitzender des Zentralrates der Muslime

    Keine große politische Diskussion über Muslime und den Islam in Deutschland kam ohne seine Stimme aus. Mazyek hat sich zuerst als Generalsekretär und dann als Vorsitzender des ZDM 18 Jahre lang für die Interessen der Muslimas und Muslimen eingesetzt und den Dialog mit anderen religiösen Gruppen gefördert. Im Juni 2024 trat nun Abdassamad El Yazidi als neuer ZDM-Vorsitzender in die großen Fußstapfen von Aiman Mazyek. Auch für den gebürtigen Hessen El Yazidi gehören der interreligiöse Dialog wie auch das Einschreiten gegen Islamophobie zu den wichtigsten Aufgaben.  

    Norbert Bahl – Geschäftsführer des Bundeswehr-Sozialwerks

    Norbert Bahl ist im Hauptberuf Ortsbürgermeister der Gemeinde Urmitz und daneben ist der SPD-Politiker auch für das Bundeswehr-Sozialwerk aktiv. In dieser Funktion kümmert er sich seit gut 25 Jahren um die Familien von Soldatinnen und Soldaten sowie um die Bedürfnisse von Bundeswehrangehörigen, wenn diese in Not sind oder spezielle Hilfe brauchen. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Hilfe für einsatzgeschädigte Veteranen.

    Jürgen Grässlin – Friedensaktivist und Autor

    Grässlin legt sich seit Jahrzehnten mit den Mächtigen der Rüstungs- und der Automobilbranche an und engagiert sich für strikte Waffenexport-Regeln und gegen Aufrüstung. Der ehemalige Grünen-Anhänger glaubt weiterhin daran, dass gewaltloser Widerstand auch in der Ukraine russische Panzer stoppen würde. Nach einer kurzen medialen Pause will der ausgebildete Realschullehrer bald mit Lesungen aus seinem neuen Buch über Menschen, die die Welt bewegen, wieder für die Idee des Pazifismus werben.

    Carolin Emcke – Publizistin

    Sie gehört zu den wichtigsten politischen Autorinnen Deutschlands. Und in den sozialen Medien gehört sie zu denjenigen, die zeigen, dass diese Medien wirklich sozial, menschlich, empathisch sein können. Empathie ist ein wichtiges Thema für Emcke, eines, das die promovierte Philosophin nicht müde wird zu reflektieren. Nach ihrer journalistischen Arbeit in vielen Kriegs- und Krisengebieten lebt und arbeitet sie heute in Berlin.

    Marina Weisband – Publizistin und Bildungsaktivistin

    In der sowjetischen Ukraine geboren, siedelte Weisband mit ihrer Familie als Kontingentflüchtling 1994 nach Deutschland um. Der Öffentlichkeit hier wurde sie zuerst als Politaktivistin und Geschäftsführerin der Piratenpartei für digitale Themen bekannt. Nach 2014 und spätestens aber seit Februar 2022 ist sie als Gesprächspartnerin über den russisch-ukrainischen Krieg gefragt. Ihr eigentliches Engagement gehört jedoch den Themen Demokratie und Bildung, denen sich die studierte Psychologin verschrieben hat.  

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    Türkei: Wie Erdogan den Nato-Staat in die Brics-Gruppe führen will

    Zwölf Jahre nach seinem letzten Besuch in Kairo normalisiert Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Beziehungen der Türkei zu Ägypten – und stellt einen Beitritt zum losen Zusammenschluss von neun Schwellenländer (Brics) in Aussicht. Beim ersten Besuch eines ägyptischen Staatsoberhaupts in Ankara seit dem Militärputsch gegen den Muslimbruder Mohammed Mursi 2013 in Kairo lobte Erdoğan die Mittlerrolle von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisis bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand zwischen Hamas und Israel Gaza-Krieg.

    “Mit einer Win-Win-Mentalität werden wir unsere multidimensionalen Beziehungen vorantreiben”, sagte Erdoğan; Ziel sei eine Verdreifachung des Handelsvolumens von derzeit fünf Milliarden US-Dollar ägyptischer Importe auf 15 Milliarden Jahren in den kommenden fünf Jahren.

    Erdoğan streckt die Fühler nach dem Globalen Süden aus

    Die türkisch-ägyptische Entspannung reiht sich ein in die geostrategische Offensive Erdoğans, die er 2020 begann, um Spannungen mit regionalen Rivalen wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Ägyptens abzubauen. Die Türkei will außerdem Mitglied der 2006 gegründeten losen Gruppe von Schwellenländern (Brics) werden, der neben Brasilien, Russland, Indien und China seit Anfang des Jahres auch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate angehören. Südafrika ist seit 2010 dabei; der nächste Gipfel findet im Oktober im Kasan, im Südwesten Russlands, statt.

    Zum Zerwürfnis zwischen Erdoğan und der Militärführung in Kairo war es nach dem Putsch gegen den ersten frei gewählten Präsidenten 2013 gekommen; Al-Sisi war damals Oberkommandierender der Streitkräfte. Eine sanfte Wiederannäherung zwischen den beiden Ländern begann 2020, im vergangenen Jahr entsandten beide gegenseitig wieder Botschafter. Neben einem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen im Bereich Erdgas und Atomkraft will die Türkei Ägypten zudem bewaffnete Drohnen liefern. mb

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    Wie Russlands Angriffskrieg der Ukraine unterirdische Schulen aufzwingt

    In dieser Woche ist Schulstart für mehr als vier Millionen ukrainische Schülerinnen und Schüler. Aktuelle Zahlen aus dem Bildungsministerium dokumentieren, wie fatal der russische Angriffskrieg auch das Bildungssystem im Land trifft. “Ende Juli waren 197 Schulen zerstört und 1.625 wurden beschädigt”, teilte das Ministerium Table.Briefings mit.

    Aktuell können nur 58 Prozent der Schulen Präsenzunterricht anbieten. Im Osten und im Süden des Landes sind bis zu 99 Prozent der Schulen dauerhaft geschlossen. “Präsenzunterricht kann also gar nicht stattfinden”, berichtet Vera Schroepel, die in der Ukraine als Kinderschutzspezialistin für Unicef arbeitet, Table.Briefings. “Schätzungen gehen aktuell davon aus, dass 1,5 Millionen Kinder in der Ukraine gefährdet sind, langfristige psychologische Folgen aufgrund des Kriegs zu tragen”, ergänzt sie.

    Unterirdische Schulen als Strahlenschutzbunker

    Notgedrungen treibt das Land den Bau unterirdischer Schulen voran. “Eine Untergrundschule ist eine inoffizielle Bezeichnung für einen Strahlenschutzbunker, in dem Bedingungen für ununterbrochenes Lernen geschaffen wurden”, erläutert das Ministerium. Derzeit sei der Bau von 103 solcher Notunterkünfte geplant. Mindestens die Hälfte davon soll Anfang 2025 betriebsbereit sein.

    Auch die Unterrichtsinhalte prägt der Krieg. Bereits im vergangenen Dezember hatte die ukrainische Regierung ein Extra-Budget für die Schulen bereitgestellt, mit dem das Programm “Verteidigung der Ukraine” finanziert werden soll. Es richtet sich an die Jahrgänge zehn und elf und umfasst eine identitätsschärfende, medizinische sowie militärische Ausbildung.

    Kinder lernen, Drohnen zu steuern

    Dazu gehört neben Waffenkunde das Erkennen von Desinformation und Cybersicherheit sowie das Erlernen der Drohnensteuerung. 1,74 Milliarden Griwna sind dafür vorgesehen, umgerechnet rund 38 Millionen Euro. Laut Aussagen des ukrainischen Bildungsministeriums sollen die entsprechenden Fähigkeiten einmal im Monat unterrichtet werden. “Bei der Schulung werden Drohnensimulatoren, Laserschießstände und Simulatoren für die Bereitstellung von Erster Hilfe eingesetzt.”  hsc, asc, vf

    • Bildung
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    Warum ein Notstandsgesetz auf die Privatindustrie ausgeweitet wird

    Mit dem “Artikelgesetz Zeitenwende”, dessen Entwurf die Bundesregierung in dieser Woche beschlossen hat, sollen nicht nur finanzielle Anreize für Soldaten und Soldatinnen geschaffen werden. In dem umfangreichen Gesetzespaket ist auch eine Ausweitung des so genannten Arbeitssicherstellungsgesetzes enthalten: Die Überarbeitung dieses Notstandsgesetzes aus den 1960er-Jahren soll die Versorgung von Streitkräften und Zivilschutz in Krise oder Krieg sichern, auch wenn inzwischen viele Privatunternehmen ehemals staatliche Aufgaben übernommen haben.

    Die Neuregelung erfasst grundsätzlich alle Unternehmen, “soweit deren Leistungserbringung im Rahmen von Vertragsverhältnissen zur Versorgung der Bundeswehr, der verbündeten Streitkräfte oder beider erforderlich ist.” Dabei legt das Gesetz ein breites Spektrum von Versorgungsleistungen zugrunde: Nicht nur klassische Versorgungsunternehmen, die die Streitkräfte beliefern, sollen künftig den Bestimmungen des Arbeitsschutzgesetzes unterlegen, sondern auch Dienstleistungen wie Software oder Satellitenbilder und Kommunikationsverbindungen.

    Im Krisen- und Kriegsfall könnten Kündigungen verboten werden

    Das Gesetz schränkt, wenn der Bundestag den Verteidigungs- oder Spannungsfall feststellt oder gesondert einer solchen Einschränkung zustimmt, die im Grundgesetz garantierte Freiheit der Berufswahl ein. Konkret kann einem Beschäftigten die Kündigung in einem der genannten Betriebe verboten werden, wehrpflichtige Männer können zudem “in ein Arbeitsverhältnis verpflichtet werden”.

    Über den weit gefassten Begriff der Versorgung von Streitkräften hinaus soll nach dem Entwurf die ganze Rüstungsindustrie in das Gesetz einbezogen werden. Neu eingefügt in den Gesetzestext wurden deshalb “Betriebe oder Betriebsteile, soweit sie Militärausrüstung einschließlich dazugehöriger Teile, Bauteile oder Bausätze liefern, erzeugen oder Dienstleistungen in unmittelbarem Zusammenhang dazu erbringen”. Das gleiche soll für die komplette Energiewirtschaft gelten, künftig werden die Regelungen auch für Unternehmen “der Mineralöl-, Gas-, Kohle- und Wasserstoffversorgung” gelten. Das Gesetz muss noch vom Bundestag beraten und verabschiedet werden. tw

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    Must-Reads

    Cepa: Durov in Detention: The End of Tech Titan Immunity? – Eine kurze, lesenwerte Analyse darüber, was hinter der Festnahme des Telegram-Gründers Pavel Durov steht: der Konflikt zwischen Staaten und Tech-Giganten.

    The Insider: War games: Russia’s push to militarize youth through summer camps – Militärisch-patriotische Erziehung ist nichts Neues in Russland, neu ist, wie stark sie sich ausbreitet. The Insider berichtet, wie landesweit mehr und mehr Sommerlager eröffnet wurden, um Kinder und Jugendliche zu indoktrinieren. Oft wirken am Programm der Lager auch Soldaten mit, die in der Ukraine waren.

    Stiftung Wissenschaft und Politik: Auf der Seite des Friedens? Indien als Vermittler im Ukrainekrieg. Indiens Premierminister Modi versucht, sein Land als Vermittler im Ukrainekrieg zu positionieren. Dabei verfolgt er zentrale Eigeninteressen: Schadensbegrenzung gegenüber der westlichen Staatengemeinschaft, sowie die Stärkung Indiens strategischer Autonomie in der Außenpolitik.

    Foreign Affairs: America Is Losing Southeast Asia. Die USA verlieren in wichtigen Teilen Südostasiens an Einfluss, besonders in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung, wie Malaysia, Indonesien und Brunei. Grund ist vermutlich die starke Unterstützung der USA für Israel. Washington müsse sein wirtschaftliches Engagement in der Region verstärken, “denn für die südostasiatischen Länder ist Wirtschaft gleich Sicherheit“, schreibt Politikwissenschaftlerin Lynn Kuok.

    Standpunkt

    Hanna Hopko: Die westliche Ukraine-Politik leidet unter Angst vor Russland

    Von Hanna Hopko
    Hanna Hopko ist Vorstandsvorsitzende der Nichtregierungsorganisation National Interest Advocacy Network (ANTS) und Mitbegründerin des internationalen Zentrums für den ukrainischen Sieg (ICUV).

    Der Jubiläumsgipfel der Nato anlässlich des 75. Jahrestages des Bündnisses war historisch – aber nicht für die Ukraine. Die Ukraine hat weder eine Beitrittseinladung noch klare Sicherheitsgarantien erhalten. 

    Während des Gipfels wurden mehrere vielversprechende Entscheidungen für die Ukraine getroffen, darunter die Zusagen für 40 Milliarden Euro Unterstützung bis 2025, fünf zusätzliche Luftverteidigungssysteme und neue militärische Hilfe aus den USA, Litauen, Kanada, Italien, Neuseeland und Australien. Dänemark und die Niederlande haben die Lieferung von US-Kampfjets vom Typ F-16 an die Ukraine bestätigt. Diese Schritte sind jedoch nicht ausreichend, um den russischen Aggressor zu stoppen. 

    Die Angst vor einem Krieg mit Russland beeinflusst zu viele westliche Partner, verlangsamt die Waffenlieferungen an die Ukraine und hindert sie daran, das beschämende Verbot von Angriffen auf militärische Einrichtungen auf russischem Territorium aufzuheben.

    Koalitionen der Entschlossenen können die Ukraine unterstützen

    Während des umfassenden Krieges mit Russland bildeten die westlichen Verbündeten neun Koalitionen zur Unterstützung der Ukraine, angeführt von Deutschland, dem Großbritannien, Frankreich, den Vereinigten Staaten und den meisten skandinavischen und baltischen Staaten. Wann die Ukraine der Nato beitreten wird, bleibt ungewiss, daher ist es für die Ukraine äußerst wichtig, der “Koalition der Willigen” beizutreten, die nicht auf Verhandlungen mit dem Aggressor drängt, sondern aktiv für die Bestrafung der begangenen Verbrechen arbeitet. 

    Für die Ukraine ist es jetzt wichtig, die Zusammenarbeit mit ihren osteuropäischen Partnern – den baltischen Staaten und Polen -, Mitteleuropa und dem indopazifischen Raum fortzusetzen. Es muss klar werden, dass es für das Bündnis billiger ist, der Ukraine zum Sieg im Krieg zu verhelfen, als Verhandlungen mit dem Aggressor zuzustimmen. Die Bedrohung für ganz Europa bleibt bestehen, wenn der Konflikt andauert, da Russland weiterhin mit dem Einsatz von Atomwaffen droht.

    Die EU-Länder sollen sich und uns mit einem Luftverteidigungsschild schützen, um sicherzustellen, dass unser Himmel vor russischen Raketen und Drohnen geschützt ist, die bereits in das Territorium unserer Nachbarn eindringen. Unser Ziel bleibt unverändert – wir müssen zeigen, dass wir keinen Waffenstillstand ohne echte Sicherheitsgarantien benötigen, sondern den Sieg und die unumkehrbare Bestrafung des Aggressors.

    Warum Verhandlungen mit dem russischen Aggressor unmöglich sind

    Rund um den Nato-Gipfel wurden erneut Aussagen über Verhandlungen mit der Russischen Föderation gemacht. Es muss jedoch klar sein, dass der Krieg dadurch nicht beendet wird, da der Aggressorstaat nicht zu Verhandlungen bereit ist. Man kann Russland nicht trauen, und wir brauchen die starke Unterstützung unserer Partner, sowie die Garantie, dass die Ukraine nicht wieder angreifen wird. Generalsekretär der Nato Jens Stoltenberg sagte in seiner Rede auf dem Gipfel, dass Verhandlungen mit Russland zu keinen Ergebnissen führten, verglich sie mit den “Minsker Vereinbarungen” und betonte die Unwirksamkeit solcher Maßnahmen. 

    Anstatt die Ukraine zu Verhandlungen zu zwingen, sollte auf dem nächsten Gipfel über ein Sondertribunal in Den Haag für Putin und andere für Kriegsverbrechen Verantwortliche diskutiert werden. Es ist symbolisch passend, dass der nächste Nato-Gipfel genau in Den Haag stattfinden.

    Fortschritt im Verständnis der globalen Herausforderungen

    Die Diskussionen in Washington haben bestätigt, dass das Bündnis beginnt, das Ausmaß der globalen Bedrohungen zu verstehen. Zum ersten Mal hat das Bündnis anerkannt, dass China, Nordkorea und Iran durch ihre Zusammenarbeit mit Russland eine Bedrohung für die ganze Welt darstellen, und bestätigt, dass Russland weiterhin die größte Bedrohung für die Sicherheit des Bündnisses darstellt. Das Bündnis verpflichtet sich, die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Trotz des laufenden US-Präsidentschaftswahlkampfes und der möglicherweise verbundenen Veränderungen bestätigte das Weiße Haus, dass die Unterstützung für die Ukraine unverändert bleibt und die USA ihre militärische, technische und finanzielle Unterstützung fortsetzen werden. Das ist ein großer Fortschritt im Verständnis der globalen Herausforderungen, aber historisch ist es nicht. Es muss mehr getan werden. 

    Hanna Hopko ist Vorstandsvorsitzende der Nichtregierungsorganisation National Interest Advocacy Network (ANTS), Mitbegründerin des internationalen Zentrums für den ukrainischen Sieg (ICUV) und ehemalige Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des ukrainischen Parlaments.

    • 75 Jahre Nato
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    • Nato
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    Heads

    Stellvertretender Nato-Generalsekretär Mircea Geoană tritt zurück

    Mircea Geoană am Rande des Nato-Gipfels im Juli 2024.

    Mircea Geoană tritt zum 10. September von seinem Amt als Stellvertretender Nato-Generalsekretär zurück. Boris Ruge, stellvertretender Generalsekretär für politische Angelegenheiten und Sicherheitspolitik, wird das Amt interimsmäßig ausüben.

    Geoanăs Nachfolgerin könnte die ehemalige bulgarische EU-Kommissarin, Ministerpräsidentin und Außenministerin Maria Gabriel sein, wie Radio Bulgari bereits vor einem Monat spekulierte. Die Entscheidung wird im Oktober der neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte treffen.

    Geoană will Neueinstieg in heimische Politik wagen

    Hintergrund von Geoanăs Abtreten ist, dass er ins rumänische Präsidentschaftsrennen einsteigen will. Dort tauchte zum Wochenbeginn die neue Kleinpartei DREPT (Dreptate si Respect in Europa / Gerechtigkeit und Respekt in Europa) auf. Wie die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien schreibt, “gehen die etablierten Parteien größtenteils davon aus, dass die Geisterpartei Mircea Geoană zum Neueinstieg in die heimische Politik verhelfen soll.”

    Auf seinem Facebook-Account resümierte Geoană, der seit 2019 Stellvertretender Nato-Generalsekretär war, die Zeit mit den Worten: “In der Nato-Führung zu sein, war die Ehre meines Lebens“. Stoltenberg lobte Geoanăs Fokus auf Technologie und neue Sicherheitsherausforderungen. Diese waren “entscheidend für die Förderung von Innovationen im Bündnis.” asc

    • Nato
    • Rumänien

    Security.Table Redaktion

    SECURITY.TABLE REDAKTION

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