Table.Briefing: Security

Das neue Nato-Transitland Norwegen + Kreml spielt Ukraine-Offensive herunter

Liebe Leserin, lieber Leser,

das SPD-Präsidium hat sich hinter die Entscheidung der Bundesregierung gestellt, weitreichende US-Präzisionswaffen in Deutschland zu stationieren. In dem Beschluss der Parteispitze vom Montag hieß es: “Militärische Stärke und Diplomatie sind für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten keine Gegensätze, sie bedingen einander.”

Am Mittwoch beginnt in der Schweiz die Friedenskonferenz für ein Ende des Krieges im Sudan. Wir stellen Ihnen den US-Sondergesandten für den Sudan, Tom Periello, vor, der die Konferenz als persönlichen Erfolg verbuchen kann.

Und Lisa-Martina Klein analysiert, wie sich Norwegens Rolle in der Nato durch den Beitritt Finnlands und Schwedens verändert.

Eine gute Lektüre wünscht

Ihr
Gabriel Bub
Bild von Gabriel  Bub

Analyse

Nato-Nordflanke: Wie Norwegen zum Aufmarschgebiet für Verbündete wird

Die Integration Schwedens und Finnlands in die Nato läuft fast geräuschlos. Zwar herrscht weiter Uneinigkeit, wo genau sich die beiden Neu-Mitglieder in der Nato-Struktur einsortieren sollen. Aber beide Länder geben klar zu erkennen, dass sie ihren Teil zur Abschreckung an der Nord- und Ostflanke beitragen werden. So kündigte Finnland im Juni an, ein Landkommando für eine multinationale Nato-Truppe aufbauen zu wollen. Schweden will sich mehr in der Ostsee engagieren.

Gemeinsam nahmen die beiden Länder dieses Jahr – erstmals als Nato-Mitglieder – an der Übung Immediate Response 24 teil, bei der US-Streitkräfte die Verlegung großer Truppen über Norwegen und Schweden nach Finnland trainierten. Außerdem passt die Nato ihre Verteidigungspläne an: Es gilt, eine um 1.340 Kilometer verlängerte Nato-Außengrenze zu verstärken. Dafür bringen Schweden und Finnland gut ausgerüstete Armeen und starke Reserven in das Bündnis. 

Norwegen unter Druck aus Russland

Norwegen hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zwar für eine Nato-Mitgliedschaft, aber auch gegen Atomwaffen und zu viel Präsenz vor allem der Amerikaner im eigenen Land entschieden – alles, um Russland nicht zu provozieren. Diese selbstauferlegten Restriktionen weicht Norwegen derzeit auf. Im Februar dieses Jahres unterzeichnete die Regierung ein Abkommen mit den USA über die Nutzung von acht militärischen Einrichtungen. Insgesamt können die USA damit zwölf Basen der Norweger nutzen, nachdem 2021 ein ähnliches Abkommen unterzeichnet worden war. Außerdem stationieren die USA Waffensysteme in der Region und nutzen norwegische Flugplätze dafür, den Schiffsverkehr an den Zugängen zur Ostsee zu überwachen. Ganz aufgeben will Norwegen seine restriktive “Basen-Politik” nicht, um die Spannungen mit Russland niedrig zu halten.

Denn auch wenn Norwegen keinen direkten Angriff aus Russland fürchtet: Unter Druck steht das Land als einer der wichtigsten europäischen Energielieferanten seit Jahren. Russland spioniert norwegische Unterwasser-Infrastruktur aus und wird hinter Schäden an Datenkabeln an einem norwegischen Meeresobservatorium vor drei Jahren vermutet. Energiekonzerne und Regierungswebseiten sind konstanten Cyberattacken ausgesetzt, GPS-Jamming stört den Flugverkehr.

Neue Transitrouten Richtung Osten

Mit der Erweiterung des Verteidigungsbündnisses nach Nordosten kommen aber auch auf das Gründungsmitglied Norwegen neue Auf- und Ausgaben zu. Das Land verstand sich immer schon als Transit- und Gastgeberland für Verbündete. Seine Häfen in Narvik und Orkanger wären im Falle eines Konflikts wichtige Anlandungspunkte für Alliierte aus den USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich.

Aber jetzt, da die beiden Nachbarländer direkt in die Verteidigungspläne der Nato miteinbezogen werden, muss Norwegen vor allem neue Achsen beim Transport von militärischem Personal und Material etablieren. Statt nur von Norden, wo Norwegen den Hauptteil des Militärs stationiert hat und sich eine Grenze mit Russland teilt, nach Süden, muss das Land nun verstärkt von West nach Ost, Richtung Schweden, Finnland und letztlich auch Russland, planen.

Ende Juni hatten deshalb die Regierungschefs der drei skandinavischen Länder, im Beisein ihrer Verteidigungsminister, ein Abkommen über einen militärischen Transportkorridor geschlossen. Damit soll Personal und Ausrüstung schnell und unbürokratisch über Grenzen hinweg per Straße und Schiene verlegt werden können.

Marode Infrastruktur, wenig Zusammenarbeit

So diese denn intakt sind. Immer wieder kommt es in Norwegen und Schweden zu folgenschweren Zugentgleisungen aufgrund maroder Streckentechnik. Gleich zweimal hintereinander musste Anfang des Jahres die wichtigste Verbindungsstrecke zwischen dem norwegischen Narvik und dem schwedischen Kiruna über mehrere Wochen gesperrt werden. Eine ursprünglich vermutete Sabotage russischer Akteure bestätigte sich nicht. Norwegen, das sich seiner zunehmenden Wichtigkeit als Transitland bewusst wird, hat angekündigt, 113 Milliarden Euro über einen Zeitraum von zwölf Jahren in seine Verkehrsinfrastruktur zu investieren.

“Obwohl die drei Länder bereits vor dem Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands eng zusammengearbeitet haben, zum Beispiel im Rahmen der Nordic Defence Cooperation, Nordefco, aber auch bi- und trilateral, merkt man jetzt, wie wenig eigentlich tatsächlich geschehen ist”, sagt Robin Allers, der als Associate Professor an der Norwegischen Hochschule für Verteidigung in Oslo lehrt und forscht. “Dass jetzt alles einfacher wird, nur weil man gemeinsam in der Nato ist, das glaube ich nicht. Aber die Kombination aus externem Druck aufgrund einer veränderten Sicherheitslage nach Russlands Angriff auf die Ukraine und konkreter Projekte, die über gemeinsame Beschaffungen hinausgehen, kann dazu führen, dass man jetzt schnell einen großen Schritt weiter kommt”, sagt Allers.

Schwerer als Infrastrukturinvestitionen dürfte dem reichen Land allerdings die Gewöhnung an den Gedanken fallen, von Russland zunehmend als Aufmarschgebiet wahrgenommen zu werden. Eine Rolle, mit der das Land hadere, sagt Allers: “Norwegen ist darauf bedacht, Russland immer zu signalisieren, dass es kein Aufmarschgebiet ist oder Russland in irgendeiner Weise bedroht. Gleichzeitig wünschen sie die Präsenz von Alliierten, wollen gemeinsam mit ihnen üben, und wollen, dass sie konkrete Pläne für die Verteidigung der Nato-Nordflanke haben. Ein Balanceakt.” 

  • Nato
  • Norwegen
  • Verteidigung
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Die entscheidenden Köpfe der sicherheitspolitischen Community – Wissenschaft

Von

Sönke Neitzel – Professor für Militärgeschichte an der Universität Potsdam 

Der 56-jährige Historiker ist der einzige Professor für Militärgeschichte in Deutschland. In seinem 816-Seiten-Werk “Deutsche Krieger” hat er einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Bundeswehr und ihrer Entwicklung geleistet. Im internationalen Kontext ist Deutschland im militärhistorischen Bereich dünn besetzt – Neitzels Perspektiven sind für die Debatten essenziell.

Carlo Masala – Professor für internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München

Der wahrscheinlich bekannteste deutschsprachige Sicherheitsexperte und Professor für internationale Politik wird mal für die Afghanistan-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages als ständiger Sachverständiger herangezogen, mal erklärt er bei Markus Lanz der breiten Masse die Sicherheitspolitik. Auf X (ehemals Twitter) erreicht er mit “Realism, Gedankenfetzen and Rants” etwa 175.000 Follower.

Frank Sauer – Forschungsleiter Metis Institut für Strategie und Vorausschau an der Universität der Bundeswehr München

Seine Expertise zu Künstlicher Intelligenz, Robotik und Nuklearwaffen macht ihn zu einer der wichtigsten Stimmen in der Debatte um die Regulierung neuer Technologien in Waffensystemen. Auch wegen der rasanten Innovationssprünge in der Industrie braucht es Sauers Sicht auf die ethischen Aspekte in der Rüstungsentwicklung.

Nicole Deitelhoff – Leiterin des Peace Research Institute Frankfurt (vormals Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung)

Die Leiterin des Peace Research Institute Frankfurt ist eine der wichtigsten Stimmen in der deutschen Friedensforschung. Sie hilft, aufgeheizte Debatten zu versachlichen – von Diskussionen über antisemitische Exponate bei der Documenta in Kassel zu den Kriegen in der Ukraine und in Gaza.

Bastian Giegerich – Generaldirektor International Institute for Strategic Studies (IISS)

Bastian Giegerich ist seit Oktober 2023 der erste deutsche Generaldirektor des International Institute for Strategic Studies (IISS) in London – einer der wichtigsten britischen Thinktanks. Bis dahin hatte er das IISS-Team, das die “Military Balance” herausgibt, geleitet. In dem Standardwerk sind die militärischen Potenziale und Verteidigungswirtschaften von 173 Ländern aufgeführt.

Franz-Stefan Gady – Associate Fellow IISS

Gadys Analysen von Kriegsschauplätzen, derzeit regelmäßig aus der Ukraine, sind eine große Bereicherung für die Debatten im deutschsprachigen Raum. Wenige können den Einfluss von Waffenlieferungen an die Ukraine so gut einschätzen, wie er. Der Oberst der Reserve des österreichischen Heers hat in den USA und Japan studiert und Kriegseinsätze in Afghanistan und im Irak beobachtet.

Gwendolyn Sasse – Wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa und Internationale Studien (ZOiS)

Sasse prägt maßgeblich die Debatte über die europäische Sicherheitspolitik im Umgang mit Russland und den post-sowjetischen Staaten. Mit ihren detaillierten Analysen hilft sie, in Deutschland lange ignorierte Bedrohungen verständlich zu machen. Seit 2021 ist sie Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

Nadine Ansorg – Lecturer für internationale Konfliktanalyse an der University of Kent

Ihre Forschung zu staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren in der Friedenserhaltung füllt eine Leerstelle. Die Expertin für institutionelle Reformen in Nachkriegsstaaten, mit einem regionalen Fokus auf Afrika, lehrt an der University of Kent.

Conrad Schetter – Direktor des Bonn International Center for Conflict Studies (BICC)

Seit März 2013 ist Schetter Direktor des Bonn International Center for Conflict Studies (BICC) und konzentriert sich in seiner Forschung unter anderem auf Flucht und ethnische Konflikte. Im deutschsprachigen Raum verstehen wenige Afghanistan so gut wie er.

Christoph Trebesch – Direktor des Zentrums für Internationale Finanzmärkte am Kiel Institut für Weltwirtschaft

Der Initiator des Kiel Support Trackers, der die Ukraine-Unterstützungen der westlichen Partner dokumentiert, hat eine weltweit genutzte Datenbank geschaffen, die schon Frankreichs Präsident Macron in Erklärungsnot gebracht hat. Wer über Verteidigung spricht, muss auch über Geld reden – am besten mit Christoph Trebesch.

  • Heads
  • IISS
  • Peace Research Institute
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News

Ukraine dringt in russischer Region weiter vor

Auch eine Woche, nachdem Russland die Kontrolle in der Grenzregion Kursk verloren hat, spielt der Kreml diese Tatsache herunter. “Die wichtigste Aufgabe jetzt ist es, den Gegner von unserem Gebiet zurückzuschlagen und durch den Grenzschutz die Staatsgrenze zu sichern”, sagte Präsident Wladimir Putin am Montag in einer Sondersitzung der Sicherheitsorgane zur Situation in Kursk. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vom Montagabend kontrolliert die ukrainische Armee inzwischen 1.000 Quadratkilometer russischen Territoriums.

28 Siedlungen, Dörfer und kleine Städte, seien unter ukrainischer Kontrolle in der Region Kursk, berichtete am Montag der zuständige Gouverneur Alexey Smirnow. 121.000 Menschen hätten das betroffene Gebiet bereits verlassen, 180.000 sollen es insgesamt werden – wenn die ukrainischen Kräfte nicht weiter vorrücken. Auch Smirnow passt auf, was er sagt: Statt von Flucht redet er von selbst organisierter Evakuierung und Abreise. Smirnow berichtet auch, dass “der Gegner zwölf Kilometer tief eingedrungen sei, auf einer Breite von 40 Kilometern Länge”. Für diese Information kassierte er sogleich eine Rüge Putins, der ihn anwies, diese Einschätzung Militärexperten zu überlassen.

Mehr russische Soldaten verweigern Einsatz im Kriegsgebiet

Putin selbst will noch immer nicht vom Krieg sprechen. Für ihn sei die Situation an der Grenze eine Provokation. Nach Putins Aussagen nehme die Zahl der Freiwilligen für die “Militärspezialoperation” wieder zu – angesichts der stark steigenden Prämien für den Kriegseinsatz der Freiwilligen eine zweifelhafte Behauptung.

Das Regime will eine Mobilmachung vermeiden und setzt weiterhin auf Freiwillige, die mit teils absurd hohen Prämien gelockt werden. Zugleich verzeichnen russische Militärgerichte einen neuen Rekord an Fällen für “unerlaubtes Fernbleiben von der Einheit” – mehr als 5.200 Fälle in den ersten sieben Monaten dieses Jahres. Im gesamten Jahr 2023 waren es 5.096 Fälle, berichtet das Portal Mediazona. Die russische Armee hat ein Personalproblem, das sich auch in der aktuellen Lage nicht lösen lässt.

Kämpfe auch aus Grenzgebiet Belgorod gemeldet

Laut prorussischen Propagandisten hätten russische Einheiten die Lage in der Region Kursk nicht unter Kontrolle. Die Kämpfe dauerten weiter an. Hinzu kommt, dass die Behörden in der südlich angrenzenden Region Belgorod von ukrainischen Angriffen und Flucht von Menschen aus grenznahen Orten berichten.

In den Videos und auf Bildern, die ukrainische Telegram-Kanäle verbreiten, sind viele, junge russische Soldaten als Gefangene zu sehen. Es kann sich um Wehrdienstleistende handeln, die der Kreml offiziell nicht in das eigentliche Kriegsgebiet entsendet, die aber offenbar für den Grenzschutz eingesetzt werden.

Putin kündigte eine Reaktion auf die ukrainische Offensive an und betonte erneut, dass alle Ziele der “Militärspezialoperation” erreicht werden würden. Für den Grenzschutz werden neue Kräfte rekrutiert oder von anderen Frontabschnitten verlegt werden müssen. Am Wochenende hatte Selenskyj sich erstmals zur Operation in Kursk geäußert und gesagt, dass der Krieg “auf das Territorium des Aggressors zurückgetragen” werde. vf

  • Russland
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  • Ukraine-Krieg

Eskalation in Nahost: Warum sich der Iran bislang zurückgehalten hat

Seit 13 Tagen droht der Iran auf die Tötung des Hamas-Führer Ismail Hanija und des obersten Hisbollah-Militärkommandeur Fuad Schukr, die Israel zugeschrieben wurde, zu reagieren. Noch ist nichts passiert.

Nachdem vergangene Woche die Zuversicht überwogen hatte, dass Teheran auf einen groß angelegten Vergeltungsschlag verzichten könnte, erwarten nun aber sowohl israelische Geheimdienste, als auch die USA, dass ein iranischer Angriff unmittelbar bevorsteht. “Es könnte diese Woche sein”, sagte John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses. Das gefährdet auch die Verhandlungsrunde über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung der in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln, die am Donnerstag geplant ist.

Die diplomatischen Kanäle laufen auf Hochtouren. Deutschland, Frankreich und Großbritannien riefen den Iran und seine Verbündeten am Montag dazu auf, “von Angriffen abzusehen, die die regionalen Spannungen weiter verschärfen”. US-Präsident Joe Biden sprach mit den drei Ländern plus Italien und versicherte im Anschluss die gemeinsame Solidarität mit Israel. Sowohl der britische Premierminister Keir Starmer als auch Bundeskanzler Olaf Scholz telefonierten mit dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian und riefen dazu auf, eine weitere militärische Eskalation im Nahen Osten zu verhindern.

Iran will USA nicht in den Krieg verwickeln

Dass sich der Iran bislang zurückgehalten hat, hat mehrere Gründe. Dazu gehört, dass der iranische Präsident, der erst seit vergangenem Monat im Amt ist, es zum erklärten Ziel gemacht hat, eine Lockerung westlicher Sanktionen zu erwirken und das Regime dadurch wirtschaftlich zu stabilisieren. Ein großer Vergeltungsschlag würde diesem Ziel entgegenstehen. Das Korps der Islamischen Revolutionsgarde drängt jedoch auf einen härteren Gegenschlag als den von Mitte April, bei dem der Iran Israel mit Hunderten Raketen und Drohnen beschoss.

Das Zögern in Teheran zeigt aber auch, dass die amerikanische Abschreckung vorerst zu wirken scheint. Am Sonntag teilte das Pentagon mit, dass die USA ihre Präsenz nun auch mit dem atomar betriebenen U-Boot “USS Georgia” verstärken und den Transit des Flugzeugträgers “USS Abraham Lincoln” und seiner Begleitschiffe in die Region beschleunigen.

“Die Iraner wollen unbedingt vermeiden, dass die USA in den Krieg verwickelt werden”, sagt Iran-Experte Ali Fathollah-Nejad. Deswegen sei die Kalibrierung des Vergeltungsschlags zentral. Fatollah-Nejad ist jedoch auch überzeugt, dass der Iran sich früher oder später gezwungen sehen wird, zu reagieren, auch um unter seinen verbündeten Milizen der sogenannten “Achse des Widerstands” nicht weiter an Glaubwürdigkeit zu verlieren. wp/vew

  • Gaza-Krieg
  • Nahost

Luftverteidigung: Polen produziert Patriot-Launcher

Polen hat am Montag einen Vertrag zur Produktion von 48 Patriot M903-Launchern unterzeichnet. Der polnische Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz kündigte an, dass die Startgeräte in Polen fabriziert würden. Der Vertrag, den Warschau mit dem US-amerikanischen Hersteller Raytheon geschlossen hat, beläuft sich auf ein Volumen von 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro).

Die Vereinbarung, die im Rahmen des polnischen “Wisla”-Beschaffungsprogramm geschlossen wurde, soll die Launcher zwischen 2027 und 2029 lieferbar machen. Sechs Launcher bilden dann eine Patriot-Batterie.

Bei der Unterstützung der Ukraine hatten sich die europäischen Nato-Partner zuletzt zögerlich gegeben. Die meisten Staaten halten die Systeme in der ausgedünnten europäischen Luftverteidigung lieber zurück. Polen verfügt derzeit nur über zwei Patriot-Systeme.

Deutschland hat der Ukraine dieses Jahr ein drittes Patriot-System geliefert, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach zuletzt davon, dass die Ukraine mindestens sieben Systeme für einen zuverlässigen Schutz benötige.

Auch Deutschland ist im Juni eine Kooperationsvereinbarung mit dem US-amerikanischen Hersteller Raytheon eingegangen. In Schrobenhausen will der Raketenbauer MBDA die Lenkflugkörper Gem-T, die für das Patriot-System vorgesehen sind, produzieren. Zudem hatte der Bundestag im Juli den Kauf von vier weiteren Patriot-Systemen und entsprechenden Lenkflugkörpern im Wert von 1,4 Milliarden Euro bewilligt.

Um die Lücken in der europäischen Luftverteidigung zu schließen, haben sich außerdem in der von Bundeskanzler Olaf Scholz initiierten European Sky Shield Initiative mittlerweile 21 Länder zusammengeschlossen, um gemeinsam günstiger Luftverteidigungssysteme zu beschaffen. bub

  • European Sky Shield Initiative
  • Rüstung

Must-Reads

Auslandsinfo: Die vergessene Katastrophe – Zum Krieg im Sudan. Im Podcast der Konrad-Adenauer-Stiftung spricht Politikwissenschaftler Steffen Krüger über die aktuelle Lage im Sudan. Er stellt sich den Fragen, was die tieferliegenden Ursachen des Konflikts sind, wer die entscheidenden Akteure sind, von wem sie unterstützt werden und was getan werden kann, um die Situation der Flüchtlinge und der Zivilbevölkerung im Kriegsgebiet zu verbessern.

Foreign Affairs: Putin’s New Agents of Chaos. “Gestützt auf eine wiedererstarkte russische Spionagetruppe und eine neue Armee lokaler Rekruten hat Wladimir Putin ein neues Kapitel der russischen Grauzonenoperationen im Westen aufgeschlagen”, schreiben die Autoren dieses Artikels. Der Westen sei völlig unvorbereitet. Er müsse die Angriffe nicht einzeln, sondern als Teil einer breiteren Kampagne betrachten und die Nato-Staaten sollten ein “kollektives Vorgehen gegen die Bedrohung entwickeln”.

Le monde diplomatique: Südpazifik unter Einfluss. Die Bedrohung durch den Klimawandel im Südpazifik ist besonders für Inselstaaten groß. Diese Instabilität könnte das militärische Gleichgewicht der Region verändern. China und die USA nutzen die Bedrohung für ihre Zwecke und stellten sich als Retter dar, obwohl gerade sie mit die meisten Emissionen ausstießen. In Zukunft werde sich die Frage stellen, was länder- und seerechtlich mit eventuell vollständig überfluteten Nationen passiert.

Financial Times: How to read a riot. Im Hinblick auf die Krawalle in Großbritannien argumentiert dieser Artikel, dass Krawalle keine rein politischen Ereignisse seien. Sie zu verstehen, sei essenziell, um auf sie reagieren zu können. Der Text blickt auf historische Kontexte, moderne Entwicklungen, darauf, welche Rolle Influencer und Identitätspolitik spielen und wie sich Sicherheitsbehörden entsprechend anpassen müssen.

ARD: Kampf um Wahrheit – Julian Assange und die dunklen Geheimnisse des Krieges. Der türkische Journalist Can Dündar beleuchtet in dieser Doku den Fall von Julian Assange über die letzten sechs Monate bis zu dessen Freilassung. Zudem führt er einen irakischen Überlebenden der mutmaßlichen US-Kriegsverbrechen und einen US-Soldaten, der direkt daran beteiligt war, zusammen.

Heads

Tom Periello: ein US-Diplomat für Frieden im Sudan

Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.
Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.

Tom Periello hat in den letzten Wochen mächtig Flugstunden angesammelt. Unter anderem nach Ägypten, Äthiopien, Uganda, Dschibuti und Kenia reiste der 49-Jährige zuletzt, um mit regionalen Partnern über mögliche Friedensgespräche zwischen der sudanesischen Armee (SAF) und der Milizentruppe RSF zu organisieren. Am Mittwoch sollen die Gespräche beginnen, die von den USA federführend und in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien und der Schweiz ausgerichtet werden. Trotz aller Bemühungen ist bis zuletzt nicht klar, ob die sudanesische Armee tatsächlich an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die Signale waren zuletzt zwiespältig.

Dass es jedoch erneut ein Dialogforum geben wird, darf Periello als Erfolg verbuchen. Denn erst vor rund fünf Monaten hatte ihn US-Außenminister Antony Blinken zum Sondergesandten der Vereinigten Staaten für den Sudan ernannt. Seither hat sich Periello immer wieder öffentlich dafür eingesetzt, dass das Leiden im Sudan nicht vollends aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit verschwindet. Auch kurz vor Beginn der Konferenz betonte er, wie wichtig ein Ende der Kriegshandlungen für die Zivilisten im Sudan ist: “Sie wollen ein Ende des alltäglichen Terrors durch Artilleriebeschuss, Hungersnöte und Belagerungen, und die Vereinigten Staaten und unsere Partner sind entschlossen, diesem Ruf zu folgen”, schrieb Periello am Sonntag auf X.

Regionale Organisationen einbinden

Auch die Einbindung regionaler Organisationen bei den Gesprächen ist Periello wichtig. “Ich schätze die Rolle, die regionale Organisationen wie die Arabische Liga bei den Vorbereitungen der bevorstehenden Gespräche in der Schweiz spielen”, teilte Periello nach einem Treffen mit dem stellvertretenden Generalsekretär der Arabischen Liga, Hossam Zaki, Anfang des Monats in Kairo mit.

Mit Krisenregionen kennt sich Periello aus. Für die Obama-Administration war Periello von Juli 2015 bis Ende 2016 Sondergesandter für die Region der Afrikanischen Großen Seen und der Demokratischen Republik Kongo. Anschließend kandidierte Periello in den Vorwahlen der demokratischen Partei für das Gouverneursamt im US-Bundesstaat Virginia. Dabei unterlag Periello allerdings gegen den damaligen Vizegouverneur Ralph Northam, der sich letztendlich auch gegen seinen republikanischen Konkurrenten durchsetzen konnte.

Klare Meinung zum Machtwechsel im Kongo

Trotz des zeitweiligen Fokus auf die Innenpolitik verlor Periello auch nach seiner Zeit als Sonderbeauftragter in der DR Kongo die Geschehnisse vor Ort nicht aus dem Auge. In einem Meinungsbeitrag in der Washington Post forderte Periello gemeinsam mit der Unternehmerin und späteren Direktorin des Welternährungsprogramms, Cindy McCain, die US-Sanktionen auf den damaligen kongolesischen Machthaber Joseph Kabila zu erhöhen. Dadurch könne der erste – zumindest formal – demokratische Machtwechsel im Kongo seit der Unabhängigkeit eingeleitet und vor allem die Jahrzehnte währende Herrschaft der Kabila-Familie im Kongo beendet werden.

Dass Periello im Februar zum Sudan-Sondergesandten ernannt wurde, sorgte innenpolitisch für Kritik von republikanischer Seite. Viel zu spät habe die Biden-Administration die Position besetzt. Im Februar 2024 war der Krieg im Sudan bereits zehn Monate alt. Für die Republikaner ist das ein Beweis dafür, dass Präsident Biden nicht in der Lage ist, schnell auf Krisen zu reagieren. Die Amerikaner waren allerdings seit Beginn der Kämpfe an den Vermittlungen in Dschidda im vergangenen Jahr beteiligt. Ein ausgehandelter Waffenstillstand wurde jedoch von den Kriegsparteien gebrochen.

Viel diplomatisches Fingerspitzengefühl

Auch jetzt ist nicht klar, ob die Verhandlungen in Genf erfolgreicher sein werden, als die vielen vorausgegangenen Friedenskonferenzen. Die SAF hatte klare Bedingungen gestellt, die die RSF vor Beginn der Gespräche erfüllen müsse, damit sie überhaupt an den Gesprächen teilnimmt. Es bedarf viel diplomatischen Fingerspitzengefühls. David Renke

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Security.Table Redaktion

SECURITY.TABLE REDAKTION

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    das SPD-Präsidium hat sich hinter die Entscheidung der Bundesregierung gestellt, weitreichende US-Präzisionswaffen in Deutschland zu stationieren. In dem Beschluss der Parteispitze vom Montag hieß es: “Militärische Stärke und Diplomatie sind für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten keine Gegensätze, sie bedingen einander.”

    Am Mittwoch beginnt in der Schweiz die Friedenskonferenz für ein Ende des Krieges im Sudan. Wir stellen Ihnen den US-Sondergesandten für den Sudan, Tom Periello, vor, der die Konferenz als persönlichen Erfolg verbuchen kann.

    Und Lisa-Martina Klein analysiert, wie sich Norwegens Rolle in der Nato durch den Beitritt Finnlands und Schwedens verändert.

    Eine gute Lektüre wünscht

    Ihr
    Gabriel Bub
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    Nato-Nordflanke: Wie Norwegen zum Aufmarschgebiet für Verbündete wird

    Die Integration Schwedens und Finnlands in die Nato läuft fast geräuschlos. Zwar herrscht weiter Uneinigkeit, wo genau sich die beiden Neu-Mitglieder in der Nato-Struktur einsortieren sollen. Aber beide Länder geben klar zu erkennen, dass sie ihren Teil zur Abschreckung an der Nord- und Ostflanke beitragen werden. So kündigte Finnland im Juni an, ein Landkommando für eine multinationale Nato-Truppe aufbauen zu wollen. Schweden will sich mehr in der Ostsee engagieren.

    Gemeinsam nahmen die beiden Länder dieses Jahr – erstmals als Nato-Mitglieder – an der Übung Immediate Response 24 teil, bei der US-Streitkräfte die Verlegung großer Truppen über Norwegen und Schweden nach Finnland trainierten. Außerdem passt die Nato ihre Verteidigungspläne an: Es gilt, eine um 1.340 Kilometer verlängerte Nato-Außengrenze zu verstärken. Dafür bringen Schweden und Finnland gut ausgerüstete Armeen und starke Reserven in das Bündnis. 

    Norwegen unter Druck aus Russland

    Norwegen hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zwar für eine Nato-Mitgliedschaft, aber auch gegen Atomwaffen und zu viel Präsenz vor allem der Amerikaner im eigenen Land entschieden – alles, um Russland nicht zu provozieren. Diese selbstauferlegten Restriktionen weicht Norwegen derzeit auf. Im Februar dieses Jahres unterzeichnete die Regierung ein Abkommen mit den USA über die Nutzung von acht militärischen Einrichtungen. Insgesamt können die USA damit zwölf Basen der Norweger nutzen, nachdem 2021 ein ähnliches Abkommen unterzeichnet worden war. Außerdem stationieren die USA Waffensysteme in der Region und nutzen norwegische Flugplätze dafür, den Schiffsverkehr an den Zugängen zur Ostsee zu überwachen. Ganz aufgeben will Norwegen seine restriktive “Basen-Politik” nicht, um die Spannungen mit Russland niedrig zu halten.

    Denn auch wenn Norwegen keinen direkten Angriff aus Russland fürchtet: Unter Druck steht das Land als einer der wichtigsten europäischen Energielieferanten seit Jahren. Russland spioniert norwegische Unterwasser-Infrastruktur aus und wird hinter Schäden an Datenkabeln an einem norwegischen Meeresobservatorium vor drei Jahren vermutet. Energiekonzerne und Regierungswebseiten sind konstanten Cyberattacken ausgesetzt, GPS-Jamming stört den Flugverkehr.

    Neue Transitrouten Richtung Osten

    Mit der Erweiterung des Verteidigungsbündnisses nach Nordosten kommen aber auch auf das Gründungsmitglied Norwegen neue Auf- und Ausgaben zu. Das Land verstand sich immer schon als Transit- und Gastgeberland für Verbündete. Seine Häfen in Narvik und Orkanger wären im Falle eines Konflikts wichtige Anlandungspunkte für Alliierte aus den USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich.

    Aber jetzt, da die beiden Nachbarländer direkt in die Verteidigungspläne der Nato miteinbezogen werden, muss Norwegen vor allem neue Achsen beim Transport von militärischem Personal und Material etablieren. Statt nur von Norden, wo Norwegen den Hauptteil des Militärs stationiert hat und sich eine Grenze mit Russland teilt, nach Süden, muss das Land nun verstärkt von West nach Ost, Richtung Schweden, Finnland und letztlich auch Russland, planen.

    Ende Juni hatten deshalb die Regierungschefs der drei skandinavischen Länder, im Beisein ihrer Verteidigungsminister, ein Abkommen über einen militärischen Transportkorridor geschlossen. Damit soll Personal und Ausrüstung schnell und unbürokratisch über Grenzen hinweg per Straße und Schiene verlegt werden können.

    Marode Infrastruktur, wenig Zusammenarbeit

    So diese denn intakt sind. Immer wieder kommt es in Norwegen und Schweden zu folgenschweren Zugentgleisungen aufgrund maroder Streckentechnik. Gleich zweimal hintereinander musste Anfang des Jahres die wichtigste Verbindungsstrecke zwischen dem norwegischen Narvik und dem schwedischen Kiruna über mehrere Wochen gesperrt werden. Eine ursprünglich vermutete Sabotage russischer Akteure bestätigte sich nicht. Norwegen, das sich seiner zunehmenden Wichtigkeit als Transitland bewusst wird, hat angekündigt, 113 Milliarden Euro über einen Zeitraum von zwölf Jahren in seine Verkehrsinfrastruktur zu investieren.

    “Obwohl die drei Länder bereits vor dem Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands eng zusammengearbeitet haben, zum Beispiel im Rahmen der Nordic Defence Cooperation, Nordefco, aber auch bi- und trilateral, merkt man jetzt, wie wenig eigentlich tatsächlich geschehen ist”, sagt Robin Allers, der als Associate Professor an der Norwegischen Hochschule für Verteidigung in Oslo lehrt und forscht. “Dass jetzt alles einfacher wird, nur weil man gemeinsam in der Nato ist, das glaube ich nicht. Aber die Kombination aus externem Druck aufgrund einer veränderten Sicherheitslage nach Russlands Angriff auf die Ukraine und konkreter Projekte, die über gemeinsame Beschaffungen hinausgehen, kann dazu führen, dass man jetzt schnell einen großen Schritt weiter kommt”, sagt Allers.

    Schwerer als Infrastrukturinvestitionen dürfte dem reichen Land allerdings die Gewöhnung an den Gedanken fallen, von Russland zunehmend als Aufmarschgebiet wahrgenommen zu werden. Eine Rolle, mit der das Land hadere, sagt Allers: “Norwegen ist darauf bedacht, Russland immer zu signalisieren, dass es kein Aufmarschgebiet ist oder Russland in irgendeiner Weise bedroht. Gleichzeitig wünschen sie die Präsenz von Alliierten, wollen gemeinsam mit ihnen üben, und wollen, dass sie konkrete Pläne für die Verteidigung der Nato-Nordflanke haben. Ein Balanceakt.” 

    • Nato
    • Norwegen
    • Verteidigung
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    Die entscheidenden Köpfe der sicherheitspolitischen Community – Wissenschaft

    Von

    Sönke Neitzel – Professor für Militärgeschichte an der Universität Potsdam 

    Der 56-jährige Historiker ist der einzige Professor für Militärgeschichte in Deutschland. In seinem 816-Seiten-Werk “Deutsche Krieger” hat er einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Bundeswehr und ihrer Entwicklung geleistet. Im internationalen Kontext ist Deutschland im militärhistorischen Bereich dünn besetzt – Neitzels Perspektiven sind für die Debatten essenziell.

    Carlo Masala – Professor für internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München

    Der wahrscheinlich bekannteste deutschsprachige Sicherheitsexperte und Professor für internationale Politik wird mal für die Afghanistan-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages als ständiger Sachverständiger herangezogen, mal erklärt er bei Markus Lanz der breiten Masse die Sicherheitspolitik. Auf X (ehemals Twitter) erreicht er mit “Realism, Gedankenfetzen and Rants” etwa 175.000 Follower.

    Frank Sauer – Forschungsleiter Metis Institut für Strategie und Vorausschau an der Universität der Bundeswehr München

    Seine Expertise zu Künstlicher Intelligenz, Robotik und Nuklearwaffen macht ihn zu einer der wichtigsten Stimmen in der Debatte um die Regulierung neuer Technologien in Waffensystemen. Auch wegen der rasanten Innovationssprünge in der Industrie braucht es Sauers Sicht auf die ethischen Aspekte in der Rüstungsentwicklung.

    Nicole Deitelhoff – Leiterin des Peace Research Institute Frankfurt (vormals Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung)

    Die Leiterin des Peace Research Institute Frankfurt ist eine der wichtigsten Stimmen in der deutschen Friedensforschung. Sie hilft, aufgeheizte Debatten zu versachlichen – von Diskussionen über antisemitische Exponate bei der Documenta in Kassel zu den Kriegen in der Ukraine und in Gaza.

    Bastian Giegerich – Generaldirektor International Institute for Strategic Studies (IISS)

    Bastian Giegerich ist seit Oktober 2023 der erste deutsche Generaldirektor des International Institute for Strategic Studies (IISS) in London – einer der wichtigsten britischen Thinktanks. Bis dahin hatte er das IISS-Team, das die “Military Balance” herausgibt, geleitet. In dem Standardwerk sind die militärischen Potenziale und Verteidigungswirtschaften von 173 Ländern aufgeführt.

    Franz-Stefan Gady – Associate Fellow IISS

    Gadys Analysen von Kriegsschauplätzen, derzeit regelmäßig aus der Ukraine, sind eine große Bereicherung für die Debatten im deutschsprachigen Raum. Wenige können den Einfluss von Waffenlieferungen an die Ukraine so gut einschätzen, wie er. Der Oberst der Reserve des österreichischen Heers hat in den USA und Japan studiert und Kriegseinsätze in Afghanistan und im Irak beobachtet.

    Gwendolyn Sasse – Wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa und Internationale Studien (ZOiS)

    Sasse prägt maßgeblich die Debatte über die europäische Sicherheitspolitik im Umgang mit Russland und den post-sowjetischen Staaten. Mit ihren detaillierten Analysen hilft sie, in Deutschland lange ignorierte Bedrohungen verständlich zu machen. Seit 2021 ist sie Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

    Nadine Ansorg – Lecturer für internationale Konfliktanalyse an der University of Kent

    Ihre Forschung zu staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren in der Friedenserhaltung füllt eine Leerstelle. Die Expertin für institutionelle Reformen in Nachkriegsstaaten, mit einem regionalen Fokus auf Afrika, lehrt an der University of Kent.

    Conrad Schetter – Direktor des Bonn International Center for Conflict Studies (BICC)

    Seit März 2013 ist Schetter Direktor des Bonn International Center for Conflict Studies (BICC) und konzentriert sich in seiner Forschung unter anderem auf Flucht und ethnische Konflikte. Im deutschsprachigen Raum verstehen wenige Afghanistan so gut wie er.

    Christoph Trebesch – Direktor des Zentrums für Internationale Finanzmärkte am Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Der Initiator des Kiel Support Trackers, der die Ukraine-Unterstützungen der westlichen Partner dokumentiert, hat eine weltweit genutzte Datenbank geschaffen, die schon Frankreichs Präsident Macron in Erklärungsnot gebracht hat. Wer über Verteidigung spricht, muss auch über Geld reden – am besten mit Christoph Trebesch.

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    Ukraine dringt in russischer Region weiter vor

    Auch eine Woche, nachdem Russland die Kontrolle in der Grenzregion Kursk verloren hat, spielt der Kreml diese Tatsache herunter. “Die wichtigste Aufgabe jetzt ist es, den Gegner von unserem Gebiet zurückzuschlagen und durch den Grenzschutz die Staatsgrenze zu sichern”, sagte Präsident Wladimir Putin am Montag in einer Sondersitzung der Sicherheitsorgane zur Situation in Kursk. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vom Montagabend kontrolliert die ukrainische Armee inzwischen 1.000 Quadratkilometer russischen Territoriums.

    28 Siedlungen, Dörfer und kleine Städte, seien unter ukrainischer Kontrolle in der Region Kursk, berichtete am Montag der zuständige Gouverneur Alexey Smirnow. 121.000 Menschen hätten das betroffene Gebiet bereits verlassen, 180.000 sollen es insgesamt werden – wenn die ukrainischen Kräfte nicht weiter vorrücken. Auch Smirnow passt auf, was er sagt: Statt von Flucht redet er von selbst organisierter Evakuierung und Abreise. Smirnow berichtet auch, dass “der Gegner zwölf Kilometer tief eingedrungen sei, auf einer Breite von 40 Kilometern Länge”. Für diese Information kassierte er sogleich eine Rüge Putins, der ihn anwies, diese Einschätzung Militärexperten zu überlassen.

    Mehr russische Soldaten verweigern Einsatz im Kriegsgebiet

    Putin selbst will noch immer nicht vom Krieg sprechen. Für ihn sei die Situation an der Grenze eine Provokation. Nach Putins Aussagen nehme die Zahl der Freiwilligen für die “Militärspezialoperation” wieder zu – angesichts der stark steigenden Prämien für den Kriegseinsatz der Freiwilligen eine zweifelhafte Behauptung.

    Das Regime will eine Mobilmachung vermeiden und setzt weiterhin auf Freiwillige, die mit teils absurd hohen Prämien gelockt werden. Zugleich verzeichnen russische Militärgerichte einen neuen Rekord an Fällen für “unerlaubtes Fernbleiben von der Einheit” – mehr als 5.200 Fälle in den ersten sieben Monaten dieses Jahres. Im gesamten Jahr 2023 waren es 5.096 Fälle, berichtet das Portal Mediazona. Die russische Armee hat ein Personalproblem, das sich auch in der aktuellen Lage nicht lösen lässt.

    Kämpfe auch aus Grenzgebiet Belgorod gemeldet

    Laut prorussischen Propagandisten hätten russische Einheiten die Lage in der Region Kursk nicht unter Kontrolle. Die Kämpfe dauerten weiter an. Hinzu kommt, dass die Behörden in der südlich angrenzenden Region Belgorod von ukrainischen Angriffen und Flucht von Menschen aus grenznahen Orten berichten.

    In den Videos und auf Bildern, die ukrainische Telegram-Kanäle verbreiten, sind viele, junge russische Soldaten als Gefangene zu sehen. Es kann sich um Wehrdienstleistende handeln, die der Kreml offiziell nicht in das eigentliche Kriegsgebiet entsendet, die aber offenbar für den Grenzschutz eingesetzt werden.

    Putin kündigte eine Reaktion auf die ukrainische Offensive an und betonte erneut, dass alle Ziele der “Militärspezialoperation” erreicht werden würden. Für den Grenzschutz werden neue Kräfte rekrutiert oder von anderen Frontabschnitten verlegt werden müssen. Am Wochenende hatte Selenskyj sich erstmals zur Operation in Kursk geäußert und gesagt, dass der Krieg “auf das Territorium des Aggressors zurückgetragen” werde. vf

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    Eskalation in Nahost: Warum sich der Iran bislang zurückgehalten hat

    Seit 13 Tagen droht der Iran auf die Tötung des Hamas-Führer Ismail Hanija und des obersten Hisbollah-Militärkommandeur Fuad Schukr, die Israel zugeschrieben wurde, zu reagieren. Noch ist nichts passiert.

    Nachdem vergangene Woche die Zuversicht überwogen hatte, dass Teheran auf einen groß angelegten Vergeltungsschlag verzichten könnte, erwarten nun aber sowohl israelische Geheimdienste, als auch die USA, dass ein iranischer Angriff unmittelbar bevorsteht. “Es könnte diese Woche sein”, sagte John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses. Das gefährdet auch die Verhandlungsrunde über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung der in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln, die am Donnerstag geplant ist.

    Die diplomatischen Kanäle laufen auf Hochtouren. Deutschland, Frankreich und Großbritannien riefen den Iran und seine Verbündeten am Montag dazu auf, “von Angriffen abzusehen, die die regionalen Spannungen weiter verschärfen”. US-Präsident Joe Biden sprach mit den drei Ländern plus Italien und versicherte im Anschluss die gemeinsame Solidarität mit Israel. Sowohl der britische Premierminister Keir Starmer als auch Bundeskanzler Olaf Scholz telefonierten mit dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian und riefen dazu auf, eine weitere militärische Eskalation im Nahen Osten zu verhindern.

    Iran will USA nicht in den Krieg verwickeln

    Dass sich der Iran bislang zurückgehalten hat, hat mehrere Gründe. Dazu gehört, dass der iranische Präsident, der erst seit vergangenem Monat im Amt ist, es zum erklärten Ziel gemacht hat, eine Lockerung westlicher Sanktionen zu erwirken und das Regime dadurch wirtschaftlich zu stabilisieren. Ein großer Vergeltungsschlag würde diesem Ziel entgegenstehen. Das Korps der Islamischen Revolutionsgarde drängt jedoch auf einen härteren Gegenschlag als den von Mitte April, bei dem der Iran Israel mit Hunderten Raketen und Drohnen beschoss.

    Das Zögern in Teheran zeigt aber auch, dass die amerikanische Abschreckung vorerst zu wirken scheint. Am Sonntag teilte das Pentagon mit, dass die USA ihre Präsenz nun auch mit dem atomar betriebenen U-Boot “USS Georgia” verstärken und den Transit des Flugzeugträgers “USS Abraham Lincoln” und seiner Begleitschiffe in die Region beschleunigen.

    “Die Iraner wollen unbedingt vermeiden, dass die USA in den Krieg verwickelt werden”, sagt Iran-Experte Ali Fathollah-Nejad. Deswegen sei die Kalibrierung des Vergeltungsschlags zentral. Fatollah-Nejad ist jedoch auch überzeugt, dass der Iran sich früher oder später gezwungen sehen wird, zu reagieren, auch um unter seinen verbündeten Milizen der sogenannten “Achse des Widerstands” nicht weiter an Glaubwürdigkeit zu verlieren. wp/vew

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    Luftverteidigung: Polen produziert Patriot-Launcher

    Polen hat am Montag einen Vertrag zur Produktion von 48 Patriot M903-Launchern unterzeichnet. Der polnische Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz kündigte an, dass die Startgeräte in Polen fabriziert würden. Der Vertrag, den Warschau mit dem US-amerikanischen Hersteller Raytheon geschlossen hat, beläuft sich auf ein Volumen von 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro).

    Die Vereinbarung, die im Rahmen des polnischen “Wisla”-Beschaffungsprogramm geschlossen wurde, soll die Launcher zwischen 2027 und 2029 lieferbar machen. Sechs Launcher bilden dann eine Patriot-Batterie.

    Bei der Unterstützung der Ukraine hatten sich die europäischen Nato-Partner zuletzt zögerlich gegeben. Die meisten Staaten halten die Systeme in der ausgedünnten europäischen Luftverteidigung lieber zurück. Polen verfügt derzeit nur über zwei Patriot-Systeme.

    Deutschland hat der Ukraine dieses Jahr ein drittes Patriot-System geliefert, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach zuletzt davon, dass die Ukraine mindestens sieben Systeme für einen zuverlässigen Schutz benötige.

    Auch Deutschland ist im Juni eine Kooperationsvereinbarung mit dem US-amerikanischen Hersteller Raytheon eingegangen. In Schrobenhausen will der Raketenbauer MBDA die Lenkflugkörper Gem-T, die für das Patriot-System vorgesehen sind, produzieren. Zudem hatte der Bundestag im Juli den Kauf von vier weiteren Patriot-Systemen und entsprechenden Lenkflugkörpern im Wert von 1,4 Milliarden Euro bewilligt.

    Um die Lücken in der europäischen Luftverteidigung zu schließen, haben sich außerdem in der von Bundeskanzler Olaf Scholz initiierten European Sky Shield Initiative mittlerweile 21 Länder zusammengeschlossen, um gemeinsam günstiger Luftverteidigungssysteme zu beschaffen. bub

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    Must-Reads

    Auslandsinfo: Die vergessene Katastrophe – Zum Krieg im Sudan. Im Podcast der Konrad-Adenauer-Stiftung spricht Politikwissenschaftler Steffen Krüger über die aktuelle Lage im Sudan. Er stellt sich den Fragen, was die tieferliegenden Ursachen des Konflikts sind, wer die entscheidenden Akteure sind, von wem sie unterstützt werden und was getan werden kann, um die Situation der Flüchtlinge und der Zivilbevölkerung im Kriegsgebiet zu verbessern.

    Foreign Affairs: Putin’s New Agents of Chaos. “Gestützt auf eine wiedererstarkte russische Spionagetruppe und eine neue Armee lokaler Rekruten hat Wladimir Putin ein neues Kapitel der russischen Grauzonenoperationen im Westen aufgeschlagen”, schreiben die Autoren dieses Artikels. Der Westen sei völlig unvorbereitet. Er müsse die Angriffe nicht einzeln, sondern als Teil einer breiteren Kampagne betrachten und die Nato-Staaten sollten ein “kollektives Vorgehen gegen die Bedrohung entwickeln”.

    Le monde diplomatique: Südpazifik unter Einfluss. Die Bedrohung durch den Klimawandel im Südpazifik ist besonders für Inselstaaten groß. Diese Instabilität könnte das militärische Gleichgewicht der Region verändern. China und die USA nutzen die Bedrohung für ihre Zwecke und stellten sich als Retter dar, obwohl gerade sie mit die meisten Emissionen ausstießen. In Zukunft werde sich die Frage stellen, was länder- und seerechtlich mit eventuell vollständig überfluteten Nationen passiert.

    Financial Times: How to read a riot. Im Hinblick auf die Krawalle in Großbritannien argumentiert dieser Artikel, dass Krawalle keine rein politischen Ereignisse seien. Sie zu verstehen, sei essenziell, um auf sie reagieren zu können. Der Text blickt auf historische Kontexte, moderne Entwicklungen, darauf, welche Rolle Influencer und Identitätspolitik spielen und wie sich Sicherheitsbehörden entsprechend anpassen müssen.

    ARD: Kampf um Wahrheit – Julian Assange und die dunklen Geheimnisse des Krieges. Der türkische Journalist Can Dündar beleuchtet in dieser Doku den Fall von Julian Assange über die letzten sechs Monate bis zu dessen Freilassung. Zudem führt er einen irakischen Überlebenden der mutmaßlichen US-Kriegsverbrechen und einen US-Soldaten, der direkt daran beteiligt war, zusammen.

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    Tom Periello: ein US-Diplomat für Frieden im Sudan

    Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.
    Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.

    Tom Periello hat in den letzten Wochen mächtig Flugstunden angesammelt. Unter anderem nach Ägypten, Äthiopien, Uganda, Dschibuti und Kenia reiste der 49-Jährige zuletzt, um mit regionalen Partnern über mögliche Friedensgespräche zwischen der sudanesischen Armee (SAF) und der Milizentruppe RSF zu organisieren. Am Mittwoch sollen die Gespräche beginnen, die von den USA federführend und in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien und der Schweiz ausgerichtet werden. Trotz aller Bemühungen ist bis zuletzt nicht klar, ob die sudanesische Armee tatsächlich an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die Signale waren zuletzt zwiespältig.

    Dass es jedoch erneut ein Dialogforum geben wird, darf Periello als Erfolg verbuchen. Denn erst vor rund fünf Monaten hatte ihn US-Außenminister Antony Blinken zum Sondergesandten der Vereinigten Staaten für den Sudan ernannt. Seither hat sich Periello immer wieder öffentlich dafür eingesetzt, dass das Leiden im Sudan nicht vollends aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit verschwindet. Auch kurz vor Beginn der Konferenz betonte er, wie wichtig ein Ende der Kriegshandlungen für die Zivilisten im Sudan ist: “Sie wollen ein Ende des alltäglichen Terrors durch Artilleriebeschuss, Hungersnöte und Belagerungen, und die Vereinigten Staaten und unsere Partner sind entschlossen, diesem Ruf zu folgen”, schrieb Periello am Sonntag auf X.

    Regionale Organisationen einbinden

    Auch die Einbindung regionaler Organisationen bei den Gesprächen ist Periello wichtig. “Ich schätze die Rolle, die regionale Organisationen wie die Arabische Liga bei den Vorbereitungen der bevorstehenden Gespräche in der Schweiz spielen”, teilte Periello nach einem Treffen mit dem stellvertretenden Generalsekretär der Arabischen Liga, Hossam Zaki, Anfang des Monats in Kairo mit.

    Mit Krisenregionen kennt sich Periello aus. Für die Obama-Administration war Periello von Juli 2015 bis Ende 2016 Sondergesandter für die Region der Afrikanischen Großen Seen und der Demokratischen Republik Kongo. Anschließend kandidierte Periello in den Vorwahlen der demokratischen Partei für das Gouverneursamt im US-Bundesstaat Virginia. Dabei unterlag Periello allerdings gegen den damaligen Vizegouverneur Ralph Northam, der sich letztendlich auch gegen seinen republikanischen Konkurrenten durchsetzen konnte.

    Klare Meinung zum Machtwechsel im Kongo

    Trotz des zeitweiligen Fokus auf die Innenpolitik verlor Periello auch nach seiner Zeit als Sonderbeauftragter in der DR Kongo die Geschehnisse vor Ort nicht aus dem Auge. In einem Meinungsbeitrag in der Washington Post forderte Periello gemeinsam mit der Unternehmerin und späteren Direktorin des Welternährungsprogramms, Cindy McCain, die US-Sanktionen auf den damaligen kongolesischen Machthaber Joseph Kabila zu erhöhen. Dadurch könne der erste – zumindest formal – demokratische Machtwechsel im Kongo seit der Unabhängigkeit eingeleitet und vor allem die Jahrzehnte währende Herrschaft der Kabila-Familie im Kongo beendet werden.

    Dass Periello im Februar zum Sudan-Sondergesandten ernannt wurde, sorgte innenpolitisch für Kritik von republikanischer Seite. Viel zu spät habe die Biden-Administration die Position besetzt. Im Februar 2024 war der Krieg im Sudan bereits zehn Monate alt. Für die Republikaner ist das ein Beweis dafür, dass Präsident Biden nicht in der Lage ist, schnell auf Krisen zu reagieren. Die Amerikaner waren allerdings seit Beginn der Kämpfe an den Vermittlungen in Dschidda im vergangenen Jahr beteiligt. Ein ausgehandelter Waffenstillstand wurde jedoch von den Kriegsparteien gebrochen.

    Viel diplomatisches Fingerspitzengefühl

    Auch jetzt ist nicht klar, ob die Verhandlungen in Genf erfolgreicher sein werden, als die vielen vorausgegangenen Friedenskonferenzen. Die SAF hatte klare Bedingungen gestellt, die die RSF vor Beginn der Gespräche erfüllen müsse, damit sie überhaupt an den Gesprächen teilnimmt. Es bedarf viel diplomatischen Fingerspitzengefühls. David Renke

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