Table.Briefing: Security

Bundeswehr: Drohnen für alle + Trump: Kein schneller Deal mit Putin

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist die letzte Sitzungswoche des Bundestags vor den Neuwahlen am 23. Februar. Im Verteidigungsausschuss und vor allem im Haushaltsausschuss wird es am Mittwoch noch einmal zu einem Schlagabtausch zum Thema Ukraine-Hilfen kommen. Es geht um die Frage, wie ein Waffenpaket von rund drei Milliarden Euro für die Ukraine trotz vorläufiger Haushaltsführung und ohne Schuldenaufnahme bezahlt werden könnte. Und darum, wer bei dieser Frage lügt. Fragen, die der sozialdemokratische Finanzminister Jörg Kukies persönlich den Haushältern beantworten soll.

Generalmajor Christian Freuding, der im BMVg den Planungs- und Führungsstab und den Sonderstab Ukraine leitet, hat die Fragen von Markus Bickel und Thomas Wiegold beantwortet. Er betont im Interview unter anderem, dass Industrie und Streitkräfte hierzulande von der Unterstützung der Ukraine profitieren und erklärt wie.

Nana Brink und Viktor Funk analysieren unterdessen, was dran ist an den Spekulationen über Gespräche zwischen Donald Trump und Wladimir Putin.

Einen guten Start in die Woche,

Ihre
Wilhelmine Preußen
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Analyse

Generalmajor Freuding: “Jeder Soldat muss den Einsatz und die Abwehr von Drohnen beherrschen”

Generalmajor Christian Freuding leitet im BMVg den Planungs- und Führungsstab und den Sonderstab Ukraine.

Herr General, was verändert sich durch Donald Trump als US-Präsident für die westliche Unterstützung der Ukraine?

Alles, was wir bislang wissen, ist, dass Trump und seiner Administration die schnelle Beendigung des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein großes Anliegen ist. Er sprach kürzlich von hundert Tagen. Inwieweit das realistisch ist, sei jetzt einmal dahingestellt. Aber es gibt durchaus Grund zu der Annahme, dass es auch unter Trump im Interesse der Vereinigten Staaten sein wird, dass die Ukraine aus einer Position der Stärke heraus agiert, und dass Russland mit seiner Aggression keinen Erfolg hat.

Trump fordert, dass fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigungsausgaben investiert werden.

Minister Boris Pistorius betont bereits seit Längerem, dass zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht ausreichen werden, um zukünftig unsere Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit zu erhalten und den erforderlichen Fähigkeitsaufbau, den wir unbedingt brauchen, zu erreichen. Und bei diesem Fähigkeitsaufbau müssen wir weiter an Geschwindigkeit zulegen. Deshalb hat sich der Minister dafür eingesetzt, dass wir uns in der Nato bereits vor der Sommerpause festlegen, welches Land welche Fähigkeiten für das Bündnis bereitstellen soll.

Aber fünf Prozent oder auch die von Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgeschlagenen 3,5 Prozent sind zu viel?

Wenn wir im Bündnis die genannten Fähigkeitsziele abgestimmt haben, im Umfang und nach Zeit, in der wir das erreichen wollen, dann können wir sagen, welche finanziellen Mittel wir dafür brauchen. Es müssen also die Fähigkeitsziele im Mittelpunkt stehen, und nicht abstrakte Prozentzahlen.

Sie reisen regelmäßig an die Front in der Ukraine. Wie hat sich der Krieg verändert seit Februar 2022?

Insbesondere in den Bereichen Drohnen und elektronischen Kampfführung hat sich das Gefechtsfeld über die vergangenen zwölf Monate signifikant verändert – ebenso wie unsere Unterstützungsleistungen.

Ist die Ukraine in diesem Bereich West- und Mitteleuropa voraus?

Der Eindruck täuscht nicht, weshalb wir die Kooperation nicht nur auf militärischer, sondern auch auf industrieller Ebene suchen. Das zeigt, dass die Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte keine Einbahnstraße ist, sondern dass wir in den westlichen Streitkräften, in der Bundeswehr und in unserer Industrie ganz konkret von dieser Zusammenarbeit, von den Erfahrungen der Ukraine profitieren.

In welcher Weise?

Ein Beispiel: bei der Entwicklung der Radhaubitze, die Verteidigungsminister Pistorius vergangene Woche an die ukrainischen Streitkräfte übergeben hat. Und es gilt in ganz besonderem Maße bei der Zusammenarbeit in der Drohnenentwicklung. Die findet vorne auf dem Gefechtsfeld statt, und die Erkenntnisse über die Durchsetzungsfähigkeit kommen quasi im Tagestakt zurück zu den industriellen Herstellern in Deutschland, die diese Erkenntnisse sofort in ihre Entwicklung und in ihre Produktion einfließen lassen.

Macht das die Ukraine nicht selbst schon besser?

Ganz so stellt es sich nicht dar. Die Ukraine hat eine sehr gute Rüstungsindustrie, sie kann aber technologisch nicht alles. Und sie unterliegt Einschränkungen, was die Verfügbarkeit von Rohstoffen betrifft. Wir sind auch deshalb unter anderem dazu übergegangen, Munition aus Bundeswehrbeständen, die ein gewisses Ablaufdatum hatte, nicht mehr zu zerstören, sondern gezielt zu zerlegen, um Sprengstoffe und Schwarzpulver zu gewinnen und der ukrainischen Rüstungsindustrie zukommen zu lassen. Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Kompetenzen der ukrainischen Rüstungsindustrie mit denen der westlichen Unterstützungspartner gut ergänzen.

Sind Sie mit Blick auf die Drohnenentwicklung neidisch auf die Ukraine?

Wenn ich mir den Preis ansehe, den die Ukraine dafür zahlt, ist neidisch die falsche Kategorie. Aber dass wir uns an der Innovationskraft und Umsetzungsfähigkeit in den ukrainischen Streitkräften ein Beispiel nehmen können, das würde ich schon sagen.

Auf welche Weise lernt die Bundeswehr daraus?

Minister Pistorius hat die beschleunigte Beschaffung und Einführung von Drohnen zur ministeriellen Aufgabe gemacht. Eine der bereits veranlassten Maßnahmen ist, dass die Truppe bestimmte Drohnen jetzt schon aus eigenen Mitteln erwerben kann. Was wir als Nächstes brauchen, ist eine Vereinbarung mit der Industrie, die uns ermöglicht, eine Anzahl von Drohnen für die Ausbildung zur Verfügung gestellt zu bekommen, die im Falle einer Auseinandersetzung leicht skalierbar und kontinuierlich ersetzbar geliefert werden könnten, um auch stets die letzte technologische Entwicklung mitnehmen zu können.

Der Umgang mit Drohnen soll fester Teil der Ausbildung aller Soldaten werden?

Ja, er muss. So wie wir heute sagen, dass jeder Soldat ein Gewehrschütze ist und ein Sensor, der aufklärt, muss es in Zukunft heißen: Jeder Soldat muss den Einsatz und die Abwehr von Drohnen beherrschen.

Das heißt, 2025 soll jeder Bundeswehrsoldat nicht nur schießen, sondern auch eine Drohne bedienen können?

Das werden wir für 180.000 in diesem Jahr nicht erreichen. Aber unser Ziel muss das sein.

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Russlands Angriffskrieg: Spekulationen über Gespräche zwischen Trump und Putin

Viel wird derzeit darüber spekuliert, ob es zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin so etwas wie eine gute persönliche Beziehung gibt. Susan Stewart, Senior Fellow der Forschungsgruppe Osteuropa bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), hält das für einen Irrglauben. Auch die Vorstellung, dass Trump und Putin in einem persönlichen Gespräch einen “schnellen Deal” entwerfen können, sei unwahrscheinlich. Denn “die Einflusshebel der USA auf Russland sind begrenzt”, analysiert die Russland-Expertin Margarete Klein. Es werde im Trump-Lager nicht genügend verstanden, dass dieser Krieg für Russland “eingebettet ist in eine längere Konfrontation mit dem Westen”.

Aktuell gibt es für Moskau keinen starken Druck, eine schnelle Einigung zu finden: Die russischen Kräfte erobern in der Ukraine nach und nach weiteres Territorium. Gerade im Süden, am Asowschen Meer, gelingt es ihnen, den Landkorridor zur Krim zu verbreitern. Zugleich zeigen Umfragen des unabhängigen Meinungsforschungszentrums Lewada in Russland, dass die grundsätzliche Lebenszufriedenheit der Menschen sehr hoch ist. Und auch die Wirtschaft hat sich an die neue Kriegsnormalität angepasst, das Regime achtet zugleich darauf, die Fehler der Sowjetunion nicht zu wiederholen und die Militarisierung der Wirtschaft nicht zu übertreiben. Putin gelingt es, die Gesellschaft in Sicherheit zu wiegen und den Krieg vergessen zu lassen.

Plan für ein Friedensabkommen völlig unklar

Laut SWP-Expertin Klein gibt es bislang “keine ausgearbeitete US-Strategie der neuen Administration” in Bezug auf Russland. Trumps Sonderbeauftragter für die Ukraine, der ehemalige Generalleutnant Keith Kellogg, hat eine Art Masterplan vorgelegt. In einem Papier des erzkonservativen Thinktanks “American First Policy Institute” (AFPI) nennt er mögliche Grundlagen für Gespräche mit Russland. Die USA werden anbieten, “die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für einen längeren Zeitraum aufzuschieben, im Gegenzug für ein umfassendes und überprüfbares Friedensabkommen mit Sicherheitsgarantien”. Ebenfalls vorgesehen ist ein Einfrieren des Konflikts an einer Waffenstillstandslinie und die Aufhebung von Sanktionen.

Wie ein Friedensabkommen aussehen soll, ist völlig unklar. Auch wer es absichern soll. Jüngste Äußerungen von Trump, 20.000 US-Truppen aus Europa abzuziehen, legen nahe, dass der US-Präsident dafür europäische Truppen vorsieht. Der Abzug kann in Moskau auch als Zeichen verstanden werden, dass Trump kein Interesse an Europa habe. Man müsse sich sorgen, so Klein, dass es eine “Scheinlösung” gebe. “Trump kann sich dann als Dealmaker präsentieren, ohne dass der Konflikt langfristig gelöst wird.”

Der neue US-Außenminister Rubio spricht von “Pattsituation”

Trump-Vertraute haben laut Reuters zuletzt Mitte Januar bestätigt, dass es “Monate dauern werde”, bis man zu einer Lösung komme. Dies habe auch der Präsident verstanden. Trumps Versprechen, den Krieg in 24 Stunden zu beenden, sei eine “Kombination aus Wahlkampfgetöse und ein Mangel an Verständnis über die Komplexität dieses Konflikts” gewesen. “Es wird keine schnelle Lösung geben”, ist sich die Ukraine-Expertin Stewart sicher.

Interessant wird sein, welche Rolle der neue US-Außenminister Marco Rubio spielen wird. Kurz nach seiner Amtseinführung Anfang letzter Woche machte er deutlich, dass sowohl Russland als auch die Ukraine “Zugeständnisse” machen müssten. Es sei auf dem Schlachtfeld zu einer “Pattsituation” gekommen. Anders als Präsident Trump hält sich Rubio jedoch mit Details oder einem Zeitplan zurück. Das Thema sei “kompliziert” und deshalb werde man sich “nicht hinreißen lassen, im Voraus über Verhandlungen zu sprechen”.

Waffenhilfe für Ukraine bei Republikanern sehr umstritten

Aber auch von Rubio ist nicht zu erwarten, dass er für eine Aufstockung der Waffenhilfe für die Ukraine plädieren wird. Letztes Jahr stimmte er gegen einen Gesetzentwurf von Ex-Präsident Joe Biden, der Ukraine weitere Milliarden an Waffenhilfe zur Verfügung zu stellen. Die Unterstützung der Ukraine ist in der republikanischen Partei weiterhin sehr umstritten. Ende letzten Jahres sagten 42 Prozent der Republikaner, dass die USA zu viel an Unterstützung liefere. Nur noch 36 Prozent glauben, dass die USA verpflichtet sei, der Ukraine gegen den russischen Aggressor zu helfen.

Der Entzug von Waffenhilfe ist auch Teil des Plans von Kellogg, sollte sich die Ukraine nicht gesprächsbereit zeigen. Eine bereits geplante Reise Kelloggs nach Kyjiw wurde allerdings vorerst verschoben. Laut eines Berichts des Wall Street Journals habe sich Moskau bereits über Kellogg’s Pläne “lustig gemacht”. Wie groß Kellogg’s Einfluss auf Präsident Trump wirklich ist, hat das WSJ so kommentiert: “Er wird einfach tun, was Trump ihm sagt.” Mit Viktor Funk

  • USA

News

EU-Parlament: Konstituierende Sitzung des aufgewerteten Verteidigungsausschusses

Die deutsche FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde am Montag bei dessen konstituierender Sitzung zur Vorsitzenden des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE) im Europäischen Parlament gewählt. Hinter den Kulissen wird allerdings über die genauen Zuständigkeiten des Ausschusses diskutiert.

“Ich freue mich sehr, dass die konstituierende Sitzung der SEDE als neuer Vollausschuss des Europäischen Parlaments heute erfolgreich durchgeführt wurde. Das Parlament trägt damit der enorm gestiegenen Bedeutung der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik Rechnung”, sagte Strack-Zimmermann, die von 2021 bis 2024 Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag war, im Anschluss an ihre Wahl. Das Parlament hatte im Dezember entschieden, den Unterausschuss zu einem vollwertigen Ausschuss aufzuwerten.

Streitigkeiten um Kompetenzen mit AFET und ITRE

Strack-Zimmermann betonte, dass ihr Ausschuss eine “umfassende Rolle” in allen Angelegenheiten des Europäischen Parlaments spielen soll. Das bedeutet aus ihrer Sicht als politischer Beobachter, als Haushaltsakteur, aber auch als Gesetzgeber. Sie erwähnte auch explizit das Europäische Verteidigungsindustrieprogramm, EDIP.

Von Beginn an gab es Differenzen über den Zuschnitt von SEDE und dessen Kompetenzen. Der Industrieausschuss ITRE und der außenpolitische Ausschuss AFET wollen die Zuständigkeiten für die Beratungen über das Programm zur Europäischen Verteidigungsindustrie EDIP nicht abgeben. Es handelt sich um die wichtigste Gesetzgebung im Bereich Verteidigung auf europäischer Ebene.

Es geht außerdem darum, wer Input für das Weißbuch des EU-Kommissars für Verteidigung, Andrius Kubilius, liefern darf. Auch hier soll es Streitigkeiten zwischen AFET und SEDE geben. Noch heute soll ein Austausch zwischen Kubilius und dem neu aufgewerteten Ausschuss zum Weißbuch stattfinden. Es soll am 11. März vorgestellt werden. wp/sti

  • AFET
  • Andrius Kubilius

Afghanistan Enquete-Kommission: Fehlende Vernetzung auf allen Ebenen

Die Enquete-Kommission “Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands” sieht den Hauptgrund für das Scheitern des 20 Jahre dauernden Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan in fehlender Koordinierung und Kommunikation. “Es hat so gut wie gar keine Ressortabstimmung stattgefunden”, sagte der Kommissionsvorsitzende Michael Müller (SPD).

Am Montag legte die Bundestagskommission ihren Abschlussbericht mit 72 Empfehlungen vor, in dem sie ein vernetztes Lagezentrum empfiehlt, “in dem strategische Lagebilder, Analysen und Prognosen zu einem ressortübergreifenden Gesamtbild zusammengeführt werden”. In Verbindung damit solle ein neuer Kabinettsausschuss oder eine Ausweitung des “sicherheitspolitischen Jour Fixe auf Ebene der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre” verhindern, dass die Ressorts ohne Abstimmung einen eigenen Weg verfolgten.

Meinungen zu Nationalem Sicherheitsrat gehen auseinander

Die Abgeordneten empfehlen in dem 115-seitigen Papier, die Rolle des Parlaments zu stärken. Ein “eigenständiger (Unter-)Ausschuss zu vernetzten bzw. integrierten Kriseneinsätzen” solle den Bundestag stärker einbinden. Außerdem soll die Bundesregierung dem Parlament einmal im Jahr einen eingestuften sicherheitspolitischen Lagebericht vorlegen. Der Bundestag berät am Freitag über das Papier.

Die schlechte Ressortabstimmung ist für die Union ein weiteres Argument für einen Nationalen Sicherheitsrat. Die Staatssekretärs-Runde reiche nicht, sagte Peter Beyer, CDU-Obmann in der Enquete-Kommission. “Wir brauchen einen Nationalen Sicherheitsrat, der im Kanzleramt angesiedelt ist”, forderte er. Grüne und SPD sehen darin eine Einschränkung des Ressortprinzips und eine Schwächung des Parlaments. Uneinig war man sich auch im Umgang mit afghanischen Ortskräften. Die Grünen-Obfrau in der Kommission, Schahina Gambir bedauerte, dass man sich mit den Vorschlägen für eine bessere Fürsorgepflicht gegenüber Ortskräften nicht durchsetzen konnte. Aus Sicht der Grünen schade das nicht nur dem außenpolitischen Ruf Deutschlands, sondern gefährde auch den Erfolg künftiger Einsätze. bub

  • Afghanistan
  • Enquete-Kommission

EU-Cybersicherheitsrichtlinie NIS-2 wird in dieser Legislatur nicht mehr umgesetzt

Die Gespräche zur Umsetzung der EU-Cybersicherheitsrichtlinie NIS-2 im Deutschen Bundestag sind gescheitert.

Damit wird die Umsetzung des Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes von kritischer Infrastruktur gegen Cyberangriffe durch die Neuwahlen um mehrere Monate verschoben. Zuletzt lag die Hoffnung auf der FDP, dass das Gesetz es noch vor den Neuwahlen am 23. Februar durch den Bundestag schafft. Die Union hatte SPD und Grünen bereits zuvor klargemacht, dass sie die Umsetzung der verbliebenen Sicherheitsgesetze nicht mehr unterstützen wird.

“Die FDP-Vertreter saßen ohnehin ohne Prokura am Tisch, da die FDP nicht zu Beschlüssen ohne die Union bereit ist”, erklärte der SPD-Berichterstatter Sebastian Hartmann jedoch am Montag. Aus seiner Sicht war ein Kompromiss nicht möglich, weil die Differenzen mit Blick auf die Stärkung der Sicherheitsbehörden und den Schutz der Industrie zu groß waren. “Das Ergebnis wäre ein schnelles Gesetz gewesen, aber eine Schwächung der Cybersicherheit Deutschlands”, so Hartmann.

Experten und Industrie hatten für zügige Umsetzung geworben

Aus Expertenkreisen und Industrie wurde dagegen zuvor sehr für eine schnelle Umsetzung plädiert und dafür geworben, die verbliebenen Differenzen zu einem späteren Zeitpunkt und womöglich nach den Bundestagswahlen anzugehen.

“Die zügige Umsetzung der Anforderungen der NIS-2-Richtlinie durch Staat und Wirtschaft ist zentral, um den Industriestandort bestmöglich gegen digitale Gefahren zu wappnen”, hatte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) vergangene Woche zu Table.Briefings gesagt. Die EU-Frist zur Umsetzung der Richtlinie ist bereits im Oktober vergangenen Jahres abgelaufen und die EU-Kommission hat bereits ein entsprechendes Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. wp

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DR Kongo wertet M23-Offensive als ruandische Kriegserklärung

Die M23-Rebellen im Osten der Demokratischen Republik Kongo haben am Montag nach eigenen Angaben die Provinzhauptstadt Goma eingenommen. Die kongolesische Regierung wertet dies als eine ruandische Kriegserklärung. Die Eroberung der Stadt hat nach Angaben der Leiterin der UN-Friedensmission Monusco eine “Massenpanik” unter den eine Million Einwohnern der Stadt und fast ebenso vielen Vertriebenen ausgelöst. Die Rebellen kontrollieren nun mehr kongolesisches Gebiet als je zuvor.

UN-Experten zufolge unterstützt Ruanda die 2022 gestartete M23-Offensive mit Kriegsgerät und Truppen. Zwischen 500 und 1.000 ruandische Soldaten trafen am Sonntag ein, um die M23-Gruppen in der Nähe von Goma zu verstärken, so UN-Quellen zur Nachrichtenagentur AFP. Kongolesische und ruandische Truppen lieferten sich am Montag entlang der gemeinsamen Grenze Schusswechsel, wie Reuters unter Berufung auf UN-Quellen berichtet. Die Krise könnte zu einem neuen Krieg zwischen Kongo und Ruanda eskalieren. Am Sonntag brach Kinshasa die diplomatischen Beziehungen zu Ruanda ab. Kigali zog daraufhin seine Diplomaten aus der kongolesischen Hauptstadt ab.

DR Kongo fordert Embargo gegen “ruandische” Mineralien

Der UN-Sicherheitsrat hat den Rückzug aggressiver “externer Kräfte” in der Region gefordert, ohne diese jedoch ausdrücklich zu benennen. UN-Chef António Guterres forderte Ruanda auf, seine Streitkräfte aus dem Kongo abzuziehen. Die kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner nannte die Offensive “einen Frontalangriff. Kayikwamba forderte den Sicherheitsrat auf, ein “vollständiges Embargo für die Ausfuhr aller als ruandisch bezeichneten Mineralien, insbesondere von Gold”, zu verhängen.

Die Rebellen hatten vor kurzem Minova, ein wichtiges Versorgungszentrum für Goma, sowie die regionalen Zentren Sake und Masisi eingenommen. Sie kontrollieren auch die wichtige Bergbaustadt Rubaya.

Drei UN-Blauhelmsoldaten – zwei Südafrikaner und ein Uruguayer – wurden in der vergangenen Woche getötet. Sieben weitere südafrikanische Soldaten und drei Soldaten aus Malawi, die in einer separaten Mission der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) im Einsatz waren, wurden nach Angaben der südafrikanischen und der UN-Behörden ebenfalls getötet. Das ruandische Außenministerium erklärte: “Die Kämpfe in der Nähe der ruandischen Grenze stellen weiterhin eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit und territoriale Integrität Ruandas dar und machen eine anhaltende Verteidigungshaltung Ruandas erforderlich.”

Verhandlungen in Nairobi angesetzt

Kenia gab am Sonntag bekannt, dass Kongos Präsident Félix Tshisekedi sowie sein ruandischer Amtskollege Paul Kagame ihre Teilnahme an einem Gipfeltreffen in den nächsten zwei Tagen zugesagt haben. Präsident William Ruto, Vorsitzender der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und Vermittler im Friedensprozess von Nairobi, wird eine Dringlichkeitssitzung für die Staatschefs abhalten.

Das Bundesentwicklungsministerium rief in einer Stellungnahme am Montag zu einem Ende der Gewalt auf: “Ruandas Soldaten und die von ihnen unterstützte Rebellengruppe M23 müssen sich – wie gestern vom UN-Sicherheitsrat und auch der EU-Außenbeauftragten gefordert – umgehend zurückziehen. Alle Seiten müssen an den Verhandlungstisch und zur Deeskalation beitragen.” Der britische UN-Gesandte hat ein Ende der Angriffe auf die UN-Friedenstruppen gefordert, während der französische Außenminister Jean-Noël Barrot sagte, die von Ruanda unterstützte Offensive müsse “aufhören”. Deutschland, die USA, Frankreich und Großbritannien haben ihre Bürger aufgefordert, Goma zu verlassen. ajs

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Must-Reads

Foreign Policy: “Don’t Let Autocrats Erase the Internet”. Autoritäre Regime finden auch im digitalen Zeitalter Möglichkeiten, unliebsame Narrative zu unterdrücken und sich der Rechenschaftspflicht zu entziehen, sagt Suzanne Nossel, einstige Vorsitzende von PEN America. Das Löschen von Informationen finde mit Hightech-Methode statt. Repressive Regierungen könnten auf Knopfdruck Websites verschwinden lassen und historische Aufzeichnungen vernichten.

Kyiv Independent: “Potential encirclement in Velyka Novosilka prompts questions about last-ditch withdrawal strategy”. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit dringen russische Truppen nach und nach in die ukrainischen Verteidigungsanlagen in der Region Donezk vor. Die Ukraine versucht, ihre Hochburgen zu halten, doch immer mehr Soldaten und westliche Experten stellen die Frage nach den Kosten einer solchen Taktik.

Rand: “Breathing Life into the North Korean Regime”. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat dem nordkoreanischen Regime eine neue außenpolitische Bedeutung gegeben. Doch keines der Probleme des Landes wurde dadurch gelöst. Die Wirtschaft liegt nach wie vor am Boden und die Instabilität nimmt zu.

Foreign Affairs: “Don’t Let Geopolitics Ruin Syria’s Transition”. Ob Syrien erneut zum Gegenstand eines geopolitischen Konflikts wird, hängt auch davon ab, wie sich externe Kräfte verhalten. Wenn ausländische Regierungen und internationale Organisationen nur auf ihre eigenen Interessen konzentrieren und ihre Hilfen einschränken, gerät die Entwicklung des Landes ins Stocken.

FAZ: “Das Drei-Prozent-Ziel hat seine Berechtigung”. Die Bedrohung durch Russland nimmt zu und Deutschland muss wie andere Nato-Staaten seine Verteidigungsausgaben erhöhen. Das Geld dafür muss nicht aus neuen Schulden kommen. Die Sozialetats sind so groß, dass eine Kürzung in diesem Bereich zugunsten der Verteidigung zu rechtfertigen ist, argumentiert der Autor dieses Kommentars.

Standpunkt

Zentrum für Zukunft: Warum ein Nationaler Sicherheitsrat nicht ausreicht

Sarah Bressan
Sarah Bressan beschäftigt sich beim Global Public Policy Institute (GPPi) mit strategischer Vorausschau in der Außen- und Sicherheitspolitik.

Deutschland ist notorisch schlecht auf sicherheitspolitisch relevante Entwicklungen vorbereitet. Das zeigt sich nicht nur am Abzug aus Afghanistan und der russischen Vollinvasion der Ukraine. Auch der Umsturz in Syrien habe uns mal wieder “kalt erwischt“, sagte Michael Roth (SPD), der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Anfang Dezember.

Die “Zukunftskoalition” aus SPD, Grünen und FDP hat strategische Vorausschau – die Begleitung von Strategie- und Entscheidungsprozessen durch wissenschaftsbasierte Zukunftsanalysen – nicht ins Zentrum ihres Regierungshandelns gestellt. Weder die nationale Sicherheitsstrategie noch die Enquete-Kommission zu Lehren aus Afghanistan für zukünftige Auslandseinsätze oder die Umsetzung der Zeitenwende fußten auf der systematischen Auseinandersetzung mit Zukunft. Stattdessen wird Zukunft gemeinhin als unbeherrschbar angesehen und Politik übermäßig von überholten bürokratischen Strukturen und dem Handlungsdruck der Gegenwart bestimmt.

Ein durch den nächsten Bundestag mandatiertes Zentrum für Zukunft könnte der weit verbreiteten Zukunftsangst mit fundierten, langfristigeren Analysen begegnen und den Weg für zukunftsfähige Gestaltungsoptionen ebnen.

Ein Nationaler Sicherheitsrat kann Defizite nicht allein beheben

Um Herausforderungen wie hybride Bedrohungen, Spaltungen in Europa und den transatlantischen Beziehungen sowie dem Verlust deutscher Wettbewerbsfähigkeit kohärenter zu begegnen, fordern Union und FDP in ihren Programmen zur Bundestagswahl einen nationalen Sicherheitsrat, der auch strategische Vorausschau leistet. Mögliche Koalitionspartner SPD und Grüne sind dagegen beim Thema Sicherheitsrat weiter zögerlich.

Tatsächlich könnte ein reformierter Bundessicherheitsrat die tiefgreifenden Defizite nicht allein lösen – selbst, wenn er die bisherige Vorausschau der Bundesregierung koordiniert und bündelt. Denn effektive strategische Vorausschau braucht Freiraum und Unabhängigkeit, um anders zu denken und Impulse setzen zu können. Sie muss Zugang zu kritischen Informationen haben, aber gleichzeitig unangenehme Fragen aufwerfen dürfen. All das wird in deutschen Regierungsstrukturen meist als unmöglich angesehen – aber ist bei Partnern wie Großbritannien, Finnland und Australien nicht nur möglich, sondern wird dort konsequent und mit Wirkung für Strategie- und Reformprozesse der Regierungen längst getan.

Zentrum für Zukunft könnte Strategiefähigkeit stärken

Experten haben vor der letzten Bundestagswahl einen überparteilichen Sachverständigenrat für Vorausschau gefordert. Mit einem wissenschaftlichen Stab – ähnlich wie bei den Wirtschaftsweisen – könnte der Rat ein vom Bundestag berufenes Zentrum für Zukunft bilden. Ein Beirat aus Abgeordneten sowie Mitgliedern aus Bundesregierung und Wissenschaft könnte Bedarfe und Anforderungen an das Zentrum formulieren. Durch parlamentarische Anhörungen und Abstimmung mit Analyse- und Strategieprozessen der Exekutive könnte die Balance zwischen kritischer Unabhängigkeit und Bedarfsorientierung gewahrt werden.

Damit parteipolitische Instrumentalisierung von Expertise verhindert und ein wirklicher Mehrwert geleistet werden kann, müssen Struktur, Arbeitsweisen und Produkte des Zentrums strikt anhand von Prinzipien wissenschaftsbasierter Vorausschau organisiert werden. Konsequent angewandt sorgen diese durch das rigorose Hinterfragen von Annahmen und durch die Identifikation blinder Flecken dafür, dass statt Ideologie, Egoismen und unfundierten Argumenten wirklich relevante Expertise in den Mittelpunkt der deutschen Sicherheitspolitik rückt.

So könnte das Zentrum den Wahrnehmungshorizont jenseits tagespolitischer Interessen auf längerfristige Trends und Herausforderungen richten und die Krisenfrüherkennung, Reaktions- und Strategiefähigkeit stärken. Kombiniert mit kluger Außenkommunikation und mit der Einbindung von Perspektiven aus der Bevölkerung könnte es sogar wichtigen, langfristig gedachten politischen Vorhaben fundierte Rückendeckung geben – und so eine kohärentere und zukunftssichere Politik ermöglichen.

Sarah Bressan forscht beim Global Public Policy Institute (GPPi) zu strategischer Vorausschau in der Außen- und Sicherheitspolitik. Sie ist außerdem Eisenhower Defense Fellow am Nato Defense College in Rom.

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Heads

Leonardo-CEO Roberto Cingolani: Europäischer Allrounder

Roberto Cingolani, CEO des italienischen Rüstungsbauers Leonardo, in Rom im Dezember 2022.

Etwa zwei Wochen nach dem Einmarsch Russlands 2022 in den Osten der Ukraine kündigte Italien an, die Energieabhängigkeit des Landes von Russland innerhalb von 24 bis 30 Monaten zu beenden. Kopf dahinter: Roberto Cingolani, damals Minister für ökologische Transformation in Italien.

Gerade strebt Cingolani wieder einmal nach mehr Unabhängigkeit – diesmal als Geschäftsführer des italienischen Waffenallrounders Leonardo. Seit er im Mai 2023 zum CEO von Leonardo wurde, arbeitet Cingolani an einer unabhängigeren europäischen Rüstungsindustrie. Der italienische Staat hält rund 30 Prozent an dem Rüstungskonzern.

Er habe sich zum Ziel gesetzt, Allianzen in der europäischen Verteidigungsindustrie voranzutreiben, sagte er kürzlich der Süddeutschen Zeitung: “Wir sind groß, aber längst nicht so groß wie etwa US-amerikanische Unternehmen.” Er wolle deshalb “europäische Giganten” schaffen, die “auf Kooperation gründen”. Und er sagt einen ungewöhnlichen Satz für einen Rüstungsmanager: “Wenn wir effizienter planen, brauchen wir vielleicht nicht einmal die zwei Prozent.”

Rheinmetall und Leonardo hoffen auf lukrativen Auftrag

Das lässt sich leicht sagen, wenn man auf große Geschäfte hoffen kann. Im Oktober hatte Cingolani in Rom Arm in Arm mit Rheinmetall-Geschäftsführer Armin Papperger die Gründung der Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) besiegelt. Nachdem vergangene Woche das deutsche Kartellamt das Joint Venture genehmigt hat, hoffen Rheinmetall und Leonardo auf einen lukrativen Auftrag der italienischen Regierung. Italien will in den kommenden Jahren 23 Milliarden Euro für gepanzerte Fahrzeuge ausgeben.

Einen Absatzmarkt erhofft sich Leonardo auch über Italien hinaus. Die EU mit ihren 27 Mitgliedstaaten und der Nähe zu Russland und Ländern des Nahen Ostens biete einen großen Absatzmarkt für Landesverteidigung, sagte Cingolani bei dem Treffen in Rom.

Akademische Karriere führte ihn nach Deutschland

Leonardo produziert Hubschrauber, Flugzeuge, Waffen für maritime Einsätze und Elektronik. “Ein Zehnkämpfer” wäre sein Unternehmen, wenn es ein Sportler wäre, sagte Cingolani der SZ. Er selbst versucht, das auch zu sein. Früher boxte er, soll gerne Fahrrad und Motorrad fahren und hat in seiner akademischen Karriere als Physiker über 1.000 Artikel veröffentlicht.

Zehn Jahre leitete er das Istituto italiano di tecnologia in Genua, bis Cingolani 2019 zunächst Innovationschef bei Leonardo wurde und dann Energieminister unter Mario Draghi. Seine Universitätskarriere brachte ihn nach Japan, in die USA und auch nach Deutschland. Von 1988 bis 1991 war er am Max-Planck-Institut in Stuttgart tätig. In Sachbüchern wie “Il mondo è piccolo come un’arancia” (Die Welt ist so klein wie eine Orange) von 2014 versucht er, die Möglichkeiten von Nano-Technologie breiter zu erklären.

Mit der Energieabhängigkeit Italiens läuft es derzeit allerdings nicht ganz so gut. 2024 importierte Rom wieder mehr Gas aus Russland als im Vorjahr. Gabriel Bub

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Hegseth übernimmt Führung im Pentagon

Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert. Hegseth und Netanjahu sprachen über “die Wichtigkeit, gemeinsame Sicherheitsinteressen und -prioritäten zu fördern, insbesondere angesichts anhaltender Bedrohungen”, hieß es in einer Erklärung des Pentagon.

Am Freitag hatte Hegseth eine Anhörung im US-Senat nur knapp überstanden. Nur die Stimme von US-Vizepräsident James David Vance in seiner Eigenschaft als Senatsvorsitzender ergab bei der Abstimmung schließlich die Mehrheit für Hegseth. Der Senat hatte vor der Vereidigung am Samstag über Hegseths Eignung für den Posten an der Spitze von 3,5 Millionen Soldatinnen und Soldaten mit einem Budget von 810 Milliarden US-Dollar zu entscheiden.

Drei Republikaner stimmten jedoch gegen den 44 Jahre alten früheren Fox-Fernsehmoderator, sodass sich im Senat ein Patt ergab, das Vance aufhob. Bis auf eine erfolglose Bewerbung für einen Sitz im US-Senat für Minnesota hat Hegseth keine politische Erfahrung vorzuweisen. Bei der Anhörung hatte er gesagt, dass es Zeit für jemanden sei, der das “Kämpfer-Ethos” zurück ins Pentagon bringe. Anschuldigungen von Alkoholmissbrauch und sexuellen Übergriffen wies er wiederholt zurück. mrb

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Sørensen neuer EU-Sondergesandter für Belgrad-Pristina-Dialog

Peter Sørensen ist am Montag zum neuen EU-Sondergesandten für den Dialog zwischen Belgrad und Prishtina ernannt worden. Der 57-jährige Däne tritt zum 1. Februar die Nachfolge des Slowaken Miroslav Lajčák an, der seit 2020 weitgehend erfolglos an einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo gearbeitet hat. Die EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas will die Zahl der EU-Sondergesandten eigentlich reduzieren – zur Zeit sind es elf -, zugleich aber der Konfliktlösung auf dem Balkan wieder größere politische Bedeutung beimessen. Sørensen war unter anderem Sonderbeauftragter beziehungsweise EU-Botschafter in Sarajevo, Belgrad sowie Skopje und für die Vereinten Nationen in Pristina tätig. mrb/sti

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  • Kosovo
  • Serbien

Dessert

Nato-Chefsprecherin Farah Dakhlallah wechselt nach weniger als einem Jahr zur WHO.

Es ist ein Abgang mit Ansage: Nato-Chefsprecherin Farah Dakhlallah wechselt nach weniger als einem Jahr zur Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Kommunikationsexpertin kam ursprünglich von AstraZeneca und war noch unter dem damaligen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg eingestellt worden. Am Hauptquartier des Bündnisses hatte die Personalie von Anfang an für Diskussionen gesorgt. Kommunikation für einen Pharmakonzern und für ein Militärbündnis sei nicht dasselbe, sagten Kritiker. Die 40-Jährige habe keine Ahnung vom Innenleben der Allianz und wisse nicht, wie die Nato funktioniere.

Hinzu kam, dass Dakhlallah kein einfaches Erbe antreten musste. Die Mutter von zwei kleinen Kindern löste Oana Lungescu ab, die über zwölf Jahre als Sprecherin im Tandem mit dem ehemaligen Generalsekretär das Bild des Bündnisses geprägt hatte. Die Rumänin hatte dabei am Kabinett vorbei einen direkten Draht zu Jens Stoltenberg, nicht immer zur Freude des Apparats. Dieser soll auch durchgesetzt haben, dass nicht der von Lungescu favorisierte Stellvertreter, Dylan White, zum Zug kam, sondern die externe Kandidatur. Die gebürtige Libanesin mit britischem Pass sollte dem Bündnis nicht zuletzt helfen, auch im arabischen Raum zu punkten. Die Rechnung ist am Ende nicht aufgegangen, das Experiment der externen Kandidatur gescheitert. So soll die Chemie zwischen der Chefsprecherin und dem neuen Nato-Generalsekretär Mark Rutte nicht gestimmt haben. Bis die Nachfolge geregelt ist, spricht die bisherige Stellvertreterin Allison Hart interimistisch für die Nato. sti

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    es ist die letzte Sitzungswoche des Bundestags vor den Neuwahlen am 23. Februar. Im Verteidigungsausschuss und vor allem im Haushaltsausschuss wird es am Mittwoch noch einmal zu einem Schlagabtausch zum Thema Ukraine-Hilfen kommen. Es geht um die Frage, wie ein Waffenpaket von rund drei Milliarden Euro für die Ukraine trotz vorläufiger Haushaltsführung und ohne Schuldenaufnahme bezahlt werden könnte. Und darum, wer bei dieser Frage lügt. Fragen, die der sozialdemokratische Finanzminister Jörg Kukies persönlich den Haushältern beantworten soll.

    Generalmajor Christian Freuding, der im BMVg den Planungs- und Führungsstab und den Sonderstab Ukraine leitet, hat die Fragen von Markus Bickel und Thomas Wiegold beantwortet. Er betont im Interview unter anderem, dass Industrie und Streitkräfte hierzulande von der Unterstützung der Ukraine profitieren und erklärt wie.

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    Generalmajor Freuding: “Jeder Soldat muss den Einsatz und die Abwehr von Drohnen beherrschen”

    Generalmajor Christian Freuding leitet im BMVg den Planungs- und Führungsstab und den Sonderstab Ukraine.

    Herr General, was verändert sich durch Donald Trump als US-Präsident für die westliche Unterstützung der Ukraine?

    Alles, was wir bislang wissen, ist, dass Trump und seiner Administration die schnelle Beendigung des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein großes Anliegen ist. Er sprach kürzlich von hundert Tagen. Inwieweit das realistisch ist, sei jetzt einmal dahingestellt. Aber es gibt durchaus Grund zu der Annahme, dass es auch unter Trump im Interesse der Vereinigten Staaten sein wird, dass die Ukraine aus einer Position der Stärke heraus agiert, und dass Russland mit seiner Aggression keinen Erfolg hat.

    Trump fordert, dass fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigungsausgaben investiert werden.

    Minister Boris Pistorius betont bereits seit Längerem, dass zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht ausreichen werden, um zukünftig unsere Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit zu erhalten und den erforderlichen Fähigkeitsaufbau, den wir unbedingt brauchen, zu erreichen. Und bei diesem Fähigkeitsaufbau müssen wir weiter an Geschwindigkeit zulegen. Deshalb hat sich der Minister dafür eingesetzt, dass wir uns in der Nato bereits vor der Sommerpause festlegen, welches Land welche Fähigkeiten für das Bündnis bereitstellen soll.

    Aber fünf Prozent oder auch die von Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgeschlagenen 3,5 Prozent sind zu viel?

    Wenn wir im Bündnis die genannten Fähigkeitsziele abgestimmt haben, im Umfang und nach Zeit, in der wir das erreichen wollen, dann können wir sagen, welche finanziellen Mittel wir dafür brauchen. Es müssen also die Fähigkeitsziele im Mittelpunkt stehen, und nicht abstrakte Prozentzahlen.

    Sie reisen regelmäßig an die Front in der Ukraine. Wie hat sich der Krieg verändert seit Februar 2022?

    Insbesondere in den Bereichen Drohnen und elektronischen Kampfführung hat sich das Gefechtsfeld über die vergangenen zwölf Monate signifikant verändert – ebenso wie unsere Unterstützungsleistungen.

    Ist die Ukraine in diesem Bereich West- und Mitteleuropa voraus?

    Der Eindruck täuscht nicht, weshalb wir die Kooperation nicht nur auf militärischer, sondern auch auf industrieller Ebene suchen. Das zeigt, dass die Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte keine Einbahnstraße ist, sondern dass wir in den westlichen Streitkräften, in der Bundeswehr und in unserer Industrie ganz konkret von dieser Zusammenarbeit, von den Erfahrungen der Ukraine profitieren.

    In welcher Weise?

    Ein Beispiel: bei der Entwicklung der Radhaubitze, die Verteidigungsminister Pistorius vergangene Woche an die ukrainischen Streitkräfte übergeben hat. Und es gilt in ganz besonderem Maße bei der Zusammenarbeit in der Drohnenentwicklung. Die findet vorne auf dem Gefechtsfeld statt, und die Erkenntnisse über die Durchsetzungsfähigkeit kommen quasi im Tagestakt zurück zu den industriellen Herstellern in Deutschland, die diese Erkenntnisse sofort in ihre Entwicklung und in ihre Produktion einfließen lassen.

    Macht das die Ukraine nicht selbst schon besser?

    Ganz so stellt es sich nicht dar. Die Ukraine hat eine sehr gute Rüstungsindustrie, sie kann aber technologisch nicht alles. Und sie unterliegt Einschränkungen, was die Verfügbarkeit von Rohstoffen betrifft. Wir sind auch deshalb unter anderem dazu übergegangen, Munition aus Bundeswehrbeständen, die ein gewisses Ablaufdatum hatte, nicht mehr zu zerstören, sondern gezielt zu zerlegen, um Sprengstoffe und Schwarzpulver zu gewinnen und der ukrainischen Rüstungsindustrie zukommen zu lassen. Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Kompetenzen der ukrainischen Rüstungsindustrie mit denen der westlichen Unterstützungspartner gut ergänzen.

    Sind Sie mit Blick auf die Drohnenentwicklung neidisch auf die Ukraine?

    Wenn ich mir den Preis ansehe, den die Ukraine dafür zahlt, ist neidisch die falsche Kategorie. Aber dass wir uns an der Innovationskraft und Umsetzungsfähigkeit in den ukrainischen Streitkräften ein Beispiel nehmen können, das würde ich schon sagen.

    Auf welche Weise lernt die Bundeswehr daraus?

    Minister Pistorius hat die beschleunigte Beschaffung und Einführung von Drohnen zur ministeriellen Aufgabe gemacht. Eine der bereits veranlassten Maßnahmen ist, dass die Truppe bestimmte Drohnen jetzt schon aus eigenen Mitteln erwerben kann. Was wir als Nächstes brauchen, ist eine Vereinbarung mit der Industrie, die uns ermöglicht, eine Anzahl von Drohnen für die Ausbildung zur Verfügung gestellt zu bekommen, die im Falle einer Auseinandersetzung leicht skalierbar und kontinuierlich ersetzbar geliefert werden könnten, um auch stets die letzte technologische Entwicklung mitnehmen zu können.

    Der Umgang mit Drohnen soll fester Teil der Ausbildung aller Soldaten werden?

    Ja, er muss. So wie wir heute sagen, dass jeder Soldat ein Gewehrschütze ist und ein Sensor, der aufklärt, muss es in Zukunft heißen: Jeder Soldat muss den Einsatz und die Abwehr von Drohnen beherrschen.

    Das heißt, 2025 soll jeder Bundeswehrsoldat nicht nur schießen, sondern auch eine Drohne bedienen können?

    Das werden wir für 180.000 in diesem Jahr nicht erreichen. Aber unser Ziel muss das sein.

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    Russlands Angriffskrieg: Spekulationen über Gespräche zwischen Trump und Putin

    Viel wird derzeit darüber spekuliert, ob es zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin so etwas wie eine gute persönliche Beziehung gibt. Susan Stewart, Senior Fellow der Forschungsgruppe Osteuropa bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), hält das für einen Irrglauben. Auch die Vorstellung, dass Trump und Putin in einem persönlichen Gespräch einen “schnellen Deal” entwerfen können, sei unwahrscheinlich. Denn “die Einflusshebel der USA auf Russland sind begrenzt”, analysiert die Russland-Expertin Margarete Klein. Es werde im Trump-Lager nicht genügend verstanden, dass dieser Krieg für Russland “eingebettet ist in eine längere Konfrontation mit dem Westen”.

    Aktuell gibt es für Moskau keinen starken Druck, eine schnelle Einigung zu finden: Die russischen Kräfte erobern in der Ukraine nach und nach weiteres Territorium. Gerade im Süden, am Asowschen Meer, gelingt es ihnen, den Landkorridor zur Krim zu verbreitern. Zugleich zeigen Umfragen des unabhängigen Meinungsforschungszentrums Lewada in Russland, dass die grundsätzliche Lebenszufriedenheit der Menschen sehr hoch ist. Und auch die Wirtschaft hat sich an die neue Kriegsnormalität angepasst, das Regime achtet zugleich darauf, die Fehler der Sowjetunion nicht zu wiederholen und die Militarisierung der Wirtschaft nicht zu übertreiben. Putin gelingt es, die Gesellschaft in Sicherheit zu wiegen und den Krieg vergessen zu lassen.

    Plan für ein Friedensabkommen völlig unklar

    Laut SWP-Expertin Klein gibt es bislang “keine ausgearbeitete US-Strategie der neuen Administration” in Bezug auf Russland. Trumps Sonderbeauftragter für die Ukraine, der ehemalige Generalleutnant Keith Kellogg, hat eine Art Masterplan vorgelegt. In einem Papier des erzkonservativen Thinktanks “American First Policy Institute” (AFPI) nennt er mögliche Grundlagen für Gespräche mit Russland. Die USA werden anbieten, “die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für einen längeren Zeitraum aufzuschieben, im Gegenzug für ein umfassendes und überprüfbares Friedensabkommen mit Sicherheitsgarantien”. Ebenfalls vorgesehen ist ein Einfrieren des Konflikts an einer Waffenstillstandslinie und die Aufhebung von Sanktionen.

    Wie ein Friedensabkommen aussehen soll, ist völlig unklar. Auch wer es absichern soll. Jüngste Äußerungen von Trump, 20.000 US-Truppen aus Europa abzuziehen, legen nahe, dass der US-Präsident dafür europäische Truppen vorsieht. Der Abzug kann in Moskau auch als Zeichen verstanden werden, dass Trump kein Interesse an Europa habe. Man müsse sich sorgen, so Klein, dass es eine “Scheinlösung” gebe. “Trump kann sich dann als Dealmaker präsentieren, ohne dass der Konflikt langfristig gelöst wird.”

    Der neue US-Außenminister Rubio spricht von “Pattsituation”

    Trump-Vertraute haben laut Reuters zuletzt Mitte Januar bestätigt, dass es “Monate dauern werde”, bis man zu einer Lösung komme. Dies habe auch der Präsident verstanden. Trumps Versprechen, den Krieg in 24 Stunden zu beenden, sei eine “Kombination aus Wahlkampfgetöse und ein Mangel an Verständnis über die Komplexität dieses Konflikts” gewesen. “Es wird keine schnelle Lösung geben”, ist sich die Ukraine-Expertin Stewart sicher.

    Interessant wird sein, welche Rolle der neue US-Außenminister Marco Rubio spielen wird. Kurz nach seiner Amtseinführung Anfang letzter Woche machte er deutlich, dass sowohl Russland als auch die Ukraine “Zugeständnisse” machen müssten. Es sei auf dem Schlachtfeld zu einer “Pattsituation” gekommen. Anders als Präsident Trump hält sich Rubio jedoch mit Details oder einem Zeitplan zurück. Das Thema sei “kompliziert” und deshalb werde man sich “nicht hinreißen lassen, im Voraus über Verhandlungen zu sprechen”.

    Waffenhilfe für Ukraine bei Republikanern sehr umstritten

    Aber auch von Rubio ist nicht zu erwarten, dass er für eine Aufstockung der Waffenhilfe für die Ukraine plädieren wird. Letztes Jahr stimmte er gegen einen Gesetzentwurf von Ex-Präsident Joe Biden, der Ukraine weitere Milliarden an Waffenhilfe zur Verfügung zu stellen. Die Unterstützung der Ukraine ist in der republikanischen Partei weiterhin sehr umstritten. Ende letzten Jahres sagten 42 Prozent der Republikaner, dass die USA zu viel an Unterstützung liefere. Nur noch 36 Prozent glauben, dass die USA verpflichtet sei, der Ukraine gegen den russischen Aggressor zu helfen.

    Der Entzug von Waffenhilfe ist auch Teil des Plans von Kellogg, sollte sich die Ukraine nicht gesprächsbereit zeigen. Eine bereits geplante Reise Kelloggs nach Kyjiw wurde allerdings vorerst verschoben. Laut eines Berichts des Wall Street Journals habe sich Moskau bereits über Kellogg’s Pläne “lustig gemacht”. Wie groß Kellogg’s Einfluss auf Präsident Trump wirklich ist, hat das WSJ so kommentiert: “Er wird einfach tun, was Trump ihm sagt.” Mit Viktor Funk

    • USA

    News

    EU-Parlament: Konstituierende Sitzung des aufgewerteten Verteidigungsausschusses

    Die deutsche FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde am Montag bei dessen konstituierender Sitzung zur Vorsitzenden des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE) im Europäischen Parlament gewählt. Hinter den Kulissen wird allerdings über die genauen Zuständigkeiten des Ausschusses diskutiert.

    “Ich freue mich sehr, dass die konstituierende Sitzung der SEDE als neuer Vollausschuss des Europäischen Parlaments heute erfolgreich durchgeführt wurde. Das Parlament trägt damit der enorm gestiegenen Bedeutung der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik Rechnung”, sagte Strack-Zimmermann, die von 2021 bis 2024 Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag war, im Anschluss an ihre Wahl. Das Parlament hatte im Dezember entschieden, den Unterausschuss zu einem vollwertigen Ausschuss aufzuwerten.

    Streitigkeiten um Kompetenzen mit AFET und ITRE

    Strack-Zimmermann betonte, dass ihr Ausschuss eine “umfassende Rolle” in allen Angelegenheiten des Europäischen Parlaments spielen soll. Das bedeutet aus ihrer Sicht als politischer Beobachter, als Haushaltsakteur, aber auch als Gesetzgeber. Sie erwähnte auch explizit das Europäische Verteidigungsindustrieprogramm, EDIP.

    Von Beginn an gab es Differenzen über den Zuschnitt von SEDE und dessen Kompetenzen. Der Industrieausschuss ITRE und der außenpolitische Ausschuss AFET wollen die Zuständigkeiten für die Beratungen über das Programm zur Europäischen Verteidigungsindustrie EDIP nicht abgeben. Es handelt sich um die wichtigste Gesetzgebung im Bereich Verteidigung auf europäischer Ebene.

    Es geht außerdem darum, wer Input für das Weißbuch des EU-Kommissars für Verteidigung, Andrius Kubilius, liefern darf. Auch hier soll es Streitigkeiten zwischen AFET und SEDE geben. Noch heute soll ein Austausch zwischen Kubilius und dem neu aufgewerteten Ausschuss zum Weißbuch stattfinden. Es soll am 11. März vorgestellt werden. wp/sti

    • AFET
    • Andrius Kubilius

    Afghanistan Enquete-Kommission: Fehlende Vernetzung auf allen Ebenen

    Die Enquete-Kommission “Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands” sieht den Hauptgrund für das Scheitern des 20 Jahre dauernden Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan in fehlender Koordinierung und Kommunikation. “Es hat so gut wie gar keine Ressortabstimmung stattgefunden”, sagte der Kommissionsvorsitzende Michael Müller (SPD).

    Am Montag legte die Bundestagskommission ihren Abschlussbericht mit 72 Empfehlungen vor, in dem sie ein vernetztes Lagezentrum empfiehlt, “in dem strategische Lagebilder, Analysen und Prognosen zu einem ressortübergreifenden Gesamtbild zusammengeführt werden”. In Verbindung damit solle ein neuer Kabinettsausschuss oder eine Ausweitung des “sicherheitspolitischen Jour Fixe auf Ebene der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre” verhindern, dass die Ressorts ohne Abstimmung einen eigenen Weg verfolgten.

    Meinungen zu Nationalem Sicherheitsrat gehen auseinander

    Die Abgeordneten empfehlen in dem 115-seitigen Papier, die Rolle des Parlaments zu stärken. Ein “eigenständiger (Unter-)Ausschuss zu vernetzten bzw. integrierten Kriseneinsätzen” solle den Bundestag stärker einbinden. Außerdem soll die Bundesregierung dem Parlament einmal im Jahr einen eingestuften sicherheitspolitischen Lagebericht vorlegen. Der Bundestag berät am Freitag über das Papier.

    Die schlechte Ressortabstimmung ist für die Union ein weiteres Argument für einen Nationalen Sicherheitsrat. Die Staatssekretärs-Runde reiche nicht, sagte Peter Beyer, CDU-Obmann in der Enquete-Kommission. “Wir brauchen einen Nationalen Sicherheitsrat, der im Kanzleramt angesiedelt ist”, forderte er. Grüne und SPD sehen darin eine Einschränkung des Ressortprinzips und eine Schwächung des Parlaments. Uneinig war man sich auch im Umgang mit afghanischen Ortskräften. Die Grünen-Obfrau in der Kommission, Schahina Gambir bedauerte, dass man sich mit den Vorschlägen für eine bessere Fürsorgepflicht gegenüber Ortskräften nicht durchsetzen konnte. Aus Sicht der Grünen schade das nicht nur dem außenpolitischen Ruf Deutschlands, sondern gefährde auch den Erfolg künftiger Einsätze. bub

    • Afghanistan
    • Enquete-Kommission

    EU-Cybersicherheitsrichtlinie NIS-2 wird in dieser Legislatur nicht mehr umgesetzt

    Die Gespräche zur Umsetzung der EU-Cybersicherheitsrichtlinie NIS-2 im Deutschen Bundestag sind gescheitert.

    Damit wird die Umsetzung des Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes von kritischer Infrastruktur gegen Cyberangriffe durch die Neuwahlen um mehrere Monate verschoben. Zuletzt lag die Hoffnung auf der FDP, dass das Gesetz es noch vor den Neuwahlen am 23. Februar durch den Bundestag schafft. Die Union hatte SPD und Grünen bereits zuvor klargemacht, dass sie die Umsetzung der verbliebenen Sicherheitsgesetze nicht mehr unterstützen wird.

    “Die FDP-Vertreter saßen ohnehin ohne Prokura am Tisch, da die FDP nicht zu Beschlüssen ohne die Union bereit ist”, erklärte der SPD-Berichterstatter Sebastian Hartmann jedoch am Montag. Aus seiner Sicht war ein Kompromiss nicht möglich, weil die Differenzen mit Blick auf die Stärkung der Sicherheitsbehörden und den Schutz der Industrie zu groß waren. “Das Ergebnis wäre ein schnelles Gesetz gewesen, aber eine Schwächung der Cybersicherheit Deutschlands”, so Hartmann.

    Experten und Industrie hatten für zügige Umsetzung geworben

    Aus Expertenkreisen und Industrie wurde dagegen zuvor sehr für eine schnelle Umsetzung plädiert und dafür geworben, die verbliebenen Differenzen zu einem späteren Zeitpunkt und womöglich nach den Bundestagswahlen anzugehen.

    “Die zügige Umsetzung der Anforderungen der NIS-2-Richtlinie durch Staat und Wirtschaft ist zentral, um den Industriestandort bestmöglich gegen digitale Gefahren zu wappnen”, hatte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) vergangene Woche zu Table.Briefings gesagt. Die EU-Frist zur Umsetzung der Richtlinie ist bereits im Oktober vergangenen Jahres abgelaufen und die EU-Kommission hat bereits ein entsprechendes Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. wp

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    DR Kongo wertet M23-Offensive als ruandische Kriegserklärung

    Die M23-Rebellen im Osten der Demokratischen Republik Kongo haben am Montag nach eigenen Angaben die Provinzhauptstadt Goma eingenommen. Die kongolesische Regierung wertet dies als eine ruandische Kriegserklärung. Die Eroberung der Stadt hat nach Angaben der Leiterin der UN-Friedensmission Monusco eine “Massenpanik” unter den eine Million Einwohnern der Stadt und fast ebenso vielen Vertriebenen ausgelöst. Die Rebellen kontrollieren nun mehr kongolesisches Gebiet als je zuvor.

    UN-Experten zufolge unterstützt Ruanda die 2022 gestartete M23-Offensive mit Kriegsgerät und Truppen. Zwischen 500 und 1.000 ruandische Soldaten trafen am Sonntag ein, um die M23-Gruppen in der Nähe von Goma zu verstärken, so UN-Quellen zur Nachrichtenagentur AFP. Kongolesische und ruandische Truppen lieferten sich am Montag entlang der gemeinsamen Grenze Schusswechsel, wie Reuters unter Berufung auf UN-Quellen berichtet. Die Krise könnte zu einem neuen Krieg zwischen Kongo und Ruanda eskalieren. Am Sonntag brach Kinshasa die diplomatischen Beziehungen zu Ruanda ab. Kigali zog daraufhin seine Diplomaten aus der kongolesischen Hauptstadt ab.

    DR Kongo fordert Embargo gegen “ruandische” Mineralien

    Der UN-Sicherheitsrat hat den Rückzug aggressiver “externer Kräfte” in der Region gefordert, ohne diese jedoch ausdrücklich zu benennen. UN-Chef António Guterres forderte Ruanda auf, seine Streitkräfte aus dem Kongo abzuziehen. Die kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner nannte die Offensive “einen Frontalangriff. Kayikwamba forderte den Sicherheitsrat auf, ein “vollständiges Embargo für die Ausfuhr aller als ruandisch bezeichneten Mineralien, insbesondere von Gold”, zu verhängen.

    Die Rebellen hatten vor kurzem Minova, ein wichtiges Versorgungszentrum für Goma, sowie die regionalen Zentren Sake und Masisi eingenommen. Sie kontrollieren auch die wichtige Bergbaustadt Rubaya.

    Drei UN-Blauhelmsoldaten – zwei Südafrikaner und ein Uruguayer – wurden in der vergangenen Woche getötet. Sieben weitere südafrikanische Soldaten und drei Soldaten aus Malawi, die in einer separaten Mission der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) im Einsatz waren, wurden nach Angaben der südafrikanischen und der UN-Behörden ebenfalls getötet. Das ruandische Außenministerium erklärte: “Die Kämpfe in der Nähe der ruandischen Grenze stellen weiterhin eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit und territoriale Integrität Ruandas dar und machen eine anhaltende Verteidigungshaltung Ruandas erforderlich.”

    Verhandlungen in Nairobi angesetzt

    Kenia gab am Sonntag bekannt, dass Kongos Präsident Félix Tshisekedi sowie sein ruandischer Amtskollege Paul Kagame ihre Teilnahme an einem Gipfeltreffen in den nächsten zwei Tagen zugesagt haben. Präsident William Ruto, Vorsitzender der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und Vermittler im Friedensprozess von Nairobi, wird eine Dringlichkeitssitzung für die Staatschefs abhalten.

    Das Bundesentwicklungsministerium rief in einer Stellungnahme am Montag zu einem Ende der Gewalt auf: “Ruandas Soldaten und die von ihnen unterstützte Rebellengruppe M23 müssen sich – wie gestern vom UN-Sicherheitsrat und auch der EU-Außenbeauftragten gefordert – umgehend zurückziehen. Alle Seiten müssen an den Verhandlungstisch und zur Deeskalation beitragen.” Der britische UN-Gesandte hat ein Ende der Angriffe auf die UN-Friedenstruppen gefordert, während der französische Außenminister Jean-Noël Barrot sagte, die von Ruanda unterstützte Offensive müsse “aufhören”. Deutschland, die USA, Frankreich und Großbritannien haben ihre Bürger aufgefordert, Goma zu verlassen. ajs

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    Must-Reads

    Foreign Policy: “Don’t Let Autocrats Erase the Internet”. Autoritäre Regime finden auch im digitalen Zeitalter Möglichkeiten, unliebsame Narrative zu unterdrücken und sich der Rechenschaftspflicht zu entziehen, sagt Suzanne Nossel, einstige Vorsitzende von PEN America. Das Löschen von Informationen finde mit Hightech-Methode statt. Repressive Regierungen könnten auf Knopfdruck Websites verschwinden lassen und historische Aufzeichnungen vernichten.

    Kyiv Independent: “Potential encirclement in Velyka Novosilka prompts questions about last-ditch withdrawal strategy”. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit dringen russische Truppen nach und nach in die ukrainischen Verteidigungsanlagen in der Region Donezk vor. Die Ukraine versucht, ihre Hochburgen zu halten, doch immer mehr Soldaten und westliche Experten stellen die Frage nach den Kosten einer solchen Taktik.

    Rand: “Breathing Life into the North Korean Regime”. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat dem nordkoreanischen Regime eine neue außenpolitische Bedeutung gegeben. Doch keines der Probleme des Landes wurde dadurch gelöst. Die Wirtschaft liegt nach wie vor am Boden und die Instabilität nimmt zu.

    Foreign Affairs: “Don’t Let Geopolitics Ruin Syria’s Transition”. Ob Syrien erneut zum Gegenstand eines geopolitischen Konflikts wird, hängt auch davon ab, wie sich externe Kräfte verhalten. Wenn ausländische Regierungen und internationale Organisationen nur auf ihre eigenen Interessen konzentrieren und ihre Hilfen einschränken, gerät die Entwicklung des Landes ins Stocken.

    FAZ: “Das Drei-Prozent-Ziel hat seine Berechtigung”. Die Bedrohung durch Russland nimmt zu und Deutschland muss wie andere Nato-Staaten seine Verteidigungsausgaben erhöhen. Das Geld dafür muss nicht aus neuen Schulden kommen. Die Sozialetats sind so groß, dass eine Kürzung in diesem Bereich zugunsten der Verteidigung zu rechtfertigen ist, argumentiert der Autor dieses Kommentars.

    Standpunkt

    Zentrum für Zukunft: Warum ein Nationaler Sicherheitsrat nicht ausreicht

    Sarah Bressan
    Sarah Bressan beschäftigt sich beim Global Public Policy Institute (GPPi) mit strategischer Vorausschau in der Außen- und Sicherheitspolitik.

    Deutschland ist notorisch schlecht auf sicherheitspolitisch relevante Entwicklungen vorbereitet. Das zeigt sich nicht nur am Abzug aus Afghanistan und der russischen Vollinvasion der Ukraine. Auch der Umsturz in Syrien habe uns mal wieder “kalt erwischt“, sagte Michael Roth (SPD), der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Anfang Dezember.

    Die “Zukunftskoalition” aus SPD, Grünen und FDP hat strategische Vorausschau – die Begleitung von Strategie- und Entscheidungsprozessen durch wissenschaftsbasierte Zukunftsanalysen – nicht ins Zentrum ihres Regierungshandelns gestellt. Weder die nationale Sicherheitsstrategie noch die Enquete-Kommission zu Lehren aus Afghanistan für zukünftige Auslandseinsätze oder die Umsetzung der Zeitenwende fußten auf der systematischen Auseinandersetzung mit Zukunft. Stattdessen wird Zukunft gemeinhin als unbeherrschbar angesehen und Politik übermäßig von überholten bürokratischen Strukturen und dem Handlungsdruck der Gegenwart bestimmt.

    Ein durch den nächsten Bundestag mandatiertes Zentrum für Zukunft könnte der weit verbreiteten Zukunftsangst mit fundierten, langfristigeren Analysen begegnen und den Weg für zukunftsfähige Gestaltungsoptionen ebnen.

    Ein Nationaler Sicherheitsrat kann Defizite nicht allein beheben

    Um Herausforderungen wie hybride Bedrohungen, Spaltungen in Europa und den transatlantischen Beziehungen sowie dem Verlust deutscher Wettbewerbsfähigkeit kohärenter zu begegnen, fordern Union und FDP in ihren Programmen zur Bundestagswahl einen nationalen Sicherheitsrat, der auch strategische Vorausschau leistet. Mögliche Koalitionspartner SPD und Grüne sind dagegen beim Thema Sicherheitsrat weiter zögerlich.

    Tatsächlich könnte ein reformierter Bundessicherheitsrat die tiefgreifenden Defizite nicht allein lösen – selbst, wenn er die bisherige Vorausschau der Bundesregierung koordiniert und bündelt. Denn effektive strategische Vorausschau braucht Freiraum und Unabhängigkeit, um anders zu denken und Impulse setzen zu können. Sie muss Zugang zu kritischen Informationen haben, aber gleichzeitig unangenehme Fragen aufwerfen dürfen. All das wird in deutschen Regierungsstrukturen meist als unmöglich angesehen – aber ist bei Partnern wie Großbritannien, Finnland und Australien nicht nur möglich, sondern wird dort konsequent und mit Wirkung für Strategie- und Reformprozesse der Regierungen längst getan.

    Zentrum für Zukunft könnte Strategiefähigkeit stärken

    Experten haben vor der letzten Bundestagswahl einen überparteilichen Sachverständigenrat für Vorausschau gefordert. Mit einem wissenschaftlichen Stab – ähnlich wie bei den Wirtschaftsweisen – könnte der Rat ein vom Bundestag berufenes Zentrum für Zukunft bilden. Ein Beirat aus Abgeordneten sowie Mitgliedern aus Bundesregierung und Wissenschaft könnte Bedarfe und Anforderungen an das Zentrum formulieren. Durch parlamentarische Anhörungen und Abstimmung mit Analyse- und Strategieprozessen der Exekutive könnte die Balance zwischen kritischer Unabhängigkeit und Bedarfsorientierung gewahrt werden.

    Damit parteipolitische Instrumentalisierung von Expertise verhindert und ein wirklicher Mehrwert geleistet werden kann, müssen Struktur, Arbeitsweisen und Produkte des Zentrums strikt anhand von Prinzipien wissenschaftsbasierter Vorausschau organisiert werden. Konsequent angewandt sorgen diese durch das rigorose Hinterfragen von Annahmen und durch die Identifikation blinder Flecken dafür, dass statt Ideologie, Egoismen und unfundierten Argumenten wirklich relevante Expertise in den Mittelpunkt der deutschen Sicherheitspolitik rückt.

    So könnte das Zentrum den Wahrnehmungshorizont jenseits tagespolitischer Interessen auf längerfristige Trends und Herausforderungen richten und die Krisenfrüherkennung, Reaktions- und Strategiefähigkeit stärken. Kombiniert mit kluger Außenkommunikation und mit der Einbindung von Perspektiven aus der Bevölkerung könnte es sogar wichtigen, langfristig gedachten politischen Vorhaben fundierte Rückendeckung geben – und so eine kohärentere und zukunftssichere Politik ermöglichen.

    Sarah Bressan forscht beim Global Public Policy Institute (GPPi) zu strategischer Vorausschau in der Außen- und Sicherheitspolitik. Sie ist außerdem Eisenhower Defense Fellow am Nato Defense College in Rom.

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    Heads

    Leonardo-CEO Roberto Cingolani: Europäischer Allrounder

    Roberto Cingolani, CEO des italienischen Rüstungsbauers Leonardo, in Rom im Dezember 2022.

    Etwa zwei Wochen nach dem Einmarsch Russlands 2022 in den Osten der Ukraine kündigte Italien an, die Energieabhängigkeit des Landes von Russland innerhalb von 24 bis 30 Monaten zu beenden. Kopf dahinter: Roberto Cingolani, damals Minister für ökologische Transformation in Italien.

    Gerade strebt Cingolani wieder einmal nach mehr Unabhängigkeit – diesmal als Geschäftsführer des italienischen Waffenallrounders Leonardo. Seit er im Mai 2023 zum CEO von Leonardo wurde, arbeitet Cingolani an einer unabhängigeren europäischen Rüstungsindustrie. Der italienische Staat hält rund 30 Prozent an dem Rüstungskonzern.

    Er habe sich zum Ziel gesetzt, Allianzen in der europäischen Verteidigungsindustrie voranzutreiben, sagte er kürzlich der Süddeutschen Zeitung: “Wir sind groß, aber längst nicht so groß wie etwa US-amerikanische Unternehmen.” Er wolle deshalb “europäische Giganten” schaffen, die “auf Kooperation gründen”. Und er sagt einen ungewöhnlichen Satz für einen Rüstungsmanager: “Wenn wir effizienter planen, brauchen wir vielleicht nicht einmal die zwei Prozent.”

    Rheinmetall und Leonardo hoffen auf lukrativen Auftrag

    Das lässt sich leicht sagen, wenn man auf große Geschäfte hoffen kann. Im Oktober hatte Cingolani in Rom Arm in Arm mit Rheinmetall-Geschäftsführer Armin Papperger die Gründung der Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) besiegelt. Nachdem vergangene Woche das deutsche Kartellamt das Joint Venture genehmigt hat, hoffen Rheinmetall und Leonardo auf einen lukrativen Auftrag der italienischen Regierung. Italien will in den kommenden Jahren 23 Milliarden Euro für gepanzerte Fahrzeuge ausgeben.

    Einen Absatzmarkt erhofft sich Leonardo auch über Italien hinaus. Die EU mit ihren 27 Mitgliedstaaten und der Nähe zu Russland und Ländern des Nahen Ostens biete einen großen Absatzmarkt für Landesverteidigung, sagte Cingolani bei dem Treffen in Rom.

    Akademische Karriere führte ihn nach Deutschland

    Leonardo produziert Hubschrauber, Flugzeuge, Waffen für maritime Einsätze und Elektronik. “Ein Zehnkämpfer” wäre sein Unternehmen, wenn es ein Sportler wäre, sagte Cingolani der SZ. Er selbst versucht, das auch zu sein. Früher boxte er, soll gerne Fahrrad und Motorrad fahren und hat in seiner akademischen Karriere als Physiker über 1.000 Artikel veröffentlicht.

    Zehn Jahre leitete er das Istituto italiano di tecnologia in Genua, bis Cingolani 2019 zunächst Innovationschef bei Leonardo wurde und dann Energieminister unter Mario Draghi. Seine Universitätskarriere brachte ihn nach Japan, in die USA und auch nach Deutschland. Von 1988 bis 1991 war er am Max-Planck-Institut in Stuttgart tätig. In Sachbüchern wie “Il mondo è piccolo come un’arancia” (Die Welt ist so klein wie eine Orange) von 2014 versucht er, die Möglichkeiten von Nano-Technologie breiter zu erklären.

    Mit der Energieabhängigkeit Italiens läuft es derzeit allerdings nicht ganz so gut. 2024 importierte Rom wieder mehr Gas aus Russland als im Vorjahr. Gabriel Bub

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    Hegseth übernimmt Führung im Pentagon

    Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu telefoniert. Hegseth und Netanjahu sprachen über “die Wichtigkeit, gemeinsame Sicherheitsinteressen und -prioritäten zu fördern, insbesondere angesichts anhaltender Bedrohungen”, hieß es in einer Erklärung des Pentagon.

    Am Freitag hatte Hegseth eine Anhörung im US-Senat nur knapp überstanden. Nur die Stimme von US-Vizepräsident James David Vance in seiner Eigenschaft als Senatsvorsitzender ergab bei der Abstimmung schließlich die Mehrheit für Hegseth. Der Senat hatte vor der Vereidigung am Samstag über Hegseths Eignung für den Posten an der Spitze von 3,5 Millionen Soldatinnen und Soldaten mit einem Budget von 810 Milliarden US-Dollar zu entscheiden.

    Drei Republikaner stimmten jedoch gegen den 44 Jahre alten früheren Fox-Fernsehmoderator, sodass sich im Senat ein Patt ergab, das Vance aufhob. Bis auf eine erfolglose Bewerbung für einen Sitz im US-Senat für Minnesota hat Hegseth keine politische Erfahrung vorzuweisen. Bei der Anhörung hatte er gesagt, dass es Zeit für jemanden sei, der das “Kämpfer-Ethos” zurück ins Pentagon bringe. Anschuldigungen von Alkoholmissbrauch und sexuellen Übergriffen wies er wiederholt zurück. mrb

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    Sørensen neuer EU-Sondergesandter für Belgrad-Pristina-Dialog

    Peter Sørensen ist am Montag zum neuen EU-Sondergesandten für den Dialog zwischen Belgrad und Prishtina ernannt worden. Der 57-jährige Däne tritt zum 1. Februar die Nachfolge des Slowaken Miroslav Lajčák an, der seit 2020 weitgehend erfolglos an einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo gearbeitet hat. Die EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas will die Zahl der EU-Sondergesandten eigentlich reduzieren – zur Zeit sind es elf -, zugleich aber der Konfliktlösung auf dem Balkan wieder größere politische Bedeutung beimessen. Sørensen war unter anderem Sonderbeauftragter beziehungsweise EU-Botschafter in Sarajevo, Belgrad sowie Skopje und für die Vereinten Nationen in Pristina tätig. mrb/sti

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    Dessert

    Nato-Chefsprecherin Farah Dakhlallah wechselt nach weniger als einem Jahr zur WHO.

    Es ist ein Abgang mit Ansage: Nato-Chefsprecherin Farah Dakhlallah wechselt nach weniger als einem Jahr zur Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Kommunikationsexpertin kam ursprünglich von AstraZeneca und war noch unter dem damaligen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg eingestellt worden. Am Hauptquartier des Bündnisses hatte die Personalie von Anfang an für Diskussionen gesorgt. Kommunikation für einen Pharmakonzern und für ein Militärbündnis sei nicht dasselbe, sagten Kritiker. Die 40-Jährige habe keine Ahnung vom Innenleben der Allianz und wisse nicht, wie die Nato funktioniere.

    Hinzu kam, dass Dakhlallah kein einfaches Erbe antreten musste. Die Mutter von zwei kleinen Kindern löste Oana Lungescu ab, die über zwölf Jahre als Sprecherin im Tandem mit dem ehemaligen Generalsekretär das Bild des Bündnisses geprägt hatte. Die Rumänin hatte dabei am Kabinett vorbei einen direkten Draht zu Jens Stoltenberg, nicht immer zur Freude des Apparats. Dieser soll auch durchgesetzt haben, dass nicht der von Lungescu favorisierte Stellvertreter, Dylan White, zum Zug kam, sondern die externe Kandidatur. Die gebürtige Libanesin mit britischem Pass sollte dem Bündnis nicht zuletzt helfen, auch im arabischen Raum zu punkten. Die Rechnung ist am Ende nicht aufgegangen, das Experiment der externen Kandidatur gescheitert. So soll die Chemie zwischen der Chefsprecherin und dem neuen Nato-Generalsekretär Mark Rutte nicht gestimmt haben. Bis die Nachfolge geregelt ist, spricht die bisherige Stellvertreterin Allison Hart interimistisch für die Nato. sti

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