beim DHV-Tag in Berlin sollte es um neue Stellenkategorien und Strukturen im Wissenschaftssystem gehen. Doch zunächst musste erst einmal ein Elefant im Raum benannt und zumindest für den Moment gedanklich verschoben werden. “Ich wäre froh, wenn das WissZeitVG einfach mal entschieden wird, damit wir damit umgehen können”, sagte etwa Anja Steinbeck, Sprecherin der Universitäten in der HRK. Anschließend gaben die Spitzen von Wissenschaftsrat, HRK, DFG, DHV und Ländern erste Einblicke darüber, wie sie zukünftig Karrierewege neben der Professur gestalten wollen und ob Departments die Struktur der Lehrstühle langfristig ersetzen könnten. Mein Kollege Tim Gabel berichtet.
Der Wissenschaftsrat veröffentlicht am heutigen Donnerstag seine Kriterien für die finale Auswahlrunde der Exzellenzstrategie. Wolfgang Wick hat meinem Kollegen Markus Weisskopf vorab verraten, worauf es für die bis zu 15 Universitäten ankommen wird, die sich auf die 208 Millionen Euro pro Jahr bewerben wollen. Exzellente Unis müssten nicht nur in der Forschung herausragend sein, sondern “auch gesellschaftlich wirksam”, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Elf bereits geförderte Hochschulen müssen sich einer Evaluation unterziehen, ihre Weiterförderung gilt als wahrscheinlich. Um die restlichen Plätze für die ab 2027 startende Förderung kämpfen rund 15 weitere Universitäten. Warum am Ende auch weniger Universitäten gefördert werden könnten und wie das Geld dann verteilt werden soll, lesen Sie im Interview.
Es war eine Art hochschulpolitisches Erdbeben, das sich vor zehn Tagen in Bayern ereignet hat, schreibt meine Kollegin Anne Brüning. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte den Gründungspräsidenten der im Aufbau befindlichen TU Nürnberg in Eigenregie vorzeitig entlassen. Ein Affront! Und was jetzt? Interimsleiter Alexander Martin hat uns erklärt, wie die neue KI-Ausrichtung aussieht und was es mit BayernGPT auf sich hat.
Wir wünschen Ihnen frohe Ostertage und gute Entspannung. Vergessen Sie nicht, am Sonntag die Uhren vorzustellen!
Eine aufschlussreiche Lektüre und bis kommenden Dienstag,
Der Wissenschaftsrat ist im Rahmen der Exzellenzstrategie zuständig für die Förderlinie Exzellenzuniversitäten. Am heutigen Donnerstag veröffentlicht er die – durch die Exzellenzkommission formulierte – Neuausschreibung. Grundlage dafür ist die Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung. Die Entscheidung über die Förderung fällt erst 2026, der Förderbeginn ist der 1. Januar 2027. Insgesamt stehen für die Förderung der Exzellenzuniversitäten 208 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.
Am heutigen Donnerstag wird die Ausschreibung für die Exzellenzuniversitäten veröffentlicht. Was sicherlich viele brennend interessiert: Wie haben sich die Kriterien im Vergleich zum letzten Mal verändert?
Die inhaltlichen Erwartungen an die Exzellenzuniversitäten sind gleichgeblieben. Modifiziert haben wir lediglich Aspekte zum Thema Governance in den Einzeluniversitäten und zum Thema Kooperation in Verbünden. Hier ging es aber tatsächlich eher um die Klarstellung, Straffung und Vereinfachung der Prozesse. Damit wird es einfacher für die antragstellenden Universitäten und klarer im Begutachtungsprozess.
Also kaum Veränderung?
Das Programm ist per se offen, es gibt keine thematischen Vorgaben und somit auch viel Raum für Veränderungen und zum Experimentieren. Über die Forschung hinaus können Vorhaben für alle Aufgabenfelder an Universitäten beantragt werden. In der Art und Weise, wie die Begutachtungen und das Auswahlverfahren zu organisieren sind, ist es aber wichtig, Verfahrenskontinuität zu wahren, damit der Wettbewerb fair und vergleichbar ist und bleibt.
Wie viele Exzellenzuniversitäten können gefördert werden?
Zunächst möchte ich nochmal klarstellen, dass dies ein streng wissenschaftsgeleitetes Verfahren bleibt. Es wird nach Kriterien der Exzellenz entschieden, unabhängig von der Anzahl der zu bewilligenden Anträge. Auch bei den Clustern sind lediglich diejenigen bewilligt worden, die in der Begutachtung als exzellent angesehen wurden. Wir werden zunächst schauen, welche der Unis grundsätzlich für eine Förderung infrage kommen, dann vergleichen und am Ende förderwürdige Fälle empfehlen.
Es können also bis zu 15 gefördert werden, auch wenn bisherige Exzellenzuniversitäten herausfallen?
Wenn es welche der bisher geförderten Unis nicht schaffen, könnten ebenso viele Plätze nachbesetzt werden, ja. Aber: Es gibt keine Verpflichtung für uns, alle Plätze aufzufüllen. Wenn die Universitäten in den Anträgen die Qualität nicht erreichen, dann werden die Plätze nicht besetzt.
Aber wenn weniger Exzellenzuniversitäten gefördert werden sollten, gäbe es dann das gleiche Geld?
Bund und Länder haben sich im Sommer letzten Jahres darauf verständigt, dass zusätzlich zu dem Geld, das für die elf Förderfälle bereitgestellt wird, nun auch bis zu 60 Millionen Euro für bis zu vier weitere Exzellenzuniversitäten bzw. -verbünde zur Verfügung gestellt werden. Die Feststellung der Förderhöhen erfolgt im September 2026 in der Exzellenzkommission. Wenn bisher geförderte Unis es allerdings bei dieser Ausschreibung nicht schaffen, dann müssen wir deren Auslauffinanzierung auch aus diesem Topf finanzieren. Das ist dann schon relevant, auch weil insgesamt in der Förderung kein Ausgleich für die Inflation vorgesehen ist.
Das bedeutet, es gibt ein Interesse daran, dass nicht alle Plätze vergeben werden?
Es gibt hier finanzielle Implikationen, aber wir werden das nicht nach diesen Gesichtspunkten entscheiden, oder auch nicht nach regionalem Proporz, wie das manchmal gewünscht wird.
Es gibt auch diejenigen, die sagen, dass bei zu vielen Exzellenzuniversitäten das Exzellenzprinzip verloren geht.
Wie gesagt, wir haben strenge Kriterien. Und: Wir haben in Deutschland eine verteilte Exzellenz, anders vielleicht als in den angloamerikanischen Ländern. Deshalb ist es wichtig, dass wir diese kooperativ nutzen. Kompetenzen, die an den Exzellenzuniversitäten aufgebaut werden, sollten idealerweise allen zur Verfügung stehen. Exzellenzuniversitäten sollen sich als Kompetenzhubs verstehen und nicht nur mit anderen Hochschulen, sondern auch mit außeruniversitären Organisationen und privaten Institutionen ihr Wissen teilen.
Also verschieben sich zumindest die Interpretationen einiger Kriterien. Die “Erneuerungsfähigkeit” ist auch ein Kriterium. Wird denn nun erwartet, dass sich auch die bereits geförderten Unis quasi neu erfinden, oder sollen diese eher ihre gewählte Strategie nochmal ausbauen?
Das ist ein wichtiger Punkt. Wir stehen alle vor besonderen Herausforderungen, die sicher auch nochmal anders sind als 2019. Wir haben veränderte finanzielle Bedingungen; wir sehen multiple Krisen, die auch an den Unis ankommen und eine noch stärkere Gewichtung des demografischen Wandels. Auch die Wertigkeit des Themas Nachhaltigkeit ist gestiegen. Diese Herausforderungen sind jetzt sicherlich nicht alle von den Exzellenzuniversitäten abzuarbeiten. Sie müssen sich damit aber in ganz besonderer Art und Weise auseinandersetzen. Das gilt nicht nur für die neuen, sondern selbstverständlich und gerade auch für die bereits Geförderten, die ja bereits eine besondere Förderung erhalten.
Spielen auch die Öffnung in Richtung Gesellschaft und der Transfer dieses Mal eine noch größere Rolle?
Für die Region gesellschaftlich wirksam zu sein, ist sicher eine der Herausforderungen für die Exzellenzuniversitäten. Die Bedeutung des Themas wird größer, ohne dass das jetzt in den Kriterien festgehalten ist. In den Kooperationen oder in der Kommunikation muss das deutlich werden. Das ist sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik Konsens. Wir müssen das merken, es muss ankommen in der Gesellschaft, was in den Exzellenzunis passiert. Das heißt aber nicht, dass alles nun wirtschaftlich nutzbar sein muss, dieses Missverständnis sollte es nicht geben. Aber auch Grundlagenforschung muss vermittelt werden.
Welche Fragen und Herausforderungen werden im weiteren Verlauf der Exzellenzstrategie eine Rolle spielen? Denken Sie beim Wissenschaftsrat schon über diese Runde hinaus?
Wir werden uns weiterhin die Frage stellen, wie wir Exzellenz messen können. Da müssen wir über die Metriken hinausgehen, was wir bereits jetzt tun. Sonst bräuchten wir auch kein Expertengremium. Für die Zukunft gehe ich fest davon aus, dass wir die Diskussion über die Wirksamkeit der Exzellenzunis führen werden. Wie werden dort die großen gesellschaftlichen Fragen angegangen? Was bringt das der Gesellschaft? Wie kann Forschung zusammen mit Partnern, auch außerhalb der Wissenschaft, gestärkt werden? Bürgerbeteiligung und Kommunikation spielen jetzt schon implizit eine Rolle, das wird sicher stärker werden. Und dann stellen wir uns natürlich auch die Frage, ob Aufwand und Nutzen in einem guten Verhältnis stehen.
Man müsse den Blick über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) hinausrichten, forderte BMBF-Staatssekretär Jens Brandenburg vor Hochschulvertretern auf dem 74. DHV-Tag in Berlin. Es sei, mit Blick auf die zahlreichen Herausforderungen des Wissenschaftssystems, nur ein Hebel, um Karrieren fairer und planbarer zu gestalten. Mit Blick auf die Kabinettsentscheidung am Mittwoch, nach der die WissZeitVG-Novelle nun ein Regierungsentwurf ist, steht Brandenburg vor seiner letzten Hürde – dem Parlament. Eine gewisse Debattenmüdigkeit ist bei ihm inzwischen erkennbar.
Widerspruch musste er an dieser Stelle allerdings auch nicht befürchten, denn die Vertreter von Wissenschaftsrat und DFG, HRK und Ländern, die anschließend auf dem Podium über Perspektiven für Karrierewege an den Hochschulen diskutierten, können mit dem Regierungsentwurf gut leben. Vor allem auch mit der darin enthaltenen – in der Regierung nach wie vor umstrittenen – sogenannten 4+2-Regelung für die Befristung von Postdocs.
Ein Ende der zähen Diskussion ist bei den Hochschulen also herzlich willkommen: “Ich wäre froh, wenn das WissZeitVG einfach mal entschieden wird, damit wir damit umgehen können”, sagte Anja Steinbeck, Rektorin der Uni Düsseldorf und Sprecherin der Universitäten in der HRK. Die Hochschulen und Länder würden dann einen Weg finden, die Freiräume zu schaffen und zu nutzen, damit neue Stellen und Strukturen geschaffen werden können. Ein solcher Kulturwandel brauche aber Zeit.
Dass sich die Wissenschaft angesichts eher stagnierender Studierendenzahlen, des demografischen Wandels und der Konkurrenz um Fachkräfte mit anderen Bereichen nicht allzu viel Zeit lassen sollte, betonte Wolfgang Wick, Vorsitzender des Wissenschaftsrats: “Wir sollten alles dafür tun, talentierte Forschende zu unterstützen und zu halten, damit der Wissenschaftsstandort Deutschland international nicht den Anschluss verliert“, sagte Wick.
Karrierewege stehen aktuell im Arbeitsprogramm des Wissenschaftsrats und Wick deutete am Dienstag an, in welche Richtung das Gremium denkt. Man müsse berufliche Perspektiven von Wissenschaftlern so planen, dass das System “durchlässig und kompetitiv” bleibe, und unbefristete Positionen neben der Professur so ausgestalten, “dass man sich in seiner Karriere noch entwickeln kann”. Keine Rückkehr zum System der akademischen Räte im Mittelbau solle das sein, sondern eher eine deutsche Version des angloamerikanischen Hochschulsystems.
Konkreter wurde in diesem Punkt Anja Steinbeck: “Das deutsche System leidet unter der Fokussierung auf die Professur und gleichzeitig leiden die Professoren unter Überbelastung.” Es gelte, den Mittelbau zu stärken und auch verstärkt unbefristete Stellen wie Researcher, Wissenschaftsmanager oder Lecturer neben der Professur zu schaffen. Es sei allerdings nicht leicht, diese Berufsbilder attraktiv zu gestalten und über die Fächergrenzen hinweg zu institutionalisieren, da viele Fakultäten oder Lehrstühle ihre eigenen Vorstellungen von Stellenbesetzungen hätten.
An Hochschulen in Sachsen-Anhalt und bundesweit würden die bisherigen Potenziale der personellen Verstetigung bislang nur unzureichend genutzt, sagte Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Obwohl schon heute über langfristig planbare Drittmittel des Landes Dauerstellen geschaffen werden könnten, gebe es an den Universitäten eine “merkwürdige Zurückhaltung und mentale Reserviertheit”. Silodenken, der Blick auf die eigene Kostenstelle und Ungewissheit über die Entwicklung von Mitteln wurden in der Diskussion als mögliche Ursachen dafür benannt.
Der DHV selbst veröffentlichte im Nachgang zur Veranstaltung am Mittwoch ein Positionspapier zur “Organisation von Wissenschaft“. Darin warnt er vor Standardisierungsversuchen und wirbt für Pluralität. Es müsse vornehmlich die Aufgabe der Universität bleiben, über eine ihr angemessene Organisation zu entscheiden, ist Präsident Lambert T. Koch darin zitiert. Ob sich das deutsche Wissenschaftssystem verstärkt gegenüber den in anderen Systemen üblichen Department-Strukturen und Qualifizierungswegen öffnen solle, will der DHV ergebnisoffen diskutieren und verweist auf Unterschiede zwischen den Fächern und Regionen.
Der Verband will sich für mehr verlässliche Karrierewege einsetzen. Vor allem Tenure-Track-Modelle für Stellen “auf oder unterhalb einer Professur (Lecturer/Reader)” seien geeignet, diesen Anspruch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erfüllen, schreibt der DHV. “In welchem Ausmaß Tenure-Track-Modelle nachhaltig erfolgreich implementiert werden, hängt allerdings zum einen von einer verlässlichen und weiter auszubauenden Finanzierung durch Bund und Länder ab, zum anderen von den Wünschen und Erfordernissen der einzelnen Fächerkulturen”, betonte Koch.
Die EU-Kommission hat am Mittwoch Pläne zur Schaffung neuartiger Bachelor-, Master- und Doktorandenprogramme vorgelegt. “Mit dem Entwurf für einen europäischen Abschluss gehen wir auf die Bedürfnisse unserer Studierenden, unserer Universitäten und ihrer Mitarbeiter, der zukünftigen Arbeitgeber der heutigen Studierenden – und ganz Europas – ein. Unsere Vision ist es, die europäische Hochschulbildung noch wettbewerbsfähiger und vernetzter zu machen”, erklärte EU-Forschungskommissarin Iliana Ivanova.
Bei dem Europäischen Abschluss soll es sich um eine neue Art von Diplomen handeln, die nach transnationalen Programmen auf nationaler, regionaler oder institutioneller Ebene verliehen werden – und zwar auf freiwilliger Basis. Profitieren würden in erster Linie Studierende, erklärte Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas. “Sie könnten in verschiedenen Ländern in verschiedenen Sprachen mit automatischer Anerkennung studieren. Sie könnten die beste Ausbildung erhalten, die mehrere Universitäten zu bieten haben, und mit neuen zukunftssicheren Fähigkeiten würden sie sich auf dem weltweiten Arbeitsmarkt einen Vorteil verschaffen.”
Der Fahrplan der Kommission basiere auf den Ergebnissen von sechs Erasmus+-Pilotprojekten, an denen mehr als 140 Hochschuleinrichtungen aus der gesamten EU beteiligt sind, sagte Ivanova. Die Vorschläge bauten auf der institutionellen Autonomie und der akademischen Freiheit der Universitäten auf. Sie respektieren uneingeschränkt die Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten und Regionalregierungen im Bereich der Hochschulbildung.
Das, was die EU-Kommission vorschlage, ersetze in keiner Weise erprobte Strukturen, es sei eine neue Option, die so attraktiv sein soll, dass die Menschen danach fragen werden und die Mitgliedsstaaten und Hochschulen es anbieten wollen. “Es ergänzt das, was bereits existiert.”
Mindestens zwei Universitäten aus verschiedenen Mitgliedstaaten müssten an einem gemeinsamen Programm zur Ausstellung des Diploms teilnehmen. Was sowohl für private als auch für staatliche Universitäten optional sei – da es kein spezifisches Budget oder eine zusätzliche Haushaltslinie für die Einbindung geben werde, erklärte Ivanova.
Angesichts der Vielfalt der europäischen Hochschulsysteme schlägt die Kommission einen schrittweisen Ansatz mit zwei möglichen Einstiegspunkten vor. Dabei sollen rechtliche und administrative Hindernisse, vor denen Partneruniversitäten bei der Einrichtung wettbewerbsfähiger gemeinsamer Studiengänge auf Bachelor-, Master- oder Doktorandenebene stehen, behoben werden:
Die Kommission will die Mitgliedstaaten bei der Arbeit an einem europäischen Abschluss durch eine Reihe konkreter Maßnahmen unterstützen, darunter ein vom Erasmus+-Programm unterstütztes Labor für europäische Abschlusspolitik, das ab 2025 seine Arbeit aufnimmt. EU-Mitgliedstaaten und die Hochschulgemeinschaft sollen gemeinsam Leitlinien für einen europäischen Abschluss entwickeln.
Das Paket soll in den kommenden Monaten mit dem Rat der EU und wichtigen Interessenvertretern der Hochschulbildung erörtert werden, sagte Ivanova. Die Kommission lädt den Rat, die Mitgliedstaaten, die Universitäten, die Studierenden sowie die Wirtschafts- und Sozialpartner ein, gemeinsam an der Verwirklichung des europäischen Abschlusses zu arbeiten.
Ein European Degree sei durchaus interessant, heißt es aus Kreisen der deutschen Wissenschaftscommunity. Wie es sich in das Gesamtsystem einfügen kann, müsse sich allerdings noch zeigen. Seitens des Wissenschaftsrats kommt ein positives Signal. Tatsächlich korrespondiert die Initiative für einen gemeinsamen europäischen Hochschulabschluss mit der Idee der “Europäischen Hochschule”, die der WR in seinen Empfehlungen zur Internationalisierung der Hochschulen vorgestellt hat. Das war 2018.
8. April 2024, 13:00 Uhr, Online
WZB-Reihe “Wissenschaft als Arbeitgeberin” Tobias Rosefeldt: Wie Organisationsstrukturen sich verändern: Vom Lehrstuhl zur Departmentstruktur? Mehr
22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr
29. April 2024, 18 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
Podiumsdiskussion “Zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa” Mehr
15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
5. bis 7. Juni 2024, Berlin, Bochum, Heilbronn, Leipzig, Nürnberg und online
Festival/Kongress zum Thema Digitalisierung in Studium und Lehre University:Future Festival (U:FF): “Tales of Tomorrow” Mehr
Es war eine Art hochschulpolitisches Erdbeben, das sich vor zehn Tagen in Bayern ereignet hat. Die Staatsregierung hat den Gründungspräsidenten der im Aufbau befindlichen TU Nürnberg (University of Technology Nuremberg, UTN) in Eigenregie vorzeitig entlassen. Das war rechtlich möglich, weil die Uni in der Aufbauphase ist, wird jedoch als Affront empfunden. Noch dazu sieht es so aus, als greife die Politik auch in das vom Wissenschaftsrat bestätigte Konzept ein.
Vonseiten der UTN herrschte bislang Schweigen zu dem Vorgang. Allmählich scheint der erste Schock überwunden. “Der Stabwechsel hat uns schon überrascht. Aber wir haben uns jetzt wieder gesammelt und machen weiter wie geplant“, sagt Alexander Martin, der die UTN übergangsweise bis zum Antritt von Michael Huth im Oktober leitet, im Gespräch mit Table.Briefings.
“Wir haben ein starkes Konzept, ein starkes wissenschaftliches Fundament aufgebaut, und freuen uns nun auf den zweiten Gründungspräsidenten”, sagt Martin, der an der UTN Gründungsvizepräsident für Forschung, Innovation und Entrepreneurship ist. Bisher hat die 2021 gegründete Universität acht Professoren. Die UTN werde aber zunehmend an Fahrt aufnehmen, sagt Martin. “Für dieses Jahr sind zehn bis 15 weitere Berufungen geplant.”
Im Gespräch mit Alexander Martin relativieren sich die vollmundigen Aussagen der bayerischen Staatsregierung etwas. In seiner Regierungserklärung im Dezember 2023 hatte Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, dass die UTN zur “ersten rein auf KI spezialisierten Universität” werden solle, und von der “Franconian University of Artifical Intelligence” gesprochen.
“Durch unsere interdisziplinäre Ausrichtung war KI bereits im Gründungskonzept verankert. Jetzt wird daraus eine stärkere Fokussierung. Dafür ist zurzeit ein Masterplan in Arbeit”, sagt Martin. Weil KI künftig in allen Wissensdisziplinen eine Rolle spielen werde, sei die Entscheidung nachvollziehbar.
Als Teil der KI-Offensive des Freistaats stellte Wissenschaftsminister Markus Blume die neue Ausrichtung Anfang Februar vor. Unter anderem kündigte er an, dass die UTN die Federführung bei der Entwicklung eines eigenen KI-Basismodells übernehmen soll. Genaueres über das auch “BayernGPT” genannte Vorhaben ist noch nicht bekannt.
UTN-Interimschef Martin betont, dass die Entwicklung von BayernGPT kein Alleingang werde. Eine derart große Aufgabe könne die im Vergleich zur TU München oder FAU Erlangen-Nürnberg relativ kleine Universität gar nicht leisten. “Das geht nur unter Einbindung aller Akteure in Bayern.”
Allseits wird auch über den von Söder ins Spiel gebrachten neuen Namen “Franconian University of Artifical Intelligence” gerätselt. Doch die UTN, die gerade dabei ist, das Kürzel als Marke zu etablieren, wird vorerst nicht offiziell umbenannt, stellte die Staatsregierung kürzlich in ihrer Antwort auf eine Anfrage der SPD klar. Denn dazu sei eine Gesetzesänderung erforderlich. Solange diese nicht erfolge, könne die Bezeichnung “Franconian University of Artificial Intelligence” ab sofort als Beiname verwendet werden. abg
Bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie in Deutschland haben Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in erheblicher Weise von fachübergreifenden Forschungsansätzen und -arbeiten profitiert. Das ist ein Fazit der Interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung, die die DFG in der Corona-Zeit gegründet hatte.
“In der Covid-19-Pandemie bestand weltweit ein immenser Wissensbedarf, auf den das Wissenschaftssystem schnell und erfolgreich reagiert hat”, erklärt DFG-Präsidentin Katja Becker zur Präsentation des Abschlussberichts der Kommission. Zugleich besteht auch nach Ende der akuten Pandemiephase hoher Forschungsbedarf zu zahlreichen Fragen – so lautet das zweite Fazit.
Um noch besser auf künftige Krisen vorbereitet zu sein, – das dritte Fazit – sind eine systematische und wissenschaftsgeleitete Aufarbeitung der Pandemie und Pandemiemaßnahmen sowie der Rolle der Wissenschaft dringend notwendig.
Die positive Resonanz auf die Arbeit der Kommission biete Anlass, über mögliche Formen nachzudenken, wie Gesellschaft und Politik auch in Zukunft von der weitgefächerten Expertise der deutschen Forschungslandschaft profitieren können, sagt Becker. Sie ist überzeugt, “dass wir in Deutschland dauerhaft und unabhängig von Krisen transparent und interdisziplinär zusammengesetzte wissenschaftliche Beratungsstrukturen benötigen, um das Vertrauen zwischen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft weiter zu stärken”.
Solche Netzwerke müssten jedoch vor einer kommenden Krise aufgebaut und dauerhaft gepflegt werden, damit die Potenziale der Wissenschaft im Krisenfall die vorhandenen Strukturen stärken und die Kapazitäten der gesetzlich verantwortlichen Institutionen flankieren können.
Die 21 Mitglieder der Kommission behandeln in ihrem Abschlussbericht eine Reihe von Themen, die aus ihrer Sicht auch nach dem Ende der akuten Phase der Coronavirus-Pandemie und nach dem Ende der eigenen Arbeit drängend sind. Auch dabei geht es um die Frage, wie die Gesellschaft noch besser auf künftige Pandemien und vergleichbare Krisen vorbereitet sein kann.
Das Gremium sieht einen weiterhin hohen Handlungsbedarf auf zahlreichen Feldern:
Ebenso spricht sich die Kommission für eine umfassende zeitgeschichtliche Aufarbeitung und historische Einordnung der Coronavirus-Pandemie aus; auch diese könnten viel zur Frage der Preparedness beitragen. nik
Nachdem mit den sogenannten Digitalgesetzen bereits die Erhebung, Speicherung und Nutzung von Gesundheitsdaten verbessert werden soll, geht es im Medizinforschungsgesetz um die Entbürokratisierung medizinischer Forschung. Laut BMG nimmt der Gesetzentwurf, der am Mittwoch im Kabinett verabschiedet wurde, die Vorschläge der im Dezember veröffentlichten Pharmastrategie auf.
Mit dem neuen Gesetz will Gesundheitsminister Karl Lauterbach Genehmigungsverfahren für klinische Prüfungen und die Zulassungsverfahren von Arzneimitteln und Medizinprodukten vereinfachen, entbürokratisieren und beschleunigen. Künftig soll es bundesweit nur noch 26 Tage dauern, bis eine Studie genehmigt ist. Damit werde Deutschland international wettbewerbsfähig, hieß es auf der Pressekonferenz.
Im Bereich des Strahlenschutzes wird beispielsweise durch eine Verzahnung der strahlenschutzrechtlichen mit den arzneimittel- oder medizinprodukterechtlichen Anzeige- oder Genehmigungsverfahren eine Verkürzung der Prüffristen und insgesamt eine Entbürokratisierung erreicht.
Mit der Einrichtung einer Ethikkommission für besondere Verfahren, der Spezialisierung der Ethikkommissionen der Länder und der Einführung einer Richtlinienbefugnis des Arbeitskreises Medizinischer Ethik-Kommissionen (AKEK) sollen weitere Vereinfachungen erreicht und Harmonisierungspotentiale gehoben werden. Insbesondere die in einer vorherigen Version des Gesetzes als “Bundesethikkommission” bezeichnete Ethikkommission für besondere Verfahren ruft weiter Kritik hervor. Dass diese am BfArm angesiedelt werde, stelle die Unabhängigkeit bei der ethischen Bewertung von Studienvorhaben infrage, teilte die Bundesärztekammer dem DÄ mit.
“Wir sorgen für schnelle, verlässliche und unbürokratische Verfahren. Das ist auch ein Segen für Unis, die von dieser enormen Beschleunigung profitieren”, erklärte Lauterbach. Nach dem Kabinettsbeschluss stimmt der Bundestag ab. Das Gesetz soll auch dem Bundesrat vorgelegt werden, bedarf dort aber keiner Zustimmung. mw
Der Spiegel. Das steht in den Corona-Protokollen des RKI. In den protokollierten Ausführungen des RKI spiegeln sich die Unsicherheiten des ersten Pandemie-Jahres, die Fachdebatten aus dieser Zeit und die Kritik, die es bereits damals am RKI gab. Vor allem auch, dass die Behörde kein auf Linie getrimmter Erfüllungsgehilfe der Politik war, sondern ein Gremium, in dem kontrovers diskutiert und um die beste Lösung gerungen wurde. Mehr
Süddeutsche Zeitung. Universitäten sollten für das Militär forschen. Wer an Zivilklauseln festhält, um sich moralisch besser zu fühlen, stecke den Kopf in den Sand, meint Christian Weber in seinem Kommentar. Es gehe darum, die Folgen seines Handelns verantworten zu können. Und das sei die Hoffnung, die man bei einer gut ausgerüsteten Armee haben kann: dass sie einen möglichen Angreifer abschreckt, sodass es gar nicht erst zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommt. So könnten Waffen – und damit auch die Militärforschung – Leben retten. Mehr
Nature. A fresh start for the African Academy of Sciences. Die Afrikanische Akademie der Wissenschaften (AAS) hat eine neue Führung und eine neue Strategie, die sich auf Wissenschaft, Technologie und Innovation für eine nachhaltige Entwicklung in Afrika konzentriert. Fünf Schlüsselbereiche – Umwelt, Gesundheit, Naturwissenschaften, Politik und Sozialwissenschaften – stehen im Fokus der neuen Strategie. Die AAS will auch ihre Stimme auf der globalen Bühne stärken, indem sie mit Wissenschaftlern in der afrikanischen Diaspora zusammenarbeitet und an internationalen Foren wie der G20 teilnimmt. Der Plan kommt nach einer schwierigen Zeit für die AAS, in der sie die Verwaltung großer Forschungsförderbudgets übernommen hatte und damit in eine ungewohnte und schwierige Rolle kam. Am Schluss hatten sowohl die Geldgeber als auch die eigenen Mitglieder das Vertrauen in die Organisation verloren. Mehr
Was haben eine Hochschule und ein Kaufhaus gemeinsam? Bei beiden ist die Zeit der Vollsortimente vorbei. Ob man Schulhefte brauchte, eine Kaffeemaschine oder eine neue Jeans – über Jahrzehnte wurde man an einer einzigen Anlaufstation fündig, dem großen Kaufhaus mit dem umfassenden Sortiment in der Innenstadt. Längst hat sich ein großer Teil des Einzelhandels ins Internet verlagert. Die Zeit der großen Warenhäuser ist vorbei. Dafür florieren kleine, aber feine Fachgeschäfte mit fokussierter Expertise.
Genauso ist angesichts einer Explosion von Erwartungen die Zeit vorbei, in der eine einzige Hochschule alle Bedürfnisse befriedigen konnte. Um nur einige Ansprüche zu nennen: Hochschulen sollen Spitzenforschung betreiben und sich international vernetzen, aber auch anwendungsorientiert mit Unternehmen vor Ort kooperieren. Sie sollen wissenschaftlichen Nachwuchs herausfiltern, aber auch Durchlässigkeit zur beruflichen Bildung garantieren. Sie sollen bedarfsorientiert Fachkräfte bereitstellen, aber auch Start-ups fördern, Wissen transferieren, Weiterbildung anbieten und gute Bedingungen für Studierende mit Familie schaffen.
Spätestens seit Third Mission vehement an Bedeutung gewinnt und von Hochschulen verstärkt Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen erwartet werden, ist klar: Eine Hochschule allein kann das gar nicht alles gleichzeitig leisten.
Seit mindestens 20 Jahren ist “Hochschulprofilierung” ein viel diskutiertes Thema. Die Idee, dass auch Hochschulen sich spezialisieren sollten, ist beileibe keine neue. Und längst gibt es positive Beispiele von Hochschulen mit sehr klar konturierter, überzeugender Identität. Aber aktuell gewinnt die Ausdifferenzierung von Hochschulprofilen neuen Schwung, sie wird von der Kür zur Pflicht. Es kann und wird aufgrund der sehr heterogenen Erwartungshaltungen an Universitäten und HAW in Zukunft keine “one-size-fits-all”-Hochschulen mehr geben.
Die binäre Differenzierung in Universitäten versus HAW ist der Startpunkt, aber beileibe nicht das Ende der Profilbildung. Denn: Hochschulen steht im Jahr 2024 ein Gestaltungsspielraum zur Verfügung, der noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar gewesen wäre. HAW können sich etwa in Richtung einer “Hochschule für angewandte Exzellenz” entwickeln und einen Schwerpunkt auf praxisorientierte Promotionen legen. Oder sie können sich – wie die Berufliche Hochschule Hamburg – in einen Verbund mit den Trägern beruflicher Bildung begeben, um einen integrierten Ansatz beruflicher und akademischer Bildung zu schaffen.
Der Spielraum ist so groß wie nie, denn viele vermeintlich unumstößliche Gewissheiten im Hochschulsystem greifen nicht mehr uneingeschränkt. Lange galt: Akademische Bildung ist strikt von beruflicher Bildung getrennt. Ein Studium ist eine zusammenhängende Phase zwischen Schule und Beruf. Lehre findet im Hörsaal oder Labor in Präsenz statt und vermittelt Fachwissen; Prüfungen fragen dieses Wissen dann ab. Ein Studium zielt auf einen Abschluss wie Bachelor oder Master, alles andere zählt als Studienabbruch.
Tempi passati! Gefragt sind jetzt im Bereich der Lehre auch durchlässige Bildungswege, die Wissenschaftlichkeit und Praxisbezug kombinieren. Immer mehr Menschen wünschen, ihre Bildungsbiografie lebenslang und flexibel fortschreiben zu können, auch online, berufsbegleitend oder mit Teilabschlüssen als Zwischenetappen. Heraus kommt dann gegebenenfalls ein zertifiziertes, individuelles Kompetenzset anstelle eines standardisierten Abschlusses.
Diese Veränderungsdynamik sorgt dafür, dass zuvor Undenkbares plötzlich möglich scheint. So wurde 2022 die Tomorrow University als Hochschule anerkannt. Diese private Hochschule versteht sich als “Remote-First Institution”, verzichtet auf Hörsäle und setzt stattdessen auf einen Online Campus, der über App erreichbar ist. Die Realisierung solcher ungewöhnlichen Hochschulprofile zeigt, dass Ministerien und Akkreditierungsakteure sich nach und nach lösen von zu schematischen Vorstellungen, was eine Hochschule ausmacht.
Das ist gut – und sollte noch konsequenter zu einer Offenheit für innovative Hochschulprofilierungen führen. Wir brauchen ein Hochschulsystem, das noch bunter und vielfältiger als das bisherige ist; ein System, in dem Universitäten und HAW Spielräume mutig nutzen und konsequent relevante Trends aufgreifen. In unserem Buch (siehe unten) haben wir zwölf exemplarische Hochschulprofile identifiziert, mit denen aktuelle Trends zu Ende gedacht werden. Zwei Beispiele:
Wenn besondere Stärken und prägende Merkmale einer Hochschule sich stimmig zu einer profilierten Identität verdichten, die im Einklang steht mit gesamtgesellschaftlichen Bedarfen und den Erwartungen der Anspruchsgruppen, wird und bleibt eine Hochschule authentisch. Nicht jede einzelne Hochschule kann alle gesellschaftlichen Bedarfe aufgreifen, aber im System insgesamt werden die unterschiedlichen Zielgruppen und Zielsetzungen durch authentische Hochschulen bedient.
Frank Ziegele und Ulrich Müller sind Autoren des kürzlich erschienenen Buchs “Die authentische Hochschule – Wirksame Hochschulidentitäten in Zeiten des Umbruchs” (Passagen-Verlag), es ist als PDF hier frei verfügbar.
Cornelia Denz wurde in das Internationale Komitee für Maß und Gewicht (CIPM) gewählt. Das Gremium hat 18 Mitglieder aus 18 Nationen und entscheidet über Ordnung und Einheitlichkeit in der Wissenschaft des Messens, der Metrologie. Denz ist Präsidentin der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt.
Lars Maier ist neuer stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Landesgesundheitsrats. Maier ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin ll am Universitätsklinikum Regensburg. Der Bayerische Landesgesundheitsrat berät den Bayerischen Landtag und die Bayerische Staatsregierung in allen Fragen des Gesundheitswesens und trägt damit zur Entscheidungsfindung über gesundheitlich-pflegerische Themen in Bayern bei.
Klaus Osterrieder wird neuer Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Er folgt auf Gerhard Greif, der das Präsidentenamt an der TiHo fast 22 Jahre innehatte. Osterrieder übernahm 2007 die Leitung des Instituts für Virologie der FU Berlin, 2020 ging er für zweieinhalb Jahre an die City University of Hong Kong.
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Bildung.Table. Intensivpädagoge Baumann über Gewalt an Schulen: “Grenzverletzungen sind in einem bestimmten Alter typisch”. Lange gingen die Zahlen zu Jugendgewalt zurück. Jetzt sind sie das zweite Jahr in Folge gestiegen, vor allem bei jüngeren Schülern. Der Intensivpädagoge Menno Baumann nennt drei Forderungen, um Schulen und Lehrkräfte besser zu unterstützen. Mehr
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Der Wissenschaftsrat ist im Rahmen der Exzellenzstrategie zuständig für die Förderlinie Exzellenzuniversitäten. Am heutigen Donnerstag veröffentlicht er die – durch die Exzellenzkommission formulierte – Neuausschreibung. Grundlage dafür ist die Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung. Die Entscheidung über die Förderung fällt erst 2026, der Förderbeginn ist der 1. Januar 2027. Insgesamt stehen für die Förderung der Exzellenzuniversitäten 208 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.
Am heutigen Donnerstag wird die Ausschreibung für die Exzellenzuniversitäten veröffentlicht. Was sicherlich viele brennend interessiert: Wie haben sich die Kriterien im Vergleich zum letzten Mal verändert?
Die inhaltlichen Erwartungen an die Exzellenzuniversitäten sind gleichgeblieben. Modifiziert haben wir lediglich Aspekte zum Thema Governance in den Einzeluniversitäten und zum Thema Kooperation in Verbünden. Hier ging es aber tatsächlich eher um die Klarstellung, Straffung und Vereinfachung der Prozesse. Damit wird es einfacher für die antragstellenden Universitäten und klarer im Begutachtungsprozess.
Also kaum Veränderung?
Das Programm ist per se offen, es gibt keine thematischen Vorgaben und somit auch viel Raum für Veränderungen und zum Experimentieren. Über die Forschung hinaus können Vorhaben für alle Aufgabenfelder an Universitäten beantragt werden. In der Art und Weise, wie die Begutachtungen und das Auswahlverfahren zu organisieren sind, ist es aber wichtig, Verfahrenskontinuität zu wahren, damit der Wettbewerb fair und vergleichbar ist und bleibt.
Wie viele Exzellenzuniversitäten können gefördert werden?
Zunächst möchte ich nochmal klarstellen, dass dies ein streng wissenschaftsgeleitetes Verfahren bleibt. Es wird nach Kriterien der Exzellenz entschieden, unabhängig von der Anzahl der zu bewilligenden Anträge. Auch bei den Clustern sind lediglich diejenigen bewilligt worden, die in der Begutachtung als exzellent angesehen wurden. Wir werden zunächst schauen, welche der Unis grundsätzlich für eine Förderung infrage kommen, dann vergleichen und am Ende förderwürdige Fälle empfehlen.
Es können also bis zu 15 gefördert werden, auch wenn bisherige Exzellenzuniversitäten herausfallen?
Wenn es welche der bisher geförderten Unis nicht schaffen, könnten ebenso viele Plätze nachbesetzt werden, ja. Aber: Es gibt keine Verpflichtung für uns, alle Plätze aufzufüllen. Wenn die Universitäten in den Anträgen die Qualität nicht erreichen, dann werden die Plätze nicht besetzt.
Aber wenn weniger Exzellenzuniversitäten gefördert werden sollten, gäbe es dann das gleiche Geld?
Bund und Länder haben sich im Sommer letzten Jahres darauf verständigt, dass zusätzlich zu dem Geld, das für die elf Förderfälle bereitgestellt wird, nun auch bis zu 60 Millionen Euro für bis zu vier weitere Exzellenzuniversitäten bzw. -verbünde zur Verfügung gestellt werden. Die Feststellung der Förderhöhen erfolgt im September 2026 in der Exzellenzkommission. Wenn bisher geförderte Unis es allerdings bei dieser Ausschreibung nicht schaffen, dann müssen wir deren Auslauffinanzierung auch aus diesem Topf finanzieren. Das ist dann schon relevant, auch weil insgesamt in der Förderung kein Ausgleich für die Inflation vorgesehen ist.
Das bedeutet, es gibt ein Interesse daran, dass nicht alle Plätze vergeben werden?
Es gibt hier finanzielle Implikationen, aber wir werden das nicht nach diesen Gesichtspunkten entscheiden, oder auch nicht nach regionalem Proporz, wie das manchmal gewünscht wird.
Es gibt auch diejenigen, die sagen, dass bei zu vielen Exzellenzuniversitäten das Exzellenzprinzip verloren geht.
Wie gesagt, wir haben strenge Kriterien. Und: Wir haben in Deutschland eine verteilte Exzellenz, anders vielleicht als in den angloamerikanischen Ländern. Deshalb ist es wichtig, dass wir diese kooperativ nutzen. Kompetenzen, die an den Exzellenzuniversitäten aufgebaut werden, sollten idealerweise allen zur Verfügung stehen. Exzellenzuniversitäten sollen sich als Kompetenzhubs verstehen und nicht nur mit anderen Hochschulen, sondern auch mit außeruniversitären Organisationen und privaten Institutionen ihr Wissen teilen.
Also verschieben sich zumindest die Interpretationen einiger Kriterien. Die “Erneuerungsfähigkeit” ist auch ein Kriterium. Wird denn nun erwartet, dass sich auch die bereits geförderten Unis quasi neu erfinden, oder sollen diese eher ihre gewählte Strategie nochmal ausbauen?
Das ist ein wichtiger Punkt. Wir stehen alle vor besonderen Herausforderungen, die sicher auch nochmal anders sind als 2019. Wir haben veränderte finanzielle Bedingungen; wir sehen multiple Krisen, die auch an den Unis ankommen und eine noch stärkere Gewichtung des demografischen Wandels. Auch die Wertigkeit des Themas Nachhaltigkeit ist gestiegen. Diese Herausforderungen sind jetzt sicherlich nicht alle von den Exzellenzuniversitäten abzuarbeiten. Sie müssen sich damit aber in ganz besonderer Art und Weise auseinandersetzen. Das gilt nicht nur für die neuen, sondern selbstverständlich und gerade auch für die bereits Geförderten, die ja bereits eine besondere Förderung erhalten.
Spielen auch die Öffnung in Richtung Gesellschaft und der Transfer dieses Mal eine noch größere Rolle?
Für die Region gesellschaftlich wirksam zu sein, ist sicher eine der Herausforderungen für die Exzellenzuniversitäten. Die Bedeutung des Themas wird größer, ohne dass das jetzt in den Kriterien festgehalten ist. In den Kooperationen oder in der Kommunikation muss das deutlich werden. Das ist sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik Konsens. Wir müssen das merken, es muss ankommen in der Gesellschaft, was in den Exzellenzunis passiert. Das heißt aber nicht, dass alles nun wirtschaftlich nutzbar sein muss, dieses Missverständnis sollte es nicht geben. Aber auch Grundlagenforschung muss vermittelt werden.
Welche Fragen und Herausforderungen werden im weiteren Verlauf der Exzellenzstrategie eine Rolle spielen? Denken Sie beim Wissenschaftsrat schon über diese Runde hinaus?
Wir werden uns weiterhin die Frage stellen, wie wir Exzellenz messen können. Da müssen wir über die Metriken hinausgehen, was wir bereits jetzt tun. Sonst bräuchten wir auch kein Expertengremium. Für die Zukunft gehe ich fest davon aus, dass wir die Diskussion über die Wirksamkeit der Exzellenzunis führen werden. Wie werden dort die großen gesellschaftlichen Fragen angegangen? Was bringt das der Gesellschaft? Wie kann Forschung zusammen mit Partnern, auch außerhalb der Wissenschaft, gestärkt werden? Bürgerbeteiligung und Kommunikation spielen jetzt schon implizit eine Rolle, das wird sicher stärker werden. Und dann stellen wir uns natürlich auch die Frage, ob Aufwand und Nutzen in einem guten Verhältnis stehen.
Man müsse den Blick über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) hinausrichten, forderte BMBF-Staatssekretär Jens Brandenburg vor Hochschulvertretern auf dem 74. DHV-Tag in Berlin. Es sei, mit Blick auf die zahlreichen Herausforderungen des Wissenschaftssystems, nur ein Hebel, um Karrieren fairer und planbarer zu gestalten. Mit Blick auf die Kabinettsentscheidung am Mittwoch, nach der die WissZeitVG-Novelle nun ein Regierungsentwurf ist, steht Brandenburg vor seiner letzten Hürde – dem Parlament. Eine gewisse Debattenmüdigkeit ist bei ihm inzwischen erkennbar.
Widerspruch musste er an dieser Stelle allerdings auch nicht befürchten, denn die Vertreter von Wissenschaftsrat und DFG, HRK und Ländern, die anschließend auf dem Podium über Perspektiven für Karrierewege an den Hochschulen diskutierten, können mit dem Regierungsentwurf gut leben. Vor allem auch mit der darin enthaltenen – in der Regierung nach wie vor umstrittenen – sogenannten 4+2-Regelung für die Befristung von Postdocs.
Ein Ende der zähen Diskussion ist bei den Hochschulen also herzlich willkommen: “Ich wäre froh, wenn das WissZeitVG einfach mal entschieden wird, damit wir damit umgehen können”, sagte Anja Steinbeck, Rektorin der Uni Düsseldorf und Sprecherin der Universitäten in der HRK. Die Hochschulen und Länder würden dann einen Weg finden, die Freiräume zu schaffen und zu nutzen, damit neue Stellen und Strukturen geschaffen werden können. Ein solcher Kulturwandel brauche aber Zeit.
Dass sich die Wissenschaft angesichts eher stagnierender Studierendenzahlen, des demografischen Wandels und der Konkurrenz um Fachkräfte mit anderen Bereichen nicht allzu viel Zeit lassen sollte, betonte Wolfgang Wick, Vorsitzender des Wissenschaftsrats: “Wir sollten alles dafür tun, talentierte Forschende zu unterstützen und zu halten, damit der Wissenschaftsstandort Deutschland international nicht den Anschluss verliert“, sagte Wick.
Karrierewege stehen aktuell im Arbeitsprogramm des Wissenschaftsrats und Wick deutete am Dienstag an, in welche Richtung das Gremium denkt. Man müsse berufliche Perspektiven von Wissenschaftlern so planen, dass das System “durchlässig und kompetitiv” bleibe, und unbefristete Positionen neben der Professur so ausgestalten, “dass man sich in seiner Karriere noch entwickeln kann”. Keine Rückkehr zum System der akademischen Räte im Mittelbau solle das sein, sondern eher eine deutsche Version des angloamerikanischen Hochschulsystems.
Konkreter wurde in diesem Punkt Anja Steinbeck: “Das deutsche System leidet unter der Fokussierung auf die Professur und gleichzeitig leiden die Professoren unter Überbelastung.” Es gelte, den Mittelbau zu stärken und auch verstärkt unbefristete Stellen wie Researcher, Wissenschaftsmanager oder Lecturer neben der Professur zu schaffen. Es sei allerdings nicht leicht, diese Berufsbilder attraktiv zu gestalten und über die Fächergrenzen hinweg zu institutionalisieren, da viele Fakultäten oder Lehrstühle ihre eigenen Vorstellungen von Stellenbesetzungen hätten.
An Hochschulen in Sachsen-Anhalt und bundesweit würden die bisherigen Potenziale der personellen Verstetigung bislang nur unzureichend genutzt, sagte Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Obwohl schon heute über langfristig planbare Drittmittel des Landes Dauerstellen geschaffen werden könnten, gebe es an den Universitäten eine “merkwürdige Zurückhaltung und mentale Reserviertheit”. Silodenken, der Blick auf die eigene Kostenstelle und Ungewissheit über die Entwicklung von Mitteln wurden in der Diskussion als mögliche Ursachen dafür benannt.
Der DHV selbst veröffentlichte im Nachgang zur Veranstaltung am Mittwoch ein Positionspapier zur “Organisation von Wissenschaft“. Darin warnt er vor Standardisierungsversuchen und wirbt für Pluralität. Es müsse vornehmlich die Aufgabe der Universität bleiben, über eine ihr angemessene Organisation zu entscheiden, ist Präsident Lambert T. Koch darin zitiert. Ob sich das deutsche Wissenschaftssystem verstärkt gegenüber den in anderen Systemen üblichen Department-Strukturen und Qualifizierungswegen öffnen solle, will der DHV ergebnisoffen diskutieren und verweist auf Unterschiede zwischen den Fächern und Regionen.
Der Verband will sich für mehr verlässliche Karrierewege einsetzen. Vor allem Tenure-Track-Modelle für Stellen “auf oder unterhalb einer Professur (Lecturer/Reader)” seien geeignet, diesen Anspruch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erfüllen, schreibt der DHV. “In welchem Ausmaß Tenure-Track-Modelle nachhaltig erfolgreich implementiert werden, hängt allerdings zum einen von einer verlässlichen und weiter auszubauenden Finanzierung durch Bund und Länder ab, zum anderen von den Wünschen und Erfordernissen der einzelnen Fächerkulturen”, betonte Koch.
Die EU-Kommission hat am Mittwoch Pläne zur Schaffung neuartiger Bachelor-, Master- und Doktorandenprogramme vorgelegt. “Mit dem Entwurf für einen europäischen Abschluss gehen wir auf die Bedürfnisse unserer Studierenden, unserer Universitäten und ihrer Mitarbeiter, der zukünftigen Arbeitgeber der heutigen Studierenden – und ganz Europas – ein. Unsere Vision ist es, die europäische Hochschulbildung noch wettbewerbsfähiger und vernetzter zu machen”, erklärte EU-Forschungskommissarin Iliana Ivanova.
Bei dem Europäischen Abschluss soll es sich um eine neue Art von Diplomen handeln, die nach transnationalen Programmen auf nationaler, regionaler oder institutioneller Ebene verliehen werden – und zwar auf freiwilliger Basis. Profitieren würden in erster Linie Studierende, erklärte Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas. “Sie könnten in verschiedenen Ländern in verschiedenen Sprachen mit automatischer Anerkennung studieren. Sie könnten die beste Ausbildung erhalten, die mehrere Universitäten zu bieten haben, und mit neuen zukunftssicheren Fähigkeiten würden sie sich auf dem weltweiten Arbeitsmarkt einen Vorteil verschaffen.”
Der Fahrplan der Kommission basiere auf den Ergebnissen von sechs Erasmus+-Pilotprojekten, an denen mehr als 140 Hochschuleinrichtungen aus der gesamten EU beteiligt sind, sagte Ivanova. Die Vorschläge bauten auf der institutionellen Autonomie und der akademischen Freiheit der Universitäten auf. Sie respektieren uneingeschränkt die Zuständigkeiten der Mitgliedstaaten und Regionalregierungen im Bereich der Hochschulbildung.
Das, was die EU-Kommission vorschlage, ersetze in keiner Weise erprobte Strukturen, es sei eine neue Option, die so attraktiv sein soll, dass die Menschen danach fragen werden und die Mitgliedsstaaten und Hochschulen es anbieten wollen. “Es ergänzt das, was bereits existiert.”
Mindestens zwei Universitäten aus verschiedenen Mitgliedstaaten müssten an einem gemeinsamen Programm zur Ausstellung des Diploms teilnehmen. Was sowohl für private als auch für staatliche Universitäten optional sei – da es kein spezifisches Budget oder eine zusätzliche Haushaltslinie für die Einbindung geben werde, erklärte Ivanova.
Angesichts der Vielfalt der europäischen Hochschulsysteme schlägt die Kommission einen schrittweisen Ansatz mit zwei möglichen Einstiegspunkten vor. Dabei sollen rechtliche und administrative Hindernisse, vor denen Partneruniversitäten bei der Einrichtung wettbewerbsfähiger gemeinsamer Studiengänge auf Bachelor-, Master- oder Doktorandenebene stehen, behoben werden:
Die Kommission will die Mitgliedstaaten bei der Arbeit an einem europäischen Abschluss durch eine Reihe konkreter Maßnahmen unterstützen, darunter ein vom Erasmus+-Programm unterstütztes Labor für europäische Abschlusspolitik, das ab 2025 seine Arbeit aufnimmt. EU-Mitgliedstaaten und die Hochschulgemeinschaft sollen gemeinsam Leitlinien für einen europäischen Abschluss entwickeln.
Das Paket soll in den kommenden Monaten mit dem Rat der EU und wichtigen Interessenvertretern der Hochschulbildung erörtert werden, sagte Ivanova. Die Kommission lädt den Rat, die Mitgliedstaaten, die Universitäten, die Studierenden sowie die Wirtschafts- und Sozialpartner ein, gemeinsam an der Verwirklichung des europäischen Abschlusses zu arbeiten.
Ein European Degree sei durchaus interessant, heißt es aus Kreisen der deutschen Wissenschaftscommunity. Wie es sich in das Gesamtsystem einfügen kann, müsse sich allerdings noch zeigen. Seitens des Wissenschaftsrats kommt ein positives Signal. Tatsächlich korrespondiert die Initiative für einen gemeinsamen europäischen Hochschulabschluss mit der Idee der “Europäischen Hochschule”, die der WR in seinen Empfehlungen zur Internationalisierung der Hochschulen vorgestellt hat. Das war 2018.
8. April 2024, 13:00 Uhr, Online
WZB-Reihe “Wissenschaft als Arbeitgeberin” Tobias Rosefeldt: Wie Organisationsstrukturen sich verändern: Vom Lehrstuhl zur Departmentstruktur? Mehr
22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr
29. April 2024, 18 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
Podiumsdiskussion “Zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa” Mehr
15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
5. bis 7. Juni 2024, Berlin, Bochum, Heilbronn, Leipzig, Nürnberg und online
Festival/Kongress zum Thema Digitalisierung in Studium und Lehre University:Future Festival (U:FF): “Tales of Tomorrow” Mehr
Es war eine Art hochschulpolitisches Erdbeben, das sich vor zehn Tagen in Bayern ereignet hat. Die Staatsregierung hat den Gründungspräsidenten der im Aufbau befindlichen TU Nürnberg (University of Technology Nuremberg, UTN) in Eigenregie vorzeitig entlassen. Das war rechtlich möglich, weil die Uni in der Aufbauphase ist, wird jedoch als Affront empfunden. Noch dazu sieht es so aus, als greife die Politik auch in das vom Wissenschaftsrat bestätigte Konzept ein.
Vonseiten der UTN herrschte bislang Schweigen zu dem Vorgang. Allmählich scheint der erste Schock überwunden. “Der Stabwechsel hat uns schon überrascht. Aber wir haben uns jetzt wieder gesammelt und machen weiter wie geplant“, sagt Alexander Martin, der die UTN übergangsweise bis zum Antritt von Michael Huth im Oktober leitet, im Gespräch mit Table.Briefings.
“Wir haben ein starkes Konzept, ein starkes wissenschaftliches Fundament aufgebaut, und freuen uns nun auf den zweiten Gründungspräsidenten”, sagt Martin, der an der UTN Gründungsvizepräsident für Forschung, Innovation und Entrepreneurship ist. Bisher hat die 2021 gegründete Universität acht Professoren. Die UTN werde aber zunehmend an Fahrt aufnehmen, sagt Martin. “Für dieses Jahr sind zehn bis 15 weitere Berufungen geplant.”
Im Gespräch mit Alexander Martin relativieren sich die vollmundigen Aussagen der bayerischen Staatsregierung etwas. In seiner Regierungserklärung im Dezember 2023 hatte Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, dass die UTN zur “ersten rein auf KI spezialisierten Universität” werden solle, und von der “Franconian University of Artifical Intelligence” gesprochen.
“Durch unsere interdisziplinäre Ausrichtung war KI bereits im Gründungskonzept verankert. Jetzt wird daraus eine stärkere Fokussierung. Dafür ist zurzeit ein Masterplan in Arbeit”, sagt Martin. Weil KI künftig in allen Wissensdisziplinen eine Rolle spielen werde, sei die Entscheidung nachvollziehbar.
Als Teil der KI-Offensive des Freistaats stellte Wissenschaftsminister Markus Blume die neue Ausrichtung Anfang Februar vor. Unter anderem kündigte er an, dass die UTN die Federführung bei der Entwicklung eines eigenen KI-Basismodells übernehmen soll. Genaueres über das auch “BayernGPT” genannte Vorhaben ist noch nicht bekannt.
UTN-Interimschef Martin betont, dass die Entwicklung von BayernGPT kein Alleingang werde. Eine derart große Aufgabe könne die im Vergleich zur TU München oder FAU Erlangen-Nürnberg relativ kleine Universität gar nicht leisten. “Das geht nur unter Einbindung aller Akteure in Bayern.”
Allseits wird auch über den von Söder ins Spiel gebrachten neuen Namen “Franconian University of Artifical Intelligence” gerätselt. Doch die UTN, die gerade dabei ist, das Kürzel als Marke zu etablieren, wird vorerst nicht offiziell umbenannt, stellte die Staatsregierung kürzlich in ihrer Antwort auf eine Anfrage der SPD klar. Denn dazu sei eine Gesetzesänderung erforderlich. Solange diese nicht erfolge, könne die Bezeichnung “Franconian University of Artificial Intelligence” ab sofort als Beiname verwendet werden. abg
Bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie in Deutschland haben Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in erheblicher Weise von fachübergreifenden Forschungsansätzen und -arbeiten profitiert. Das ist ein Fazit der Interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung, die die DFG in der Corona-Zeit gegründet hatte.
“In der Covid-19-Pandemie bestand weltweit ein immenser Wissensbedarf, auf den das Wissenschaftssystem schnell und erfolgreich reagiert hat”, erklärt DFG-Präsidentin Katja Becker zur Präsentation des Abschlussberichts der Kommission. Zugleich besteht auch nach Ende der akuten Pandemiephase hoher Forschungsbedarf zu zahlreichen Fragen – so lautet das zweite Fazit.
Um noch besser auf künftige Krisen vorbereitet zu sein, – das dritte Fazit – sind eine systematische und wissenschaftsgeleitete Aufarbeitung der Pandemie und Pandemiemaßnahmen sowie der Rolle der Wissenschaft dringend notwendig.
Die positive Resonanz auf die Arbeit der Kommission biete Anlass, über mögliche Formen nachzudenken, wie Gesellschaft und Politik auch in Zukunft von der weitgefächerten Expertise der deutschen Forschungslandschaft profitieren können, sagt Becker. Sie ist überzeugt, “dass wir in Deutschland dauerhaft und unabhängig von Krisen transparent und interdisziplinär zusammengesetzte wissenschaftliche Beratungsstrukturen benötigen, um das Vertrauen zwischen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft weiter zu stärken”.
Solche Netzwerke müssten jedoch vor einer kommenden Krise aufgebaut und dauerhaft gepflegt werden, damit die Potenziale der Wissenschaft im Krisenfall die vorhandenen Strukturen stärken und die Kapazitäten der gesetzlich verantwortlichen Institutionen flankieren können.
Die 21 Mitglieder der Kommission behandeln in ihrem Abschlussbericht eine Reihe von Themen, die aus ihrer Sicht auch nach dem Ende der akuten Phase der Coronavirus-Pandemie und nach dem Ende der eigenen Arbeit drängend sind. Auch dabei geht es um die Frage, wie die Gesellschaft noch besser auf künftige Pandemien und vergleichbare Krisen vorbereitet sein kann.
Das Gremium sieht einen weiterhin hohen Handlungsbedarf auf zahlreichen Feldern:
Ebenso spricht sich die Kommission für eine umfassende zeitgeschichtliche Aufarbeitung und historische Einordnung der Coronavirus-Pandemie aus; auch diese könnten viel zur Frage der Preparedness beitragen. nik
Nachdem mit den sogenannten Digitalgesetzen bereits die Erhebung, Speicherung und Nutzung von Gesundheitsdaten verbessert werden soll, geht es im Medizinforschungsgesetz um die Entbürokratisierung medizinischer Forschung. Laut BMG nimmt der Gesetzentwurf, der am Mittwoch im Kabinett verabschiedet wurde, die Vorschläge der im Dezember veröffentlichten Pharmastrategie auf.
Mit dem neuen Gesetz will Gesundheitsminister Karl Lauterbach Genehmigungsverfahren für klinische Prüfungen und die Zulassungsverfahren von Arzneimitteln und Medizinprodukten vereinfachen, entbürokratisieren und beschleunigen. Künftig soll es bundesweit nur noch 26 Tage dauern, bis eine Studie genehmigt ist. Damit werde Deutschland international wettbewerbsfähig, hieß es auf der Pressekonferenz.
Im Bereich des Strahlenschutzes wird beispielsweise durch eine Verzahnung der strahlenschutzrechtlichen mit den arzneimittel- oder medizinprodukterechtlichen Anzeige- oder Genehmigungsverfahren eine Verkürzung der Prüffristen und insgesamt eine Entbürokratisierung erreicht.
Mit der Einrichtung einer Ethikkommission für besondere Verfahren, der Spezialisierung der Ethikkommissionen der Länder und der Einführung einer Richtlinienbefugnis des Arbeitskreises Medizinischer Ethik-Kommissionen (AKEK) sollen weitere Vereinfachungen erreicht und Harmonisierungspotentiale gehoben werden. Insbesondere die in einer vorherigen Version des Gesetzes als “Bundesethikkommission” bezeichnete Ethikkommission für besondere Verfahren ruft weiter Kritik hervor. Dass diese am BfArm angesiedelt werde, stelle die Unabhängigkeit bei der ethischen Bewertung von Studienvorhaben infrage, teilte die Bundesärztekammer dem DÄ mit.
“Wir sorgen für schnelle, verlässliche und unbürokratische Verfahren. Das ist auch ein Segen für Unis, die von dieser enormen Beschleunigung profitieren”, erklärte Lauterbach. Nach dem Kabinettsbeschluss stimmt der Bundestag ab. Das Gesetz soll auch dem Bundesrat vorgelegt werden, bedarf dort aber keiner Zustimmung. mw
Der Spiegel. Das steht in den Corona-Protokollen des RKI. In den protokollierten Ausführungen des RKI spiegeln sich die Unsicherheiten des ersten Pandemie-Jahres, die Fachdebatten aus dieser Zeit und die Kritik, die es bereits damals am RKI gab. Vor allem auch, dass die Behörde kein auf Linie getrimmter Erfüllungsgehilfe der Politik war, sondern ein Gremium, in dem kontrovers diskutiert und um die beste Lösung gerungen wurde. Mehr
Süddeutsche Zeitung. Universitäten sollten für das Militär forschen. Wer an Zivilklauseln festhält, um sich moralisch besser zu fühlen, stecke den Kopf in den Sand, meint Christian Weber in seinem Kommentar. Es gehe darum, die Folgen seines Handelns verantworten zu können. Und das sei die Hoffnung, die man bei einer gut ausgerüsteten Armee haben kann: dass sie einen möglichen Angreifer abschreckt, sodass es gar nicht erst zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommt. So könnten Waffen – und damit auch die Militärforschung – Leben retten. Mehr
Nature. A fresh start for the African Academy of Sciences. Die Afrikanische Akademie der Wissenschaften (AAS) hat eine neue Führung und eine neue Strategie, die sich auf Wissenschaft, Technologie und Innovation für eine nachhaltige Entwicklung in Afrika konzentriert. Fünf Schlüsselbereiche – Umwelt, Gesundheit, Naturwissenschaften, Politik und Sozialwissenschaften – stehen im Fokus der neuen Strategie. Die AAS will auch ihre Stimme auf der globalen Bühne stärken, indem sie mit Wissenschaftlern in der afrikanischen Diaspora zusammenarbeitet und an internationalen Foren wie der G20 teilnimmt. Der Plan kommt nach einer schwierigen Zeit für die AAS, in der sie die Verwaltung großer Forschungsförderbudgets übernommen hatte und damit in eine ungewohnte und schwierige Rolle kam. Am Schluss hatten sowohl die Geldgeber als auch die eigenen Mitglieder das Vertrauen in die Organisation verloren. Mehr
Was haben eine Hochschule und ein Kaufhaus gemeinsam? Bei beiden ist die Zeit der Vollsortimente vorbei. Ob man Schulhefte brauchte, eine Kaffeemaschine oder eine neue Jeans – über Jahrzehnte wurde man an einer einzigen Anlaufstation fündig, dem großen Kaufhaus mit dem umfassenden Sortiment in der Innenstadt. Längst hat sich ein großer Teil des Einzelhandels ins Internet verlagert. Die Zeit der großen Warenhäuser ist vorbei. Dafür florieren kleine, aber feine Fachgeschäfte mit fokussierter Expertise.
Genauso ist angesichts einer Explosion von Erwartungen die Zeit vorbei, in der eine einzige Hochschule alle Bedürfnisse befriedigen konnte. Um nur einige Ansprüche zu nennen: Hochschulen sollen Spitzenforschung betreiben und sich international vernetzen, aber auch anwendungsorientiert mit Unternehmen vor Ort kooperieren. Sie sollen wissenschaftlichen Nachwuchs herausfiltern, aber auch Durchlässigkeit zur beruflichen Bildung garantieren. Sie sollen bedarfsorientiert Fachkräfte bereitstellen, aber auch Start-ups fördern, Wissen transferieren, Weiterbildung anbieten und gute Bedingungen für Studierende mit Familie schaffen.
Spätestens seit Third Mission vehement an Bedeutung gewinnt und von Hochschulen verstärkt Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen erwartet werden, ist klar: Eine Hochschule allein kann das gar nicht alles gleichzeitig leisten.
Seit mindestens 20 Jahren ist “Hochschulprofilierung” ein viel diskutiertes Thema. Die Idee, dass auch Hochschulen sich spezialisieren sollten, ist beileibe keine neue. Und längst gibt es positive Beispiele von Hochschulen mit sehr klar konturierter, überzeugender Identität. Aber aktuell gewinnt die Ausdifferenzierung von Hochschulprofilen neuen Schwung, sie wird von der Kür zur Pflicht. Es kann und wird aufgrund der sehr heterogenen Erwartungshaltungen an Universitäten und HAW in Zukunft keine “one-size-fits-all”-Hochschulen mehr geben.
Die binäre Differenzierung in Universitäten versus HAW ist der Startpunkt, aber beileibe nicht das Ende der Profilbildung. Denn: Hochschulen steht im Jahr 2024 ein Gestaltungsspielraum zur Verfügung, der noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar gewesen wäre. HAW können sich etwa in Richtung einer “Hochschule für angewandte Exzellenz” entwickeln und einen Schwerpunkt auf praxisorientierte Promotionen legen. Oder sie können sich – wie die Berufliche Hochschule Hamburg – in einen Verbund mit den Trägern beruflicher Bildung begeben, um einen integrierten Ansatz beruflicher und akademischer Bildung zu schaffen.
Der Spielraum ist so groß wie nie, denn viele vermeintlich unumstößliche Gewissheiten im Hochschulsystem greifen nicht mehr uneingeschränkt. Lange galt: Akademische Bildung ist strikt von beruflicher Bildung getrennt. Ein Studium ist eine zusammenhängende Phase zwischen Schule und Beruf. Lehre findet im Hörsaal oder Labor in Präsenz statt und vermittelt Fachwissen; Prüfungen fragen dieses Wissen dann ab. Ein Studium zielt auf einen Abschluss wie Bachelor oder Master, alles andere zählt als Studienabbruch.
Tempi passati! Gefragt sind jetzt im Bereich der Lehre auch durchlässige Bildungswege, die Wissenschaftlichkeit und Praxisbezug kombinieren. Immer mehr Menschen wünschen, ihre Bildungsbiografie lebenslang und flexibel fortschreiben zu können, auch online, berufsbegleitend oder mit Teilabschlüssen als Zwischenetappen. Heraus kommt dann gegebenenfalls ein zertifiziertes, individuelles Kompetenzset anstelle eines standardisierten Abschlusses.
Diese Veränderungsdynamik sorgt dafür, dass zuvor Undenkbares plötzlich möglich scheint. So wurde 2022 die Tomorrow University als Hochschule anerkannt. Diese private Hochschule versteht sich als “Remote-First Institution”, verzichtet auf Hörsäle und setzt stattdessen auf einen Online Campus, der über App erreichbar ist. Die Realisierung solcher ungewöhnlichen Hochschulprofile zeigt, dass Ministerien und Akkreditierungsakteure sich nach und nach lösen von zu schematischen Vorstellungen, was eine Hochschule ausmacht.
Das ist gut – und sollte noch konsequenter zu einer Offenheit für innovative Hochschulprofilierungen führen. Wir brauchen ein Hochschulsystem, das noch bunter und vielfältiger als das bisherige ist; ein System, in dem Universitäten und HAW Spielräume mutig nutzen und konsequent relevante Trends aufgreifen. In unserem Buch (siehe unten) haben wir zwölf exemplarische Hochschulprofile identifiziert, mit denen aktuelle Trends zu Ende gedacht werden. Zwei Beispiele:
Wenn besondere Stärken und prägende Merkmale einer Hochschule sich stimmig zu einer profilierten Identität verdichten, die im Einklang steht mit gesamtgesellschaftlichen Bedarfen und den Erwartungen der Anspruchsgruppen, wird und bleibt eine Hochschule authentisch. Nicht jede einzelne Hochschule kann alle gesellschaftlichen Bedarfe aufgreifen, aber im System insgesamt werden die unterschiedlichen Zielgruppen und Zielsetzungen durch authentische Hochschulen bedient.
Frank Ziegele und Ulrich Müller sind Autoren des kürzlich erschienenen Buchs “Die authentische Hochschule – Wirksame Hochschulidentitäten in Zeiten des Umbruchs” (Passagen-Verlag), es ist als PDF hier frei verfügbar.
Cornelia Denz wurde in das Internationale Komitee für Maß und Gewicht (CIPM) gewählt. Das Gremium hat 18 Mitglieder aus 18 Nationen und entscheidet über Ordnung und Einheitlichkeit in der Wissenschaft des Messens, der Metrologie. Denz ist Präsidentin der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt.
Lars Maier ist neuer stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Landesgesundheitsrats. Maier ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin ll am Universitätsklinikum Regensburg. Der Bayerische Landesgesundheitsrat berät den Bayerischen Landtag und die Bayerische Staatsregierung in allen Fragen des Gesundheitswesens und trägt damit zur Entscheidungsfindung über gesundheitlich-pflegerische Themen in Bayern bei.
Klaus Osterrieder wird neuer Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Er folgt auf Gerhard Greif, der das Präsidentenamt an der TiHo fast 22 Jahre innehatte. Osterrieder übernahm 2007 die Leitung des Instituts für Virologie der FU Berlin, 2020 ging er für zweieinhalb Jahre an die City University of Hong Kong.
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