Table.Briefing: Research

TU Berlin: Kuratorium stützt Geraldine Rauch + Europäische Unis gegen Kooperation mit Israel + Europawahl: Was das Ergebnis für F&I bedeutet

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Diskussionen über einen möglichen Rücktritt oder eine Abwahl von TU Berlin-Präsidentin Geraldine Rauch hatten in der vergangenen Woche streckenweise die (wissenschafts-)politische Debatte bestimmt. Oppositionsführer Friedrich Merz hatte sie zum Rücktritt aufgefordert, Kanzler Olaf Scholz schmiss Rauch wegen ihrer umstrittenen Likes zum Gaza-Krieg am Freitag aus seinem Zukunftsrat. Mit der Sitzung des zweiten bestimmenden Gremiums der TU, dem Kuratorium, sind Rücktritt und Abwahl aber nun erstmal vom Tisch. Die Mitglieder haben am Montagvormittag mehrheitlich beschlossen, Rauchs angekündigten Neuanfang “konstruktiv-kritisch” zu begleiten. Anne Brüning berichtet über die Kuratoriumssitzung, in der auch politische “Überreaktionen” kritisiert wurden.

Der Gaza-Krieg beschäftigt die deutsche Akademia auch in einer weiteren Hinsicht. Mehrere europäische Universitäten, darunter renommierte Institutionen wie das Trinity College in Dublin, erwägen mit Blick auf die Kritik des Internationalen Gerichtshofs an Israel ein Kooperationsverbot mit israelischen Einrichtungen. Auch in der EU wird die Teilnahme Israels am Horizont-Programm zur Debatte gestellt. EU-Forschungspolitiker Christian Ehler (CDU) zeigt sich entsetzt über diese Entwicklung. Er wirft den treibenden Institutionen mit Blick auf bestehende Kooperationen mit China Doppelmoral vor. In der deutschen Community geht derweil die Angst um, was mit den eigenen deutsch-israelischen Kooperationen geschieht, sollte Israel in Europa auf das Abstellgleis gestellt werden. Markus Weisskopf berichtet.

Dass Christian Ehler sich auch zukünftig zu europapolitischen Themen äußern wird, steht seit Sonntagabend fest. Der Forschungspolitiker der CDU ist – wie seine Kolleginnen und Kollegen Michael Blos (Grüne), Jens Geier (SPD) und Svenja Hahn (FDP) wieder ins EU-Parlament gewählt worden. Was das Wahlergebnis für Forschung und Innovation in Europa bedeuten könnte, berichtet Nicola Kuhrt in dieser Ausgabe.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,

Ihr
Tim Gabel
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Analyse

Warum das Kuratorium der TU Berlin es bei der Ermahnung Geraldine Rauchs belässt

Die Sitzung des Kuratoriums der Technischen Universität Berlin (TUB) währte drei Stunden. Am Ende hat das Gremium am Montag mehrheitlich entschieden, der in der Kritik stehenden Präsidentin Geraldine Rauch noch eine Chance einzuräumen. Man werde Rauch konstruktiv-kritisch bei ihrem angekündigten Neuanfang unterstützen, teilte das Kuratorium am Montag mit. Rauch steht in der Kritik, weil sie mindestens einen antisemitischen Post auf der Plattform X im Kontext des Gaza-Kriegs mit einem “Gefällt mir” markiert hatte. Die 41-Jährige hatte sich dafür entschuldigt und von tiefer Reue gesprochen.

Zwar habe die Präsidentin durch ihr Fehlverhalten der TU Berlin viel Schaden zugefügt, “dennoch sollte ihr die Chance eingeräumt werden, das von ihr angebotene Programm zur Festigung des Vertrauens in die TU Berlin und zur Wahrung der Tradition als weltoffene, tolerante und anti-rassistische Universität erfolgreich umzusetzen”, heißt es in dem Beschluss des Kuratoriums.

Entscheidung wurde mit klarer Mehrheit getroffen

Damit hat auch das zweite Universitätsgremium darauf verzichtet, einen Abwahlantrag zu stellen. Am vergangenen Mittwoch hatte der Akademische Senat lediglich ein Meinungsbild erstellt, bei dem sich knapp die Hälfte der Mitglieder für den Verbleib im Amt ausgesprochen hatten. Daraufhin hatte Rauch, wie berichtet, entschieden, im Amt zu bleiben.

Die Entscheidung des Kuratoriums sei mit klarer Mehrheit getroffen worden, aber nicht einstimmig, sagt der bisherige Vorsitzende Ortwin Renn, der die Sondersitzung kommissarisch geleitet hat, da erst beim regulären Treffen im Juli der neue Vorsitz festgelegt wird.

Ortwin Renn: Entfernung Rauchs aus dem Zukunftsrat war “Überreaktion”

Die Atmosphäre sei “sehr konstruktiv und sachlich” gewesen, die Diskussion “argumentativ getragen”, berichtet Renn im Gespräch mit Table.Briefings. Er selbst könne gut mit der Entscheidung des Gremiums leben. Zwar habe Rauch eindeutig einen eklatanten Fehler begangen, sie habe diesen jedoch direkt eingeräumt und glaubhaft versichert, dass dahinter keine antisemitischen Motive standen. Ihr in dieser Situation eine Chance zu geben, sei auch eine Frage der Fehlerkultur. “Aber wir werden natürlich genau hinschauen. Das Kuratorium erwartet künftig enge Absprachen mit dem Präsidium und allen universitären und außeruniversitären Gremien – und spätestens nach einem Jahr einen Bericht, welche Fortschritte gemacht wurden.”

Als “nicht verhältnismäßig” bezeichnet Renn einige Reaktionen aus der Politik und den Medien. “Die Versuche, den Fall zu skandalisieren, finde ich sehr problematisch. Das ist keine gute politische Kultur”, sagt der Nachhaltigkeitswissenschaftler. “Als Überreaktion sehe ich auch die Entscheidung des Kanzleramts, Geraldine Rauch aus dem Zukunftsrat des Bundeskanzlers zu entfernen.”

Am Freitag war bekannt geworden, dass Olaf Scholz die Präsidentin der TU Berlin aus diesem Beraterkreis streicht. Der Bundeskanzler habe entschieden, dass sie in Zukunft nicht mehr Mitglied sein werde, hatte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann mitgeteilt. Rauch werde bei der anstehenden turnusgemäßen Verlängerung der Berufung der Mitglieder dieses Rats nicht wieder in das Gremium berufen. “Aus Sicht des Bundeskanzlers sind die gegen sie erhobenen Vorwürfe schwerwiegend und sie sind bisher nicht ausgeräumt worden”, begründete die Sprecherin den Schritt.

Welche Vorwürfe damit genau gemeint waren, ist bislang unklar. Eine entsprechende Anfrage von Table.Briefings blieb bis zum Montagabend unbeantwortet. Fakt ist: Sowohl der Akademische Senat als auch das Kuratorium der TUB sind davon überzeugt, dass Rauch keinerlei antisemitische Vorurteile pflegt, damit sympathisiert oder diese unterstützt.

Kuratorium fordert mehr Respekt vor der Person und dem Amt

Aus der Politik gab und gibt es dennoch zahlreiche Rücktrittsforderungen. Unter anderem forderte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, ihren Rücktritt. Auch CDU-Parteichef Friedrich Merz hatte sich entsprechend geäußert.

“Die zum Teil aggressiven Anschuldigungen gegenüber Frau Rauch sind aus Sicht des Kuratoriums ungerechtfertigt, lassen den mangelnden Respekt vor der Person und dem Amt vermissen und sind ein eklatanter Verstoß gegen das Gebot der Verhältnismäßigkeit”, heißt es dazu im Beschluss des Gremiums. Es stellt jedoch auch fest, dass das “eklatante Fehlverhalten” Rauchs der TU Berlin großen Schaden zugefügt und zu einer verstärkten Polarisierung innerhalb der Universität geführt hat. Der internationale Ruf der TU Berlin habe erheblich gelitten und die Erfolgsaussichten für den erneuten Antrag der Berlin University Alliance zur Exzellenzinitiative seien getrübt.

Dem zwölfköpfigen Kuratorium der TUB gehören rein formell auch Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra und Staatssekretär Henry Marx an. Sie waren jedoch in der jüngsten Beratung nicht dabei. Seit geraumer Zeit nehme in der Regel nur noch die Fachebene der Wissenschaftsverwaltung teil – und zwar beratend, teilte eine Sprecherin mit. “Die Leitung der Wissenschaftsverwaltung ist rein formell zwar noch Teil des Gremiums, aber es wurde bereits im Sommer 2023 die Entscheidung getroffen, dass dies unter anderem aus Compliance-Gründen nicht mehr der Fall sein wird.” Hierzu sei bereits eine Änderung des Berliner Hochschulgesetzes erfolgt, die aktuell in den Hochschulen umgesetzt wird.

Nun steht noch das Disziplinarverfahren aus

Ob sich die Aufregung um Rauch nun legt, bleibt abzuwarten. Ihr Prinzip, auf die Grundordnung der TUB zu setzen, die ein geordnetes Verfahren für die mögliche Abwahl der Universitätsleitung vorsieht, hat sich auf alle Fälle bewährt.

Parallel dazu hat Rauch bei der Wissenschaftsverwaltung ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt. Das hatte der Verwaltungsrechtler Markus Ogorek von der Universität zu Köln als “taktisch klug” eingeordnet. Denn darin prüfe der Dienstherr, ob Verletzungen der Amtspflichten vorliegen und bewertet gegebenenfalls die Schwere. Im Fall Rauch handele es sich jedoch gerade nicht um ein klassisches Dienstvergehen, die Kritik liege zumindest primär auf politischer Ebene. Deshalb sei allenfalls mit der Erteilung eines Verweises zu rechnen.

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Israel: Wie europäische Universitäten am Boykott arbeiten

Nach der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs zur israelischen Offensive in Rafah nimmt der Druck aus der akademischen Community auf Israel zu. Die spanische Rektorenkonferenz hatte bereits im Mai in einem Statement die Kooperationsvereinbarungen mit Israel infrage gestellt. Nun folgten weitere Universitäten. Mit dabei sind unter anderem mehrere Universitäten in Norwegen, die Universität Turin, die belgischen Universitäten in Brüssel und Gent sowie das Trinity College in Dublin. 

Der Verbund der flämischen Universitäten geht noch einen Schritt weiter. In einem Schreiben an die Kommission stellt er zumindest indirekt infrage, ob Israel die ethischen Standards der EU einhält. Dabei bezieht er sich auf die Formulierungen in den Grant Agreements, den Verträgen, die die Projekte mit der Kommission schließen. Darin heißt es, dass die Projektpartner “sich auf die Achtung grundlegender EU-Werte (wie die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte, einschließlich der Rechte von Minderheiten) verpflichten”. 

Sitzung des EU-Israel-Assoziationsrats einberufen 

Darüber hinaus kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell an, dass er eine Sitzung des Assoziationsrates EU-Israel einberufen werde. Dort wolle man sich über alle relevanten Fragen austauschen, die die bilateralen Beziehungen betreffen. Darunter fällt auch die Assoziierung Israels mit Horizon Europe.  

Ehler entsetzt über Boykottaufrufe 

Der EU-Forschungspolitiker Christian Ehler (CDU) zeigt sich aufgrund dieser Entwicklungen äußerst besorgt. In einem Brief an Forschungskommissarin Iliana Ivanova, der Table.Briefings vorliegt, fordert er, “diesen ungerechtfertigten Angriff gegen das jüdische Volk Israels zu stoppen”. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen und die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. Der Protest und Widerstand dagegen sei von Antisemitismus durchdrungen

Die Boykottaufrufe der akademischen Community und die Debatte über Israels Platz in Horizon Europe entsetzen Ehlers. Dies alles stehe in krassem Gegensatz zu dem Widerwillen in der Akademia, alle Verbindungen zu russischen Universitäten abzubrechen, als Russland als Aggressor 2022 in die Ukraine einmarschierte. Oder auch zu den umfangreichen Kooperationen, die europäische Universitäten mit chinesischen Forschungseinrichtungen pflegten – trotz der gut dokumentierten Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung. 

Die Reaktion eines Teils des akademischen Sektors stelle “einen grundlegenden Angriff auf die Stellung des jüdischen Volkes innerhalb der europäischen Gemeinschaft und insbesondere auf die Stellung israelischer Forscher im Europäischen Forschungsraum dar”, schreibt Ehler. Das sei völlig inakzeptabel und widerspreche dem Kern des europäischen Projekts. 

EU: Derzeit werde Ausschluss Israels nicht erwogen 

Die EU erwäge derzeit nicht, die Teilnahme israelischer Einrichtungen an Horizon Europe auszusetzen oder zu verändern. Das teilte eine Sprecherin der Kommission Table.Briefings auf Anfrage mit. Gleichzeitig wolle man die strikte Einhaltung des Völkerrechts und ethischer Standards sicherstellen.

HRK: Schleichende Ausgrenzung israelischer Wissenschaftler 

Die HRK und ihr Präsident Walter Rosenthal sprechen sich in einem offenen Brief an die Präsidentinnen und Präsidenten der israelischen Hochschulen gegen “jede Form des Boykotts gegen israelische Wissenschaftler und israelische Einrichtungen” aus. “Die schleichende, oft subtile Ausgrenzung israelischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler widerspricht den Grundprinzipien der akademischen Zusammenarbeit und der akademischen Freiheit”, schreibt Rosenthal. Er fordere alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland auf, die Zusammenarbeit mit Israel fortzusetzen oder sogar zu verstärken

Einbindung israelischer Partner ein Risiko? 

Anderswo in der deutschen Community ist man ebenfalls besorgt. Wenn mehr und mehr europäische Partner nicht mehr mit Israel kooperieren wollen, hat das zwangsläufig auch Auswirkungen auf deutsche Hochschulen. Wie geht man damit in gemeinsamen Horizon Europe-Projekten um, wenn deutsche, belgische und israelische Partner an einem Tisch sitzen? Verschlechtern sich die Chancen für einen Antrag, wenn man einen israelischen Partner mit in ein Proposal aufnimmt? 

David Harel, Präsident der Israel Academy of Sciences and Humanities, befürchtet im Gespräch mit Table.Briefings negative Auswirkungen, nicht nur auf israelische Einrichtungen, sondern auch auf die breitere wissenschaftliche Gemeinschaft, wenn Israel tatsächlich von Horizon Europe ausgeschlossen werden sollte.  

David Harel: Lautstarke Unterstützung aus Deutschland erwünscht

Bereits jetzt würden Kooperationsprojekte, gegenseitige Besuche und gemeinsame Konferenzen, die für den akademischen und wissenschaftlichen Fortschritt von entscheidender Bedeutung seien, abgesagt, berichtet Harel. Mit der EU stünde man dazu nicht in direktem Kontakt, auch nicht bezüglich eines möglichen allgemeinen Boykotts. Von deutschen Wissenschaftseinrichtungen wünscht er sich eine “lautstarke Unterstützung gegen diese diskriminierenden Praktiken”. Dies könne öffentliche Meinung und politische Entscheidungen innerhalb der Europäischen Union erheblich beeinflussen. 

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Termine

12. Juni 2024, 16 bis 18 Uhr, Fraunhofer ENIQ, Berlin
Konferenz (Allianz der Wissenschaftsorganisationen) Ukraine: Research and Development for sustainable reconstruction – The examples of energy and agriculture Mehr

12. Juni 2024, 9.30 Uhr bis 13 Uhr, Berlin, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Sitzungssaal 3.101
Bundestag 76. Sitzung: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Mehr

13. und 14. Juni 2024, Völklingen, Saarland, Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Treffen der Kultus- und Wissenschaftsminister der Länder 386. Kultusministerkonferenz Mehr

15. Juni 2024, Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt, 10117 Berlin
Leibniztag 2024 Festsitzung Mehr

17. Juni 2024 ab 12 Uhr und 8. Juni 2024 ab 14:30, Berlin, silent green Kulturquartier, Gerichtstraße 35
Weizenbaum Conference Uncertain journeys into digital futures: Inter- and transdisciplinary research for mitigating wicked societal and environmental problems Mehr

1. bis 3. Juli 2024, Universität Potsdam
Versammlung DFG-Jahresversammlung Mehr

News

Start-up-Wettbewerb: Welches Bundesland am besten abschneidet

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat es sich nicht nehmen lassen, selbst bekannt zu geben, welche Verbünde die erste Auswahlstufe des “Exist-Leuchtturmwettbewerbs Start-up Factories” überstanden haben. Er sieht darin einen “Meilenstein in der Entwicklung Deutschlands hin zu einer führenden Start-up-Nation”

Der große Gewinner des Vorentscheids war Nordrhein-Westfalen: Allein vier der 15 ausgewählten Verbünde kommen aus dem Westen der Republik. 

26 Verbünde hatten sich beworben 

Mit dem Start-up Factories-Wettbewerb fördert das BMWK den Aufbau von hochschulnahen, privatrechtlich organisierten und unternehmerisch geführten Gründerzentren. In der ersten Phase des Wettbewerbs hatten sich insgesamt 26 Verbünde mit über 100 Beteiligten aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und privaten Akteuren beteiligt. 

Eine Expertenjury wählte Ende Mai die vielversprechendsten Projekte für die Konzeptphase aus. Mit den in den nächsten acht Monaten zu entwickelnden Detailkonzepten können sich die künftigen Start-up Factories für eine fünfjährige Projektphase bewerben. Die Entwicklung der Detailkonzepte fördert das BMWK bereits mit je 150.000 Euro. Die endgültige Auswahl wird dann im ersten Quartal 2025 getroffen. Fünf bis zehn Verbünde können dann bis zu zehn Millionen Euro für fünf Jahre bekommen.

Factories sollen sich langfristig selbst tragen 

Ziel des Leuchtturmwettbewerbs ist es laut BMWK, “hochschulübergreifende Ökosysteme mit internationaler Ausstrahlung und starker Einbindung in regionale und nationale Wertschöpfungsketten zu etablieren”. Damit sollen langfristig “wirtschaftlich vollständig selbsttragende Start-up Factories” entstehen. Zentral sei eine unternehmerische Ausrichtung, die es ermögliche, mindestens 50 Prozent privates Kapital einzubringen.   

An diesen Bedingungen gab es im Vorfeld auch Kritik. Bewerbungen von Hochschulen in strukturschwachen Regionen hätten damit nur wenig Aussicht auf Erfolg. Bereits bestehende Unterschiede in der Gründungsförderung würden damit weiter verschärft. Da parallel zur Einführung der Start-up Factories die Basisförderung der Gründungskultur durch Exist-Potentiale wegfällt, fürchten vor allem kleinere Hochschulen um die Finanzierung für Gründerberatung und -förderung.  

Kein Ergebnis bei Gesprächen zur Nachfolge “Exist-Potentiale” 

Das BMWK beendet die Förderung über Exist-Potentiale auch auf Druck des Bundesrechnungshofes. Dieser verwies immer wieder auf die Zuständigkeit der Länder. In Bund-Länder-Gesprächen will das Ministerium jetzt auf eine Übernahme der Förderung durch die Länder hinwirken. Konkrete Ergebnisse wurden noch nicht vermeldet. mw 

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Europawahl: Was sich für die EU- Forschung ändern soll

Er war Mitglied im Forschungsausschuss und wird es auch bleiben: CDU-Politiker Christian Ehler zieht erwartungsgemäß erneut ins Europaparlament ein. In CDU-Kreisen freut man sich – trotz vieler Stimmen für rechts – über das Abschneiden der eigenen Partei. Die Politik um den Green Deal wird in Gesprächen mit Table.Briefings als entscheidender Grund für das schlechte Ergebnis besonders der Grünen angesehen. Auch Ehler hatte bereits im Vorfeld im Interview erklärt, man müsse in der nächsten Legislatur wieder “ein Gleichgewicht im europäischen Rechtsrahmen schaffen”.   

In der abgelaufenen Amtszeit seien zu viele Dossiers mit einer klaren Voreingenommenheit zugunsten eines oder weniger wichtiger Interessen gelöst, die man ausbalancieren musste. “In der grünen Agenda fehle es an Realismus, weil Fragen zur Umsetzung als grundlegende Herausforderungen für die Ziele der Green Deal-Gesetze angesehen wurden”, erklärte Ehler.

CDU: Europa-Wahl gute Nachricht für die Forschungsszene

Auch Michael Bloss, Kandidat für die Grünen, zieht erneut ins Europäische Parlament ein. Der Stuttgarter, zuletzt Mitglied des ITRE-Ausschusses, ist offen enttäuscht. “Wir sind mit diesem Ergebnis nicht zufrieden und hatten uns mehr erhofft”, erklärt er. Leider hätten bundespolitische Themen diesen Wahlkampf dominiert. Die Wähler der Grünen aber hätten sich weiterhin für starken Klimaschutz und die Fortsetzung des Green Deal ausgesprochen. “Jetzt liegt es an uns, dieses Mandat mit voller Kraft umzusetzen.” 

Tatsächlich hat die Wahlgewinnerin, die amtierende und voraussichtlich auch nächste EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, am Montag deutlich gemacht, dass sie den Green Deal nicht rückgängig machen wolle. Schon im EVP-Wahlprogramm habe ihre Partei klargemacht, dass man alles tun werde, um den Klimawandel zu bekämpfen. Aber eben anders, ist aus Kreisen zu hören. Jetzt könne man daran arbeiten, Europa wieder wettbewerbsfähig zu machen und verhindern, “dass Europa ein Freilichtmuseum werde”, heißt es.

Natürlich wolle man Klimaziele erreichen, sagen Insider. Es solle aber nicht immer alles bis ins Detail vorgeschrieben werden. Dies sei doch eine gute Nachricht für die Wissenschaftsszene, denn ein stärkerer Fokus auf Wettbewerb bedeute eine Stärkung der Forschung, besonders in den Schlüsseltechnologien, heißt es.

Ebenfalls wiedergewählt wurde Svenja Hahn (FPD), seit 2019 Mitglied des EU-Parlaments. Sie saß im Sonderausschuss für Künstliche Intelligenz im digitalen Zeitalter. Sie will “die EU zu einem Innovations-Hotspot für KI machen”. Jens Geier (SPD) wird ebenfalls wieder ins Brüssler Parlament sitzen. Von 2017 bis 2024 war er Vorsitzender der Europa-SPD. Zuletzt saß er im Industrie-, Forschung- und Energieausschuss und im Haushaltsausschuss.

Insgesamt entsendet Deutschland 96 Abgeordnete ins Europaparlament. Die meisten kommen von der Union. Alle Namen lesen Sie hier. Was die Parteien hinter den genannten Parlamentariern für die Forschung und Innovation der kommenden Legislatur versprechen, können Sie hier nachlesen. nik

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Beschluss in dieser Woche: Wann die Wissenschafts-MK zum ersten Mal tagt

In der Kultusministerkonferenz schreitet die geplante Trennung von Bildungs- und Wissenschaftsseite weiter voran. Bereits am Dienstag vergangener Woche traf sich die Strukturkommission II zu einer “länderoffenen Sitzung”, in der die Aufspaltung auf der Tagesordnung stand. “Wie bereits bekannt, wird sich die Bildungsseite diesem nachvollziehbaren Wunsch der Wissenschaft nicht verschließen“, erklärte ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums Table.Briefings.

Aus dem Wissenschaftsministerium von Armin Willingmann in Sachsen-Anhalt heißt es derweil auf Anfrage, dass am Donnerstag in einer gemeinsamen Sitzung der Beschluss zur Weiterentwicklung der KMK gefasst werden soll. Die entsprechende Vorbereitung erfolge wie immer konstruktiv und vertraulich: “Mit dem Beschluss werden die Weichen für eine eigenständige Wissenschafts-MK unter dem Dach der KMK gestellt.”

Format soll Schlagkraft und Wahrnehmbarkeit erhöhen

Im März hatte Willingmann im Interview gesagt, dass er davon ausgehe, dass die Gründung der neuen WissenschaftsMK zum 1. Juli 2024 vollzogen werden kann. Ein Beschluss während der nun am 13. und 14. Juni anstehenden 386. KMK-Sitzung sei dafür ausreichend, da die WissenschaftsMK als Sitzungsformat nicht am 1. Juli, sondern an einem späteren Termin erstmals tagen würde. 

Sein Sprecher konkretisierte auf erneute Anfrage jetzt: Für die konstituierende Sitzung der Wissenschafts-MK, deren Vorsitzender bis zum Ende des Jahres der saarländische Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker sei, werde ein Termin im November angestrebt. Das neue Format biete die Chance, die Wahrnehmbarkeit und Schlagkraft der Wissenschaftspolitik der Länder zu erhöhen und trage zudem dem Umstand Rechnung, dass sich die Ressortzuschnitte der ehemaligen Kultusministerien in den Bundesländern stark diversifiziert haben.

KMK könnte neuen dreiköpfigen Vorstand bekommen

Laut dem Wiarda.Blog sieht ein Eckpunktepapier, das in dieser Woche verhandelt werden soll, noch weitergehende Strukturreformen der KMK vor. Demnach soll es am Ende drei eigenständig agierende Ministerkonferenzen innerhalb der KMK geben: für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Statt eines KMK-Präsidiums, das bildungsdominiert ist, wie bisher, würde es dann einen KMK-Vorstand geben, bestehend aus den Vorsitzenden der drei Konferenzen, die sich bei gemeinsamen Themen absprechen und ansonsten autark handeln. tg mit Maximilan Stascheit

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Standpunkt

Warum Netzwerke mit männerbündischem Charakter auch in der Wissenschaft ein Problem sind

Von Birgitt Riegraf
Porträt Birgitt Riegraf, Soziologin und Präsidentin der Universität Paderborn.
Birgitt Riegraf ist Soziologin und Präsidentin der Universität Paderborn.

Inzwischen ist es eine Binsenweisheit oder ein offenes Geheimnis, dass die anhaltende Unterrepräsentanz von weiblichen Hochschulleitungen und von Professorinnen nicht unwesentlich mit ihrer Nicht-Integration in machtvolle Netzwerke und ihrem Ausschluss aus karriererelevanten Seilschaften zusammenhängt.

Dass weibliche Hochschulleitungen in ihrer Position eher gefährdet sind als ihre Kollegen, hat eben auch damit zu tun, dass sie sich in kritischen und krisenhaften Zeiten weniger auf “orchestrierten” Rückhalt und weniger auf rückhaltlose Unterstützung verlassen können. Den Fokus auf diese Frage scharf gestellt, würde den Rücktritt der Präsidentin der Universität Kiel, Simone Fulda, und die Diskussionen um Geraldine Rauch, die Präsidentin der TU Berlin, nochmals in einem ganz anderen Lichte erscheinen lassen.

Kooperations- und Kooptationsmechanismen halten sich hartnäckig

Da sich die vorwiegend informellen Netzwerke und Seilschaften teilweise über Jahrzehnte, ja gar Jahrhunderte ohne die Beteiligung von Wissenschaftlerinnen herausgebildet haben, ist es in einer historischen Perspektive nicht gerade verwunderlich, dass vor allem Männer davon profitiert haben. Erschreckend ist jedoch, in welcher Nachhaltigkeit sich diese Kooperations- und Kooptationsmechanismen halten – trotz vielfältiger Gleichstellungsdebatten und -anforderung, unterschiedlicher Gleichstellungsprogramme und -maßnahmen. Teils gewinnen sie sogar noch neue Stärke.

Denn nach wie vor gilt: Während beispielsweise Wissenschaftler eine kontinuierliche Lehrer-Schüler-Bindung als entscheidend für ihre wissenschaftliche Karriere beschreiben, erfahren Wissenschaftlerinnen deutlich schwächer ausgeprägte Unterstützung und Betreuung und erhalten weniger Zugänge zu den machtvollen, männlich dominierten professionellen Netzwerken.

Es ist also keine wirklich überraschende Information, dass entgegen der Selbstbeschreibung im Wissenschaftssystem nicht allein die “exzellenten” Leistungen oder allein die Qualifikationen beim beruflichen Aufstieg und bei der Absicherung von Führungspositionen “spielentscheidend” sind. Es sind eben auch informelle Netzwerke und starke Seilschaften, die karriereentscheidende Zugänge eröffnen oder verschließen.

Eine wirkliche Aufnahme in tragfähige Netzwerke und Seilschaften ist hoch voraussetzungsvoll

In ihnen werden wichtige Informationen ausgetauscht, (mikro-)politische Strategien ausgetüftelt und über deren Umsetzung beraten und hier werden forschungs- und stellenrelevante Entscheidungen getroffen. Diese tragfähigen und professionsbezogenen Beziehungen sind aufgrund ihrer Informalität zugleich sehr schwer zugänglich.

Pausengespräche auf Tagungen oder die informellen Gespräche im Rahmen von Abendprogrammen sind etwa für den Aufbau und die Stabilisierung von Netzwerkkontakten unter Wissenschaftlern zentral, und diese scheinen auf den ersten Blick auch allen Beteiligten offen zugänglich. Eine wirkliche Aufnahme in tragfähige Netzwerke und Seilschaften ist jedoch hoch voraussetzungsvoll.

Für die Aufnahme in die machtvollen informellen Zusammenschlüsse gibt es kein offizielles Kriterium: Eine Person kann im Umfeld von Netzwerken und Seilschaften auf sich aufmerksam machen und Interesse signalisieren, aber für das Anmelden von Ansprüchen auf Teilnahme gibt es keine Grundlage. Die Netzwerke und Seilschaften funktionieren über ‘Sympathie’, Vertrauen und Gegenseitigkeit, wobei beides nicht allen Personen und Personengruppen zugestanden wird.

Die Aufnahme in Netzwerke als Investition in die Zukunft

Es wird also mehr oder weniger offen und sehr sorgfältig ausgewählt, wer als sympathisch und vertrauenswürdig mit Blick auf die Unterstützung der eigenen Karriere gilt und wer ein “Versprechen in die Zukunft” ist. Denn es gilt, dass sich die aufgewendete Zeit für die Mitglieder als “Investition in die Zukunft” lohnen muss, ganz nach dem Prinzip “eine Hand wäscht die andere”. Oder anders formuliert: Netzwerke und Seilschaften ziehen ihre Stärke aus dem Vertrauen, dass sich ein Engagement “in the long run” für alle am Netzwerk und in den Seilschaften beteiligten Mitglieder mit Blick auf den Statusgewinn auszahlen wird.

Gerade, wenn über Gruppenzugehörigkeiten auf informeller Ebene entschieden wird, werden personale Stereotype wirksam, die zwar den Prozessen der Vertrauensbildung förderlich sein mögen, jedoch dazu führen, dass von der dominanten Gruppe abweichende soziale Gruppen selektiert werden. Dies betrifft in männlich dominierten Organisationen vor allem hochqualifizierte weibliche Mitglieder. Denn sie erfüllen in den Augen der machtvollen männlichen Netzwerke grundsätzlich nicht die Voraussetzungen für die Vertrauensbildung, da sie als weniger zuverlässig, weniger stabilitätsbildend und auch weniger karriererelevant als die Kollegen gelten.

Abgrenzung dient dem Gruppenzusammenhalt

In den männerbündisch wirkenden Netzwerken wirkt das Prinzip “Gleich und Gleich gesellt sich gern”. Angehörige statusniedrigerer sozialer Gruppen erhalten hingegen weniger Sympathie. Diese Abgrenzungsprozesse dienen der Stärkung des männerbündischen Gruppenzusammenhalts.

Der Ausschluss von Wissenschaftlerinnen aus diesen zentralen Netzwerken lässt sich also keinesfalls mit fehlendem Engagement und fehlenden fachlichen Interessen oder einer zu geringen Bereitschaft erklären, Beziehungen zu karriererelevanten Personen aufzubauen und zu halten. Sondern vor allem mit dem männerbündischen Charakter dieser Netzwerke, für die qua Geschlecht rekrutiert wird.

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Heads

Theresia Bauer wird neue Geschäftsführerin der Stiftung Baden-Württemberg. Sie wurde vom Aufsichtsrat für die nächsten fünf Jahre bestellt und tritt die neue Stelle zum 15. Juni an. Bauer, von 2011 bis 2022 baden-württembergische Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, übernimmt von Christoph Dahl, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat.

Peter Loskill und Silke Riegger sind mit dem Ursula M. Händel-Tierschutzpreis 2024 ausgezeichnet worden. Der mit 80.000 Euro dotierte Preis wurde ihnen in Würzburg für die Entwicklung von Organ-on-Chip-Systemen als Alternative zu Tierversuchen verliehen.

Isabell Welpe wird Scientific Directorin für das MBA-Programm Corporate Digital Leadership & Transformation der Dresden International University (DIU). Welpe ist Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München. Darüber hinaus leitete sie das Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung.

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Security.Table. Warum die Weltraumsicherheitsstrategie nicht vorankommt. Einen überraschend großen Teil seiner Eröffnungsrede zur ILA widmete Bundeskanzler Olaf Scholz dem Weltraum. Doch auf eine geplante Sicherheitsstrategie für den Weltraum lässt die Bundesregierung warten. Die Industrie hofft auf ein deutliches Signal, dass Deutschland das Space Race nicht aufgeben will. Mehr

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Dessert

Krake Paul hatte bis zum Jahr 2010 die Vorhersage der DFB-Spiele fest im Griff. Jetzt setzen Forschende KI-Algorithmen dazu ein und kommen zu einem enttäuschenden Ergebnis.

Der Wissenschaft fällt in der Postmoderne oft die Rolle des Überbringers von schlechten Nachrichten zu. Zuletzt bei der Covid-19-Pandemie oder schon seit Jahrzehnten in Sachen Klimawandel hat man präzise Methoden und technische Werkzeuge, die ungeschönte und unangenehme Fakten liefern. Viele möchten das nicht mehr hören und ziehen sich in vermeintlich schützende Filterblasen zurück. Nicht mal mehr über das Wetter lässt sich noch unpolitisch reden.

Ein paneuropäisches Forschungsteam ist jetzt aber den einen Schritt zu weit gegangen – und hat sich den Fußball vorgenommen. Kurz bevor am Freitag mit dem Auftaktspiel gegen Schottland die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland startet, machen Forschende um Achim Zeileis (Universität Innsbruck) und Andreas Groll (TU Dortmund) alle Hoffnungen deutscher Fans zunichte. Nichts mehr hatten sich die Anhänger gewünscht als eine Wiederholung des Sommermärchens – diesmal inklusive Titel. Doch daraus wird wahrscheinlich nichts.

Forschende haben das Turnier 100.000 Mal durchspielen lassen

Legt man statistische Daten zugrunde und simuliert den gesamten Wettbewerb 100.000-mal – so wie es die Forschenden getan haben – wird nämlich eher die Équipe Tricolore den europäischen Fußballthron besteigen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 19,2 Prozent stehen die französischen Fußballer klar an der Spitze der Statistik. Nach England (16,7 Prozent) rangiert Deutschland erst auf Platz 3 mit mageren 13,7 Prozent.

Für ihre Vorhersage setzten die Wissenschaftler auf maschinelles Lernen und kombinierten statistische Methoden. Im ersten Schritt wurde mithilfe von Daten über vergangene Spiele, Wettquoten und Ratings einzelner Spieler die Gesamtstärke eines Teams berechnet. Im zweiten Schritt setzten selbstlernende Algorithmen diese in Zusammenhang mit anderen Faktoren wie Anzahl der Champions League-Spieler in einem Team und deren Marktwert. Schließlich wurde auf dieser Basis die Wahrscheinlichkeit eines Turniersiegs berechnet.

Vorbei sind die guten alten Zeiten, in denen eine Krake mit Namen Paul die Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft prognostizierte und erstaunlich oft richtig lag. Vorbei auch die Zeiten, in denen drei Weißbiere ausreichten, um zum Fußballexperten und Propheten zu werden. Wer nun mit Blick auf die EM auf das Versagen der Wissenschaft hofft, an alternative Fakten glaubt oder erst gar nicht hinsehen mag, dem sei das ausnahmsweise verziehen. Hat es nicht im Juni 2014 auch so oft geregnet …? Tim Gabel

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Research.Table Redaktion

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Diskussionen über einen möglichen Rücktritt oder eine Abwahl von TU Berlin-Präsidentin Geraldine Rauch hatten in der vergangenen Woche streckenweise die (wissenschafts-)politische Debatte bestimmt. Oppositionsführer Friedrich Merz hatte sie zum Rücktritt aufgefordert, Kanzler Olaf Scholz schmiss Rauch wegen ihrer umstrittenen Likes zum Gaza-Krieg am Freitag aus seinem Zukunftsrat. Mit der Sitzung des zweiten bestimmenden Gremiums der TU, dem Kuratorium, sind Rücktritt und Abwahl aber nun erstmal vom Tisch. Die Mitglieder haben am Montagvormittag mehrheitlich beschlossen, Rauchs angekündigten Neuanfang “konstruktiv-kritisch” zu begleiten. Anne Brüning berichtet über die Kuratoriumssitzung, in der auch politische “Überreaktionen” kritisiert wurden.

    Der Gaza-Krieg beschäftigt die deutsche Akademia auch in einer weiteren Hinsicht. Mehrere europäische Universitäten, darunter renommierte Institutionen wie das Trinity College in Dublin, erwägen mit Blick auf die Kritik des Internationalen Gerichtshofs an Israel ein Kooperationsverbot mit israelischen Einrichtungen. Auch in der EU wird die Teilnahme Israels am Horizont-Programm zur Debatte gestellt. EU-Forschungspolitiker Christian Ehler (CDU) zeigt sich entsetzt über diese Entwicklung. Er wirft den treibenden Institutionen mit Blick auf bestehende Kooperationen mit China Doppelmoral vor. In der deutschen Community geht derweil die Angst um, was mit den eigenen deutsch-israelischen Kooperationen geschieht, sollte Israel in Europa auf das Abstellgleis gestellt werden. Markus Weisskopf berichtet.

    Dass Christian Ehler sich auch zukünftig zu europapolitischen Themen äußern wird, steht seit Sonntagabend fest. Der Forschungspolitiker der CDU ist – wie seine Kolleginnen und Kollegen Michael Blos (Grüne), Jens Geier (SPD) und Svenja Hahn (FDP) wieder ins EU-Parlament gewählt worden. Was das Wahlergebnis für Forschung und Innovation in Europa bedeuten könnte, berichtet Nicola Kuhrt in dieser Ausgabe.

    Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,

    Ihr
    Tim Gabel
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    Analyse

    Warum das Kuratorium der TU Berlin es bei der Ermahnung Geraldine Rauchs belässt

    Die Sitzung des Kuratoriums der Technischen Universität Berlin (TUB) währte drei Stunden. Am Ende hat das Gremium am Montag mehrheitlich entschieden, der in der Kritik stehenden Präsidentin Geraldine Rauch noch eine Chance einzuräumen. Man werde Rauch konstruktiv-kritisch bei ihrem angekündigten Neuanfang unterstützen, teilte das Kuratorium am Montag mit. Rauch steht in der Kritik, weil sie mindestens einen antisemitischen Post auf der Plattform X im Kontext des Gaza-Kriegs mit einem “Gefällt mir” markiert hatte. Die 41-Jährige hatte sich dafür entschuldigt und von tiefer Reue gesprochen.

    Zwar habe die Präsidentin durch ihr Fehlverhalten der TU Berlin viel Schaden zugefügt, “dennoch sollte ihr die Chance eingeräumt werden, das von ihr angebotene Programm zur Festigung des Vertrauens in die TU Berlin und zur Wahrung der Tradition als weltoffene, tolerante und anti-rassistische Universität erfolgreich umzusetzen”, heißt es in dem Beschluss des Kuratoriums.

    Entscheidung wurde mit klarer Mehrheit getroffen

    Damit hat auch das zweite Universitätsgremium darauf verzichtet, einen Abwahlantrag zu stellen. Am vergangenen Mittwoch hatte der Akademische Senat lediglich ein Meinungsbild erstellt, bei dem sich knapp die Hälfte der Mitglieder für den Verbleib im Amt ausgesprochen hatten. Daraufhin hatte Rauch, wie berichtet, entschieden, im Amt zu bleiben.

    Die Entscheidung des Kuratoriums sei mit klarer Mehrheit getroffen worden, aber nicht einstimmig, sagt der bisherige Vorsitzende Ortwin Renn, der die Sondersitzung kommissarisch geleitet hat, da erst beim regulären Treffen im Juli der neue Vorsitz festgelegt wird.

    Ortwin Renn: Entfernung Rauchs aus dem Zukunftsrat war “Überreaktion”

    Die Atmosphäre sei “sehr konstruktiv und sachlich” gewesen, die Diskussion “argumentativ getragen”, berichtet Renn im Gespräch mit Table.Briefings. Er selbst könne gut mit der Entscheidung des Gremiums leben. Zwar habe Rauch eindeutig einen eklatanten Fehler begangen, sie habe diesen jedoch direkt eingeräumt und glaubhaft versichert, dass dahinter keine antisemitischen Motive standen. Ihr in dieser Situation eine Chance zu geben, sei auch eine Frage der Fehlerkultur. “Aber wir werden natürlich genau hinschauen. Das Kuratorium erwartet künftig enge Absprachen mit dem Präsidium und allen universitären und außeruniversitären Gremien – und spätestens nach einem Jahr einen Bericht, welche Fortschritte gemacht wurden.”

    Als “nicht verhältnismäßig” bezeichnet Renn einige Reaktionen aus der Politik und den Medien. “Die Versuche, den Fall zu skandalisieren, finde ich sehr problematisch. Das ist keine gute politische Kultur”, sagt der Nachhaltigkeitswissenschaftler. “Als Überreaktion sehe ich auch die Entscheidung des Kanzleramts, Geraldine Rauch aus dem Zukunftsrat des Bundeskanzlers zu entfernen.”

    Am Freitag war bekannt geworden, dass Olaf Scholz die Präsidentin der TU Berlin aus diesem Beraterkreis streicht. Der Bundeskanzler habe entschieden, dass sie in Zukunft nicht mehr Mitglied sein werde, hatte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann mitgeteilt. Rauch werde bei der anstehenden turnusgemäßen Verlängerung der Berufung der Mitglieder dieses Rats nicht wieder in das Gremium berufen. “Aus Sicht des Bundeskanzlers sind die gegen sie erhobenen Vorwürfe schwerwiegend und sie sind bisher nicht ausgeräumt worden”, begründete die Sprecherin den Schritt.

    Welche Vorwürfe damit genau gemeint waren, ist bislang unklar. Eine entsprechende Anfrage von Table.Briefings blieb bis zum Montagabend unbeantwortet. Fakt ist: Sowohl der Akademische Senat als auch das Kuratorium der TUB sind davon überzeugt, dass Rauch keinerlei antisemitische Vorurteile pflegt, damit sympathisiert oder diese unterstützt.

    Kuratorium fordert mehr Respekt vor der Person und dem Amt

    Aus der Politik gab und gibt es dennoch zahlreiche Rücktrittsforderungen. Unter anderem forderte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, ihren Rücktritt. Auch CDU-Parteichef Friedrich Merz hatte sich entsprechend geäußert.

    “Die zum Teil aggressiven Anschuldigungen gegenüber Frau Rauch sind aus Sicht des Kuratoriums ungerechtfertigt, lassen den mangelnden Respekt vor der Person und dem Amt vermissen und sind ein eklatanter Verstoß gegen das Gebot der Verhältnismäßigkeit”, heißt es dazu im Beschluss des Gremiums. Es stellt jedoch auch fest, dass das “eklatante Fehlverhalten” Rauchs der TU Berlin großen Schaden zugefügt und zu einer verstärkten Polarisierung innerhalb der Universität geführt hat. Der internationale Ruf der TU Berlin habe erheblich gelitten und die Erfolgsaussichten für den erneuten Antrag der Berlin University Alliance zur Exzellenzinitiative seien getrübt.

    Dem zwölfköpfigen Kuratorium der TUB gehören rein formell auch Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra und Staatssekretär Henry Marx an. Sie waren jedoch in der jüngsten Beratung nicht dabei. Seit geraumer Zeit nehme in der Regel nur noch die Fachebene der Wissenschaftsverwaltung teil – und zwar beratend, teilte eine Sprecherin mit. “Die Leitung der Wissenschaftsverwaltung ist rein formell zwar noch Teil des Gremiums, aber es wurde bereits im Sommer 2023 die Entscheidung getroffen, dass dies unter anderem aus Compliance-Gründen nicht mehr der Fall sein wird.” Hierzu sei bereits eine Änderung des Berliner Hochschulgesetzes erfolgt, die aktuell in den Hochschulen umgesetzt wird.

    Nun steht noch das Disziplinarverfahren aus

    Ob sich die Aufregung um Rauch nun legt, bleibt abzuwarten. Ihr Prinzip, auf die Grundordnung der TUB zu setzen, die ein geordnetes Verfahren für die mögliche Abwahl der Universitätsleitung vorsieht, hat sich auf alle Fälle bewährt.

    Parallel dazu hat Rauch bei der Wissenschaftsverwaltung ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt. Das hatte der Verwaltungsrechtler Markus Ogorek von der Universität zu Köln als “taktisch klug” eingeordnet. Denn darin prüfe der Dienstherr, ob Verletzungen der Amtspflichten vorliegen und bewertet gegebenenfalls die Schwere. Im Fall Rauch handele es sich jedoch gerade nicht um ein klassisches Dienstvergehen, die Kritik liege zumindest primär auf politischer Ebene. Deshalb sei allenfalls mit der Erteilung eines Verweises zu rechnen.

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    Israel: Wie europäische Universitäten am Boykott arbeiten

    Nach der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs zur israelischen Offensive in Rafah nimmt der Druck aus der akademischen Community auf Israel zu. Die spanische Rektorenkonferenz hatte bereits im Mai in einem Statement die Kooperationsvereinbarungen mit Israel infrage gestellt. Nun folgten weitere Universitäten. Mit dabei sind unter anderem mehrere Universitäten in Norwegen, die Universität Turin, die belgischen Universitäten in Brüssel und Gent sowie das Trinity College in Dublin. 

    Der Verbund der flämischen Universitäten geht noch einen Schritt weiter. In einem Schreiben an die Kommission stellt er zumindest indirekt infrage, ob Israel die ethischen Standards der EU einhält. Dabei bezieht er sich auf die Formulierungen in den Grant Agreements, den Verträgen, die die Projekte mit der Kommission schließen. Darin heißt es, dass die Projektpartner “sich auf die Achtung grundlegender EU-Werte (wie die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte, einschließlich der Rechte von Minderheiten) verpflichten”. 

    Sitzung des EU-Israel-Assoziationsrats einberufen 

    Darüber hinaus kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell an, dass er eine Sitzung des Assoziationsrates EU-Israel einberufen werde. Dort wolle man sich über alle relevanten Fragen austauschen, die die bilateralen Beziehungen betreffen. Darunter fällt auch die Assoziierung Israels mit Horizon Europe.  

    Ehler entsetzt über Boykottaufrufe 

    Der EU-Forschungspolitiker Christian Ehler (CDU) zeigt sich aufgrund dieser Entwicklungen äußerst besorgt. In einem Brief an Forschungskommissarin Iliana Ivanova, der Table.Briefings vorliegt, fordert er, “diesen ungerechtfertigten Angriff gegen das jüdische Volk Israels zu stoppen”. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen und die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. Der Protest und Widerstand dagegen sei von Antisemitismus durchdrungen

    Die Boykottaufrufe der akademischen Community und die Debatte über Israels Platz in Horizon Europe entsetzen Ehlers. Dies alles stehe in krassem Gegensatz zu dem Widerwillen in der Akademia, alle Verbindungen zu russischen Universitäten abzubrechen, als Russland als Aggressor 2022 in die Ukraine einmarschierte. Oder auch zu den umfangreichen Kooperationen, die europäische Universitäten mit chinesischen Forschungseinrichtungen pflegten – trotz der gut dokumentierten Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung. 

    Die Reaktion eines Teils des akademischen Sektors stelle “einen grundlegenden Angriff auf die Stellung des jüdischen Volkes innerhalb der europäischen Gemeinschaft und insbesondere auf die Stellung israelischer Forscher im Europäischen Forschungsraum dar”, schreibt Ehler. Das sei völlig inakzeptabel und widerspreche dem Kern des europäischen Projekts. 

    EU: Derzeit werde Ausschluss Israels nicht erwogen 

    Die EU erwäge derzeit nicht, die Teilnahme israelischer Einrichtungen an Horizon Europe auszusetzen oder zu verändern. Das teilte eine Sprecherin der Kommission Table.Briefings auf Anfrage mit. Gleichzeitig wolle man die strikte Einhaltung des Völkerrechts und ethischer Standards sicherstellen.

    HRK: Schleichende Ausgrenzung israelischer Wissenschaftler 

    Die HRK und ihr Präsident Walter Rosenthal sprechen sich in einem offenen Brief an die Präsidentinnen und Präsidenten der israelischen Hochschulen gegen “jede Form des Boykotts gegen israelische Wissenschaftler und israelische Einrichtungen” aus. “Die schleichende, oft subtile Ausgrenzung israelischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler widerspricht den Grundprinzipien der akademischen Zusammenarbeit und der akademischen Freiheit”, schreibt Rosenthal. Er fordere alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland auf, die Zusammenarbeit mit Israel fortzusetzen oder sogar zu verstärken

    Einbindung israelischer Partner ein Risiko? 

    Anderswo in der deutschen Community ist man ebenfalls besorgt. Wenn mehr und mehr europäische Partner nicht mehr mit Israel kooperieren wollen, hat das zwangsläufig auch Auswirkungen auf deutsche Hochschulen. Wie geht man damit in gemeinsamen Horizon Europe-Projekten um, wenn deutsche, belgische und israelische Partner an einem Tisch sitzen? Verschlechtern sich die Chancen für einen Antrag, wenn man einen israelischen Partner mit in ein Proposal aufnimmt? 

    David Harel, Präsident der Israel Academy of Sciences and Humanities, befürchtet im Gespräch mit Table.Briefings negative Auswirkungen, nicht nur auf israelische Einrichtungen, sondern auch auf die breitere wissenschaftliche Gemeinschaft, wenn Israel tatsächlich von Horizon Europe ausgeschlossen werden sollte.  

    David Harel: Lautstarke Unterstützung aus Deutschland erwünscht

    Bereits jetzt würden Kooperationsprojekte, gegenseitige Besuche und gemeinsame Konferenzen, die für den akademischen und wissenschaftlichen Fortschritt von entscheidender Bedeutung seien, abgesagt, berichtet Harel. Mit der EU stünde man dazu nicht in direktem Kontakt, auch nicht bezüglich eines möglichen allgemeinen Boykotts. Von deutschen Wissenschaftseinrichtungen wünscht er sich eine “lautstarke Unterstützung gegen diese diskriminierenden Praktiken”. Dies könne öffentliche Meinung und politische Entscheidungen innerhalb der Europäischen Union erheblich beeinflussen. 

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    Termine

    12. Juni 2024, 16 bis 18 Uhr, Fraunhofer ENIQ, Berlin
    Konferenz (Allianz der Wissenschaftsorganisationen) Ukraine: Research and Development for sustainable reconstruction – The examples of energy and agriculture Mehr

    12. Juni 2024, 9.30 Uhr bis 13 Uhr, Berlin, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Sitzungssaal 3.101
    Bundestag 76. Sitzung: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Mehr

    13. und 14. Juni 2024, Völklingen, Saarland, Weltkulturerbe Völklinger Hütte
    Treffen der Kultus- und Wissenschaftsminister der Länder 386. Kultusministerkonferenz Mehr

    15. Juni 2024, Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt, 10117 Berlin
    Leibniztag 2024 Festsitzung Mehr

    17. Juni 2024 ab 12 Uhr und 8. Juni 2024 ab 14:30, Berlin, silent green Kulturquartier, Gerichtstraße 35
    Weizenbaum Conference Uncertain journeys into digital futures: Inter- and transdisciplinary research for mitigating wicked societal and environmental problems Mehr

    1. bis 3. Juli 2024, Universität Potsdam
    Versammlung DFG-Jahresversammlung Mehr

    News

    Start-up-Wettbewerb: Welches Bundesland am besten abschneidet

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat es sich nicht nehmen lassen, selbst bekannt zu geben, welche Verbünde die erste Auswahlstufe des “Exist-Leuchtturmwettbewerbs Start-up Factories” überstanden haben. Er sieht darin einen “Meilenstein in der Entwicklung Deutschlands hin zu einer führenden Start-up-Nation”

    Der große Gewinner des Vorentscheids war Nordrhein-Westfalen: Allein vier der 15 ausgewählten Verbünde kommen aus dem Westen der Republik. 

    26 Verbünde hatten sich beworben 

    Mit dem Start-up Factories-Wettbewerb fördert das BMWK den Aufbau von hochschulnahen, privatrechtlich organisierten und unternehmerisch geführten Gründerzentren. In der ersten Phase des Wettbewerbs hatten sich insgesamt 26 Verbünde mit über 100 Beteiligten aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und privaten Akteuren beteiligt. 

    Eine Expertenjury wählte Ende Mai die vielversprechendsten Projekte für die Konzeptphase aus. Mit den in den nächsten acht Monaten zu entwickelnden Detailkonzepten können sich die künftigen Start-up Factories für eine fünfjährige Projektphase bewerben. Die Entwicklung der Detailkonzepte fördert das BMWK bereits mit je 150.000 Euro. Die endgültige Auswahl wird dann im ersten Quartal 2025 getroffen. Fünf bis zehn Verbünde können dann bis zu zehn Millionen Euro für fünf Jahre bekommen.

    Factories sollen sich langfristig selbst tragen 

    Ziel des Leuchtturmwettbewerbs ist es laut BMWK, “hochschulübergreifende Ökosysteme mit internationaler Ausstrahlung und starker Einbindung in regionale und nationale Wertschöpfungsketten zu etablieren”. Damit sollen langfristig “wirtschaftlich vollständig selbsttragende Start-up Factories” entstehen. Zentral sei eine unternehmerische Ausrichtung, die es ermögliche, mindestens 50 Prozent privates Kapital einzubringen.   

    An diesen Bedingungen gab es im Vorfeld auch Kritik. Bewerbungen von Hochschulen in strukturschwachen Regionen hätten damit nur wenig Aussicht auf Erfolg. Bereits bestehende Unterschiede in der Gründungsförderung würden damit weiter verschärft. Da parallel zur Einführung der Start-up Factories die Basisförderung der Gründungskultur durch Exist-Potentiale wegfällt, fürchten vor allem kleinere Hochschulen um die Finanzierung für Gründerberatung und -förderung.  

    Kein Ergebnis bei Gesprächen zur Nachfolge “Exist-Potentiale” 

    Das BMWK beendet die Förderung über Exist-Potentiale auch auf Druck des Bundesrechnungshofes. Dieser verwies immer wieder auf die Zuständigkeit der Länder. In Bund-Länder-Gesprächen will das Ministerium jetzt auf eine Übernahme der Förderung durch die Länder hinwirken. Konkrete Ergebnisse wurden noch nicht vermeldet. mw 

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    Europawahl: Was sich für die EU- Forschung ändern soll

    Er war Mitglied im Forschungsausschuss und wird es auch bleiben: CDU-Politiker Christian Ehler zieht erwartungsgemäß erneut ins Europaparlament ein. In CDU-Kreisen freut man sich – trotz vieler Stimmen für rechts – über das Abschneiden der eigenen Partei. Die Politik um den Green Deal wird in Gesprächen mit Table.Briefings als entscheidender Grund für das schlechte Ergebnis besonders der Grünen angesehen. Auch Ehler hatte bereits im Vorfeld im Interview erklärt, man müsse in der nächsten Legislatur wieder “ein Gleichgewicht im europäischen Rechtsrahmen schaffen”.   

    In der abgelaufenen Amtszeit seien zu viele Dossiers mit einer klaren Voreingenommenheit zugunsten eines oder weniger wichtiger Interessen gelöst, die man ausbalancieren musste. “In der grünen Agenda fehle es an Realismus, weil Fragen zur Umsetzung als grundlegende Herausforderungen für die Ziele der Green Deal-Gesetze angesehen wurden”, erklärte Ehler.

    CDU: Europa-Wahl gute Nachricht für die Forschungsszene

    Auch Michael Bloss, Kandidat für die Grünen, zieht erneut ins Europäische Parlament ein. Der Stuttgarter, zuletzt Mitglied des ITRE-Ausschusses, ist offen enttäuscht. “Wir sind mit diesem Ergebnis nicht zufrieden und hatten uns mehr erhofft”, erklärt er. Leider hätten bundespolitische Themen diesen Wahlkampf dominiert. Die Wähler der Grünen aber hätten sich weiterhin für starken Klimaschutz und die Fortsetzung des Green Deal ausgesprochen. “Jetzt liegt es an uns, dieses Mandat mit voller Kraft umzusetzen.” 

    Tatsächlich hat die Wahlgewinnerin, die amtierende und voraussichtlich auch nächste EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, am Montag deutlich gemacht, dass sie den Green Deal nicht rückgängig machen wolle. Schon im EVP-Wahlprogramm habe ihre Partei klargemacht, dass man alles tun werde, um den Klimawandel zu bekämpfen. Aber eben anders, ist aus Kreisen zu hören. Jetzt könne man daran arbeiten, Europa wieder wettbewerbsfähig zu machen und verhindern, “dass Europa ein Freilichtmuseum werde”, heißt es.

    Natürlich wolle man Klimaziele erreichen, sagen Insider. Es solle aber nicht immer alles bis ins Detail vorgeschrieben werden. Dies sei doch eine gute Nachricht für die Wissenschaftsszene, denn ein stärkerer Fokus auf Wettbewerb bedeute eine Stärkung der Forschung, besonders in den Schlüsseltechnologien, heißt es.

    Ebenfalls wiedergewählt wurde Svenja Hahn (FPD), seit 2019 Mitglied des EU-Parlaments. Sie saß im Sonderausschuss für Künstliche Intelligenz im digitalen Zeitalter. Sie will “die EU zu einem Innovations-Hotspot für KI machen”. Jens Geier (SPD) wird ebenfalls wieder ins Brüssler Parlament sitzen. Von 2017 bis 2024 war er Vorsitzender der Europa-SPD. Zuletzt saß er im Industrie-, Forschung- und Energieausschuss und im Haushaltsausschuss.

    Insgesamt entsendet Deutschland 96 Abgeordnete ins Europaparlament. Die meisten kommen von der Union. Alle Namen lesen Sie hier. Was die Parteien hinter den genannten Parlamentariern für die Forschung und Innovation der kommenden Legislatur versprechen, können Sie hier nachlesen. nik

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    Beschluss in dieser Woche: Wann die Wissenschafts-MK zum ersten Mal tagt

    In der Kultusministerkonferenz schreitet die geplante Trennung von Bildungs- und Wissenschaftsseite weiter voran. Bereits am Dienstag vergangener Woche traf sich die Strukturkommission II zu einer “länderoffenen Sitzung”, in der die Aufspaltung auf der Tagesordnung stand. “Wie bereits bekannt, wird sich die Bildungsseite diesem nachvollziehbaren Wunsch der Wissenschaft nicht verschließen“, erklärte ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums Table.Briefings.

    Aus dem Wissenschaftsministerium von Armin Willingmann in Sachsen-Anhalt heißt es derweil auf Anfrage, dass am Donnerstag in einer gemeinsamen Sitzung der Beschluss zur Weiterentwicklung der KMK gefasst werden soll. Die entsprechende Vorbereitung erfolge wie immer konstruktiv und vertraulich: “Mit dem Beschluss werden die Weichen für eine eigenständige Wissenschafts-MK unter dem Dach der KMK gestellt.”

    Format soll Schlagkraft und Wahrnehmbarkeit erhöhen

    Im März hatte Willingmann im Interview gesagt, dass er davon ausgehe, dass die Gründung der neuen WissenschaftsMK zum 1. Juli 2024 vollzogen werden kann. Ein Beschluss während der nun am 13. und 14. Juni anstehenden 386. KMK-Sitzung sei dafür ausreichend, da die WissenschaftsMK als Sitzungsformat nicht am 1. Juli, sondern an einem späteren Termin erstmals tagen würde. 

    Sein Sprecher konkretisierte auf erneute Anfrage jetzt: Für die konstituierende Sitzung der Wissenschafts-MK, deren Vorsitzender bis zum Ende des Jahres der saarländische Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker sei, werde ein Termin im November angestrebt. Das neue Format biete die Chance, die Wahrnehmbarkeit und Schlagkraft der Wissenschaftspolitik der Länder zu erhöhen und trage zudem dem Umstand Rechnung, dass sich die Ressortzuschnitte der ehemaligen Kultusministerien in den Bundesländern stark diversifiziert haben.

    KMK könnte neuen dreiköpfigen Vorstand bekommen

    Laut dem Wiarda.Blog sieht ein Eckpunktepapier, das in dieser Woche verhandelt werden soll, noch weitergehende Strukturreformen der KMK vor. Demnach soll es am Ende drei eigenständig agierende Ministerkonferenzen innerhalb der KMK geben: für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Statt eines KMK-Präsidiums, das bildungsdominiert ist, wie bisher, würde es dann einen KMK-Vorstand geben, bestehend aus den Vorsitzenden der drei Konferenzen, die sich bei gemeinsamen Themen absprechen und ansonsten autark handeln. tg mit Maximilan Stascheit

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    Standpunkt

    Warum Netzwerke mit männerbündischem Charakter auch in der Wissenschaft ein Problem sind

    Von Birgitt Riegraf
    Porträt Birgitt Riegraf, Soziologin und Präsidentin der Universität Paderborn.
    Birgitt Riegraf ist Soziologin und Präsidentin der Universität Paderborn.

    Inzwischen ist es eine Binsenweisheit oder ein offenes Geheimnis, dass die anhaltende Unterrepräsentanz von weiblichen Hochschulleitungen und von Professorinnen nicht unwesentlich mit ihrer Nicht-Integration in machtvolle Netzwerke und ihrem Ausschluss aus karriererelevanten Seilschaften zusammenhängt.

    Dass weibliche Hochschulleitungen in ihrer Position eher gefährdet sind als ihre Kollegen, hat eben auch damit zu tun, dass sie sich in kritischen und krisenhaften Zeiten weniger auf “orchestrierten” Rückhalt und weniger auf rückhaltlose Unterstützung verlassen können. Den Fokus auf diese Frage scharf gestellt, würde den Rücktritt der Präsidentin der Universität Kiel, Simone Fulda, und die Diskussionen um Geraldine Rauch, die Präsidentin der TU Berlin, nochmals in einem ganz anderen Lichte erscheinen lassen.

    Kooperations- und Kooptationsmechanismen halten sich hartnäckig

    Da sich die vorwiegend informellen Netzwerke und Seilschaften teilweise über Jahrzehnte, ja gar Jahrhunderte ohne die Beteiligung von Wissenschaftlerinnen herausgebildet haben, ist es in einer historischen Perspektive nicht gerade verwunderlich, dass vor allem Männer davon profitiert haben. Erschreckend ist jedoch, in welcher Nachhaltigkeit sich diese Kooperations- und Kooptationsmechanismen halten – trotz vielfältiger Gleichstellungsdebatten und -anforderung, unterschiedlicher Gleichstellungsprogramme und -maßnahmen. Teils gewinnen sie sogar noch neue Stärke.

    Denn nach wie vor gilt: Während beispielsweise Wissenschaftler eine kontinuierliche Lehrer-Schüler-Bindung als entscheidend für ihre wissenschaftliche Karriere beschreiben, erfahren Wissenschaftlerinnen deutlich schwächer ausgeprägte Unterstützung und Betreuung und erhalten weniger Zugänge zu den machtvollen, männlich dominierten professionellen Netzwerken.

    Es ist also keine wirklich überraschende Information, dass entgegen der Selbstbeschreibung im Wissenschaftssystem nicht allein die “exzellenten” Leistungen oder allein die Qualifikationen beim beruflichen Aufstieg und bei der Absicherung von Führungspositionen “spielentscheidend” sind. Es sind eben auch informelle Netzwerke und starke Seilschaften, die karriereentscheidende Zugänge eröffnen oder verschließen.

    Eine wirkliche Aufnahme in tragfähige Netzwerke und Seilschaften ist hoch voraussetzungsvoll

    In ihnen werden wichtige Informationen ausgetauscht, (mikro-)politische Strategien ausgetüftelt und über deren Umsetzung beraten und hier werden forschungs- und stellenrelevante Entscheidungen getroffen. Diese tragfähigen und professionsbezogenen Beziehungen sind aufgrund ihrer Informalität zugleich sehr schwer zugänglich.

    Pausengespräche auf Tagungen oder die informellen Gespräche im Rahmen von Abendprogrammen sind etwa für den Aufbau und die Stabilisierung von Netzwerkkontakten unter Wissenschaftlern zentral, und diese scheinen auf den ersten Blick auch allen Beteiligten offen zugänglich. Eine wirkliche Aufnahme in tragfähige Netzwerke und Seilschaften ist jedoch hoch voraussetzungsvoll.

    Für die Aufnahme in die machtvollen informellen Zusammenschlüsse gibt es kein offizielles Kriterium: Eine Person kann im Umfeld von Netzwerken und Seilschaften auf sich aufmerksam machen und Interesse signalisieren, aber für das Anmelden von Ansprüchen auf Teilnahme gibt es keine Grundlage. Die Netzwerke und Seilschaften funktionieren über ‘Sympathie’, Vertrauen und Gegenseitigkeit, wobei beides nicht allen Personen und Personengruppen zugestanden wird.

    Die Aufnahme in Netzwerke als Investition in die Zukunft

    Es wird also mehr oder weniger offen und sehr sorgfältig ausgewählt, wer als sympathisch und vertrauenswürdig mit Blick auf die Unterstützung der eigenen Karriere gilt und wer ein “Versprechen in die Zukunft” ist. Denn es gilt, dass sich die aufgewendete Zeit für die Mitglieder als “Investition in die Zukunft” lohnen muss, ganz nach dem Prinzip “eine Hand wäscht die andere”. Oder anders formuliert: Netzwerke und Seilschaften ziehen ihre Stärke aus dem Vertrauen, dass sich ein Engagement “in the long run” für alle am Netzwerk und in den Seilschaften beteiligten Mitglieder mit Blick auf den Statusgewinn auszahlen wird.

    Gerade, wenn über Gruppenzugehörigkeiten auf informeller Ebene entschieden wird, werden personale Stereotype wirksam, die zwar den Prozessen der Vertrauensbildung förderlich sein mögen, jedoch dazu führen, dass von der dominanten Gruppe abweichende soziale Gruppen selektiert werden. Dies betrifft in männlich dominierten Organisationen vor allem hochqualifizierte weibliche Mitglieder. Denn sie erfüllen in den Augen der machtvollen männlichen Netzwerke grundsätzlich nicht die Voraussetzungen für die Vertrauensbildung, da sie als weniger zuverlässig, weniger stabilitätsbildend und auch weniger karriererelevant als die Kollegen gelten.

    Abgrenzung dient dem Gruppenzusammenhalt

    In den männerbündisch wirkenden Netzwerken wirkt das Prinzip “Gleich und Gleich gesellt sich gern”. Angehörige statusniedrigerer sozialer Gruppen erhalten hingegen weniger Sympathie. Diese Abgrenzungsprozesse dienen der Stärkung des männerbündischen Gruppenzusammenhalts.

    Der Ausschluss von Wissenschaftlerinnen aus diesen zentralen Netzwerken lässt sich also keinesfalls mit fehlendem Engagement und fehlenden fachlichen Interessen oder einer zu geringen Bereitschaft erklären, Beziehungen zu karriererelevanten Personen aufzubauen und zu halten. Sondern vor allem mit dem männerbündischen Charakter dieser Netzwerke, für die qua Geschlecht rekrutiert wird.

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    Heads

    Theresia Bauer wird neue Geschäftsführerin der Stiftung Baden-Württemberg. Sie wurde vom Aufsichtsrat für die nächsten fünf Jahre bestellt und tritt die neue Stelle zum 15. Juni an. Bauer, von 2011 bis 2022 baden-württembergische Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, übernimmt von Christoph Dahl, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat.

    Peter Loskill und Silke Riegger sind mit dem Ursula M. Händel-Tierschutzpreis 2024 ausgezeichnet worden. Der mit 80.000 Euro dotierte Preis wurde ihnen in Würzburg für die Entwicklung von Organ-on-Chip-Systemen als Alternative zu Tierversuchen verliehen.

    Isabell Welpe wird Scientific Directorin für das MBA-Programm Corporate Digital Leadership & Transformation der Dresden International University (DIU). Welpe ist Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München. Darüber hinaus leitete sie das Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung.

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    Best of Table

    Security.Table. Warum die Weltraumsicherheitsstrategie nicht vorankommt. Einen überraschend großen Teil seiner Eröffnungsrede zur ILA widmete Bundeskanzler Olaf Scholz dem Weltraum. Doch auf eine geplante Sicherheitsstrategie für den Weltraum lässt die Bundesregierung warten. Die Industrie hofft auf ein deutliches Signal, dass Deutschland das Space Race nicht aufgeben will. Mehr

    Climate.Table. Klimaausblick: Wie es nach der EU-Wahl weitergeht. Die scheidende Legislatur von EU-Kommission und EU-Parlament stand im Zeichen des Klimaschutzes. Wie es mit dem Green Deal weitergeht, ist einer der Knackpunkte im Wahlkampf. Zudem stellen sich Fragen zur Finanzierung. Viel Zeit ist nicht, um die Ergebnisse der Europawahl zu verdauen. Mehr

    Europa.Table. Was das Ergebnis der Europawahl für die deutsche Regierung bedeutet. Der Europawahlabend war kein schöner für die Ampelkoalition. Die Koalitionspartner schwächeln fast durch die Bank hinweg. Das Ergebnis dürfte sich auch auf die anstehenden Haushaltsverhandlungen auswirken. Die Liberalen dürften an ihrem harten Kurs festhalten, die Sozialdemokraten ähnlich zornig dagegenhalten. Mehr

    China.Table. Antriebe: Wie FAW Wasserstoff und Benzin kombiniert. Auf der Suche nach einem Antriebssystem, das die kommenden Umweltauflagen in China einhalten kann, geht der chinesische Hersteller FAW neue Wege. Mit Wasserstoff, Benzin und Strom setzt ein neuer Antrieb gleich auf drei Energiequellen. Das könnte auch die Entwicklung für andere Bereiche ankurbeln: für Schiffe, Lkw oder stationäre Motoren beispielsweise in Bergwerken oder Fabriken. Mehr

    China.Table. Künstliche Intelligenz: Wer den Wettkampf um das beste chinesische Sprachmodell gewinnt. Chinesische Sprachmodelle liegen hinter ChatGPT und anderen westlichen Konkurrenten zurück, doch die Lücke wird langsam kleiner. Grund dafür ist der enorme Wettbewerbsdruck auf dem chinesischen Markt. Das Rennen um das beste chinesische KI-Sprachmodell wird immer intensiver.  Mehr

    Dessert

    Krake Paul hatte bis zum Jahr 2010 die Vorhersage der DFB-Spiele fest im Griff. Jetzt setzen Forschende KI-Algorithmen dazu ein und kommen zu einem enttäuschenden Ergebnis.

    Der Wissenschaft fällt in der Postmoderne oft die Rolle des Überbringers von schlechten Nachrichten zu. Zuletzt bei der Covid-19-Pandemie oder schon seit Jahrzehnten in Sachen Klimawandel hat man präzise Methoden und technische Werkzeuge, die ungeschönte und unangenehme Fakten liefern. Viele möchten das nicht mehr hören und ziehen sich in vermeintlich schützende Filterblasen zurück. Nicht mal mehr über das Wetter lässt sich noch unpolitisch reden.

    Ein paneuropäisches Forschungsteam ist jetzt aber den einen Schritt zu weit gegangen – und hat sich den Fußball vorgenommen. Kurz bevor am Freitag mit dem Auftaktspiel gegen Schottland die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland startet, machen Forschende um Achim Zeileis (Universität Innsbruck) und Andreas Groll (TU Dortmund) alle Hoffnungen deutscher Fans zunichte. Nichts mehr hatten sich die Anhänger gewünscht als eine Wiederholung des Sommermärchens – diesmal inklusive Titel. Doch daraus wird wahrscheinlich nichts.

    Forschende haben das Turnier 100.000 Mal durchspielen lassen

    Legt man statistische Daten zugrunde und simuliert den gesamten Wettbewerb 100.000-mal – so wie es die Forschenden getan haben – wird nämlich eher die Équipe Tricolore den europäischen Fußballthron besteigen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 19,2 Prozent stehen die französischen Fußballer klar an der Spitze der Statistik. Nach England (16,7 Prozent) rangiert Deutschland erst auf Platz 3 mit mageren 13,7 Prozent.

    Für ihre Vorhersage setzten die Wissenschaftler auf maschinelles Lernen und kombinierten statistische Methoden. Im ersten Schritt wurde mithilfe von Daten über vergangene Spiele, Wettquoten und Ratings einzelner Spieler die Gesamtstärke eines Teams berechnet. Im zweiten Schritt setzten selbstlernende Algorithmen diese in Zusammenhang mit anderen Faktoren wie Anzahl der Champions League-Spieler in einem Team und deren Marktwert. Schließlich wurde auf dieser Basis die Wahrscheinlichkeit eines Turniersiegs berechnet.

    Vorbei sind die guten alten Zeiten, in denen eine Krake mit Namen Paul die Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft prognostizierte und erstaunlich oft richtig lag. Vorbei auch die Zeiten, in denen drei Weißbiere ausreichten, um zum Fußballexperten und Propheten zu werden. Wer nun mit Blick auf die EM auf das Versagen der Wissenschaft hofft, an alternative Fakten glaubt oder erst gar nicht hinsehen mag, dem sei das ausnahmsweise verziehen. Hat es nicht im Juni 2014 auch so oft geregnet …? Tim Gabel

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