Table.Briefing: Research

+++ Table.Spezial +++ Was die Haushaltsbeschlüsse für das BMBF bedeuten

Liebe Leserin, lieber Leser,

“Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”, so beschrieb der Grünen-Haushaltspolitiker Bruno Hönel das Verhältnis zwischen Haushaltsausschuss und BMBF. Das Haus darf das Sparinstrument der Globalen Minderausgabe nutzen, ohne zunächst genaue Einsparungen benennen zu müssen. Gleichzeitig knüpfte der Haushaltsausschuss enge Vorgaben an diesen “Freifahrtschein”: Das BMBF muss nun alle drei Monate an den Ausschuss berichten – quantitativ und qualitativ.

Nachdem die Haushälter das Ministerium auch bei der Dati enger an die Leine nehmen, spricht Oppositionspolitiker Thomas Jarzombek insgesamt von einem “Misstrauensvotum gegen das Ministerium”. Auch andere Abgeordnete berichten von einer zunehmenden Entfremdung von einem Haus, das anscheinend nichts mehr bewegen wolle.

Von einer Rettung sprachen Abgeordnete hingegen bei der Batterieforschung. 70 Millionen Euro stehen jetzt für Neubewilligungen in 2024 zur Verfügung. Statt 180 Millionen, die im ursprünglichen Haushaltsentwurf vorgesehen waren. Ein herber Schlag. Aber immerhin weniger dramatisch, als es die zwischenzeitliche Bereinigungsvorlage vorgesehen hatte.

Kritik kommt von Wiebke Esdar (SPD). “Wir bedauern, dass das Ministerium nicht die Kraft hatte, konkrete Einsparvorschläge zu machen”, sagt die Haushälterin. Dass die Haushälter nun streng kontrollieren, sei aber kein Misstrauen, sondern “Teil unserer Aufgabe als Haushälterinnen und Haushälter – ein ganz normales Ringen um die Grundsätze von Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit”.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und ein schönes Wochenende,

Ihre
Nicola Kuhrt
Bild von Nicola  Kuhrt
  • BMBF
  • Forschungspolitik
  • Haushalt 2024

Analyse

Einigung im Bundeshaushalt: Für die Batterieforschung gibt es Hoffnung

Bundesfinanzminister Christian Lindner und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger diskutierten bis zum Schluss über Kürzungen im Forschungsetat.

Es ging erstaunlich schnell in der finalen Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses. Die Batterieforschung und die “Technologie-Plattform Power to Liquid-Kraftstoffe” wurden “gerettet”, wie es aus Abgeordnetenkreisen hieß. Und das BMBF darf seinen Sparbeitrag zum Haushalt 2024 tatsächlich variabel über das Instrument der Globalen Minderausgabe (GMA) leisten. Alles gut also für Bettina Stark-Watzinger? Bei genauerer Betrachtung findet man viel Misstrauen gegenüber dem Ministerium, das aus den Beschlüssen spricht.  

Diese Ergebnisse sind für die Forschung relevant 

  • Der Ausschuss stimmte dem Plan des BMBF zu, den geforderten Sparbeitrag von 200 Millionen Euro über eine Erhöhung der Globalen Minderausgaben (GMA) umzusetzen. Letztlich bleibt damit weiter unklar, wo man genau sparen will. Allerdings haben die Haushälter deutlich gemacht, dass die durch den Haushaltsausschuss gefassten Beschlüsse über Einzelmaßnahmen im Einzelplan 30 (dem Haushalt des BMBF) im vollen finanziellen sowie inhaltlichen Umfang umgesetzt werden sollen.
  • Pikant: Zusätzlich beschließen die Haushälter eine engmaschige Kontrolle des BMBF. Quantitativ und qualitativ soll das Ministerium regelmäßig über die Fortschritte berichten. 
  • Ein grundsätzliches Misstrauen des Parlaments gegenüber dem Ministerium spricht auch aus dem Beschluss zur Dati. Damit hier die Mittel entsperrt werden können, zwingen die Abgeordneten das BMBF einen detaillierten Finanzplan aufzustellen. Dieser soll zusätzlich zum längst überfälligen inhaltlichen Konzept erstellt werden. So will der Ausschuss wohl sicherstellen, dass die für 2024 eingestellten Mittel vollumfänglich für die Zielsetzung der Dati verwendet werden. 

Batterieforschung: 70 statt 180 Millionen für neue Projekte 

  • Für die Batterieforschung, um die in dieser Woche gebangt wurde, gibt es tatsächlich Hoffnung. Zusätzliche 70 Millionen Euro wurden dafür bereitgestellt. Sie verteilen sich auf 20 Millionen für dieses Jahr und jeweils 12,5 Millionen in den Folgejahren 2025 bis 2028. Damit liegt das Budget für 2024 wieder beim ursprünglichen Plan, nämlich bei der Summe von rund 155 Millionen Euro, die bereits in den vergangenen Jahren über den KTF bereitgestellt wurde. Allerdings liegen die Summen der sogenannten Verpflichtungsermächtigungen für die Folgejahre weiterhin deutlich unter den ursprünglichen Plänen. Damit können im Jahr 2024 deutlich weniger Projekte beginnen als in der ursprünglichen Haushaltsplanung vorgesehen. Für Neubewilligungen stehen lediglich noch 70 Millionen Euro statt wie ursprünglich geplant 180 Millionen Euro zur Verfügung, teilte ein Sprecher des BMBF mit. Damit wurde eine Streichung auf null verhindert. Allerdings bedeutet dies massive Einschnitte für den in den vergangenen Jahren aufgebauten Forschungssektor.
  • Und auch das DLR-Projekt “Technologie-Plattform Power to Liquid-Kraftstoffe” in Leuna, in dem zur industriellen Produktion strombasierter Kraftstoffe geforscht wird, soll von Kürzungen verschont bleiben. Dieses fällt in das Ressort des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Noch in diesem Jahr wird laut Informationen von Table.Media der Start des Projekts mit 30 Millionen Euro gefördert. Bis 2027 werden zusätzlich insgesamt 100 Millionen Euro in Form von Verpflichtungsermächtigungen bereitgestellt. 

Am 2. Februar soll der Haushalt final von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden. 

  • BMBF
  • Forschungsförderung
  • Forschungspolitik
  • Haushalt 2024

BMBF kommt mit 200 Millionen Euro Einsparungen glimpflich davon, doch wird es künftig engmaschig kontrolliert

Am Donnerstagabend hat der Haushaltsausschuss den Einzelplan für Bildung und Forschung beschlossen. Die Haushälter akzeptierten damit den Budget-Plan von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Der auferlegte Sparbeitrag von 200 Millionen Euro für das BMBF wird per Erhöhung der Globalen Minderausgabe (GMA) betrieben – sodass weiterhin unklar bleibt, wo genau gespart werden wird. Die Minderausgaben liegen bei 850 Millionen Euro, was von allen Experten als sehr hoch eingestuft wird.  

Die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation sind für die Ampel ein Eckpfeiler ihrer Regierungsarbeit, sagt Wiebke Esdar, haushaltspolitische Sprecherin der SPD. Deswegen komme das BMBF mit 200 Millionen Euro Einsparungen vergleichsweise glimpflich davon. Mit 20 Millionen Euro rette die Ampel im parlamentarischen Verfahren zudem die Zukunft des Dachkonzepts Batterieforschung, die im Regierungsentwurf massiv gekürzt worden war. Die Bedingung für die Freigabe der gesperrten Mittel für die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (Dati) habe man um einen Finanzierungsplan ergänzt. “Damit stellen wir als Haushaltsausschuss sicher, dass die Dati im laufenden Jahr endlich an den Start gehen kann und nicht durch den globalen Spardruck aufgrund der GMA gebremst wird.” 

Alle drei Monate muss das BMBF nun an den Haushaltsausschuss berichten  

Es gehöre aber zu einem ehrlichen Bild, dass die weitere Erhöhung der im BMBF bereits hohen Globalen Minderausgabe (GMA) für verlängerte Unklarheit bei vielen Themen sorgt. “Wir bedauern, dass das Ministerium nicht die Kraft hatte, konkrete Einsparvorschläge zu machen.” Daher werde man als Parlamentarier 2024 “sehr genau und laufend im Blick behalten, wie die Einsparungen zustande kommen. Dazu haben wir im Haushaltsausschuss ein zusätzliches Controlling vereinbart”. 

Alle drei Monate muss das BMBF nun an den Haushaltsausschuss berichten. Zudem sind alle Einzelmaßnahmen, die der Haushaltsausschuss dem BMBF-Haushalt für 2024 bereits im vergangenen Herbst hinzugefügten hatte, festgeschrieben worden.

Es gilt das Prinzip “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”

Der Beschluss des Haushaltsausschusses sei ein “Misstrauensvotum gegen das Ministerium”, sagt Thomas Jarzombek (CDU). Es sei zudem bezeichnend, dass der Haushaltsausschuss mehr Gestaltungsfreude an den Tag lege als das BMBF. Aus Kreisen heißt es vermehrt, die Ministerin habe kein Interesse mehr, etwas zu bewegen, der Beschluss sei der “Endpunkt einer Entfremdung”. 

Das sieht Bruno Hönel (Grüne), haushaltspolitischer Sprecher, anders. Die Beschlüsse des Haushaltsausschusses zeugten nicht von absolutem Misstrauen, sondern verdeutlichen, dass wir unserer Pflicht der parlamentarischen Kontrolle der Regierung nachkommen. “Ganz nach dem Prinzip ,Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser’ haben wir dem Ministerium beim Erbringen des Konsolidierungsbeitrags von 200 Millionen Euro große Flexibilität ermöglicht – wenn man so will, ein Vertrauensvorschuss – , die wir aber nun im Laufe des Jahres eng begleiten werden.” Es sei dem Ausschuss besonders wichtig, dass die parlamentarischen Beschlüsse, also der Wille des Haushaltsgesetzgebers, in vollem Umfang umgesetzt werden. 

Offene Kritik kommt von Petra Sitte (Die Linke), auch sie vermisst offenkundig den Willen der Ministerin, Dinge für das BMBF zu bewegen. “Mit den Beschlüssen der Bereinigungssitzung lässt der Haushaltsausschuss die Planlosigkeit der Forschungsministerin weiter durchgehen”, sagt Sitte. Gleichzeitig fehlten für groß angekündigte Vorhaben wie Dati weiter schlüssige Konzepte. 

Haushälter bekräftigen Stärkung der Zukunftstechnologien 

Bezeichnend sei, dass “ausgerechnet für die Bewältigung des Klimawandels wichtige Innovationen wie Batterie- und Treibstoffforschung immer wieder um Mittel zittern müssen und am Ende vor Kürzungen stehen.” Auch wenn diese teilweise zurückgenommen werden, zeigt sich darin trotz aller Bekenntnisse ein völlig fehlendes Verständnis für die Notwendigkeit öffentlicher Investitionen in diesem Bereich und eine anhaltende Unfähigkeit zur Priorisierung und Strategieentwicklung in der Forschungsförderung. 

Oliver Kaczmarek, bildungs- und forschungspolitischer Sprecher der SPD, äußert sich positiv zu den getroffenen Maßnahmen – auch mit Blick auf die im November vom Parlament angestoßene weitere BAföG-Reform, für die der Haushaltsausschuss 150 Millionen Euro für 2024 zur Verfügung gestellt hatte. “Auch in schwieriger Zeit stellen wir sicher, dass weiter in die Köpfe der Zukunft und das Gelingen der Transformation investiert wird”, sagt Kaczmarek. 

Die Mittel für das Bafög seien weiterhin gesichert und man werde sich auch im parlamentarischen Verfahren dafür einsetzen, dass diese auch bei den Studierenden ankommen. “Der Haushaltsausschuss konnte die befürchteten Kürzungen bei grünem Wasserstoff und Batterietechnologien reparieren und hat damit klargestellt, dass das Parlament den Weg in die Zukunftstechnologien unbedingt fortsetzen will.” 

Den vorläufigen Schlusspunkt setzt Petra Olschowski: “Entscheidend ist jetzt, dass das BMBF für die Jahre ab 2025 weitere Mittel aus dem regulären Haushalt zur Verfügung stellt, um die Batterieforschung langfristig auf einem ausreichenden Niveau zu stabilisieren”, sagt die Wissenschaftsministerin Baden-Württembergs. “Es geht hier um eine für Deutschland extrem wichtige Zukunfts- und Schlüsselindustrie.” 

  • BAföG
  • BMBF
  • DATI
  • Forschung
  • Haushalt 2024
  • Weltwirtschaftsforum

Research.Table Redaktion

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    “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”, so beschrieb der Grünen-Haushaltspolitiker Bruno Hönel das Verhältnis zwischen Haushaltsausschuss und BMBF. Das Haus darf das Sparinstrument der Globalen Minderausgabe nutzen, ohne zunächst genaue Einsparungen benennen zu müssen. Gleichzeitig knüpfte der Haushaltsausschuss enge Vorgaben an diesen “Freifahrtschein”: Das BMBF muss nun alle drei Monate an den Ausschuss berichten – quantitativ und qualitativ.

    Nachdem die Haushälter das Ministerium auch bei der Dati enger an die Leine nehmen, spricht Oppositionspolitiker Thomas Jarzombek insgesamt von einem “Misstrauensvotum gegen das Ministerium”. Auch andere Abgeordnete berichten von einer zunehmenden Entfremdung von einem Haus, das anscheinend nichts mehr bewegen wolle.

    Von einer Rettung sprachen Abgeordnete hingegen bei der Batterieforschung. 70 Millionen Euro stehen jetzt für Neubewilligungen in 2024 zur Verfügung. Statt 180 Millionen, die im ursprünglichen Haushaltsentwurf vorgesehen waren. Ein herber Schlag. Aber immerhin weniger dramatisch, als es die zwischenzeitliche Bereinigungsvorlage vorgesehen hatte.

    Kritik kommt von Wiebke Esdar (SPD). “Wir bedauern, dass das Ministerium nicht die Kraft hatte, konkrete Einsparvorschläge zu machen”, sagt die Haushälterin. Dass die Haushälter nun streng kontrollieren, sei aber kein Misstrauen, sondern “Teil unserer Aufgabe als Haushälterinnen und Haushälter – ein ganz normales Ringen um die Grundsätze von Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit”.

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    • Haushalt 2024

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    Einigung im Bundeshaushalt: Für die Batterieforschung gibt es Hoffnung

    Bundesfinanzminister Christian Lindner und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger diskutierten bis zum Schluss über Kürzungen im Forschungsetat.

    Es ging erstaunlich schnell in der finalen Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses. Die Batterieforschung und die “Technologie-Plattform Power to Liquid-Kraftstoffe” wurden “gerettet”, wie es aus Abgeordnetenkreisen hieß. Und das BMBF darf seinen Sparbeitrag zum Haushalt 2024 tatsächlich variabel über das Instrument der Globalen Minderausgabe (GMA) leisten. Alles gut also für Bettina Stark-Watzinger? Bei genauerer Betrachtung findet man viel Misstrauen gegenüber dem Ministerium, das aus den Beschlüssen spricht.  

    Diese Ergebnisse sind für die Forschung relevant 

    • Der Ausschuss stimmte dem Plan des BMBF zu, den geforderten Sparbeitrag von 200 Millionen Euro über eine Erhöhung der Globalen Minderausgaben (GMA) umzusetzen. Letztlich bleibt damit weiter unklar, wo man genau sparen will. Allerdings haben die Haushälter deutlich gemacht, dass die durch den Haushaltsausschuss gefassten Beschlüsse über Einzelmaßnahmen im Einzelplan 30 (dem Haushalt des BMBF) im vollen finanziellen sowie inhaltlichen Umfang umgesetzt werden sollen.
    • Pikant: Zusätzlich beschließen die Haushälter eine engmaschige Kontrolle des BMBF. Quantitativ und qualitativ soll das Ministerium regelmäßig über die Fortschritte berichten. 
    • Ein grundsätzliches Misstrauen des Parlaments gegenüber dem Ministerium spricht auch aus dem Beschluss zur Dati. Damit hier die Mittel entsperrt werden können, zwingen die Abgeordneten das BMBF einen detaillierten Finanzplan aufzustellen. Dieser soll zusätzlich zum längst überfälligen inhaltlichen Konzept erstellt werden. So will der Ausschuss wohl sicherstellen, dass die für 2024 eingestellten Mittel vollumfänglich für die Zielsetzung der Dati verwendet werden. 

    Batterieforschung: 70 statt 180 Millionen für neue Projekte 

    • Für die Batterieforschung, um die in dieser Woche gebangt wurde, gibt es tatsächlich Hoffnung. Zusätzliche 70 Millionen Euro wurden dafür bereitgestellt. Sie verteilen sich auf 20 Millionen für dieses Jahr und jeweils 12,5 Millionen in den Folgejahren 2025 bis 2028. Damit liegt das Budget für 2024 wieder beim ursprünglichen Plan, nämlich bei der Summe von rund 155 Millionen Euro, die bereits in den vergangenen Jahren über den KTF bereitgestellt wurde. Allerdings liegen die Summen der sogenannten Verpflichtungsermächtigungen für die Folgejahre weiterhin deutlich unter den ursprünglichen Plänen. Damit können im Jahr 2024 deutlich weniger Projekte beginnen als in der ursprünglichen Haushaltsplanung vorgesehen. Für Neubewilligungen stehen lediglich noch 70 Millionen Euro statt wie ursprünglich geplant 180 Millionen Euro zur Verfügung, teilte ein Sprecher des BMBF mit. Damit wurde eine Streichung auf null verhindert. Allerdings bedeutet dies massive Einschnitte für den in den vergangenen Jahren aufgebauten Forschungssektor.
    • Und auch das DLR-Projekt “Technologie-Plattform Power to Liquid-Kraftstoffe” in Leuna, in dem zur industriellen Produktion strombasierter Kraftstoffe geforscht wird, soll von Kürzungen verschont bleiben. Dieses fällt in das Ressort des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Noch in diesem Jahr wird laut Informationen von Table.Media der Start des Projekts mit 30 Millionen Euro gefördert. Bis 2027 werden zusätzlich insgesamt 100 Millionen Euro in Form von Verpflichtungsermächtigungen bereitgestellt. 

    Am 2. Februar soll der Haushalt final von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden. 

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    BMBF kommt mit 200 Millionen Euro Einsparungen glimpflich davon, doch wird es künftig engmaschig kontrolliert

    Am Donnerstagabend hat der Haushaltsausschuss den Einzelplan für Bildung und Forschung beschlossen. Die Haushälter akzeptierten damit den Budget-Plan von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Der auferlegte Sparbeitrag von 200 Millionen Euro für das BMBF wird per Erhöhung der Globalen Minderausgabe (GMA) betrieben – sodass weiterhin unklar bleibt, wo genau gespart werden wird. Die Minderausgaben liegen bei 850 Millionen Euro, was von allen Experten als sehr hoch eingestuft wird.  

    Die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation sind für die Ampel ein Eckpfeiler ihrer Regierungsarbeit, sagt Wiebke Esdar, haushaltspolitische Sprecherin der SPD. Deswegen komme das BMBF mit 200 Millionen Euro Einsparungen vergleichsweise glimpflich davon. Mit 20 Millionen Euro rette die Ampel im parlamentarischen Verfahren zudem die Zukunft des Dachkonzepts Batterieforschung, die im Regierungsentwurf massiv gekürzt worden war. Die Bedingung für die Freigabe der gesperrten Mittel für die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (Dati) habe man um einen Finanzierungsplan ergänzt. “Damit stellen wir als Haushaltsausschuss sicher, dass die Dati im laufenden Jahr endlich an den Start gehen kann und nicht durch den globalen Spardruck aufgrund der GMA gebremst wird.” 

    Alle drei Monate muss das BMBF nun an den Haushaltsausschuss berichten  

    Es gehöre aber zu einem ehrlichen Bild, dass die weitere Erhöhung der im BMBF bereits hohen Globalen Minderausgabe (GMA) für verlängerte Unklarheit bei vielen Themen sorgt. “Wir bedauern, dass das Ministerium nicht die Kraft hatte, konkrete Einsparvorschläge zu machen.” Daher werde man als Parlamentarier 2024 “sehr genau und laufend im Blick behalten, wie die Einsparungen zustande kommen. Dazu haben wir im Haushaltsausschuss ein zusätzliches Controlling vereinbart”. 

    Alle drei Monate muss das BMBF nun an den Haushaltsausschuss berichten. Zudem sind alle Einzelmaßnahmen, die der Haushaltsausschuss dem BMBF-Haushalt für 2024 bereits im vergangenen Herbst hinzugefügten hatte, festgeschrieben worden.

    Es gilt das Prinzip “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”

    Der Beschluss des Haushaltsausschusses sei ein “Misstrauensvotum gegen das Ministerium”, sagt Thomas Jarzombek (CDU). Es sei zudem bezeichnend, dass der Haushaltsausschuss mehr Gestaltungsfreude an den Tag lege als das BMBF. Aus Kreisen heißt es vermehrt, die Ministerin habe kein Interesse mehr, etwas zu bewegen, der Beschluss sei der “Endpunkt einer Entfremdung”. 

    Das sieht Bruno Hönel (Grüne), haushaltspolitischer Sprecher, anders. Die Beschlüsse des Haushaltsausschusses zeugten nicht von absolutem Misstrauen, sondern verdeutlichen, dass wir unserer Pflicht der parlamentarischen Kontrolle der Regierung nachkommen. “Ganz nach dem Prinzip ,Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser’ haben wir dem Ministerium beim Erbringen des Konsolidierungsbeitrags von 200 Millionen Euro große Flexibilität ermöglicht – wenn man so will, ein Vertrauensvorschuss – , die wir aber nun im Laufe des Jahres eng begleiten werden.” Es sei dem Ausschuss besonders wichtig, dass die parlamentarischen Beschlüsse, also der Wille des Haushaltsgesetzgebers, in vollem Umfang umgesetzt werden. 

    Offene Kritik kommt von Petra Sitte (Die Linke), auch sie vermisst offenkundig den Willen der Ministerin, Dinge für das BMBF zu bewegen. “Mit den Beschlüssen der Bereinigungssitzung lässt der Haushaltsausschuss die Planlosigkeit der Forschungsministerin weiter durchgehen”, sagt Sitte. Gleichzeitig fehlten für groß angekündigte Vorhaben wie Dati weiter schlüssige Konzepte. 

    Haushälter bekräftigen Stärkung der Zukunftstechnologien 

    Bezeichnend sei, dass “ausgerechnet für die Bewältigung des Klimawandels wichtige Innovationen wie Batterie- und Treibstoffforschung immer wieder um Mittel zittern müssen und am Ende vor Kürzungen stehen.” Auch wenn diese teilweise zurückgenommen werden, zeigt sich darin trotz aller Bekenntnisse ein völlig fehlendes Verständnis für die Notwendigkeit öffentlicher Investitionen in diesem Bereich und eine anhaltende Unfähigkeit zur Priorisierung und Strategieentwicklung in der Forschungsförderung. 

    Oliver Kaczmarek, bildungs- und forschungspolitischer Sprecher der SPD, äußert sich positiv zu den getroffenen Maßnahmen – auch mit Blick auf die im November vom Parlament angestoßene weitere BAföG-Reform, für die der Haushaltsausschuss 150 Millionen Euro für 2024 zur Verfügung gestellt hatte. “Auch in schwieriger Zeit stellen wir sicher, dass weiter in die Köpfe der Zukunft und das Gelingen der Transformation investiert wird”, sagt Kaczmarek. 

    Die Mittel für das Bafög seien weiterhin gesichert und man werde sich auch im parlamentarischen Verfahren dafür einsetzen, dass diese auch bei den Studierenden ankommen. “Der Haushaltsausschuss konnte die befürchteten Kürzungen bei grünem Wasserstoff und Batterietechnologien reparieren und hat damit klargestellt, dass das Parlament den Weg in die Zukunftstechnologien unbedingt fortsetzen will.” 

    Den vorläufigen Schlusspunkt setzt Petra Olschowski: “Entscheidend ist jetzt, dass das BMBF für die Jahre ab 2025 weitere Mittel aus dem regulären Haushalt zur Verfügung stellt, um die Batterieforschung langfristig auf einem ausreichenden Niveau zu stabilisieren”, sagt die Wissenschaftsministerin Baden-Württembergs. “Es geht hier um eine für Deutschland extrem wichtige Zukunfts- und Schlüsselindustrie.” 

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