Table.Briefing: Research

+++ Table.Spezial +++ China-Kooperationen: Empfehlungspapier des DAAD für Hochschulen

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Liebe Leserin, lieber Leser,

die Gastaufenthalte deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in China gehen zurück. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) geht davon aus, dass sich die Zahlen in den kommenden Jahren trotz der weggefallenen Corona-Beschränkungen nur langsam erholen werden. 

Der DAAD veröffentlicht heute neue Handlungsempfehlungen für die akademische Zusammenarbeit mit China, die Table.Media exklusiv vorlagen. Mein Kollege Tim Gabel hat das Papier für Sie gelesen und die wichtigsten Punkte zusammengefasst. Sein Fazit: Das deutsche Wissenschaftssystem steht mit Blick auf Erhalt und Aufbau von China-Kompetenz kurz vor einer Bankrotterklärung.

Was jetzt nötig ist und welche Forderungen DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee stellt, lesen Sie in dieser Spezialausgabe des Research.Table.

Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre,

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Nicola Kuhrt
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Analyse

DAAD-Papier: Deutsche Wissenschaft steht bei China-Kompetenz kurz vor Bankrotterklärung

Professor Joybrato Mukherjee

Das deutsche Wissenschaftssystem steht mit Blick auf Erhalt und Aufbau von China-Kompetenz kurz vor einer Bankrotterklärung. Das ist zugespitzt formuliert die Diagnose des Deutschen Akademischen Austauschdiensts, der heute neue Handlungsempfehlungen für die akademische Zusammenarbeit mit China veröffentlicht. Die Leitlinien sollen eine Handreichung für Hochschulen sein, vor allem die vorgeschaltete Analyse der deutsch-chinesischen Hochschul- und Wissenschaftskooperationen lässt aber aufhorchen.

Demnach sind im Jahr 2021 nur noch 120 deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem Gastaufenthalt in China gewesen. Diese Zahl, die DAAD und DHZW erhoben haben, stellt einen Rückgang um fast 83 Prozent zum Jahr 2015 dar. Zwar relativiert sie sich durch die Tatsache, dass sich chinesische Universitäten durch die Umsetzung der Null-Covid-Politik für mehrere Jahre gegenüber der Außenwelt abgeriegelt hatten. Trotzdem ist laut DAAD ein eindeutiger Trend bei den Mobilitätszahlen deutscher Studierenden und Forschenden erkennbar: Es geht abwärts. “Prognosen zeigen zudem, dass sich die Zahlen in den kommenden Jahren trotz der weggefallenen Corona-Beschränkungen nur langsam erholen werden”, heißt es in dem Papier.

Entwicklung von China-Kompetenz – “Anlass zur Sorge”

An einem akademischen “De-Coupling” könne Deutschland als Wissenschaftsnation kein Interesse haben, schreibt der DAAD. “Schon der dargelegte Rückgang von Kooperations- und Mobilitätszahlen ist nicht nur mit Blick auf die mittel- und langfristige Entwicklung von China-Kompetenz in Deutschland eher Anlass zur Sorge“, heißt es. Das gelte vor allem mit Blick auf die Tatsache, dass das Interesse Chinas an Kooperationen mit Deutschland ungebrochen ist und die Bedeutung des Landes als Wissenschaftsnation in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen habe. Hier drohe eine Schieflage in den Beziehungen.

Angetrieben durch den offen formulierten Anspruch der Kommunistischen Partei, China bis 2050 eine globale Führungsrolle zukommen zu lassen, subventioniert der Staat Wissenschaft und Forschung massiv. Bei den Investitionen liegt das Land mit 424 Milliarden Euro auf Platz zwei hinter den USA (660 Mrd. Euro) und deutlich vor Deutschland (148 Mrd. Euro). Der DAAD legt in seiner Analyse dar, welche Folgen das hat: China werde bei der Anzahl der Hochschulen in Kürze die Europäische Union überholen und die Zahl der Absolvierenden sei jetzt schon doppelt so hoch wie in der EU. Im Jahr 2025 soll die Zahl der MINT-Promovierenden, nach einer zitierten Analyse der Georgetown University, doppelt so hoch sein, wie die der USA.

Forderung: Gesicherte Finanzierung für notwendige Prozesse

Die chinesische Regierung strebe aber nicht nur einen Anstieg in der Quantität an, sondern auch den Ausbau der Qualität ihrer Hochschulen und eigene Innovationsstärke. Im Jahr 2023 verzeichnete China elf Universitäten in den Top 100 des “Shanghai-Rankings” sowie sieben Universitäten in den Top 100 des THE World University Rankings. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei wissenschaftlichen Fachartikeln. Der wissenschaftliche Einfluss und die Forschungsstärke der Volksrepublik würden dementsprechend zunehmen, diagnostiziert der DAAD.

DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee fordert angesichts der Entwicklung einen umfassenderen Austausch innerhalb der Wissenschaft in Deutschland über wissenschaftseigene Interessen, den Ausbau der bestehenden China-Kompetenz an den Hochschulen und eine gesicherte Finanzierung für die Etablierung und Weiterentwicklung der notwendigen Prozesse. “Die in der Strategie der Bundesregierung zu Recht geforderte China-Kompetenz muss konsequent ausgebaut werden. Dies sollte vorzugsweise mit eigenen Ressourcen und in unabhängigen Strukturen geschehen”, sagt Mukherjee.

Risikovermeidung nur durch Zugang und Ressourcen möglich

Es werde Deutschland und dem deutschen Wissenschaftssystem nur so gelingen, “eigene Interessen in der gemeinsamen Wissensgenerierung zu wahren, den Zugang zu chinesischen Institutionen als wichtigen Akteuren im internationalen Wissenschaftssystem zu erhalten und Risiken fundiert zu beurteilen und zu vermeiden“, sagte der DAAD-Präsident laut Stellungnahme. Im Interview mit Table.Media hatte er Ende 2023 konkret gefordert, die von China geförderten Konfuzius-Institute in öffentlich finanzierte Institute zum Aufbau von China-Kompetenz zu überführen und die Bundesregierung dafür kritisiert, dass die China-Strategie nicht mit Geld hinterlegt ist. Er hatte allerdings auch betont, dass die Grundfinanzierung der Universitäten Ländersache ist.

In der Analyse macht der DAAD jetzt noch einmal deutlich, welche Gefahren sonst drohen. Während China im Hochschul- und Wissenschaftsbereich internationale Standards erreiche und teils übertreffe, würden in vielen gesellschaftlichen Bereichen deutliche Systemunterschiede sichtbar, die seitens China auch nicht mehr kaschiert werden. Zu den Herausforderungen im Hochschulbereich würden die enge zivil-militärische Verschränkung und machtpolitische Verankerung der chinesischen Wissenschaft, die zentrale Steuerung und Überwachung des Wissenschaftssystems sowie fehlende Freiheiten in Forschung und Lehre zählen.

Handreichung für den Umgang mit schwieriger Beziehung

Das heute veröffentlichte Empfehlungspapier des DAAD leitet daraus drei allgemeine Leitprinzipien für deutsche Hochschulen im Umgang mit chinesischen Partnern ab: Dieser soll sich interessensorientiert, risikoreflexiv sowie kompetenzbasiert gestalten. Das Papier enthält zu jedem Leitprinzip fünf konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung dieses Ansatzes an den Hochschulen.

  • Unter der Überschrift “eigene Interessen definieren und symmetrische Beziehungen aufbauen” empfiehlt der DAAD den Mitgliedshochschulen eine Reflexion und Nachjustierung in der Zusammenarbeit mit Blick auf eigene Prioritäten. Hochschulen sollten eigene, verbindliche Kooperationsziele bestimmen und formulieren. Zudem spricht sich der DAAD dafür aus, chinesische Studierende besser zu integrieren und chinesische Gastwissenschaftler zu gewinnen. Der DAAD empfiehlt, gemeinsame Hochschulprogramme wechselseitig anzulegen, um die Unausgeglichenheit im akademischen Austausch abzufedern. Deutsche Wissenschaftler sollten künftig verstärkt reflektieren und darlegen, welche Gewinne sie aus Kooperationen ziehen.
  • Im Kapitel “Risiken minimieren und Transparenz herstellen” nimmt der DAAD die Sicherheit von Kooperationen in den Blick. Hochschulen sollten sich zunächst einen Überblick über Kooperationen und Kooperierende verschaffen. Zudem sollten sie einen kriterienbasierten Abwägungsprozess zur Bewertung von Kooperationen einsetzen. Es sei zudem unerlässlich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Dual-Use-relevante Forschung betreiben, mit fakultätsspezifischen oder hochschulweiten Exportkontrollstellen kooperieren und die Hochschulleitungen solche Prüfverfahren umfänglich bekannt machen. Der DAAD rät darüber hinaus zur Stärkung von “Due-Diligence”-Prüfverfahren zur Kontrolle, ob chinesische Partner Berührungspunkte mit sicherheitsrelevanter Forschung haben. Nicht zuletzt sollten bei der Anbahnung von Kooperationen eigene Grundsätze benannt und “common grounds” identifiziert werden.
  • Last but not least geht es im Kapitel “Chinakompetenz aufbauen” dann um den Aufbau eines umfassenden Verständnisses “der Rahmenbedingungen, Entscheidungsprozesse, Einschränkungen und Grauzonen des chinesischen Wissenschaftssystems und der chinesischen Gesellschaft”. Konkrete Handlungsempfehlungen des DAAD sind hier, die Chinaexpertise und -kompetenz an Hochschulen zu bündeln, etwa durch Chinakompetenz-Teams. Gleichzeitig müsse die individuelle Chinakompetenz bei Forschenden und Studierenden gestärkt werden. Der DAAD empfiehlt hier unter anderem Sprachlehrangebote und entsprechende Informations- und Schulungsangebote. Den Hochschulen wird nahegelegt, keine defensive Haltung gegenüber China einzunehmen, sondern zum Beispiel den Aufbau niedrigschwelliger Erstkonktaktformate zu forcieren. In der Handlungsempfehlung “Chinesische Partner einbinden, eigene Unabhängigkeit wahren” geht es dem DAAD darum, dass der Aufbau von Chinakompetenz möglichst nicht in Abhängigkeit von China passiert, sondern durch eigene unabhängige Maßnahmen. Hier werden als Beispiel wieder die von China finanzierten Konfuzius-Institute genannt. Zuletzt werden die Hochschulen zu einem kritischen Dialog animiert. Es könne vor allem dann ein konstruktiver Austausch stattfinden, wo chinesischen Narrativen bewusst eine alternative Darstellung gegenüberstehe.

  • China
  • Deutschland
  • Forschungspolitik
  • Hochschulen
  • Wissenschaftskooperation

Research.Table Redaktion

RESEARCH.TABLE REDAKTION

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    die Gastaufenthalte deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in China gehen zurück. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) geht davon aus, dass sich die Zahlen in den kommenden Jahren trotz der weggefallenen Corona-Beschränkungen nur langsam erholen werden. 

    Der DAAD veröffentlicht heute neue Handlungsempfehlungen für die akademische Zusammenarbeit mit China, die Table.Media exklusiv vorlagen. Mein Kollege Tim Gabel hat das Papier für Sie gelesen und die wichtigsten Punkte zusammengefasst. Sein Fazit: Das deutsche Wissenschaftssystem steht mit Blick auf Erhalt und Aufbau von China-Kompetenz kurz vor einer Bankrotterklärung.

    Was jetzt nötig ist und welche Forderungen DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee stellt, lesen Sie in dieser Spezialausgabe des Research.Table.

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    Nicola Kuhrt
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    Analyse

    DAAD-Papier: Deutsche Wissenschaft steht bei China-Kompetenz kurz vor Bankrotterklärung

    Professor Joybrato Mukherjee

    Das deutsche Wissenschaftssystem steht mit Blick auf Erhalt und Aufbau von China-Kompetenz kurz vor einer Bankrotterklärung. Das ist zugespitzt formuliert die Diagnose des Deutschen Akademischen Austauschdiensts, der heute neue Handlungsempfehlungen für die akademische Zusammenarbeit mit China veröffentlicht. Die Leitlinien sollen eine Handreichung für Hochschulen sein, vor allem die vorgeschaltete Analyse der deutsch-chinesischen Hochschul- und Wissenschaftskooperationen lässt aber aufhorchen.

    Demnach sind im Jahr 2021 nur noch 120 deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem Gastaufenthalt in China gewesen. Diese Zahl, die DAAD und DHZW erhoben haben, stellt einen Rückgang um fast 83 Prozent zum Jahr 2015 dar. Zwar relativiert sie sich durch die Tatsache, dass sich chinesische Universitäten durch die Umsetzung der Null-Covid-Politik für mehrere Jahre gegenüber der Außenwelt abgeriegelt hatten. Trotzdem ist laut DAAD ein eindeutiger Trend bei den Mobilitätszahlen deutscher Studierenden und Forschenden erkennbar: Es geht abwärts. “Prognosen zeigen zudem, dass sich die Zahlen in den kommenden Jahren trotz der weggefallenen Corona-Beschränkungen nur langsam erholen werden”, heißt es in dem Papier.

    Entwicklung von China-Kompetenz – “Anlass zur Sorge”

    An einem akademischen “De-Coupling” könne Deutschland als Wissenschaftsnation kein Interesse haben, schreibt der DAAD. “Schon der dargelegte Rückgang von Kooperations- und Mobilitätszahlen ist nicht nur mit Blick auf die mittel- und langfristige Entwicklung von China-Kompetenz in Deutschland eher Anlass zur Sorge“, heißt es. Das gelte vor allem mit Blick auf die Tatsache, dass das Interesse Chinas an Kooperationen mit Deutschland ungebrochen ist und die Bedeutung des Landes als Wissenschaftsnation in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen habe. Hier drohe eine Schieflage in den Beziehungen.

    Angetrieben durch den offen formulierten Anspruch der Kommunistischen Partei, China bis 2050 eine globale Führungsrolle zukommen zu lassen, subventioniert der Staat Wissenschaft und Forschung massiv. Bei den Investitionen liegt das Land mit 424 Milliarden Euro auf Platz zwei hinter den USA (660 Mrd. Euro) und deutlich vor Deutschland (148 Mrd. Euro). Der DAAD legt in seiner Analyse dar, welche Folgen das hat: China werde bei der Anzahl der Hochschulen in Kürze die Europäische Union überholen und die Zahl der Absolvierenden sei jetzt schon doppelt so hoch wie in der EU. Im Jahr 2025 soll die Zahl der MINT-Promovierenden, nach einer zitierten Analyse der Georgetown University, doppelt so hoch sein, wie die der USA.

    Forderung: Gesicherte Finanzierung für notwendige Prozesse

    Die chinesische Regierung strebe aber nicht nur einen Anstieg in der Quantität an, sondern auch den Ausbau der Qualität ihrer Hochschulen und eigene Innovationsstärke. Im Jahr 2023 verzeichnete China elf Universitäten in den Top 100 des “Shanghai-Rankings” sowie sieben Universitäten in den Top 100 des THE World University Rankings. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei wissenschaftlichen Fachartikeln. Der wissenschaftliche Einfluss und die Forschungsstärke der Volksrepublik würden dementsprechend zunehmen, diagnostiziert der DAAD.

    DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee fordert angesichts der Entwicklung einen umfassenderen Austausch innerhalb der Wissenschaft in Deutschland über wissenschaftseigene Interessen, den Ausbau der bestehenden China-Kompetenz an den Hochschulen und eine gesicherte Finanzierung für die Etablierung und Weiterentwicklung der notwendigen Prozesse. “Die in der Strategie der Bundesregierung zu Recht geforderte China-Kompetenz muss konsequent ausgebaut werden. Dies sollte vorzugsweise mit eigenen Ressourcen und in unabhängigen Strukturen geschehen”, sagt Mukherjee.

    Risikovermeidung nur durch Zugang und Ressourcen möglich

    Es werde Deutschland und dem deutschen Wissenschaftssystem nur so gelingen, “eigene Interessen in der gemeinsamen Wissensgenerierung zu wahren, den Zugang zu chinesischen Institutionen als wichtigen Akteuren im internationalen Wissenschaftssystem zu erhalten und Risiken fundiert zu beurteilen und zu vermeiden“, sagte der DAAD-Präsident laut Stellungnahme. Im Interview mit Table.Media hatte er Ende 2023 konkret gefordert, die von China geförderten Konfuzius-Institute in öffentlich finanzierte Institute zum Aufbau von China-Kompetenz zu überführen und die Bundesregierung dafür kritisiert, dass die China-Strategie nicht mit Geld hinterlegt ist. Er hatte allerdings auch betont, dass die Grundfinanzierung der Universitäten Ländersache ist.

    In der Analyse macht der DAAD jetzt noch einmal deutlich, welche Gefahren sonst drohen. Während China im Hochschul- und Wissenschaftsbereich internationale Standards erreiche und teils übertreffe, würden in vielen gesellschaftlichen Bereichen deutliche Systemunterschiede sichtbar, die seitens China auch nicht mehr kaschiert werden. Zu den Herausforderungen im Hochschulbereich würden die enge zivil-militärische Verschränkung und machtpolitische Verankerung der chinesischen Wissenschaft, die zentrale Steuerung und Überwachung des Wissenschaftssystems sowie fehlende Freiheiten in Forschung und Lehre zählen.

    Handreichung für den Umgang mit schwieriger Beziehung

    Das heute veröffentlichte Empfehlungspapier des DAAD leitet daraus drei allgemeine Leitprinzipien für deutsche Hochschulen im Umgang mit chinesischen Partnern ab: Dieser soll sich interessensorientiert, risikoreflexiv sowie kompetenzbasiert gestalten. Das Papier enthält zu jedem Leitprinzip fünf konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung dieses Ansatzes an den Hochschulen.

    • Unter der Überschrift “eigene Interessen definieren und symmetrische Beziehungen aufbauen” empfiehlt der DAAD den Mitgliedshochschulen eine Reflexion und Nachjustierung in der Zusammenarbeit mit Blick auf eigene Prioritäten. Hochschulen sollten eigene, verbindliche Kooperationsziele bestimmen und formulieren. Zudem spricht sich der DAAD dafür aus, chinesische Studierende besser zu integrieren und chinesische Gastwissenschaftler zu gewinnen. Der DAAD empfiehlt, gemeinsame Hochschulprogramme wechselseitig anzulegen, um die Unausgeglichenheit im akademischen Austausch abzufedern. Deutsche Wissenschaftler sollten künftig verstärkt reflektieren und darlegen, welche Gewinne sie aus Kooperationen ziehen.
    • Im Kapitel “Risiken minimieren und Transparenz herstellen” nimmt der DAAD die Sicherheit von Kooperationen in den Blick. Hochschulen sollten sich zunächst einen Überblick über Kooperationen und Kooperierende verschaffen. Zudem sollten sie einen kriterienbasierten Abwägungsprozess zur Bewertung von Kooperationen einsetzen. Es sei zudem unerlässlich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Dual-Use-relevante Forschung betreiben, mit fakultätsspezifischen oder hochschulweiten Exportkontrollstellen kooperieren und die Hochschulleitungen solche Prüfverfahren umfänglich bekannt machen. Der DAAD rät darüber hinaus zur Stärkung von “Due-Diligence”-Prüfverfahren zur Kontrolle, ob chinesische Partner Berührungspunkte mit sicherheitsrelevanter Forschung haben. Nicht zuletzt sollten bei der Anbahnung von Kooperationen eigene Grundsätze benannt und “common grounds” identifiziert werden.
    • Last but not least geht es im Kapitel “Chinakompetenz aufbauen” dann um den Aufbau eines umfassenden Verständnisses “der Rahmenbedingungen, Entscheidungsprozesse, Einschränkungen und Grauzonen des chinesischen Wissenschaftssystems und der chinesischen Gesellschaft”. Konkrete Handlungsempfehlungen des DAAD sind hier, die Chinaexpertise und -kompetenz an Hochschulen zu bündeln, etwa durch Chinakompetenz-Teams. Gleichzeitig müsse die individuelle Chinakompetenz bei Forschenden und Studierenden gestärkt werden. Der DAAD empfiehlt hier unter anderem Sprachlehrangebote und entsprechende Informations- und Schulungsangebote. Den Hochschulen wird nahegelegt, keine defensive Haltung gegenüber China einzunehmen, sondern zum Beispiel den Aufbau niedrigschwelliger Erstkonktaktformate zu forcieren. In der Handlungsempfehlung “Chinesische Partner einbinden, eigene Unabhängigkeit wahren” geht es dem DAAD darum, dass der Aufbau von Chinakompetenz möglichst nicht in Abhängigkeit von China passiert, sondern durch eigene unabhängige Maßnahmen. Hier werden als Beispiel wieder die von China finanzierten Konfuzius-Institute genannt. Zuletzt werden die Hochschulen zu einem kritischen Dialog animiert. Es könne vor allem dann ein konstruktiver Austausch stattfinden, wo chinesischen Narrativen bewusst eine alternative Darstellung gegenüberstehe.

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