amerikanische TV-Sender zeigen aktuell drastische Szenen aus vielen Hochschulen des Landes: In den USA kam es in den letzten Tagen an vielen Universitäten wie der Columbia in New York oder der University of California Los Angeles (UCLA) zu teils umkämpften Protesten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt. Die Situation eskalierte, was zu Polizeieinsätzen und Festnahmen führte.
Es handele sich um die schlimmsten Ausschreitungen auf dem Campus, seit proisraelische Gegendemonstranten in der Nähe des propalästinensischen Protestlagers ein rivalisierendes Camp eingerichtet hätten, schrieb die “Los Angeles Times”. Studierende fordern ein Ende der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete und kritisieren die US-Politik im Nahen Osten. Ein Ende der Spannungen zwischen den beiden Gruppen ist nicht abzusehen, berichten Zeitungen. Es scheine, als ob sich die Wut einer ganzen Generation entlade. Es ist eine explosive Mischung und nicht nur für die Politik ein schwer lösbares Problem. Wir haben erste Informationen für Sie zusammengestellt.
Die juristische Ausbildung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Die derzeitige Struktur ist seit über 150 Jahren im Kern unverändert und entspricht nicht mehr den Anforderungen der modernen Arbeitswelt, schreibt Luís Tiago Sartingen in einem Standpunkt. Leider bestehe aber ein Mangel an geeigneten Entscheidungsstrukturen und politischem Willen, um die notwendigen Reformen voranzutreiben, findet der Student der Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Mitglied des Vorstands des Bundesverbands rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V. – und hat nicht nur Kritik, sondern auch Ideen, was nun passieren müsste.
Dies könnte zunächst überraschen, aber: Nach einem leichten Rückgang der Studierendenzahlen bis 2026, soll die Zahl bis 2035 sogar deutlich steigen. Dies meldet die Kultusministerkonferenz. Warum der Rückgang nur ein zeitweiser ist und was dann passiert, berichtet Markus Weisskopf.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre,
Frau Kunst, Sie waren Professorin, Universitätspräsidentin und Wissenschaftsministerin. Vor gut zwei Jahren sind Sie Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung geworden. Wie kam es zu dem Wechsel?
Es hat sich zufällig ergeben. Ich war Ende 2021 als Präsidentin der Humboldt-Universität Berlin zurückgetreten, weil ich die wissenschaftspolitischen Weichenstellungen der Novelle des Berliner Hochschulgesetzes nicht mittragen konnte. Bald danach bekam ich das Angebot der Joachim Herz Stiftung in Hamburg und fand es attraktiv, nachdem ich mich etwas hineingedacht habe. Ich erlebe es als spannendes Arbeitsgebiet, denn Stiftungen bieten systemische Möglichkeiten.
Welche systemischen Möglichkeiten sind das?
Es geht darum, systemische Lücken zu finden und zu füllen. Stiftungen können als Enabler wirken – wie schnelle Geleitboote für den “Tanker” Wissenschaftssystem. Stiftungen sind agiler und können in vielerlei Hinsicht mehr tun, als im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Finanzierung möglich ist.
Welche systemische Lücke haben Sie sich vorgenommen?
Wissenschaftstransferförderung und Innovationsunterstützung, denn beides fällt im Moment durchs Raster. Es geht um die ersten Schritte in Richtung Transfer. Wir wollen die gesellschaftliche beziehungsweise wirtschaftliche Nutzung von sehr guten Forschungsergebnissen ermöglichen und fördern die Phase, in der aus einem Projekt ein Start-up wird. Dabei geht es darum, die Robustheit von guten Ergebnissen zu testen und die Forschung zu machen, die für die Umsetzung in die Praxis erforderlich ist. Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist es eigentlich unglaublich, dass wir das Knowhow verloren haben, wissenschaftliche Arbeit und Anwendung gekoppelt anzugehen.
Wie nennt sich diese Lücke zwischen Forschungsergebnis und früher Anwendung?
Einen eigenen Begriff gibt es dafür nicht. Deshalb sprechen wir von Transfer- und Innovationsförderung. Doch das wird oft so verstanden, als wollten wir wie eine Transferagentur wirken. Es geht aber um die vorwettbewerbliche Entwicklung und Erforschung von Geschäftsideen.
In der Medizin gibt es den Begriff der Translation.
Der passt eher, und er wird zunehmend auch in anderen Fächern genutzt, um dieses neue Feld zwischen Grundlagenforschung und Übersetzung in die Praxis zu benennen.
Was kennzeichnet die Joachim Herz Stiftung?
Es ist eine recht junge, schlank aufgestellte Stiftung. Sie wurde 2008 nach dem Tod von Joachim Herz gegründet, er ist einer der Söhne des Tchibo-Gründers Max Herz. Die Stiftung entwickelt und vermehrt das hinterlassene Vermögen eigenverantwortlich in der Kapitalanlage. Unser Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Bildung und Wissenschaft, mit meinem Antritt ist die Wissenschaftsförderung stärker in den Fokus gerückt.
Wie groß ist das finanzielle Budget der Joachim Herz Stiftung für die Forschungsförderung?
Wir haben einen Gesamthaushalt von über 30 Millionen Euro im Jahr, davon wird ein Großteil für die Forschungsförderung aufgewendet. Allein die zurzeit laufende Ausschreibung für ein innovate!-Zentrum im Bereich “Neue Materialien für nachhaltige Technologien” umfasst 30 Millionen Euro über zehn Jahre.
Die öffentlichen Mittel werden knapper. Retten die Stiftungen die Wissenschaft?
Bei der Größenordnung, die wir in Deutschland haben, können sie das nicht. Wenn man alle Fördermittel der Wissenschaftsstiftungen zusammenlegen würde, käme man auf etwa ein Prozent des Budgets, das für das Wissenschaftssystem gebraucht wird. In anderen Ländern ist die Situation anders. In Dänemark etwa trägt die Novo-Nordisk-Stiftung 20 Prozent des Drittmittelaufkommens der Forschungseinrichtungen bei.
Wie konnte die systemische Lücke im Translationsbereich überhaupt entstehen?
Sie ist vor allem ein Resultat der Entwicklung in der Wissenschaftsförderung insgesamt. In Deutschland werden immer speziellere Themen immer tiefer untersucht. Es ist toll, dass es die DFG gibt. Aber die Förderentscheidungen dort fallen durch Peer-basierte Evaluation. Die Fachgemeinschaften entscheiden – und zwar für das Fach, nicht für eine potenzielle Anwendung. Von dem, was wir im Wissenschaftssystem produzieren, versackt zu viel oder wird nicht nachverfolgt. Denn für das Nachverfolgen gibt keiner irgendwas. Es hängt bisher vom Engagement Einzelner ab, Ideen hartnäckig weiterzuverfolgen. Dafür gibt es keine feste Stelle, keine Professur, es existiert kein Reputationssystem. Forschende machen Karriere aufgrund ihrer Lorbeeren durch Veröffentlichungen, aber nicht, weil sie eine super Idee haben, die sie in die Anwendung bringen.
Haben Sie sich auch im Wissenschaftsbetrieb für diese Themen eingesetzt?
In den vorherigen Positionen bin ich mit meinen Bemühungen, Translation und Transfer zu befördern, oft gegen eine Wand gelaufen. Es ist sehr schwer, anwendungsbezogene Positionen in eine Universität zu integrieren. Der Mangel in der Basisversorgung führt immer zum Bewahren des Alten. Es ist aber ein Feld, das man von außen bedienen kann. Was mich zuversichtlich stimmt: Derzeit gehen eine Reihe von Stiftungen in eine ähnliche Richtung, etwa die Mercator-Stiftung mit den Mercator-Zentren oder die Werner-Siemens-Stiftung mit dem Jahrhundert-Wettbewerb. Offenbar sind auch andere Leute, die lange im System arbeiten, an dem gleichen Punkt wie ich angelangt.
Zur Person: Sabine Kunst ist seit Anfang 2022 Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung in Hamburg. Die Ingenieurwissenschaftlerin war Präsidentin der Humboldt-Universität Berlin (2016 bis 2021), der Universität Potsdam (2007 bis 2010) und des DAAD (2010/2011) sowie Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg (2011 bis 2016).
13. Mai 2024, 19:00 Uhr, Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom AG, Französische Str. 33a-c, 10117 Berlin und Livestream
Preisverleihung Preisverleihung der Alexander von Humboldt-Professuren Mehr
15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
28. Mai 2024, 18:00-20:00 Uhr, TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Hörsaal 0107 (EG) und online
Veranstaltungsreihe über Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb, u.a. von GEW und NGAWiss “Projektfinanzierung und/oder Wissenschaftsfreiheit?” Mehr
Nach einem leichten Rückgang bis 2026, sollen die Studienanfängerzahlen bis 2035 deutlich steigen. Mit 526.200 Studienanfängern sollen es dann sogar mehr werden als im bisherigen Spitzenjahr 2011. Die Zahlen, die die Kultusministerkonferenz am Dienstag bekannt gegeben hat, beruhen auf den Vorausberechnungen der Studienberechtigtenzahlen. Die anderen Parameter werden als konstant angenommen. Dazu zählen zum Beispiel die Zahl der Studienanfänger aus dem Ausland oder die derjenigen, die mit einer vorherigen beruflichen Qualifikation ein Studium aufnehmen.
Der Rückgang der Studienanfängerzahlen ist dabei in den kommenden zwei bis drei Jahren ungleich über die Länder verteilt. Insbesondere dort, wo die Schulzeit bis zum Abitur wieder auf 13 Jahre verlängert wird, gehen die Zahlen zunächst etwas zurück. Dieser Effekt kann auch Nachbarländer betreffen.
Nicht eingerechnet wurde zum Beispiel die Annahme, dass es in Zukunft eine weitere Akademisierung der Gesundheitsfachberufe geben könnte. Der Bericht deutet hier an, dass es dadurch zu einer weiteren Steigerung der Studienanfängerzahlen kommen könnte. Neben einer Vollakademisierung der Hebammen, forderte der Wissenschaftsrat jüngst für die Gesundheitsfachberufe eine Gesamtakademisierungsquote von 20 Prozent. Derzeit steht man in der Pflege bei rund 2,5 Prozent.
Die HRK sieht sich in den neuen Zahlen mit ihren Forderungen nach einer auskömmlichen Finanzierung der Hochschulen bestätigt. Die Vorausberechnung der KMK zeige, dass die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger sehr bald wieder deutlich ansteigen werde, sagte HRK-Präsident Walter Rosenthal. Der Rückgang durch reduzierte Abiturjahrgänge sei damit nur vorübergehender Natur. Der Gesamttrend “bekräftigt, dass eine dieser Entwicklung angemessene Finanzierung der Hochschulen unverzichtbar bleibt”. Die Hochschulen benötigten weiterhin “das bewährt verlässliche Engagement von Bund und Ländern, um ihren gesetzlichen Auftrag qualitätsbewusst erfüllen zu können”. mw
In den USA haben sich die Proteste gegen den Gaza-Krieg auf Universitäten in mehr als zwei Dutzend US-Bundesstaaten ausgeweitet. Ein Großaufgebot der New Yorker Polizei hat nach der Eskalation propalästinensischer Proteste an der Elite-Universität Columbia ein von Studierenden besetztes Hochschulgebäude geräumt. Am Dienstagabend (Ortszeit) strömten Hunderte Polizisten auf den Campus im Norden Manhattans. Die Bürgermeister sprach von insgesamt etwa 300 Festnahmen an der Columbia-Universität sowie am City College der Metropole.
In Los Angeles an der Westküste kam es derweil zu Ausschreitungen rivalisierender Protestgruppen bei einem Camp an der University of California Los Angeles (UCLA), wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Laut der Zeitung “Los Angeles Times” handelte es sich neben Anhängern einer propalästinensischen Gruppe auch um proisraelische Demonstranten. Die Polizei traf nach Mitternacht ein, die angespannte Lage auf dem Campus hielt demnach aber weiter an.
Studierende und Hochschulpersonal werfen der US-Regierung wegen der Militärhilfe für den Verbündeten Israel die Beteiligung an einem Völkermord vor, fordern Solidarität mit den Palästinensern und verlangen von den Hochschulen, wirtschaftliche sowie akademische Bindungen zu Israel zu kappen. Die Universitätsleitung lehnte das ab – und forderte die Unterstützung der Polizei an, nachdem Vermummte mit schwarz-weißen Palästinensertüchern in der Nacht zu Dienstag Fenster eingeschlagen, die Hamilton Hall gestürmt und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadiert hatten.
Angesichts der aufgeheizten Stimmung bei pro-palästinensischen Demonstrationen an etlichen amerikanischen Universitäten hat die US-Regierung Anfang der Woche zu einem Gewaltverzicht aufgerufen. “Wir verstehen, dass diese Proteste wichtig sind”, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem US-Sender ABC News. “Aber sie müssen friedlich sein.” Das Weiße Haus überlasse lokalen Behörden die Entscheidung, wie mit den jeweiligen Protesten umzugehen sei. Friedliche Demonstrierende dürften jedoch nicht verletzt werden.
Im Zentrum der Proteste steht die New Yorker Elite-Universität Columbia. Die seit knapp zwei Wochen andauernden pro-palästinensischen Demonstrationen dort drohen zu eskalieren. In der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) drangen Demonstrierende in die Hamilton Hall, die auch 1968 während eines Protests gegen den Vietnam-Krieg besetzt worden war.
Auf Videos war zu sehen, wie vermummte Personen mit schwarz-weißen Palästinensertüchern Fenster einschlugen und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadierten. Nach Angaben der Studierendenzeitung “Columbia Spectator” befanden sich mehrere Dutzend Protestierende in der Hamilton Hall. Hunderte weitere demonstrierten demnach vor dem Gebäude. Die Polizei halte sich außerhalb des Universitätsgeländes für den Fall bereit, dass es Verletzte gebe.
Einigen der Protestierenden wird Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Hamas vorgeworfen, die dem Staat Israel das Existenzrecht abspricht. Jüdische Studierende sorgen sich um ihre Sicherheit, wollen etwa den Davidstern nicht mehr auf dem Campus tragen oder Hebräisch sprechen. Gleichzeitig hat der Diskurs in einem Land mit einer jüdischen Bevölkerung von geschätzt rund 7,5 Millionen Menschen Nuancen: Auch unter den Demonstrierenden gibt es jüdische Studierende und Lehrende mit einer kritischen Haltung gegenüber der israelischen Regierung.
Für die Universitäten stellt die Situation einen Drahtseilakt dar: Einerseits muss die Sicherheit auf dem Campus, andererseits das Recht auf Meinungsfreiheit garantiert werden. Dass die Präsidentin der Elite-Uni Columbia ein Protest-Zeltlager von der New Yorker Polizei räumen ließ, ging nach hinten los: Der Großeinsatz am 18. April führte nicht nur zu Empörung und mehr Protest vor Ort, sondern gab letztlich den Anstoß für Demonstrationen und den Aufbau weiterer Zeltlager an Hochschulen im ganzen Land.
Andere Universitätsleitungen haben seitdem ebenfalls um Unterstützung der Polizei gebeten. Das immense Polizeiaufgebot an vielen Hochschulen empfinden Kritiker als unverhältnismäßig. So seien auch Menschen festgenommen worden, die zuvor friedlich demonstriert hätten. Manche Betroffene klagten außerdem über brutales Vorgehen der Beamten.
Von außen angeheizt wird die Situation jetzt von radikaleren Stimmen, die im US-Wahlkampf eine Chance wittern, politisch Kapital daraus zu schlagen. Den Vorschlag einiger stramm rechter Republikaner, die Nationalgarde an die betroffenen Universitäten zu schicken, wies der demokratische Senator Tim Kaine am Sonntag zurück – solche Maßnahmen könnten ein schlimmes Ende nehmen, warnte er.
In New York kündigten die Studierendengruppen “Columbia Students for Justice in Palestine” und “Columbia University Apartheid Divest” an, die Hamilton Hall nicht zu verlassen, bis ihre Forderungen erfüllt würden. Am Montag hatte die Universität angekündigt, Studentinnen und Studenten zu suspendieren, wenn sie ein Protestcamp auf dem Universitätsgelände nicht bis zum Nachmittag verließen. Die Demonstrierenden kritisieren das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und fordern Solidarität mit den Palästinensern. Außerdem verlangen sie von der Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu beenden.
Vor knapp zwei Wochen hatte ein Einsatz der New Yorker Polizei an der Columbia für Aufsehen und Kritik gesorgt, in der Folge kam es in Dutzenden Universitäten in den USA zu Protesten und dem Aufbau von Zeltlagern.
Seit Beginn der propalästinensischen Studentenproteste im April wurden in den USA mehr als 1000 Demonstranten vorläufig festgenommen. Am Dienstag ging es nicht nur in New York und Kalifornien hoch her, auch in anderen Bundesstaaten wie Georgia, North Carolina, Texas und Florida griff die Polizei ein. dpa
Am Dienstag eröffneten Bettina Stark-Watzinger, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Holger Hanselka, gemeinsam den ersten Bauabschnitt der Forschungsfertigung Batteriezelle, die FFB PreFAB in Münster.
Die FFB PreFAB stellt hier eine vollständige Fertigungsumgebung von Batteriezellen zur Verfügung. Im zweiten Bauabschnitt, der noch in diesem Jahr beginnen soll, soll die FFB FAB dann eine Fertigungsumgebung unter Gigafactory-Bedingungen mit allen Prozessschritten sowie gängigen Zellformaten bieten.
Das FFB soll als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft dienen. Ziel ist es, Ergebnisse aus den wissenschaftlichen Laboratorien in die wirtschaftliche Anwendung zu bringen. Bis zu 500 Millionen Euro kommen vom Forschungsministerium, das Land Nordrhein-Westfalen stellt die Grundstücke zur Verfügung und trägt die Kosten für den Bau der Gebäude. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist verantwortlich für den Betrieb.
Stark-Watzinger betonte die Bedeutung der Batterietechnologie als wichtige Schlüssel- und Zukunftstechnologie und bezeichnete das FFB als weltweit einzigartiges Innovationsinstrument. In diesem könnten “Industrie und Wissenschaft gleichermaßen innovative Batterietechnologien erproben sowie neuartige Batteriezellkonzepte entwickeln und effizient zur Marktreife bringen”. Das BMBF erhofft sich vom FFB auch einen wichtigen Beitrag bei der Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte.
Dass diese Fachkräfte dringend benötigt werden, unterstreicht auch eine Stellungnahme mehrerer Verbände, die ebenfalls am Dienstag veröffentlicht wurde. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (KLiB) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) kritisieren darin die Anfang des Jahres bekannt gewordenen Kürzungen der Fördermittel für die Batterieforschung. Eine Folge dieser Kürzungen sei eine zunehmende Planungsunsicherheit im akademischen Umfeld. Diese zeige sich unter anderem in rückläufigen Anfragen für Master- oder Doktorarbeiten an den Hochschulen.
Die Verbände fordern daher in den laufenden Haushaltsberatungen ein klares Signal für eine verlässliche, planbare und langfristige Forschungsförderung im Rahmen des BMBF-Dachkonzepts Batterieforschung. Ziel müsse es sein, das entstehende Ökosystem und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in einem entscheidenden Zukunftsmarkt konsequent zu stärken. mw
Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) veröffentlichte am gestrigen Mittwoch die Ergebnisse der sogenannten “nacaps-Studie“. In dieser regelmäßig wiederholten, deutschlandweit repräsentative Längsschnittstudie werden Merkmale, Motive und Perspektiven von Promovierenden abgefragt.
Die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Erhebung sind:
Eine klare Interpretation der Ergebnisse scheint schwierig. Der Rückgang Promovierender, die nach dem Abschluss in der Hochschule bleiben wollen, kann Besorgnis wecken. Allerdings zeigt die hohe Zahl der noch Unentschlossenen auch, dass die Wissenschaft eine Chance hat, diese noch für sich zu gewinnen. Ein Indikator dafür könnte die weiterhin hohe Attraktivität der Professur sein. mw
NZZ. Frei erfundene Forschung: So landen KI-Fälschungen in wissenschaftlichen Artikeln. Bis zu fünf Prozent der Fachartikel könnten Textteile enthalten, die von künstlicher Intelligenz stammen – und auch Fake-Bilder sind im Umlauf. Fälschungsjäger, die verdächtige Wissenschafts-Papers aufspüren, können mit den neusten technischen Entwicklungen nicht mehr mithalten. Mehr
Süddeutsche. Wie baut man ein 365 Meter hohes Windrad – und warum? Ausgerechnet in der Lausitzer Braunkohleregion soll demnächst ein neues Wahrzeichen der Energiewende entstehen: ein 365 Meter hohes Windrad. Es wäre das mit Abstand höchste der Welt und würde weit über die flache Landschaft aus Tagebauseen und Kiefernwäldern ragen. Die Sprind fördert das Vorhaben eines fast 90-jährigen Ingenieurs. Mehr
Welt. So geraten sensible Patientendaten nicht in falsche Hände. Aus Patientenakten kann die medizinische Forschung wichtige Erkenntnisse gewinnen. Doch der Schutz der Privatsphäre ist heikel – denn auch scheinbar anonyme Informationen lassen Rückschlüsse auf konkrete Menschen zu. Ein Bioinformatiker will das Problem nun mit künstlicher Intelligenz lösen. Mehr
Gut ausgebildete Juristen bilden das Fundament eines Rechtsstaats. Doch gerade an diesen mangelt es zunehmend: In den kommenden Jahren werden in mehreren Bundesländern über die Hälfte der Richterschaft und Staatsanwaltschaft sowie große Teile der Anwaltschaft in den Ruhestand gehen – gleichzeitig sinkt die Anzahl Studierender und Examenskandidaten in der juristischen Ausbildung.
Die seitens der Studierendenschaft aufgeworfene Frage nach einer Reform des Jurastudiums stellt sich damit umso drängender auch für die Politik. Diese scheint jedoch noch fern einer Vision, wie die Attraktivität der Ausbildung gesteigert und wie eine mögliche Reform des Studiums angegangen werden kann – auch bedingt durch undurchsichtige und ineffiziente Entscheidungsstrukturen.
Seit 150 Jahren besteht die juristische Ausbildung im Kern unverändert fort; selbst eine Anpassung im Rahmen des Bologna-Prozesses wurde mit Verweis auf die vermeintlich “hohe Qualität der Ausbildung” abgelehnt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die “94. Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister” Ende 2023, auf der unter anderem die Zukunft der volljuristischen Ausbildung besprochen werden sollte.
Doch die Ergebnisse enttäuschen und erscheinen für weitere Reformbemühungen unbrauchbar. So wird festgehalten, die Ausbildung “attraktiv und zukunftsgerecht” gestalten und “Begeisterung für die juristische Tätigkeit” wecken zu wollen. Ein Beschluss ohne Verbesserungen, der auf Leerformeln zurückgreift, ohne konkrete Änderungsvorschläge zu formulieren.
Dabei gäbe es viel zu tun: Akute Problemfelder reichen von einer jahrelang verschlafenen Digitalisierung, über abschreckend hohe psychische Belastungen bis hin zu einer messbar mangelhaften Chancengleichheit des Studiums. Auch bei Vorzeigeprojekten wie dem E-Examen in der staatlichen Pflichtfachprüfung besteht in vielen Ländern noch Nachbesserungsbedarf.
Eine tiefergreifende Reform müsste sich insbesondere mit der Frage auseinandersetzten, inwieweit die derzeitige Ausbildung mit ihrer mittlerweile 150 Jahre alten Struktur noch zeitgemäß ist, und wie das Staatsexamenssystem in Hinblick auf eine internationale Vergleichbarkeit modernisiert werden kann. Ganz zu schweigen von der Frage nach der Reduzierung des Pflichtfachstoffkatalogs, über dessen Notwendigkeit zwar weitestgehend Einigkeit besteht, die Umsetzung jedoch tief umstritten bleibt.
Was es braucht, sind klare politische Entscheidungen. Doch gerade diese werden durch die bestehenden Entscheidungsstrukturen erschwert. Die für das Jurastudium maßgeblichen Änderungen werden auf gemeinsamen Konferenzen der Justizministerinnen und Justizminister (JuMiKo) grundsätzlich – realpolitisch – im Einstimmigkeitsprinzip getroffen. Die dort beschlossenen, unter Ausschluss von Öffentlichkeit und Stakeholdergruppen getroffenen Entscheidungen haben keine Rechtskraft, sondern müssen von dem jeweiligen Land als landesrechtliche Rechtsvorschriften erlassen werden.
Bei näherer Betrachtung kristallisieren sich bei den Entscheidungsstrukturen klare Probleme heraus: Das Einstimmigkeitsprinzip macht die JuMiKo zu einem unflexiblen Gremium, das sich in der Regel auf Minimalkonsense beschränkt; wider Erwartung doch getroffene Beschlüsse werden nicht konsequent umgesetzt, wie beispielsweise der Beschluss zur Harmonisierung des Pflichtfachstoffkatalogs 2017. Weiter erschwert wird der Prozess durch bundesrechtliche Vorgaben wie den staatlichen Prüfungen (§ 5 I DRiG), die zusätzliche Absprachen mit der Bundesebene erforderlich machen.
Zur weiteren Bearbeitung der Frage zur Zukunft der juristischen Ausbildung hat die JuMiKo den Ausschuss zur Koordinierung der Juristenausbildung (KOA) beauftragt. In der Vergangenheit fiel dieses Gremium vor allem damit auf, dass Reform- und Verbesserungsansätze, die zwar in einzelnen Ländern durchaus Anklang fanden, hier meist abgetan wurden.
Das überrascht nicht. Der KOA, bestehend aus Ministerialvertretern der Länder, nimmt von vorneherein eine zu einseitige Perspektive für tiefergehende Veränderungen ein. Seine Arbeit mündete in der Vergangenheit in länderübergreifenden Harmonisierungen der Ausbildung, die zwar sinnvoll sind, aber grundlegende Probleme nicht beheben: Durch Harmonisierungen kann keine Lösung für Probleme gefunden werden, für die in keinem Bundesland eine Lösung besteht.
Eine tatsächlich erfolgreiche Reform muss anders angegangen werden. Ein ernsthafter Reformversuch muss über Harmonisierungsbestrebungen hinausgehen, längerfristig denken und alle Stakeholder miteinbeziehen – Studierende, Lehrende, Fakultäten und Fachbereiche, Justizprüfungsämter sowie die Bundes- und Landespolitik.
Wie erfolgreich ein solches Konzept sein kann, zeigt die grundlegende Reform des Arbeitskreises für Juristenausbildung der Evangelischen Akademie Loccum, die auf einem gemeinsamen Prozess aller beteiligten Gruppen beruhte. Wenngleich die Reform letztlich aus finanziellen Gründen zurückgenommen wurde, zeigt sie, dass sinnvolle Veränderungen auch in der juristischen Ausbildung möglich sind.
Anfang Juni trifft sich die JuMiKo erneut. Es wäre überraschend, wenn bereits konkrete Änderungen der Ausbildung beschlossen würden. Dringend notwendig und erwartbar wäre aber jedenfalls die Schaffung von Strukturen, innerhalb welcher eine Reform sinnvoll gestaltet werden kann. Es bleibt daher zu hoffen, dass die Justizminister und Justizministerinnen die Einsetzung eines pluralistisch besetzten und sachverständigen Gremiums beschließen, welches unabhängig die Reform des Jurastudiums ausarbeiten kann. Dies wäre das erste einer Reihe wichtiger Signale, dass die Politik gewillt ist, die juristische Ausbildung grundlegend zu verbessern und kommenden personellen Mangelerscheinungen des Rechtsstaats entgegenzuwirken.
Franz J. Gießibl, Lehrstuhl für Experimentelle und Angewandte Physik an der Universität Regensburg, wurde mit der Heinrich Rohrer Grand Medal ausgezeichnet. Dieser international vergebene Preis, der nach dem Nobelpreisträger und Entwickler des Rastertunnelmikroskops Heinrich Rohrer benannt ist, würdigt herausragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Nanowissenschaften.
Benesh Joseph, experimenteller Biophysiker der Freien Universität Berlin, ist von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit dem mit 600.000 Euro dotierten Rise up!-Grant ausgezeichnet worden. Das Programm richtet sich an herausragende und ungewöhnlich kreative Grundlagenforscherinnen und Grundlagenforscher aus der Biologie, Chemie und Medizin, die zum ersten Mal eine W2-Professur an einer deutschen Universität angenommen haben.
Boris Otto ist neues Mitglied des Forschungsbeirats Industrie 4.0, der von acatech koordiniert wird. Die aktuell 33 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft zeigen forschungsbasierte Lösungswege für die Weiterentwicklung und Umsetzung von Industrie 4.0 auf. Otto ist Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund.
Anna Kühne nimmt die erste Professur für Öffentliche Gesundheit in Sachsen ein. Sie besetzt die neue Stelle am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Die Professur wird vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Landeshauptstadt Dresden getragen.
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Berlin.Table. Wahlen: Wissenschaftler erwartet massive Desinformationskampagnen. Sicherheitsexperte Carlo Masala rechnet im Vorfeld der Bundestagswahl mit Desinformationskampagnen aus Russland und China. Die Beeinflussung aus dem Ausland wird ein bislang noch nicht gekanntes Ausmaß erreichen, befürchtet der Militärexperte im Podcast Table.Today. Mehr
Bildung.Table. “Schwere Enttäuschung”: Hessens Kultusminister kritisiert Digitalpakt-Vorschlag des BMBF. Armin Schwarz bezeichnet die Forderungen von Bettina Stark-Watzinger als “übergriffig”. Auch auf dem FDP-Parteitag am Wochenende hatte das Thema bereits für Wirbel gesorgt. Mehr
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Der passt eher, und er wird zunehmend auch in anderen Fächern genutzt, um dieses neue Feld zwischen Grundlagenforschung und Übersetzung in die Praxis zu benennen.
Was kennzeichnet die Joachim Herz Stiftung?
Es ist eine recht junge, schlank aufgestellte Stiftung. Sie wurde 2008 nach dem Tod von Joachim Herz gegründet, er ist einer der Söhne des Tchibo-Gründers Max Herz. Die Stiftung entwickelt und vermehrt das hinterlassene Vermögen eigenverantwortlich in der Kapitalanlage. Unser Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Bildung und Wissenschaft, mit meinem Antritt ist die Wissenschaftsförderung stärker in den Fokus gerückt.
Wie groß ist das finanzielle Budget der Joachim Herz Stiftung für die Forschungsförderung?
Wir haben einen Gesamthaushalt von über 30 Millionen Euro im Jahr, davon wird ein Großteil für die Forschungsförderung aufgewendet. Allein die zurzeit laufende Ausschreibung für ein innovate!-Zentrum im Bereich “Neue Materialien für nachhaltige Technologien” umfasst 30 Millionen Euro über zehn Jahre.
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Wie konnte die systemische Lücke im Translationsbereich überhaupt entstehen?
Sie ist vor allem ein Resultat der Entwicklung in der Wissenschaftsförderung insgesamt. In Deutschland werden immer speziellere Themen immer tiefer untersucht. Es ist toll, dass es die DFG gibt. Aber die Förderentscheidungen dort fallen durch Peer-basierte Evaluation. Die Fachgemeinschaften entscheiden – und zwar für das Fach, nicht für eine potenzielle Anwendung. Von dem, was wir im Wissenschaftssystem produzieren, versackt zu viel oder wird nicht nachverfolgt. Denn für das Nachverfolgen gibt keiner irgendwas. Es hängt bisher vom Engagement Einzelner ab, Ideen hartnäckig weiterzuverfolgen. Dafür gibt es keine feste Stelle, keine Professur, es existiert kein Reputationssystem. Forschende machen Karriere aufgrund ihrer Lorbeeren durch Veröffentlichungen, aber nicht, weil sie eine super Idee haben, die sie in die Anwendung bringen.
Haben Sie sich auch im Wissenschaftsbetrieb für diese Themen eingesetzt?
In den vorherigen Positionen bin ich mit meinen Bemühungen, Translation und Transfer zu befördern, oft gegen eine Wand gelaufen. Es ist sehr schwer, anwendungsbezogene Positionen in eine Universität zu integrieren. Der Mangel in der Basisversorgung führt immer zum Bewahren des Alten. Es ist aber ein Feld, das man von außen bedienen kann. Was mich zuversichtlich stimmt: Derzeit gehen eine Reihe von Stiftungen in eine ähnliche Richtung, etwa die Mercator-Stiftung mit den Mercator-Zentren oder die Werner-Siemens-Stiftung mit dem Jahrhundert-Wettbewerb. Offenbar sind auch andere Leute, die lange im System arbeiten, an dem gleichen Punkt wie ich angelangt.
Zur Person: Sabine Kunst ist seit Anfang 2022 Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung in Hamburg. Die Ingenieurwissenschaftlerin war Präsidentin der Humboldt-Universität Berlin (2016 bis 2021), der Universität Potsdam (2007 bis 2010) und des DAAD (2010/2011) sowie Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg (2011 bis 2016).
13. Mai 2024, 19:00 Uhr, Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom AG, Französische Str. 33a-c, 10117 Berlin und Livestream
Preisverleihung Preisverleihung der Alexander von Humboldt-Professuren Mehr
15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
28. Mai 2024, 18:00-20:00 Uhr, TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Hörsaal 0107 (EG) und online
Veranstaltungsreihe über Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb, u.a. von GEW und NGAWiss “Projektfinanzierung und/oder Wissenschaftsfreiheit?” Mehr
Nach einem leichten Rückgang bis 2026, sollen die Studienanfängerzahlen bis 2035 deutlich steigen. Mit 526.200 Studienanfängern sollen es dann sogar mehr werden als im bisherigen Spitzenjahr 2011. Die Zahlen, die die Kultusministerkonferenz am Dienstag bekannt gegeben hat, beruhen auf den Vorausberechnungen der Studienberechtigtenzahlen. Die anderen Parameter werden als konstant angenommen. Dazu zählen zum Beispiel die Zahl der Studienanfänger aus dem Ausland oder die derjenigen, die mit einer vorherigen beruflichen Qualifikation ein Studium aufnehmen.
Der Rückgang der Studienanfängerzahlen ist dabei in den kommenden zwei bis drei Jahren ungleich über die Länder verteilt. Insbesondere dort, wo die Schulzeit bis zum Abitur wieder auf 13 Jahre verlängert wird, gehen die Zahlen zunächst etwas zurück. Dieser Effekt kann auch Nachbarländer betreffen.
Nicht eingerechnet wurde zum Beispiel die Annahme, dass es in Zukunft eine weitere Akademisierung der Gesundheitsfachberufe geben könnte. Der Bericht deutet hier an, dass es dadurch zu einer weiteren Steigerung der Studienanfängerzahlen kommen könnte. Neben einer Vollakademisierung der Hebammen, forderte der Wissenschaftsrat jüngst für die Gesundheitsfachberufe eine Gesamtakademisierungsquote von 20 Prozent. Derzeit steht man in der Pflege bei rund 2,5 Prozent.
Die HRK sieht sich in den neuen Zahlen mit ihren Forderungen nach einer auskömmlichen Finanzierung der Hochschulen bestätigt. Die Vorausberechnung der KMK zeige, dass die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger sehr bald wieder deutlich ansteigen werde, sagte HRK-Präsident Walter Rosenthal. Der Rückgang durch reduzierte Abiturjahrgänge sei damit nur vorübergehender Natur. Der Gesamttrend “bekräftigt, dass eine dieser Entwicklung angemessene Finanzierung der Hochschulen unverzichtbar bleibt”. Die Hochschulen benötigten weiterhin “das bewährt verlässliche Engagement von Bund und Ländern, um ihren gesetzlichen Auftrag qualitätsbewusst erfüllen zu können”. mw
In den USA haben sich die Proteste gegen den Gaza-Krieg auf Universitäten in mehr als zwei Dutzend US-Bundesstaaten ausgeweitet. Ein Großaufgebot der New Yorker Polizei hat nach der Eskalation propalästinensischer Proteste an der Elite-Universität Columbia ein von Studierenden besetztes Hochschulgebäude geräumt. Am Dienstagabend (Ortszeit) strömten Hunderte Polizisten auf den Campus im Norden Manhattans. Die Bürgermeister sprach von insgesamt etwa 300 Festnahmen an der Columbia-Universität sowie am City College der Metropole.
In Los Angeles an der Westküste kam es derweil zu Ausschreitungen rivalisierender Protestgruppen bei einem Camp an der University of California Los Angeles (UCLA), wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Laut der Zeitung “Los Angeles Times” handelte es sich neben Anhängern einer propalästinensischen Gruppe auch um proisraelische Demonstranten. Die Polizei traf nach Mitternacht ein, die angespannte Lage auf dem Campus hielt demnach aber weiter an.
Studierende und Hochschulpersonal werfen der US-Regierung wegen der Militärhilfe für den Verbündeten Israel die Beteiligung an einem Völkermord vor, fordern Solidarität mit den Palästinensern und verlangen von den Hochschulen, wirtschaftliche sowie akademische Bindungen zu Israel zu kappen. Die Universitätsleitung lehnte das ab – und forderte die Unterstützung der Polizei an, nachdem Vermummte mit schwarz-weißen Palästinensertüchern in der Nacht zu Dienstag Fenster eingeschlagen, die Hamilton Hall gestürmt und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadiert hatten.
Angesichts der aufgeheizten Stimmung bei pro-palästinensischen Demonstrationen an etlichen amerikanischen Universitäten hat die US-Regierung Anfang der Woche zu einem Gewaltverzicht aufgerufen. “Wir verstehen, dass diese Proteste wichtig sind”, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem US-Sender ABC News. “Aber sie müssen friedlich sein.” Das Weiße Haus überlasse lokalen Behörden die Entscheidung, wie mit den jeweiligen Protesten umzugehen sei. Friedliche Demonstrierende dürften jedoch nicht verletzt werden.
Im Zentrum der Proteste steht die New Yorker Elite-Universität Columbia. Die seit knapp zwei Wochen andauernden pro-palästinensischen Demonstrationen dort drohen zu eskalieren. In der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) drangen Demonstrierende in die Hamilton Hall, die auch 1968 während eines Protests gegen den Vietnam-Krieg besetzt worden war.
Auf Videos war zu sehen, wie vermummte Personen mit schwarz-weißen Palästinensertüchern Fenster einschlugen und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadierten. Nach Angaben der Studierendenzeitung “Columbia Spectator” befanden sich mehrere Dutzend Protestierende in der Hamilton Hall. Hunderte weitere demonstrierten demnach vor dem Gebäude. Die Polizei halte sich außerhalb des Universitätsgeländes für den Fall bereit, dass es Verletzte gebe.
Einigen der Protestierenden wird Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Hamas vorgeworfen, die dem Staat Israel das Existenzrecht abspricht. Jüdische Studierende sorgen sich um ihre Sicherheit, wollen etwa den Davidstern nicht mehr auf dem Campus tragen oder Hebräisch sprechen. Gleichzeitig hat der Diskurs in einem Land mit einer jüdischen Bevölkerung von geschätzt rund 7,5 Millionen Menschen Nuancen: Auch unter den Demonstrierenden gibt es jüdische Studierende und Lehrende mit einer kritischen Haltung gegenüber der israelischen Regierung.
Für die Universitäten stellt die Situation einen Drahtseilakt dar: Einerseits muss die Sicherheit auf dem Campus, andererseits das Recht auf Meinungsfreiheit garantiert werden. Dass die Präsidentin der Elite-Uni Columbia ein Protest-Zeltlager von der New Yorker Polizei räumen ließ, ging nach hinten los: Der Großeinsatz am 18. April führte nicht nur zu Empörung und mehr Protest vor Ort, sondern gab letztlich den Anstoß für Demonstrationen und den Aufbau weiterer Zeltlager an Hochschulen im ganzen Land.
Andere Universitätsleitungen haben seitdem ebenfalls um Unterstützung der Polizei gebeten. Das immense Polizeiaufgebot an vielen Hochschulen empfinden Kritiker als unverhältnismäßig. So seien auch Menschen festgenommen worden, die zuvor friedlich demonstriert hätten. Manche Betroffene klagten außerdem über brutales Vorgehen der Beamten.
Von außen angeheizt wird die Situation jetzt von radikaleren Stimmen, die im US-Wahlkampf eine Chance wittern, politisch Kapital daraus zu schlagen. Den Vorschlag einiger stramm rechter Republikaner, die Nationalgarde an die betroffenen Universitäten zu schicken, wies der demokratische Senator Tim Kaine am Sonntag zurück – solche Maßnahmen könnten ein schlimmes Ende nehmen, warnte er.
In New York kündigten die Studierendengruppen “Columbia Students for Justice in Palestine” und “Columbia University Apartheid Divest” an, die Hamilton Hall nicht zu verlassen, bis ihre Forderungen erfüllt würden. Am Montag hatte die Universität angekündigt, Studentinnen und Studenten zu suspendieren, wenn sie ein Protestcamp auf dem Universitätsgelände nicht bis zum Nachmittag verließen. Die Demonstrierenden kritisieren das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und fordern Solidarität mit den Palästinensern. Außerdem verlangen sie von der Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu beenden.
Vor knapp zwei Wochen hatte ein Einsatz der New Yorker Polizei an der Columbia für Aufsehen und Kritik gesorgt, in der Folge kam es in Dutzenden Universitäten in den USA zu Protesten und dem Aufbau von Zeltlagern.
Seit Beginn der propalästinensischen Studentenproteste im April wurden in den USA mehr als 1000 Demonstranten vorläufig festgenommen. Am Dienstag ging es nicht nur in New York und Kalifornien hoch her, auch in anderen Bundesstaaten wie Georgia, North Carolina, Texas und Florida griff die Polizei ein. dpa
Am Dienstag eröffneten Bettina Stark-Watzinger, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Holger Hanselka, gemeinsam den ersten Bauabschnitt der Forschungsfertigung Batteriezelle, die FFB PreFAB in Münster.
Die FFB PreFAB stellt hier eine vollständige Fertigungsumgebung von Batteriezellen zur Verfügung. Im zweiten Bauabschnitt, der noch in diesem Jahr beginnen soll, soll die FFB FAB dann eine Fertigungsumgebung unter Gigafactory-Bedingungen mit allen Prozessschritten sowie gängigen Zellformaten bieten.
Das FFB soll als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft dienen. Ziel ist es, Ergebnisse aus den wissenschaftlichen Laboratorien in die wirtschaftliche Anwendung zu bringen. Bis zu 500 Millionen Euro kommen vom Forschungsministerium, das Land Nordrhein-Westfalen stellt die Grundstücke zur Verfügung und trägt die Kosten für den Bau der Gebäude. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist verantwortlich für den Betrieb.
Stark-Watzinger betonte die Bedeutung der Batterietechnologie als wichtige Schlüssel- und Zukunftstechnologie und bezeichnete das FFB als weltweit einzigartiges Innovationsinstrument. In diesem könnten “Industrie und Wissenschaft gleichermaßen innovative Batterietechnologien erproben sowie neuartige Batteriezellkonzepte entwickeln und effizient zur Marktreife bringen”. Das BMBF erhofft sich vom FFB auch einen wichtigen Beitrag bei der Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte.
Dass diese Fachkräfte dringend benötigt werden, unterstreicht auch eine Stellungnahme mehrerer Verbände, die ebenfalls am Dienstag veröffentlicht wurde. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (KLiB) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) kritisieren darin die Anfang des Jahres bekannt gewordenen Kürzungen der Fördermittel für die Batterieforschung. Eine Folge dieser Kürzungen sei eine zunehmende Planungsunsicherheit im akademischen Umfeld. Diese zeige sich unter anderem in rückläufigen Anfragen für Master- oder Doktorarbeiten an den Hochschulen.
Die Verbände fordern daher in den laufenden Haushaltsberatungen ein klares Signal für eine verlässliche, planbare und langfristige Forschungsförderung im Rahmen des BMBF-Dachkonzepts Batterieforschung. Ziel müsse es sein, das entstehende Ökosystem und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in einem entscheidenden Zukunftsmarkt konsequent zu stärken. mw
Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) veröffentlichte am gestrigen Mittwoch die Ergebnisse der sogenannten “nacaps-Studie“. In dieser regelmäßig wiederholten, deutschlandweit repräsentative Längsschnittstudie werden Merkmale, Motive und Perspektiven von Promovierenden abgefragt.
Die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Erhebung sind:
Eine klare Interpretation der Ergebnisse scheint schwierig. Der Rückgang Promovierender, die nach dem Abschluss in der Hochschule bleiben wollen, kann Besorgnis wecken. Allerdings zeigt die hohe Zahl der noch Unentschlossenen auch, dass die Wissenschaft eine Chance hat, diese noch für sich zu gewinnen. Ein Indikator dafür könnte die weiterhin hohe Attraktivität der Professur sein. mw
NZZ. Frei erfundene Forschung: So landen KI-Fälschungen in wissenschaftlichen Artikeln. Bis zu fünf Prozent der Fachartikel könnten Textteile enthalten, die von künstlicher Intelligenz stammen – und auch Fake-Bilder sind im Umlauf. Fälschungsjäger, die verdächtige Wissenschafts-Papers aufspüren, können mit den neusten technischen Entwicklungen nicht mehr mithalten. Mehr
Süddeutsche. Wie baut man ein 365 Meter hohes Windrad – und warum? Ausgerechnet in der Lausitzer Braunkohleregion soll demnächst ein neues Wahrzeichen der Energiewende entstehen: ein 365 Meter hohes Windrad. Es wäre das mit Abstand höchste der Welt und würde weit über die flache Landschaft aus Tagebauseen und Kiefernwäldern ragen. Die Sprind fördert das Vorhaben eines fast 90-jährigen Ingenieurs. Mehr
Welt. So geraten sensible Patientendaten nicht in falsche Hände. Aus Patientenakten kann die medizinische Forschung wichtige Erkenntnisse gewinnen. Doch der Schutz der Privatsphäre ist heikel – denn auch scheinbar anonyme Informationen lassen Rückschlüsse auf konkrete Menschen zu. Ein Bioinformatiker will das Problem nun mit künstlicher Intelligenz lösen. Mehr
Gut ausgebildete Juristen bilden das Fundament eines Rechtsstaats. Doch gerade an diesen mangelt es zunehmend: In den kommenden Jahren werden in mehreren Bundesländern über die Hälfte der Richterschaft und Staatsanwaltschaft sowie große Teile der Anwaltschaft in den Ruhestand gehen – gleichzeitig sinkt die Anzahl Studierender und Examenskandidaten in der juristischen Ausbildung.
Die seitens der Studierendenschaft aufgeworfene Frage nach einer Reform des Jurastudiums stellt sich damit umso drängender auch für die Politik. Diese scheint jedoch noch fern einer Vision, wie die Attraktivität der Ausbildung gesteigert und wie eine mögliche Reform des Studiums angegangen werden kann – auch bedingt durch undurchsichtige und ineffiziente Entscheidungsstrukturen.
Seit 150 Jahren besteht die juristische Ausbildung im Kern unverändert fort; selbst eine Anpassung im Rahmen des Bologna-Prozesses wurde mit Verweis auf die vermeintlich “hohe Qualität der Ausbildung” abgelehnt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die “94. Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister” Ende 2023, auf der unter anderem die Zukunft der volljuristischen Ausbildung besprochen werden sollte.
Doch die Ergebnisse enttäuschen und erscheinen für weitere Reformbemühungen unbrauchbar. So wird festgehalten, die Ausbildung “attraktiv und zukunftsgerecht” gestalten und “Begeisterung für die juristische Tätigkeit” wecken zu wollen. Ein Beschluss ohne Verbesserungen, der auf Leerformeln zurückgreift, ohne konkrete Änderungsvorschläge zu formulieren.
Dabei gäbe es viel zu tun: Akute Problemfelder reichen von einer jahrelang verschlafenen Digitalisierung, über abschreckend hohe psychische Belastungen bis hin zu einer messbar mangelhaften Chancengleichheit des Studiums. Auch bei Vorzeigeprojekten wie dem E-Examen in der staatlichen Pflichtfachprüfung besteht in vielen Ländern noch Nachbesserungsbedarf.
Eine tiefergreifende Reform müsste sich insbesondere mit der Frage auseinandersetzten, inwieweit die derzeitige Ausbildung mit ihrer mittlerweile 150 Jahre alten Struktur noch zeitgemäß ist, und wie das Staatsexamenssystem in Hinblick auf eine internationale Vergleichbarkeit modernisiert werden kann. Ganz zu schweigen von der Frage nach der Reduzierung des Pflichtfachstoffkatalogs, über dessen Notwendigkeit zwar weitestgehend Einigkeit besteht, die Umsetzung jedoch tief umstritten bleibt.
Was es braucht, sind klare politische Entscheidungen. Doch gerade diese werden durch die bestehenden Entscheidungsstrukturen erschwert. Die für das Jurastudium maßgeblichen Änderungen werden auf gemeinsamen Konferenzen der Justizministerinnen und Justizminister (JuMiKo) grundsätzlich – realpolitisch – im Einstimmigkeitsprinzip getroffen. Die dort beschlossenen, unter Ausschluss von Öffentlichkeit und Stakeholdergruppen getroffenen Entscheidungen haben keine Rechtskraft, sondern müssen von dem jeweiligen Land als landesrechtliche Rechtsvorschriften erlassen werden.
Bei näherer Betrachtung kristallisieren sich bei den Entscheidungsstrukturen klare Probleme heraus: Das Einstimmigkeitsprinzip macht die JuMiKo zu einem unflexiblen Gremium, das sich in der Regel auf Minimalkonsense beschränkt; wider Erwartung doch getroffene Beschlüsse werden nicht konsequent umgesetzt, wie beispielsweise der Beschluss zur Harmonisierung des Pflichtfachstoffkatalogs 2017. Weiter erschwert wird der Prozess durch bundesrechtliche Vorgaben wie den staatlichen Prüfungen (§ 5 I DRiG), die zusätzliche Absprachen mit der Bundesebene erforderlich machen.
Zur weiteren Bearbeitung der Frage zur Zukunft der juristischen Ausbildung hat die JuMiKo den Ausschuss zur Koordinierung der Juristenausbildung (KOA) beauftragt. In der Vergangenheit fiel dieses Gremium vor allem damit auf, dass Reform- und Verbesserungsansätze, die zwar in einzelnen Ländern durchaus Anklang fanden, hier meist abgetan wurden.
Das überrascht nicht. Der KOA, bestehend aus Ministerialvertretern der Länder, nimmt von vorneherein eine zu einseitige Perspektive für tiefergehende Veränderungen ein. Seine Arbeit mündete in der Vergangenheit in länderübergreifenden Harmonisierungen der Ausbildung, die zwar sinnvoll sind, aber grundlegende Probleme nicht beheben: Durch Harmonisierungen kann keine Lösung für Probleme gefunden werden, für die in keinem Bundesland eine Lösung besteht.
Eine tatsächlich erfolgreiche Reform muss anders angegangen werden. Ein ernsthafter Reformversuch muss über Harmonisierungsbestrebungen hinausgehen, längerfristig denken und alle Stakeholder miteinbeziehen – Studierende, Lehrende, Fakultäten und Fachbereiche, Justizprüfungsämter sowie die Bundes- und Landespolitik.
Wie erfolgreich ein solches Konzept sein kann, zeigt die grundlegende Reform des Arbeitskreises für Juristenausbildung der Evangelischen Akademie Loccum, die auf einem gemeinsamen Prozess aller beteiligten Gruppen beruhte. Wenngleich die Reform letztlich aus finanziellen Gründen zurückgenommen wurde, zeigt sie, dass sinnvolle Veränderungen auch in der juristischen Ausbildung möglich sind.
Anfang Juni trifft sich die JuMiKo erneut. Es wäre überraschend, wenn bereits konkrete Änderungen der Ausbildung beschlossen würden. Dringend notwendig und erwartbar wäre aber jedenfalls die Schaffung von Strukturen, innerhalb welcher eine Reform sinnvoll gestaltet werden kann. Es bleibt daher zu hoffen, dass die Justizminister und Justizministerinnen die Einsetzung eines pluralistisch besetzten und sachverständigen Gremiums beschließen, welches unabhängig die Reform des Jurastudiums ausarbeiten kann. Dies wäre das erste einer Reihe wichtiger Signale, dass die Politik gewillt ist, die juristische Ausbildung grundlegend zu verbessern und kommenden personellen Mangelerscheinungen des Rechtsstaats entgegenzuwirken.
Franz J. Gießibl, Lehrstuhl für Experimentelle und Angewandte Physik an der Universität Regensburg, wurde mit der Heinrich Rohrer Grand Medal ausgezeichnet. Dieser international vergebene Preis, der nach dem Nobelpreisträger und Entwickler des Rastertunnelmikroskops Heinrich Rohrer benannt ist, würdigt herausragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Nanowissenschaften.
Benesh Joseph, experimenteller Biophysiker der Freien Universität Berlin, ist von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit dem mit 600.000 Euro dotierten Rise up!-Grant ausgezeichnet worden. Das Programm richtet sich an herausragende und ungewöhnlich kreative Grundlagenforscherinnen und Grundlagenforscher aus der Biologie, Chemie und Medizin, die zum ersten Mal eine W2-Professur an einer deutschen Universität angenommen haben.
Boris Otto ist neues Mitglied des Forschungsbeirats Industrie 4.0, der von acatech koordiniert wird. Die aktuell 33 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft zeigen forschungsbasierte Lösungswege für die Weiterentwicklung und Umsetzung von Industrie 4.0 auf. Otto ist Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund.
Anna Kühne nimmt die erste Professur für Öffentliche Gesundheit in Sachsen ein. Sie besetzt die neue Stelle am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Die Professur wird vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Landeshauptstadt Dresden getragen.
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Berlin.Table. Wahlen: Wissenschaftler erwartet massive Desinformationskampagnen. Sicherheitsexperte Carlo Masala rechnet im Vorfeld der Bundestagswahl mit Desinformationskampagnen aus Russland und China. Die Beeinflussung aus dem Ausland wird ein bislang noch nicht gekanntes Ausmaß erreichen, befürchtet der Militärexperte im Podcast Table.Today. Mehr
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