Table.Briefing: Research

Peter-André Alt: Braucht es noch eine Wissenschafts-Stiftung? + AiF trennt sich von Klein + Länderkompass: Saarland setzt auf KI

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen “Otto von Guericke” e. V. (AiF) und ihr Hauptgeschäftsführer Michael Bruno Klein haben sich mit sofortiger Wirkung getrennt. Klein bestätigte gegenüber Table.Briefings den Abschied. In einer Meldung der Forschungsvereinigung ist von “unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in der künftigen strategischen Ausrichtung” zu lesen. Beide Seiten haben sich offensichtlich auf die Sprachregelung “einvernehmliche Trennung” geeinigt.

Und jetzt? In die Amtszeit von Klein fällt der wohl schwerste Einschnitt der AiF-Geschichte: Das Bundeswirtschaftsministerium entzog im vergangenen August der AiF die administrative Zuständigkeit für die industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF). Mein Kollege Tim Gabel hat mit AiF-Vorstand Thomas Reiche über zukünftige Pläne und eine neue Führung gesprochen.

Der eine geht, der andere wechselte. Die neue Wübben Stiftung Wissenschaft lockte, Peter-André Alt ist dem Ruf gefolgt. Dafür hatte Alt im vergangenen Jahr sogar sein Amt als Präsident der Hochschulrektorenkonferenz vorzeitig aufgegeben. Meiner Kollegin Anne Brüning hat er erzählt, was ihn an der neuen Funktion so gereizt hat. Wichtige Aufgaben für die Zukunft des Wissenschaftssystems sieht er mehr und mehr im privaten Engagement. “Wir sind ein Land der Stiftungen geworden.”

Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist es bereits der 2. April. Sie haben den Tag der April-Scherze verpasst, denken Sie. Keine Sorge – wir lassen Sie nicht ganz unbespasst zurück. Achtung, Dessert, kann ich nur sagen.

Wir wünschen Ihnen eine frühlingshafte Lektüre,

Ihre
Nicola Kuhrt
Bild von Nicola  Kuhrt

Analyse

Peter-André Alt: “Wir sind ein Land der Stiftungen geworden”

Peter-André Alt ist seit April 2023 Sprecher der Geschäftsführung der Wübben Stiftung Wissenschaft.

Im Bereich Bildung engagiert sich die Wübben-Stiftung schon länger, im April 2023 kam die Wübben Stiftung Wissenschaft hinzu. Sprecher der Geschäftsführung ist Peter-André Alt, der vor einem Jahr vorzeitig aus seinem Amt als Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ausschied, um den neuen Posten zu übernehmen.

Herr Alt, was war an dem Angebot der Wübben-Stiftung so verlockend, dass Sie das Amt des HRK-Präsidenten vorzeitig aufgegeben haben?

Es war die Möglichkeit, im Rahmen einer privaten Stiftung Wissenschaftsförderung nach Prinzipien zu betreiben, die wir nach eigenem Ermessen festlegen konnten. Übereinstimmend mit den Ideen des Stifters stellen wir sehr stark auf die individuelle Förderung ab.

“Es gibt eine Tendenz zur Nivellierung”

Warum ist der Fokus auf das Nonkonformistische wichtig?

Im jetzigen Fördersystem wird mehr über Themen als über Menschen geredet. Wir dagegen setzen auf die Individuen und vertrauen darauf, dass sie die richtigen Themen angehen. Wir wollen Persönlichkeiten finden und fördern, die den Mut haben, ungewöhnliche Wege zu beschreiten. Denn im Zuge der Globalisierung und universellen Kommunikation bleibt das Ungewöhnliche zunehmend auf der Strecke. Es gibt eine Tendenz zur Nivellierung. Dadurch sinkt der Mut, etwas zu denken oder zu tun, was außerhalb des Sensus communis liegt.

Das klingt, als wäre Ihre Stiftung eine Mischung aus Max-Planck-Gesellschaft und Bundesagentur für Sprunginnovation.

Das Harnack-Prinzip der MPG ist ähnlich. Es besagt, dass um die Persönlichkeit herum ein Institut aufgebaut wird. Auch uns geht es um Wissenschaftsfreiheit im Sinne von Handlungs- und Gestaltungsfreiheit. Wir wollen Forschung ohne Scheuklappen ermöglichen, ohne Restriktionen jeglicher Art.

Im Stiftungswesen freut man sich, wenn ein neuer Player dazukommt

Wie viel Geld steht dafür zur Verfügung?

Unser Etat wird nach Bedarf festgelegt. Für das laufende Jahr sind es bis zu zehn Millionen Euro. Der Betrag wird vermutlich noch anwachsen.

Große Sprünge erlaubt das vermutlich nicht. Die großen Wissenschaftsstiftungen hierzulande verfügen über jährlich 50 bis 100 Millionen Euro.

Wie alle Stiftungen müssen wir uns konzentrieren. Unsere Programme richten sich an Individuen innerhalb der idealtypischen akademischen Karriere vom Studium bis zur Professur. Und Internationalisierung steht im Mittelpunkt.

Gibt es Konkurrenzdenken im Stiftungsbereich?

Im Stiftungswesen ist man sich wohlgesonnen. Ich habe nicht den Eindruck, dass man da in einem Wettbewerb steht. Vielmehr sind alle der Meinung, dass es nicht genug Geld für gute Wissenschaft und Forschung gibt und freuen sich, wenn ein neuer Player dazukommt. Auch wir wurden freundlich und kollegial aufgenommen. Im Übrigen unterscheiden sich die Förderprogramme deutlich.

“Wir tun zu wenig, um international attraktiv zu sein”

Welche sind die Kern-Förderprojekte der Wübben-Stiftung?

Wir fördern Studierende, die mit ihrem Denken ungewöhnliche Wege beschreiten. In Kürze beginnt die Förderung von Tenure Track-Professuren, mit der wir Berufungen aus dem Ausland unterstützen möchten. Dabei geht es darum, die Einrichtung von Tenure Track-Professuren durch eine Startfinanzierung zu ermöglichen. Ziel ist es auch, die Ausstattung für solche Professuren zu verbessern, damit wir die besten Köpfe nach Deutschland holen können.

Wie ist die Resonanz auf diese Ausrichtung?

Wir haben in der Konzeptionsphase mehr als hundert Gespräche mit Entscheidern aus dem Wissenschaftssystem geführt. Eine Diagnose wird von allen geteilt: Bei der Internationalisierung sind wir in Deutschland gut in der Phase des Studiums, aber schlecht bei den Professuren. Die internationalen Berufungen stagnieren auf einem Niveau von 10 bis 15 Prozent. Wir tun zu wenig, um international attraktiv zu sein und um im Ausland zu rekrutieren. Unsere Nachbarn in den Niederlanden, in Dänemark und der Schweiz sind darin viel erfolgreicher.

Sie machen auch President Coaching, also Vorbereitung auf Führungsaufgaben an deutschen Universitäten für Neugewählte. Gab es so etwas bisher nicht?

Das ist ein Format, das es in Deutschland tatsächlich noch nicht gab. In der Richtung hat nur das Centrum für Hochschulentwicklung bereits ein Angebot für Vize-Präsidentinnen und -präsidenten. Unser Coaching richtet sich an neugewählte Leitungspersönlichkeiten auf Präsidialebene. Es geht unter anderem um Führungskulturen, um Krisenmanagement und Zusammenarbeit mit der Politik.

“Seit dem Jahr 2000 hat das Wissenschaftssystem mindestens silberne Jahre erlebt”

Der Stifter Walter Wübben, früherer Haupteigentümer der Klinikgruppe Damp, unterstützt über die Damp-Stiftung seit 2014 die Einstein-Stiftung, die sich auf Berlin konzentriert. Wie geht es dort jetzt weiter?

Herr Dr. Wübben hat der Einstein-Stiftung vor Jahren eine Zusage gemacht und an die hält er sich. Nun aber wollte er sein Engagement ausweiten auf ganz Deutschland.

Wie steht das Wissenschaftssystem aus Ihrer Sicht zurzeit da?

Seit dem Jahr 2000 hat das Wissenschaftssystem vielleicht nicht goldene, aber mindestens silberne Jahre erlebt. Die Hochschulen haben sich außerordentlich schnell verändert. Durch die Hochschulgesetze wurden Entscheidungsstrukturen eingezogen, die mehr Handlungsfähigkeit erlaubt haben. Aber auch durch die Förderpolitik von Bund und Ländern hat sich viel getan, etwa durch die Exzellenzinitiative. Seit einigen Jahren gibt es im Wissenschafts- und insbesondere im Hochschulsystem die Sorge, dass diese Jahre vorbei sein könnten.

Teilen Sie die Sorge?

Es ist in der Tat alles etwas knapper und klammer geworden. Hinzu kommt eine gewisse Ermattung seit Corona, auch mit Blick auf mutige Ideen für die Selbstgestaltung. Daher werden wir bei der Förderung in Zukunft mehr auf Kooperation setzen müssen. Und wir werden auf mehr privates Engagement angewiesen sein. Wir sind ein Land der Stiftungen geworden. Viele haben kleine Finanzvolumina, aber wir müssen froh sein über jede Stiftung, die in die Wissenschaft investiert.

Peter-André Alt ist seit April 2023 Sprecher der Geschäftsführung der Wübben Stiftung Wissenschaft in Berlin. Er ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, war von 2010 bis 2018 Präsident der Freien Universität Berlin und von August 2018 bis Ende März 2023 Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.

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Länder-Kompass: Transformation auf saarländisch

Klein zu sein, habe auch viele Vorteile, heißt es oftmals, wenn man mit Vertretern der saarländischen Wissenschaftscommunity spricht. Die Wege seien kurz, Zugänge einfach und die Entscheidungsträger verbindlich. Sogar die interministerielle Zusammenarbeit klappe. Schließlich teilen sich Finanz- und Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker und Wirtschafts- und Innovationsminister Jürgen Barke den Themenbereich. Vor allem auf der Arbeitsebene säßen Personen, die die Kooperation pflegten.

Langfristige Strategien zahlen sich aus

Auch deshalb sei man auf einem guten Weg bei der Transformation auf saarländisch. KI und IT spielen eine wichtige Rolle. Das ist bei so viel geballter Kompetenz und überregional bedeutsamen Forschungszentren klar. Mit der Investition in diese Themen habe man schon vor langer Zeit die richtige Entscheidung getroffen. “Das Saarland hat hier ein Zukunftsthema aufgegriffen und ist drangeblieben”, berichtet Reinhard Karger, Pressesprecher beim DFKI. “Das Saarland spielt bei KI in Deutschland eine entscheidende Rolle.”  

Einziger Wermutstropfen: Im Wettbewerb um die Exzellenzcluster war die Uni Saarbrücken mit ihrem Antrag im Bereich Informatik nicht erfolgreich. “Die Informatik war immer einer der großen Leuchttürme der Universität des Saarlandes, von daher ist es doppelt schade, dass der Clusterantrag nicht durch die Vorrunde gekommen ist”, meint Jonas Reiter, Sprecher für Wissenschaftspolitik der CDU im saarländischen Landtag.

Trotz der zunehmenden Bedeutung des Hightech-Bereichs spielt die “alte Industrie” und das zugehörige Arbeitsethos noch eine große Rolle. Schließlich wisse der Saarländer immer noch “wo seine Schaffschuh stehen” meint Karger.

Grüner Stahl als Hoffnungsträger

Daher ist man nahe an der französischen Grenze nicht nur Stolz auf die Entwicklungen in KI oder IT. Noch wichtiger scheint der mögliche Turnaround in der Stahlindustrie, die ein wichtiger Identifikationspunkt im Saarland ist. Mit rund 1,6 Milliarden Euro Förderung vom Bund und zusätzlicher Landesförderung zeigt man sich optimistisch, dass mit grünem Stahl die Produktion an der Saar eine Zukunft hat. “Da ist man sich parteiübergreifend einig, dass dieser Förderbescheid ein wichtiges Signal für das Saarland war”, sagt Reiter. 

Was es braucht, um erfolgreich weiterzumachen? Verlässlichkeit, meinen die meisten der Gesprächspartner. Man müsse nicht immer wieder die Weichen neu stellen, sondern auch mal Fahrt aufnehmen.  

5 Fragen an Wirtschafts- und Innovationsminister Jürgen Barke 

Was macht Ihr Bundesland bei Forschung und Innovation besonders gut?  

Wir haben im Saarland langjährige Erfahrung mit Fortschritt und Wandel. Wo früher die Eisenhüttenwerke und Bergwerksschächte dominierten, haben wir heute eine international renommierte Hochschul- und Forschungslandschaft, sind Standort für Nanotechnologie, Pharmazie, KI und Sensortechnik. Auch in unseren traditionellen Industriesektoren, wie der Stahlindustrie, nimmt das Saarland mit der Produktion von “grünem Stahl” eine nationale Vorreiterrolle ein. Diese Umstellung gehört zu den größten und ambitioniertesten Transformationsprojekten in Deutschland. Eine solche Entwicklung fällt natürlich nicht vom Himmel, sondern ist das Ergebnis einer langfristig angelegten Innovationsstrategie in der mittlerweile fünften Auflage. Das entstandene außeruniversitäre Forschungspotenzial mit exzellenten Forschungseinrichtungen wurde aus den Hochschulen heraus entwickelt und ist in einzigartiger räumlicher Nähe eng mit ihnen verknüpft. So ist es uns gelungen, zwischen den Schlüsselbereichen der Innovationsstrategie Zukunftsthemen und Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln. 

Welche Highlights der Forschung und Innovation hat Ihr Bundesland zu bieten?  

Das Saarland verfügt über eine breit aufgestellte wissenschaftliche Exzellenz auf internationalem Spitzenniveau. Das ist ein großer Trumpf bei der Bewältigung des Strukturwandels. Besondere Kompetenzen haben wir auf dem Gebiet von KI, Cybersicherheit und informationeller Selbstbestimmung aufgebaut mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und dem CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit sowie der Informatik an der Universität des Saarlandes. Dort soll mit dem “Certain”-Zentrum ein Leuchtturm für Künstliche Intelligenz mit Alleinstellungsmerkmal in Europa entstehen, der weltweite Strahlkraft entfalten kann. Auch mit dem neuen Fraunhofer-Zentrum für Sensor-Intelligenz wird im Saarland ein hochinnovatives Forschungsfeld entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorangetrieben. 

Überhaupt ist der Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft ein großes Thema unserer Innovationspolitik, wie beispielsweise im PharmaScienceHub, wo wir KI-unterstützt Biotherapeutika entwickeln. Mit dem European Digital Innovation Hub Saarland verfolgen wir das Ziel, die digitale Transformation aktiv und nachhaltig voranzutreiben.   

Wo muss ihr Bundesland in Forschung und Entwicklung noch besser werden? 

In den vergangenen Jahren verzeichnen wir in unseren Unternehmen einen großen Aufholeffekt bei Forschung und Entwicklung. Nach Erhebung des Stifterverbandes investiert der saarländische Mittelstand aktuell stark in den Aufbau interner FuE. Das liegt auch an der ausgeprägten Transformationserfahrung, die wir im Saarland haben. Wir spüren hier eine starke Bereitschaft, den innovationsgetriebenen Wandel als Chance zu nutzen. Deshalb stärken wir den Technologietransfer auch weiterhin mit dem Ziel, noch mehr Forschungserkenntnisse in wirtschaftliche Erfolge umzusetzen. Dazu werden wir weitere Zugangshürden abbauen und die Transfermöglichkeiten vereinfachen. 

Welche Initiativen oder Unterstützung wünschen Sie sich vom Bund?   

Wir erhoffen uns auch weiterhin nachhaltige Finanzierungsperspektiven des Bundes, damit die Wachstumsdynamik in der außeruniversitären Forschung erhalten bleibt und neue Leuchttürme im Technologietransfer entstehen können. Das Saarland ist ein starker KI-Standort mit europäischer Vernetzung. Um diese enormen Potenziale weiter auszubauen, sind verlässliche Rahmenbedingungen erforderlich. Das betrifft insbesondere die Qualität, Sicherheit, Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Verlässlichkeit von KI-Anwendungen. Darüber hinaus müssen bürokratische Hürden abgebaut werden, vornehmlich bei der Forschungszulage. Wenn wir auch kleinere Unternehmen stärker von den Leistungen der Wissenschaft profitieren lassen wollen, ist dieser Schritt unerlässlich. 

Hemmt der Föderalismus die Forschung? 

Wettbewerb belebt das Geschäft. Ich empfinde den Föderalismus als Treiber von Innovation und Regionalentwicklung. Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe in der Forschung sorgt dafür, dass die Regionen ihre jeweilige Standortqualität kontinuierlich steigern. Der Föderalismus ist ein Plädoyer für Vielfalt und Freiheit in Forschung und Innovation. Außerdem ist er eine wichtige Voraussetzung für dezentrale Forschungsansätze und kann als Initialzündung zur Entwicklung von neuen technologiegetriebenen Lösungswegen wirken. 

Zusammen mit unseren Nachbarländern arbeiten wir aktuell daran, einen grenzüberschreitenden Zukunftsraum in Europa zu entwickeln. Die Großregion Saarland-Lothringen-Luxemburg-Rheinland-Pfalz und Wallonien mit der französischen und deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens ist nicht nur ein Paradebeispiel für wirtschaftliche Integration. Sie ist mit der Beteiligung von sieben Hochschulen auch ein beeindruckender staatenübergreifender Verbund in der Wissenschaft. Auch das ist eine Erfolgsgeschichte, die im Saarland mitgeschrieben wird. 

Die Stärken des Saarlands

Mehr zur Methode hier
 
Eine Auswertung von Elsevier für den Table.Media-Länder-Kompass zeigt, in welchen Forschungsbereichen das Saarland stark vertreten ist. Neben der den Stärken in KI, IT und Cybersecurity sieht man deutlich einen Schwerpunkt in der medizinischen Forschung. Die Zahl der Paper, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Saarland veröffentlicht wurden, hat leicht zugenommen. 2013 waren es gut 2.648, im Jahr 2022 dann 3.217 Veröffentlichungen. Davon waren 2013 rund 16,7 Prozent unter den Top-10-Prozent der meistzitierten Publikationen. 2022 waren es nur noch 13,9 Prozent. 

In unserer Serie “Länder-Kompass” über Forschung in den Bundesländern bisher erschienen: HamburgBaden-WürttembergBremenHessenBerlinMecklenburg-Vorpommern, NiedersachsenBrandenburgSachsen-AnhaltBayern und Thüringen.

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  • Föderalismus
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Termine

8. April 2024, 13:00 Uhr, Online
WZB-Reihe “Wissenschaft als Arbeitgeberin” Tobias Rosefeldt: Wie Organisationsstrukturen sich verändern: Vom Lehrstuhl zur Departmentstruktur? Mehr

22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr

29. April 2024, 18 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
Podiumsdiskussion “Zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa” Mehr

15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr

27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr

News

Sofortige Trennung von Michael Bruno Klein: AiF sucht nach IGF-Wegfall Weg für die Zukunft

Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen “Otto von Guericke” e. V. (AiF) und ihr Hauptgeschäftsführer Michael Bruno Klein haben sich mit sofortiger Wirkung getrennt. “Die unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in der künftigen strategischen Ausrichtung der AiF haben zu der einvernehmlich getroffenen Entscheidung geführt, den gemeinsamen Weg nicht fortzusetzen”, heißt es in der Mitteilung der AiF vom vergangenen Donnerstag. In dieser hatte die Arbeitsgemeinschaft von einem Abschied zum Ende März gesprochen. De facto bedeutete das vor dem langen Osterwochenende aber eine sofortige Trennung.

Im Gespräch mit Table.Briefings bestätigte Michael Bruno Klein den Abschied. Er verwies dabei auch darauf, dass er bereits eine neue Aufgabe im Blick habe. Angaben wolle er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht darüber machen, sagte Klein. Auch auf die Gründe der Trennung wollte er im Detail nicht eingehen. Klein betonte aber, dass diese einvernehmlich gewesen sei. Der Vorstand und die weiteren Mitglieder des Präsidiums dankten Klein für die “geleistete Arbeit und Führung der Arbeitsgemeinschaft in einer für die AiF herausfordernden Zeit“.

Betriebsbedingte Kündigungen nach IGF-Entzug des BMWK

In die Amtszeit von Klein fällt der wohl schwerste Einschnitt der AiF in ihrer Geschichte. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte entschieden, der AiF, die administrative Zuständigkeit für die industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) zu entziehen und den Projektträger DLR damit beauftragt. Im Gespräch mit Table.Briefings hatte Michael Bruno Klein im August 2023 eingeräumt, dass die Entscheidung die AiF unvorbereitet getroffen hatte und angekündigt, dass die 50 Kolleginnen und Kollegen, die bisher das Programm umgesetzt hatten, ihre Arbeitsplätze verlieren werden. Die AiF musste daraufhin ihre ersten betriebsbedingten Kündigungen aussprechen.

Klein hatte sich damals aber auch zuversichtlich gezeigt, dass im Wegfall der IGF eine Chance zur Erneuerung für die AiF liegen könne und angegeben, dass die Organisation bereits seit einem Jahr an einer “Neuorientierung” arbeite, deren Grundlage eine Evaluation gewesen sei. “Mit unserem Potenzial von 135.000 Unternehmen und 1.200 Forschungseinrichtungen im Rücken werden wir mit dem Wechsel vom professionellen Verwalten des Programms IGF zum aktiven Gestalten des Umfeldes der mittelständischen Gemeinschaftsforschung unser Engagement auf ein neues Niveau heben”.

Ziel des Vorstands: “kleiner, effizienter und fokussierter Verein”

Diesen Weg will man aber nun offensichtlich nicht mehr gemeinsam gehen. “Unsere Aufgabe bleibt, das Geschäftsmodell für eine effiziente Interessenvertretung für Industrie und Forschung mit Fokus Mittelstand weiterzuentwickeln, und zwar ohne die Projektträgerschaft Industrielle Gemeinschaftsforschung”, sagte AiF-Vorstand Thomas Reiche am Montag im Gespräch mit Table.Briefings. Man sei mitten in einem Strategieprozess, der auch eine Entscheidungsgrundlage für die Mitgliederversammlung im Juni erarbeiten soll.

Ziel könne aus seiner Sicht ein “kleiner, effizienter und auf diese Dinge fokussierter Verein sein”, sagte Reiche. Die beiden Tochterfirmen sollen bestehen bleiben. Der Verein würde in der Übergangsphase durch Geschäftsstelle, Präsidium und Vorstand geleitet. “Wir werden die Strukturen und ein klares Commitment zu einer effizienten, fokussierten Strategie schaffen”. Eine neue Geschäftsführung soll es nach einer “Interimsphase” geben, sie würde aber eher mittelfristig gesucht. tg

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VolkswagenStiftung fördert bundesweites Postdoc-Netzwerk

Die VolkswagenStiftung fördert den Aufbau eines German Postdoc Network mit 500.000 Euro. Das deutschlandweite Postdoc-Netzwerk soll die Interessen der Postdocs vertreten und ihre Situation in Forschung und Wissenschaft verbessern.

Gerade im Zuge der Diskussion um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz wurden die Herausforderungen für Postdoktoranden immer wieder deutlich. Unklare Karriereperspektiven, befristete Verträge und eine hohe Arbeitsbelastung führen zu Unsicherheiten, Stress und dem Abbruch wissenschaftlicher Karrieren.

Den Forschungsstandort attraktiver gestalten

Das neue Netzwerk soll die Sichtbarkeit von Postdocs stärken, deren Rahmenbedingungen verbessern und damit den Forschungsstandort Deutschland attraktiver gestalten. Dafür wollen die Akteure eine Plattform für Austausch, Vernetzung und Zusammenarbeit bieten und die Datenlage zu Postdocs und ihren Bedürfnissen verbessern. Man will Arbeitsgruppen zu relevanten Themen koordinieren und mit verschiedenen Interessengruppen zusammenarbeiten. 

Das Netzwerk wird von Helmholtz Munich in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Biochemie, der Hochschule München und zahlreichen weiteren Partnern aufgebaut. “Das German Postdoc Network baut auf unseren Bemühungen auf, eine engere Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland zu fördern”, sagt Neele Meyer, Koordinatorin des Postdoc-Zentrums bei Helmholtz Munich. mw

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  • VolkswagenStiftung
  • WissZeitVG

Standpunkt

Andrea Frank: “Die Zeit ist reif für Public Engagement”

Von Andrea Frank
Für einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaftskommunikation: Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbands.

Der Bundestag debattierte vor Kurzem über die systematische Stärkung der Wissenschaftskommunikation. Er betonte ihre Bedeutung für demokratische Prozesse und die Bewältigung von Krisen wie der Corona-Pandemie. Das ist wichtig und richtig – dieser parlamentarische Rückenwind für Wissenschaftskommunikation stärkt die Relevanz des Dialoges von Wissenschaft und Gesellschaft. Dennoch habe ich mich gefragt:  Welche frische Brise brauchen wir darüber hinaus dafür?    

Neu ist das Thema nicht: 1999 – fast auf den Tag genau vor 25 Jahren – verpflichteten sich die Wissenschaftsorganisation in dem sogenannten Push-Memorandum (Public Understanding of Science an Humanities) zu einer Stärkung der Wissenschaftskommunikation. Begeisterung, Transparenz und Legitimation von Wissenschaft sowie Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit – das waren die wesentlichen Ziele damals. Die #Factory Wisskomm als übergreifender und partizipativer Strategieprozess, initiiert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), eröffnet seit 2020 einen wertvollen Raum zur Auseinandersetzung mit Handlungsnotwendigkeiten und guter Praxis. 

Wissenschaftskommunikation nicht überall mehr als PR

Die Forderungen damals und heute ähneln sich: Für eine erfolgreiche Wissenschaftskommunikation braucht es wirkungsvolle Anreize, mehr Professionalisierung, eine bessere Integration in Fördermechanismen und mehr Sichtbarkeit. Aktuell kommt hinzu: die Sicherheit der Forschenden zu garantieren, die sich durch Kommunikation in die Öffentlichkeit wagen. Die Halbzeitkonferenz der #FactoryWisskom Mitte März hat allerdings gezeigt: Das Engagement in Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist groß, die Ziele vielfältig, aber nicht überall ist Wissenschaftskommunikation mehr als PR.   

Was haben wir also in 25 Jahren erreicht? Das Erklären und Feiern hat sich etabliert. Für die Wissensvermittlung über Forschung und ihre Ergebnisse und für die Begeisterung für Wissenschaft wurden viele Formate entwickelt: Wissenschaft finden wir heute auf Marktplätzen, auf Festivals und in Kneipen. Positiv ist auch, dass die Integration in Förderprogramme wie auch die strategische Relevanz in den Leitungen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen zunimmt.

Neu ist aber der gesellschaftliche Kontext, in dem Wissenschaftskommunikation stattfindet. In dem im Bundestag diskutierten Antrag wird deutlich: Mit einer Stärkung der Wissenschaftskommunikation werden auch gesellschaftspolitische Ziele verfolgt: “In Zeiten von multiplen Krisen kommuniziert Wissenschaft (…) Lösungswege und Szenarien und unterstützt die Politik bei den Weichenstellungen zur Modernisierung unseres Landes. (…) Gesamtgesellschaftlich fördert sie Resilienz, Zukunftsfähigkeit sowie Innovationsbereitschaft und stärkt das Vertrauen in Wissenschaft.” 

Verständigung auch zu kontroversen und polarisierenden Themen

Wenn wir das ernst nehmen, dann muss Wissenschaftskommunikation mehr leisten als informieren und begeistern. Es ist an der Zeit, dass Wissenschaft in der Gesellschaft nicht nur für Verständnis wirbt, sondern echte Verständigung anstrebt. Wir brauchen ein neues Selbstverständnis von Wissenschaft in einer sich immer schneller transformierenden Gesellschaft – wir brauchen nicht public understanding, sondern endlich public engagement.  

Für mich bedeutet Public Engagement, dass sowohl Wissenschaft als auch Gesellschaft vom gegenseitigen Austausch profitieren. Es ist die Verständigung zu kontroversen und polarisierenden Themen und eine kollaborative Entwicklung von Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen. Public engagement ist eine Form von Wissenschaftsdialog, die angesichts der gewaltigen Herausforderungen durch die Transformation an Relevanz gewinnen sollte.  

Grundbereitschaft der Wissenschaft, sich einzubringen

Warum? Weil Wissenschaft Transformation begleiten kann – mit Erkenntnis, mit Wissen, mit technologischen und sozialen Innovationen. Es braucht aber auch die Auseinandersetzung mit den Treibern und Konsequenzen der großen gesellschaftlichen Veränderungen. Ein Beispiel: Ich kann über Künstliche Intelligenz informieren oder für KI-Anwendungen begeistern. Ich kann aber auch die Anliegen und Vorbehalte der Bürgerinnen und Bürger oder Anforderungen von Unternehmen in den Fokus nehmen. Ich kann diese in meine Forschung und Lehre integrieren und gemeinsam mit den anderen Perspektiven Lösungen entwickeln. 

Das muss nicht jede und jeder Forschende tun, aber wir brauchen eine Grundbereitschaft, sich mit der eigenen Expertise in relevante Debatten einzubringen. Wir brauchen die Haltung, sich zu öffnen für Impulse von und für eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Akteuren im eigenen Forschungsfeld.- und dies mit einer Neutralität und ohne Aktivismus. Martin Schröder, Soziologe an der Universität des Saarlandes, kommentiert in der ZEIT die potenziellen Folgen fehlender Neutralität für die Sozialwissenschaften in den USA – lesenswert! 

Paradigmenwechsel in der Wissenschaftskommunikation

Der Stifterverband fördert deshalb mit dem CRoSS-Fellowship Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachdisziplinen, die zu gesellschaftlich relevanten Themen forschen und ihre Arbeit in einem ko-kreativen Prozess für externe Perspektiven, Wissengeberinnen oder Bürger öffnen. Hier können wir diese Grundbereitschaft ausprobieren – einschließlich ihrer Chancen und Grenzen. Wissenschaftliche Exzellenz heißt für mich eben auch, in dieser Weise dialogfähig zu sein.  

Die Wissenschaft hat sich mit ersten Initiativen auf den Weg gemacht: Die Berlin University Alliance greift transdisziplinäre Forschungsansätze auf, die Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung e.V. hat sich in 2023 gegründet und Anfang 2024 gab es eine Neuauflage des Public Engagement Kodex. Einzelne Hochschulen legen in ihrem Handlungsfeld Transfer und Kooperation einen strategischen Fokus auf Transdisziplinarität sowie das Forschen und Lehren mit und für die Gesellschaft.  

Für mich ist diese Entwicklung ein Paradigmenwechsel in der Wissenschaftskommunikation und die erforderliche frische Brise, die den Dialog mit der Gesellschaft zukunftsfest machen kann.  

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Dessert

An dieser Stelle hätte unser Aprilscherz stehen können. Doch die erste Ausgabe der Woche erscheint wie gehabt an einem Dienstag, in diesem Fall dem 2. April. Damit wären wir etwas “late to the party” gewesen. Also 2024 kein Aprilscherz von der Research.Table-Redaktion. Das ist schade, denn wir hatten uns gedanklich vorbereitet. Was hätten wir Ihnen nicht alles verkünden oder versprechen können, wenn dieses journalistische Dessert bereits Montag, am Tag der obligatorischen Halb- und Unwahrheiten das Licht der Welt erblickt hätte:

Bettina Stark-Watzinger wechselt zur Bundesbank“, “Thomas Sattelberger wird wieder Staatssekretär” oder “Das BMBF fördert Chemtrails, man will technologieoffen bleiben”. Sie hätten uns das geglaubt, oder? Vielleicht hätten wir Ihnen auch weismachen wollen, dass Uwe Cantner das EFI-Gutachten 2025 abgesagt hat, weil er mit Blick auf die deutsche Forschungspolitik nichts mehr zu beanstanden hat. Oder gar, dass die WissZeitVG-Novelle in einem Schnellverfahren vom Parlament verabschiedet wurde – na gut, das wäre vielleicht doch ein bisschen dick aufgetragen gewesen.

Irgendetwas hätten wir Ihnen schon untergejubelt und sei es nur, dass die Dati frühzeitig durchstartet oder die Sprind ihre erste Sprunginnovation hervorgebracht hat. Sie wären uns auf den Leim gegangen! Ein kleiner Trost für uns: Im nächsten Jahr fällt der 1. April auf einen Dienstag und damit einen Erscheinungstag des Research.Table. Machen Sie sich auf einiges gefasst. In der Zwischenzeit bleiben wir bei seriösen und aktuellen Nachrichten und Hintergründen – und halten uns an die Wahrheit. Versprochen! Tim Gabel

Research.Table Redaktion

RESEARCH.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen “Otto von Guericke” e. V. (AiF) und ihr Hauptgeschäftsführer Michael Bruno Klein haben sich mit sofortiger Wirkung getrennt. Klein bestätigte gegenüber Table.Briefings den Abschied. In einer Meldung der Forschungsvereinigung ist von “unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in der künftigen strategischen Ausrichtung” zu lesen. Beide Seiten haben sich offensichtlich auf die Sprachregelung “einvernehmliche Trennung” geeinigt.

    Und jetzt? In die Amtszeit von Klein fällt der wohl schwerste Einschnitt der AiF-Geschichte: Das Bundeswirtschaftsministerium entzog im vergangenen August der AiF die administrative Zuständigkeit für die industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF). Mein Kollege Tim Gabel hat mit AiF-Vorstand Thomas Reiche über zukünftige Pläne und eine neue Führung gesprochen.

    Der eine geht, der andere wechselte. Die neue Wübben Stiftung Wissenschaft lockte, Peter-André Alt ist dem Ruf gefolgt. Dafür hatte Alt im vergangenen Jahr sogar sein Amt als Präsident der Hochschulrektorenkonferenz vorzeitig aufgegeben. Meiner Kollegin Anne Brüning hat er erzählt, was ihn an der neuen Funktion so gereizt hat. Wichtige Aufgaben für die Zukunft des Wissenschaftssystems sieht er mehr und mehr im privaten Engagement. “Wir sind ein Land der Stiftungen geworden.”

    Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist es bereits der 2. April. Sie haben den Tag der April-Scherze verpasst, denken Sie. Keine Sorge – wir lassen Sie nicht ganz unbespasst zurück. Achtung, Dessert, kann ich nur sagen.

    Wir wünschen Ihnen eine frühlingshafte Lektüre,

    Ihre
    Nicola Kuhrt
    Bild von Nicola  Kuhrt

    Analyse

    Peter-André Alt: “Wir sind ein Land der Stiftungen geworden”

    Peter-André Alt ist seit April 2023 Sprecher der Geschäftsführung der Wübben Stiftung Wissenschaft.

    Im Bereich Bildung engagiert sich die Wübben-Stiftung schon länger, im April 2023 kam die Wübben Stiftung Wissenschaft hinzu. Sprecher der Geschäftsführung ist Peter-André Alt, der vor einem Jahr vorzeitig aus seinem Amt als Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ausschied, um den neuen Posten zu übernehmen.

    Herr Alt, was war an dem Angebot der Wübben-Stiftung so verlockend, dass Sie das Amt des HRK-Präsidenten vorzeitig aufgegeben haben?

    Es war die Möglichkeit, im Rahmen einer privaten Stiftung Wissenschaftsförderung nach Prinzipien zu betreiben, die wir nach eigenem Ermessen festlegen konnten. Übereinstimmend mit den Ideen des Stifters stellen wir sehr stark auf die individuelle Förderung ab.

    “Es gibt eine Tendenz zur Nivellierung”

    Warum ist der Fokus auf das Nonkonformistische wichtig?

    Im jetzigen Fördersystem wird mehr über Themen als über Menschen geredet. Wir dagegen setzen auf die Individuen und vertrauen darauf, dass sie die richtigen Themen angehen. Wir wollen Persönlichkeiten finden und fördern, die den Mut haben, ungewöhnliche Wege zu beschreiten. Denn im Zuge der Globalisierung und universellen Kommunikation bleibt das Ungewöhnliche zunehmend auf der Strecke. Es gibt eine Tendenz zur Nivellierung. Dadurch sinkt der Mut, etwas zu denken oder zu tun, was außerhalb des Sensus communis liegt.

    Das klingt, als wäre Ihre Stiftung eine Mischung aus Max-Planck-Gesellschaft und Bundesagentur für Sprunginnovation.

    Das Harnack-Prinzip der MPG ist ähnlich. Es besagt, dass um die Persönlichkeit herum ein Institut aufgebaut wird. Auch uns geht es um Wissenschaftsfreiheit im Sinne von Handlungs- und Gestaltungsfreiheit. Wir wollen Forschung ohne Scheuklappen ermöglichen, ohne Restriktionen jeglicher Art.

    Im Stiftungswesen freut man sich, wenn ein neuer Player dazukommt

    Wie viel Geld steht dafür zur Verfügung?

    Unser Etat wird nach Bedarf festgelegt. Für das laufende Jahr sind es bis zu zehn Millionen Euro. Der Betrag wird vermutlich noch anwachsen.

    Große Sprünge erlaubt das vermutlich nicht. Die großen Wissenschaftsstiftungen hierzulande verfügen über jährlich 50 bis 100 Millionen Euro.

    Wie alle Stiftungen müssen wir uns konzentrieren. Unsere Programme richten sich an Individuen innerhalb der idealtypischen akademischen Karriere vom Studium bis zur Professur. Und Internationalisierung steht im Mittelpunkt.

    Gibt es Konkurrenzdenken im Stiftungsbereich?

    Im Stiftungswesen ist man sich wohlgesonnen. Ich habe nicht den Eindruck, dass man da in einem Wettbewerb steht. Vielmehr sind alle der Meinung, dass es nicht genug Geld für gute Wissenschaft und Forschung gibt und freuen sich, wenn ein neuer Player dazukommt. Auch wir wurden freundlich und kollegial aufgenommen. Im Übrigen unterscheiden sich die Förderprogramme deutlich.

    “Wir tun zu wenig, um international attraktiv zu sein”

    Welche sind die Kern-Förderprojekte der Wübben-Stiftung?

    Wir fördern Studierende, die mit ihrem Denken ungewöhnliche Wege beschreiten. In Kürze beginnt die Förderung von Tenure Track-Professuren, mit der wir Berufungen aus dem Ausland unterstützen möchten. Dabei geht es darum, die Einrichtung von Tenure Track-Professuren durch eine Startfinanzierung zu ermöglichen. Ziel ist es auch, die Ausstattung für solche Professuren zu verbessern, damit wir die besten Köpfe nach Deutschland holen können.

    Wie ist die Resonanz auf diese Ausrichtung?

    Wir haben in der Konzeptionsphase mehr als hundert Gespräche mit Entscheidern aus dem Wissenschaftssystem geführt. Eine Diagnose wird von allen geteilt: Bei der Internationalisierung sind wir in Deutschland gut in der Phase des Studiums, aber schlecht bei den Professuren. Die internationalen Berufungen stagnieren auf einem Niveau von 10 bis 15 Prozent. Wir tun zu wenig, um international attraktiv zu sein und um im Ausland zu rekrutieren. Unsere Nachbarn in den Niederlanden, in Dänemark und der Schweiz sind darin viel erfolgreicher.

    Sie machen auch President Coaching, also Vorbereitung auf Führungsaufgaben an deutschen Universitäten für Neugewählte. Gab es so etwas bisher nicht?

    Das ist ein Format, das es in Deutschland tatsächlich noch nicht gab. In der Richtung hat nur das Centrum für Hochschulentwicklung bereits ein Angebot für Vize-Präsidentinnen und -präsidenten. Unser Coaching richtet sich an neugewählte Leitungspersönlichkeiten auf Präsidialebene. Es geht unter anderem um Führungskulturen, um Krisenmanagement und Zusammenarbeit mit der Politik.

    “Seit dem Jahr 2000 hat das Wissenschaftssystem mindestens silberne Jahre erlebt”

    Der Stifter Walter Wübben, früherer Haupteigentümer der Klinikgruppe Damp, unterstützt über die Damp-Stiftung seit 2014 die Einstein-Stiftung, die sich auf Berlin konzentriert. Wie geht es dort jetzt weiter?

    Herr Dr. Wübben hat der Einstein-Stiftung vor Jahren eine Zusage gemacht und an die hält er sich. Nun aber wollte er sein Engagement ausweiten auf ganz Deutschland.

    Wie steht das Wissenschaftssystem aus Ihrer Sicht zurzeit da?

    Seit dem Jahr 2000 hat das Wissenschaftssystem vielleicht nicht goldene, aber mindestens silberne Jahre erlebt. Die Hochschulen haben sich außerordentlich schnell verändert. Durch die Hochschulgesetze wurden Entscheidungsstrukturen eingezogen, die mehr Handlungsfähigkeit erlaubt haben. Aber auch durch die Förderpolitik von Bund und Ländern hat sich viel getan, etwa durch die Exzellenzinitiative. Seit einigen Jahren gibt es im Wissenschafts- und insbesondere im Hochschulsystem die Sorge, dass diese Jahre vorbei sein könnten.

    Teilen Sie die Sorge?

    Es ist in der Tat alles etwas knapper und klammer geworden. Hinzu kommt eine gewisse Ermattung seit Corona, auch mit Blick auf mutige Ideen für die Selbstgestaltung. Daher werden wir bei der Förderung in Zukunft mehr auf Kooperation setzen müssen. Und wir werden auf mehr privates Engagement angewiesen sein. Wir sind ein Land der Stiftungen geworden. Viele haben kleine Finanzvolumina, aber wir müssen froh sein über jede Stiftung, die in die Wissenschaft investiert.

    Peter-André Alt ist seit April 2023 Sprecher der Geschäftsführung der Wübben Stiftung Wissenschaft in Berlin. Er ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, war von 2010 bis 2018 Präsident der Freien Universität Berlin und von August 2018 bis Ende März 2023 Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.

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    Länder-Kompass: Transformation auf saarländisch

    Klein zu sein, habe auch viele Vorteile, heißt es oftmals, wenn man mit Vertretern der saarländischen Wissenschaftscommunity spricht. Die Wege seien kurz, Zugänge einfach und die Entscheidungsträger verbindlich. Sogar die interministerielle Zusammenarbeit klappe. Schließlich teilen sich Finanz- und Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker und Wirtschafts- und Innovationsminister Jürgen Barke den Themenbereich. Vor allem auf der Arbeitsebene säßen Personen, die die Kooperation pflegten.

    Langfristige Strategien zahlen sich aus

    Auch deshalb sei man auf einem guten Weg bei der Transformation auf saarländisch. KI und IT spielen eine wichtige Rolle. Das ist bei so viel geballter Kompetenz und überregional bedeutsamen Forschungszentren klar. Mit der Investition in diese Themen habe man schon vor langer Zeit die richtige Entscheidung getroffen. “Das Saarland hat hier ein Zukunftsthema aufgegriffen und ist drangeblieben”, berichtet Reinhard Karger, Pressesprecher beim DFKI. “Das Saarland spielt bei KI in Deutschland eine entscheidende Rolle.”  

    Einziger Wermutstropfen: Im Wettbewerb um die Exzellenzcluster war die Uni Saarbrücken mit ihrem Antrag im Bereich Informatik nicht erfolgreich. “Die Informatik war immer einer der großen Leuchttürme der Universität des Saarlandes, von daher ist es doppelt schade, dass der Clusterantrag nicht durch die Vorrunde gekommen ist”, meint Jonas Reiter, Sprecher für Wissenschaftspolitik der CDU im saarländischen Landtag.

    Trotz der zunehmenden Bedeutung des Hightech-Bereichs spielt die “alte Industrie” und das zugehörige Arbeitsethos noch eine große Rolle. Schließlich wisse der Saarländer immer noch “wo seine Schaffschuh stehen” meint Karger.

    Grüner Stahl als Hoffnungsträger

    Daher ist man nahe an der französischen Grenze nicht nur Stolz auf die Entwicklungen in KI oder IT. Noch wichtiger scheint der mögliche Turnaround in der Stahlindustrie, die ein wichtiger Identifikationspunkt im Saarland ist. Mit rund 1,6 Milliarden Euro Förderung vom Bund und zusätzlicher Landesförderung zeigt man sich optimistisch, dass mit grünem Stahl die Produktion an der Saar eine Zukunft hat. “Da ist man sich parteiübergreifend einig, dass dieser Förderbescheid ein wichtiges Signal für das Saarland war”, sagt Reiter. 

    Was es braucht, um erfolgreich weiterzumachen? Verlässlichkeit, meinen die meisten der Gesprächspartner. Man müsse nicht immer wieder die Weichen neu stellen, sondern auch mal Fahrt aufnehmen.  

    5 Fragen an Wirtschafts- und Innovationsminister Jürgen Barke 

    Was macht Ihr Bundesland bei Forschung und Innovation besonders gut?  

    Wir haben im Saarland langjährige Erfahrung mit Fortschritt und Wandel. Wo früher die Eisenhüttenwerke und Bergwerksschächte dominierten, haben wir heute eine international renommierte Hochschul- und Forschungslandschaft, sind Standort für Nanotechnologie, Pharmazie, KI und Sensortechnik. Auch in unseren traditionellen Industriesektoren, wie der Stahlindustrie, nimmt das Saarland mit der Produktion von “grünem Stahl” eine nationale Vorreiterrolle ein. Diese Umstellung gehört zu den größten und ambitioniertesten Transformationsprojekten in Deutschland. Eine solche Entwicklung fällt natürlich nicht vom Himmel, sondern ist das Ergebnis einer langfristig angelegten Innovationsstrategie in der mittlerweile fünften Auflage. Das entstandene außeruniversitäre Forschungspotenzial mit exzellenten Forschungseinrichtungen wurde aus den Hochschulen heraus entwickelt und ist in einzigartiger räumlicher Nähe eng mit ihnen verknüpft. So ist es uns gelungen, zwischen den Schlüsselbereichen der Innovationsstrategie Zukunftsthemen und Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln. 

    Welche Highlights der Forschung und Innovation hat Ihr Bundesland zu bieten?  

    Das Saarland verfügt über eine breit aufgestellte wissenschaftliche Exzellenz auf internationalem Spitzenniveau. Das ist ein großer Trumpf bei der Bewältigung des Strukturwandels. Besondere Kompetenzen haben wir auf dem Gebiet von KI, Cybersicherheit und informationeller Selbstbestimmung aufgebaut mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und dem CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit sowie der Informatik an der Universität des Saarlandes. Dort soll mit dem “Certain”-Zentrum ein Leuchtturm für Künstliche Intelligenz mit Alleinstellungsmerkmal in Europa entstehen, der weltweite Strahlkraft entfalten kann. Auch mit dem neuen Fraunhofer-Zentrum für Sensor-Intelligenz wird im Saarland ein hochinnovatives Forschungsfeld entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorangetrieben. 

    Überhaupt ist der Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft ein großes Thema unserer Innovationspolitik, wie beispielsweise im PharmaScienceHub, wo wir KI-unterstützt Biotherapeutika entwickeln. Mit dem European Digital Innovation Hub Saarland verfolgen wir das Ziel, die digitale Transformation aktiv und nachhaltig voranzutreiben.   

    Wo muss ihr Bundesland in Forschung und Entwicklung noch besser werden? 

    In den vergangenen Jahren verzeichnen wir in unseren Unternehmen einen großen Aufholeffekt bei Forschung und Entwicklung. Nach Erhebung des Stifterverbandes investiert der saarländische Mittelstand aktuell stark in den Aufbau interner FuE. Das liegt auch an der ausgeprägten Transformationserfahrung, die wir im Saarland haben. Wir spüren hier eine starke Bereitschaft, den innovationsgetriebenen Wandel als Chance zu nutzen. Deshalb stärken wir den Technologietransfer auch weiterhin mit dem Ziel, noch mehr Forschungserkenntnisse in wirtschaftliche Erfolge umzusetzen. Dazu werden wir weitere Zugangshürden abbauen und die Transfermöglichkeiten vereinfachen. 

    Welche Initiativen oder Unterstützung wünschen Sie sich vom Bund?   

    Wir erhoffen uns auch weiterhin nachhaltige Finanzierungsperspektiven des Bundes, damit die Wachstumsdynamik in der außeruniversitären Forschung erhalten bleibt und neue Leuchttürme im Technologietransfer entstehen können. Das Saarland ist ein starker KI-Standort mit europäischer Vernetzung. Um diese enormen Potenziale weiter auszubauen, sind verlässliche Rahmenbedingungen erforderlich. Das betrifft insbesondere die Qualität, Sicherheit, Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Verlässlichkeit von KI-Anwendungen. Darüber hinaus müssen bürokratische Hürden abgebaut werden, vornehmlich bei der Forschungszulage. Wenn wir auch kleinere Unternehmen stärker von den Leistungen der Wissenschaft profitieren lassen wollen, ist dieser Schritt unerlässlich. 

    Hemmt der Föderalismus die Forschung? 

    Wettbewerb belebt das Geschäft. Ich empfinde den Föderalismus als Treiber von Innovation und Regionalentwicklung. Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe in der Forschung sorgt dafür, dass die Regionen ihre jeweilige Standortqualität kontinuierlich steigern. Der Föderalismus ist ein Plädoyer für Vielfalt und Freiheit in Forschung und Innovation. Außerdem ist er eine wichtige Voraussetzung für dezentrale Forschungsansätze und kann als Initialzündung zur Entwicklung von neuen technologiegetriebenen Lösungswegen wirken. 

    Zusammen mit unseren Nachbarländern arbeiten wir aktuell daran, einen grenzüberschreitenden Zukunftsraum in Europa zu entwickeln. Die Großregion Saarland-Lothringen-Luxemburg-Rheinland-Pfalz und Wallonien mit der französischen und deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens ist nicht nur ein Paradebeispiel für wirtschaftliche Integration. Sie ist mit der Beteiligung von sieben Hochschulen auch ein beeindruckender staatenübergreifender Verbund in der Wissenschaft. Auch das ist eine Erfolgsgeschichte, die im Saarland mitgeschrieben wird. 

    Die Stärken des Saarlands

    Mehr zur Methode hier
     
    Eine Auswertung von Elsevier für den Table.Media-Länder-Kompass zeigt, in welchen Forschungsbereichen das Saarland stark vertreten ist. Neben der den Stärken in KI, IT und Cybersecurity sieht man deutlich einen Schwerpunkt in der medizinischen Forschung. Die Zahl der Paper, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Saarland veröffentlicht wurden, hat leicht zugenommen. 2013 waren es gut 2.648, im Jahr 2022 dann 3.217 Veröffentlichungen. Davon waren 2013 rund 16,7 Prozent unter den Top-10-Prozent der meistzitierten Publikationen. 2022 waren es nur noch 13,9 Prozent. 

    In unserer Serie “Länder-Kompass” über Forschung in den Bundesländern bisher erschienen: HamburgBaden-WürttembergBremenHessenBerlinMecklenburg-Vorpommern, NiedersachsenBrandenburgSachsen-AnhaltBayern und Thüringen.

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    Termine

    8. April 2024, 13:00 Uhr, Online
    WZB-Reihe “Wissenschaft als Arbeitgeberin” Tobias Rosefeldt: Wie Organisationsstrukturen sich verändern: Vom Lehrstuhl zur Departmentstruktur? Mehr

    22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
    Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr

    29. April 2024, 18 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
    Podiumsdiskussion “Zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa” Mehr

    15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
    XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr

    27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
    Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr

    News

    Sofortige Trennung von Michael Bruno Klein: AiF sucht nach IGF-Wegfall Weg für die Zukunft

    Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen “Otto von Guericke” e. V. (AiF) und ihr Hauptgeschäftsführer Michael Bruno Klein haben sich mit sofortiger Wirkung getrennt. “Die unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in der künftigen strategischen Ausrichtung der AiF haben zu der einvernehmlich getroffenen Entscheidung geführt, den gemeinsamen Weg nicht fortzusetzen”, heißt es in der Mitteilung der AiF vom vergangenen Donnerstag. In dieser hatte die Arbeitsgemeinschaft von einem Abschied zum Ende März gesprochen. De facto bedeutete das vor dem langen Osterwochenende aber eine sofortige Trennung.

    Im Gespräch mit Table.Briefings bestätigte Michael Bruno Klein den Abschied. Er verwies dabei auch darauf, dass er bereits eine neue Aufgabe im Blick habe. Angaben wolle er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht darüber machen, sagte Klein. Auch auf die Gründe der Trennung wollte er im Detail nicht eingehen. Klein betonte aber, dass diese einvernehmlich gewesen sei. Der Vorstand und die weiteren Mitglieder des Präsidiums dankten Klein für die “geleistete Arbeit und Führung der Arbeitsgemeinschaft in einer für die AiF herausfordernden Zeit“.

    Betriebsbedingte Kündigungen nach IGF-Entzug des BMWK

    In die Amtszeit von Klein fällt der wohl schwerste Einschnitt der AiF in ihrer Geschichte. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte entschieden, der AiF, die administrative Zuständigkeit für die industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) zu entziehen und den Projektträger DLR damit beauftragt. Im Gespräch mit Table.Briefings hatte Michael Bruno Klein im August 2023 eingeräumt, dass die Entscheidung die AiF unvorbereitet getroffen hatte und angekündigt, dass die 50 Kolleginnen und Kollegen, die bisher das Programm umgesetzt hatten, ihre Arbeitsplätze verlieren werden. Die AiF musste daraufhin ihre ersten betriebsbedingten Kündigungen aussprechen.

    Klein hatte sich damals aber auch zuversichtlich gezeigt, dass im Wegfall der IGF eine Chance zur Erneuerung für die AiF liegen könne und angegeben, dass die Organisation bereits seit einem Jahr an einer “Neuorientierung” arbeite, deren Grundlage eine Evaluation gewesen sei. “Mit unserem Potenzial von 135.000 Unternehmen und 1.200 Forschungseinrichtungen im Rücken werden wir mit dem Wechsel vom professionellen Verwalten des Programms IGF zum aktiven Gestalten des Umfeldes der mittelständischen Gemeinschaftsforschung unser Engagement auf ein neues Niveau heben”.

    Ziel des Vorstands: “kleiner, effizienter und fokussierter Verein”

    Diesen Weg will man aber nun offensichtlich nicht mehr gemeinsam gehen. “Unsere Aufgabe bleibt, das Geschäftsmodell für eine effiziente Interessenvertretung für Industrie und Forschung mit Fokus Mittelstand weiterzuentwickeln, und zwar ohne die Projektträgerschaft Industrielle Gemeinschaftsforschung”, sagte AiF-Vorstand Thomas Reiche am Montag im Gespräch mit Table.Briefings. Man sei mitten in einem Strategieprozess, der auch eine Entscheidungsgrundlage für die Mitgliederversammlung im Juni erarbeiten soll.

    Ziel könne aus seiner Sicht ein “kleiner, effizienter und auf diese Dinge fokussierter Verein sein”, sagte Reiche. Die beiden Tochterfirmen sollen bestehen bleiben. Der Verein würde in der Übergangsphase durch Geschäftsstelle, Präsidium und Vorstand geleitet. “Wir werden die Strukturen und ein klares Commitment zu einer effizienten, fokussierten Strategie schaffen”. Eine neue Geschäftsführung soll es nach einer “Interimsphase” geben, sie würde aber eher mittelfristig gesucht. tg

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    VolkswagenStiftung fördert bundesweites Postdoc-Netzwerk

    Die VolkswagenStiftung fördert den Aufbau eines German Postdoc Network mit 500.000 Euro. Das deutschlandweite Postdoc-Netzwerk soll die Interessen der Postdocs vertreten und ihre Situation in Forschung und Wissenschaft verbessern.

    Gerade im Zuge der Diskussion um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz wurden die Herausforderungen für Postdoktoranden immer wieder deutlich. Unklare Karriereperspektiven, befristete Verträge und eine hohe Arbeitsbelastung führen zu Unsicherheiten, Stress und dem Abbruch wissenschaftlicher Karrieren.

    Den Forschungsstandort attraktiver gestalten

    Das neue Netzwerk soll die Sichtbarkeit von Postdocs stärken, deren Rahmenbedingungen verbessern und damit den Forschungsstandort Deutschland attraktiver gestalten. Dafür wollen die Akteure eine Plattform für Austausch, Vernetzung und Zusammenarbeit bieten und die Datenlage zu Postdocs und ihren Bedürfnissen verbessern. Man will Arbeitsgruppen zu relevanten Themen koordinieren und mit verschiedenen Interessengruppen zusammenarbeiten. 

    Das Netzwerk wird von Helmholtz Munich in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Biochemie, der Hochschule München und zahlreichen weiteren Partnern aufgebaut. “Das German Postdoc Network baut auf unseren Bemühungen auf, eine engere Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland zu fördern”, sagt Neele Meyer, Koordinatorin des Postdoc-Zentrums bei Helmholtz Munich. mw

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    Standpunkt

    Andrea Frank: “Die Zeit ist reif für Public Engagement”

    Von Andrea Frank
    Für einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaftskommunikation: Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbands.

    Der Bundestag debattierte vor Kurzem über die systematische Stärkung der Wissenschaftskommunikation. Er betonte ihre Bedeutung für demokratische Prozesse und die Bewältigung von Krisen wie der Corona-Pandemie. Das ist wichtig und richtig – dieser parlamentarische Rückenwind für Wissenschaftskommunikation stärkt die Relevanz des Dialoges von Wissenschaft und Gesellschaft. Dennoch habe ich mich gefragt:  Welche frische Brise brauchen wir darüber hinaus dafür?    

    Neu ist das Thema nicht: 1999 – fast auf den Tag genau vor 25 Jahren – verpflichteten sich die Wissenschaftsorganisation in dem sogenannten Push-Memorandum (Public Understanding of Science an Humanities) zu einer Stärkung der Wissenschaftskommunikation. Begeisterung, Transparenz und Legitimation von Wissenschaft sowie Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit – das waren die wesentlichen Ziele damals. Die #Factory Wisskomm als übergreifender und partizipativer Strategieprozess, initiiert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), eröffnet seit 2020 einen wertvollen Raum zur Auseinandersetzung mit Handlungsnotwendigkeiten und guter Praxis. 

    Wissenschaftskommunikation nicht überall mehr als PR

    Die Forderungen damals und heute ähneln sich: Für eine erfolgreiche Wissenschaftskommunikation braucht es wirkungsvolle Anreize, mehr Professionalisierung, eine bessere Integration in Fördermechanismen und mehr Sichtbarkeit. Aktuell kommt hinzu: die Sicherheit der Forschenden zu garantieren, die sich durch Kommunikation in die Öffentlichkeit wagen. Die Halbzeitkonferenz der #FactoryWisskom Mitte März hat allerdings gezeigt: Das Engagement in Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist groß, die Ziele vielfältig, aber nicht überall ist Wissenschaftskommunikation mehr als PR.   

    Was haben wir also in 25 Jahren erreicht? Das Erklären und Feiern hat sich etabliert. Für die Wissensvermittlung über Forschung und ihre Ergebnisse und für die Begeisterung für Wissenschaft wurden viele Formate entwickelt: Wissenschaft finden wir heute auf Marktplätzen, auf Festivals und in Kneipen. Positiv ist auch, dass die Integration in Förderprogramme wie auch die strategische Relevanz in den Leitungen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen zunimmt.

    Neu ist aber der gesellschaftliche Kontext, in dem Wissenschaftskommunikation stattfindet. In dem im Bundestag diskutierten Antrag wird deutlich: Mit einer Stärkung der Wissenschaftskommunikation werden auch gesellschaftspolitische Ziele verfolgt: “In Zeiten von multiplen Krisen kommuniziert Wissenschaft (…) Lösungswege und Szenarien und unterstützt die Politik bei den Weichenstellungen zur Modernisierung unseres Landes. (…) Gesamtgesellschaftlich fördert sie Resilienz, Zukunftsfähigkeit sowie Innovationsbereitschaft und stärkt das Vertrauen in Wissenschaft.” 

    Verständigung auch zu kontroversen und polarisierenden Themen

    Wenn wir das ernst nehmen, dann muss Wissenschaftskommunikation mehr leisten als informieren und begeistern. Es ist an der Zeit, dass Wissenschaft in der Gesellschaft nicht nur für Verständnis wirbt, sondern echte Verständigung anstrebt. Wir brauchen ein neues Selbstverständnis von Wissenschaft in einer sich immer schneller transformierenden Gesellschaft – wir brauchen nicht public understanding, sondern endlich public engagement.  

    Für mich bedeutet Public Engagement, dass sowohl Wissenschaft als auch Gesellschaft vom gegenseitigen Austausch profitieren. Es ist die Verständigung zu kontroversen und polarisierenden Themen und eine kollaborative Entwicklung von Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen. Public engagement ist eine Form von Wissenschaftsdialog, die angesichts der gewaltigen Herausforderungen durch die Transformation an Relevanz gewinnen sollte.  

    Grundbereitschaft der Wissenschaft, sich einzubringen

    Warum? Weil Wissenschaft Transformation begleiten kann – mit Erkenntnis, mit Wissen, mit technologischen und sozialen Innovationen. Es braucht aber auch die Auseinandersetzung mit den Treibern und Konsequenzen der großen gesellschaftlichen Veränderungen. Ein Beispiel: Ich kann über Künstliche Intelligenz informieren oder für KI-Anwendungen begeistern. Ich kann aber auch die Anliegen und Vorbehalte der Bürgerinnen und Bürger oder Anforderungen von Unternehmen in den Fokus nehmen. Ich kann diese in meine Forschung und Lehre integrieren und gemeinsam mit den anderen Perspektiven Lösungen entwickeln. 

    Das muss nicht jede und jeder Forschende tun, aber wir brauchen eine Grundbereitschaft, sich mit der eigenen Expertise in relevante Debatten einzubringen. Wir brauchen die Haltung, sich zu öffnen für Impulse von und für eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Akteuren im eigenen Forschungsfeld.- und dies mit einer Neutralität und ohne Aktivismus. Martin Schröder, Soziologe an der Universität des Saarlandes, kommentiert in der ZEIT die potenziellen Folgen fehlender Neutralität für die Sozialwissenschaften in den USA – lesenswert! 

    Paradigmenwechsel in der Wissenschaftskommunikation

    Der Stifterverband fördert deshalb mit dem CRoSS-Fellowship Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachdisziplinen, die zu gesellschaftlich relevanten Themen forschen und ihre Arbeit in einem ko-kreativen Prozess für externe Perspektiven, Wissengeberinnen oder Bürger öffnen. Hier können wir diese Grundbereitschaft ausprobieren – einschließlich ihrer Chancen und Grenzen. Wissenschaftliche Exzellenz heißt für mich eben auch, in dieser Weise dialogfähig zu sein.  

    Die Wissenschaft hat sich mit ersten Initiativen auf den Weg gemacht: Die Berlin University Alliance greift transdisziplinäre Forschungsansätze auf, die Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung e.V. hat sich in 2023 gegründet und Anfang 2024 gab es eine Neuauflage des Public Engagement Kodex. Einzelne Hochschulen legen in ihrem Handlungsfeld Transfer und Kooperation einen strategischen Fokus auf Transdisziplinarität sowie das Forschen und Lehren mit und für die Gesellschaft.  

    Für mich ist diese Entwicklung ein Paradigmenwechsel in der Wissenschaftskommunikation und die erforderliche frische Brise, die den Dialog mit der Gesellschaft zukunftsfest machen kann.  

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    Dessert

    An dieser Stelle hätte unser Aprilscherz stehen können. Doch die erste Ausgabe der Woche erscheint wie gehabt an einem Dienstag, in diesem Fall dem 2. April. Damit wären wir etwas “late to the party” gewesen. Also 2024 kein Aprilscherz von der Research.Table-Redaktion. Das ist schade, denn wir hatten uns gedanklich vorbereitet. Was hätten wir Ihnen nicht alles verkünden oder versprechen können, wenn dieses journalistische Dessert bereits Montag, am Tag der obligatorischen Halb- und Unwahrheiten das Licht der Welt erblickt hätte:

    Bettina Stark-Watzinger wechselt zur Bundesbank“, “Thomas Sattelberger wird wieder Staatssekretär” oder “Das BMBF fördert Chemtrails, man will technologieoffen bleiben”. Sie hätten uns das geglaubt, oder? Vielleicht hätten wir Ihnen auch weismachen wollen, dass Uwe Cantner das EFI-Gutachten 2025 abgesagt hat, weil er mit Blick auf die deutsche Forschungspolitik nichts mehr zu beanstanden hat. Oder gar, dass die WissZeitVG-Novelle in einem Schnellverfahren vom Parlament verabschiedet wurde – na gut, das wäre vielleicht doch ein bisschen dick aufgetragen gewesen.

    Irgendetwas hätten wir Ihnen schon untergejubelt und sei es nur, dass die Dati frühzeitig durchstartet oder die Sprind ihre erste Sprunginnovation hervorgebracht hat. Sie wären uns auf den Leim gegangen! Ein kleiner Trost für uns: Im nächsten Jahr fällt der 1. April auf einen Dienstag und damit einen Erscheinungstag des Research.Table. Machen Sie sich auf einiges gefasst. In der Zwischenzeit bleiben wir bei seriösen und aktuellen Nachrichten und Hintergründen – und halten uns an die Wahrheit. Versprochen! Tim Gabel

    Research.Table Redaktion

    RESEARCH.TABLE REDAKTION

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