auch in dieser Ausgabe ist die Debatte um den Umgang mit propalästinensischen Protesten an Hochschulen ein Thema. Das Adjektiv “richtig” habe ich dieses Mal bewusst nicht gesetzt vor “Umgang” – ist doch genau dies Auslöser der immer lauter werdenden Diskussionen. Wie Universitäten auf Demos und die Besetzung von Hörsälen reagieren und welche Rolle sie einnehmen sollen, wird in Wissenschaft und Politik durchaus unterschiedlich beurteilt.
Bemerkenswert, dass Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger weiterhin entschiedenes Handeln von den Hochschulen fordert, so als ob diese nicht genau dieses anstreben würden. “Die aktuelle Lage an vielen Hochschulen zeigt, wie wichtig es ist, Straftaten klar zu benennen und zu verfolgen”, schreibt Bettina Stark-Watzinger am Dienstag an die Mitglieder der HRK. “Für Sie als Hochschulleitungen sind dies keine leichten Entscheidungen, wie auch kontroverse Diskussionen innerhalb der Hochschulen zeigen”. Sie wolle an dieser Stelle ausdrücklich ihren Dank “für Ihr konsequentes Handeln” aussprechen. Was die HRK darüber denkt, haben die Verantwortlichen in einer Entschließung zusammengefasst.
Auch an anderer Stelle möchte die HRK ein Zeichen setzen: Gemeinsam mit DFG, BBAW und Akademienunion will man auf den Marktplätzen der Republik mit den Bürgern ins Gespräch kommen. “Wissenschaft und – ich!?” heißt das neue Format. Man möchte zeigen, dass “es faktenbasierte Antworten auf viele Herausforderungen gibt”, betont DFG-Präsidentin Katja Becker. Markus Weisskopf hat die News.
Die reformorientierten Professorinnen und Professoren, die Missstände in der Wissenschaftsorganisation und Hochschulpolitik angehen wollen, haben es getan: Sie haben einen Namen für ihre Initiative festgelegt (Netzwerk Nachhaltige Wissenschaft) und ein Grundsatzpapier aufgesetzt. Meine Kollegin Anne Brüning kennt die nächsten Schritte zu einem nachhaltigen Wissenschaftssystem.
Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre,
Die Zahl der Rektorinnen und Präsidentinnen an staatlichen Hochschulen in Deutschland wächst und liegt aktuell bei 32 Prozent. Dabei unterscheiden sich Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Universitäten deutlich, wie eine am Dienstag veröffentlichte Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeigt. Jede vierte HAW (25 Prozent) hat eine weibliche Führungskraft, an den Universitäten sind es sogar 42 Prozent.
Der Vergleich mit den CHE-Daten aus dem Jahr 2018 zeigt, dass sich an Universitäten der Frauenanteil deutlich erhöht hat. Vor sechs Jahren lag er noch bei 24 Prozent. An HAW dagegen hat er sich seit 2019 nur geringfügig gesteigert: von damals 21 auf heute die genannten 25 Prozent (siehe Grafik).
“Der Trend, dass immer mehr Frauen in die Hochschulleitungen kommen, hält an”, sagt Projektleiterin Isabel Roessler vom CHE. Gerade an Universitäten sei die Entwicklung beeindruckend. Allerdings bemängelt sie fehlende Diversität der Lebensläufe. Die Analyse, die auf dem Stand Dezember 2023 beruht, zeigt:
Mit Blick auf die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern ist auch die Amtsdauer ein interessanter Aspekt. Die Auswertung zeigt, dass mehr als die Hälfte der aktuellen Hochschulleitungen bereits fünf Jahre oder länger im Amt sind, also mindestens seit 2019. Drei Hochschulleitungen sind bereits seit über 20 Jahren im Amt. Darunter zum Beispiel Bernd Huber, seit 2002 Präsident der LMU München.
Auf Anfrage von Table.Briefings nennt Roessler zusätzliche Daten zum Geschlechterverhältnis bei den langjährigen Hochschulleitungen. Dabei ergibt sich eine vergleichsweise geringe Frauenquote: An Universitäten haben 18 Prozent der weiblichen Leitungen ihr Amt vor 2019 angetreten, an HAW sind 15 Prozent länger als fünf Jahre im Amt.
Lässt sich aus diesen Zahlen schließen, dass Frauen oftmals nur eine Amtszeit kandidieren? “Diese Aussage erscheint mir trotz der scheinbar deutlichen Zahlen schwierig”, sagt Roessler. Zum einen, da es aktuell viel Bewegung in den Leitungsebenen gebe und ein Generationenwechsel in Gang sei. Zum anderen, da es auch unter den Frauen viele gebe, die bereits zuvor an einer anderen Hochschule in der Leitungsebene waren. Als Beispiel nennt sie Julia von Blumenthal, Präsidentin der HU Berlin, die zuvor Präsidentin der Europa-Universität Viadrina war.
Die Soziologin und Präsidentin der Universität Paderborn, Birgitt Riegraf, sieht in den Zahlen durchaus Hinweise auf das Phänomen des Drehtüreffekts. Damit ist die Tatsache gemeint, dass weibliche Führungskräfte, die es schaffen, in eine Männerdomäne vorzudringen, besonders kritisch beobachtet und oftmals schnell wieder hinauskatapultiert werden. “Auch sonst deutet vieles darauf hin, dass es bei Hochschulleiterinnen wesentlich häufiger zu Rücktritten, Enthebungen oder Nichtwiederwahl kommt”, sagt sie auf Anfrage von Table.Briefings.
Insgesamt sei die Entwicklung aber durchaus erfreulich und ein Erfolg von Gleichstellungspolitiken, die allmählich Früchte tragen. “Die CHE-Daten werfen jedoch auch Fragen auf”, sagt Riegraf. Unklar sei beispielsweise, ob die Zunahme weiblicher Hochschulleitungen den aus vielen Untersuchungen hinlänglich bekannten Mustern folgt, wonach der Anteil an weiblichen Führungskräften gerade dann ansteigt, wenn das Arbeitsfeld insgesamt an Attraktivität verliert und sich Krisentendenzen abzeichnen. “Womöglich wird die gläserne Decke an Hochschulen für Wissenschaftlerinnen deshalb brüchig, weil die Kollegen derzeit das Arbeits- und Karrierefeld zugunsten attraktiverer Arbeitskontexte und Karrierepfade räumen”, sagt die Soziologin.
Die erhöhte Chance auf Leitungspositionen könnte aus ihrer Sicht auch mit absehbaren Finanzierungsengpässen, weiter sinkenden Studierendenzahlen, hohen Anforderungen an Hochschulleitungen und zunehmend schwieriger zu handhabenden Governance-Strukturen zu tun haben. “Hoffentlich werden die weiblichen Führungskräfte nicht erneut als Krisenbewältigerinnen eingesetzt und gebraucht, um anschließend wieder aus dem Arbeits- und Karrierefeld hinauskomplimentiert zu werden”, sagt Riegraf.
Ob sich Strukturen und Kulturen an Hochschulen tatsächlich längerfristig zugunsten weiblicher Führungskräfte verändern, werde sich unter anderem an der Länge ihrer Amtszeiten ablesen lassen. Riegraf: “Für Frauen in Hochschulleitungen kommt es also weiterhin darauf an, ob es ihnen gelingen wird, sich gegen die alten, männlich geprägten und machtvollen Seilschaften durchzusetzen und ihnen eigene stabile und tragfähige Netzwerke entgegenzusetzen.” Die Entwicklung der nächsten Jahre sei in dieser Hinsicht eine Art Lackmustest.
Mehr als zwei Jahre dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun schon. In dieser Zeit waren auch wissenschaftliche Strukturen zahlreichen Angriffen ausgesetzt. Forschende und die wissenschaftliche Infrastruktur werden Jahrzehnte brauchen, bis sie sich von den Auswirkungen der Angriffe erholt haben, sagt Tymofii Brik, seit 2022 Rektor der Kyiv School of Economics.
Nach einer Analyse der UNESCO werden 1,26 Milliarden US-Dollar nötig sein, um die öffentliche Forschungsstruktur in der Ukraine wiederherzustellen. 1.443 Gebäude von 177 öffentlichen wissenschaftlichen Institutionen seien seit Kriegsbeginn beschädigt oder zerstört worden. Zwölf Prozent der ukrainischen Forschenden und Universitätslehrkräfte seien gezwungen gewesen, ihren Wohnort zu verlassen.
Das Magazin Nature schreibt, dass auch das renommierte Kharkiv Institute of Physics and Technology und UTR-2, das weltgrößte Kurzwellen-Radioteleskop, schwer beschädigt worden seien. Die Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine beschuldigte Russland der “zielgerichteten Vernichtung der Wissenschaft in der Ukraine”.
“Alles in der Ukraine befindet sich gerade im Überlebenskampf – auch die Wissenschaftsfreiheit”, sagt Philipp Christoph Schmädeke. Er ist Direktor des Science at Risk Emergency Office in Berlin. Das Projekt des Akademischen Netzwerks Osteuropa unterstützt Forschende aus der Ukraine, Russland und Belarus. Außerdem sieht Science at Risk seine Aufgabe darin, die Gefährdungslage und die Situation der Wissenschaftsfreiheit in den drei Ländern permanent zu überwachen.
Entstanden ist dabei auch ein Report, der Ende 2023 bei einer Veranstaltung in Berlin vorgestellt wurde. Er basiert unter anderem auf einer nicht-repäsentativen Umfrage unter 4.250 ukrainischen Forschenden. Die wichtigsten Ergebnisse:
Es ist genau die Art der Hilfe, die das Science at Risk Emergency Office für Forschende aus der Ukraine leistet: kurzfristige finanzielle und administrative Unterstützung, aber auch Unterstützung mit wissenschaftlichen Netzwerken. Unter den Lebensbedingungen im Krieg sei es schwer bis unmöglich, sich auf die wissenschaftliche Arbeit zu konzentrieren, sagt Schmädeke.
Wenn Elektrizität, Internet und auch die Heizung immer wieder ausfallen, sei auch Lernen vom eigenen Schreibtisch aus nur schwer umsetzbar. Besonders, wenn dazu noch die andauernde psychische und finanzielle Belastung eines Kriegs komme. Doch die Hilfe, die das Projekt leistet, sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. “Wir fördern um die 250 bis 300 Menschen, aber Hilfe bräuchten weit über 100.000”, sagt Schmädeke.
Die Arbeit von Science at Risk konzentriere sich vor allem auf Forschende, die in der Ukraine sind – anders als bei vielen anderen Projekten. Genau das ist es auch, was sich Brik von der Kyiv School of Economics wünscht. “Die meisten internationalen Partner”, sagt Brik, “fördern den Brain-Drain noch, indem sie ukrainische Forschende ins Ausland einladen.” Das allerdings erschwere die Arbeit vor Ort. “Die Ukraine hat starke Verteidigungssysteme, aktive Logistikketten, eine funktionierende finanzielle Infrastruktur. Forschende können theoretisch ihre Arbeit machen – nur, dass sie keine Projekte und kein Geld haben.” Wissenschaftliche Projekte in der Ukraine zu haben, könne das Land stärken.
Auch Schmädeke von Science at Risk spricht sich für ein Umdenken bei der Unterstützung der Ukraine aus. Es sei wichtig, die Menschen und Institutionen vor Ort zu fördern. Auch, weil es für viele Forschende aus der Ukraine schwer sei, auf dem Wissenschaftsmarkt in Deutschland zu konkurrieren. Dieser sei ohnehin hart umkämpft.
Ein großer Teil der Geflüchteten gehe früher oder später zurück in die Ukraine. Viele von ihnen, sagt Schmädeke, seien sehr motiviert, die Ukraine wieder aufzubauen. Doch für ein funktionierendes Wissenschaftssystem braucht es auch Wissenschaftler. “Und deswegen müssen wir sie jetzt vernetzen und ihre wissenschaftliche Karriere stärken”, erklärt Schmädeke.
Wenn man dies jetzt verschlafe, wird dann nach dem Krieg wieder die Ukraine umbauen. Bei vielen sei nicht bewusst, dass es bei der Unterstützung der Ukraine nicht unbedingt um die großen fünf- oder sechsstelligen Summen gehe. Mit Aufmerksamkeit, mit Kooperation, Englischkursen, kleinen Förderungen könne man viel bewirken. Wichtig sei es dabei, darauf zu achten, dass wissenschaftliche Standards eingehalten würden.
2022 und 2023, erzählt Schmädeke, habe sein Team Ringvorlesungen mit ukrainischen Forschenden organisiert. Für viele sei es fast unmöglich gewesen, überhaupt teilnehmen zu können: “Die Kolleg*innen hatten keinen Strom, kein Netz, sind stundenlang herumgefahren, um zumindest zeitweise Internet zu haben und an den Veranstaltungen teilnehmen zu können.” Da habe man gemerkt, wie wichtig es für die Menschen sei, wieder gehört zu werden.
Die Motivation, trotz Krieg weiterzumachen, ist auch bei Rektor Brik aus Kiew spürbar. Auf die Frage, ob er und die Menschen, die mit ihm arbeiten, überhaupt noch wissenschaftlich arbeiten können, antwortet er ganz simpel: “Wir müssen.” Die Kyiv School of Economics habe sich um Luftschutzbunker gekümmert, in denen Lehre und Forschung stattfinden könne. Sie habe gute Generatoren besorgt und medizinische Notfallsets. Man sei sehr bemüht, Lehre und Forschung auch unter den widrigen Bedingungen fortzusetzen.
Brik sieht auch neue Perspektiven. Zwar sei sehr viel Infrastruktur und Humankapital zerstört worden. Doch die Wissenschaft in der Ukraine sei schon zuvor wegen ungünstiger Führungsentscheidungen und fehlender Ressourcen in einem schlechten Zustand gewesen. “Jetzt haben wir eine Chance, alles wieder auf null zu setzen und unsere Wissenschaft wirklich international und relevant zu machen.”
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
28. Mai 2024, 18:00-20:00 Uhr, Hans-Böckler-Haus, Keithstraße 1, 10787 Berlin, Ingeborg-Tönnesen-Saal und online
Veranstaltungsreihe über Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb, u.a. von GEW und NGAWiss “Projektfinanzierung und/oder Wissenschaftsfreiheit?” Mehr
3. Juni 2024, 18:00-19:45 Uhr, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)
Dialogveranstaltung Europas Populisten im Aufwind: Ökonomische Ursachen und demokratische Herausforderungen Mehr
In der Debatte über den Umgang mit propalästinensischen Protesten an Universitäten hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) am Dienstag eine Entschließung veröffentlicht, die “Vertrauen und Rückhalt” von Bundes- und Landespolitik einfordert. Genau dies wird vor allem von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger vermisst, wie Gespräche auf der Jahreshauptversammlung in Fulda am Montag zeigten (wir berichteten). “Die Hochschulleitungen nehmen ihren Ermessensspielraum im Rahmen der Hochschulautonomie verantwortungsbewusst wahr”, heißt es in der Note.
Hochschulen seien Orte des kritischen Diskurses, des Dialogs und der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung, Teil dieses Prozesses könnten auch Proteste, Demonstrationen und Provokationen sein, “sofern sie das Ziel der sachlichen Information, der Analyse und der Verständigung über Argumente verfolgen oder erlaubte Formen von Meinungsäußerung darstellen”.
Sobald diese Grundsätze aber nicht mehr eingehalten würden und dadurch der reguläre Hochschulbetrieb beeinträchtigt werde, strafbare Handlungen vorliegen oder erkennbar drohen, “üben die Hochschulen ihr Hausrecht aus und erstatten regelmäßig Anzeige”. Für dieses Vorgehen erwarten die Hochschulen, dass “Bundes- und Landespolitik ihnen für dieses Vorgehen Vertrauen entgegenbringen, ihre Autonomie und die sich daraus ergebenden Ermessensspielräume respektieren.”
Bettina Stark-Watzinger muss der Unmut der HRK-Mitglieder nicht unbemerkt geblieben sein, sodass sie diesen am Dienstag einen Brief schickte. “Bekämpfung von Antisemitismus und Israelfeindlichkeit an Hochschulen” ist dieser überschrieben. Statt entschuldigender Worte für ihr von vielen als unpassend empfundenes Statement in der Bild-Zeitung vom Wochenende, lobt sie die vielfältigen Aktivitäten der Hochschulen. Diese hätten “in den vergangenen Monaten Aktivitäten intensiviert und auch neu ergriffen, um die Bekämpfung von Antisemitismus und Israelfeindlichkeit ganz konkret zu unterstützen.” Doch: Auch wenn sie dieses “Engagement sehr begrüßt”, betont sie noch einmal, dass Straftaten klar zu benennen seien und vom Hausrecht Gebrauch gemacht werden müsse. Ein Einlenken, eine Entschuldigung, sieht anders aus.
Und so stellt sich die HRK in ihrer Entschließung zuletzt auch deutlich hinter die Lehrenden, die nach der Auflösung eines propalästinensischen Protestcamps an der FU Berlin am vergangenen Dienstag in einem Offenen Brief das schnelle Eingreifen kritisiert hatten. Dies hatte für die kritische Reaktion der Forschungsministerin gesorgt – in der Bild-Zeitung schreibt sie, der Brief mache sie “fassungslos”. Statt sich klar gegen Israel- und Judenhass zu stellen, würden Uni-Besetzer zu Opfern gemacht und Gewalt verharmlost, erklärte sie. Am Sonnabend brachte die Zeitung eine Fortsetzung, verurteilte die Unterzeichner unter dem Titel “Die UniversiTÄTER” als “Israel-Hasser” und zeigte zwölf von ihnen mit Fotos.
Die HRK schreibt dazu, dass “in der Presse und den sozialen Medien einzelne Wissenschaftler:innen und Hochschulleitungen an den Pranger gestellt” worden. “Dieses Vorgehen ist inakzeptabel.” Es mache eine gesellschaftliche Auseinandersetzung und auch mögliche flankierende presserechtliche Maßnahmen notwendig. nik
Die 38. Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz in Fulda hat sich nicht nur deutlich zu den jüngsten Protesten zum Nahost-Konflikt an Hochschulen positioniert. Die HRK lädt auch zur Selbstverpflichtung für mehr Geschlechtergerechtigkeit bei Berufungen ein und verabschiedet Empfehlungen für Maßnahmen gegen Machtmissbrauch.
Angesichts der Unterrepräsentanz von Wissenschaftlerinnen bei den besetzten Professuren der Hochschulen sei ein entschlosseneres Vorgehen zur Gleichstellung erforderlich, sagt Angela Ittel, HRK-Vizepräsidentin für Internationales, Gleichstellung und Diversität. Die Hochschulen seien nun eingeladen, sich die in dem Beschluss aufgezeigten Ziele zu eigen zu machen.
Unterzeichnende Hochschulen verpflichten sich, “durch eine von allen Hochschulgremien getragene, institutionelle Strategie auf einen nachhaltigen Kultur- und Strukturwandel an ihrer Hochschule hinzuwirken, der Geschlechtergerechtigkeit bei Berufungen – auf Grundlage einer qualitätsgeleiteten Auswahl – zur Normalität werden lässt”. Fünf Ziele werden formuliert, flankiert von einem “Instrumentenkasten”, der Maßnahmen zur Umsetzung aufzeigt:
Das in Fulda verabschiedete HRK-Papier “Macht und Verantwortung” empfiehlt Hochschulen Maßnahmen, die Machtmissbrauch sichtbar machen, sanktionieren und verhindern sowie Betroffene bestmöglich unterstützen sollen. Zu den benannten Risikofaktoren im hochschulischen Kontext gehören Hierarchien, formale und informelle Weisungsbefugnisse.
“Was wir als Gegenmaßnahmen empfehlen, umfasst neben der eindeutigen Positionierung der Hochschulleitungen auch die Bewusstseinsbildung und Einbindung, Schulung, systematische Weiterbildung sowie ein Empowerment der Hochschulangehörigen”, sagt Susanne Menzel-Riedl, HRK-Vizepräsidentin für Hochschulsystem und Organisation. Man sei sich einig, dass weitere Veränderungen in den Hochschulen notwendig sein werden. “Die HRK wird sich beispielsweise künftig auch damit beschäftigen, wie im akademischen Qualifizierungssystem Abhängigkeiten reduziert werden können.” Auch die strukturelle Anbindung und Förderung der Selbstständigkeit von Mitarbeitenden neben der Professur soll thematisiert werden.
Das Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft begrüßt es, dass die HRK Machtmissbrauch als dem Wissenschaftssystem immanentes Problem anerkennt. “Leider greifen die Maßnahmen zu kurz und sind nicht geeignet, um dem strukturellen Problem zu begegnen”, heißt es auf Anfrage von Table.Briefings. Es werde weder auf Prävention von Machtmissbrauch durch eine Reduktion der extrem steilen Hierarchien eingegangen noch auf Aspekte wie Opferschutz oder die Verantwortung der Hochschulen, Führungspersonal auszuwählen, das ausreichende Führungsqualitäten aufweist.
“Untrennbar mit Machtmissbrauch verbundene Elemente wie Rassismus und die Probleme von internationalen Wissenschaftler:innen finden keine Erwähnung und konkrete Konsequenzen für Fehlverhalten werden nicht benannt.” Obwohl die Hochschulen als Verantwortliche benannt würden, werde die Hauptlast der Aufklärung von Machtmissbrauch wieder einzelnen Betroffenen zugeschoben. abg
Nun steht der Name fest: Netzwerk Nachhaltige Wissenschaft (NNW) nennt sich die neue Initiative reformorientierter Professorinnnen und Professoren, über die Table.Briefings kürzlich berichtete. Ende April haben sie sich das erste Mal getroffen, da stand der endgültige Name noch nicht fest. Am gestrigen Mittwoch hat das Netzwerk sein erstes Grundsatzpapier veröffentlicht.
“Wir wollen unsere privilegierte Position als Professor*innen nutzen, um Missstände in der Wissenschaftsorganisation und Hochschulpolitik zu benennen und zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten”, heißt es in dem Papier. Zum NNW gehören mittlerweile mehr als zwanzig Professorinnen und Professoren. Unterzeichnet haben die fünf Sprecher Christina Hölzel (Universität Kiel), Daniel Leising (TU Dresden), Ruth Mayer (Universität Hannover), Katharina Meinecke (Universität des Saarlandes) und Tilman Reitz (Universität Jena).
Das Grundsatzpapier beschreibt die Ziele eines nachhaltigen Wissenschaftssystems und formuliert acht Schritte, um sie zu erreichen. Dazu gehören:
“Wir waren selbst überrascht, wie groß die inhaltlichen Überschneidungen zwischen uns sind”, sagt Daniel Leising, Professor für Diagnostik und Intervention an der TU Dresden. Um einzelne Formulierungen in dem Grundsatzpapier habe man durchaus gerungen. “Aber über die Richtung insgesamt waren wir uns sehr weitgehend einig. Das betrifft alle acht Punkte.” abg
Auf den Marktplätzen der Republik sucht die Wissenschaft nun den direkten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (Akademienunion) organisieren ab Juni 2024 die Veranstaltungsreihe “Wissenschaft – und ich?!”. Ziel sei es, die Bedeutung von Wissenschaft im Leben der Menschen zu verdeutlichen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern, schreiben die Organisationen in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
“Wissenschaft muss Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen”, betont Christoph Markschies, der Präsident der BBAW und der Akademienunion. “Immer öfter begegne ich Menschen, die voller Sorge in die Zukunft schauen. Hier werden wir noch viel mehr das Gespräch suchen, zuhören und bestmöglich Antwort geben müssen – auf die vielen Fragen, die sich im Alltag unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger immer wieder stellen.”
DFG-Präsidentin Katja Becker ergänzt: “Wir möchten zeigen, dass es faktenbasierte Antworten auf viele Herausforderungen gibt und dass sich gemeinsam, im Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, Lösungsmöglichkeiten erarbeiten lassen. Unterschiedliche Blickwinkel können hier sehr hilfreich sein.”
Bei den Veranstaltungen an drei Samstagen im Juni in Zwickau, Brandenburg an der Havel und Gera können Bürger mit Wissenschaftlern zu Themen wie Energie und Klima oder Gesundheit und Ernährung ins Gespräch kommen. Auch die Präsidentinnen und Präsidenten der Organisationen nehmen an einzelnen Veranstaltungen teil. Insgesamt seien rund 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt, teilt die DFG mit. Für den Herbst ist eine Fortsetzung geplant, für die bereits Wetzlar in Hessen und Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen als Veranstaltungsorte feststehen. mw
Eine Befragung von rund 2.600 Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), von der die ZEIT zuerst berichtete, zeigt die Dimension von Hass, Hetze und anderen Anfeindungen gegen Forschende in Deutschland. 45 Prozent der Befragten haben bereits selbst mindestens eine Form von Wissenschaftsfeindlichkeit erlebt. Mehr als die Hälfte nimmt – zumindest subjektiv – eine Zunahme von Wissenschaftsfeindlichkeit in den vergangenen Jahren wahr. Objektiv lässt sich diese Aussage allerdings nicht prüfen, da es zu den tatsächlich berichteten Zahlen über Angriffe keine Vergleichsdaten aus den Vorjahren gibt.
In der Stichprobe befanden sich zu 39 Prozent Prä-docs, zu 31 Prozent Post-docs und zu 22 Prozent Professorinnen und Professoren. Die Befragung fand zwischen September und Dezember 2023 statt. Die Ergebnisse der Befragung, die im Rahmen des Kapaz-Projekts des Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) durchgeführt wurde, sollen unter anderem dem Scicomm-Support, einer Anlaufstelle für angegriffene Wissenschaftler, zugutekommen.
Bei der Frage nach der Entwicklung der Wissenschaftsfeindlichkeit in den vergangenen Jahren zeigt sich kein wesentlicher Unterschied zwischen Professoren und Nachwuchswissenschaftlern. Hier waren die Forscher des DZHW rund um Studienleiter Clemens Blümel nach Diskussionen mit Fachvertretern zunächst von einer stärkeren Betroffenheit der Professoren ausgegangen.
Kein wesentlicher Unterschied zeigt sich auch in der Analyse nach verschiedenen Fachbereichen. Ob in Ingenieur-, Sozial, oder Naturwissenschaften, die Erfahrungen mit Wissenschaftsfeindlichkeit sind ähnlich. Auch die spezifische Form der Anfeindungen unterscheiden sich kaum in den verschiedenen Disziplinen.
Von denen, die bereits Angriffe erfahren haben, berichten mit 35 Prozent die meisten von herablassenden Äußerungen oder einem Anzweifeln der Kompetenz als Wissenschaftler durch herabwürdigende und bewusst verletzende Kritik. Immerhin 12 Prozent haben eine aktive persönliche Diskriminierung zum Beispiel aufgrund der Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung erlebt. Zu rechtlich relevanten Taten wie der Androhung physischer Gewalt oder Todesdrohungen kam es bei zwei Prozent von denjenigen, die Erfahrungen mit Wissenschaftsfeindlichkeit gemacht haben.
Die Autoren weisen darauf hin, dass Diskriminierungserfahrungen häufig am Arbeitsplatz in der Forschungseinrichtung oder beim Konferenzbesuch gemacht werden. Das geht aus den offenen Angaben in der Studie hervor. Anfeindungen gegen Wissenschaftlern kommen also nicht nur von außen, sondern auch von Kollegen. mw
NZZ. Bedroht die künstliche Intelligenz das, was den Menschen ausmacht? Gut möglich, meint David Gugerli im Interview mit der NZZ – aber auch kein Problem. “Wir wissen heute nicht, ob wir in zehn Jahren über die KI nur noch stöhnen oder ob wir sie in unsere Arbeitswelt und unser Privatleben integriert haben werden”, sagt er. Aber die Verheißungen und Befürchtungen klängen ganz ähnlich wie jene, die Mitte der 1990er Jahre aufkamen, als es um das Internet und um Suchmaschinen ging: Jetzt könne jeder alles wissen, sagten die einen. Jetzt könne jeder alles behaupten, sagten die anderen. Mittlerweile hätten wir uns es doch recht kommod mit diesen Dingen eingerichtet, meint Gugerli. Mehr
FAZ. Warum ich den Aufruf der Lehrenden unterschrieben habe. In seinem Gastbeitrag nennt der Münsteraner Jurist Nils Jansen die Entscheidung, das propalästinensische Protestcamp räumen zu lassen, “geschichtsblind”. Meinungs- und Versammlungsfreiheit brauche man nicht im politischen Alltag, sondern dort, wo es wehtut. Mehr
ScienceBusiness. Ten graphs show how the research landscape in EU 2004 members has changed. Im Mai 2024 jährt sich die größte Einzelerweiterung der EU mit dem Beitritt von 10 Ländern. In den 20 Jahren gab es große Fortschritte bei der Verbesserung der Forschungs- und Innovationssysteme. Mehr öffentliche Gelder wurden in die Forschung gegeben, es gab mehr internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit und mehr private Investitionen. Mehr
Es sind bewegte Zeiten für die jüdische Studierende in Deutschland. Ausgerechnet am jüdischen Holocaust-Gedenktag Jom haScho’a wurde Hanna Veiler, die Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion (JSUD) mit gerade mal 26 Jahren zur “Frau Europas” ausgezeichnet. Zur gleichen Zeit finden an deutschen Universitäten Proteste gegen den anhaltenden Militäreinsatz Israels in Gaza statt, bei denen auch antisemitische Parolen gerufen werden. Sie reihen sich in die Proteste an US-amerikanischen Universitäten ein, die mittlerweile so groß geworden ist, dass Präsident Joe Biden sich einschaltete. Veiler sagt: “Wir leben in einer Zeit, in der jüdische Studierende keine Pause bekommen.”
Mit dem Preis der Europäischen Bewegung Deutschland wird Hanna Veiler für ihr Engagement für junges jüdisches Leben in Europa geehrt. Sie setzt sich dafür ein, dass Jüdischsein in Deutschland nicht nur über die Schoa und aktuelle Bedrohungen definiert wird. Stattdessen, so Veiler, müsse es eigene, positive Identifikationsmöglichkeiten für junge Jüdinnen und Juden geben.
Ein besonderer Fokus ihrer Arbeit im Vorstand der JSUD liegt auf postsowjetischem Judentum. Erst kürzlich organisierte sie eine Reise zu einer der letzten bestehenden postsowjetisch-jüdischen Communitys Europas. Immerhin 90 Prozent der Jüdinnen und Juden in Deutschland kommen aus der ehemaligen Sowjetunion, die Hälfte davon aus der Ukraine. “Für die meisten Jüdinnen und Juden sind es gerade zwei Kriege, die uns biografisch treffen”, sagt Veiler.
Seit dem 7. Oktober und den Protesten an Universitäten hat sich die Arbeit der jüdischen Studierendenunion stark verändert. “Das Klima an den Universitäten wird zunehmend untragbar für Jüdinnen und Juden”, sagt Veiler. Sie berichtet von jüdischen Studierenden, die sich mittlerweile nicht mehr auf ihren Campus trauen. “Es ist vor allem der soziale Raum der Universität, den jüdische Studierende nun meiden.” Veiler ist auch in der European Union of Jewish Students aktiv. Dort zeigt sich ein ähnliches Bild: In den vergangenen Wochen wurden jüdische Studierende in Amsterdam angegriffen, in Wien wurden antisemitische Parolen skandiert.
Von den deutschen Universitäten ist Hanna Veiler enttäuscht. In den vergangenen Monaten sei ihr klar geworden, dass es den Einrichtungen vorrangig um ihre Reputation gehe. “An sehr vielen Universitäten herrscht Hilflosigkeit, sobald es um Antisemitismus geht.” Es gebe keine Protokolle, keine Ablaufpläne, keine Struktur dafür, wie man mit Antisemitismus umgeht.
Dabei war ein Ausbruch von Antisemitismus an deutschen Unis ihrer Meinung nach erwartbar gewesen. Gerade linker Antisemitismus sei schon lange eng mit akademischen Strukturen verbunden und viel zu lange ignoriert worden. Deswegen gab die JSUD in Kooperation mit jüdischen Regionalverbänden zu Beginn des Wintersemesters kurz nach dem 7. Oktober eine Broschüre heraus, in der sie vor Übergriffen warnte.
Im Zuge der Pro-Palästina-Proteste wird auch immer wieder um Meinungsfreiheit gestritten. Veiler sagt: “Natürlich unterstelle ich nicht allen, die da jetzt kämpfen, antisemitisch zu sein, aber am Ende des Tages hat das einen Schaden für die jüdische Community und jüdische Studierende am Campus.” Dabei stellt sich die Frage, warum die Demonstrierenden es nicht schaffen, gegen den israelischen Militäreinsatz zu demonstrieren, ohne dabei antisemitisch zu sein. Diese Welle des Antisemitismus trete in einer Phase auf, in der jüdisches Leben in Deutschland im Aufschwung gewesen sei, sagt Veiler. “All diese Prozesse von Emanzipation, Sichtbarmachung und jüdischem Selbstverständnis wurden einfach um zehn Jahre zurückgeworfen.” Leonard Schulz
Myriam Benisty ist nun offiziell neue Direktorin am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg und tritt damit die Nachfolge von Thomas Henning an, der dem Institut als emeritierter Direktor erhalten bleibt.
Annegret Horbach, seit 2008 Professorin für klinische Pflegewissenschaft und -forschung an der Frankfurt University of Applied Sciences, ist zur Präsidentin des Deutschen Netzwerks Advanced Practice Nursing & Advanced Nursing Practice (DNAPN) gewählt worden.
Bettina Liedtke hat die Leitung der Geschäftsstelle des Einstein Center Digital Future (ECDF) übernommen. Sie war zuletzt Bereichsleitung für Projekt- und Forschungsmanagement in der Wissenschaftlichen Weiterbildung an der TU Berlin. Das ECDF basiert auf einem Public-Private-Partnership-Modell zwischen mehr als 30 Unternehmen, Organisationen, allen vier Berliner Universitäten, der Charité und mehr als zehn weiteren Berliner Forschungseinrichtungen.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Berlin.Table. Historiker Mendel über Höcke-Strategie: “Diese Art von vermeintlicher Naivität ist das typische Spiel” Im Strafprozess gegen Björn Höcke wurde die Verwendung der strafbaren Parole ‘Alles für Deutschland’ verhandelt. Der Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, spricht über deren Bedeutung für das NS-Regime und die Eignung von Karlheinz Weißmann als Kronzeuge im Höcke-Prozess.
China.Table. Universitäten: Weshalb sich chinesische Studenten im Ausland selbst zensieren. Chinas Sicherheitsbehörden halten ihre Studentinnen und Studenten im Ausland genauestens im Auge. Wer nicht voll und ganz auf Parteilinie liegt, wird mit Drohungen gegen die Familie zur Ordnung gerufen. Mehr
China.Table. E-Autos: Wie die EU sich von Batterie-Importen aus China unabhängig machen könnte. Europa ist für seine E-Autos auch auf Batterien aus China angewiesen. Das müsste nicht so sein, wie eine aktuelle Studie zeigt. Europas Firmen haben alle technischen Möglichkeiten, eine eigene starke Batterieproduktion aufzubauen. Mehr
Europe.Table. Generative KI: Was Fraunhofer vorschlägt, um Europa wettbewerbsfähig zu machen. Die Fraunhofer-Gesellschaft legt in einem Positionspapier dar, was passieren muss, um generative KI in Deutschland und Europa in die Anwendung zu bringen. Einer der wichtigsten Punkte: die Entwicklung eigener Modelle. Mehr
Die “Freiheit der Meere” ist legendär. Nun sollen aber auch die Binnengewässer davon etwas abbekommen. In dieser Woche hat die “MS Wissenschaft” auf der Spree in Berlin abgelegt und schippert als schwimmendes Science-Center zum Wissenschaftsjahr “Freiheit” bis Mitte September auf Deutschlands Flüssen und Kanälen.
Im Frachtraum unter Deck, in dem früher Kohle transportiert wurde, geht es diesmal um geistigen Brennstoff und zündende Ideen. 31 Exponate haben Forscher aus deutschen Wissenschaftseinrichtungen aufgebaut, die mehr oder minder eingängig das Thema “Freiheit” und ihre akademische Bearbeitung präsentieren.
Die Neurobiologen aus Magdeburg zeigen etwa die Fesseln des vermeintlich “freien Willens” auf, Linguisten aus Trier erklären die “Freiheit in der politischen Sprache”, inklusive ihrer Limitierungen, während die Stiftung Berliner Mauer mit einer ganz anderen Freiheits-Auffassung aufwartet, die 1989 ihre Wirkmacht politisch entfaltete. Etwas schummrig in der Ecke haben Darmstädter Fraunhofer-Forscher ihre Einblicke ins “Darknet” aufgebaut. Hier soll gezeigt werden, dass es auch auf der dunklen Seite des Internets Freiräume gibt, wo sich etwa Oppositionelle in autoritären Regimen im Schutz der Anonymität austauschen können.
26 Städte wird die MS Wissenschaft in den nächsten vier Monaten ansteuern. Vielleicht wird sogar der Rekord von 100.000 Besuchern im Vorjahr (als es um das Wissenschaftsthema Kosmos ging) übertroffen. Eine wichtige Freiheits-Voraussetzung dafür ist jedenfalls gegeben: freier Einritt. Manfred Ronzheimer
auch in dieser Ausgabe ist die Debatte um den Umgang mit propalästinensischen Protesten an Hochschulen ein Thema. Das Adjektiv “richtig” habe ich dieses Mal bewusst nicht gesetzt vor “Umgang” – ist doch genau dies Auslöser der immer lauter werdenden Diskussionen. Wie Universitäten auf Demos und die Besetzung von Hörsälen reagieren und welche Rolle sie einnehmen sollen, wird in Wissenschaft und Politik durchaus unterschiedlich beurteilt.
Bemerkenswert, dass Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger weiterhin entschiedenes Handeln von den Hochschulen fordert, so als ob diese nicht genau dieses anstreben würden. “Die aktuelle Lage an vielen Hochschulen zeigt, wie wichtig es ist, Straftaten klar zu benennen und zu verfolgen”, schreibt Bettina Stark-Watzinger am Dienstag an die Mitglieder der HRK. “Für Sie als Hochschulleitungen sind dies keine leichten Entscheidungen, wie auch kontroverse Diskussionen innerhalb der Hochschulen zeigen”. Sie wolle an dieser Stelle ausdrücklich ihren Dank “für Ihr konsequentes Handeln” aussprechen. Was die HRK darüber denkt, haben die Verantwortlichen in einer Entschließung zusammengefasst.
Auch an anderer Stelle möchte die HRK ein Zeichen setzen: Gemeinsam mit DFG, BBAW und Akademienunion will man auf den Marktplätzen der Republik mit den Bürgern ins Gespräch kommen. “Wissenschaft und – ich!?” heißt das neue Format. Man möchte zeigen, dass “es faktenbasierte Antworten auf viele Herausforderungen gibt”, betont DFG-Präsidentin Katja Becker. Markus Weisskopf hat die News.
Die reformorientierten Professorinnen und Professoren, die Missstände in der Wissenschaftsorganisation und Hochschulpolitik angehen wollen, haben es getan: Sie haben einen Namen für ihre Initiative festgelegt (Netzwerk Nachhaltige Wissenschaft) und ein Grundsatzpapier aufgesetzt. Meine Kollegin Anne Brüning kennt die nächsten Schritte zu einem nachhaltigen Wissenschaftssystem.
Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre,
Die Zahl der Rektorinnen und Präsidentinnen an staatlichen Hochschulen in Deutschland wächst und liegt aktuell bei 32 Prozent. Dabei unterscheiden sich Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Universitäten deutlich, wie eine am Dienstag veröffentlichte Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeigt. Jede vierte HAW (25 Prozent) hat eine weibliche Führungskraft, an den Universitäten sind es sogar 42 Prozent.
Der Vergleich mit den CHE-Daten aus dem Jahr 2018 zeigt, dass sich an Universitäten der Frauenanteil deutlich erhöht hat. Vor sechs Jahren lag er noch bei 24 Prozent. An HAW dagegen hat er sich seit 2019 nur geringfügig gesteigert: von damals 21 auf heute die genannten 25 Prozent (siehe Grafik).
“Der Trend, dass immer mehr Frauen in die Hochschulleitungen kommen, hält an”, sagt Projektleiterin Isabel Roessler vom CHE. Gerade an Universitäten sei die Entwicklung beeindruckend. Allerdings bemängelt sie fehlende Diversität der Lebensläufe. Die Analyse, die auf dem Stand Dezember 2023 beruht, zeigt:
Mit Blick auf die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern ist auch die Amtsdauer ein interessanter Aspekt. Die Auswertung zeigt, dass mehr als die Hälfte der aktuellen Hochschulleitungen bereits fünf Jahre oder länger im Amt sind, also mindestens seit 2019. Drei Hochschulleitungen sind bereits seit über 20 Jahren im Amt. Darunter zum Beispiel Bernd Huber, seit 2002 Präsident der LMU München.
Auf Anfrage von Table.Briefings nennt Roessler zusätzliche Daten zum Geschlechterverhältnis bei den langjährigen Hochschulleitungen. Dabei ergibt sich eine vergleichsweise geringe Frauenquote: An Universitäten haben 18 Prozent der weiblichen Leitungen ihr Amt vor 2019 angetreten, an HAW sind 15 Prozent länger als fünf Jahre im Amt.
Lässt sich aus diesen Zahlen schließen, dass Frauen oftmals nur eine Amtszeit kandidieren? “Diese Aussage erscheint mir trotz der scheinbar deutlichen Zahlen schwierig”, sagt Roessler. Zum einen, da es aktuell viel Bewegung in den Leitungsebenen gebe und ein Generationenwechsel in Gang sei. Zum anderen, da es auch unter den Frauen viele gebe, die bereits zuvor an einer anderen Hochschule in der Leitungsebene waren. Als Beispiel nennt sie Julia von Blumenthal, Präsidentin der HU Berlin, die zuvor Präsidentin der Europa-Universität Viadrina war.
Die Soziologin und Präsidentin der Universität Paderborn, Birgitt Riegraf, sieht in den Zahlen durchaus Hinweise auf das Phänomen des Drehtüreffekts. Damit ist die Tatsache gemeint, dass weibliche Führungskräfte, die es schaffen, in eine Männerdomäne vorzudringen, besonders kritisch beobachtet und oftmals schnell wieder hinauskatapultiert werden. “Auch sonst deutet vieles darauf hin, dass es bei Hochschulleiterinnen wesentlich häufiger zu Rücktritten, Enthebungen oder Nichtwiederwahl kommt”, sagt sie auf Anfrage von Table.Briefings.
Insgesamt sei die Entwicklung aber durchaus erfreulich und ein Erfolg von Gleichstellungspolitiken, die allmählich Früchte tragen. “Die CHE-Daten werfen jedoch auch Fragen auf”, sagt Riegraf. Unklar sei beispielsweise, ob die Zunahme weiblicher Hochschulleitungen den aus vielen Untersuchungen hinlänglich bekannten Mustern folgt, wonach der Anteil an weiblichen Führungskräften gerade dann ansteigt, wenn das Arbeitsfeld insgesamt an Attraktivität verliert und sich Krisentendenzen abzeichnen. “Womöglich wird die gläserne Decke an Hochschulen für Wissenschaftlerinnen deshalb brüchig, weil die Kollegen derzeit das Arbeits- und Karrierefeld zugunsten attraktiverer Arbeitskontexte und Karrierepfade räumen”, sagt die Soziologin.
Die erhöhte Chance auf Leitungspositionen könnte aus ihrer Sicht auch mit absehbaren Finanzierungsengpässen, weiter sinkenden Studierendenzahlen, hohen Anforderungen an Hochschulleitungen und zunehmend schwieriger zu handhabenden Governance-Strukturen zu tun haben. “Hoffentlich werden die weiblichen Führungskräfte nicht erneut als Krisenbewältigerinnen eingesetzt und gebraucht, um anschließend wieder aus dem Arbeits- und Karrierefeld hinauskomplimentiert zu werden”, sagt Riegraf.
Ob sich Strukturen und Kulturen an Hochschulen tatsächlich längerfristig zugunsten weiblicher Führungskräfte verändern, werde sich unter anderem an der Länge ihrer Amtszeiten ablesen lassen. Riegraf: “Für Frauen in Hochschulleitungen kommt es also weiterhin darauf an, ob es ihnen gelingen wird, sich gegen die alten, männlich geprägten und machtvollen Seilschaften durchzusetzen und ihnen eigene stabile und tragfähige Netzwerke entgegenzusetzen.” Die Entwicklung der nächsten Jahre sei in dieser Hinsicht eine Art Lackmustest.
Mehr als zwei Jahre dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun schon. In dieser Zeit waren auch wissenschaftliche Strukturen zahlreichen Angriffen ausgesetzt. Forschende und die wissenschaftliche Infrastruktur werden Jahrzehnte brauchen, bis sie sich von den Auswirkungen der Angriffe erholt haben, sagt Tymofii Brik, seit 2022 Rektor der Kyiv School of Economics.
Nach einer Analyse der UNESCO werden 1,26 Milliarden US-Dollar nötig sein, um die öffentliche Forschungsstruktur in der Ukraine wiederherzustellen. 1.443 Gebäude von 177 öffentlichen wissenschaftlichen Institutionen seien seit Kriegsbeginn beschädigt oder zerstört worden. Zwölf Prozent der ukrainischen Forschenden und Universitätslehrkräfte seien gezwungen gewesen, ihren Wohnort zu verlassen.
Das Magazin Nature schreibt, dass auch das renommierte Kharkiv Institute of Physics and Technology und UTR-2, das weltgrößte Kurzwellen-Radioteleskop, schwer beschädigt worden seien. Die Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine beschuldigte Russland der “zielgerichteten Vernichtung der Wissenschaft in der Ukraine”.
“Alles in der Ukraine befindet sich gerade im Überlebenskampf – auch die Wissenschaftsfreiheit”, sagt Philipp Christoph Schmädeke. Er ist Direktor des Science at Risk Emergency Office in Berlin. Das Projekt des Akademischen Netzwerks Osteuropa unterstützt Forschende aus der Ukraine, Russland und Belarus. Außerdem sieht Science at Risk seine Aufgabe darin, die Gefährdungslage und die Situation der Wissenschaftsfreiheit in den drei Ländern permanent zu überwachen.
Entstanden ist dabei auch ein Report, der Ende 2023 bei einer Veranstaltung in Berlin vorgestellt wurde. Er basiert unter anderem auf einer nicht-repäsentativen Umfrage unter 4.250 ukrainischen Forschenden. Die wichtigsten Ergebnisse:
Es ist genau die Art der Hilfe, die das Science at Risk Emergency Office für Forschende aus der Ukraine leistet: kurzfristige finanzielle und administrative Unterstützung, aber auch Unterstützung mit wissenschaftlichen Netzwerken. Unter den Lebensbedingungen im Krieg sei es schwer bis unmöglich, sich auf die wissenschaftliche Arbeit zu konzentrieren, sagt Schmädeke.
Wenn Elektrizität, Internet und auch die Heizung immer wieder ausfallen, sei auch Lernen vom eigenen Schreibtisch aus nur schwer umsetzbar. Besonders, wenn dazu noch die andauernde psychische und finanzielle Belastung eines Kriegs komme. Doch die Hilfe, die das Projekt leistet, sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. “Wir fördern um die 250 bis 300 Menschen, aber Hilfe bräuchten weit über 100.000”, sagt Schmädeke.
Die Arbeit von Science at Risk konzentriere sich vor allem auf Forschende, die in der Ukraine sind – anders als bei vielen anderen Projekten. Genau das ist es auch, was sich Brik von der Kyiv School of Economics wünscht. “Die meisten internationalen Partner”, sagt Brik, “fördern den Brain-Drain noch, indem sie ukrainische Forschende ins Ausland einladen.” Das allerdings erschwere die Arbeit vor Ort. “Die Ukraine hat starke Verteidigungssysteme, aktive Logistikketten, eine funktionierende finanzielle Infrastruktur. Forschende können theoretisch ihre Arbeit machen – nur, dass sie keine Projekte und kein Geld haben.” Wissenschaftliche Projekte in der Ukraine zu haben, könne das Land stärken.
Auch Schmädeke von Science at Risk spricht sich für ein Umdenken bei der Unterstützung der Ukraine aus. Es sei wichtig, die Menschen und Institutionen vor Ort zu fördern. Auch, weil es für viele Forschende aus der Ukraine schwer sei, auf dem Wissenschaftsmarkt in Deutschland zu konkurrieren. Dieser sei ohnehin hart umkämpft.
Ein großer Teil der Geflüchteten gehe früher oder später zurück in die Ukraine. Viele von ihnen, sagt Schmädeke, seien sehr motiviert, die Ukraine wieder aufzubauen. Doch für ein funktionierendes Wissenschaftssystem braucht es auch Wissenschaftler. “Und deswegen müssen wir sie jetzt vernetzen und ihre wissenschaftliche Karriere stärken”, erklärt Schmädeke.
Wenn man dies jetzt verschlafe, wird dann nach dem Krieg wieder die Ukraine umbauen. Bei vielen sei nicht bewusst, dass es bei der Unterstützung der Ukraine nicht unbedingt um die großen fünf- oder sechsstelligen Summen gehe. Mit Aufmerksamkeit, mit Kooperation, Englischkursen, kleinen Förderungen könne man viel bewirken. Wichtig sei es dabei, darauf zu achten, dass wissenschaftliche Standards eingehalten würden.
2022 und 2023, erzählt Schmädeke, habe sein Team Ringvorlesungen mit ukrainischen Forschenden organisiert. Für viele sei es fast unmöglich gewesen, überhaupt teilnehmen zu können: “Die Kolleg*innen hatten keinen Strom, kein Netz, sind stundenlang herumgefahren, um zumindest zeitweise Internet zu haben und an den Veranstaltungen teilnehmen zu können.” Da habe man gemerkt, wie wichtig es für die Menschen sei, wieder gehört zu werden.
Die Motivation, trotz Krieg weiterzumachen, ist auch bei Rektor Brik aus Kiew spürbar. Auf die Frage, ob er und die Menschen, die mit ihm arbeiten, überhaupt noch wissenschaftlich arbeiten können, antwortet er ganz simpel: “Wir müssen.” Die Kyiv School of Economics habe sich um Luftschutzbunker gekümmert, in denen Lehre und Forschung stattfinden könne. Sie habe gute Generatoren besorgt und medizinische Notfallsets. Man sei sehr bemüht, Lehre und Forschung auch unter den widrigen Bedingungen fortzusetzen.
Brik sieht auch neue Perspektiven. Zwar sei sehr viel Infrastruktur und Humankapital zerstört worden. Doch die Wissenschaft in der Ukraine sei schon zuvor wegen ungünstiger Führungsentscheidungen und fehlender Ressourcen in einem schlechten Zustand gewesen. “Jetzt haben wir eine Chance, alles wieder auf null zu setzen und unsere Wissenschaft wirklich international und relevant zu machen.”
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
28. Mai 2024, 18:00-20:00 Uhr, Hans-Böckler-Haus, Keithstraße 1, 10787 Berlin, Ingeborg-Tönnesen-Saal und online
Veranstaltungsreihe über Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb, u.a. von GEW und NGAWiss “Projektfinanzierung und/oder Wissenschaftsfreiheit?” Mehr
3. Juni 2024, 18:00-19:45 Uhr, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)
Dialogveranstaltung Europas Populisten im Aufwind: Ökonomische Ursachen und demokratische Herausforderungen Mehr
In der Debatte über den Umgang mit propalästinensischen Protesten an Universitäten hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) am Dienstag eine Entschließung veröffentlicht, die “Vertrauen und Rückhalt” von Bundes- und Landespolitik einfordert. Genau dies wird vor allem von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger vermisst, wie Gespräche auf der Jahreshauptversammlung in Fulda am Montag zeigten (wir berichteten). “Die Hochschulleitungen nehmen ihren Ermessensspielraum im Rahmen der Hochschulautonomie verantwortungsbewusst wahr”, heißt es in der Note.
Hochschulen seien Orte des kritischen Diskurses, des Dialogs und der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung, Teil dieses Prozesses könnten auch Proteste, Demonstrationen und Provokationen sein, “sofern sie das Ziel der sachlichen Information, der Analyse und der Verständigung über Argumente verfolgen oder erlaubte Formen von Meinungsäußerung darstellen”.
Sobald diese Grundsätze aber nicht mehr eingehalten würden und dadurch der reguläre Hochschulbetrieb beeinträchtigt werde, strafbare Handlungen vorliegen oder erkennbar drohen, “üben die Hochschulen ihr Hausrecht aus und erstatten regelmäßig Anzeige”. Für dieses Vorgehen erwarten die Hochschulen, dass “Bundes- und Landespolitik ihnen für dieses Vorgehen Vertrauen entgegenbringen, ihre Autonomie und die sich daraus ergebenden Ermessensspielräume respektieren.”
Bettina Stark-Watzinger muss der Unmut der HRK-Mitglieder nicht unbemerkt geblieben sein, sodass sie diesen am Dienstag einen Brief schickte. “Bekämpfung von Antisemitismus und Israelfeindlichkeit an Hochschulen” ist dieser überschrieben. Statt entschuldigender Worte für ihr von vielen als unpassend empfundenes Statement in der Bild-Zeitung vom Wochenende, lobt sie die vielfältigen Aktivitäten der Hochschulen. Diese hätten “in den vergangenen Monaten Aktivitäten intensiviert und auch neu ergriffen, um die Bekämpfung von Antisemitismus und Israelfeindlichkeit ganz konkret zu unterstützen.” Doch: Auch wenn sie dieses “Engagement sehr begrüßt”, betont sie noch einmal, dass Straftaten klar zu benennen seien und vom Hausrecht Gebrauch gemacht werden müsse. Ein Einlenken, eine Entschuldigung, sieht anders aus.
Und so stellt sich die HRK in ihrer Entschließung zuletzt auch deutlich hinter die Lehrenden, die nach der Auflösung eines propalästinensischen Protestcamps an der FU Berlin am vergangenen Dienstag in einem Offenen Brief das schnelle Eingreifen kritisiert hatten. Dies hatte für die kritische Reaktion der Forschungsministerin gesorgt – in der Bild-Zeitung schreibt sie, der Brief mache sie “fassungslos”. Statt sich klar gegen Israel- und Judenhass zu stellen, würden Uni-Besetzer zu Opfern gemacht und Gewalt verharmlost, erklärte sie. Am Sonnabend brachte die Zeitung eine Fortsetzung, verurteilte die Unterzeichner unter dem Titel “Die UniversiTÄTER” als “Israel-Hasser” und zeigte zwölf von ihnen mit Fotos.
Die HRK schreibt dazu, dass “in der Presse und den sozialen Medien einzelne Wissenschaftler:innen und Hochschulleitungen an den Pranger gestellt” worden. “Dieses Vorgehen ist inakzeptabel.” Es mache eine gesellschaftliche Auseinandersetzung und auch mögliche flankierende presserechtliche Maßnahmen notwendig. nik
Die 38. Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz in Fulda hat sich nicht nur deutlich zu den jüngsten Protesten zum Nahost-Konflikt an Hochschulen positioniert. Die HRK lädt auch zur Selbstverpflichtung für mehr Geschlechtergerechtigkeit bei Berufungen ein und verabschiedet Empfehlungen für Maßnahmen gegen Machtmissbrauch.
Angesichts der Unterrepräsentanz von Wissenschaftlerinnen bei den besetzten Professuren der Hochschulen sei ein entschlosseneres Vorgehen zur Gleichstellung erforderlich, sagt Angela Ittel, HRK-Vizepräsidentin für Internationales, Gleichstellung und Diversität. Die Hochschulen seien nun eingeladen, sich die in dem Beschluss aufgezeigten Ziele zu eigen zu machen.
Unterzeichnende Hochschulen verpflichten sich, “durch eine von allen Hochschulgremien getragene, institutionelle Strategie auf einen nachhaltigen Kultur- und Strukturwandel an ihrer Hochschule hinzuwirken, der Geschlechtergerechtigkeit bei Berufungen – auf Grundlage einer qualitätsgeleiteten Auswahl – zur Normalität werden lässt”. Fünf Ziele werden formuliert, flankiert von einem “Instrumentenkasten”, der Maßnahmen zur Umsetzung aufzeigt:
Das in Fulda verabschiedete HRK-Papier “Macht und Verantwortung” empfiehlt Hochschulen Maßnahmen, die Machtmissbrauch sichtbar machen, sanktionieren und verhindern sowie Betroffene bestmöglich unterstützen sollen. Zu den benannten Risikofaktoren im hochschulischen Kontext gehören Hierarchien, formale und informelle Weisungsbefugnisse.
“Was wir als Gegenmaßnahmen empfehlen, umfasst neben der eindeutigen Positionierung der Hochschulleitungen auch die Bewusstseinsbildung und Einbindung, Schulung, systematische Weiterbildung sowie ein Empowerment der Hochschulangehörigen”, sagt Susanne Menzel-Riedl, HRK-Vizepräsidentin für Hochschulsystem und Organisation. Man sei sich einig, dass weitere Veränderungen in den Hochschulen notwendig sein werden. “Die HRK wird sich beispielsweise künftig auch damit beschäftigen, wie im akademischen Qualifizierungssystem Abhängigkeiten reduziert werden können.” Auch die strukturelle Anbindung und Förderung der Selbstständigkeit von Mitarbeitenden neben der Professur soll thematisiert werden.
Das Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft begrüßt es, dass die HRK Machtmissbrauch als dem Wissenschaftssystem immanentes Problem anerkennt. “Leider greifen die Maßnahmen zu kurz und sind nicht geeignet, um dem strukturellen Problem zu begegnen”, heißt es auf Anfrage von Table.Briefings. Es werde weder auf Prävention von Machtmissbrauch durch eine Reduktion der extrem steilen Hierarchien eingegangen noch auf Aspekte wie Opferschutz oder die Verantwortung der Hochschulen, Führungspersonal auszuwählen, das ausreichende Führungsqualitäten aufweist.
“Untrennbar mit Machtmissbrauch verbundene Elemente wie Rassismus und die Probleme von internationalen Wissenschaftler:innen finden keine Erwähnung und konkrete Konsequenzen für Fehlverhalten werden nicht benannt.” Obwohl die Hochschulen als Verantwortliche benannt würden, werde die Hauptlast der Aufklärung von Machtmissbrauch wieder einzelnen Betroffenen zugeschoben. abg
Nun steht der Name fest: Netzwerk Nachhaltige Wissenschaft (NNW) nennt sich die neue Initiative reformorientierter Professorinnnen und Professoren, über die Table.Briefings kürzlich berichtete. Ende April haben sie sich das erste Mal getroffen, da stand der endgültige Name noch nicht fest. Am gestrigen Mittwoch hat das Netzwerk sein erstes Grundsatzpapier veröffentlicht.
“Wir wollen unsere privilegierte Position als Professor*innen nutzen, um Missstände in der Wissenschaftsorganisation und Hochschulpolitik zu benennen und zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten”, heißt es in dem Papier. Zum NNW gehören mittlerweile mehr als zwanzig Professorinnen und Professoren. Unterzeichnet haben die fünf Sprecher Christina Hölzel (Universität Kiel), Daniel Leising (TU Dresden), Ruth Mayer (Universität Hannover), Katharina Meinecke (Universität des Saarlandes) und Tilman Reitz (Universität Jena).
Das Grundsatzpapier beschreibt die Ziele eines nachhaltigen Wissenschaftssystems und formuliert acht Schritte, um sie zu erreichen. Dazu gehören:
“Wir waren selbst überrascht, wie groß die inhaltlichen Überschneidungen zwischen uns sind”, sagt Daniel Leising, Professor für Diagnostik und Intervention an der TU Dresden. Um einzelne Formulierungen in dem Grundsatzpapier habe man durchaus gerungen. “Aber über die Richtung insgesamt waren wir uns sehr weitgehend einig. Das betrifft alle acht Punkte.” abg
Auf den Marktplätzen der Republik sucht die Wissenschaft nun den direkten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (Akademienunion) organisieren ab Juni 2024 die Veranstaltungsreihe “Wissenschaft – und ich?!”. Ziel sei es, die Bedeutung von Wissenschaft im Leben der Menschen zu verdeutlichen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern, schreiben die Organisationen in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
“Wissenschaft muss Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen”, betont Christoph Markschies, der Präsident der BBAW und der Akademienunion. “Immer öfter begegne ich Menschen, die voller Sorge in die Zukunft schauen. Hier werden wir noch viel mehr das Gespräch suchen, zuhören und bestmöglich Antwort geben müssen – auf die vielen Fragen, die sich im Alltag unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger immer wieder stellen.”
DFG-Präsidentin Katja Becker ergänzt: “Wir möchten zeigen, dass es faktenbasierte Antworten auf viele Herausforderungen gibt und dass sich gemeinsam, im Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, Lösungsmöglichkeiten erarbeiten lassen. Unterschiedliche Blickwinkel können hier sehr hilfreich sein.”
Bei den Veranstaltungen an drei Samstagen im Juni in Zwickau, Brandenburg an der Havel und Gera können Bürger mit Wissenschaftlern zu Themen wie Energie und Klima oder Gesundheit und Ernährung ins Gespräch kommen. Auch die Präsidentinnen und Präsidenten der Organisationen nehmen an einzelnen Veranstaltungen teil. Insgesamt seien rund 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt, teilt die DFG mit. Für den Herbst ist eine Fortsetzung geplant, für die bereits Wetzlar in Hessen und Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen als Veranstaltungsorte feststehen. mw
Eine Befragung von rund 2.600 Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), von der die ZEIT zuerst berichtete, zeigt die Dimension von Hass, Hetze und anderen Anfeindungen gegen Forschende in Deutschland. 45 Prozent der Befragten haben bereits selbst mindestens eine Form von Wissenschaftsfeindlichkeit erlebt. Mehr als die Hälfte nimmt – zumindest subjektiv – eine Zunahme von Wissenschaftsfeindlichkeit in den vergangenen Jahren wahr. Objektiv lässt sich diese Aussage allerdings nicht prüfen, da es zu den tatsächlich berichteten Zahlen über Angriffe keine Vergleichsdaten aus den Vorjahren gibt.
In der Stichprobe befanden sich zu 39 Prozent Prä-docs, zu 31 Prozent Post-docs und zu 22 Prozent Professorinnen und Professoren. Die Befragung fand zwischen September und Dezember 2023 statt. Die Ergebnisse der Befragung, die im Rahmen des Kapaz-Projekts des Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) durchgeführt wurde, sollen unter anderem dem Scicomm-Support, einer Anlaufstelle für angegriffene Wissenschaftler, zugutekommen.
Bei der Frage nach der Entwicklung der Wissenschaftsfeindlichkeit in den vergangenen Jahren zeigt sich kein wesentlicher Unterschied zwischen Professoren und Nachwuchswissenschaftlern. Hier waren die Forscher des DZHW rund um Studienleiter Clemens Blümel nach Diskussionen mit Fachvertretern zunächst von einer stärkeren Betroffenheit der Professoren ausgegangen.
Kein wesentlicher Unterschied zeigt sich auch in der Analyse nach verschiedenen Fachbereichen. Ob in Ingenieur-, Sozial, oder Naturwissenschaften, die Erfahrungen mit Wissenschaftsfeindlichkeit sind ähnlich. Auch die spezifische Form der Anfeindungen unterscheiden sich kaum in den verschiedenen Disziplinen.
Von denen, die bereits Angriffe erfahren haben, berichten mit 35 Prozent die meisten von herablassenden Äußerungen oder einem Anzweifeln der Kompetenz als Wissenschaftler durch herabwürdigende und bewusst verletzende Kritik. Immerhin 12 Prozent haben eine aktive persönliche Diskriminierung zum Beispiel aufgrund der Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung erlebt. Zu rechtlich relevanten Taten wie der Androhung physischer Gewalt oder Todesdrohungen kam es bei zwei Prozent von denjenigen, die Erfahrungen mit Wissenschaftsfeindlichkeit gemacht haben.
Die Autoren weisen darauf hin, dass Diskriminierungserfahrungen häufig am Arbeitsplatz in der Forschungseinrichtung oder beim Konferenzbesuch gemacht werden. Das geht aus den offenen Angaben in der Studie hervor. Anfeindungen gegen Wissenschaftlern kommen also nicht nur von außen, sondern auch von Kollegen. mw
NZZ. Bedroht die künstliche Intelligenz das, was den Menschen ausmacht? Gut möglich, meint David Gugerli im Interview mit der NZZ – aber auch kein Problem. “Wir wissen heute nicht, ob wir in zehn Jahren über die KI nur noch stöhnen oder ob wir sie in unsere Arbeitswelt und unser Privatleben integriert haben werden”, sagt er. Aber die Verheißungen und Befürchtungen klängen ganz ähnlich wie jene, die Mitte der 1990er Jahre aufkamen, als es um das Internet und um Suchmaschinen ging: Jetzt könne jeder alles wissen, sagten die einen. Jetzt könne jeder alles behaupten, sagten die anderen. Mittlerweile hätten wir uns es doch recht kommod mit diesen Dingen eingerichtet, meint Gugerli. Mehr
FAZ. Warum ich den Aufruf der Lehrenden unterschrieben habe. In seinem Gastbeitrag nennt der Münsteraner Jurist Nils Jansen die Entscheidung, das propalästinensische Protestcamp räumen zu lassen, “geschichtsblind”. Meinungs- und Versammlungsfreiheit brauche man nicht im politischen Alltag, sondern dort, wo es wehtut. Mehr
ScienceBusiness. Ten graphs show how the research landscape in EU 2004 members has changed. Im Mai 2024 jährt sich die größte Einzelerweiterung der EU mit dem Beitritt von 10 Ländern. In den 20 Jahren gab es große Fortschritte bei der Verbesserung der Forschungs- und Innovationssysteme. Mehr öffentliche Gelder wurden in die Forschung gegeben, es gab mehr internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit und mehr private Investitionen. Mehr
Es sind bewegte Zeiten für die jüdische Studierende in Deutschland. Ausgerechnet am jüdischen Holocaust-Gedenktag Jom haScho’a wurde Hanna Veiler, die Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion (JSUD) mit gerade mal 26 Jahren zur “Frau Europas” ausgezeichnet. Zur gleichen Zeit finden an deutschen Universitäten Proteste gegen den anhaltenden Militäreinsatz Israels in Gaza statt, bei denen auch antisemitische Parolen gerufen werden. Sie reihen sich in die Proteste an US-amerikanischen Universitäten ein, die mittlerweile so groß geworden ist, dass Präsident Joe Biden sich einschaltete. Veiler sagt: “Wir leben in einer Zeit, in der jüdische Studierende keine Pause bekommen.”
Mit dem Preis der Europäischen Bewegung Deutschland wird Hanna Veiler für ihr Engagement für junges jüdisches Leben in Europa geehrt. Sie setzt sich dafür ein, dass Jüdischsein in Deutschland nicht nur über die Schoa und aktuelle Bedrohungen definiert wird. Stattdessen, so Veiler, müsse es eigene, positive Identifikationsmöglichkeiten für junge Jüdinnen und Juden geben.
Ein besonderer Fokus ihrer Arbeit im Vorstand der JSUD liegt auf postsowjetischem Judentum. Erst kürzlich organisierte sie eine Reise zu einer der letzten bestehenden postsowjetisch-jüdischen Communitys Europas. Immerhin 90 Prozent der Jüdinnen und Juden in Deutschland kommen aus der ehemaligen Sowjetunion, die Hälfte davon aus der Ukraine. “Für die meisten Jüdinnen und Juden sind es gerade zwei Kriege, die uns biografisch treffen”, sagt Veiler.
Seit dem 7. Oktober und den Protesten an Universitäten hat sich die Arbeit der jüdischen Studierendenunion stark verändert. “Das Klima an den Universitäten wird zunehmend untragbar für Jüdinnen und Juden”, sagt Veiler. Sie berichtet von jüdischen Studierenden, die sich mittlerweile nicht mehr auf ihren Campus trauen. “Es ist vor allem der soziale Raum der Universität, den jüdische Studierende nun meiden.” Veiler ist auch in der European Union of Jewish Students aktiv. Dort zeigt sich ein ähnliches Bild: In den vergangenen Wochen wurden jüdische Studierende in Amsterdam angegriffen, in Wien wurden antisemitische Parolen skandiert.
Von den deutschen Universitäten ist Hanna Veiler enttäuscht. In den vergangenen Monaten sei ihr klar geworden, dass es den Einrichtungen vorrangig um ihre Reputation gehe. “An sehr vielen Universitäten herrscht Hilflosigkeit, sobald es um Antisemitismus geht.” Es gebe keine Protokolle, keine Ablaufpläne, keine Struktur dafür, wie man mit Antisemitismus umgeht.
Dabei war ein Ausbruch von Antisemitismus an deutschen Unis ihrer Meinung nach erwartbar gewesen. Gerade linker Antisemitismus sei schon lange eng mit akademischen Strukturen verbunden und viel zu lange ignoriert worden. Deswegen gab die JSUD in Kooperation mit jüdischen Regionalverbänden zu Beginn des Wintersemesters kurz nach dem 7. Oktober eine Broschüre heraus, in der sie vor Übergriffen warnte.
Im Zuge der Pro-Palästina-Proteste wird auch immer wieder um Meinungsfreiheit gestritten. Veiler sagt: “Natürlich unterstelle ich nicht allen, die da jetzt kämpfen, antisemitisch zu sein, aber am Ende des Tages hat das einen Schaden für die jüdische Community und jüdische Studierende am Campus.” Dabei stellt sich die Frage, warum die Demonstrierenden es nicht schaffen, gegen den israelischen Militäreinsatz zu demonstrieren, ohne dabei antisemitisch zu sein. Diese Welle des Antisemitismus trete in einer Phase auf, in der jüdisches Leben in Deutschland im Aufschwung gewesen sei, sagt Veiler. “All diese Prozesse von Emanzipation, Sichtbarmachung und jüdischem Selbstverständnis wurden einfach um zehn Jahre zurückgeworfen.” Leonard Schulz
Myriam Benisty ist nun offiziell neue Direktorin am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg und tritt damit die Nachfolge von Thomas Henning an, der dem Institut als emeritierter Direktor erhalten bleibt.
Annegret Horbach, seit 2008 Professorin für klinische Pflegewissenschaft und -forschung an der Frankfurt University of Applied Sciences, ist zur Präsidentin des Deutschen Netzwerks Advanced Practice Nursing & Advanced Nursing Practice (DNAPN) gewählt worden.
Bettina Liedtke hat die Leitung der Geschäftsstelle des Einstein Center Digital Future (ECDF) übernommen. Sie war zuletzt Bereichsleitung für Projekt- und Forschungsmanagement in der Wissenschaftlichen Weiterbildung an der TU Berlin. Das ECDF basiert auf einem Public-Private-Partnership-Modell zwischen mehr als 30 Unternehmen, Organisationen, allen vier Berliner Universitäten, der Charité und mehr als zehn weiteren Berliner Forschungseinrichtungen.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Berlin.Table. Historiker Mendel über Höcke-Strategie: “Diese Art von vermeintlicher Naivität ist das typische Spiel” Im Strafprozess gegen Björn Höcke wurde die Verwendung der strafbaren Parole ‘Alles für Deutschland’ verhandelt. Der Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, spricht über deren Bedeutung für das NS-Regime und die Eignung von Karlheinz Weißmann als Kronzeuge im Höcke-Prozess.
China.Table. Universitäten: Weshalb sich chinesische Studenten im Ausland selbst zensieren. Chinas Sicherheitsbehörden halten ihre Studentinnen und Studenten im Ausland genauestens im Auge. Wer nicht voll und ganz auf Parteilinie liegt, wird mit Drohungen gegen die Familie zur Ordnung gerufen. Mehr
China.Table. E-Autos: Wie die EU sich von Batterie-Importen aus China unabhängig machen könnte. Europa ist für seine E-Autos auch auf Batterien aus China angewiesen. Das müsste nicht so sein, wie eine aktuelle Studie zeigt. Europas Firmen haben alle technischen Möglichkeiten, eine eigene starke Batterieproduktion aufzubauen. Mehr
Europe.Table. Generative KI: Was Fraunhofer vorschlägt, um Europa wettbewerbsfähig zu machen. Die Fraunhofer-Gesellschaft legt in einem Positionspapier dar, was passieren muss, um generative KI in Deutschland und Europa in die Anwendung zu bringen. Einer der wichtigsten Punkte: die Entwicklung eigener Modelle. Mehr
Die “Freiheit der Meere” ist legendär. Nun sollen aber auch die Binnengewässer davon etwas abbekommen. In dieser Woche hat die “MS Wissenschaft” auf der Spree in Berlin abgelegt und schippert als schwimmendes Science-Center zum Wissenschaftsjahr “Freiheit” bis Mitte September auf Deutschlands Flüssen und Kanälen.
Im Frachtraum unter Deck, in dem früher Kohle transportiert wurde, geht es diesmal um geistigen Brennstoff und zündende Ideen. 31 Exponate haben Forscher aus deutschen Wissenschaftseinrichtungen aufgebaut, die mehr oder minder eingängig das Thema “Freiheit” und ihre akademische Bearbeitung präsentieren.
Die Neurobiologen aus Magdeburg zeigen etwa die Fesseln des vermeintlich “freien Willens” auf, Linguisten aus Trier erklären die “Freiheit in der politischen Sprache”, inklusive ihrer Limitierungen, während die Stiftung Berliner Mauer mit einer ganz anderen Freiheits-Auffassung aufwartet, die 1989 ihre Wirkmacht politisch entfaltete. Etwas schummrig in der Ecke haben Darmstädter Fraunhofer-Forscher ihre Einblicke ins “Darknet” aufgebaut. Hier soll gezeigt werden, dass es auch auf der dunklen Seite des Internets Freiräume gibt, wo sich etwa Oppositionelle in autoritären Regimen im Schutz der Anonymität austauschen können.
26 Städte wird die MS Wissenschaft in den nächsten vier Monaten ansteuern. Vielleicht wird sogar der Rekord von 100.000 Besuchern im Vorjahr (als es um das Wissenschaftsthema Kosmos ging) übertroffen. Eine wichtige Freiheits-Voraussetzung dafür ist jedenfalls gegeben: freier Einritt. Manfred Ronzheimer