Table.Briefing: Research

Kölner Unirektor Mukherjee über Fraser-Debakel + Gates-Stiftung gründet Preprint-Plattform + Leopoldina für CO2-Speicherung auch an Land

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist eine Frage, die sich sicher viele gestellt haben: Warum hat Joybrato Mukherjee die bekannte US-Philosophin Nancy Fraser von der Albertus-Magnus-Professur ausgeladen? Und noch weiter: Hätte er, hätte die Uni Köln, diese Entscheidung vielleicht erst nach einem persönlichen Gespräch mit ihr treffen sollen?

Am Ende gehe es um die Frage, ob “die Uni mit Frau Fraser eine Person ehrt, die eben mit ihrem Namen unter dem Statement den akademischen Boykott der wissenschaftlichen Einrichtungen in Israel gefordert hat”, sagt Mukherjee meinem Kollegen Markus Weisskopf. Dazu habe man sie um eine Einordnung gebeten. Was nicht erfolgt sei. Das passe nicht zur Uni Köln und allem, was mit der Albert-Magnus-Professur verbunden ist. Lesen Sie im Interview, was die Uni Köln nun plant und ob Studierende und Nachwuchswissenschaftler jetzt Sorge haben müssen, wenn sie sich israelkritisch äußern.

Die Technische Universität Dresden hat gemeinsam mit weiteren Wissenschafts- und Kultureinrichtungen der Stadt ein Bündnis für Demokratie ins Leben gerufen. Rund 20.000 Forschende aus verschiedenen Organisationen haben sich zusammengeschlossen, außerdem Hochschulen, Forschungseinrichtungen, große Museen und die Dresdner Philharmonie. Am 25. Mai lädt das Bündnis zu einer Großveranstaltung ein. Tim Gabel berichtet.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre,

Ihre
Nicola Kuhrt
Bild von Nicola  Kuhrt

Analyse

Kölner Uni-Rektor Mukherjee über die Ausladung der Philosophin Nancy Fraser: “Der entscheidende Punkt war der Boykottaufruf”

Der Rektor der Universität zu Köln, Joybrato Mukherjee, wird für die Ausladung der US-Philosophin Nancy Fraser teils heftig kritisiert. Fraser hatte einen Brief unterschrieben, der unter anderem den Boykott israelischer akademischer Einrichtungen fordert.

Fühlen Sie sich noch wohl mit Ihrer Entscheidung, Nancy Fraser auszuladen?

Es geht nicht um mein persönliches Wohlbefinden. Es geht darum, was bei der Frage, wen die Universität zu Köln als Ganzes ehrt, richtig und angemessen ist. Nach einer sorgfältigen Abwägung haben wir die Entscheidung so getroffen, für die ich die Gesamtverantwortung übernehme. Diese Entscheidung ist uns, ist mir, nicht leichtgefallen. Sie ist aber angemessen, wenn man schaut, welch intensive Beziehungen wir zu unseren Partnerorganisationen in Israel haben und welche Position Frau Kollegin Fraser zu diesen Beziehungen vertritt.

Wer war an der Auswahl und der Entscheidung beteiligt? Das waren Sie doch sicher nicht allein?

Grundsätzlich ist es so, dass der Rektoratsbeauftragte für den Preis, Professor Andreas Speer, einen Vorschlag erstellt. Die Einladung erfolgt dann im Namen des Rektors. Diese Entscheidung wurde vor meinem Amtsantritt am 1. Oktober 2023 getroffen. Nach dem offenen Brief “Philosophy for Palestine” im November und im Zuge der Einladungen stellte sich die Frage, kann die Uni als Ganzes, kann ich als Rektor an dieser Auszeichnung festhalten? Natürlich habe ich mich dazu mit Herrn Speer und vielen anderen ausgetauscht und beraten lassen. Am Ende bin ich nach den eingeübten Regularien für diese Auszeichnung als Rektor verantwortlich.

Das bedeutet, dass es keine Jury, kein Gremium gibt, das die Einladung diskutiert und empfiehlt und auch bei einer solchen Entscheidung beraten könnte?

Bisher nicht. Ob oder wie wir das ändern, werden wir im Sommer diskutieren. Wir werden gewiss Schlussfolgerungen für die Zukunft ziehen – alles andere wäre merkwürdig.

Fraser hätte den Punkt relativieren können

Wäre es besser gewesen, die Entscheidung erst nach einem Kontakt, im Idealfall einem persönlichen Gespräch zu treffen? Nancy Fraser sagt inzwischen, dass sie den Boykott akademischer Einrichtungen gar nicht unbedingt unterstütze. Vielleicht hätte es an dieser – für Sie ja neuralgischen Stelle – ein Zusammenkommen gegeben.

Wir haben die Abfolge der Schritte deutlich gemacht. Es ging um ihre Unterschrift unter dem offenen Brief “Philosophy for Palestine”. Aber ich möchte ausdrücklich nicht über einzelne Begrifflichkeiten sprechen. Am Ende geht es um die Frage, ob die Uni mit Frau Fraser eine Person ehrt, die eben mit ihrem Namen unter dem Statement den akademischen Boykott der wissenschaftlichen Einrichtungen in Israel gefordert hat. Dazu hatte Herr Speer sie um eine Einordnung gebeten. An der Stelle hätte sie sich dazu anders positionieren oder den Punkt relativieren können. Sie hat das uns gegenüber nicht getan. Daher mussten wir davon ausgehen, dass sie sich in toto die Erklärung zu eigen macht. Das passt nicht zur Universität zu Köln, zum Eintrag ins goldene Buch, zu dem Status als persönlicher Gast des Rektors. Denn das alles ist mit der Albertus-Magnus-Professur verbunden. Das passt auch nicht mehr zu einem Rektor, der noch vor einer Woche mit den Kooperationspartnern der Uni Köln an israelischen Universitäten und anderen Einrichtungen vor Ort gesprochen hat.

Waren Sie überrascht von der harten Reaktion Nancy Frasers, der New School und auch von Teilen der Presse? Fraser wirft Ihnen unter anderem vor, die Inhalte des Briefes falsch dazustellen. Was sagen Sie dazu?

Es geht mir nicht um einzelne Passagen des Briefes. Diese Diskussion ist schon geführt worden. Unser Punkt ist der Aufruf zum akademischen und kulturellen Boykott israelischer Institutionen. Wir haben, wie gesagt, viele Partner in Israel. Und wir haben diesen in den letzten Monaten immer wieder zugesichert: Wir stehen zu euch, wir arbeiten mit euch zusammen und wollen die Beziehungen ausbauen. Und dieser Punkt ist in dieser Hinsicht nicht relativierbar.

Kritik an der Entscheidung ist möglich und willkommen

Nancy Fraser lehnt ein privates Gespräch ab – schließlich sei die Ausladung auch ein öffentlicher Akt gewesen. Wird es ein öffentliches Gespräch geben?

Ich hätte mir gewünscht, dass sie uns diese Punkte im Vorfeld der Entscheidung erläutert hätte. Wir werden natürlich als Universität zu Köln miteinander darüber sprechen, über den Entscheidungsfindungsprozess, über die Abwägung. Mir ist bewusst, dass man die Entscheidung unterschiedlich sehen kann. Wir werden das in der Uni miteinander offen, sicherlich auch hier und da kontrovers, diskutieren. Kritik an der Entscheidung ist möglich und willkommen. Dieser Kritik stelle ich mich. Aber ich sage eben nochmals, der entscheidende Punkt war der Boykottaufruf.

Ist dieser Aufruf zum Boykott als Verletzung der deutschen Staatsräson zu sehen? Zuletzt hatte Carlo Masala diese Zusicherung der Sicherheit und der Existenz Israels quasi mit der Verfassung gleichgestellt. Ist das dann Ihr Argument?

Ausdrücklich nein! Natürlich spielt die Diskussion über die besondere Rolle Israels, die diese Staatsräson ausdrückt, für alle, die in Deutschland Verantwortung tragen, eine Rolle. Das beschreibt aber lediglich den Kontext, in dem die Entscheidung gefallen ist. Ich will ausdrücklich sagen: Es gibt keine offiziellen Regierungsvorgaben, an die wir uns hier in Köln zu halten hätten. Natürlich ist Kritik an der Regierung Netanjahu gewünscht und geboten. Wir haben keine Kommandowissenschaft und wollen sie auch nicht. Es ist eine Entscheidung unter den Rahmenbedingungen der Albertus-Magnus-Professur an der Universität zu Köln. Und für uns ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit und Integrität, ob ich als Rektor eine Auszeichnung vornehmen kann, wenn die Person, die die Auszeichnung empfangen soll, für einen Boykott unserer Partnerinstitutionen wie dem Weizmann-Institut oder Yad Vashem eintritt.

Die persönliche Passung spielt bei Preisen eine Rolle

Müssen Studierende und Nachwuchswissenschaftler jetzt Sorge haben, wenn sie sich israelkritisch äußern? Braucht es nicht transparente Kriterien, die für alle gelten – auch in der Wissenschaft? Etwa bei anderen Preisvergaben.

Was an einer Uni gesagt und nicht gesagt werden darf, steckt unser Grundgesetz ab. In Artikel 5 ist all dies geregelt, einschließlich der Treue zur Verfassung. Dieser Rahmen ist klar, und den kann und darf niemand einschränken. Dafür stehen wir auch als Universität zu Köln ein. Eine andere Frage ist: Wer ehrt wen, wer zeichnet wen aus? Darauf gibt es keinen Rechtsanspruch. Es gibt auch anderswo immer wieder mal Diskussionen um die Vergabe und Rücknahme von Preisen. Bei uns ging es um die Prüfung unserer Entscheidung des letzten Sommers nach den Rahmenbedingungen der Albertus-Magnus-Professur. Andere Hochschulen müssen nach ihren eigenen Regularien überlegen, wie sie mit der Auswahl der zu ehrenden Personen umgehen. Aber natürlich gibt es bei Preisen und Auszeichnungen immer die Frage, “passt die Persönlichkeit zur Institution, ist ihre Positionierung zu zentralen Fragen oder Werten kompatibel zur Institution?”. Wer das negiert, der negiert einen Teil der Lebenswirklichkeit bei der Vergabe von Preisen und Auszeichnungen.

Müssen Nachwuchswissenschaftler jetzt aufpassen, welche Briefe sie unterschreiben, auf welchen Demos sie mitlaufen? Preise sind für Nachwuchswissenschaftler sehr wichtig für den Fortgang der Karriere.

Diese Art der Generalisierung bietet unser Fallbeispiel nicht. Aber grundsätzlich gilt: Man übernimmt natürlich für das, was man sagt, wofür man einsteht, was man unterschreibt, Verantwortung. Alles andere würde ja auch unser Handeln als freie und mündige Bürgerinnen und Bürger entwerten.

Vorwurf der shrinking spaces aus den USA

Im Ausland wird Deutschland nun teilweise als provinziell gebrandmarkt, als nicht mehr weltoffen. Schmerzt Sie das?

Ja, das schmerzt mich – vor allem als Anglist, der viele Verbindungen in die USA hat. Den zunehmend polarisierten Diskurs an US-Unis auch auf dieser Ebene verfolge ich. Es gibt inzwischen den Vorwurf, dass es bei uns “shrinking spaces” gibt. Das schmerzt mich. Deshalb ist es gerade für mich wichtig, ganz deutlich zu machen: Es geht nicht um die Wissenschaftsfreiheit, und es geht nicht darum, dass man an deutschen Unis nicht alles sagen könnte, was sich im Rahmen des Grundgesetzes bewegt. Man kann auch in Zukunft an den Unis alles sagen, was verfassungskonform ist.

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VeriXiv: Neuer Preprint-Server der Gates-Stiftung heizt Debatte über Zukunft des Publikationswesens an

Die Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) plant – zusammen mit dem auf Open-Access-Plattformen spezialisierten Forschungsverlag Faculty of 1000 (F1000) – einen neuen Pre-Print-Server aufzubauen. Laut einer Mitteilung der Taylor & Francis Group, zu der F1000 gehört, soll der Server den Namen VeriXiv tragen, ein spezielles Angebot für BMGF-Forscher sein und im August starten. Die Ankündigung geht mit den Änderungen bei den Open-Access-Richtlinien der BMGF einher.

Die Stiftung hatte Ende März bekannt gegeben, dass sie ab 2025 keine sogenannten Article Processing Charges (APCs) oder andere Open-Access-Gebühren für Artikel mehr für ihre Stipendiaten übernehmen wird, sondern verstärkt auf Preprints setzt. Publikationsgebühren für konventionelle Veröffentlichungen ohne Open-Access hatte die Stiftung auch vorher schon nicht übernommen. Durch die Veröffentlichung eines Preprints werden für Autor und Leser in Zukunft keine Kosten mehr entstehen, schrieb die BMGF in einer Mitteilung.

Zweifel am Geschäftsmodell und der Qualitätsverbesserung

Laut Ashley Farley, Programmleiterin für Wissens- und Forschungsdienste bei der BMGF, will man mit der neuen Plattform einen Standard für verifizierte Preprints setzen. “Das Ziel von VeriXiv ist, die Veröffentlichungen im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis zu verbessern und gleichzeitig Forschungsergebnissen schneller zugängig zu machen. Das passt perfekt zu unserer aktualisierten Open-Access-Richtlinie und macht es zu einer großartigen Option für unsere Stipendiaten.” Farley ging bislang nicht darauf ein, ob auch andere Forschende den Server nutzen können und dann dafür zahlen müssten.

Andere Experten sind in ihrer Einschätzung weniger euphorisch, was VeriXiv angeht. Auf seinem Themen-Blog “The Geyser” äußerte der ehemalige Präsident der US-amerikanischen “Society for Scholarly Publishing” und Ex-Direktor des New England Journal of Medicine, Kent Anderson, Zweifel am Geschäftsmodell, das hinter VeriXiv steckt. Bislang habe sich noch kein Projekt mit dieser Ausrichtung als wirtschaftlich tragbar erwiesen. Kent rechnete zudem vor, dass der neue Server die Gates-Stiftung am Ende mehr kosten könnte, als sie bislang für die Publikationsgebühren zahlt.

Darüber hinaus stört er sich an der Behauptung, die wissenschaftliche Qualität würde sich durch den Verzicht von Peer-Review-Verfahren zugunsten von mehr Preprints verbessern: “Gates ist nicht mehr bereit, für Qualität zu zahlen“, schreibt Kent in seinem Beitrag als Fazit.

Wie sieht das Publikationswesen der Zukunft aus?

Die Neuigkeit heizt die Debatte über die Zukunft des wissenschaftlichen Publikationswesens an. Johan Rooryck, Executive Director bei “Coalition S”, einer Gruppe europäischer Forschungsförderer, die sich für die breite Etablierung von Open Access einsetzen, begrüßt die neue Ausrichtung der BMGF und kommentierte: “Die aktualisierte Richtlinie der BMGF reagiert auf die zunehmende Anerkennung des Werts von Preprints im Forschungsbetrieb. Unser gemeinsames Engagement für die Verwirklichung eines vollständigen und sofortigen Open Access bleibt die treibende Kraft hinter unserer Zusammenarbeit.” Die BMGF ist Mitglied in der Coalition S und unterstützt sie mit Fördergeldern.

Die Coalition S hat in ihrer Open-Access-Strategie, die den Namen Plan S trägt, eine Transformationsphase für die Umstellung bis einschließlich 2024 eingeräumt. Danach sollen dann sämtliche Forschungsergebnisse, die seitens der Mitglieder gefördert wurden, offen zugänglich publiziert werden. Die Pläne des Bündnisses und ihre konkrete Umsetzung waren von verschiedenen Seiten kritisiert worden, vor allem auch wegen der Kosten für die APCs. Während die Europäische Union und die World Health Organization die Coalition S unterstützen, hat sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft bislang ausdrücklich dagegen entschieden.

Preprints: Sinnvolle Debattenbeiträge mit Grenzen

Auf Preprint-Servern fallen die Open-Access-Gebühren zwar nicht an. Die Frage ist jedoch, wie ein inhaltliches Qualitätsmanagement in der Wissenschaft, also ein Peer-Review-Prozess der Zukunft, aussehen kann und wirtschaftlich betrieben werden soll, wenn nur noch auf Preprints gesetzt wird.

Zwar wollen F1000 und die BMGF grundlegende Kriterien der guten wissenschaftlichen Praxis – wie ein geeignetes Studiendesign oder die Vorerfahrung der Autoren – kontrollieren. Allerdings fehlt offensichtlich die im Peer-Review-Verfahren angelegte, inhaltliche Beurteilung der wissenschaftlichen Exzellenz.

Preprints eigneten sich hervorragend für eine enge Kollegenschaft in einem eingegrenzten Teil- oder Fachgebiet, ist aus Expertenkreisen zu hören. Aber sobald eine Studie über enge Fachgrenzen hinweg interessant sei, könnten Forschende die Ergebnisse ohne den Peer-Review-Prozess oft nur schwer beurteilen. Zudem hätten die Erfahrungen der Corona-Pandemie gezeigt, dass es mitunter schwer sei, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass Preprints ein Teil der wissenschaftlichen Debatte, aber nicht unbedingt valide wissenschaftliche Ergebnisse sind.

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Termine

15. April 2024, 13 Uhr, online
Online-Diskussionsreihe “Wissenschaft als Arbeitgeberin” des WZB Führungskompetenz in der Wissenschaft (mit Rudolf Kerschreiter) Mehr

18. /19. April 2024, Berlin
Konferenz Unterstützung gefährdeter Forschender: Philipp Schwartz und Inspireurope Stakeholder Forum Mehr

19. April 2024, Südwerk Bürgerzentrum Südstadt, Karlsruhe (und Livestream)
NaWik-Konferenz für kommunizierende Forschende WissKon24 Mehr

22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr

24. April 2024 , 19 Uhr, Berliner Sparkasse Alexanderplatz 2, Berlin
Gespräch Junge Akademie: Irritieren Sie mich – Geld aus dem Nichts Mehr

29. April 2024, 18 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
Podiumsdiskussion “Zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa” Mehr

6. Mai 2024, 11:30 – 19:30 Uhr, Säälchen, Holzmarktstraße 25, 10243 Berlin
RWTH: Next Generation University: Knowledge Sharing Event “Transformation – Transfer – Impact” Mehr

15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr

27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr

News

Leopoldina: CO₂-Speicherung auch an Land angehen, Forschung und Entwicklung fördern

Die Bundesregierung sollte auch Standorte an Land für die unterirdische Speicherung des Treibhausgases Kohlendioxid erschließen, rät die Leopoldina-Fokusgruppe “Klima und Energie”. In der am Mittwoch veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme “Schlüsselelemente des Kohlenstoffmanagements” empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem, Forschung und Entwicklung zur CO₂-Abtrennung in industriellen Prozessen und zur direkten Entnahme aus der Atmosphäre (Direct Air Capture, DAC) zu fördern.

Die geplante Beschränkung von Carbon Capture and Storage (CCS) auf Meeresgebiete sei Ausdruck einer Strategie der Vermeidung von politischen Auseinandersetzungen, heißt es. “Gegen die unterirdische Speicherung von CO₂ auf dem Festland spricht aus wissenschaftlicher Sicht nichts, wenn sorgfältige Erkundung, transparente Standortwahl und fortlaufendes Monitoring gewährleistet werden.”

Carbon-Management-Strategie unverzüglich auf den Weg bringen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will CCS bislang nur auf hoher See erlauben – und zwar für Emissionen aus Branchen, in denen sich diese aus seiner Sicht absehbar kaum vermeiden lassen. Bis jetzt gibt es aber nur Vorarbeiten. Die von der Bundesregierung geplante Carbon-Management-Strategie steht aus. Die Forscher mahnen: “Da sich die Erforschung, Entwicklung und Etablierung von Verfahren der Kohlenstoffabscheidung, -speicherung und -nutzung über einen langen Zeitraum erstrecken wird”, müsse die Ausarbeitung einer nationalen Strategie für das Kohlenstoffmanagement “mit hoher Dringlichkeit vorangetrieben und deren Umsetzung unverzüglich auf den Weg gebracht werden.”

Ohne die neue Technologie werde es nicht gehen, argumentieren die Autoren. “Die gesetzten Klimaziele können […] nicht allein durch Emissionsreduktionen erreicht werden: Der Atmosphäre muss das wichtigste Treibhausgas CO₂ auch aktiv und dauerhaft entzogen werden.” Zu den Autoren der Stellungnahme gehören neben Leopoldina-Präsident Gerald Haug unter anderem der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, und die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. dpa

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EU-Parlament will Position zu neuer Gentechnik vor Europawahl festzurren

Mit einer erneuten Abstimmung könnte das EU-Parlament seine Position zum Vorschlag der EU-Kommission, neue Züchtungstechniken zu deregulieren, festzurren und damit verhindern, diese nach der Europawahl noch einmal bestätigen zu müssen. Am Dienstag haben die Vertreter der Fraktionen im Umweltausschuss entschieden, das Plenum bei seiner letzten Sitzung vor der Europawahl Ende des Monats noch einmal zum Thema abstimmen zu lassen.

Das Parlament hatte bereits Anfang Februar über sein Verhandlungsmandat abgestimmt und sich mit Einschränkungen für den Kommissionsvorschlag ausgesprochen. Weil sich die Mitgliedstaaten nicht geeinigt haben, stockt aber das Gesetzgebungsverfahren. Durch das erneute Votum könnte das Plenum vor der Wahl seine Position in erster Lesung formell annehmen. Andernfalls müsste danach das neu gewählte Parlament entscheiden, ob es diese beibehält oder die Arbeit an dem Dossier neu startet.

EFSA-Bericht würde nicht abgewartet

Gentechnikgegner sehen in dem Schritt ein Manöver, die Debatte zum Thema abzuwürgen und zu verhindern, dass das Parlament nach der Wahl seine Meinung ändert. “Entscheidende Fragen” seien weiter “ungeklärt”, kritisiert beispielsweise der Kleinbauernverband Via Campesina in einem offenen Brief. Unter anderem eine neue Stellungnahme der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zum Thema werde noch im Juli erwartet.

Mit der Stellungnahme will die EFSA auf die Kritik der französischen Behörde ANSES am Kommissionsvorschlag reagieren. Der Belgische Hohe Gesundheitsrat hat sich allerdings zuletzt gegen die Kollegen aus Frankreich gestellt und spricht sich in einem kürzlich veröffentlichten Bericht für die von der Kommission vorgeschlagene Deregulierung bestimmter Züchtungstechniken aus.

Unter den Mitgliedstaaten zeichnet sich weiter keine Einigung ab. Laut Diplomatenkreisen strebt die belgische Ratspräsidentschaft aktuell eine Einigung bis zum Ende der Präsidentschaft Ende Juni an. Viel Hoffnung darauf gibt es dem Vernehmen nach allerdings nicht. Ernsthafte Gespräche dürfte es im Rat andernfalls erst wieder 2025 geben. Denn in der zweiten Jahreshälfte 2024 hat die gentechnikkritische ungarische Regierung die Präsidentschaft inne. jd

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TU Dresden schmiedet Bündnis für Demokratie aus Wissenschaft, Kunst und Kultur

Die TU Dresden hat mit weiteren Wissenschafts- und Kultureinrichtungen der sächsischen Landeshauptstadt – darunter Hochschulen und Forschungseinrichtungen, große Museen und die Dresdner Philharmonie – ein Bündnis für Demokratie ins Leben gerufen. Nach Angaben der TU soll es alleine rund 20.000 Forschende verschiedener Organisationen auf sich vereinen. Das Bündnis ruft am 25. Mai zu einer Großveranstaltung unter dem Titel “Gemeinsam für Demokratie – Die Dresdner Wissenschaft und Kultur lädt ein” auf.

Man wolle in der aktuellen politischen Debatte dafür sorgen, dass Wissenschaft, Kunst und Kultur sichtbarer sind, teilte die Hochschule in einer Mitteilung mit. In Sachsen finden in diesem Jahr Landtagswahlen statt, derzeit liegt in Umfragen die Partei Alternative für Deutschland (AfD) vorne, deren sächsischer Landesverband beim Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Auf eine Nennung der Partei verzichtet die Universität aber bewusst.

Nicht gegen die AfD, sondern für Freiheit und Menschenwürde

Im Interview mit der Sächsischen Zeitung verwies Rektorin Ursula Staudinger auf das parteipolitische Neutralitätsgebot einer staatlichen Einrichtung. Zudem sei es besser, sich für etwas einzusetzen als gegen etwas. Wissenschaft sei aber Teil der Gesellschaft und “neutral zu sein heißt ja nicht zu schweigen, wenn fundamentale Werte wie Freiheitsrechte, Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit in Gefahr sind”. Man wolle für diese hart erkämpften Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und auch für Weltoffenheit einstehen.

Staudinger kritisierte in dem Interview, dass sich Deutschland zu lange gewehrt habe, eine öffentliche und ausgewogene Debatte darüber zu führen, “dass wir ein Einwanderungsland sind – ja sein müssen”. Der einzige Rohstoff sei Wissen und die daraus entstehende Innovationskraft. Man brauche allerdings sowohl die High Potentials, als auch alle, die sich gern produktiv in unsere Gesellschaft einbringen möchten. “Ihnen müssen wir Perspektiven bieten – auch zur Qualifikation und da sind auch wir als Universität gefragt”, sagte Staudinger.

Weitere Aktivitäten im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2024

Weitere Initiativen plant die TU Dresden auch im Rahmen des aktuellen Wissenschaftsjahrs 2024 mit dem Projekt “Demokratische Freiheit – erringen, erleben, erhalten”. Seit den Demonstrationen für Demokratie, mit Hunderttausenden Teilnehmern in deutschen Innenstädten zu Beginn des Jahres, wird auch in der Wissenschaft verstärkt darüber diskutiert, wie sich Institutionen und ihre Leitungen gegen rechtsextreme Tendenzen in Deutschland einbringen können und sollten. tg

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Damit internationale Mint-Studierende als Fachkräfte bleiben, braucht es soziale Integration

Hochschulen, Unternehmen und Politik müssen ihre Internationalisierungsstrategien auch auf die soziale Integration und den Verbleib der internationalen Absolventen in Deutschland ausrichten. Für eine erfolgreiche Integration müssen der Spracherwerb gefördert und Sprachbarrieren abgebaut werden. Das ist das Fazit eines Policy Papers des Stifterverbands in Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungsunternehmen Fintiba, das am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Die Studie basiert auf einer Umfrage unter mehr als 7.000 internationalen Studierenden in Mint-Fächern. Daraus geht hervor: Die große Mehrheit (83 Prozent) sieht das Erlernen der deutschen Sprache als wichtigsten Integrationsschritt an. Fast 60 Prozent der Befragten sagen, dass unzureichende Deutschkenntnisse ihre Integration erschwert haben. 40 Prozent meinen, dass ihnen wichtige Informationen in englischer Sprache gefehlt haben. Als weiteres großes Integrationshemmnis werden bürokratische und existenzielle Hindernisse genannt, wie fehlende Beratung oder finanzielle Förderprogramme.

45 Prozent der internationalen Studierenden bleiben

Ziel der Studie war es herauszuarbeiten, wie internationale Studierende in ihrer Integration besser unterstützt werden können, damit sie auch nach dem Studium in Deutschland bleiben. Das Potenzial ist vorhanden, denn Deutschland gehört mit rund 368.000 internationalen Studierenden zu den weltweit attraktivsten Gastländern. Vor allem aber: Insbesondere die Disziplinen Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaft und Technik (Mint) werden von internationalen Studierenden deutlich stärker nachgefragt als von deutschen Studierenden.

Die Bleibequote der internationalen Studierenden ist mit 45 Prozent weltweit die höchste und liegt vor Kanada, Australien oder Neuseeland. Das bedeutet jedoch auch, dass mehr als jeder zweite Studierende aus dem Ausland nach zehn Jahren nicht mehr in Deutschland ist. Die Abbruchquote während des Studiums liegt bei internationalen Studierenden bei 41 Prozent, bei deutschen Studierenden beträgt sie 28 Prozent. abg

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Besserstellungsverbot: Koalition will Praxis abwarten

Am heutigen Donnerstag diskutiert der Bundestag einen Antrag der Unionsfraktion zum Besserstellungsverbot. Darin fordern CDU und CSU, dass industrienahe Forschungseinrichtungen bei der Bezahlung völlig frei sein sollen, wie CDU-Forschungspolitiker Thomas Jarzombek erläutert. “Bei der Projektförderung des Bundes bekämen die Einrichtungen nach unserem Vorschlag Personalkosten bis zur Höhe vergleichbarer Positionen im öffentlichen Dienst erstattet. Mehrkosten für Personal können die Einrichtungen dann aus Eigenmitteln finanzieren und so die besten Talente für ihre Projekte gewinnen.”

Jarzombek: Aktuelle Regelung ist unklar

Jarzombek wirft der Regierung vor, dass die derzeitige Regelung, die im Februar im Haushaltsgesetz verankert wurde, große Unsicherheiten für die Einrichtungen mit sich bringe. Es sei unklar, wie der Bund genau Mittel definiert, die weder unmittelbar noch mittelbar von der deutschen öffentlichen Hand finanziert werden. Nur dort dürfe man vom Besserstellungsverbot abweichen. Dies werde auch in der Antwort auf eine Kleine Anfrage zum Thema nicht klar. Die Leitungsebenen der Institute könnten beispielsweise von Verwaltungskostenpauschalen profitieren. Dies wäre bereits ein Grund, sie nicht vom Besserstellungsverbot auszunehmen.

Rhie: Unnötige Verunsicherung

In der Ampelkoalition kann man die Aufregung hingegen nicht nachvollziehen. “Mit der Änderung des Haushaltsgesetzes sind wir die bisherigen Unsicherheiten der Institute angegangen und haben eine deutliche Verbesserung geschaffen”, sagte die SPD-Abgeordnete Ye-One Rhie auf Anfrage von Table.Briefings. Das hätten auch die Reaktionen der Einrichtungen gezeigt. Es gehöre zu seriöser Politik, der Änderung jetzt die Chance und die Zeit zu geben, zu greifen und sich zu beweisen.

“Wir erwarten von allen zuständigen Stellen wie dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesfinanzministerium, dass sie sich so schnell wie möglich auf die Änderung einstellen und die Institute dabei unterstützen. Es ist völlig verfrüht, nach so kurzer Zeit bereits Unruhe und Zweifel reinbringen zu wollen. Das verunsichert die Institute unnötig. Wir sind mit ihnen im engen Austausch, um eventuelle Probleme zeitnah beheben zu können.”

Die Grüne Anna Christmann sieht das ähnlich: “Mit der Anpassung im Haushaltsgesetz 2024 wurde eine wichtige Forderung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen erfüllt. Nun gilt es, offene Fragen zur Umsetzung zu klären, sodass wir eine verlässliche Lösung für die betroffenen Einrichtungen erzielen.”

BMWK: Anwendung in der Verwaltungspraxis noch in Abstimmung

Und auch das BMWK verweist auf die laufenden Prozesse: “Detailfragen der Auslegung und die möglichst einheitliche Anwendung der haushaltsgesetzlichen Neuregelung in der Verwaltungspraxis sind derzeit noch in Abstimmung im Ressortkreis”, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. mw

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Forscher dringen auf Reform der EU-Innovationspolitik

Eine Gruppe namhafter Volkswirte kritisiert die Innovationspolitik der EU und dringt auf Reformen. “Die EU verliert den Wettlauf um Innovationen und damit wirtschaftliches Wohlergehen sowie regulatorischen und geopolitischen Einfluss”, sagte Nobelpreisträger Jean Tirole von der Toulouse School of Economics. Ihre völlige Abwesenheit in der Gruppe der Top-20-Tech-Unternehmen und der Top-20-Start-ups sei bedrohlich. Die EU gebe zu wenig für Forschung und Entwicklung aus und konzentriere sich auf “Mid-Tech-Branchen” wie die Automobilindustrie.

Um den aktuellen Trend umzukehren, sollte die EU viel mehr in “bahnbrechende Innovationen” investieren und Hightechprojekte mit geringer technologischer Reife unterstützen, empfehlen die Forscher. Die EU sollte laut Tirole zudem die politische Kontrolle über wissenschaftliche Entscheidungen verringern, mehr führende Wissenschaftler einbeziehen und diesen mehr Ermessensspielraum und Flexibilität einräumen.

Laut den Autoren, darunter Ifo-Chef Clemens Fuest, sollte der Europäische Innovationsrat (EIC) nach dem Vorbild der amerikanischen ARPA-Agenturen umgestaltet werden und mehr Wissenschaftler und weniger Beamte in den Ausschüssen sitzen. Im Vergleich zu den USA seien die Bewerbungs- und Auswahlverfahren in der EU extrem bürokratisch. rtr

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Presseschau

FAZ. Meinungsfreiheit für Unis? Niemand liefere bereits kraft Professorentitels nur wissenschaftliches Wissen, schreibt Klaus Ferdinand Gärditz. Herummeinen in medienöffentlichen Ledersesseln, haupt­berufliche Motivational Speeches, Frühstücksfernsehen-Science oder po­litischer Aktivismus in der Semantik luf­tiger Sozialtheorien machten noch keine Wissenschaft. Populärwissenschaft könne Teil geschützter Wissen­schafts­kom­­mu­­ni­kation sein, benötige aber einen fach­lichen Unterbau. Gärditz zitiert unter anderem die amerikanische Historikerin Joan Wallach Scott: “Meinungsfreiheit (“free speech”) macht keine Qualitätsunterschiede, Wis­sen­schafts­freiheit (“academic freedom”) schon.” Mehr

Süddeutsche. Bewusst Daten manipuliert, gefälscht und plagiiert. Nach vielen Zweifeln zeigt nun eine Untersuchung, wie der Physiker Ranga Dias bei der angeblichen Entdeckung von Raumtemperatur-Supraleitern betrogen haben soll. Dias soll gezielt Messwerte weggelassen haben, die Zweifel an der Supraleitung des Materials LuH geweckt hätten. Außerdem habe Dias eine Messkurve auf den Kopf gedreht, damit eine für Supraleiter charakteristische Signatur entsteht. Mehr

Süddeutsche. Peter Higgs, berühmt wider Willen. Peter Higgs wurde bekannt für eine Idee, die er im Sommer 1964 hatte und binnen drei Wochen ausarbeitete: den Higgs-Mechanismus. Im Jahr 2013 erhielt er dafür den Physiknobelpreis. In ihrem Nachruf auf den am Montag im Alter von 94 Jahren gestorbenen britischen Forscher beschreibt Marlene Weiss auch die schwierigen Zeiten in seinem Leben und seine Scheu. Als er im Jahr 1965 zu Vorträgen in Princeton und Harvard eingeladen, zitterte er schon beim Anblick der Ortsschilder vor Angst. Und nachdem seine Ehe gescheitert war, ging es ihm zeitweise so schlecht, dass er nicht öffentlich sprechen konnte. Mehr

Personalien

Tina Klug ist neue Kanzlerin der Hochschule RheinMain (HSRM).

Andreas Marx wurde zum neuen Präsidenten der Universität Jena gewählt. Der Konstanzer Chemiker wird die Position vermutlich noch im Sommersemester antreten. Die Position wurde vakant, nachdem Uni-Präsident Walter Rosenthal als Präsident der Hochschulrektorenkonferenz nach Berlin gewechselt war.

Patricie Merkert und Rüdiger Quay bilden seit dem 1. April das Leitungsteam des Fraunhofer IAF in Freiburg.

Peter Loskill und Silke Riegger von der Universität Tübingen erhalten den diesjährigen Ursula M. Händel-Tierschutzpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 

Edeltraud Vomberg wurde von der Hochschulwahlversammlung der Hochschule Düsseldorf für eine zweite Amtszeit als Präsidentin gewählt.

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Dessert

Sandra Hüller, liegend in einem Beet mit weiß blühenden Blumen
Die Schauspielerin Sandra Hüller ist Sprecherin im literatischen Audioguide des Berliner Naturkundemuseums.

Zwar hat es mit der Ausrufung des Anthropozäns als neue geochronologische Epoche nicht geklappt. Befassen muss man mit sich der prägenden Wirkung der Menschheit auf den Planeten dennoch. Eine besondere Führung zu dem Thema hat das Museum für Naturkunde Berlin zu bieten. Am Mittwoch stellte es einen literarischen Audioguide vor, in dem es darum geht, wie ein Museum des Anthropozäns aussieht und wie es vom sogenannten Zeitalter des Menschen erzählen würde.

Die Besetzung ist hochkarätig: Die Texte sind von den Schriftstellern Daniel Falb, Monika Rinck und Judith Schalansky, gesprochen werden sie von der Oscar-nominierten Sandra Hüller, Christoph Müller vom Schauspiel Leipzig und Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow. An der theatralen Komposition hat das FARN Kollektiv mitgewirkt. Der neue Audioguide ist ab sofort online verfügbar. Zu erleben mit Kopfhörern im Museum oder von zu Hause aus. Rat der Macher: bestmögliche Kopfhörer nutzen – für den immersiven Genuss. Anne Brüning

Research.Table Redaktion

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    es ist eine Frage, die sich sicher viele gestellt haben: Warum hat Joybrato Mukherjee die bekannte US-Philosophin Nancy Fraser von der Albertus-Magnus-Professur ausgeladen? Und noch weiter: Hätte er, hätte die Uni Köln, diese Entscheidung vielleicht erst nach einem persönlichen Gespräch mit ihr treffen sollen?

    Am Ende gehe es um die Frage, ob “die Uni mit Frau Fraser eine Person ehrt, die eben mit ihrem Namen unter dem Statement den akademischen Boykott der wissenschaftlichen Einrichtungen in Israel gefordert hat”, sagt Mukherjee meinem Kollegen Markus Weisskopf. Dazu habe man sie um eine Einordnung gebeten. Was nicht erfolgt sei. Das passe nicht zur Uni Köln und allem, was mit der Albert-Magnus-Professur verbunden ist. Lesen Sie im Interview, was die Uni Köln nun plant und ob Studierende und Nachwuchswissenschaftler jetzt Sorge haben müssen, wenn sie sich israelkritisch äußern.

    Die Technische Universität Dresden hat gemeinsam mit weiteren Wissenschafts- und Kultureinrichtungen der Stadt ein Bündnis für Demokratie ins Leben gerufen. Rund 20.000 Forschende aus verschiedenen Organisationen haben sich zusammengeschlossen, außerdem Hochschulen, Forschungseinrichtungen, große Museen und die Dresdner Philharmonie. Am 25. Mai lädt das Bündnis zu einer Großveranstaltung ein. Tim Gabel berichtet.

    Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre,

    Ihre
    Nicola Kuhrt
    Bild von Nicola  Kuhrt

    Analyse

    Kölner Uni-Rektor Mukherjee über die Ausladung der Philosophin Nancy Fraser: “Der entscheidende Punkt war der Boykottaufruf”

    Der Rektor der Universität zu Köln, Joybrato Mukherjee, wird für die Ausladung der US-Philosophin Nancy Fraser teils heftig kritisiert. Fraser hatte einen Brief unterschrieben, der unter anderem den Boykott israelischer akademischer Einrichtungen fordert.

    Fühlen Sie sich noch wohl mit Ihrer Entscheidung, Nancy Fraser auszuladen?

    Es geht nicht um mein persönliches Wohlbefinden. Es geht darum, was bei der Frage, wen die Universität zu Köln als Ganzes ehrt, richtig und angemessen ist. Nach einer sorgfältigen Abwägung haben wir die Entscheidung so getroffen, für die ich die Gesamtverantwortung übernehme. Diese Entscheidung ist uns, ist mir, nicht leichtgefallen. Sie ist aber angemessen, wenn man schaut, welch intensive Beziehungen wir zu unseren Partnerorganisationen in Israel haben und welche Position Frau Kollegin Fraser zu diesen Beziehungen vertritt.

    Wer war an der Auswahl und der Entscheidung beteiligt? Das waren Sie doch sicher nicht allein?

    Grundsätzlich ist es so, dass der Rektoratsbeauftragte für den Preis, Professor Andreas Speer, einen Vorschlag erstellt. Die Einladung erfolgt dann im Namen des Rektors. Diese Entscheidung wurde vor meinem Amtsantritt am 1. Oktober 2023 getroffen. Nach dem offenen Brief “Philosophy for Palestine” im November und im Zuge der Einladungen stellte sich die Frage, kann die Uni als Ganzes, kann ich als Rektor an dieser Auszeichnung festhalten? Natürlich habe ich mich dazu mit Herrn Speer und vielen anderen ausgetauscht und beraten lassen. Am Ende bin ich nach den eingeübten Regularien für diese Auszeichnung als Rektor verantwortlich.

    Das bedeutet, dass es keine Jury, kein Gremium gibt, das die Einladung diskutiert und empfiehlt und auch bei einer solchen Entscheidung beraten könnte?

    Bisher nicht. Ob oder wie wir das ändern, werden wir im Sommer diskutieren. Wir werden gewiss Schlussfolgerungen für die Zukunft ziehen – alles andere wäre merkwürdig.

    Fraser hätte den Punkt relativieren können

    Wäre es besser gewesen, die Entscheidung erst nach einem Kontakt, im Idealfall einem persönlichen Gespräch zu treffen? Nancy Fraser sagt inzwischen, dass sie den Boykott akademischer Einrichtungen gar nicht unbedingt unterstütze. Vielleicht hätte es an dieser – für Sie ja neuralgischen Stelle – ein Zusammenkommen gegeben.

    Wir haben die Abfolge der Schritte deutlich gemacht. Es ging um ihre Unterschrift unter dem offenen Brief “Philosophy for Palestine”. Aber ich möchte ausdrücklich nicht über einzelne Begrifflichkeiten sprechen. Am Ende geht es um die Frage, ob die Uni mit Frau Fraser eine Person ehrt, die eben mit ihrem Namen unter dem Statement den akademischen Boykott der wissenschaftlichen Einrichtungen in Israel gefordert hat. Dazu hatte Herr Speer sie um eine Einordnung gebeten. An der Stelle hätte sie sich dazu anders positionieren oder den Punkt relativieren können. Sie hat das uns gegenüber nicht getan. Daher mussten wir davon ausgehen, dass sie sich in toto die Erklärung zu eigen macht. Das passt nicht zur Universität zu Köln, zum Eintrag ins goldene Buch, zu dem Status als persönlicher Gast des Rektors. Denn das alles ist mit der Albertus-Magnus-Professur verbunden. Das passt auch nicht mehr zu einem Rektor, der noch vor einer Woche mit den Kooperationspartnern der Uni Köln an israelischen Universitäten und anderen Einrichtungen vor Ort gesprochen hat.

    Waren Sie überrascht von der harten Reaktion Nancy Frasers, der New School und auch von Teilen der Presse? Fraser wirft Ihnen unter anderem vor, die Inhalte des Briefes falsch dazustellen. Was sagen Sie dazu?

    Es geht mir nicht um einzelne Passagen des Briefes. Diese Diskussion ist schon geführt worden. Unser Punkt ist der Aufruf zum akademischen und kulturellen Boykott israelischer Institutionen. Wir haben, wie gesagt, viele Partner in Israel. Und wir haben diesen in den letzten Monaten immer wieder zugesichert: Wir stehen zu euch, wir arbeiten mit euch zusammen und wollen die Beziehungen ausbauen. Und dieser Punkt ist in dieser Hinsicht nicht relativierbar.

    Kritik an der Entscheidung ist möglich und willkommen

    Nancy Fraser lehnt ein privates Gespräch ab – schließlich sei die Ausladung auch ein öffentlicher Akt gewesen. Wird es ein öffentliches Gespräch geben?

    Ich hätte mir gewünscht, dass sie uns diese Punkte im Vorfeld der Entscheidung erläutert hätte. Wir werden natürlich als Universität zu Köln miteinander darüber sprechen, über den Entscheidungsfindungsprozess, über die Abwägung. Mir ist bewusst, dass man die Entscheidung unterschiedlich sehen kann. Wir werden das in der Uni miteinander offen, sicherlich auch hier und da kontrovers, diskutieren. Kritik an der Entscheidung ist möglich und willkommen. Dieser Kritik stelle ich mich. Aber ich sage eben nochmals, der entscheidende Punkt war der Boykottaufruf.

    Ist dieser Aufruf zum Boykott als Verletzung der deutschen Staatsräson zu sehen? Zuletzt hatte Carlo Masala diese Zusicherung der Sicherheit und der Existenz Israels quasi mit der Verfassung gleichgestellt. Ist das dann Ihr Argument?

    Ausdrücklich nein! Natürlich spielt die Diskussion über die besondere Rolle Israels, die diese Staatsräson ausdrückt, für alle, die in Deutschland Verantwortung tragen, eine Rolle. Das beschreibt aber lediglich den Kontext, in dem die Entscheidung gefallen ist. Ich will ausdrücklich sagen: Es gibt keine offiziellen Regierungsvorgaben, an die wir uns hier in Köln zu halten hätten. Natürlich ist Kritik an der Regierung Netanjahu gewünscht und geboten. Wir haben keine Kommandowissenschaft und wollen sie auch nicht. Es ist eine Entscheidung unter den Rahmenbedingungen der Albertus-Magnus-Professur an der Universität zu Köln. Und für uns ist es eine Frage der Glaubwürdigkeit und Integrität, ob ich als Rektor eine Auszeichnung vornehmen kann, wenn die Person, die die Auszeichnung empfangen soll, für einen Boykott unserer Partnerinstitutionen wie dem Weizmann-Institut oder Yad Vashem eintritt.

    Die persönliche Passung spielt bei Preisen eine Rolle

    Müssen Studierende und Nachwuchswissenschaftler jetzt Sorge haben, wenn sie sich israelkritisch äußern? Braucht es nicht transparente Kriterien, die für alle gelten – auch in der Wissenschaft? Etwa bei anderen Preisvergaben.

    Was an einer Uni gesagt und nicht gesagt werden darf, steckt unser Grundgesetz ab. In Artikel 5 ist all dies geregelt, einschließlich der Treue zur Verfassung. Dieser Rahmen ist klar, und den kann und darf niemand einschränken. Dafür stehen wir auch als Universität zu Köln ein. Eine andere Frage ist: Wer ehrt wen, wer zeichnet wen aus? Darauf gibt es keinen Rechtsanspruch. Es gibt auch anderswo immer wieder mal Diskussionen um die Vergabe und Rücknahme von Preisen. Bei uns ging es um die Prüfung unserer Entscheidung des letzten Sommers nach den Rahmenbedingungen der Albertus-Magnus-Professur. Andere Hochschulen müssen nach ihren eigenen Regularien überlegen, wie sie mit der Auswahl der zu ehrenden Personen umgehen. Aber natürlich gibt es bei Preisen und Auszeichnungen immer die Frage, “passt die Persönlichkeit zur Institution, ist ihre Positionierung zu zentralen Fragen oder Werten kompatibel zur Institution?”. Wer das negiert, der negiert einen Teil der Lebenswirklichkeit bei der Vergabe von Preisen und Auszeichnungen.

    Müssen Nachwuchswissenschaftler jetzt aufpassen, welche Briefe sie unterschreiben, auf welchen Demos sie mitlaufen? Preise sind für Nachwuchswissenschaftler sehr wichtig für den Fortgang der Karriere.

    Diese Art der Generalisierung bietet unser Fallbeispiel nicht. Aber grundsätzlich gilt: Man übernimmt natürlich für das, was man sagt, wofür man einsteht, was man unterschreibt, Verantwortung. Alles andere würde ja auch unser Handeln als freie und mündige Bürgerinnen und Bürger entwerten.

    Vorwurf der shrinking spaces aus den USA

    Im Ausland wird Deutschland nun teilweise als provinziell gebrandmarkt, als nicht mehr weltoffen. Schmerzt Sie das?

    Ja, das schmerzt mich – vor allem als Anglist, der viele Verbindungen in die USA hat. Den zunehmend polarisierten Diskurs an US-Unis auch auf dieser Ebene verfolge ich. Es gibt inzwischen den Vorwurf, dass es bei uns “shrinking spaces” gibt. Das schmerzt mich. Deshalb ist es gerade für mich wichtig, ganz deutlich zu machen: Es geht nicht um die Wissenschaftsfreiheit, und es geht nicht darum, dass man an deutschen Unis nicht alles sagen könnte, was sich im Rahmen des Grundgesetzes bewegt. Man kann auch in Zukunft an den Unis alles sagen, was verfassungskonform ist.

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    VeriXiv: Neuer Preprint-Server der Gates-Stiftung heizt Debatte über Zukunft des Publikationswesens an

    Die Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) plant – zusammen mit dem auf Open-Access-Plattformen spezialisierten Forschungsverlag Faculty of 1000 (F1000) – einen neuen Pre-Print-Server aufzubauen. Laut einer Mitteilung der Taylor & Francis Group, zu der F1000 gehört, soll der Server den Namen VeriXiv tragen, ein spezielles Angebot für BMGF-Forscher sein und im August starten. Die Ankündigung geht mit den Änderungen bei den Open-Access-Richtlinien der BMGF einher.

    Die Stiftung hatte Ende März bekannt gegeben, dass sie ab 2025 keine sogenannten Article Processing Charges (APCs) oder andere Open-Access-Gebühren für Artikel mehr für ihre Stipendiaten übernehmen wird, sondern verstärkt auf Preprints setzt. Publikationsgebühren für konventionelle Veröffentlichungen ohne Open-Access hatte die Stiftung auch vorher schon nicht übernommen. Durch die Veröffentlichung eines Preprints werden für Autor und Leser in Zukunft keine Kosten mehr entstehen, schrieb die BMGF in einer Mitteilung.

    Zweifel am Geschäftsmodell und der Qualitätsverbesserung

    Laut Ashley Farley, Programmleiterin für Wissens- und Forschungsdienste bei der BMGF, will man mit der neuen Plattform einen Standard für verifizierte Preprints setzen. “Das Ziel von VeriXiv ist, die Veröffentlichungen im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis zu verbessern und gleichzeitig Forschungsergebnissen schneller zugängig zu machen. Das passt perfekt zu unserer aktualisierten Open-Access-Richtlinie und macht es zu einer großartigen Option für unsere Stipendiaten.” Farley ging bislang nicht darauf ein, ob auch andere Forschende den Server nutzen können und dann dafür zahlen müssten.

    Andere Experten sind in ihrer Einschätzung weniger euphorisch, was VeriXiv angeht. Auf seinem Themen-Blog “The Geyser” äußerte der ehemalige Präsident der US-amerikanischen “Society for Scholarly Publishing” und Ex-Direktor des New England Journal of Medicine, Kent Anderson, Zweifel am Geschäftsmodell, das hinter VeriXiv steckt. Bislang habe sich noch kein Projekt mit dieser Ausrichtung als wirtschaftlich tragbar erwiesen. Kent rechnete zudem vor, dass der neue Server die Gates-Stiftung am Ende mehr kosten könnte, als sie bislang für die Publikationsgebühren zahlt.

    Darüber hinaus stört er sich an der Behauptung, die wissenschaftliche Qualität würde sich durch den Verzicht von Peer-Review-Verfahren zugunsten von mehr Preprints verbessern: “Gates ist nicht mehr bereit, für Qualität zu zahlen“, schreibt Kent in seinem Beitrag als Fazit.

    Wie sieht das Publikationswesen der Zukunft aus?

    Die Neuigkeit heizt die Debatte über die Zukunft des wissenschaftlichen Publikationswesens an. Johan Rooryck, Executive Director bei “Coalition S”, einer Gruppe europäischer Forschungsförderer, die sich für die breite Etablierung von Open Access einsetzen, begrüßt die neue Ausrichtung der BMGF und kommentierte: “Die aktualisierte Richtlinie der BMGF reagiert auf die zunehmende Anerkennung des Werts von Preprints im Forschungsbetrieb. Unser gemeinsames Engagement für die Verwirklichung eines vollständigen und sofortigen Open Access bleibt die treibende Kraft hinter unserer Zusammenarbeit.” Die BMGF ist Mitglied in der Coalition S und unterstützt sie mit Fördergeldern.

    Die Coalition S hat in ihrer Open-Access-Strategie, die den Namen Plan S trägt, eine Transformationsphase für die Umstellung bis einschließlich 2024 eingeräumt. Danach sollen dann sämtliche Forschungsergebnisse, die seitens der Mitglieder gefördert wurden, offen zugänglich publiziert werden. Die Pläne des Bündnisses und ihre konkrete Umsetzung waren von verschiedenen Seiten kritisiert worden, vor allem auch wegen der Kosten für die APCs. Während die Europäische Union und die World Health Organization die Coalition S unterstützen, hat sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft bislang ausdrücklich dagegen entschieden.

    Preprints: Sinnvolle Debattenbeiträge mit Grenzen

    Auf Preprint-Servern fallen die Open-Access-Gebühren zwar nicht an. Die Frage ist jedoch, wie ein inhaltliches Qualitätsmanagement in der Wissenschaft, also ein Peer-Review-Prozess der Zukunft, aussehen kann und wirtschaftlich betrieben werden soll, wenn nur noch auf Preprints gesetzt wird.

    Zwar wollen F1000 und die BMGF grundlegende Kriterien der guten wissenschaftlichen Praxis – wie ein geeignetes Studiendesign oder die Vorerfahrung der Autoren – kontrollieren. Allerdings fehlt offensichtlich die im Peer-Review-Verfahren angelegte, inhaltliche Beurteilung der wissenschaftlichen Exzellenz.

    Preprints eigneten sich hervorragend für eine enge Kollegenschaft in einem eingegrenzten Teil- oder Fachgebiet, ist aus Expertenkreisen zu hören. Aber sobald eine Studie über enge Fachgrenzen hinweg interessant sei, könnten Forschende die Ergebnisse ohne den Peer-Review-Prozess oft nur schwer beurteilen. Zudem hätten die Erfahrungen der Corona-Pandemie gezeigt, dass es mitunter schwer sei, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass Preprints ein Teil der wissenschaftlichen Debatte, aber nicht unbedingt valide wissenschaftliche Ergebnisse sind.

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    • Studie
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    Termine

    15. April 2024, 13 Uhr, online
    Online-Diskussionsreihe “Wissenschaft als Arbeitgeberin” des WZB Führungskompetenz in der Wissenschaft (mit Rudolf Kerschreiter) Mehr

    18. /19. April 2024, Berlin
    Konferenz Unterstützung gefährdeter Forschender: Philipp Schwartz und Inspireurope Stakeholder Forum Mehr

    19. April 2024, Südwerk Bürgerzentrum Südstadt, Karlsruhe (und Livestream)
    NaWik-Konferenz für kommunizierende Forschende WissKon24 Mehr

    22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
    Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr

    24. April 2024 , 19 Uhr, Berliner Sparkasse Alexanderplatz 2, Berlin
    Gespräch Junge Akademie: Irritieren Sie mich – Geld aus dem Nichts Mehr

    29. April 2024, 18 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
    Podiumsdiskussion “Zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa” Mehr

    6. Mai 2024, 11:30 – 19:30 Uhr, Säälchen, Holzmarktstraße 25, 10243 Berlin
    RWTH: Next Generation University: Knowledge Sharing Event “Transformation – Transfer – Impact” Mehr

    15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
    XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr

    27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
    Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr

    News

    Leopoldina: CO₂-Speicherung auch an Land angehen, Forschung und Entwicklung fördern

    Die Bundesregierung sollte auch Standorte an Land für die unterirdische Speicherung des Treibhausgases Kohlendioxid erschließen, rät die Leopoldina-Fokusgruppe “Klima und Energie”. In der am Mittwoch veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme “Schlüsselelemente des Kohlenstoffmanagements” empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem, Forschung und Entwicklung zur CO₂-Abtrennung in industriellen Prozessen und zur direkten Entnahme aus der Atmosphäre (Direct Air Capture, DAC) zu fördern.

    Die geplante Beschränkung von Carbon Capture and Storage (CCS) auf Meeresgebiete sei Ausdruck einer Strategie der Vermeidung von politischen Auseinandersetzungen, heißt es. “Gegen die unterirdische Speicherung von CO₂ auf dem Festland spricht aus wissenschaftlicher Sicht nichts, wenn sorgfältige Erkundung, transparente Standortwahl und fortlaufendes Monitoring gewährleistet werden.”

    Carbon-Management-Strategie unverzüglich auf den Weg bringen

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will CCS bislang nur auf hoher See erlauben – und zwar für Emissionen aus Branchen, in denen sich diese aus seiner Sicht absehbar kaum vermeiden lassen. Bis jetzt gibt es aber nur Vorarbeiten. Die von der Bundesregierung geplante Carbon-Management-Strategie steht aus. Die Forscher mahnen: “Da sich die Erforschung, Entwicklung und Etablierung von Verfahren der Kohlenstoffabscheidung, -speicherung und -nutzung über einen langen Zeitraum erstrecken wird”, müsse die Ausarbeitung einer nationalen Strategie für das Kohlenstoffmanagement “mit hoher Dringlichkeit vorangetrieben und deren Umsetzung unverzüglich auf den Weg gebracht werden.”

    Ohne die neue Technologie werde es nicht gehen, argumentieren die Autoren. “Die gesetzten Klimaziele können […] nicht allein durch Emissionsreduktionen erreicht werden: Der Atmosphäre muss das wichtigste Treibhausgas CO₂ auch aktiv und dauerhaft entzogen werden.” Zu den Autoren der Stellungnahme gehören neben Leopoldina-Präsident Gerald Haug unter anderem der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, und die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. dpa

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    EU-Parlament will Position zu neuer Gentechnik vor Europawahl festzurren

    Mit einer erneuten Abstimmung könnte das EU-Parlament seine Position zum Vorschlag der EU-Kommission, neue Züchtungstechniken zu deregulieren, festzurren und damit verhindern, diese nach der Europawahl noch einmal bestätigen zu müssen. Am Dienstag haben die Vertreter der Fraktionen im Umweltausschuss entschieden, das Plenum bei seiner letzten Sitzung vor der Europawahl Ende des Monats noch einmal zum Thema abstimmen zu lassen.

    Das Parlament hatte bereits Anfang Februar über sein Verhandlungsmandat abgestimmt und sich mit Einschränkungen für den Kommissionsvorschlag ausgesprochen. Weil sich die Mitgliedstaaten nicht geeinigt haben, stockt aber das Gesetzgebungsverfahren. Durch das erneute Votum könnte das Plenum vor der Wahl seine Position in erster Lesung formell annehmen. Andernfalls müsste danach das neu gewählte Parlament entscheiden, ob es diese beibehält oder die Arbeit an dem Dossier neu startet.

    EFSA-Bericht würde nicht abgewartet

    Gentechnikgegner sehen in dem Schritt ein Manöver, die Debatte zum Thema abzuwürgen und zu verhindern, dass das Parlament nach der Wahl seine Meinung ändert. “Entscheidende Fragen” seien weiter “ungeklärt”, kritisiert beispielsweise der Kleinbauernverband Via Campesina in einem offenen Brief. Unter anderem eine neue Stellungnahme der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zum Thema werde noch im Juli erwartet.

    Mit der Stellungnahme will die EFSA auf die Kritik der französischen Behörde ANSES am Kommissionsvorschlag reagieren. Der Belgische Hohe Gesundheitsrat hat sich allerdings zuletzt gegen die Kollegen aus Frankreich gestellt und spricht sich in einem kürzlich veröffentlichten Bericht für die von der Kommission vorgeschlagene Deregulierung bestimmter Züchtungstechniken aus.

    Unter den Mitgliedstaaten zeichnet sich weiter keine Einigung ab. Laut Diplomatenkreisen strebt die belgische Ratspräsidentschaft aktuell eine Einigung bis zum Ende der Präsidentschaft Ende Juni an. Viel Hoffnung darauf gibt es dem Vernehmen nach allerdings nicht. Ernsthafte Gespräche dürfte es im Rat andernfalls erst wieder 2025 geben. Denn in der zweiten Jahreshälfte 2024 hat die gentechnikkritische ungarische Regierung die Präsidentschaft inne. jd

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    TU Dresden schmiedet Bündnis für Demokratie aus Wissenschaft, Kunst und Kultur

    Die TU Dresden hat mit weiteren Wissenschafts- und Kultureinrichtungen der sächsischen Landeshauptstadt – darunter Hochschulen und Forschungseinrichtungen, große Museen und die Dresdner Philharmonie – ein Bündnis für Demokratie ins Leben gerufen. Nach Angaben der TU soll es alleine rund 20.000 Forschende verschiedener Organisationen auf sich vereinen. Das Bündnis ruft am 25. Mai zu einer Großveranstaltung unter dem Titel “Gemeinsam für Demokratie – Die Dresdner Wissenschaft und Kultur lädt ein” auf.

    Man wolle in der aktuellen politischen Debatte dafür sorgen, dass Wissenschaft, Kunst und Kultur sichtbarer sind, teilte die Hochschule in einer Mitteilung mit. In Sachsen finden in diesem Jahr Landtagswahlen statt, derzeit liegt in Umfragen die Partei Alternative für Deutschland (AfD) vorne, deren sächsischer Landesverband beim Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Auf eine Nennung der Partei verzichtet die Universität aber bewusst.

    Nicht gegen die AfD, sondern für Freiheit und Menschenwürde

    Im Interview mit der Sächsischen Zeitung verwies Rektorin Ursula Staudinger auf das parteipolitische Neutralitätsgebot einer staatlichen Einrichtung. Zudem sei es besser, sich für etwas einzusetzen als gegen etwas. Wissenschaft sei aber Teil der Gesellschaft und “neutral zu sein heißt ja nicht zu schweigen, wenn fundamentale Werte wie Freiheitsrechte, Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit in Gefahr sind”. Man wolle für diese hart erkämpften Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und auch für Weltoffenheit einstehen.

    Staudinger kritisierte in dem Interview, dass sich Deutschland zu lange gewehrt habe, eine öffentliche und ausgewogene Debatte darüber zu führen, “dass wir ein Einwanderungsland sind – ja sein müssen”. Der einzige Rohstoff sei Wissen und die daraus entstehende Innovationskraft. Man brauche allerdings sowohl die High Potentials, als auch alle, die sich gern produktiv in unsere Gesellschaft einbringen möchten. “Ihnen müssen wir Perspektiven bieten – auch zur Qualifikation und da sind auch wir als Universität gefragt”, sagte Staudinger.

    Weitere Aktivitäten im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2024

    Weitere Initiativen plant die TU Dresden auch im Rahmen des aktuellen Wissenschaftsjahrs 2024 mit dem Projekt “Demokratische Freiheit – erringen, erleben, erhalten”. Seit den Demonstrationen für Demokratie, mit Hunderttausenden Teilnehmern in deutschen Innenstädten zu Beginn des Jahres, wird auch in der Wissenschaft verstärkt darüber diskutiert, wie sich Institutionen und ihre Leitungen gegen rechtsextreme Tendenzen in Deutschland einbringen können und sollten. tg

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    Damit internationale Mint-Studierende als Fachkräfte bleiben, braucht es soziale Integration

    Hochschulen, Unternehmen und Politik müssen ihre Internationalisierungsstrategien auch auf die soziale Integration und den Verbleib der internationalen Absolventen in Deutschland ausrichten. Für eine erfolgreiche Integration müssen der Spracherwerb gefördert und Sprachbarrieren abgebaut werden. Das ist das Fazit eines Policy Papers des Stifterverbands in Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungsunternehmen Fintiba, das am Mittwoch veröffentlicht wurde.

    Die Studie basiert auf einer Umfrage unter mehr als 7.000 internationalen Studierenden in Mint-Fächern. Daraus geht hervor: Die große Mehrheit (83 Prozent) sieht das Erlernen der deutschen Sprache als wichtigsten Integrationsschritt an. Fast 60 Prozent der Befragten sagen, dass unzureichende Deutschkenntnisse ihre Integration erschwert haben. 40 Prozent meinen, dass ihnen wichtige Informationen in englischer Sprache gefehlt haben. Als weiteres großes Integrationshemmnis werden bürokratische und existenzielle Hindernisse genannt, wie fehlende Beratung oder finanzielle Förderprogramme.

    45 Prozent der internationalen Studierenden bleiben

    Ziel der Studie war es herauszuarbeiten, wie internationale Studierende in ihrer Integration besser unterstützt werden können, damit sie auch nach dem Studium in Deutschland bleiben. Das Potenzial ist vorhanden, denn Deutschland gehört mit rund 368.000 internationalen Studierenden zu den weltweit attraktivsten Gastländern. Vor allem aber: Insbesondere die Disziplinen Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaft und Technik (Mint) werden von internationalen Studierenden deutlich stärker nachgefragt als von deutschen Studierenden.

    Die Bleibequote der internationalen Studierenden ist mit 45 Prozent weltweit die höchste und liegt vor Kanada, Australien oder Neuseeland. Das bedeutet jedoch auch, dass mehr als jeder zweite Studierende aus dem Ausland nach zehn Jahren nicht mehr in Deutschland ist. Die Abbruchquote während des Studiums liegt bei internationalen Studierenden bei 41 Prozent, bei deutschen Studierenden beträgt sie 28 Prozent. abg

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    Besserstellungsverbot: Koalition will Praxis abwarten

    Am heutigen Donnerstag diskutiert der Bundestag einen Antrag der Unionsfraktion zum Besserstellungsverbot. Darin fordern CDU und CSU, dass industrienahe Forschungseinrichtungen bei der Bezahlung völlig frei sein sollen, wie CDU-Forschungspolitiker Thomas Jarzombek erläutert. “Bei der Projektförderung des Bundes bekämen die Einrichtungen nach unserem Vorschlag Personalkosten bis zur Höhe vergleichbarer Positionen im öffentlichen Dienst erstattet. Mehrkosten für Personal können die Einrichtungen dann aus Eigenmitteln finanzieren und so die besten Talente für ihre Projekte gewinnen.”

    Jarzombek: Aktuelle Regelung ist unklar

    Jarzombek wirft der Regierung vor, dass die derzeitige Regelung, die im Februar im Haushaltsgesetz verankert wurde, große Unsicherheiten für die Einrichtungen mit sich bringe. Es sei unklar, wie der Bund genau Mittel definiert, die weder unmittelbar noch mittelbar von der deutschen öffentlichen Hand finanziert werden. Nur dort dürfe man vom Besserstellungsverbot abweichen. Dies werde auch in der Antwort auf eine Kleine Anfrage zum Thema nicht klar. Die Leitungsebenen der Institute könnten beispielsweise von Verwaltungskostenpauschalen profitieren. Dies wäre bereits ein Grund, sie nicht vom Besserstellungsverbot auszunehmen.

    Rhie: Unnötige Verunsicherung

    In der Ampelkoalition kann man die Aufregung hingegen nicht nachvollziehen. “Mit der Änderung des Haushaltsgesetzes sind wir die bisherigen Unsicherheiten der Institute angegangen und haben eine deutliche Verbesserung geschaffen”, sagte die SPD-Abgeordnete Ye-One Rhie auf Anfrage von Table.Briefings. Das hätten auch die Reaktionen der Einrichtungen gezeigt. Es gehöre zu seriöser Politik, der Änderung jetzt die Chance und die Zeit zu geben, zu greifen und sich zu beweisen.

    “Wir erwarten von allen zuständigen Stellen wie dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesfinanzministerium, dass sie sich so schnell wie möglich auf die Änderung einstellen und die Institute dabei unterstützen. Es ist völlig verfrüht, nach so kurzer Zeit bereits Unruhe und Zweifel reinbringen zu wollen. Das verunsichert die Institute unnötig. Wir sind mit ihnen im engen Austausch, um eventuelle Probleme zeitnah beheben zu können.”

    Die Grüne Anna Christmann sieht das ähnlich: “Mit der Anpassung im Haushaltsgesetz 2024 wurde eine wichtige Forderung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen erfüllt. Nun gilt es, offene Fragen zur Umsetzung zu klären, sodass wir eine verlässliche Lösung für die betroffenen Einrichtungen erzielen.”

    BMWK: Anwendung in der Verwaltungspraxis noch in Abstimmung

    Und auch das BMWK verweist auf die laufenden Prozesse: “Detailfragen der Auslegung und die möglichst einheitliche Anwendung der haushaltsgesetzlichen Neuregelung in der Verwaltungspraxis sind derzeit noch in Abstimmung im Ressortkreis”, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. mw

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    Forscher dringen auf Reform der EU-Innovationspolitik

    Eine Gruppe namhafter Volkswirte kritisiert die Innovationspolitik der EU und dringt auf Reformen. “Die EU verliert den Wettlauf um Innovationen und damit wirtschaftliches Wohlergehen sowie regulatorischen und geopolitischen Einfluss”, sagte Nobelpreisträger Jean Tirole von der Toulouse School of Economics. Ihre völlige Abwesenheit in der Gruppe der Top-20-Tech-Unternehmen und der Top-20-Start-ups sei bedrohlich. Die EU gebe zu wenig für Forschung und Entwicklung aus und konzentriere sich auf “Mid-Tech-Branchen” wie die Automobilindustrie.

    Um den aktuellen Trend umzukehren, sollte die EU viel mehr in “bahnbrechende Innovationen” investieren und Hightechprojekte mit geringer technologischer Reife unterstützen, empfehlen die Forscher. Die EU sollte laut Tirole zudem die politische Kontrolle über wissenschaftliche Entscheidungen verringern, mehr führende Wissenschaftler einbeziehen und diesen mehr Ermessensspielraum und Flexibilität einräumen.

    Laut den Autoren, darunter Ifo-Chef Clemens Fuest, sollte der Europäische Innovationsrat (EIC) nach dem Vorbild der amerikanischen ARPA-Agenturen umgestaltet werden und mehr Wissenschaftler und weniger Beamte in den Ausschüssen sitzen. Im Vergleich zu den USA seien die Bewerbungs- und Auswahlverfahren in der EU extrem bürokratisch. rtr

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    Presseschau

    FAZ. Meinungsfreiheit für Unis? Niemand liefere bereits kraft Professorentitels nur wissenschaftliches Wissen, schreibt Klaus Ferdinand Gärditz. Herummeinen in medienöffentlichen Ledersesseln, haupt­berufliche Motivational Speeches, Frühstücksfernsehen-Science oder po­litischer Aktivismus in der Semantik luf­tiger Sozialtheorien machten noch keine Wissenschaft. Populärwissenschaft könne Teil geschützter Wissen­schafts­kom­­mu­­ni­kation sein, benötige aber einen fach­lichen Unterbau. Gärditz zitiert unter anderem die amerikanische Historikerin Joan Wallach Scott: “Meinungsfreiheit (“free speech”) macht keine Qualitätsunterschiede, Wis­sen­schafts­freiheit (“academic freedom”) schon.” Mehr

    Süddeutsche. Bewusst Daten manipuliert, gefälscht und plagiiert. Nach vielen Zweifeln zeigt nun eine Untersuchung, wie der Physiker Ranga Dias bei der angeblichen Entdeckung von Raumtemperatur-Supraleitern betrogen haben soll. Dias soll gezielt Messwerte weggelassen haben, die Zweifel an der Supraleitung des Materials LuH geweckt hätten. Außerdem habe Dias eine Messkurve auf den Kopf gedreht, damit eine für Supraleiter charakteristische Signatur entsteht. Mehr

    Süddeutsche. Peter Higgs, berühmt wider Willen. Peter Higgs wurde bekannt für eine Idee, die er im Sommer 1964 hatte und binnen drei Wochen ausarbeitete: den Higgs-Mechanismus. Im Jahr 2013 erhielt er dafür den Physiknobelpreis. In ihrem Nachruf auf den am Montag im Alter von 94 Jahren gestorbenen britischen Forscher beschreibt Marlene Weiss auch die schwierigen Zeiten in seinem Leben und seine Scheu. Als er im Jahr 1965 zu Vorträgen in Princeton und Harvard eingeladen, zitterte er schon beim Anblick der Ortsschilder vor Angst. Und nachdem seine Ehe gescheitert war, ging es ihm zeitweise so schlecht, dass er nicht öffentlich sprechen konnte. Mehr

    Personalien

    Tina Klug ist neue Kanzlerin der Hochschule RheinMain (HSRM).

    Andreas Marx wurde zum neuen Präsidenten der Universität Jena gewählt. Der Konstanzer Chemiker wird die Position vermutlich noch im Sommersemester antreten. Die Position wurde vakant, nachdem Uni-Präsident Walter Rosenthal als Präsident der Hochschulrektorenkonferenz nach Berlin gewechselt war.

    Patricie Merkert und Rüdiger Quay bilden seit dem 1. April das Leitungsteam des Fraunhofer IAF in Freiburg.

    Peter Loskill und Silke Riegger von der Universität Tübingen erhalten den diesjährigen Ursula M. Händel-Tierschutzpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 

    Edeltraud Vomberg wurde von der Hochschulwahlversammlung der Hochschule Düsseldorf für eine zweite Amtszeit als Präsidentin gewählt.

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    Mehr von Table.Media

    Bildung.Table. Startchancen-Programm: Der Sozialindex ist kein Allheilmittel. Wie wirkt der Sozialindex im Startchancen-Programm auf den Geldfluss in die Länder? Dieses Thema bleibt brisant. Doch die Hoffnung ist erkennbar, neue Wege in den Bund-Länder-Beziehungen auszutesten. Mehr

    ESG.Table. Neu gegründeter regionaler Energieversorger soll Solarindustrie in Mittelsachsen retten – und Meyer Burger zum Bleiben bewegen. Die Solarbranche in Deutschland boomt. Gleichzeitig leiden Hersteller von PV-Modulen wie Meyer Burger unter der Billigkonkurrenz aus China und wandern ab. Ein sächsischer Landrat will dem nicht tatenlos zusehen. Deshalb gründet er einen regionalen Energieversorger. Mehr

    Europe.Table. Europäischer Rat fordert “Deal für Wettbewerbsfähigkeit”. Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen beim Sondergipfel nächste Woche eine Wettbewerbsfähigkeitsagenda beschließen. Geopolitische Spannungen und insbesondere die Subventionspolitik anderer Staaten hätten “die Schwachstellen der Union offengelegt, während langfristige Produktivitäts-, Technologie- und demografische Trends dringende politische Anpassungen erfordern”, heißt es in einem Entwurf der Abschlusserklärung, der Table.Briefings vorliegt. Mehr

    China.Table. Deutsche Industrie ist bei Lithium in hohem Maß abhängig von Asien. Deutschlands Lithium-Importe aus China haben sich seit 2013 vervielfacht. Zudem stammen zwei von fünf Lithium-Ionen-Akkus heute von dort. Auch bei Halbleitern überwiegen die unsicheren Lieferländer. Mehr

    Dessert

    Sandra Hüller, liegend in einem Beet mit weiß blühenden Blumen
    Die Schauspielerin Sandra Hüller ist Sprecherin im literatischen Audioguide des Berliner Naturkundemuseums.

    Zwar hat es mit der Ausrufung des Anthropozäns als neue geochronologische Epoche nicht geklappt. Befassen muss man mit sich der prägenden Wirkung der Menschheit auf den Planeten dennoch. Eine besondere Führung zu dem Thema hat das Museum für Naturkunde Berlin zu bieten. Am Mittwoch stellte es einen literarischen Audioguide vor, in dem es darum geht, wie ein Museum des Anthropozäns aussieht und wie es vom sogenannten Zeitalter des Menschen erzählen würde.

    Die Besetzung ist hochkarätig: Die Texte sind von den Schriftstellern Daniel Falb, Monika Rinck und Judith Schalansky, gesprochen werden sie von der Oscar-nominierten Sandra Hüller, Christoph Müller vom Schauspiel Leipzig und Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow. An der theatralen Komposition hat das FARN Kollektiv mitgewirkt. Der neue Audioguide ist ab sofort online verfügbar. Zu erleben mit Kopfhörern im Museum oder von zu Hause aus. Rat der Macher: bestmögliche Kopfhörer nutzen – für den immersiven Genuss. Anne Brüning

    Research.Table Redaktion

    RESEARCH.TABLE REDAKTION

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