das Akademienpapier zur Zukunft der Fusionsforschung hat viel Zustimmung bekommen und für rege Diskussionen gesorgt: Einer der Co-Autoren, der Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, Hans-Martin Henning, fordert mit Blick auf die Förderung von Energieforschung, Erneuerbare Energien und Kernfusion nicht gegeneinander auszuspielen. In einem klimaneutralen Energiemix könnten beide ihre Rolle spielen, sagt der Energiesystem-Experte im Interview mit Table.Briefings. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten die Prioritäten jetzt aber zunächst auf den Energien liegen, mit denen bis zur Mitte des Jahrhunderts die Klimaziele erreicht werden können. Kritik äußert er daran, dass die Förderung der Energieforschung insgesamt gekürzt werde.
Deutlich wird das zum Beispiel im heute bekannt gewordenen Entwurf des Wirtschaftsplans für den Klima- und Transformationsfonds (KTF). 2025 sind 118 Millionen Euro für die Batterieforschung im BMBF vorgesehen. Das bedeutet eine Kürzung von rund 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Angesichts der Herausforderungen der Energiewende warnen nun auch die Batterieforscher vor einer falschen Prioritätensetzung. Forschung an E-Fuels und an der Kernfusion würde gefördert, während bei der Batterieforschung gekürzt wird. Wen es besonders hart trifft, hat mein Kollege Markus Weisskopf recherchiert.
Die Fördergeldaffäre im BMBF wird auch nach der Sommerpause aktuell bleiben. Dass Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger am 10. September noch einmal zur Befragung in den Ausschuss kommt, hat sie bestätigt. Ob sie aber wirklich, wie ebenfalls angekündigt, dabei alleine ist, steht nun wieder in den Sternen. Der Ausschussvorsitzende Kai Gehring hat ein Umlaufverfahren zur Beschlussfassung losgetreten, in dem er unter anderem fragt, ob die ehemalige Staatssekretärin Sabine Döring eingeladen werden soll. Warum es für Stark-Watzinger also doch nochmal eng werden könnte, lesen Sie in unserer heutigen Ausgabe.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre,
Eigentlich hat die Unionsfraktion – namentlich die Abgeordneten Thomas Jarzombek und Stephan Albani – den Vorsitzenden des Forschungsausschusses Kai Gehring lediglich dazu aufgefordert, sich nochmals für die Übermittlung relevanter Akten einzusetzen. Dafür solle Gehring in einem Umlaufverfahren einen Beschluss der Obleute herbeiführen, forderten die beiden in einem Schreiben, das Table.Briefings vorliegt.
In dem Umlaufbeschluss wird ermittelt, ob sich der Ausschussvorsitzende “an das BMBF wenden und um die Zustellung der vollständigen aktuellen Aktenlage zu den in der Kritik stehenden Vorgängen aus dem BMBF und deren Übermittlung an die Fraktionen bis spätestens zum 2. September 2024 bitten” solle.
Doch Gehring geht einen Schritt weiter. Angesichts der Kritik an der Rückmeldung der Ministerin unter anderem von DHV-Präsident Lambert Koch, fragt der Grünen-Politiker die Obleute ebenfalls, ob die ehemalige Staatssekretärin Sabine Döring und der Leiter der Abteilung 4, Jochen Zachgo, eingeladen werden sollten.
In seinem Schreiben, das Table.Briefings ebenfalls vorliegt, verweist Gehring zwar auf ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das besage, dass Ausschüsse lediglich die Anwesenheit eines Mitgliedes der Bundesregierung verlangen können. Allerdings empfindet er es wohl als seine Pflicht als Vorsitzender, dem von der Union bereits zuvor geäußerten Wunsch nachzukommen.
Als dritten Punkt, über den im Umlaufbeschluss entschieden wird, benennt der Ausschussvorsitzende die Gestaltung des Gesprächs mit der Ministerin am 10. September. Die Obleute sollen entscheiden, ob die Fragen der Fraktionen und Gruppen gesammelt beantwortet werden sollen oder ob jeder Fraktion/Gruppe ein vierminütiges Frage-Antwort-Kontingent eingeräumt wird. Die Beantwortung der Fragen im Block hatte bei der letzten Befragung Stark-Watzingers im Forschungsausschuss für Unmut vor allem in der Unionsfraktion gesorgt.
Bis Dienstschluss am heutigen Dienstag sollen die Antworten auf Gehrings Fragen übermittelt werden. Man darf gespannt sein, wie sich die Ampel in diesem Fall verhält. Die Frage wird sein, ob Laura Kraft (Grüne) und Oliver Kaczmarek (SPD) als Obleute ihrer Fraktionen, vermutlich gegen den Willen der FDP, für eine Einladung Dörings und Zachgos und für eine Freigabe der Akten stimmen. Selbst eine Enthaltung würde wohl insgesamt für eine Zustimmung ausreichen. Will man also den Koalitionsfrieden erhalten oder für eine rückhaltlose Aufklärung stehen?
Thomas Jarzombek, forschungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, fordert SPD und Grüne jedenfalls zur Zustimmung auf: “Aus den Fraktionen von SPD und Grüne hören wir immer wieder, dass auch ihnen die lückenlose Aufklärung der Fördermittel-Affäre wichtig sei. Nun wird sich zeigen, ob das mehr als nur Lippenbekenntnisse sind. Der Vertrauensverlust in der Wissenschaftscommunity ist immens und viele Augen richten sich jetzt auf die Politiker der Grünen und der SPD, ob sie sich mit der Ministerin in ihrer strittigen Haltung gemein machen wollen. Ohne die ehemalige Staatssekretärin Prof. Dr. Döring anzuhören, wird es keine Aufklärung geben.”
Ob Zachgo zur Sondersitzung kommen darf, entscheidet letztlich das Ministerium. Die aktuelle Antwort der Ministerin spricht dagegen. Döring hingegen kann als Privatperson selbst entscheiden, ob sie teilnimmt. Sprechen dürfte sie nach aktuellem Stand hingegen lediglich zu bereits öffentlich bekannten Punkten. Denn: Die Ministerin will die ehemalige Staatssekretärin nicht von ihrer Verschwiegenheitspflicht entbinden. Döring führe schließlich “ein noch nicht abgeschlossenes verwaltungsgerichtliches Verfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland”, bei dem das BMBF “Verfahrensbeteiligte ist”.
Doch dies sei kein Grund, Döring nicht von der Verschwiegenheitspflicht zu entbinden, sagte der Rechtswissenschaftler Klaus Ferdinand Gärditz der FAZ. Die “prozessuale Streitbefangenheit” sei kein materieller Versagungsgrund nach Paragraf 67 Absatz 3 Satz 3 Bundesbeamtengesetz.
Gut möglich ist, dass das Verwaltungsgericht Minden der Ministerin sowieso zuvorkommt. Dort wird über den Eilantrag von Sabine Döring befunden, sich zur Fördermittelaffäre äußern zu dürfen. Die Entscheidung könnte bereits Anfang September fallen.
Herr Henning, im Impulspapier der Akademien zur Kernfusion schreiben Sie und ihre Kollegen, dass Fusionsforschung weitestgehend Grundlagenforschung ist. Das hörte sich bei Fusionsforschern, Politikern und Start-ups schon ganz anders an. Kann es da zwei Meinungen geben?
Das liegt vermutlich auch an der unterschiedlichen Einschätzung des Experiments am Lawrence Livermore Laboratory vor rund zwei Jahren. Es war ein wissenschaftlicher Durchbruch, dass dort erstmals per Laserbeschuss ein Plasma gezündet werden konnte und mehr Energie frei wurde, als in die Fusionsreaktion hineingesteckt wurde. Allerdings liegt die für den Laserbetrieb benötigte Brutto-Energie etwa um den Faktor 100 höher. Da ist also noch viel Grundlagen-nahe Forschung beim elementaren Prozess nötig – unabhängig von allen Fragen, die dann bis zu einem Kraftwerksbetrieb zu klären sind.
Das bedeutet aber auch, dass die Frage, ob Fusionsenergie jemals erfolgreich im industriellen und kommerziellen Maßstab produziert werden kann, noch nicht abschließend beantwortet ist?
Zu dieser Einschätzung sind wir gelangt: Es kann bislang niemand die Gewähr geben, dass man ein Kraftwerk bauen kann, weder technisch und noch weniger wirtschaftlich. Allerdings ist die Zuversicht unter Fachleuten nach den jüngsten Erfolgen hoch, dass ein kommerzieller Betrieb eines Tages möglich sein wird.
Trotzdem steht auch in Ihrem Papier, dass ein erstes Kraftwerk bis 2045 oder 2050 errichtet werden könnte. Wie kommt man zu dieser Einschätzung, wenn nicht mal klar ist, ob das theoretische Konzept praktisch anwendbar ist?
Das sind Annäherungen. Was solchen Zahlen zugrunde liegt, sind möglichst detaillierte Roadmaps. Man skizziert die verschiedenen Schritte bis hin zu einem Demonstrator oder auch weiter bis zu einem ersten wirtschaftlich arbeitenden Kraftwerk. Und wenn man bei jedem Schritt optimistisch ist, dann gelangt man zu diesen 20 bis 25 Jahren. Meine Einschätzung wäre, dass es sich dann immer noch eher um einen Demonstrator handelt. Wenn man in 25 Jahren ein erstes wirtschaftlich betriebenes Kraftwerk bauen will, müsste der Demonstrator in zehn Jahren fertig sein. Die politischen Entscheidungen und die Finanzierung sind ja wie bei anderen derartigen Großprojekten auch mit einzuberechnen.
Solche Roadmaps oder Zeitangaben dienen also eher, sich ambitionierte Ziele zu setzen als realistisch zu planen?
Ja, die Kräfte zu bündeln und Prozesse zu parallelisieren ist für die Forschung wichtig. Und ich glaube, dass die Experimente an der National Ignition Facility in Livermore schon ein echter Durchbruch waren. Man kann damit nachweisen, dass das, was bislang auf der Sonne beobachtet wird, grundsätzlich auch auf der Erde machbar ist. Aber das in einen technisch nutzbaren Prozess zu übertragen ist unglaublich anspruchsvoll und hochkomplex. Deshalb braucht es einen großen Kraftakt und eine breite internationale Zusammenarbeit. Dann sind die Chancen für einen Erfolg auf alle Fälle deutlich größer.
Physikalisch gesehen, sind die wichtigsten Erfolgskriterien der Fusionsforschung, dass die Fusionsreaktion zündet und sich energetisch selbst erhält. Man spricht vom Lawson-Kriterium und davon, dass am Ende mehr Energie herauskommt, als man hineingesteckt hat. Hat die Laserfusion mit dem NIF-Experiment die Nase vorn?
Das kann man meines Erachtens so nicht sagen, es ist in beiden Fällen noch ein weiter Weg. Tatsächlich sind die beiden Verfahren nur schwer miteinander vergleichbar. Der Erfolg der Laserfusion war in dieser Hinsicht eher symbolisch und vermutlich einfacher zu bewerkstelligen, weil es sich bei dem “Reaktor”, also dem Ort der eigentlichen Fusionsreaktion, nur um ein paar Millimeter großes Target handelt. Da sind die Gelingensbedingungen einfacher. Bei der Magnetfusion wird schon vom Prinzip her in größeren Dimensionen gedacht und gearbeitet. Wenn es dort gelingt das Plasma zu zünden, ist man schon einen Schritt näher an der Skalierung.
Sie haben sich auch den internationalen Vergleich angeschaut. Wie ist die deutsche Forschung und wie sind die deutschen Start-ups im Wettbewerb positioniert?
Mit Blick auf die Wissenschaft ist die deutsche Forschung im Bereich der Magnetfusion gut positioniert, wenn nicht sogar führend, und sie wird schon lange institutionell gefördert. Bei der Laserfusion ist Deutschland bei einzelnen Komponenten gut aufgestellt, zum Beispiel was die Lasertechnik betrifft, die auch in den USA zum Einsatz kommt oder auch im Bereich der Festkörperphysik. Die Targets, die in Livermore zum Einsatz kamen, waren eine Entwicklung einer Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik. Auch mit Blick auf die Materialforschung im Bereich der First Wall hat Deutschland Stärken. Die Startbedingungen sind also bei beiden Konzepten nicht schlecht.
Sie schreiben in ihrem Impulspapier, dass die Fusionsenergie zu spät kommt, um mit ihrer Hilfe die deutschen und europäischen Klimaziele bis 2045 bzw. 2050 zu erreichen. Wie groß ist die Gefahr, dass Gelder in die Fusion fließen, die eigentlich in die vorhandenen Erneuerbaren fließen sollten?
Das ist eine Frage der Priorisierung, die durch die Politik entschieden werden muss. Aus unserer Sicht ist es aber essenziell, dass die Forschungsmittel für alle Technologien, die wir zur Umsetzung der Energiewende und die Erreichung der Klimaziele benötigen, ohne Abstriche weiter zur Verfügung stehen – unabhängig von der stärkeren Förderung der Fusionsforschung, die sicher ebenso notwendig ist, wenn diese Technologie eine Chance bekommen soll. Tatsächlich sind die Mittel für die Energieforschung im Jahr 2024 zurückgegangen, was wir für kritisch halten – sowohl für den Fortgang der Energiewende als auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Dies hatte aus meiner Sicht allerdings vor allem mit dem Urteil zu den KTF-Mitteln zu tun und nicht mit der Förderung der Fusionsforschung.
Das BMBF hat bis 2028 eine Milliarde Euro für die Fusionsforschung versprochen. Auch wenn da die bestehende institutionelle Förderung schon enthalten ist: Sollte man die Fusion in diesem Maße fördern?
Angesichts des grundsätzlichen Potenzials und der Perspektiven, die die Fusion mittel bis langfristig hat, macht es Sinn diese Technologie zu verfolgen. Wir erwarten global bis zur Mitte des Jahrhunderts in etwa eine Verdreifachung des Stromverbrauchs, bei tendenziell gleichbleibendem Bedarf an Primärenergie. Das liegt insbesondere an der starken Elektrifizierung, die zum Beispiel im Bereich Verkehr und Wärme zu erwarten ist. Da könnte die Fusion ab 2050 helfen. Zugleich dürfen wir jedoch auf keinen Fall im Bemühen nachlassen, die Klimaziele zu erreichen – und dafür müssen wir auf die Technologien setzen, die uns heute zur Verfügung stehen.
Könnten die Fusionskraftwerke in einen klimaneutralen Energiemix hineinpassen?
Fusionskraftwerke werden notwendigerweise Grundlastkraftwerke sein. Sie werden vor allem Capex-Kosten verursachen. Das heißt der Bau eines Kraftwerks wird mit sehr hohen Kosten verbunden sein. Das bedeutet, dass ein Unternehmen sie dann möglichst rund um die Uhr Volllast laufen lassen möchte, damit sich die Investitionen amortisieren. In einer neuen Studie haben wir sehr detaillierte Rechnungen für Europa durchgeführt und die Frage gestellt, ob solche grundlastfähigen Kraftwerke auch in ein zukünftig hochdynamisiertes und flexibilisiertes Energiesystem passen. Und die Antwort ist “ja”, denn es werden langfristig große Strommengen gebraucht, um Wasserstoff und Wasserstoff-Derivate herzustellen, zum Beispiel für die chemische Industrie, für den Luftverkehr, die Seeschifffahrt und auch für flexible Stromerzeugung im Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien. Die Voraussetzung ist aber, dass solche Kraftwerke den Strom auch wettbewerbsfähig herstellen.
Was wäre die Alternative im Bereich der Grundlast?
Wie gesagt: Beim heutigen Umbau der Energieversorgung mit einer starken Dominanz von Wind und Sonne benötigen wir weniger Grundlastkraftwerke als vielmehr hochdynamische, regelbare Kraftwerke, die dann zur Verfügung stehen, wenn erneuerbare Energien und Kurzzeitspeicher nicht ausreichend Strom liefern. Die Frage der genannten Studie war, ob in ein solchermaßen umgebautes System auch Grundlastkraftwerke passen würden. Was andere grundlastfähige Kraftwerkstypen betrifft ist einerseits die Kernkraft zu nennen. Szenarien gehen allerdings davon aus, dass Kernkraft bestenfalls etwa zehn oder 15 Prozent der globalen Stromproduktion ausmachen kann – inklusive aller damit verbundenen Risiken. Ansonsten gibt es im Wesentlichen die Möglichkeit fossile Kraftwerke weiter zu betreiben und mit CO2-Abscheidung und Endlagerung auszurüsten. Aber das wird vermutlich nicht kostengünstiger sein als der erneuerbare Pfad. Und was die Nutzung tiefer Geothermie zum Betrieb von thermischen Kraftwerken betrifft, ist heute nicht absehbar, dass dies in der Breite zur Verfügung stehen wird.
Wozu würden Sie also forschungs- und energiepolitisch dieser und den nächsten Bundesregierungen raten?
Mein Plädoyer ist, dass wir neben einer stärkeren Forschungsförderung im Bereich der Fusion sowohl in der Forschung als auch in der Umsetzung der Energiewende dem eingeschlagenen Pfad mit einer starken Rolle der Erneuerbaren Energien folgen, den wir grundsätzlich kennen und gut beschreiben können. Beim Einsatz der Forschungsmittel ist dabei aus meiner Sicht ganz entscheidend, dass wir die Materialfragen und Materialprobleme lösen, die ich hier für die größte Herausforderung halte. Denn wenn wir global auf Erneuerbare Energien setzen, brauchen wir dafür sehr viele Ressourcen wie Metalle und Mineralien und müssen deshalb mittelfristig zu möglichst geschlossenen Wertschöpfungskreisläufen gelangen.
Hans-Martin Henning ist Vorsitzender des Expertenrats für Klimafragen (ERK) und der Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Er ist einer der Co-Autoren des Akademien-Papiers “Kernfusion als Baustein einer klimaneutralen Energieversorgung? Chancen, Herausforderungen, Zeithorizonte”, das in der vergangenen Woche von Leopoldina, Acatech und der Akademienunion veröffentlicht wurde.
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Im Entwurf des Wirtschaftsplans für den Klima- und Transformationsfonds (KTF) 2025, der Table.Briefings vorliegt, sind 118 Millionen Euro Förderung für die Batterieforschung im BMBF veranschlagt. Gegenüber den 135 Millionen im laufenden Jahr bedeutet das eine Kürzung von knapp 13 Prozent. Nimmt man die 156 Millionen Euro, die jeweils in den Jahren zuvor für den Forschungsbereich zur Verfügung standen, sind es rund 24 Prozent Kürzung. Bei weiterhin hohen Kostensteigerungen bedeutet das harte Einschnitte für die Batterieforscher.
Insbesondere bei den sogenannten Batteriekompetenzclustern drohen Einsparungen. Insider berichten, dass das BMBF hier konsolidieren möchte. Vornehmlich im sehr anwendungsorientierten Bereich und bei kostenintensiven Clustern wird die Förderung infrage gestellt. Das BMBF sieht anscheinend an diesen Stellen das BMWK und auch die Industrie stärker in der Pflicht.
Offenbar will man also nicht über alle Cluster hinweg sparen, sondern eher punktuell Cluster ganz schließen. Das deckt sich mit Berichten aus der Community, dass es bei der Verlängerung von Clustern schon seit einigen Monaten stockt.
Bei den Batterieforschenden selbst werden die neuen Zahlen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits wurden nach den Diskussionen um den Haushalt 2024 teils noch härtere Einschnitte befürchtet. Andererseits stellen einige Akteure – auch angesichts des aktuellen Impulspapiers des BMBF zur Technologieoffenheit – die Prioritätensetzung des Ministeriums infrage. Statt Geld in die Erforschung von E-Fuels oder in die Kernfusion zu stecken, sollte man doch eher die Batterieforschung nach vorne stellen. Schließlich trage diese jetzt zur Energiewende und zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei – und nicht erst in 20 oder 30 Jahren. mw
Rund 650 Millionen Euro Globale Minderausgabe (GMA) stehen bereits im Einzelplan 30, dem Budget des BMBF für 2025. Nun könnte mit der Einigung der Ampel vom vergangenen Freitag nochmal soviel obendrauf kommen. Jedenfalls, wenn das BMBF sich entsprechend seines Anteils am Gesamthaushalt an der Bodensatz-GMA von jetzt geplant rund 12 Milliarden Euro beteiligen muss. Damit kann sich das BMBF-Budget, das am Anfang wie ein Erfolg von Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger aussah, noch in einen Sparhaushalt verwandeln.
Haushälter verweisen darauf, dass diese Bodensatz-GMA nicht vorab auf die Ministerien verteilt wird. Demnach könne es Ende des Jahres 2025 sein, dass das BMBF nicht zur Erwirtschaftung der Bodensatz-GMA beitragen müsse.
Allerdings sind die Budgets in anderen Ministerien oft weniger flexibel als das des BMBF mit seinem hohen Anteil an Fördergeschäft. In der Forschungsförderung gibt es tatsächlich häufiger nicht verausgabte Mittel in Förderprojekten, die dann an die Bundeskasse zurückfließen. Darüber hinaus sind Förderprojekte auch leichter zu verschieben oder zu streichen, als zum Beispiel Ansprüche auf Bürgergeld.
Wenn es also auch nach den Haushaltsverhandlungen im Parlament bei der Bodensatz-GMA von 12 Milliarden Euro bliebe, müsste Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger sich auf eine sehr hohe GMA einstellen, die eine Milliarde Euro überschreiten könnte. Ob diese Summe tatsächlich über klassische Minderausgaben im Fördergeschäft erwirtschaftet werden könnte, ist fraglich.
Der FDP-Forschungspolitiker Stefan Seiter betont: “Es wäre schlecht, in Krisenzeiten die haushaltspolitische Axt am BMBF, dem Zukunftsressort schlechthin, anzusetzen, liegt die Innovationskraft unserer Volkswirtschaft doch in seiner Zuständigkeit. Die haushaltpolitischen Prioritäten sollten sich weg von konsumtiven, hin zu investiven Ausgaben entwickeln. Zugunsten konsumtiver Ausgaben droht das haushaltspolitische Korsett des BMBF nun enger zu werden. Das von den Sparmaßnahmen betroffene BMBF sollte zur Deckung der GMA auf seine haushaltspolitische Flexibilität, wie nicht abgeflossene Mittel, zurückgreifen. Mehrheitsfähige Sparvorschläge werden wir im parlamentarischen Verfahren verhandeln müssen.” mw
Die beiden Münchener Universitäten LMU und TUM sowie die Universität Heidelberg sind die drei bestplatzierten deutschen Einrichtungen im diesjährigen Academic Ranking of World Universities. Sie belegen in der auch Shanghai-Ranking genannten Liste die Plätze 43, 47 und 50.
Mit der Universität Bonn auf Platz 61 findet sich nur eine weitere deutsche Einrichtung unter den Top 100. Damit haben sich wie im Vorjahr vier deutsche Universitäten in diesem Spitzenfeld platziert, in dem seit 22 Jahren die US-amerikanische Harvard University den ersten Platz belegt und insgesamt 38 aus den USA sind.
“Die Ergebnisse sind aus Perspektive der deutschen Hochschulen durchaus sehr erfreulich, weil ihre Stärken im diesjährigen Ranking sichtbarer werden und ihre Platzierungen damit höher ausfallen”, sagt Sarah Spiegel, Leiterin des Serviceprojekts Internationale Hochschulrankings der Hochschulrektorenkonferenz.
Unter den 50 besten Unis des Shanghai-Rankings finden sich neben den drei deutschen Unis fünf weitere aus der EU. Bemerkenswert ist das Vorrücken der Universität Paris-Saclay um drei Positionen auf Platz 12. Verbessert haben sich auch die Universitäten Paris Sciences et Lettres (Platz 33) und Sorbonne (41). Die Universität Kopenhagen kommt auf Platz 32, das schwedische Karolinska-Institut auf Platz 43.
Aus Europa konnte sich in den Top 50 außerdem die ETH Zürich (21) platzieren. Exzellent sind weiterhin britische Einrichtungen mit fünf unter den besten 50: Cambridge (4), Oxford (6), University College London (16), Imperial College London (25) und Edinburgh (40).
In den Top 100 finden sich acht britische Unis. China hat insgesamt 14 Unis in den Top 100. Beste asiatische Institutionen sind die Tsinghua University und Peking University auf den Plätzen 22 und 24.
Deutsche Universitäten sind seit einigen Jahren um besseres Abschneiden bei den internationalen Rankings bemüht. Im international ebenfalls viel beachteten QS Ranking hatte es in diesem Jahr Verbesserungen gegeben. Die diesjährigen Ergebnisse des dritten bedeutsamen Rankings THE werden im Oktober veröffentlicht. abg
Antje Bruns ist neue Generalsekretärin der ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft. Sie leitet damit die Geschäftsstelle des europaweit agierenden Netzwerks von Fachleuten mit raumbezogener Wissenschafts-Praxis-Expertise. Die Geografin hatte vor ihrem Wechsel die Professur “Nachhaltige Entwicklung und Governance” an der Universität Trier inne.
Florence-Nathalie Sentuc ist neue technisch-wissenschaftliche Geschäftsführerin der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH. Sie war zuletzt als Leiterin der Abteilung “Stilllegung und Zwischenlagerung” tätig und ist eine von zwei sogenannten “INES-Officers” der GRS, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Einstufung von Ereignissen nach der International Nuclear and Radiological Event Scale (INES) überprüfen.
Nemat “Minouche” Shafik, Präsidentin der New Yorker Columbia University, ist nach anhaltender Kritik an ihrem Umgang mit propalästinensischen Demonstrationen auf dem Campus mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Shafik wurde vorgeworfen, den Protesten zu viel Freiraum zu geben und nicht ausreichend gegen Antisemitismus auf dem Campus vorzugehen. Übergangsweise hat Katrina Armstrong das Amt übernommen.
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Gesichts-Emojis sind eine feine Sache. Damit lässt sich in Mails und Chats schnell mal ein Lächeln, Grummeln oder Zwinkern übermitteln. Ihre Bedeutung ist eigentlich im Universal Character Encoding (Unicode) festgelegt. In der Praxis können sie aber ganz anders verwendet und interpretiert werden.
Das leicht lächelnde Gesicht 🙂 zum Beispiel finden die einen freundlich, die anderen hingegen passiv-aggressiv. Aufpassen sollte man auch bei der Wahl negativer Emojis 🤬. Sie wirken emotional intensiver als positive Emojis. Das könnte damit zusammenhängen, dass positive Emojis häufiger gebraucht werden und sich abnutzen. Und das ist jetzt keine Plauderei aus dem Nähkästchen, sondern knallharte Wissenschaft 🧐, frisch veröffentlicht im Fachmagazin Behaviour Research Methods.
Ein Team um Tatjana Scheffler, Linguistin an der Ruhr-Universität Bochum, und Ivan Nenchev von der Charité Universitätsmedizin Berlin hat sich ausführlich mit “affektiven, semantischen und deskriptiven Normen” von Gesichts-Emojis befasst. In einer Online-Befragung wurden 153 Versuchspersonen 107 Gesichts-Emojis vorgelegt. Gefragt wurde unter anderem, wie bekannt ihnen das jeweilige Emoji war und als wie klar sie seine Bedeutung empfanden.
Außerdem hat das Team einen Datensatz von mehr als 280 Millionen deutschsprachigen Twitternachrichten aus dem Jahr 2022 analysiert. Dabei zeigte sich: Das am häufigsten genutzte Emoji ist das Tränen lachende Gesicht 😂, gefolgt vom lachenden Gesicht 🤣 und dem Zwinkersmiley 😉. Am seltensten benutzt wurde das entsetzte Gesicht 😦. Ein erfreuliches Ergebnis 🥳! Anne Brüning
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Deutlich wird das zum Beispiel im heute bekannt gewordenen Entwurf des Wirtschaftsplans für den Klima- und Transformationsfonds (KTF). 2025 sind 118 Millionen Euro für die Batterieforschung im BMBF vorgesehen. Das bedeutet eine Kürzung von rund 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Angesichts der Herausforderungen der Energiewende warnen nun auch die Batterieforscher vor einer falschen Prioritätensetzung. Forschung an E-Fuels und an der Kernfusion würde gefördert, während bei der Batterieforschung gekürzt wird. Wen es besonders hart trifft, hat mein Kollege Markus Weisskopf recherchiert.
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Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre,
Eigentlich hat die Unionsfraktion – namentlich die Abgeordneten Thomas Jarzombek und Stephan Albani – den Vorsitzenden des Forschungsausschusses Kai Gehring lediglich dazu aufgefordert, sich nochmals für die Übermittlung relevanter Akten einzusetzen. Dafür solle Gehring in einem Umlaufverfahren einen Beschluss der Obleute herbeiführen, forderten die beiden in einem Schreiben, das Table.Briefings vorliegt.
In dem Umlaufbeschluss wird ermittelt, ob sich der Ausschussvorsitzende “an das BMBF wenden und um die Zustellung der vollständigen aktuellen Aktenlage zu den in der Kritik stehenden Vorgängen aus dem BMBF und deren Übermittlung an die Fraktionen bis spätestens zum 2. September 2024 bitten” solle.
Doch Gehring geht einen Schritt weiter. Angesichts der Kritik an der Rückmeldung der Ministerin unter anderem von DHV-Präsident Lambert Koch, fragt der Grünen-Politiker die Obleute ebenfalls, ob die ehemalige Staatssekretärin Sabine Döring und der Leiter der Abteilung 4, Jochen Zachgo, eingeladen werden sollten.
In seinem Schreiben, das Table.Briefings ebenfalls vorliegt, verweist Gehring zwar auf ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das besage, dass Ausschüsse lediglich die Anwesenheit eines Mitgliedes der Bundesregierung verlangen können. Allerdings empfindet er es wohl als seine Pflicht als Vorsitzender, dem von der Union bereits zuvor geäußerten Wunsch nachzukommen.
Als dritten Punkt, über den im Umlaufbeschluss entschieden wird, benennt der Ausschussvorsitzende die Gestaltung des Gesprächs mit der Ministerin am 10. September. Die Obleute sollen entscheiden, ob die Fragen der Fraktionen und Gruppen gesammelt beantwortet werden sollen oder ob jeder Fraktion/Gruppe ein vierminütiges Frage-Antwort-Kontingent eingeräumt wird. Die Beantwortung der Fragen im Block hatte bei der letzten Befragung Stark-Watzingers im Forschungsausschuss für Unmut vor allem in der Unionsfraktion gesorgt.
Bis Dienstschluss am heutigen Dienstag sollen die Antworten auf Gehrings Fragen übermittelt werden. Man darf gespannt sein, wie sich die Ampel in diesem Fall verhält. Die Frage wird sein, ob Laura Kraft (Grüne) und Oliver Kaczmarek (SPD) als Obleute ihrer Fraktionen, vermutlich gegen den Willen der FDP, für eine Einladung Dörings und Zachgos und für eine Freigabe der Akten stimmen. Selbst eine Enthaltung würde wohl insgesamt für eine Zustimmung ausreichen. Will man also den Koalitionsfrieden erhalten oder für eine rückhaltlose Aufklärung stehen?
Thomas Jarzombek, forschungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, fordert SPD und Grüne jedenfalls zur Zustimmung auf: “Aus den Fraktionen von SPD und Grüne hören wir immer wieder, dass auch ihnen die lückenlose Aufklärung der Fördermittel-Affäre wichtig sei. Nun wird sich zeigen, ob das mehr als nur Lippenbekenntnisse sind. Der Vertrauensverlust in der Wissenschaftscommunity ist immens und viele Augen richten sich jetzt auf die Politiker der Grünen und der SPD, ob sie sich mit der Ministerin in ihrer strittigen Haltung gemein machen wollen. Ohne die ehemalige Staatssekretärin Prof. Dr. Döring anzuhören, wird es keine Aufklärung geben.”
Ob Zachgo zur Sondersitzung kommen darf, entscheidet letztlich das Ministerium. Die aktuelle Antwort der Ministerin spricht dagegen. Döring hingegen kann als Privatperson selbst entscheiden, ob sie teilnimmt. Sprechen dürfte sie nach aktuellem Stand hingegen lediglich zu bereits öffentlich bekannten Punkten. Denn: Die Ministerin will die ehemalige Staatssekretärin nicht von ihrer Verschwiegenheitspflicht entbinden. Döring führe schließlich “ein noch nicht abgeschlossenes verwaltungsgerichtliches Verfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland”, bei dem das BMBF “Verfahrensbeteiligte ist”.
Doch dies sei kein Grund, Döring nicht von der Verschwiegenheitspflicht zu entbinden, sagte der Rechtswissenschaftler Klaus Ferdinand Gärditz der FAZ. Die “prozessuale Streitbefangenheit” sei kein materieller Versagungsgrund nach Paragraf 67 Absatz 3 Satz 3 Bundesbeamtengesetz.
Gut möglich ist, dass das Verwaltungsgericht Minden der Ministerin sowieso zuvorkommt. Dort wird über den Eilantrag von Sabine Döring befunden, sich zur Fördermittelaffäre äußern zu dürfen. Die Entscheidung könnte bereits Anfang September fallen.
Herr Henning, im Impulspapier der Akademien zur Kernfusion schreiben Sie und ihre Kollegen, dass Fusionsforschung weitestgehend Grundlagenforschung ist. Das hörte sich bei Fusionsforschern, Politikern und Start-ups schon ganz anders an. Kann es da zwei Meinungen geben?
Das liegt vermutlich auch an der unterschiedlichen Einschätzung des Experiments am Lawrence Livermore Laboratory vor rund zwei Jahren. Es war ein wissenschaftlicher Durchbruch, dass dort erstmals per Laserbeschuss ein Plasma gezündet werden konnte und mehr Energie frei wurde, als in die Fusionsreaktion hineingesteckt wurde. Allerdings liegt die für den Laserbetrieb benötigte Brutto-Energie etwa um den Faktor 100 höher. Da ist also noch viel Grundlagen-nahe Forschung beim elementaren Prozess nötig – unabhängig von allen Fragen, die dann bis zu einem Kraftwerksbetrieb zu klären sind.
Das bedeutet aber auch, dass die Frage, ob Fusionsenergie jemals erfolgreich im industriellen und kommerziellen Maßstab produziert werden kann, noch nicht abschließend beantwortet ist?
Zu dieser Einschätzung sind wir gelangt: Es kann bislang niemand die Gewähr geben, dass man ein Kraftwerk bauen kann, weder technisch und noch weniger wirtschaftlich. Allerdings ist die Zuversicht unter Fachleuten nach den jüngsten Erfolgen hoch, dass ein kommerzieller Betrieb eines Tages möglich sein wird.
Trotzdem steht auch in Ihrem Papier, dass ein erstes Kraftwerk bis 2045 oder 2050 errichtet werden könnte. Wie kommt man zu dieser Einschätzung, wenn nicht mal klar ist, ob das theoretische Konzept praktisch anwendbar ist?
Das sind Annäherungen. Was solchen Zahlen zugrunde liegt, sind möglichst detaillierte Roadmaps. Man skizziert die verschiedenen Schritte bis hin zu einem Demonstrator oder auch weiter bis zu einem ersten wirtschaftlich arbeitenden Kraftwerk. Und wenn man bei jedem Schritt optimistisch ist, dann gelangt man zu diesen 20 bis 25 Jahren. Meine Einschätzung wäre, dass es sich dann immer noch eher um einen Demonstrator handelt. Wenn man in 25 Jahren ein erstes wirtschaftlich betriebenes Kraftwerk bauen will, müsste der Demonstrator in zehn Jahren fertig sein. Die politischen Entscheidungen und die Finanzierung sind ja wie bei anderen derartigen Großprojekten auch mit einzuberechnen.
Solche Roadmaps oder Zeitangaben dienen also eher, sich ambitionierte Ziele zu setzen als realistisch zu planen?
Ja, die Kräfte zu bündeln und Prozesse zu parallelisieren ist für die Forschung wichtig. Und ich glaube, dass die Experimente an der National Ignition Facility in Livermore schon ein echter Durchbruch waren. Man kann damit nachweisen, dass das, was bislang auf der Sonne beobachtet wird, grundsätzlich auch auf der Erde machbar ist. Aber das in einen technisch nutzbaren Prozess zu übertragen ist unglaublich anspruchsvoll und hochkomplex. Deshalb braucht es einen großen Kraftakt und eine breite internationale Zusammenarbeit. Dann sind die Chancen für einen Erfolg auf alle Fälle deutlich größer.
Physikalisch gesehen, sind die wichtigsten Erfolgskriterien der Fusionsforschung, dass die Fusionsreaktion zündet und sich energetisch selbst erhält. Man spricht vom Lawson-Kriterium und davon, dass am Ende mehr Energie herauskommt, als man hineingesteckt hat. Hat die Laserfusion mit dem NIF-Experiment die Nase vorn?
Das kann man meines Erachtens so nicht sagen, es ist in beiden Fällen noch ein weiter Weg. Tatsächlich sind die beiden Verfahren nur schwer miteinander vergleichbar. Der Erfolg der Laserfusion war in dieser Hinsicht eher symbolisch und vermutlich einfacher zu bewerkstelligen, weil es sich bei dem “Reaktor”, also dem Ort der eigentlichen Fusionsreaktion, nur um ein paar Millimeter großes Target handelt. Da sind die Gelingensbedingungen einfacher. Bei der Magnetfusion wird schon vom Prinzip her in größeren Dimensionen gedacht und gearbeitet. Wenn es dort gelingt das Plasma zu zünden, ist man schon einen Schritt näher an der Skalierung.
Sie haben sich auch den internationalen Vergleich angeschaut. Wie ist die deutsche Forschung und wie sind die deutschen Start-ups im Wettbewerb positioniert?
Mit Blick auf die Wissenschaft ist die deutsche Forschung im Bereich der Magnetfusion gut positioniert, wenn nicht sogar führend, und sie wird schon lange institutionell gefördert. Bei der Laserfusion ist Deutschland bei einzelnen Komponenten gut aufgestellt, zum Beispiel was die Lasertechnik betrifft, die auch in den USA zum Einsatz kommt oder auch im Bereich der Festkörperphysik. Die Targets, die in Livermore zum Einsatz kamen, waren eine Entwicklung einer Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik. Auch mit Blick auf die Materialforschung im Bereich der First Wall hat Deutschland Stärken. Die Startbedingungen sind also bei beiden Konzepten nicht schlecht.
Sie schreiben in ihrem Impulspapier, dass die Fusionsenergie zu spät kommt, um mit ihrer Hilfe die deutschen und europäischen Klimaziele bis 2045 bzw. 2050 zu erreichen. Wie groß ist die Gefahr, dass Gelder in die Fusion fließen, die eigentlich in die vorhandenen Erneuerbaren fließen sollten?
Das ist eine Frage der Priorisierung, die durch die Politik entschieden werden muss. Aus unserer Sicht ist es aber essenziell, dass die Forschungsmittel für alle Technologien, die wir zur Umsetzung der Energiewende und die Erreichung der Klimaziele benötigen, ohne Abstriche weiter zur Verfügung stehen – unabhängig von der stärkeren Förderung der Fusionsforschung, die sicher ebenso notwendig ist, wenn diese Technologie eine Chance bekommen soll. Tatsächlich sind die Mittel für die Energieforschung im Jahr 2024 zurückgegangen, was wir für kritisch halten – sowohl für den Fortgang der Energiewende als auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Dies hatte aus meiner Sicht allerdings vor allem mit dem Urteil zu den KTF-Mitteln zu tun und nicht mit der Förderung der Fusionsforschung.
Das BMBF hat bis 2028 eine Milliarde Euro für die Fusionsforschung versprochen. Auch wenn da die bestehende institutionelle Förderung schon enthalten ist: Sollte man die Fusion in diesem Maße fördern?
Angesichts des grundsätzlichen Potenzials und der Perspektiven, die die Fusion mittel bis langfristig hat, macht es Sinn diese Technologie zu verfolgen. Wir erwarten global bis zur Mitte des Jahrhunderts in etwa eine Verdreifachung des Stromverbrauchs, bei tendenziell gleichbleibendem Bedarf an Primärenergie. Das liegt insbesondere an der starken Elektrifizierung, die zum Beispiel im Bereich Verkehr und Wärme zu erwarten ist. Da könnte die Fusion ab 2050 helfen. Zugleich dürfen wir jedoch auf keinen Fall im Bemühen nachlassen, die Klimaziele zu erreichen – und dafür müssen wir auf die Technologien setzen, die uns heute zur Verfügung stehen.
Könnten die Fusionskraftwerke in einen klimaneutralen Energiemix hineinpassen?
Fusionskraftwerke werden notwendigerweise Grundlastkraftwerke sein. Sie werden vor allem Capex-Kosten verursachen. Das heißt der Bau eines Kraftwerks wird mit sehr hohen Kosten verbunden sein. Das bedeutet, dass ein Unternehmen sie dann möglichst rund um die Uhr Volllast laufen lassen möchte, damit sich die Investitionen amortisieren. In einer neuen Studie haben wir sehr detaillierte Rechnungen für Europa durchgeführt und die Frage gestellt, ob solche grundlastfähigen Kraftwerke auch in ein zukünftig hochdynamisiertes und flexibilisiertes Energiesystem passen. Und die Antwort ist “ja”, denn es werden langfristig große Strommengen gebraucht, um Wasserstoff und Wasserstoff-Derivate herzustellen, zum Beispiel für die chemische Industrie, für den Luftverkehr, die Seeschifffahrt und auch für flexible Stromerzeugung im Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien. Die Voraussetzung ist aber, dass solche Kraftwerke den Strom auch wettbewerbsfähig herstellen.
Was wäre die Alternative im Bereich der Grundlast?
Wie gesagt: Beim heutigen Umbau der Energieversorgung mit einer starken Dominanz von Wind und Sonne benötigen wir weniger Grundlastkraftwerke als vielmehr hochdynamische, regelbare Kraftwerke, die dann zur Verfügung stehen, wenn erneuerbare Energien und Kurzzeitspeicher nicht ausreichend Strom liefern. Die Frage der genannten Studie war, ob in ein solchermaßen umgebautes System auch Grundlastkraftwerke passen würden. Was andere grundlastfähige Kraftwerkstypen betrifft ist einerseits die Kernkraft zu nennen. Szenarien gehen allerdings davon aus, dass Kernkraft bestenfalls etwa zehn oder 15 Prozent der globalen Stromproduktion ausmachen kann – inklusive aller damit verbundenen Risiken. Ansonsten gibt es im Wesentlichen die Möglichkeit fossile Kraftwerke weiter zu betreiben und mit CO2-Abscheidung und Endlagerung auszurüsten. Aber das wird vermutlich nicht kostengünstiger sein als der erneuerbare Pfad. Und was die Nutzung tiefer Geothermie zum Betrieb von thermischen Kraftwerken betrifft, ist heute nicht absehbar, dass dies in der Breite zur Verfügung stehen wird.
Wozu würden Sie also forschungs- und energiepolitisch dieser und den nächsten Bundesregierungen raten?
Mein Plädoyer ist, dass wir neben einer stärkeren Forschungsförderung im Bereich der Fusion sowohl in der Forschung als auch in der Umsetzung der Energiewende dem eingeschlagenen Pfad mit einer starken Rolle der Erneuerbaren Energien folgen, den wir grundsätzlich kennen und gut beschreiben können. Beim Einsatz der Forschungsmittel ist dabei aus meiner Sicht ganz entscheidend, dass wir die Materialfragen und Materialprobleme lösen, die ich hier für die größte Herausforderung halte. Denn wenn wir global auf Erneuerbare Energien setzen, brauchen wir dafür sehr viele Ressourcen wie Metalle und Mineralien und müssen deshalb mittelfristig zu möglichst geschlossenen Wertschöpfungskreisläufen gelangen.
Hans-Martin Henning ist Vorsitzender des Expertenrats für Klimafragen (ERK) und der Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Er ist einer der Co-Autoren des Akademien-Papiers “Kernfusion als Baustein einer klimaneutralen Energieversorgung? Chancen, Herausforderungen, Zeithorizonte”, das in der vergangenen Woche von Leopoldina, Acatech und der Akademienunion veröffentlicht wurde.
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Im Entwurf des Wirtschaftsplans für den Klima- und Transformationsfonds (KTF) 2025, der Table.Briefings vorliegt, sind 118 Millionen Euro Förderung für die Batterieforschung im BMBF veranschlagt. Gegenüber den 135 Millionen im laufenden Jahr bedeutet das eine Kürzung von knapp 13 Prozent. Nimmt man die 156 Millionen Euro, die jeweils in den Jahren zuvor für den Forschungsbereich zur Verfügung standen, sind es rund 24 Prozent Kürzung. Bei weiterhin hohen Kostensteigerungen bedeutet das harte Einschnitte für die Batterieforscher.
Insbesondere bei den sogenannten Batteriekompetenzclustern drohen Einsparungen. Insider berichten, dass das BMBF hier konsolidieren möchte. Vornehmlich im sehr anwendungsorientierten Bereich und bei kostenintensiven Clustern wird die Förderung infrage gestellt. Das BMBF sieht anscheinend an diesen Stellen das BMWK und auch die Industrie stärker in der Pflicht.
Offenbar will man also nicht über alle Cluster hinweg sparen, sondern eher punktuell Cluster ganz schließen. Das deckt sich mit Berichten aus der Community, dass es bei der Verlängerung von Clustern schon seit einigen Monaten stockt.
Bei den Batterieforschenden selbst werden die neuen Zahlen mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits wurden nach den Diskussionen um den Haushalt 2024 teils noch härtere Einschnitte befürchtet. Andererseits stellen einige Akteure – auch angesichts des aktuellen Impulspapiers des BMBF zur Technologieoffenheit – die Prioritätensetzung des Ministeriums infrage. Statt Geld in die Erforschung von E-Fuels oder in die Kernfusion zu stecken, sollte man doch eher die Batterieforschung nach vorne stellen. Schließlich trage diese jetzt zur Energiewende und zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei – und nicht erst in 20 oder 30 Jahren. mw
Rund 650 Millionen Euro Globale Minderausgabe (GMA) stehen bereits im Einzelplan 30, dem Budget des BMBF für 2025. Nun könnte mit der Einigung der Ampel vom vergangenen Freitag nochmal soviel obendrauf kommen. Jedenfalls, wenn das BMBF sich entsprechend seines Anteils am Gesamthaushalt an der Bodensatz-GMA von jetzt geplant rund 12 Milliarden Euro beteiligen muss. Damit kann sich das BMBF-Budget, das am Anfang wie ein Erfolg von Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger aussah, noch in einen Sparhaushalt verwandeln.
Haushälter verweisen darauf, dass diese Bodensatz-GMA nicht vorab auf die Ministerien verteilt wird. Demnach könne es Ende des Jahres 2025 sein, dass das BMBF nicht zur Erwirtschaftung der Bodensatz-GMA beitragen müsse.
Allerdings sind die Budgets in anderen Ministerien oft weniger flexibel als das des BMBF mit seinem hohen Anteil an Fördergeschäft. In der Forschungsförderung gibt es tatsächlich häufiger nicht verausgabte Mittel in Förderprojekten, die dann an die Bundeskasse zurückfließen. Darüber hinaus sind Förderprojekte auch leichter zu verschieben oder zu streichen, als zum Beispiel Ansprüche auf Bürgergeld.
Wenn es also auch nach den Haushaltsverhandlungen im Parlament bei der Bodensatz-GMA von 12 Milliarden Euro bliebe, müsste Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger sich auf eine sehr hohe GMA einstellen, die eine Milliarde Euro überschreiten könnte. Ob diese Summe tatsächlich über klassische Minderausgaben im Fördergeschäft erwirtschaftet werden könnte, ist fraglich.
Der FDP-Forschungspolitiker Stefan Seiter betont: “Es wäre schlecht, in Krisenzeiten die haushaltspolitische Axt am BMBF, dem Zukunftsressort schlechthin, anzusetzen, liegt die Innovationskraft unserer Volkswirtschaft doch in seiner Zuständigkeit. Die haushaltpolitischen Prioritäten sollten sich weg von konsumtiven, hin zu investiven Ausgaben entwickeln. Zugunsten konsumtiver Ausgaben droht das haushaltspolitische Korsett des BMBF nun enger zu werden. Das von den Sparmaßnahmen betroffene BMBF sollte zur Deckung der GMA auf seine haushaltspolitische Flexibilität, wie nicht abgeflossene Mittel, zurückgreifen. Mehrheitsfähige Sparvorschläge werden wir im parlamentarischen Verfahren verhandeln müssen.” mw
Die beiden Münchener Universitäten LMU und TUM sowie die Universität Heidelberg sind die drei bestplatzierten deutschen Einrichtungen im diesjährigen Academic Ranking of World Universities. Sie belegen in der auch Shanghai-Ranking genannten Liste die Plätze 43, 47 und 50.
Mit der Universität Bonn auf Platz 61 findet sich nur eine weitere deutsche Einrichtung unter den Top 100. Damit haben sich wie im Vorjahr vier deutsche Universitäten in diesem Spitzenfeld platziert, in dem seit 22 Jahren die US-amerikanische Harvard University den ersten Platz belegt und insgesamt 38 aus den USA sind.
“Die Ergebnisse sind aus Perspektive der deutschen Hochschulen durchaus sehr erfreulich, weil ihre Stärken im diesjährigen Ranking sichtbarer werden und ihre Platzierungen damit höher ausfallen”, sagt Sarah Spiegel, Leiterin des Serviceprojekts Internationale Hochschulrankings der Hochschulrektorenkonferenz.
Unter den 50 besten Unis des Shanghai-Rankings finden sich neben den drei deutschen Unis fünf weitere aus der EU. Bemerkenswert ist das Vorrücken der Universität Paris-Saclay um drei Positionen auf Platz 12. Verbessert haben sich auch die Universitäten Paris Sciences et Lettres (Platz 33) und Sorbonne (41). Die Universität Kopenhagen kommt auf Platz 32, das schwedische Karolinska-Institut auf Platz 43.
Aus Europa konnte sich in den Top 50 außerdem die ETH Zürich (21) platzieren. Exzellent sind weiterhin britische Einrichtungen mit fünf unter den besten 50: Cambridge (4), Oxford (6), University College London (16), Imperial College London (25) und Edinburgh (40).
In den Top 100 finden sich acht britische Unis. China hat insgesamt 14 Unis in den Top 100. Beste asiatische Institutionen sind die Tsinghua University und Peking University auf den Plätzen 22 und 24.
Deutsche Universitäten sind seit einigen Jahren um besseres Abschneiden bei den internationalen Rankings bemüht. Im international ebenfalls viel beachteten QS Ranking hatte es in diesem Jahr Verbesserungen gegeben. Die diesjährigen Ergebnisse des dritten bedeutsamen Rankings THE werden im Oktober veröffentlicht. abg
Antje Bruns ist neue Generalsekretärin der ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft. Sie leitet damit die Geschäftsstelle des europaweit agierenden Netzwerks von Fachleuten mit raumbezogener Wissenschafts-Praxis-Expertise. Die Geografin hatte vor ihrem Wechsel die Professur “Nachhaltige Entwicklung und Governance” an der Universität Trier inne.
Florence-Nathalie Sentuc ist neue technisch-wissenschaftliche Geschäftsführerin der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH. Sie war zuletzt als Leiterin der Abteilung “Stilllegung und Zwischenlagerung” tätig und ist eine von zwei sogenannten “INES-Officers” der GRS, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Einstufung von Ereignissen nach der International Nuclear and Radiological Event Scale (INES) überprüfen.
Nemat “Minouche” Shafik, Präsidentin der New Yorker Columbia University, ist nach anhaltender Kritik an ihrem Umgang mit propalästinensischen Demonstrationen auf dem Campus mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Shafik wurde vorgeworfen, den Protesten zu viel Freiraum zu geben und nicht ausreichend gegen Antisemitismus auf dem Campus vorzugehen. Übergangsweise hat Katrina Armstrong das Amt übernommen.
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Bildung.Table. Landtagswahlen: Was die Parteien in Thüringen bildungspolitisch fordern. Die Landtagswahl am 1. September könnte die Thüringer Bildungspolitik entscheidend verändern. Mit Blick auf Schulformen, Inklusion, Leistungsbewertung, Lehrermangel, Digitalisierung, frühkindliche und berufliche Bildung gibt es viele unterschiedliche Forderungen, aber auch Schnittmengen. Mehr
Bildung.Table. Hochschulen: Warum die Studierendenzahlen sinken. Die Studierendenzahlen in Deutschland sinken deutlich. Gründe dafür könnten die Einführung des 49-Euro-Tickets und der Fachkräftemangel sein. Am stärksten gingen die Zahlen in NRW zurück; einen deutlichen Anstieg verzeichnete lediglich Thüringen. Mehr
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Gesichts-Emojis sind eine feine Sache. Damit lässt sich in Mails und Chats schnell mal ein Lächeln, Grummeln oder Zwinkern übermitteln. Ihre Bedeutung ist eigentlich im Universal Character Encoding (Unicode) festgelegt. In der Praxis können sie aber ganz anders verwendet und interpretiert werden.
Das leicht lächelnde Gesicht 🙂 zum Beispiel finden die einen freundlich, die anderen hingegen passiv-aggressiv. Aufpassen sollte man auch bei der Wahl negativer Emojis 🤬. Sie wirken emotional intensiver als positive Emojis. Das könnte damit zusammenhängen, dass positive Emojis häufiger gebraucht werden und sich abnutzen. Und das ist jetzt keine Plauderei aus dem Nähkästchen, sondern knallharte Wissenschaft 🧐, frisch veröffentlicht im Fachmagazin Behaviour Research Methods.
Ein Team um Tatjana Scheffler, Linguistin an der Ruhr-Universität Bochum, und Ivan Nenchev von der Charité Universitätsmedizin Berlin hat sich ausführlich mit “affektiven, semantischen und deskriptiven Normen” von Gesichts-Emojis befasst. In einer Online-Befragung wurden 153 Versuchspersonen 107 Gesichts-Emojis vorgelegt. Gefragt wurde unter anderem, wie bekannt ihnen das jeweilige Emoji war und als wie klar sie seine Bedeutung empfanden.
Außerdem hat das Team einen Datensatz von mehr als 280 Millionen deutschsprachigen Twitternachrichten aus dem Jahr 2022 analysiert. Dabei zeigte sich: Das am häufigsten genutzte Emoji ist das Tränen lachende Gesicht 😂, gefolgt vom lachenden Gesicht 🤣 und dem Zwinkersmiley 😉. Am seltensten benutzt wurde das entsetzte Gesicht 😦. Ein erfreuliches Ergebnis 🥳! Anne Brüning