Table.Briefing: Research

Chinapolitik für Forschende + Standpunkt: Nachholbedarf bei Spitzenforschung + KI für komplexe Klimamodelle

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ende der vergangenen Woche hat die Bundesregierung die Chinastrategie veröffentlicht. Das Dokument definiert ein neues Verhältnis zwischen Deutschland und China – auch für den Bereich Wissenschaft und Forschung. Wie die praktische Umsetzung aussehen soll, verrät das Papier allerdings nicht. Wir haben darüber berichtet. Zum Start in die neue Woche wollten wir von den Forschungspolitikern der Ampel und vom BMBF wissen: Welche konkreten Instrumente und Maßnahmen sind geplant, damit es nicht bei reiner Symbolpolitik bleibt? Die Antworten lesen Sie in unserer heutigen Ausgabe.

Die Table.Media-Serie “Der Globale Wettlauf um Künstliche Intelligenz” wird Sie über den Sommer begleiten. Wir befragen aus diesem Anlass KI-Forscherinnen und -Forscher zu ihrer Sicht auf die revolutionäre Technologie. Den Auftakt in der heutigen Ausgabe macht unsere Autorin Elena Matera, die mit dem Klima-Informatiker Peer Nowack vom KIT gesprochen hat. Nowack denkt, dass die Menschheit mithilfe von KI Dinge erreichen kann, die ohne das Instrument zeitlich gar nicht möglich wären – zum Beispiel im Bereich der Klimaforschung.

Ob KI den Ampelparteien dabei helfen kann, eine Einigung bei der Novellierung des WissZeitVG herbeizuführen, darf als äußerst fraglich gelten. Zumindest für die parlamentarische Sommerpause ist das ausgeschlossen. Am Philosophie-Institut der HU Berlin will man nicht mehr warten und hat nun kurzerhand selbst mehr Dauerstellen geschaffen. Personalmittel für wissenschaftliche Mitarbeitende (WiMi) werden dazu nicht mehr als Ausstattung einzelner Professuren behandelt, sondern ähnlich wie im angelsächsischen Department-Modell gemeinsam bewirtschaftet. Anne Brüning hat die Details zu dem Referenzprojekt.

Ich wünsche Ihnen eine erhellende Lektüre!

Ihr
Tim Gabel
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Analyse

Chinastrategie: Wege aus der Symbolpolitik

Im Hinblick auf konkrete Maßnahmen für die wissenschaftliche Zusammenarbeit und Kooperationen von Forschungsinstitutionen, Hochschulen und forschenden Unternehmen bleibt die Chinastrategie der Bundesregierung wenig ergiebig. Das könnte laut Experten daran liegen, dass die Umsetzung nichts kosten darf: “Vor allem hapert es an der Handlungsfähigkeit zur Umsetzung. Es werden zu wenig Ressourcen dafür bereitgestellt. Wie bei der nationalen Sicherheitsstrategie war die Vorbedingung: Die Strategien dürfen keine neuen Anforderungen an den Haushalt stellen”, sagt der Direktor des China-Forschungsinstituts Merics, Mikko Huotari im Interview.

Table.Media hat beim BMBF und Forschungspolitikern der Bundesregierung nachgefragt, welche Angebote und Initiativen sich aus dem Papier für den Forschungssektor ableiten lassen und was nun unternommen wird, um dem neuen Verhältnis zu China gerecht zu werden. Welche konkreten Maßnahmen stecken etwa hinter der nebulösen Ankündigung, dass “ein besseres gegenseitiges Verständnis der jeweiligen Förderstrukturen und Prozesse” angestrebt wird?

Austauschworkshops zu den Innovationsstrategien der Länder

Das Bundesforschungsministerium verweist bei dieser Frage auf die regelmäßigen Sitzungen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ-Sitzungen). Dort würden sich das BMBF und das chinesische Ministry of Science and Technology (MOST) auch über Strukturen und Prozesse der Wissenschaftsförderung in den jeweiligen Ländern austauschen. In den Regierungskonsultationen im Juni habe man zudem Austauschworkshops vereinbart, in denen, “unter anderem zu den Inhalten und zugrundeliegenden Prozessen der Innovationsstrategien beider Länder gesprochen werde”, sagte eine BMBF-Sprecherin.

Nach der letzten WTZ-Sitzung im Jahr 2021 hat die Bundesregierung ohnehin turnusmäßig zum Austausch eingeladen. Was an dem Austauschformat also neu ist und zu welchen Erkenntnissen es konkret führen soll, darauf geht das BMBF nicht ein. Eine vertiefte China-Kompetenz, die sich das BMBF “durch diese und andere Maßnahmen” erhofft und die auch Experten fordern, wird dadurch wohl nur punktuell erreicht.

Der Vorsitzende des Forschungsausschusses, Kai Gehring (Grüne), kann sich darüber hinaus einen Ausbau und eine Verstetigung des Mercator Institute for China Studies (Merics) vorstellen: “Der Bedarf an Beratung in deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist hoch. Ein zentrales China-Kompetenzzentrum, das zu allen wissenschaftspolitischen China-Fragen berät, ist sinnvoll – ergänzend zum bisherigen fachlichen Support im BMBF”, sagte Gehring. Wegen der zu erwartenden Nachfrage und Komplexität der Fragestellungen sei ausreichend Expertise in Wissenschaftsfragen sicherzustellen.

Förderregularien sollen angepasst, der Dialog gestärkt werden

Mit Blick auf die Kooperationen von deutschen Hochschulen und Forschungsinstitutionen mit chinesischen Partnern war seit Beginn dieses Jahres die Notwendigkeit zur stärkeren Sensibilisierung sichtbar geworden. Nicht zuletzt der Bericht des Sicherheitsexperten Jeffrey Stoff zeigte auf, dass deutsche Forschungsinstitutionen und -unternehmen zu naiv im Umgang mit chinesischen Einrichtungen sind, die auch einen militärischen Hintergrund haben.

Konkrete Angebote für Forschende fehlen in der Strategie. Die Bundesforschungsministerin wird in ihrer Reaktion zur Chinastrategie nur bedingt konkreter: “Die Bundesregierung wird ihre Förderregularien entsprechend anpassen und den Dialog mit der Wissenschaft und den Hochschulen sowie deren weitere Sensibilisierung stärken”, teilte Bettina Stark-Watzinger mit. Welche neuen Anforderungen an Zuwendungsempfänger in den Regularien stehen, dazu macht das BMBF vorerst keine genaueren Angaben. Ansonsten verweist das BMBF auf bereits bestehende Maßnahmen wie die Website zur China-Orientierung, das internationale Büro, die juristische Erstberatung und einen Leitfaden für relevante Gesetze.

DAAD: Zentrale Rolle bei der Dokumention von Kooperationen?

Die China-Strategie biete gemeinsam mit der Internationalen Sicherheitsstrategie und der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation eine gute Grundlage für die Wissenschaft im Umgang mit China, sagt SPD-Forschungspolitiker Ruppert Stüwe. Jetzt komme es darauf an, sie zu operationalisieren. “Ich würde mir eine differenziertere Beurteilung jeder einzelnen Forschungskooperation wünschen und keine Symbolpolitik in diesem Feld”, sagte Stüwe Table.Media auf die Frage, wie er den rauen Ton aus dem BMBF gegenüber China bewerte. “Wir müssen klar benennen können, welchen Nutzen und welche Auswirkungen Forschungskooperationen mit China für uns haben und eine Nutzen-Risiko-Abwägung machen.”

Einen konkreten Vorschlag hat Stüwe für bessere Transparenz und die Übersichtlichkeit von Kooperationen: “Ich kann mir vorstellen, dass der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hier mit seinem Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) gestärkt werden könnte, um eine zentrale Rolle auch in der Dokumentation solcher Kooperationen mit China zu spielen.” Schon zu Beginn des Jahres war in der Community kontrovers diskutiert worden, ob ein Zentralregister deutsch-chinesischer Forschungskooperationen eine bessere Kontrolle von Forschungsaktivitäten gewährleisten könnte oder vor allem chinesische Forschende gefährden würde.

Gehring: Nachrichtendienste einbinden, strengere Visavergabe

Auch die stärkere Einbindung der Nachrichtendienste sei im Interesse gelingender Forschungkooperationen, weil diese “zu sensiblen Bereichen wichtige Hinweise geben können”, sagte Grünen-Politiker Kai Gehring. Wie diese Einbindung institutionell aussehen soll, ließ er dabei offen. Man müsse verhindern, “dass der chinesische Überwachungsapparat seine Arme bis an deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen ausstreckt”. Deshalb sei neben einer funktionierenden Willkommensinfrastruktur – die chinesische Studierende unterstützt, sich von staatlicher Kontrolle zu emanzipieren und in Deutschland freie Wissenschaft zu praktizieren – auch höhere Achtsamkeit bei der Visavergabe sinnvoll.

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Liebe Beschäftigte in Bundesministerien und obersten Bundesbehörden, Ihre Vorgesetzten (von denen viele China.Table Professional Briefing lesen) fordern in der neuen China-Strategie: “Die China-Kompetenz in der Bundesregierung muss gestärkt werden”. Wir laden Sie ein, so gut informiert zu sein wie Ihre Vorgesetzten. Lernen Sie China.Table Professional Briefing jetzt auch kennen: Zum kostenlosen Test

Klima-Informatiker Peer Nowack: “Wir sollten KI vor allem als Chance begreifen”

Peer Nowack ist Professor am KIT.

Herr Nowack, was erforschen Sie im Zusammenhang mit der KI?

Ich forsche in Bezug auf KI in verschiedenen Bereichen, in erster Linie im Bereich der Klimawissenschaft. Also: Wie können wir künstliche Intelligenz bzw. Maschinelles Lernen nutzen, um Klimawandel-Vorhersagen zu verbessern? Dafür kombinieren wir Methoden des Maschinellen Lernens, numerische Erdsystemmodelle und Erdbeobachtungen, wie zum Beispiel Satellitendaten, auf neue Art und Weise. Wir studieren in der Regel sehr komplexe Systeme, die rein analytisch nicht mehr lösbar sind. Daher ist es wichtig, dass wir aus den bereits vorhandenen Daten Beziehungen herleiten, die uns bei der Verbesserung von Modellen helfen oder um Beobachtungen und Modellierungen zusammenzubringen. Indem wir KI einsetzen, können wir also neue Erkenntnisse gewinnen und Unsicherheiten in Vorhersagen erheblich reduzieren.

Was sind für Sie die größten Chancen von KI?

Es gibt da sicherlich einige. Eine große Chance ist, dass die KI unseren Alltag einfacher gestalten und viele Aufgaben übernehmen oder zumindest beschleunigen könnte, wie wir bereits heute in Andeutungen bei Chat-GPT sehen, zum Beispiel das Schreiben. Die KI könnte viele der moderneren Arbeiten übernehmen und uns dabei unterstützen. Sie kann uns aber auch helfen, komplexe Systeme zu verstehen – wie im Bereich der Klimawissenschaft – und mit neuen Ideen und Ansätzen zu arbeiten. KI eröffnet uns darüber hinaus ganz neue Möglichkeiten, bestehende Forschungsgebiete neu anzugehen. Ich habe die große Hoffnung, dass KI auch in meinem Lehrstuhl am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ein neues und wichtiges Standbein der Forschung sein wird. Es ist natürlich kein Automatismus, dass sich nur durch den Einsatz von KI die Forschung verbessert. Es geht vielmehr darum, wie man Theorie und diese datengetriebenen Algorithmen als neue Grundsäulen miteinander verbinden kann. Da kalibriert sich gerade das Feld. Wir lernen, wie wir dieses Tool nutzen können, um die Forschung voranzubringen. Das ist ein ganz eigener wissenschaftlicher Prozess, der wahrscheinlich noch mal eine Dekade braucht, bis er vollkommen etabliert ist.

KI wird in Zukunft alle Lebensbereiche durchdringen

Betrachten Sie KI als eine Revolution oder nur als weiteres Werkzeug?

Ich denke, es ist beides. KI wird ein sehr wichtiges neues Werkzeug sein, das revolutionär wirken kann. Das Internet war in gewisser Weise auch eine Revolution und wir nutzen es heute alle als Werkzeug. Unser Arbeitsalltag würde sehr anders aussehen, hätten wir kein Internet. Genauso wird meiner Meinung nach KI von uns in Zukunft überall genutzt werden, weil es uns effizienter macht. Und ja, ich denke, KI wird in Zukunft den Großteil unserer Lebensbereiche durchdringen.

Welche negativen Auswirkungen künstlicher Intelligenz sind zu befürchten?

KI bietet große Chancen, aber natürlich besteht auch die Gefahr, dass sie falsch genutzt werden könnte. Ein konkretes Beispiel ist die Universitätslehre. Wenn man einen Aufsatz schreibt und dabei KI nutzt, stellt sich die Frage: Wo hört KI auf und wo fängt der eigene Beitrag an? Wie unterscheiden wir noch, was die menschliche Leistung ist und was die KI geschrieben hat? Ich mache mir da schon Gedanken, wie man den Einsatz von KI regulieren und detektieren könnte. Studierende und Promovierende haben mich bereits gefragt, ob sie für den ersten Entwurf einer Arbeit KI nutzen dürfen. Ich glaube, es gibt dafür noch keine allgemein gute Antwort. Einerseits macht es Sinn, etwas zu nutzen, was die Arbeit effizienter macht. Man sollte es daher nicht komplett unterbinden, da KI uns ja auch weiterhilft und am Ende des Tages auch Teil des Arbeitsalltags wird. Aber natürlich müssen wir uns darauf einigen, wo wir die Grenzen setzen, in welcher Form KI angewendet werden sollte, wie wir unser System anpassen müssen und wie wir die menschliche Leistung in Zukunft im Bereich der Lehre bewerten.

KI wird nicht alle Berufe abschaffen und ersetzen

Wo denken Sie, wird KI in 10 oder 20 Jahren selbstverständlich sein?

Ich denke, wenn man einen Zugang zu diesen KI-Tools hat, wird es fast ein Muss sein, diese zu nutzen – ähnlich wie beim Internet. Allerdings wird nicht jeder sehr gut mit den Tools umgehen können. Ich bin mir aber sicher, dass es in Zukunft verbreitet sein wird, dass die Menschen eine grobe Vorstellung davon haben, wie KI funktioniert. Also: Wie kann ich KI effektiv für Aufgaben nutzen, etwa im Alltag oder in Berufen, für die ich keinen Informatikabschluss haben muss? Ich weiß, dass viele auch mit Angst die Entwicklung der KI betrachten. Ich denke allerdings nicht, dass KI alle Berufe abschaffen und ersetzen wird. Es wird eher für existierende Berufe ein fundamental wichtiges Werkzeug sein, damit diese kompetitiv sein können. Wir sollten KI daher vor allem als Chance begreifen. Sie kann uns effizienter machen, uns neue Möglichkeiten eröffnen und uns helfen, Dinge zu erreichen, die uns selbst ohne das Tool wahrscheinlich auch zeitlich nicht möglich gewesen wären.

Zur Person: Peer Nowack ist seit März 2023 Inhaber des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenz in den Bereichen Klima- und Umweltwissenschaften am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seine Gruppe beschäftigt sich mit einer Vielzahl datenwissenschaftlicher Fragestellungen im Bereich Klimawissenschaft und Atmosphärenchemie. Zuletzt hatte Nowack eine Stelle als Lecturer in Atmospheric Chemistry and Data Science an der University of East Anglia, die er nach der Leitung einer Nachwuchsforschungsgruppe am Imperial College London im Jahr 2020 übernahm.

Die Texte der Table.Media-Serie “Der globale Wettlauf um Künstliche Intelligenz” finden Sie hier.

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Termine

18. Juli 2023, Amerikahaus München, Karolinenplatz 3, 80333 München
Diskussion acatech am Dienstag: Rettung oder Risiko? Geoengineering und der Kampf gegen den Klimawandel Mehr

20. Juli, 12:30 Uhr, Online
Lunchtalk Vorstellung von ScicommSupport – der Anlaufstelle für Wissenschaftler bei Angriffen im Rahmen der Wissenschaftskommunikation Mehr

6.-8. September 2023, Magdeburg
Jahrestagung des Bundesverbands Hochschulkommunikation Wissenschaft, Kommunikation, Politik: Wie neutral dürfen wir noch sein? Mehr

11.-13. September 2023, Osnabrück
18. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung Das Zusammenspiel von Hochschulforschung und Hochschulentwicklung: Empirie, Transfer und Wirkungen Mehr

News

Industrieforschung kritisiert Haushaltsplan 2024

Zentrale Akteure der Industrieforschung in Deutschland kritisieren den Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2024. Grund dafür sind gesunkene Etats bei einschlägigen Forschungsförderprogrammen, die besonders der Industrie und dem Mittelstand zugutekommen. So erhalten die Programme “Industrielle Gemeinschaftsforschung” und “INNO-KOM” nach den Haushaltsplänen der Ampel für 2024 eine gemeinsame Finanzierung in Höhe von 249,11 Millionen Euro. Das sind 7,8 Prozent weniger als die 270 Millionen Euro, die im aktuellen Haushaltsjahr eingeplant sind.

Auch für das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) sind knapp über zehn Prozent weniger Mittel eingeplant. Während das Budegt für 2023 noch 700 Millionen Euro beträgt, ist im vorläufigen Haushaltsgesetz für das nächste Jahr eine Summe von 629,6 Millionen Euro festgeschrieben.

“Schuldenbremse nicht zur Innovationsbremse machen”

“Innovationen sichern zahlreichen deutschen Unternehmen Weltmarkt- und Transformationsfähigkeit. Gerade auch das Forschungsengagement von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) muss in Zeiten des aktuellen Transformationsdrucks dringend intensiver unterstützt statt ausgebremst werden”, sagte dazu der Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), Michael Bruno Klein.

Bei allem Verständnis für das Einhalten der Schuldenbremse dürfe diese nicht zur Innovationsbremse werden, sagte Martin Bastian, Präsident der Zuse-Gemeinschaft. Die zurückliegenden Jahre hätten bereits gezeigt, dass die innovations- und transferorientierte Industrieforschung chronisch unterfinanziert sei. Die stark gesunkene Innovatorenquote im deutschen Mittelstand unterstreiche das eindrucksvoll. “Mit den geplanten Kürzungen werden desaströs falsche Signale gesetzt und die Innovationsfreude der KMU regelrecht erdrosselt.”

Die Zuse-Gemeinschaft sieht für INNO-KOM und IGF einen Bedarf von wenigstens 350 Millionen Euro und für ZIM von mindestens 800 Millionen Euro. Aufgrund der gestiegenen Energiekosten und der hohen Inflation hält die Industrieforschungsgemeinschaft ein weiteres Plus von wenigstens 22 Prozent für erforderlich, um Mehrkosten in Instituten und Forschungseinrichtungen zu kompensieren. tg

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Deutsch-britische Kooperationen im Bereich der Grundlagenforschung werden verstärkt

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die UK Research and Innovation (UKRI) verstärken nach dem Brexit die Kooperationen im Bereich der Grundlagenforschung. Am vergangenen Freitag unterzeichnete DFG-Präsidentin Katja Becker in London ein entsprechendes Memorandum of Understanding mit der britischen Partnerorganisation UKRI. Angesichts der aktuell stattfindenden schwierigen Verhandlungen zur Assoziierung des Vereinigten Königreichs an das laufende Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe der Europäischen Union sei dies ein wichtiges Signal, teilte die DFG mit.

“Die Vereinbarung zwischen DFG und UKRI unterstreicht unser gemeinsames Engagement und großes Interesse, die bilateralen Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland in Wissenschaft und Forschung auf höchstem Niveau auszubauen”, sagte Becker. “Wir hoffen, dass wir somit die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und optimale Zusammenarbeit schaffen und Forscherinnen und Forscher aus beiden Ländern befähigen, neue bilaterale Kontakte zu knüpfen und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.”

Gemeinsame Anträge

UKRI-Geschäftsführerin, Dame Ottoline Leyser, betonte, dass die Vereinbarung allen britischen Research Councils offen steht, die im Dachverband UKRI zusammengeschlossen sind. Sie werde eine engere Zusammenarbeit über alle Disziplinen hinweg ermöglichen und sei eine hervorragende Nachricht für Forscherinnen und Forscher in beiden Ländern.

UKRI ist seit 2017 die Dachorganisation der sieben Research Councils in UK, die gemeinsam über ein Fördervolumen von jährlich 8 Milliarden Pfund verfügen. Das Abkommen erleichtert den Abschluss einzelner Förderabkommen und dient als Rahmen für fachliche Initiativen. Auf seiner Grundlage können bilaterale Projekte in gemeinsamen Anträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland eingereicht und in abgestimmten Lead-Agency-Verfahren von den Wissenschaftsorganisationen begutachtet und gefördert werden.

Erste Ausschreibung zum Mikrobiom

Die Themen der Ausschreibungen und die Ausgestaltung der Abkommen mit der DFG erfolgt durch die einzelnen fachspezifischen Research Councils. Schon bald soll eine erste Ausschreibung im Bereich “Integrative Microbiome” zwischen DFG und dem Biotechnology and Biological Sciences Research Council veröffentlicht werden. Weitere Abkommen, etwa in der Medizin und der Physik, seien in Vorbereitung. red

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Philosophie-Institut der HU Berlin baut für mehr Dauerstellen Personalstruktur um

Durch eine Reform des Umgangs mit Personalmitteln will das Institut für Philosophie der Humboldt-Universität (HU) Berlin mehr Dauerstellen im Mittelbau sowie zusätzliche Tenure-Track-Professuren schaffen. Über diese Reform der Personalstruktur informierte der stellvertretende Geschäftsführende Direktor des Instituts, Tobias Rosefeldt, via Twitter. Die Resonanz auf seinen am vergangenen Donnerstag verfassten Twitter-Thread, sei “unglaublich positiv”, berichtet er auf Anfrage von Table.Media.

Referenzprojekt für andere Institute

Er habe nicht nur zahlreiche Anfragen von Medien, sondern auch von anderen Instituten, die die Initiative der HU-Philosophie als Signal betrachten, selbst aktiv zu werden und sich über das Referenzprojekt freuen. Nachdem der Rat des Instituts die Reform einstimmig beschlossen habe und auch das HU-Präsidium das Vorhaben begrüßt, sei nun noch die Zustimmung der universitären Gremien erforderlich, sagt Rosefeldt.

Das ist die Reform-Idee:

  • Personalmittel für wissenschaftliche Mitarbeitende (WiMi) werden nicht mehr als Ausstattung einzelner Professuren behandelt, sondern ähnlich wie im angelsächsischen Department-Modell gemeinsam bewirtschaftet. “Von den elf entsprechend ausgestatteten Professuren unseres Instituts stellen in einem ersten Schritt sieben ihre WiMi-Stellen dem Institut zur Verfügung”, sagt Rosefeldt. Er betont, dass es dabei nicht um Umwidmung von Promotionsstellen gehe, sondern um Umstrukturierung im Postdoc-Bereich.
  • Mit den freiwerdenden Mitteln sollen drei neue Dauerstellen im Mittelbau geschaffen sowie zwei zusätzliche Tenure-Track-Professuren eingerichtet werden. “Darüber hinaus ist es so möglich, eine lange benötigte EDV-Stelle zu realisieren und neue Tutorinnen und Tutoren einzustellen”, sagt Rosefeldt.
  • Als weitere Vorteile nennt er Flexibilität, Finanzierungslücken zu überbrücken, um Juniorprofessuren mit einem Tenure Track zu versehen, die ihn noch nicht haben. Insgesamt sei geplant, schrittweise vorzugehen, so dass auch künftige akademische Generationen von den neuen Stellen profitieren.
  • Nachteile für die Professur bestünden nur für diejenigen, die sich von wissenschaftlichen Mitarbeitern persönlich zuarbeiten lassen. Rosefeldt: “Am Institut sind wir uns aber einig, dass wir Leute nach der Promotion lieber als gleichberechtigte Kolleg:innen behandeln möchten.”

Sabine Döring, bis zu ihrer Berufung als Staatssekretärin im BMBF selbst Inhaberin eines Lehrstuhls für Philosophie an der Universität Tübingen, beglückwünschte die ehemaligen Fachkollegen via Twitter. “Das ist insofern zu begrüßen, als dadurch aktiv unbefristete Mittelbau- und TT-Stellen geschaffen werden, die spätestens nach 4 Jahren übernommen werden können”, schrieb sie.

Die HRK begrüßt derartige Vorstöße

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) äußert sich ebenfalls positiv zu dem Vorhaben an der HU: “Im Sinne guter Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft sind solche Vorstöße aus Sicht der Rektorate und Präsidien zu begrüßen”, teilte ein Sprecher mit. Ähnliche Vereinbarungen würden bereits an anderen Hochschulen auf Ebene von Fakultäten und Departments getroffen. “Die konkrete Ausgestaltung ist dabei abhängig von den Erfordernissen und Traditionen der beteiligten Disziplinen sowie von der Größe und den Aufgaben der jeweiligen Abteilung.”

Auch Rosefeldt ist der Meinung, dass es von der Institutsgröße abhängt, ob eine gemeinsame Bewirtschaftung von Mitteln möglich ist und was genau diese bedeutet. Das Modell sieht er nicht als Blaupause für alle anderen Universitäts-Institute, hält es aber durchaus auch in anderen Fächern für anwendbar, auch in manchen naturwissenschaftlichen Bereichen. abg

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Standpunkt

“Deutschlands Schwäche liegt nicht im Transfer, sondern in der Finanzierung der Forschung”

Von Torben Schubert und Rainer Frietsch
Die Wirtschaftswissenschaftler Torben Schubert (li.) und Rainer Frietsch forschen am Competence Center Innovations- und Wissensökonomie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe.

Die deutsche Wissenschaftspolitik hat sich in zunehmendem Maße dem Exzellenzdiskurs verschrieben. Das vermutlich auch international sichtbarste Zeichen dafür sind die Exzellenzinitiative und ihr Nachfolgeprogramm, die Exzellenzstrategie. Zeitgleich hat Deutschland bei unterschiedlichen technologischen Entwicklungen den Anschluss verloren, wie zum Beispiel das Ranking des Innovationsindikators 2023 deutlich zeigt.

Als eine Erklärung für wahrgenommene gegenläufige Trends bei der wissenschaftlichen Forschung und der Umsetzung in technologischen Fortschritt wird gerne das sogenannte European Paradox herangezogen. Demzufolge krankt Europa daran, dass es zwar Spitzenforschung betreibt, aber diese nicht in Technologien und innovative Produkte umsetzt. Aber gilt diese Hypothese überhaupt? Unser Standpunkt ist: Gerade für Deutschland ist das European Paradox nicht plausibel. Einschlägige Indikatoren zeigen, dass das deutsche Wissenschaftssystem zwar über Stärken verfügt. In der akademischen Spitzenforschung liegen diese aber nicht.

Das finanzielle Volumen der Exzellenzstrategie ist zu klein

Misst man Quantität und Qualität des wissenschaftlichen Outputs beispielsweise durch Publikationsintensität (pro 1.000 Einwohner) und die Exzellenzrate (Anteil an den 10 Prozent top-zitierten Publikationen), dann erreicht Deutschland bei beiden Indikatoren international leicht überdurchschnittliche, aber keine Spitzenwerte (2,1 Publikationen pro 1.000 Einwohner und eine Exzellenzrate von 15 Prozent). Großbritannien erreicht Werte von 3,1 und 19 Prozent, die Schweiz 5,7 und 20 Prozent, ähnlich wie Dänemark (5,2 und 21 Prozent).

An diesem ernüchternden Ergebnis haben auch die Exzellenzinitiatitive und ihr Nachfolgeprogramm, die Exzellenzstrategie, wenig ändern können – obwohl es deren explizites Ziel war, die deutsche universitäre Forschungslandschaft auf ein internationales Spitzenniveau zu heben. Grund dafür ist auch, dass das finanzielle Volumen dieser Programme nicht ansatzweise groß genug ist (oder war), um die finanzielle Lücke zwischen den deutschen Universitäten und ihren Wettbewerbern, insbesondere aus dem amerikanischen Raum, zu schließen.

Deutsche Forschung kann international keine Spitzenplätze realisieren

Ein Blick auf die Budgets des KIT und des MIT verdeutlicht dies. So hatte das MIT 2022 ein Jahresbudget von 4,26 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro). Das KIT verfügte trotz in etwa doppelter Studierendenzahl nur über ein Budget von 1,12 Milliarden Euro. Für die gesamte Exzellenzstrategie stellen Bund und Länder derzeitig etwa 539 Millionen Euro zur Verfügung, die sich auf bis zu 70 Exzellenzcluster verteilen. Um allein die finanzielle Lücke zwischen MIT und KIT zu schließen, wären also sechs Exzellenzstrategien notwendig. Selbst das moderatere Ziel einer “Systemexzellenz” in der Breite der deutschen Hochschullandschaft scheint insofern in Frage gestellt.

Mit Blick auf das europäische Paradoxon kann festgehalten werden, dass diese Hypothese im Fall Deutschlands bereits daran krankt, dass eine etwaige Ursache für Schwächen in der Technologieentwicklung nicht daran liegen, dass Spitzenforschung nicht ausreichend umgesetzt würde. Vielmehr ist die Forschung selbst im internationalen Bereich nicht so aufgestellt, dass Spitzenplätze realisiert werden könnten.

Hinzu kommt, dass abweichend von der Hypothese des europäischen Paradoxons, die Schwächen Deutschlands gerade nicht im Transfer liegen, wie einschlägige Indikatoren verdeutlichen. Insbesondere in Bezug auf die Finanzierungsanteile universitärer FuE seitens der Unternehmen als zentralem Maß der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Wirtschaft kommt Deutschland auf Spitzenwerte (2019: 13,6 Prozent). Einen höheren Wert erreicht nur Korea mit 14,3 Prozent. Die Schweiz kommt immerhin auf 10,4 Prozent, während Dänemark nur 2,4 Prozent erreicht.

Der Beitrag zum Patentaufkommen ist beachtlich

Ferner tragen die deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu sieben bis acht Prozent zum Patentaufkommen in Deutschland bei. Das ist ein Wert über dem in den USA. Auch bei IP-basierten Spin-Offs muss sich das deutsche System nicht verstecken. Das KIT beispielsweise erreicht bei der Anzahl der jährlichen Gründungen pro 1.000 Mitarbeitende ein Niveau von knapp 1, was es noch vor der ETH in Zürich platziert.

Eine Vielzahl an Programmen, die den Wissens- und Technologietransfer befördern, finden sich sowohl auf der Bundes- wie auch der Länderebene. Etwa das Programm “Forschungscampus”, das eine langfristige Zusammenarbeit im Bereich von grundlagenorientierter Forschung zwischen Hochschulen und Unternehmen unterstützt. Es ist ein positives Beispiel dafür, wie Wissens- und Technologietransfer-Politik bereits seit mehr als 20 Jahren in Deutschland sinnvoll und zielorientiert ausgerichtet ist, nämlich an Zusammenarbeit der relevanten Akteure möglichst in allen Phasen des Innovationsprozesses.

Kein schnelles Aufholen zu erwarten

Was bleibt nun aber von der Behauptung des europäischen Paradoxons übrig? Kern des Problems stellt sicher weniger der Transfer an sich dar, sondern bereits die Forschung. Hinzu kommt, dass Deutschland nicht zu den Technologieführern in jenen Bereichen gehört, die aktuell das weltweite Wirtschaftswachstum bestimmen (Digitalisierung, Plattformen, Batterien, …). Will man das aber erreichen, dann sind nicht nur marktseitige Maßnahmen (Standortpolitik), sondern auch massive Forschungsinvestitionen in diesen Bereichen notwendig – eine “echte” Exzellenzinitiative, die die Exzellenz nicht nur im Namen trägt, sondern diese auch mit angemessenen Budgets untermauert beispielsweise.

Es gibt zwar bereits deutsche und europäische Ansätze, das zu tun, etwa Schwerpunktsetzungen im Rahmenprogramm. Die finanzielle Ausstattung der Wissenschaftssysteme in den USA oder auch in China lassen diese Investitionen allerdings verblassen. Und die Verteilungslogik in Deutschland, und auch in Europa, lässt kein schnelles Aufholen – Leap-Frogging – erwarten, denn “Leuchttürme” sind weiterhin kaum sichtbar und werden mit der gängigen Praxis wohl auch Wunschdenken bleiben.

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Personalien

Daniel Buschek, Professor für Mobile Intelligent User Interfaces an der Universität Bayreuth, wurde in das Google Research Scholar Program aufgenommen. Für sein Projekt zu der Frage, wie Künstliche Intelligenz die gemeinsame Arbeit mehrerer Teammitglieder an digitalen Textdokumenten unterstützen kann, erhält er 60.000 US-Dollar.

Claas Cordes wird ab Januar 2024 neuer Kanzler der Universität Marburg. Er wechselt aus Berlin, wo er seit 2014 Kanzler der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) ist.

Bettina Klingbeil, Ministerialrätin im BMBF, und Anne Lauber-Rönsberg, Professorin an der TU Dresden, wurden von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz als neue Mitglieder in den Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) berufen. Der RfII berät Bund, Länder und Wissenschaftseinrichtungen bei der Weiterentwicklung wissenschaftlicher Informationsinfrastrukturen.

Steffen Staab ist erster geschäftsführender Direktor des neuen Instituts für Künstliche Intelligenz, das an der Universität Stuttgart gegründet wurde.

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Dessert

Ein Südliches Breitmaulnashorn-Weibchen soll Leihmutter für Nördlichen Breitmaulnashorn-Nachwuchs werden.

Wenn Forscher dazu beitragen können, Arten zu schützen, ist das schön. Wenn sie Arten vor dem Aussterben retten können, ist das sensationell. Am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin ist man auf bestem Wege, das Nördliche Breitmaulnashorn zu retten. Am Montag gab dessen BioRescue-Projektteam bekannt, einen weiteren Meilenstein geschafft zu haben: “Mithilfe moderner Technologien der assistierten Reproduktion wurden 29 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt und in flüssigen Stickstoff eingefroren, um später für den Transfer in eine Leihmutter zur Verfügung zu stehen.” 

Um zu verstehen, was das bedeutet, muss man wissen: Auf der ganzen Welt existieren noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner, die Weibchen Najin und Fatu. Doch die können keinen Nachwuchs mehr bekommen. Aber es gibt noch eingefrorene Spermien von zwei inzwischen verstorbenen Bullen der Art.

Gefördert mit mehr als vier Millionen Euro vom BMBF

Deshalb war der Plan, den beiden Weibchen Eizellen zu entnehmen, diese künstlich zu befruchten und von einer Leihmutter des Südlichen Breitmaulnashorns austragen zu lassen. Nun wollen die Forscher zunächst den Embryotransfer mit der südlichen Art üben. In absehbarer Zeit könnten mithilfe der Methoden der assistierten Reproduktion dann tatsächlich wieder kleine Breitmaulnashörner der nördlichen Art geboren werden.

Interessant daran: Das BioRescue-Forschungsprojekt wird hauptsächlich vom BMBF finanziert. Von Mitte 2019 bis 2022 stellte es 4,2 Millionen Euro zur Verfügung, für den Zeitraum 2023 bis 2025 sind es weitere 2 Millionen Euro. Die entscheidende Förderung hat also noch die frühere Ministerin Anja Karliczek entschieden. Chancen auf Fotos mit niedlichen Nashornbabys hat nun Bettina Stark-Watzinger. Nennen wir sie also heute mal Bundesministerin für Breitmaulnashörner und Forschung. Anne Brüning

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Research.Table Redaktion

RESEARCH.TABLE REDAKTION

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    Ende der vergangenen Woche hat die Bundesregierung die Chinastrategie veröffentlicht. Das Dokument definiert ein neues Verhältnis zwischen Deutschland und China – auch für den Bereich Wissenschaft und Forschung. Wie die praktische Umsetzung aussehen soll, verrät das Papier allerdings nicht. Wir haben darüber berichtet. Zum Start in die neue Woche wollten wir von den Forschungspolitikern der Ampel und vom BMBF wissen: Welche konkreten Instrumente und Maßnahmen sind geplant, damit es nicht bei reiner Symbolpolitik bleibt? Die Antworten lesen Sie in unserer heutigen Ausgabe.

    Die Table.Media-Serie “Der Globale Wettlauf um Künstliche Intelligenz” wird Sie über den Sommer begleiten. Wir befragen aus diesem Anlass KI-Forscherinnen und -Forscher zu ihrer Sicht auf die revolutionäre Technologie. Den Auftakt in der heutigen Ausgabe macht unsere Autorin Elena Matera, die mit dem Klima-Informatiker Peer Nowack vom KIT gesprochen hat. Nowack denkt, dass die Menschheit mithilfe von KI Dinge erreichen kann, die ohne das Instrument zeitlich gar nicht möglich wären – zum Beispiel im Bereich der Klimaforschung.

    Ob KI den Ampelparteien dabei helfen kann, eine Einigung bei der Novellierung des WissZeitVG herbeizuführen, darf als äußerst fraglich gelten. Zumindest für die parlamentarische Sommerpause ist das ausgeschlossen. Am Philosophie-Institut der HU Berlin will man nicht mehr warten und hat nun kurzerhand selbst mehr Dauerstellen geschaffen. Personalmittel für wissenschaftliche Mitarbeitende (WiMi) werden dazu nicht mehr als Ausstattung einzelner Professuren behandelt, sondern ähnlich wie im angelsächsischen Department-Modell gemeinsam bewirtschaftet. Anne Brüning hat die Details zu dem Referenzprojekt.

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    Analyse

    Chinastrategie: Wege aus der Symbolpolitik

    Im Hinblick auf konkrete Maßnahmen für die wissenschaftliche Zusammenarbeit und Kooperationen von Forschungsinstitutionen, Hochschulen und forschenden Unternehmen bleibt die Chinastrategie der Bundesregierung wenig ergiebig. Das könnte laut Experten daran liegen, dass die Umsetzung nichts kosten darf: “Vor allem hapert es an der Handlungsfähigkeit zur Umsetzung. Es werden zu wenig Ressourcen dafür bereitgestellt. Wie bei der nationalen Sicherheitsstrategie war die Vorbedingung: Die Strategien dürfen keine neuen Anforderungen an den Haushalt stellen”, sagt der Direktor des China-Forschungsinstituts Merics, Mikko Huotari im Interview.

    Table.Media hat beim BMBF und Forschungspolitikern der Bundesregierung nachgefragt, welche Angebote und Initiativen sich aus dem Papier für den Forschungssektor ableiten lassen und was nun unternommen wird, um dem neuen Verhältnis zu China gerecht zu werden. Welche konkreten Maßnahmen stecken etwa hinter der nebulösen Ankündigung, dass “ein besseres gegenseitiges Verständnis der jeweiligen Förderstrukturen und Prozesse” angestrebt wird?

    Austauschworkshops zu den Innovationsstrategien der Länder

    Das Bundesforschungsministerium verweist bei dieser Frage auf die regelmäßigen Sitzungen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ-Sitzungen). Dort würden sich das BMBF und das chinesische Ministry of Science and Technology (MOST) auch über Strukturen und Prozesse der Wissenschaftsförderung in den jeweiligen Ländern austauschen. In den Regierungskonsultationen im Juni habe man zudem Austauschworkshops vereinbart, in denen, “unter anderem zu den Inhalten und zugrundeliegenden Prozessen der Innovationsstrategien beider Länder gesprochen werde”, sagte eine BMBF-Sprecherin.

    Nach der letzten WTZ-Sitzung im Jahr 2021 hat die Bundesregierung ohnehin turnusmäßig zum Austausch eingeladen. Was an dem Austauschformat also neu ist und zu welchen Erkenntnissen es konkret führen soll, darauf geht das BMBF nicht ein. Eine vertiefte China-Kompetenz, die sich das BMBF “durch diese und andere Maßnahmen” erhofft und die auch Experten fordern, wird dadurch wohl nur punktuell erreicht.

    Der Vorsitzende des Forschungsausschusses, Kai Gehring (Grüne), kann sich darüber hinaus einen Ausbau und eine Verstetigung des Mercator Institute for China Studies (Merics) vorstellen: “Der Bedarf an Beratung in deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist hoch. Ein zentrales China-Kompetenzzentrum, das zu allen wissenschaftspolitischen China-Fragen berät, ist sinnvoll – ergänzend zum bisherigen fachlichen Support im BMBF”, sagte Gehring. Wegen der zu erwartenden Nachfrage und Komplexität der Fragestellungen sei ausreichend Expertise in Wissenschaftsfragen sicherzustellen.

    Förderregularien sollen angepasst, der Dialog gestärkt werden

    Mit Blick auf die Kooperationen von deutschen Hochschulen und Forschungsinstitutionen mit chinesischen Partnern war seit Beginn dieses Jahres die Notwendigkeit zur stärkeren Sensibilisierung sichtbar geworden. Nicht zuletzt der Bericht des Sicherheitsexperten Jeffrey Stoff zeigte auf, dass deutsche Forschungsinstitutionen und -unternehmen zu naiv im Umgang mit chinesischen Einrichtungen sind, die auch einen militärischen Hintergrund haben.

    Konkrete Angebote für Forschende fehlen in der Strategie. Die Bundesforschungsministerin wird in ihrer Reaktion zur Chinastrategie nur bedingt konkreter: “Die Bundesregierung wird ihre Förderregularien entsprechend anpassen und den Dialog mit der Wissenschaft und den Hochschulen sowie deren weitere Sensibilisierung stärken”, teilte Bettina Stark-Watzinger mit. Welche neuen Anforderungen an Zuwendungsempfänger in den Regularien stehen, dazu macht das BMBF vorerst keine genaueren Angaben. Ansonsten verweist das BMBF auf bereits bestehende Maßnahmen wie die Website zur China-Orientierung, das internationale Büro, die juristische Erstberatung und einen Leitfaden für relevante Gesetze.

    DAAD: Zentrale Rolle bei der Dokumention von Kooperationen?

    Die China-Strategie biete gemeinsam mit der Internationalen Sicherheitsstrategie und der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation eine gute Grundlage für die Wissenschaft im Umgang mit China, sagt SPD-Forschungspolitiker Ruppert Stüwe. Jetzt komme es darauf an, sie zu operationalisieren. “Ich würde mir eine differenziertere Beurteilung jeder einzelnen Forschungskooperation wünschen und keine Symbolpolitik in diesem Feld”, sagte Stüwe Table.Media auf die Frage, wie er den rauen Ton aus dem BMBF gegenüber China bewerte. “Wir müssen klar benennen können, welchen Nutzen und welche Auswirkungen Forschungskooperationen mit China für uns haben und eine Nutzen-Risiko-Abwägung machen.”

    Einen konkreten Vorschlag hat Stüwe für bessere Transparenz und die Übersichtlichkeit von Kooperationen: “Ich kann mir vorstellen, dass der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hier mit seinem Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) gestärkt werden könnte, um eine zentrale Rolle auch in der Dokumentation solcher Kooperationen mit China zu spielen.” Schon zu Beginn des Jahres war in der Community kontrovers diskutiert worden, ob ein Zentralregister deutsch-chinesischer Forschungskooperationen eine bessere Kontrolle von Forschungsaktivitäten gewährleisten könnte oder vor allem chinesische Forschende gefährden würde.

    Gehring: Nachrichtendienste einbinden, strengere Visavergabe

    Auch die stärkere Einbindung der Nachrichtendienste sei im Interesse gelingender Forschungkooperationen, weil diese “zu sensiblen Bereichen wichtige Hinweise geben können”, sagte Grünen-Politiker Kai Gehring. Wie diese Einbindung institutionell aussehen soll, ließ er dabei offen. Man müsse verhindern, “dass der chinesische Überwachungsapparat seine Arme bis an deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen ausstreckt”. Deshalb sei neben einer funktionierenden Willkommensinfrastruktur – die chinesische Studierende unterstützt, sich von staatlicher Kontrolle zu emanzipieren und in Deutschland freie Wissenschaft zu praktizieren – auch höhere Achtsamkeit bei der Visavergabe sinnvoll.

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    • Forschungspolitik

    Liebe Beschäftigte in Bundesministerien und obersten Bundesbehörden, Ihre Vorgesetzten (von denen viele China.Table Professional Briefing lesen) fordern in der neuen China-Strategie: “Die China-Kompetenz in der Bundesregierung muss gestärkt werden”. Wir laden Sie ein, so gut informiert zu sein wie Ihre Vorgesetzten. Lernen Sie China.Table Professional Briefing jetzt auch kennen: Zum kostenlosen Test

    Klima-Informatiker Peer Nowack: “Wir sollten KI vor allem als Chance begreifen”

    Peer Nowack ist Professor am KIT.

    Herr Nowack, was erforschen Sie im Zusammenhang mit der KI?

    Ich forsche in Bezug auf KI in verschiedenen Bereichen, in erster Linie im Bereich der Klimawissenschaft. Also: Wie können wir künstliche Intelligenz bzw. Maschinelles Lernen nutzen, um Klimawandel-Vorhersagen zu verbessern? Dafür kombinieren wir Methoden des Maschinellen Lernens, numerische Erdsystemmodelle und Erdbeobachtungen, wie zum Beispiel Satellitendaten, auf neue Art und Weise. Wir studieren in der Regel sehr komplexe Systeme, die rein analytisch nicht mehr lösbar sind. Daher ist es wichtig, dass wir aus den bereits vorhandenen Daten Beziehungen herleiten, die uns bei der Verbesserung von Modellen helfen oder um Beobachtungen und Modellierungen zusammenzubringen. Indem wir KI einsetzen, können wir also neue Erkenntnisse gewinnen und Unsicherheiten in Vorhersagen erheblich reduzieren.

    Was sind für Sie die größten Chancen von KI?

    Es gibt da sicherlich einige. Eine große Chance ist, dass die KI unseren Alltag einfacher gestalten und viele Aufgaben übernehmen oder zumindest beschleunigen könnte, wie wir bereits heute in Andeutungen bei Chat-GPT sehen, zum Beispiel das Schreiben. Die KI könnte viele der moderneren Arbeiten übernehmen und uns dabei unterstützen. Sie kann uns aber auch helfen, komplexe Systeme zu verstehen – wie im Bereich der Klimawissenschaft – und mit neuen Ideen und Ansätzen zu arbeiten. KI eröffnet uns darüber hinaus ganz neue Möglichkeiten, bestehende Forschungsgebiete neu anzugehen. Ich habe die große Hoffnung, dass KI auch in meinem Lehrstuhl am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ein neues und wichtiges Standbein der Forschung sein wird. Es ist natürlich kein Automatismus, dass sich nur durch den Einsatz von KI die Forschung verbessert. Es geht vielmehr darum, wie man Theorie und diese datengetriebenen Algorithmen als neue Grundsäulen miteinander verbinden kann. Da kalibriert sich gerade das Feld. Wir lernen, wie wir dieses Tool nutzen können, um die Forschung voranzubringen. Das ist ein ganz eigener wissenschaftlicher Prozess, der wahrscheinlich noch mal eine Dekade braucht, bis er vollkommen etabliert ist.

    KI wird in Zukunft alle Lebensbereiche durchdringen

    Betrachten Sie KI als eine Revolution oder nur als weiteres Werkzeug?

    Ich denke, es ist beides. KI wird ein sehr wichtiges neues Werkzeug sein, das revolutionär wirken kann. Das Internet war in gewisser Weise auch eine Revolution und wir nutzen es heute alle als Werkzeug. Unser Arbeitsalltag würde sehr anders aussehen, hätten wir kein Internet. Genauso wird meiner Meinung nach KI von uns in Zukunft überall genutzt werden, weil es uns effizienter macht. Und ja, ich denke, KI wird in Zukunft den Großteil unserer Lebensbereiche durchdringen.

    Welche negativen Auswirkungen künstlicher Intelligenz sind zu befürchten?

    KI bietet große Chancen, aber natürlich besteht auch die Gefahr, dass sie falsch genutzt werden könnte. Ein konkretes Beispiel ist die Universitätslehre. Wenn man einen Aufsatz schreibt und dabei KI nutzt, stellt sich die Frage: Wo hört KI auf und wo fängt der eigene Beitrag an? Wie unterscheiden wir noch, was die menschliche Leistung ist und was die KI geschrieben hat? Ich mache mir da schon Gedanken, wie man den Einsatz von KI regulieren und detektieren könnte. Studierende und Promovierende haben mich bereits gefragt, ob sie für den ersten Entwurf einer Arbeit KI nutzen dürfen. Ich glaube, es gibt dafür noch keine allgemein gute Antwort. Einerseits macht es Sinn, etwas zu nutzen, was die Arbeit effizienter macht. Man sollte es daher nicht komplett unterbinden, da KI uns ja auch weiterhilft und am Ende des Tages auch Teil des Arbeitsalltags wird. Aber natürlich müssen wir uns darauf einigen, wo wir die Grenzen setzen, in welcher Form KI angewendet werden sollte, wie wir unser System anpassen müssen und wie wir die menschliche Leistung in Zukunft im Bereich der Lehre bewerten.

    KI wird nicht alle Berufe abschaffen und ersetzen

    Wo denken Sie, wird KI in 10 oder 20 Jahren selbstverständlich sein?

    Ich denke, wenn man einen Zugang zu diesen KI-Tools hat, wird es fast ein Muss sein, diese zu nutzen – ähnlich wie beim Internet. Allerdings wird nicht jeder sehr gut mit den Tools umgehen können. Ich bin mir aber sicher, dass es in Zukunft verbreitet sein wird, dass die Menschen eine grobe Vorstellung davon haben, wie KI funktioniert. Also: Wie kann ich KI effektiv für Aufgaben nutzen, etwa im Alltag oder in Berufen, für die ich keinen Informatikabschluss haben muss? Ich weiß, dass viele auch mit Angst die Entwicklung der KI betrachten. Ich denke allerdings nicht, dass KI alle Berufe abschaffen und ersetzen wird. Es wird eher für existierende Berufe ein fundamental wichtiges Werkzeug sein, damit diese kompetitiv sein können. Wir sollten KI daher vor allem als Chance begreifen. Sie kann uns effizienter machen, uns neue Möglichkeiten eröffnen und uns helfen, Dinge zu erreichen, die uns selbst ohne das Tool wahrscheinlich auch zeitlich nicht möglich gewesen wären.

    Zur Person: Peer Nowack ist seit März 2023 Inhaber des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenz in den Bereichen Klima- und Umweltwissenschaften am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seine Gruppe beschäftigt sich mit einer Vielzahl datenwissenschaftlicher Fragestellungen im Bereich Klimawissenschaft und Atmosphärenchemie. Zuletzt hatte Nowack eine Stelle als Lecturer in Atmospheric Chemistry and Data Science an der University of East Anglia, die er nach der Leitung einer Nachwuchsforschungsgruppe am Imperial College London im Jahr 2020 übernahm.

    Die Texte der Table.Media-Serie “Der globale Wettlauf um Künstliche Intelligenz” finden Sie hier.

    • Deutschland
    • Künstliche Intelligenz
    • Technologie

    Termine

    18. Juli 2023, Amerikahaus München, Karolinenplatz 3, 80333 München
    Diskussion acatech am Dienstag: Rettung oder Risiko? Geoengineering und der Kampf gegen den Klimawandel Mehr

    20. Juli, 12:30 Uhr, Online
    Lunchtalk Vorstellung von ScicommSupport – der Anlaufstelle für Wissenschaftler bei Angriffen im Rahmen der Wissenschaftskommunikation Mehr

    6.-8. September 2023, Magdeburg
    Jahrestagung des Bundesverbands Hochschulkommunikation Wissenschaft, Kommunikation, Politik: Wie neutral dürfen wir noch sein? Mehr

    11.-13. September 2023, Osnabrück
    18. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung Das Zusammenspiel von Hochschulforschung und Hochschulentwicklung: Empirie, Transfer und Wirkungen Mehr

    News

    Industrieforschung kritisiert Haushaltsplan 2024

    Zentrale Akteure der Industrieforschung in Deutschland kritisieren den Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2024. Grund dafür sind gesunkene Etats bei einschlägigen Forschungsförderprogrammen, die besonders der Industrie und dem Mittelstand zugutekommen. So erhalten die Programme “Industrielle Gemeinschaftsforschung” und “INNO-KOM” nach den Haushaltsplänen der Ampel für 2024 eine gemeinsame Finanzierung in Höhe von 249,11 Millionen Euro. Das sind 7,8 Prozent weniger als die 270 Millionen Euro, die im aktuellen Haushaltsjahr eingeplant sind.

    Auch für das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) sind knapp über zehn Prozent weniger Mittel eingeplant. Während das Budegt für 2023 noch 700 Millionen Euro beträgt, ist im vorläufigen Haushaltsgesetz für das nächste Jahr eine Summe von 629,6 Millionen Euro festgeschrieben.

    “Schuldenbremse nicht zur Innovationsbremse machen”

    “Innovationen sichern zahlreichen deutschen Unternehmen Weltmarkt- und Transformationsfähigkeit. Gerade auch das Forschungsengagement von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) muss in Zeiten des aktuellen Transformationsdrucks dringend intensiver unterstützt statt ausgebremst werden”, sagte dazu der Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), Michael Bruno Klein.

    Bei allem Verständnis für das Einhalten der Schuldenbremse dürfe diese nicht zur Innovationsbremse werden, sagte Martin Bastian, Präsident der Zuse-Gemeinschaft. Die zurückliegenden Jahre hätten bereits gezeigt, dass die innovations- und transferorientierte Industrieforschung chronisch unterfinanziert sei. Die stark gesunkene Innovatorenquote im deutschen Mittelstand unterstreiche das eindrucksvoll. “Mit den geplanten Kürzungen werden desaströs falsche Signale gesetzt und die Innovationsfreude der KMU regelrecht erdrosselt.”

    Die Zuse-Gemeinschaft sieht für INNO-KOM und IGF einen Bedarf von wenigstens 350 Millionen Euro und für ZIM von mindestens 800 Millionen Euro. Aufgrund der gestiegenen Energiekosten und der hohen Inflation hält die Industrieforschungsgemeinschaft ein weiteres Plus von wenigstens 22 Prozent für erforderlich, um Mehrkosten in Instituten und Forschungseinrichtungen zu kompensieren. tg

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    Deutsch-britische Kooperationen im Bereich der Grundlagenforschung werden verstärkt

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die UK Research and Innovation (UKRI) verstärken nach dem Brexit die Kooperationen im Bereich der Grundlagenforschung. Am vergangenen Freitag unterzeichnete DFG-Präsidentin Katja Becker in London ein entsprechendes Memorandum of Understanding mit der britischen Partnerorganisation UKRI. Angesichts der aktuell stattfindenden schwierigen Verhandlungen zur Assoziierung des Vereinigten Königreichs an das laufende Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe der Europäischen Union sei dies ein wichtiges Signal, teilte die DFG mit.

    “Die Vereinbarung zwischen DFG und UKRI unterstreicht unser gemeinsames Engagement und großes Interesse, die bilateralen Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland in Wissenschaft und Forschung auf höchstem Niveau auszubauen”, sagte Becker. “Wir hoffen, dass wir somit die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und optimale Zusammenarbeit schaffen und Forscherinnen und Forscher aus beiden Ländern befähigen, neue bilaterale Kontakte zu knüpfen und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.”

    Gemeinsame Anträge

    UKRI-Geschäftsführerin, Dame Ottoline Leyser, betonte, dass die Vereinbarung allen britischen Research Councils offen steht, die im Dachverband UKRI zusammengeschlossen sind. Sie werde eine engere Zusammenarbeit über alle Disziplinen hinweg ermöglichen und sei eine hervorragende Nachricht für Forscherinnen und Forscher in beiden Ländern.

    UKRI ist seit 2017 die Dachorganisation der sieben Research Councils in UK, die gemeinsam über ein Fördervolumen von jährlich 8 Milliarden Pfund verfügen. Das Abkommen erleichtert den Abschluss einzelner Förderabkommen und dient als Rahmen für fachliche Initiativen. Auf seiner Grundlage können bilaterale Projekte in gemeinsamen Anträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland eingereicht und in abgestimmten Lead-Agency-Verfahren von den Wissenschaftsorganisationen begutachtet und gefördert werden.

    Erste Ausschreibung zum Mikrobiom

    Die Themen der Ausschreibungen und die Ausgestaltung der Abkommen mit der DFG erfolgt durch die einzelnen fachspezifischen Research Councils. Schon bald soll eine erste Ausschreibung im Bereich “Integrative Microbiome” zwischen DFG und dem Biotechnology and Biological Sciences Research Council veröffentlicht werden. Weitere Abkommen, etwa in der Medizin und der Physik, seien in Vorbereitung. red

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    Philosophie-Institut der HU Berlin baut für mehr Dauerstellen Personalstruktur um

    Durch eine Reform des Umgangs mit Personalmitteln will das Institut für Philosophie der Humboldt-Universität (HU) Berlin mehr Dauerstellen im Mittelbau sowie zusätzliche Tenure-Track-Professuren schaffen. Über diese Reform der Personalstruktur informierte der stellvertretende Geschäftsführende Direktor des Instituts, Tobias Rosefeldt, via Twitter. Die Resonanz auf seinen am vergangenen Donnerstag verfassten Twitter-Thread, sei “unglaublich positiv”, berichtet er auf Anfrage von Table.Media.

    Referenzprojekt für andere Institute

    Er habe nicht nur zahlreiche Anfragen von Medien, sondern auch von anderen Instituten, die die Initiative der HU-Philosophie als Signal betrachten, selbst aktiv zu werden und sich über das Referenzprojekt freuen. Nachdem der Rat des Instituts die Reform einstimmig beschlossen habe und auch das HU-Präsidium das Vorhaben begrüßt, sei nun noch die Zustimmung der universitären Gremien erforderlich, sagt Rosefeldt.

    Das ist die Reform-Idee:

    • Personalmittel für wissenschaftliche Mitarbeitende (WiMi) werden nicht mehr als Ausstattung einzelner Professuren behandelt, sondern ähnlich wie im angelsächsischen Department-Modell gemeinsam bewirtschaftet. “Von den elf entsprechend ausgestatteten Professuren unseres Instituts stellen in einem ersten Schritt sieben ihre WiMi-Stellen dem Institut zur Verfügung”, sagt Rosefeldt. Er betont, dass es dabei nicht um Umwidmung von Promotionsstellen gehe, sondern um Umstrukturierung im Postdoc-Bereich.
    • Mit den freiwerdenden Mitteln sollen drei neue Dauerstellen im Mittelbau geschaffen sowie zwei zusätzliche Tenure-Track-Professuren eingerichtet werden. “Darüber hinaus ist es so möglich, eine lange benötigte EDV-Stelle zu realisieren und neue Tutorinnen und Tutoren einzustellen”, sagt Rosefeldt.
    • Als weitere Vorteile nennt er Flexibilität, Finanzierungslücken zu überbrücken, um Juniorprofessuren mit einem Tenure Track zu versehen, die ihn noch nicht haben. Insgesamt sei geplant, schrittweise vorzugehen, so dass auch künftige akademische Generationen von den neuen Stellen profitieren.
    • Nachteile für die Professur bestünden nur für diejenigen, die sich von wissenschaftlichen Mitarbeitern persönlich zuarbeiten lassen. Rosefeldt: “Am Institut sind wir uns aber einig, dass wir Leute nach der Promotion lieber als gleichberechtigte Kolleg:innen behandeln möchten.”

    Sabine Döring, bis zu ihrer Berufung als Staatssekretärin im BMBF selbst Inhaberin eines Lehrstuhls für Philosophie an der Universität Tübingen, beglückwünschte die ehemaligen Fachkollegen via Twitter. “Das ist insofern zu begrüßen, als dadurch aktiv unbefristete Mittelbau- und TT-Stellen geschaffen werden, die spätestens nach 4 Jahren übernommen werden können”, schrieb sie.

    Die HRK begrüßt derartige Vorstöße

    Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) äußert sich ebenfalls positiv zu dem Vorhaben an der HU: “Im Sinne guter Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft sind solche Vorstöße aus Sicht der Rektorate und Präsidien zu begrüßen”, teilte ein Sprecher mit. Ähnliche Vereinbarungen würden bereits an anderen Hochschulen auf Ebene von Fakultäten und Departments getroffen. “Die konkrete Ausgestaltung ist dabei abhängig von den Erfordernissen und Traditionen der beteiligten Disziplinen sowie von der Größe und den Aufgaben der jeweiligen Abteilung.”

    Auch Rosefeldt ist der Meinung, dass es von der Institutsgröße abhängt, ob eine gemeinsame Bewirtschaftung von Mitteln möglich ist und was genau diese bedeutet. Das Modell sieht er nicht als Blaupause für alle anderen Universitäts-Institute, hält es aber durchaus auch in anderen Fächern für anwendbar, auch in manchen naturwissenschaftlichen Bereichen. abg

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    Standpunkt

    “Deutschlands Schwäche liegt nicht im Transfer, sondern in der Finanzierung der Forschung”

    Von Torben Schubert und Rainer Frietsch
    Die Wirtschaftswissenschaftler Torben Schubert (li.) und Rainer Frietsch forschen am Competence Center Innovations- und Wissensökonomie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe.

    Die deutsche Wissenschaftspolitik hat sich in zunehmendem Maße dem Exzellenzdiskurs verschrieben. Das vermutlich auch international sichtbarste Zeichen dafür sind die Exzellenzinitiative und ihr Nachfolgeprogramm, die Exzellenzstrategie. Zeitgleich hat Deutschland bei unterschiedlichen technologischen Entwicklungen den Anschluss verloren, wie zum Beispiel das Ranking des Innovationsindikators 2023 deutlich zeigt.

    Als eine Erklärung für wahrgenommene gegenläufige Trends bei der wissenschaftlichen Forschung und der Umsetzung in technologischen Fortschritt wird gerne das sogenannte European Paradox herangezogen. Demzufolge krankt Europa daran, dass es zwar Spitzenforschung betreibt, aber diese nicht in Technologien und innovative Produkte umsetzt. Aber gilt diese Hypothese überhaupt? Unser Standpunkt ist: Gerade für Deutschland ist das European Paradox nicht plausibel. Einschlägige Indikatoren zeigen, dass das deutsche Wissenschaftssystem zwar über Stärken verfügt. In der akademischen Spitzenforschung liegen diese aber nicht.

    Das finanzielle Volumen der Exzellenzstrategie ist zu klein

    Misst man Quantität und Qualität des wissenschaftlichen Outputs beispielsweise durch Publikationsintensität (pro 1.000 Einwohner) und die Exzellenzrate (Anteil an den 10 Prozent top-zitierten Publikationen), dann erreicht Deutschland bei beiden Indikatoren international leicht überdurchschnittliche, aber keine Spitzenwerte (2,1 Publikationen pro 1.000 Einwohner und eine Exzellenzrate von 15 Prozent). Großbritannien erreicht Werte von 3,1 und 19 Prozent, die Schweiz 5,7 und 20 Prozent, ähnlich wie Dänemark (5,2 und 21 Prozent).

    An diesem ernüchternden Ergebnis haben auch die Exzellenzinitiatitive und ihr Nachfolgeprogramm, die Exzellenzstrategie, wenig ändern können – obwohl es deren explizites Ziel war, die deutsche universitäre Forschungslandschaft auf ein internationales Spitzenniveau zu heben. Grund dafür ist auch, dass das finanzielle Volumen dieser Programme nicht ansatzweise groß genug ist (oder war), um die finanzielle Lücke zwischen den deutschen Universitäten und ihren Wettbewerbern, insbesondere aus dem amerikanischen Raum, zu schließen.

    Deutsche Forschung kann international keine Spitzenplätze realisieren

    Ein Blick auf die Budgets des KIT und des MIT verdeutlicht dies. So hatte das MIT 2022 ein Jahresbudget von 4,26 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro). Das KIT verfügte trotz in etwa doppelter Studierendenzahl nur über ein Budget von 1,12 Milliarden Euro. Für die gesamte Exzellenzstrategie stellen Bund und Länder derzeitig etwa 539 Millionen Euro zur Verfügung, die sich auf bis zu 70 Exzellenzcluster verteilen. Um allein die finanzielle Lücke zwischen MIT und KIT zu schließen, wären also sechs Exzellenzstrategien notwendig. Selbst das moderatere Ziel einer “Systemexzellenz” in der Breite der deutschen Hochschullandschaft scheint insofern in Frage gestellt.

    Mit Blick auf das europäische Paradoxon kann festgehalten werden, dass diese Hypothese im Fall Deutschlands bereits daran krankt, dass eine etwaige Ursache für Schwächen in der Technologieentwicklung nicht daran liegen, dass Spitzenforschung nicht ausreichend umgesetzt würde. Vielmehr ist die Forschung selbst im internationalen Bereich nicht so aufgestellt, dass Spitzenplätze realisiert werden könnten.

    Hinzu kommt, dass abweichend von der Hypothese des europäischen Paradoxons, die Schwächen Deutschlands gerade nicht im Transfer liegen, wie einschlägige Indikatoren verdeutlichen. Insbesondere in Bezug auf die Finanzierungsanteile universitärer FuE seitens der Unternehmen als zentralem Maß der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Wirtschaft kommt Deutschland auf Spitzenwerte (2019: 13,6 Prozent). Einen höheren Wert erreicht nur Korea mit 14,3 Prozent. Die Schweiz kommt immerhin auf 10,4 Prozent, während Dänemark nur 2,4 Prozent erreicht.

    Der Beitrag zum Patentaufkommen ist beachtlich

    Ferner tragen die deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu sieben bis acht Prozent zum Patentaufkommen in Deutschland bei. Das ist ein Wert über dem in den USA. Auch bei IP-basierten Spin-Offs muss sich das deutsche System nicht verstecken. Das KIT beispielsweise erreicht bei der Anzahl der jährlichen Gründungen pro 1.000 Mitarbeitende ein Niveau von knapp 1, was es noch vor der ETH in Zürich platziert.

    Eine Vielzahl an Programmen, die den Wissens- und Technologietransfer befördern, finden sich sowohl auf der Bundes- wie auch der Länderebene. Etwa das Programm “Forschungscampus”, das eine langfristige Zusammenarbeit im Bereich von grundlagenorientierter Forschung zwischen Hochschulen und Unternehmen unterstützt. Es ist ein positives Beispiel dafür, wie Wissens- und Technologietransfer-Politik bereits seit mehr als 20 Jahren in Deutschland sinnvoll und zielorientiert ausgerichtet ist, nämlich an Zusammenarbeit der relevanten Akteure möglichst in allen Phasen des Innovationsprozesses.

    Kein schnelles Aufholen zu erwarten

    Was bleibt nun aber von der Behauptung des europäischen Paradoxons übrig? Kern des Problems stellt sicher weniger der Transfer an sich dar, sondern bereits die Forschung. Hinzu kommt, dass Deutschland nicht zu den Technologieführern in jenen Bereichen gehört, die aktuell das weltweite Wirtschaftswachstum bestimmen (Digitalisierung, Plattformen, Batterien, …). Will man das aber erreichen, dann sind nicht nur marktseitige Maßnahmen (Standortpolitik), sondern auch massive Forschungsinvestitionen in diesen Bereichen notwendig – eine “echte” Exzellenzinitiative, die die Exzellenz nicht nur im Namen trägt, sondern diese auch mit angemessenen Budgets untermauert beispielsweise.

    Es gibt zwar bereits deutsche und europäische Ansätze, das zu tun, etwa Schwerpunktsetzungen im Rahmenprogramm. Die finanzielle Ausstattung der Wissenschaftssysteme in den USA oder auch in China lassen diese Investitionen allerdings verblassen. Und die Verteilungslogik in Deutschland, und auch in Europa, lässt kein schnelles Aufholen – Leap-Frogging – erwarten, denn “Leuchttürme” sind weiterhin kaum sichtbar und werden mit der gängigen Praxis wohl auch Wunschdenken bleiben.

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    Personalien

    Daniel Buschek, Professor für Mobile Intelligent User Interfaces an der Universität Bayreuth, wurde in das Google Research Scholar Program aufgenommen. Für sein Projekt zu der Frage, wie Künstliche Intelligenz die gemeinsame Arbeit mehrerer Teammitglieder an digitalen Textdokumenten unterstützen kann, erhält er 60.000 US-Dollar.

    Claas Cordes wird ab Januar 2024 neuer Kanzler der Universität Marburg. Er wechselt aus Berlin, wo er seit 2014 Kanzler der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) ist.

    Bettina Klingbeil, Ministerialrätin im BMBF, und Anne Lauber-Rönsberg, Professorin an der TU Dresden, wurden von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz als neue Mitglieder in den Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) berufen. Der RfII berät Bund, Länder und Wissenschaftseinrichtungen bei der Weiterentwicklung wissenschaftlicher Informationsinfrastrukturen.

    Steffen Staab ist erster geschäftsführender Direktor des neuen Instituts für Künstliche Intelligenz, das an der Universität Stuttgart gegründet wurde.

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    Berlin.Table. Standpunkt des Progressiven Zentrums: Die Ampel muss neu starten. Vom sogenannten “Fortschrittsbündnis” Ampel-Koalition ist zur Halbzeit nicht viel geblieben. Schwierige Rahmenbedingungen, schlechte Aufstellung, unzureichende Kommunikation und handwerkliche Fehler hätten das ursprüngliche Ziel “gründlich abgeschliffen”, schreiben Wolfgang Schroeder und Dominik Schwickert, zwei Autoren des linksliberalen Thinktanks, in einem Meinungsbeitrag für Table.Media. Mehr

    Europe.Table. Germanwatch: EU-Klimaziel 2040 mit globaler Hebelwirkung. Die Entwicklungs- und Umwelt-NGO Germanwatch fordert die Europäische Union auf, sich an die Empfehlungen des wissenschaftlichen Klimabeirats der EU für das Klimaziel 2040 zu halten. Der Vorschlag des Gremiums zu einem CO₂-Minderungsziel von 90 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2040 führe in die richtige Richtung. Mehr

    Europe.Table. Kommission bleibt bei Berufung der US-Ökonomin in die DG Comp. Trotz Kritik wird die Europäische Kommission die von Kommissionsvize Margrethe Vestager getroffene Entscheidung, die US-Ökonomin Fiona Scott Morton als leitende Wettbewerbsökonomin in die Generaldirektion Wettbewerb zu berufen, nicht überdenken Mehr

    China.Table. Regulierung von KI auf Linie mit sozialistischen Werten. China hat bekräftigt, dass generative KI-Dienste im Einklang mit den sozialistischen Grundwerten des Landes stehen müssen. Gleichzeitig will die Regierung die industrielle Nutzung der Technologie fördern. Vergangene Woche hat sie entsprechende Regelungen verkündet. Mehr

    Dessert

    Ein Südliches Breitmaulnashorn-Weibchen soll Leihmutter für Nördlichen Breitmaulnashorn-Nachwuchs werden.

    Wenn Forscher dazu beitragen können, Arten zu schützen, ist das schön. Wenn sie Arten vor dem Aussterben retten können, ist das sensationell. Am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin ist man auf bestem Wege, das Nördliche Breitmaulnashorn zu retten. Am Montag gab dessen BioRescue-Projektteam bekannt, einen weiteren Meilenstein geschafft zu haben: “Mithilfe moderner Technologien der assistierten Reproduktion wurden 29 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt und in flüssigen Stickstoff eingefroren, um später für den Transfer in eine Leihmutter zur Verfügung zu stehen.” 

    Um zu verstehen, was das bedeutet, muss man wissen: Auf der ganzen Welt existieren noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner, die Weibchen Najin und Fatu. Doch die können keinen Nachwuchs mehr bekommen. Aber es gibt noch eingefrorene Spermien von zwei inzwischen verstorbenen Bullen der Art.

    Gefördert mit mehr als vier Millionen Euro vom BMBF

    Deshalb war der Plan, den beiden Weibchen Eizellen zu entnehmen, diese künstlich zu befruchten und von einer Leihmutter des Südlichen Breitmaulnashorns austragen zu lassen. Nun wollen die Forscher zunächst den Embryotransfer mit der südlichen Art üben. In absehbarer Zeit könnten mithilfe der Methoden der assistierten Reproduktion dann tatsächlich wieder kleine Breitmaulnashörner der nördlichen Art geboren werden.

    Interessant daran: Das BioRescue-Forschungsprojekt wird hauptsächlich vom BMBF finanziert. Von Mitte 2019 bis 2022 stellte es 4,2 Millionen Euro zur Verfügung, für den Zeitraum 2023 bis 2025 sind es weitere 2 Millionen Euro. Die entscheidende Förderung hat also noch die frühere Ministerin Anja Karliczek entschieden. Chancen auf Fotos mit niedlichen Nashornbabys hat nun Bettina Stark-Watzinger. Nennen wir sie also heute mal Bundesministerin für Breitmaulnashörner und Forschung. Anne Brüning

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    • Forschung

    Research.Table Redaktion

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