im Dezember 2022 hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) die Unternehmensberatung Prognos beauftragt, die eigenen Strukturen zu durchleuchten. Das Ergebnis war ernüchternd: Die Berater setzten ein dickes Fragezeichen hinter die Funktionsfähigkeit der KMK. Eines der zentralen Ergebnisse war damals: Die KMK wird von Schulthemen dominiert. Deshalb, so die Berater, brauche es mehr Eigenständigkeit für die Themen Hochschule und Wissenschaft.
Die Wissenschaftsminister sehen die von Prognos beschriebenen Ineffizienzen und Dysfunktionalitäten offenbar auch und haben bei einem Kaminabend der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) jetzt eine – wenn auch noch nicht offizielle – Einigung erzielt. Die Minister wollen eine eigene “WissenschaftsMK” unter dem Dach der KMK einführen, in der sie jedes Jahr viermal mit einer eigenen Tagesordnung beraten wollen. Bei drei der Treffen wird jeweils einmal die KMK, die GWK und der Wissenschaftsrat dazugeladen.
Bei der KMK-Sitzung im Juni soll das neue Gremium beschlossen werden. Was der mutmaßlich erste Vorsitzende, Saarlands Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker und Petra Olschowski, Ressortchefin in Baden-Württemberg, zu den Potenzialen der WissenschaftsMK sagt, lesen Sie in unserem Briefing.
In der vergangenen Woche haben wir Ihnen an dieser Stelle ausführlich das Gutachten der EFI-Kommission vorgestellt. Ihr Vorsitzender Uwe Cantner hatte es am Mittwoch Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben und dabei zum wiederholten Male die Stärkung der militärischen Forschung angemahnt und deren Spillover-Effekte betont. Dass auch Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger vehement dafür eintritt und sich an die Spitze der Bewegung stellen will, hat in der Community bereits erste Abwehrreflexe ausgelöst. Wissenschaftler wiesen auf die freie Entscheidung von Institutionen und Forschern hin.
Nun hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nachgelegt und eine “Abrüstung auch bei Innovation und Forschung” beklagt. Mein Kollege Markus Weisskopf hat die Details.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!
China ist nach dem Überfall Moskaus auf die Ukraine zu Russlands wichtigstem wissenschaftlichen Partner geworden, vor allem da die Beziehungen zum Westen seit Beginn des Krieges drastisch abgenommen haben. Vor knapp zwei Jahren ordnete Präsident Wladimir Putin den Angriff auf die Ukraine an, und die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die russische Wissenschaft schlagen sich allmählich in den wissenschaftlichen Publikationsdaten nieder.
Im Jahr 2023 hat China letztendlich sowohl Deutschland als auch die USA überholt und ist nun Russlands größter Partner bei gemeinsamen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Der Anteil der deutschen und US-amerikanischen Zusammenarbeit an der Gesamtzahl der in Russland veröffentlichten Publikationen ging bereits vor dem Krieg zurück, doch die Invasion hat diesen Rückgang offensichtlich noch massiv verschärft.
Unterdessen hat der Anteil der russischen Veröffentlichungen, die gemeinsam mit China verfasst wurden, stetig zugenommen und übertrifft jetzt beide Länder, wenngleich die absolute Zahl der gemeinsamen Veröffentlichungen mit China stagniert. “Die Beziehungen zu China nehmen eigentlich nicht so stark zu, es sind nur die Beziehungen zum Westen, die schrumpfen”, sagte der gebürtige Russe Andrej Kalinitschew, Forschungsdirektor an der französischen Technologieuniversität IMT Atlantique und Mitbetreiber von T-Invariant, einer unabhängigen Website über die russische Wissenschaft.
In mancher Hinsicht ist dieser Einbruch der westlichen Zusammenarbeit kaum überraschend. Nach der Invasion verhängten die EU-Länder eine ganze Reihe wissenschaftlicher Sanktionen gegen Moskau und stoppten gemeinsame offizielle Projekte. So schloss die EU beispielsweise russische Partner aus den Projekten von Horizont Europa aus. Zwar ist Forschern die Zusammenarbeit nicht verboten, doch sind Reisen zwischen Russland und dem Westen aufgrund der Sanktionen, einschließlich fehlender Direktflüge, schwierig und teuer geworden.
Laut Kalinitschew ist das Klima der Angst in Russland, in dem immer mehr Wissenschaftler strafrechtlich verfolgt werden, weil sie angeblich Geheimnisse an Ausländer weitergegeben hätten, auch ein “offensichtliches Hindernis” für die Zusammenarbeit mit dem Westen. Dennoch ist das Ausmaß des Bruchs der Beziehungen dramatisch. Mitte der 2000er hatten noch fast 9 Prozent aller russischen Veröffentlichungen einen deutschen Koautor. Das Gleiche galt für die USA. Jetzt, beschleunigt durch den Krieg, hat sich dieses Engagement mehr als halbiert.
Und die Zahl der gemeinsamen Publikationen könnte noch weiter sinken. Es kann viele Monate oder sogar Jahre dauern, bis die Endergebnisse eines gemeinsamen Projekts in einer Fachzeitschrift publiziert werden. Das bedeutet, dass viele der im Jahr 2023 gemeinsam veröffentlichten Paper wahrscheinlich die Ergebnisse von Forschungsarbeiten sind, die noch vor der Invasion begonnen wurden, sodass es Jahre dauern könnte, bis sich die vollen Auswirkungen in den Daten niederschlagen.
Ein unheilvolles Zeichen für Russland ist die Tatsache, dass sich seine Wissenschaftler seit dem Krieg drastisch von akademischen Konferenzen zurückgezogen haben, wo Kontakte mit ausländischen Kollegen geknüpft und gepflegt werden.
Was die Beziehungen zu China betrifft ist die Zunahme der Zusammenarbeit eher relativ als absolut.
Im Jahr 2023 publizierten Russland und China 3.280 gemeinsame Paper, weniger als die 3.538, die noch 2022 veröffentlicht wurden. Die Zahl wird für 2023 voraussichtlich um einige Hundert nach oben korrigiert werden, sobald die allerletzten Daten für das letzte Jahr eintreffen. Das Gesamtbild zeigt jedoch eher eine konstante Zusammenarbeit als einen sprunghaften Anstieg der Beteiligung.
China hat seinen Anteil an den Veröffentlichungen nur deshalb erhöht, weil die Gesamtzahl der russischen Artikel im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen ist. “Was China betrifft, so bestand schon immer eine Zusammenarbeit, aber da nun einige Kooperationen mit Europa nicht mehr möglich sind, müssen die Menschen etwas unternehmen und mehr mit China zusammenarbeiten”, so die Ansicht von Alexander Nozik, Physiker am Moskauer Institut für Physik und Technologie.
In der Zwischenzeit hätten chinesische Unternehmen wie Huawei ihre Forschungsaktivitäten in Russland verstärkt. Die russische Regierung hat die akademische Arbeit mit China nicht direkt gefördert, sondern seine Wissenschaftler vor der Zusammenarbeit mit “unfreundlichen Ländern” im Westen gewarnt, so Nozik.
Noziks Institut stehe unter direkten US-Sanktionen, sagte er. Jegliche Forschungszusammenarbeit sei blockiert und die Universität könne keine US-Hardware oder -Software kaufen. Sogar Noziks privates Github-Konto sei gesperrt. Zudem herrscht in der russischen Wissenschaft derzeit eine Budgetknappheit. Der Rückgang der Zusammenarbeit könnte also “eher mit den Ressourcen zu tun haben, nicht mit der Ideologie”, sagte er.
Die russischen Kontakte zu Indien, die seit der Jahrtausendwende stetig zunahmen, scheinen 2023 ebenfalls ins Stocken geraten zu sein, obwohl Neu-Delhi in dem Konflikt eine weitgehend neutrale Position vertritt.
In der Zwischenzeit ist es ukrainischen Forschern trotz Vertreibung, Zerstörung von Forschungsinstituten und Militärdienst gelungen, im Jahr 2023 fast 15.000 Publikationen zu veröffentlichen, was, sobald die letzten paar Prozent der Daten vorliegen, eine leichte Steigerung gegenüber 2022 bedeutet.
Es dürfte kaum überraschen, dass die Zusammenarbeit mit russischen Wissenschaftlern im freien Fall ist. Aber wie die Daten zeigen, hat sich die ukrainische Wissenschaft seit 2015, dem Jahr nach der Annexion der Krim durch Moskau, von Russland abgewendet.
Von einer Zusammenarbeit mit russischen Wissenschaftlern wird “sowohl auf institutioneller als auch auf staatlicher Ebene kategorisch abgeraten”, sagt Olga Polotska, Geschäftsführerin der Nationalen Forschungsstiftung der Ukraine.
“Selbst wenn wir an eine Zusammenarbeit zwischen Forschenden denken, ist dies inakzeptabel, weil russische Forschende an russische Institutionen angeschlossen und somit Teil des Systems und der Ideologie des nicht provozierten Krieges gegen die Ukraine sind”, sagte sie.
Gleichzeitig hat die Zusammenarbeit mit den USA und europäischen Ländern seit Kriegsbeginn deutlich zugenommen – insbesondere mit Polen, dem inzwischen stärksten internationalen Forschungspartner der Ukraine. Das liegt zum Teil daran, dass in der ersten Phase des Krieges viele Forscher – vor allem Frauen – nach Polen geflohen sind und dort Universitätszugehörigkeiten erhalten hätten, sagt Polotska. “Polen wurde buchstäblich zum Flüchtlingslager für Forschende aus der Ukraine.” Polen war auch eines der ersten Länder, das ukrainischen Forschern besondere Unterstützung anbot.
Und trotz der engen Beziehungen Pekings zu Moskau werden die ukrainischen wissenschaftlichen Beziehungen zu China von der Regierung weder “gefördert noch entmutigt”, sagt Polotska. Da China Ressourcen in die Verbesserung seiner internationalen akademischen Beziehungen investiert, “entwickelt sich die Zusammenarbeit mit China auf ganz natürliche Weise.”
Dieser Beitrag ist eine übersetzte Version eines Artikels von Science|Business. Mit einem Redaktionsteam, das in Brüssel und in der gesamten EU arbeitet, ist Science|Business Europas wichtigste englischsprachige Quelle für fundierte Berichterstattung über Forschungs- und Innovationspolitik.
In der Ampel-Koalition gibt es weiter Streit um die Reform des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG). Das Bundeskabinett will an diesem Mittwoch den von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger vorgelegten Entwurf für eine Reform verabschieden. Die darin enthaltenen Maßnahmen sind in den Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen und FDP an sich zwar weitgehend unstrittig, gehen jedoch nicht allen weit genug. Stark-Watzinger möchte zwar den Kreis der Empfangsberechtigten erweitern und einige strukturelle Änderungen vornehmen, die Höhe der Zahlungen jedoch nicht antasten.
Deshalb wird das Bundeskabinett am Mittwoch nun zunächst folgende Änderungen beschließen:
Stark-Watzingers Vorschläge werden von den Ampel-Fraktionen zwar begrüßt, sie möchten allerdings weitere Dinge für Studenten verändern. Die Grünen-Bundestagsfraktion hat vor zwei Wochen die Forderung nach einem Fünf-Punkte-Plan zur Modernisierung des BAföG beschlossen, der deutlich über die Vorschläge der Ministerin hinausgeht. Unter anderem wird darin gefordert, die Freibeträge um zehn statt fünf Prozent zu erhöhen und die Förderhöchstdauer um zwei Semester über die Regelstudienzeit hinaus zu verlängern.
Vor allem aber wollen die Grünen, dass die Bafög-Empfänger auch mehr Geld bekommen. “Die Bedarfssätze müssen noch einmal angehoben werden, denn die Inflation trifft besonders diejenigen schwer, die kaum Geld zur Verfügung haben wie Studierende und Schüler*innen”, sagte Laura Kraft, Obfrau der Grünen-Fraktion im Bildungsausschuss, auf Anfrage. Dem Fraktionsbeschluss zufolge sollen die Sätze “mindestens auf Bürgergeld-Niveau” steigen und durch einen festgelegten Mechanismus regelmäßig angepasst werden. Außerdem fordert die Grünen-Fraktion, die im Bafög enthaltene Wohnpauschale an die ortsüblichen Mieten für studentisches Wohnen anzupassen.
Für die Forderung nach einer Erhöhung der Regelsätze und einer regelmäßigen Anpassung bekommen die Grünen auch Unterstützung aus der SPD. “Die SPD will, dass diese Punkte nachgebessert werden und sieht in der Koalition eine konstruktive Diskussion dazu”, sagte der bildungspolitische Sprecher Oliver Kaczmarek Table.Media.
Den deutlich weitreichenderen Vorstoß der Grünen kritisiert er allerdings: “Jede Fraktion kann ihre Meinung in Positionspapieren zum Ausdruck bringen. Für die SPD-Fraktion ist aber entscheidend, dass wir den Koalitionsvertrag umsetzen, auf den sich die drei Ampel-Parteien geeinigt haben, statt neue Grundsatzdebatten zu eröffnen”, so Kaczmarek. Er sei “gespannt, wann die Forderungen aus dem grünen Positionspapier in den Verhandlungen thematisiert werden und wie sie finanziert werden sollen”.
Uneinig ist sich die Koalition darin, inwiefern eine Erhöhung der Regelsätze unter den aktuellen Haushaltsbedingungen finanzierbar ist. SPD und Grüne verweisen darauf, dass der Haushaltsausschuss für das Jahr 2024 zusätzlich 150 Millionen Euro für eine BAföG-Erhöhung bereitgestellt hat. Die Mittel sind zweckgebunden, dürfen also vom BMBF für nichts anderes verplant werden.
Bei den 150 Millionen Euro haben die Ampel-Haushälter mit einer Erhöhung ab dem Wintersemester 2024/25 gerechnet. Das Budget deckt also die Mehrkosten für die Monate Oktober bis Dezember. Ab dem Haushaltsjahr 2025 würden demnach etwa 600 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr benötigt, um die Erhöhung weiter zu finanzieren. Das jedoch sei komplett unrealistisch, argumentiert das BMBF.
Die FDP-Ministerin erhält dabei Rückendeckung von ihrer Fraktion, die eine Erhöhung der Regelsätze ohnehin nicht für notwendig hält. Die Argumentation der Liberalen: Zum Wintersemester 2022/23 war der Höchstsatz bereits von 861 auf aktuell 934 Euro erhöht worden. Dies sei in der Regel ausreichend, zumal das verfügbare Einkommen durch Nebenjobs oder Stipendien noch aufgestockt werden könne.
Die Forderungen von SPD und Grünen werden nun im Zuge der parlamentarischen Beratungen im Bundestag auf den Tisch kommen. “Es ist gut, dass der Entwurf aus dem Bildungsministerium im Kabinett beraten wird und jetzt die Parlamentarier die Möglichkeit haben, weiter daran zu arbeiten”, sagte Kraft. Die Zeit drängt allerdings: Wenn die Reform wie geplant bereits zum Wintersemester 2024/25 in Kraft treten soll, müsste der Bundestag das Gesetz spätestens bis zur Sommerpause verabschieden. Mitarbeit: Nicola Kuhrt
Mit einem neuen Besucherrekord geht das Futurium ins Jubiläumsjahr. 2019 eröffnet, steht dem “Haus der Zukünfte” zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem BMBF gelegen, das Fünfjährige bevor. Die anfängliche Skepsis bei einigen Gesellschaftern – darunter die großen Wissenschaftsorganisationen Max Planck, Helmholtz und Leibniz – ist weitgehend Anerkennung gewichen, wie ein Stimmungsbild unter den Akteuren zeigt. Doch es gibt einige Kritikpunkte.
Im vergangenen Jahr wurden mehr als 760.000 Besucher gezählt. Das ist weit über den 200.000, die der Futurium-Direktor Stefan Brandt bei der Eröffnung im August 2019 als Ziel genannt hatte. Der kostenfreie Eintritt ist der Zahl sicher zuträglich, erklärt sie aber kaum allein. Offenbar kommt es bei den Gästen gut an, in “mögliche Zukunftsentwürfe aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft” (so steht es im Leitbild) einzutauchen, darüber nachzudenken und zu diskutieren. Fast die Hälfte der Besucher kommt nämlich auf persönliche Empfehlung hierher, wie aus dem Kulturmonitoring hervorgeht. Bei Museen und Gedenkstätten ist es nur ein Drittel.
Das Durchschnittsalter des Publikums ist demnach mit 39 Jahren unter dem von Museen in Berlin. In der Realität ist es noch jünger, da Befragungen von Unter-18-Jährigen aus Datenschutzgründen schwer sind. Der Faktor Klassenausflug wird in der Besucherevaluation also tendenziell übersehen. In der Altersgruppe 20-29 Jahre kommt das Futurium laut Kulturmonitoring auf überdurchschnittliche 27 Prozent. “Darüber freue ich mich besonders”, sagt Brandt. “Denn Besuchende in dieser Altersgruppe kommen ausnahmslos aus eigenem Antrieb zu uns.”
Mit dem Erfolg sind einige Bedenken ausgeräumt, die dem Konzept lange Zeit entgegenstanden. Unter dem anfänglichen Titel “Haus der Zukunft” wurde es maßgeblich unter der damaligen Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) vorangetrieben. Die großen Wissenschaftsgesellschaften stiegen als Gesellschafter ein, wobei es unterschiedliche Stimmen gibt, welchen Anteil daran echte Begeisterung hatte und welchen eine gewisse Erwartungshaltung vonseiten des BMBF. Allein die DFG hatte sich per Senatsbeschluss 2013 gegen eine Beteiligung ausgesprochen, unter anderem weil das Konzept nicht überzeugt hatte. Daran wurde zwar auch innerhalb der anderen Gesellschaften gezweifelt, aber die Spitzen blieben bei der Zusage und unterstützten mit einem Jahresbeitrag von jeweils bis zu 150.000 Euro.
“Das Futurium leistet nun schon seit mehreren Jahren erfolgreiche Arbeit im Dialog mit der Gesellschaft”, erklärt heute die Helmholtz-Gemeinschaft auf Anfrage. Für sie sei das ein zentrales Anliegen, daher engagiere sie sich “deutlich über die Grenzen unserer eigenen Kommunikationskanäle und Formate hinaus”, vor allem bei Initiativen wie dem Futurium oder “Wissenschaft im Dialog”. “Außerdem erreichen wir mit dem Futurium auch Zielgruppen, mit denen wir sonst nicht täglich in direktem Kontakt stehen.” Neben dem finanziellen Beitrag bringe sich Helmholtz inhaltlich in die Programmgestaltung ein.
Ähnlich klingt es bei der DFG, die seit diesem Jahr ebenfalls Gesellschafterin ist. “Wissenschaftskommunikation ist ein Kernelement des Dialogs zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft geworden”, erklärt die Präsidentin Katja Becker in einem Statement. Die DFG habe ihre Aktivitäten in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. “Die Beteiligung am Futurium ist nun ein weiterer Schritt, der zusätzliche Impulse für die Wissenschaftskommunikation geben soll.”
Wer abseits offizieller Presseanfragen mit Personen aus der Wissenschaftsszene spricht, erhält ein Bild mit weniger Weichzeichner. Der quantitative Erfolg bei den Besuchern wird durchweg aufrichtig anerkannt. Man habe sich “besser abgeholt gefühlt” als in früheren Jahren, sagt eine Person und nennt namentlich Direktor Brandt, der mit den Gesellschaftern das Gespräch suche, um ihre Ideen zu hören. Eine andere berichtet aus ihrem Team: “Es herrscht der Eindruck, dass die Gesellschafter nicht wirklich sichtbar werden.” Gewünscht seien keine großen Logo-Wände, aber doch Hinweise darauf, woher die präsentierten Erkenntnisse kämen. Die herausgehobenen Forscher allein seien das ja nicht, sondern Teams, letztlich das Wissenschaftssystem. Das bleibe den Gästen verborgen.
“Unser Erfolg beim Publikum gründet sich auf der Unabhängigkeit“, entgegnet Brandt. “Wir werden wahrgenommen als eine Einrichtung, die für niemanden Werbung macht, weder für die Bundesregierung noch für Unternehmen oder andere Akteure.” Die Gesellschafter mit ihrer “herausragenden Expertise in vielen Bereichen” würden intensiv eingebunden, beispielsweise bei der Themenfindung, der Ausstellungsentwicklung oder Debattenformaten, sagt der Direktor. “Wir tun, was wir können, und was dem Ziel unseres Hauses zuträglich ist. Wissenschaftskommunikation ist ein Schwerpunkt des Futuriums.”
Andere Personen berichten, dass es selbst für Gesellschafter schwer sei, am Futurium Veranstaltungen durchzuführen. Sehr oft seien die Räume bereits reserviert. Wenn es doch eine Zusage gebe, dann fühle sich das an als “zahle man doppelt”, da Mieten und Zusatzkosten auf hohem Niveau zu entrichten seien – neben dem Gesellschafteranteil.
Im Futurium fänden jedes Jahr zahlreiche Vermietungen an Gesellschafter statt, sagt Brandt. Das Haus könne natürlich fixe Zusagen an andere Mietkunden nicht nachträglich widerrufen, wenn ein Gesellschafter anfrage. “Wenn er jedoch zeitgleich mit einem weiteren Interessenten anfragt, geben wir selbstverständlich ihm den Vorrang.”
Aktuell wird im Haus das Themenjahr “Rohstoffe” vorbereitet mit neuen Exponaten, Workshops und Veranstaltungen. Beginn ist am 4. Mai. Zusätzlich wird am 13. Mai erstmals das “Mobile Futurium” zu Schulen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern fahren. Je eine Woche soll es bleiben für Zukunfts-Projekte vor Ort. Dies wird, neben Kiezprojekten in Berlin, ein weiterer Versuch sein, Menschen jenseits der üblichen “Wissenschafts-Blase” zu erreichen.
7. März 2024, 13:00-14:00 Uhr, online
Podiumsdiskussion – Leopoldina International Virtual Panel Serie (LIVP) Jagd auf das Chamäleon: Fortschritte bei der Diagnose und Behandlung von Endometriose Mehr
8. März 2024, 10:00 Uhr, Frankfurt am Main und online
Diskussion Wissenschaftsjahr Freiheit: Diskussion u.a. mit Bettina Stark-Watzinger, Alena Buyx und Antje Boetius Mehr
13. März, 10:00 bis 16:30 Uhr, Quadriga Foum, Werderscher Markt 15, 10117 Berlin
Forum Hochschulräte Sinkende Studierendenzahlen – Neue Realitäten oder umkehrbarer Trend? Mehr
20. März, 13:00 bis 18:30 Uhr, Landesvertretung Sachsen-Anhalts beim Bund, Luisenstraße 18, 10117 Berlin
10. “Human Rights and Science”-Symposium – Leopoldina in Kooperation mit der Norwegian Academy of Science and Letters Menschenrechte und Wissenschaftsfreiheit Mehr
22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr
22./23. Mai 2024, BBAW, Jägerstr. 22-23, 10117 Berlin
Scientific Symposium der European Federation of Academies of Sciences and Humanities (ALLEA) European Research Collaboration in a Shifting Geopolitical Landscape Mehr
Noch in diesem Jahr wollen die Wissenschaftsminister der Bundesländer eine eigene Wissenschaftskonferenz unter dem Dach der Kultusministerkonferenz (KMK) organisieren. Über die neue “WissenschaftsMK” hatte der Wiarda-Blog am Montag zuerst berichtet. Auf Anfrage von Table.Briefings bestätigte die KMK den entsprechenden Bericht. Eine offizielle Stellungnahme sei allerdings bislang nicht geplant, da die länderübergreifenden Gespräche noch laufen. Eine Entscheidung und ein Beschluss würde voraussichtlich erst in der Juni-Sitzung erfolgen, heißt es aus der KMK.
“Die Wissenschaftspolitik ist ein eigenständiger Politikbereich mit einer enormen Bedeutung für unsere Innovationskraft und für uns als Wissensgesellschaft. Dem werden wir mit einer eigenen Wissenschaftsministerkonferenz unter dem Dach der KMK Rechnung tragen”, sagte Saarlands Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker auf Anfrage. Das Saarland hat in diesem Jahr den KMK-Vorsitz.
Von Weizsäcker wäre dementsprechend der erste Vorsitzende der WissenschaftsMK, wenn sich diese tatsächlich noch in diesem Jahr konstituiert und an den Turnus der KMK hält. “Durch eine eigene Konferenz wird das Zusammenspiel der Wissenschaftspolitik von Ländern und Bund weiter befördert und die Schlagkraft Deutschlands im internationalen Wettbewerb gestärkt”, sagte der SPD-Politiker. Es gehe darum, auch im Lichte der Prognos-Studie, die Arbeitsstrukturen an die Erfordernisse der Zeit anzupassen.
Eine Strukturkommission der KMK hatte im vergangenen November auf Grundlage der Prognos-Studie Vorschläge für eine effizientere KMK-Organisation vorgelegt. Die Kommission riet darin, gemeinsamen Sitzungen und Beratungsstrukturen der Bereiche Schule und Hochschule/Wissenschaft stärker zu trennen.
Die Kommission hatte schon damals in den Raum gestellt, dass der Bereich Hochschule und Wissenschaft im Rahmen der KMK einen eigenen Vorsitz und ein eigenes Präsidium “mit separaten Beratungsstrukturen” erhält. Alternativ wäre auch eine gänzlich eigenständige Konferenz der Wissenschaftsminister denkbar gewesen. “Wichtig ist mir – und anderen Ressortministerinnen und -ministern – dass wir uns nicht von der KMK loslösen, denn wir haben weiterhin wichtige gemeinsame Themen zu bearbeiten“, sagte Petra Olschowski (CDU), Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg im Gespräch mit Table.Briefings.
Sie erwarte sich von dem neuen Format “in erster Linie mehr Raum zur inhaltlichen Diskussion und eine größere Sichtbarkeit für die wissenschafts- und hochschulpolitischen Themen. Beides ist notwendig”. tg
Robert Habeck hat sich für eine Stärkung der militärischen Forschung in Deutschland ausgesprochen. Man müsse “bei Sicherheit und Wehrfähigkeit besser werden”. Das bedeute auch, dass man Innovationen in diesem Bereich stärken sollte, sagte der Wirtschaftsminister dem Handelsblatt. Er wolle damit eine “ressortübergreifende Debatte anregen”, sagte eine Sprecherin des BMWK auf Anfrage von Table.Media.
Vergangene Woche hatten sich bereits die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) und auch die Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger für eine stärkere Verknüpfung von ziviler und militärischer Forschung ausgesprochen. Dem BMBF gehe es dabei um die verstärkte Nutzung von Synergien und mehr Zusammenarbeit, eine “zielgerichtete Förderung militärischer Forschung ist nicht geplant”, sagte ein Sprecher Table.Media.
Man habe auf dem Gebiet der Sicherheit in den vergangenen Jahren zu wenig getan und auch “bei Innovation und Forschung” abgerüstet, sagte Habeck. Andere Länder, wie Israel, seien hier weiter. Dort entstünden aus dem militärischen Komplex viele Start-ups, beispielsweise zu Cybersecurity oder Drohnen.
Auch die EFI hatte in ihrem Jahresgutachten auf Israel – und auch die USA – als Positivbeispiele hingewiesen. “Die strikte Trennung zwischen militärischer und ziviler Forschung gehört auf den Prüfstand. Deutschland vergibt hierdurch ökonomische Chancen“, sagte der EFI-Vorsitzende Uwe Cantner bei der Vorstellung des Gutachtens. Studien zeigten, dass Investitionen in militärische FuE auch solche in zivile FuE hervorrufen.
Die neuerlichen Forderungen zur Stärkung der militärischen Forschung hatten auch eine Debatte unter Forschungspolitikern und Wissenschaftlern über die Auflösung der Trennung von ziviler und militärischer Forschung an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen ausgelöst. mw
147 der 300 geförderten Innovationssprints wurden am 29. Februar per Losverfahren ausgewählt. Die anderen 153 Projekte wurden über ein Teilnehmenden-Voting bei einer Roadshow zwischen November 2023 und Februar 2024 bestimmt. Rund 600 Einzelakteure und Teams hatten dort bei 23 Veranstaltungen ihre Ideen vorgestellt. Wer bei der Roadshow nicht zum Zuge kam, erhielt im Losverfahren eine zweite Chance auf Förderung. Insgesamt stehen rund 90 Millionen Euro für die Umsetzung der 300 Projekte zur Verfügung.
Die Themen der geförderten Projekte sind breit gefächert. Schwerpunkte liegen in den Bereichen KI/Maschinelles Lernen, Medizintechnik/Pharmazeutik und Gesundheits- und Sozialwesen. Soziale Innovationen stehen bei etwa 20 Prozent der Projekte im Vordergrund. Rund 37 Prozent der geförderten Innovationssprints wurden von HAW eingereicht, 33 Prozent von Universitäten, 26 Prozent von außeruniversitären Forschungseinrichtungen, 3 Prozent von KMU und Start-ups sowie 4 Prozent von sonstigen Akteuren, wie Vereinen, Verbänden oder Stiftungen.
Die Datipilot-Förderrichtlinie soll als Experimentierraum sowie als Erfahrungs- und Ideenspeicher für die Konzeption der im Aufbau befindlichen Dati selbst dienen. mw
Über das Ziel, den Anteil von Professorinnen zu erhöhen, herrscht inzwischen ein breiter wissenschafts- und hochschulpolitischer Konsens. Unbestritten ist sicherlich auch, dass gerechten Berufungsverfahren auf dem Weg zur paritätischen Besetzung von Professuren eine hohe Bedeutung zukommt. Demgegenüber sind die Mittel zur Erreichung dieses Ziels durchaus umstritten.
So führt die Frage, ob und inwieweit Gleichstellungsmaßnahmen und -programme auf das universitäre Berufungsgeschehen selbst Einfluss nehmen sollen, zu mitunter heftigen Kontroversen. Durchgesetzt hat sich in Ausschreibungen und Besetzungsverfahren etwa der Passus, dass Frauen bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt werden sollen.
Denn, so die dahinterstehende Idee, in Besetzungsverfahren kommen immer auch subjektive Einschätzungen zum Tragen, von denen Männer aufgrund ihrer Seilschaften und Netzwerke sowie der Androzentrik von Leistungs- und Führungskräftevorstellungen tendenziell stärker profitieren. Dagegen wird häufig das Argument vorgebracht, dass gleichstellungspolitische Eingriffe in Berufungsprozesse gegen das meritokratische Prinzip der leistungsorientieren Bestenauslese verstoßen und damit zugleich die Erreichung von Exzellenz verhindert würde.
Oder kürzer formuliert: Pro-gleichstellungspolitische Argumente lauten, dass Leistungsbemessung immer einen Interpretationsakt und Aushandlungsprozess innerhalb der entscheidungsfällenden Kommission voraussetzt, der für nicht leistungsbezogene Einflussnahme anfällig ist. Die Contra-Seite vertritt die Ansicht, Leistung sei ein objektiv gegebener Fakt und Kommissionen fällten neutrale Entscheidungen.
Im Kontext dieser Debatte sind neuere Erkenntnisse, wie die aus der Untersuchung von Alessandra Rusconi und Heike Solga “Fairer als gedacht” von 2023, sehr aufschlussreich. Das Ergebnis ist für viele auf den ersten Blick überraschend: Demnach werden Wissenschaftlerinnen nicht seltener als ihre Kollegen berufen – sofern sie es überhaupt ins Berufungsverfahren geschafft haben. Mit Blick auf die Berufungserfolge haben sie in solchen Fällen sogar eher einen leichten Vorteil.
Haben also die Gegner und Gegnerinnen von Gleichstellungsinterventionen im Berufungsgeschehen doch recht? Eher nicht. Denn es entsteht ein wesentlich komplexeres Bild, wenn die Erkenntnisse von Rusconi und Solga im Lichte weiterer Debatten und Untersuchungen betrachtet werden. Dann gehen von der Studie mindestens drei Botschaften gegen gedankliche Kurzschlüsse aus:
Gleichstellungsinterventionen verhelfen also fairen Berufungsverfahren zum Durchbruch und tragen dazu bei, dass Qualität und Exzellenz unabhängig von Geschlecht im Berufungsgeschehen zur Geltung kommen können.
Tilman Altenburg wurde von der Bundesregierung in den Nationalen Wasserstoffrat berufen. Altenburg ist Leiter des Forschungsprogramms “Transformation der Wirtschafts- und Sozialsysteme” am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn.
Rose Marie Beck nahm zum 1. März ihre Dienstgeschäfte als neue Rektorin der Hochschule Karlsruhe auf.
Magdalena Saryusz-Wolska wird zum 1. April Direktorin am Deutschen Historischen Institut Warschau.
René Thiele, Vizepräsident für Studium und Lehre der Frankfurt University of Applied Sciences, wechselt als Präsident an die Vietnamesisch-Deutsche Universität (VGU) in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
China.Table. Den Märkten droht vom Nationalen Volkskongress eine Enttäuschung. Die Weiterentwicklung und Beschleunigung der KI-Forschung gehören zu den Prioritäten der chinesischen Regierung beim diesjährigen Nationalen Volkskongress in China. Darauf deuten Aussagen des Vorsitzenden der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, Zhang Shanjie, hin. Es ist eines der wenigen Themensignale im Vorfeld des Kongresses. Zudem will sich Präsident Xi nach eigenen Aussagen mit seinem Land an die Spitze der Energiewissenschaften und -technologie setzen. Mehr
Berlin.Table. Bürokratieabbau: FDP nimmt Länder in die Pflicht. In der Bundesrepublik gibt es noch viele Hürden, was den Abbau der Bürokratie betrifft. Die Länder sollen laut FDP einige Punkte zügig umsetzen. Mehr
ESG.Table. Standpunkt – Energiewende in Polen: Chance zur Kooperation. Die neue polnische Regierung setzt auch bei der Klimapolitik andere Akzente als ihre rechtspopulistischen Vorgänger. Daraus resultieren neue Möglichkeiten zur europäischen Zusammenarbeit, meint Szymon Kardaś vom Warschauer Büro des European Council on Foreign Relations (ECFR). Polen ist bereits einer der größten Wasserstoffproduzenten der Welt, nutzt dafür bislang aber hauptsächlich fossile Brennstoffe. Deutschlands Ambitionen bei Grünem Wasserstoff ließen sich für Forschungs- und Entwicklungskooperationen nutzen. Mehr
Europe.Table.WTO-Runde kann sich nicht auf Reformen verständigen. Trotz Verlängerung ist es Unterhändlern der Welthandelsorganisation (WTO) nicht gelungen, sich auf Reformen zu verständigen. In den Bereichen Fischerei und Landwirtschaft gab es keinen Durchbruch. Bremser soll Indien gewesen sein. Mehr
im Dezember 2022 hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) die Unternehmensberatung Prognos beauftragt, die eigenen Strukturen zu durchleuchten. Das Ergebnis war ernüchternd: Die Berater setzten ein dickes Fragezeichen hinter die Funktionsfähigkeit der KMK. Eines der zentralen Ergebnisse war damals: Die KMK wird von Schulthemen dominiert. Deshalb, so die Berater, brauche es mehr Eigenständigkeit für die Themen Hochschule und Wissenschaft.
Die Wissenschaftsminister sehen die von Prognos beschriebenen Ineffizienzen und Dysfunktionalitäten offenbar auch und haben bei einem Kaminabend der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) jetzt eine – wenn auch noch nicht offizielle – Einigung erzielt. Die Minister wollen eine eigene “WissenschaftsMK” unter dem Dach der KMK einführen, in der sie jedes Jahr viermal mit einer eigenen Tagesordnung beraten wollen. Bei drei der Treffen wird jeweils einmal die KMK, die GWK und der Wissenschaftsrat dazugeladen.
Bei der KMK-Sitzung im Juni soll das neue Gremium beschlossen werden. Was der mutmaßlich erste Vorsitzende, Saarlands Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker und Petra Olschowski, Ressortchefin in Baden-Württemberg, zu den Potenzialen der WissenschaftsMK sagt, lesen Sie in unserem Briefing.
In der vergangenen Woche haben wir Ihnen an dieser Stelle ausführlich das Gutachten der EFI-Kommission vorgestellt. Ihr Vorsitzender Uwe Cantner hatte es am Mittwoch Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben und dabei zum wiederholten Male die Stärkung der militärischen Forschung angemahnt und deren Spillover-Effekte betont. Dass auch Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger vehement dafür eintritt und sich an die Spitze der Bewegung stellen will, hat in der Community bereits erste Abwehrreflexe ausgelöst. Wissenschaftler wiesen auf die freie Entscheidung von Institutionen und Forschern hin.
Nun hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nachgelegt und eine “Abrüstung auch bei Innovation und Forschung” beklagt. Mein Kollege Markus Weisskopf hat die Details.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!
China ist nach dem Überfall Moskaus auf die Ukraine zu Russlands wichtigstem wissenschaftlichen Partner geworden, vor allem da die Beziehungen zum Westen seit Beginn des Krieges drastisch abgenommen haben. Vor knapp zwei Jahren ordnete Präsident Wladimir Putin den Angriff auf die Ukraine an, und die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die russische Wissenschaft schlagen sich allmählich in den wissenschaftlichen Publikationsdaten nieder.
Im Jahr 2023 hat China letztendlich sowohl Deutschland als auch die USA überholt und ist nun Russlands größter Partner bei gemeinsamen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Der Anteil der deutschen und US-amerikanischen Zusammenarbeit an der Gesamtzahl der in Russland veröffentlichten Publikationen ging bereits vor dem Krieg zurück, doch die Invasion hat diesen Rückgang offensichtlich noch massiv verschärft.
Unterdessen hat der Anteil der russischen Veröffentlichungen, die gemeinsam mit China verfasst wurden, stetig zugenommen und übertrifft jetzt beide Länder, wenngleich die absolute Zahl der gemeinsamen Veröffentlichungen mit China stagniert. “Die Beziehungen zu China nehmen eigentlich nicht so stark zu, es sind nur die Beziehungen zum Westen, die schrumpfen”, sagte der gebürtige Russe Andrej Kalinitschew, Forschungsdirektor an der französischen Technologieuniversität IMT Atlantique und Mitbetreiber von T-Invariant, einer unabhängigen Website über die russische Wissenschaft.
In mancher Hinsicht ist dieser Einbruch der westlichen Zusammenarbeit kaum überraschend. Nach der Invasion verhängten die EU-Länder eine ganze Reihe wissenschaftlicher Sanktionen gegen Moskau und stoppten gemeinsame offizielle Projekte. So schloss die EU beispielsweise russische Partner aus den Projekten von Horizont Europa aus. Zwar ist Forschern die Zusammenarbeit nicht verboten, doch sind Reisen zwischen Russland und dem Westen aufgrund der Sanktionen, einschließlich fehlender Direktflüge, schwierig und teuer geworden.
Laut Kalinitschew ist das Klima der Angst in Russland, in dem immer mehr Wissenschaftler strafrechtlich verfolgt werden, weil sie angeblich Geheimnisse an Ausländer weitergegeben hätten, auch ein “offensichtliches Hindernis” für die Zusammenarbeit mit dem Westen. Dennoch ist das Ausmaß des Bruchs der Beziehungen dramatisch. Mitte der 2000er hatten noch fast 9 Prozent aller russischen Veröffentlichungen einen deutschen Koautor. Das Gleiche galt für die USA. Jetzt, beschleunigt durch den Krieg, hat sich dieses Engagement mehr als halbiert.
Und die Zahl der gemeinsamen Publikationen könnte noch weiter sinken. Es kann viele Monate oder sogar Jahre dauern, bis die Endergebnisse eines gemeinsamen Projekts in einer Fachzeitschrift publiziert werden. Das bedeutet, dass viele der im Jahr 2023 gemeinsam veröffentlichten Paper wahrscheinlich die Ergebnisse von Forschungsarbeiten sind, die noch vor der Invasion begonnen wurden, sodass es Jahre dauern könnte, bis sich die vollen Auswirkungen in den Daten niederschlagen.
Ein unheilvolles Zeichen für Russland ist die Tatsache, dass sich seine Wissenschaftler seit dem Krieg drastisch von akademischen Konferenzen zurückgezogen haben, wo Kontakte mit ausländischen Kollegen geknüpft und gepflegt werden.
Was die Beziehungen zu China betrifft ist die Zunahme der Zusammenarbeit eher relativ als absolut.
Im Jahr 2023 publizierten Russland und China 3.280 gemeinsame Paper, weniger als die 3.538, die noch 2022 veröffentlicht wurden. Die Zahl wird für 2023 voraussichtlich um einige Hundert nach oben korrigiert werden, sobald die allerletzten Daten für das letzte Jahr eintreffen. Das Gesamtbild zeigt jedoch eher eine konstante Zusammenarbeit als einen sprunghaften Anstieg der Beteiligung.
China hat seinen Anteil an den Veröffentlichungen nur deshalb erhöht, weil die Gesamtzahl der russischen Artikel im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen ist. “Was China betrifft, so bestand schon immer eine Zusammenarbeit, aber da nun einige Kooperationen mit Europa nicht mehr möglich sind, müssen die Menschen etwas unternehmen und mehr mit China zusammenarbeiten”, so die Ansicht von Alexander Nozik, Physiker am Moskauer Institut für Physik und Technologie.
In der Zwischenzeit hätten chinesische Unternehmen wie Huawei ihre Forschungsaktivitäten in Russland verstärkt. Die russische Regierung hat die akademische Arbeit mit China nicht direkt gefördert, sondern seine Wissenschaftler vor der Zusammenarbeit mit “unfreundlichen Ländern” im Westen gewarnt, so Nozik.
Noziks Institut stehe unter direkten US-Sanktionen, sagte er. Jegliche Forschungszusammenarbeit sei blockiert und die Universität könne keine US-Hardware oder -Software kaufen. Sogar Noziks privates Github-Konto sei gesperrt. Zudem herrscht in der russischen Wissenschaft derzeit eine Budgetknappheit. Der Rückgang der Zusammenarbeit könnte also “eher mit den Ressourcen zu tun haben, nicht mit der Ideologie”, sagte er.
Die russischen Kontakte zu Indien, die seit der Jahrtausendwende stetig zunahmen, scheinen 2023 ebenfalls ins Stocken geraten zu sein, obwohl Neu-Delhi in dem Konflikt eine weitgehend neutrale Position vertritt.
In der Zwischenzeit ist es ukrainischen Forschern trotz Vertreibung, Zerstörung von Forschungsinstituten und Militärdienst gelungen, im Jahr 2023 fast 15.000 Publikationen zu veröffentlichen, was, sobald die letzten paar Prozent der Daten vorliegen, eine leichte Steigerung gegenüber 2022 bedeutet.
Es dürfte kaum überraschen, dass die Zusammenarbeit mit russischen Wissenschaftlern im freien Fall ist. Aber wie die Daten zeigen, hat sich die ukrainische Wissenschaft seit 2015, dem Jahr nach der Annexion der Krim durch Moskau, von Russland abgewendet.
Von einer Zusammenarbeit mit russischen Wissenschaftlern wird “sowohl auf institutioneller als auch auf staatlicher Ebene kategorisch abgeraten”, sagt Olga Polotska, Geschäftsführerin der Nationalen Forschungsstiftung der Ukraine.
“Selbst wenn wir an eine Zusammenarbeit zwischen Forschenden denken, ist dies inakzeptabel, weil russische Forschende an russische Institutionen angeschlossen und somit Teil des Systems und der Ideologie des nicht provozierten Krieges gegen die Ukraine sind”, sagte sie.
Gleichzeitig hat die Zusammenarbeit mit den USA und europäischen Ländern seit Kriegsbeginn deutlich zugenommen – insbesondere mit Polen, dem inzwischen stärksten internationalen Forschungspartner der Ukraine. Das liegt zum Teil daran, dass in der ersten Phase des Krieges viele Forscher – vor allem Frauen – nach Polen geflohen sind und dort Universitätszugehörigkeiten erhalten hätten, sagt Polotska. “Polen wurde buchstäblich zum Flüchtlingslager für Forschende aus der Ukraine.” Polen war auch eines der ersten Länder, das ukrainischen Forschern besondere Unterstützung anbot.
Und trotz der engen Beziehungen Pekings zu Moskau werden die ukrainischen wissenschaftlichen Beziehungen zu China von der Regierung weder “gefördert noch entmutigt”, sagt Polotska. Da China Ressourcen in die Verbesserung seiner internationalen akademischen Beziehungen investiert, “entwickelt sich die Zusammenarbeit mit China auf ganz natürliche Weise.”
Dieser Beitrag ist eine übersetzte Version eines Artikels von Science|Business. Mit einem Redaktionsteam, das in Brüssel und in der gesamten EU arbeitet, ist Science|Business Europas wichtigste englischsprachige Quelle für fundierte Berichterstattung über Forschungs- und Innovationspolitik.
In der Ampel-Koalition gibt es weiter Streit um die Reform des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG). Das Bundeskabinett will an diesem Mittwoch den von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger vorgelegten Entwurf für eine Reform verabschieden. Die darin enthaltenen Maßnahmen sind in den Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen und FDP an sich zwar weitgehend unstrittig, gehen jedoch nicht allen weit genug. Stark-Watzinger möchte zwar den Kreis der Empfangsberechtigten erweitern und einige strukturelle Änderungen vornehmen, die Höhe der Zahlungen jedoch nicht antasten.
Deshalb wird das Bundeskabinett am Mittwoch nun zunächst folgende Änderungen beschließen:
Stark-Watzingers Vorschläge werden von den Ampel-Fraktionen zwar begrüßt, sie möchten allerdings weitere Dinge für Studenten verändern. Die Grünen-Bundestagsfraktion hat vor zwei Wochen die Forderung nach einem Fünf-Punkte-Plan zur Modernisierung des BAföG beschlossen, der deutlich über die Vorschläge der Ministerin hinausgeht. Unter anderem wird darin gefordert, die Freibeträge um zehn statt fünf Prozent zu erhöhen und die Förderhöchstdauer um zwei Semester über die Regelstudienzeit hinaus zu verlängern.
Vor allem aber wollen die Grünen, dass die Bafög-Empfänger auch mehr Geld bekommen. “Die Bedarfssätze müssen noch einmal angehoben werden, denn die Inflation trifft besonders diejenigen schwer, die kaum Geld zur Verfügung haben wie Studierende und Schüler*innen”, sagte Laura Kraft, Obfrau der Grünen-Fraktion im Bildungsausschuss, auf Anfrage. Dem Fraktionsbeschluss zufolge sollen die Sätze “mindestens auf Bürgergeld-Niveau” steigen und durch einen festgelegten Mechanismus regelmäßig angepasst werden. Außerdem fordert die Grünen-Fraktion, die im Bafög enthaltene Wohnpauschale an die ortsüblichen Mieten für studentisches Wohnen anzupassen.
Für die Forderung nach einer Erhöhung der Regelsätze und einer regelmäßigen Anpassung bekommen die Grünen auch Unterstützung aus der SPD. “Die SPD will, dass diese Punkte nachgebessert werden und sieht in der Koalition eine konstruktive Diskussion dazu”, sagte der bildungspolitische Sprecher Oliver Kaczmarek Table.Media.
Den deutlich weitreichenderen Vorstoß der Grünen kritisiert er allerdings: “Jede Fraktion kann ihre Meinung in Positionspapieren zum Ausdruck bringen. Für die SPD-Fraktion ist aber entscheidend, dass wir den Koalitionsvertrag umsetzen, auf den sich die drei Ampel-Parteien geeinigt haben, statt neue Grundsatzdebatten zu eröffnen”, so Kaczmarek. Er sei “gespannt, wann die Forderungen aus dem grünen Positionspapier in den Verhandlungen thematisiert werden und wie sie finanziert werden sollen”.
Uneinig ist sich die Koalition darin, inwiefern eine Erhöhung der Regelsätze unter den aktuellen Haushaltsbedingungen finanzierbar ist. SPD und Grüne verweisen darauf, dass der Haushaltsausschuss für das Jahr 2024 zusätzlich 150 Millionen Euro für eine BAföG-Erhöhung bereitgestellt hat. Die Mittel sind zweckgebunden, dürfen also vom BMBF für nichts anderes verplant werden.
Bei den 150 Millionen Euro haben die Ampel-Haushälter mit einer Erhöhung ab dem Wintersemester 2024/25 gerechnet. Das Budget deckt also die Mehrkosten für die Monate Oktober bis Dezember. Ab dem Haushaltsjahr 2025 würden demnach etwa 600 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr benötigt, um die Erhöhung weiter zu finanzieren. Das jedoch sei komplett unrealistisch, argumentiert das BMBF.
Die FDP-Ministerin erhält dabei Rückendeckung von ihrer Fraktion, die eine Erhöhung der Regelsätze ohnehin nicht für notwendig hält. Die Argumentation der Liberalen: Zum Wintersemester 2022/23 war der Höchstsatz bereits von 861 auf aktuell 934 Euro erhöht worden. Dies sei in der Regel ausreichend, zumal das verfügbare Einkommen durch Nebenjobs oder Stipendien noch aufgestockt werden könne.
Die Forderungen von SPD und Grünen werden nun im Zuge der parlamentarischen Beratungen im Bundestag auf den Tisch kommen. “Es ist gut, dass der Entwurf aus dem Bildungsministerium im Kabinett beraten wird und jetzt die Parlamentarier die Möglichkeit haben, weiter daran zu arbeiten”, sagte Kraft. Die Zeit drängt allerdings: Wenn die Reform wie geplant bereits zum Wintersemester 2024/25 in Kraft treten soll, müsste der Bundestag das Gesetz spätestens bis zur Sommerpause verabschieden. Mitarbeit: Nicola Kuhrt
Mit einem neuen Besucherrekord geht das Futurium ins Jubiläumsjahr. 2019 eröffnet, steht dem “Haus der Zukünfte” zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem BMBF gelegen, das Fünfjährige bevor. Die anfängliche Skepsis bei einigen Gesellschaftern – darunter die großen Wissenschaftsorganisationen Max Planck, Helmholtz und Leibniz – ist weitgehend Anerkennung gewichen, wie ein Stimmungsbild unter den Akteuren zeigt. Doch es gibt einige Kritikpunkte.
Im vergangenen Jahr wurden mehr als 760.000 Besucher gezählt. Das ist weit über den 200.000, die der Futurium-Direktor Stefan Brandt bei der Eröffnung im August 2019 als Ziel genannt hatte. Der kostenfreie Eintritt ist der Zahl sicher zuträglich, erklärt sie aber kaum allein. Offenbar kommt es bei den Gästen gut an, in “mögliche Zukunftsentwürfe aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft” (so steht es im Leitbild) einzutauchen, darüber nachzudenken und zu diskutieren. Fast die Hälfte der Besucher kommt nämlich auf persönliche Empfehlung hierher, wie aus dem Kulturmonitoring hervorgeht. Bei Museen und Gedenkstätten ist es nur ein Drittel.
Das Durchschnittsalter des Publikums ist demnach mit 39 Jahren unter dem von Museen in Berlin. In der Realität ist es noch jünger, da Befragungen von Unter-18-Jährigen aus Datenschutzgründen schwer sind. Der Faktor Klassenausflug wird in der Besucherevaluation also tendenziell übersehen. In der Altersgruppe 20-29 Jahre kommt das Futurium laut Kulturmonitoring auf überdurchschnittliche 27 Prozent. “Darüber freue ich mich besonders”, sagt Brandt. “Denn Besuchende in dieser Altersgruppe kommen ausnahmslos aus eigenem Antrieb zu uns.”
Mit dem Erfolg sind einige Bedenken ausgeräumt, die dem Konzept lange Zeit entgegenstanden. Unter dem anfänglichen Titel “Haus der Zukunft” wurde es maßgeblich unter der damaligen Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) vorangetrieben. Die großen Wissenschaftsgesellschaften stiegen als Gesellschafter ein, wobei es unterschiedliche Stimmen gibt, welchen Anteil daran echte Begeisterung hatte und welchen eine gewisse Erwartungshaltung vonseiten des BMBF. Allein die DFG hatte sich per Senatsbeschluss 2013 gegen eine Beteiligung ausgesprochen, unter anderem weil das Konzept nicht überzeugt hatte. Daran wurde zwar auch innerhalb der anderen Gesellschaften gezweifelt, aber die Spitzen blieben bei der Zusage und unterstützten mit einem Jahresbeitrag von jeweils bis zu 150.000 Euro.
“Das Futurium leistet nun schon seit mehreren Jahren erfolgreiche Arbeit im Dialog mit der Gesellschaft”, erklärt heute die Helmholtz-Gemeinschaft auf Anfrage. Für sie sei das ein zentrales Anliegen, daher engagiere sie sich “deutlich über die Grenzen unserer eigenen Kommunikationskanäle und Formate hinaus”, vor allem bei Initiativen wie dem Futurium oder “Wissenschaft im Dialog”. “Außerdem erreichen wir mit dem Futurium auch Zielgruppen, mit denen wir sonst nicht täglich in direktem Kontakt stehen.” Neben dem finanziellen Beitrag bringe sich Helmholtz inhaltlich in die Programmgestaltung ein.
Ähnlich klingt es bei der DFG, die seit diesem Jahr ebenfalls Gesellschafterin ist. “Wissenschaftskommunikation ist ein Kernelement des Dialogs zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft geworden”, erklärt die Präsidentin Katja Becker in einem Statement. Die DFG habe ihre Aktivitäten in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. “Die Beteiligung am Futurium ist nun ein weiterer Schritt, der zusätzliche Impulse für die Wissenschaftskommunikation geben soll.”
Wer abseits offizieller Presseanfragen mit Personen aus der Wissenschaftsszene spricht, erhält ein Bild mit weniger Weichzeichner. Der quantitative Erfolg bei den Besuchern wird durchweg aufrichtig anerkannt. Man habe sich “besser abgeholt gefühlt” als in früheren Jahren, sagt eine Person und nennt namentlich Direktor Brandt, der mit den Gesellschaftern das Gespräch suche, um ihre Ideen zu hören. Eine andere berichtet aus ihrem Team: “Es herrscht der Eindruck, dass die Gesellschafter nicht wirklich sichtbar werden.” Gewünscht seien keine großen Logo-Wände, aber doch Hinweise darauf, woher die präsentierten Erkenntnisse kämen. Die herausgehobenen Forscher allein seien das ja nicht, sondern Teams, letztlich das Wissenschaftssystem. Das bleibe den Gästen verborgen.
“Unser Erfolg beim Publikum gründet sich auf der Unabhängigkeit“, entgegnet Brandt. “Wir werden wahrgenommen als eine Einrichtung, die für niemanden Werbung macht, weder für die Bundesregierung noch für Unternehmen oder andere Akteure.” Die Gesellschafter mit ihrer “herausragenden Expertise in vielen Bereichen” würden intensiv eingebunden, beispielsweise bei der Themenfindung, der Ausstellungsentwicklung oder Debattenformaten, sagt der Direktor. “Wir tun, was wir können, und was dem Ziel unseres Hauses zuträglich ist. Wissenschaftskommunikation ist ein Schwerpunkt des Futuriums.”
Andere Personen berichten, dass es selbst für Gesellschafter schwer sei, am Futurium Veranstaltungen durchzuführen. Sehr oft seien die Räume bereits reserviert. Wenn es doch eine Zusage gebe, dann fühle sich das an als “zahle man doppelt”, da Mieten und Zusatzkosten auf hohem Niveau zu entrichten seien – neben dem Gesellschafteranteil.
Im Futurium fänden jedes Jahr zahlreiche Vermietungen an Gesellschafter statt, sagt Brandt. Das Haus könne natürlich fixe Zusagen an andere Mietkunden nicht nachträglich widerrufen, wenn ein Gesellschafter anfrage. “Wenn er jedoch zeitgleich mit einem weiteren Interessenten anfragt, geben wir selbstverständlich ihm den Vorrang.”
Aktuell wird im Haus das Themenjahr “Rohstoffe” vorbereitet mit neuen Exponaten, Workshops und Veranstaltungen. Beginn ist am 4. Mai. Zusätzlich wird am 13. Mai erstmals das “Mobile Futurium” zu Schulen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern fahren. Je eine Woche soll es bleiben für Zukunfts-Projekte vor Ort. Dies wird, neben Kiezprojekten in Berlin, ein weiterer Versuch sein, Menschen jenseits der üblichen “Wissenschafts-Blase” zu erreichen.
7. März 2024, 13:00-14:00 Uhr, online
Podiumsdiskussion – Leopoldina International Virtual Panel Serie (LIVP) Jagd auf das Chamäleon: Fortschritte bei der Diagnose und Behandlung von Endometriose Mehr
8. März 2024, 10:00 Uhr, Frankfurt am Main und online
Diskussion Wissenschaftsjahr Freiheit: Diskussion u.a. mit Bettina Stark-Watzinger, Alena Buyx und Antje Boetius Mehr
13. März, 10:00 bis 16:30 Uhr, Quadriga Foum, Werderscher Markt 15, 10117 Berlin
Forum Hochschulräte Sinkende Studierendenzahlen – Neue Realitäten oder umkehrbarer Trend? Mehr
20. März, 13:00 bis 18:30 Uhr, Landesvertretung Sachsen-Anhalts beim Bund, Luisenstraße 18, 10117 Berlin
10. “Human Rights and Science”-Symposium – Leopoldina in Kooperation mit der Norwegian Academy of Science and Letters Menschenrechte und Wissenschaftsfreiheit Mehr
22. April 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Hannover Messe
Gipfel für Forschung und Innovation 2024 “Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI” Mehr
22./23. Mai 2024, BBAW, Jägerstr. 22-23, 10117 Berlin
Scientific Symposium der European Federation of Academies of Sciences and Humanities (ALLEA) European Research Collaboration in a Shifting Geopolitical Landscape Mehr
Noch in diesem Jahr wollen die Wissenschaftsminister der Bundesländer eine eigene Wissenschaftskonferenz unter dem Dach der Kultusministerkonferenz (KMK) organisieren. Über die neue “WissenschaftsMK” hatte der Wiarda-Blog am Montag zuerst berichtet. Auf Anfrage von Table.Briefings bestätigte die KMK den entsprechenden Bericht. Eine offizielle Stellungnahme sei allerdings bislang nicht geplant, da die länderübergreifenden Gespräche noch laufen. Eine Entscheidung und ein Beschluss würde voraussichtlich erst in der Juni-Sitzung erfolgen, heißt es aus der KMK.
“Die Wissenschaftspolitik ist ein eigenständiger Politikbereich mit einer enormen Bedeutung für unsere Innovationskraft und für uns als Wissensgesellschaft. Dem werden wir mit einer eigenen Wissenschaftsministerkonferenz unter dem Dach der KMK Rechnung tragen”, sagte Saarlands Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker auf Anfrage. Das Saarland hat in diesem Jahr den KMK-Vorsitz.
Von Weizsäcker wäre dementsprechend der erste Vorsitzende der WissenschaftsMK, wenn sich diese tatsächlich noch in diesem Jahr konstituiert und an den Turnus der KMK hält. “Durch eine eigene Konferenz wird das Zusammenspiel der Wissenschaftspolitik von Ländern und Bund weiter befördert und die Schlagkraft Deutschlands im internationalen Wettbewerb gestärkt”, sagte der SPD-Politiker. Es gehe darum, auch im Lichte der Prognos-Studie, die Arbeitsstrukturen an die Erfordernisse der Zeit anzupassen.
Eine Strukturkommission der KMK hatte im vergangenen November auf Grundlage der Prognos-Studie Vorschläge für eine effizientere KMK-Organisation vorgelegt. Die Kommission riet darin, gemeinsamen Sitzungen und Beratungsstrukturen der Bereiche Schule und Hochschule/Wissenschaft stärker zu trennen.
Die Kommission hatte schon damals in den Raum gestellt, dass der Bereich Hochschule und Wissenschaft im Rahmen der KMK einen eigenen Vorsitz und ein eigenes Präsidium “mit separaten Beratungsstrukturen” erhält. Alternativ wäre auch eine gänzlich eigenständige Konferenz der Wissenschaftsminister denkbar gewesen. “Wichtig ist mir – und anderen Ressortministerinnen und -ministern – dass wir uns nicht von der KMK loslösen, denn wir haben weiterhin wichtige gemeinsame Themen zu bearbeiten“, sagte Petra Olschowski (CDU), Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg im Gespräch mit Table.Briefings.
Sie erwarte sich von dem neuen Format “in erster Linie mehr Raum zur inhaltlichen Diskussion und eine größere Sichtbarkeit für die wissenschafts- und hochschulpolitischen Themen. Beides ist notwendig”. tg
Robert Habeck hat sich für eine Stärkung der militärischen Forschung in Deutschland ausgesprochen. Man müsse “bei Sicherheit und Wehrfähigkeit besser werden”. Das bedeute auch, dass man Innovationen in diesem Bereich stärken sollte, sagte der Wirtschaftsminister dem Handelsblatt. Er wolle damit eine “ressortübergreifende Debatte anregen”, sagte eine Sprecherin des BMWK auf Anfrage von Table.Media.
Vergangene Woche hatten sich bereits die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) und auch die Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger für eine stärkere Verknüpfung von ziviler und militärischer Forschung ausgesprochen. Dem BMBF gehe es dabei um die verstärkte Nutzung von Synergien und mehr Zusammenarbeit, eine “zielgerichtete Förderung militärischer Forschung ist nicht geplant”, sagte ein Sprecher Table.Media.
Man habe auf dem Gebiet der Sicherheit in den vergangenen Jahren zu wenig getan und auch “bei Innovation und Forschung” abgerüstet, sagte Habeck. Andere Länder, wie Israel, seien hier weiter. Dort entstünden aus dem militärischen Komplex viele Start-ups, beispielsweise zu Cybersecurity oder Drohnen.
Auch die EFI hatte in ihrem Jahresgutachten auf Israel – und auch die USA – als Positivbeispiele hingewiesen. “Die strikte Trennung zwischen militärischer und ziviler Forschung gehört auf den Prüfstand. Deutschland vergibt hierdurch ökonomische Chancen“, sagte der EFI-Vorsitzende Uwe Cantner bei der Vorstellung des Gutachtens. Studien zeigten, dass Investitionen in militärische FuE auch solche in zivile FuE hervorrufen.
Die neuerlichen Forderungen zur Stärkung der militärischen Forschung hatten auch eine Debatte unter Forschungspolitikern und Wissenschaftlern über die Auflösung der Trennung von ziviler und militärischer Forschung an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen ausgelöst. mw
147 der 300 geförderten Innovationssprints wurden am 29. Februar per Losverfahren ausgewählt. Die anderen 153 Projekte wurden über ein Teilnehmenden-Voting bei einer Roadshow zwischen November 2023 und Februar 2024 bestimmt. Rund 600 Einzelakteure und Teams hatten dort bei 23 Veranstaltungen ihre Ideen vorgestellt. Wer bei der Roadshow nicht zum Zuge kam, erhielt im Losverfahren eine zweite Chance auf Förderung. Insgesamt stehen rund 90 Millionen Euro für die Umsetzung der 300 Projekte zur Verfügung.
Die Themen der geförderten Projekte sind breit gefächert. Schwerpunkte liegen in den Bereichen KI/Maschinelles Lernen, Medizintechnik/Pharmazeutik und Gesundheits- und Sozialwesen. Soziale Innovationen stehen bei etwa 20 Prozent der Projekte im Vordergrund. Rund 37 Prozent der geförderten Innovationssprints wurden von HAW eingereicht, 33 Prozent von Universitäten, 26 Prozent von außeruniversitären Forschungseinrichtungen, 3 Prozent von KMU und Start-ups sowie 4 Prozent von sonstigen Akteuren, wie Vereinen, Verbänden oder Stiftungen.
Die Datipilot-Förderrichtlinie soll als Experimentierraum sowie als Erfahrungs- und Ideenspeicher für die Konzeption der im Aufbau befindlichen Dati selbst dienen. mw
Über das Ziel, den Anteil von Professorinnen zu erhöhen, herrscht inzwischen ein breiter wissenschafts- und hochschulpolitischer Konsens. Unbestritten ist sicherlich auch, dass gerechten Berufungsverfahren auf dem Weg zur paritätischen Besetzung von Professuren eine hohe Bedeutung zukommt. Demgegenüber sind die Mittel zur Erreichung dieses Ziels durchaus umstritten.
So führt die Frage, ob und inwieweit Gleichstellungsmaßnahmen und -programme auf das universitäre Berufungsgeschehen selbst Einfluss nehmen sollen, zu mitunter heftigen Kontroversen. Durchgesetzt hat sich in Ausschreibungen und Besetzungsverfahren etwa der Passus, dass Frauen bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt werden sollen.
Denn, so die dahinterstehende Idee, in Besetzungsverfahren kommen immer auch subjektive Einschätzungen zum Tragen, von denen Männer aufgrund ihrer Seilschaften und Netzwerke sowie der Androzentrik von Leistungs- und Führungskräftevorstellungen tendenziell stärker profitieren. Dagegen wird häufig das Argument vorgebracht, dass gleichstellungspolitische Eingriffe in Berufungsprozesse gegen das meritokratische Prinzip der leistungsorientieren Bestenauslese verstoßen und damit zugleich die Erreichung von Exzellenz verhindert würde.
Oder kürzer formuliert: Pro-gleichstellungspolitische Argumente lauten, dass Leistungsbemessung immer einen Interpretationsakt und Aushandlungsprozess innerhalb der entscheidungsfällenden Kommission voraussetzt, der für nicht leistungsbezogene Einflussnahme anfällig ist. Die Contra-Seite vertritt die Ansicht, Leistung sei ein objektiv gegebener Fakt und Kommissionen fällten neutrale Entscheidungen.
Im Kontext dieser Debatte sind neuere Erkenntnisse, wie die aus der Untersuchung von Alessandra Rusconi und Heike Solga “Fairer als gedacht” von 2023, sehr aufschlussreich. Das Ergebnis ist für viele auf den ersten Blick überraschend: Demnach werden Wissenschaftlerinnen nicht seltener als ihre Kollegen berufen – sofern sie es überhaupt ins Berufungsverfahren geschafft haben. Mit Blick auf die Berufungserfolge haben sie in solchen Fällen sogar eher einen leichten Vorteil.
Haben also die Gegner und Gegnerinnen von Gleichstellungsinterventionen im Berufungsgeschehen doch recht? Eher nicht. Denn es entsteht ein wesentlich komplexeres Bild, wenn die Erkenntnisse von Rusconi und Solga im Lichte weiterer Debatten und Untersuchungen betrachtet werden. Dann gehen von der Studie mindestens drei Botschaften gegen gedankliche Kurzschlüsse aus:
Gleichstellungsinterventionen verhelfen also fairen Berufungsverfahren zum Durchbruch und tragen dazu bei, dass Qualität und Exzellenz unabhängig von Geschlecht im Berufungsgeschehen zur Geltung kommen können.
Tilman Altenburg wurde von der Bundesregierung in den Nationalen Wasserstoffrat berufen. Altenburg ist Leiter des Forschungsprogramms “Transformation der Wirtschafts- und Sozialsysteme” am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn.
Rose Marie Beck nahm zum 1. März ihre Dienstgeschäfte als neue Rektorin der Hochschule Karlsruhe auf.
Magdalena Saryusz-Wolska wird zum 1. April Direktorin am Deutschen Historischen Institut Warschau.
René Thiele, Vizepräsident für Studium und Lehre der Frankfurt University of Applied Sciences, wechselt als Präsident an die Vietnamesisch-Deutsche Universität (VGU) in Ho-Chi-Minh-Stadt.
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China.Table. Den Märkten droht vom Nationalen Volkskongress eine Enttäuschung. Die Weiterentwicklung und Beschleunigung der KI-Forschung gehören zu den Prioritäten der chinesischen Regierung beim diesjährigen Nationalen Volkskongress in China. Darauf deuten Aussagen des Vorsitzenden der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, Zhang Shanjie, hin. Es ist eines der wenigen Themensignale im Vorfeld des Kongresses. Zudem will sich Präsident Xi nach eigenen Aussagen mit seinem Land an die Spitze der Energiewissenschaften und -technologie setzen. Mehr
Berlin.Table. Bürokratieabbau: FDP nimmt Länder in die Pflicht. In der Bundesrepublik gibt es noch viele Hürden, was den Abbau der Bürokratie betrifft. Die Länder sollen laut FDP einige Punkte zügig umsetzen. Mehr
ESG.Table. Standpunkt – Energiewende in Polen: Chance zur Kooperation. Die neue polnische Regierung setzt auch bei der Klimapolitik andere Akzente als ihre rechtspopulistischen Vorgänger. Daraus resultieren neue Möglichkeiten zur europäischen Zusammenarbeit, meint Szymon Kardaś vom Warschauer Büro des European Council on Foreign Relations (ECFR). Polen ist bereits einer der größten Wasserstoffproduzenten der Welt, nutzt dafür bislang aber hauptsächlich fossile Brennstoffe. Deutschlands Ambitionen bei Grünem Wasserstoff ließen sich für Forschungs- und Entwicklungskooperationen nutzen. Mehr
Europe.Table.WTO-Runde kann sich nicht auf Reformen verständigen. Trotz Verlängerung ist es Unterhändlern der Welthandelsorganisation (WTO) nicht gelungen, sich auf Reformen zu verständigen. In den Bereichen Fischerei und Landwirtschaft gab es keinen Durchbruch. Bremser soll Indien gewesen sein. Mehr