der Haushalt des Bundesforschungsministeriums war am gestrigen Mittwoch Thema im Bundestag. Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Forschungsausschusses, eröffnete die Sitzung mit dem Hinweis, man werde als Ausschuss in den nächsten Monaten darauf achten, dass Förderentscheidungen im BMBF allein nach wissenschaftlicher Leistung und Exzellenz getroffen werden. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Bettina Stark-Watzinger wegen der Fördermittelaffäre auch koalitionsintern weiter unter Beobachtung steht, berichtet mein Kollege Markus Weißkopf. Gemeinsam mit Anne Brüning hat er verfolgt, was die umstrittenen Punkte im BMBF-Etat für 2025 sind.
Zu Beginn hob Bettina Stark-Watzinger die aus ihrer Sicht positiven Entwicklungen im Haushalt des BMBF hervor. Kritische Nachfragen gab es unter anderem zum Stillstand bei der Dati oder der Förderung der Wissenschaftskommunikation. Die Ministerin antwortete hier teils ausweichend. Am heutigen Donnerstag werden wir dann wieder im Bundestag sein: Um 16.55 Uhr steht der Tagesordnungspunkt “Beratung der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Sachverhaltsaufklärung von Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger zur sogenannten Fördermittel-Affäre” auf dem Programm. Ob wir auch danach wieder schreiben: “Die Ministerin antwortete ausweichend”?
In unserer Serie Breakthrough-Minds, anlässlich des Falling Walls Science Summit im November, stellen wir Ihnen heute Kim Budil vor. Die Direktorin des Lawrence Livermore National Laboratory hat bereits Wissenschaftsgeschichte geschrieben, berichtet mein Kollege Tim Gabel. Selbst einstmals als Laserforscherin am LLNL gestartet, hat sie im Dezember 2022 mit ihrem Team die Grenzen der Fusionsforschung verschoben. Was sonst zu ihren vielfältigen Aufgaben zählt und aufgrund welcher eigenen Erfahrungen sie sich für Frauen im Mint-Bereich einsetzt, lesen Sie in unserem Porträt.
Kommen Sie gut in den Tag,
Zum Einstieg in die Haushaltsdebatte im Forschungsausschuss am gestrigen Mittwoch gab es eine Spitze des Vorsitzenden Kai Gehring in Richtung der anwesenden Ministerin. Man werde als Ausschuss in den nächsten Monaten darauf achten, dass Förderentscheidungen im BMBF allein nach wissenschaftlicher Leistung und Exzellenz getroffen werden. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Bettina Stark-Watzinger wegen der Fördermittelaffäre auch koalitionsintern weiter unter Beobachtung steht.
Nach der Klarstellung, dass in ihrem Haus selbstverständlich wissenschaftsgeleitet entschieden werde, betonte die Ministerin die aus ihrer Sicht positiven Entwicklungen im Haushalt des BMBF. In haushalterisch schwierigen Zeiten sei eine Steigerung des Etats gelungen (auf 22,3 Milliarden Euro, siehe dazu auch unsere im Juli veröffentlichte Analyse), dennoch müssten Prioritäten gesetzt werden. Diese Bereiche hob Stark-Watzinger hervor:
Die schleppende Genese der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (Dati) war Anlass für Nachfragen aus Koalition und Opposition: Wo stehen die regierungsinternen Beratungen zu diesem Thema und wann ist mit einem Kabinettsbeschluss zu rechnen, wollten Thomas Jarzombek (CDU) und Oliver Kaczmarek (SPD) wissen. Auch sie sei ungeduldig, antwortete die Ministerin. Aber eine gründliche Befassung sei notwendig, damit die Rahmenbedingungen von Anfang an stimmen. Sie rechne mit einem Kabinettsbeschluss im Oktober.
Ein weiterer Diskussionspunkt war das bislang nicht vorgelegte Konzept für ein Bund-Länder-Programm für mehr wissenschaftliche Dauerstellen neben der Professur, das der Haushaltsausschuss bereits im Oktober 2023 per Maßgabebeschluss gefordert hatte. Sowohl SPD als auch Grüne und Linke pochten hier auf die Vorlagefrist bis zum 30. September. Laura Kraft (Grüne) betonte, dass das WissZeitVG, das man weiterhin mit großer Motivation verfolge, diese Flankierung brauche. Sie zeigte sich verwundert, dass für die Schaffung von mehr Dauerstellen kein Haushaltstitel und keine Mittel vorgesehen seien.
Stark-Watzinger versprach, das Konzept “zeitgerecht” zu liefern, dämpfte aber zugleich die Erwartungen. Es gebe derzeit drei parallel laufende Prozesse zu dem Thema. Sowohl der Wissenschaftsrat als auch die neu gegründete Wissenschaftsministerkonferenz hätten sich des Themas angenommen. “Im Gesamtsystem ist das sicher ein Thema, aber das muss mit den Ländern passieren.”
Auf die vermeintlichen Haushaltslücken beim Digitalpakt und beim Bafög ging Jarzombek ein. Beim Digitalpakt seien grundsätzlich drei Milliarden bewilligt, also rund eine Milliarde mehr als geplant. Beim Bafög kam Nicole Gohlke (Linke) auf eine Lücke von 1,3 Milliarden Euro, der Mittelansatz liege sogar unter dem Ist-Wert von 2023.
Wenn der Bafög-Titel überzeichnet werde, würde sie sich freuen, meinte dazu die Ministerin. Man habe hier aber eine realistische Veranschlagung auf Basis der aktuellen Prognosen vorgenommen. Und beim Digitalpakt lägen die Mittelanforderungen zu Beginn des Jahres regelmäßig über dem Abfluss, ergänzte der ebenfalls anwesende Parlamentarische Staatssekretär Jens Brandenburg.
Während die drohenden Kürzungen bei der Batterieforschung anders als vor einer Woche im Bundestag nicht zur Sprache kamen, gab es Nachfragen zur geplanten Streichung von Mitteln bei der Wissenschaftskommunikation. Immerhin um 17 Prozent soll der vergleichsweise kleine Titel gekürzt werden, obwohl die Ampel selbst einen ambitionierten Antrag dazu beschlossen hatte.
Stark-Watzinger antwortete auf Nachfragen dazu ausweichend. Sie halte das Thema für “wichtig”, sagte sie. Und: Die Zahlen seien “kontraintuitiv”, da vieles, was man auf den Weg gebracht habe, nun in den Fachabteilungen geschehe. Ob das den Koalitionären reicht, bleibt abzuwarten.
Eine interessante Erläuterung zur Globalen Minderausgabe (GMA) kam von Staatssekretär Jens Brandenburg. Der im Juli verabschiedete Haushaltsentwurf 2025 sieht für das BMBF eine GMA von 699,3 Millionen vor und eine zweite, etwas kleinere über 163,5 Millionen (für den Digitalpakt). Die veranschlagten 699 Millionen Euro kämen “obendrauf” auf den Plafond und könnten “gebunden” werden, sagte Brandenburg. Die im BMBF vorherrschende Projektförderung führe standardmäßig zu Minderabflüssen, wo genau, wisse man zu Beginn der Planung noch nicht. Damit diese genutzt werden können und nicht am Ende des Jahres in den Bundeshaushalt zurückfließen, benötige man die GMA. Letztlich müsse man aber die 22,3 Milliarden Gesamtetat einhalten. Er arbeite mit seinen Leuten im BMBF daran, an diesen Betrag so nahe wie möglich heranzukommen.
Offen blieb die Frage, ob diese Ausschöpfung des Möglichen dann problematisch wird, wenn das BMBF auch zur “Bodensatz“-GMA des Bundeshaushaltes – derzeit zwölf Milliarden Euro – beitragen muss. Fragen dazu wurden weder vom Staatssekretär noch von der Ministerin beantwortet. “Keiner weiß, wo die ,Bodensatz’-GMA gespart wird”, sagte Thomas Jarzombek nach der Sitzung auf Anfrage von Table.Briefings.
Neben der nicht soliden Planungsgrundlage bemängelte der CDU-Politiker auch, dass Strukturreformen fehlen – beispielsweise ein Freiheitsgesetz für alle Projektträger wie bei der Sprind. Für erforderlich hält er außerdem neue Finanzquellen, insbesondere private Investitionen zu hebeln sei ein Ansatz. Aber auch beim Sondervermögen der Bundeswehr und beim KTF sollte die Forschung einen Teil abbekommen. Darüber hinaus plädiert er für Innovationsanreize durch bessere Regulierung.
Die abschließenden Beratungen im Forschungsausschuss sind bereits in der kommenden Woche vorgesehen. In der Bereinigungssitzung am 14. November können noch letzte Änderungen in den Haushalt eingebracht werden. Die Beschlussfassung im Bundestag ist für die Woche ab dem 25. November vorgesehen. mit abg
Seit Ende April warten die derzeit im Amt verbleibenden vier Ethikratsmitglieder Elisabeth Gräb-Schmidt, Armin Grunwald, Mark Schweda und Judith Simon darauf, dass die Mitglieder der neuen Ethikratsperiode durch die Bundestagspräsidentin berufen werden. Nach nunmehr fünf Monaten Verzögerung fordern sie die Bundesregierung auf, die Hängepartie bei der Benennung ihrer Kandidatinnen und Kandidaten endlich zu beenden. “Wir wollen die Arbeit wieder aufnehmen und unseren gesetzlichen Auftrag erfüllen”, sagte Ratsmitglied Mark Schweda.
Das BMBF, das in dem Nominierungsprozess für die Bundesregierung die Federführung hat, schrieb auf Anfrage von Table.Briefings, dass ein “zeitnaher Beschluss” im Kabinett angestrebt werde. Zur Erinnerung: Der Deutsche Bundestag hat seine Kandidatinnen und Kandidaten im Juni im Plenum beschlossen. Die Bundesregierung konnte hingegen bis heute keinen Beschluss fassen. Laut Ethikrat-Gesetz werden die Mitglieder je zur Hälfte vom Deutschen Bundestag und von der Bundesregierung benannt.
In der Folge finden, wie der Ethikrat gestern selbst mitteilte, seit Mai keine Sitzungen des Gremiums statt. Lediglich im Juni konnten mit dem Engagement der vier aktuellen sowie mehrerer ehemaliger Mitglieder noch die bereits vorbereitete Jahrestagung zum Thema “Einsamkeit” und eine Online-Veranstaltung zum Thema “KI und Wahlen” durchgeführt werden. “Diese Situation hat es in der Geschichte des Rates noch nie gegeben”, betont der Geschäftsführer des Deutschen Ethikrates Joachim Vetter.
“Angesichts der aufwendigen Arbeit des Ethikrates, vorgelegter gesellschaftlich höchst relevanter Studien und bestbesuchter öffentlicher Veranstaltungen betrachte ich den Vorgang als Geringschätzung dieses Gremiums und seiner ehemaligen und verbliebenen Mitglieder”, kommentierte Petra Sitte (Linke) auf Anfrage von Table.Briefings. Und Thomas Jarzombek (CDU) kündigte an, das Thema für die kommende Sitzung des Forschungsausschusses auf die Tagesordnung zu setzen. Dort erwarte man “eine verbindliche Aussage der Bundesregierung zum weiteren Zeitplan”.
Auf der Plattform X, kritisieren auch die ehemaligen Ethikratsvorsitzenden, Peter Dabrock und Christiane Woopen, die Verzögerung scharf. Der Umgang der Bundesregierung mit dem Ethikrat sei “inakzeptabel”. Woopen wundert sich in einem Thread, ebenfalls auf X, über die Debatte zur Einbeziehung von mehr ökonomischer Expertise, die offensichtlich innerhalb der Bundesregierung stattfindet. Nach einem Bericht der FAZ will Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger einen Ökonomen vorschlagen, dessen Position dem Bundeskanzleramt missfällt. “Bei der Debatte um die richtigen Auffassungen muss man sich ja fast schon fragen, ob man als Wissenschaftler überhaupt dort mitarbeiten möchte”, schreibt dazu die Medizinethikerin Woopen.
Wie viel politische Einflussnahme darf und soll es auf das, dem Ethikrat-Gesetz nach “unabhängige Sachverständigengremium” geben, das Bundesrat und Bundestag beraten soll? Diese Debatte, die bereits bei der Einführung des Ethikrats kontrovers ablief, könnte ihn nun wieder einholen. Das Gremium hatte bis zum Frühjahr noch 26 Mitglieder, die die Bundesregierung und den Bundestag bei Themen mit gesellschaftlichem Diskussionsbedarf beraten haben. Der Ethikrat befasst sich mit ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen. Die Mitglieder kommen zumeist aus der Wissenschaft und von Verbänden.
26. September 2024, 12:00 bis 13:00 Uhr, Webinar
CHE talk feat. DAAD KIWi Connect Transfer und Internationalisierung – Warum ist es sinnvoll, beides gemeinsam zu denken und was braucht es hierzu? Mehr
26./27. September 2024, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale) und Online
Jahresversammlung 2024 der Leopoldina Ursprung und Beginn des Lebens Mehr
3. /4. Oktober 2024, Universität Helsinki, Finnland
2024 EUA FUNDING FORUM Sense & sustainability: future paths for university finances Mehr
8. /9. Oktober 2024 an der TU Berlin
Bundesweite Tagung zu Machtmissbrauch an Hochschulen “Our UNIverse: Empowered to speak up” Mehr
9. Oktober 2024, Haus der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin
Diskussion Leibniz debattiert – Die US-Wahlen 2024. Schicksalswahlen für die Demokratie? Mehr
10. Oktober 2024 an der TUM School of Management, München
Konferenz AI@WORK – How AI is changing leadership, work and collaboration Mehr
7.-9. November 2024, Berlin
Konferenz Falling Walls Science Summit 2024 Mehr
Die US-Republikaner wollen es US-Forschenden, die mit chinesischen Universitäten zusammenarbeiten, in Zukunft schwerer machen, an staatliche Finanzierungen zu kommen. Insbesondere dann, wenn die chinesischen Institutionen Verbindungen zu militärischen Einrichtungen haben. Das geht aus einem Bericht eines Ausschusses des Repräsentantenhauses hervor, der sich mit Bedrohungen durch China befasst. Die New York Times (NYT) hatte in dieser Woche zuerst darüber berichtet.
In dem Bericht wird argumentiert, dass staatliche Forschungsgelder der USA dazu beigetragen hätten, chinesische Technologien für militärische Anwendungen voranzubringen. Die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China haben bereits zahlreiche akademische und wirtschaftliche Beziehungen infrage gestellt, die früher von beiden Ländern gemeinsam gefördert wurden. Zuletzt hatten die University of California in Berkeley und das Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) ihren Rückzug aus chinesisch-amerikanischen Instituten angekündigt.
Fehlende Transparenz der chinesischen Seite und strengere Handelsbeschränkungen auf US-Seite wurden als Begründungen herangezogen. Gegenüber der NYT zweifelten beide Institute den Bericht des Ausschusses allerdings an. Auch die Demokraten im China-Ausschuss hatten den Bericht nicht unterzeichnet. Niemand unterstütze problematische Kooperationen, aber es brauche mehr Differenzierung, da ein Abbruch jeglicher Zusammenarbeit auch nicht den Interessen der USA diene, sagte ein Vertreter der Demokraten.
Im Bericht des Ausschusses des Repräsentantenhauses wird argumentiert, dass selbst grundlegende Forschungskooperationen bei Technologien, zu bedeutenden Durchbrüchen Chinas bei militärischen und kommerziellen Anwendungen geführt hätten. Dies könne der nationalen Sicherheit der USA schaden. Bislang hatten die USA eine strikte Trennung zwischen Projekten gemacht, die der Grundlagenforschung dienen und solchen, die anwendungsbezogen sind. Sollten die Empfehlungen angenommen werden, könnte das zu einer erheblichen Einschränkung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit in beiden Bereichen führen.
Laut NYT identifiziert der Bericht fast 9.000 Forschungspublikationen, die im letzten Jahrzehnt veröffentlicht und mit Mitteln des Verteidigungsministeriums oder der US-Geheimdienste unterstützt wurden. Mehr als 2.000 der chinesischen Co-Autoren sollen direkt mit dem chinesischen Militär oder der Rüstungsindustrie in Verbindung gestanden haben, heißt es in dem Bericht. Einige der Themen hätten direkte militärische Anwendungen zum Ziel gehabt, wie etwa Hochleistungssprengstoffe und Raketentreibstoffe, die Verfolgung von Unterwasserzielen und die Koordination von Drohneneinsätzen.
Abbigail Tumpey, Kommunikations-Vize bei Georgia Tech, sagte der Zeitung, die Arbeit am Georgia Tech Shenzhen Institute (GTSI) sei auf die Ausbildung von Studenten ausgerichtet, nicht auf die Forschung: “Wie Georgia Tech dem Ausschuss seit Monaten mitteilt, wurde am GTSI keine Forschung betrieben, kein Technologietransfer erleichtert und China wurden keine Bundesmittel zur Verfügung gestellt, und der Bericht liefert keine Fakten, um seine unbewiesenen Behauptungen in diesen Punkten zu untermauern.” tg
Diese Zahlen geben zu denken: 28 Prozent der Bachelor-Studierenden in Deutschland beenden ihr Studium ohne Abschluss, hat das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung 2022 ermittelt. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass 11 Prozent der Erststudierenden des Jahres 2019 bereits während der ersten drei Semester ihr Studium abgebrochen haben.
Immerhin jedoch haben die Hochschulen auf die bedenklichen Zahlen inzwischen reagiert. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh, die den Einsatz von Self-Assessment-Tools sowie die Verbreitung von Unterstützungsmaßnahmen zum Studienstart für die Jahre 2021 und 2024 verglichen hat.
Neben der guten Begleitung für einen erfolgreichen Start ins Studium sei es allerdings auch wichtig, flexible Schnittstellen, Übergänge und eine wechselseitige Anerkennung zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu ermöglichen, sagt CHE-Experte Cort-Denis Hachmeister.
“Der Wechsel von einem Studium in eine passende Ausbildung, sollte als normaler Teil des Bildungswegs und nicht als persönliches Scheitern wahrgenommen werden.” Hierfür brauche es aber in Deutschland noch besser verzahnte Angebote nachschulischer Bildung. abg
Das von der Agentur für Sprunginnovationen (Sprind) unterstützte Laserfusions-Start-up Marvel Fusion hat in einer Finanzierungrunde 62,8 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Investorenkapital will man – laut eigener Mitteilung – die für ein Kraftwerk benötigten Technologien fertigstellen und bis 2027 einsetzen. “Das Unternehmen wird die physikalischen Grundlagen in bestehenden Laseranlagen demonstrieren, die Produktion der Treibstofftargets weiter skalieren und die Entwicklung des eigenen Lasersystems abschließen“, heißt es.
Zu den Investoren zählt diesmal auch die Deutsche Telekom, die damit “die Bedeutung einer sauberen Energieversorgung für die digitale Telekommunikationsinfrastruktur betonen möchte”. Das Fusions-Start-up steht immer wieder in den Schlagzeilen, weil es als Hoffnungsträger der deutschen Fusionsindustrie gilt. Die neuerlichen Investitionen muss man auch vor dem Hintergrund sehen, dass Unternehmens-CEO Moritz von der Linden in der Vergangenheit damit kokettiert hatte, in die USA abzuwandern.
Von den Konkurrenten des Unternehmens und der deutschen Magnetfusions-Community hatte es wiederholt Kritik am technologischen Ansatz und dem intransparenten Umgang mit dessen wissenschaftlichen Grundlagen gegeben. Gleichzeitig schafft es das Unternehmen immer wieder nationale und internationale Investoren von seiner Idee zu überzeugen. Nach eigenen Angaben hat Marvel Fusion seit der Gründung im Jahr 2019 insgesamt mehr als 120 Millionen Euro an Investitionen erhalten und von über 150 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln und Kooperationsprojekten profitiert.
Zur Unterstützung deutscher Laserfusions-Start-ups wie Marvel Fusion oder auch Focused Energy in dem global umkämpften Gebiet, hatte die Sprind im vergangenen Jahr die Pulsed Light Technologies GmbH ausgegründet. Sie soll Lasersysteme, aber auch notwendige Diagnostik, Optik sowie wichtige Robotik- und Mechatronikelemente für die Weiterentwicklung der laserbasierten Fusion entwickeln und auch Rechenleistung zur Verfügung stellen. Die Sprind-Unternehmung greift jedoch nicht in die Kernentwicklungen oder das geistige Eigentum von Start-ups ein und soll nicht an physikalischen Fusionsprozessen arbeiten. tg
Basic Thinking: KI kreativer als Wissenschaftler. Künstliche Intelligenz (KI) kann auch im Bereich Wissenschaft und Forschung zu mehr Innovationen beitragen. Laut einer Untersuchung kann KI mehr Forschungsideen entwickeln als 50 unabhängig voneinander arbeitende Wissenschaftler. Allerdings waren von den 4.000 Ideen der KI nur 200 tatsächlich einzigartig. (“KI entwickelt mehr kreative Ideen als 50 Wissenschaftler zusammen”)
FAZ: Hetze gegen Antisemitismusforscherin Bernstein. Im Vorfeld einer Diskussionsveranstaltung an der Frankfurt University of Applied Sciences über die Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel läuft eine Hetzkampagne gegen die jüdische Frankfurter Antisemitismusforscherin Julia Bernstein. Bernstein wird zionistische Propaganda vorgeworfen, ihre Veranstaltungen sollen boykottiert werden und auch ihre Telefonnummer wurde öffentlich gemacht. (“Hetzkampagne gegen jüdische Antisemitismusforscherin”)
Forschung und Lehre: Neues Hochschulgesetz. Baden-Württemberg hat den Entwurf eines neuen Hochschulgesetzes beschlossen. Das wichtigste Ziel des Gesetzes ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen zu stärken. Auch sollen Spitzenberufungen einfacher werden, da die Kooperation der Hochschulen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen immer relevanter für wertvolle Synergien und wissenschaftliche Durchbrüche wird. (“Baden-Württemberg beschließt Hochschulgesetz-Entwurf”)
Hat Europa künftig noch einen Platz an der Weltspitze? Unsere Freiheit und unser Wohlstand hängen davon ab, welchen Weg Europa jetzt einschlägt und ob Wissenschaft und Forschung dabei die Richtung vorgeben. Die neue EU-Kommission steht vor großen Aufgaben. Spätestens seit Mario Draghis Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit der EU ist klar: Europa muss erheblich innovativer werden, um im globalen Wettbewerb mitzuhalten.
Die neue Kommission ist in einer grundlegend veränderten geopolitischen Lage. Wir erleben den Aufstieg autoritärer und nationalistischer Regierungen. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen haben uns die Gefahren einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit schmerzlich erfahren lassen. Immer deutlicher tritt China als Systemrivale Europas auf. Und egal, wer das Rennen ins Weiße Haus gewinnt: Als Stabilitätsgarant Europas befinden sich die USA auf dem Rückzug.
Höchste Zeit für Europa, in die eigene Souveränität zu investieren. Dabei sollte uns klar sein: So wie Europa jetzt ist, kann es nicht bleiben. Und zwar nicht, weil es jetzt schlecht ist, sondern zu wenig ehrgeizig. Zu wenig selbstbewusst. Zu wenig auf die eigenen Stärken bedacht. Was wir brauchen, ist der Mut und die Bereitschaft, selbst Veränderungen anzustoßen.
Drei Punkte, die aus meiner Sicht klarmachen, was wir dringend benötigen:
Wohin also geht Europas Reise? Ich bin davon überzeugt: Wenn wir als Europäerinnen und Europäer füreinander einstehen, wenn wir Hindernisse als gemeinsame europäische Herausforderungen angehen und noch intensiver als bisher unsere Stärken bündeln, dann kommen wir wieder auf Erfolgskurs. Als Senatorin in Hamburg sehe ich jeden Tag, was Europa alles kann: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt arbeiten hier über Institutionengrenzen interdisziplinär und vernetzt zusammen.
Unsere Science City Hamburg Bahrenfeld ist ein europäisches Projekt, in dem Start-ups mit der Spitzenforschung zusammenarbeiten und dafür nur die Straße überqueren müssen. Wo mit dem weltstärksten Röntgenlasermikroskop PETRA IV europäische Technologiesouveränität, Grundlagenforschung und Anwendung in der Privatwirtschaft zusammenkommen soll. Ich erlebe in Hamburg einen besonderen Spirit. Menschen, die sich für gemeinsame Projekte begeistern. Die kooperativ und wagemutig Grenzen überwinden. Die damit Neues entdecken und Innovatives schaffen. Das ist, wofür die Idee Europa steht. Und das ist, was Europa jetzt braucht.
Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man Kim Budil, der Direktorin des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) attestiert, bereits Wissenschaftsgeschichte geschrieben zu haben. Unter ihrer Leitung schaffte es das Team der National Ignition Facility (NIF), die zum LLNL gehört, weltweit in die Schlagzeilen: Die Fusionsforscher hatten es am 5. Dezember 2022 zum ersten Mal zustande gebracht, Atomkerne zu verschmelzen und dabei mehr Brutto-Energie zu erzeugen, als sie per Laser hineingesteckt hatten. “Eine der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts”, nannte das die US-Energieministerin Jennifer Granholm.
In der direkten Folge löste das Kernfusionsexperiment einen Hype und forschungspolitische Diskussionen aus. Auch die deutsche Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger konnte sich dem nicht entziehen und kündigte im “Heute Journal” saubere und verlässliche Fusionsenergie in rund zehn Jahren an. Der erste Hype ist inzwischen abgeklungen, die große Verheißung bleibt. Optimistische Experten haben inzwischen Ende der ersten Jahrhunderthälfte für den Start erster Fusionskraftwerke ausgemacht. Dennoch bleibt das Ergebnis im kalifornischen Livermore ein, wenn nicht der Meilenstein der bisherigen Fusionsforschung.
Es geht um nichts Geringeres, als die Kraft der Sonne auch auf der Erde beherrschbar zu machen. Wie sie den Breakthrough-Moment selbst erlebt hat, ist Budil oft gefragt worden. “Es ist ein bisschen surreal. Wir haben 60 Jahre lang auf diesen Durchbruch hingearbeitet, aber es gibt diesen Moment, wenn man das große Ziel erreicht, und in dem kann man es dann selbst kaum glauben.” Die Beharrlichkeit ihres internationalen Teams inspiriere sie sehr: “Ich schwelge einfach im Moment und bin mit Sicherheit die glücklichste Laborleiterin der Welt”, sagte Budil damals im Zukunftspodcast “Possible” mit LinkedIn-Mitgründer Reid Hoffman.
Das “Wir” in diesem Zitat darf man durchaus wörtlich verstehen. Budil selbst arbeitete am Nova-Projekt des LLNL mit, das im Jahr 1984 gestartet wurde und die Erforschung der Trägheits- beziehungsweise Laserfusion zum Ziel hatte. Nova war der erste Versuch, die “Zündung” einer Fusionsreaktion herbeizuführen, um eine Kettenreaktion der Kernfusion auszulösen und dabei eine große Menge Energie freizusetzen. Budil forschte in dem Projekt als junge Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der ultraschnellen Hochleistungslaser. Das Projekt ist der Vorläufer der NIF, die das Ziel von Nova schließlich 40 Jahre später erreichen sollte.
Budil selbst räumt ein, dass noch viel Arbeit ansteht, bevor Fusionsenergie zur Versorgung beitragen kann. Dennoch zeige die Geschichte, dass vieles möglich ist, wenn der Wille und die Ambitionen stimmen: “Wir brauchen dieses Gefühl der Dringlichkeit, wie beim Manhattan-Projekt oder dem Apollo-Programm. Und es ist auch dringend, wenn wir saubere Energie für den Planeten in einem Zeitrahmen wollen, der noch zur Lösung der Probleme beiträgt”, sagt Budil in dem Podcast.
Ihre Forderung: “Wenn die USA beschließen, 50 Milliarden Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren zu investieren, dann haben wir vielleicht in 20 Jahren ein Fusionskraftwerk am Netz.” Der Zeitplan hänge davon ab, “wie viel Aufwand und intellektuelles Kapital wir für diese schwierigen Probleme aufbringen können”. Sie habe kein Problem damit, die besten Köpfe weltweit zu finden und an ihr Labor zu holen, die würden gerne kommen. Es sei alles nur eine Frage der Ressourcen.
Der ein oder andere Kollege dürfte allerdings schon neidisch auf die “Ressourcen” blicken, die die Wissenschaftsmanagerin aktuell zur Verfügung hat. Sie leitet eine Belegschaft von mehr als 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und verwaltet ein jährliches Betriebsbudget von fast drei Milliarden US-Dollar. Als 13. Direktorin des LLNL – und erste Frau in dieser Position – hat die Physikerin aber natürlich mehr Aufgaben als “nur” Fusionsforschung.
Sie ist gemeinsam mit den Direktoren der Nationallabors Los Alamos und Sandia dafür verantwortlich, der US-Regierung eine jährliche Bewertung des US-amerikanischen Atomwaffenarsenals vorzulegen. Das LLNL ist auch in den Bereichen Biotechnologie und Supercomputing aktiv. Zudem kamen auch einige der ersten Klimamodelle aus dem Labor in Livermore.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass alle Entwicklungen – auch die der Fusionsenergie – am LLNL ursprünglich vor allem militärischen Zwecken dienen. Inzwischen sieht Kim Budil die Forschung für die Nationale Sicherheit aber in einem größeren Kontext: “Als nationales Sicherheitslabor ist das LLNL auch verpflichtet, Lösungen zu finden, um die Klima- und Energiesicherheit zu verbessern. Ich bin stolz darauf, eine talentierte und innovative Belegschaft zu leiten, die modernste Wissenschaft und Technologie einsetzt, um eine grünere und sicherere Welt für zukünftige Generationen zu entwickeln.”
Man kann Budil durchaus als Eigengewächs des LLNL bezeichnen. Sie arbeitet dort mit Unterbrechungen seit 1987. Sie absolvierte ihren Bachelor-Abschluss in Physik an der University of Illinois in Chicago. Später folgte die Dissertation in Ingenieurwissenschaften an der University of California. Nach und nach bekleidete sie höhere Managementjobs in Livermore. Zweimal wechselte sie als Sonderbeamtin nach Washington DC, zunächst bei der National Nuclear Security Administration (NNSA) und später als leitende Beraterin des Unterstaatssekretärs für Wissenschaft im Energieministerium.
Neben zahlreichen Auszeichnungen für das, was Budil im Bereich Wissenschaftsmanagement erreicht hat, wird sie immer wieder auch für ihren persönlichen Einsatz für Frauen in der Wissenschaft geehrt. Zuletzt etwa im vergangenen Jahr mit dem Inspire Award. Sie führt das zurück auf ihre eigenen Erfahrungen. “Ich hatte das große Glück, früh in meiner Karriere mit unglaublichen Frauen wie Nobelpreisträgerin Dana Strickland zusammenarbeiten zu dürfen, die mir als Mentorinnen die Sicherheit gaben, die ich für meine Karriere brauchte”, sagte Budil kürzlich.
Sie selbst engagiert sich bis heute in der Lawrence Livermore Laboratory Women’s Association, hat für die American Physical Society Status- und Fortschrittsberichte zum Thema Frauen in der Physik verfasst und zahlreiche Konferenzen für Frauen im MINT-Bereich organisiert. Budil: “Bis heute werden nur 20 Prozent der Doktortitel in der Physik an Frauen verliehen”. Sie arbeitet auch im Bereich Gleichberechtigung noch immer an einem Durchbruch.Tim Gabel
Kim Budil wird zum Falling Walls Science Summit nach Berlin kommen. Sie nimmt dort am 8. November an einer Circle-Diskussion über Fusionsforschung teil. Das Programm des Summit finden Sie hier, weitere Porträts der Table.Briefings-Reihe “Breakthrough-Minds” lesen Sie hier.
Susanne Menzel-Riedl soll Präsidentin der Universität Osnabrück bleiben. Der Senat hat auf eine Ausschreibung verzichtet und die Professorin für Biologie-Didaktik dem niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur einstimmig für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen. Menzel-Riedl ist seit 2019 Präsidentin der Universität Osnabrück.
Maiken Nedergaard bekommt den mit 50.000 Euro dotierten Ernst Schering Preis 2024. Die Schering Stiftung würdigt damit ihre Entdeckung des glymphatischen Systems, das effektiv Giftstoffe aus dem Gehirn entfernt. Diese eröffnet vielversprechende neue Behandlungswege für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen. Nedergaard ist Dean’s Professor und Co-Direktorin des Zentrums für Translationale Neuromedizin am University of Rochester Medical Center in Rochester, NY, sowie Professorin für Gliazellbiologie am Zentrum für Neurowissenschaften der Universität Kopenhagen in Dänemark.
Carolin Wienrich, Professorin für Psychologie intelligenter interaktiver Systeme an der Universität Würzburg, wurde als wissenschaftliche Expertin in den Sachverständigenrat für Verbraucherfragen des Bundesumweltministeriums berufen. Die Berufung erfolgte aufgrund ihrer Expertise zum Thema “eXtended Reality und Mensch-KI Interaktion”.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an research@table.media!
Bildung.Table. Nationale Finanzbildungsstrategie: Welche Vorschläge die OECD dem Bund macht. Die OECD hat dem Bund Vorschläge für eine Nationale Finanzbildungsstrategie gemacht. Die Kultusminister reagieren bislang allerdings zurückhaltend. Kritik an den Plänen kommt unter anderem von Verbraucherschützern. Mehr
Climate.Table. Ozeanversauerung: Siebte planetare Grenze wird demnächst überschritten. Der “Planetary Health Check” des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung soll jährlich Budgets für alle neun planetaren Grenzen ermitteln – ähnlich dem CO₂-Budget. Daraus ergeben sich Szenarien für Politik und Wirtschaft, um innerhalb der sicheren Grenzen zu bleiben. Und er warnt, dass mit der Ozeanversauerung bald eine siebte Grenze überschritten wird. Mehr
Security.Table. Wie weit ist die Weltraumsicherheitsstrategie? Die Veröffentlichung der Weltraumsicherheitsstrategie lässt weiter auf sich warten. Eine Anhörung im Bundestag hat gezeigt: Allein die Aufteilung der Zuständigkeiten innerhalb der Bundeswehr sorgt für Reibereien. Mehr
der Haushalt des Bundesforschungsministeriums war am gestrigen Mittwoch Thema im Bundestag. Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Forschungsausschusses, eröffnete die Sitzung mit dem Hinweis, man werde als Ausschuss in den nächsten Monaten darauf achten, dass Förderentscheidungen im BMBF allein nach wissenschaftlicher Leistung und Exzellenz getroffen werden. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Bettina Stark-Watzinger wegen der Fördermittelaffäre auch koalitionsintern weiter unter Beobachtung steht, berichtet mein Kollege Markus Weißkopf. Gemeinsam mit Anne Brüning hat er verfolgt, was die umstrittenen Punkte im BMBF-Etat für 2025 sind.
Zu Beginn hob Bettina Stark-Watzinger die aus ihrer Sicht positiven Entwicklungen im Haushalt des BMBF hervor. Kritische Nachfragen gab es unter anderem zum Stillstand bei der Dati oder der Förderung der Wissenschaftskommunikation. Die Ministerin antwortete hier teils ausweichend. Am heutigen Donnerstag werden wir dann wieder im Bundestag sein: Um 16.55 Uhr steht der Tagesordnungspunkt “Beratung der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Sachverhaltsaufklärung von Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger zur sogenannten Fördermittel-Affäre” auf dem Programm. Ob wir auch danach wieder schreiben: “Die Ministerin antwortete ausweichend”?
In unserer Serie Breakthrough-Minds, anlässlich des Falling Walls Science Summit im November, stellen wir Ihnen heute Kim Budil vor. Die Direktorin des Lawrence Livermore National Laboratory hat bereits Wissenschaftsgeschichte geschrieben, berichtet mein Kollege Tim Gabel. Selbst einstmals als Laserforscherin am LLNL gestartet, hat sie im Dezember 2022 mit ihrem Team die Grenzen der Fusionsforschung verschoben. Was sonst zu ihren vielfältigen Aufgaben zählt und aufgrund welcher eigenen Erfahrungen sie sich für Frauen im Mint-Bereich einsetzt, lesen Sie in unserem Porträt.
Kommen Sie gut in den Tag,
Zum Einstieg in die Haushaltsdebatte im Forschungsausschuss am gestrigen Mittwoch gab es eine Spitze des Vorsitzenden Kai Gehring in Richtung der anwesenden Ministerin. Man werde als Ausschuss in den nächsten Monaten darauf achten, dass Förderentscheidungen im BMBF allein nach wissenschaftlicher Leistung und Exzellenz getroffen werden. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Bettina Stark-Watzinger wegen der Fördermittelaffäre auch koalitionsintern weiter unter Beobachtung steht.
Nach der Klarstellung, dass in ihrem Haus selbstverständlich wissenschaftsgeleitet entschieden werde, betonte die Ministerin die aus ihrer Sicht positiven Entwicklungen im Haushalt des BMBF. In haushalterisch schwierigen Zeiten sei eine Steigerung des Etats gelungen (auf 22,3 Milliarden Euro, siehe dazu auch unsere im Juli veröffentlichte Analyse), dennoch müssten Prioritäten gesetzt werden. Diese Bereiche hob Stark-Watzinger hervor:
Die schleppende Genese der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (Dati) war Anlass für Nachfragen aus Koalition und Opposition: Wo stehen die regierungsinternen Beratungen zu diesem Thema und wann ist mit einem Kabinettsbeschluss zu rechnen, wollten Thomas Jarzombek (CDU) und Oliver Kaczmarek (SPD) wissen. Auch sie sei ungeduldig, antwortete die Ministerin. Aber eine gründliche Befassung sei notwendig, damit die Rahmenbedingungen von Anfang an stimmen. Sie rechne mit einem Kabinettsbeschluss im Oktober.
Ein weiterer Diskussionspunkt war das bislang nicht vorgelegte Konzept für ein Bund-Länder-Programm für mehr wissenschaftliche Dauerstellen neben der Professur, das der Haushaltsausschuss bereits im Oktober 2023 per Maßgabebeschluss gefordert hatte. Sowohl SPD als auch Grüne und Linke pochten hier auf die Vorlagefrist bis zum 30. September. Laura Kraft (Grüne) betonte, dass das WissZeitVG, das man weiterhin mit großer Motivation verfolge, diese Flankierung brauche. Sie zeigte sich verwundert, dass für die Schaffung von mehr Dauerstellen kein Haushaltstitel und keine Mittel vorgesehen seien.
Stark-Watzinger versprach, das Konzept “zeitgerecht” zu liefern, dämpfte aber zugleich die Erwartungen. Es gebe derzeit drei parallel laufende Prozesse zu dem Thema. Sowohl der Wissenschaftsrat als auch die neu gegründete Wissenschaftsministerkonferenz hätten sich des Themas angenommen. “Im Gesamtsystem ist das sicher ein Thema, aber das muss mit den Ländern passieren.”
Auf die vermeintlichen Haushaltslücken beim Digitalpakt und beim Bafög ging Jarzombek ein. Beim Digitalpakt seien grundsätzlich drei Milliarden bewilligt, also rund eine Milliarde mehr als geplant. Beim Bafög kam Nicole Gohlke (Linke) auf eine Lücke von 1,3 Milliarden Euro, der Mittelansatz liege sogar unter dem Ist-Wert von 2023.
Wenn der Bafög-Titel überzeichnet werde, würde sie sich freuen, meinte dazu die Ministerin. Man habe hier aber eine realistische Veranschlagung auf Basis der aktuellen Prognosen vorgenommen. Und beim Digitalpakt lägen die Mittelanforderungen zu Beginn des Jahres regelmäßig über dem Abfluss, ergänzte der ebenfalls anwesende Parlamentarische Staatssekretär Jens Brandenburg.
Während die drohenden Kürzungen bei der Batterieforschung anders als vor einer Woche im Bundestag nicht zur Sprache kamen, gab es Nachfragen zur geplanten Streichung von Mitteln bei der Wissenschaftskommunikation. Immerhin um 17 Prozent soll der vergleichsweise kleine Titel gekürzt werden, obwohl die Ampel selbst einen ambitionierten Antrag dazu beschlossen hatte.
Stark-Watzinger antwortete auf Nachfragen dazu ausweichend. Sie halte das Thema für “wichtig”, sagte sie. Und: Die Zahlen seien “kontraintuitiv”, da vieles, was man auf den Weg gebracht habe, nun in den Fachabteilungen geschehe. Ob das den Koalitionären reicht, bleibt abzuwarten.
Eine interessante Erläuterung zur Globalen Minderausgabe (GMA) kam von Staatssekretär Jens Brandenburg. Der im Juli verabschiedete Haushaltsentwurf 2025 sieht für das BMBF eine GMA von 699,3 Millionen vor und eine zweite, etwas kleinere über 163,5 Millionen (für den Digitalpakt). Die veranschlagten 699 Millionen Euro kämen “obendrauf” auf den Plafond und könnten “gebunden” werden, sagte Brandenburg. Die im BMBF vorherrschende Projektförderung führe standardmäßig zu Minderabflüssen, wo genau, wisse man zu Beginn der Planung noch nicht. Damit diese genutzt werden können und nicht am Ende des Jahres in den Bundeshaushalt zurückfließen, benötige man die GMA. Letztlich müsse man aber die 22,3 Milliarden Gesamtetat einhalten. Er arbeite mit seinen Leuten im BMBF daran, an diesen Betrag so nahe wie möglich heranzukommen.
Offen blieb die Frage, ob diese Ausschöpfung des Möglichen dann problematisch wird, wenn das BMBF auch zur “Bodensatz“-GMA des Bundeshaushaltes – derzeit zwölf Milliarden Euro – beitragen muss. Fragen dazu wurden weder vom Staatssekretär noch von der Ministerin beantwortet. “Keiner weiß, wo die ,Bodensatz’-GMA gespart wird”, sagte Thomas Jarzombek nach der Sitzung auf Anfrage von Table.Briefings.
Neben der nicht soliden Planungsgrundlage bemängelte der CDU-Politiker auch, dass Strukturreformen fehlen – beispielsweise ein Freiheitsgesetz für alle Projektträger wie bei der Sprind. Für erforderlich hält er außerdem neue Finanzquellen, insbesondere private Investitionen zu hebeln sei ein Ansatz. Aber auch beim Sondervermögen der Bundeswehr und beim KTF sollte die Forschung einen Teil abbekommen. Darüber hinaus plädiert er für Innovationsanreize durch bessere Regulierung.
Die abschließenden Beratungen im Forschungsausschuss sind bereits in der kommenden Woche vorgesehen. In der Bereinigungssitzung am 14. November können noch letzte Änderungen in den Haushalt eingebracht werden. Die Beschlussfassung im Bundestag ist für die Woche ab dem 25. November vorgesehen. mit abg
Seit Ende April warten die derzeit im Amt verbleibenden vier Ethikratsmitglieder Elisabeth Gräb-Schmidt, Armin Grunwald, Mark Schweda und Judith Simon darauf, dass die Mitglieder der neuen Ethikratsperiode durch die Bundestagspräsidentin berufen werden. Nach nunmehr fünf Monaten Verzögerung fordern sie die Bundesregierung auf, die Hängepartie bei der Benennung ihrer Kandidatinnen und Kandidaten endlich zu beenden. “Wir wollen die Arbeit wieder aufnehmen und unseren gesetzlichen Auftrag erfüllen”, sagte Ratsmitglied Mark Schweda.
Das BMBF, das in dem Nominierungsprozess für die Bundesregierung die Federführung hat, schrieb auf Anfrage von Table.Briefings, dass ein “zeitnaher Beschluss” im Kabinett angestrebt werde. Zur Erinnerung: Der Deutsche Bundestag hat seine Kandidatinnen und Kandidaten im Juni im Plenum beschlossen. Die Bundesregierung konnte hingegen bis heute keinen Beschluss fassen. Laut Ethikrat-Gesetz werden die Mitglieder je zur Hälfte vom Deutschen Bundestag und von der Bundesregierung benannt.
In der Folge finden, wie der Ethikrat gestern selbst mitteilte, seit Mai keine Sitzungen des Gremiums statt. Lediglich im Juni konnten mit dem Engagement der vier aktuellen sowie mehrerer ehemaliger Mitglieder noch die bereits vorbereitete Jahrestagung zum Thema “Einsamkeit” und eine Online-Veranstaltung zum Thema “KI und Wahlen” durchgeführt werden. “Diese Situation hat es in der Geschichte des Rates noch nie gegeben”, betont der Geschäftsführer des Deutschen Ethikrates Joachim Vetter.
“Angesichts der aufwendigen Arbeit des Ethikrates, vorgelegter gesellschaftlich höchst relevanter Studien und bestbesuchter öffentlicher Veranstaltungen betrachte ich den Vorgang als Geringschätzung dieses Gremiums und seiner ehemaligen und verbliebenen Mitglieder”, kommentierte Petra Sitte (Linke) auf Anfrage von Table.Briefings. Und Thomas Jarzombek (CDU) kündigte an, das Thema für die kommende Sitzung des Forschungsausschusses auf die Tagesordnung zu setzen. Dort erwarte man “eine verbindliche Aussage der Bundesregierung zum weiteren Zeitplan”.
Auf der Plattform X, kritisieren auch die ehemaligen Ethikratsvorsitzenden, Peter Dabrock und Christiane Woopen, die Verzögerung scharf. Der Umgang der Bundesregierung mit dem Ethikrat sei “inakzeptabel”. Woopen wundert sich in einem Thread, ebenfalls auf X, über die Debatte zur Einbeziehung von mehr ökonomischer Expertise, die offensichtlich innerhalb der Bundesregierung stattfindet. Nach einem Bericht der FAZ will Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger einen Ökonomen vorschlagen, dessen Position dem Bundeskanzleramt missfällt. “Bei der Debatte um die richtigen Auffassungen muss man sich ja fast schon fragen, ob man als Wissenschaftler überhaupt dort mitarbeiten möchte”, schreibt dazu die Medizinethikerin Woopen.
Wie viel politische Einflussnahme darf und soll es auf das, dem Ethikrat-Gesetz nach “unabhängige Sachverständigengremium” geben, das Bundesrat und Bundestag beraten soll? Diese Debatte, die bereits bei der Einführung des Ethikrats kontrovers ablief, könnte ihn nun wieder einholen. Das Gremium hatte bis zum Frühjahr noch 26 Mitglieder, die die Bundesregierung und den Bundestag bei Themen mit gesellschaftlichem Diskussionsbedarf beraten haben. Der Ethikrat befasst sich mit ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen. Die Mitglieder kommen zumeist aus der Wissenschaft und von Verbänden.
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3. /4. Oktober 2024, Universität Helsinki, Finnland
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9. Oktober 2024, Haus der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin
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10. Oktober 2024 an der TUM School of Management, München
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7.-9. November 2024, Berlin
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Die US-Republikaner wollen es US-Forschenden, die mit chinesischen Universitäten zusammenarbeiten, in Zukunft schwerer machen, an staatliche Finanzierungen zu kommen. Insbesondere dann, wenn die chinesischen Institutionen Verbindungen zu militärischen Einrichtungen haben. Das geht aus einem Bericht eines Ausschusses des Repräsentantenhauses hervor, der sich mit Bedrohungen durch China befasst. Die New York Times (NYT) hatte in dieser Woche zuerst darüber berichtet.
In dem Bericht wird argumentiert, dass staatliche Forschungsgelder der USA dazu beigetragen hätten, chinesische Technologien für militärische Anwendungen voranzubringen. Die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China haben bereits zahlreiche akademische und wirtschaftliche Beziehungen infrage gestellt, die früher von beiden Ländern gemeinsam gefördert wurden. Zuletzt hatten die University of California in Berkeley und das Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) ihren Rückzug aus chinesisch-amerikanischen Instituten angekündigt.
Fehlende Transparenz der chinesischen Seite und strengere Handelsbeschränkungen auf US-Seite wurden als Begründungen herangezogen. Gegenüber der NYT zweifelten beide Institute den Bericht des Ausschusses allerdings an. Auch die Demokraten im China-Ausschuss hatten den Bericht nicht unterzeichnet. Niemand unterstütze problematische Kooperationen, aber es brauche mehr Differenzierung, da ein Abbruch jeglicher Zusammenarbeit auch nicht den Interessen der USA diene, sagte ein Vertreter der Demokraten.
Im Bericht des Ausschusses des Repräsentantenhauses wird argumentiert, dass selbst grundlegende Forschungskooperationen bei Technologien, zu bedeutenden Durchbrüchen Chinas bei militärischen und kommerziellen Anwendungen geführt hätten. Dies könne der nationalen Sicherheit der USA schaden. Bislang hatten die USA eine strikte Trennung zwischen Projekten gemacht, die der Grundlagenforschung dienen und solchen, die anwendungsbezogen sind. Sollten die Empfehlungen angenommen werden, könnte das zu einer erheblichen Einschränkung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit in beiden Bereichen führen.
Laut NYT identifiziert der Bericht fast 9.000 Forschungspublikationen, die im letzten Jahrzehnt veröffentlicht und mit Mitteln des Verteidigungsministeriums oder der US-Geheimdienste unterstützt wurden. Mehr als 2.000 der chinesischen Co-Autoren sollen direkt mit dem chinesischen Militär oder der Rüstungsindustrie in Verbindung gestanden haben, heißt es in dem Bericht. Einige der Themen hätten direkte militärische Anwendungen zum Ziel gehabt, wie etwa Hochleistungssprengstoffe und Raketentreibstoffe, die Verfolgung von Unterwasserzielen und die Koordination von Drohneneinsätzen.
Abbigail Tumpey, Kommunikations-Vize bei Georgia Tech, sagte der Zeitung, die Arbeit am Georgia Tech Shenzhen Institute (GTSI) sei auf die Ausbildung von Studenten ausgerichtet, nicht auf die Forschung: “Wie Georgia Tech dem Ausschuss seit Monaten mitteilt, wurde am GTSI keine Forschung betrieben, kein Technologietransfer erleichtert und China wurden keine Bundesmittel zur Verfügung gestellt, und der Bericht liefert keine Fakten, um seine unbewiesenen Behauptungen in diesen Punkten zu untermauern.” tg
Diese Zahlen geben zu denken: 28 Prozent der Bachelor-Studierenden in Deutschland beenden ihr Studium ohne Abschluss, hat das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung 2022 ermittelt. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass 11 Prozent der Erststudierenden des Jahres 2019 bereits während der ersten drei Semester ihr Studium abgebrochen haben.
Immerhin jedoch haben die Hochschulen auf die bedenklichen Zahlen inzwischen reagiert. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh, die den Einsatz von Self-Assessment-Tools sowie die Verbreitung von Unterstützungsmaßnahmen zum Studienstart für die Jahre 2021 und 2024 verglichen hat.
Neben der guten Begleitung für einen erfolgreichen Start ins Studium sei es allerdings auch wichtig, flexible Schnittstellen, Übergänge und eine wechselseitige Anerkennung zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu ermöglichen, sagt CHE-Experte Cort-Denis Hachmeister.
“Der Wechsel von einem Studium in eine passende Ausbildung, sollte als normaler Teil des Bildungswegs und nicht als persönliches Scheitern wahrgenommen werden.” Hierfür brauche es aber in Deutschland noch besser verzahnte Angebote nachschulischer Bildung. abg
Das von der Agentur für Sprunginnovationen (Sprind) unterstützte Laserfusions-Start-up Marvel Fusion hat in einer Finanzierungrunde 62,8 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Investorenkapital will man – laut eigener Mitteilung – die für ein Kraftwerk benötigten Technologien fertigstellen und bis 2027 einsetzen. “Das Unternehmen wird die physikalischen Grundlagen in bestehenden Laseranlagen demonstrieren, die Produktion der Treibstofftargets weiter skalieren und die Entwicklung des eigenen Lasersystems abschließen“, heißt es.
Zu den Investoren zählt diesmal auch die Deutsche Telekom, die damit “die Bedeutung einer sauberen Energieversorgung für die digitale Telekommunikationsinfrastruktur betonen möchte”. Das Fusions-Start-up steht immer wieder in den Schlagzeilen, weil es als Hoffnungsträger der deutschen Fusionsindustrie gilt. Die neuerlichen Investitionen muss man auch vor dem Hintergrund sehen, dass Unternehmens-CEO Moritz von der Linden in der Vergangenheit damit kokettiert hatte, in die USA abzuwandern.
Von den Konkurrenten des Unternehmens und der deutschen Magnetfusions-Community hatte es wiederholt Kritik am technologischen Ansatz und dem intransparenten Umgang mit dessen wissenschaftlichen Grundlagen gegeben. Gleichzeitig schafft es das Unternehmen immer wieder nationale und internationale Investoren von seiner Idee zu überzeugen. Nach eigenen Angaben hat Marvel Fusion seit der Gründung im Jahr 2019 insgesamt mehr als 120 Millionen Euro an Investitionen erhalten und von über 150 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln und Kooperationsprojekten profitiert.
Zur Unterstützung deutscher Laserfusions-Start-ups wie Marvel Fusion oder auch Focused Energy in dem global umkämpften Gebiet, hatte die Sprind im vergangenen Jahr die Pulsed Light Technologies GmbH ausgegründet. Sie soll Lasersysteme, aber auch notwendige Diagnostik, Optik sowie wichtige Robotik- und Mechatronikelemente für die Weiterentwicklung der laserbasierten Fusion entwickeln und auch Rechenleistung zur Verfügung stellen. Die Sprind-Unternehmung greift jedoch nicht in die Kernentwicklungen oder das geistige Eigentum von Start-ups ein und soll nicht an physikalischen Fusionsprozessen arbeiten. tg
Basic Thinking: KI kreativer als Wissenschaftler. Künstliche Intelligenz (KI) kann auch im Bereich Wissenschaft und Forschung zu mehr Innovationen beitragen. Laut einer Untersuchung kann KI mehr Forschungsideen entwickeln als 50 unabhängig voneinander arbeitende Wissenschaftler. Allerdings waren von den 4.000 Ideen der KI nur 200 tatsächlich einzigartig. (“KI entwickelt mehr kreative Ideen als 50 Wissenschaftler zusammen”)
FAZ: Hetze gegen Antisemitismusforscherin Bernstein. Im Vorfeld einer Diskussionsveranstaltung an der Frankfurt University of Applied Sciences über die Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel läuft eine Hetzkampagne gegen die jüdische Frankfurter Antisemitismusforscherin Julia Bernstein. Bernstein wird zionistische Propaganda vorgeworfen, ihre Veranstaltungen sollen boykottiert werden und auch ihre Telefonnummer wurde öffentlich gemacht. (“Hetzkampagne gegen jüdische Antisemitismusforscherin”)
Forschung und Lehre: Neues Hochschulgesetz. Baden-Württemberg hat den Entwurf eines neuen Hochschulgesetzes beschlossen. Das wichtigste Ziel des Gesetzes ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen zu stärken. Auch sollen Spitzenberufungen einfacher werden, da die Kooperation der Hochschulen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen immer relevanter für wertvolle Synergien und wissenschaftliche Durchbrüche wird. (“Baden-Württemberg beschließt Hochschulgesetz-Entwurf”)
Hat Europa künftig noch einen Platz an der Weltspitze? Unsere Freiheit und unser Wohlstand hängen davon ab, welchen Weg Europa jetzt einschlägt und ob Wissenschaft und Forschung dabei die Richtung vorgeben. Die neue EU-Kommission steht vor großen Aufgaben. Spätestens seit Mario Draghis Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit der EU ist klar: Europa muss erheblich innovativer werden, um im globalen Wettbewerb mitzuhalten.
Die neue Kommission ist in einer grundlegend veränderten geopolitischen Lage. Wir erleben den Aufstieg autoritärer und nationalistischer Regierungen. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen haben uns die Gefahren einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit schmerzlich erfahren lassen. Immer deutlicher tritt China als Systemrivale Europas auf. Und egal, wer das Rennen ins Weiße Haus gewinnt: Als Stabilitätsgarant Europas befinden sich die USA auf dem Rückzug.
Höchste Zeit für Europa, in die eigene Souveränität zu investieren. Dabei sollte uns klar sein: So wie Europa jetzt ist, kann es nicht bleiben. Und zwar nicht, weil es jetzt schlecht ist, sondern zu wenig ehrgeizig. Zu wenig selbstbewusst. Zu wenig auf die eigenen Stärken bedacht. Was wir brauchen, ist der Mut und die Bereitschaft, selbst Veränderungen anzustoßen.
Drei Punkte, die aus meiner Sicht klarmachen, was wir dringend benötigen:
Wohin also geht Europas Reise? Ich bin davon überzeugt: Wenn wir als Europäerinnen und Europäer füreinander einstehen, wenn wir Hindernisse als gemeinsame europäische Herausforderungen angehen und noch intensiver als bisher unsere Stärken bündeln, dann kommen wir wieder auf Erfolgskurs. Als Senatorin in Hamburg sehe ich jeden Tag, was Europa alles kann: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt arbeiten hier über Institutionengrenzen interdisziplinär und vernetzt zusammen.
Unsere Science City Hamburg Bahrenfeld ist ein europäisches Projekt, in dem Start-ups mit der Spitzenforschung zusammenarbeiten und dafür nur die Straße überqueren müssen. Wo mit dem weltstärksten Röntgenlasermikroskop PETRA IV europäische Technologiesouveränität, Grundlagenforschung und Anwendung in der Privatwirtschaft zusammenkommen soll. Ich erlebe in Hamburg einen besonderen Spirit. Menschen, die sich für gemeinsame Projekte begeistern. Die kooperativ und wagemutig Grenzen überwinden. Die damit Neues entdecken und Innovatives schaffen. Das ist, wofür die Idee Europa steht. Und das ist, was Europa jetzt braucht.
Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man Kim Budil, der Direktorin des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) attestiert, bereits Wissenschaftsgeschichte geschrieben zu haben. Unter ihrer Leitung schaffte es das Team der National Ignition Facility (NIF), die zum LLNL gehört, weltweit in die Schlagzeilen: Die Fusionsforscher hatten es am 5. Dezember 2022 zum ersten Mal zustande gebracht, Atomkerne zu verschmelzen und dabei mehr Brutto-Energie zu erzeugen, als sie per Laser hineingesteckt hatten. “Eine der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts”, nannte das die US-Energieministerin Jennifer Granholm.
In der direkten Folge löste das Kernfusionsexperiment einen Hype und forschungspolitische Diskussionen aus. Auch die deutsche Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger konnte sich dem nicht entziehen und kündigte im “Heute Journal” saubere und verlässliche Fusionsenergie in rund zehn Jahren an. Der erste Hype ist inzwischen abgeklungen, die große Verheißung bleibt. Optimistische Experten haben inzwischen Ende der ersten Jahrhunderthälfte für den Start erster Fusionskraftwerke ausgemacht. Dennoch bleibt das Ergebnis im kalifornischen Livermore ein, wenn nicht der Meilenstein der bisherigen Fusionsforschung.
Es geht um nichts Geringeres, als die Kraft der Sonne auch auf der Erde beherrschbar zu machen. Wie sie den Breakthrough-Moment selbst erlebt hat, ist Budil oft gefragt worden. “Es ist ein bisschen surreal. Wir haben 60 Jahre lang auf diesen Durchbruch hingearbeitet, aber es gibt diesen Moment, wenn man das große Ziel erreicht, und in dem kann man es dann selbst kaum glauben.” Die Beharrlichkeit ihres internationalen Teams inspiriere sie sehr: “Ich schwelge einfach im Moment und bin mit Sicherheit die glücklichste Laborleiterin der Welt”, sagte Budil damals im Zukunftspodcast “Possible” mit LinkedIn-Mitgründer Reid Hoffman.
Das “Wir” in diesem Zitat darf man durchaus wörtlich verstehen. Budil selbst arbeitete am Nova-Projekt des LLNL mit, das im Jahr 1984 gestartet wurde und die Erforschung der Trägheits- beziehungsweise Laserfusion zum Ziel hatte. Nova war der erste Versuch, die “Zündung” einer Fusionsreaktion herbeizuführen, um eine Kettenreaktion der Kernfusion auszulösen und dabei eine große Menge Energie freizusetzen. Budil forschte in dem Projekt als junge Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der ultraschnellen Hochleistungslaser. Das Projekt ist der Vorläufer der NIF, die das Ziel von Nova schließlich 40 Jahre später erreichen sollte.
Budil selbst räumt ein, dass noch viel Arbeit ansteht, bevor Fusionsenergie zur Versorgung beitragen kann. Dennoch zeige die Geschichte, dass vieles möglich ist, wenn der Wille und die Ambitionen stimmen: “Wir brauchen dieses Gefühl der Dringlichkeit, wie beim Manhattan-Projekt oder dem Apollo-Programm. Und es ist auch dringend, wenn wir saubere Energie für den Planeten in einem Zeitrahmen wollen, der noch zur Lösung der Probleme beiträgt”, sagt Budil in dem Podcast.
Ihre Forderung: “Wenn die USA beschließen, 50 Milliarden Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren zu investieren, dann haben wir vielleicht in 20 Jahren ein Fusionskraftwerk am Netz.” Der Zeitplan hänge davon ab, “wie viel Aufwand und intellektuelles Kapital wir für diese schwierigen Probleme aufbringen können”. Sie habe kein Problem damit, die besten Köpfe weltweit zu finden und an ihr Labor zu holen, die würden gerne kommen. Es sei alles nur eine Frage der Ressourcen.
Der ein oder andere Kollege dürfte allerdings schon neidisch auf die “Ressourcen” blicken, die die Wissenschaftsmanagerin aktuell zur Verfügung hat. Sie leitet eine Belegschaft von mehr als 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und verwaltet ein jährliches Betriebsbudget von fast drei Milliarden US-Dollar. Als 13. Direktorin des LLNL – und erste Frau in dieser Position – hat die Physikerin aber natürlich mehr Aufgaben als “nur” Fusionsforschung.
Sie ist gemeinsam mit den Direktoren der Nationallabors Los Alamos und Sandia dafür verantwortlich, der US-Regierung eine jährliche Bewertung des US-amerikanischen Atomwaffenarsenals vorzulegen. Das LLNL ist auch in den Bereichen Biotechnologie und Supercomputing aktiv. Zudem kamen auch einige der ersten Klimamodelle aus dem Labor in Livermore.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass alle Entwicklungen – auch die der Fusionsenergie – am LLNL ursprünglich vor allem militärischen Zwecken dienen. Inzwischen sieht Kim Budil die Forschung für die Nationale Sicherheit aber in einem größeren Kontext: “Als nationales Sicherheitslabor ist das LLNL auch verpflichtet, Lösungen zu finden, um die Klima- und Energiesicherheit zu verbessern. Ich bin stolz darauf, eine talentierte und innovative Belegschaft zu leiten, die modernste Wissenschaft und Technologie einsetzt, um eine grünere und sicherere Welt für zukünftige Generationen zu entwickeln.”
Man kann Budil durchaus als Eigengewächs des LLNL bezeichnen. Sie arbeitet dort mit Unterbrechungen seit 1987. Sie absolvierte ihren Bachelor-Abschluss in Physik an der University of Illinois in Chicago. Später folgte die Dissertation in Ingenieurwissenschaften an der University of California. Nach und nach bekleidete sie höhere Managementjobs in Livermore. Zweimal wechselte sie als Sonderbeamtin nach Washington DC, zunächst bei der National Nuclear Security Administration (NNSA) und später als leitende Beraterin des Unterstaatssekretärs für Wissenschaft im Energieministerium.
Neben zahlreichen Auszeichnungen für das, was Budil im Bereich Wissenschaftsmanagement erreicht hat, wird sie immer wieder auch für ihren persönlichen Einsatz für Frauen in der Wissenschaft geehrt. Zuletzt etwa im vergangenen Jahr mit dem Inspire Award. Sie führt das zurück auf ihre eigenen Erfahrungen. “Ich hatte das große Glück, früh in meiner Karriere mit unglaublichen Frauen wie Nobelpreisträgerin Dana Strickland zusammenarbeiten zu dürfen, die mir als Mentorinnen die Sicherheit gaben, die ich für meine Karriere brauchte”, sagte Budil kürzlich.
Sie selbst engagiert sich bis heute in der Lawrence Livermore Laboratory Women’s Association, hat für die American Physical Society Status- und Fortschrittsberichte zum Thema Frauen in der Physik verfasst und zahlreiche Konferenzen für Frauen im MINT-Bereich organisiert. Budil: “Bis heute werden nur 20 Prozent der Doktortitel in der Physik an Frauen verliehen”. Sie arbeitet auch im Bereich Gleichberechtigung noch immer an einem Durchbruch.Tim Gabel
Kim Budil wird zum Falling Walls Science Summit nach Berlin kommen. Sie nimmt dort am 8. November an einer Circle-Diskussion über Fusionsforschung teil. Das Programm des Summit finden Sie hier, weitere Porträts der Table.Briefings-Reihe “Breakthrough-Minds” lesen Sie hier.
Susanne Menzel-Riedl soll Präsidentin der Universität Osnabrück bleiben. Der Senat hat auf eine Ausschreibung verzichtet und die Professorin für Biologie-Didaktik dem niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur einstimmig für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen. Menzel-Riedl ist seit 2019 Präsidentin der Universität Osnabrück.
Maiken Nedergaard bekommt den mit 50.000 Euro dotierten Ernst Schering Preis 2024. Die Schering Stiftung würdigt damit ihre Entdeckung des glymphatischen Systems, das effektiv Giftstoffe aus dem Gehirn entfernt. Diese eröffnet vielversprechende neue Behandlungswege für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen. Nedergaard ist Dean’s Professor und Co-Direktorin des Zentrums für Translationale Neuromedizin am University of Rochester Medical Center in Rochester, NY, sowie Professorin für Gliazellbiologie am Zentrum für Neurowissenschaften der Universität Kopenhagen in Dänemark.
Carolin Wienrich, Professorin für Psychologie intelligenter interaktiver Systeme an der Universität Würzburg, wurde als wissenschaftliche Expertin in den Sachverständigenrat für Verbraucherfragen des Bundesumweltministeriums berufen. Die Berufung erfolgte aufgrund ihrer Expertise zum Thema “eXtended Reality und Mensch-KI Interaktion”.
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