Table.Briefing: Research

Antisemitismus an Hochschulen + Döring: Per Eilantrag zur Aussage + Christoph M. Schmidt: Politikberater ohne Allüren

Liebe Leserin, lieber Leser,

in Thüringen und Sachsen wird an diesem Wochenende ein neuer Landtag gewählt. Die Frage, was ein Wahlsieg der AfD speziell für den Bestand des freiheitlichen Grundrechts der Wissenschaft bedeuteten würde, wird drängender.

Sie seien überzeugte Demokraten, heißt es in der Präambel zum Grundsatzprogramm der AfD. Im Wahlprogramm der AfD finden sich dann aber Forderungen nach einer Elite-Bildung und mehr Disziplin. Der Bologna-Prozess wird durch die Partei abgelehnt, Gender-Forschung und Inklusion werden ausgeschlossen, Migranten für den Pisa-Schock verantwortlich gemacht.

Wer sich in Sachsen und Thüringen in der Wissenschafts-Community umhört, erfährt von vielerlei Sorgen, jenseits der Metropolen wie Dresden oder Leipzig ist die Situation noch angespannter, berichtete unser Autor Ralf Nestler vor Kurzem. “Wenn ich montags 18 Uhr durch die Stadt gehe, habe ich ein beängstigendes Gefühl”, sagte ihm etwa Gerhard Heide, Professor für Mineralogie an der TU Bergakademie Freiberg in Mittelsachsen. “Die Trillerpfeifen, die sogenannten Spaziergänger mit ihrem Auftreten – wie das die Studierenden und Mitarbeiter aus dem Ausland aushalten, ist mir unbegreiflich.”

Wird die AfD in Thüringen und Sachsen tatsächlich stärkste Kraft? Dieses Szenario sorgt schon länger für Unruhe im politischen Berlin; der mutmaßlich islamistische Terrorangriff in Solingen hat die Sorgen nun zur Panik gesteigert, schreibt mein Kollege Till Hoppe vom Europe.Table. Das absehbar desaströse Abschneiden von SPD, Grünen und FDP dürfte zudem die Fliehkräfte in der Koalition noch weiter verstärken.

Selbst wenn die Ampel durchhält: Viel Gemeinsames erreichen dürfte man in der Bundesregierung nicht mehr. Für die Handlungsfähigkeit der EU verheißt das nichts Gutes, meint Till. Ursula von der Leyen bleibe zunächst wenig anderes übrig, als die Geschehnisse aus der Ferne zu beobachten. Sollte die AfD tatsächlich an einer Landesregierung beteiligt werden, müsste sich die Kommissionspräsidentin womöglich ihren Werkzeugkasten zum Schutz von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit genauer ansehen.

Laut einer neuen Analyse des Jacques Delors Centre an der Berliner Hertie School könnte sie dort durchaus fündig werden: Instrumente wie der Konditionalitätsmechanismus oder die Schutzbestimmungen der EU-Strukturfonds könnten auch auf regionaler Ebene angewandt werden, schreibt die Autorin Luise Quaritsch. “Sollte in Thüringen also eine rechtsextreme Landesregierung gegen die Grundwerte der Union verstoßen, könnte sie einen ernsthaften Konflikt mit der Kommission und Milliarden an EU-Fördergeldern riskieren.”

Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht Ihnen,

Ihre
Nicola Kuhrt
Bild von Nicola  Kuhrt

Analyse

Angriff auf SpaceX: Wie Peking seinen privaten Weltraumfirmen mehr Schub verleiht

Chinas Fokus auf die Förderung von High-Tech-Industrien gibt auch den privaten Weltraumfirmen des Landes neuen Auftrieb. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Peking den Unternehmen mehr Schub verleihen möchte, ist die verstärkte Berichterstattung in den Staatsmedien in den vergangenen Wochen. So berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua von einem “steigenden Niveau der staatlichen Unterstützung”. Die Regierung sei zudem bestrebt, “mehr private Kapitalinvestitionen in diesem Sektor zu fördern”. Von dem Vorstoß dürften Unternehmen wie Beijing Interstellar Glory Space Technology, besser bekannt als iSPACE, profitieren.

Das private Raumfahrtunternehmen mit Sitz in Peking hat sich zum Ziel gesetzt, mit führenden US-Unternehmen, insbesondere dem von Milliardär Elon Musk gegründeten SpaceX, gleichzuziehen. Allerdings ist der Abstand trotz jahrelanger Forschung noch immer beträchtlich. SpaceX hat sich längst zu einem Giganten entwickelt. Das Unternehmen verfügt über lukrative Aufträge mit der NASA und hat bereits mehr als 300 erfolgreiche Landungen mit seinen wiederverwendbaren Falcon-9-Boostern durchgeführt.

SpaceX scheint fast uneinholbar

Die Technologie, die erstmals 2015 erfolgreich eingesetzt wurde, hat sich seitdem als äußerst zuverlässig erwiesen. Einzelne Booster haben über 20 Flüge absolviert, was die Effizienz und die Kosteneinsparungen durch Wiederverwendbarkeit unterstreicht. Zudem hat SpaceX erfolgreich Tausende von Starlink-Satelliten ins All gebracht und damit ein globales Satelliten-Internet-Angebot geschaffen.

Im Vergleich dazu stehen private chinesische Weltraumunternehmen noch am Anfang. “Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber wir holen schnell auf”, versichert Anna Choi, eine leitende Managerin bei iSPACE, gegenüber Xinhua. Vor sechs Jahren gelang dem chinesischen Startup der erste Durchbruch: Mit der SQX-1 Y1-Rakete brachte es erstmals einen Satelliten in eine 300 Kilometer hohe Umlaufbahn.

Regierung sieht in Branche neuen Schlüsselsektor

Im Dezember 2023 Jahres führte iSPACE einen kurzen Testflug mit seiner wiederverwendbaren Hyperbola-2Y-Rakete durch. Sie schwebte jedoch nur wenige Sekunden in der Luft, bevor sie wieder landete. Bis Ende 2025 plant iSPACE, eine wiederverwendbare Mittelstreckenrakete in die Umlaufbahn zu bringen. Seit seiner Gründung im Jahr 2016 ist das Unternehmen immerhin stetig gewachsen: Aus zehn Mitarbeitern wurden mittlerweile über 400.

iSPACE ist nicht allein. Da in den vergangenen Jahren immer deutlicher wurde, dass Peking die Branche zu einem Schlüsselsektor machen will, gab es zahlreiche Neugründungen. Namen, die man neben iSPACE kennen sollte, sind:

  • Landspace: Ein Pionier der privaten Raumfahrt in China, der die weltweit erste Methan-betriebene Rakete (Zhuque-2) in den Orbit brachte. Landspace plant mit der Zhuque-3 eine wiederverwendbare Rakete, die für 2025 vorgesehen ist.
  • Galactic Energy: Hat sich mit mehreren erfolgreichen Starts der Ceres-1-Rakete etabliert und plant, mit der Pallas-1-Rakete eine wiederverwendbare Rakete in den kommenden Jahren zu testen. Galactic Energy ist eines der wenigen privaten Unternehmen, das zweimal erfolgreich in den Orbit vorgestoßen ist.
  • Deep Blue Aerospace: Konzentriert sich auf die Entwicklung von wiederverwendbaren Raketen. Ihr Hauptprojekt, die Nebula-1, soll noch in diesem Jahr ihren ersten Orbitalflug haben.
  • Orienspace: Ein relativ neues Unternehmen, das die Gravity-Serie von Raketen entwickelt, die ebenfalls wiederverwendbar sein sollen. Das Unternehmen strebt an, eine wichtige Rolle in Chinas wachsender kommerzieller Raumfahrtindustrie zu spielen.
  • Space Pioneer: Ein aufstrebendes privates Raumfahrtunternehmen, das an der Tianlong-3-Rakete arbeitet. Diese wiederverwendbare Rakete ist vergleichbar mit der Falcon 9 von SpaceX und könnte eine Schlüsselrolle im internationalen Raumfahrtmarkt einnehmen.

Oft genannt wird auch das Unternehmen CAS Space, das jedoch von dem staatlichen Konzern CASC ausgegliedert wurde und daher nicht zu den rein privaten Akteuren zählt.

Peking ist das Zentrum der neuen Industrie

Das wichtigste Zentrum für die private Weltraumwirtschaft in China ist Peking. Die Hauptstadt zieht dank eines reichen Talentangebots und unterstützender politischer Rahmenbedingungen viele Firmen an. Im Februar 2024 kündigte Peking die Einrichtung einer “Raketenstraße” an – ein spezielles Forschungs- und Produktionszentrum zur Förderung der kommerziellen Raumfahrt. Die Bauarbeiten begannen letzten Monat in der Beijing Economic-Technological Development Area (BDA) im südöstlichen Stadtteil Daxing.

Viele der chinesischen Space-Startups hoffen, künftig vor allem Aufträge im Satellitensektor zu gewinnen. Sie wollen sowohl inländische als auch internationale Kunden für den Transport von Satelliten in die Umlaufbahn gewinnen. Ähnlich wie SpaceX oder Boeing mit der NASA, streben die chinesischen Unternehmen auch Partnerschaften mit der chinesischen Raumfahrtbehörde an. Aufträge im Rahmen von Chinas nationalen Raumfahrtambitionen, wie die Versorgung der chinesischen Raumstation, gelten als äußerst lukrativ.

China hat in den vergangenen Jahren große Erfolge im All gefeiert. Gleich mehrere erfolgreiche Missionen zum Mond, die stets genau nach Plan verlaufen sind, zeigen, wie fähig die staatlichen Weltraum-Unternehmen sind. 

Doch auch der chinesischen Regierung sind die Grenzen dieses Ansatzes bewusst. Sie erkennt, dass die staatlichen Unternehmen auf ihre schwerfällige, bürokratische Weise vor sich hin innovieren. Daher wächst das Interesse, kommerzielle Firmen als wichtigen Teil des Weltraumsektors zu etablieren – ganz wie im Westen.

  • Elon Musk
  • Nasa
  • Raumfahrt
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  • Technologie
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Interview

Hanna Veiler: “Jüdische Studierende gehen mit Bauchschmerzen ins neue Semester”

Hanna Veiler, Vorsitzende Jüdische Studierendenunion Deutschlands JSUD
Hanna Veiler ist Vorsitzende der 2016 gegründeten Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD). Die Organisation, die sich für die rund 25.000 jüdischen Studierenden in Deutschland einsetzt, ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts innerhalb des Zentralrats der Juden organisiert.

Frau Veiler, ein mögliches Motiv für den Solinger Attentäter war der Hass auf Israel. Überrascht es Sie, dass der Konflikt nun auch in dieser Form immer stärker nach Deutschland getragen wird?

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland warnt seit einiger Zeit, vor allem seit dem 7. Oktober, dass die Situation in Israel auch Auswirkungen auf andere Teile der Welt haben wird. Der Hass, der sich am 7. Oktober gezeigt hat, geht nicht nur gegen Israel, sondern gegen Juden weltweit. Und auch gegen alle, die an dieselben Ideale glauben, die an Freiheit glauben. Solingen ist nicht das erste Beispiel. Die geplanten Attentate auf die Taylor Swift-Konzerte gehen in dieselbe Richtung. Junge Frauen, die dort hingehen, sich kleiden und schminken, wie sie möchten, werden als Symbol des Westens angegriffen.

“Man möchte die Hochschule hinter sich lassen”

Blicken wir auf die Situation der jüdischen Studierenden in Deutschland – wie gehen diese in das neue Semester, das bald startet?

Die jüdischen Studierenden gehen mit Bauchschmerzen, mit sehr wenig Motivation und einem Unsicherheitsgefühl ins neue Semester. Nach zwei Semestern mit einem zunehmenden Antisemitismus auf dem Campus ist man müde geworden. Man möchte fertig werden, die Hochschule hinter sich lassen.

Das bedeutet, die Semesterferien wurden von den Hochschulen und deren Leitungen nicht genutzt, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, sodass sich jüdische Studierende jetzt sicher fühlen können?

Das wird sich erst zeigen, sobald die Studierenden vor Ort sind. Bei der weiterhin aufgeheizten Stimmung kann ich mir aber nicht vorstellen, dass jetzt plötzlich Ruhe einkehrt.

Treffen mit Vertretern der KMK am heutigen Donnerstag

Gab es denn Gespräche seitens der Hochschulleitungen mit den jüdischen Studierendenorganisationen über Maßnahmen, die nun ergriffen werden sollen?

Bisher nicht. Aber diesen Donnerstag haben wir als jüdische Studierendenunion ein Treffen mit Vertretern der Kultusministerkonferenz. Da wollen wir über die Situation an den Hochschulen sprechen. Der Großteil unserer bisherigen Forderungen bleibt dabei aktuell: Es braucht Antisemitismusbeauftragte oder zumindest Ansprechpersonen an den Hochschulen. Dazu muss es einen Plan und dann langfristige Strukturen geben, um Antisemitismus zu bekämpfen und ein sicheres Studieren für jüdische Studierende zu ermöglichen. Das muss in Abstimmung mit den jüdischen Organisationen geschehen. Und: Die Unileitungen müssen im Zweifel auch härter durchgreifen.

Was bedeutet das? Braucht es auch härtere Gesetze?

Wir haben nun in allen Bundesländern die Möglichkeit, Studierende, die antisemitische Gewalt ausüben, zu exmatrikulieren. Entsprechende Vorfälle müssen von den Hochschulleitungen angezeigt und verfolgt werden. Was auch klar sein muss, ist, dass wir eine viel stärkere Sensibilisierung des Rechtssystems für Antisemitismus brauchen. Häufig hängt es an der Einschätzung von Richtern, ob ein Vorfall als antisemitisch eingestuft wird.

Bedrohung durch Islamismus-Sympathisanten

Immer wieder wird auch über die Motive des Antisemitismus an Hochschulen diskutiert. Woher kommt denn nun die Bedrohung: von Rechts- oder Linksextremisten?

Während im Alltag Jüdinnen und Juden auch von rechts bedroht werden, ist, wenn man sich die Hochschulen anschaut, die Bedrohung von Islamismus-Sympathisanten aktuell relevanter. Hier gibt es eine organisierte, strukturierte Bewegung, die sich als pro-palästinensischer Protest ausgibt, aber im Kern antisemitisch ist.

Wie müsste denn ein pro-palästinensischer Protest aussehen, der in Ihren Augen legitim wäre?

Legitimer Protest ist für den Frieden. Diesen Protest gibt es auch, von unserer und palästinensischer Seite. Der bekommt aber nicht so viel Aufmerksamkeit. Bei den aktuellen, vermeintlich pro-palästinensischen Protesten werden die Hamas und ihr Terror nicht klar verurteilt. Man müsste auch die anderen terroristischen Gruppen in der Region und deren Grausamkeiten benennen, genauso wie den Drahtzieher vieler terroristischer und anti-israelischer Aktivitäten, den Iran.

Keine Förderung für Forschende, die sich nicht vom Antisemitismus distanzieren

Eine neue Antisemitismusresolution des Bundestages will unter anderem von Kunst- und Kulturschaffenden, aber auch von Forschenden ein Bekenntnis gegen Antisemitismus einfordern, wenn diese staatliche Förderung wollen. Wie beurteilen Sie die Initiative?

Die Initiative ist wahnsinnig wichtig. Gerade für die Kunst- und Kulturszene. Diese heizt immer wieder den Antisemitismus in diesem Land an. Da kann es nicht sein, dass dies auch noch mit staatlichen Geldern gefördert wird. Aber auch Forschende, die sich nicht von Antisemitismus distanzieren, sollten nicht vom Staat gefördert werden.

Denken Sie nicht, dass derartige Initiativen die AfD darin bestärken könnten, andere Einschränkungen der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit vorzunehmen – wenn sie einmal an der Macht ist?

Ganz ehrlich: Wenn die AfD an die Macht kommt, dann sind viele Dinge für Jüdinnen und Juden sowieso schon egal. Dann wird die AfD alles tun, um das demokratische System auszuhöhlen. Den von Ihnen benannten Mechanismus muss man natürlich sehen. Das sollte aber kein Argument sein, Strategien gegen Antisemitismus nicht anzuwenden, oder eben weiterhin Fördergelder an Antisemiten zu geben.

Zukunftsangst steht im Raum

Stichwort AfD: Wie geht es Ihnen und jüdischen Studierenden mit Blick auf die Landtagswahlen am Sonntag?

Es gibt da unterschiedliche Stimmen. Natürlich gibt es diejenigen, die sagen, sie gehen weg aus Thüringen oder Sachsen, da ihnen das Sicherheitsrisiko zu hoch ist. Gleichzeitig gibt es viele, die kämpfen wollen, die jetzt erst recht Widerstand leisten wollen, die sagen “das ist mein Zuhause”. Aber natürlich blicken wir mit mehr als nur Sorge auf diese Landtagswahlen. Das wird einen enormen Einfluss auf die Zukunft der jüdischen Gemeinde in Deutschland haben. Also, es steht sehr viel Sorge, sehr viel Zukunftsangst im Raum.

  • Antisemitismus
  • Hochschulen
  • KMK
  • Studierende
  • Wissenschaftsfreiheit
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Termine

1. September 2024, 10-18 Uhr, Futurium, Berlin
Jubiläumsfest Fünf Jahre Futurium Mehr

12./13. September 2024, FU Berlin
Jah­res­ta­gung des Netz­werks Wis­sen­schafts­ma­nage­ment Für Frei­heit in Kri­sen­zei­ten. Per­spek­ti­ven aus dem Wissenschaftsmanagement Mehr

12. – 15. September 2024, Potsdam
133. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte Wissenschaft für unser Leben von morgen Mehr

18. September 2024, Alte Münze, Berlin
InnoNation Festival Scaling Solutions Mehr

19. September 2024, ab 11 Uhr, Körber-Stiftung, Hamburg
Hamburg Science Summit 2024 “Europe’s Path Towards Tech Sovereignty” Mehr

24. September 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Haus der Commerzbank, Pariser Platz 1, 10117 Berlin
Forum Hochschulräte Starke Marken, klarer Kern: Strategische Schwerpunktsetzung und Markenbildung bei Hochschulen Mehr

25. September 2024, 8:00 bis 9:15 Uhr im BASECAMP, Mittelstraße 51-53, 10117 Berlin
Frühstücks-Austausch: Gipfel für Forschung und Innovation Follow-up Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI: Gespräch über Umsetzungsschritte für mehr Geschwindigkeit bei Innovation und Forschung Zur Anmeldung

25. September 2024, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU)
Jahreskolloquium des Bayerischen Wissenschaftsforums Transformationskompetenz in Wissenschaft und Hochschule Mehr

26. September 2024, 12:00 bis 13:00 Uhr, Webinar
CHE talk feat. DAAD KIWi Connect Transfer und Internationalisierung – Warum ist es sinnvoll, beides gemeinsam zu denken und was braucht es hierzu? Mehr

26./27. September 2024, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale) und Online
Jahresversammlung 2024 der Leopoldina Ursprung und Beginn des Lebens Mehr

News

Wie Sabine Döring einen Showdown erzwingen will

Mit einer schlichten Mail setzt die in den einstweiligen Ruhestand versetzte Staatssekretärin Sabine Döring die Mitglieder des Forschungsausschusses und vor allem den Vorsitzenden Kai Gehring in der Fördermittelaffäre unter neuerlichen Druck. In dem Schreiben, das Table.Briefings vorliegt, bietet sie offensiv ihre Teilnahme an der Sondersitzung am 10. September 2024 an. In der Runde, angesetzt auf Wunsch der CDU/CSU-Fraktion, soll Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erneut zur sogenannten “Fördergeldaffäre” befragt werden.

Wie bekannt sei, schreibt Döring, werden sich am 30. August 2024 die Obleute zur Vorbereitung der Ausschusssitzung treffen. “Ich erkläre Ihnen hiermit meine ausdrückliche Bereitschaft, teilzunehmen. Ich leiste gern meinen Beitrag zu Aufklärung und Transparenz und erachte dies zudem als meine Pflicht als Beamtin der Bundesrepublik Deutschland”, schreibt Döring.

Sabine Döring: Obleute-Entscheid könne Aufklärung bringen

Mit den folgenden Zeilen macht Döring genau dieses Treffen am morgigen Freitag zu einem vorgezogenen Tag der Entscheidung in Sachen Aufklärung in der Fördermittelaffäre: Die Mitglieder des Ausschusses sollen entscheiden, sie einzuladen und genau dies dann auch tun.

Diese neuerliche Einladung könnte einen durch Döring beim Verwaltungsgericht (VG) Minden gestellten Eilantrag positiv beeinflussen. Beantragt hat die geschasste Staatssekretärin nämlich eine eingeschränkte Aufhebung ihrer Verschwiegenheitspflicht für eine klar definierte Stellungnahme vor dem Ausschuss am 10. September. Sie sei optimistisch, dass dies positiv beschieden werde.

Wie das sein kann, erklärt Döring gleich mit: Mit einer zweiten Ausschusssitzung zur “Fördergeldaffäre” komme das hohe öffentliche Interesse an Aufklärung und Transparenz in dieser Sache mehr als deutlich zum Ausdruck. Dass ihre Aussage dazu einen entscheidenden Beitrag leisten kann, sei offensichtlich, schreibt sie selbstbewusst. Die Öffentlichkeit – und insbesondere die Wissenschaft – habe die Zulassung ihrer Aussage wiederholt vehement eingefordert.

“Da ich nicht mehr in einem aktiven Beamtenverhältnis stehe und meine Äußerung demnach keine dienstliche, sondern meine persönliche Auffassung wiedergibt, könnte der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung mich als ,sonstige Auskunftsperson’ (i.S. § 70 Abs. 1 S. 1 GO BT) einladen”, schreibt Döring.

Verschwiegenheitspflicht gelte nur für Integrität und Vertraulichkeit dienstlicher Vorgänge

Dem BMBF bleibe weiterhin vorbehalten, für ihre Äußerung eine Aussagegenehmigung zu erteilen oder zu verweigern. Die Frage, ob sie für das BMBF im Ausschuss sprechen sollte, habe “Frau Bundesministerin indes aus der Hand gegeben, als sie mich in den einstweiligen Ruhestand versetzen ließ”. Und außerdem, befindet Döring, schütze die Verschwiegenheitspflicht für politische Beamte “die Integrität und Vertraulichkeit dienstlicher Vorgänge, nicht das persönliche Interesse einzelner Personen, von Aufklärungsbemühungen unbehelligt zu bleiben”. Im Hinblick auf die Aussagegenehmigung werde das VG Minden entscheiden, ob denn das öffentliche Interesse an der Aufklärung wirklich so groß ist oder die Verschwiegenheitspflicht überwiegt.

“Der zuständige Ausschuss des Deutschen Bundestages könnte hier Klarheit schaffen, indem er das große Ausmaß des öffentlichen Interesses durch eine persönliche Einladung an mich dokumentiert, die das VG Minden dann in seine unabhängige Entscheidung einfließen lassen mag.”

Mit einer Einladung ihrer Person zur Ausschusssitzung und einer Aufhebung ihrer Verschwiegenheitspflicht durch die Ministerin würde der unabhängigen Entscheidung des Gerichts mitnichten vorgegriffen werden. Nach Auffassung führender Juristen gibt es für den Ausschuss keinen Grund, “ein noch nicht abgeschlossenes verwaltungsgerichtliches Verfahren, bei dem das BMBF-Verfahrensbeteiligte ist, abzuwarten”.

Jarzombek: “Kai Gehring kann jetzt nicht mehr kneifen”

Es sei jetzt doch so: Gebe es eine Einladung, komme Sabine Döring am 10. September, gebe es keine Einladung, fehle ihre entscheidende Stimme, sagt Thomas Jarzombek (CDU). “Kai Gehring kann jetzt nicht mehr kneifen.” Der Ausschussvorsitzende hätte Sabine Döring schon längst einladen können – ohne die zusätzliche Obleute-Befragung, die er angestrengt hat und für die er zu Recht kritisiert werde. Gehring müsse sich jetzt entscheiden, sagt Jarzombek: Sei ihm seine Reputation in der Ampel wichtiger als die in der Wissenschaftsszene?

Kai Gehring selbst weist diese Aussagen zurück. Die Entscheidung, ob und wer als Auskunftsperson eingeladen wird, obliege den Obleuten. “Eine Verpflichtung, eine bestimmte Person auf Wunsch einer (qualifizierten) Minderheit einzuladen und sie anzuhören, gibt es nicht. Wir sind kein Untersuchungsausschuss, sondern ein Fachausschuss.” Vorwürfe entkräften und weiter aufklären könne nur die Ministerin als die politisch Verantwortliche, sagt er Table.Briefings. Er sorge als Vorsitzender für die regelkonforme Einberufung und Durchführung der Sitzung – und das im Einklang mit der Geschäftsordnung und nicht eigenmächtig im Alleingang. nik

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Bedrohte Wissenschaftler: DAAD startet europäisches Schutzprogramm

Wissenschaftler, die in ihren Heimatländern gefährdet sind, sollen ihre Forschung bald an europäischen Hochschulen oder Forschungseinrichtungen fortsetzen können. Dazu hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) zusammen mit Campus France, dem Collège de France und der Vereinigung von Universtäten des Mittelmeeres Unimed das Programm “Supporting at-risk researchers with fellowships in Europe”, kurz SAFE gestartet.

In der Pilotphase werden bis zu 60 bedrohte Wissenschaftler gefördert

In der Pilotphase sollen zunächst bis zu 60 Forschende EU-weit an Hochschulen und Forschungseinrichtungen vermittelt und für zwei Jahre gefördert werden, teilt der DAAD mit. Die Europäische Kommission unterstütze das Projekt mit zwölf Millionen Euro bis 2027. Der Programmstart sei Anfang September, erste Forschende sollen ab Frühjahr 2025 in der EU sein.

“Wir sehen weltweit, dass die Wissenschaftsfreiheit zunehmend unter Druck gerät. Daher wird die Bedeutung von Schutzprogrammen für bedrohte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb der EU beständig größer”, sagt DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee.

Hochschulen können Forschende nominieren

Der Academic Freedom Index zeigt: Inzwischen wird die Wissenschaftsfreiheit in 27 Ländern intensiv eingeschränkt. Europäische Hochschulen können für das SAFE-Programm Wissenschaftler aus Nicht-EU-Ländern nominieren. Möglich ist das auch bei Forschenden, die in der EU bereits als Flüchtlinge anerkannt sind. abg

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Humboldt-Stiftung: Wie man mit mehr Beratung und Transfer größeren Impact erzeugen will

Der Stiftungsrat der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) hat eine neue Strategie verabschiedet. Die Themen Science Diplomacy und Wissenschaftsfreiheit bleiben zentral. Wichtiger werden anscheinend die Politik- und Gesellschaftsberatung sowie die Transferperspektive

Von Robert Schlögl maßgeblich mitgestaltet

Die neue Strategie ist ein Ergebnis des ersten Amtsjahres von Humboldt-Stiftungspräsident Robert Schlögl und wurde maßgeblich von ihm mitgestaltet, schreibt die AvH in einer Mitteilung. Mit dem Qualitätsanspruch an die Forschenden und der Verlässlichkeit über die Zeiten schaffe die Stiftung Nutzen für das Land, sagt Schlögl. Dieser Nutzen werde als Kulturleistung verstanden und ohne Zweckbindung generiert. 

Vier Ziele werden in der neuen Strategie formuliert: 

  • Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland: Die Stiftung will beispielsweise Innovations- und Translationsstipendien auf den Weg bringen und als Matchmaker an der Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft hoch spezialisierte Fachkräfte für Deutschland gewinnen. 

Philipp Schwartz-Initiative bleibt Kerninstrument 

  • Stärkung der Wissenschaftsfreiheit: Die Philipp Schwartz-Initiative für gefährdete Wissenschaftler soll ein Kerninstrument bleiben. Die Stiftung will sich aber auch für mehr Handlungssicherheit bei internationalen Kooperationen einsetzen. 
  • Globale Herausforderungen mit lokaler Expertise angehen: Die AvH will ihren Fokus auf den systemischen Nutzen legen, der aus der Forschungstätigkeit der Geförderten für ihre Heimatregion entsteht.  
  • Gesellschafts- und Politikberatung ausbauen: Mit dem Format des “Humboldt-Kosmos” will die Stiftung ein Dach für faktenbasierte Beratung schaffen. Im Humboldt Placement Scheme sollen sich Humboldtianer mit Vertretern aus Gesellschaft und Politik treffen. Dabei können sich die Geförderten als “Sparringspartner” auf Zeit Ministerien und Politik zur Verfügung stellen.  

In der Mitteilung der Stiftung werden die Auswirkungen der aktuell im Haushaltsentwurf für 2025 vorgesehenen Kürzung von 3,5 Prozent nicht thematisiert. Ob angesichts dieser Einschränkungen alle Ziele gleichzeitig verfolgt werden können, oder ob eine Prioritätensetzung notwendig wird, bleibt abzuwarten. mw 

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Australien: Zahl ausländischer Studierender wird begrenzt

2025 soll es eine Obergrenze für neue internationale Studierende in Australien geben. Das berichten verschiedene Medien (Reuters, RND) übereinstimmend. 270.000 sollen zugelassen werden und gerechter verteilt werden. Für jede einzelne Institution wird es eine noch nicht bekannte individuelle Obergrenze geben. Regionale Universitäten dürfen mehr ausländische Studierende einschreiben als im letzten Jahr, während die Zahl bei den großen Unis gekürzt wird. 

Die Maßnahme ist Teil eines größeren Programms der Regierung, die Einwanderung einzudämmen. Bildungsminister Jason Clare erklärte, dass die Zahl internationaler Studierender an Universitäten heute um zehn Prozent höher sei als vor der Pandemie, bei privaten Berufsausbildungsanbietern sogar um 50 Prozent. 

Betrügereien gefährden anscheinend akademische Standards

Dabei sollen sich auch viele, vor allem chinesische Studienanwärter, mit gefälschten Abschlüssen und Sprachtests beworben haben. Die australische Regierung und der Hochschulsektor fürchten, dass die Betrügereien akademische Standards untergraben und das Image der australischen Hochschulen im internationalen Vergleich gefährden könnten. 

Kampf um Wohnraum als Begründung

Darüber hinaus entzündete sich in Australien eine ähnliche Diskussion wie in den Niederlanden. Befürchtet wird, dass ausländische Studierende Einheimischen den knappen Wohnraum streitig machen könnten. In Australien wollte die sozialdemokratische Regierung ein Jahr vor den Wahlen diese Flanke anscheinend nicht offen lassen. 

Deshalb hatte die Regierung bereits vor der Ankündigung einer Obergrenze die Einreisebestimmungen verschärft und die Gebühren für die Beantragung eines Studentenvisums verdoppelt. Mit der aktuellen Reform sollen nun weitere Wege nach Australien geschlossen werden. Denn manche ausländische Studierende, so der Vorwurf, schreiben sich relativ wahllos in Kurse an Instituten und Universitäten ein, um einen Türöffner ins Land zu bekommen.

Hochschulen warnen vor finanziellen Schäden

Die University of Melbourne und die University of Sydney äußerten sich besorgt über die finanziellen Auswirkungen. Die Hochschulvertretung Universities Australia warnte vor negativen Auswirkungen auf den Bildungssektor, der nach Eisen, Gas und Kohle Australiens viertgrößtes Exportgut ist. Andere Stimmen betrachten auch die gesellschaftlichen Auswirkungen der Entscheidung. mw

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Must-Reads

Science. For men only? Lack of women winners for million-euro science prize draws protests. Nach der diesjährigen Verleihung des mit einer Million Schweizer Franken dotierten Frontiers Planet Prize (FPP) häuft sich Kritik an dem Preiskonzept. Fünf Finalistinnen und Finalisten kritisieren im Interview mit Science, dass der Preis für Forschung zur Erhaltung der Bewohnbarkeit der Erde alte Ungerechtigkeiten zementiere. Denn wie schon im vergangenen Jahr wurden ausschließlich Männer ausgezeichnet. In einem gemeinsamen Brief an FPP-Direktor Jean-Claude Burgelman schreiben sie: “Nur männlichen Kollegen eine beträchtliche Förderung zu gewähren, zementiert die Geschlechterungleichheit, gegen die viele Universitäten kämpfen.” Das liege unter anderem daran, dass der Preisträger eine einzelne Person sei, auch wenn die ausgezeichneten Arbeiten fast immer das Ergebnis einer Zusammenarbeit seien. Dieses “Winner-take-all”-Konzept des Preises ermutige die Universitäten, erfahrene Wissenschaftler – oft Männer – zu nominieren, um sicherzustellen, dass das Geld bei ihren Einrichtungen ankommt. Mehr

Süddeutsche Zeitung. Einen Plan B haben wir nicht. Alle sieben Jahre können sich Forschungsteams in Deutschland um Exzellenzcluster der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewerben. Für die dieses Mal bis zu 70 Cluster stehen ab Januar 2026 insgesamt 539 Millionen Euro Förderung jährlich zur Verfügung.  In der Süddeutschen Zeitung berichten sechs Forschungsteams, die es ins Finale geschafft haben, wie es ihnen kurz vor der Abgabe des Antrags ergangen ist. Ein Beitrag über feinjustierte Regelwerke, Überstunden und Schockmomente sowie ein Zusammenrücken der Community. Mehr

Heads

Christoph M. Schmidt – Wirtschaftswissenschaftlicher Politikberater ohne Allüren

Neuer Auftrag für den Ex-Wirtschaftsweisen: Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, ist seit Mai 2024 Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI).

Manchmal ist die Postenvergabe in der wissenschaftlichen Politikberatung verblüffend einfach. Bei Christoph M. Schmidt lief es so: Das Telefon klingelt, der Ökonomieprofessor nimmt ab, Ministerin Bettina Stark-Watzinger ist dran und fragt, ob er in der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mitarbeiten will. Am Tag darauf sagt er zu.  

Doch das war keine Selbstverständlichkeit, denn ein logischer Karriereschritt ist das nicht für ihn. Schmidt, 62, Präsident des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und Professor an der Ruhr-Uni Bochum, ist in der wissenschaftlichen Politikberatung so erfahren wie nur wenige in Deutschland. Elf Jahre war er Wirtschaftsweiser, von März 2013 bis Februar 2020 leitete er den fünfköpfigen Sachverständigenrat.  

Lob für EFI-Chef Uwe Cantner 

1963 gegründet, ist das Gremium nicht nur Jahrzehnte älter als die EFI-Kommission, die es erst seit 2008 gibt. Die Wirtschaftsweisen sind bedeutender und erzeugen mit ihren Gutachten schlicht mehr Wind als es die EFI bislang vermag. Formal ist die EFI zwar das innovationspolitische Pendant zu den Wirtschaftsweisen, faktisch ist sie die kleine Schwester.  

Doch dorthin platzierte Stark-Watzinger nun also Schmidt. Ein ehemaliger Chef der Wirtschaftsweisen soll einer von sechs in einem Gremium sein, das jenseits der Wissenschaft so gut wie niemand kennt. Kann das gutgehen?  

Im Moment sieht alles danach aus. Seit Mai ist Schmidt in der EFI-Kommission, die ersten Sitzungen verliefen allem Anschein nach wie gewohnt, also geräuschlos. Uwe Cantner (im Porträt hier) führt den Sachverständigenrat seit 2019, sorgt in den Arbeitsphasen für Ruhe, um zur Präsentation der Gutachten auf die Pauke zu hauen und die Aufmerksamkeit der Fachmedien zu gewinnen.  

Für sein Geschick an der EFI-Spitze erfährt Cantner in Wissenschaft und Politik Respekt. “Sehr gut mache er das”, sagen die einen. “Der weiß schon, wie man mit der Öffentlichkeit und Medien umgeht”, urteilen andere. “Ich erwarte mir von einem Vorsitzenden oder einer Vorsitzenden einer solchen Kommission, dass sie souverän, sachlich und kollegial durch die Materie führt, dass sie sehr gut Bescheid weiß über die laufenden Projekte und bei Konflikten in der Lage ist, zwischen unterschiedlichen Positionen zu moderieren. All das finde ich in der EFI-Kommission wieder”, sagt Schmidt. Cantner darf das ruhig als Kompliment auffassen.  

Seine Devise: Genau zuhören und bereit sein, Neues zu lernen 

Jedenfalls fühlt sich Schmidt erklärtermaßen sehr wohl am EFI-Tisch und gut aufgenommen. “Ich freue mich auf das Gremium, weil ich seine Mitglieder alle interessant finde und denke, dass die Arbeit mit ihnen meinen Wissensstand erweitern wird.”  

Schmidt, der nach seinem Volkswirtschaftsstudium in Mannheim 1991 an der US-Eliteuniversität Princeton promoviert wurde, sich 1995 an der Universität München habilitierte und seine erste Professur in Heidelberg hatte, beschreibt sich selbst als “Teamspieler”. Einer, der weiß, “wie man bei unterschiedlichen Meinungen trotzdem auf einen Nenner kommen kann”. Am besten gelinge das, “indem man anderen sehr genau zuhört und bereit ist, Neues zu lernen”.  

Diese Offenheit und Lernbereitschaft sind dem Wirtschaftswissenschaftler, der in Canberra geboren und in Fulda aufgewachsen ist, wichtig. Doch schließe das für ihn nicht aus, für die eigene Position zu kämpfen. “Das tue ich, wenn nötig, natürlich auch mit der nötigen Leidenschaft.” 

“Es geht nicht um ultimative Präzision” 

Zur Arbeit in der Politikberatung sagt er: “Es geht nicht um ultimative Präzision. Die Kunst besteht vielmehr darin, komplexe Sachverhalte so zusammenzufassen, einzuordnen und zu vermitteln, dass sie auch von interessierten Laien verstanden werden können, ohne sie jedoch durch übermäßige Verdichtung zu verfälschen.” 

Viele beschränkten sich in der Politikberatung darauf, eine eindeutige Botschaft und die dafürsprechenden Argumente zu präsentieren. Das sei zu kurz gesprungen. “Schließlich könnte die jeweils gezogene Schlussfolgerung aus vielerlei Gründen auch falsch sein. Nur wenn wir offen dazu stehen, haben wir in der evidenzbasierten Politikberatung alles richtig gemacht.” 

Eine interdisziplinäre Besetzung würde die Arbeit nicht fruchtbarer machen 

Auch zum Vorwurf der mangelnden fachlichen Diversität des Gremiums – darin sind ausschließlich Ökonominnen und Ökonomen – spricht Schmidt Klartext. Seiner Einschätzung nach sei das Gremium gut aufgestellt, so wie es ist. “Ich glaube nicht, dass eine interdisziplinäre Besetzung die Arbeit fruchtbarer machen würde.” Zum einen gehe es bei der EFI ja um die ökonomischen Aspekte von Forschung und Innovation, wofür einschlägiges disziplinäres Wissen gebraucht wird. Zum anderen gehe es um die Einordnung von ganz spezifischen Entwicklungen am aktuellen Rand von Naturwissenschaft und Technik. “Es ist daher geschickt, dort gezielt immer die jeweils besten Spezialistinnen und Spezialisten für Hintergrundstudien hinzuzuziehen, wie es bei der EFI üblich ist.” 

Einer, der Dinge schönredet, ist Schmidt keinesfalls. Eher einer, der einstecken und austeilen kann. So warf Angela Merkel den Wirtschaftsweisen einmal vor, das Fiasko der Finanzkrise 2007 nicht vorhergesehen zu haben. Und die Wirtschaftsweisen stellten Merkels Wirtschaftspolitik 2015 als “rückwärtsgewandt” bloß.  

Das Tischtuch der Wirtschaftsweisen hielt den Disput mit der Kanzlerin genauso aus wie die zum Teil erheblichen Konflikte innerhalb des Gremiums. 2017 stritten die Wirtschaftsweisen derart erbittert, dass die Öffentlichkeit zur Zeugin wurde. In der FAZ bescheinigten Schmidt, Lars Feld, Isabel Schnabel und Volker Wieland ihrem Kollegen Peter Bofinger, nichts von Wirtschaft zu verstehen. Weil Bofinger oft vom Kurs der anderen abwich, gilt er bis heute als “König des Minderheiten-Votums”. Solche Sondervoten sind auch in der EFI-Kommission möglich. Christine Prußky 

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  • Wirtschaftsweise

Heads

Alena Buyx, Professorin für Ethik in der Medizin und Gesundheitstechnologien an der Technischen Universität München, ist zum 1. September in das Kuratorium der Bertelsmann Stiftung berufen worden. Neben ihrer Forschung und Lehre befasst sich Buyx mit den politischen und rechtlichen Aspekten der biomedizinischen Ethik und war von 2020 bis 2024 Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Seit April 2024 ist sie Mitglied des Expertenrats “Gesundheit und Resilienz” der Deutschen Bundesregierung.

Iryna Gurevych erhält als erste Wissenschaftlerin in Deutschland und als erste Universitätsprofessorin den renommierten Milner Award der britischen Royal Society. Die Forscherin wird für ihre bedeutenden Beiträge zur automatischen Sprachverarbeitung und Künstlichen Intelligenz ausgezeichnet, die “ein tiefes Verständnis der menschlichen Sprache und kognitiven Fähigkeiten mit den neuesten Paradigmen des Maschinellen Lernens verbinden”, wie die älteste unabhängige wissenschaftliche Akademie der Welt in London mitteilte. Gurevych leitet die Arbeitsgruppe Ubiquitous Knowledge Processing (UKP) am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt. 

Stefan Schwartze tritt am 1. September sein Amt als Vizepräsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) für das Ressort Finanzen, Personal und Infrastruktur an. Er folgt auf Michael Ganß, der kürzlich in den Ruhestand verabschiedet worden war. Schwartze bestimmte mehr als ein Jahrzehnt die administrativen Geschicke am Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ).

Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender der Covestro AG, wurde vom Präsidium des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) für eine zweite Amtszeit als Präsident nominiert. Die Wahl soll anlässlich des Chemie & Pharma Summits am 12. September 2024 in Berlin stattfinden. Steilemann gehört seit März 2020 dem VCI-Vorstand an. Seit 30. September 2022 führt er den Verband als Präsident. 

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an research@table.media!

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Nachtisch

Sarah Darwin und ihr Mann Johannes Vogel im Jahr 2018 bei einer Preisverleihung.
Berliner Science-VIPs: Sarah Darwin und ihr Mann Johannes Vogel im Jahr 2018 bei einer Preisverleihung.

Zum guten Schluss geht es heute um Tomaten, tiefe Stimmen und tolle Bücher. Sarah Darwin, Ururenkelin von Charles Darwin und – of course – Wissenschaftlerin, hat zusammen mit ihrer Kollegin Eva-Maria Sadowski ein Buch geschrieben. Das Thema stand gewissermaßen schon vor ihrer Geburt fest: Evolution. Anders als ihr Ururgroßvater, der Mitte des 19. Jahrhunderts beim Verfassen von Bestsellern wie “On the Origin of Species” wohl eher erwachsene Leser vor Augen hatte, hat sie auch jüngere Zielgruppen im Sinn. “Evolution – Von der Entstehung des Lebens bis heute” ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht.

Die Buchpremiere findet am Freitag, 13. September, um 10 Uhr im Museum für Naturkunde Berlin statt. Sarah Darwin, ihr Spezialgebiet ist die Botanik, und Eva-Maria Sadowski, Paläobotanikerin, werden aus dem Buch lesen. Falls Sie hingehen: Achten Sie auf Sarah Darwins Stimme. Sie bewirkt nämlich, dass Tomatenpflanzen schneller wachsen – zumindest wenn sie ihnen aus den Werken ihres Ururgroßvaters vorliest.

Auf den Doppelnamen Darwin-Vogel hat sie verzichtet

Ein Scherz? So halb. “Es handelte sich um einen Aprilscherz, als wir Tomatenpflanzen bei einem Wettbewerb aus literarischen Werken vorlasen”, hat sie kürzlich der NZZ nochmal erzählt. Darwins Buch habe sie ausgewählt, weil es ein Jubiläumsjahr war. “Meine Pflanze ist danach am schnellsten gewachsen.” Sie vermutet, dass es an ihrer recht tiefen Stimme liegt, ist der Sache aber nicht weiter nachgegangen.

Was Sarah Darwin mit dem Berliner Naturkundemuseum verbindet, wissen die meisten Wissenschaftler: Sie ist mit dem Direktor des Hauses, Johannes Vogel, verheiratet. Außerdem forscht sie dort, etwa im Citizen Science Projekt “Forschungsfall Nachtigall”.

Apropos Vögel: Einen Doppelnamen zu führen und Sarah Darwin-Vogel zu heißen, kam für sie nicht in Betracht, hat sie den Riffreportern gesagt. Ein Running Gag der Eheleute sei es aber, sich darüber zu amüsieren, dass sie sich Darwin-Finches hätten nennen können, wenn sie den besten Freund ihres Mannes geheiratet hätte. “Das wäre eine sehr passende Partie gewesen.” Just lovely, der britische Humor! Anne Brüning

  • Forschung

Research.Table Redaktion

RESEARCH.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    in Thüringen und Sachsen wird an diesem Wochenende ein neuer Landtag gewählt. Die Frage, was ein Wahlsieg der AfD speziell für den Bestand des freiheitlichen Grundrechts der Wissenschaft bedeuteten würde, wird drängender.

    Sie seien überzeugte Demokraten, heißt es in der Präambel zum Grundsatzprogramm der AfD. Im Wahlprogramm der AfD finden sich dann aber Forderungen nach einer Elite-Bildung und mehr Disziplin. Der Bologna-Prozess wird durch die Partei abgelehnt, Gender-Forschung und Inklusion werden ausgeschlossen, Migranten für den Pisa-Schock verantwortlich gemacht.

    Wer sich in Sachsen und Thüringen in der Wissenschafts-Community umhört, erfährt von vielerlei Sorgen, jenseits der Metropolen wie Dresden oder Leipzig ist die Situation noch angespannter, berichtete unser Autor Ralf Nestler vor Kurzem. “Wenn ich montags 18 Uhr durch die Stadt gehe, habe ich ein beängstigendes Gefühl”, sagte ihm etwa Gerhard Heide, Professor für Mineralogie an der TU Bergakademie Freiberg in Mittelsachsen. “Die Trillerpfeifen, die sogenannten Spaziergänger mit ihrem Auftreten – wie das die Studierenden und Mitarbeiter aus dem Ausland aushalten, ist mir unbegreiflich.”

    Wird die AfD in Thüringen und Sachsen tatsächlich stärkste Kraft? Dieses Szenario sorgt schon länger für Unruhe im politischen Berlin; der mutmaßlich islamistische Terrorangriff in Solingen hat die Sorgen nun zur Panik gesteigert, schreibt mein Kollege Till Hoppe vom Europe.Table. Das absehbar desaströse Abschneiden von SPD, Grünen und FDP dürfte zudem die Fliehkräfte in der Koalition noch weiter verstärken.

    Selbst wenn die Ampel durchhält: Viel Gemeinsames erreichen dürfte man in der Bundesregierung nicht mehr. Für die Handlungsfähigkeit der EU verheißt das nichts Gutes, meint Till. Ursula von der Leyen bleibe zunächst wenig anderes übrig, als die Geschehnisse aus der Ferne zu beobachten. Sollte die AfD tatsächlich an einer Landesregierung beteiligt werden, müsste sich die Kommissionspräsidentin womöglich ihren Werkzeugkasten zum Schutz von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit genauer ansehen.

    Laut einer neuen Analyse des Jacques Delors Centre an der Berliner Hertie School könnte sie dort durchaus fündig werden: Instrumente wie der Konditionalitätsmechanismus oder die Schutzbestimmungen der EU-Strukturfonds könnten auch auf regionaler Ebene angewandt werden, schreibt die Autorin Luise Quaritsch. “Sollte in Thüringen also eine rechtsextreme Landesregierung gegen die Grundwerte der Union verstoßen, könnte sie einen ernsthaften Konflikt mit der Kommission und Milliarden an EU-Fördergeldern riskieren.”

    Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht Ihnen,

    Ihre
    Nicola Kuhrt
    Bild von Nicola  Kuhrt

    Analyse

    Angriff auf SpaceX: Wie Peking seinen privaten Weltraumfirmen mehr Schub verleiht

    Chinas Fokus auf die Förderung von High-Tech-Industrien gibt auch den privaten Weltraumfirmen des Landes neuen Auftrieb. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Peking den Unternehmen mehr Schub verleihen möchte, ist die verstärkte Berichterstattung in den Staatsmedien in den vergangenen Wochen. So berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua von einem “steigenden Niveau der staatlichen Unterstützung”. Die Regierung sei zudem bestrebt, “mehr private Kapitalinvestitionen in diesem Sektor zu fördern”. Von dem Vorstoß dürften Unternehmen wie Beijing Interstellar Glory Space Technology, besser bekannt als iSPACE, profitieren.

    Das private Raumfahrtunternehmen mit Sitz in Peking hat sich zum Ziel gesetzt, mit führenden US-Unternehmen, insbesondere dem von Milliardär Elon Musk gegründeten SpaceX, gleichzuziehen. Allerdings ist der Abstand trotz jahrelanger Forschung noch immer beträchtlich. SpaceX hat sich längst zu einem Giganten entwickelt. Das Unternehmen verfügt über lukrative Aufträge mit der NASA und hat bereits mehr als 300 erfolgreiche Landungen mit seinen wiederverwendbaren Falcon-9-Boostern durchgeführt.

    SpaceX scheint fast uneinholbar

    Die Technologie, die erstmals 2015 erfolgreich eingesetzt wurde, hat sich seitdem als äußerst zuverlässig erwiesen. Einzelne Booster haben über 20 Flüge absolviert, was die Effizienz und die Kosteneinsparungen durch Wiederverwendbarkeit unterstreicht. Zudem hat SpaceX erfolgreich Tausende von Starlink-Satelliten ins All gebracht und damit ein globales Satelliten-Internet-Angebot geschaffen.

    Im Vergleich dazu stehen private chinesische Weltraumunternehmen noch am Anfang. “Es liegt noch ein langer Weg vor uns, aber wir holen schnell auf”, versichert Anna Choi, eine leitende Managerin bei iSPACE, gegenüber Xinhua. Vor sechs Jahren gelang dem chinesischen Startup der erste Durchbruch: Mit der SQX-1 Y1-Rakete brachte es erstmals einen Satelliten in eine 300 Kilometer hohe Umlaufbahn.

    Regierung sieht in Branche neuen Schlüsselsektor

    Im Dezember 2023 Jahres führte iSPACE einen kurzen Testflug mit seiner wiederverwendbaren Hyperbola-2Y-Rakete durch. Sie schwebte jedoch nur wenige Sekunden in der Luft, bevor sie wieder landete. Bis Ende 2025 plant iSPACE, eine wiederverwendbare Mittelstreckenrakete in die Umlaufbahn zu bringen. Seit seiner Gründung im Jahr 2016 ist das Unternehmen immerhin stetig gewachsen: Aus zehn Mitarbeitern wurden mittlerweile über 400.

    iSPACE ist nicht allein. Da in den vergangenen Jahren immer deutlicher wurde, dass Peking die Branche zu einem Schlüsselsektor machen will, gab es zahlreiche Neugründungen. Namen, die man neben iSPACE kennen sollte, sind:

    • Landspace: Ein Pionier der privaten Raumfahrt in China, der die weltweit erste Methan-betriebene Rakete (Zhuque-2) in den Orbit brachte. Landspace plant mit der Zhuque-3 eine wiederverwendbare Rakete, die für 2025 vorgesehen ist.
    • Galactic Energy: Hat sich mit mehreren erfolgreichen Starts der Ceres-1-Rakete etabliert und plant, mit der Pallas-1-Rakete eine wiederverwendbare Rakete in den kommenden Jahren zu testen. Galactic Energy ist eines der wenigen privaten Unternehmen, das zweimal erfolgreich in den Orbit vorgestoßen ist.
    • Deep Blue Aerospace: Konzentriert sich auf die Entwicklung von wiederverwendbaren Raketen. Ihr Hauptprojekt, die Nebula-1, soll noch in diesem Jahr ihren ersten Orbitalflug haben.
    • Orienspace: Ein relativ neues Unternehmen, das die Gravity-Serie von Raketen entwickelt, die ebenfalls wiederverwendbar sein sollen. Das Unternehmen strebt an, eine wichtige Rolle in Chinas wachsender kommerzieller Raumfahrtindustrie zu spielen.
    • Space Pioneer: Ein aufstrebendes privates Raumfahrtunternehmen, das an der Tianlong-3-Rakete arbeitet. Diese wiederverwendbare Rakete ist vergleichbar mit der Falcon 9 von SpaceX und könnte eine Schlüsselrolle im internationalen Raumfahrtmarkt einnehmen.

    Oft genannt wird auch das Unternehmen CAS Space, das jedoch von dem staatlichen Konzern CASC ausgegliedert wurde und daher nicht zu den rein privaten Akteuren zählt.

    Peking ist das Zentrum der neuen Industrie

    Das wichtigste Zentrum für die private Weltraumwirtschaft in China ist Peking. Die Hauptstadt zieht dank eines reichen Talentangebots und unterstützender politischer Rahmenbedingungen viele Firmen an. Im Februar 2024 kündigte Peking die Einrichtung einer “Raketenstraße” an – ein spezielles Forschungs- und Produktionszentrum zur Förderung der kommerziellen Raumfahrt. Die Bauarbeiten begannen letzten Monat in der Beijing Economic-Technological Development Area (BDA) im südöstlichen Stadtteil Daxing.

    Viele der chinesischen Space-Startups hoffen, künftig vor allem Aufträge im Satellitensektor zu gewinnen. Sie wollen sowohl inländische als auch internationale Kunden für den Transport von Satelliten in die Umlaufbahn gewinnen. Ähnlich wie SpaceX oder Boeing mit der NASA, streben die chinesischen Unternehmen auch Partnerschaften mit der chinesischen Raumfahrtbehörde an. Aufträge im Rahmen von Chinas nationalen Raumfahrtambitionen, wie die Versorgung der chinesischen Raumstation, gelten als äußerst lukrativ.

    China hat in den vergangenen Jahren große Erfolge im All gefeiert. Gleich mehrere erfolgreiche Missionen zum Mond, die stets genau nach Plan verlaufen sind, zeigen, wie fähig die staatlichen Weltraum-Unternehmen sind. 

    Doch auch der chinesischen Regierung sind die Grenzen dieses Ansatzes bewusst. Sie erkennt, dass die staatlichen Unternehmen auf ihre schwerfällige, bürokratische Weise vor sich hin innovieren. Daher wächst das Interesse, kommerzielle Firmen als wichtigen Teil des Weltraumsektors zu etablieren – ganz wie im Westen.

    • Elon Musk
    • Nasa
    • Raumfahrt
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    • Technologie
    • Xinhua
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    Interview

    Hanna Veiler: “Jüdische Studierende gehen mit Bauchschmerzen ins neue Semester”

    Hanna Veiler, Vorsitzende Jüdische Studierendenunion Deutschlands JSUD
    Hanna Veiler ist Vorsitzende der 2016 gegründeten Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD). Die Organisation, die sich für die rund 25.000 jüdischen Studierenden in Deutschland einsetzt, ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts innerhalb des Zentralrats der Juden organisiert.

    Frau Veiler, ein mögliches Motiv für den Solinger Attentäter war der Hass auf Israel. Überrascht es Sie, dass der Konflikt nun auch in dieser Form immer stärker nach Deutschland getragen wird?

    Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland warnt seit einiger Zeit, vor allem seit dem 7. Oktober, dass die Situation in Israel auch Auswirkungen auf andere Teile der Welt haben wird. Der Hass, der sich am 7. Oktober gezeigt hat, geht nicht nur gegen Israel, sondern gegen Juden weltweit. Und auch gegen alle, die an dieselben Ideale glauben, die an Freiheit glauben. Solingen ist nicht das erste Beispiel. Die geplanten Attentate auf die Taylor Swift-Konzerte gehen in dieselbe Richtung. Junge Frauen, die dort hingehen, sich kleiden und schminken, wie sie möchten, werden als Symbol des Westens angegriffen.

    “Man möchte die Hochschule hinter sich lassen”

    Blicken wir auf die Situation der jüdischen Studierenden in Deutschland – wie gehen diese in das neue Semester, das bald startet?

    Die jüdischen Studierenden gehen mit Bauchschmerzen, mit sehr wenig Motivation und einem Unsicherheitsgefühl ins neue Semester. Nach zwei Semestern mit einem zunehmenden Antisemitismus auf dem Campus ist man müde geworden. Man möchte fertig werden, die Hochschule hinter sich lassen.

    Das bedeutet, die Semesterferien wurden von den Hochschulen und deren Leitungen nicht genutzt, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, sodass sich jüdische Studierende jetzt sicher fühlen können?

    Das wird sich erst zeigen, sobald die Studierenden vor Ort sind. Bei der weiterhin aufgeheizten Stimmung kann ich mir aber nicht vorstellen, dass jetzt plötzlich Ruhe einkehrt.

    Treffen mit Vertretern der KMK am heutigen Donnerstag

    Gab es denn Gespräche seitens der Hochschulleitungen mit den jüdischen Studierendenorganisationen über Maßnahmen, die nun ergriffen werden sollen?

    Bisher nicht. Aber diesen Donnerstag haben wir als jüdische Studierendenunion ein Treffen mit Vertretern der Kultusministerkonferenz. Da wollen wir über die Situation an den Hochschulen sprechen. Der Großteil unserer bisherigen Forderungen bleibt dabei aktuell: Es braucht Antisemitismusbeauftragte oder zumindest Ansprechpersonen an den Hochschulen. Dazu muss es einen Plan und dann langfristige Strukturen geben, um Antisemitismus zu bekämpfen und ein sicheres Studieren für jüdische Studierende zu ermöglichen. Das muss in Abstimmung mit den jüdischen Organisationen geschehen. Und: Die Unileitungen müssen im Zweifel auch härter durchgreifen.

    Was bedeutet das? Braucht es auch härtere Gesetze?

    Wir haben nun in allen Bundesländern die Möglichkeit, Studierende, die antisemitische Gewalt ausüben, zu exmatrikulieren. Entsprechende Vorfälle müssen von den Hochschulleitungen angezeigt und verfolgt werden. Was auch klar sein muss, ist, dass wir eine viel stärkere Sensibilisierung des Rechtssystems für Antisemitismus brauchen. Häufig hängt es an der Einschätzung von Richtern, ob ein Vorfall als antisemitisch eingestuft wird.

    Bedrohung durch Islamismus-Sympathisanten

    Immer wieder wird auch über die Motive des Antisemitismus an Hochschulen diskutiert. Woher kommt denn nun die Bedrohung: von Rechts- oder Linksextremisten?

    Während im Alltag Jüdinnen und Juden auch von rechts bedroht werden, ist, wenn man sich die Hochschulen anschaut, die Bedrohung von Islamismus-Sympathisanten aktuell relevanter. Hier gibt es eine organisierte, strukturierte Bewegung, die sich als pro-palästinensischer Protest ausgibt, aber im Kern antisemitisch ist.

    Wie müsste denn ein pro-palästinensischer Protest aussehen, der in Ihren Augen legitim wäre?

    Legitimer Protest ist für den Frieden. Diesen Protest gibt es auch, von unserer und palästinensischer Seite. Der bekommt aber nicht so viel Aufmerksamkeit. Bei den aktuellen, vermeintlich pro-palästinensischen Protesten werden die Hamas und ihr Terror nicht klar verurteilt. Man müsste auch die anderen terroristischen Gruppen in der Region und deren Grausamkeiten benennen, genauso wie den Drahtzieher vieler terroristischer und anti-israelischer Aktivitäten, den Iran.

    Keine Förderung für Forschende, die sich nicht vom Antisemitismus distanzieren

    Eine neue Antisemitismusresolution des Bundestages will unter anderem von Kunst- und Kulturschaffenden, aber auch von Forschenden ein Bekenntnis gegen Antisemitismus einfordern, wenn diese staatliche Förderung wollen. Wie beurteilen Sie die Initiative?

    Die Initiative ist wahnsinnig wichtig. Gerade für die Kunst- und Kulturszene. Diese heizt immer wieder den Antisemitismus in diesem Land an. Da kann es nicht sein, dass dies auch noch mit staatlichen Geldern gefördert wird. Aber auch Forschende, die sich nicht von Antisemitismus distanzieren, sollten nicht vom Staat gefördert werden.

    Denken Sie nicht, dass derartige Initiativen die AfD darin bestärken könnten, andere Einschränkungen der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit vorzunehmen – wenn sie einmal an der Macht ist?

    Ganz ehrlich: Wenn die AfD an die Macht kommt, dann sind viele Dinge für Jüdinnen und Juden sowieso schon egal. Dann wird die AfD alles tun, um das demokratische System auszuhöhlen. Den von Ihnen benannten Mechanismus muss man natürlich sehen. Das sollte aber kein Argument sein, Strategien gegen Antisemitismus nicht anzuwenden, oder eben weiterhin Fördergelder an Antisemiten zu geben.

    Zukunftsangst steht im Raum

    Stichwort AfD: Wie geht es Ihnen und jüdischen Studierenden mit Blick auf die Landtagswahlen am Sonntag?

    Es gibt da unterschiedliche Stimmen. Natürlich gibt es diejenigen, die sagen, sie gehen weg aus Thüringen oder Sachsen, da ihnen das Sicherheitsrisiko zu hoch ist. Gleichzeitig gibt es viele, die kämpfen wollen, die jetzt erst recht Widerstand leisten wollen, die sagen “das ist mein Zuhause”. Aber natürlich blicken wir mit mehr als nur Sorge auf diese Landtagswahlen. Das wird einen enormen Einfluss auf die Zukunft der jüdischen Gemeinde in Deutschland haben. Also, es steht sehr viel Sorge, sehr viel Zukunftsangst im Raum.

    • Antisemitismus
    • Hochschulen
    • KMK
    • Studierende
    • Wissenschaftsfreiheit
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    Termine

    1. September 2024, 10-18 Uhr, Futurium, Berlin
    Jubiläumsfest Fünf Jahre Futurium Mehr

    12./13. September 2024, FU Berlin
    Jah­res­ta­gung des Netz­werks Wis­sen­schafts­ma­nage­ment Für Frei­heit in Kri­sen­zei­ten. Per­spek­ti­ven aus dem Wissenschaftsmanagement Mehr

    12. – 15. September 2024, Potsdam
    133. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte Wissenschaft für unser Leben von morgen Mehr

    18. September 2024, Alte Münze, Berlin
    InnoNation Festival Scaling Solutions Mehr

    19. September 2024, ab 11 Uhr, Körber-Stiftung, Hamburg
    Hamburg Science Summit 2024 “Europe’s Path Towards Tech Sovereignty” Mehr

    24. September 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Haus der Commerzbank, Pariser Platz 1, 10117 Berlin
    Forum Hochschulräte Starke Marken, klarer Kern: Strategische Schwerpunktsetzung und Markenbildung bei Hochschulen Mehr

    25. September 2024, 8:00 bis 9:15 Uhr im BASECAMP, Mittelstraße 51-53, 10117 Berlin
    Frühstücks-Austausch: Gipfel für Forschung und Innovation Follow-up Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI: Gespräch über Umsetzungsschritte für mehr Geschwindigkeit bei Innovation und Forschung Zur Anmeldung

    25. September 2024, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU)
    Jahreskolloquium des Bayerischen Wissenschaftsforums Transformationskompetenz in Wissenschaft und Hochschule Mehr

    26. September 2024, 12:00 bis 13:00 Uhr, Webinar
    CHE talk feat. DAAD KIWi Connect Transfer und Internationalisierung – Warum ist es sinnvoll, beides gemeinsam zu denken und was braucht es hierzu? Mehr

    26./27. September 2024, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale) und Online
    Jahresversammlung 2024 der Leopoldina Ursprung und Beginn des Lebens Mehr

    News

    Wie Sabine Döring einen Showdown erzwingen will

    Mit einer schlichten Mail setzt die in den einstweiligen Ruhestand versetzte Staatssekretärin Sabine Döring die Mitglieder des Forschungsausschusses und vor allem den Vorsitzenden Kai Gehring in der Fördermittelaffäre unter neuerlichen Druck. In dem Schreiben, das Table.Briefings vorliegt, bietet sie offensiv ihre Teilnahme an der Sondersitzung am 10. September 2024 an. In der Runde, angesetzt auf Wunsch der CDU/CSU-Fraktion, soll Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erneut zur sogenannten “Fördergeldaffäre” befragt werden.

    Wie bekannt sei, schreibt Döring, werden sich am 30. August 2024 die Obleute zur Vorbereitung der Ausschusssitzung treffen. “Ich erkläre Ihnen hiermit meine ausdrückliche Bereitschaft, teilzunehmen. Ich leiste gern meinen Beitrag zu Aufklärung und Transparenz und erachte dies zudem als meine Pflicht als Beamtin der Bundesrepublik Deutschland”, schreibt Döring.

    Sabine Döring: Obleute-Entscheid könne Aufklärung bringen

    Mit den folgenden Zeilen macht Döring genau dieses Treffen am morgigen Freitag zu einem vorgezogenen Tag der Entscheidung in Sachen Aufklärung in der Fördermittelaffäre: Die Mitglieder des Ausschusses sollen entscheiden, sie einzuladen und genau dies dann auch tun.

    Diese neuerliche Einladung könnte einen durch Döring beim Verwaltungsgericht (VG) Minden gestellten Eilantrag positiv beeinflussen. Beantragt hat die geschasste Staatssekretärin nämlich eine eingeschränkte Aufhebung ihrer Verschwiegenheitspflicht für eine klar definierte Stellungnahme vor dem Ausschuss am 10. September. Sie sei optimistisch, dass dies positiv beschieden werde.

    Wie das sein kann, erklärt Döring gleich mit: Mit einer zweiten Ausschusssitzung zur “Fördergeldaffäre” komme das hohe öffentliche Interesse an Aufklärung und Transparenz in dieser Sache mehr als deutlich zum Ausdruck. Dass ihre Aussage dazu einen entscheidenden Beitrag leisten kann, sei offensichtlich, schreibt sie selbstbewusst. Die Öffentlichkeit – und insbesondere die Wissenschaft – habe die Zulassung ihrer Aussage wiederholt vehement eingefordert.

    “Da ich nicht mehr in einem aktiven Beamtenverhältnis stehe und meine Äußerung demnach keine dienstliche, sondern meine persönliche Auffassung wiedergibt, könnte der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung mich als ,sonstige Auskunftsperson’ (i.S. § 70 Abs. 1 S. 1 GO BT) einladen”, schreibt Döring.

    Verschwiegenheitspflicht gelte nur für Integrität und Vertraulichkeit dienstlicher Vorgänge

    Dem BMBF bleibe weiterhin vorbehalten, für ihre Äußerung eine Aussagegenehmigung zu erteilen oder zu verweigern. Die Frage, ob sie für das BMBF im Ausschuss sprechen sollte, habe “Frau Bundesministerin indes aus der Hand gegeben, als sie mich in den einstweiligen Ruhestand versetzen ließ”. Und außerdem, befindet Döring, schütze die Verschwiegenheitspflicht für politische Beamte “die Integrität und Vertraulichkeit dienstlicher Vorgänge, nicht das persönliche Interesse einzelner Personen, von Aufklärungsbemühungen unbehelligt zu bleiben”. Im Hinblick auf die Aussagegenehmigung werde das VG Minden entscheiden, ob denn das öffentliche Interesse an der Aufklärung wirklich so groß ist oder die Verschwiegenheitspflicht überwiegt.

    “Der zuständige Ausschuss des Deutschen Bundestages könnte hier Klarheit schaffen, indem er das große Ausmaß des öffentlichen Interesses durch eine persönliche Einladung an mich dokumentiert, die das VG Minden dann in seine unabhängige Entscheidung einfließen lassen mag.”

    Mit einer Einladung ihrer Person zur Ausschusssitzung und einer Aufhebung ihrer Verschwiegenheitspflicht durch die Ministerin würde der unabhängigen Entscheidung des Gerichts mitnichten vorgegriffen werden. Nach Auffassung führender Juristen gibt es für den Ausschuss keinen Grund, “ein noch nicht abgeschlossenes verwaltungsgerichtliches Verfahren, bei dem das BMBF-Verfahrensbeteiligte ist, abzuwarten”.

    Jarzombek: “Kai Gehring kann jetzt nicht mehr kneifen”

    Es sei jetzt doch so: Gebe es eine Einladung, komme Sabine Döring am 10. September, gebe es keine Einladung, fehle ihre entscheidende Stimme, sagt Thomas Jarzombek (CDU). “Kai Gehring kann jetzt nicht mehr kneifen.” Der Ausschussvorsitzende hätte Sabine Döring schon längst einladen können – ohne die zusätzliche Obleute-Befragung, die er angestrengt hat und für die er zu Recht kritisiert werde. Gehring müsse sich jetzt entscheiden, sagt Jarzombek: Sei ihm seine Reputation in der Ampel wichtiger als die in der Wissenschaftsszene?

    Kai Gehring selbst weist diese Aussagen zurück. Die Entscheidung, ob und wer als Auskunftsperson eingeladen wird, obliege den Obleuten. “Eine Verpflichtung, eine bestimmte Person auf Wunsch einer (qualifizierten) Minderheit einzuladen und sie anzuhören, gibt es nicht. Wir sind kein Untersuchungsausschuss, sondern ein Fachausschuss.” Vorwürfe entkräften und weiter aufklären könne nur die Ministerin als die politisch Verantwortliche, sagt er Table.Briefings. Er sorge als Vorsitzender für die regelkonforme Einberufung und Durchführung der Sitzung – und das im Einklang mit der Geschäftsordnung und nicht eigenmächtig im Alleingang. nik

    • Bettina Stark-Watzinger
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    Bedrohte Wissenschaftler: DAAD startet europäisches Schutzprogramm

    Wissenschaftler, die in ihren Heimatländern gefährdet sind, sollen ihre Forschung bald an europäischen Hochschulen oder Forschungseinrichtungen fortsetzen können. Dazu hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) zusammen mit Campus France, dem Collège de France und der Vereinigung von Universtäten des Mittelmeeres Unimed das Programm “Supporting at-risk researchers with fellowships in Europe”, kurz SAFE gestartet.

    In der Pilotphase werden bis zu 60 bedrohte Wissenschaftler gefördert

    In der Pilotphase sollen zunächst bis zu 60 Forschende EU-weit an Hochschulen und Forschungseinrichtungen vermittelt und für zwei Jahre gefördert werden, teilt der DAAD mit. Die Europäische Kommission unterstütze das Projekt mit zwölf Millionen Euro bis 2027. Der Programmstart sei Anfang September, erste Forschende sollen ab Frühjahr 2025 in der EU sein.

    “Wir sehen weltweit, dass die Wissenschaftsfreiheit zunehmend unter Druck gerät. Daher wird die Bedeutung von Schutzprogrammen für bedrohte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb der EU beständig größer”, sagt DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee.

    Hochschulen können Forschende nominieren

    Der Academic Freedom Index zeigt: Inzwischen wird die Wissenschaftsfreiheit in 27 Ländern intensiv eingeschränkt. Europäische Hochschulen können für das SAFE-Programm Wissenschaftler aus Nicht-EU-Ländern nominieren. Möglich ist das auch bei Forschenden, die in der EU bereits als Flüchtlinge anerkannt sind. abg

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    Humboldt-Stiftung: Wie man mit mehr Beratung und Transfer größeren Impact erzeugen will

    Der Stiftungsrat der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) hat eine neue Strategie verabschiedet. Die Themen Science Diplomacy und Wissenschaftsfreiheit bleiben zentral. Wichtiger werden anscheinend die Politik- und Gesellschaftsberatung sowie die Transferperspektive

    Von Robert Schlögl maßgeblich mitgestaltet

    Die neue Strategie ist ein Ergebnis des ersten Amtsjahres von Humboldt-Stiftungspräsident Robert Schlögl und wurde maßgeblich von ihm mitgestaltet, schreibt die AvH in einer Mitteilung. Mit dem Qualitätsanspruch an die Forschenden und der Verlässlichkeit über die Zeiten schaffe die Stiftung Nutzen für das Land, sagt Schlögl. Dieser Nutzen werde als Kulturleistung verstanden und ohne Zweckbindung generiert. 

    Vier Ziele werden in der neuen Strategie formuliert: 

    • Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland: Die Stiftung will beispielsweise Innovations- und Translationsstipendien auf den Weg bringen und als Matchmaker an der Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft hoch spezialisierte Fachkräfte für Deutschland gewinnen. 

    Philipp Schwartz-Initiative bleibt Kerninstrument 

    • Stärkung der Wissenschaftsfreiheit: Die Philipp Schwartz-Initiative für gefährdete Wissenschaftler soll ein Kerninstrument bleiben. Die Stiftung will sich aber auch für mehr Handlungssicherheit bei internationalen Kooperationen einsetzen. 
    • Globale Herausforderungen mit lokaler Expertise angehen: Die AvH will ihren Fokus auf den systemischen Nutzen legen, der aus der Forschungstätigkeit der Geförderten für ihre Heimatregion entsteht.  
    • Gesellschafts- und Politikberatung ausbauen: Mit dem Format des “Humboldt-Kosmos” will die Stiftung ein Dach für faktenbasierte Beratung schaffen. Im Humboldt Placement Scheme sollen sich Humboldtianer mit Vertretern aus Gesellschaft und Politik treffen. Dabei können sich die Geförderten als “Sparringspartner” auf Zeit Ministerien und Politik zur Verfügung stellen.  

    In der Mitteilung der Stiftung werden die Auswirkungen der aktuell im Haushaltsentwurf für 2025 vorgesehenen Kürzung von 3,5 Prozent nicht thematisiert. Ob angesichts dieser Einschränkungen alle Ziele gleichzeitig verfolgt werden können, oder ob eine Prioritätensetzung notwendig wird, bleibt abzuwarten. mw 

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    Australien: Zahl ausländischer Studierender wird begrenzt

    2025 soll es eine Obergrenze für neue internationale Studierende in Australien geben. Das berichten verschiedene Medien (Reuters, RND) übereinstimmend. 270.000 sollen zugelassen werden und gerechter verteilt werden. Für jede einzelne Institution wird es eine noch nicht bekannte individuelle Obergrenze geben. Regionale Universitäten dürfen mehr ausländische Studierende einschreiben als im letzten Jahr, während die Zahl bei den großen Unis gekürzt wird. 

    Die Maßnahme ist Teil eines größeren Programms der Regierung, die Einwanderung einzudämmen. Bildungsminister Jason Clare erklärte, dass die Zahl internationaler Studierender an Universitäten heute um zehn Prozent höher sei als vor der Pandemie, bei privaten Berufsausbildungsanbietern sogar um 50 Prozent. 

    Betrügereien gefährden anscheinend akademische Standards

    Dabei sollen sich auch viele, vor allem chinesische Studienanwärter, mit gefälschten Abschlüssen und Sprachtests beworben haben. Die australische Regierung und der Hochschulsektor fürchten, dass die Betrügereien akademische Standards untergraben und das Image der australischen Hochschulen im internationalen Vergleich gefährden könnten. 

    Kampf um Wohnraum als Begründung

    Darüber hinaus entzündete sich in Australien eine ähnliche Diskussion wie in den Niederlanden. Befürchtet wird, dass ausländische Studierende Einheimischen den knappen Wohnraum streitig machen könnten. In Australien wollte die sozialdemokratische Regierung ein Jahr vor den Wahlen diese Flanke anscheinend nicht offen lassen. 

    Deshalb hatte die Regierung bereits vor der Ankündigung einer Obergrenze die Einreisebestimmungen verschärft und die Gebühren für die Beantragung eines Studentenvisums verdoppelt. Mit der aktuellen Reform sollen nun weitere Wege nach Australien geschlossen werden. Denn manche ausländische Studierende, so der Vorwurf, schreiben sich relativ wahllos in Kurse an Instituten und Universitäten ein, um einen Türöffner ins Land zu bekommen.

    Hochschulen warnen vor finanziellen Schäden

    Die University of Melbourne und die University of Sydney äußerten sich besorgt über die finanziellen Auswirkungen. Die Hochschulvertretung Universities Australia warnte vor negativen Auswirkungen auf den Bildungssektor, der nach Eisen, Gas und Kohle Australiens viertgrößtes Exportgut ist. Andere Stimmen betrachten auch die gesellschaftlichen Auswirkungen der Entscheidung. mw

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    Must-Reads

    Science. For men only? Lack of women winners for million-euro science prize draws protests. Nach der diesjährigen Verleihung des mit einer Million Schweizer Franken dotierten Frontiers Planet Prize (FPP) häuft sich Kritik an dem Preiskonzept. Fünf Finalistinnen und Finalisten kritisieren im Interview mit Science, dass der Preis für Forschung zur Erhaltung der Bewohnbarkeit der Erde alte Ungerechtigkeiten zementiere. Denn wie schon im vergangenen Jahr wurden ausschließlich Männer ausgezeichnet. In einem gemeinsamen Brief an FPP-Direktor Jean-Claude Burgelman schreiben sie: “Nur männlichen Kollegen eine beträchtliche Förderung zu gewähren, zementiert die Geschlechterungleichheit, gegen die viele Universitäten kämpfen.” Das liege unter anderem daran, dass der Preisträger eine einzelne Person sei, auch wenn die ausgezeichneten Arbeiten fast immer das Ergebnis einer Zusammenarbeit seien. Dieses “Winner-take-all”-Konzept des Preises ermutige die Universitäten, erfahrene Wissenschaftler – oft Männer – zu nominieren, um sicherzustellen, dass das Geld bei ihren Einrichtungen ankommt. Mehr

    Süddeutsche Zeitung. Einen Plan B haben wir nicht. Alle sieben Jahre können sich Forschungsteams in Deutschland um Exzellenzcluster der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewerben. Für die dieses Mal bis zu 70 Cluster stehen ab Januar 2026 insgesamt 539 Millionen Euro Förderung jährlich zur Verfügung.  In der Süddeutschen Zeitung berichten sechs Forschungsteams, die es ins Finale geschafft haben, wie es ihnen kurz vor der Abgabe des Antrags ergangen ist. Ein Beitrag über feinjustierte Regelwerke, Überstunden und Schockmomente sowie ein Zusammenrücken der Community. Mehr

    Heads

    Christoph M. Schmidt – Wirtschaftswissenschaftlicher Politikberater ohne Allüren

    Neuer Auftrag für den Ex-Wirtschaftsweisen: Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, ist seit Mai 2024 Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI).

    Manchmal ist die Postenvergabe in der wissenschaftlichen Politikberatung verblüffend einfach. Bei Christoph M. Schmidt lief es so: Das Telefon klingelt, der Ökonomieprofessor nimmt ab, Ministerin Bettina Stark-Watzinger ist dran und fragt, ob er in der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mitarbeiten will. Am Tag darauf sagt er zu.  

    Doch das war keine Selbstverständlichkeit, denn ein logischer Karriereschritt ist das nicht für ihn. Schmidt, 62, Präsident des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und Professor an der Ruhr-Uni Bochum, ist in der wissenschaftlichen Politikberatung so erfahren wie nur wenige in Deutschland. Elf Jahre war er Wirtschaftsweiser, von März 2013 bis Februar 2020 leitete er den fünfköpfigen Sachverständigenrat.  

    Lob für EFI-Chef Uwe Cantner 

    1963 gegründet, ist das Gremium nicht nur Jahrzehnte älter als die EFI-Kommission, die es erst seit 2008 gibt. Die Wirtschaftsweisen sind bedeutender und erzeugen mit ihren Gutachten schlicht mehr Wind als es die EFI bislang vermag. Formal ist die EFI zwar das innovationspolitische Pendant zu den Wirtschaftsweisen, faktisch ist sie die kleine Schwester.  

    Doch dorthin platzierte Stark-Watzinger nun also Schmidt. Ein ehemaliger Chef der Wirtschaftsweisen soll einer von sechs in einem Gremium sein, das jenseits der Wissenschaft so gut wie niemand kennt. Kann das gutgehen?  

    Im Moment sieht alles danach aus. Seit Mai ist Schmidt in der EFI-Kommission, die ersten Sitzungen verliefen allem Anschein nach wie gewohnt, also geräuschlos. Uwe Cantner (im Porträt hier) führt den Sachverständigenrat seit 2019, sorgt in den Arbeitsphasen für Ruhe, um zur Präsentation der Gutachten auf die Pauke zu hauen und die Aufmerksamkeit der Fachmedien zu gewinnen.  

    Für sein Geschick an der EFI-Spitze erfährt Cantner in Wissenschaft und Politik Respekt. “Sehr gut mache er das”, sagen die einen. “Der weiß schon, wie man mit der Öffentlichkeit und Medien umgeht”, urteilen andere. “Ich erwarte mir von einem Vorsitzenden oder einer Vorsitzenden einer solchen Kommission, dass sie souverän, sachlich und kollegial durch die Materie führt, dass sie sehr gut Bescheid weiß über die laufenden Projekte und bei Konflikten in der Lage ist, zwischen unterschiedlichen Positionen zu moderieren. All das finde ich in der EFI-Kommission wieder”, sagt Schmidt. Cantner darf das ruhig als Kompliment auffassen.  

    Seine Devise: Genau zuhören und bereit sein, Neues zu lernen 

    Jedenfalls fühlt sich Schmidt erklärtermaßen sehr wohl am EFI-Tisch und gut aufgenommen. “Ich freue mich auf das Gremium, weil ich seine Mitglieder alle interessant finde und denke, dass die Arbeit mit ihnen meinen Wissensstand erweitern wird.”  

    Schmidt, der nach seinem Volkswirtschaftsstudium in Mannheim 1991 an der US-Eliteuniversität Princeton promoviert wurde, sich 1995 an der Universität München habilitierte und seine erste Professur in Heidelberg hatte, beschreibt sich selbst als “Teamspieler”. Einer, der weiß, “wie man bei unterschiedlichen Meinungen trotzdem auf einen Nenner kommen kann”. Am besten gelinge das, “indem man anderen sehr genau zuhört und bereit ist, Neues zu lernen”.  

    Diese Offenheit und Lernbereitschaft sind dem Wirtschaftswissenschaftler, der in Canberra geboren und in Fulda aufgewachsen ist, wichtig. Doch schließe das für ihn nicht aus, für die eigene Position zu kämpfen. “Das tue ich, wenn nötig, natürlich auch mit der nötigen Leidenschaft.” 

    “Es geht nicht um ultimative Präzision” 

    Zur Arbeit in der Politikberatung sagt er: “Es geht nicht um ultimative Präzision. Die Kunst besteht vielmehr darin, komplexe Sachverhalte so zusammenzufassen, einzuordnen und zu vermitteln, dass sie auch von interessierten Laien verstanden werden können, ohne sie jedoch durch übermäßige Verdichtung zu verfälschen.” 

    Viele beschränkten sich in der Politikberatung darauf, eine eindeutige Botschaft und die dafürsprechenden Argumente zu präsentieren. Das sei zu kurz gesprungen. “Schließlich könnte die jeweils gezogene Schlussfolgerung aus vielerlei Gründen auch falsch sein. Nur wenn wir offen dazu stehen, haben wir in der evidenzbasierten Politikberatung alles richtig gemacht.” 

    Eine interdisziplinäre Besetzung würde die Arbeit nicht fruchtbarer machen 

    Auch zum Vorwurf der mangelnden fachlichen Diversität des Gremiums – darin sind ausschließlich Ökonominnen und Ökonomen – spricht Schmidt Klartext. Seiner Einschätzung nach sei das Gremium gut aufgestellt, so wie es ist. “Ich glaube nicht, dass eine interdisziplinäre Besetzung die Arbeit fruchtbarer machen würde.” Zum einen gehe es bei der EFI ja um die ökonomischen Aspekte von Forschung und Innovation, wofür einschlägiges disziplinäres Wissen gebraucht wird. Zum anderen gehe es um die Einordnung von ganz spezifischen Entwicklungen am aktuellen Rand von Naturwissenschaft und Technik. “Es ist daher geschickt, dort gezielt immer die jeweils besten Spezialistinnen und Spezialisten für Hintergrundstudien hinzuzuziehen, wie es bei der EFI üblich ist.” 

    Einer, der Dinge schönredet, ist Schmidt keinesfalls. Eher einer, der einstecken und austeilen kann. So warf Angela Merkel den Wirtschaftsweisen einmal vor, das Fiasko der Finanzkrise 2007 nicht vorhergesehen zu haben. Und die Wirtschaftsweisen stellten Merkels Wirtschaftspolitik 2015 als “rückwärtsgewandt” bloß.  

    Das Tischtuch der Wirtschaftsweisen hielt den Disput mit der Kanzlerin genauso aus wie die zum Teil erheblichen Konflikte innerhalb des Gremiums. 2017 stritten die Wirtschaftsweisen derart erbittert, dass die Öffentlichkeit zur Zeugin wurde. In der FAZ bescheinigten Schmidt, Lars Feld, Isabel Schnabel und Volker Wieland ihrem Kollegen Peter Bofinger, nichts von Wirtschaft zu verstehen. Weil Bofinger oft vom Kurs der anderen abwich, gilt er bis heute als “König des Minderheiten-Votums”. Solche Sondervoten sind auch in der EFI-Kommission möglich. Christine Prußky 

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    Alena Buyx, Professorin für Ethik in der Medizin und Gesundheitstechnologien an der Technischen Universität München, ist zum 1. September in das Kuratorium der Bertelsmann Stiftung berufen worden. Neben ihrer Forschung und Lehre befasst sich Buyx mit den politischen und rechtlichen Aspekten der biomedizinischen Ethik und war von 2020 bis 2024 Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Seit April 2024 ist sie Mitglied des Expertenrats “Gesundheit und Resilienz” der Deutschen Bundesregierung.

    Iryna Gurevych erhält als erste Wissenschaftlerin in Deutschland und als erste Universitätsprofessorin den renommierten Milner Award der britischen Royal Society. Die Forscherin wird für ihre bedeutenden Beiträge zur automatischen Sprachverarbeitung und Künstlichen Intelligenz ausgezeichnet, die “ein tiefes Verständnis der menschlichen Sprache und kognitiven Fähigkeiten mit den neuesten Paradigmen des Maschinellen Lernens verbinden”, wie die älteste unabhängige wissenschaftliche Akademie der Welt in London mitteilte. Gurevych leitet die Arbeitsgruppe Ubiquitous Knowledge Processing (UKP) am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt. 

    Stefan Schwartze tritt am 1. September sein Amt als Vizepräsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) für das Ressort Finanzen, Personal und Infrastruktur an. Er folgt auf Michael Ganß, der kürzlich in den Ruhestand verabschiedet worden war. Schwartze bestimmte mehr als ein Jahrzehnt die administrativen Geschicke am Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ).

    Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender der Covestro AG, wurde vom Präsidium des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) für eine zweite Amtszeit als Präsident nominiert. Die Wahl soll anlässlich des Chemie & Pharma Summits am 12. September 2024 in Berlin stattfinden. Steilemann gehört seit März 2020 dem VCI-Vorstand an. Seit 30. September 2022 führt er den Verband als Präsident. 

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    Sarah Darwin und ihr Mann Johannes Vogel im Jahr 2018 bei einer Preisverleihung.
    Berliner Science-VIPs: Sarah Darwin und ihr Mann Johannes Vogel im Jahr 2018 bei einer Preisverleihung.

    Zum guten Schluss geht es heute um Tomaten, tiefe Stimmen und tolle Bücher. Sarah Darwin, Ururenkelin von Charles Darwin und – of course – Wissenschaftlerin, hat zusammen mit ihrer Kollegin Eva-Maria Sadowski ein Buch geschrieben. Das Thema stand gewissermaßen schon vor ihrer Geburt fest: Evolution. Anders als ihr Ururgroßvater, der Mitte des 19. Jahrhunderts beim Verfassen von Bestsellern wie “On the Origin of Species” wohl eher erwachsene Leser vor Augen hatte, hat sie auch jüngere Zielgruppen im Sinn. “Evolution – Von der Entstehung des Lebens bis heute” ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht.

    Die Buchpremiere findet am Freitag, 13. September, um 10 Uhr im Museum für Naturkunde Berlin statt. Sarah Darwin, ihr Spezialgebiet ist die Botanik, und Eva-Maria Sadowski, Paläobotanikerin, werden aus dem Buch lesen. Falls Sie hingehen: Achten Sie auf Sarah Darwins Stimme. Sie bewirkt nämlich, dass Tomatenpflanzen schneller wachsen – zumindest wenn sie ihnen aus den Werken ihres Ururgroßvaters vorliest.

    Auf den Doppelnamen Darwin-Vogel hat sie verzichtet

    Ein Scherz? So halb. “Es handelte sich um einen Aprilscherz, als wir Tomatenpflanzen bei einem Wettbewerb aus literarischen Werken vorlasen”, hat sie kürzlich der NZZ nochmal erzählt. Darwins Buch habe sie ausgewählt, weil es ein Jubiläumsjahr war. “Meine Pflanze ist danach am schnellsten gewachsen.” Sie vermutet, dass es an ihrer recht tiefen Stimme liegt, ist der Sache aber nicht weiter nachgegangen.

    Was Sarah Darwin mit dem Berliner Naturkundemuseum verbindet, wissen die meisten Wissenschaftler: Sie ist mit dem Direktor des Hauses, Johannes Vogel, verheiratet. Außerdem forscht sie dort, etwa im Citizen Science Projekt “Forschungsfall Nachtigall”.

    Apropos Vögel: Einen Doppelnamen zu führen und Sarah Darwin-Vogel zu heißen, kam für sie nicht in Betracht, hat sie den Riffreportern gesagt. Ein Running Gag der Eheleute sei es aber, sich darüber zu amüsieren, dass sie sich Darwin-Finches hätten nennen können, wenn sie den besten Freund ihres Mannes geheiratet hätte. “Das wäre eine sehr passende Partie gewesen.” Just lovely, der britische Humor! Anne Brüning

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