einen alarmierenden Angriff gab es in der vergangenen Woche gegen den SPD-Europapolitiker Matthias Ecke in Dresden. Er wurde schwer verletzt und musste am Sonntag operiert werden. In Essen kam es am vergangenen Donnerstag zu einem Angriff gegen Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Forschungsausschusses, und seinen Parteikollegen Rolf Fliß.
Gehring schreibt auf Instagram, die Situation habe sich “aus einem für uns typischen, zufälligen und zunächst freundlichen Bürgergespräch” ergeben, unvermittelt habe es “üble Beleidigungen gegen uns beide und eine spontane körperliche Attacke gegen Rolf Fliß” gegeben.
Er sei “sehr froh, dass keine körperlichen Schäden davongetragen wurden. Der Schreck bleibt, denn in diesem Moment haben wir nicht mit einem Angriff rechnen können”.
Laut Sachsens Innenministerium wurden seit Jahresbeginn in dem Bundesland 112 politisch motivierte Straftaten im Kontext von Wahlen registriert, davon 30 gegen Amts- oder Mandatsträger, berichtet der Spiegel.
Ich frage mich: Was bedeutet dies alles besonders für Politiker in der Öffentlichkeit? Nach den Angriffen erklärte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU): Die Haltung in der Gesellschaft müsse sich ändern, Polizeischutz für alle Wahlkampfhelfer könne nicht die Lösung sein. Was aber dann? Im Table.Today-Podcast am heutigen Dienstag haben ihn Helene Bubrowski und Michael Bröcker genau das gefragt.
Reul sieht vor allem ein Handlungsdefizit. “Ich vermute nicht, dass wir irgendwelche rechtlichen Änderungen brauchen”, sagte er und: “Wenn einer einen klugen Vorschlag hat, will ich mich auch nicht versperren.” Das ganze Gespräch hören Sie ab dem heutigen Dienstag, 6 Uhr hier.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre – wegen des Feiertags lesen wir uns in dieser Woche bereits am Mittwoch wieder.
Sie wollen mit dem CTC die Chemie revolutionieren und nachhaltig machen. Wo wollen Sie in zehn Jahren stehen?
Ich hoffe, dass wir dann ein globaler Vorreiter sind und ein Kristallisationspunkt für Forschung und Entwicklung. Klar ist auch, dass wir das nicht allein bewältigen – es braucht einen globalen Ansatz. Aber wir sehen jetzt bereits, dass es Nachahmer gibt, in Kanada oder in Großbritannien. Auch dort wird viel Geld für Forschung und Entwicklung in die Hand genommen.
Ist die Transformation in der chemischen Industrie denn vergleichbar mit der Transformation in der Stahlindustrie?
Ich glaube, es ist bei uns noch viel komplizierter. In der Stahlindustrie gibt es einen vergleichsweise einfachen Prozess. In der chemischen Industrie, die sehr effizient ist, gibt es viele verschiedene Prozesse. Das System ist sehr komplex. Aber das ist letztlich auch eine Chance, da man an verschiedenen Stellen ansetzen und beginnen kann.
Sind Sie mit dem Engagement der Industrie beim CTC zufrieden?
Die Industrie ist Partner und Treiber. Es gibt erste Kooperationen und schon eine erste Ausgründung. Denn alle haben erkannt, wenn wir weiterhin in Deutschland chemische Industrie haben wollen, dann müssen wir jetzt die Transformation angehen. Sonst müssten die Unternehmen an andere Standorte gehen. Dort gäbe es dann aber keine nachhaltige Produktion.
Wie glücklich sind Sie mit dem juristischen und baulichen Fortschritt?
Ich bin von Natur aus ein ungeduldiger Mensch. Von daher könnte es natürlich schneller gehen. Aber wir machen hier etwas, das hat es in der deutschen Wissenschaftslandschaft lange nicht gegeben. Von daher gibt es keine Vorlage und damit beispielsweise intensive Diskussionen um die Rechtsform. Denn es ist natürlich unser vordringlichstes Ziel, so schnell wie möglich eine Institutionalisierung zu erreichen. Das soll Ende 2025 der Fall sein. Derzeit finanzieren wir uns noch über Projektförderung. Mit den entsprechenden Folgen für die Vertragslaufzeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ist Ende 2025 wirklich Ihre Zielmarke für die Institutionalisierung? Das ist der Zeitpunkt der nächsten Bundestagswahl und in den Ministerien herrscht vorher und nachher oft Stillstand.
Die Grundlage für die Entstehung des CTC ist das Strukturstärkungsgesetz. Also ein bereits verabschiedetes Gesetz. Unsere Förderzusage beinhaltet konkret die Schritte, die bis zu einer institutionellen Förderung zu gehen sind. Zum Beispiel eine Evaluierung der Strukturen und Prozesse. Und diese wird von Bund und den beiden beteiligten Bundesländern gemeinsam gemacht. Wenn wir alle zusammen daran arbeiten, dann sollte es klappen.
Und beim Bau?
Da kommen wir gerade am Standort Merseburg extrem gut voran. Aber Bauen dauert in Deutschland einfach seine Zeit. Die Herausforderung ist, dass wir jetzt den Laborplatz brauchen. Zum Glück gibt es in Leuna die Möglichkeit, diesen kurzfristig zu bekommen.
Ist es schwierig, die besten Leute nach Delitzsch oder Merseburg zu holen?
Ich muss sagen, bisher ist das noch keine große Herausforderung. Gerade die jungen Leute gehen dahin, wo es die beste Forschung gibt. Aber natürlich ist es für uns zum Beispiel wichtig, dass wir in Delitzsch den S-Bahnhof, der direkt an unserem künftigen Campus liegt, reaktivieren, um die Anbindung nach Leipzig und Halle noch besser zu machen. Eine direkte Zuganbindung von Leipzig nach Merseburg wäre ebenfalls von großem Vorteil. Und auch hier erhöht eine eigene Rechtsform unsere Attraktivität als Arbeitgeber.
Sie wollen Arbeitsbedingungen anbieten, die sich vom klassischen Forschungsinstitut oder der Uni unterscheiden.
Ja, ich möchte eine atmende Struktur etablieren. Abteilungen können größer werden oder auch schrumpfen. Je nachdem, wie aktiv und erfolgreich sie gerade sind. Wir wollen eine sogenannte Talentschmiede etablieren. Man ist sieben Jahre dabei, ohne Tenure, ist aber eben an einer Top-Institution und danach stehen alle Türen offen, ob in der Akademia oder der Wirtschaft. Und dazu kommt unser “Maschinenraum”, ein Inkubator, in dem wir inhouse Ausgründungen im ersten Jahr begleiten. Das halte ich für besonders wichtig, denn sechs von zehn Projekten scheitern in diesem Zeitraum.
Das hört sich alles gut an, aber man sieht, wie hart sich die geografisch benachbarte Sprind ihre Freiheiten erkämpfen musste. Wie soll das bei einem Bundesinstitut wie dem CTC funktionieren?
Bei uns sollte das kein Problem sein. Wir müssen lediglich sauber öffentliche und private Mittel trennen. Mein Traum wäre, dass das CTC möglichst viel Geld über Rückflüsse, beispielsweise den Verkauf von IP, bekommt. Zusätzlich wollen wir noch einen privaten Risikokapitalfonds am CTC gründen. Dafür haben wir erfreulicherweise schon großes Interesse von Risikokapitalgebern. Denn der Zugang zu Risikokapital ist in Deutschland natürlich schon ein Problem.
Die Unterstützung des Bundes scheint also vorhanden. Wie zufrieden sind Sie mit der Unterstützung der Lokalpolitik?
Ich erlebe dort eine extreme Freude und eine große Offenheit gegenüber der Chemie. Das liegt natürlich an der Geschichte der Region. Wenn wir sowas in Bayern machen würden, wäre die Resonanz vermutlich anders. Wir versuchen, mit den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch mit Gewerkschaften und IHKs im Gespräch zu sein. Dabei sagen wir nichts zur konkreten Zahl der Arbeitsplätze, um nachher keine falschen Versprechungen zu machen. Aber wir wollen natürlich Arbeitsplätze schaffen – und nicht nur Akademikerarbeitsplätze. Und: Arbeitsplätze in der chemischen Industrie haben eine hohe Wertschöpfung für die Region.
Was sind die nächsten Meilensteine für das CTC?
Für die Institutionalisierung müssen wir eine funktionierende Verwaltung nachweisen. Da sind wir gut dabei. Wir arbeiten gerade an einem Forschungs- und an einem Transferprogramm. Und wir müssen Leute einstellen. Das ist aber eben teilweise von der Institutionalisierung abhängig. Da ist also Eile geboten.
Was erwarten Sie von der Politik, damit die Transformation in der Chemie gelingen kann?
Die Politik unterstützt uns. Und diese Unterstützung brauchen wir und die Branche auch weiterhin. Gerade in der Transformationsphase kann es natürlich sein, dass “schmutzigere Produkte” aus anderen Ländern noch günstiger sind. Da brauchen wir einen Schutz für den Markteintritt. Und teilweise geht es ja auch um Produkte, die kritisch für die Daseinsvorsorge sind. Ich denke da zum Beispiel an Antibiotika. Dass die Produktion in Deutschland stattfindet, sollte uns etwas wert sein.
Das bedeutet, Sie sind in engem Austausch mit der Politik?
Ja, wir wollen uns da auch als “ehrlicher Makler” positionieren und zum Beispiel zur Regulatorik beraten. Dazu werden wir gerade auch vermehrt angefragt. In der Politik und den Behörden gibt es bisher zu wenige Chemikerinnen und Chemiker, zu wenig Fachkompetenz in diesem Bereich.
Befürchten Sie, dass die Unterstützung wegbrechen könnte, wenn im Herbst die AfD in Sachsen gewinnt und im Zweifel mit in die Regierung kommt?
Nun, es müsste eigentlich allen klar sein, wie wichtig die Chemie ist. Wir müssen die besten Leute hier am CTC haben, das hilft letztlich allen. Aber dazu brauchen wir ein weltoffenes Klima in Sachsen, und natürlich internationale Forschende und internationale Kooperation. Sonst funktioniert das alles nicht.
Sie skandieren die israelfeindliche Parole “From the river to the sea, palestine will be free”, errichten Protestcamps und versuchen, Gebäude zu blockieren. Bereits seit gut zwei Wochen kommt es in den USA an zahlreichen Universitäten zu propalästinensischen und antisemitischen Protesten. Zunehmend sind auch andere westliche Länder betroffen:
In Deutschland gab es nach den Vorkommnissen an der Berliner Humboldt-Universität (HU) viele besorgte Reaktionen. Die Meinungen darüber, ob eine Eskalation wie in den USA zu befürchten ist, sind geteilt. Vor Zuständen wie an US-Hochschulen warnte der Präsident des Zentralrats der Juden. “Meine größte Sorge ist, dass die Verhältnisse, die wir den USA sehen, sich auch in Deutschland zeigen werden, da viele Gruppen international vernetzt sind”, sagte Josef Schuster. Erste Anzeichen habe man bereits an der HU Berlin gesehen.
Das Netzwerk Jüdischer Hochschullehrender warnt in einem am 2. Mai veröffentlichten offenen Brief vor zunehmendem Antisemitismus. An vielen Hochschulen gebe es antiisraelische Demonstrationen, auf denen antisemitische Parolen skandiert würden. “Die Hochschulverwaltungen müssen wirksame Maßnahmen ergreifen, um antisemitische Vorfälle in jeglicher Form einzudämmen und Normalität jüdischer Zugehörigkeit und jüdischen Lebens auf dem Campus zu gewährleisten”, fordern die Unterzeichner.
Die massiven Ausschreitungen an Hochschulen in den USA müssten für Deutschland eine Mahnung und Warnung sein, sagte Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger der Rheinischen Post. Hetze gegen Jüdinnen und Juden und die Verherrlichung von Terror müsse konsequent bekämpft werden. Sie forderte die Hochschulleitungen auf, konsequent von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen. Auch eine Exmatrikulation müsse in besonders schweren Fällen möglich sein.
“Sobald die Regeln der respektvollen akademischen Debatte nicht eingehalten werden und der reguläre Hochschulbetrieb beeinträchtigt wird, üben die Hochschulen ihr Hausrecht aus und erstatten wo nötig Anzeige”, sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Walter Rosenthal, auf Anfrage von Table.Briefings. “Anders als manche öffentliche Politikeräußerung impliziert, handeln die Hochschulleitungen im Umgang mit Antisemitismus sehr konsequent”, betonte er. In der kommenden Woche werde man bei den Gremiensitzungen in der HRK auch über den Umgang mit Antisemitismus an Hochschulen und die jüngsten Proteste sprechen. “Wie unter anderem der Präsident des Zentralrats der Juden in dieser Woche ausdrücklich betont hat, befinden wir uns mit allen relevanten Akteuren in einem intensiven und konstruktiven Austausch.”
Bemühungen, ins Gespräch zu kommen, gab es auch an der HU Berlin. Präsidentin Julia von Blumenthal hatte den Protestierenden am Freitag angeboten, in nächster Zeit eine Diskussionsveranstaltung durchzuführen. Dabei sollten verschiedene Positionen und Perspektiven zu Wort kommen. Auf dieses Angebot seien die Protestierenden jedoch weder am Freitag noch nachträglich eingegangen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Ein Dialog sei nicht zustande gekommen. Mit dpa
7./8. Mai 2024, Radialsystem Berlin
Konferenz Arctic Circle Berlin Forum – “The Arctic at Crossroads – Science – Climate – Policy – Europe” Mehr
8. Mai 2024, 12:00 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin
Mittagssalon Blühende Landschaften. Wie die Wissenschaft vereinigt wurde Mehr
13. Mai 2024, 13:00 Uhr, Online
Diskussion mit Jens Brandenburg Gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft – die Rolle des Bundes Mehr
13. Mai 2024, 19:00 Uhr, Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom AG, Französische Str. 33a-c, 10117 Berlin und Livestream
Preisverleihung Preisverleihung der Alexander von Humboldt-Professuren Mehr
14. Mai 2024, 19:30 Uhr, Online
acatech am Dienstag Dual Use Mehr
15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
28. Mai 2024, 18:00-20:00 Uhr, TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Hörsaal 0107 (EG) und online
Veranstaltungsreihe über Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb, u.a. von GEW und NGAWiss “Projektfinanzierung und/oder Wissenschaftsfreiheit?” Mehr
3. Juni 2024, 18:00-19:45 Uhr, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)
Dialogveranstaltung Europas Populisten im Aufwind: Ökonomische Ursachen und demokratische Herausforderungen Mehr
In einem offenen Brief wenden sich die Wissenschaftsakademien aller EU-Mitgliedstaaten an die Kandidatinnen und Kandidaten für die Europawahlen im Juni. Darin betonen sie, dass die internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung und der offene Austausch von Wissen, Forschenden und Studierenden das größte Kapital der EU sind. Um diesen Standortvorteil auch in Zukunft zu sichern, müssten folgende Voraussetzungen gewährleistet sein:
Darüber hinaus fordern die Akademien das Europäische Parlament auf, sich für einen vertrauensvollen Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaftsakteuren einzusetzen. mw
Taiwan hat die von der chinesischen Regierung finanzierten Konfuzius-Institute in die Liste der politischen, staatlichen und militärischen Einrichtungen Chinas aufgenommen, in denen taiwanische Staatsbürger nicht arbeiten dürfen. Das berichtete Taiwans Central News Agency (CNA) am Freitag unter Berufung auf Taiwans Rat für Festlandangelegenheiten (MAC). In Deutschland gibt es derzeit 19 Konfuzius-Institute.
Die Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Updates eines bestehenden Gesetzes aus dem Jahr 2004. Darin werden Arbeitsverbote bei chinesischen Organisationen aufgeführt, die die nationale Identität und Loyalität gefährden, mit Chinas Einheitsfront in Verbindung stehen, oder die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen.
Gemäß dem Gesetz können Personen, die für diese Organisationen arbeiten, mit einer Geldstrafe von 100.000 bis 500.000 Taiwan-Dollar (2.900-14.400 Euro) belegt werden. Regierungsbeamte und Personen in sicherheitsrelevanten Posten können mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. fpe
Für 36 Studienfächer in den Bereichen Naturwissenschaften und Medizin ist am vergangenen Donnerstag das CHE-Hochschulranking 2024/2025 veröffentlicht worden. Es umfasst Fakten zu Studium, Lehre und Forschung sowie Urteile von 120.000 Studierenden und ist auf einer interaktiven Karte des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) einsehbar und über das Portal “HeyStudium” des Medienpartners “Zeit”.
Die Befragung der Studierenden, die ihre Studiensituation auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen bewerten, zeigt: Die Zufriedenheit ist in den Naturwissenschaften und in der Medizin recht hoch. “74 Prozent bewerten ihre Studiensituation mit vier oder fünf Sternen”, sagt Sonja Berghoff, Leiterin des CHE Hochschulrankings auf Anfrage von Table.Briefings. Im Jahr 2023, als es um die Wirtschaftswissenschaften, Jura und Soziale Arbeit ging, lag der Wert bei 71 Prozent. Im Jahr 2022, als Ingenieurwissenschaften, Sprachen, Erziehungswissenschaften und Psychologie ausgewertet wurden, vergaben 68 Prozent der Studierenden vier oder mehr Sterne.
Das CHE verfolgt einen mehrdimensionalen Ranking-Ansatz, um die Möglichkeiten und Bedingungen für ein Studium wissenschaftsgerecht abzubilden. Dabei werden je untersuchtem Fach bis zu 34 Indikatoren gerankt. Darüber hinaus werden die subjektiven Einschätzungen der Studierenden und der Professorinnen und Professoren erfragt.
Die Daten werden in einem dreijährigen Turnus aktualisiert beziehungsweise erhoben. Im Rahmen des Rankings 2024/25 wurden Biochemie, Biologie, Chemie, Geografie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Medizin, Pflegewissenschaft, Pharmazie, Physik, Politikwissenschaft, Soziologie, Sozialwissenschaften, Sportwissenschaft, Zahnmedizin und sonstige Natur-, Gesundheits- oder Agrarwissenschaften untersucht. abg
Neuseeland möchte sich 2028 am Nachfolgeprogramm von Horizont Europa (FRP 10) beteiligen, erklärte Wissenschaftsministerin Judith Collins während ihrer Europareise in der vergangenen Woche. Sie arbeite daran, die Partnerschaften ihres Landes auf Staaten auszurichten, die die Rechte an geistigem Eigentum respektieren.
Neuseeland war im Dezember 2022 das erste Land außerhalb Europas, das ein Assoziierungsabkommen mit Horizont Europa schloss, nachdem die Europäische Kommission darauf gedrängt hatte, das Programm für weit entfernt gelegene, demokratische Länder zu öffnen. Seitdem haben auch Kanada und Südkorea Beitrittsabkommen unterzeichnet.
Dennoch gilt es nicht als sicher, dass diese Länder auch am 10. Forschungsrahmenprogramm teilnehmen werden, sobald dieses 2028 anläuft. Der Grad der Zusammenarbeit könnte ins Stocken geraten, geopolitische Strategien könnten sich ändern, oder die Budgets könnten knapp werden.
Doch laut Collins scheint Neuseelands Assoziation derzeit gut zu laufen. “Unsere Erfolgsquoten sind bisher gut”, sagt sie.
Im Oktober letzten Jahres gab das Land bekannt, dass es den Zuschlag für vier Ausschreibungen erhalten hatte. Dies übertraf die Erwartungen, warf jedoch Fragen darüber auf, wie das Land seine finanziellen Beitrag zu dem Programm kontrollieren könnte.
Dass Collins das Programm unterstützt, ist insofern bemerkenswert, als das Abkommen noch unter der vorherigen Labour-Regierung ausgehandelt wurde. Letztes Jahr forderte sie in der Opposition nach der Ankündigung des Abkommens weitere Einzelheiten dazu.
Ihre Begeisterung für das Programm lässt jedoch auf eine parteiübergreifende Unterstützung in Neuseeland schließen. Obwohl sie China nicht ausdrücklich erwähnte, sagte Collins, ihr Land müsse mehr mit Partnern zusammenarbeiten, die Urheberrechte und geistiges Eigentum respektieren.
“Das sind wichtige Themen für uns. Es ergibt keinen Sinn, dass wir Technologie oder Wissenschaft produzieren, die dann von einem anderen Land gestohlen wird”, sagte sie. Für kleine Länder wie Neuseeland sei es besonders schwer, ihre Bürger gegen den Diebstahl von geistigem Eigentum zu schützen, fügte Collins hinzu. David Matthews, Science Business
Im Umgang mit straffälligen Studierenden sollen die Hochschulen wieder mehr Optionen erhalten. Dabei sieht Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra die Exmatrikulation als letztes Mittel der Wahl. “Es ist wirklich ultima ratio und so wird es ja auch diskutiert”, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Das verschärfte Hochschulgesetz sehe weitere Bestrafungsmöglichkeiten vor, die im Hausrecht verankert werden sollen und im Gegensatz zur Exmatrikulation sofort greifen würden.
“Wenn sich Personen an einer Hochschule zum Beispiel antisemitisch oder rassistisch verhalten, kann zum Schutz vor Übergriffen und Diskriminierungen auch eine Rüge erteilt werden oder der Ausschluss von Lehrveranstaltungen erfolgen.” Ein weiteres Sanktionsmittel seien Hausverbote, die auch gegen Externe verhängt werden könnten. “Insofern ist das Hausrecht immer das erste Mittel der Wahl, um unmittelbar vor Gewalt zu schützen und auch den Hochschulraum und Debattenraum zu sichern.”
Um Menschen den Zugang zu einer Universität zu verwehren, gibt es in Berlin derzeit nur die Möglichkeit eines Hausverbots – das gilt allerdings nur für maximal drei Monate. Künftig sollen die Hochschulen Studenten nach schweren Straftaten wieder dauerhaft aus der Einrichtung verbannen können. Eine entsprechende Änderung des Hochschulgesetzes beschloss der schwarz-rote Senat Ende März.
Das Vorhaben ist eine Folge aus einem Angriff eines Kommilitonen auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität Anfang Februar. Es wird nun im Abgeordnetenhaus weiter beraten. Der Senatorin zufolge soll die Novelle noch in diesem Jahr verabschiedet werden.
Die Opposition sieht einiges daran kritisch. Die Landesastenkonferenz Berlin äußerte im Rahmen einer Sitzung des Berliner Wissenschaftsausschusses die Sorge, dass durch die Änderungen auch legitime studentische Protestaktionen zu Strafmaßnahmen führen könnten. Auch der Berliner Linkenpolitiker Tobias Schulze übte im April auf Anfrage von Table.Briefings Kritik: “Der Gesetzentwurf strotzt vor unklaren Rechtsbegriffen, Missbrauchspotenzial und nicht definierten Prozessen.” Die Ziele seien “vollkommen unklar”, gegen Antisemitismus helfe das Gesetz nicht. Für Schulze bietet “das Hausrecht und auch das allgemeine Strafrecht inklusive der gerichtlichen Annäherungsverbote genügend Handhabe, um Opfer zu schützen und den Hochschulbetrieb zu sichern”.
Der Senatorin zufolge soll die Exmatrikulation nur bei Gewalttaten greifen – und zwar nach einer Verurteilung des Betroffenen durch ein Gericht. Für Menschen allerdings, die wiederholt auf dem Campus gewalttätig werden, soll der Ausschluss auch ohne Verurteilung möglich sein, wie Czyborra erklärte. “Aber es müssen natürlich massive gewalttätige Übergriffe sein.”
Einen Studierenden allein wegen seiner politischen Einstellung zu exmatrikulieren, kommt für die Senatorin nicht infrage: “Politische Haltungen können uns noch so unangenehm sein, solange sie sich im Rahmen der Verfassung bewegen, kann man sie nicht und wollen wir sie auch nicht sanktionieren, auch nicht, wenn sie an der Hochschule stattfinden.” mw/dpa
Jung, dynamisch, ehrgeizig – das ist die neue Generation deutscher Tech-Start-ups, die mit kühnen Ideen und ambitionierten Visionen die Welt verändern wollen. Von Technologien zur Bekämpfung der Klimakrise bis zur Digitalisierung, von Quantencomputern zu neuen Krebstherapien – ihre Lösungsansätze bestechen durch bemerkenswerte Vielfalt und beeindruckendes Breakthrough-Potenzial. Unternehmen wie Biontech haben es vorgemacht, sind mit “Lichtgeschwindigkeit” zum globalen Impfstofflieferanten avanciert und haben dabei Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen revolutioniert. Doch hinter jeder Erfolgsgeschichte steckt eine andere, weniger erzählte Wahrheit: Ohne die nötige Finanzierung bleiben selbst die besten Ideen auf der Strecke.
Während deutsche Tüftler*innen in ihren Laboren Weltveränderndes erfinden, fehlt meist etwas genauso Entscheidendes – der Zugang zu Eigenkapital. Auch wenn Deutschland eine beeindruckende Geschichte in Wissenschaft und Forschung aufweist, zeigen alle Analysen, dass die Verfügbarkeit von Wagniskapital der entscheidende limitierende Faktor für Translation innovativer Technologie in erfolgreiche Industrieunternehmen ist. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland dramatisch hinterher.
Der Blick auf die USA zeigt die Diskrepanz am deutlichsten: Das von US-Pensionsfonds verwaltete Kapital von 35.000 Milliarden US-Dollar führt dazu, dass jährlich über zehnmal so viel Risikokapital pro Kopf investiert wird wie in Deutschland. Dies ermöglicht es wiederum den US-Startups, innerhalb weniger Jahre “Unicorns” zu werden – Unternehmen mit einem Wert von mindestens 1 Milliarde US-Dollar.
Allein in der deutschen Biotechnologiebranche klafft hingegen eine Finanzierungslücke von rund 5 Milliarden Euro – jedes Jahr! Dabei träumen die Deutschen weiterhin davon, wie in den Achtzigerjahren wieder zur “Apotheke der Welt” zu werden. Angesichts der fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten bleibt diese Vorstellung eine trügerische Hoffnung.
Doch warum zieren sich deutsche Kapitalgeber, in die Zukunft zu investieren? Liegt es an der historisch gewachsenen Risikoaversion, oder fehlt es schlicht an den passenden Anreizsystemen? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Viele potenzielle Investoren schrecken vor dem Risiko zurück, aber diejenigen, die bereit sind, das Wagnis einzugehen, stoßen schnell an regulatorische Grenzen. So entsteht ein Teufelskreis: Mangelndes Kapital bremst die Entwicklung junger Technologieunternehmen, die wiederum als Wachstumsmotoren und Jobmaschinen unserer Wirtschaft dienen könnten.
Die Situation verlangt nach einem kräftigen Schubs seitens der Bundesregierung. Dabei erwartet niemand, der Staat solle als Investor agieren. Im Gegenteil: Die treibende Kraft für erfolgreiches Unternehmertum ist seit jeher die individuelle, also private Initiative. Was in Deutschland fehlt, ist privates Eigenkapital. Davon gäbe es eigentlich genug: Die deutschen Privathaushalte haben ein Geldvermögen von mehr als 7.700 Milliarden Euro angehäuft. Das ist fast viermal so viel wie der gesamte Bundeshaushalt und nicht nur ein neuer Rekord, sondern um Größenordnungen mehr Geld, als über Jahrzehnte zur Finanzierung von Tech-Start-ups gebraucht würde.
Einen kleinen Teil dieses Vermögens zu mobilisieren, wäre die wirksamste Maßnahme, das Potenzial des Technologiestandorts Deutschland zu maximieren. Die Bundesregierung könnte dem Beispiel anderer Länder folgen und durch eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Einführung spezieller Anreizsysteme die Investitionsbereitschaft steigern.
Gut durchdachte Ansätze gibt es genug:
Die notwendigen Maßnahmen bedürfen der Unterstützung durch Schlüsselorganisationen in Deutschland. Neben dem Bundestag und entsprechenden Ministerien sind hier insbesondere auch die Deutsche Rentenversicherung und Organisationen wie der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) gefragt.
Eine Orientierung an Best Practices anderer Länder zeigt die Wirksamkeit solcher Maßnahmen. So haben Länder wie Israel und die USA durch Steueranreize und staatliche Co-Investitionsprogramme ein starkes Ökosystem für Start-ups geschaffen. In den USA etwa sorgt die großzügige steuerliche Behandlung langfristiger Kapitalgewinne für einen Anreiz, in risikoreichere Start-ups zu investieren.
Im globalen Kontext ist auch der Hinweis auf Chinas Strategie relevant, die durch staatlich geförderte Forschungskooperationen und massive Investitionen in den Hochtechnologiesektor internationale Wettbewerbsvorteile schafft. Deutschland könnte durch die Stärkung privater Investitionen in ähnlicher Weise profitieren, ohne dabei die staatliche Kontrolle zu erhöhen oder den Staat in eine aktive Investorenrolle zu drängen.
Um die deutschen Start-ups in der Hightech-Branche zu unterstützen, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der die Ressourcen privater und institutioneller Investoren mobilisiert und ein unterstützendes regulatorisches Umfeld schafft. Hierbei geht es nicht nur um die Stärkung der deutschen Wirtschaft, sondern auch um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Landes im internationalen Innovationswettlauf. Schließlich soll die junge Generation hoch motivierter und kompetenter Gründerinnen und Gründer nicht nur Visionen erarbeiten, sondern diese auch Realität werden lassen.
Matthias Kromayer hat an der Universität München und am King’s College London Molekularbiologie studiert. Er ist im Vorstand der MIG Capital AG in München und leitet den Life Sciences-Investmentbereich. Zuvor gründete er unter anderem die KMU-Unternehmensberatung tavia consulting.
Rolf-Detlef Treede wurde als Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) in seinem Amt bestätigt.
Tilo Wendler wurde mit Wirkung zum 1. Mai 2024 vom Berliner Senat zum neuen Kanzler der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) bestellt.
Anne-Kathrin Lange übernimmt die Referatsleitung “Politische Planung und Analyse” im BMBF.
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Bildung.Table. Bildungsallianz: Wer von der Schulreform in Baden-Württemberg profitiert – und wer nicht. Die Bildungsallianz mit der Opposition in Baden-Württemberg ist gescheitert. G9 und die verbindliche Grundschulempfehlung sollen trotzdem kommen. Aus wissenschaftlicher Sicht birgt die Schulreform allerdings eine Gefahr für die Bildungsgerechtigkeit. Mehr
China.Table. Raumfahrt: Was Chinas Mondmission von der dunklen Seite erwartet. Am Freitag startet erneut eine chinesische Mondsonde zum Erdtrabanten. Erstmals sollen Gesteinsproben von seiner “dunklen” Seite mitgebracht werden. Doch es geht noch um viel mehr – zukunftswichtige Ressourcen und politischen Einfluss. Mehr
China.Table. Warum chinesische Autobauer auf Wasserstoff setzen. Alle großen Automobilhersteller in China investieren erhebliche Ressourcen in die Wasserstoffmobilität. Wird es eine Erfolgsgeschichte, wie die E-Mobilität? Es ist eine technologische Wette mit unsicherem Ausgang, auch weil eine aufwändige Infrastruktur nötig wäre. Mehr
Als Dessert servieren wir Ihnen heute das Rezept für eine Pressemitteilung, die allen schmeckt. Die Zutaten: ein möglichst süßes Tier, ein ernster Hintergrund, was Exotisches – und irgendwas mit Ernährung. Dass so etwas gut ankommt, beweist die Pressemitteilung der Uni Ulm über die durch den Klimawandel bedingten Veränderungen des Darm-Mikrobioms von Erdmännchen in der Kalahari. Sie erfüllt alle diese Bedingungen – und wurde mit dem idw-Publikumspreis 2023 ausgezeichnet.
Die Meldung über die Erdmännchen wurde länderübergreifend mehr als 40 Mal in den Medien aufgenommen und auch von den Kolleginnen und Kollegen in den Pressestellen gewürdigt. Die Tierart ist aber auch besonders dankbar. Erdmännchen sind regelrechte Medien-Stars. Sie spielen nicht nur bei Kinofilmen wichtige Rollen, es ist ihnen gar eine ganze Krimi-Reihe gewidmet.
Der Befund der Studie ist allerdings weniger entzückend. Die untersuchten Tiere finden aufgrund der durch den Klimawandel zunehmenden Hitze weniger und abwechslungsärmere Nahrung, erkranken häufiger und sterben früher. Bisher jedoch werden Erdmännchen auf der Roten Liste der IUCN als “nicht gefährdet” eingestuft. Markus Weisskopf
einen alarmierenden Angriff gab es in der vergangenen Woche gegen den SPD-Europapolitiker Matthias Ecke in Dresden. Er wurde schwer verletzt und musste am Sonntag operiert werden. In Essen kam es am vergangenen Donnerstag zu einem Angriff gegen Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Forschungsausschusses, und seinen Parteikollegen Rolf Fliß.
Gehring schreibt auf Instagram, die Situation habe sich “aus einem für uns typischen, zufälligen und zunächst freundlichen Bürgergespräch” ergeben, unvermittelt habe es “üble Beleidigungen gegen uns beide und eine spontane körperliche Attacke gegen Rolf Fliß” gegeben.
Er sei “sehr froh, dass keine körperlichen Schäden davongetragen wurden. Der Schreck bleibt, denn in diesem Moment haben wir nicht mit einem Angriff rechnen können”.
Laut Sachsens Innenministerium wurden seit Jahresbeginn in dem Bundesland 112 politisch motivierte Straftaten im Kontext von Wahlen registriert, davon 30 gegen Amts- oder Mandatsträger, berichtet der Spiegel.
Ich frage mich: Was bedeutet dies alles besonders für Politiker in der Öffentlichkeit? Nach den Angriffen erklärte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU): Die Haltung in der Gesellschaft müsse sich ändern, Polizeischutz für alle Wahlkampfhelfer könne nicht die Lösung sein. Was aber dann? Im Table.Today-Podcast am heutigen Dienstag haben ihn Helene Bubrowski und Michael Bröcker genau das gefragt.
Reul sieht vor allem ein Handlungsdefizit. “Ich vermute nicht, dass wir irgendwelche rechtlichen Änderungen brauchen”, sagte er und: “Wenn einer einen klugen Vorschlag hat, will ich mich auch nicht versperren.” Das ganze Gespräch hören Sie ab dem heutigen Dienstag, 6 Uhr hier.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre – wegen des Feiertags lesen wir uns in dieser Woche bereits am Mittwoch wieder.
Sie wollen mit dem CTC die Chemie revolutionieren und nachhaltig machen. Wo wollen Sie in zehn Jahren stehen?
Ich hoffe, dass wir dann ein globaler Vorreiter sind und ein Kristallisationspunkt für Forschung und Entwicklung. Klar ist auch, dass wir das nicht allein bewältigen – es braucht einen globalen Ansatz. Aber wir sehen jetzt bereits, dass es Nachahmer gibt, in Kanada oder in Großbritannien. Auch dort wird viel Geld für Forschung und Entwicklung in die Hand genommen.
Ist die Transformation in der chemischen Industrie denn vergleichbar mit der Transformation in der Stahlindustrie?
Ich glaube, es ist bei uns noch viel komplizierter. In der Stahlindustrie gibt es einen vergleichsweise einfachen Prozess. In der chemischen Industrie, die sehr effizient ist, gibt es viele verschiedene Prozesse. Das System ist sehr komplex. Aber das ist letztlich auch eine Chance, da man an verschiedenen Stellen ansetzen und beginnen kann.
Sind Sie mit dem Engagement der Industrie beim CTC zufrieden?
Die Industrie ist Partner und Treiber. Es gibt erste Kooperationen und schon eine erste Ausgründung. Denn alle haben erkannt, wenn wir weiterhin in Deutschland chemische Industrie haben wollen, dann müssen wir jetzt die Transformation angehen. Sonst müssten die Unternehmen an andere Standorte gehen. Dort gäbe es dann aber keine nachhaltige Produktion.
Wie glücklich sind Sie mit dem juristischen und baulichen Fortschritt?
Ich bin von Natur aus ein ungeduldiger Mensch. Von daher könnte es natürlich schneller gehen. Aber wir machen hier etwas, das hat es in der deutschen Wissenschaftslandschaft lange nicht gegeben. Von daher gibt es keine Vorlage und damit beispielsweise intensive Diskussionen um die Rechtsform. Denn es ist natürlich unser vordringlichstes Ziel, so schnell wie möglich eine Institutionalisierung zu erreichen. Das soll Ende 2025 der Fall sein. Derzeit finanzieren wir uns noch über Projektförderung. Mit den entsprechenden Folgen für die Vertragslaufzeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ist Ende 2025 wirklich Ihre Zielmarke für die Institutionalisierung? Das ist der Zeitpunkt der nächsten Bundestagswahl und in den Ministerien herrscht vorher und nachher oft Stillstand.
Die Grundlage für die Entstehung des CTC ist das Strukturstärkungsgesetz. Also ein bereits verabschiedetes Gesetz. Unsere Förderzusage beinhaltet konkret die Schritte, die bis zu einer institutionellen Förderung zu gehen sind. Zum Beispiel eine Evaluierung der Strukturen und Prozesse. Und diese wird von Bund und den beiden beteiligten Bundesländern gemeinsam gemacht. Wenn wir alle zusammen daran arbeiten, dann sollte es klappen.
Und beim Bau?
Da kommen wir gerade am Standort Merseburg extrem gut voran. Aber Bauen dauert in Deutschland einfach seine Zeit. Die Herausforderung ist, dass wir jetzt den Laborplatz brauchen. Zum Glück gibt es in Leuna die Möglichkeit, diesen kurzfristig zu bekommen.
Ist es schwierig, die besten Leute nach Delitzsch oder Merseburg zu holen?
Ich muss sagen, bisher ist das noch keine große Herausforderung. Gerade die jungen Leute gehen dahin, wo es die beste Forschung gibt. Aber natürlich ist es für uns zum Beispiel wichtig, dass wir in Delitzsch den S-Bahnhof, der direkt an unserem künftigen Campus liegt, reaktivieren, um die Anbindung nach Leipzig und Halle noch besser zu machen. Eine direkte Zuganbindung von Leipzig nach Merseburg wäre ebenfalls von großem Vorteil. Und auch hier erhöht eine eigene Rechtsform unsere Attraktivität als Arbeitgeber.
Sie wollen Arbeitsbedingungen anbieten, die sich vom klassischen Forschungsinstitut oder der Uni unterscheiden.
Ja, ich möchte eine atmende Struktur etablieren. Abteilungen können größer werden oder auch schrumpfen. Je nachdem, wie aktiv und erfolgreich sie gerade sind. Wir wollen eine sogenannte Talentschmiede etablieren. Man ist sieben Jahre dabei, ohne Tenure, ist aber eben an einer Top-Institution und danach stehen alle Türen offen, ob in der Akademia oder der Wirtschaft. Und dazu kommt unser “Maschinenraum”, ein Inkubator, in dem wir inhouse Ausgründungen im ersten Jahr begleiten. Das halte ich für besonders wichtig, denn sechs von zehn Projekten scheitern in diesem Zeitraum.
Das hört sich alles gut an, aber man sieht, wie hart sich die geografisch benachbarte Sprind ihre Freiheiten erkämpfen musste. Wie soll das bei einem Bundesinstitut wie dem CTC funktionieren?
Bei uns sollte das kein Problem sein. Wir müssen lediglich sauber öffentliche und private Mittel trennen. Mein Traum wäre, dass das CTC möglichst viel Geld über Rückflüsse, beispielsweise den Verkauf von IP, bekommt. Zusätzlich wollen wir noch einen privaten Risikokapitalfonds am CTC gründen. Dafür haben wir erfreulicherweise schon großes Interesse von Risikokapitalgebern. Denn der Zugang zu Risikokapital ist in Deutschland natürlich schon ein Problem.
Die Unterstützung des Bundes scheint also vorhanden. Wie zufrieden sind Sie mit der Unterstützung der Lokalpolitik?
Ich erlebe dort eine extreme Freude und eine große Offenheit gegenüber der Chemie. Das liegt natürlich an der Geschichte der Region. Wenn wir sowas in Bayern machen würden, wäre die Resonanz vermutlich anders. Wir versuchen, mit den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch mit Gewerkschaften und IHKs im Gespräch zu sein. Dabei sagen wir nichts zur konkreten Zahl der Arbeitsplätze, um nachher keine falschen Versprechungen zu machen. Aber wir wollen natürlich Arbeitsplätze schaffen – und nicht nur Akademikerarbeitsplätze. Und: Arbeitsplätze in der chemischen Industrie haben eine hohe Wertschöpfung für die Region.
Was sind die nächsten Meilensteine für das CTC?
Für die Institutionalisierung müssen wir eine funktionierende Verwaltung nachweisen. Da sind wir gut dabei. Wir arbeiten gerade an einem Forschungs- und an einem Transferprogramm. Und wir müssen Leute einstellen. Das ist aber eben teilweise von der Institutionalisierung abhängig. Da ist also Eile geboten.
Was erwarten Sie von der Politik, damit die Transformation in der Chemie gelingen kann?
Die Politik unterstützt uns. Und diese Unterstützung brauchen wir und die Branche auch weiterhin. Gerade in der Transformationsphase kann es natürlich sein, dass “schmutzigere Produkte” aus anderen Ländern noch günstiger sind. Da brauchen wir einen Schutz für den Markteintritt. Und teilweise geht es ja auch um Produkte, die kritisch für die Daseinsvorsorge sind. Ich denke da zum Beispiel an Antibiotika. Dass die Produktion in Deutschland stattfindet, sollte uns etwas wert sein.
Das bedeutet, Sie sind in engem Austausch mit der Politik?
Ja, wir wollen uns da auch als “ehrlicher Makler” positionieren und zum Beispiel zur Regulatorik beraten. Dazu werden wir gerade auch vermehrt angefragt. In der Politik und den Behörden gibt es bisher zu wenige Chemikerinnen und Chemiker, zu wenig Fachkompetenz in diesem Bereich.
Befürchten Sie, dass die Unterstützung wegbrechen könnte, wenn im Herbst die AfD in Sachsen gewinnt und im Zweifel mit in die Regierung kommt?
Nun, es müsste eigentlich allen klar sein, wie wichtig die Chemie ist. Wir müssen die besten Leute hier am CTC haben, das hilft letztlich allen. Aber dazu brauchen wir ein weltoffenes Klima in Sachsen, und natürlich internationale Forschende und internationale Kooperation. Sonst funktioniert das alles nicht.
Sie skandieren die israelfeindliche Parole “From the river to the sea, palestine will be free”, errichten Protestcamps und versuchen, Gebäude zu blockieren. Bereits seit gut zwei Wochen kommt es in den USA an zahlreichen Universitäten zu propalästinensischen und antisemitischen Protesten. Zunehmend sind auch andere westliche Länder betroffen:
In Deutschland gab es nach den Vorkommnissen an der Berliner Humboldt-Universität (HU) viele besorgte Reaktionen. Die Meinungen darüber, ob eine Eskalation wie in den USA zu befürchten ist, sind geteilt. Vor Zuständen wie an US-Hochschulen warnte der Präsident des Zentralrats der Juden. “Meine größte Sorge ist, dass die Verhältnisse, die wir den USA sehen, sich auch in Deutschland zeigen werden, da viele Gruppen international vernetzt sind”, sagte Josef Schuster. Erste Anzeichen habe man bereits an der HU Berlin gesehen.
Das Netzwerk Jüdischer Hochschullehrender warnt in einem am 2. Mai veröffentlichten offenen Brief vor zunehmendem Antisemitismus. An vielen Hochschulen gebe es antiisraelische Demonstrationen, auf denen antisemitische Parolen skandiert würden. “Die Hochschulverwaltungen müssen wirksame Maßnahmen ergreifen, um antisemitische Vorfälle in jeglicher Form einzudämmen und Normalität jüdischer Zugehörigkeit und jüdischen Lebens auf dem Campus zu gewährleisten”, fordern die Unterzeichner.
Die massiven Ausschreitungen an Hochschulen in den USA müssten für Deutschland eine Mahnung und Warnung sein, sagte Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger der Rheinischen Post. Hetze gegen Jüdinnen und Juden und die Verherrlichung von Terror müsse konsequent bekämpft werden. Sie forderte die Hochschulleitungen auf, konsequent von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen. Auch eine Exmatrikulation müsse in besonders schweren Fällen möglich sein.
“Sobald die Regeln der respektvollen akademischen Debatte nicht eingehalten werden und der reguläre Hochschulbetrieb beeinträchtigt wird, üben die Hochschulen ihr Hausrecht aus und erstatten wo nötig Anzeige”, sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Walter Rosenthal, auf Anfrage von Table.Briefings. “Anders als manche öffentliche Politikeräußerung impliziert, handeln die Hochschulleitungen im Umgang mit Antisemitismus sehr konsequent”, betonte er. In der kommenden Woche werde man bei den Gremiensitzungen in der HRK auch über den Umgang mit Antisemitismus an Hochschulen und die jüngsten Proteste sprechen. “Wie unter anderem der Präsident des Zentralrats der Juden in dieser Woche ausdrücklich betont hat, befinden wir uns mit allen relevanten Akteuren in einem intensiven und konstruktiven Austausch.”
Bemühungen, ins Gespräch zu kommen, gab es auch an der HU Berlin. Präsidentin Julia von Blumenthal hatte den Protestierenden am Freitag angeboten, in nächster Zeit eine Diskussionsveranstaltung durchzuführen. Dabei sollten verschiedene Positionen und Perspektiven zu Wort kommen. Auf dieses Angebot seien die Protestierenden jedoch weder am Freitag noch nachträglich eingegangen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Ein Dialog sei nicht zustande gekommen. Mit dpa
7./8. Mai 2024, Radialsystem Berlin
Konferenz Arctic Circle Berlin Forum – “The Arctic at Crossroads – Science – Climate – Policy – Europe” Mehr
8. Mai 2024, 12:00 Uhr, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin
Mittagssalon Blühende Landschaften. Wie die Wissenschaft vereinigt wurde Mehr
13. Mai 2024, 13:00 Uhr, Online
Diskussion mit Jens Brandenburg Gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft – die Rolle des Bundes Mehr
13. Mai 2024, 19:00 Uhr, Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom AG, Französische Str. 33a-c, 10117 Berlin und Livestream
Preisverleihung Preisverleihung der Alexander von Humboldt-Professuren Mehr
14. Mai 2024, 19:30 Uhr, Online
acatech am Dienstag Dual Use Mehr
15./16. Mai 2024, Katholische Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
XVII. Hochschulsymposium der Schleyer-Stiftung in Kooperation mit Heinz Nixdorf Stiftung und TU München “Nachhaltigkeit in der Wissenschaft: Notwendigkeiten neuer Formen der Zusammenarbeit” Mehr
27./28. Mai 2024, Dresden/International Congress Center Conference
Konferenz “Building Bridges for a Net Zero Future” Mehr
28. Mai 2024, 18:00-20:00 Uhr, TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Hörsaal 0107 (EG) und online
Veranstaltungsreihe über Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb, u.a. von GEW und NGAWiss “Projektfinanzierung und/oder Wissenschaftsfreiheit?” Mehr
3. Juni 2024, 18:00-19:45 Uhr, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)
Dialogveranstaltung Europas Populisten im Aufwind: Ökonomische Ursachen und demokratische Herausforderungen Mehr
In einem offenen Brief wenden sich die Wissenschaftsakademien aller EU-Mitgliedstaaten an die Kandidatinnen und Kandidaten für die Europawahlen im Juni. Darin betonen sie, dass die internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung und der offene Austausch von Wissen, Forschenden und Studierenden das größte Kapital der EU sind. Um diesen Standortvorteil auch in Zukunft zu sichern, müssten folgende Voraussetzungen gewährleistet sein:
Darüber hinaus fordern die Akademien das Europäische Parlament auf, sich für einen vertrauensvollen Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaftsakteuren einzusetzen. mw
Taiwan hat die von der chinesischen Regierung finanzierten Konfuzius-Institute in die Liste der politischen, staatlichen und militärischen Einrichtungen Chinas aufgenommen, in denen taiwanische Staatsbürger nicht arbeiten dürfen. Das berichtete Taiwans Central News Agency (CNA) am Freitag unter Berufung auf Taiwans Rat für Festlandangelegenheiten (MAC). In Deutschland gibt es derzeit 19 Konfuzius-Institute.
Die Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Updates eines bestehenden Gesetzes aus dem Jahr 2004. Darin werden Arbeitsverbote bei chinesischen Organisationen aufgeführt, die die nationale Identität und Loyalität gefährden, mit Chinas Einheitsfront in Verbindung stehen, oder die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen.
Gemäß dem Gesetz können Personen, die für diese Organisationen arbeiten, mit einer Geldstrafe von 100.000 bis 500.000 Taiwan-Dollar (2.900-14.400 Euro) belegt werden. Regierungsbeamte und Personen in sicherheitsrelevanten Posten können mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. fpe
Für 36 Studienfächer in den Bereichen Naturwissenschaften und Medizin ist am vergangenen Donnerstag das CHE-Hochschulranking 2024/2025 veröffentlicht worden. Es umfasst Fakten zu Studium, Lehre und Forschung sowie Urteile von 120.000 Studierenden und ist auf einer interaktiven Karte des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) einsehbar und über das Portal “HeyStudium” des Medienpartners “Zeit”.
Die Befragung der Studierenden, die ihre Studiensituation auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen bewerten, zeigt: Die Zufriedenheit ist in den Naturwissenschaften und in der Medizin recht hoch. “74 Prozent bewerten ihre Studiensituation mit vier oder fünf Sternen”, sagt Sonja Berghoff, Leiterin des CHE Hochschulrankings auf Anfrage von Table.Briefings. Im Jahr 2023, als es um die Wirtschaftswissenschaften, Jura und Soziale Arbeit ging, lag der Wert bei 71 Prozent. Im Jahr 2022, als Ingenieurwissenschaften, Sprachen, Erziehungswissenschaften und Psychologie ausgewertet wurden, vergaben 68 Prozent der Studierenden vier oder mehr Sterne.
Das CHE verfolgt einen mehrdimensionalen Ranking-Ansatz, um die Möglichkeiten und Bedingungen für ein Studium wissenschaftsgerecht abzubilden. Dabei werden je untersuchtem Fach bis zu 34 Indikatoren gerankt. Darüber hinaus werden die subjektiven Einschätzungen der Studierenden und der Professorinnen und Professoren erfragt.
Die Daten werden in einem dreijährigen Turnus aktualisiert beziehungsweise erhoben. Im Rahmen des Rankings 2024/25 wurden Biochemie, Biologie, Chemie, Geografie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Medizin, Pflegewissenschaft, Pharmazie, Physik, Politikwissenschaft, Soziologie, Sozialwissenschaften, Sportwissenschaft, Zahnmedizin und sonstige Natur-, Gesundheits- oder Agrarwissenschaften untersucht. abg
Neuseeland möchte sich 2028 am Nachfolgeprogramm von Horizont Europa (FRP 10) beteiligen, erklärte Wissenschaftsministerin Judith Collins während ihrer Europareise in der vergangenen Woche. Sie arbeite daran, die Partnerschaften ihres Landes auf Staaten auszurichten, die die Rechte an geistigem Eigentum respektieren.
Neuseeland war im Dezember 2022 das erste Land außerhalb Europas, das ein Assoziierungsabkommen mit Horizont Europa schloss, nachdem die Europäische Kommission darauf gedrängt hatte, das Programm für weit entfernt gelegene, demokratische Länder zu öffnen. Seitdem haben auch Kanada und Südkorea Beitrittsabkommen unterzeichnet.
Dennoch gilt es nicht als sicher, dass diese Länder auch am 10. Forschungsrahmenprogramm teilnehmen werden, sobald dieses 2028 anläuft. Der Grad der Zusammenarbeit könnte ins Stocken geraten, geopolitische Strategien könnten sich ändern, oder die Budgets könnten knapp werden.
Doch laut Collins scheint Neuseelands Assoziation derzeit gut zu laufen. “Unsere Erfolgsquoten sind bisher gut”, sagt sie.
Im Oktober letzten Jahres gab das Land bekannt, dass es den Zuschlag für vier Ausschreibungen erhalten hatte. Dies übertraf die Erwartungen, warf jedoch Fragen darüber auf, wie das Land seine finanziellen Beitrag zu dem Programm kontrollieren könnte.
Dass Collins das Programm unterstützt, ist insofern bemerkenswert, als das Abkommen noch unter der vorherigen Labour-Regierung ausgehandelt wurde. Letztes Jahr forderte sie in der Opposition nach der Ankündigung des Abkommens weitere Einzelheiten dazu.
Ihre Begeisterung für das Programm lässt jedoch auf eine parteiübergreifende Unterstützung in Neuseeland schließen. Obwohl sie China nicht ausdrücklich erwähnte, sagte Collins, ihr Land müsse mehr mit Partnern zusammenarbeiten, die Urheberrechte und geistiges Eigentum respektieren.
“Das sind wichtige Themen für uns. Es ergibt keinen Sinn, dass wir Technologie oder Wissenschaft produzieren, die dann von einem anderen Land gestohlen wird”, sagte sie. Für kleine Länder wie Neuseeland sei es besonders schwer, ihre Bürger gegen den Diebstahl von geistigem Eigentum zu schützen, fügte Collins hinzu. David Matthews, Science Business
Im Umgang mit straffälligen Studierenden sollen die Hochschulen wieder mehr Optionen erhalten. Dabei sieht Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra die Exmatrikulation als letztes Mittel der Wahl. “Es ist wirklich ultima ratio und so wird es ja auch diskutiert”, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Das verschärfte Hochschulgesetz sehe weitere Bestrafungsmöglichkeiten vor, die im Hausrecht verankert werden sollen und im Gegensatz zur Exmatrikulation sofort greifen würden.
“Wenn sich Personen an einer Hochschule zum Beispiel antisemitisch oder rassistisch verhalten, kann zum Schutz vor Übergriffen und Diskriminierungen auch eine Rüge erteilt werden oder der Ausschluss von Lehrveranstaltungen erfolgen.” Ein weiteres Sanktionsmittel seien Hausverbote, die auch gegen Externe verhängt werden könnten. “Insofern ist das Hausrecht immer das erste Mittel der Wahl, um unmittelbar vor Gewalt zu schützen und auch den Hochschulraum und Debattenraum zu sichern.”
Um Menschen den Zugang zu einer Universität zu verwehren, gibt es in Berlin derzeit nur die Möglichkeit eines Hausverbots – das gilt allerdings nur für maximal drei Monate. Künftig sollen die Hochschulen Studenten nach schweren Straftaten wieder dauerhaft aus der Einrichtung verbannen können. Eine entsprechende Änderung des Hochschulgesetzes beschloss der schwarz-rote Senat Ende März.
Das Vorhaben ist eine Folge aus einem Angriff eines Kommilitonen auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität Anfang Februar. Es wird nun im Abgeordnetenhaus weiter beraten. Der Senatorin zufolge soll die Novelle noch in diesem Jahr verabschiedet werden.
Die Opposition sieht einiges daran kritisch. Die Landesastenkonferenz Berlin äußerte im Rahmen einer Sitzung des Berliner Wissenschaftsausschusses die Sorge, dass durch die Änderungen auch legitime studentische Protestaktionen zu Strafmaßnahmen führen könnten. Auch der Berliner Linkenpolitiker Tobias Schulze übte im April auf Anfrage von Table.Briefings Kritik: “Der Gesetzentwurf strotzt vor unklaren Rechtsbegriffen, Missbrauchspotenzial und nicht definierten Prozessen.” Die Ziele seien “vollkommen unklar”, gegen Antisemitismus helfe das Gesetz nicht. Für Schulze bietet “das Hausrecht und auch das allgemeine Strafrecht inklusive der gerichtlichen Annäherungsverbote genügend Handhabe, um Opfer zu schützen und den Hochschulbetrieb zu sichern”.
Der Senatorin zufolge soll die Exmatrikulation nur bei Gewalttaten greifen – und zwar nach einer Verurteilung des Betroffenen durch ein Gericht. Für Menschen allerdings, die wiederholt auf dem Campus gewalttätig werden, soll der Ausschluss auch ohne Verurteilung möglich sein, wie Czyborra erklärte. “Aber es müssen natürlich massive gewalttätige Übergriffe sein.”
Einen Studierenden allein wegen seiner politischen Einstellung zu exmatrikulieren, kommt für die Senatorin nicht infrage: “Politische Haltungen können uns noch so unangenehm sein, solange sie sich im Rahmen der Verfassung bewegen, kann man sie nicht und wollen wir sie auch nicht sanktionieren, auch nicht, wenn sie an der Hochschule stattfinden.” mw/dpa
Jung, dynamisch, ehrgeizig – das ist die neue Generation deutscher Tech-Start-ups, die mit kühnen Ideen und ambitionierten Visionen die Welt verändern wollen. Von Technologien zur Bekämpfung der Klimakrise bis zur Digitalisierung, von Quantencomputern zu neuen Krebstherapien – ihre Lösungsansätze bestechen durch bemerkenswerte Vielfalt und beeindruckendes Breakthrough-Potenzial. Unternehmen wie Biontech haben es vorgemacht, sind mit “Lichtgeschwindigkeit” zum globalen Impfstofflieferanten avanciert und haben dabei Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen revolutioniert. Doch hinter jeder Erfolgsgeschichte steckt eine andere, weniger erzählte Wahrheit: Ohne die nötige Finanzierung bleiben selbst die besten Ideen auf der Strecke.
Während deutsche Tüftler*innen in ihren Laboren Weltveränderndes erfinden, fehlt meist etwas genauso Entscheidendes – der Zugang zu Eigenkapital. Auch wenn Deutschland eine beeindruckende Geschichte in Wissenschaft und Forschung aufweist, zeigen alle Analysen, dass die Verfügbarkeit von Wagniskapital der entscheidende limitierende Faktor für Translation innovativer Technologie in erfolgreiche Industrieunternehmen ist. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland dramatisch hinterher.
Der Blick auf die USA zeigt die Diskrepanz am deutlichsten: Das von US-Pensionsfonds verwaltete Kapital von 35.000 Milliarden US-Dollar führt dazu, dass jährlich über zehnmal so viel Risikokapital pro Kopf investiert wird wie in Deutschland. Dies ermöglicht es wiederum den US-Startups, innerhalb weniger Jahre “Unicorns” zu werden – Unternehmen mit einem Wert von mindestens 1 Milliarde US-Dollar.
Allein in der deutschen Biotechnologiebranche klafft hingegen eine Finanzierungslücke von rund 5 Milliarden Euro – jedes Jahr! Dabei träumen die Deutschen weiterhin davon, wie in den Achtzigerjahren wieder zur “Apotheke der Welt” zu werden. Angesichts der fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten bleibt diese Vorstellung eine trügerische Hoffnung.
Doch warum zieren sich deutsche Kapitalgeber, in die Zukunft zu investieren? Liegt es an der historisch gewachsenen Risikoaversion, oder fehlt es schlicht an den passenden Anreizsystemen? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Viele potenzielle Investoren schrecken vor dem Risiko zurück, aber diejenigen, die bereit sind, das Wagnis einzugehen, stoßen schnell an regulatorische Grenzen. So entsteht ein Teufelskreis: Mangelndes Kapital bremst die Entwicklung junger Technologieunternehmen, die wiederum als Wachstumsmotoren und Jobmaschinen unserer Wirtschaft dienen könnten.
Die Situation verlangt nach einem kräftigen Schubs seitens der Bundesregierung. Dabei erwartet niemand, der Staat solle als Investor agieren. Im Gegenteil: Die treibende Kraft für erfolgreiches Unternehmertum ist seit jeher die individuelle, also private Initiative. Was in Deutschland fehlt, ist privates Eigenkapital. Davon gäbe es eigentlich genug: Die deutschen Privathaushalte haben ein Geldvermögen von mehr als 7.700 Milliarden Euro angehäuft. Das ist fast viermal so viel wie der gesamte Bundeshaushalt und nicht nur ein neuer Rekord, sondern um Größenordnungen mehr Geld, als über Jahrzehnte zur Finanzierung von Tech-Start-ups gebraucht würde.
Einen kleinen Teil dieses Vermögens zu mobilisieren, wäre die wirksamste Maßnahme, das Potenzial des Technologiestandorts Deutschland zu maximieren. Die Bundesregierung könnte dem Beispiel anderer Länder folgen und durch eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Einführung spezieller Anreizsysteme die Investitionsbereitschaft steigern.
Gut durchdachte Ansätze gibt es genug:
Die notwendigen Maßnahmen bedürfen der Unterstützung durch Schlüsselorganisationen in Deutschland. Neben dem Bundestag und entsprechenden Ministerien sind hier insbesondere auch die Deutsche Rentenversicherung und Organisationen wie der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) gefragt.
Eine Orientierung an Best Practices anderer Länder zeigt die Wirksamkeit solcher Maßnahmen. So haben Länder wie Israel und die USA durch Steueranreize und staatliche Co-Investitionsprogramme ein starkes Ökosystem für Start-ups geschaffen. In den USA etwa sorgt die großzügige steuerliche Behandlung langfristiger Kapitalgewinne für einen Anreiz, in risikoreichere Start-ups zu investieren.
Im globalen Kontext ist auch der Hinweis auf Chinas Strategie relevant, die durch staatlich geförderte Forschungskooperationen und massive Investitionen in den Hochtechnologiesektor internationale Wettbewerbsvorteile schafft. Deutschland könnte durch die Stärkung privater Investitionen in ähnlicher Weise profitieren, ohne dabei die staatliche Kontrolle zu erhöhen oder den Staat in eine aktive Investorenrolle zu drängen.
Um die deutschen Start-ups in der Hightech-Branche zu unterstützen, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der die Ressourcen privater und institutioneller Investoren mobilisiert und ein unterstützendes regulatorisches Umfeld schafft. Hierbei geht es nicht nur um die Stärkung der deutschen Wirtschaft, sondern auch um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Landes im internationalen Innovationswettlauf. Schließlich soll die junge Generation hoch motivierter und kompetenter Gründerinnen und Gründer nicht nur Visionen erarbeiten, sondern diese auch Realität werden lassen.
Matthias Kromayer hat an der Universität München und am King’s College London Molekularbiologie studiert. Er ist im Vorstand der MIG Capital AG in München und leitet den Life Sciences-Investmentbereich. Zuvor gründete er unter anderem die KMU-Unternehmensberatung tavia consulting.
Rolf-Detlef Treede wurde als Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) in seinem Amt bestätigt.
Tilo Wendler wurde mit Wirkung zum 1. Mai 2024 vom Berliner Senat zum neuen Kanzler der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) bestellt.
Anne-Kathrin Lange übernimmt die Referatsleitung “Politische Planung und Analyse” im BMBF.
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Bildung.Table. Bildungsallianz: Wer von der Schulreform in Baden-Württemberg profitiert – und wer nicht. Die Bildungsallianz mit der Opposition in Baden-Württemberg ist gescheitert. G9 und die verbindliche Grundschulempfehlung sollen trotzdem kommen. Aus wissenschaftlicher Sicht birgt die Schulreform allerdings eine Gefahr für die Bildungsgerechtigkeit. Mehr
China.Table. Raumfahrt: Was Chinas Mondmission von der dunklen Seite erwartet. Am Freitag startet erneut eine chinesische Mondsonde zum Erdtrabanten. Erstmals sollen Gesteinsproben von seiner “dunklen” Seite mitgebracht werden. Doch es geht noch um viel mehr – zukunftswichtige Ressourcen und politischen Einfluss. Mehr
China.Table. Warum chinesische Autobauer auf Wasserstoff setzen. Alle großen Automobilhersteller in China investieren erhebliche Ressourcen in die Wasserstoffmobilität. Wird es eine Erfolgsgeschichte, wie die E-Mobilität? Es ist eine technologische Wette mit unsicherem Ausgang, auch weil eine aufwändige Infrastruktur nötig wäre. Mehr
Als Dessert servieren wir Ihnen heute das Rezept für eine Pressemitteilung, die allen schmeckt. Die Zutaten: ein möglichst süßes Tier, ein ernster Hintergrund, was Exotisches – und irgendwas mit Ernährung. Dass so etwas gut ankommt, beweist die Pressemitteilung der Uni Ulm über die durch den Klimawandel bedingten Veränderungen des Darm-Mikrobioms von Erdmännchen in der Kalahari. Sie erfüllt alle diese Bedingungen – und wurde mit dem idw-Publikumspreis 2023 ausgezeichnet.
Die Meldung über die Erdmännchen wurde länderübergreifend mehr als 40 Mal in den Medien aufgenommen und auch von den Kolleginnen und Kollegen in den Pressestellen gewürdigt. Die Tierart ist aber auch besonders dankbar. Erdmännchen sind regelrechte Medien-Stars. Sie spielen nicht nur bei Kinofilmen wichtige Rollen, es ist ihnen gar eine ganze Krimi-Reihe gewidmet.
Der Befund der Studie ist allerdings weniger entzückend. Die untersuchten Tiere finden aufgrund der durch den Klimawandel zunehmenden Hitze weniger und abwechslungsärmere Nahrung, erkranken häufiger und sterben früher. Bisher jedoch werden Erdmännchen auf der Roten Liste der IUCN als “nicht gefährdet” eingestuft. Markus Weisskopf