die Debatte über eine Gefahr für die Demokratie durch die AfD hat auch die Wissenschafts-Community erreicht: Am Freitag stand in der Plenarsitzung des Bundestages der Antrag der CDU-Fraktion “Leistungen für Asylbewerber senken” auf der Tagesordnung. Die AfD-Abgeordnete Gerrit Huy erklärte, dass sie sich “freue, dass die CDU mal wieder eine langjährige Position der AfD teilt”. Drei Minuten lang forderte Huy in scharfen Worten die Ausweisung von Migranten aus Deutschland.
Es folgte eine spontane, aber deutliche Intervention von Kai Gehring, dem Vorsitzenden des Forschungsausschusses. Der Grünen-Politiker wies darauf hin, dass Huy an dem Geheimtreffen in Potsdam im vergangenen November teilgenommen hat, über das die Redaktion von Correctiv berichtet hatte. “Frau Huy ist eine bekennende Neofaschistin, die hier gerade im Deutschen Bundestag gesagt hat, sie droht weitere Verschärfungen an.” Gehring entgegnete Huy, die Recherchen von Correctiv seien freier, investigativer Journalismus, der im Grundgesetz stehe, “wo die Freiheit der Presse, die Freiheit der Medien, die Freiheit der Wissenschaft und die Freiheit des Rechtsstaats vermerkt ist”.
Wir wollten wissen, was ein Wahlsieg der AfD für das Wissenschaftssystem bedeuten würde, wer für die AfD in Sachsen, Brandenburg und Thüringen für Wissenschaft und Forschung spricht und was die Forschungsgemeinschaft dem entgegensetzen will.
Wir wünschen Ihnen eine nachdenkliche Lektüre,
Die Frage, was ein Wahlsieg der AfD in Sachsen, Thüringen oder Brandenburg speziell für den Bestand des freiheitlichen Grundrechts der Wissenschaft bedeuteten würde, wird drängender. Zum einen sind die Umfragewerte der Partei weiterhin hoch. Zum anderen hat die Correctiv-Redaktion enthüllt, welche Pläne die AfD verfolgt. Bei dem Treffen in Potsdam, an dem Neonazis wie Martin Sellner teilnahmen, aber auch Mitglieder der CDU und hochrangige Mitglieder der AfD, wurde diskutiert, wie Millionen von Menschen effektiv aus Deutschland gebracht werden könnten.
Vor dem Hintergrund dieser Radikalisierung bekommen auch die wissenschaftspolitischen Positionen und Aussagen der AfD eine ganz neue Dimension.
Sie seien überzeugte Demokraten, heißt es in der Präambel zum Grundsatzprogramm der AfD. Im Wahlprogramm der AfD finden sich dann Forderungen nach einer Elite-Bildung und mehr Disziplin. Der Bologna-Prozess wird abgelehnt, Gender-Forschung und Inklusion werden ausgeschlossen, Migranten für den Pisa-Schock verantwortlich gemacht.
Im Bereich Schule, Hochschule und Forschung wird gefordert:
Im September wird in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt. In allen drei Ländern liegt die AfD in Umfragen mit teils deutlichem Abstand vorn. Es wird nicht ausgeschlossen, dass sie in mindestens einem der Länder die Mehrheit der Parlamentssitze erhalten und einen Ministerpräsidenten oder eine Ministerpräsidentin stellen könnte. Die Partei wird vom Bundesverfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.
Die Bildungspolitik sei für Rechtspopulisten eine der zentralen Kampfarenen, um den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts zu verschieben, sagt Mark Rackles, früherer Staatssekretär für Bildung im Berliner Senat und Mitglied der KMK-Amtschefkonferenz. In seinem Kommentar für Table.Media nennt er beispielhaft die AfD-Reaktionen auf die schlechten deutschen Ergebnisse in den Pisa-Vergleichsstudien, die systematisch Bildungsdefizite mit Menschen ausländischer Herkunft verbinden: “Ohne Migrationswende keine Bildungswende” (MdB Höchst, AfD); Überlastung durch “Migrantenquote und die ungesteuerte Masseneinwanderung” (MdA Weiß, AfD); “falsche Asyl- und Migrationspolitik [schlägt] voll durch auf den Schulbereich” (MdL Dr. Wolf, AfD).
Auf die Bildungspolitik bezogen könne dies in institutioneller Hinsicht heißen: Ein einziges Bundesland unter AfD-Führung (oder einer von der AfD abhängigen Regierung) kann die KMK in der bestehenden Struktur bei einer konsequenten Obstruktionspolitik vollständig lahmlegen. Das Saarland als aktuelles Präsidentschaftsland sollte die anstehende KMK-Reform in 2024 nicht auf die Streichung von ein paar Gremien reduzieren, sondern ernsthaft die überfällige Abkehr vom Einstimmigkeitsprinzip in den Blick nehmen.
Nicht nur in der KMK, in vielen Gremien wird einstimmig entschieden. Auch die Forschungsförderung ist teils Ländersache, etwa bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wo die Länder 30 Prozent des Etats bestreiten.
In Sachsen hat das Landesamt für Verfassungsschutz die AfD im Dezember als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.
In Thüringen hat das Landesamt für Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.
Der Verfassungsschutz des Landes Brandenburg stuft die Junge Alternative Brandenburg (JA Brandenburg) als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein.
29. Januar 2024, ab 14 Uhr, Haus der Deutschen Wirtschaft, Breite Straße 29, 10178 Berlin-Mitte
Konferenz 8. Berliner Transferkonferenz der Hochschulallianz für den Mittelstand Mehr
26./27. Februar 2024, jeweils von 09.30 bis 13.00 Uhr, online
Online-Forum (€) CHE Online-Forum zu Folgen sinkender Erstsemesterzahlen Mehr
8. März 2024, 10:00 Uhr, Frankfurt am Main und online
Diskussion Wissenschaftsjahr Freiheit: Diskussion u.a. mit Bettina Stark-Watzinger, Alena Buyx und Antje Boetius Mehr
Der Bundesgeschäftsführer der FDP, Michael Zimmermann, ist in die Kommunikationsabteilung des BMBF gewechselt, wie Table.Media aus seinem Umfeld erfahren hat. Der Politikwissenschaftler wurde 2020 auf Vorschlag von Christian Lindner Manager der Bundes-FDP. Zuvor war er persönlicher Referent des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Otto im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, später Persönlicher Referent des Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle.
Zimmermann soll Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) unterstützen, heißt es. Erst am Donnerstag hatte der Haushaltsausschuss den Etat des BMBF für 2024 freigeben, dies aber mit deutlichen Auflagen belegt. So muss das Forschungsministerium alle drei Monate seine Sparpläne gegenüber dem Ausschuss berichten. Dies wird als Misstrauensvotum gegen die Ministerin gewertet. Kritik an ihrem Agieren kam zuletzt nicht mehr nur von der Opposition.
Pressesprecher des BMBF bleibt Nils Droste, Michael Zimmermann geht in die Leitungsabteilung und soll dort für die strategische Kommunikation zuständig sein. Er ist bereits seit 1. Januar in neuer Funktion im Ministerium. nik
Eine Diskussionsrunde mit Bettina-Stark-Watzinger, dem südafrikanischen Wissenschaftsminister Blade Nzimande und Novartis-CEO Vasant Narasimhan erörterte beim WEF Möglichkeiten, verloren gegangenes Vertrauen in Wissenschaft wiederaufzubauen. Moderator Richard W. Edelman warnte vor einem möglichen Teufelskreis. Bei geringer Akzeptanz von Wissenschaft und technischer Innovationen sei es schwierig, zu mehr Wachstum zurückzukommen. Dies gefährde wiederum das Vertrauen in das aktuelle Wirtschaftssystem.
Edelman berichtete zu Beginn der Runde von alarmierenden Ergebnissen des vergangene Woche erschienenen Edelman Trust Barometer. In diesem weltweiten Survey zeigte sich, dass viele Menschen von der Geschwindigkeit des technologischen Wandels überfordert sind. Sie wünschen sich mehr eigene Kontrolle. Aus ihrer Sicht wird Innovation schlecht gemanagt, insbesondere Regierungen seien dafür nicht kompetent genug. Von Wissenschaftlern wünschen sich die Befragten eine größere Rolle bei der Einführung neuer Technologien.
Stark-Watzinger hob die Bedeutung der Wissenschaft angesichts aktueller Herausforderungen wie dem Klimawandel hervor. Ein Vertrauensverlust sei daher “besorgniserregend”. In Bezug auf das aktuelle Wissenschaftsbarometer betonte sie die essenzielle Rolle der Bildung für das Vertrauen. Bei formal weniger gebildeten Personen zeigte sich hier ein deutlicher Rückgang. Zudem sei es wichtig, gute Kommunikation durch die Forschenden unterstützen. Dies geschehe derzeit in Deutschland durch die FactoryWisskomm.
Auf die Wirkung von Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, aber auch den lokalen Communities verwiesen Nzimande und Narasimhan. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Politisierung von Wissenschaft und wissenschaftlicher Themen sei es wichtig, breite Allianzen zu bilden. Auch für Deutschland zeigt sich im Trust Barometer ein großer Unterschied bei der Skepsis gegenüber Innovationen je nach politischer Einstellung. Von den politisch eher rechts orientierten Personen lehnen 47 Prozent den technischen Fortschritt eher ab, bei den eher politisch links tendierenden sind es nur 20 Prozent.
Unterschiedliche Einschätzungen zeigen sich darüber hinaus bei der Akzeptanz von konkreten Technologien. Technische Innovationen im Bereich nachhaltiger Energiegewinnung werden deutlich eher akzeptiert, als in der KI oder der Gentechnik in der Medizin. Ganz unten auf der Vertrauensskala: Entwicklungen von genetisch veränderten Lebensmitteln. Generell gilt aber auch: je höher die wahrgenommene Kontrolle über den Einsatz der Technologie im eigenen Umfeld, desto höher die Akzeptanz. mw
Es gab drei Ausschreibungsrunden im vergangenen Jahr. Ende vergangener Woche hat der Europäische Forschungsrat (ERC) die Gewinner der letzten Runde für die mit je 150.000 Euro dotierten Proof-of-Concept Grants 2023 bekannt gegeben. Nach Deutschland gingen dieses Mal weitere 21 dieser Grants, sodass hierzulande zusammen mit den im Mai und Juli vergangenen Jahres bekanntgegebenen Gewinnern 40 Forschungsprojekte ihr kommerzielles Potenzial überprüfen können.
Insgesamt wurden 102 Grants vergeben, das Volumen der Förderlinie beträgt 36 Millionen Euro. Die Ausschreibung richtete sich ausschließlich an Forschende, die bereits einen ERC Grant erhalten haben. Die Förderung soll helfen, die Lücke zwischen den Ergebnissen der Forschung und den frühen Phasen einer Vermarktung zu schließen. Das Programm für Proof of Concept Grants hat der ERC 2011 zusätzlich zu den vier zentralen Förderprogrammen (Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants) geschaffen.
Die vom ERC vergebenen Fördermittel stellen eine von drei Säulen der Forschungsförderung im Rahmen von Horizont Europa dar. Insgesamt wurden innerhalb des Forschungsrahmenprogramms im Jahr 2023 Mittel in Höhe von 12,2 Milliarden Euro vergeben.
Auch hier sieht die Bilanz aus deutscher Sicht gut aus, wie eine Analyse des Forschungsnews-Portals Science Business zeigt. Deutschland hat, wie auch schon im Jahr zuvor, etwa 16 Prozent der Horizont-Europa-Mittel ergattert und liegt damit klar vorne. Auf den Plätzen zwei und drei liegen Frankreich und Spanien mit etwa 11 Prozent.
Deutliche Einbußen verzeichnet Italien, das 2023 nur noch 7,8 Prozent erhielt (statt 9,5 Prozent 2022) und von den Niederlanden (9,6 Prozent 2023) überholt wurde. Den größten Zuwachs von 5,8 auf 7,2 Prozent verzeichnet Belgien, es liegt auf Platz sieben.
Gemessen an der Einwohnerzahl stehen die Niederlande und Belgien allerdings deutlich besser da als Deutschland. Pro Kopf betrachtet sind die Summen rund dreimal höher als die für Deutschland. Die Stärke der Benelux-Staaten zeigt sich auch im Ranking der Universitäten. Der Science-Business-Analyse zufolge wird es angeführt von der Universität Leuven, die im vergangenen Jahr 90 Millionen Euro aus dem Horizont-Europa-Programm erhielt. Unter den ersten fünf sind auch die Universitäten in Gent und Delft. Beste deutsche Einrichtung ist die TU München (60,3 Millionen Euro) auf Platz sechs. abg
35 Nobelpreisträger und mehr als 1.200 europäische Wissenschaftler haben in einem offenen Brief an die Mitglieder des Europäischen Parlaments appelliert, bei der in dieser Woche bevorstehenden Abstimmung im Umweltausschuss die Neuregulierung der Neuen Genomischen Techniken (NGT) zu unterstützen.
Die Unterzeichner fordern die EU-Parlamentarier auf, einem Vorschlag der EU-Kommission zu diesem Thema zuzustimmen. Dieser soll es ermöglichen, bestimmte gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel in der Europäischen Union künftig einfacher erforschen und ohne spezielle Kennzeichnung verkaufen zu können. Entsprechende Lockerungen hatte die Behörde Anfang Juli in Brüssel vorgeschlagen.
In dem Brief warnen die Wissenschaftler vor Ideologie und Dogmatismus. “Wir fordern Sie auf, sich mit der überwältigenden Mehrheit der Landwirte und echten Experten auseinanderzusetzen und nicht mit den reflexhaften Anti-Wissenschafts-Lobbyisten in der Brüsseler Blase”, heißt es in dem Schreiben. “Wir fordern Sie auf, die unbestreitbaren wissenschaftlichen Beweise für NGTs zu berücksichtigen und Entscheidungen zu treffen, die den Interessen der Europäischen Union und ihrer Bürger entsprechen.”
Der Vorschlag der EU-Kommission betrifft den Einsatz von Genomeditierungsmethoden. Die Unterzeichner des offenen Briefs argumentieren, Crispr-Cas9 habe in der Pflanzenzüchtung das Potenzial, den Einsatz von Pestiziden und Dünger in der Landwirtschaft drastisch zu reduzieren und gleichzeitig die Ernährungssicherheit durch das Schaffen klimaresistenter Pflanzensorten zu erhöhen.
Für den Fall, dass das Potenzial der NGT nicht ausgeschöpft wird, warnen sie vor erheblichen Folgekosten. Insgesamt könnte eine falsche Weichenstellung die europäische Wirtschaft jährlich 300 Milliarden Euro kosten. Dabei berufen sie sich auf eine Analyse des Breakthrough Institute und der Alliance for Science.
Das Plädoyer wurde unter anderem von den Crispr-Entdeckerinnen und Nobelpreisträgerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna unterzeichnet. Zu den Unterzeichnern gehören auch die deutsche Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard und die Pflanzenforscher Nicolaus von Wirén und Holger Puchta. Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger begrüßte das Statement auf Plattformen wie LinkedIn. In Wahrheit gebe es kein gutes Argument gegen die Zulassung der neuen Züchtungstechniken.
In Deutschland machen sich vor allem die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Leopoldina stark für eine wissenschaftsbasierte Regulierung neuer genomischer Techniken und hatten diese Haltung zuletzt in einem Ad-hoc-Statement im Oktober bekräftigt. Allerdings wird das Zeitfenster für eine finale Einigung vor der Europawahl im Juni immer enger. abg
Innovationsforscher des Fraunhofer ISI sehen den Aufbau eines europäischen Batterie-Ökosystems in Gefahr. In der Industrie drohe in diesem Bereich ein Mangel an Experten, schreiben sie in einer am heutigen Dienstag erscheinenden Publikation. “Das Thema Fachkräftemangel hat sich laut aktueller Studien zum größten Innovationshemmnis in Unternehmen entwickelt”, heißt es in der Analyse, die Table.Media vorab vorlag.
Die Analyse der Fraunhofer-Experten um Axel Thielmann zeigt: Die Zahl ausgebildeter Batterieforscher stieg von wenigen hundert vor dem Jahr 2010 auf mittlerweile schätzungsweise 30.000 bis 40.000 in Europa, davon rund 15.000 in Deutschland. Dieser enorme Zuwachs an akademisch ausgebildeten Fachleuten sei in den vergangenen fast 15 Jahren maßgeblich durch Forschungsförderprojekte der öffentlichen Hand ermöglicht worden.
Auch hinsichtlich der Produktionsfähigkeit der Industrie und der Nachfrage nach Fachkräften ist die Situation in Deutschland entscheidend für Europa. Mit entsprechend großem Gewicht beeinflusst Deutschland damit also auch die Wettbewerbsfähigkeit eines entstehenden Batterie-Ökosystems in Europa.
Ein Bedarf an ausgebildeten Experten existiere vor allem im Bereich der FuE bei Unternehmen entlang der Batteriewertschöpfungskette, aber auch in der Produktion, schreiben die Autoren. In Summe erfordere etwa einer von zehn Jobs in der Batteriebranche einschlägige Batterieerfahrung. Nach den Berechnungen der Fraunhofer-Experten werden bereits heute in Deutschland rund 30.000 bis 40.000 Fachkräfte benötigt und im Jahr 2030 könnten es bei gleichbleibender Entwicklung ungefähr 80.000 sein.
Auf Basis des heutigen Niveaus vergleichbarer, intensiver FuE-Aktivitäten und damit einhergehender Ausbildung von Wissenschaftlern würden damit bis 2030 der Fachkräftemangel immer größer werden und nur die Hälfte der benötigten Stellen ließe sich besetzen.
Die Autoren schließen daraus, dass Forschungs- und Entwicklungsförderprogramme “nicht nur beibehalten, sondern sogar weiter ausgebaut werden sollten”, wie dies auch in anderen Ländern geschehe. Die FuE-Ausgaben in der Batterietechnologieentwicklung in Deutschland liegen derzeit bei schätzungsweise 500 bis 600 Millionen Euro jährlich. 20 Prozent bis aktuell eher 30 Prozent kommen vom BMBF, rund 17 Prozent von der DFG und ungefähr 10 Prozent über EU-Forschungsprojekte, der Rest von anderen Förderern. Eine Kürzung der BMBF-Mittel im derzeit vorgesehenen Rahmen von mehr als 50 Prozent ist also durchaus relevant.
In Zukunft müsse aber auch die Industrie ihren Beitrag leisten. Heute bedürfe es noch großer Unterstützung bei der FuE oder dem Transfer zu kommerzialisierungsnahen Technologien. Mittelfristig sei die Fokussierung von öffentlicher geförderter FuE auf Technologien im niedrigeren Technology Readiness Level-Bereich denkbar. mw
Wenn man sich mit Max Voegler über seine Arbeit unterhält, dann verbreitet sich schnell eine positive Grundstimmung. Das mag damit zu tun haben, dass der 52-jährige Historiker, der für den wissenschaftlichen Informationsdienstleister Elsevier strategische Netzwerke gestaltet, schlichtweg liebt, was er tut. Sein Verhältnis zur Wissenschaft beschreibt Voegler, der als Vice President for Global Strategic Networks für Elsevier die DACH-Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz) betreut, nämlich folgendermaßen: “Ich liebe das Wissenschaftssystem mit seiner ungeheuren Vielfalt an Disziplinen und Forschungsthemen.”
Was unterscheidet Voegler von anderen Wissenschaftsmanagern? Mehr als 20 Jahre USA-Erfahrung hat der Historiker auf seinem Lebenskonto. Als eine Art “Hybrid-Modell” bezeichnet er sich selbst mit einem Augenzwinkern: “Ich fühle mich inzwischen genauso deutsch wie amerikanisch.” Schon als Kind lebte Voegler einige Jahre lang in den USA, seine Doktorarbeit in europäischer Geschichte schrieb er an der Columbia University in New York. Auch Voeglers Berufsweg führte ihn nach Nordamerika: Nach seiner Promotion arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projektmanagement an der Humboldt-Universität Berlin. Danach wechselte er die Seiten und ging zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), wo er zuletzt Leiter des DFG-Büros in Nordamerika war. Diese Tätigkeit hat ihn perfekt auf das vorbereitet, womit er sich heute bei Elsevier beschäftigt: strategische Netzwerke.
Denn in seinem Arbeitsalltag geht es für den Wissenschaftsmanager heute vor allem um eines: Kommunikation. “Gespräche, Gespräche, Gespräche”, so könne man seine Arbeitswoche schlaglichtartig zusammenfassen, sagt er. “Ich arbeite wie ein Radar. Dieses Radar sendet und empfängt zwischen Elsevier auf der einen Seite und dem Wissenschaftssystem auf der anderen Seite.” Jemand, der wie Voegler in wissenschaftlichen Kooperationssystemen mit externen Partnern tätig ist, der muss sich einbringen können, offen sein, zuhören und zur Empathie fähig sein. “Zu meinem Arbeitsalltag gehört es auch, dass ich zu spannenden Veranstaltungen gehe und mich dort mit interessanten Teilnehmern unterhalte.” Aber auch intern spreche er sehr viel mit Kollegen, um zu verstehen, was gerade passiert, sagt der Historiker.
Aktuell gibt es zwei große Themenblöcke, die den Wissenschaftsmanager bei seiner Arbeit beschäftigen: die Frage danach, was Exzellenz in der Forschung bedeutet, sowie die Art und Weise, wie Künstliche Intelligenz in der Wissenschaftspraxis herangezogen wird. “Darüber spreche ich mit Wissenschaftlern, Hochschulleitungen und Verlagsvertretern, um zu erfahren, was sie darüber denken”, erzählt Voegler im Gespräch. Grundsätzlich versucht der Netzwerk-Experte aber vor allem eines: verschiedene Welten miteinander zu verbinden.
Ein aktuelles Beispiel: eine neue Initiative des Stifterverbandes, bei der es um Wissenschaftskommunikation in der forschenden Industrie geht. “Zwei Drittel der Forschungsleistung in Deutschland passiert innerhalb der Wirtschaft. Das ist vielen Wissenschaftlern gar nicht so klar”, sagt Voegler. Deshalb wolle Elsevier, so der Wissenschaftsmanager, im Rahmen solcher neuen Initiativen einiges beitragen – zu dem, was die Wissenschaft macht, und zu dem, was die Wirtschaft macht. Das bedeutet für Voegler auch: “Wir müssen als Wissenschaftler lernen, die Bedürfnisse unserer Partner sensibel wahrzunehmen und entsprechend nuanciert und zielorientiert zu kommunizieren.” Gabriele Voßkühler
Veronika Grimm tritt am 1. März 2024 die Professur für Energiesysteme und Marktdesign an der Technischen Universität Nürnberg (UTN) an. Sie hat zurzeit den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftstheorie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) inne. Seit 2020 ist Grimm als sogenannte Wirtschaftsweise Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Andrea Kienle ist in den Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) berufen worden. Die Informatikerin leitet seit November 2023 die Abteilung Forschung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen.
Ralf Kiesslich ist neuer Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. Er hat die Position zum 1. Januar von Norbert Pfeiffer übernommen, der insgesamt 14 Jahre an der Spitze der Universitätsmedizin Mainz stand. Kiesslich wechselt von den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken (HSK), wo er zuletzt Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Helios Kliniken Wiesbaden-Taunus war.
Klaus Kümmerer ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der Umweltchemiker von der Leuphana Universität Lüneburg hat die Entwicklung einer grünen und nachhaltigen Chemie mit geprägt.
Hans-Christian Pape, ehemaliger Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Beate Sieger-Hanus hat das Amt als Rektorin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart übernommen. Sie war an der DHBW bisher Dekanin der Fakultät Wirtschaft und Gesundheit und folgt auf Joachim Weber, der in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Berlin.Table. Gesundheitsökonom Reinhard Busse zur Krankenhausreform: “Die meisten Länder wollen einfach mehr Geld”. Der Berliner Gesundheitsökonom Reinhard Busse gehört der Regierungskommission an, die für Karl Lauterbach die Krankenhausreform vorgedacht hat. Die Länder hätten die Reform verwässert, kritisiert Busse im Interview. Ob die Reform überhaupt noch zu retten sei, sei schwer zu sagen. Mehr
China.Table. Chinas alarmierend niedrige Geburtenrate überschattet zweifelhafte Konjunkturdaten. Chinas Statistikbehörde hat neben fragwürdigen Konjunkturdaten auch beunruhigende Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung veröffentlicht. Demnach hat sich der Rückgang der Geburtenrate seit dem vergangenen Jahr weiter beschleunigt. Nach Angaben des Statistikamtes lebten Ende Dezember rund 1,409 Milliarden Menschen in der Volksrepublik, 2,08 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Mehr
China.Table. Immer mehr Krebstote: China reagiert mit noch mehr Forschung. In China steigt die Zahl der Krebserkrankungen im Vergleich zum Westen überproportional. Dieser negative Trend stieß in China eine schnellere Entwicklung neuer Medikamente und Diagnoseverfahren an. Davon profitiert auch der Rest der Welt. Mehr
Agrifood.Table. Kommission startet strategischen Dialog Landwirtschaft. Die Kommission startet einen strategischen Dialog zur Landwirtschaft. Der Expertenkreis soll von Peter Strohschneider geleitet werden, der bereits auf nationaler Ebene die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) geführt hat. Im Spätsommer werden Ergebnisse erwartet. Mehr
die Debatte über eine Gefahr für die Demokratie durch die AfD hat auch die Wissenschafts-Community erreicht: Am Freitag stand in der Plenarsitzung des Bundestages der Antrag der CDU-Fraktion “Leistungen für Asylbewerber senken” auf der Tagesordnung. Die AfD-Abgeordnete Gerrit Huy erklärte, dass sie sich “freue, dass die CDU mal wieder eine langjährige Position der AfD teilt”. Drei Minuten lang forderte Huy in scharfen Worten die Ausweisung von Migranten aus Deutschland.
Es folgte eine spontane, aber deutliche Intervention von Kai Gehring, dem Vorsitzenden des Forschungsausschusses. Der Grünen-Politiker wies darauf hin, dass Huy an dem Geheimtreffen in Potsdam im vergangenen November teilgenommen hat, über das die Redaktion von Correctiv berichtet hatte. “Frau Huy ist eine bekennende Neofaschistin, die hier gerade im Deutschen Bundestag gesagt hat, sie droht weitere Verschärfungen an.” Gehring entgegnete Huy, die Recherchen von Correctiv seien freier, investigativer Journalismus, der im Grundgesetz stehe, “wo die Freiheit der Presse, die Freiheit der Medien, die Freiheit der Wissenschaft und die Freiheit des Rechtsstaats vermerkt ist”.
Wir wollten wissen, was ein Wahlsieg der AfD für das Wissenschaftssystem bedeuten würde, wer für die AfD in Sachsen, Brandenburg und Thüringen für Wissenschaft und Forschung spricht und was die Forschungsgemeinschaft dem entgegensetzen will.
Wir wünschen Ihnen eine nachdenkliche Lektüre,
Die Frage, was ein Wahlsieg der AfD in Sachsen, Thüringen oder Brandenburg speziell für den Bestand des freiheitlichen Grundrechts der Wissenschaft bedeuteten würde, wird drängender. Zum einen sind die Umfragewerte der Partei weiterhin hoch. Zum anderen hat die Correctiv-Redaktion enthüllt, welche Pläne die AfD verfolgt. Bei dem Treffen in Potsdam, an dem Neonazis wie Martin Sellner teilnahmen, aber auch Mitglieder der CDU und hochrangige Mitglieder der AfD, wurde diskutiert, wie Millionen von Menschen effektiv aus Deutschland gebracht werden könnten.
Vor dem Hintergrund dieser Radikalisierung bekommen auch die wissenschaftspolitischen Positionen und Aussagen der AfD eine ganz neue Dimension.
Sie seien überzeugte Demokraten, heißt es in der Präambel zum Grundsatzprogramm der AfD. Im Wahlprogramm der AfD finden sich dann Forderungen nach einer Elite-Bildung und mehr Disziplin. Der Bologna-Prozess wird abgelehnt, Gender-Forschung und Inklusion werden ausgeschlossen, Migranten für den Pisa-Schock verantwortlich gemacht.
Im Bereich Schule, Hochschule und Forschung wird gefordert:
Im September wird in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt. In allen drei Ländern liegt die AfD in Umfragen mit teils deutlichem Abstand vorn. Es wird nicht ausgeschlossen, dass sie in mindestens einem der Länder die Mehrheit der Parlamentssitze erhalten und einen Ministerpräsidenten oder eine Ministerpräsidentin stellen könnte. Die Partei wird vom Bundesverfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.
Die Bildungspolitik sei für Rechtspopulisten eine der zentralen Kampfarenen, um den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts zu verschieben, sagt Mark Rackles, früherer Staatssekretär für Bildung im Berliner Senat und Mitglied der KMK-Amtschefkonferenz. In seinem Kommentar für Table.Media nennt er beispielhaft die AfD-Reaktionen auf die schlechten deutschen Ergebnisse in den Pisa-Vergleichsstudien, die systematisch Bildungsdefizite mit Menschen ausländischer Herkunft verbinden: “Ohne Migrationswende keine Bildungswende” (MdB Höchst, AfD); Überlastung durch “Migrantenquote und die ungesteuerte Masseneinwanderung” (MdA Weiß, AfD); “falsche Asyl- und Migrationspolitik [schlägt] voll durch auf den Schulbereich” (MdL Dr. Wolf, AfD).
Auf die Bildungspolitik bezogen könne dies in institutioneller Hinsicht heißen: Ein einziges Bundesland unter AfD-Führung (oder einer von der AfD abhängigen Regierung) kann die KMK in der bestehenden Struktur bei einer konsequenten Obstruktionspolitik vollständig lahmlegen. Das Saarland als aktuelles Präsidentschaftsland sollte die anstehende KMK-Reform in 2024 nicht auf die Streichung von ein paar Gremien reduzieren, sondern ernsthaft die überfällige Abkehr vom Einstimmigkeitsprinzip in den Blick nehmen.
Nicht nur in der KMK, in vielen Gremien wird einstimmig entschieden. Auch die Forschungsförderung ist teils Ländersache, etwa bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wo die Länder 30 Prozent des Etats bestreiten.
In Sachsen hat das Landesamt für Verfassungsschutz die AfD im Dezember als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.
In Thüringen hat das Landesamt für Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.
Der Verfassungsschutz des Landes Brandenburg stuft die Junge Alternative Brandenburg (JA Brandenburg) als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein.
29. Januar 2024, ab 14 Uhr, Haus der Deutschen Wirtschaft, Breite Straße 29, 10178 Berlin-Mitte
Konferenz 8. Berliner Transferkonferenz der Hochschulallianz für den Mittelstand Mehr
26./27. Februar 2024, jeweils von 09.30 bis 13.00 Uhr, online
Online-Forum (€) CHE Online-Forum zu Folgen sinkender Erstsemesterzahlen Mehr
8. März 2024, 10:00 Uhr, Frankfurt am Main und online
Diskussion Wissenschaftsjahr Freiheit: Diskussion u.a. mit Bettina Stark-Watzinger, Alena Buyx und Antje Boetius Mehr
Der Bundesgeschäftsführer der FDP, Michael Zimmermann, ist in die Kommunikationsabteilung des BMBF gewechselt, wie Table.Media aus seinem Umfeld erfahren hat. Der Politikwissenschaftler wurde 2020 auf Vorschlag von Christian Lindner Manager der Bundes-FDP. Zuvor war er persönlicher Referent des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Otto im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, später Persönlicher Referent des Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle.
Zimmermann soll Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) unterstützen, heißt es. Erst am Donnerstag hatte der Haushaltsausschuss den Etat des BMBF für 2024 freigeben, dies aber mit deutlichen Auflagen belegt. So muss das Forschungsministerium alle drei Monate seine Sparpläne gegenüber dem Ausschuss berichten. Dies wird als Misstrauensvotum gegen die Ministerin gewertet. Kritik an ihrem Agieren kam zuletzt nicht mehr nur von der Opposition.
Pressesprecher des BMBF bleibt Nils Droste, Michael Zimmermann geht in die Leitungsabteilung und soll dort für die strategische Kommunikation zuständig sein. Er ist bereits seit 1. Januar in neuer Funktion im Ministerium. nik
Eine Diskussionsrunde mit Bettina-Stark-Watzinger, dem südafrikanischen Wissenschaftsminister Blade Nzimande und Novartis-CEO Vasant Narasimhan erörterte beim WEF Möglichkeiten, verloren gegangenes Vertrauen in Wissenschaft wiederaufzubauen. Moderator Richard W. Edelman warnte vor einem möglichen Teufelskreis. Bei geringer Akzeptanz von Wissenschaft und technischer Innovationen sei es schwierig, zu mehr Wachstum zurückzukommen. Dies gefährde wiederum das Vertrauen in das aktuelle Wirtschaftssystem.
Edelman berichtete zu Beginn der Runde von alarmierenden Ergebnissen des vergangene Woche erschienenen Edelman Trust Barometer. In diesem weltweiten Survey zeigte sich, dass viele Menschen von der Geschwindigkeit des technologischen Wandels überfordert sind. Sie wünschen sich mehr eigene Kontrolle. Aus ihrer Sicht wird Innovation schlecht gemanagt, insbesondere Regierungen seien dafür nicht kompetent genug. Von Wissenschaftlern wünschen sich die Befragten eine größere Rolle bei der Einführung neuer Technologien.
Stark-Watzinger hob die Bedeutung der Wissenschaft angesichts aktueller Herausforderungen wie dem Klimawandel hervor. Ein Vertrauensverlust sei daher “besorgniserregend”. In Bezug auf das aktuelle Wissenschaftsbarometer betonte sie die essenzielle Rolle der Bildung für das Vertrauen. Bei formal weniger gebildeten Personen zeigte sich hier ein deutlicher Rückgang. Zudem sei es wichtig, gute Kommunikation durch die Forschenden unterstützen. Dies geschehe derzeit in Deutschland durch die FactoryWisskomm.
Auf die Wirkung von Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, aber auch den lokalen Communities verwiesen Nzimande und Narasimhan. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Politisierung von Wissenschaft und wissenschaftlicher Themen sei es wichtig, breite Allianzen zu bilden. Auch für Deutschland zeigt sich im Trust Barometer ein großer Unterschied bei der Skepsis gegenüber Innovationen je nach politischer Einstellung. Von den politisch eher rechts orientierten Personen lehnen 47 Prozent den technischen Fortschritt eher ab, bei den eher politisch links tendierenden sind es nur 20 Prozent.
Unterschiedliche Einschätzungen zeigen sich darüber hinaus bei der Akzeptanz von konkreten Technologien. Technische Innovationen im Bereich nachhaltiger Energiegewinnung werden deutlich eher akzeptiert, als in der KI oder der Gentechnik in der Medizin. Ganz unten auf der Vertrauensskala: Entwicklungen von genetisch veränderten Lebensmitteln. Generell gilt aber auch: je höher die wahrgenommene Kontrolle über den Einsatz der Technologie im eigenen Umfeld, desto höher die Akzeptanz. mw
Es gab drei Ausschreibungsrunden im vergangenen Jahr. Ende vergangener Woche hat der Europäische Forschungsrat (ERC) die Gewinner der letzten Runde für die mit je 150.000 Euro dotierten Proof-of-Concept Grants 2023 bekannt gegeben. Nach Deutschland gingen dieses Mal weitere 21 dieser Grants, sodass hierzulande zusammen mit den im Mai und Juli vergangenen Jahres bekanntgegebenen Gewinnern 40 Forschungsprojekte ihr kommerzielles Potenzial überprüfen können.
Insgesamt wurden 102 Grants vergeben, das Volumen der Förderlinie beträgt 36 Millionen Euro. Die Ausschreibung richtete sich ausschließlich an Forschende, die bereits einen ERC Grant erhalten haben. Die Förderung soll helfen, die Lücke zwischen den Ergebnissen der Forschung und den frühen Phasen einer Vermarktung zu schließen. Das Programm für Proof of Concept Grants hat der ERC 2011 zusätzlich zu den vier zentralen Förderprogrammen (Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants) geschaffen.
Die vom ERC vergebenen Fördermittel stellen eine von drei Säulen der Forschungsförderung im Rahmen von Horizont Europa dar. Insgesamt wurden innerhalb des Forschungsrahmenprogramms im Jahr 2023 Mittel in Höhe von 12,2 Milliarden Euro vergeben.
Auch hier sieht die Bilanz aus deutscher Sicht gut aus, wie eine Analyse des Forschungsnews-Portals Science Business zeigt. Deutschland hat, wie auch schon im Jahr zuvor, etwa 16 Prozent der Horizont-Europa-Mittel ergattert und liegt damit klar vorne. Auf den Plätzen zwei und drei liegen Frankreich und Spanien mit etwa 11 Prozent.
Deutliche Einbußen verzeichnet Italien, das 2023 nur noch 7,8 Prozent erhielt (statt 9,5 Prozent 2022) und von den Niederlanden (9,6 Prozent 2023) überholt wurde. Den größten Zuwachs von 5,8 auf 7,2 Prozent verzeichnet Belgien, es liegt auf Platz sieben.
Gemessen an der Einwohnerzahl stehen die Niederlande und Belgien allerdings deutlich besser da als Deutschland. Pro Kopf betrachtet sind die Summen rund dreimal höher als die für Deutschland. Die Stärke der Benelux-Staaten zeigt sich auch im Ranking der Universitäten. Der Science-Business-Analyse zufolge wird es angeführt von der Universität Leuven, die im vergangenen Jahr 90 Millionen Euro aus dem Horizont-Europa-Programm erhielt. Unter den ersten fünf sind auch die Universitäten in Gent und Delft. Beste deutsche Einrichtung ist die TU München (60,3 Millionen Euro) auf Platz sechs. abg
35 Nobelpreisträger und mehr als 1.200 europäische Wissenschaftler haben in einem offenen Brief an die Mitglieder des Europäischen Parlaments appelliert, bei der in dieser Woche bevorstehenden Abstimmung im Umweltausschuss die Neuregulierung der Neuen Genomischen Techniken (NGT) zu unterstützen.
Die Unterzeichner fordern die EU-Parlamentarier auf, einem Vorschlag der EU-Kommission zu diesem Thema zuzustimmen. Dieser soll es ermöglichen, bestimmte gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel in der Europäischen Union künftig einfacher erforschen und ohne spezielle Kennzeichnung verkaufen zu können. Entsprechende Lockerungen hatte die Behörde Anfang Juli in Brüssel vorgeschlagen.
In dem Brief warnen die Wissenschaftler vor Ideologie und Dogmatismus. “Wir fordern Sie auf, sich mit der überwältigenden Mehrheit der Landwirte und echten Experten auseinanderzusetzen und nicht mit den reflexhaften Anti-Wissenschafts-Lobbyisten in der Brüsseler Blase”, heißt es in dem Schreiben. “Wir fordern Sie auf, die unbestreitbaren wissenschaftlichen Beweise für NGTs zu berücksichtigen und Entscheidungen zu treffen, die den Interessen der Europäischen Union und ihrer Bürger entsprechen.”
Der Vorschlag der EU-Kommission betrifft den Einsatz von Genomeditierungsmethoden. Die Unterzeichner des offenen Briefs argumentieren, Crispr-Cas9 habe in der Pflanzenzüchtung das Potenzial, den Einsatz von Pestiziden und Dünger in der Landwirtschaft drastisch zu reduzieren und gleichzeitig die Ernährungssicherheit durch das Schaffen klimaresistenter Pflanzensorten zu erhöhen.
Für den Fall, dass das Potenzial der NGT nicht ausgeschöpft wird, warnen sie vor erheblichen Folgekosten. Insgesamt könnte eine falsche Weichenstellung die europäische Wirtschaft jährlich 300 Milliarden Euro kosten. Dabei berufen sie sich auf eine Analyse des Breakthrough Institute und der Alliance for Science.
Das Plädoyer wurde unter anderem von den Crispr-Entdeckerinnen und Nobelpreisträgerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna unterzeichnet. Zu den Unterzeichnern gehören auch die deutsche Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard und die Pflanzenforscher Nicolaus von Wirén und Holger Puchta. Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger begrüßte das Statement auf Plattformen wie LinkedIn. In Wahrheit gebe es kein gutes Argument gegen die Zulassung der neuen Züchtungstechniken.
In Deutschland machen sich vor allem die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Leopoldina stark für eine wissenschaftsbasierte Regulierung neuer genomischer Techniken und hatten diese Haltung zuletzt in einem Ad-hoc-Statement im Oktober bekräftigt. Allerdings wird das Zeitfenster für eine finale Einigung vor der Europawahl im Juni immer enger. abg
Innovationsforscher des Fraunhofer ISI sehen den Aufbau eines europäischen Batterie-Ökosystems in Gefahr. In der Industrie drohe in diesem Bereich ein Mangel an Experten, schreiben sie in einer am heutigen Dienstag erscheinenden Publikation. “Das Thema Fachkräftemangel hat sich laut aktueller Studien zum größten Innovationshemmnis in Unternehmen entwickelt”, heißt es in der Analyse, die Table.Media vorab vorlag.
Die Analyse der Fraunhofer-Experten um Axel Thielmann zeigt: Die Zahl ausgebildeter Batterieforscher stieg von wenigen hundert vor dem Jahr 2010 auf mittlerweile schätzungsweise 30.000 bis 40.000 in Europa, davon rund 15.000 in Deutschland. Dieser enorme Zuwachs an akademisch ausgebildeten Fachleuten sei in den vergangenen fast 15 Jahren maßgeblich durch Forschungsförderprojekte der öffentlichen Hand ermöglicht worden.
Auch hinsichtlich der Produktionsfähigkeit der Industrie und der Nachfrage nach Fachkräften ist die Situation in Deutschland entscheidend für Europa. Mit entsprechend großem Gewicht beeinflusst Deutschland damit also auch die Wettbewerbsfähigkeit eines entstehenden Batterie-Ökosystems in Europa.
Ein Bedarf an ausgebildeten Experten existiere vor allem im Bereich der FuE bei Unternehmen entlang der Batteriewertschöpfungskette, aber auch in der Produktion, schreiben die Autoren. In Summe erfordere etwa einer von zehn Jobs in der Batteriebranche einschlägige Batterieerfahrung. Nach den Berechnungen der Fraunhofer-Experten werden bereits heute in Deutschland rund 30.000 bis 40.000 Fachkräfte benötigt und im Jahr 2030 könnten es bei gleichbleibender Entwicklung ungefähr 80.000 sein.
Auf Basis des heutigen Niveaus vergleichbarer, intensiver FuE-Aktivitäten und damit einhergehender Ausbildung von Wissenschaftlern würden damit bis 2030 der Fachkräftemangel immer größer werden und nur die Hälfte der benötigten Stellen ließe sich besetzen.
Die Autoren schließen daraus, dass Forschungs- und Entwicklungsförderprogramme “nicht nur beibehalten, sondern sogar weiter ausgebaut werden sollten”, wie dies auch in anderen Ländern geschehe. Die FuE-Ausgaben in der Batterietechnologieentwicklung in Deutschland liegen derzeit bei schätzungsweise 500 bis 600 Millionen Euro jährlich. 20 Prozent bis aktuell eher 30 Prozent kommen vom BMBF, rund 17 Prozent von der DFG und ungefähr 10 Prozent über EU-Forschungsprojekte, der Rest von anderen Förderern. Eine Kürzung der BMBF-Mittel im derzeit vorgesehenen Rahmen von mehr als 50 Prozent ist also durchaus relevant.
In Zukunft müsse aber auch die Industrie ihren Beitrag leisten. Heute bedürfe es noch großer Unterstützung bei der FuE oder dem Transfer zu kommerzialisierungsnahen Technologien. Mittelfristig sei die Fokussierung von öffentlicher geförderter FuE auf Technologien im niedrigeren Technology Readiness Level-Bereich denkbar. mw
Wenn man sich mit Max Voegler über seine Arbeit unterhält, dann verbreitet sich schnell eine positive Grundstimmung. Das mag damit zu tun haben, dass der 52-jährige Historiker, der für den wissenschaftlichen Informationsdienstleister Elsevier strategische Netzwerke gestaltet, schlichtweg liebt, was er tut. Sein Verhältnis zur Wissenschaft beschreibt Voegler, der als Vice President for Global Strategic Networks für Elsevier die DACH-Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz) betreut, nämlich folgendermaßen: “Ich liebe das Wissenschaftssystem mit seiner ungeheuren Vielfalt an Disziplinen und Forschungsthemen.”
Was unterscheidet Voegler von anderen Wissenschaftsmanagern? Mehr als 20 Jahre USA-Erfahrung hat der Historiker auf seinem Lebenskonto. Als eine Art “Hybrid-Modell” bezeichnet er sich selbst mit einem Augenzwinkern: “Ich fühle mich inzwischen genauso deutsch wie amerikanisch.” Schon als Kind lebte Voegler einige Jahre lang in den USA, seine Doktorarbeit in europäischer Geschichte schrieb er an der Columbia University in New York. Auch Voeglers Berufsweg führte ihn nach Nordamerika: Nach seiner Promotion arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projektmanagement an der Humboldt-Universität Berlin. Danach wechselte er die Seiten und ging zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), wo er zuletzt Leiter des DFG-Büros in Nordamerika war. Diese Tätigkeit hat ihn perfekt auf das vorbereitet, womit er sich heute bei Elsevier beschäftigt: strategische Netzwerke.
Denn in seinem Arbeitsalltag geht es für den Wissenschaftsmanager heute vor allem um eines: Kommunikation. “Gespräche, Gespräche, Gespräche”, so könne man seine Arbeitswoche schlaglichtartig zusammenfassen, sagt er. “Ich arbeite wie ein Radar. Dieses Radar sendet und empfängt zwischen Elsevier auf der einen Seite und dem Wissenschaftssystem auf der anderen Seite.” Jemand, der wie Voegler in wissenschaftlichen Kooperationssystemen mit externen Partnern tätig ist, der muss sich einbringen können, offen sein, zuhören und zur Empathie fähig sein. “Zu meinem Arbeitsalltag gehört es auch, dass ich zu spannenden Veranstaltungen gehe und mich dort mit interessanten Teilnehmern unterhalte.” Aber auch intern spreche er sehr viel mit Kollegen, um zu verstehen, was gerade passiert, sagt der Historiker.
Aktuell gibt es zwei große Themenblöcke, die den Wissenschaftsmanager bei seiner Arbeit beschäftigen: die Frage danach, was Exzellenz in der Forschung bedeutet, sowie die Art und Weise, wie Künstliche Intelligenz in der Wissenschaftspraxis herangezogen wird. “Darüber spreche ich mit Wissenschaftlern, Hochschulleitungen und Verlagsvertretern, um zu erfahren, was sie darüber denken”, erzählt Voegler im Gespräch. Grundsätzlich versucht der Netzwerk-Experte aber vor allem eines: verschiedene Welten miteinander zu verbinden.
Ein aktuelles Beispiel: eine neue Initiative des Stifterverbandes, bei der es um Wissenschaftskommunikation in der forschenden Industrie geht. “Zwei Drittel der Forschungsleistung in Deutschland passiert innerhalb der Wirtschaft. Das ist vielen Wissenschaftlern gar nicht so klar”, sagt Voegler. Deshalb wolle Elsevier, so der Wissenschaftsmanager, im Rahmen solcher neuen Initiativen einiges beitragen – zu dem, was die Wissenschaft macht, und zu dem, was die Wirtschaft macht. Das bedeutet für Voegler auch: “Wir müssen als Wissenschaftler lernen, die Bedürfnisse unserer Partner sensibel wahrzunehmen und entsprechend nuanciert und zielorientiert zu kommunizieren.” Gabriele Voßkühler
Veronika Grimm tritt am 1. März 2024 die Professur für Energiesysteme und Marktdesign an der Technischen Universität Nürnberg (UTN) an. Sie hat zurzeit den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftstheorie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) inne. Seit 2020 ist Grimm als sogenannte Wirtschaftsweise Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Andrea Kienle ist in den Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) berufen worden. Die Informatikerin leitet seit November 2023 die Abteilung Forschung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen.
Ralf Kiesslich ist neuer Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. Er hat die Position zum 1. Januar von Norbert Pfeiffer übernommen, der insgesamt 14 Jahre an der Spitze der Universitätsmedizin Mainz stand. Kiesslich wechselt von den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken (HSK), wo er zuletzt Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Helios Kliniken Wiesbaden-Taunus war.
Klaus Kümmerer ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der Umweltchemiker von der Leuphana Universität Lüneburg hat die Entwicklung einer grünen und nachhaltigen Chemie mit geprägt.
Hans-Christian Pape, ehemaliger Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Beate Sieger-Hanus hat das Amt als Rektorin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart übernommen. Sie war an der DHBW bisher Dekanin der Fakultät Wirtschaft und Gesundheit und folgt auf Joachim Weber, der in den Ruhestand verabschiedet wurde.
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