Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Briefing für die Hauptstadt

Das Late-Night-Briefing für die Hauptstadt

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie am Ostermontagabend. Diese Informationen bieten wir Ihnen heute:

Talk of the Town: Die Ukraine und die Ampel – Wie sich Scholz, Habeck und Lindner auf den Wahlkampf einstimmen 

Kindergrundsicherung: Warum Lisa Paus mit einem Interview alles schwieriger gemacht hat 

Kampf dem Kohlendioxid: Potsdamer Forscher fordern neue EU-Zentralbank 

Nicaraguas Klage gegen Deutschland: Warum das nicht gefährlich, aber heikel ist 

Reform der Bundeswehr: Wenn sich der Gesamtvertrauenspersonenausschuss meldet 

Europawahl: Wie die Wohlfahrtsverbände vor dem 9. Juni um Einfluss kämpfen 

Table.Today Podcast: Der Investor Hendrik Brandis und der Türkei-Experte Erdal Yalcin im Interview 

Heads: Eberhard Ebner war ein Verleger, der seine Redaktionen liebte 

Best of Table: Chinas Kugelhaufenreaktor + Deutschlands Kolonialzeit + Afrikas Klima-Hungerkrise 

Law and Ordner: Was sich die Wohlfahrtsverbände von Europa erhoffen 

Must-Reads: Berlins menschlicher Faktor + von der Leyens Probleme + Amerikas neuer Waffenguru 


Talk of the Town

Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner

Der Ukraine-Krieg und die Ampel: Wie sich über Ostern die Fronten verhärtet haben 

Von Stefan Braun und Horand Knaup

Der Ukraine-Krieg wurde für die Ampel vom ersten Tag an zur alles überragenden Herausforderung. Und der Umgang mit seinen Folgen könnte über das endgültige Schicksal dieser Krisenkoalition entscheiden. Obwohl Ostern ein Fest des Friedens sein soll (was der Papst in seinem Urbi et Orbi auf ganz eigene Weise noch einmal betonte), ist am Wochenende deutlich geworden, wie sehr sich der Kanzler, der Vizekanzler und der Finanzminister auf Konflikt, klare Kante und Wahlkampf einstellen. Man kann auch sagen: Obwohl alle Beobachter die Fronten innerhalb des Bündnisses schon länger kennen, sind die Bruchlinien noch nie so offen zutage getreten.  

Olaf Scholz präsentiert sich betont selbstbewusst. Was für ihn vor allem heißt: seht alle her, ich werde das noch einmal gewinnen. In seinem kurzen “Kanzler kompakt”-Video hat er bewusst wiederholt, was er zur Ukraine-Unterstützung (so lange wie nötig), zur Lieferung von Taurus (mit mir nicht) und zum Schutze des Sozialstaats (mit mir auf ewig) schon immer gesagt hat. Vor allem aber hat er demonstrativ gezeigt, dass er für diese Inhalte zu kämpfen bereit ist. Unmissverständlich. Als Kanzler. Bei jeder Wahl, die kommt. Unterfüttert wird das durch die Berichterstattung in einer großen Sonntagszeitung, die dieses Bild vom fröhlichen Kanzler bestätigt. Ganz zu Scholzens Zufriedenheit, kann man sagen.  

Robert Habeck demonstriert seinen Machtwillen. In einem neuen Youtube-Auftritt zeigt er Verständnis für die Sorgenvollen und Friedenssehnsüchtigen – und begründet dann, warum er Europa bedroht sieht und der Ukraine deshalb auch aus bitter nötigem Selbstschutz mehr und weitere Waffen liefern würde. Begründungsreicher und zugewandter als Scholz wiederholt er sich nicht nur, sondern spricht über eine historische Bedrohungslage – und begründet im FAS-Interview, warum diese nicht nur von außen, sondern auch im Innern groß ist. Habeck klingt noch nicht wie Churchill, aber er ist auf dem Weg dorthin. Und er demonstriert nebenbei, dass er schon jetzt für den Wahlkampf bereit ist, als Anführer der Grünen. “All in” nennt man das wohl.  

Und Christian Lindner zieht unmissverständliche Grenzen. Keine Schuldenaufnahme und keine Ausgaben ohne Gegenfinanzierung im Haushalt, nicht für Wirtschaftsimpulse, nicht für Panzer, Bundeswehr, Ukraine. Das ist Lindners Botschaft, verbunden mit der Zusage von Steuerentlastungen für die Mittelschicht. Noch heißt es, dass Lindner mit Habeck über Wege zur Stimulation der Wirtschaft nachdenke. Und doch hat er sich so sehr festgelegt, dass er damit zwar wahlkämpfen kann, aber die drei kaum mehr einen Weg zueinander finden werden.   

Der Krieg, die Welt und Deutschland – das wird zum Streitfall. Um die Verteidigung, um die Finanzierung, auch um die gemeinsame Außenpolitik. Etwa im Umgang mit dem Globalen Süden. Dazu braucht es (auch) Geld. Geld allerdings, das der Finanzminister gerade radikal zusammengestrichen hat. Für BMZ-Chefin Svenja Schulze (SPD) ist die Schmerzgrenze bereits überschritten. Ihr Argument: Nicht in Entwicklungspolitik zu investieren, werde für ein Exportland wie Deutschland auf Dauer viel teurer.  

Vorwahlen à la USA? Das Gefühl kann man bekommen. Die Spitzen der Ampel grenzen sich so sehr voneinander ab, als wollten sie die Europawahl im Juni und die Landtagswahlen im September schon ein Jahr vor der Bundestagswahl zum Schauplatz der ganz großen Auseinandersetzung machen. Dabei geschieht, was eigentlich alle irritieren müsste: Es entsteht wieder eine scharfe und immer schärfere Abgrenzung in Lager. Und das, obwohl weder Rot-Grün noch Schwarz-Gelb auch nur annähernd die Chance auf eine Mehrheit hätten.        


News

Lisa Paus

Kindergrundsicherung: FDP hält weitere Verhandlungen für unrealistisch. Die Liberalen ärgern sich über die Familienministerin. Mit ihren jetzigen Vorstellungen habe sich Lisa Paus (Grüne) “meilenweit vom Koalitionsziel” entfernt, sagt die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Gyde Jensen gegenüber Table.Briefings. Paus habe in den bisherigen Verhandlungen keinen Gesetzentwurf präsentiert, der dem Ziel der Bekämpfung von Kinderarmut “in irgendeiner Weise” entspräche. “Umso schwerer wird es, über dieses Projekt weiter seriös zu verhandeln, wenn man ein so fragwürdiges Verständnis von einer Bringschuld des Staates in der Sozialpolitik hat”, erklärte die FDP-Politikerin. 

Jensen reagiert damit auf ein Interview der Ministerin in Rheinischer Post und Bonner General-Anzeiger. Darin hatte Paus die geplanten 5000 neuen Stellen mit einer “Bürokratieentlastung für die Bürger” und einer “Bringschuld des Staates” begründet. Diese Äußerungen ließen sie “ratlos zurück”, sagte Jensen. Auch aus SPD-Kreisen ist zu hören, dass man das Projekt zwar grundsätzlich befürworte, dem massiven Stellenaufbau jedoch nicht zustimmen könne. Dies sei auch der Hauptgrund dafür, weshalb Kanzler Olaf Scholz bei dem Vorhaben bislang zurückhaltend sei. Maximilian Stascheit 

Translation missing.

Kampf gegen Kohlendioxid: PIK schlägt neue EU-Zentralbank vor. Mit einer neuen, unabhängigen Einrichtung sollten in Zukunft der EU-Emissionshandel, die Entnahme von CO₂ aus der Luft und dessen Speicherung (CCS) sowie Haftungsfragen geregelt werden. Das schlagen Experten des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vor. Für die Speicherung des Treibhausgases soll es dabei je nach der Dauer der Einlagerung Subventionen geben.  

Die neue CO₂ -Bank soll im Fall der Umsetzung Emissionen und deren Vermeidung steuern. Sie könne die Obergrenze im Emissionshandel festlegen und Haftungsregeln für ein potenzielles Versagen von CCS-Speichern festlegen, schlagen die PIK-Experten vor. Die anstehenden Projekte sollten nach dem Vorbild der bisherigen IPCEI-Projekte (strategische Förderprojekte der EU) subventioniert werden. Was die PIK-Leute der Bank im Detail empfehlen, um den Markt für CCS-Anbieter in ein Regelwerk einzurahmen, lesen Sie im Climate.Table. Bernhard Pötter 

Translation missing.

Umgang mit dem Gaza-Krieg: Nicaragua klagt gegen Deutschland. Die Bundesrepublik wird sich kommende Woche vor dem IGH gegen Nicaraguas Vorwurf der “Begünstigung eines Völkermordes” durch Israel im Gazakrieg verteidigen. Zwar hat die Klage im Hauptverfahren nach Völkerrechtsexperten – ähnlich wie Südafrikas IGH-Klage gegen Israel – wenig Aussicht auf Erfolg. Politisch liefert sie aber Zündstoff: Israel steht wegen seines Vorgehens und der hohen zivilen Opfer in Gaza unter großem internationalem Druck und das Verfahren wird noch einmal die mediale Aufmerksamkeit erhöhen.  

Möglich geworden ist die Klage durch eine Änderung der Rechtsprechung vor zwei Jahren. Seither kann ein Staat, der nicht selbst am Konflikt beteiligt ist, trotzdem eine Klage führen. Experten beschreiben ein Dilemma: Das Verfahren behandelt wichtige rechtliche Fragen mit Blick auf das harte militärische Vorgehen Israels in Gaza und Deutschlands Rolle als zweitwichtigster Unterstützer nach den USA. Warum nun eine Politisierung des Gerichtshofs droht, lesen Sie im Security.Table. Wilhelmine Preußen


Bundeswehr-Reform: Truppe wehrt sich gegen Details. Die geplante Strukturreform der Bundeswehr, über die Verteidigungsminister Boris Pistorius in dieser Woche entscheiden will, stößt in einem wesentlichen Punkt auf Kritik aus der Truppe. Der Gesamtvertrauenspersonenausschuss (GVPA), die Interessenvertretung der Soldatinnen und Soldaten im Ministerium, hat sich gegen die Zuordnung der sogenannten ABC-Abwehr und der Militärpolizei zum Heer ausgesprochen. Diese Spezialisten, so die Argumentation in einem Schreiben vom 19. März, das Table.Briefings vorliegt, würden von allen Teilstreitkräften gebraucht – und sollten nicht nur der größten Teilstreitkraft unterstellt sein. 

Allerdings: Mitbeteiligung ist nicht Mitbestimmung. Der Ausschuss hat bei Strukturentscheidungen für die Streitkräfte kein Mitspracherecht und   kann dem Minister da nur Vorschläge machen, ohne juristische Verbindlichkeit. Ob Pistorius dieser Kritik folgt, die auch aus den   anderen Teilstreitkräften angesichts des Zuwachses für das Heer kommt, bleibt vorerst offen. Zuerst hatte Business Insider darüber berichtet. Wie heikel die Frage für die Akzeptanz der Reform werden kann, lesen Sie im Security.Table. Thomas Wiegold


Europawahl: Wohlfahrtsverbände fordern Vorgaben für Mindesteinkommen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege spricht sich für eine entsprechende Richtlinie der EU aus. Die nächste Kommission müsse einen verbindlichen Rahmen für die nationalen Sozialsysteme auf den Weg bringen, so die BAGFW in einem “Erwartungspapier”. Als Orientierung dienen soll eine 2023 vom Ministerrat beschlossene Empfehlung für eine “angemessene Mindestsicherung zur Gewährleistung einer aktiven Inklusion”.  

Europaparlament und Bundesrat unterstützten den Vorschlag damals. Der Rat empfahl den Staaten, die Höhe der Mindestsicherung regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Dabei sollten sie das Inflationsniveau, steigende Lebenshaltungskosten und die Lohnentwicklung berücksichtigen, hieß es. Um mehr Geld für soziale Zwecke zur Verfügung zu haben, fordert die BAGFW von der EU außerdem eine Finanztransaktionssteuer. Der Arbeitsgemeinschaft gehören die sechs Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege an, darunter Awo, Caritas und Rotes Kreuz. Okan Bellikli 


Table.Today Podcast

Table Today mit Michael Bröcker und Helene Bubrowski. "Wie stopfen wir die Investitionslücke, Herr Brandis?" Podcast mit Dr. Hendrik Brandis, Partner & Co-Founder von Earlybird.

Der Münchner Investor Hendrik Brandis schlägt einen Weg vor, wie Milliarden in das Wachstum innovativer, junger Unternehmen fließen könnte, ohne dass der Staat subventionieren muss oder die Schuldenbremse angreift. Außerdem bei Table.Today: Der Wahlsieg der oppositionellen CHP bei den Kommunalwahlen in der Türkei könnte der Anfang vom Ende der Ära Erdogan sein. Das sagt der Türkei-Experte Erdal Yalcin, Professor für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Hochschule Konstanz. Am Dienstag hören Sie den Podcast ab 6 Uhr hier.  

Law and Ordner

Erwartungspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) zur Europawahl 


Heads

Eberhard Ebner ist gestorben. Der Verleger und Mitherausgeber der Süddeutschen Zeitung war “ein Herr, der seine Redaktionen liebte”. (SZ

Andreas Scheuer legt sein Mandat als Bundestagsabgeordneter nieder. Der frühere Verkehrsminister ist nicht nur für seine Versäumnisse in Sachen Pkw-Maut bekannt. (SZ

Oliver Dörre ist neuer Vorstandschef des Rüstungskonzerns Hensoldt. Der Informatiker war früher Generalstabsoffizier. (FAZ

Natalia Oropeza ist Chief Cybersecurity Officer (CCO) bei Siemens. In ähnlicher Funktion war sie schon bei Volkswagen tätig. (FAZ

Carsten Linnemann wollte als CDU-Generalsekretär keinen Fokus auf das Thema Wirtschaft legen. Jetzt tut er es doch und fordert ein “Sofortprogramm” für den Wahlkampf. (FAZ

Thomas Seitz hat die AfD wegen “Fehlentwicklungen und Missständen” und dem Weidel-Spendenskandal, “bei dem alles zum Himmel stinkt”, verlassen. Seitz ist der fünfte MdB, der seit 2021 aus der Fraktion ausgetreten ist. (SWR


Best of Table

Africa.Table: “Wir müssen das Schweigen brechen”. Die Aufarbeitung von Deutschlands kolonialer Vergangenheit steht erst am Anfang. Das macht der Film “Das leere Grab” deutlich. Warum den Regisseurinnen das Reflektieren über koloniale Haltungen und eine Entschuldigung nicht genug ist, lesen Sie hier

Research.Table: “Wir sind ein Land der Stiftungen geworden”. Viele Jahre lang hat das Wissenschaftssystem gute Zeiten erlebt. Jetzt aber wird alles knapper und klammer. Welche Rolle Peter-André Alt, Geschäftsführer der neuen Wübben Stiftung Wissenschaft, Stiftungen zuschreibt, lesen Sie hier.  

Climate.Table: Die Klimakrise verschärft den Hunger im südlichen Afrika. Wochenlange Hitze und fehlender Regen im südlichen Afrika ziehen Ernteausfälle nach sich und bedrohen die Nahrungsmittelversorgung von bis zu 16 Millionen Menschen. Welche Länder besonders betroffen sind, lesen Sie hier

Climate.Table: Wie geht es mit dem Green Deal der EU voran? Wo entstehen Wind- und PV-Anlagen, was gibt es Neues bei Wasserstoff und E-Autos? Was der neue Clean Tech Tracker des Brüsseler Thinktanks Bruegel noch an Orientierung zu bieten hat, lesen Sie hier.  

China.Table: Es droht noch mehr Dumping. Solar und E-Autos sind nur der Anfang. In Chinas Provinzen entstehen immer mehr Fabriken, mit massiver Überproduktion. Welche Folgen das für die deutsche Wirtschaft hat, lesen Sie hier

China.Table: Erster chinesischer Kugelhaufenreaktor am Netz. Der Typ von Atommeilern gilt als vergleichsweise sicher. Entwickelt von Deutschen und errichtet in Hamm-Uentrop wurde die Technik Ende der 1980er-Jahre wieder verworfen. Warum China heute dennoch darin enormes Potenzial sieht, lesen Sie hier

Security.Table: Potenzial der Freiwilligendienste nutzen. Statt die Wehrpflicht für viel Geld wieder einzuführen, fordert Christian Reuter, Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuz, eine Stärkung der vorhandenen Freiwilligendienste. Wie das DRK auf die Wehrpflicht reagieren würde, lesen Sie hier

Europe.Table: Unsicherheit für Ukrainer. Zwei Jahre nach Aktivierung des Mechanismus für Massenflucht in die EU ist offen, wie es für Ukraine-Flüchtlinge weitergeht. Die Furcht vor noch mehr Migranten wächst. Trotzdem will die EU-Kommission die Regelung verlängern. Welche Probleme das bringt, lesen Sie hier

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Must-Reads

Handelsblatt: Schuldenbremse – oder doch nicht? Bei der FDP gerät etwas in Bewegung, zum Missfallen von Parteichef Christian Lindner. Sonderfonds – für Infrastruktur, Bundeswehr und Ukraine – könnten ein Ausweg für das Mantra keiner weiterer Schulden sein. Zitat eines Führungs-Liberalen: “Lindner knickt bei der Schuldenbremse bald ein.” (“Streit über die richtige Schuldenpolitik”

SZ: Ohne Korpsgeist kein Kitt. Warum knirscht es in der Koalition? Weil es an kurzen Drähten, an belastbaren Beziehungen fehlt. Fußball, Fairness, Feierabendbier – Georg Ismar beschreibt die sehr menschlichen Zutaten im politischen Betrieb, die helfen, Probleme informell und geräuschlos aus dem Weg zu räumen. Fazit: Politisch nah war man sich selten, aber selten ruckelte es so, wie in der bestehenden Dreierkonstellation. (“Der Faktor Mensch”

FAZ: Haldenwang weist Kritik am BfV zurück. In einem Gastbeitrag schreibt der Präsident des Verfassungsschutzes: Ob das Amt aufgrund von Äußerungen tätig wird, hänge nicht davon ab, ob sie legal sind. Unberechtigt sei auch die Kritik an seiner starken Medienpräsenz: Das BfV müsse darauf hinweisen, dass die Nachkriegsdemokratie selten so in Gefahr gewesen sei wie heute. (“Die Meinungsfreiheit ist kein Freibrief für Verfassungsfeinde”

Tagesspiegel: Erdoğans Niederlage. Die Kommunalwahlen in der Türkei haben der AKP des Präsidenten eine schwere Niederlage gebracht, nicht nur, aber vor allem in Istanbul. Einst stürmte Erdoğan von dort aus ins Präsidentenamt; jetzt steht dort ein Neuer in den Startlöchern. (“Lichtgestalt oder “zweiter Erdoğan””

Standard: Festnahme von Marsalek-Kontakt. Der Nationale Sicherheitsrat in Österreich tritt nächste Woche zusammen. Anlass ist die Festnahme eines ehemaligen Verfassungsschutzmitarbeiters wegen mutmaßlicher Spionage. Er soll gemeinsam mit einem damaligen Kollegen für Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek und Russland Informationen beschafft haben. (“Ex-BVT-Agent Ott muss in U-Haft” 

Politico: Neue Probleme für von der Leyen. Die Europäische Staatsanwaltschaft ermittelt in Sachen Impfstoff-Verträge. Es geht um die Corona-Verhandlungen mit dem Pharmakonzern Pfizer. Die Kommissionspräsidentin soll mit dessen Chef SMS ausgetauscht haben. Seit Jahren weigert sie sich, Unterlagen herauszugeben. Geklagt hat deshalb auch die New York Times. (“European prosecutors take over Belgian probe into Pfizergate”

Nicht überlesen! 

FT: Trump-Unterstützer gewinnt an Einfluss unter US-Rüstungsfirmen. Der 31-jährige Luckey Palmer gründete 2017 Anduril, einen Waffenproduzenten, der von KI und einer rasanten Änderung der Kriegsführung lebt, hin zu Drohnen und computergesteuerten Präzisionswaffen. Mitfinanziert vom umstrittenen Investor Peter Thiel hat Palmer es geschafft, im Konzert der US-Rüstungsfirmen ganz vorne mitzuspielen. Als Trump-Unterstützer bleibt er umstritten. (“How Silicon Valley’s Oppenheimer found lucrative trade in AI weapons”

SZ/WDR/NDR: Was die RKI-Protokolle zeigen. Sie enthalten wenig Brisantes, werfen aber Fragen auf. Dass die Rubrik “Neues aus dem BMG” fast komplett geschwärzt ist, sollte dem Rechercheverbund zufolge den damaligen Minister schonen. Als fragwürdig stuft das Autorenteam einen “erzieherischen Impetus” des Instituts ein. Etwa, wenn es um Themen ging, die die Bevölkerung “in den falschen Hals bekommen könnte”.  (“Hang zur Selbstzensur”

Schlagzeilen von morgen

SZ: Blockade bei Kindergrundsicherung 

FAZ: Oppositionelle CHP gewinnt Kommunalwahlen in der Türkei 

Tagesspiegel: FDP will keine Mammutbehörde: Neuer Koalitionsstreit um die Kindergrundsicherung 

Handelsblatt: Das E-Auto-Desaster 

Sächsische Zeitung: Legalisierung von Cannabis stellt Sachsen vor erhebliche Probleme 

Meistgelesenes von heute 

Zeit Online: Hunderte kiffen am Brandenburger Tor 

Spiegel: Mietexplosion in Dublin: 2000 Euro für eine Einzimmerwohnung 

Welt: Ex-Verkehrsminister Scheuer legt Bundestagsmandat nieder 

Handelsblatt: Rückschlag für Erdogan bei Kommunalwahlen – Keine Chance in Istanbul 

NZZ: “Das ist ein kommunikatives Desaster”: Virologe Hendrik Streeck über die RKI-Files, fehlende Corona-Aufarbeitung und Karl Lauterbach 

Interviews von morgen

Deutschlandfunk 

6:50 Uhr: Martin Erdmann, Ex-Botschafter in der Türkei: Kommunalwahlen 

7:15 Uhr: Janosch Dahmen, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag: Cannabis-Legalisierung 

8:10 Uhr: Natan Sznaider, israelischer Soziologe: Krieg in Nahost 

ZDF 

8:05 Uhr: Christian Dürr, FDP-Fraktionsvorsitzender: Wirtschaftspolitik 

Time.Table

Highlights der Woche 

Seit dem ersten April sind neue Gesetze in Kraft. Eine Auswahl: 

Aus- und Weiterbildungsgesetz: Vom Strukturwandel betroffene Unternehmen können ein “Qualifizierungsgeld” für ihre Beschäftigten beantragen. Es ersetzt während Weiterbildungen bis zu 67 Prozent des Nettolohns. Auszubildende im ersten Jahr können einen “Mobilitätszuschuss” bei der Agentur für Arbeit beantragen.  

Elterngeld: Paare mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von über 200.000 Euro haben bei Geburten ab dem 1. April keinen Anspruch mehr auf die Sozialleistung. Für Geburten ab dem 1. April 2025 sinkt die Grenze auf 175.000 Euro. Ein gleichzeitiger Bezug des Basiselterngelds ist nur noch einen Monat innerhalb eines Jahres nach der Geburt möglich. 

Mehrwertsteuer: Für Privathaushalte steigt die Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme wieder auf 19 Prozent.

Cannabis: Der private Anbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen ist ab jetzt ebenso legal wie der Besitz von bis zu 25 Gramm in der Öffentlichkeit. 

Am Mittwoch und Donnerstag treffen sich die Nato-Außenminister in Brüssel. Sie werden über die weitere Unterstützung der Ukraine sowie die Vorbereitung des Nato-Gipfels im Juli sprechen. Den Abschluss bildet eine Feier zum 75. Geburtstag des Militärbündnisses.  

Ebenfalls am Mittwoch und Donnerstag findet in der belgischen Hauptstadt eine informelle Tagung der EU-Verkehrsminister statt, zu der Volker Wissing anreist. Wissing machte zuletzt bei mehreren EU-Plänen mit späten Stopp-Rufen von sich Reden.  

2. April 

Baupolitik: Klara Geywitz reist nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg, um Förderbescheide für nachhaltige Bauprojekte zu bewilligen. 

Verkehr: Volker Wissing nimmt in Brüssel an der Veranstaltung “The Future of Rail Freight” teil. Im Anschluss ist er bei der Konferenz “Boosting Rail Freight Transport in Europe” dabei.  

Geburtstage von morgen

Katrin Helling-Plahr, MdB (FDP), 38 

Christine Buchholz, Mitglied im Parteivorstand der Linken, 53 

David Kolesnyk, Generalsekretär der SPD Brandenburg, 35 

Doris Lemmermeier, Integrationsbeauftragte von Brandenburg, 67 

Michael Fassbender, Schauspieler, 47 

Elton, Fernsehmoderator, 53 

Jürgen Drews, Schlagersänger, 79 

Nachttisch

Unser Tipp führt sie heute zu Franz Kafka. Er prägte nicht nur die Weltliteratur, sondern auch die Sprache (“kafkaesk”). Eine sechsteilige Serie von ARD und ORF spürt dem Leben des Pragers nach, der vor 100 Jahren starb. In der hochkarätig besetzten Produktion sind Daniel Kehlmann als Arthur Schnitzler und Lars Eidinger als Rainer Maria Rilke zu sehen. Neben der fiktionalen Verfilmung gibt es auch eine Dokumentation zum Thema. Experimentell, aber interessant. Okan Bellikli 

David Schalko: Kafka | ARD  


Das war’s für heute. Good night and good luck!

Heute haben Constanze Baumann, Okan Bellikli, Stefan Braun, Michael Bröcker, Horand Knaup, Molly Lukas, Bernhard Pötter, Wilhelmine Preußen, Maximilian Stascheit und Thomas Wiegold mitgewirkt.

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Briefing für die Table.Media-Community. Wenn Ihnen der Berlin.Table gefällt, empfehlen Sie uns bitte weiter. Wenn Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich kostenlos anmelden.


Berlin.Table Redaktion

BERLIN.TABLE REDAKTION.

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  • von picture alliance/AP/Markus Schreiber
  • von Imago/IPON
  • HANDOUT – Eberhard Ebner, der Altverleger der Südwest Presse in Ulm, aufgenommen bei einem Interview. (zu dpa: “Ulmer Verleger Ebner wird 90 – «Journalismus wird noch wichtiger»”) von picture alliance/dpa/Südwest Presse/Lars Schwerdtfeger

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