Table.Briefing: Europe

Wer die Kommission wählt + COP: Weniger EU-Einfluss + Rumänien: Sozialist vorn

Liebe Leserin, lieber Leser,

morgen präsentiert die EU-Kommission das Herbstpaket des Europäischen Semesters – das erste Mal unter den neuen Schuldenregeln. Die Kommission wird ihre Meinung zu den mittelfristigen Fiskalplänen der Mitgliedstaaten und deren Haushalten für 2025 kundtun. Zudem wird sie Vorschläge für jene Staaten unterbreiten, die sich in einem Defizitverfahren befinden.

22 Mitgliedstaaten haben ihre mittelfristigen Fiskalpläne schon eingereicht. Der große Abwesende ist Deutschland. Gemeinsam mit Belgien, Bulgarien, Österreich und Litauen ist Deutschland einer der Mitgliedstaaten, die sich wegen Regierungskrisen nicht auf einen Fiskalplan einigen konnten. Vor dem Aus der Ampel stritt sich Berlin mit Brüssel über Annahmen, die dem Fiskalplan zugrunde liegen. Die Bundesregierung beklagte sich, dass die Annahmen der Kommission zu wenig Investitionsspielraum ließen.

So sehr die Kommission den Fiskalplan lieber früher als später sähe: Man weiß, dass er vor der Regierungsbildung kaum belastbar wäre. Für Litauen hat die Kommission beispielsweise eine Verschiebung bis in den Frühling genehmigt. Die Kommission will lieber einen Plan mit einer handlungsfähigen Regierung, statt einen schnellen Plan ohne politischen Rückhalt.

Die Diskussionen dürften aber auch unter einer neuen Bundesregierung nicht leichter werden, zumal die Wirtschaftszahlen und somit die dem Plan zugrundeliegenden Annahmen für Deutschland nicht rosiger werden. Vor zehn Tagen korrigierte die Kommission die Wirtschaftsprognosen für Deutschland nochmals nach unten. Und bald dürfte die Variable Trump zünftig an den Annahmen rütteln.

Einen energetischen Start in die Woche wünscht Ihnen,

Ihr
János Allenbach-Ammann
Bild von János  Allenbach-Ammann

Analyse

Leyen-Kommission: Wie die Abgeordneten abstimmen wollen

Ursula von der Leyen, President of the European Commission, receives the Commissioners-designate: On September 18, 2024, Ursula von der Leyen, President of the European Commission, receives the Commissioners-designate.
Die neue Von-der-Leyen-Kommission stellt sich im Plenum in Straßburg zur Abstimmung.

Mittwochmittag stellt sich die Von-der-Leyen-Kommission II in Straßburg dem Votum der Europaabgeordneten. Die Latte liegt nicht so hoch wie am 18. Juli, als Ursula von der Leyen für ihre Wiederwahl 360 Stimmen benötigte, also mehr die Hälfte aller 719 gewählten Abgeordneten für sie stimmen mussten. Diesmal reichen die Stimmen von der absoluten Mehrheit der anwesenden Abgeordneten. Zwischen 320 und 340 Stimmen dürften ausreichen.

Man rechnet damit, dass die Kommission mit der überwiegenden Zahl der Stimmen aus der Von-der-Leyen-Koalition bestätigt wird: die EVP-Fraktion hat 188 Sitze, S&D 136, Renew 77. Außerdem wird mit Stimmen von der EKR gerechnet, die 24 Fratelli d’Italia-Abgeordneten, die drei Tschechen und drei Belgier dürften zustimmen. Auch von der rechtsextremen Patrioten-Fraktion werden mindestens die elf ungarischen Abgeordneten für die Kommission stimmen, um den ungarischen Kommissar Olivér Várhelyi zu stärken.

Spanische Christdemokraten sind Wackelkandidaten

In der EVP gibt man sich sicher, dass von der Leyen die nötige Mehrheit für ihre neue Kommission bekommen wird. Die Christdemokraten werden wohl weitgehend geschlossen für sie stimmen, infrage steht aber die Zustimmung der 22 spanischen Abgeordneten des Partido Popular. Diese lehnen die sozialistische Exekutiv-Vizepräsidentin Teresa Ribera entschieden ab. 

Der Unmut bei den Sozialdemokraten ist groß. Sie sind verärgert über den Umgang mit Ribera, aber auch, weil Raffaele Fitto die herausgehobene Position behält und weil S&D bei vielen Punkten während den Anhörungen von der EVP ausgebremst wurde. Diese Unzufriedenheit wird sich auch in Nein-Stimmen niederschlagen. Vor allem aus der französischen und deutschen Delegation mit 13 sowie 14 Abgeordneten könnten Nein-Stimmen kommen. Schätzungen gehen insgesamt von 50 bis 60 Nein-Stimmen aus der S&D-Fraktion aus. Am Ende dürfte die Ablehnung vermutlich nicht so deutlich ausfallen. Die Sozialdemokraten wollen in der neuen Kommission zwei Exekutiv-Vizepräsidenten stellen, Teresa Ribera und Roxana Minzatu, sowie die Kommissare Dan Jørgensen und Glenn Micallef. Auch Maroš Šefčovič steht der Parteienfamilie nahe. Da wäre es überraschend, wenn die S&D-Fraktion der Kommission als Ganzes die Unterstützung verweigern würde.

Strack-Zimmermann will für Kommission stimmen

Bei Renew kann von der Leyen voraussichtlich auch auf breite Unterstützung zählen. Die Liberalen werden zwar am Montag in einer Fraktionssitzung noch einmal die Ereignisse der vergangenen beiden Wochen diskutieren. Aber sie haben viel zu verlieren: Obwohl nur noch fünftgrößte Fraktion im Parlament, sind sie mit insgesamt fünf Kommissaren, darunter zwei Vizepräsidenten, am zweitstärksten vertreten nach der EVP.

Die fünf FDP-Abgeordneten hatten im Juli von der Leyen noch ihre Stimmen verweigert, am Mittwoch wollen sie für die Kommission stimmen. “Die globalen Herausforderungen sind groß, die EU muss nun handlungsfähig sein”, sagte der Abgeordnete Moritz Körner zu Table.Briefings. Die Kommission müsse rasch ihre Arbeit aufnehmen, um die europäische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig zu machen, die Ukraine zu unterstützen, und auf Trump reagieren zu können. Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die eine heftige Kritikerin von der Leyens war, will die Hand für die Kommission heben.

Grüne haben nichts zu verlieren

Noch offen ist, wie sich die Grünen positionieren. Die Fraktion ist erbost über die EVP und deren Chef Manfred Weber: Der CSU-Politiker hatte darauf gepocht, die Grünen herauszuhalten aus den Verhandlungen mit S&D und Renew, um sich nicht auf eine Zusammenarbeit mit den Parteien links der Christdemokraten festnageln zu lassen. Dem Vernehmen nach bemüht sich aber von der Leyen darum, die Öko-Fraktion zu besänftigen. Sie traf sich am Donnerstag mit dem Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck, das Thema dürfte zur Sprache gekommen sein. Anders als EKR und Patrioten, die ebenfalls nicht der informellen Koalition angehören, stellen die Grünen keinen Kommissar. Es würde also kein Grüner beschädigt, wenn das Parlament die Kommission durchfallen ließe. Wie zu hören ist, werden am Ende wohl weniger Grüne für die Kommission stimmen als am 18. Juli für von der Leyen. Damals hofften sie aber auch noch, Teil der informellen Koalition zu werden.

  • Europäische Kommission
  • Europäisches Parlament
  • EVP
  • Ursula von der Leyen
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COP29: Europas Führungsrolle wankt

Auf jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar muss die internationale Klimafinanzierung bis 2035 ansteigen. Bislang galten 100 Milliarden jährlich als verpflichtendes Ziel. Vor allem die Industrieländer müssen diese Mittel bereitstellen – aus ihren Haushalten, über privat mobilisierte Gelder oder über multilaterale Entwicklungsbanken (MDBs). Auch Entwicklungsländer selbst können über ihre MDBs oder durch freiwillige Beiträge zu diesem Ziel beitragen. Die Industrieländer und insbesondere die EU haben damit ein für sie elementares Ziel für diese COP erreicht: die Erweiterung der Geberbasis.

Dass 300 Milliarden nicht ausreichen, um den Bedarf der Entwicklungsländer an Finanzmitteln für die Minderung der Treibhausgasemissionen (Mitigation), die Anpassung an den Klimawandel (Adaptation) sowie Schäden und Verluste (Loss and Damage) zu decken, ist allen Beteiligten klar. Deshalb wird ein Prozess aufgesetzt, um mithilfe weiterer Finanzquellen insgesamt mindestens 1,3 Billionen Dollar jährlich an Klimafinanzierung bereitzustellen.

300 Milliarden Klimafinanzierung: Für die Armen zu wenig

Es ist der berühmte Minimalkonsens, der am Sonntagmorgen um 2:39 Uhr in Baku gefunden wurde – nicht ohne Kritik aus dem Globalen Süden. Indien lehnte die Einigung ab, schaffte es aber nicht, sie zu verhindern. Afrikanische und lateinamerikanische Staaten halten die Summen für zu klein und die damit einhergehenden Verpflichtungen für zu schwach.

Denn die Formulierungen sind vage. Es ist völlig unklar, ob die 1,3 Billionen jemals erreicht werden. Über sogenannte “innovative Finanzquellen” will man künftig größere Summen bereitstellen. Gemeint sind Steuern aufs Fliegen beispielsweise, Einnahmen aus Kohlenstoffmärkten oder die Umleitung von Subventionen für fossile Brennstoffe. Auch konkrete Verpflichtungen für einzelne Staaten bleiben aus. Es handelt sich um ein weiteres der vielen kollektiven Ziele, von denen bereits bisher viele oft nicht erreicht wurden.

Vertrauen in den Westen fehlt

Auch aufgrund des fehlenden Vertrauens sah es während dieser Klimakonferenz mehrfach so aus, als seien die Gräben zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern zu tief, um überwunden zu werden. Die Frage um das Geld spaltete den Globus in Nord und Süd. Europa steht hier in besonderer Verantwortung. Zwar zahlt die EU bereits jetzt den größten Anteil der Klimafinanzierung und als einzige ihren “fair share”.

Doch Europa verlangt allen anderen Staaten auch einiges ab bei den Minderungen von Emissionen. Nicht alle Länder sind begeistert von Verpflichtungen, die Verbrennung von fossilen Energien zu reduzieren, obwohl sie zur globalen Erwärmung kaum beigetragen haben. Auch dieser Streit zeigte sich in Baku. Europa forderte eine Bestätigung und Konkretisierung der in Dubai 2023 bei der COP28 beschlossenen “Abkehr von Fossilen”. Doch das Vorhaben scheiterte. Das Thema Minderung – Mitigation im COP-Jargon – erzielte keine Einigung und wurde auf die Klimazwischenkonferenz in Bonn im Juni vertagt. Einige Entwicklungsländer, aber vor allem auch Saudi-Arabien, hatten versucht, den Dubai-Beschluss zu verwässern.

Wer Minderung fordert muss Geld liefern

Die EU fordert stets ambitionierte Klimaziele, der globale Süden entgegnet: Wer Minderung fordert, muss Geld liefern. Die EU-Vertreter zeigen oft wenig Empathie für die geringe Bereitschaft zur Emissionsminderung in den Schwellenländern. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra verteidigte das beschlossene Ziel noch in der Nacht im Plenarsaal der COP. Lautes Husten und Buh-Rufe während seiner Rede verdeutlichten die Ablehnung im Raum.

In Brasilien, wo die nächste COP 2025 stattfindet, wird der Streit unweigerlich weitergehen. Denn einerseits soll dort über die Gestaltung der erwähnten Mobilisierung von 1,3 Billionen Dollar gesprochen, auch neue Klimaziele sollen festgelegt werden. Wenn die EU etwas erreichen will – etwa andere Player zu harten Einschnitten ihrer Emissionen zu drängen – sollte sie eine bessere Strategie als in Baku oder mehr Geld im Gepäck haben.

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  • EU-Klimapolitik
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  • Globaler Süden
  • Klimafinanzierung
  • Klimaziele
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News

Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien: Österreich macht Weg frei

Österreich gibt seinen Widerstand gegen den Beitritt von Rumänien und Bulgarien in den Schengen-Raum auf. Österreich war der letzte Mitgliedstaat mit Vorbehalten. Damit ist der Weg für die Aufnahme der beiden Länder in den Schengen-Raum frei. Bei einem Treffen in Budapest einigten sich Vertreter der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft sowie Österreichs, Bulgarien und Rumänien darauf.

Beim Ministerrat am 12. Dezember könnte der Beschluss vollzogen werden. Die beiden Länder sollen dann Anfang 2025 im Schengen-Raum aufgenommen werden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: “Ich begrüße das Ergebnis der informellen Gespräche in Budapest. Bulgarien und Rumänien gehören eindeutig zum Schengen-Raum.” Im Frühjahr waren wegen der Blockade Österreichs zunächst nur die Kontrollen bei der Ein- und Ausreise per Flugzeug und Schiff aufgehoben worden. Nun sollen auch die Kontrollen auf dem Landweg entfallen. Österreich hatte sein Veto mit Sorgen vor der Zunahme der illegalen Einreisen von EU-Ausländern begründet.  mgr

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DSA: Kommission erwartet “Fest der Transparenz”

Die Kommission erwartet in Kürze die ersten Risikoberichte der großen Online-Plattformen und Suchmaschinen (VLOPs und VLOSEs) im Rahmen des Digital Services Act (DSA). “Wir werden bald einen riesigen Moment der Transparenz erleben”, sagte eine hohe Kommissionsbeamtin. Die Risikoberichte sollen spätestens Anfang Dezember kommen. Viele freuten sich bereits auf dieses “Fest der Transparenz”, sagte die Beamtin weiter. Es werde die Debatte um den DSA noch einmal beflügeln.

Nach Artikel 34 des DSA sind die als VLOPs und VLOSEs benannten Plattformen und Suchmaschinen verpflichtet, mindestens einmal jährlich eine umfassende Risikobewertung durchzuführen. Dabei sollen sie alle systemischen Risiken ermitteln, analysieren und bewerten, die sich bei der Nutzung ihrer Dienste ergeben. Diese Bewertung soll potenziell negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Grundrechte der Nutzer identifizieren. Basierend auf den Ergebnissen müssen die Plattformen geeignete Maßnahmen ergreifen, um diese Risiken zu mindern. Zudem sind sie verpflichtet, die Ergebnisse dieser Risikobewertungen und die ergriffenen Maßnahmen in einem Bericht zu dokumentieren und der zuständigen Aufsichtsbehörde vorzulegen.

DSA soll Risiken minimieren, nicht Meinung zensieren

Die Kommissionsbeamtin betonte, dass es beim DSA nicht um eine Kontrolle der Inhalte gehe, sondern darum, systemische Risiken zu erkennen und zu minimieren. Das sehen nicht alle so. In Deutschland gibt es eine Diskussion darüber, ob der DSA zur Einschränkung der Meinungsfreiheit und zu Zensur führe. Vor allem aber X-Eigner Elon Musk zieht gegen den DSA zu Felde. Der DSA behindere den freien Austausch von Ideen.

Dennoch sieht die EU-Beamtin keinen Grund schwarzzusehen bei der Zusammenarbeit im Bereich der Tech-Regulierung mit der künftigen Trump-Administration. Angesichts der geopolitischen Herausforderungen sei es wichtig, diesen transatlantischen Weg offenzuhalten. Es gebe in dem Bereich “unheimlich viele Sachen, bei denen wir sehr gut zusammenarbeiten können” und wo auch ein Unternehmer wie Elon Musk Interesse habe, auf dem europäischen Markt vertreten zu sein. In den USA sei der Schutz von Minderjährigen online und die Marktmacht der großen Online-Plattformen ebenso Thema.

Kommission kommuniziert weiter über X

Bei dem Thema Desinformation wiederum müsse die EU “stabil und strukturiert” bleiben. Der DSA sorge für alles, was notwendig sei, um einen breiten demokratischen Diskurs zu führen. Es werde wichtig sein zu zeigen: “Wir sind ein großer Markt, der sich Regeln gibt zum Schutz unserer Unternehmen, zum Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger. Und wir schulden es diesen, dass wir diese Regeln auch offiziell umsetzen, egal woher die Unternehmen kommen, mit denen wir uns beschäftigen.”

Die Kommission hat auch nicht vor, die Plattform X zu verlassen, gegen die sie selbst ein Verfahren eingeleitet hat. Offiziell heißt es weiterhin, die Kommission nutze die Plattformen der sozialen Medien, um wichtige Zielgruppen – von Regierungsvertretern bis hin zur Zivilgesellschaft und den Bürgern – schnell zu erreichen. Dabei sei X eine der 15 Social-Media-Plattformen, auf denen die Europäische Kommission einen offiziellen Account habe.

Behörde gibt kein Geld mehr für Werbung auf X aus

Einzige Reaktion bisher: Im Herbst 2023 hat die Kommission als Nutzer der Plattform X “aus Sorge über die Verbreitung von Desinformationen im Zusammenhang mit der Lage im Nahen Osten” die bezahlte Werbung auf X ausgesetzt. Dabei sei es geblieben. Die Kommission bewerte dies ständig anhand der Entwicklungen. Dabei eröffne sie auch Konten auf neuen Plattformen, die von ihrem Publikum genutzt werden, darunter Bluesky, Mastodon und Threads. vis

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Apple: Kommission stellt Kartelluntersuchung zu E-Book-Regeln ein

Die Europäische Kommission hat ihre Untersuchung gegen Apple im Zusammenhang mit den Bedingungen für konkurrierende Entwickler von E-Book- und Hörbuch-Apps eingestellt. Der ursprüngliche Beschwerdeführer habe seine Beschwerde zurückgezogen, teilte die Kommission am Freitag mit.

Die Kommission hatte die Untersuchung am 16. Juni 2020 eingeleitet. Dabei ging es um Apples Vorgaben zur verpflichtenden Nutzung seines eigenen In-App-Kaufsystems (IAP). Außerdem untersuchte die Kommission Einschränkungen für Entwickler, die alternative, kostengünstigere Kaufoptionen außerhalb des App-Stores bekannt machen wollten (Steering). Parallel dazu liefen zwei weitere Untersuchungen zu ähnlichen Bedingungen im Bereich Musikstreaming und anderen Apps, die mit Apple-Diensten konkurrieren.

Die Regeln für E-Book-Entwickler fallen jetzt unter den DMA

Am 4. März 2024 verhängte die Kommission eine Geldstrafe gegen Apple wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung im Musikstreaming-Sektor. Am 24. Juni 2024 beschloss die Kommission, ihre kartellrechtliche Untersuchung zu den konkurrierenden App-Diensten einzustellen. Dies geschah, nachdem die Behörde Apples App-Store im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) als Gatekeeper eingestuft hatte. Nach dem DMA darf Apple App-Entwickler nicht dazu verpflichten, seine IAP zu nutzen, und muss Beschränkungen beim Steering unterlassen.

Die Einstellung des Verfahrens wegen der Regeln für Entwickler für E-Book-Apps bedeutet nicht, dass Apples Verhalten den EU-Wettbewerbsregeln entspricht. Die Kommission teilte mit, sie werde die Geschäftspraktiken im europäischen Technologiesektor weiterhin überwachen – “sowohl unter dem DMA als auch den Wettbewerbsregeln”. vis

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Präsidentschaftswahl in Rumänien: Sozialdemokrat in erster Runde vorn

Die Präsidentschaftswahl in Rumänien wird wahrscheinlich erst in einer Stichwahl entschieden. Laut Prognosen nach Schließung der Wahllokale liegt der bisherige Ministerpräsident Marcel Ciolacu von den Sozialdemokraten vorn. Er kommt aber wohl nicht auf genügend Stimmen für einen Sieg in der ersten Runde. Auf Platz zwei liegt die Chefin der oppositionellen Mitte-Rechts-Partei, Elena Lasconi. Die Stichwahl wäre am 8. Dezember.

In Rumänien hat der Präsident eine begrenzte exekutive Funktion, zu der aber die Leitung der Streitkräfte gehört. Die Amtszeit ist auf zwei fünfjährige Wahlperioden begrenzt. Der scheidende Präsident Klaus Iohannis hat Rumäniens starke pro-westliche Haltung gefestigt. Ihm wurde aber vorgeworfen, nicht genug gegen Korruption getan zu haben. Ciolacu führt bislang die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten und Mitte-Rechts-Liberalen an. Diese hat in diesem Jahr zweimal den Mindestlohn und die Renten erhöht. Hohe Ausgaben haben aber das Haushaltsdefizit anschwellen lassen, auch die Inflation ist hoch. rtr

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Handelsstreit: Peking weitet Anti-Subventionsuntersuchung zu Milchprodukten aus

China hat angekündigt, seine Anti-Subventions-Untersuchung von Milchimporten aus der Europäischen Union auszuweiten. Untersucht werden nun auch:

  • die EU-Subventionsprogramme (Subventionsprojekte zur Förderung landwirtschaftlicher Produkte, der Europäische Garantiefonds und Agrargarantie-Subventionsprojekte) 
  • verschiedene Subventionsprogramme zur Agrarförderung, Versicherungen und Investitionsbeihilfen in Dänemark, Frankreich, Italien und den Niederlanden

Am Freitag erklärte das chinesische Handelsministerium, der Zusatz sei nach einer vorläufigen Prüfung erfolgt und habe die Forderungen der EU-Mitglieder sowie Konsultationen mit EU-Vertretern berücksichtigt. Außerdem wurden neue Fragebögen an die jeweiligen Regierungen und Hersteller geschickt, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. 

Peking hatte die Untersuchung der Importe von bestimmten Käsesorten, Milch und Sahne aus der Europäischen Union im August als Reaktion auf die Ankündigung von EU-Zöllen für in China hergestellte Elektrofahrzeuge eingeleitet. Die neuen EU-Zölle von bis zu 45,3 Prozent auf chinesische Elektroautoimporte traten am 30. Oktober in Kraft. China drängte einige Regierungen der EU-Mitglieder, darunter Deutschland, die Europäische Kommission zu einer Lösung ohne Zölle zu bewegen.

Lange: “Wir stehen kurz vor einer Lösung mit China”

Diese zeichnet sich nun vielleicht ab: Nach Angaben des Vorsitzenden im Handelsausschuss des Europäischen Parlaments, Bernd Lange (SPD), steuerten die EU und China auf eine Einigung zu. “Wir stehen kurz vor einer Lösung mit China, um die Zölle abzuschaffen”, sagte Lange dem Sender ntv.

Demnach könnte China sich verpflichten, seine E-Autos in der EU zu einem Mindestpreis anzubieten. “Damit würde der Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung durch unfaire Subventionen wegfallen, weshalb die Zölle ursprünglich eingeführt wurden”, sagte Lange.

Der noch amtierende EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatte am Freitag bei einem Forum zu globalen Überkapazitäten gewarnt: “Die globale Überkapazität außerhalb des Marktes stellt eine erhebliche Bedrohung dar. Sie stört den fairen Wettbewerb, destabilisiert das Wachstum, übt deflationären Druck aus und gefährdet die Industrien der Handelspartner von Überschusswirtschaften.” ari

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Geoblocking: Bundesnetzagentur richtet Beschwerdestelle ein

Zum Start der Rabattschlacht im Online-Handel fordert die Bundesnetzagentur Verbraucher auf, Verstöße gegen die Geoblocking-Verordnung zu melden. Ziel der Verordnung ist es, Hindernisse bei grenzüberschreitenden Bestellungen innerhalb der EU zu verhindern und den fairen Zugang zu Waren und Dienstleistungen im Binnenmarkt zu sichern.

“Verbraucherinnen und Verbraucher haben das Recht auf faire und diskriminierungsfreie Einkäufe im gesamten europäischen Markt“, erklärte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Dies gelte auch bei Rabattaktionen wie der “Black Week”. Händler müssten sicherstellen, dass alle Verbraucher von Angeboten und Rabatten profitieren können und nicht wegen ihres Wohnorts diskriminiert werden. Die Behörde hat eine Beschwerdestelle eingerichtet, bei der Betroffene Verstöße online melden können.

Bußgelder bis 300.000 Euro bei Geoblocking

Seit 2018 regelt die EU-Verordnung, dass Händler keine Kunden aus anderen EU-Ländern blockieren oder ihnen schlechtere Bedingungen anbieten dürfen. Zu den häufigsten Verstößen zählen Preisunterschiede, unzulässige Weiterleitungen auf länderspezifische Websites und eingeschränkte Zahlungsmöglichkeiten. Streamingdienste wie Netflix bleiben jedoch ausgenommen. Territorial geregelte Lizenzrechte erlauben es Anbietern, Filme, Serien und Musik auf bestimmte Länder zu beschränken.

Die Bundesnetzagentur kann gegen Anbieter mit Sitz in Deutschland Bußgelder von bis zu 300.000 Euro verhängen. Bei Verstößen von Händlern mit Sitz in anderen EU-Ländern fordert sie die jeweils zuständige Behörde auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Bisher hätten die betroffenen Unternehmen in allen abgeschlossenen Verfahren nach Intervention der Bundesnetzagentur ihre Verstöße gegen die Geoblocking-Verordnung abgestellt, teilt die Behörde mit. vis

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Presseschau

Teheran: Iran kündigt neue Gesprächsrunde mit EU-Ländern über Atomprogramm an DEUTSCHLANDFUNK
EU-Außenbeauftragter Borrell drängt auf Waffenstillstand im Libanon EURONEWS
EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola fordert von Deutschland “Taurus”-Lieferung TAGESSCHAU
EU: Streit mit China über Zölle auf E-Autos offenbar kurz vor Einigung HANDELSBLATT
Schengenbeitritt:: Österreich, Rumänien und Bulgarien vereinbaren mehr EU-Grenzschutz ZEIT
Strategischer Schritt gegen Putins Einkünfte: Ungarn kündigt bedeutende Maßnahme an – ist bereit, kein russisches Öl mehr zu beziehen FR
Deutsche Aktivisten in ungarischer Haft: Ratten, Wanzen, Isolation SPIEGEL
Protest der Regionen gegen Brüsseler Pläne ORF
Hält Schlepper nicht ab: Jean Claude Juncker fordert Ende der Grenzkontrollen RND
Apple: EU-Wettbewerbsprüfer stoppen Untersuchung von E-Book-Regeln HEISE
Soziales Netzwerk: EU-Abgeordnete fordern Prüfung von X auf Reichenweiten-Manipulation HANDELSBLATT
Verhandlungen Schweiz-EU: Einigung mit EU könnte Schweizer Hochschulen 46 Millionen kosten SRF
Präsidentenwahl in Rumänien: prorussischer Kandidat liegt überraschend vorne ZDF
“Logik der Selbstverteidigung”: Frankreich signalisiert Zustimmung zum Abschuss von Raketen auf Russland TAGESSPIEGEL
Österreich: FPÖ gewinnt erstmals Landtagswahl in Steiermark DEUTSCHLANDFUNK
Österreich: Der Finanzskandal der FPÖ SPIEGEL
Polen Rafał Trzaskowski und Karol Nawrocki kämpfen um Dudas Nachfolge FAZ
Plötzlich Europas Musterschüler: Polen macht alles richtig bei Aufrüstung und restriktiver Politik gegenüber Migranten – Selbst mit Trump kommen die Polen bestens aus NZZ
Nach Pelicot-Prozess: Tausende demonstrieren in Frankreich gegen sexuelle Gewalt an Frauen NZZ
Migration: Italien zieht das meiste Personal aus Flüchtlingslagern in Albanien ab DEUTSCHLANDFUNK
Italien: Die Albanien-Lager floppen, aber Meloni gewinnt außenpolitisch dennoch an Einfluss SÜDDEUTSCHE
Zustimmung aus Österreich: Weg für vollständige Aufnahme Rumäniens und Bulgariens in den Schengenraum frei DEUTSCHLANDFUNK
Treffen in Vilnius: Litauen, Estland und Lettland fordern mehr Ukraine-Hilfe und Militärausgaben DEUTSCHLANDFUNK
Ungarn: Orban lädt Netanjahu ein ZENTRALPLUS
Sex, Lügen, Audiotapes: Schmutziges Duell um die Macht in Ungarn SPIEGEL
Korruptionsvorwürfe in Spanien: Pedro Sánchez im permanenten Überlebenskampf FAZ
Spanien: Demonstration in Barcelona für mehr bezahlbaren Wohnraum DEUTSCHLANDFUNK
Belgien: Noch immer wird eine Regierung gesucht SÜDDEUTSCHE
Russland verdient immer noch an Erdöllieferungen nach Belgien BRF
Cyberangriffe: Auch Belgien verstärkt im Visier BRF
Erdogan wünscht sich intensiveren Handel mit Russland DIE PRESSE
Wegen vorheriger Verurteilung: Protest nach Amtsenthebungen im Osten der Türkei RND
“Sie stehlen uns sogar den Himmel” – in Bosnien sterben europaweit am meisten Menschen wegen Luftverschmutzung NZZ
SOS Balkanroute setzt Kampagne gegen Flüchtlingslager im bosnischen Lipa fort DER STANDARD
Hoher UN-Repräsentant will Bücherkrise in Bosnien lösen FAZ
Weggucken kann keine Strategie in der Luxemburger Außenpolitik sein WORT
Ein gespaltenes Land: die Republik Moldau mit der abtrünnigen Provinz Transnistrien EURONEWS
Volksabstimmung: Schweizer lehnen den Ausbau ihrer Autobahnen ab FAZ

Dessert

Mussolinis Geist im Rücken: die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Für EVP-Chef Manfred Weber ist die Sache klar: Giorgia Meloni ist eine verlässliche Partnerin in Europa, ebenso wie die EKR-Fraktion, deren größtes Mitglied Melonis Partei ist. Im Vergleich zu den Abgeordneten, die rechts von ihnen im Europaparlament sitzen, mag es sein, dass die Fratelli d’Italia den Eindruck einer gemäßigten politischen Kraft erwecken. 

Doch um sich zu vergegenwärtigen, aus welchem Holz die Partei geschnitzt ist, lohnt es sich, einen genauen Blick auf ihr Logo zu werfen. Anlässe dafür gibt es genug, bei Auftritten von Meloni und ihren Parteifreunden ist es oft in beachtlicher Größe zu bestaunen. 

Das Logo ziert eine grün-weiß-rote Flamme, die von einem schwarzen Strich aufsteigt. Die Symbolik geht zurück auf die Zeit nach 1945, als Anhänger und Vertraute von Benito Mussolini eine neue Partei gründeten, den neofaschistischen Movimento Sociale Italiano. Viel später, als man sich von diesem Erbe distanzieren wollte, versuchte man es mit Umdeutungen, doch bis heute ist die folgende Interpretation geblieben: Der Strich steht für den Sarg Mussolinis, die Flamme symbolisiert den Geist des faschistischen Diktators.

Meloni betonte, wie stolz sie auf die Flamme ist

Bereits vor den italienischen Parlamentswahlen im Jahr 2022 hatten viele Menschen, auch aus der eigenen Partei, an Meloni appelliert, Flamme und Sarg aus dem Logo zu streichen. Doch Meloni blieb dabei und betonte, wie stolz sie auf die Flamme ist

Jetzt ist die Debatte erneut, nun ja, entflammt. “Wenn wir nach vorn schauen wollen, dann wird auch die Zeit kommen, die Flamme zu löschen“, sagte Luca Ciriani, Minister für Beziehungen zum Parlament, der Zeitung “Il Foglio”. Die Flamme gehöre einer vergangenen Zeit an, befand der 57-Jährige, der Zeit seiner Jugend – von der er sich jedoch keinesfalls distanzieren wolle. So weit geht der Wunsch nach Abkehr vom Postfaschismus dann doch nicht. 

Es ist fraglich, ob Cirianis Vorschlag Gehör findet. Bislang vertritt er eine Einzelmeinung. Mit Fabio Rampelli, Vizepräsident der italienischen Abgeordnetenkammer, war sofort ein vehementer Verteidiger der Flamme zur Stelle. “Fast 30 Prozent der Italiener haben ein Kreuz unter unser Symbol gesetzt”, zitiert ihn die Zeitung “Corriere della Sera”. “Es scheint mir nicht, dass die Bürger ein Problem darin sehen. Im Gegenteil, vielleicht wählen sie uns gerade, weil wir die Flamme haben.” Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Meloni auch in Zukunft bei Auftritten den Geist Mussolinis hinter sich weiß. Sarah Schaefer

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

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    22 Mitgliedstaaten haben ihre mittelfristigen Fiskalpläne schon eingereicht. Der große Abwesende ist Deutschland. Gemeinsam mit Belgien, Bulgarien, Österreich und Litauen ist Deutschland einer der Mitgliedstaaten, die sich wegen Regierungskrisen nicht auf einen Fiskalplan einigen konnten. Vor dem Aus der Ampel stritt sich Berlin mit Brüssel über Annahmen, die dem Fiskalplan zugrunde liegen. Die Bundesregierung beklagte sich, dass die Annahmen der Kommission zu wenig Investitionsspielraum ließen.

    So sehr die Kommission den Fiskalplan lieber früher als später sähe: Man weiß, dass er vor der Regierungsbildung kaum belastbar wäre. Für Litauen hat die Kommission beispielsweise eine Verschiebung bis in den Frühling genehmigt. Die Kommission will lieber einen Plan mit einer handlungsfähigen Regierung, statt einen schnellen Plan ohne politischen Rückhalt.

    Die Diskussionen dürften aber auch unter einer neuen Bundesregierung nicht leichter werden, zumal die Wirtschaftszahlen und somit die dem Plan zugrundeliegenden Annahmen für Deutschland nicht rosiger werden. Vor zehn Tagen korrigierte die Kommission die Wirtschaftsprognosen für Deutschland nochmals nach unten. Und bald dürfte die Variable Trump zünftig an den Annahmen rütteln.

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    Leyen-Kommission: Wie die Abgeordneten abstimmen wollen

    Ursula von der Leyen, President of the European Commission, receives the Commissioners-designate: On September 18, 2024, Ursula von der Leyen, President of the European Commission, receives the Commissioners-designate.
    Die neue Von-der-Leyen-Kommission stellt sich im Plenum in Straßburg zur Abstimmung.

    Mittwochmittag stellt sich die Von-der-Leyen-Kommission II in Straßburg dem Votum der Europaabgeordneten. Die Latte liegt nicht so hoch wie am 18. Juli, als Ursula von der Leyen für ihre Wiederwahl 360 Stimmen benötigte, also mehr die Hälfte aller 719 gewählten Abgeordneten für sie stimmen mussten. Diesmal reichen die Stimmen von der absoluten Mehrheit der anwesenden Abgeordneten. Zwischen 320 und 340 Stimmen dürften ausreichen.

    Man rechnet damit, dass die Kommission mit der überwiegenden Zahl der Stimmen aus der Von-der-Leyen-Koalition bestätigt wird: die EVP-Fraktion hat 188 Sitze, S&D 136, Renew 77. Außerdem wird mit Stimmen von der EKR gerechnet, die 24 Fratelli d’Italia-Abgeordneten, die drei Tschechen und drei Belgier dürften zustimmen. Auch von der rechtsextremen Patrioten-Fraktion werden mindestens die elf ungarischen Abgeordneten für die Kommission stimmen, um den ungarischen Kommissar Olivér Várhelyi zu stärken.

    Spanische Christdemokraten sind Wackelkandidaten

    In der EVP gibt man sich sicher, dass von der Leyen die nötige Mehrheit für ihre neue Kommission bekommen wird. Die Christdemokraten werden wohl weitgehend geschlossen für sie stimmen, infrage steht aber die Zustimmung der 22 spanischen Abgeordneten des Partido Popular. Diese lehnen die sozialistische Exekutiv-Vizepräsidentin Teresa Ribera entschieden ab. 

    Der Unmut bei den Sozialdemokraten ist groß. Sie sind verärgert über den Umgang mit Ribera, aber auch, weil Raffaele Fitto die herausgehobene Position behält und weil S&D bei vielen Punkten während den Anhörungen von der EVP ausgebremst wurde. Diese Unzufriedenheit wird sich auch in Nein-Stimmen niederschlagen. Vor allem aus der französischen und deutschen Delegation mit 13 sowie 14 Abgeordneten könnten Nein-Stimmen kommen. Schätzungen gehen insgesamt von 50 bis 60 Nein-Stimmen aus der S&D-Fraktion aus. Am Ende dürfte die Ablehnung vermutlich nicht so deutlich ausfallen. Die Sozialdemokraten wollen in der neuen Kommission zwei Exekutiv-Vizepräsidenten stellen, Teresa Ribera und Roxana Minzatu, sowie die Kommissare Dan Jørgensen und Glenn Micallef. Auch Maroš Šefčovič steht der Parteienfamilie nahe. Da wäre es überraschend, wenn die S&D-Fraktion der Kommission als Ganzes die Unterstützung verweigern würde.

    Strack-Zimmermann will für Kommission stimmen

    Bei Renew kann von der Leyen voraussichtlich auch auf breite Unterstützung zählen. Die Liberalen werden zwar am Montag in einer Fraktionssitzung noch einmal die Ereignisse der vergangenen beiden Wochen diskutieren. Aber sie haben viel zu verlieren: Obwohl nur noch fünftgrößte Fraktion im Parlament, sind sie mit insgesamt fünf Kommissaren, darunter zwei Vizepräsidenten, am zweitstärksten vertreten nach der EVP.

    Die fünf FDP-Abgeordneten hatten im Juli von der Leyen noch ihre Stimmen verweigert, am Mittwoch wollen sie für die Kommission stimmen. “Die globalen Herausforderungen sind groß, die EU muss nun handlungsfähig sein”, sagte der Abgeordnete Moritz Körner zu Table.Briefings. Die Kommission müsse rasch ihre Arbeit aufnehmen, um die europäische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig zu machen, die Ukraine zu unterstützen, und auf Trump reagieren zu können. Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die eine heftige Kritikerin von der Leyens war, will die Hand für die Kommission heben.

    Grüne haben nichts zu verlieren

    Noch offen ist, wie sich die Grünen positionieren. Die Fraktion ist erbost über die EVP und deren Chef Manfred Weber: Der CSU-Politiker hatte darauf gepocht, die Grünen herauszuhalten aus den Verhandlungen mit S&D und Renew, um sich nicht auf eine Zusammenarbeit mit den Parteien links der Christdemokraten festnageln zu lassen. Dem Vernehmen nach bemüht sich aber von der Leyen darum, die Öko-Fraktion zu besänftigen. Sie traf sich am Donnerstag mit dem Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck, das Thema dürfte zur Sprache gekommen sein. Anders als EKR und Patrioten, die ebenfalls nicht der informellen Koalition angehören, stellen die Grünen keinen Kommissar. Es würde also kein Grüner beschädigt, wenn das Parlament die Kommission durchfallen ließe. Wie zu hören ist, werden am Ende wohl weniger Grüne für die Kommission stimmen als am 18. Juli für von der Leyen. Damals hofften sie aber auch noch, Teil der informellen Koalition zu werden.

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    COP29: Europas Führungsrolle wankt

    Auf jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar muss die internationale Klimafinanzierung bis 2035 ansteigen. Bislang galten 100 Milliarden jährlich als verpflichtendes Ziel. Vor allem die Industrieländer müssen diese Mittel bereitstellen – aus ihren Haushalten, über privat mobilisierte Gelder oder über multilaterale Entwicklungsbanken (MDBs). Auch Entwicklungsländer selbst können über ihre MDBs oder durch freiwillige Beiträge zu diesem Ziel beitragen. Die Industrieländer und insbesondere die EU haben damit ein für sie elementares Ziel für diese COP erreicht: die Erweiterung der Geberbasis.

    Dass 300 Milliarden nicht ausreichen, um den Bedarf der Entwicklungsländer an Finanzmitteln für die Minderung der Treibhausgasemissionen (Mitigation), die Anpassung an den Klimawandel (Adaptation) sowie Schäden und Verluste (Loss and Damage) zu decken, ist allen Beteiligten klar. Deshalb wird ein Prozess aufgesetzt, um mithilfe weiterer Finanzquellen insgesamt mindestens 1,3 Billionen Dollar jährlich an Klimafinanzierung bereitzustellen.

    300 Milliarden Klimafinanzierung: Für die Armen zu wenig

    Es ist der berühmte Minimalkonsens, der am Sonntagmorgen um 2:39 Uhr in Baku gefunden wurde – nicht ohne Kritik aus dem Globalen Süden. Indien lehnte die Einigung ab, schaffte es aber nicht, sie zu verhindern. Afrikanische und lateinamerikanische Staaten halten die Summen für zu klein und die damit einhergehenden Verpflichtungen für zu schwach.

    Denn die Formulierungen sind vage. Es ist völlig unklar, ob die 1,3 Billionen jemals erreicht werden. Über sogenannte “innovative Finanzquellen” will man künftig größere Summen bereitstellen. Gemeint sind Steuern aufs Fliegen beispielsweise, Einnahmen aus Kohlenstoffmärkten oder die Umleitung von Subventionen für fossile Brennstoffe. Auch konkrete Verpflichtungen für einzelne Staaten bleiben aus. Es handelt sich um ein weiteres der vielen kollektiven Ziele, von denen bereits bisher viele oft nicht erreicht wurden.

    Vertrauen in den Westen fehlt

    Auch aufgrund des fehlenden Vertrauens sah es während dieser Klimakonferenz mehrfach so aus, als seien die Gräben zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern zu tief, um überwunden zu werden. Die Frage um das Geld spaltete den Globus in Nord und Süd. Europa steht hier in besonderer Verantwortung. Zwar zahlt die EU bereits jetzt den größten Anteil der Klimafinanzierung und als einzige ihren “fair share”.

    Doch Europa verlangt allen anderen Staaten auch einiges ab bei den Minderungen von Emissionen. Nicht alle Länder sind begeistert von Verpflichtungen, die Verbrennung von fossilen Energien zu reduzieren, obwohl sie zur globalen Erwärmung kaum beigetragen haben. Auch dieser Streit zeigte sich in Baku. Europa forderte eine Bestätigung und Konkretisierung der in Dubai 2023 bei der COP28 beschlossenen “Abkehr von Fossilen”. Doch das Vorhaben scheiterte. Das Thema Minderung – Mitigation im COP-Jargon – erzielte keine Einigung und wurde auf die Klimazwischenkonferenz in Bonn im Juni vertagt. Einige Entwicklungsländer, aber vor allem auch Saudi-Arabien, hatten versucht, den Dubai-Beschluss zu verwässern.

    Wer Minderung fordert muss Geld liefern

    Die EU fordert stets ambitionierte Klimaziele, der globale Süden entgegnet: Wer Minderung fordert, muss Geld liefern. Die EU-Vertreter zeigen oft wenig Empathie für die geringe Bereitschaft zur Emissionsminderung in den Schwellenländern. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra verteidigte das beschlossene Ziel noch in der Nacht im Plenarsaal der COP. Lautes Husten und Buh-Rufe während seiner Rede verdeutlichten die Ablehnung im Raum.

    In Brasilien, wo die nächste COP 2025 stattfindet, wird der Streit unweigerlich weitergehen. Denn einerseits soll dort über die Gestaltung der erwähnten Mobilisierung von 1,3 Billionen Dollar gesprochen, auch neue Klimaziele sollen festgelegt werden. Wenn die EU etwas erreichen will – etwa andere Player zu harten Einschnitten ihrer Emissionen zu drängen – sollte sie eine bessere Strategie als in Baku oder mehr Geld im Gepäck haben.

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    Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien: Österreich macht Weg frei

    Österreich gibt seinen Widerstand gegen den Beitritt von Rumänien und Bulgarien in den Schengen-Raum auf. Österreich war der letzte Mitgliedstaat mit Vorbehalten. Damit ist der Weg für die Aufnahme der beiden Länder in den Schengen-Raum frei. Bei einem Treffen in Budapest einigten sich Vertreter der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft sowie Österreichs, Bulgarien und Rumänien darauf.

    Beim Ministerrat am 12. Dezember könnte der Beschluss vollzogen werden. Die beiden Länder sollen dann Anfang 2025 im Schengen-Raum aufgenommen werden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: “Ich begrüße das Ergebnis der informellen Gespräche in Budapest. Bulgarien und Rumänien gehören eindeutig zum Schengen-Raum.” Im Frühjahr waren wegen der Blockade Österreichs zunächst nur die Kontrollen bei der Ein- und Ausreise per Flugzeug und Schiff aufgehoben worden. Nun sollen auch die Kontrollen auf dem Landweg entfallen. Österreich hatte sein Veto mit Sorgen vor der Zunahme der illegalen Einreisen von EU-Ausländern begründet.  mgr

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    DSA: Kommission erwartet “Fest der Transparenz”

    Die Kommission erwartet in Kürze die ersten Risikoberichte der großen Online-Plattformen und Suchmaschinen (VLOPs und VLOSEs) im Rahmen des Digital Services Act (DSA). “Wir werden bald einen riesigen Moment der Transparenz erleben”, sagte eine hohe Kommissionsbeamtin. Die Risikoberichte sollen spätestens Anfang Dezember kommen. Viele freuten sich bereits auf dieses “Fest der Transparenz”, sagte die Beamtin weiter. Es werde die Debatte um den DSA noch einmal beflügeln.

    Nach Artikel 34 des DSA sind die als VLOPs und VLOSEs benannten Plattformen und Suchmaschinen verpflichtet, mindestens einmal jährlich eine umfassende Risikobewertung durchzuführen. Dabei sollen sie alle systemischen Risiken ermitteln, analysieren und bewerten, die sich bei der Nutzung ihrer Dienste ergeben. Diese Bewertung soll potenziell negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Grundrechte der Nutzer identifizieren. Basierend auf den Ergebnissen müssen die Plattformen geeignete Maßnahmen ergreifen, um diese Risiken zu mindern. Zudem sind sie verpflichtet, die Ergebnisse dieser Risikobewertungen und die ergriffenen Maßnahmen in einem Bericht zu dokumentieren und der zuständigen Aufsichtsbehörde vorzulegen.

    DSA soll Risiken minimieren, nicht Meinung zensieren

    Die Kommissionsbeamtin betonte, dass es beim DSA nicht um eine Kontrolle der Inhalte gehe, sondern darum, systemische Risiken zu erkennen und zu minimieren. Das sehen nicht alle so. In Deutschland gibt es eine Diskussion darüber, ob der DSA zur Einschränkung der Meinungsfreiheit und zu Zensur führe. Vor allem aber X-Eigner Elon Musk zieht gegen den DSA zu Felde. Der DSA behindere den freien Austausch von Ideen.

    Dennoch sieht die EU-Beamtin keinen Grund schwarzzusehen bei der Zusammenarbeit im Bereich der Tech-Regulierung mit der künftigen Trump-Administration. Angesichts der geopolitischen Herausforderungen sei es wichtig, diesen transatlantischen Weg offenzuhalten. Es gebe in dem Bereich “unheimlich viele Sachen, bei denen wir sehr gut zusammenarbeiten können” und wo auch ein Unternehmer wie Elon Musk Interesse habe, auf dem europäischen Markt vertreten zu sein. In den USA sei der Schutz von Minderjährigen online und die Marktmacht der großen Online-Plattformen ebenso Thema.

    Kommission kommuniziert weiter über X

    Bei dem Thema Desinformation wiederum müsse die EU “stabil und strukturiert” bleiben. Der DSA sorge für alles, was notwendig sei, um einen breiten demokratischen Diskurs zu führen. Es werde wichtig sein zu zeigen: “Wir sind ein großer Markt, der sich Regeln gibt zum Schutz unserer Unternehmen, zum Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger. Und wir schulden es diesen, dass wir diese Regeln auch offiziell umsetzen, egal woher die Unternehmen kommen, mit denen wir uns beschäftigen.”

    Die Kommission hat auch nicht vor, die Plattform X zu verlassen, gegen die sie selbst ein Verfahren eingeleitet hat. Offiziell heißt es weiterhin, die Kommission nutze die Plattformen der sozialen Medien, um wichtige Zielgruppen – von Regierungsvertretern bis hin zur Zivilgesellschaft und den Bürgern – schnell zu erreichen. Dabei sei X eine der 15 Social-Media-Plattformen, auf denen die Europäische Kommission einen offiziellen Account habe.

    Behörde gibt kein Geld mehr für Werbung auf X aus

    Einzige Reaktion bisher: Im Herbst 2023 hat die Kommission als Nutzer der Plattform X “aus Sorge über die Verbreitung von Desinformationen im Zusammenhang mit der Lage im Nahen Osten” die bezahlte Werbung auf X ausgesetzt. Dabei sei es geblieben. Die Kommission bewerte dies ständig anhand der Entwicklungen. Dabei eröffne sie auch Konten auf neuen Plattformen, die von ihrem Publikum genutzt werden, darunter Bluesky, Mastodon und Threads. vis

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    Apple: Kommission stellt Kartelluntersuchung zu E-Book-Regeln ein

    Die Europäische Kommission hat ihre Untersuchung gegen Apple im Zusammenhang mit den Bedingungen für konkurrierende Entwickler von E-Book- und Hörbuch-Apps eingestellt. Der ursprüngliche Beschwerdeführer habe seine Beschwerde zurückgezogen, teilte die Kommission am Freitag mit.

    Die Kommission hatte die Untersuchung am 16. Juni 2020 eingeleitet. Dabei ging es um Apples Vorgaben zur verpflichtenden Nutzung seines eigenen In-App-Kaufsystems (IAP). Außerdem untersuchte die Kommission Einschränkungen für Entwickler, die alternative, kostengünstigere Kaufoptionen außerhalb des App-Stores bekannt machen wollten (Steering). Parallel dazu liefen zwei weitere Untersuchungen zu ähnlichen Bedingungen im Bereich Musikstreaming und anderen Apps, die mit Apple-Diensten konkurrieren.

    Die Regeln für E-Book-Entwickler fallen jetzt unter den DMA

    Am 4. März 2024 verhängte die Kommission eine Geldstrafe gegen Apple wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung im Musikstreaming-Sektor. Am 24. Juni 2024 beschloss die Kommission, ihre kartellrechtliche Untersuchung zu den konkurrierenden App-Diensten einzustellen. Dies geschah, nachdem die Behörde Apples App-Store im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) als Gatekeeper eingestuft hatte. Nach dem DMA darf Apple App-Entwickler nicht dazu verpflichten, seine IAP zu nutzen, und muss Beschränkungen beim Steering unterlassen.

    Die Einstellung des Verfahrens wegen der Regeln für Entwickler für E-Book-Apps bedeutet nicht, dass Apples Verhalten den EU-Wettbewerbsregeln entspricht. Die Kommission teilte mit, sie werde die Geschäftspraktiken im europäischen Technologiesektor weiterhin überwachen – “sowohl unter dem DMA als auch den Wettbewerbsregeln”. vis

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    Präsidentschaftswahl in Rumänien: Sozialdemokrat in erster Runde vorn

    Die Präsidentschaftswahl in Rumänien wird wahrscheinlich erst in einer Stichwahl entschieden. Laut Prognosen nach Schließung der Wahllokale liegt der bisherige Ministerpräsident Marcel Ciolacu von den Sozialdemokraten vorn. Er kommt aber wohl nicht auf genügend Stimmen für einen Sieg in der ersten Runde. Auf Platz zwei liegt die Chefin der oppositionellen Mitte-Rechts-Partei, Elena Lasconi. Die Stichwahl wäre am 8. Dezember.

    In Rumänien hat der Präsident eine begrenzte exekutive Funktion, zu der aber die Leitung der Streitkräfte gehört. Die Amtszeit ist auf zwei fünfjährige Wahlperioden begrenzt. Der scheidende Präsident Klaus Iohannis hat Rumäniens starke pro-westliche Haltung gefestigt. Ihm wurde aber vorgeworfen, nicht genug gegen Korruption getan zu haben. Ciolacu führt bislang die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten und Mitte-Rechts-Liberalen an. Diese hat in diesem Jahr zweimal den Mindestlohn und die Renten erhöht. Hohe Ausgaben haben aber das Haushaltsdefizit anschwellen lassen, auch die Inflation ist hoch. rtr

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    Handelsstreit: Peking weitet Anti-Subventionsuntersuchung zu Milchprodukten aus

    China hat angekündigt, seine Anti-Subventions-Untersuchung von Milchimporten aus der Europäischen Union auszuweiten. Untersucht werden nun auch:

    • die EU-Subventionsprogramme (Subventionsprojekte zur Förderung landwirtschaftlicher Produkte, der Europäische Garantiefonds und Agrargarantie-Subventionsprojekte) 
    • verschiedene Subventionsprogramme zur Agrarförderung, Versicherungen und Investitionsbeihilfen in Dänemark, Frankreich, Italien und den Niederlanden

    Am Freitag erklärte das chinesische Handelsministerium, der Zusatz sei nach einer vorläufigen Prüfung erfolgt und habe die Forderungen der EU-Mitglieder sowie Konsultationen mit EU-Vertretern berücksichtigt. Außerdem wurden neue Fragebögen an die jeweiligen Regierungen und Hersteller geschickt, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. 

    Peking hatte die Untersuchung der Importe von bestimmten Käsesorten, Milch und Sahne aus der Europäischen Union im August als Reaktion auf die Ankündigung von EU-Zöllen für in China hergestellte Elektrofahrzeuge eingeleitet. Die neuen EU-Zölle von bis zu 45,3 Prozent auf chinesische Elektroautoimporte traten am 30. Oktober in Kraft. China drängte einige Regierungen der EU-Mitglieder, darunter Deutschland, die Europäische Kommission zu einer Lösung ohne Zölle zu bewegen.

    Lange: “Wir stehen kurz vor einer Lösung mit China”

    Diese zeichnet sich nun vielleicht ab: Nach Angaben des Vorsitzenden im Handelsausschuss des Europäischen Parlaments, Bernd Lange (SPD), steuerten die EU und China auf eine Einigung zu. “Wir stehen kurz vor einer Lösung mit China, um die Zölle abzuschaffen”, sagte Lange dem Sender ntv.

    Demnach könnte China sich verpflichten, seine E-Autos in der EU zu einem Mindestpreis anzubieten. “Damit würde der Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung durch unfaire Subventionen wegfallen, weshalb die Zölle ursprünglich eingeführt wurden”, sagte Lange.

    Der noch amtierende EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatte am Freitag bei einem Forum zu globalen Überkapazitäten gewarnt: “Die globale Überkapazität außerhalb des Marktes stellt eine erhebliche Bedrohung dar. Sie stört den fairen Wettbewerb, destabilisiert das Wachstum, übt deflationären Druck aus und gefährdet die Industrien der Handelspartner von Überschusswirtschaften.” ari

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    Geoblocking: Bundesnetzagentur richtet Beschwerdestelle ein

    Zum Start der Rabattschlacht im Online-Handel fordert die Bundesnetzagentur Verbraucher auf, Verstöße gegen die Geoblocking-Verordnung zu melden. Ziel der Verordnung ist es, Hindernisse bei grenzüberschreitenden Bestellungen innerhalb der EU zu verhindern und den fairen Zugang zu Waren und Dienstleistungen im Binnenmarkt zu sichern.

    “Verbraucherinnen und Verbraucher haben das Recht auf faire und diskriminierungsfreie Einkäufe im gesamten europäischen Markt“, erklärte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Dies gelte auch bei Rabattaktionen wie der “Black Week”. Händler müssten sicherstellen, dass alle Verbraucher von Angeboten und Rabatten profitieren können und nicht wegen ihres Wohnorts diskriminiert werden. Die Behörde hat eine Beschwerdestelle eingerichtet, bei der Betroffene Verstöße online melden können.

    Bußgelder bis 300.000 Euro bei Geoblocking

    Seit 2018 regelt die EU-Verordnung, dass Händler keine Kunden aus anderen EU-Ländern blockieren oder ihnen schlechtere Bedingungen anbieten dürfen. Zu den häufigsten Verstößen zählen Preisunterschiede, unzulässige Weiterleitungen auf länderspezifische Websites und eingeschränkte Zahlungsmöglichkeiten. Streamingdienste wie Netflix bleiben jedoch ausgenommen. Territorial geregelte Lizenzrechte erlauben es Anbietern, Filme, Serien und Musik auf bestimmte Länder zu beschränken.

    Die Bundesnetzagentur kann gegen Anbieter mit Sitz in Deutschland Bußgelder von bis zu 300.000 Euro verhängen. Bei Verstößen von Händlern mit Sitz in anderen EU-Ländern fordert sie die jeweils zuständige Behörde auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Bisher hätten die betroffenen Unternehmen in allen abgeschlossenen Verfahren nach Intervention der Bundesnetzagentur ihre Verstöße gegen die Geoblocking-Verordnung abgestellt, teilt die Behörde mit. vis

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    Presseschau

    Teheran: Iran kündigt neue Gesprächsrunde mit EU-Ländern über Atomprogramm an DEUTSCHLANDFUNK
    EU-Außenbeauftragter Borrell drängt auf Waffenstillstand im Libanon EURONEWS
    EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola fordert von Deutschland “Taurus”-Lieferung TAGESSCHAU
    EU: Streit mit China über Zölle auf E-Autos offenbar kurz vor Einigung HANDELSBLATT
    Schengenbeitritt:: Österreich, Rumänien und Bulgarien vereinbaren mehr EU-Grenzschutz ZEIT
    Strategischer Schritt gegen Putins Einkünfte: Ungarn kündigt bedeutende Maßnahme an – ist bereit, kein russisches Öl mehr zu beziehen FR
    Deutsche Aktivisten in ungarischer Haft: Ratten, Wanzen, Isolation SPIEGEL
    Protest der Regionen gegen Brüsseler Pläne ORF
    Hält Schlepper nicht ab: Jean Claude Juncker fordert Ende der Grenzkontrollen RND
    Apple: EU-Wettbewerbsprüfer stoppen Untersuchung von E-Book-Regeln HEISE
    Soziales Netzwerk: EU-Abgeordnete fordern Prüfung von X auf Reichenweiten-Manipulation HANDELSBLATT
    Verhandlungen Schweiz-EU: Einigung mit EU könnte Schweizer Hochschulen 46 Millionen kosten SRF
    Präsidentenwahl in Rumänien: prorussischer Kandidat liegt überraschend vorne ZDF
    “Logik der Selbstverteidigung”: Frankreich signalisiert Zustimmung zum Abschuss von Raketen auf Russland TAGESSPIEGEL
    Österreich: FPÖ gewinnt erstmals Landtagswahl in Steiermark DEUTSCHLANDFUNK
    Österreich: Der Finanzskandal der FPÖ SPIEGEL
    Polen Rafał Trzaskowski und Karol Nawrocki kämpfen um Dudas Nachfolge FAZ
    Plötzlich Europas Musterschüler: Polen macht alles richtig bei Aufrüstung und restriktiver Politik gegenüber Migranten – Selbst mit Trump kommen die Polen bestens aus NZZ
    Nach Pelicot-Prozess: Tausende demonstrieren in Frankreich gegen sexuelle Gewalt an Frauen NZZ
    Migration: Italien zieht das meiste Personal aus Flüchtlingslagern in Albanien ab DEUTSCHLANDFUNK
    Italien: Die Albanien-Lager floppen, aber Meloni gewinnt außenpolitisch dennoch an Einfluss SÜDDEUTSCHE
    Zustimmung aus Österreich: Weg für vollständige Aufnahme Rumäniens und Bulgariens in den Schengenraum frei DEUTSCHLANDFUNK
    Treffen in Vilnius: Litauen, Estland und Lettland fordern mehr Ukraine-Hilfe und Militärausgaben DEUTSCHLANDFUNK
    Ungarn: Orban lädt Netanjahu ein ZENTRALPLUS
    Sex, Lügen, Audiotapes: Schmutziges Duell um die Macht in Ungarn SPIEGEL
    Korruptionsvorwürfe in Spanien: Pedro Sánchez im permanenten Überlebenskampf FAZ
    Spanien: Demonstration in Barcelona für mehr bezahlbaren Wohnraum DEUTSCHLANDFUNK
    Belgien: Noch immer wird eine Regierung gesucht SÜDDEUTSCHE
    Russland verdient immer noch an Erdöllieferungen nach Belgien BRF
    Cyberangriffe: Auch Belgien verstärkt im Visier BRF
    Erdogan wünscht sich intensiveren Handel mit Russland DIE PRESSE
    Wegen vorheriger Verurteilung: Protest nach Amtsenthebungen im Osten der Türkei RND
    “Sie stehlen uns sogar den Himmel” – in Bosnien sterben europaweit am meisten Menschen wegen Luftverschmutzung NZZ
    SOS Balkanroute setzt Kampagne gegen Flüchtlingslager im bosnischen Lipa fort DER STANDARD
    Hoher UN-Repräsentant will Bücherkrise in Bosnien lösen FAZ
    Weggucken kann keine Strategie in der Luxemburger Außenpolitik sein WORT
    Ein gespaltenes Land: die Republik Moldau mit der abtrünnigen Provinz Transnistrien EURONEWS
    Volksabstimmung: Schweizer lehnen den Ausbau ihrer Autobahnen ab FAZ

    Dessert

    Mussolinis Geist im Rücken: die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

    Für EVP-Chef Manfred Weber ist die Sache klar: Giorgia Meloni ist eine verlässliche Partnerin in Europa, ebenso wie die EKR-Fraktion, deren größtes Mitglied Melonis Partei ist. Im Vergleich zu den Abgeordneten, die rechts von ihnen im Europaparlament sitzen, mag es sein, dass die Fratelli d’Italia den Eindruck einer gemäßigten politischen Kraft erwecken. 

    Doch um sich zu vergegenwärtigen, aus welchem Holz die Partei geschnitzt ist, lohnt es sich, einen genauen Blick auf ihr Logo zu werfen. Anlässe dafür gibt es genug, bei Auftritten von Meloni und ihren Parteifreunden ist es oft in beachtlicher Größe zu bestaunen. 

    Das Logo ziert eine grün-weiß-rote Flamme, die von einem schwarzen Strich aufsteigt. Die Symbolik geht zurück auf die Zeit nach 1945, als Anhänger und Vertraute von Benito Mussolini eine neue Partei gründeten, den neofaschistischen Movimento Sociale Italiano. Viel später, als man sich von diesem Erbe distanzieren wollte, versuchte man es mit Umdeutungen, doch bis heute ist die folgende Interpretation geblieben: Der Strich steht für den Sarg Mussolinis, die Flamme symbolisiert den Geist des faschistischen Diktators.

    Meloni betonte, wie stolz sie auf die Flamme ist

    Bereits vor den italienischen Parlamentswahlen im Jahr 2022 hatten viele Menschen, auch aus der eigenen Partei, an Meloni appelliert, Flamme und Sarg aus dem Logo zu streichen. Doch Meloni blieb dabei und betonte, wie stolz sie auf die Flamme ist

    Jetzt ist die Debatte erneut, nun ja, entflammt. “Wenn wir nach vorn schauen wollen, dann wird auch die Zeit kommen, die Flamme zu löschen“, sagte Luca Ciriani, Minister für Beziehungen zum Parlament, der Zeitung “Il Foglio”. Die Flamme gehöre einer vergangenen Zeit an, befand der 57-Jährige, der Zeit seiner Jugend – von der er sich jedoch keinesfalls distanzieren wolle. So weit geht der Wunsch nach Abkehr vom Postfaschismus dann doch nicht. 

    Es ist fraglich, ob Cirianis Vorschlag Gehör findet. Bislang vertritt er eine Einzelmeinung. Mit Fabio Rampelli, Vizepräsident der italienischen Abgeordnetenkammer, war sofort ein vehementer Verteidiger der Flamme zur Stelle. “Fast 30 Prozent der Italiener haben ein Kreuz unter unser Symbol gesetzt”, zitiert ihn die Zeitung “Corriere della Sera”. “Es scheint mir nicht, dass die Bürger ein Problem darin sehen. Im Gegenteil, vielleicht wählen sie uns gerade, weil wir die Flamme haben.” Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Meloni auch in Zukunft bei Auftritten den Geist Mussolinis hinter sich weiß. Sarah Schaefer

    Europe.Table Redaktion

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