Table.Briefing: Europe

Von der Leyens Powerplay + Regulierungs-Tsunami beim Green Deal + Auto-IPCEI in Planung

Liebe Leserin, lieber Leser,

das 15. Sanktionspaket gegen Moskau ist auf der Zielgeraden, eine Einigung heute im Kreis der EU-Botschafter sehr gut möglich. Selten ist die Diskussion über neue Strafmaßnahmen gegen Russland so geräuschlos verlaufen.

Tatsächlich ist das Paket wenig kontrovers, da diesmal keine neuen Sektoren ins Visier genommen werden. Im Fokus sind die Schattenflotten, mit denen Moskau versucht, die Preisobergrenze der G-7-Staaten für russisches Öl zu umgehen. Öl sei die Lebensquelle des Putin-Regimes, und die Schattenflotte der Tanker halte dieses am Leben, mahnt Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Die schlecht gewarteten Tanker ohne Versicherung sind zudem ein ernsthaftes Risiko für die Sicherheit auf See und die Umwelt vor allem in der Ostsee. Die USA haben bisher erstaunlicherweise deutlich mehr Schiffe sanktioniert als die Europäer. Die EU will hier nachziehen und 48 Tanker auf die Sanktionsliste setzen, womit für Russland die Kosten für den Öltransport deutlich steigen sollen.

Teil des Pakets sind auch zusätzliche Listungen: So werden weitere 29 Entitäten und 54 Einzelpersonen mit Kontensperrungen beziehungsweise Einreisesperren belegt. Erstmals gibt es auch Strafmaßnahmen für chinesische Firmen sowie chinesische Staatsbürger, die Russland mit Dual-use-Produkten für die Rüstungsindustrie versorgt haben. Darunter Unternehmen, die Russland bei der Produktion von Kampfdrohnen unterstützen sollen.

Nach einer Einigung der EU-Botschafter könnte das Sanktionspaket beim allgemeinen Rat in zehn Tagen formell verabschiedet und in Kraft gesetzt werden. Spätestens zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls im Februar soll bereits ein nächstes und ambitionierteres Paket mit weiteren Strafmaßnahmen folgen.

Ihr
Stephan Israel
Bild von Stephan  Israel

Analyse

Brüsseler Powerplay: Von der Leyen will Mercosur-Deal abschließen 

Die Kommissionspräsidentin reiste am Donnerstag zum Gipfel der Mercosur-Staaten nach Montevideo, um die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen abzuschließen. Die Ziellinie sei “in Sicht”, schrieb sie auf X. Von der Leyen setzte sich damit über die ausdrückliche Ablehnung Macrons hinweg. Ebenfalls über X reagierte der Élysée-Palast umgehend und sagte, dass der französische Präsident von der Leyen gestern noch mal darauf hingewiesen habe, dass das Abkommen im aktuellen Zustand nicht akzeptabel sei.

Aber es ist nicht nur der Élysée: Das gesamte politische Spektrum in Frankreich lehnt das Mercosur-Abkommen ab, unter Verweis auf “unlauteren Wettbewerb” durch Fleischproduzenten aus Brasilien und Argentinien, die nicht den Umwelt- und Gesundheitsstandards der EU unterliegen. 

Von der Leyen nutzt europäisches Machtvakuum

Ende Oktober hatte die CDU-Politikerin bereits Bundeskanzler Olaf Scholz in die Schranken gewiesen, als sie gegen dessen Widerstand Zölle auf E-Autos aus China in Kraft setzte. Von der Leyen besetzt die Leerstelle, die die innenpolitische Lähmung der beiden traditionellen Führungsmächte in der EU eröffnet. Zugleich geht sie dabei aber erheblich ins Risiko. In Paris entsteht der Eindruck, dass die Kommissionspräsidentin das Machtvakuum nach dem Sturz von Premier Michel Barnier nutzt. Das dürfte Wasser auf die Mühlen für die EU-Kritikerin Marine Le Pen sein. 

In Brüssel und Berlin wird versucht, dem Eindruck entgegenzuwirken. Der Mercosur-Gipfel Anfang Dezember sei schon lange als Zieldatum für den Abschluss anvisiert worden, bevor die Regierungskrise in Paris sich zugespitzt habe, heißt es in Berlin. Die Bundesregierung zählt zu den größten Unterstützern für das Freihandelsabkommen, das der exportstarken deutschen Industrie den Zugang zu bislang stark abgeschirmten Märkten in Südamerika öffnen würde.

Verzögerung erhöht Unsicherheit

Dennoch riskiert von der Leyen, mit ihrem Vorstoß im Rat der EU-Staaten Schiffbruch zu erleiden. “Schlussendlich entscheiden die Mitgliedstaaten über dieses Abkommen”, sagte eine EU-Diplomatin Table.Briefings. In etlichen Ländern wettern sowohl rechte als auch linke politische Kräfte gegen den Freihandelsdeal. Mit dem Thema lässt sich gut mobilisieren. Die innenpolitische Instabilität spielt ihnen in die Hände.

Die Argumente der Befürworter dringen dort nur schwer durch: Das Abkommen würde die stark von China umworbenen lateinamerikanischen Staaten geopolitisch enger an Europa binden. Erst kürzlich hatte der chinesische Staatskonzern Cosco den Tiefwasserhafen Chancay an der peruanischen Pazifikküste eröffnet. Für die lahmende europäische Industrie wäre das Abkommen ein willkommener Schub, der gemessen am Volumen der abgeschafften Zölle (vier Milliarden Euro) der mit Abstand wichtigste Deal der EU bislang ist.  

Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist die lange Wartezeit, bis das Mercosur-Abkommen im Rat zur Abstimmung kommen wird. Laut Kommission dürfte der Prozess des “Legal Scrubbing” und der Übersetzung des Vertragstexts bis zu einem halben Jahr dauern. Erst wenn der Text in seiner finalen und übersetzten Form vorliegt, werden die Mitgliedstaaten abstimmen. Es ist gut möglich, dass sich der Rat erst im zweiten Halbjahr unter der dänischen Ratspräsidentschaft mit dem Text befassen wird. 

Mehrheit der Mitgliedstaaten positiv

Aus Diplomatenkreisen hört man aber auch positive Signale zum Abkommen mit Mercosur. Am gestrigen Donnerstagmorgen informierte die Handelschefin der Kommission, Sabine Weyand, die Mitgliedstaaten in der Handelsarbeitsgruppe des Rats (Trade Policy Committee) über den aktuellen Stand der Verhandlungen. Dem Vernehmen nach gibt es eine breite Mehrheit im Rat, die das Abkommen grundsätzlich unterstützt. Für die notwendige qualifizierte Mehrheit sind aber 15 Mitgliedstaaten notwendig, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung auf sich vereinen. 

Neben Frankreich haben sich bisher Irland, Österreich, Belgien, Luxemburg und Polen mehr oder weniger deutlich gegen das Abkommen ausgesprochen. Auch aus den Niederlanden ist angesichts der starken Bauernbewegung in der Regierung keine Unterstützung zu erwarten. Ein weiterer Wackelkandidat ist Italien, dessen Landwirtschaftsminister und Außenminister sich unterschiedlich zum Abkommen geäußert haben. Wenn alle diese Regierungen sich gegen das Abkommen stellen, wäre eine Sperrminorität erreicht.  

Aber aus Diplomatenkreisen hört man die Vermutung, dass sich nicht alle Regierungen, die sich öffentlich skeptisch zeigen, fundamental gegen das Abkommen stellen. So dürfte Polens Widerstand auch mit den im Mai anstehenden Präsidentschaftswahlen zusammenhängen. Da 2025 auch erste MFR-Verhandlungen anstehen, könnten sich einige Regierungen ihre Unterstützung für das Mercosur-Abkommen auch in den Haushaltsverhandlungen erkaufen lassen wollen. 

Parlament stimmt erst in einem Jahr ab

Falls der Rat dem Abkommen zustimmt, muss es auch noch vom Parlament ratifiziert werden. In einer Reaktion auf von der Leyens Ankündigung äußerten sich der Vorsitzende des Handelsausschusses, Bernd Lange (SPD), und der Parlamentsberichterstatter für Mercosur, Gabriel Matto, (EVP) äußerst positiv. “Die Abschaffung von 91 Prozent der Zölle würde den europäischen Unternehmen nie dagewesene Möglichkeiten eröffnen”, sagte der Spanier.

Da dieses Thema aber eher entlang nationaler statt parteipolitischer Grenzen polarisiert, dürften die Aussagen des deutschen Sozialdemokraten und des spanischen Christdemokraten nicht sehr repräsentativ sein für das Gesamtparlament. Bei einem Auftritt im Handelsausschuss musste sich Weyand am vergangenen Dienstag harte Kritik von französischen, irischen und belgischen Abgeordneten jeglicher Parteizugehörigkeit anhören.

Lange geht davon aus, dass die Abstimmung im Parlament erst in circa einem Jahr geschehen wird, wenn es denn so weit kommen soll. Ob das Parlament dem Abkommen zustimmen werde, sei aus heutiger Perspektive aber noch nicht absehbar, sagte er Journalisten am Dienstag.

  • Emmanuel Macron
  • Export
  • Frankreich
  • Handel
  • Handelspolitik
  • Landwirtschaft
  • Mercosur
  • Ursula von der Leyen
  • Zölle
Translation missing.

Green Deal: 900 Umsetzungsakte stehen aus – Industrie warnt vor “Tsunami”

Die Liste ist lang, sehr lang: Fast 900 Umsetzungsakte hat der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in einer Tabelle zusammengetragen, die die EU-Kommission in den kommenden Jahren noch vorlegen muss. Rund 650 Delegierte Rechtsakte und Durchführungsrechtsakte sind darunter, dazu Studien und Berichte der Behörde. Sie ergeben sich großteils aus den Green-Deal-Gesetzen der vergangenen Legislatur.

“Aus dieser Gesetzgebungswelle entsteht nun ein Umsetzungstsunami”, warnt Pierre Gröning, Leiter des VCI-Büros in Brüssel. Viele Unternehmen und Wirtschaftsverbände hatten in den vergangenen Monaten bereits eine übermäßige Regulierung aus Brüssel kritisiert und Erleichterungen gefordert. Laut Draghi-Bericht hat die EU zwischen 2019 und 2024 rund 13.000 Rechtsakte erlassen. Sowohl die Zahl der ordentlichen Gesetze als auch der Delegierten Rechtsakte und der Durchführungsrechtsakte sei im Vergleich zur vorherigen Legislaturperiode deutlich gestiegen.

Die Kommission ringt selbst noch um Orientierung. Auf Anfrage konnte die Behörde keine eigene Liste vorlegen. Eine Sprecherin verwies lediglich auf das vorhandene Register. Eine Prüfung der VCI-Liste anhand von Stichproben einzelner Dossiers bestätigte im Wesentlichen die Korrektheit der Angaben.

“Impraktikable Vorschläge nicht einfach durchwinken”

Die Liste des Chemieverbandes kursiert bereits im Europaparlament und heizt die Diskussion an, wie die Last dieser nachgeordneten Regulierung reduziert werden kann. Es sei “wirklich schockierend”, dass nicht einmal die Kommission die genaue Anzahl ausstehender Sekundärrechtsakte kenne, kritisiert der Sprecher der EVP im Industrieausschuss, Christian Ehler. Um diesen “Dschungel” zu durchdringen, werde das Europäische Parlament alle Möglichkeiten zur parlamentarischen Kontrolle nutzen und impraktikable Vorschläge nicht einfach durchwinken.

Die Christdemokraten arbeiten an eigenen Konzepten gegen die wachsende Bürokratielast, die aber noch nicht ausgereift sind. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat angekündigt, einen sogenannten Omnibus-Rechtsakt vorzulegen. Dieser soll die Belastung in einer Reihe unterschiedlicher Gesetze in einem Aufschlag reduzieren. Der genaue Inhalt ist noch offen, zielt aber insbesondere auf die Vereinfachung der Berichtspflichten aus der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der Grünen-Parteivize und vorige Wirtschaftsstaatssekretär Sven Giegold warnt, die Zuständigkeiten für den Omnibus-Rechtsakt über mehrere Ausschüsse und Ratsformationen zu streuen. “Wenn die Kommission die Omnibus-Gesetzgebung falsch angeht, wird sie unverhandelbar.”

VCI fordert “Implementing Office”

Einfach aufhalten lässt sich die Welle der Delegierten Rechtsakte und der Durchführungsrechtsakte nicht: Die beschlossenen Gesetze verpflichten die Kommission dazu, die nachgeordneten Akte vorzulegen.

Gröning fordert daher, bei der Ausgestaltung der nachgeordneten Rechtsakte die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen und die einfache Umsetzbarkeit in den Vordergrund zu stellen. “Dazu müsste eine interne Direktive von der Spitze der Kommission an alle Dienststellen ergehen.” Zudem solle die Kommission eine Art “Implementing Office” schaffen, um die Maßnahmen mit einem Gesamtblick zu koordinieren, so der VCI-Vertreter. Wenn die Kommission selbst keinen Überblick habe, drohe ein Mangel an Kohärenz.

Die schiere Menge der ausstehenden Delegierten Rechtsakte und Durchführungsrechtsakte sind nicht das einzige Problem. Die dort geregelten Details wiederum beeinflussen teils maßgeblich die Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Diese “Technokratisierung von politischen Entscheidungen” sei problematisch, kritisiert Ehler.

Batterien, Wasserstoff und CBAM sorgen Industrie

Als Beispiel nennt er den Kommissionsentwurf des Rechtsakts zum CO₂-Fußabdruck von Batterien. Im Sommer gehörte die Chemieindustrie zu einer breiten Allianz, die sich mit einem Brandbrief an Wirtschaftsminister Robert Habeck wandte. Die Unternehmen wenden sich vor allem gegen den Plan der Kommission, dass der CO₂-Fußabdruck von Akkus aus der CO₂-Intensität des nationalen Strommixes berechnet werden soll.

Ebenfalls um die Zukunft der Industrie geht es beim Delegierten Rechtsakt für kohlenstoffarmen Wasserstoff aus Erdgas oder Atomstrom. “Die Methodik ist entscheidend für alle Aspekte des Wasserstoffs: Verfügbarkeit und Produktion”, schreibt der VCI in seiner Liste. Mit den Stellschrauben zur Berechnung der CO₂-Intensität kann die Kommission hier beeinflussen, aus wie vielen Ländern Low-carbon-Wasserstoff nach Europa gelangen kann, was die Preise beeinflusst. Die endgültige Fassung könnte die Kommission nun erst im August 2025 vorlegen, wie zuletzt in Brüssel zu hören war. “Jetzt ist noch viel Zeit für Lobbying“, erzählt ein Berater.

Zu hohes Tempo in der letzten Legislatur

Daneben besorgt besonders der europäische CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) die Industrie. Viele Details zur Umsetzung des umstrittenen Instruments stehen noch aus, darunter Regelungen zur:

  • Verhinderung von Umgehungen der Grenzabgabe
  • Preisgestaltung von CBAM-Zertifikaten
  • Erweiterung des Geltungsrahmens auf weitere Sektoren
  • Umrechnung von CO₂-Preisen in Drittstaaten auf CBAM-Zertifikatspreise

Zudem will die Kommission in dieser Legislatur überprüfen, ob der CBAM als Schutz vor CO₂-Abwanderung (Carbon Leakage) geeignet ist und wie sich der Mechanismus auf Exportindustrien auswirkt, die durch die Einführung des CBAM keine kostenlosen Emissionszertifikate mehr erhalten. Zwar war das Thema bereits Teil der gesetzgeberischen Verhandlungen vor zwei Jahren. Doch wurde die Frage “nach einem Ausgleich für Exportprodukte, einem für die vielen exportabhängigen Sektoren essenziellen Anliegen, kurzerhand in die neue Legislatur geschoben”, kritisiert der VCI.

Primäre Ursache für die verschleppten Rechtsakte sei das hohe Tempo der Gesetzgebungsmaschine im vorherigen Mandat gewesen, so der VCI. “Es blieb kaum Zeit, die zahlreichen Detailfragen zu klären und die enorme Komplexität vieler Vorhaben aufzulösen.” Diese seien daher “in eine unbestimmte Zukunft” geschoben worden.

  • Berichtspflichten
  • CBAM
  • EU-Kommission
  • Europäisches Parlament
  • EVP
  • Green Deal
  • Industriepolitik
  • Ursula von der Leyen
Translation missing.

EU-Monitoring

09.12.-10.12.2024
Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
Themen: Aussprache zu den künftigen Chancen für die Bioökonomie, Gedankenaustausch zu einer auf die Landwirte ausgerichtete Gemeinsame Agrarpolitik nach 2027 (Folgemaßnahmen zur Ratstagung vom 21./22. Oktober 2024), Fortschrittsbericht zur Verordnung über einen Überwachungsrahmen für widerstandsfähige europäische Wälder. Vorläufige Tagesordnung

09.12.2024 – 15:00-18:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
Themen: Einrichtung der Reform- und Wachstumsfazilität für die Republik Moldau, Entlastung des Gesamthaushaltsplans der EU 2023. Vorläufige Tagesordnung

09.12.2024 – 15:00-18:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Menschenrechte (DROI)
Themen: Menschenrechtsverteidiger im Blickpunkt (Stärkung der gemeinsamen Agenda zur Erhöhung des Schutzes). Vorläufige Tagesordnung

09.12.2024 – 17:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Makroökonomische Entwicklungen und politische Koordinierung im Euroraum (einschließlich der Artikel-IV-Mission des IWF im Euroraum), Bewertung der Entwürfe der Haushaltspläne der Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets sowie der Haushaltslage und der Haushaltsaussichten des Euro-Währungsgebiets. Vorläufige Tagesordnung

10.12.2024 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Fortschrittsbericht zum Reformpaket für die Zollunion, Aussprache zur Überarbeitung der Richtlinie zur Energiebesteuerung, Gedankenaustausch zu den wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Aggression Russlands gegen die Ukraine. Vorläufige Tagesordnung

11.12.2024
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Mitteilung über die Abwehr hybrider Bedrohungen und die Stärkung der Sicherheit an den Außengrenzen der EU, Orientierungsaussprache zu den Beziehungen zwischen der EU und den USA. Vorläufige Tagesordnung

12.12.-13.12.2024
Rat der EU: Justiz und Inneres
Themen: Fortschrittsbericht zur Bekämpfung des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität, Diskussion zu Migration und Asyl, Informationen Polens zum Arbeitsprogramm des künftigen Ratsvorsitzes. Vorläufige Tagesordnung

12.12.2024 – 09:00-15:15 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Haushaltsausschusses (BUDG)
Themen: Europäisches Semester für die wirtschaftspolitische Koordinierung 2025, Studie zum Thema “Die jüngste Inflationsentwicklung und der EU-Haushalt: länderspezifische Auswirkungen”. Vorläufige Tagesordnung

12.12.2024 – 09:00-12:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
Themen: Einrichtung eines EU-Talentpools, Delegierte Verordnung zur Beschäftigung auf digitalen Plattformen. Vorläufige Tagesordnung

12.12.2024 – 09:00-12:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
Themen: Bericht zur Arbeitsgruppe zur Umsetzung und Durchsetzung der Verordnung über künstliche Intelligenz, Fahr- bzw. Fluggastrechte im Zusammenhang mit multimodalen Reisen, Programm für die europäische Verteidigungsindustrie und ein Rahmen für Maßnahmen zur Gewährleistung der zeitnahen Verfügbarkeit und Lieferung von Verteidigungsgütern. Vorläufige Tagesordnung

12.12.2024 – 09:00-12:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE)
Themen: Treffen des interparlamentarischen Ausschusses zur Lage der Rechtsstaatlichkeit in der EU. Vorläufige Tagesordnung

12.12.2024 – 09:00-10:30 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN) und des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
Themen: Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen. Vorläufige Tagesordnung

News

Automotive: Bundesregierung schiebt IPCEI-Förderprogramm an

Es gibt erste Überlegungen, ein IPCEI-Förderprogramm für die Entwicklung von Autos mit CO₂-freien Antrieben aufzusetzen. Die Bundesregierung habe bei einem Treffen mit der Kommission vor wenigen Tagen erste Gespräche dazu geführt, berichtete Mark Nicklas, Referatsleiter bei der DG Grow der EU-Kommission, beim Wirtschaftsgipfel von Baden-Württemberg in der Landesvertretung in Brüssel. mgr

  • Autoindustrie
  • Batterien
  • Europäische Kommission
  • IPCEI

EDIP-Teileinigung verzögert sich weiter

Die ungarische Ratspräsidentschaft drängt darauf, zumindest eine Teileinigung beim Europäischen Verteidigungsindustrieprogramm zu erreichen. Allerdings wurde EDIP am Donnerstagabend in letzter Minute von der Agenda des Ausschusses der Ständigen Vertreter (AStV) am Freitag gestrichen – zum zweiten Mal in dieser Woche. Dennoch besteht weiterhin die Chance auf einen Durchbruch bei den Kriterien für die Verteilung der Fördergelder. In einem ersten Schritt war Frankreich von der Maximalforderung nach 100-prozentigem “Made in Europe” für förderfähige Projekte abgewichen. Der Kompromissvorschlag sieht vor, dass Rüstungsgüter mit Bestandteilen im Wert von bis zu 35 Prozent von außerhalb der EU kommen dürfen.

In einem zweiten Schritt hatten Polen und die Niederlande gedrängt, dass auch Lizenzproduktionen von EU-Fördermitteln profitieren sollen. Polen hat mit Südkorea entsprechende Verträge für die Herstellung von Munition und Kampfpanzern ausgehandelt, für die Niederlande dürfte es um die Lizenzproduktion des Patriot-Luftabwehrsystems gehen. “Wir müssen auf Jahre hinaus mehr Munition und Raketen produzieren”, mahnt ein EU-Diplomat. Durch EDIP gelte es, “die europäische Rüstungsproduktion anzukurbeln – auch durch Produkte unter Lizenz”.

Die ungarische Ratspräsidentschaft wollte ursprünglich noch vor dem AStV am Freitag einen neuen Kompromissvorschlag unterbreiten, um ihn anschließend zur Abstimmung zu stellen. Dazu kommt es nun doch nicht. Für eine Verabschiedung reicht eine qualifizierte Mehrheit.

Frankreich drohte mit Blockade

EDIP sieht für die nächsten zwei Jahre 1,5 Milliarden Euro vor, um gemeinsame Rüstungsprojekte und Beschaffungen zu fördern. Angesichts der bescheidenen Mittel überrascht die hitzige Debatte über die Verteilkriterien auf den ersten Blick. Die Mitgliedstaaten sehen EDIP jedoch als Präzedenzfall für die nächste mehrjährige Haushaltsperiode, wenn wie diskutiert dreistellige Milliardenbeträge für gemeinsame Verteidigungsindustriepolitik zur Verfügung stehen könnten. Der Kuchen dürfte daher bald schon viel größer werden.

Frankreich drohte zuletzt damit, eine Einigung zu blockieren, sollten die Kriterien zu flexibel gestaltet und das Ziel der europäischen Souveränität nicht Priorität bleiben. Es könne nicht sein, dass mit europäischen Steuergeldern die Beschaffung von Rüstungsgütern aus Drittstaaten gefördert werde, so das Argument in Paris. Ein Ziel von EDIP ist es, Europas Abhängigkeit zu reduzieren. Die Mitgliedstaaten sollen ermutigt werden, bis Ende des Jahrzehnts mindestens die Hälfte der Rüstungsgüter innerhalb der EU zu beschaffen, statt 80 Prozent aus den USA oder Ländern wie Südkorea.

Nord- und Osteuropäer warnen auf der anderen Seite vor rigiden Kriterien bei der Förderung und befürchten, Donald Trump könnte eine Diskriminierung US-amerikanischer Firmen beim EDIP-Förderprogramm gleich zum Start der Amtszeit als unfreundlichen Akt sehen. sti

  • Donald Trump
  • EDIP
  • Europäische Souveränität
  • Sicherheitspolitik
  • Verteidigungspolitik

Verbrenner-Aus 2035: Ribera klar gegen Verschiebung

Die neue EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera hält nichts davon, beschlossene Regulierungen wieder aufzuheben. Die Spanierin sagte in einem Bloomberg-Interview, sie sei gegen eine Verschiebung des Plans der EU, den Verbrennungsmotor in Neuwagen bis 2035 auslaufen zu lassen. Dennoch sei es wichtig, dass Europas Automobilhersteller ihren Marktanteil am Weltmarkt beibehielten.

Handelsmaßnahmen allein reichten nicht aus, um sicherzustellen, dass die EU im Bereich der sauberen Technologien führend bleibe, ergänzte Ribera. Es bedürfe stattdessen zusätzlicher Investitionen, um “erfolgreiche neue grüne Champions aufzubauen und die ehrgeizigen Klimaziele der EU zu erreichen”. Dafür müssten auch zusätzliche öffentliche Ausgaben in Betracht gezogen werden, darunter auch eine neue Runde gemeinsamer Kreditaufnahme, so die Kommissarin. luk

  • Autoindustrie
  • Flottengrenzwerte
  • Klima & Umwelt
  • Klimaziele
  • Verbrenner-Aus

DSA: Tiktok muss Daten rund um Wahlen sichern

Im Zusammenhang mit den laufenden Wahlen in Rumänien hat die Kommission ihre Überwachung von Tiktok intensiviert. Dabei übt sie ihre Befugnisse im Rahmen des Digital Services Acts (DSA) aus. Die Überwachung bezieht sich nicht auf den Wahlprozess. Das liegt allein in der Verantwortung der rumänischen Behörden, wie die Kommission mitteilte.

Die Kommission hat Tiktok angewiesen, Daten zu speichern und aufzubewahren (Retention Order). Dabei geht es um Daten, die mit systemischen Risiken zusammenhängen, die der Dienst für Wahlprozesse und den öffentlichen Diskurs in der EU darstellen könnte. Ziel der Kommission ist es, verfügbare Informationen und Beweise für den Fall einer weiteren Untersuchung gegen Tiktok zu seinen Pflichten im DSA zu sichern.

Rumänien vor zweitem Wahlgang

Hintergrund ist, dass der Oberste Verteidigungsrat (CSAT) in Rumänien Tiktok nach dem Erfolg des prorussischen Rechtsradikalen Călin Georgescu bei der Präsidentenwahl schwere Vorwürfe gemacht hatte. Die Plattform habe es unterlassen, ihn bei seinen dort veröffentlichten Propagandamaterialien als Politiker zu identifizieren. Georgescu hatte vor allem auf Tiktok Wahlkampf betrieben. In der ersten Runde der Präsidentenwahl war er auf Platz eins gekommen. Am 8. Dezember tritt er gegen die konservativ-liberale Politikerin Elena Lasconi zur Stichwahl an.

Tiktok muss interne Dokumente und Informationen aufbewahren, die das Design und die Funktionsweise seiner Empfehlungsalgorithmen betreffen, sowie Maßnahmen zur Risikominimierung von Manipulationen ergreifen. Außerdem muss Tiktok Dokumente und Informationen zu systematischen Verstößen gegen seine eigenen Nutzungsbedingungen sichern. Die verbieten politische Wahlwerbung auf der Plattform.

Gilt auch für die Bundestagswahl

Die Anordnung gilt für nationale Wahlen in der EU zwischen dem 24. November 2024 und dem 31. März 2025. Sie gilt also auch noch für die für den 23. Februar geplanten Bundestagswahlen in Deutschland.

Für den heutigen Freitag hat die Kommission ein Treffen des European Board for Digital Services Coordinators einberufen. Sie will mit den Koordinatoren die bisherigen Schritte und den Umgang mit neuen Erkenntnissen – etwa Hinweisen auf gezielte Aktivitäten gegen die rumänische Diaspora – erörtern. Zudem wird die Kommission die vorliegenden Beweise im informellen Cyber-Krisenteam besprechen. vis

  • Daten
  • Diaspora
  • Digital Services Act
  • Europäische Kommission
  • Rumänien
  • Tiktok
  • Wahlen

Führerscheinrichtlinie: Rat macht Weg frei für Trilog

Mit der allgemeinen Ausrichtung bei der Führerscheinrichtlinie haben die EU-Verkehrsminister den Weg frei gemacht für den Trilog. Künftig soll eine Führerscheinsperre, die in einem Mitgliedstaat wegen eines gravierenden Verstoßes verhängt wird, auch in dem Mitgliedstaat gelten, in dem der betreffende Autofahrer seine Fahrerlaubnis erworben hat.

Auch die Bestimmungen zur Wiedererlangung des Führerscheins oder der Wiederbeantragung nach dem Verlust werden EU-weit vereinheitlicht. Die unterschiedlichen Arten für den Entzug der Fahrerlaubnis in den Mitgliedstaaten wurden neu definiert.

So soll die Richtlinie auch von Mitgliedstaaten umgesetzt werden können, in denen das Verkehrsdelikt nicht mit dem Entzug der Fahrerlaubnis geahndet würde. Fälle, in denen die Sperre insgesamt weniger als drei Monate ausmacht oder die Sperre noch weniger als vier Wochen läuft, werden nicht weitergeleitet. Der Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten läuft über ein abgesichertes digitales Format im Führerscheinnetz (RESPER). mgr

  • Europäischer Rat
  • Verkehrspolitik

Macron will bald neuen Premier vorstellen – und lehnt eigenen Rücktritt ab

Nach dem Sturz der Regierung in Frankreich kündigt Präsident Emmanuel Macron die Bekanntgabe eines Nachfolgers des gestürzten Regierungschefs Michel Barnier in den kommenden Tagen an. Diesen werde er damit beauftragen, “eine Regierung des allgemeinen Interesses zu bilden”, die alle politischen Kräfte vertrete, die bereit seien, sich daran zu beteiligen oder sich zumindest verpflichteten, diese nicht mit einem erneuten Misstrauensvotum zu Fall zu bringen.

Die wichtigste Aufgabe des neuen Regierungschefs werde die Verabschiedung des Haushalts sein, erklärte der Präsident am Donnerstagabend in einer TV-Ansprache. Die neue Regierung werde ihn zu Beginn des neuen Jahres rasch auf den Weg bringen. Dies sei wegen dringend benötigter Investitionen wichtig. Bis Mitte Dezember werde ein Sondergesetz im Parlament eingebracht zur Überbrückung der Zeitspanne, bis der überfällige Haushalt beschlossen sei.

Kein Rücktritt als Präsident

Macron rief zu einer neuen Ära auf, die mit neuen Kompromissen beginnen müsse. Vorgezogene Neuwahlen des Parlaments lehnt er ebenso ab wie einen Rücktritt als Präsident.

Einige wollten nun ihm die Verantwortung für die Situation zuschreiben, sagte Macron. Aber: “Ich werde nicht die Verantwortung der anderen auf mich nehmen, vor allem nicht von Parlamentariern, die sich bewusst dazu entschieden haben, den Haushalt und die Regierung Frankreichs wenige Tage vor den Weihnachtsfeiertagen zu Fall zu bringen.”

Die Regierung sei gestürzt, “weil die Rechtsextreme und die Linksextreme sich zu einer antirepublikanischen Front vereinigt haben”, sagte Macron. Mit Blick auf die einstige Volkspartei der Sozialisten, deren Abgeordnete ebenfalls gegen die Regierung stimmte, sagte Macron: “Die Kräfte, die gestern noch in Frankreich regiert haben, haben beschlossen, ihnen zu helfen.” dpa/rtr

  • Emmanuel Macron
  • Frankreich

Zu hohe Energiepreise: Studie zeigt vier Wege auf

Der Think-Tank Bruegel erinnert in einem neuen Aufsatz an den Wert europäischer Zusammenarbeit, um die Energiepreise in der EU wettbewerbsfähiger zu machen. Autor Conall Heusaff zeigt vier Wege auf, um die Preise zu senken:

  • Systemintegration: Besser koordinierte Spotmärkte und ein Ausbau von Stromtrassen zwischen den Mitgliedstaaten – vorrangig in der Nordsee. Um prioritäre Ausbauprojekte zu identifizieren, schlägt Bruegel vor, die Netzplanung der Netzbetreiber (ENTSO-E) durch die einer unabhängigen Institution zu ergänzen. Zu diesem Vorschlag lässt das BMWK bereits ein Gutachten erarbeiten.
  • Koordinierung von Investitionen: Grenzüberschreitende Ausschreibungen für erneuerbare Energien und Reservekapazitäten. Dafür müssten jedoch nationale und Industrie-Interessen überwunden werden, schreibt Heusaff, “auch wenn diese Investitionen nicht kostenoptimal sind”.
  • Aktivierung der Verbraucher: Um Preisspitzen zu glätten, muss sich der Verbrauch stärker am Angebot orientieren. Heusaff unterstützt ein Modell von Tim Schittekatte, der “nutzungszeitabhängige” statt dynamischer Echtzeit-Preise vorgeschlagen hat. Die Strompreise variieren dabei nicht stündlich, sondern nur zwei- bis dreimal pro Tag, um die Verbraucher vor extremen Preisausschlägen zu schützen.
  • Faire Kostenteilung: Änderungen bei Steuern und Umlagen für bestimmte Nutzergruppen wirken am schnellsten. Für die Verteilungsgerechtigkeit hat jedoch auch Bruegel kein Patentrezept: “Eine gerechte Verteilung der Energiekosten wird während der gesamten Energiewende eine ständige Herausforderung bleiben.” ber
  • Energiepreise
  • Energiewende
  • Erneuerbare Energien
  • Investitionen
  • Netzentgelte
  • Stromnetze
  • Strompreis
  • Wettbewerbsfähigkeit

Anti-Entwaldungsverordnung: Verschiebung spät, aber sinnvoll

Die Reaktionen in Behörden, Unternehmen und Zivilgesellschaft auf die in dieser Woche in Brüssel beschlossene Verschiebung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) fallen größtenteils positiv aus. “Uns erlaubt die Verschiebung um ein Jahr, dass wir uns noch besser vorbereiten”, sagte Annerose Lichtenstein bei einer Veranstaltung von Table.Briefings. Sie ist Leiterin für “Entwaldungsfreie Produkte” bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), welche die Anwendung der EUDR überprüfen wird. Die Behörde wäre startklar gewesen, sagte Lichtenstein, könne durch die Verschiebung bis Ende 2025 betroffenen Unternehmen aber stärker entgegenkommen, etwa bei den IT-Anwendungen. 

“Schadet der Glaubwürdigkeit von EU-Nachhaltigkeitsregulierung” 

Johanna von Stechow, Director Corporate Responsibility bei Tchibo, kritisierte die “absurd späte Verschiebung”: Die letzte formale Abstimmung in Brüssel werde erst in der letzten Kalenderwoche stattfinden. “Wenn Regeln einen Tag vor ihrem Inkrafttreten verschoben werden, schadet das der Glaubwürdigkeit der europäischen Nachhaltigkeitsregulierung“, sagte sie bei der Veranstaltung. 

Wäre die Verschiebung ein halbes Jahr früher angekündigt worden, hätte man entspannter planen können und nicht andere Themen vernachlässigen müssen, so von Stechow. Tchibo habe “wahnsinnig viele Projektmanagement-Kapazitäten und finanzielle Ressourcen auf das Thema gesetzt“. Trotzdem sei die Verschiebung sinnvoll, etwa weil viele Kaffeefarmer noch nicht bereit gewesen und zum jetzigen Zeitpunkt vom EU-Markt ausgeschlossen worden wären. 

Zum anderen habe die Regierung nun Zeit, mit den Anbauländern am Waldschutz zu arbeiten und zu investieren. “Waldschutz ist nicht nur eine Aufgabe von Unternehmen und ihren Zulieferern, sondern muss auch staatlich flankiert und finanziert werden.” 

“Vernünftiger Kompromiss” 

Als “vernünftigen Kompromiss” bezeichnete Steffen Kemper, Projektmanager beim Global Nature Fund, die Verschiebung. Einzelne Unternehmen waren bereits früh vorbereitet, doch bei vielen anderen hätten immense Verständnisfragen und Unklarheiten bestanden. “Zum Glück gibt es keine inhaltlichen Änderungen und Verwässerung. Alle Seiten haben nun die notwendige Zeit, um die Verordnung am Ende vernünftig um- und durchzusetzen”, sagte er. leo 

  • Anti-Entwaldung
  • Ernährung
  • EUDR
  • Lieferketten

Presseschau

Russischer Außenminister auf EU-Boden: Blinken kritisiert Lawrow bei OSZE-Treffen: “Desinformations-Tsunami” RND
Malta: Breite Kritik an Teilnahme von Russlands Außenminister Lawrow an OSZE-Treffen DEUTSCHLANDFUNK
EU kündigt Abschluss von Mercosur-Verhandlungen an, Macron lehnt Ergebnis ab DER STANDARD
Regierungssturz in Frankreich: Macron in Politikkrise unter Druck IDOWA
TikTok muss auf Anweisung der EU Daten zur Rumänien-Wahl sichern TAGESSCHAU
EU diskutiert über einen 500-Milliarden-Verteidigungsfonds HANDELSBLATT
Forderungen an neue EU-Kommission: EVP-Chef will europäisches Verbrenner-Aus binnen 100 Tagen kippen SPIEGEL
Brüssel: Verkehrsminister für EU-weiten Führerscheinentzug DEUTSCHLANDFUNK
Rettung der Meyer Werft: EU-Kommission gibt grünes Licht NDR
Kontrollgremium des Stabilitätsrats: Deutschland soll EU-Fiskalregeln respektieren BÖRSEN-ZEITUNG
EU-Kommission will neues IT-Grenzsystem schrittweise starten DER STANDARD
Hat das lange Warten bald ein Ende? EU verhandelt seit diesem Jahr über Beitritt von Bosnien und Herzegowina RNZ
Politische Krise in Frankreich: Macron will schnell neuen Premier ernennen TAGESSCHAU
Protest gegen prorussischen Kurs: Ukraine sanktioniert georgische Führung, EU soll nachziehen N-TV
Stichwahl in Rumänien: “Entscheidung für Russland oder EU” DW
Italiens Polizei will rechten Anschlag gegen “Verräterin” Meloni vereitelt haben DER STANDARD
Kein “Shutdown” in der Schweiz – der Nationalrat einigt sich beim Budget 2025 NZZ
Urteil des EGMR: Belgien durfte Terroristen Staatsbürgerschaft entziehen N-TV
Trotz Kritik von Tierschützern: Island erteilt neue Lizenzen für den Walfang – für fünf Jahre SPIEGEL
Vizekommandeur in Luhansk: Finnland macht russischem Separatisten aus der Ukraine den Prozess N-TV
“Wichtigstes Projekt unserer Zeitenwende” – Pistorius wirbt für Litauen-Brigade SÜDDEUTSCHE
Kein Gefängnisplatz für neue Verurteilte in den Niederlanden NOEN
Starmer spricht von “gigantischen Herausforderungen” FAZ
Das Netflix des Lokaljournalismus: Was ist das Geheimnis der Norweger? SÜDDEUTSCHE
Österreich: Schallenberg vereinbart Rücknahmeabkommen mit Kasachstan DER STANDARD
Rumänien: Calin Georgescus Verbindungen in Deutschlands rechtsextreme Szene WELT

Dessert

Margrethe Vestager war in der vergangenen Legislatur EU-Wettbewerbskommissarin.

Zum Schluss hat sie sich mit dem Auto auf den Heimweg gemacht. Am 30. November fuhr Margrethe Vestager von Brüssel nach Kopenhagen, nachdem sie zehn Jahre als oberste Wettbewerbshüterin über Europas Wirtschaft gewacht hatte. Von ihrer Art, Wettbewerbspolitik zu betreiben, wird in den kommenden Jahren in Brüssel möglicherweise nicht allzu viel übrig bleiben. Vestager bestand auf gesunde Konkurrenz zwischen Unternehmen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dürfte dagegen künftig verstärkt auf Dirigismus und aktive Industriepolitik setzen.

Ein Erbe Vestagers wird aber im Hauptsitz der EU-Kommission verbleiben: gestrickte Elefanten. Über 200 solcher Exemplare hat Vestager nach eigenen Aussagen über die Jahre angefertigt. Angefangen hat sie damit, weil sie Socken-Stricken langweilig fand. Zufällig hatte sie eine Vorlage für die Vierbeiner gefunden, der sie treu blieb. Nur die Farben variierten, je nach Wolle. Um ein Tier mit den großen Segelohren fertigzustellen, braucht Vestager acht bis neun Stunden. 

Die Dänin wusste ihr Hobby über die Jahre geschickt zu vermarkten, ab und zu zeigte sie ein frisch gestricktes Exemplar in den sozialen Medien. Journalisten drückte sie das Strickzeug auch mal in die Hand, wenn die sie nach ihrem Hobby fragten. Stricken sei gut für die Konzentration, erzählte Vestager. Und natürlich hatte sie ein Narrativ parat, warum sie ausgerechnet Elefanten stricke. Es handele sich um soziale Wesen, die Weibchen hätten das Sagen.

Die engsten Mitarbeiter hat Vestager mit einem wollenen Elefanten bedacht, wenn sie heirateten, ein Kind bekamen oder den Job wechselten. Auch von der Leyens Enkel bekamen von ihr ein selbst gemachtes Präsent. Noch interessanter ist allerdings, wer keinen Elefanten abbekommen hat: Thierry Breton, der französische Digitalkommissar, der vor seinem abrupten Abtritt im September keine Gelegenheit ausließ zu zeigen, dass er sich für den wichtigsten Ansprechpartner der US-Techkonzerne in Brüssel hielt. Breton habe schlicht nie um einen Elefanten gebeten, sagt Vestager. Sie hat, wie Elefanten, ein gutes Gedächtnis. Silke Wettach

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    das 15. Sanktionspaket gegen Moskau ist auf der Zielgeraden, eine Einigung heute im Kreis der EU-Botschafter sehr gut möglich. Selten ist die Diskussion über neue Strafmaßnahmen gegen Russland so geräuschlos verlaufen.

    Tatsächlich ist das Paket wenig kontrovers, da diesmal keine neuen Sektoren ins Visier genommen werden. Im Fokus sind die Schattenflotten, mit denen Moskau versucht, die Preisobergrenze der G-7-Staaten für russisches Öl zu umgehen. Öl sei die Lebensquelle des Putin-Regimes, und die Schattenflotte der Tanker halte dieses am Leben, mahnt Präsident Wolodymyr Selenskyj.

    Die schlecht gewarteten Tanker ohne Versicherung sind zudem ein ernsthaftes Risiko für die Sicherheit auf See und die Umwelt vor allem in der Ostsee. Die USA haben bisher erstaunlicherweise deutlich mehr Schiffe sanktioniert als die Europäer. Die EU will hier nachziehen und 48 Tanker auf die Sanktionsliste setzen, womit für Russland die Kosten für den Öltransport deutlich steigen sollen.

    Teil des Pakets sind auch zusätzliche Listungen: So werden weitere 29 Entitäten und 54 Einzelpersonen mit Kontensperrungen beziehungsweise Einreisesperren belegt. Erstmals gibt es auch Strafmaßnahmen für chinesische Firmen sowie chinesische Staatsbürger, die Russland mit Dual-use-Produkten für die Rüstungsindustrie versorgt haben. Darunter Unternehmen, die Russland bei der Produktion von Kampfdrohnen unterstützen sollen.

    Nach einer Einigung der EU-Botschafter könnte das Sanktionspaket beim allgemeinen Rat in zehn Tagen formell verabschiedet und in Kraft gesetzt werden. Spätestens zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls im Februar soll bereits ein nächstes und ambitionierteres Paket mit weiteren Strafmaßnahmen folgen.

    Ihr
    Stephan Israel
    Bild von Stephan  Israel

    Analyse

    Brüsseler Powerplay: Von der Leyen will Mercosur-Deal abschließen 

    Die Kommissionspräsidentin reiste am Donnerstag zum Gipfel der Mercosur-Staaten nach Montevideo, um die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen abzuschließen. Die Ziellinie sei “in Sicht”, schrieb sie auf X. Von der Leyen setzte sich damit über die ausdrückliche Ablehnung Macrons hinweg. Ebenfalls über X reagierte der Élysée-Palast umgehend und sagte, dass der französische Präsident von der Leyen gestern noch mal darauf hingewiesen habe, dass das Abkommen im aktuellen Zustand nicht akzeptabel sei.

    Aber es ist nicht nur der Élysée: Das gesamte politische Spektrum in Frankreich lehnt das Mercosur-Abkommen ab, unter Verweis auf “unlauteren Wettbewerb” durch Fleischproduzenten aus Brasilien und Argentinien, die nicht den Umwelt- und Gesundheitsstandards der EU unterliegen. 

    Von der Leyen nutzt europäisches Machtvakuum

    Ende Oktober hatte die CDU-Politikerin bereits Bundeskanzler Olaf Scholz in die Schranken gewiesen, als sie gegen dessen Widerstand Zölle auf E-Autos aus China in Kraft setzte. Von der Leyen besetzt die Leerstelle, die die innenpolitische Lähmung der beiden traditionellen Führungsmächte in der EU eröffnet. Zugleich geht sie dabei aber erheblich ins Risiko. In Paris entsteht der Eindruck, dass die Kommissionspräsidentin das Machtvakuum nach dem Sturz von Premier Michel Barnier nutzt. Das dürfte Wasser auf die Mühlen für die EU-Kritikerin Marine Le Pen sein. 

    In Brüssel und Berlin wird versucht, dem Eindruck entgegenzuwirken. Der Mercosur-Gipfel Anfang Dezember sei schon lange als Zieldatum für den Abschluss anvisiert worden, bevor die Regierungskrise in Paris sich zugespitzt habe, heißt es in Berlin. Die Bundesregierung zählt zu den größten Unterstützern für das Freihandelsabkommen, das der exportstarken deutschen Industrie den Zugang zu bislang stark abgeschirmten Märkten in Südamerika öffnen würde.

    Verzögerung erhöht Unsicherheit

    Dennoch riskiert von der Leyen, mit ihrem Vorstoß im Rat der EU-Staaten Schiffbruch zu erleiden. “Schlussendlich entscheiden die Mitgliedstaaten über dieses Abkommen”, sagte eine EU-Diplomatin Table.Briefings. In etlichen Ländern wettern sowohl rechte als auch linke politische Kräfte gegen den Freihandelsdeal. Mit dem Thema lässt sich gut mobilisieren. Die innenpolitische Instabilität spielt ihnen in die Hände.

    Die Argumente der Befürworter dringen dort nur schwer durch: Das Abkommen würde die stark von China umworbenen lateinamerikanischen Staaten geopolitisch enger an Europa binden. Erst kürzlich hatte der chinesische Staatskonzern Cosco den Tiefwasserhafen Chancay an der peruanischen Pazifikküste eröffnet. Für die lahmende europäische Industrie wäre das Abkommen ein willkommener Schub, der gemessen am Volumen der abgeschafften Zölle (vier Milliarden Euro) der mit Abstand wichtigste Deal der EU bislang ist.  

    Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist die lange Wartezeit, bis das Mercosur-Abkommen im Rat zur Abstimmung kommen wird. Laut Kommission dürfte der Prozess des “Legal Scrubbing” und der Übersetzung des Vertragstexts bis zu einem halben Jahr dauern. Erst wenn der Text in seiner finalen und übersetzten Form vorliegt, werden die Mitgliedstaaten abstimmen. Es ist gut möglich, dass sich der Rat erst im zweiten Halbjahr unter der dänischen Ratspräsidentschaft mit dem Text befassen wird. 

    Mehrheit der Mitgliedstaaten positiv

    Aus Diplomatenkreisen hört man aber auch positive Signale zum Abkommen mit Mercosur. Am gestrigen Donnerstagmorgen informierte die Handelschefin der Kommission, Sabine Weyand, die Mitgliedstaaten in der Handelsarbeitsgruppe des Rats (Trade Policy Committee) über den aktuellen Stand der Verhandlungen. Dem Vernehmen nach gibt es eine breite Mehrheit im Rat, die das Abkommen grundsätzlich unterstützt. Für die notwendige qualifizierte Mehrheit sind aber 15 Mitgliedstaaten notwendig, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung auf sich vereinen. 

    Neben Frankreich haben sich bisher Irland, Österreich, Belgien, Luxemburg und Polen mehr oder weniger deutlich gegen das Abkommen ausgesprochen. Auch aus den Niederlanden ist angesichts der starken Bauernbewegung in der Regierung keine Unterstützung zu erwarten. Ein weiterer Wackelkandidat ist Italien, dessen Landwirtschaftsminister und Außenminister sich unterschiedlich zum Abkommen geäußert haben. Wenn alle diese Regierungen sich gegen das Abkommen stellen, wäre eine Sperrminorität erreicht.  

    Aber aus Diplomatenkreisen hört man die Vermutung, dass sich nicht alle Regierungen, die sich öffentlich skeptisch zeigen, fundamental gegen das Abkommen stellen. So dürfte Polens Widerstand auch mit den im Mai anstehenden Präsidentschaftswahlen zusammenhängen. Da 2025 auch erste MFR-Verhandlungen anstehen, könnten sich einige Regierungen ihre Unterstützung für das Mercosur-Abkommen auch in den Haushaltsverhandlungen erkaufen lassen wollen. 

    Parlament stimmt erst in einem Jahr ab

    Falls der Rat dem Abkommen zustimmt, muss es auch noch vom Parlament ratifiziert werden. In einer Reaktion auf von der Leyens Ankündigung äußerten sich der Vorsitzende des Handelsausschusses, Bernd Lange (SPD), und der Parlamentsberichterstatter für Mercosur, Gabriel Matto, (EVP) äußerst positiv. “Die Abschaffung von 91 Prozent der Zölle würde den europäischen Unternehmen nie dagewesene Möglichkeiten eröffnen”, sagte der Spanier.

    Da dieses Thema aber eher entlang nationaler statt parteipolitischer Grenzen polarisiert, dürften die Aussagen des deutschen Sozialdemokraten und des spanischen Christdemokraten nicht sehr repräsentativ sein für das Gesamtparlament. Bei einem Auftritt im Handelsausschuss musste sich Weyand am vergangenen Dienstag harte Kritik von französischen, irischen und belgischen Abgeordneten jeglicher Parteizugehörigkeit anhören.

    Lange geht davon aus, dass die Abstimmung im Parlament erst in circa einem Jahr geschehen wird, wenn es denn so weit kommen soll. Ob das Parlament dem Abkommen zustimmen werde, sei aus heutiger Perspektive aber noch nicht absehbar, sagte er Journalisten am Dienstag.

    • Emmanuel Macron
    • Export
    • Frankreich
    • Handel
    • Handelspolitik
    • Landwirtschaft
    • Mercosur
    • Ursula von der Leyen
    • Zölle
    Translation missing.

    Green Deal: 900 Umsetzungsakte stehen aus – Industrie warnt vor “Tsunami”

    Die Liste ist lang, sehr lang: Fast 900 Umsetzungsakte hat der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in einer Tabelle zusammengetragen, die die EU-Kommission in den kommenden Jahren noch vorlegen muss. Rund 650 Delegierte Rechtsakte und Durchführungsrechtsakte sind darunter, dazu Studien und Berichte der Behörde. Sie ergeben sich großteils aus den Green-Deal-Gesetzen der vergangenen Legislatur.

    “Aus dieser Gesetzgebungswelle entsteht nun ein Umsetzungstsunami”, warnt Pierre Gröning, Leiter des VCI-Büros in Brüssel. Viele Unternehmen und Wirtschaftsverbände hatten in den vergangenen Monaten bereits eine übermäßige Regulierung aus Brüssel kritisiert und Erleichterungen gefordert. Laut Draghi-Bericht hat die EU zwischen 2019 und 2024 rund 13.000 Rechtsakte erlassen. Sowohl die Zahl der ordentlichen Gesetze als auch der Delegierten Rechtsakte und der Durchführungsrechtsakte sei im Vergleich zur vorherigen Legislaturperiode deutlich gestiegen.

    Die Kommission ringt selbst noch um Orientierung. Auf Anfrage konnte die Behörde keine eigene Liste vorlegen. Eine Sprecherin verwies lediglich auf das vorhandene Register. Eine Prüfung der VCI-Liste anhand von Stichproben einzelner Dossiers bestätigte im Wesentlichen die Korrektheit der Angaben.

    “Impraktikable Vorschläge nicht einfach durchwinken”

    Die Liste des Chemieverbandes kursiert bereits im Europaparlament und heizt die Diskussion an, wie die Last dieser nachgeordneten Regulierung reduziert werden kann. Es sei “wirklich schockierend”, dass nicht einmal die Kommission die genaue Anzahl ausstehender Sekundärrechtsakte kenne, kritisiert der Sprecher der EVP im Industrieausschuss, Christian Ehler. Um diesen “Dschungel” zu durchdringen, werde das Europäische Parlament alle Möglichkeiten zur parlamentarischen Kontrolle nutzen und impraktikable Vorschläge nicht einfach durchwinken.

    Die Christdemokraten arbeiten an eigenen Konzepten gegen die wachsende Bürokratielast, die aber noch nicht ausgereift sind. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat angekündigt, einen sogenannten Omnibus-Rechtsakt vorzulegen. Dieser soll die Belastung in einer Reihe unterschiedlicher Gesetze in einem Aufschlag reduzieren. Der genaue Inhalt ist noch offen, zielt aber insbesondere auf die Vereinfachung der Berichtspflichten aus der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der Grünen-Parteivize und vorige Wirtschaftsstaatssekretär Sven Giegold warnt, die Zuständigkeiten für den Omnibus-Rechtsakt über mehrere Ausschüsse und Ratsformationen zu streuen. “Wenn die Kommission die Omnibus-Gesetzgebung falsch angeht, wird sie unverhandelbar.”

    VCI fordert “Implementing Office”

    Einfach aufhalten lässt sich die Welle der Delegierten Rechtsakte und der Durchführungsrechtsakte nicht: Die beschlossenen Gesetze verpflichten die Kommission dazu, die nachgeordneten Akte vorzulegen.

    Gröning fordert daher, bei der Ausgestaltung der nachgeordneten Rechtsakte die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen und die einfache Umsetzbarkeit in den Vordergrund zu stellen. “Dazu müsste eine interne Direktive von der Spitze der Kommission an alle Dienststellen ergehen.” Zudem solle die Kommission eine Art “Implementing Office” schaffen, um die Maßnahmen mit einem Gesamtblick zu koordinieren, so der VCI-Vertreter. Wenn die Kommission selbst keinen Überblick habe, drohe ein Mangel an Kohärenz.

    Die schiere Menge der ausstehenden Delegierten Rechtsakte und Durchführungsrechtsakte sind nicht das einzige Problem. Die dort geregelten Details wiederum beeinflussen teils maßgeblich die Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Diese “Technokratisierung von politischen Entscheidungen” sei problematisch, kritisiert Ehler.

    Batterien, Wasserstoff und CBAM sorgen Industrie

    Als Beispiel nennt er den Kommissionsentwurf des Rechtsakts zum CO₂-Fußabdruck von Batterien. Im Sommer gehörte die Chemieindustrie zu einer breiten Allianz, die sich mit einem Brandbrief an Wirtschaftsminister Robert Habeck wandte. Die Unternehmen wenden sich vor allem gegen den Plan der Kommission, dass der CO₂-Fußabdruck von Akkus aus der CO₂-Intensität des nationalen Strommixes berechnet werden soll.

    Ebenfalls um die Zukunft der Industrie geht es beim Delegierten Rechtsakt für kohlenstoffarmen Wasserstoff aus Erdgas oder Atomstrom. “Die Methodik ist entscheidend für alle Aspekte des Wasserstoffs: Verfügbarkeit und Produktion”, schreibt der VCI in seiner Liste. Mit den Stellschrauben zur Berechnung der CO₂-Intensität kann die Kommission hier beeinflussen, aus wie vielen Ländern Low-carbon-Wasserstoff nach Europa gelangen kann, was die Preise beeinflusst. Die endgültige Fassung könnte die Kommission nun erst im August 2025 vorlegen, wie zuletzt in Brüssel zu hören war. “Jetzt ist noch viel Zeit für Lobbying“, erzählt ein Berater.

    Zu hohes Tempo in der letzten Legislatur

    Daneben besorgt besonders der europäische CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) die Industrie. Viele Details zur Umsetzung des umstrittenen Instruments stehen noch aus, darunter Regelungen zur:

    • Verhinderung von Umgehungen der Grenzabgabe
    • Preisgestaltung von CBAM-Zertifikaten
    • Erweiterung des Geltungsrahmens auf weitere Sektoren
    • Umrechnung von CO₂-Preisen in Drittstaaten auf CBAM-Zertifikatspreise

    Zudem will die Kommission in dieser Legislatur überprüfen, ob der CBAM als Schutz vor CO₂-Abwanderung (Carbon Leakage) geeignet ist und wie sich der Mechanismus auf Exportindustrien auswirkt, die durch die Einführung des CBAM keine kostenlosen Emissionszertifikate mehr erhalten. Zwar war das Thema bereits Teil der gesetzgeberischen Verhandlungen vor zwei Jahren. Doch wurde die Frage “nach einem Ausgleich für Exportprodukte, einem für die vielen exportabhängigen Sektoren essenziellen Anliegen, kurzerhand in die neue Legislatur geschoben”, kritisiert der VCI.

    Primäre Ursache für die verschleppten Rechtsakte sei das hohe Tempo der Gesetzgebungsmaschine im vorherigen Mandat gewesen, so der VCI. “Es blieb kaum Zeit, die zahlreichen Detailfragen zu klären und die enorme Komplexität vieler Vorhaben aufzulösen.” Diese seien daher “in eine unbestimmte Zukunft” geschoben worden.

    • Berichtspflichten
    • CBAM
    • EU-Kommission
    • Europäisches Parlament
    • EVP
    • Green Deal
    • Industriepolitik
    • Ursula von der Leyen
    Translation missing.

    EU-Monitoring

    09.12.-10.12.2024
    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
    Themen: Aussprache zu den künftigen Chancen für die Bioökonomie, Gedankenaustausch zu einer auf die Landwirte ausgerichtete Gemeinsame Agrarpolitik nach 2027 (Folgemaßnahmen zur Ratstagung vom 21./22. Oktober 2024), Fortschrittsbericht zur Verordnung über einen Überwachungsrahmen für widerstandsfähige europäische Wälder. Vorläufige Tagesordnung

    09.12.2024 – 15:00-18:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
    Themen: Einrichtung der Reform- und Wachstumsfazilität für die Republik Moldau, Entlastung des Gesamthaushaltsplans der EU 2023. Vorläufige Tagesordnung

    09.12.2024 – 15:00-18:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Menschenrechte (DROI)
    Themen: Menschenrechtsverteidiger im Blickpunkt (Stärkung der gemeinsamen Agenda zur Erhöhung des Schutzes). Vorläufige Tagesordnung

    09.12.2024 – 17:00 Uhr
    Euro-Gruppe
    Themen: Makroökonomische Entwicklungen und politische Koordinierung im Euroraum (einschließlich der Artikel-IV-Mission des IWF im Euroraum), Bewertung der Entwürfe der Haushaltspläne der Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets sowie der Haushaltslage und der Haushaltsaussichten des Euro-Währungsgebiets. Vorläufige Tagesordnung

    10.12.2024 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
    Themen: Fortschrittsbericht zum Reformpaket für die Zollunion, Aussprache zur Überarbeitung der Richtlinie zur Energiebesteuerung, Gedankenaustausch zu den wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Aggression Russlands gegen die Ukraine. Vorläufige Tagesordnung

    11.12.2024
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: Mitteilung über die Abwehr hybrider Bedrohungen und die Stärkung der Sicherheit an den Außengrenzen der EU, Orientierungsaussprache zu den Beziehungen zwischen der EU und den USA. Vorläufige Tagesordnung

    12.12.-13.12.2024
    Rat der EU: Justiz und Inneres
    Themen: Fortschrittsbericht zur Bekämpfung des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität, Diskussion zu Migration und Asyl, Informationen Polens zum Arbeitsprogramm des künftigen Ratsvorsitzes. Vorläufige Tagesordnung

    12.12.2024 – 09:00-15:15 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Haushaltsausschusses (BUDG)
    Themen: Europäisches Semester für die wirtschaftspolitische Koordinierung 2025, Studie zum Thema “Die jüngste Inflationsentwicklung und der EU-Haushalt: länderspezifische Auswirkungen”. Vorläufige Tagesordnung

    12.12.2024 – 09:00-12:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
    Themen: Einrichtung eines EU-Talentpools, Delegierte Verordnung zur Beschäftigung auf digitalen Plattformen. Vorläufige Tagesordnung

    12.12.2024 – 09:00-12:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
    Themen: Bericht zur Arbeitsgruppe zur Umsetzung und Durchsetzung der Verordnung über künstliche Intelligenz, Fahr- bzw. Fluggastrechte im Zusammenhang mit multimodalen Reisen, Programm für die europäische Verteidigungsindustrie und ein Rahmen für Maßnahmen zur Gewährleistung der zeitnahen Verfügbarkeit und Lieferung von Verteidigungsgütern. Vorläufige Tagesordnung

    12.12.2024 – 09:00-12:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE)
    Themen: Treffen des interparlamentarischen Ausschusses zur Lage der Rechtsstaatlichkeit in der EU. Vorläufige Tagesordnung

    12.12.2024 – 09:00-10:30 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN) und des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
    Themen: Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen. Vorläufige Tagesordnung

    News

    Automotive: Bundesregierung schiebt IPCEI-Förderprogramm an

    Es gibt erste Überlegungen, ein IPCEI-Förderprogramm für die Entwicklung von Autos mit CO₂-freien Antrieben aufzusetzen. Die Bundesregierung habe bei einem Treffen mit der Kommission vor wenigen Tagen erste Gespräche dazu geführt, berichtete Mark Nicklas, Referatsleiter bei der DG Grow der EU-Kommission, beim Wirtschaftsgipfel von Baden-Württemberg in der Landesvertretung in Brüssel. mgr

    • Autoindustrie
    • Batterien
    • Europäische Kommission
    • IPCEI

    EDIP-Teileinigung verzögert sich weiter

    Die ungarische Ratspräsidentschaft drängt darauf, zumindest eine Teileinigung beim Europäischen Verteidigungsindustrieprogramm zu erreichen. Allerdings wurde EDIP am Donnerstagabend in letzter Minute von der Agenda des Ausschusses der Ständigen Vertreter (AStV) am Freitag gestrichen – zum zweiten Mal in dieser Woche. Dennoch besteht weiterhin die Chance auf einen Durchbruch bei den Kriterien für die Verteilung der Fördergelder. In einem ersten Schritt war Frankreich von der Maximalforderung nach 100-prozentigem “Made in Europe” für förderfähige Projekte abgewichen. Der Kompromissvorschlag sieht vor, dass Rüstungsgüter mit Bestandteilen im Wert von bis zu 35 Prozent von außerhalb der EU kommen dürfen.

    In einem zweiten Schritt hatten Polen und die Niederlande gedrängt, dass auch Lizenzproduktionen von EU-Fördermitteln profitieren sollen. Polen hat mit Südkorea entsprechende Verträge für die Herstellung von Munition und Kampfpanzern ausgehandelt, für die Niederlande dürfte es um die Lizenzproduktion des Patriot-Luftabwehrsystems gehen. “Wir müssen auf Jahre hinaus mehr Munition und Raketen produzieren”, mahnt ein EU-Diplomat. Durch EDIP gelte es, “die europäische Rüstungsproduktion anzukurbeln – auch durch Produkte unter Lizenz”.

    Die ungarische Ratspräsidentschaft wollte ursprünglich noch vor dem AStV am Freitag einen neuen Kompromissvorschlag unterbreiten, um ihn anschließend zur Abstimmung zu stellen. Dazu kommt es nun doch nicht. Für eine Verabschiedung reicht eine qualifizierte Mehrheit.

    Frankreich drohte mit Blockade

    EDIP sieht für die nächsten zwei Jahre 1,5 Milliarden Euro vor, um gemeinsame Rüstungsprojekte und Beschaffungen zu fördern. Angesichts der bescheidenen Mittel überrascht die hitzige Debatte über die Verteilkriterien auf den ersten Blick. Die Mitgliedstaaten sehen EDIP jedoch als Präzedenzfall für die nächste mehrjährige Haushaltsperiode, wenn wie diskutiert dreistellige Milliardenbeträge für gemeinsame Verteidigungsindustriepolitik zur Verfügung stehen könnten. Der Kuchen dürfte daher bald schon viel größer werden.

    Frankreich drohte zuletzt damit, eine Einigung zu blockieren, sollten die Kriterien zu flexibel gestaltet und das Ziel der europäischen Souveränität nicht Priorität bleiben. Es könne nicht sein, dass mit europäischen Steuergeldern die Beschaffung von Rüstungsgütern aus Drittstaaten gefördert werde, so das Argument in Paris. Ein Ziel von EDIP ist es, Europas Abhängigkeit zu reduzieren. Die Mitgliedstaaten sollen ermutigt werden, bis Ende des Jahrzehnts mindestens die Hälfte der Rüstungsgüter innerhalb der EU zu beschaffen, statt 80 Prozent aus den USA oder Ländern wie Südkorea.

    Nord- und Osteuropäer warnen auf der anderen Seite vor rigiden Kriterien bei der Förderung und befürchten, Donald Trump könnte eine Diskriminierung US-amerikanischer Firmen beim EDIP-Förderprogramm gleich zum Start der Amtszeit als unfreundlichen Akt sehen. sti

    • Donald Trump
    • EDIP
    • Europäische Souveränität
    • Sicherheitspolitik
    • Verteidigungspolitik

    Verbrenner-Aus 2035: Ribera klar gegen Verschiebung

    Die neue EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera hält nichts davon, beschlossene Regulierungen wieder aufzuheben. Die Spanierin sagte in einem Bloomberg-Interview, sie sei gegen eine Verschiebung des Plans der EU, den Verbrennungsmotor in Neuwagen bis 2035 auslaufen zu lassen. Dennoch sei es wichtig, dass Europas Automobilhersteller ihren Marktanteil am Weltmarkt beibehielten.

    Handelsmaßnahmen allein reichten nicht aus, um sicherzustellen, dass die EU im Bereich der sauberen Technologien führend bleibe, ergänzte Ribera. Es bedürfe stattdessen zusätzlicher Investitionen, um “erfolgreiche neue grüne Champions aufzubauen und die ehrgeizigen Klimaziele der EU zu erreichen”. Dafür müssten auch zusätzliche öffentliche Ausgaben in Betracht gezogen werden, darunter auch eine neue Runde gemeinsamer Kreditaufnahme, so die Kommissarin. luk

    • Autoindustrie
    • Flottengrenzwerte
    • Klima & Umwelt
    • Klimaziele
    • Verbrenner-Aus

    DSA: Tiktok muss Daten rund um Wahlen sichern

    Im Zusammenhang mit den laufenden Wahlen in Rumänien hat die Kommission ihre Überwachung von Tiktok intensiviert. Dabei übt sie ihre Befugnisse im Rahmen des Digital Services Acts (DSA) aus. Die Überwachung bezieht sich nicht auf den Wahlprozess. Das liegt allein in der Verantwortung der rumänischen Behörden, wie die Kommission mitteilte.

    Die Kommission hat Tiktok angewiesen, Daten zu speichern und aufzubewahren (Retention Order). Dabei geht es um Daten, die mit systemischen Risiken zusammenhängen, die der Dienst für Wahlprozesse und den öffentlichen Diskurs in der EU darstellen könnte. Ziel der Kommission ist es, verfügbare Informationen und Beweise für den Fall einer weiteren Untersuchung gegen Tiktok zu seinen Pflichten im DSA zu sichern.

    Rumänien vor zweitem Wahlgang

    Hintergrund ist, dass der Oberste Verteidigungsrat (CSAT) in Rumänien Tiktok nach dem Erfolg des prorussischen Rechtsradikalen Călin Georgescu bei der Präsidentenwahl schwere Vorwürfe gemacht hatte. Die Plattform habe es unterlassen, ihn bei seinen dort veröffentlichten Propagandamaterialien als Politiker zu identifizieren. Georgescu hatte vor allem auf Tiktok Wahlkampf betrieben. In der ersten Runde der Präsidentenwahl war er auf Platz eins gekommen. Am 8. Dezember tritt er gegen die konservativ-liberale Politikerin Elena Lasconi zur Stichwahl an.

    Tiktok muss interne Dokumente und Informationen aufbewahren, die das Design und die Funktionsweise seiner Empfehlungsalgorithmen betreffen, sowie Maßnahmen zur Risikominimierung von Manipulationen ergreifen. Außerdem muss Tiktok Dokumente und Informationen zu systematischen Verstößen gegen seine eigenen Nutzungsbedingungen sichern. Die verbieten politische Wahlwerbung auf der Plattform.

    Gilt auch für die Bundestagswahl

    Die Anordnung gilt für nationale Wahlen in der EU zwischen dem 24. November 2024 und dem 31. März 2025. Sie gilt also auch noch für die für den 23. Februar geplanten Bundestagswahlen in Deutschland.

    Für den heutigen Freitag hat die Kommission ein Treffen des European Board for Digital Services Coordinators einberufen. Sie will mit den Koordinatoren die bisherigen Schritte und den Umgang mit neuen Erkenntnissen – etwa Hinweisen auf gezielte Aktivitäten gegen die rumänische Diaspora – erörtern. Zudem wird die Kommission die vorliegenden Beweise im informellen Cyber-Krisenteam besprechen. vis

    • Daten
    • Diaspora
    • Digital Services Act
    • Europäische Kommission
    • Rumänien
    • Tiktok
    • Wahlen

    Führerscheinrichtlinie: Rat macht Weg frei für Trilog

    Mit der allgemeinen Ausrichtung bei der Führerscheinrichtlinie haben die EU-Verkehrsminister den Weg frei gemacht für den Trilog. Künftig soll eine Führerscheinsperre, die in einem Mitgliedstaat wegen eines gravierenden Verstoßes verhängt wird, auch in dem Mitgliedstaat gelten, in dem der betreffende Autofahrer seine Fahrerlaubnis erworben hat.

    Auch die Bestimmungen zur Wiedererlangung des Führerscheins oder der Wiederbeantragung nach dem Verlust werden EU-weit vereinheitlicht. Die unterschiedlichen Arten für den Entzug der Fahrerlaubnis in den Mitgliedstaaten wurden neu definiert.

    So soll die Richtlinie auch von Mitgliedstaaten umgesetzt werden können, in denen das Verkehrsdelikt nicht mit dem Entzug der Fahrerlaubnis geahndet würde. Fälle, in denen die Sperre insgesamt weniger als drei Monate ausmacht oder die Sperre noch weniger als vier Wochen läuft, werden nicht weitergeleitet. Der Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten läuft über ein abgesichertes digitales Format im Führerscheinnetz (RESPER). mgr

    • Europäischer Rat
    • Verkehrspolitik

    Macron will bald neuen Premier vorstellen – und lehnt eigenen Rücktritt ab

    Nach dem Sturz der Regierung in Frankreich kündigt Präsident Emmanuel Macron die Bekanntgabe eines Nachfolgers des gestürzten Regierungschefs Michel Barnier in den kommenden Tagen an. Diesen werde er damit beauftragen, “eine Regierung des allgemeinen Interesses zu bilden”, die alle politischen Kräfte vertrete, die bereit seien, sich daran zu beteiligen oder sich zumindest verpflichteten, diese nicht mit einem erneuten Misstrauensvotum zu Fall zu bringen.

    Die wichtigste Aufgabe des neuen Regierungschefs werde die Verabschiedung des Haushalts sein, erklärte der Präsident am Donnerstagabend in einer TV-Ansprache. Die neue Regierung werde ihn zu Beginn des neuen Jahres rasch auf den Weg bringen. Dies sei wegen dringend benötigter Investitionen wichtig. Bis Mitte Dezember werde ein Sondergesetz im Parlament eingebracht zur Überbrückung der Zeitspanne, bis der überfällige Haushalt beschlossen sei.

    Kein Rücktritt als Präsident

    Macron rief zu einer neuen Ära auf, die mit neuen Kompromissen beginnen müsse. Vorgezogene Neuwahlen des Parlaments lehnt er ebenso ab wie einen Rücktritt als Präsident.

    Einige wollten nun ihm die Verantwortung für die Situation zuschreiben, sagte Macron. Aber: “Ich werde nicht die Verantwortung der anderen auf mich nehmen, vor allem nicht von Parlamentariern, die sich bewusst dazu entschieden haben, den Haushalt und die Regierung Frankreichs wenige Tage vor den Weihnachtsfeiertagen zu Fall zu bringen.”

    Die Regierung sei gestürzt, “weil die Rechtsextreme und die Linksextreme sich zu einer antirepublikanischen Front vereinigt haben”, sagte Macron. Mit Blick auf die einstige Volkspartei der Sozialisten, deren Abgeordnete ebenfalls gegen die Regierung stimmte, sagte Macron: “Die Kräfte, die gestern noch in Frankreich regiert haben, haben beschlossen, ihnen zu helfen.” dpa/rtr

    • Emmanuel Macron
    • Frankreich

    Zu hohe Energiepreise: Studie zeigt vier Wege auf

    Der Think-Tank Bruegel erinnert in einem neuen Aufsatz an den Wert europäischer Zusammenarbeit, um die Energiepreise in der EU wettbewerbsfähiger zu machen. Autor Conall Heusaff zeigt vier Wege auf, um die Preise zu senken:

    • Systemintegration: Besser koordinierte Spotmärkte und ein Ausbau von Stromtrassen zwischen den Mitgliedstaaten – vorrangig in der Nordsee. Um prioritäre Ausbauprojekte zu identifizieren, schlägt Bruegel vor, die Netzplanung der Netzbetreiber (ENTSO-E) durch die einer unabhängigen Institution zu ergänzen. Zu diesem Vorschlag lässt das BMWK bereits ein Gutachten erarbeiten.
    • Koordinierung von Investitionen: Grenzüberschreitende Ausschreibungen für erneuerbare Energien und Reservekapazitäten. Dafür müssten jedoch nationale und Industrie-Interessen überwunden werden, schreibt Heusaff, “auch wenn diese Investitionen nicht kostenoptimal sind”.
    • Aktivierung der Verbraucher: Um Preisspitzen zu glätten, muss sich der Verbrauch stärker am Angebot orientieren. Heusaff unterstützt ein Modell von Tim Schittekatte, der “nutzungszeitabhängige” statt dynamischer Echtzeit-Preise vorgeschlagen hat. Die Strompreise variieren dabei nicht stündlich, sondern nur zwei- bis dreimal pro Tag, um die Verbraucher vor extremen Preisausschlägen zu schützen.
    • Faire Kostenteilung: Änderungen bei Steuern und Umlagen für bestimmte Nutzergruppen wirken am schnellsten. Für die Verteilungsgerechtigkeit hat jedoch auch Bruegel kein Patentrezept: “Eine gerechte Verteilung der Energiekosten wird während der gesamten Energiewende eine ständige Herausforderung bleiben.” ber
    • Energiepreise
    • Energiewende
    • Erneuerbare Energien
    • Investitionen
    • Netzentgelte
    • Stromnetze
    • Strompreis
    • Wettbewerbsfähigkeit

    Anti-Entwaldungsverordnung: Verschiebung spät, aber sinnvoll

    Die Reaktionen in Behörden, Unternehmen und Zivilgesellschaft auf die in dieser Woche in Brüssel beschlossene Verschiebung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) fallen größtenteils positiv aus. “Uns erlaubt die Verschiebung um ein Jahr, dass wir uns noch besser vorbereiten”, sagte Annerose Lichtenstein bei einer Veranstaltung von Table.Briefings. Sie ist Leiterin für “Entwaldungsfreie Produkte” bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), welche die Anwendung der EUDR überprüfen wird. Die Behörde wäre startklar gewesen, sagte Lichtenstein, könne durch die Verschiebung bis Ende 2025 betroffenen Unternehmen aber stärker entgegenkommen, etwa bei den IT-Anwendungen. 

    “Schadet der Glaubwürdigkeit von EU-Nachhaltigkeitsregulierung” 

    Johanna von Stechow, Director Corporate Responsibility bei Tchibo, kritisierte die “absurd späte Verschiebung”: Die letzte formale Abstimmung in Brüssel werde erst in der letzten Kalenderwoche stattfinden. “Wenn Regeln einen Tag vor ihrem Inkrafttreten verschoben werden, schadet das der Glaubwürdigkeit der europäischen Nachhaltigkeitsregulierung“, sagte sie bei der Veranstaltung. 

    Wäre die Verschiebung ein halbes Jahr früher angekündigt worden, hätte man entspannter planen können und nicht andere Themen vernachlässigen müssen, so von Stechow. Tchibo habe “wahnsinnig viele Projektmanagement-Kapazitäten und finanzielle Ressourcen auf das Thema gesetzt“. Trotzdem sei die Verschiebung sinnvoll, etwa weil viele Kaffeefarmer noch nicht bereit gewesen und zum jetzigen Zeitpunkt vom EU-Markt ausgeschlossen worden wären. 

    Zum anderen habe die Regierung nun Zeit, mit den Anbauländern am Waldschutz zu arbeiten und zu investieren. “Waldschutz ist nicht nur eine Aufgabe von Unternehmen und ihren Zulieferern, sondern muss auch staatlich flankiert und finanziert werden.” 

    “Vernünftiger Kompromiss” 

    Als “vernünftigen Kompromiss” bezeichnete Steffen Kemper, Projektmanager beim Global Nature Fund, die Verschiebung. Einzelne Unternehmen waren bereits früh vorbereitet, doch bei vielen anderen hätten immense Verständnisfragen und Unklarheiten bestanden. “Zum Glück gibt es keine inhaltlichen Änderungen und Verwässerung. Alle Seiten haben nun die notwendige Zeit, um die Verordnung am Ende vernünftig um- und durchzusetzen”, sagte er. leo 

    • Anti-Entwaldung
    • Ernährung
    • EUDR
    • Lieferketten

    Presseschau

    Russischer Außenminister auf EU-Boden: Blinken kritisiert Lawrow bei OSZE-Treffen: “Desinformations-Tsunami” RND
    Malta: Breite Kritik an Teilnahme von Russlands Außenminister Lawrow an OSZE-Treffen DEUTSCHLANDFUNK
    EU kündigt Abschluss von Mercosur-Verhandlungen an, Macron lehnt Ergebnis ab DER STANDARD
    Regierungssturz in Frankreich: Macron in Politikkrise unter Druck IDOWA
    TikTok muss auf Anweisung der EU Daten zur Rumänien-Wahl sichern TAGESSCHAU
    EU diskutiert über einen 500-Milliarden-Verteidigungsfonds HANDELSBLATT
    Forderungen an neue EU-Kommission: EVP-Chef will europäisches Verbrenner-Aus binnen 100 Tagen kippen SPIEGEL
    Brüssel: Verkehrsminister für EU-weiten Führerscheinentzug DEUTSCHLANDFUNK
    Rettung der Meyer Werft: EU-Kommission gibt grünes Licht NDR
    Kontrollgremium des Stabilitätsrats: Deutschland soll EU-Fiskalregeln respektieren BÖRSEN-ZEITUNG
    EU-Kommission will neues IT-Grenzsystem schrittweise starten DER STANDARD
    Hat das lange Warten bald ein Ende? EU verhandelt seit diesem Jahr über Beitritt von Bosnien und Herzegowina RNZ
    Politische Krise in Frankreich: Macron will schnell neuen Premier ernennen TAGESSCHAU
    Protest gegen prorussischen Kurs: Ukraine sanktioniert georgische Führung, EU soll nachziehen N-TV
    Stichwahl in Rumänien: “Entscheidung für Russland oder EU” DW
    Italiens Polizei will rechten Anschlag gegen “Verräterin” Meloni vereitelt haben DER STANDARD
    Kein “Shutdown” in der Schweiz – der Nationalrat einigt sich beim Budget 2025 NZZ
    Urteil des EGMR: Belgien durfte Terroristen Staatsbürgerschaft entziehen N-TV
    Trotz Kritik von Tierschützern: Island erteilt neue Lizenzen für den Walfang – für fünf Jahre SPIEGEL
    Vizekommandeur in Luhansk: Finnland macht russischem Separatisten aus der Ukraine den Prozess N-TV
    “Wichtigstes Projekt unserer Zeitenwende” – Pistorius wirbt für Litauen-Brigade SÜDDEUTSCHE
    Kein Gefängnisplatz für neue Verurteilte in den Niederlanden NOEN
    Starmer spricht von “gigantischen Herausforderungen” FAZ
    Das Netflix des Lokaljournalismus: Was ist das Geheimnis der Norweger? SÜDDEUTSCHE
    Österreich: Schallenberg vereinbart Rücknahmeabkommen mit Kasachstan DER STANDARD
    Rumänien: Calin Georgescus Verbindungen in Deutschlands rechtsextreme Szene WELT

    Dessert

    Margrethe Vestager war in der vergangenen Legislatur EU-Wettbewerbskommissarin.

    Zum Schluss hat sie sich mit dem Auto auf den Heimweg gemacht. Am 30. November fuhr Margrethe Vestager von Brüssel nach Kopenhagen, nachdem sie zehn Jahre als oberste Wettbewerbshüterin über Europas Wirtschaft gewacht hatte. Von ihrer Art, Wettbewerbspolitik zu betreiben, wird in den kommenden Jahren in Brüssel möglicherweise nicht allzu viel übrig bleiben. Vestager bestand auf gesunde Konkurrenz zwischen Unternehmen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dürfte dagegen künftig verstärkt auf Dirigismus und aktive Industriepolitik setzen.

    Ein Erbe Vestagers wird aber im Hauptsitz der EU-Kommission verbleiben: gestrickte Elefanten. Über 200 solcher Exemplare hat Vestager nach eigenen Aussagen über die Jahre angefertigt. Angefangen hat sie damit, weil sie Socken-Stricken langweilig fand. Zufällig hatte sie eine Vorlage für die Vierbeiner gefunden, der sie treu blieb. Nur die Farben variierten, je nach Wolle. Um ein Tier mit den großen Segelohren fertigzustellen, braucht Vestager acht bis neun Stunden. 

    Die Dänin wusste ihr Hobby über die Jahre geschickt zu vermarkten, ab und zu zeigte sie ein frisch gestricktes Exemplar in den sozialen Medien. Journalisten drückte sie das Strickzeug auch mal in die Hand, wenn die sie nach ihrem Hobby fragten. Stricken sei gut für die Konzentration, erzählte Vestager. Und natürlich hatte sie ein Narrativ parat, warum sie ausgerechnet Elefanten stricke. Es handele sich um soziale Wesen, die Weibchen hätten das Sagen.

    Die engsten Mitarbeiter hat Vestager mit einem wollenen Elefanten bedacht, wenn sie heirateten, ein Kind bekamen oder den Job wechselten. Auch von der Leyens Enkel bekamen von ihr ein selbst gemachtes Präsent. Noch interessanter ist allerdings, wer keinen Elefanten abbekommen hat: Thierry Breton, der französische Digitalkommissar, der vor seinem abrupten Abtritt im September keine Gelegenheit ausließ zu zeigen, dass er sich für den wichtigsten Ansprechpartner der US-Techkonzerne in Brüssel hielt. Breton habe schlicht nie um einen Elefanten gebeten, sagt Vestager. Sie hat, wie Elefanten, ein gutes Gedächtnis. Silke Wettach

    Europe.Table Redaktion

    EUROPE.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen