Table.Briefing: Europe

So lief die Abstimmung über die Kommission + Die ersten 100 Tage

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute treffen sich die Industrieminister zum Wettbewerbsfähigkeitsrat in Brüssel. Deutschland wird erstmals vom BMWK-Staatssekretär Bernhard Kluttig vertreten, der vor zwei Wochen die Nachfolge von Sven Giegold angetreten hat.

Die Minister wollen sich beim heutigen Treffen als Antwort auf den Draghi-Bericht auf eine gemeinsame Erklärung zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit einigen. Vielleicht müssen sie sich noch selbst über das Papier beugen, denn gestern Abend hatten sich die Botschafter noch nicht auf einen Text für die Erklärung einigen können.

Ansonsten liest sich die Agenda wie eine Aufzählung der aktuellen Probleme der europäischen Wirtschaft: Es geht um Regulierungslast, die Situation der Autoindustrie und – aufgrund der Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt – um den Zustand der europäischen Batterieproduktion.

Der Diskussionspunkt zur Batterieindustrie wurde von Schweden eingebracht, unterstützt von Deutschland und Frankreich. In einer Informationsnotiz an den Rat, der Table.Briefings vorliegt, warnen die drei Mitgliedstaaten, dass europäische Hersteller vor “schweren Herausforderungen” stünden. Besonders schwierig sei, dass der globale Wettbewerb nicht auf einem Level playing field beruhe – so steht es in der Notiz, die weder Northvolt noch China explizit erwähnt.

“Wir müssen ein starkes Signal senden, dass wir hinter unseren abgemachten Bemühungen stehen, eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Batterielieferkette in Europa zu sichern”, schreiben die drei Mitgliedstaaten. Vorerst wird der Rat aber nichts dazu entscheiden. Nach Angaben mehrerer Diplomaten geht es vielmehr darum, die neue Kommission dazu zu bewegen, die Probleme der Batterieindustrie vorrangig anzugehen.

Einen schönen Tag mit vollen Batterien wünscht Ihnen

Ihr
János Allenbach-Ammann
Bild von János  Allenbach-Ammann

Analyse

Neue Kommission: Stimmen von EKR und Grünen verhelfen zur Mehrheit

Die zweite Von-der-Leyen-Kommission ist mit 370 von 688 abgegebenen Stimmen gewählt worden. Es gab 282 Nein-Stimmen und 36 Enthaltungen. Damit erhielt das College 88 Stimmen mehr, als es zur Bestätigung brauchte. 2019 hatte das College 401 Ja-Stimmen bekommen. Ohne die Stimmen von EKR (33) und Grünen (27) hätte die Kommission diesmal keine Mehrheit gehabt.

Ursula von der Leyen hatte vor der Abstimmung die 26 Kommissare und deren Aufgaben kurz vorgestellt. Dabei sagte sie: “Krieg tobt an Europas Grenzen – und wir müssen auf das vorbereitet sein, was vor uns liegt – Hand in Hand mit der Nato.” Die Europäer wüssten, dass sie viel mehr tun müssten. Eine Zahl verdeutliche dies: “Russland gibt bis zu neun Prozent von seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung aus. Europa gibt im Durchschnitt 1,9 Prozent aus.” Das Ungleichgewicht sei ein Problem, Europa müsse bereit sein, mehr Geld für Verteidigung in die Hand zu nehmen.

EVP-Chef Weber dankt S&D, Renew, Grünen und EKR

In der Aussprache dankte EVP-Chef Manfred Weber den Fraktionschefinnen Iratxe García Pérez (S&D), Válerie Hayer (Renew), Terry Reintke sowie Bas Eickhout (Grüne), für den “konstruktiven Ansatz” bei den Anhörungen der Kommissare. Weber bedankte sich auch bei EKR-Co-Fraktionschef Nicola Procaccini und hob hervor, dass die EKR-Fraktion die Kommissare bei den Anhörungen unterstützte und für die nötigen Zweidrittelmehrheiten gesorgt habe. “Wir haben unterschiedliche Ideen, wir kämpfen für unsere Überzeugungen, aber wir alle wollen Kompromisse finden und den Europäern dienen.”

S&D-Fraktionschefin García sprach im Hinblick auf die Anhörungen von “Parteien, die so unverantwortlich waren und die Kommission destabilisieren wollten”. Die Spanierin appellierte an Weber und von der Leyen: “Hören Sie auf, die extreme Rechte weiß zu tünchen. Stehen Sie zu Ihrer europäischen Tradition und zu der Verabredung auf die proeuropäische Mehrheit.”  

Reintke: “Unwürdiger Prozess der Anhörungen”

Renew-Fraktionschefin Hayer sprach von “zwei Mehrheiten, die es in diesem Parlament geben kann”. Sie meinte damit Mehrheiten von EVP mit EKR und Stimmen der rechtsradikalen Fraktionen einerseits sowie der informellen proeuropäischen Koalition aus EVP, S&D und Renew andererseits. Über die Mehrheit der EVP mit den Rechten sagte Hayer: “Sie wird viel Schaden anrichten bei den Demokraten.” Diese sei gegen Europa gerichtet. Dem gegenüber gebe es “die einzige Mehrheit, die zählt”, jene, die den Wiederaufbauplan geschaffen habe, den Green Deal, Schengen, den Euro. “Das ist die zentrale Mehrheit, die der Proeuropäer.”

Terry Reintke von den Grünen sagte: “Das Europaparlament hat sich in den vergangenen Wochen selbstverzwergt. Mit einem unwürdigen Prozess der Anhörungen, bei dem es nicht um Qualität, sondern um Machtpoker ging.” Und weiter: “Die EVP zeigt immer offener, dass sie sich die Zusammenarbeit mit der extremen Rechten offenhalten will.” Das werde zur Gefahr für das gesamte europäische Projekt. Weil Europa den Grünen am Herzen liege, hätten sie bis zum Ende verhandelt und von der Kommissionspräsidentin wichtige Zusagen bekommen.

Procaccini von den EKR dankte von der Leyen: “Sie haben dem Druck der Linken mit Würde und Mut widerstanden.” Die Niederlage der Parteien links von der EVP bei der Europawahl spiegele sich wider in der Zusammensetzung des Parlaments. “Die Dominanz von Mitte-links wurde gebrochen.” Es gebe allerdings auch keine Mitte-rechts-Mehrheit im Haus – und zwar weil es keine Pflicht gebe, eine Mehrheitskoalition zu bilden.

Repasi: Vertrauensgrundlage ist beschädigt

Die EVP hat einheitlich mit Ja gestimmt – mit Ausnahme der spanischen Delegation und drei von vier Slowenen, die alle mit Nein gestimmt haben. Es gab zwei Enthaltungen.

Die S&D-Fraktion hat 77 Ja-Stimmen geliefert. 25 Mal wurde mit Nein gestimmt. Kein deutscher SPD-Abgeordneter hat für die Kommission gestimmt. Udo Bullmann, Maria Noichl, Sabrina Repp und Birgit Sippel haben mit Nein gestimmt, acht weitere haben sich enthalten. René Repasi, Chef der SPD-Abgeordneten, begründete das Nein mit dem “Kuschelkurs” von EVP-Fraktionschef Weber mit Rechtsaußen-Parteien: “Die Entwicklungen auf der konservativen Seite hin zu wechselnden, fragwürdigen, anstatt stabilen und konstruktiven Mehrheiten hat für uns die Vertrauensgrundlage beschädigt, welche für eine Zustimmung zu dieser Kommission notwendig gewesen wäre.”

Bei Renew gab es keine Nein-Stimmen, bei sechs Enthaltungen. 27 Grüne stimmten für das College. Darunter fast alle deutschen Abgeordneten. Lediglich Rasmus Andresen, Daniel Freund und Katrin Langensiepen enthielten sich. Sven Giegold, Vize der Grünen-Partei in Deutschland und zuständig für Europa, sagte: “Uns wäre es auch lieber, nur mit demokratischen Proeuropäern zusammenzuarbeiten. Aber die Realität ist nun mal eine andere. Wer sich deshalb weigert, in den EU-Institutionen konstruktiv mitzuarbeiten, tut Europa keinen Gefallen.”

Bei der EKR stimmten 33 Abgeordnete mit Ja, vor allem die italienische Delegation. Mit Nein stimmte vor allem die polnische Delegation. Die Fraktionen der Linken, der rechtsradikalen Patrioten und der Europäischen Souveränen Nationen stimmten einheitlich gegen das College.

  • EKR
  • Europäische Kommission
  • Europäisches Parlament
  • EVP
  • Green Deal
  • Grüne
  • Renew
  • S+D
  • Ursula von der Leyen
Translation missing.

Das plant die Kommission für die ersten 100 Tage

Am 1. Dezember tritt die neue EU-Kommission ihr Mandat an. Die Grundzüge ihrer Agenda hatte Ursula von der Leyen bereits im Sommer in ihren politischen Leitlinien und den Pflichtenheften der Kommissare beschrieben. Ein detailliertes Arbeitsprogramm soll vor Weihnachten folgen.

In ihrer Rede im Europaparlament kündigte die Kommissionspräsidentin an, als Erstes einen “Wettbewerbsfähigkeitskompass” präsentieren zu wollen. Dieser soll Orientierung bieten für die Arbeit der Behörde und auf drei Säulen des Draghi-Berichts fußen. Die wesentlichen Ziele:

  • die Innovationslücke zu den USA und China zu schließen
  • die Industrie zugleich grün und wettbewerbsfähig zu machen
  • sicherheitsgefährdende Abhängigkeiten zu reduzieren.

Ein Omnibus gegen die Bürokratie

Als “eine der ersten” Maßnahmen der neuen Amtszeit will sich von der Leyen dem Bürokratieabbau zuwenden und einen Vorschlag für eine sogenannte Omnibus-Gesetzgebung vorlegen. Diese bündelt Änderungen an mehreren bestehenden Gesetzen. Welche konkret das sein werden, ließ die Kommission gestern offen.

Von der Leyen hatte bereits vor zwei Wochen angekündigt, die Berichtspflichten aus der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD, der Taxonomie-Verordnung und der Lieferkettenrichtlinie CSDDD stärker zusammenzufassen. Deren Ziele würden aber nicht infrage gestellt, betonte sie.

Der binnenmarktpolitische Sprecher der EVP, Andreas Schwab, erwartet zudem einen Vorschlag zur Vereinfachung der Binnenmarktgesetzgebung. Die Kommission habe dafür den einschlägigen Acquis mit KI-Hilfe auf Doppelungen und Inkonsistenzen überprüft, sagte er Table.Briefings. tho

Dialog zur Autoindustrie wird Chefsache

Von der Leyen startet einen “Strategischen Dialog” zur Zukunft der Automobilindustrie, den sie selbst moderieren will. Dabei will sie wie beim Strategischen Dialog zur Landwirtschaft Interessenvertreter an einen Tisch holen, also vermutlich Hersteller, Zulieferer, die Wissenschaft und NGOs, die gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeiten.

Die Ergebnisse sollen dann die Grundlage für Gesetzgebungsvorschläge der Kommission werden, von der Leyen will auch die Umsetzung selbst überwachen. Die formelle Zuständigkeit bleibt aber bei den jeweiligen Kommissaren. Potenzielle Teilnehmer sind bisher noch nicht kontaktiert worden. Auch das Format, der Beginn und der Termin für den geplanten Abschluss sind noch nicht bekannt. mgr

Plan für die saubere Industrie

Die Kommission will früh ihren Clean Industrial Deal präsentieren. “Das ganze College wird darin involviert sein”, sagte von der Leyen. Koordiniert werden die Vorschläge von den Vizepräsidenten Teresa Ribera und Stéphane Séjourné. Wettbewerbskommissarin Ribera wird sich dabei um den Aspekt der staatlichen Beihilfen kümmern. Insbesondere soll sie dafür sorgen, dass bald neue IPCEIs (Important Projects of Common European Interest) lanciert werden und Prozesse unter bestehenden IPCEIs schneller werden.

Séjourné soll sich stärker um die Nachfrageseite kümmern. In seinem Parlamentshearing hatte er angekündigt, schon bald einen Plan für die Stahlindustrie vorzulegen. Zudem will er früh im nächsten Jahr die ersten strategischen Projekte unter dem Critical Raw Materials Act (CRMA) definieren. Mit einem Paket für die Chemieindustrie wollen Séjourné und Umweltkommissarin Jessika Roswall erneut die REACH-Verordnung und das Thema Ewigkeitschemikalien (PFAS) angehen.

Zum Clean Industrial Deal sollen laut Klimakommissar Wopke Hoekstra neben Investitionsanreizen auch Regelungen zu Leitmärkten und Fachkräften gehören. Die zentrale Frage dürfte werden, ob die Kommission wie beim Net-Zero Industry Act wieder eine Liste von strategischen Sektoren vorlegt. Bestandteil des Deals wird auch ein Aktionsplan für bezahlbare Energie. Parallel will Hoekstra auch den Entwurf vorlegen, um das Klimaziel für 2040 von 90 Prozent im Europäischen Klimagesetz zu verankern.

Energiekommissar Dan Jørgensen will zudem einen Fahrplan vorstellen, um möglichst noch vor 2027 unabhängig von russischen Energieimporten zu werden. jaa/ber

Handelspolitik drängt auf die Agenda

Nicht im Arbeitsprogramm, aber weit oben auf der Dringlichkeitsliste stehen zwei Handelsthemen: das Mercosur-Abkommen und die neue Trump-Administration. Von der Leyen würde gerne im Dezember die Verhandlungen mit den fünf Mercosur-Staaten abschließen, einige Monate später ginge das geopolitisch wie wirtschaftlich bedeutende Abkommen dann in Rat und Europaparlament. Doch die Kritik wird immer lauter: Frankreich sucht aktiv nach Mitstreitern, um das Abkommen zu verhindern. Am Dienstag sagte Regierungschef Donald Tusk, Polen werde den Deal “in dieser Form” nicht akzeptieren. Wie Emmanuel Macron befürchtet er Proteste von Bauern.

Die Kommission rüstet sich zudem dafür, dass Donald Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar umgehend die Zölle erhöht. Von der Leyen setzt darauf, den US-Präsidenten mit einem Angebot höherer LNG-Einfuhren aus den USA zu locken. Als Verhandlungshebel wird sie eine Liste von US-Produkten in der Schublade haben, die die EU als Vergeltung mit Zöllen belegen könnte. Allerdings dürfte es ihr nicht leichtfallen, die Mitgliedstaaten dabei geschlossen hinter sich zu scharen. tho

Künstliche Intelligenz im Fokus

Vizepräsidentin Henna Virkkunen will zuerst den Aufbau von KI-Fabriken angehen. Diese Initiative soll die Rechenleistung europäischer Supercomputer stärken und sie gezielt für Startups, Forscher und Unternehmen nutzbar machen. Auch steht die Apply AI Strategy auf ihrem Plan. Damit will Virkkunen industrielle Anwendungen von KI hauptsächlich in Schlüsselbranchen wie der Automobil- und Pharmabranche stärken sowie öffentliche Dienstleistungen verbessern.

Ein dringender Aktionsplan soll die Cybersicherheit im Gesundheitswesen erhöhen. Außerdem hat Virkkunen angekündigt, den Bürokratieabbau direkt anzugehen und bestehende Berichtspflichten in der digitalen Gesetzgebung umfassend zu überprüfen.

Die neue Kommissarin für Forschung und Startups, Ekaterina Sachariewa, will schnellstmöglich ein Startup-and-scale-up-Forum organisieren. Ziel ist es, im Januar oder Februar die Stakeholder zusammenzubringen, ihre dringendsten Bedürfnisse zu ermitteln, wie die Vereinfachung bürokratischer Verfahren und der Zugang zu Kapital. Zudem will sie – zusammen mit Justizkommissar Michael McGrath – die Grundsteine für das 28. Regime legen, das Startups eine einheitliche regulatorische Grundlage in der EU bieten und die Fragmentierung des europäischen Marktes überwinden soll. vis

Fahrplan für hochwertige Arbeitsplätze

Als erste Maßnahme will Beschäftigungskommissarin Roxana Mînzatu einen Fahrplan für hochwertige Arbeitsplätze vorlegen. Diesen bisher sehr vage gehaltenen Plan will sie gemeinsam mit den Sozialpartnern in den ersten Monaten ihrer Amtszeit erarbeiten. “Herzstück” des Fahrplans soll die Arbeitnehmerfreizügigkeit sein, sagte Mînzatu im Hearing. Daneben soll diese Roadmap für hochwertige Arbeitsplätze eine Reihe von Themen aufnehmen, die schon in der vergangenen Legislatur im Gespräch waren: etwa das Recht auf Abschalten, Regeln für Telearbeit oder die Auswirkungen von algorithmischem Management auf Beschäftigte.

Generell soll es um faire Arbeitsbedingungen für alle gehen, sagte die Rumänin. Allerdings: Nicht überall soll am Ende auch ein Gesetz stehen. Es gehe auch darum, zu schauen, was mit den bisherigen Regeln schon möglich sei und nachzujustieren, kündigte Mînzatu im Hearing an. Anfang 2025 soll zudem der Pakt für den europäischen sozialen Dialog nach Gesprächen mit den Sozialpartnern vorgelegt werden.

Zum Thema bezahlbares Wohnen will Housing-Kommissar Dan Jørgensen in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit einen Dialog mit allen relevanten Interessengruppen, einschließlich Mieterverbänden initiieren, auf dem dann später sein Aktionsplan fußen soll. lei

Weißbuch zur Verteidigung

Verteidigungskommissar Andrius Kubilius soll das Weißbuch zur Zukunft der Europäischen Verteidigung innerhalb der ersten 100 Tage präsentieren. Darin dürften die Optionen aufgelistet werden, wie die Ambitionen für eine Verteidigungsunion finanziert werden können. Diese reichen von mehr Mitteln im nächsten MFR, größeren nationalen Beiträgen und neuen Eigenmittel beziehungsweise Verteidigungsbonds. Kubilius hat den Bedarf bereits auf 500 Milliarden Euro beziffert, was insbesondere in Berlin nicht gut angekommen ist.

Von der Leyen hob bei ihrer Rede vor dem Parlament die Bedeutung der Verteidigung hervor. Die EU-Staaten müssten ihre Verteidigungsausgaben steigern, einen gemeinsamen Markt für Rüstungsgüter schaffen und die industrielle Basis stärken. Auch die militärische Mobilität müsse endlich verbessert werden. sti

Visionen für nachhaltige Landwirtschaft

Agrarkommissar Christophe Hansen soll, unter von der Leyens direkter Aufsicht, in den ersten 100 Tagen ein Visionspapier für einen wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Agrar- und Ernährungssektor vorlegen. Darin dürfte sich auch zeigen, wie die Kommission die Empfehlungen des Strategiedialogs Landwirtschaft interpretiert. Kurz nach Amtsantritt will der Luxemburger zwei kleinere Initiativen zur Stärkung von Genossenschaften und zur grenzübergreifenden Umsetzung der Richtlinie zu unlauteren Handelspraktiken (UTP) vorlegen. Sie liegen schon vorbereitet in der Schublade. jd

  • Andrius Kubilius
Translation missing.

DSA: Unternehmen veröffentlichen erste Risikobewertungen

Die ersten jährlichen Risikobewertungs- und Prüfberichte der sehr großen Online-Plattformen (Very Large Online Platforms, VLOPs) und Suchmaschinen (VLOSEs) nach dem Digital Services Act (DSA) liegen vor. Aufgefordert sind zunächst die 19 sehr großen Plattformen und Suchmaschinen, die die Kommission im April 2023 als erstes benannt hatte.

Eine Übersicht von der Kommission über die Berichte gibt es (noch) nicht. Dafür hat der Digitalexperte Alexander Hohlfeld eine erstellt. Folgende Unternehmen haben den Anfang gemacht und die Berichte auf ihren Internetseiten veröffentlicht:

Es geht darum, Risiken zu erkennen und zu mindern

Die designierten Plattformen sind verpflichtet, potenzielle Risiken zu identifizieren, die durch ihre Dienste für die Gesellschaft, die öffentliche Sicherheit und die Grundrechte entstehen können. Diese Risiken sollen sie dann mit geeigneten Maßnahmen mindern. Die zu betrachtenden Risiken umfassen insbesondere:

  • Systemische Risiken für Grundrechte: Desinformation und Manipulation, Diskriminierung, Eingriff in die Meinungsfreiheit
  • Auswirkungen auf die öffentliche Sicherheit: illegale Inhalte, gefährliche Produkte und Dienstleistungen, Aufruf zu Gewalt
  • Gefahren für die gesellschaftliche Ordnung: Polarisierung und Echo-Kammern, wirtschaftliche und soziale Konzentration
  • Auswirkungen auf Minderjährige: schädliche Inhalte, Suchtverhalten, Datenschutz
  • Technologische Risiken: Missbrauch von KI-Tools, Cyberangriffe.

Insgesamt bringt der DSA für die betroffenen Dienste eine ganze Reihe von Berichtspflichten mit sich (siehe Grafik).

Anfang kommenden Jahres will die Kommission Workshops umsetzen, um Best Practices zu entwickeln und die Risikoassessments qualitativ anzugleichen. Bisher fallen Berichte recht unterschiedlich aus. Einige Beispiele:

Beim App Store von Apple stehen illegale Inhalte im Fokus

Apple argumentiert zwar, dass nur der iOS-App-Store die Kriterien eines VLOP erfüllt, hat aber dennoch die Anforderungen auf alle App-Store-Plattformen angewandt. Als zentrale Risiken identifizierte Apple die Verbreitung illegaler Inhalte. Dabei legte Apple besonderes Augenmerk auf die Algorithmen der Empfehlungsmechanismen, deren Transparenz und Anfälligkeit für Manipulation. Trotz bereits implementierter Schutzmaßnahmen zeigt der Bericht Schwächen bei der systematischen Risikobewertung auf.

Eine Prüfung von EY ergab, dass Apple viele Anforderungen des DSA erfüllt hat, jedoch in einigen Bereichen nur Teilerfolge verzeichnet. Besonders auffällig war, dass nicht-konforme Apps zwar seit Mai 2024 entfernt werden, ein vollständiges Validierungssystem für neue Entwickler jedoch erst bis Februar 2025 vollständig implementiert sein wird. Auch empfahlen die Prüfer, etwa die Datenüberwachung bei Anzeigenplatzierungen granularer zu gestalten, um mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.

Microsofts größte Herausforderung: algorithmische Verzerrung

Microsoft identifiziert in seiner Risikoanalyse, dass Bing über Suchergebnisse möglicherweise illegale Inhalte verbreitet, darunter Hassrede und Inhalte, die Kinder gefährden. Die generativen KI-Funktionen bergen zusätzlich das Risiko, “Halluzinationen” zu schaffen – also falsche oder irreführende Informationen zu erzeugen. Auch beim Schutz persönlicher Daten gibt es Herausforderungen für Bing, obwohl die Plattform persönliche Informationen nach eigener Auffassung nur eingeschränkt nutzt.

Die Auditoren von Deloitte bewerten die Sicherheitsmechanismen und Kontrollsysteme von Bing größtenteils positiv. Besonders die Schutzmaßnahmen für die generative KI loben sie als wirkungsvoll. Gleichzeitig kritisieren sie die unzureichende Dokumentation einiger Transparenzmaßnahmen. Außerdem stellen sie fest, dass Microsoft bei der Überwachung von Datenflüssen weiteren Verbesserungsbedarf hat. Als größte Sicherheitsherausforderung benennen die Auditoren algorithmische Verzerrungen. Microsoft müsse sicherstellen, dass Bing keine schädlichen Inhalte bevorzugt und den Zugang zu relevanten Informationen nicht unzulässig einschränkt.

Zalando schätzt Risiko gering ein

Auch Zalando sieht sich zu Unrecht als VLOP eingestuft und geht juristisch dagegen vor. Das Unternehmen bewertet die systemischen Risiken wie die Verbreitung illegaler Inhalte oder negative Auswirkungen auf Grundrechte auf seiner Plattform als sehr gering. Dies führt es darauf zurück, dass die Plattform ein stark kuratiertes Sortiment anbietet und die Inhalte strengen Kontrollen unterliegen. Zudem weist das Unternehmen auf sein schnelles Verfahren zur Entfernung illegaler Inhalte hin. Über das “Notice and Action”-System können Nutzer etwaige Verstöße direkt melden, was die Reaktionszeit erheblich verkürze.

Der Prüfbericht von Deloitte kommt dagegen zu einer negativen Gesamtbewertung, obwohl Zalando viele Verpflichtungen des DSA erfüllt habe. Die Bewertung basiere auf den strengen Kriterien des DSA, wonach bereits eine teilweise Nichtkonformität in einem Bereich zu einer negativen Gesamteinschätzung führe. Von insgesamt 95 geprüften Verpflichtungen des DSA hat Zalando demnach fünf Verpflichtungen nur teilweise erfüllt. Dazu gehören: unvollständige Prozesse und fehlende Standardisierung bei den Transparenzberichten sowie das Fehlen klarer Zeitvorgaben und präzisiere Dokumentation beim Notice-and-Action-Mechanismen.

X hält seine Kontrollen für ausreichend

Die Plattform X von Elon Musk erkennt wenig überraschend die größten Herausforderungen in der Verbreitung illegaler Inhalte und den damit verbundenen Gefahren für Grundrechte, demokratische Prozesse und die öffentliche Sicherheit. Besondere Risiken sieht X in der missbräuchlichen Nutzung der Plattform, beispielsweise durch die Verbreitung von Hassreden, Desinformation oder die Beeinflussung von Wahlen. Das Unternehmen bewertet die Wirksamkeit bestehender Kontrollmaßnahmen als ausreichend, um viele Risiken zu verringern. Es erkennt jedoch an, dass bestimmte Risiken, wie gezielte Manipulationen und algorithmisch verstärkte Inhalte, weiterhin bestehen und kritisch bleiben.

Die Prüfer von FTI Consulting beurteilen die Bemühungen von X grundsätzlich als Fortschritt in Richtung Compliance mit dem DSA. Positiv sehen sie die Entwicklung eines Risikomanagement-Frameworks, die Einführung von Transparenzmaßnahmen sowie erste Schritte zur besseren Moderation von Inhalten. Diese Maßnahmen zeigten, dass X die regulatorischen Anforderungen ernst nehme.

Kritisch merken die Prüfer jedoch an, dass X in zentralen Bereichen wie der Transparenz algorithmischer Entscheidungen und der konsistenten Anwendung von Moderationsrichtlinien hinter den Vorgaben zurückbleibe. Insbesondere die unübersichtliche und fragmentierte Darstellung wichtiger Informationen sowie die ungleiche Behandlung von prominenten und regulären Nutzern stellten erhebliche Defizite dar. “Das Gesamturteil dieser Prüfung fällt negativ aus, denn gemäß der EU-Verordnung ist die Nichteinhaltung auch nur einer einzigen Verpflichtung Grund für eine negative Schlussfolgerung”, lautet das Fazit von FTI Consulting.

  • Apple
  • Berichtspflichten
  • Digital Services Act
  • Digitalpolitik
  • Microsoft
  • Plattformen
  • Twitter
  • Zalando

Termine

02.12.2024 – 14:30-18:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
Eurogas, Conference Competitiveness and Decarbonisation: The Role of Gas Grids
Eurogas asks how Europe can establish a clear, stable, and technology-inclusive regulatory framework to support its energy transition and decarbonisation efforts. INFOS & REGISTRATION

02.12.2024 – 18:30 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
Rheinland-Pfalz, Podiumsdiskussion Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz – Wie ist die Lage in Europa und Rheinland-Pfalz?
Das Land Rheinland-Pfalz diskutiert über die Trinkwasserversorgung, den Hochwasserschutz und über die Wasserstrategie der EU. INFOS & ANMELDUNG

03.12.2024 – 09:30-13:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
ESC, Conference Repower Ukraine with Energy Storage and Renewables: Mobilising Support for a Resilient and Sustainable Energy Future in Ukraine
The Energy Storage Coalition (ESC) seeks to bring together key stakeholders and decision-makers to explore how energy storage technologies and renewables can be pivotal in enhancing Ukraine’s energy resilience. INFOS & REGISTRATION

03.12.2024 – 13:00-15:00 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
EAI, Conference EMFA and AVMSD – What’s next?
Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (EAI) geht der Frage nach, was die AVMD-Richtlinie für die Regulierung audiovisueller Mediendienste in Europa bedeutet. INFOS & ANMELDUNG

03.12.2024 – 14:00-15:00 Uhr, online
HBS, Panel Debate What to do to speed up offshore energy? EU-UK views on improving our energy networks
The Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) discusses solutions for better connecting the EU and its neighbors in view of accelerating the energy transition. INFOS & REGISTRATION

03.12.2024 – 14:00 Uhr, online
EBD De-Briefing Wettbewerbsfähigkeit
Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) beschäftigt sich mit den Ergebnissen des Rats für Wettbewerbsfähigkeit vom 28./29. November. ANMELDUNG

News

EU-Beamtin: Keine Einigung im Zollstreit

Die Generaldirektorin für Handel, Sabine Weyand, hat Berichten widersprochen, denen zufolge die EU und China kurz vor einer Mindestpreis-Einigung im Zollstreit um chinesische E-Fahrzeuge stehen. “Ich denke, es gab einige ziemlich verwirrende Berichte über das bevorstehende Abkommen zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen”, sagte Sabine Weyand, Generaldirektorin für Handel der EU in Brüssel, bei einer Veranstaltung.

“Wir haben 50 Stunden lang mit unseren chinesischen Kollegen diskutiert. Die Gespräche waren konstruktiv, haben aber nicht zu einer Einigung über Preisverpflichtungen geführt. Und es gibt strukturelle Probleme, die noch ungelöst sind”, zitiert die “South China Morning Post” Weyand. Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange, hatte zu Beginn der Woche in einem Interview eine Lösung durch einen Mindestpreis in Aussicht gestellt. 

Die EU-Kommission fordert von den Herstellern aus China, sich auf Mindestpreise für ihre einzelnen Modelle zu verpflichten, die in die EU eingeführt werden. Diese sollen die Höhe der Ausgleichszölle beinhalten, die Ende Oktober in Kraft getreten waren. Die chinesische Führung lehnt dies aber weiterhin ab. ari

  • Autoindustrie
  • EU-Kommission
  • Handel

Haushaltsstreit belastet französische Märkte

Der Haushaltsstreit in Frankreich sorgt für Turbulenzen am Finanzmarkt. Der Risikoaufschlag, den Anleger für den Kauf französischer Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Bundespapieren verlangen, kletterte am Mittwoch auf 0,885 Prozentpunkte – den höchsten Stand seit 2012, als die Euro-Krise tobte. Der französische Leitindex CAC 40 rutschte um 0,9 Prozent ab und damit so stark wie kein anderer wichtiger Börsenindex in Europa. Investoren trennten sich vor allem von Aktien der Großbanken BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole, deren Kurse zwischen zwei und drei Prozent fielen.

Le Pen droht mit Misstrauensvotum

Grund für die Unruhe am Finanzmarkt ist der Etatstreit. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Rassemblement National droht im Ringen um einen Haushalt mit einem Misstrauensvotum gegen die Regierung von Ministerpräsident Michel Barnier. Dieser warnte im Fernsehsender TF1, dass Frankreich bei einem Sturz seiner Regierung in finanzielle Turbulenzen geraten könnte. “Es wird einen großen Sturm und sehr schwere Turbulenzen auf den Finanzmärkten geben”, sagte Barnier.

Die französischen Staatsfinanzen drohen ohne Gegenmaßnahmen zunehmend außer Kontrolle zu geraten. Der Haushaltsentwurf für 2025 sieht durch Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen insgesamt Einsparungen von 60 Milliarden Euro vor. Ziel ist es, die Neuverschuldung von mehr als sechs Prozent der Wirtschaftsleistung im zu Ende gehenden Jahr auf fünf Prozent zu drücken. Der Senat beginnt am Montag mit der Prüfung des Haushaltsentwurfs. rtr

  • Emmanuel Macron
  • Finanzmarkt
  • Frankreich
  • Haushalt

EU-Haushalt für 2025 in Kraft

Der Etat der Europäischen Union in Höhe von knapp 200 Milliarden Euro für das kommende Jahr ist endgültig beschlossen. Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, unterzeichnete den EU-Haushalt 2025 in Straßburg, nachdem die Abgeordneten ihn angenommen hatten, und setzte ihn somit in Kraft. Zuvor hatten auch die EU-Länder grünes Licht für die zuvor erzielte Einigung von Unterhändlern des Parlaments und der Mitgliedstaaten gegeben.

Mitte November hatten sich die Verhandler auf einen 199,4 Milliarden Euro umfassenden Etat verständigt. Der Haushaltsplan für das nächste Jahr sei stark auf die wichtigsten politischen Prioritäten der EU ausgerichtet, hatte es im Anschluss von den EU-Ländern geheißen. Außerdem werde damit auf den gegenwärtig schwierigen geopolitischen Kontext eingegangen.

Der Plan für 2025 ist der Fünfte im Rahmen des sogenannten Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) für den Zeitraum 2021-2027. Der langfristige Gemeinschaftsetat umfasst rund 1,1 Billionen Euro. dpa

  • EU-Haushalt
  • Europäisches Parlament
  • Europaparlament

Trump ernennt Sondergesandten für Ukraine und Russland

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den früheren Sicherheitsberater Keith Kellogg als Sondergesandten für die Ukraine und Russland ernannt. Der pensionierte Generalleutnant war während Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021 als Stabschef im nationalen Sicherheitsrat tätig, zudem war er Sicherheitsberater des damaligen Vizepräsidenten Mike Pence. Trump lobte Kellogg dafür, dass er “von Anfang an” an seiner Seite gewesen sei und verwies auf dessen herausragende Karriere beim Militär und in der Wirtschaft.

Der Republikaner, der am 20. Januar für eine zweite Amtszeit vereidigt wird, hat versprochen, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schnell zu beenden. Er sagte bislang nicht, wie er dies erreichen will. Kellogg dürfte bei dem Vorhaben eine zentrale Rolle spielen. Er soll US-Medienberichten zufolge bereits einen Plan vorgelegt haben, der vorsieht, den Frontverlauf einzufrieren und beide Seiten zu Verhandlungen zu zwingen. dpa

  • Donald Trump
  • Russland
  • Ukraine
  • USA
Translation missing.

Presseschau

Neue EU-Kommission startet mit Störgeräuschen ZDF
Die neue EU-Kommission: Dieses Europa-Team soll Trump Paroli bieten SÜDDEUTSCHE
Neue EU-Kommission: Von der Leyens 100-Tage-Programm FAZ
EU-Kommission: Von der Leyen fordert höhere Verteidigungsausgaben gegen Russland ZEIT
Analyse zur neuen EU-Kommission: Ursula von der Leyen schaltet auf Kriegswirtschaft TAGESANZEIGER
Feuerpause: EU-Spitzenvertreter begrüßen Neuigkeiten aus dem Nahen Osten TAGEBLATT
Kritik an Vertrag: Zerren um EU-Handelsabkommen Mercosur TAZ
Geldpolitische Debatte: EZB-Direktorin Schnabel warnt vor zu starken Zinssenkungen MANAGER-MAGAZIN
Friedrich Merz und die EU: Kann Friedrich Merz Europa führen? ZEIT
Wie die EU der Schweiz bei der Einwanderung entgegenkommt SRF
Hochwasserkatastrophe: EU gewährt Deutschland Fluthilfe von 112 Millionen Euro DEUTSCHLANDFUNK
Entlarvt: Applaus von EU-Abgeordneten für ukrainischen Russlandangriff sind “Fake News” EURONEWS
Künstliche Intelligenz: Zügige deutsche Umsetzung des EU-AI-Act gefordert BOERSEN-ZEITUNG
Verdacht sei aber naheliegend – DHL-Absturz in Litauen: Bundesnachrichtendienst hat keine “konkreten Hinweise” auf russischen Sabotage N-TV
Rechtsextremer Kandidat – Rumänien: Gericht prüft Anfechtung der Präsidentenwahl SÜDDEUTSCHE
Nato-Übung am Polarkreis: Durch Finnlands Wälder donnern die Granaten SPIEGEL
IStGH-Haftbefehl: Frankreich sieht Netanjahu womöglich durch Immunität geschützt ZEIT
Russland-Sanktionen: Bundesrat will Schweizer Neutralität “flexibel” halten TAGESANZEIGER
Anhaltende Säkularisierung: Die Religionen sind in der Schweiz auf Rückzug SRF
Rechtspopulistische Wochenzeitung: Alice Weidel darf jetzt für die Schweizer “Weltwoche” schreiben SPIEGEL
Umfrage vor Irland-Wahl: Regierungspartei fällt dramatisch zurück FR
Italien: Dekret zur legalen Einwanderung von Kammer genehmigt RAINEWS
Überschwemmungen: Nach Flutkatastrophe in Spanien: Neues Hilfspaket über 2,3 Milliarden Euro DEUTSCHLANDFUNK
Großbritannien: Mysteriöse Drohnen über US-Stützpunkt – Mögliche Russland-Sabotage MERKUR
Hohe Zahl an chronisch Kranken: “Britannien arbeitet nicht” FAZ
Kroatische Regierung muss Abschiebeflüge in ihr Land erklären DER STANDARD
Nach möglicher Kabel-Sabotage: Polen will Ostsee mit Marine-Einsatz schützen TAGESSCHAU
Portugal: Öffentlich-rechtlichem Rundfunk droht die Privatisierung DEUTSCHLANDFUNK

Personalien

Estelle Goeger soll Vize-Kabinettschefin bei Kommissionsvizepräsident Stéphane Séjourné werden. Die Deutsch-Französin arbeitet bislang in der Generaldirektion Grow. Kabinettschef wird voraussichtlich der Franzose Bertrand L’Huillier, wie unsere Kollegen von “Contexte” berichten.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Heads

Karol Nawrocki – Konservativer Hardliner will Polens Präsident werden

Ultrapatriotisch und konservativ-christlich: Der Historiker Karol Nawrocki kandidiert als Polens Präsident.

Im kommenden Jahr wählt Polen einen neuen Präsidenten. Die für das Land ausgesprochen bedeutende Wahl will die Oppositionspartei PiS mit dem Historiker Karol Nawrocki gewinnen. Der 41-Jährige leitet seit 2021 das staatliche Institut des Nationalen Gedenkens (IPN), das die Verbrechen der Nazis im Zweiten Weltkrieg und der Kommunisten in der Volksrepublik erforscht und Archivdokumente aus dieser Zeit aufbewahrt. Nach seiner Nominierung in Krakau sagte Nawrocki schwülstig: “Polen ist meine große Liebe, deshalb bin ich bereit, Präsident zu werden.” 

Nawrocki ist offiziell parteilos, doch sein Weltbild deckt sich mit dem der PiS-Partei: Der Kandidat ist verbissener Antikommunist, ultrapatriotisch und konservativ-christlich, tritt gegen die Lockerung des Abtreibungsverbots auf und bewundert den designierten US-Präsidenten Donald Trump. Von Deutschland fordert er Reparationen für den Zweiten Weltkrieg – am liebsten in Höhe von 1300 Milliarden Euro. Diese Summe hat eine PiS-Expertenkommission errechnet. Auf seiner Agenda: Die Regierung in Kiew müsse als Vorbedingung des EU-Beitritts die polnischen Opfer von Massakern durch ukrainische Nationalisten in Wolhynien 1940 exhumieren – und sich für die Verbrechen entschuldigen.

Schon als Museumsdirektor umstritten

Als Jugendlicher spielte Nawrocki Fußball im Verein, dann wechselte er in den Boxring. Während seines Geschichtsstudiums jobbte er als Türsteher im Hotel Grand in Sopot. Aus dieser Zeit werden ihm gute Kontakte zum Rotlichtmilieu nachgesagt: Es heißt, er habe auf Wunsch der Gäste für Frauenbegleitung gesorgt. Als IPN-Chef musste er sich im September wegen seiner Kontakte zum verurteilten Mitglied einer Zuhälterbande rechtfertigen, der Fotos ihres Treffens gepostet hat. Der Historiker erklärte, dass er den Kriminellen vom Boxtraining in der Jugend kenne.

In der Politik hat Nawrocki keine Erfahrung, er hat weder Ämter bekleidet noch sich um solche beworben. Aber er hat sich als Direktor des Museums des Zweiten Weltkriegs in seiner Geburtsstadt Danzig immer wieder in die Politik eingemischt. Er gehörte zu den heftigsten Kritikern des liberalen Danziger Bürgermeisters Paweł Adamowicz, der 2019 während eines öffentlichen Auftritts von einem Zuschauer erstochen wurde.

Als Museumsdirektor stand Nawrocki in der Kritik. Er machte eigenmächtige Änderungen an der Ausstellung, die seine Mitarbeiter als “Verletzung der Autorenrechte” bezeichneten. Einer von ihnen, Mariusz Wójtowicz-Podhorski, sagt über den ehemaligen Chef: Nawrocki sei ein Mann, “der alles für seine Selbstdarstellung tut”, er sei “ein Intrigant” und “zu allem fähig”.  

Schwieriger Wahkampf für die PiS-Partei

Der PiS-Vorsitzende Jarosław Kaczyński geht bei der Ernennung Nawrockis ein Risiko ein. Denn der Historiker ist den meisten Polen kein Begriff. Sein Bekanntheitsgrad liegt gerade bei 39 Prozent. Kaczyński hält das aber für einen Vorteil, denn polnische Wähler, so glaubt er, seien ihrer Politiker überdrüssig. Der PiS-Chef hofft, den Erfolg von 2015 kopieren zu können – damals hat er den unbekannten Juristen Andrzej Duda als Kandidaten aufgestellt und die Wahl gegen den hoch favorisierten Bronisław Komorowski von der Bürgerplattform gewonnen.

Es wird aber kein leichter Wahlkampf, denn PiS leidet unter finanziellen Problemen. Wegen Verstößen gegen die Wahlkampffinanzierung bei den Parlamentswahlen in 2023 wurde der Partei der staatliche Zuschuss gestrichen. Um Wahlkampf für einen unbekannten Kandidaten zu machen, sind aber hohe Investitionen in Werbung und Marketing nötig.

Der polnische Präsident hat viel Macht

Die Bedeutung der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr ist enorm. Denn der Präsident hat in Polen deutlich mehr Macht als in Deutschland, er kann Gesetze blockieren. Deswegen ist es der Regierung des liberalen Donald Tusk ein Jahr nach seinem Antritt immer noch nicht gelungen, die Rechtsstaatlichkeit wieder komplett herzustellen und die Gerichte vom PiS-Einfluss zu befreien. Der bisherige Präsident Andrzej Duda, eine Marionette von Kaczyński, lässt keine Rückabwicklung des PiS-Staates zu.

Die Entscheidung für Nawrocki als Kandidaten könnte aber auch zu Spannungen innerhalb der Partei führen. Mehrere Spitzenpolitiker des konservativen Lagers hatten gehofft, von PiS für den Kampf um das höchste Amt des Staates nominiert zu werden. Es ist vor allem eine Niederlage für Mateusz Morawiecki, der sechs Jahre Ministerpräsident war. Doch auch der Ex-Bildungsminister Przemysław Czarnek, den viele schon als Erben von Kaczyński sehen, dürfte enttäuscht sein.

Historiker Nawrocki wird gegen Rafał Trzaskowski antreten, den Kandidaten der Bürgerkoalition von Donald Tusk. Der liberale Trzaskowski ist seit 2017 Bürgermeister von Warschau und hat vor fünf Jahren nur knapp gegen Duda verloren. Dieses Mal sind seine Chancen deutlich besser. Andrzej Rybak

  • Donald Tusk
  • EU-Beitritt
  • Polen
  • Wahlen

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    heute treffen sich die Industrieminister zum Wettbewerbsfähigkeitsrat in Brüssel. Deutschland wird erstmals vom BMWK-Staatssekretär Bernhard Kluttig vertreten, der vor zwei Wochen die Nachfolge von Sven Giegold angetreten hat.

    Die Minister wollen sich beim heutigen Treffen als Antwort auf den Draghi-Bericht auf eine gemeinsame Erklärung zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit einigen. Vielleicht müssen sie sich noch selbst über das Papier beugen, denn gestern Abend hatten sich die Botschafter noch nicht auf einen Text für die Erklärung einigen können.

    Ansonsten liest sich die Agenda wie eine Aufzählung der aktuellen Probleme der europäischen Wirtschaft: Es geht um Regulierungslast, die Situation der Autoindustrie und – aufgrund der Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt – um den Zustand der europäischen Batterieproduktion.

    Der Diskussionspunkt zur Batterieindustrie wurde von Schweden eingebracht, unterstützt von Deutschland und Frankreich. In einer Informationsnotiz an den Rat, der Table.Briefings vorliegt, warnen die drei Mitgliedstaaten, dass europäische Hersteller vor “schweren Herausforderungen” stünden. Besonders schwierig sei, dass der globale Wettbewerb nicht auf einem Level playing field beruhe – so steht es in der Notiz, die weder Northvolt noch China explizit erwähnt.

    “Wir müssen ein starkes Signal senden, dass wir hinter unseren abgemachten Bemühungen stehen, eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Batterielieferkette in Europa zu sichern”, schreiben die drei Mitgliedstaaten. Vorerst wird der Rat aber nichts dazu entscheiden. Nach Angaben mehrerer Diplomaten geht es vielmehr darum, die neue Kommission dazu zu bewegen, die Probleme der Batterieindustrie vorrangig anzugehen.

    Einen schönen Tag mit vollen Batterien wünscht Ihnen

    Ihr
    János Allenbach-Ammann
    Bild von János  Allenbach-Ammann

    Analyse

    Neue Kommission: Stimmen von EKR und Grünen verhelfen zur Mehrheit

    Die zweite Von-der-Leyen-Kommission ist mit 370 von 688 abgegebenen Stimmen gewählt worden. Es gab 282 Nein-Stimmen und 36 Enthaltungen. Damit erhielt das College 88 Stimmen mehr, als es zur Bestätigung brauchte. 2019 hatte das College 401 Ja-Stimmen bekommen. Ohne die Stimmen von EKR (33) und Grünen (27) hätte die Kommission diesmal keine Mehrheit gehabt.

    Ursula von der Leyen hatte vor der Abstimmung die 26 Kommissare und deren Aufgaben kurz vorgestellt. Dabei sagte sie: “Krieg tobt an Europas Grenzen – und wir müssen auf das vorbereitet sein, was vor uns liegt – Hand in Hand mit der Nato.” Die Europäer wüssten, dass sie viel mehr tun müssten. Eine Zahl verdeutliche dies: “Russland gibt bis zu neun Prozent von seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung aus. Europa gibt im Durchschnitt 1,9 Prozent aus.” Das Ungleichgewicht sei ein Problem, Europa müsse bereit sein, mehr Geld für Verteidigung in die Hand zu nehmen.

    EVP-Chef Weber dankt S&D, Renew, Grünen und EKR

    In der Aussprache dankte EVP-Chef Manfred Weber den Fraktionschefinnen Iratxe García Pérez (S&D), Válerie Hayer (Renew), Terry Reintke sowie Bas Eickhout (Grüne), für den “konstruktiven Ansatz” bei den Anhörungen der Kommissare. Weber bedankte sich auch bei EKR-Co-Fraktionschef Nicola Procaccini und hob hervor, dass die EKR-Fraktion die Kommissare bei den Anhörungen unterstützte und für die nötigen Zweidrittelmehrheiten gesorgt habe. “Wir haben unterschiedliche Ideen, wir kämpfen für unsere Überzeugungen, aber wir alle wollen Kompromisse finden und den Europäern dienen.”

    S&D-Fraktionschefin García sprach im Hinblick auf die Anhörungen von “Parteien, die so unverantwortlich waren und die Kommission destabilisieren wollten”. Die Spanierin appellierte an Weber und von der Leyen: “Hören Sie auf, die extreme Rechte weiß zu tünchen. Stehen Sie zu Ihrer europäischen Tradition und zu der Verabredung auf die proeuropäische Mehrheit.”  

    Reintke: “Unwürdiger Prozess der Anhörungen”

    Renew-Fraktionschefin Hayer sprach von “zwei Mehrheiten, die es in diesem Parlament geben kann”. Sie meinte damit Mehrheiten von EVP mit EKR und Stimmen der rechtsradikalen Fraktionen einerseits sowie der informellen proeuropäischen Koalition aus EVP, S&D und Renew andererseits. Über die Mehrheit der EVP mit den Rechten sagte Hayer: “Sie wird viel Schaden anrichten bei den Demokraten.” Diese sei gegen Europa gerichtet. Dem gegenüber gebe es “die einzige Mehrheit, die zählt”, jene, die den Wiederaufbauplan geschaffen habe, den Green Deal, Schengen, den Euro. “Das ist die zentrale Mehrheit, die der Proeuropäer.”

    Terry Reintke von den Grünen sagte: “Das Europaparlament hat sich in den vergangenen Wochen selbstverzwergt. Mit einem unwürdigen Prozess der Anhörungen, bei dem es nicht um Qualität, sondern um Machtpoker ging.” Und weiter: “Die EVP zeigt immer offener, dass sie sich die Zusammenarbeit mit der extremen Rechten offenhalten will.” Das werde zur Gefahr für das gesamte europäische Projekt. Weil Europa den Grünen am Herzen liege, hätten sie bis zum Ende verhandelt und von der Kommissionspräsidentin wichtige Zusagen bekommen.

    Procaccini von den EKR dankte von der Leyen: “Sie haben dem Druck der Linken mit Würde und Mut widerstanden.” Die Niederlage der Parteien links von der EVP bei der Europawahl spiegele sich wider in der Zusammensetzung des Parlaments. “Die Dominanz von Mitte-links wurde gebrochen.” Es gebe allerdings auch keine Mitte-rechts-Mehrheit im Haus – und zwar weil es keine Pflicht gebe, eine Mehrheitskoalition zu bilden.

    Repasi: Vertrauensgrundlage ist beschädigt

    Die EVP hat einheitlich mit Ja gestimmt – mit Ausnahme der spanischen Delegation und drei von vier Slowenen, die alle mit Nein gestimmt haben. Es gab zwei Enthaltungen.

    Die S&D-Fraktion hat 77 Ja-Stimmen geliefert. 25 Mal wurde mit Nein gestimmt. Kein deutscher SPD-Abgeordneter hat für die Kommission gestimmt. Udo Bullmann, Maria Noichl, Sabrina Repp und Birgit Sippel haben mit Nein gestimmt, acht weitere haben sich enthalten. René Repasi, Chef der SPD-Abgeordneten, begründete das Nein mit dem “Kuschelkurs” von EVP-Fraktionschef Weber mit Rechtsaußen-Parteien: “Die Entwicklungen auf der konservativen Seite hin zu wechselnden, fragwürdigen, anstatt stabilen und konstruktiven Mehrheiten hat für uns die Vertrauensgrundlage beschädigt, welche für eine Zustimmung zu dieser Kommission notwendig gewesen wäre.”

    Bei Renew gab es keine Nein-Stimmen, bei sechs Enthaltungen. 27 Grüne stimmten für das College. Darunter fast alle deutschen Abgeordneten. Lediglich Rasmus Andresen, Daniel Freund und Katrin Langensiepen enthielten sich. Sven Giegold, Vize der Grünen-Partei in Deutschland und zuständig für Europa, sagte: “Uns wäre es auch lieber, nur mit demokratischen Proeuropäern zusammenzuarbeiten. Aber die Realität ist nun mal eine andere. Wer sich deshalb weigert, in den EU-Institutionen konstruktiv mitzuarbeiten, tut Europa keinen Gefallen.”

    Bei der EKR stimmten 33 Abgeordnete mit Ja, vor allem die italienische Delegation. Mit Nein stimmte vor allem die polnische Delegation. Die Fraktionen der Linken, der rechtsradikalen Patrioten und der Europäischen Souveränen Nationen stimmten einheitlich gegen das College.

    • EKR
    • Europäische Kommission
    • Europäisches Parlament
    • EVP
    • Green Deal
    • Grüne
    • Renew
    • S+D
    • Ursula von der Leyen
    Translation missing.

    Das plant die Kommission für die ersten 100 Tage

    Am 1. Dezember tritt die neue EU-Kommission ihr Mandat an. Die Grundzüge ihrer Agenda hatte Ursula von der Leyen bereits im Sommer in ihren politischen Leitlinien und den Pflichtenheften der Kommissare beschrieben. Ein detailliertes Arbeitsprogramm soll vor Weihnachten folgen.

    In ihrer Rede im Europaparlament kündigte die Kommissionspräsidentin an, als Erstes einen “Wettbewerbsfähigkeitskompass” präsentieren zu wollen. Dieser soll Orientierung bieten für die Arbeit der Behörde und auf drei Säulen des Draghi-Berichts fußen. Die wesentlichen Ziele:

    • die Innovationslücke zu den USA und China zu schließen
    • die Industrie zugleich grün und wettbewerbsfähig zu machen
    • sicherheitsgefährdende Abhängigkeiten zu reduzieren.

    Ein Omnibus gegen die Bürokratie

    Als “eine der ersten” Maßnahmen der neuen Amtszeit will sich von der Leyen dem Bürokratieabbau zuwenden und einen Vorschlag für eine sogenannte Omnibus-Gesetzgebung vorlegen. Diese bündelt Änderungen an mehreren bestehenden Gesetzen. Welche konkret das sein werden, ließ die Kommission gestern offen.

    Von der Leyen hatte bereits vor zwei Wochen angekündigt, die Berichtspflichten aus der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD, der Taxonomie-Verordnung und der Lieferkettenrichtlinie CSDDD stärker zusammenzufassen. Deren Ziele würden aber nicht infrage gestellt, betonte sie.

    Der binnenmarktpolitische Sprecher der EVP, Andreas Schwab, erwartet zudem einen Vorschlag zur Vereinfachung der Binnenmarktgesetzgebung. Die Kommission habe dafür den einschlägigen Acquis mit KI-Hilfe auf Doppelungen und Inkonsistenzen überprüft, sagte er Table.Briefings. tho

    Dialog zur Autoindustrie wird Chefsache

    Von der Leyen startet einen “Strategischen Dialog” zur Zukunft der Automobilindustrie, den sie selbst moderieren will. Dabei will sie wie beim Strategischen Dialog zur Landwirtschaft Interessenvertreter an einen Tisch holen, also vermutlich Hersteller, Zulieferer, die Wissenschaft und NGOs, die gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeiten.

    Die Ergebnisse sollen dann die Grundlage für Gesetzgebungsvorschläge der Kommission werden, von der Leyen will auch die Umsetzung selbst überwachen. Die formelle Zuständigkeit bleibt aber bei den jeweiligen Kommissaren. Potenzielle Teilnehmer sind bisher noch nicht kontaktiert worden. Auch das Format, der Beginn und der Termin für den geplanten Abschluss sind noch nicht bekannt. mgr

    Plan für die saubere Industrie

    Die Kommission will früh ihren Clean Industrial Deal präsentieren. “Das ganze College wird darin involviert sein”, sagte von der Leyen. Koordiniert werden die Vorschläge von den Vizepräsidenten Teresa Ribera und Stéphane Séjourné. Wettbewerbskommissarin Ribera wird sich dabei um den Aspekt der staatlichen Beihilfen kümmern. Insbesondere soll sie dafür sorgen, dass bald neue IPCEIs (Important Projects of Common European Interest) lanciert werden und Prozesse unter bestehenden IPCEIs schneller werden.

    Séjourné soll sich stärker um die Nachfrageseite kümmern. In seinem Parlamentshearing hatte er angekündigt, schon bald einen Plan für die Stahlindustrie vorzulegen. Zudem will er früh im nächsten Jahr die ersten strategischen Projekte unter dem Critical Raw Materials Act (CRMA) definieren. Mit einem Paket für die Chemieindustrie wollen Séjourné und Umweltkommissarin Jessika Roswall erneut die REACH-Verordnung und das Thema Ewigkeitschemikalien (PFAS) angehen.

    Zum Clean Industrial Deal sollen laut Klimakommissar Wopke Hoekstra neben Investitionsanreizen auch Regelungen zu Leitmärkten und Fachkräften gehören. Die zentrale Frage dürfte werden, ob die Kommission wie beim Net-Zero Industry Act wieder eine Liste von strategischen Sektoren vorlegt. Bestandteil des Deals wird auch ein Aktionsplan für bezahlbare Energie. Parallel will Hoekstra auch den Entwurf vorlegen, um das Klimaziel für 2040 von 90 Prozent im Europäischen Klimagesetz zu verankern.

    Energiekommissar Dan Jørgensen will zudem einen Fahrplan vorstellen, um möglichst noch vor 2027 unabhängig von russischen Energieimporten zu werden. jaa/ber

    Handelspolitik drängt auf die Agenda

    Nicht im Arbeitsprogramm, aber weit oben auf der Dringlichkeitsliste stehen zwei Handelsthemen: das Mercosur-Abkommen und die neue Trump-Administration. Von der Leyen würde gerne im Dezember die Verhandlungen mit den fünf Mercosur-Staaten abschließen, einige Monate später ginge das geopolitisch wie wirtschaftlich bedeutende Abkommen dann in Rat und Europaparlament. Doch die Kritik wird immer lauter: Frankreich sucht aktiv nach Mitstreitern, um das Abkommen zu verhindern. Am Dienstag sagte Regierungschef Donald Tusk, Polen werde den Deal “in dieser Form” nicht akzeptieren. Wie Emmanuel Macron befürchtet er Proteste von Bauern.

    Die Kommission rüstet sich zudem dafür, dass Donald Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar umgehend die Zölle erhöht. Von der Leyen setzt darauf, den US-Präsidenten mit einem Angebot höherer LNG-Einfuhren aus den USA zu locken. Als Verhandlungshebel wird sie eine Liste von US-Produkten in der Schublade haben, die die EU als Vergeltung mit Zöllen belegen könnte. Allerdings dürfte es ihr nicht leichtfallen, die Mitgliedstaaten dabei geschlossen hinter sich zu scharen. tho

    Künstliche Intelligenz im Fokus

    Vizepräsidentin Henna Virkkunen will zuerst den Aufbau von KI-Fabriken angehen. Diese Initiative soll die Rechenleistung europäischer Supercomputer stärken und sie gezielt für Startups, Forscher und Unternehmen nutzbar machen. Auch steht die Apply AI Strategy auf ihrem Plan. Damit will Virkkunen industrielle Anwendungen von KI hauptsächlich in Schlüsselbranchen wie der Automobil- und Pharmabranche stärken sowie öffentliche Dienstleistungen verbessern.

    Ein dringender Aktionsplan soll die Cybersicherheit im Gesundheitswesen erhöhen. Außerdem hat Virkkunen angekündigt, den Bürokratieabbau direkt anzugehen und bestehende Berichtspflichten in der digitalen Gesetzgebung umfassend zu überprüfen.

    Die neue Kommissarin für Forschung und Startups, Ekaterina Sachariewa, will schnellstmöglich ein Startup-and-scale-up-Forum organisieren. Ziel ist es, im Januar oder Februar die Stakeholder zusammenzubringen, ihre dringendsten Bedürfnisse zu ermitteln, wie die Vereinfachung bürokratischer Verfahren und der Zugang zu Kapital. Zudem will sie – zusammen mit Justizkommissar Michael McGrath – die Grundsteine für das 28. Regime legen, das Startups eine einheitliche regulatorische Grundlage in der EU bieten und die Fragmentierung des europäischen Marktes überwinden soll. vis

    Fahrplan für hochwertige Arbeitsplätze

    Als erste Maßnahme will Beschäftigungskommissarin Roxana Mînzatu einen Fahrplan für hochwertige Arbeitsplätze vorlegen. Diesen bisher sehr vage gehaltenen Plan will sie gemeinsam mit den Sozialpartnern in den ersten Monaten ihrer Amtszeit erarbeiten. “Herzstück” des Fahrplans soll die Arbeitnehmerfreizügigkeit sein, sagte Mînzatu im Hearing. Daneben soll diese Roadmap für hochwertige Arbeitsplätze eine Reihe von Themen aufnehmen, die schon in der vergangenen Legislatur im Gespräch waren: etwa das Recht auf Abschalten, Regeln für Telearbeit oder die Auswirkungen von algorithmischem Management auf Beschäftigte.

    Generell soll es um faire Arbeitsbedingungen für alle gehen, sagte die Rumänin. Allerdings: Nicht überall soll am Ende auch ein Gesetz stehen. Es gehe auch darum, zu schauen, was mit den bisherigen Regeln schon möglich sei und nachzujustieren, kündigte Mînzatu im Hearing an. Anfang 2025 soll zudem der Pakt für den europäischen sozialen Dialog nach Gesprächen mit den Sozialpartnern vorgelegt werden.

    Zum Thema bezahlbares Wohnen will Housing-Kommissar Dan Jørgensen in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit einen Dialog mit allen relevanten Interessengruppen, einschließlich Mieterverbänden initiieren, auf dem dann später sein Aktionsplan fußen soll. lei

    Weißbuch zur Verteidigung

    Verteidigungskommissar Andrius Kubilius soll das Weißbuch zur Zukunft der Europäischen Verteidigung innerhalb der ersten 100 Tage präsentieren. Darin dürften die Optionen aufgelistet werden, wie die Ambitionen für eine Verteidigungsunion finanziert werden können. Diese reichen von mehr Mitteln im nächsten MFR, größeren nationalen Beiträgen und neuen Eigenmittel beziehungsweise Verteidigungsbonds. Kubilius hat den Bedarf bereits auf 500 Milliarden Euro beziffert, was insbesondere in Berlin nicht gut angekommen ist.

    Von der Leyen hob bei ihrer Rede vor dem Parlament die Bedeutung der Verteidigung hervor. Die EU-Staaten müssten ihre Verteidigungsausgaben steigern, einen gemeinsamen Markt für Rüstungsgüter schaffen und die industrielle Basis stärken. Auch die militärische Mobilität müsse endlich verbessert werden. sti

    Visionen für nachhaltige Landwirtschaft

    Agrarkommissar Christophe Hansen soll, unter von der Leyens direkter Aufsicht, in den ersten 100 Tagen ein Visionspapier für einen wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Agrar- und Ernährungssektor vorlegen. Darin dürfte sich auch zeigen, wie die Kommission die Empfehlungen des Strategiedialogs Landwirtschaft interpretiert. Kurz nach Amtsantritt will der Luxemburger zwei kleinere Initiativen zur Stärkung von Genossenschaften und zur grenzübergreifenden Umsetzung der Richtlinie zu unlauteren Handelspraktiken (UTP) vorlegen. Sie liegen schon vorbereitet in der Schublade. jd

    • Andrius Kubilius
    Translation missing.

    DSA: Unternehmen veröffentlichen erste Risikobewertungen

    Die ersten jährlichen Risikobewertungs- und Prüfberichte der sehr großen Online-Plattformen (Very Large Online Platforms, VLOPs) und Suchmaschinen (VLOSEs) nach dem Digital Services Act (DSA) liegen vor. Aufgefordert sind zunächst die 19 sehr großen Plattformen und Suchmaschinen, die die Kommission im April 2023 als erstes benannt hatte.

    Eine Übersicht von der Kommission über die Berichte gibt es (noch) nicht. Dafür hat der Digitalexperte Alexander Hohlfeld eine erstellt. Folgende Unternehmen haben den Anfang gemacht und die Berichte auf ihren Internetseiten veröffentlicht:

    Es geht darum, Risiken zu erkennen und zu mindern

    Die designierten Plattformen sind verpflichtet, potenzielle Risiken zu identifizieren, die durch ihre Dienste für die Gesellschaft, die öffentliche Sicherheit und die Grundrechte entstehen können. Diese Risiken sollen sie dann mit geeigneten Maßnahmen mindern. Die zu betrachtenden Risiken umfassen insbesondere:

    • Systemische Risiken für Grundrechte: Desinformation und Manipulation, Diskriminierung, Eingriff in die Meinungsfreiheit
    • Auswirkungen auf die öffentliche Sicherheit: illegale Inhalte, gefährliche Produkte und Dienstleistungen, Aufruf zu Gewalt
    • Gefahren für die gesellschaftliche Ordnung: Polarisierung und Echo-Kammern, wirtschaftliche und soziale Konzentration
    • Auswirkungen auf Minderjährige: schädliche Inhalte, Suchtverhalten, Datenschutz
    • Technologische Risiken: Missbrauch von KI-Tools, Cyberangriffe.

    Insgesamt bringt der DSA für die betroffenen Dienste eine ganze Reihe von Berichtspflichten mit sich (siehe Grafik).

    Anfang kommenden Jahres will die Kommission Workshops umsetzen, um Best Practices zu entwickeln und die Risikoassessments qualitativ anzugleichen. Bisher fallen Berichte recht unterschiedlich aus. Einige Beispiele:

    Beim App Store von Apple stehen illegale Inhalte im Fokus

    Apple argumentiert zwar, dass nur der iOS-App-Store die Kriterien eines VLOP erfüllt, hat aber dennoch die Anforderungen auf alle App-Store-Plattformen angewandt. Als zentrale Risiken identifizierte Apple die Verbreitung illegaler Inhalte. Dabei legte Apple besonderes Augenmerk auf die Algorithmen der Empfehlungsmechanismen, deren Transparenz und Anfälligkeit für Manipulation. Trotz bereits implementierter Schutzmaßnahmen zeigt der Bericht Schwächen bei der systematischen Risikobewertung auf.

    Eine Prüfung von EY ergab, dass Apple viele Anforderungen des DSA erfüllt hat, jedoch in einigen Bereichen nur Teilerfolge verzeichnet. Besonders auffällig war, dass nicht-konforme Apps zwar seit Mai 2024 entfernt werden, ein vollständiges Validierungssystem für neue Entwickler jedoch erst bis Februar 2025 vollständig implementiert sein wird. Auch empfahlen die Prüfer, etwa die Datenüberwachung bei Anzeigenplatzierungen granularer zu gestalten, um mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.

    Microsofts größte Herausforderung: algorithmische Verzerrung

    Microsoft identifiziert in seiner Risikoanalyse, dass Bing über Suchergebnisse möglicherweise illegale Inhalte verbreitet, darunter Hassrede und Inhalte, die Kinder gefährden. Die generativen KI-Funktionen bergen zusätzlich das Risiko, “Halluzinationen” zu schaffen – also falsche oder irreführende Informationen zu erzeugen. Auch beim Schutz persönlicher Daten gibt es Herausforderungen für Bing, obwohl die Plattform persönliche Informationen nach eigener Auffassung nur eingeschränkt nutzt.

    Die Auditoren von Deloitte bewerten die Sicherheitsmechanismen und Kontrollsysteme von Bing größtenteils positiv. Besonders die Schutzmaßnahmen für die generative KI loben sie als wirkungsvoll. Gleichzeitig kritisieren sie die unzureichende Dokumentation einiger Transparenzmaßnahmen. Außerdem stellen sie fest, dass Microsoft bei der Überwachung von Datenflüssen weiteren Verbesserungsbedarf hat. Als größte Sicherheitsherausforderung benennen die Auditoren algorithmische Verzerrungen. Microsoft müsse sicherstellen, dass Bing keine schädlichen Inhalte bevorzugt und den Zugang zu relevanten Informationen nicht unzulässig einschränkt.

    Zalando schätzt Risiko gering ein

    Auch Zalando sieht sich zu Unrecht als VLOP eingestuft und geht juristisch dagegen vor. Das Unternehmen bewertet die systemischen Risiken wie die Verbreitung illegaler Inhalte oder negative Auswirkungen auf Grundrechte auf seiner Plattform als sehr gering. Dies führt es darauf zurück, dass die Plattform ein stark kuratiertes Sortiment anbietet und die Inhalte strengen Kontrollen unterliegen. Zudem weist das Unternehmen auf sein schnelles Verfahren zur Entfernung illegaler Inhalte hin. Über das “Notice and Action”-System können Nutzer etwaige Verstöße direkt melden, was die Reaktionszeit erheblich verkürze.

    Der Prüfbericht von Deloitte kommt dagegen zu einer negativen Gesamtbewertung, obwohl Zalando viele Verpflichtungen des DSA erfüllt habe. Die Bewertung basiere auf den strengen Kriterien des DSA, wonach bereits eine teilweise Nichtkonformität in einem Bereich zu einer negativen Gesamteinschätzung führe. Von insgesamt 95 geprüften Verpflichtungen des DSA hat Zalando demnach fünf Verpflichtungen nur teilweise erfüllt. Dazu gehören: unvollständige Prozesse und fehlende Standardisierung bei den Transparenzberichten sowie das Fehlen klarer Zeitvorgaben und präzisiere Dokumentation beim Notice-and-Action-Mechanismen.

    X hält seine Kontrollen für ausreichend

    Die Plattform X von Elon Musk erkennt wenig überraschend die größten Herausforderungen in der Verbreitung illegaler Inhalte und den damit verbundenen Gefahren für Grundrechte, demokratische Prozesse und die öffentliche Sicherheit. Besondere Risiken sieht X in der missbräuchlichen Nutzung der Plattform, beispielsweise durch die Verbreitung von Hassreden, Desinformation oder die Beeinflussung von Wahlen. Das Unternehmen bewertet die Wirksamkeit bestehender Kontrollmaßnahmen als ausreichend, um viele Risiken zu verringern. Es erkennt jedoch an, dass bestimmte Risiken, wie gezielte Manipulationen und algorithmisch verstärkte Inhalte, weiterhin bestehen und kritisch bleiben.

    Die Prüfer von FTI Consulting beurteilen die Bemühungen von X grundsätzlich als Fortschritt in Richtung Compliance mit dem DSA. Positiv sehen sie die Entwicklung eines Risikomanagement-Frameworks, die Einführung von Transparenzmaßnahmen sowie erste Schritte zur besseren Moderation von Inhalten. Diese Maßnahmen zeigten, dass X die regulatorischen Anforderungen ernst nehme.

    Kritisch merken die Prüfer jedoch an, dass X in zentralen Bereichen wie der Transparenz algorithmischer Entscheidungen und der konsistenten Anwendung von Moderationsrichtlinien hinter den Vorgaben zurückbleibe. Insbesondere die unübersichtliche und fragmentierte Darstellung wichtiger Informationen sowie die ungleiche Behandlung von prominenten und regulären Nutzern stellten erhebliche Defizite dar. “Das Gesamturteil dieser Prüfung fällt negativ aus, denn gemäß der EU-Verordnung ist die Nichteinhaltung auch nur einer einzigen Verpflichtung Grund für eine negative Schlussfolgerung”, lautet das Fazit von FTI Consulting.

    • Apple
    • Berichtspflichten
    • Digital Services Act
    • Digitalpolitik
    • Microsoft
    • Plattformen
    • Twitter
    • Zalando

    Termine

    02.12.2024 – 14:30-18:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
    Eurogas, Conference Competitiveness and Decarbonisation: The Role of Gas Grids
    Eurogas asks how Europe can establish a clear, stable, and technology-inclusive regulatory framework to support its energy transition and decarbonisation efforts. INFOS & REGISTRATION

    02.12.2024 – 18:30 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
    Rheinland-Pfalz, Podiumsdiskussion Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz – Wie ist die Lage in Europa und Rheinland-Pfalz?
    Das Land Rheinland-Pfalz diskutiert über die Trinkwasserversorgung, den Hochwasserschutz und über die Wasserstrategie der EU. INFOS & ANMELDUNG

    03.12.2024 – 09:30-13:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
    ESC, Conference Repower Ukraine with Energy Storage and Renewables: Mobilising Support for a Resilient and Sustainable Energy Future in Ukraine
    The Energy Storage Coalition (ESC) seeks to bring together key stakeholders and decision-makers to explore how energy storage technologies and renewables can be pivotal in enhancing Ukraine’s energy resilience. INFOS & REGISTRATION

    03.12.2024 – 13:00-15:00 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
    EAI, Conference EMFA and AVMSD – What’s next?
    Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (EAI) geht der Frage nach, was die AVMD-Richtlinie für die Regulierung audiovisueller Mediendienste in Europa bedeutet. INFOS & ANMELDUNG

    03.12.2024 – 14:00-15:00 Uhr, online
    HBS, Panel Debate What to do to speed up offshore energy? EU-UK views on improving our energy networks
    The Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) discusses solutions for better connecting the EU and its neighbors in view of accelerating the energy transition. INFOS & REGISTRATION

    03.12.2024 – 14:00 Uhr, online
    EBD De-Briefing Wettbewerbsfähigkeit
    Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) beschäftigt sich mit den Ergebnissen des Rats für Wettbewerbsfähigkeit vom 28./29. November. ANMELDUNG

    News

    EU-Beamtin: Keine Einigung im Zollstreit

    Die Generaldirektorin für Handel, Sabine Weyand, hat Berichten widersprochen, denen zufolge die EU und China kurz vor einer Mindestpreis-Einigung im Zollstreit um chinesische E-Fahrzeuge stehen. “Ich denke, es gab einige ziemlich verwirrende Berichte über das bevorstehende Abkommen zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen”, sagte Sabine Weyand, Generaldirektorin für Handel der EU in Brüssel, bei einer Veranstaltung.

    “Wir haben 50 Stunden lang mit unseren chinesischen Kollegen diskutiert. Die Gespräche waren konstruktiv, haben aber nicht zu einer Einigung über Preisverpflichtungen geführt. Und es gibt strukturelle Probleme, die noch ungelöst sind”, zitiert die “South China Morning Post” Weyand. Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange, hatte zu Beginn der Woche in einem Interview eine Lösung durch einen Mindestpreis in Aussicht gestellt. 

    Die EU-Kommission fordert von den Herstellern aus China, sich auf Mindestpreise für ihre einzelnen Modelle zu verpflichten, die in die EU eingeführt werden. Diese sollen die Höhe der Ausgleichszölle beinhalten, die Ende Oktober in Kraft getreten waren. Die chinesische Führung lehnt dies aber weiterhin ab. ari

    • Autoindustrie
    • EU-Kommission
    • Handel

    Haushaltsstreit belastet französische Märkte

    Der Haushaltsstreit in Frankreich sorgt für Turbulenzen am Finanzmarkt. Der Risikoaufschlag, den Anleger für den Kauf französischer Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Bundespapieren verlangen, kletterte am Mittwoch auf 0,885 Prozentpunkte – den höchsten Stand seit 2012, als die Euro-Krise tobte. Der französische Leitindex CAC 40 rutschte um 0,9 Prozent ab und damit so stark wie kein anderer wichtiger Börsenindex in Europa. Investoren trennten sich vor allem von Aktien der Großbanken BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole, deren Kurse zwischen zwei und drei Prozent fielen.

    Le Pen droht mit Misstrauensvotum

    Grund für die Unruhe am Finanzmarkt ist der Etatstreit. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Rassemblement National droht im Ringen um einen Haushalt mit einem Misstrauensvotum gegen die Regierung von Ministerpräsident Michel Barnier. Dieser warnte im Fernsehsender TF1, dass Frankreich bei einem Sturz seiner Regierung in finanzielle Turbulenzen geraten könnte. “Es wird einen großen Sturm und sehr schwere Turbulenzen auf den Finanzmärkten geben”, sagte Barnier.

    Die französischen Staatsfinanzen drohen ohne Gegenmaßnahmen zunehmend außer Kontrolle zu geraten. Der Haushaltsentwurf für 2025 sieht durch Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen insgesamt Einsparungen von 60 Milliarden Euro vor. Ziel ist es, die Neuverschuldung von mehr als sechs Prozent der Wirtschaftsleistung im zu Ende gehenden Jahr auf fünf Prozent zu drücken. Der Senat beginnt am Montag mit der Prüfung des Haushaltsentwurfs. rtr

    • Emmanuel Macron
    • Finanzmarkt
    • Frankreich
    • Haushalt

    EU-Haushalt für 2025 in Kraft

    Der Etat der Europäischen Union in Höhe von knapp 200 Milliarden Euro für das kommende Jahr ist endgültig beschlossen. Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, unterzeichnete den EU-Haushalt 2025 in Straßburg, nachdem die Abgeordneten ihn angenommen hatten, und setzte ihn somit in Kraft. Zuvor hatten auch die EU-Länder grünes Licht für die zuvor erzielte Einigung von Unterhändlern des Parlaments und der Mitgliedstaaten gegeben.

    Mitte November hatten sich die Verhandler auf einen 199,4 Milliarden Euro umfassenden Etat verständigt. Der Haushaltsplan für das nächste Jahr sei stark auf die wichtigsten politischen Prioritäten der EU ausgerichtet, hatte es im Anschluss von den EU-Ländern geheißen. Außerdem werde damit auf den gegenwärtig schwierigen geopolitischen Kontext eingegangen.

    Der Plan für 2025 ist der Fünfte im Rahmen des sogenannten Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) für den Zeitraum 2021-2027. Der langfristige Gemeinschaftsetat umfasst rund 1,1 Billionen Euro. dpa

    • EU-Haushalt
    • Europäisches Parlament
    • Europaparlament

    Trump ernennt Sondergesandten für Ukraine und Russland

    Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den früheren Sicherheitsberater Keith Kellogg als Sondergesandten für die Ukraine und Russland ernannt. Der pensionierte Generalleutnant war während Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021 als Stabschef im nationalen Sicherheitsrat tätig, zudem war er Sicherheitsberater des damaligen Vizepräsidenten Mike Pence. Trump lobte Kellogg dafür, dass er “von Anfang an” an seiner Seite gewesen sei und verwies auf dessen herausragende Karriere beim Militär und in der Wirtschaft.

    Der Republikaner, der am 20. Januar für eine zweite Amtszeit vereidigt wird, hat versprochen, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schnell zu beenden. Er sagte bislang nicht, wie er dies erreichen will. Kellogg dürfte bei dem Vorhaben eine zentrale Rolle spielen. Er soll US-Medienberichten zufolge bereits einen Plan vorgelegt haben, der vorsieht, den Frontverlauf einzufrieren und beide Seiten zu Verhandlungen zu zwingen. dpa

    • Donald Trump
    • Russland
    • Ukraine
    • USA
    Translation missing.

    Presseschau

    Neue EU-Kommission startet mit Störgeräuschen ZDF
    Die neue EU-Kommission: Dieses Europa-Team soll Trump Paroli bieten SÜDDEUTSCHE
    Neue EU-Kommission: Von der Leyens 100-Tage-Programm FAZ
    EU-Kommission: Von der Leyen fordert höhere Verteidigungsausgaben gegen Russland ZEIT
    Analyse zur neuen EU-Kommission: Ursula von der Leyen schaltet auf Kriegswirtschaft TAGESANZEIGER
    Feuerpause: EU-Spitzenvertreter begrüßen Neuigkeiten aus dem Nahen Osten TAGEBLATT
    Kritik an Vertrag: Zerren um EU-Handelsabkommen Mercosur TAZ
    Geldpolitische Debatte: EZB-Direktorin Schnabel warnt vor zu starken Zinssenkungen MANAGER-MAGAZIN
    Friedrich Merz und die EU: Kann Friedrich Merz Europa führen? ZEIT
    Wie die EU der Schweiz bei der Einwanderung entgegenkommt SRF
    Hochwasserkatastrophe: EU gewährt Deutschland Fluthilfe von 112 Millionen Euro DEUTSCHLANDFUNK
    Entlarvt: Applaus von EU-Abgeordneten für ukrainischen Russlandangriff sind “Fake News” EURONEWS
    Künstliche Intelligenz: Zügige deutsche Umsetzung des EU-AI-Act gefordert BOERSEN-ZEITUNG
    Verdacht sei aber naheliegend – DHL-Absturz in Litauen: Bundesnachrichtendienst hat keine “konkreten Hinweise” auf russischen Sabotage N-TV
    Rechtsextremer Kandidat – Rumänien: Gericht prüft Anfechtung der Präsidentenwahl SÜDDEUTSCHE
    Nato-Übung am Polarkreis: Durch Finnlands Wälder donnern die Granaten SPIEGEL
    IStGH-Haftbefehl: Frankreich sieht Netanjahu womöglich durch Immunität geschützt ZEIT
    Russland-Sanktionen: Bundesrat will Schweizer Neutralität “flexibel” halten TAGESANZEIGER
    Anhaltende Säkularisierung: Die Religionen sind in der Schweiz auf Rückzug SRF
    Rechtspopulistische Wochenzeitung: Alice Weidel darf jetzt für die Schweizer “Weltwoche” schreiben SPIEGEL
    Umfrage vor Irland-Wahl: Regierungspartei fällt dramatisch zurück FR
    Italien: Dekret zur legalen Einwanderung von Kammer genehmigt RAINEWS
    Überschwemmungen: Nach Flutkatastrophe in Spanien: Neues Hilfspaket über 2,3 Milliarden Euro DEUTSCHLANDFUNK
    Großbritannien: Mysteriöse Drohnen über US-Stützpunkt – Mögliche Russland-Sabotage MERKUR
    Hohe Zahl an chronisch Kranken: “Britannien arbeitet nicht” FAZ
    Kroatische Regierung muss Abschiebeflüge in ihr Land erklären DER STANDARD
    Nach möglicher Kabel-Sabotage: Polen will Ostsee mit Marine-Einsatz schützen TAGESSCHAU
    Portugal: Öffentlich-rechtlichem Rundfunk droht die Privatisierung DEUTSCHLANDFUNK

    Personalien

    Estelle Goeger soll Vize-Kabinettschefin bei Kommissionsvizepräsident Stéphane Séjourné werden. Die Deutsch-Französin arbeitet bislang in der Generaldirektion Grow. Kabinettschef wird voraussichtlich der Franzose Bertrand L’Huillier, wie unsere Kollegen von “Contexte” berichten.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Heads

    Karol Nawrocki – Konservativer Hardliner will Polens Präsident werden

    Ultrapatriotisch und konservativ-christlich: Der Historiker Karol Nawrocki kandidiert als Polens Präsident.

    Im kommenden Jahr wählt Polen einen neuen Präsidenten. Die für das Land ausgesprochen bedeutende Wahl will die Oppositionspartei PiS mit dem Historiker Karol Nawrocki gewinnen. Der 41-Jährige leitet seit 2021 das staatliche Institut des Nationalen Gedenkens (IPN), das die Verbrechen der Nazis im Zweiten Weltkrieg und der Kommunisten in der Volksrepublik erforscht und Archivdokumente aus dieser Zeit aufbewahrt. Nach seiner Nominierung in Krakau sagte Nawrocki schwülstig: “Polen ist meine große Liebe, deshalb bin ich bereit, Präsident zu werden.” 

    Nawrocki ist offiziell parteilos, doch sein Weltbild deckt sich mit dem der PiS-Partei: Der Kandidat ist verbissener Antikommunist, ultrapatriotisch und konservativ-christlich, tritt gegen die Lockerung des Abtreibungsverbots auf und bewundert den designierten US-Präsidenten Donald Trump. Von Deutschland fordert er Reparationen für den Zweiten Weltkrieg – am liebsten in Höhe von 1300 Milliarden Euro. Diese Summe hat eine PiS-Expertenkommission errechnet. Auf seiner Agenda: Die Regierung in Kiew müsse als Vorbedingung des EU-Beitritts die polnischen Opfer von Massakern durch ukrainische Nationalisten in Wolhynien 1940 exhumieren – und sich für die Verbrechen entschuldigen.

    Schon als Museumsdirektor umstritten

    Als Jugendlicher spielte Nawrocki Fußball im Verein, dann wechselte er in den Boxring. Während seines Geschichtsstudiums jobbte er als Türsteher im Hotel Grand in Sopot. Aus dieser Zeit werden ihm gute Kontakte zum Rotlichtmilieu nachgesagt: Es heißt, er habe auf Wunsch der Gäste für Frauenbegleitung gesorgt. Als IPN-Chef musste er sich im September wegen seiner Kontakte zum verurteilten Mitglied einer Zuhälterbande rechtfertigen, der Fotos ihres Treffens gepostet hat. Der Historiker erklärte, dass er den Kriminellen vom Boxtraining in der Jugend kenne.

    In der Politik hat Nawrocki keine Erfahrung, er hat weder Ämter bekleidet noch sich um solche beworben. Aber er hat sich als Direktor des Museums des Zweiten Weltkriegs in seiner Geburtsstadt Danzig immer wieder in die Politik eingemischt. Er gehörte zu den heftigsten Kritikern des liberalen Danziger Bürgermeisters Paweł Adamowicz, der 2019 während eines öffentlichen Auftritts von einem Zuschauer erstochen wurde.

    Als Museumsdirektor stand Nawrocki in der Kritik. Er machte eigenmächtige Änderungen an der Ausstellung, die seine Mitarbeiter als “Verletzung der Autorenrechte” bezeichneten. Einer von ihnen, Mariusz Wójtowicz-Podhorski, sagt über den ehemaligen Chef: Nawrocki sei ein Mann, “der alles für seine Selbstdarstellung tut”, er sei “ein Intrigant” und “zu allem fähig”.  

    Schwieriger Wahkampf für die PiS-Partei

    Der PiS-Vorsitzende Jarosław Kaczyński geht bei der Ernennung Nawrockis ein Risiko ein. Denn der Historiker ist den meisten Polen kein Begriff. Sein Bekanntheitsgrad liegt gerade bei 39 Prozent. Kaczyński hält das aber für einen Vorteil, denn polnische Wähler, so glaubt er, seien ihrer Politiker überdrüssig. Der PiS-Chef hofft, den Erfolg von 2015 kopieren zu können – damals hat er den unbekannten Juristen Andrzej Duda als Kandidaten aufgestellt und die Wahl gegen den hoch favorisierten Bronisław Komorowski von der Bürgerplattform gewonnen.

    Es wird aber kein leichter Wahlkampf, denn PiS leidet unter finanziellen Problemen. Wegen Verstößen gegen die Wahlkampffinanzierung bei den Parlamentswahlen in 2023 wurde der Partei der staatliche Zuschuss gestrichen. Um Wahlkampf für einen unbekannten Kandidaten zu machen, sind aber hohe Investitionen in Werbung und Marketing nötig.

    Der polnische Präsident hat viel Macht

    Die Bedeutung der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr ist enorm. Denn der Präsident hat in Polen deutlich mehr Macht als in Deutschland, er kann Gesetze blockieren. Deswegen ist es der Regierung des liberalen Donald Tusk ein Jahr nach seinem Antritt immer noch nicht gelungen, die Rechtsstaatlichkeit wieder komplett herzustellen und die Gerichte vom PiS-Einfluss zu befreien. Der bisherige Präsident Andrzej Duda, eine Marionette von Kaczyński, lässt keine Rückabwicklung des PiS-Staates zu.

    Die Entscheidung für Nawrocki als Kandidaten könnte aber auch zu Spannungen innerhalb der Partei führen. Mehrere Spitzenpolitiker des konservativen Lagers hatten gehofft, von PiS für den Kampf um das höchste Amt des Staates nominiert zu werden. Es ist vor allem eine Niederlage für Mateusz Morawiecki, der sechs Jahre Ministerpräsident war. Doch auch der Ex-Bildungsminister Przemysław Czarnek, den viele schon als Erben von Kaczyński sehen, dürfte enttäuscht sein.

    Historiker Nawrocki wird gegen Rafał Trzaskowski antreten, den Kandidaten der Bürgerkoalition von Donald Tusk. Der liberale Trzaskowski ist seit 2017 Bürgermeister von Warschau und hat vor fünf Jahren nur knapp gegen Duda verloren. Dieses Mal sind seine Chancen deutlich besser. Andrzej Rybak

    • Donald Tusk
    • EU-Beitritt
    • Polen
    • Wahlen

    Europe.Table Redaktion

    EUROPE.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen