der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat das Land gespalten. Doch die Reaktionen in der Slowakei nach dem Anschlag auf ihn sind einheitlich. Alle, von Präsidentin Zuzana Čaputová angefangen, zeigten sich am Mittwoch nach dem Attentat auf den 59-Jährigen tief schockiert. Über die politischen Strömungen hinweg wird das Attentat scharf verurteilt, dem um sein Leben ringenden Fico wird alles erdenklich Gute gewünscht. “Es geht nicht nur um einen Menschen”, sagt die Präsidentin. “Es geht um die Demokratie.”
Auch im Ausland äußern sich zahlreiche Politiker schockiert. Darunter Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die von einem “abscheulichen” Angriff spricht. “Solche Gewalttaten haben in unserer Gesellschaft keinen Platz und untergraben die Demokratie, unser höchstes gemeinsames Gut“, schreibt sie auf X.
Bundeskanzler Olaf Scholz formuliert: “Gewalt darf keinen Platz in der europäischen Politik haben.” Die Nachricht vom feigen Attentat auf Robert Fico erschüttere ihn sehr. Ein Gefühl, das mit ihren Äußerungen auf X oder in anderen sozialen Netzen viele andere mit ihm teilen, schreibt unser Korrespondent Hans-Jörg Schmidt.
Trotz der traurigen Nachrichten wünsche ich Ihnen einen guten Tag!
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico soll nach Angaben von einem der Vizeregierungschefs des Landes nach dem Schussattentat außer Lebensgefahr sein. Nach seinem Kenntnisstand sei die Operation gut verlaufen und Fico befinde sich «im Moment nicht in lebensbedrohlichem Zustand», sagte der rechtspopulistische Umweltminister Tomas Taraba in der Nacht auf Donnerstag der BBC. Taraba ist einer von vier Vertretern Ficos. Eine offizielle Bestätigung des Regierungsamts oder der von Fico geführten linkspopulistischen Regierungspartei Smer lag auch am Donnerstagmorgen nicht vor. Deshalb beriefen sich auch slowakische Medien durchweg auf Tarabas Äußerungen in der BBC.
Erst kürzlich beklagte sich Fico über ein “Klima der Feindschaft”. Es sei nicht auszuschließen, dass es in einem solchen Klima irgendwann zu einer Gewalttat komme. An diese Aussagen Ficos wird jetzt erinnert, nachdem der Regierungschef an diesem Mittwoch in dem kleinen Städtchen Handlová von mehreren Schüssen getroffen und lebensbedrohlich verletzt wurde. Am frühen Morgen berichteten slowakische Medien, Fico habe nach der Notoperation wieder das Bewusstsein erlangt. “Soweit ich weiß, ist die Operation gut verlaufen – und ich denke, dass er am Ende überleben wird”, sagte Vize-Regierungschef Tomáš Taraba.
Am Abend hieß es vom slowakischen Innenminister Sutaj Estok, das Attentat sei “politisch motiviert”. Die Entscheidung des mutmaßlichen 71-jährigen Täters sei kurz nach den Präsidentschaftswahlen getroffen worden. Estok bezog sich dabei auf die Wahlen im April.
Was ist passiert? Der Premier, der am Mittwoch nach einem Regierungstreffen gerade ein paar Hände von Anhängern schütteln will, wird aus naher Distanz am Bauch und an einer Hand getroffen, sinkt zu Boden. Sicherheitsleute kümmern sich um ihn, tragen ihn hektisch zu einer Regierungslimousine und rasen davon. Im örtlichen Krankenhaus kann man Fico nicht helfen. Zu schwer sind offensichtlich dessen Verletzungen. Ein Hubschrauber wird geordert. Die Ärzte, die Fico begutachten, entscheiden, dem Premier den langen Flug in die Hauptstadt Bratislava nicht zuzumuten. Der Hubschrauber startet deshalb in Richtung des näheren Spitals in Banská Bystrica. Fico ist während des Fluges ansprechbar.
Den Notfallmedizinern gelingt es, den schwer verletzten Premier zu stabilisieren. Aber er schwebt in Lebensgefahr. Im Spital wird Fico danach operiert. Über seinen konkreten Zustand wird ein Informationsembargo verhängt. Der mutmaßliche Täter, ein 71-jähriger Mann aus der Südslowakei, der einen verwirrten Eindruck macht, wurde am Mittwoch noch vor Ort festgenommen und abgeführt.
Die gesellschaftliche Lage in der Slowakei ist derzeit angespannt. Nach dem Angriff fallen in der Slowakei nicht nur die Anhänger Ficos in Schockstarre. Fico ist eine umstrittene Person in dem kleinen EU- und Nato-Land unter der Hohen Tatra. Vor einem halben Jahr hat er die letzten Parlamentswahlen gewonnen, ist in der Folge zum vierten Mal zum Regierungschef gewählt worden.
Einst hat er als Premier eine positive Rolle gespielt, hat die Slowakei in den Euro-Raum geführt. Aber Fico hat danach auch wie kein zweiter slowakischer Politiker die Gesellschaft polarisiert. Ihm und seinen engsten Vertrauten wurden Verbindungen zur Mafia und zu äußerst zweifelhaften slowakischen Unternehmern nachgesagt. Einer von diesen hat mutmaßlich dafür gesorgt, dass 2018 der junge Enthüllungsjournalist Ján Kuciak und dessen Verlobte regelrecht hingerichtet wurden.
Fico musste in der Folge zurücktreten. In seiner jetzigen vierten Amtszeit setzte er laut Kritikern viele Hebel in Bewegung, um seine unter Korruptionsverdacht stehenden Freunde vor der Justiz zu bewahren. Die dafür zuständigen juristischen Sonderorgane löste er auf. Umstritten ist auch Ficos Haltung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Er gilt als prorussisch.
Auf der Regierungssitzung ging es um Ficos zweites innenpolitisches Angriffsziel: die öffentlich-rechtlichen Medien, die über Jahre die eigentliche Opposition in der Slowakei waren. Die Befürchtung ist, dass Fico sie “auf Linie” bringen will. Für den Nachmittag des Mittwochs hatte die parlamentarische Position erneut zu einer großen Protestdemonstration in der Hauptstadt Bratislava gegen die Pläne aufgerufen. Nach der Nachricht von dem Attentat sagen die Veranstalter die Kundgebung ab.
Was den mutmaßlichen Täter genau zu dem Anschlag veranlasst hat, ist derzeit offen. Mehrere slowakische Medien berichteten am Mittwochabend darüber, dass es sich um einen 71-Jährigen aus der Ortschaft Levice handeln soll. Er soll Dichter sein, unter anderem Gründer eines Schriftstellerclubs und zudem legal eine Waffe besessen haben.
In mehreren Medien heißt es, der mutmaßliche Angreifer sei zuvor mit rassistischen Texten aufgefallen. Das Nachrichtenportal Aktuality.sk schreibt, der Mann habe Kontakte zur inzwischen aufgelösten paramilitärischen Gruppe Slovenský Branci gehabt. Diese habe auf ihrer Seite Texte publiziert, in denen der mutmaßliche Schütze Kritik am Staat und Migranten geübt habe. Hans-Jörg Schmidt, mit dpa
Wenn am 21. Mai die Mitgliedstaaten im Telekom-Rat den AI Act final beschließen, sind noch viele Fragen offen. Eine davon: Wer wird künftig das neu geschaffene AI Office führen? Die Besetzung dieser Führungsposition ist nicht trivial.
Denn das AI Office soll nicht nur das Zentrum der KI-Expertise in der EU sein. Es nimmt auch eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Gesetzes ein, vor allem wenn es um Allzweck-KI (GPAI) geht. Etwa 60 Durchführungs- und delegierte Rechtsakte sind noch zu erarbeiten. Das Büro soll aber auch Leitlinien entwickeln, Klarheit über die Umsetzung des AI Acts bringen, für eine harmonisierte Anwendung innerhalb der EU sorgen sowie die internationale Zusammenarbeit fördern.
Zwar hat die Kommission bereits begonnen, das AI Office aufzubauen. Doch wer die Leitung übernehmen und die Richtung bestimmen soll, ist immer noch offen. Bereits vor einem Monat haben die Europaabgeordneten Svenja Hahn (FDP), Kim van Sparrentak (Grüne) und Axel Voss (CDU) der Kommission geschrieben und sich über das unklare und intransparente Einstellungsverfahren beschwert. Sie wollten wissen, wie das Verfahren läuft und wie die Kommission das Parlament an der Suche nach dem besten Kandidaten “für eine der wichtigsten Aufgaben bei der Durchsetzung des KI-Gesetzes” beteiligen will. Bis heute haben die Abgeordneten keine Antwort erhalten.
In Brüssel werden verschiedene Namen gehandelt. Lucilla Sioli, Direktorin der Abteilung Künstliche Intelligenz und Digitale Industrie (CNECT.A), die die Entstehung des Gesetzes von Beginn an begleitete, sowie Referatsleiter Kilian Groß (CNECT.A.2). Auch Dragoș Tudorache (Renew) wird als Kandidat genannt. Er hat den AI Act als Co-Berichterstatter des Parlaments verhandelt und wird im neuen Parlament kein Mandat mehr haben. Auch der Name Marietje Schaake kursiert. Die Niederländerin war von 2009 bis 2019 Mitglied des EP und arbeitet heute zu Cyber Policy und Human-Centered Artificial Intelligence an der Stanford University.
Aus Parlamentskreisen heißt es, der Einstellungsprozess verlaufe chaotisch und Generaldirektor Roberto Viola mache das alles wohl mit sich selbst aus. Von anderer Seite ist zu hören, dass es aus politischen Gründen wohl weder ein deutscher noch ein französischer Kandidat werden könne. Überhaupt fürchten einige, dass es keine fachliche Entscheidung, sondern eine politische Entscheidung werde.
Dabei hoffen sie, dass es nicht so läuft, wie bei der Ernennung von Markus Pieper zum KMU-Beauftragten. “Wir wollen nicht, dass das alles unter der Hand passiert”, heißt es aus dem Parlament. “Wir wollen die beste Person für den Posten.”
Das AI Office soll bei der Kommission angesiedelt sein. Aktuell arbeiten etwa 60 Mitarbeitende in den beiden zuständigen Referaten (CNECT.A.1 und A.2). Doch derzeit wüssten sie nicht einmal, in welche Richtung sie überhaupt arbeiten sollen, heißt es aus Parlamentskreisen. Der AI Act hat wichtige Fragen offen gelassen. Jetzt geht es darum, die Guidelines zu erarbeiten. Hinzu kommt: Das AI Office wird nicht nur Verwaltungsexperten brauchen, sondern auch KI-Experten. Die sind aber schwer zu bekommen.
“Die Rolle des AI Office ist extrem wichtig”, sagt Vanessa Cann, Mitgründerin des KI-Startups Nyonic und Vorstandsmitglied im KI-Bundesverband. KI-Unternehmen wünschten sich vor allem drei Dinge: Zum einen dürfe nicht das passieren, was bei der DSGVO passiert sei, nämlich eine sehr unterschiedliche Auslegung der Regeln in den verschiedenen Mitgliedstaaten. “Die Anwendung des AI Acts darf keine Auslegungsfrage sein“, sagt Cann am Rande der Rise of AI Conference in Berlin. Daher sei eine zentrale europäische Einheit, bei der alles zusammenlaufe, extrem wichtig.
Zweitens brauche das AI Office sowohl technische Expertise als auch Praktiker, die über Umsetzungsknow-how verfügten. Es dürften nicht nur Beamte dort arbeiten, mahnt Cann. Schließlich wünschten sich die Unternehmen mehr Tempo. “Je schneller wir hier Klarheit haben, desto besser.” Gerade herrsche viel Unsicherheit, vor allem bei Unternehmen im Bereich Health oder HR, die von der Regulierung stark betroffen sein werden. Solange es Unsicherheit gibt, warten Investoren ab.
Doch die Forderung nach Tempo bei der Leitungsfindung könnte schwierig werden. Denn aus der Kommission ist zu hören, dass momentan – vor den Wahlen und der Bildung der neuen Kommission – keine organisatorischen Fragen mehr beschlossen würden. Kilian Groß fülle die Position des Leiters interimistisch aus, und Lucilla Sioli sei noch Direktorin. Also gebe es keine Dringlichkeit. Im Herbst könnten Ideen für neue Organigramme kommen und dann könne man solche Posten auch ausschreiben. Im Parlament und bei den Unternehmen wird das anders gesehen.
Immerhin beschäftigte sich hierzulande der Bundestag bereits mit dem Thema. Bei einer Anhörung im Digitalausschuss zu den nationalen Spielräumen bei der Umsetzung des AI Acts ging es auch um die Frage, wie die deutsche Seite mit einem künftigen AI Office am besten kooperieren könne. In einer schriftlichen Stellungnahme empfiehlt der KI-Bundesverband unter anderem: “zügig standardisierte und permanente interbehördliche Kommunikations- und Kollaborationsprozesse aufzubauen”.
Spanien ist da übrigens schon deutlich weiter und hat bereits im August 2023 als erster EU-Mitgliedstaat eine nationale KI-Aufsichtsbehörde (AESIA) eingerichtet. Und: Seit April 2024 läuft dort das Auswahlverfahren für den “Direktor der spanischen Agentur für die Überwachung der künstlichen Intelligenz”. Andere Staaten werden folgen – und sich bei der Suche nach den besten Kandidaten Konkurrenz machen.
Die Apps der Online-Anbieter Temu, Shein und AliExpress führen in Deutschland und Europa die Download-Charts an. Die chinesischen Plattformen versenden einen Großteil ihrer Produkte zollfrei nach Europa. Der grenzübergreifende Onlinehandel (Cross Border E-Commerce, kurz CBEC) droht, zu einem weiteren Handelsproblem für den EU-Markt zu werden.
Die Exporte der preiswerten Artikel erreichen den EU-Binnenmarkt durch Direktversand aus China zum größten Teil über Belgien und die Niederlande. Im belgischen Lüttich treffen rund 19 Prozent der Sendungen ein, berichtet der auf EU-Handel spezialisierte Newsletter “Soapbox” auf Basis von Eurostat-Zahlen.
Ebenfalls 19 Prozent der Päckchen kommen in den Niederlanden an, 16 Prozent werden demnach über den französischen Zoll abgewickelt, beim spanischen Zoll landen 13 Prozent der Sendungen. Der chinesische Zoll kategorisiert die Artikel unter HS 9804, definiert sie als kostengünstige Artikel im Rahmen vereinfachter Zollverfahren – oder wie es der “Soapbox”-Autor Rafael Jimenez Buendia treffend formuliert: “cheap stuff”.
Die chinesischen Plattformen locken mit Kleidung, Elektroartikeln oder Haushaltswaren zu derart niedrigen Preisen, dass bei europäischen Konsumenten die Alarmglocken schrillen sollten. Sie müssen sich fragen: Wie ist es überhaupt möglich, zu diesen Dumpingpreisen umwelt- und gesundheitsgerecht unter Berücksichtigung von internationalen Arbeitsschutzkonventionen zu produzieren?
Die Einstufung in die Kategorie HS 9804 durch den chinesischen Zoll umfasst Artikel mit einem Wert unter 150 Euro. Sie sind damit zollfrei. Die Mehrwertsteuer umgehen sie damit allerdings nicht. Unklar ist aber offenbar, was der chinesische Zoll tatsächlich alles unter HS 9804 kodiert. Ist wirklich jeder Artikel weniger als 150 Euro wert? Ein Datenabgleich auf beiden Seiten sei schwierig, schreibt Jimenez Buendia.
Buendia glaubt, dass die Flut an Billigwaren mit Billigung des chinesischen Staates in Richtung Europa geleitet wird. Er sieht hier sogar eine Anwendung des neuen Slogans von Xi Jinping von “neuen Produktivkräften”, die er in China freisetzen will. Was das Konzept genau umfasst, ist noch relativ offen. Klar ist: Es geht um Wirtschaftswachstum und Innovation, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Dabei auch zentral: Exporte.
Im Zusammenhang der chinesischen Ausfuhren sind zuletzt die Überkapazitäten zum zentralen Streitpunkt im Handel zwischen China und der EU geworden. Gestritten wird vor allem über Elektroautos und Solarpanels aus der Volksrepublik. Das Land produziert mehr Waren als nachgefragt wird und drückt die Preise.
Und das merkt man auch bei den Zollbehörden der EU, die mit der Päckchenflut offenbar überfordert sind. Laut EU-Kommission wurden 2023 zwei Milliarden Pakete mit einem Warenwert unterhalb der Zollfreigrenze von 150 Euro aus Nicht-EU-Staaten in die EU verschickt, das meiste aus China. Die Bundesnetzagentur hat für das Jahr 2023 laut Medienangaben allerdings nur die Prüfung von rund 5.000 Warensendungen gemeldet. Von den geprüften Sendungen erhielten demnach 92 Prozent keine Freigabe.
Denn die chinesischen Anbieter geben beim Zoll oft einen falschen Wert an: Falsch deklarierte Pakete mit Warenwert höher als 150 Euro oder eine Artikelsendung aufgeteilt auf mehrere Pakete sind keine Seltenheit, wie eine Recherche des SWR im Februar beim Zoll im belgischen Lüttich ergab.
Wird das nächste Überkapazitäten-Problem aus China das des “cheap stuff”? Als Grundproblem müsse erst einmal der Begriff der Überkapazität gesehen werden, sagt Björn Ognibeni, der sich mit weltweiten E-Commerce-Trends befasst. “Deutschland als Exportweltmeister funktioniert auch nur mit Überkapazitäten. Das war ja eigentlich immer unser Geschäftsmodell. Und dafür haben wir sehr gerne sehr günstige Vorprodukte aus China genutzt, um profitabler produzieren zu können. Nur jetzt kommen immer öfter fertige Produkte von dort und das ist schon ein Problem für uns.”
Außerdem müsse man sich mit der Frage befassen, warum die chinesischen Plattformen dieselbe Ware wie Amazon günstiger anbieten können. Die Herstellungsweise der Produkte sei nicht plötzlich anders, nur weil die Artikel auf Amazon oder anderen westlichen Anbietern verkauft würden. “Es sind oft die gleichen Produkte aus denselben Fabriken.” Wo dies der Fall ist, wittert Ognibeni eher eine Angst westlicher Firmen vor der Konkurrenz aus China.
Denn die chinesischen Firmen hätten deutsche Anbieter beim Einkaufserlebnis der Kunden schlichtweg abgehängt und seien viel innovativer. “Das heißt natürlich nicht, dass es hier kein Nachhaltigkeitsproblem gibt”, sagt Ognibeni. Nur sei das gleiche Produkt eben nicht besser, wenn es über Amazon statt über Temu verkauft wird. “Beide Kanäle haben das gleiche Problem und lösen können das nur wir Verbraucher.”
Die EU-Regulierungsbehörden denken aktuell über eine Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze nach. Eine Entscheidung soll bis 2028 getroffen werden.
Online-Fashion-Händler Shein befindet sich generell an der vordersten Front der Effizienz im Onlinehandel. Er bietet beispielsweise Design-Kleidung auf der Plattform an, die in Realität noch gar nicht existiert. Erst wenn genug Kunden das Kleidungsstück bestellen, wird es produziert. Das gilt nicht für alles, was Shein verkauft. Bei Temu dagegen, das hauptsächlich Haushaltswaren und Elektroartikel verkauft, existieren die angebotenen Waren vermutlich.
Im ersten Quartal des Jahres hat der grenzüberschreitende E-Commerce nach staatlichen Angaben um rund zehn Prozent zugenommen. Auch die E-Commerce-Lagerexporte ins Ausland legten demnach um 11,8 Prozent zu. Der CBEC-Gesamthandel Chinas beläuft sich laut der chinesischen Zolldaten auf 80 Milliarden US-Dollar. 62 Milliarden entfallen auf Exporte, 18 Milliarden auf Importe.
21.05.-24.05.2024, Florenz (Italien)
EUI, Conference EUI Climate Week 2024
The European University Institute (EUI) offers a series of events focusing on key implementation issues related to the EU Green Deal in the context of a changed geopolitical situation, including the emission trading system and investments in renewable energy, energy efficiency and storage.
. INFO
21.05.2024 – 11:00 Uhr, online
SolarPower Europe, Seminar Powering the Poll: Mobilising the clean energy workforce to vote in the EU elections
Ahead of the European elections, representatives from the European Commission and the European Parliament will explain what the EU has done to support the energy transition, how the momentum can be kept for the next term and how to mobilize voters. INFO & REGISTRATION
21.05.2024 – 14:30-15:45 Uhr, online
Eurogas, Seminar CCS for a competitive net-zero EU
The webinar will address the state of play of carbon capture and storage in the EU and the challenges and opportunities for the EU energy sector and energy-intensive industries to reach net-zero emissions by 2050. INFO & REGISTRATION
21.05.2024 – 16:00-17:00 Uhr, online
All Digital, Seminar Let’s talk about GenAI!: Enhancing equity and inclusion with the use of AI
As part of a series that brings together experts in the field of Artificial Intelligence with educators and teachers, this session will discuss the use of AI in enhancing equity and inclusion. INFO & REGISTRATION
21.05.2024 – 18:00-19:30 Uhr, online
HWK, Seminar KI und Recht
Die Handwerkskammer (HWK) Frankfurt-Rhein-Main beschäftigt sich mit den rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung durch Künstliche Intelligenz anhand der jüngst erlassenen KI-Verordnung der Europäischen Union. INFOS & ANMELDUNG
21.05.2024 – 19:00 Uhr, Hamburg
Körber-Stiftung, Diskussion Streitfall Geschichte: Liegt Europas Zukunft im Osten?
Die Europaabgeordnete Viola von Cramon und der Historiker Florian Bieber werfen einen Blick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte der EU-Ostererweiterung und diskutieren, ob die Aufnahme weiterer Staaten mehr nützt oder schadet.
INFOS & ANMELDUNG
Die Niederlande bekommen eine rechte Regierungskoalition. Knapp sechs Monate nach der Parlamentswahl haben sich wie zuvor erwartet der radikalrechte Geert Wilders und drei weitere Parteien auf ein Koalitionsabkommen geeinigt. “Wir haben eine Vereinbarung”, sagte Wilders am Mittwoch in Den Haag. Am Mittwochabend war jedoch weiter unklar ist, wer neuer Ministerpräsident werden soll. Als heißer Kandidat für das Amt gilt allerdings der frühere Wissenschaftsminister und Sozialdemokrat Ronald Plasterk.
Die künftigen Regierungsparteien sind neben der Partei für die Freiheit (PVV) von Wilders, die rechtsliberale VVD des bisherigen Premiers Mark Rutte, die neue rechtskonservative NSC sowie die rechtspopulistische Bauernpartei BBB. Die Gespräche hatten sich schwierig gestaltet.
Geplant ist ein loses Bündnis mit einer Ministerriege, die etwa zur Hälfte aus parteilosen Experten besteht. Zunächst sollten die Fraktionen informiert werden, die auch noch zustimmen müssen. Um den Weg für eine Regierung freizumachen, hatte der 60-jährige Wilders umstrittene Forderungen wie ein Verbot von Moscheen auf Eis gelegt und sich bereit erklärt, auf das Amt des Regierungschefs zu verzichten. Auch die Fraktionschefs der anderen drei Parteien bleiben im Parlament. dpa
Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung will die Zusammenarbeit mit Polen in Energiefragen verbessern. Die Regierungen in Paris und Berlin sollten dazu eine “Energiewendeplattform Weimarer Dreieck” einrichten, heißt es in einem gemeinsamen Papier deutscher und französischer Abgeordneter, das Table.Briefings exklusiv vorliegt. Eine stärkere Zusammenarbeit der Betreiber von Strom- und Gasnetzen der drei Länder solle Geld sparen, die Energiesicherheit erhöhen und die Klimaneutralität unterstützen. Der Entwurf der Arbeitsgruppe Energiesouveränität soll im Juni von der Parlamentarischen Versammlung beschlossen werden.
“Deutschland und Frankreich müssen gemeinsam Öko-Motor sein für eine europäische Energieunion und eine klimaneutrale EU. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir viel erreichen und weitere Partner integrieren – etwa über das Weimarer Dreieck auch Polen”, sagte AG-Koordinator Andreas Jung (CDU). Die Versammlung besteht aus jeweils 50 Abgeordneten des Bundestags und der französischen Nationalversammlung.
Die Regierungen in Berlin und Paris sollen außerdem “Impulse für eine deutsch-französische und europäische Strategie bis 2025 zur Förderung der Geothermie” entwickeln und dabei versicherungsrechtliche Fragen sowie Aspekte der Schadensregulierung insbesondere im grenzüberschreitenden Kontext klären. Eine Tiefenbohrung bei Vendenheim am Oberrheingraben etwa wurde 2020 nach Erdbeben gestoppt.
Ebenfalls auf der Agenda: “Vorschläge für eine gemeinsame europäische Wasserstoffstrategie bis 2025”. Dabei positionieren sich die Abgeordneten in Nuancen anders als die Regierung in Paris, die sich dafür ausgesprochen hat, nur noch ein Ziel für “dekarbonisierte Energie” zu verfolgen, was zulasten erneuerbarer Energien gehen könnte. In ihrem Entwurf schreiben die Abgeordneten nun zur Wasserstoffstrategie, dass Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien Vorrang haben solle. Die Regierungen beider Länder fordern sie außerdem dazu auf, “ambitioniert an der Umsetzung der novellierten europäischen Ausbauziele für erneuerbare Energien von 42,5 Prozent des Energieverbrauchs ab 2030 zu arbeiten.”
“Ich bin stolz darauf, dass es den französischen und deutschen Abgeordneten gelungen ist, sich über ein Thema zu einigen, von dem man sagt, dass es Spannungen zwischen den Regierungen unserer Länder gibt. Dies beweist, dass Einheit in der Vielfalt im Bereich der Energiesouveränität möglich und notwendig ist”, kommentiert der französische Abgeordnete Frédéric Petit (Mouvement Démocrate) das Papier. ber
Die europäische Wirtschaft kommt nur sehr langsam in Schwung. Ein Prozent soll das EU-weite BIP dieses Jahr wachsen, 0,8 Prozent in der Eurozone. 2025 soll es etwas besser aussehen, die Wachstumsprognosen liegen bei 1,6 Prozent für die EU und 1,4 Prozent für die Eurozone. Dies verkündete der EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni bei der Veröffentlichung der diesjährigen Frühlingsprognosen am gestrigen Mittwoch.
“Privatkonsum wird den wirtschaftlichen Aufschwung vorantreiben dank des weiterhin starken Arbeitsmarktes und steigender Reallöhne”, sagte Gentiloni. Die Arbeitsmarktzahlen sehen denn auch sehr ansprechend aus, mit einer Arbeitslosenrate auf einem Rekordtief und einem hohen Anteil an Erwerbstätigen. Der Wirtschaftskommissar macht sich jedoch Sorgen, dass die Menschen zu viel sparen. Die EU-weite Sparquote von 13,5 Prozent sei deutlich höher als die Zahlen vor der Pandemie.
Für dieses Jahr erwartet die Kommission keine Wachstumsimpulse über Investitionen. Da seit diesem Jahr die Schuldenregeln wieder gelten, sind die Mitgliedstaatsregierungen angehalten, ihre öffentlichen Defizite zu reduzieren. Zudem reduzieren die hohen Zentralbankzinsen die Bautätigkeit und die Vergabe von Bankkrediten.
Als großes Risiko schätzt die Kommission in den kommenden zwei Jahren die geopolitischen Entwicklungen ein. Die ungewisse chinesische Nachfrage sowie eine mögliche Eskalation der Handelsdispute zwischen China, den USA und der EU hängen als große Fragezeichen über der exportorientierten Wirtschaft vieler EU-Staaten.
Als Paradebeispiel dieser exportorientierten Wirtschaften steht Deutschland, das mit einem prognostizierten Wachstum von 0,1 Prozent in diesem Jahr quasi stagniert. Nur für Finnland und für Estland wird ein noch geringeres Wachstum erwartet. Für 2025 prognostiziert die Kommission Deutschland ein BIP-Wachstum von 1,0 Prozent. Als Problem identifiziert die Kommission die geringe Investitionstätigkeit in Deutschland, die deutlich unter dem Vorpandemie-Niveau bleibe.
Der Sachverständigenrat Wirtschaft, der am Mittwoch ebenfalls eine Konjunkturprognose veröffentlichte, weicht nur minimal von der Einschätzung der Kommission ab. Für 2024 erwartet er ein Wachstum von 0,2 Prozent und 2025 soll das BIP um 0,9 Prozent zulegen. Ulrike Malmendier geht davon aus, dass die EZB im Sommer die Leitzinsen senken wird. “Die damit verbesserten Finanzierungsbedingungen für Unternehmen werden die privaten Investitionen ankurbeln”, sagt sie in einer Pressemitteilung. Der unterstützende Effekt auf die Nachfrage dürfte dann aber erst 2025 spürbar sein. jaa
Die Europäische Kommission und sieben weitere große EU-Institutionen haben die Gründungsvereinbarung für das neue Ethikgremium unterzeichnet. Das achtköpfige Gremium soll dazu beitragen, die Integrität, Transparenz und Rechenschaftspflicht in den EU-Institutionen zu stärken und die Einhaltung gemeinsamer Standards zu überwachen. Die Arbeit der Gruppe, deren Vorsitz jährlich wechselt, wird von fünf unabhängigen Fachleuten unterstützt.
Der Start sei wie versprochen noch vor der Europawahl gelungen, freute sich die zuständige EU-Kommissarin Věra Jourová bei der Zeichnungszeremonie am Mittwoch in Brüssel. Jourová hatte im Juni 2023 einen Vorschlag für das neue Gremium vorgelegt – mit jahrelanger Verspätung, wie Kritiker monieren. “Nun sind alle außer einem” dabei, sagte Jourová. Der Europäische Rat will zunächst nicht mitarbeiten, er könnte später aber noch hinzustoßen.
Lob kam auch vom Europäischen Rechnungshof. “Die aktuelle interinstitutionelle Initiative zeigt, dass der Wille zur Schaffung einer gemeinsamen Ethik-Kultur besteht, die das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EU-Institutionen weiter stärken wird”, sagte Rechnungshofpräsident Tony Murphy. Der Rechnungshof hatte schon 2019 bessere und gemeinsame Ethikregeln angemahnt. Rückendeckung bekam er vor allem vom Europaparlament.
Parlamentspräsidentin Roberta Metsola sieht das neue Gremium als “Startpunkt”. Es schaffe einen “Rahmen”, auf den man aufbauen könne. Das Parlament war zuletzt von mehreren Skandalen erschüttert worden – vom sogenannten Katargate 2022 bis zu Berichten über russische Einflussnahme und chinesischer Spionage. Die größte Parlamentsfraktion, die konservative EVP, hatte sich zudem gegen das neue Ethikgremium ausgesprochen, da es das freie Mandat gefährde.
Zufrieden zeigten sich die an den Verhandlungen beteiligten EU-Abgeordneten Katarina Barley (SPD) und Daniel Freund (Grüne). “Es ist auffällig, dass wir diese Transparenz-Initiative gegen die Stimmen der EVP durchsetzen mussten”, sagte Barley. Abgeordnete der CDU hätten bis zuletzt mit Falschinformationen versucht, die Initiative zu torpedieren. Dies sei “absolut inakzeptabel”. Das neue Gremium werde jedoch bald als “kompromissloser Hüter der Regeln für Abgeordnete” fungieren.
“Selbstkontrolle funktioniert nicht”, betonte Freund. “Deswegen legen wir sie heute in die Hände von unabhängigen Experten.” Kurz vor der Europawahl gehe es darum, das Vertrauen in die EU-Institutionen zurückgewinnen.


Daniela Schwarzer – Vorständin Bertelsmann-Stiftung
Die ehemalige Direktorin der DGAP ist eine der Top-Expertinnen für europäische Politik und auf hoher politischer Ebene als Beraterin gefragt. Sie leitete etwa auf deutscher Seite die deutsch-französische Arbeitsgruppe zur Reform der EU, die im Herbst 2023 ihren vielbeachteten Bericht vorlegte.

Christian Kastrop – Geschäftsführender Gesellschafter Global Solutions Initiative Foundation
Der Volkswirt war Staatssekretär im Bundesjustizministerium, hat die Abteilung für Wirtschafts- und Finanzpolitik der OECD in Paris geleitet und war 2018 bis 2020 Chef des Programms “Europas Zukunft” bei der Bertelsmann-Stiftung. Seit September ist er geschäftsführender Gesellschafter bei der Global Solutions Initiative. Das Netzwerk von Think-Tanks berät internationale Organisationen zu globalen Fragen wie Klimawandel und Migration.

Jan Philipp Albrecht – Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung
Der Grünen-Politiker zog bereits mit 27 Jahren ins Europaparlament ein und verantwortete dort das Megavorhaben der Datenschutz-Grundverordnung. 2018 ging er für vier Jahre als Minister nach Schleswig-Holstein, bevor er zur Grünen-nahen Böll-Stiftung wechselte. Beobachtet die Europapolitik weiterhin genau – und kritisch.

Martin Schulz – Vorstand Friedrich-Ebert-Stiftung
Ein Urgestein der deutschen Europapolitik. Der Sozialdemokrat aus Würselen bei Aachen war fünf Jahre lang Präsident des Europaparlaments. Und hat es in dieser Funktion geschafft, in der ganzen EU bekannt zu werden. Seit 2020 leitet er die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Norbert Lammert – Vorstand Konrad-Adenauer-Stiftung
Der CDU-Politiker aus dem Ruhrgebiet war drei volle Wahlperioden Präsident des Bundestages – von 2005 bis zu seinem Ausscheiden aus der Politik. In dieser Zeit hat er mit viel Humor und als geschliffener Redner für das Parlament gekämpft. Seit 2018 steht Lammert der Konrad-Adenauer-Stiftung vor.

Magdalena Kirchner – Leiterin Europabereich Stiftung Mercator
Sie leitet seit Anfang 2024 den Bereich Europa in der Welt in der Mercator-Stiftung. Bringt viel außenpolitische Expertise mit, arbeitete unter anderem für die Friedrich-Ebert-Stiftung im Jemen.

Markus Ferber – Vorstand Hanns-Seidel-Stiftung
Seit 1994 ist der bayerische Schwabe Mitglied im Europaparlament. Im Parlament ist der Ingenieur Koordinator der christdemokratischen EVP-Fraktion im Wirtschafts- und Währungsausschuss und beschäftigt sich mit der Verkehrspolitik. Seit 2020 ist er Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung.

Lion Hirth – Professor Energiepolitik Hertie School
Bringt Lösungen für komplexe energiewirtschaftliche Probleme auf den Punkt und findet deshalb immer wieder Gehör bei Abgeordneten wie Kommissionsbeamten. Mit Kollegen schrieb Hirth zum Beispiel während der Strommarktreform einen Bericht für den Industrieausschuss. Während der Gaskrise arbeitete sich der Stromexperte blitzschnell in den Gasmarkt ein und glänzte auch dort mit seinen zugespitzten Analysen.

Esra Kücük – Vorstand Allianz Foundation
Lenkt als Chefin der Allianz Foundation ein Millionenbudget, das in die Förderung gesellschaftlicher Projekte fließt. Fungiert zugleich als Vorstandsvorsitzende der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa.

Henning Vöpel – Vorstand Centrum für europäische Politik (cep)
Der Volkswirt ist seit 2021 Direktor des Centrums für europäische Politik (cep). Die Denkfabrik ist so etwas wie das ordnungspolitische Gewissen in der EU-Politik. Vöpel lehrt zudem als Professor an der Berliner Business and Law School. Seit Januar 2022 ist er alleiniger Vorstand der Stiftung Ordnungspolitik.
der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat das Land gespalten. Doch die Reaktionen in der Slowakei nach dem Anschlag auf ihn sind einheitlich. Alle, von Präsidentin Zuzana Čaputová angefangen, zeigten sich am Mittwoch nach dem Attentat auf den 59-Jährigen tief schockiert. Über die politischen Strömungen hinweg wird das Attentat scharf verurteilt, dem um sein Leben ringenden Fico wird alles erdenklich Gute gewünscht. “Es geht nicht nur um einen Menschen”, sagt die Präsidentin. “Es geht um die Demokratie.”
Auch im Ausland äußern sich zahlreiche Politiker schockiert. Darunter Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die von einem “abscheulichen” Angriff spricht. “Solche Gewalttaten haben in unserer Gesellschaft keinen Platz und untergraben die Demokratie, unser höchstes gemeinsames Gut“, schreibt sie auf X.
Bundeskanzler Olaf Scholz formuliert: “Gewalt darf keinen Platz in der europäischen Politik haben.” Die Nachricht vom feigen Attentat auf Robert Fico erschüttere ihn sehr. Ein Gefühl, das mit ihren Äußerungen auf X oder in anderen sozialen Netzen viele andere mit ihm teilen, schreibt unser Korrespondent Hans-Jörg Schmidt.
Trotz der traurigen Nachrichten wünsche ich Ihnen einen guten Tag!
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico soll nach Angaben von einem der Vizeregierungschefs des Landes nach dem Schussattentat außer Lebensgefahr sein. Nach seinem Kenntnisstand sei die Operation gut verlaufen und Fico befinde sich «im Moment nicht in lebensbedrohlichem Zustand», sagte der rechtspopulistische Umweltminister Tomas Taraba in der Nacht auf Donnerstag der BBC. Taraba ist einer von vier Vertretern Ficos. Eine offizielle Bestätigung des Regierungsamts oder der von Fico geführten linkspopulistischen Regierungspartei Smer lag auch am Donnerstagmorgen nicht vor. Deshalb beriefen sich auch slowakische Medien durchweg auf Tarabas Äußerungen in der BBC.
Erst kürzlich beklagte sich Fico über ein “Klima der Feindschaft”. Es sei nicht auszuschließen, dass es in einem solchen Klima irgendwann zu einer Gewalttat komme. An diese Aussagen Ficos wird jetzt erinnert, nachdem der Regierungschef an diesem Mittwoch in dem kleinen Städtchen Handlová von mehreren Schüssen getroffen und lebensbedrohlich verletzt wurde. Am frühen Morgen berichteten slowakische Medien, Fico habe nach der Notoperation wieder das Bewusstsein erlangt. “Soweit ich weiß, ist die Operation gut verlaufen – und ich denke, dass er am Ende überleben wird”, sagte Vize-Regierungschef Tomáš Taraba.
Am Abend hieß es vom slowakischen Innenminister Sutaj Estok, das Attentat sei “politisch motiviert”. Die Entscheidung des mutmaßlichen 71-jährigen Täters sei kurz nach den Präsidentschaftswahlen getroffen worden. Estok bezog sich dabei auf die Wahlen im April.
Was ist passiert? Der Premier, der am Mittwoch nach einem Regierungstreffen gerade ein paar Hände von Anhängern schütteln will, wird aus naher Distanz am Bauch und an einer Hand getroffen, sinkt zu Boden. Sicherheitsleute kümmern sich um ihn, tragen ihn hektisch zu einer Regierungslimousine und rasen davon. Im örtlichen Krankenhaus kann man Fico nicht helfen. Zu schwer sind offensichtlich dessen Verletzungen. Ein Hubschrauber wird geordert. Die Ärzte, die Fico begutachten, entscheiden, dem Premier den langen Flug in die Hauptstadt Bratislava nicht zuzumuten. Der Hubschrauber startet deshalb in Richtung des näheren Spitals in Banská Bystrica. Fico ist während des Fluges ansprechbar.
Den Notfallmedizinern gelingt es, den schwer verletzten Premier zu stabilisieren. Aber er schwebt in Lebensgefahr. Im Spital wird Fico danach operiert. Über seinen konkreten Zustand wird ein Informationsembargo verhängt. Der mutmaßliche Täter, ein 71-jähriger Mann aus der Südslowakei, der einen verwirrten Eindruck macht, wurde am Mittwoch noch vor Ort festgenommen und abgeführt.
Die gesellschaftliche Lage in der Slowakei ist derzeit angespannt. Nach dem Angriff fallen in der Slowakei nicht nur die Anhänger Ficos in Schockstarre. Fico ist eine umstrittene Person in dem kleinen EU- und Nato-Land unter der Hohen Tatra. Vor einem halben Jahr hat er die letzten Parlamentswahlen gewonnen, ist in der Folge zum vierten Mal zum Regierungschef gewählt worden.
Einst hat er als Premier eine positive Rolle gespielt, hat die Slowakei in den Euro-Raum geführt. Aber Fico hat danach auch wie kein zweiter slowakischer Politiker die Gesellschaft polarisiert. Ihm und seinen engsten Vertrauten wurden Verbindungen zur Mafia und zu äußerst zweifelhaften slowakischen Unternehmern nachgesagt. Einer von diesen hat mutmaßlich dafür gesorgt, dass 2018 der junge Enthüllungsjournalist Ján Kuciak und dessen Verlobte regelrecht hingerichtet wurden.
Fico musste in der Folge zurücktreten. In seiner jetzigen vierten Amtszeit setzte er laut Kritikern viele Hebel in Bewegung, um seine unter Korruptionsverdacht stehenden Freunde vor der Justiz zu bewahren. Die dafür zuständigen juristischen Sonderorgane löste er auf. Umstritten ist auch Ficos Haltung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Er gilt als prorussisch.
Auf der Regierungssitzung ging es um Ficos zweites innenpolitisches Angriffsziel: die öffentlich-rechtlichen Medien, die über Jahre die eigentliche Opposition in der Slowakei waren. Die Befürchtung ist, dass Fico sie “auf Linie” bringen will. Für den Nachmittag des Mittwochs hatte die parlamentarische Position erneut zu einer großen Protestdemonstration in der Hauptstadt Bratislava gegen die Pläne aufgerufen. Nach der Nachricht von dem Attentat sagen die Veranstalter die Kundgebung ab.
Was den mutmaßlichen Täter genau zu dem Anschlag veranlasst hat, ist derzeit offen. Mehrere slowakische Medien berichteten am Mittwochabend darüber, dass es sich um einen 71-Jährigen aus der Ortschaft Levice handeln soll. Er soll Dichter sein, unter anderem Gründer eines Schriftstellerclubs und zudem legal eine Waffe besessen haben.
In mehreren Medien heißt es, der mutmaßliche Angreifer sei zuvor mit rassistischen Texten aufgefallen. Das Nachrichtenportal Aktuality.sk schreibt, der Mann habe Kontakte zur inzwischen aufgelösten paramilitärischen Gruppe Slovenský Branci gehabt. Diese habe auf ihrer Seite Texte publiziert, in denen der mutmaßliche Schütze Kritik am Staat und Migranten geübt habe. Hans-Jörg Schmidt, mit dpa
Wenn am 21. Mai die Mitgliedstaaten im Telekom-Rat den AI Act final beschließen, sind noch viele Fragen offen. Eine davon: Wer wird künftig das neu geschaffene AI Office führen? Die Besetzung dieser Führungsposition ist nicht trivial.
Denn das AI Office soll nicht nur das Zentrum der KI-Expertise in der EU sein. Es nimmt auch eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Gesetzes ein, vor allem wenn es um Allzweck-KI (GPAI) geht. Etwa 60 Durchführungs- und delegierte Rechtsakte sind noch zu erarbeiten. Das Büro soll aber auch Leitlinien entwickeln, Klarheit über die Umsetzung des AI Acts bringen, für eine harmonisierte Anwendung innerhalb der EU sorgen sowie die internationale Zusammenarbeit fördern.
Zwar hat die Kommission bereits begonnen, das AI Office aufzubauen. Doch wer die Leitung übernehmen und die Richtung bestimmen soll, ist immer noch offen. Bereits vor einem Monat haben die Europaabgeordneten Svenja Hahn (FDP), Kim van Sparrentak (Grüne) und Axel Voss (CDU) der Kommission geschrieben und sich über das unklare und intransparente Einstellungsverfahren beschwert. Sie wollten wissen, wie das Verfahren läuft und wie die Kommission das Parlament an der Suche nach dem besten Kandidaten “für eine der wichtigsten Aufgaben bei der Durchsetzung des KI-Gesetzes” beteiligen will. Bis heute haben die Abgeordneten keine Antwort erhalten.
In Brüssel werden verschiedene Namen gehandelt. Lucilla Sioli, Direktorin der Abteilung Künstliche Intelligenz und Digitale Industrie (CNECT.A), die die Entstehung des Gesetzes von Beginn an begleitete, sowie Referatsleiter Kilian Groß (CNECT.A.2). Auch Dragoș Tudorache (Renew) wird als Kandidat genannt. Er hat den AI Act als Co-Berichterstatter des Parlaments verhandelt und wird im neuen Parlament kein Mandat mehr haben. Auch der Name Marietje Schaake kursiert. Die Niederländerin war von 2009 bis 2019 Mitglied des EP und arbeitet heute zu Cyber Policy und Human-Centered Artificial Intelligence an der Stanford University.
Aus Parlamentskreisen heißt es, der Einstellungsprozess verlaufe chaotisch und Generaldirektor Roberto Viola mache das alles wohl mit sich selbst aus. Von anderer Seite ist zu hören, dass es aus politischen Gründen wohl weder ein deutscher noch ein französischer Kandidat werden könne. Überhaupt fürchten einige, dass es keine fachliche Entscheidung, sondern eine politische Entscheidung werde.
Dabei hoffen sie, dass es nicht so läuft, wie bei der Ernennung von Markus Pieper zum KMU-Beauftragten. “Wir wollen nicht, dass das alles unter der Hand passiert”, heißt es aus dem Parlament. “Wir wollen die beste Person für den Posten.”
Das AI Office soll bei der Kommission angesiedelt sein. Aktuell arbeiten etwa 60 Mitarbeitende in den beiden zuständigen Referaten (CNECT.A.1 und A.2). Doch derzeit wüssten sie nicht einmal, in welche Richtung sie überhaupt arbeiten sollen, heißt es aus Parlamentskreisen. Der AI Act hat wichtige Fragen offen gelassen. Jetzt geht es darum, die Guidelines zu erarbeiten. Hinzu kommt: Das AI Office wird nicht nur Verwaltungsexperten brauchen, sondern auch KI-Experten. Die sind aber schwer zu bekommen.
“Die Rolle des AI Office ist extrem wichtig”, sagt Vanessa Cann, Mitgründerin des KI-Startups Nyonic und Vorstandsmitglied im KI-Bundesverband. KI-Unternehmen wünschten sich vor allem drei Dinge: Zum einen dürfe nicht das passieren, was bei der DSGVO passiert sei, nämlich eine sehr unterschiedliche Auslegung der Regeln in den verschiedenen Mitgliedstaaten. “Die Anwendung des AI Acts darf keine Auslegungsfrage sein“, sagt Cann am Rande der Rise of AI Conference in Berlin. Daher sei eine zentrale europäische Einheit, bei der alles zusammenlaufe, extrem wichtig.
Zweitens brauche das AI Office sowohl technische Expertise als auch Praktiker, die über Umsetzungsknow-how verfügten. Es dürften nicht nur Beamte dort arbeiten, mahnt Cann. Schließlich wünschten sich die Unternehmen mehr Tempo. “Je schneller wir hier Klarheit haben, desto besser.” Gerade herrsche viel Unsicherheit, vor allem bei Unternehmen im Bereich Health oder HR, die von der Regulierung stark betroffen sein werden. Solange es Unsicherheit gibt, warten Investoren ab.
Doch die Forderung nach Tempo bei der Leitungsfindung könnte schwierig werden. Denn aus der Kommission ist zu hören, dass momentan – vor den Wahlen und der Bildung der neuen Kommission – keine organisatorischen Fragen mehr beschlossen würden. Kilian Groß fülle die Position des Leiters interimistisch aus, und Lucilla Sioli sei noch Direktorin. Also gebe es keine Dringlichkeit. Im Herbst könnten Ideen für neue Organigramme kommen und dann könne man solche Posten auch ausschreiben. Im Parlament und bei den Unternehmen wird das anders gesehen.
Immerhin beschäftigte sich hierzulande der Bundestag bereits mit dem Thema. Bei einer Anhörung im Digitalausschuss zu den nationalen Spielräumen bei der Umsetzung des AI Acts ging es auch um die Frage, wie die deutsche Seite mit einem künftigen AI Office am besten kooperieren könne. In einer schriftlichen Stellungnahme empfiehlt der KI-Bundesverband unter anderem: “zügig standardisierte und permanente interbehördliche Kommunikations- und Kollaborationsprozesse aufzubauen”.
Spanien ist da übrigens schon deutlich weiter und hat bereits im August 2023 als erster EU-Mitgliedstaat eine nationale KI-Aufsichtsbehörde (AESIA) eingerichtet. Und: Seit April 2024 läuft dort das Auswahlverfahren für den “Direktor der spanischen Agentur für die Überwachung der künstlichen Intelligenz”. Andere Staaten werden folgen – und sich bei der Suche nach den besten Kandidaten Konkurrenz machen.
Die Apps der Online-Anbieter Temu, Shein und AliExpress führen in Deutschland und Europa die Download-Charts an. Die chinesischen Plattformen versenden einen Großteil ihrer Produkte zollfrei nach Europa. Der grenzübergreifende Onlinehandel (Cross Border E-Commerce, kurz CBEC) droht, zu einem weiteren Handelsproblem für den EU-Markt zu werden.
Die Exporte der preiswerten Artikel erreichen den EU-Binnenmarkt durch Direktversand aus China zum größten Teil über Belgien und die Niederlande. Im belgischen Lüttich treffen rund 19 Prozent der Sendungen ein, berichtet der auf EU-Handel spezialisierte Newsletter “Soapbox” auf Basis von Eurostat-Zahlen.
Ebenfalls 19 Prozent der Päckchen kommen in den Niederlanden an, 16 Prozent werden demnach über den französischen Zoll abgewickelt, beim spanischen Zoll landen 13 Prozent der Sendungen. Der chinesische Zoll kategorisiert die Artikel unter HS 9804, definiert sie als kostengünstige Artikel im Rahmen vereinfachter Zollverfahren – oder wie es der “Soapbox”-Autor Rafael Jimenez Buendia treffend formuliert: “cheap stuff”.
Die chinesischen Plattformen locken mit Kleidung, Elektroartikeln oder Haushaltswaren zu derart niedrigen Preisen, dass bei europäischen Konsumenten die Alarmglocken schrillen sollten. Sie müssen sich fragen: Wie ist es überhaupt möglich, zu diesen Dumpingpreisen umwelt- und gesundheitsgerecht unter Berücksichtigung von internationalen Arbeitsschutzkonventionen zu produzieren?
Die Einstufung in die Kategorie HS 9804 durch den chinesischen Zoll umfasst Artikel mit einem Wert unter 150 Euro. Sie sind damit zollfrei. Die Mehrwertsteuer umgehen sie damit allerdings nicht. Unklar ist aber offenbar, was der chinesische Zoll tatsächlich alles unter HS 9804 kodiert. Ist wirklich jeder Artikel weniger als 150 Euro wert? Ein Datenabgleich auf beiden Seiten sei schwierig, schreibt Jimenez Buendia.
Buendia glaubt, dass die Flut an Billigwaren mit Billigung des chinesischen Staates in Richtung Europa geleitet wird. Er sieht hier sogar eine Anwendung des neuen Slogans von Xi Jinping von “neuen Produktivkräften”, die er in China freisetzen will. Was das Konzept genau umfasst, ist noch relativ offen. Klar ist: Es geht um Wirtschaftswachstum und Innovation, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Dabei auch zentral: Exporte.
Im Zusammenhang der chinesischen Ausfuhren sind zuletzt die Überkapazitäten zum zentralen Streitpunkt im Handel zwischen China und der EU geworden. Gestritten wird vor allem über Elektroautos und Solarpanels aus der Volksrepublik. Das Land produziert mehr Waren als nachgefragt wird und drückt die Preise.
Und das merkt man auch bei den Zollbehörden der EU, die mit der Päckchenflut offenbar überfordert sind. Laut EU-Kommission wurden 2023 zwei Milliarden Pakete mit einem Warenwert unterhalb der Zollfreigrenze von 150 Euro aus Nicht-EU-Staaten in die EU verschickt, das meiste aus China. Die Bundesnetzagentur hat für das Jahr 2023 laut Medienangaben allerdings nur die Prüfung von rund 5.000 Warensendungen gemeldet. Von den geprüften Sendungen erhielten demnach 92 Prozent keine Freigabe.
Denn die chinesischen Anbieter geben beim Zoll oft einen falschen Wert an: Falsch deklarierte Pakete mit Warenwert höher als 150 Euro oder eine Artikelsendung aufgeteilt auf mehrere Pakete sind keine Seltenheit, wie eine Recherche des SWR im Februar beim Zoll im belgischen Lüttich ergab.
Wird das nächste Überkapazitäten-Problem aus China das des “cheap stuff”? Als Grundproblem müsse erst einmal der Begriff der Überkapazität gesehen werden, sagt Björn Ognibeni, der sich mit weltweiten E-Commerce-Trends befasst. “Deutschland als Exportweltmeister funktioniert auch nur mit Überkapazitäten. Das war ja eigentlich immer unser Geschäftsmodell. Und dafür haben wir sehr gerne sehr günstige Vorprodukte aus China genutzt, um profitabler produzieren zu können. Nur jetzt kommen immer öfter fertige Produkte von dort und das ist schon ein Problem für uns.”
Außerdem müsse man sich mit der Frage befassen, warum die chinesischen Plattformen dieselbe Ware wie Amazon günstiger anbieten können. Die Herstellungsweise der Produkte sei nicht plötzlich anders, nur weil die Artikel auf Amazon oder anderen westlichen Anbietern verkauft würden. “Es sind oft die gleichen Produkte aus denselben Fabriken.” Wo dies der Fall ist, wittert Ognibeni eher eine Angst westlicher Firmen vor der Konkurrenz aus China.
Denn die chinesischen Firmen hätten deutsche Anbieter beim Einkaufserlebnis der Kunden schlichtweg abgehängt und seien viel innovativer. “Das heißt natürlich nicht, dass es hier kein Nachhaltigkeitsproblem gibt”, sagt Ognibeni. Nur sei das gleiche Produkt eben nicht besser, wenn es über Amazon statt über Temu verkauft wird. “Beide Kanäle haben das gleiche Problem und lösen können das nur wir Verbraucher.”
Die EU-Regulierungsbehörden denken aktuell über eine Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze nach. Eine Entscheidung soll bis 2028 getroffen werden.
Online-Fashion-Händler Shein befindet sich generell an der vordersten Front der Effizienz im Onlinehandel. Er bietet beispielsweise Design-Kleidung auf der Plattform an, die in Realität noch gar nicht existiert. Erst wenn genug Kunden das Kleidungsstück bestellen, wird es produziert. Das gilt nicht für alles, was Shein verkauft. Bei Temu dagegen, das hauptsächlich Haushaltswaren und Elektroartikel verkauft, existieren die angebotenen Waren vermutlich.
Im ersten Quartal des Jahres hat der grenzüberschreitende E-Commerce nach staatlichen Angaben um rund zehn Prozent zugenommen. Auch die E-Commerce-Lagerexporte ins Ausland legten demnach um 11,8 Prozent zu. Der CBEC-Gesamthandel Chinas beläuft sich laut der chinesischen Zolldaten auf 80 Milliarden US-Dollar. 62 Milliarden entfallen auf Exporte, 18 Milliarden auf Importe.
21.05.-24.05.2024, Florenz (Italien)
EUI, Conference EUI Climate Week 2024
The European University Institute (EUI) offers a series of events focusing on key implementation issues related to the EU Green Deal in the context of a changed geopolitical situation, including the emission trading system and investments in renewable energy, energy efficiency and storage.
. INFO
21.05.2024 – 11:00 Uhr, online
SolarPower Europe, Seminar Powering the Poll: Mobilising the clean energy workforce to vote in the EU elections
Ahead of the European elections, representatives from the European Commission and the European Parliament will explain what the EU has done to support the energy transition, how the momentum can be kept for the next term and how to mobilize voters. INFO & REGISTRATION
21.05.2024 – 14:30-15:45 Uhr, online
Eurogas, Seminar CCS for a competitive net-zero EU
The webinar will address the state of play of carbon capture and storage in the EU and the challenges and opportunities for the EU energy sector and energy-intensive industries to reach net-zero emissions by 2050. INFO & REGISTRATION
21.05.2024 – 16:00-17:00 Uhr, online
All Digital, Seminar Let’s talk about GenAI!: Enhancing equity and inclusion with the use of AI
As part of a series that brings together experts in the field of Artificial Intelligence with educators and teachers, this session will discuss the use of AI in enhancing equity and inclusion. INFO & REGISTRATION
21.05.2024 – 18:00-19:30 Uhr, online
HWK, Seminar KI und Recht
Die Handwerkskammer (HWK) Frankfurt-Rhein-Main beschäftigt sich mit den rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung durch Künstliche Intelligenz anhand der jüngst erlassenen KI-Verordnung der Europäischen Union. INFOS & ANMELDUNG
21.05.2024 – 19:00 Uhr, Hamburg
Körber-Stiftung, Diskussion Streitfall Geschichte: Liegt Europas Zukunft im Osten?
Die Europaabgeordnete Viola von Cramon und der Historiker Florian Bieber werfen einen Blick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte der EU-Ostererweiterung und diskutieren, ob die Aufnahme weiterer Staaten mehr nützt oder schadet.
INFOS & ANMELDUNG
Die Niederlande bekommen eine rechte Regierungskoalition. Knapp sechs Monate nach der Parlamentswahl haben sich wie zuvor erwartet der radikalrechte Geert Wilders und drei weitere Parteien auf ein Koalitionsabkommen geeinigt. “Wir haben eine Vereinbarung”, sagte Wilders am Mittwoch in Den Haag. Am Mittwochabend war jedoch weiter unklar ist, wer neuer Ministerpräsident werden soll. Als heißer Kandidat für das Amt gilt allerdings der frühere Wissenschaftsminister und Sozialdemokrat Ronald Plasterk.
Die künftigen Regierungsparteien sind neben der Partei für die Freiheit (PVV) von Wilders, die rechtsliberale VVD des bisherigen Premiers Mark Rutte, die neue rechtskonservative NSC sowie die rechtspopulistische Bauernpartei BBB. Die Gespräche hatten sich schwierig gestaltet.
Geplant ist ein loses Bündnis mit einer Ministerriege, die etwa zur Hälfte aus parteilosen Experten besteht. Zunächst sollten die Fraktionen informiert werden, die auch noch zustimmen müssen. Um den Weg für eine Regierung freizumachen, hatte der 60-jährige Wilders umstrittene Forderungen wie ein Verbot von Moscheen auf Eis gelegt und sich bereit erklärt, auf das Amt des Regierungschefs zu verzichten. Auch die Fraktionschefs der anderen drei Parteien bleiben im Parlament. dpa
Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung will die Zusammenarbeit mit Polen in Energiefragen verbessern. Die Regierungen in Paris und Berlin sollten dazu eine “Energiewendeplattform Weimarer Dreieck” einrichten, heißt es in einem gemeinsamen Papier deutscher und französischer Abgeordneter, das Table.Briefings exklusiv vorliegt. Eine stärkere Zusammenarbeit der Betreiber von Strom- und Gasnetzen der drei Länder solle Geld sparen, die Energiesicherheit erhöhen und die Klimaneutralität unterstützen. Der Entwurf der Arbeitsgruppe Energiesouveränität soll im Juni von der Parlamentarischen Versammlung beschlossen werden.
“Deutschland und Frankreich müssen gemeinsam Öko-Motor sein für eine europäische Energieunion und eine klimaneutrale EU. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir viel erreichen und weitere Partner integrieren – etwa über das Weimarer Dreieck auch Polen”, sagte AG-Koordinator Andreas Jung (CDU). Die Versammlung besteht aus jeweils 50 Abgeordneten des Bundestags und der französischen Nationalversammlung.
Die Regierungen in Berlin und Paris sollen außerdem “Impulse für eine deutsch-französische und europäische Strategie bis 2025 zur Förderung der Geothermie” entwickeln und dabei versicherungsrechtliche Fragen sowie Aspekte der Schadensregulierung insbesondere im grenzüberschreitenden Kontext klären. Eine Tiefenbohrung bei Vendenheim am Oberrheingraben etwa wurde 2020 nach Erdbeben gestoppt.
Ebenfalls auf der Agenda: “Vorschläge für eine gemeinsame europäische Wasserstoffstrategie bis 2025”. Dabei positionieren sich die Abgeordneten in Nuancen anders als die Regierung in Paris, die sich dafür ausgesprochen hat, nur noch ein Ziel für “dekarbonisierte Energie” zu verfolgen, was zulasten erneuerbarer Energien gehen könnte. In ihrem Entwurf schreiben die Abgeordneten nun zur Wasserstoffstrategie, dass Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien Vorrang haben solle. Die Regierungen beider Länder fordern sie außerdem dazu auf, “ambitioniert an der Umsetzung der novellierten europäischen Ausbauziele für erneuerbare Energien von 42,5 Prozent des Energieverbrauchs ab 2030 zu arbeiten.”
“Ich bin stolz darauf, dass es den französischen und deutschen Abgeordneten gelungen ist, sich über ein Thema zu einigen, von dem man sagt, dass es Spannungen zwischen den Regierungen unserer Länder gibt. Dies beweist, dass Einheit in der Vielfalt im Bereich der Energiesouveränität möglich und notwendig ist”, kommentiert der französische Abgeordnete Frédéric Petit (Mouvement Démocrate) das Papier. ber
Die europäische Wirtschaft kommt nur sehr langsam in Schwung. Ein Prozent soll das EU-weite BIP dieses Jahr wachsen, 0,8 Prozent in der Eurozone. 2025 soll es etwas besser aussehen, die Wachstumsprognosen liegen bei 1,6 Prozent für die EU und 1,4 Prozent für die Eurozone. Dies verkündete der EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni bei der Veröffentlichung der diesjährigen Frühlingsprognosen am gestrigen Mittwoch.
“Privatkonsum wird den wirtschaftlichen Aufschwung vorantreiben dank des weiterhin starken Arbeitsmarktes und steigender Reallöhne”, sagte Gentiloni. Die Arbeitsmarktzahlen sehen denn auch sehr ansprechend aus, mit einer Arbeitslosenrate auf einem Rekordtief und einem hohen Anteil an Erwerbstätigen. Der Wirtschaftskommissar macht sich jedoch Sorgen, dass die Menschen zu viel sparen. Die EU-weite Sparquote von 13,5 Prozent sei deutlich höher als die Zahlen vor der Pandemie.
Für dieses Jahr erwartet die Kommission keine Wachstumsimpulse über Investitionen. Da seit diesem Jahr die Schuldenregeln wieder gelten, sind die Mitgliedstaatsregierungen angehalten, ihre öffentlichen Defizite zu reduzieren. Zudem reduzieren die hohen Zentralbankzinsen die Bautätigkeit und die Vergabe von Bankkrediten.
Als großes Risiko schätzt die Kommission in den kommenden zwei Jahren die geopolitischen Entwicklungen ein. Die ungewisse chinesische Nachfrage sowie eine mögliche Eskalation der Handelsdispute zwischen China, den USA und der EU hängen als große Fragezeichen über der exportorientierten Wirtschaft vieler EU-Staaten.
Als Paradebeispiel dieser exportorientierten Wirtschaften steht Deutschland, das mit einem prognostizierten Wachstum von 0,1 Prozent in diesem Jahr quasi stagniert. Nur für Finnland und für Estland wird ein noch geringeres Wachstum erwartet. Für 2025 prognostiziert die Kommission Deutschland ein BIP-Wachstum von 1,0 Prozent. Als Problem identifiziert die Kommission die geringe Investitionstätigkeit in Deutschland, die deutlich unter dem Vorpandemie-Niveau bleibe.
Der Sachverständigenrat Wirtschaft, der am Mittwoch ebenfalls eine Konjunkturprognose veröffentlichte, weicht nur minimal von der Einschätzung der Kommission ab. Für 2024 erwartet er ein Wachstum von 0,2 Prozent und 2025 soll das BIP um 0,9 Prozent zulegen. Ulrike Malmendier geht davon aus, dass die EZB im Sommer die Leitzinsen senken wird. “Die damit verbesserten Finanzierungsbedingungen für Unternehmen werden die privaten Investitionen ankurbeln”, sagt sie in einer Pressemitteilung. Der unterstützende Effekt auf die Nachfrage dürfte dann aber erst 2025 spürbar sein. jaa
Die Europäische Kommission und sieben weitere große EU-Institutionen haben die Gründungsvereinbarung für das neue Ethikgremium unterzeichnet. Das achtköpfige Gremium soll dazu beitragen, die Integrität, Transparenz und Rechenschaftspflicht in den EU-Institutionen zu stärken und die Einhaltung gemeinsamer Standards zu überwachen. Die Arbeit der Gruppe, deren Vorsitz jährlich wechselt, wird von fünf unabhängigen Fachleuten unterstützt.
Der Start sei wie versprochen noch vor der Europawahl gelungen, freute sich die zuständige EU-Kommissarin Věra Jourová bei der Zeichnungszeremonie am Mittwoch in Brüssel. Jourová hatte im Juni 2023 einen Vorschlag für das neue Gremium vorgelegt – mit jahrelanger Verspätung, wie Kritiker monieren. “Nun sind alle außer einem” dabei, sagte Jourová. Der Europäische Rat will zunächst nicht mitarbeiten, er könnte später aber noch hinzustoßen.
Lob kam auch vom Europäischen Rechnungshof. “Die aktuelle interinstitutionelle Initiative zeigt, dass der Wille zur Schaffung einer gemeinsamen Ethik-Kultur besteht, die das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EU-Institutionen weiter stärken wird”, sagte Rechnungshofpräsident Tony Murphy. Der Rechnungshof hatte schon 2019 bessere und gemeinsame Ethikregeln angemahnt. Rückendeckung bekam er vor allem vom Europaparlament.
Parlamentspräsidentin Roberta Metsola sieht das neue Gremium als “Startpunkt”. Es schaffe einen “Rahmen”, auf den man aufbauen könne. Das Parlament war zuletzt von mehreren Skandalen erschüttert worden – vom sogenannten Katargate 2022 bis zu Berichten über russische Einflussnahme und chinesischer Spionage. Die größte Parlamentsfraktion, die konservative EVP, hatte sich zudem gegen das neue Ethikgremium ausgesprochen, da es das freie Mandat gefährde.
Zufrieden zeigten sich die an den Verhandlungen beteiligten EU-Abgeordneten Katarina Barley (SPD) und Daniel Freund (Grüne). “Es ist auffällig, dass wir diese Transparenz-Initiative gegen die Stimmen der EVP durchsetzen mussten”, sagte Barley. Abgeordnete der CDU hätten bis zuletzt mit Falschinformationen versucht, die Initiative zu torpedieren. Dies sei “absolut inakzeptabel”. Das neue Gremium werde jedoch bald als “kompromissloser Hüter der Regeln für Abgeordnete” fungieren.
“Selbstkontrolle funktioniert nicht”, betonte Freund. “Deswegen legen wir sie heute in die Hände von unabhängigen Experten.” Kurz vor der Europawahl gehe es darum, das Vertrauen in die EU-Institutionen zurückgewinnen.


Daniela Schwarzer – Vorständin Bertelsmann-Stiftung
Die ehemalige Direktorin der DGAP ist eine der Top-Expertinnen für europäische Politik und auf hoher politischer Ebene als Beraterin gefragt. Sie leitete etwa auf deutscher Seite die deutsch-französische Arbeitsgruppe zur Reform der EU, die im Herbst 2023 ihren vielbeachteten Bericht vorlegte.

Christian Kastrop – Geschäftsführender Gesellschafter Global Solutions Initiative Foundation
Der Volkswirt war Staatssekretär im Bundesjustizministerium, hat die Abteilung für Wirtschafts- und Finanzpolitik der OECD in Paris geleitet und war 2018 bis 2020 Chef des Programms “Europas Zukunft” bei der Bertelsmann-Stiftung. Seit September ist er geschäftsführender Gesellschafter bei der Global Solutions Initiative. Das Netzwerk von Think-Tanks berät internationale Organisationen zu globalen Fragen wie Klimawandel und Migration.

Jan Philipp Albrecht – Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung
Der Grünen-Politiker zog bereits mit 27 Jahren ins Europaparlament ein und verantwortete dort das Megavorhaben der Datenschutz-Grundverordnung. 2018 ging er für vier Jahre als Minister nach Schleswig-Holstein, bevor er zur Grünen-nahen Böll-Stiftung wechselte. Beobachtet die Europapolitik weiterhin genau – und kritisch.

Martin Schulz – Vorstand Friedrich-Ebert-Stiftung
Ein Urgestein der deutschen Europapolitik. Der Sozialdemokrat aus Würselen bei Aachen war fünf Jahre lang Präsident des Europaparlaments. Und hat es in dieser Funktion geschafft, in der ganzen EU bekannt zu werden. Seit 2020 leitet er die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Norbert Lammert – Vorstand Konrad-Adenauer-Stiftung
Der CDU-Politiker aus dem Ruhrgebiet war drei volle Wahlperioden Präsident des Bundestages – von 2005 bis zu seinem Ausscheiden aus der Politik. In dieser Zeit hat er mit viel Humor und als geschliffener Redner für das Parlament gekämpft. Seit 2018 steht Lammert der Konrad-Adenauer-Stiftung vor.

Magdalena Kirchner – Leiterin Europabereich Stiftung Mercator
Sie leitet seit Anfang 2024 den Bereich Europa in der Welt in der Mercator-Stiftung. Bringt viel außenpolitische Expertise mit, arbeitete unter anderem für die Friedrich-Ebert-Stiftung im Jemen.

Markus Ferber – Vorstand Hanns-Seidel-Stiftung
Seit 1994 ist der bayerische Schwabe Mitglied im Europaparlament. Im Parlament ist der Ingenieur Koordinator der christdemokratischen EVP-Fraktion im Wirtschafts- und Währungsausschuss und beschäftigt sich mit der Verkehrspolitik. Seit 2020 ist er Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung.

Lion Hirth – Professor Energiepolitik Hertie School
Bringt Lösungen für komplexe energiewirtschaftliche Probleme auf den Punkt und findet deshalb immer wieder Gehör bei Abgeordneten wie Kommissionsbeamten. Mit Kollegen schrieb Hirth zum Beispiel während der Strommarktreform einen Bericht für den Industrieausschuss. Während der Gaskrise arbeitete sich der Stromexperte blitzschnell in den Gasmarkt ein und glänzte auch dort mit seinen zugespitzten Analysen.

Esra Kücük – Vorstand Allianz Foundation
Lenkt als Chefin der Allianz Foundation ein Millionenbudget, das in die Förderung gesellschaftlicher Projekte fließt. Fungiert zugleich als Vorstandsvorsitzende der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa.

Henning Vöpel – Vorstand Centrum für europäische Politik (cep)
Der Volkswirt ist seit 2021 Direktor des Centrums für europäische Politik (cep). Die Denkfabrik ist so etwas wie das ordnungspolitische Gewissen in der EU-Politik. Vöpel lehrt zudem als Professor an der Berliner Business and Law School. Seit Januar 2022 ist er alleiniger Vorstand der Stiftung Ordnungspolitik.