Wolodymyr Selenskyj hat am Donnerstag Brüssel besucht. Und die verbale Solidarität war riesig. “Wir sind eine Familie, Familienmitglieder helfen einander”, beschwor Ursula von der Leyen. Ratspräsident Charles Michel versprach dem Gast aus Kiew “maximale Unterstützung”. Nur: Konkret geworden ist diese Solidarität erst einmal nicht, analysiert Stephan Israel.
Der Besuch dominierte den gestrigen Sondergipfel, erst am Abend kamen die Staats- und Regierungschefs zu den beiden anderen Hauptthemen – Wettbewerbsfähigkeit und Migration. Die Diskussion um Grenzsicherung und Dublin-Verordnung sei nach Einschätzung erfahrener Teilnehmer weniger aufgeregt und lösungsorientierter verlaufen als in vergangenen Jahren, berichtete Kanzler Olaf Scholz in der nächtlichen Pressekonferenz. Mit Blick auf den US-Inflation Reduction Act habe man sich darauf verständigt, die Beihilfeverfahren flexibler zu gestalten.
Noch immer heizen viele zum Fenster hinaus, weil ihr Haus oder ihre Wohnung energetisch schlecht isoliert ist. Und das wird womöglich auch noch für eine längere Zeit so bleiben. Der Industrieausschuss hat sich am Donnerstag für zahlreiche Ausnahmen bei der Gebäuderichtlinie (EPBD) ausgesprochen. Etwa ein Viertel der betroffenen Gebäude soll von der Sanierungspflicht ausgenommen werden, schreibt Manuel Berkel.
Gerade die Grünen sind sehr streng, wenn es um Lobbyismus geht. Doch in dieser Woche sind genau solche Vorwürfe gegen die Grünen-Europaparlamentarierin Jutta Paulus bekannt geworden. Nun folgen Rufe nach Konsequenzen: Paulus soll sich als Berichterstatterin für das EU-Gesetzgebungsvorhaben zur Reduzierung der Methan-Emissionen im Energiebereich zurückziehen, fordern EVP-Politiker.
Nicht oft wird im Brüsseler Europaviertel ein Gast so mit Spannung erwartet und dann auf Händen getragen. Doch für Wolodymyr Selenskyj war der Auftritt vor dem EU-Parlament und später am EU-Gipfel ein Heimspiel. Es gab Ovationen, viele Bravorufe und die Hymne der Ukraine. “Sie haben mit ihrem Widerstand nicht nur Ihr Land, sondern die ganze Welt inspiriert”, begrüßte Parlamentspräsidentin Roberta Metsola den Gast. Die Ukraine werde gegen Russlands “brutale und illegale Invasion” gewinnen.
Der ukrainische Präsident war am Morgen aus Paris mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Brüsseler Flughafen eingetroffen, dort von EU-Ratspräsident Charles Michel, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Belgiens Premier Alexander De Croo empfangen wurden. Soviel Ehre gibt es sonst höchstens für einen US-Präsidenten.
Selenskyj ist Europas Kriegspräsident, der Mann von der Front. Das machte schon die Kleidung deutlich. Neben den Anzugträgern setzte sich der ukrainische Präsident in braunen Hosen, festen Schuhen und einem schwarzen Pullover deutlich ab. Wolodymyr Selenskyj bewies auch in Brüssel, dass er ein guter Redner ist. Für jedes Publikum hatte er eine maßgeschneiderte Botschaft. Die britische Regierung lobt er für die frühe sowie entschlossene Unterstützung und forderte gleichzeitig Kampfflugzeuge und Langstreckenraketen.
In Paris traf er Europas eher zögerliches Tandem, Emmanuel Macron und Olaf Scholz, zum späten Abendessen. Viel aus dem nächtlichen Gespräch ist nicht durchgesickert. Der Besucher aus dem Kriegsgebiet hat laut Diplomaten deutlich gemacht, dass die Lage an der Front kritisch sei.
Vor dem EU-Parlament richtete sich Wolodymyr Selenskyj an ganz Europa. Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine sei ein Angriff gegen den “europäischen Lebensstil“. Das russische Regime hasse alles, wofür Europa stehe, nämlich Demokratie, Rechtsstaat, Sozialmodell, Diversität. Nur ein Sieg der Ukraine stelle sicher, dass Europas Werte im historischen Kampf gegen die “antieuropäischen Kräfte” obsiegten. Die Ukraine und die EU seien eine Schicksalsgemeinschaft, so die Botschaft.
Fast zur gleichen Zeit trafen wenige hundert Meter entfernt im Europagebäude die EU-Staats- und Regierungschefs für den Sondergipfel ein. “Wir sind hier, um ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung für die Ukraine zu setzen”, sagte Kanzler Olaf Scholz bei der Ankunft.
Emmanuel Macron sieht sich knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine unter Druck, noch mehr zu tun. Er verwies auf die schwierige Lage an der Front: “Wir sehen, dass die nächsten Wochen und Monate entscheidend sind.” Der Westen müsse Waffen schicken, die jetzt nützlich seien und nicht Versprechungen machen, die erst in ferner Zukunft erfüllt werden könnten. Und überhaupt werde man die nächsten Lieferungen nicht öffentlich erörtern. Die Frage von Kampfflugzeugen für die Ukraine stelle sich “so nicht”, sagte Frankreichs Präsident.
Wolodymyr Selenskyj pochte darauf, dass die Mitgliedstaaten bis Ende Jahr grünes Licht für den Start der Beitrittsverhandlungen geben. Das sei wichtig für die Motivation der Ukrainer. EU-Ratspräsident Charles Michel versprach dem Gast “maximale Unterstützung”. Die EU werde an der Seite der Ukraine stehen, bis diese Mitglied im Club sei. In einigen Hauptstädten hält man das Datum allerdings für sehr unrealistisch.
Ursula von der Leyen wollte da nicht nachstehen. Die EU werde alles tun, damit die Ukraine diesen Krieg gewinne und es zu einer gerechten Friedenslösung komme, sagte die Kommissionspräsidentin. Russland müsse für die Zerstörung und für das vergossene Blut zahlen. Die EU-Kommission will bereit sein, sobald der Wiederaufbau beginnen kann. Die Klärung der Fragen, wo mutmaßliche Kriegsverbrecher angeklagt werden sollen und inwiefern blockierte Devisen der russischen Zentralbank für den Wiederaufbau genutzt werden können, hat dabei Priorität.
Vorantreiben will von der Leyen zudem das zehnte Sanktionspaket, das schon länger in Arbeit ist. Die Gespräche mit den Mitgliedstaaten sind für das Wochenende geplant. Es soll weitere russische Exporte in der Höhe von zehn Milliarden Euro treffen. Zudem sollen Schlupflöcher im bestehenden Sanktionsregime geschlossen werden. Die Strafmaßnahmen gegen Belarus und Russland sollen synchronisiert werden, sagte ein EU-Diplomat. Die Kommissionspräsidentin erwähnte auch weitere Sanktionen gegen russische Propaganda.
Er habe nicht das Recht, mit leeren Händen nach Hause zu fahren, mahnte Selenskyj eindringlich. In London seien die Gespräche über Kampfflugzeuge und Langstreckenraketen “positiv” gewesen. Gewisse Vereinbarungen seien aber nicht öffentlich. Das Treffen mit Scholz und Macron in Paris beschrieb Selenskyj als “powerful” und wichtig. Der Eindruck sei ebenfalls positiv, aber er wolle nicht ins Detail gehen.
Nach Brüssel sei er vor allem gekommen, um Danke zu sagen. “Wir haben positive Signale bekommen, dass wir die nötigen Waffen bekommen“, sagte Selenskyj am Abend. Im Gespräch sei, ähnlich wie bei den Kampfpanzern eine Allianz für Kampfflugzeuge zu bilden, so ein Diplomat. Neben F-15 Flugzeugen könnte die Ukraine von einzelnen osteuropäischen Mitgliedstaaten auch Mig-29 aus sowjetischer Produktion bekommen.
Als Antwort auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) setzt die EU auf eine gezielte Lockerung der Beihilfe-Regeln für klimafreundliche Technologien. Die Prozeduren für staatliche Beihilfen sollten “einfacher, schneller und vorhersehbarer” werden, heißt es in der Abschlusserklärung des EU-Gipfels. Subventionen und Steuervorteile für grüne Industrien müssten “gezielt, vorübergehend und angemessen” sein. So soll eine Verzerrung des Wettbewerbs vermieden und der Binnenmarkt gesichert werden.
Zudem ist vorgesehen, Geld aus bestehenden EU-Töpfen flexibler einzusetzen, um Unternehmen zu unterstützen. Darauf hatte die Bundesregierung gedrungen. Außerdem wollen die EU-Staaten mehr gegen den Fachkräftemangel unternehmen – etwa durch Schulung und Weiterbildung. Auch der Zugang zu wichtigen Rohstoffen wird betont.
Der Gipfel folgt damit weitgehend Vorschlägen der Kommission. Deren Präsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, bis Mitte März nun Legislativvorschläge auszuarbeiten, die beim nächsten EU-Gipfel am 23. und 24. März diskutiert werden können. Im Vorfeld hatten etliche Mitgliedstaaten davor gewarnt, über eine weitreichende Lockerung der Beihilferegeln den Wettbewerb im Binnenmarkt zugunsten finanzkräftiger Staaten wie Deutschland zu verzerren. Diese Mahnung findet sich ebenfalls in der Abschlusserklärung wieder.
Offen bleibt, ob auch neue EU-Fördergelder bereitgestellt werden sollen. In der Abschlusserklärung heißt es lediglich, “eine voll wirksame politische Reaktion der EU erfordert einen fairen Zugang zu finanziellen Mitteln“. Dafür sollten “die vorhandenen EU-Mittel flexibler eingesetzt und Optionen zur Erleichterung des Zugangs zu Finanzmitteln geprüft werden”. Die Staats- und Regierungschefs nähmen überdies zur Kenntnis, dass die Kommission im Sommer einen europäischen Souveränitätsfonds vorstellen wolle. Zudem fordern sie die Kommission auf, zügig ihre Reformvorschläge für den Stabilitäts- und Wachstumspakt vorzulegen.
Für einen solchen schuldenfinanzierten Fonds haben sich vor allem Frankreich, Italien und Spanien stark gemacht. Schützenhilfe kommt jetzt aus den USA: US-Finanzministerin Janet Yellen rät der EU zu einem eigenen Subventionsprogramm. “Wenn Europa Maßnahmen ergreift, um ähnliche Subventionen wie bei uns einzuführen, ist das eine gute Klimapolitik”, sagte Yellen. “Wir haben die gleichen Ziele, Europa und die Vereinigten Staaten.” Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden klargestellt, dass die USA das IRA nicht mehr aufschnüren werde. Zudem besteht Washington darauf, bei kritischen Lieferketten das Prä zu haben.
“Die Lieferkette beginnt in Amerika”, sagte Biden in seiner Rede zur Lage der Nation am Dienstag. Bei einem Besuch in Washington hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck versucht, die USA zu Zugeständnissen zu bewegen. Die Ergebnisse seiner Reise sollen nun in den Kommissionsvorschlag einfließen. Mit Till Hoppe
Selten war der Bedarf an schnellen und ambitionierten Sanierungen so groß wie in der derzeitigen Energiekrise. “Eine schrittweise Steigerung der Gebäudesanierungen von weniger als einem auf vier Prozent pro Jahr und eine Priorisierung auf schlecht gedämmte und gasbeheizte Gebäude würde bis 2025 jährlich 14 Prozent des Gasbedarfs zum Heizen einsparen“, sagte DIW-Energieexperte Karsten Neuhoff diese Woche und forderte, die Empfehlungen der Expertenkommission Wärme der Bundesregierung vollständig umzusetzen.
Für die Zeit danach lässt die am Donnerstag angenommene ITRE-Position zur Gebäuderichtlinie (EPBD) keine besonders ehrgeizigen Vorgaben für den Gebäudesektor erwarten. Kern der Reform sind Mindestvorgaben für die Gesamtenergieeffizienz (MEPS). Damit sollen die verschwenderischsten Gebäude ab bestimmten Zeitpunkten gewisse Mindeststandards erfüllen. Dazu gehören:
Zu wenig ist das für ein Bündnis aus Umwelt- und Industrieverbänden. “Während die Bestimmung über die Mindestvorgaben etwas ehrgeiziger ist als der Kommissionsvorschlag, führt der Bericht eine Ausnahmeregelung ein, die dazu führen würde, dass fast ein Viertel der ineffizientesten Wohngebäude bis 2037 unsaniert bliebe“, sagte Arianna Vitali, Generalsekretärin der Coalition for Energy Savings.
Die Mitgliedstaaten können Sozialwohnungen in öffentlichem Besitz von der Renovierungspflicht ausnehmen, um Mietsteigerungen zu verhindern und sich Zuschüsse zu sparen. Mit Zustimmung der Kommission dürfen die nationalen Regierungen zudem einen Mangel an Facharbeitern und fehlende Wirtschaftlichkeit geltend machen – insgesamt für 22 Prozent des Wohnungsbestands. Weitere Erleichterungen sollen unter anderem für denkmalgeschützte Gebäude gelten.
Noch nicht weit genug gehen die Ausnahmen dagegen der CSU-Abgeordneten Angelika Niebler: “Sozialwohnungen sind in Deutschland zum Teil in privater Hand und können dadurch beispielsweise nicht von der Ausnahme profitieren.”
Etwas weiter als die Kommission geht das Parlament bei Neubauten und der Solardachpflicht. Neubauten dürfen ab 2028 keine Emissionen mehr verursachen und müssen – wo technisch und wirtschaftlich machbar – mit Solaranlagen ausgestattet werden. Bei Renovierungen soll die Solarpflicht ab 2032 greifen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält den Deal trotzdem für ungeeignet, “um die erforderlichen Rahmenbedingungen für eine sozial gerechte und klimazielkompatible Transformation des Gebäudesektors zu setzen”. Zuvor hatte die DUH bereits auf ein Schlupfloch für das Aus von fossilen Heizungen hingewiesen.
Ab Inkrafttreten der Richtlinie sollen eigentlich keine Gas- oder Ölkessel mehr eingebaut werden dürfen und ab 2035 – oder mit Zustimmung der Kommission 2040 – sollen sie komplett verschwinden. Doch schon die Zertifizierung der Heizkessel für erneuerbare Energien soll ausreichen, um sie weiterbetreiben zu können. Da jede Gasheizung mit Biomethan laufen kann, könnte allein diese Bestimmung das Verbot aushebeln, fürchtet Elisabeth Staudt von der DUH.
“Dann sieht der Vorschlag der Abgeordneten auch noch vor, dass jedes Heizsystem, das mit einem Prozent erneuerbaren Energien und 99 Prozent fossilen Brennstoffen läuft, als ‘erneuerbar’ eingestuft werden kann”, kritisiert Jozefien Vanbecelaere vom Wärmepumpenverband EHPA.
Der BDEW macht dagegen auf mögliche Konflikte mit einer anderen Verordnung aufmerksam: “Nicht zielführend ist, dass die Abgeordneten den Mitgliedsstaaten zukünftig ermöglichen wollen, individuelle Anforderungen an gasbasierte Technologieoptionen zu stellen. Für energetische Anforderungen an Wärmeerzeuger im EU-Binnenmarkt gilt eigentlich der Ökodesignrahmen, der einzelstaatliche Marktbarrieren verhindern soll.”
Wesentlich erweitert werden soll die Gebäuderichtlinie allerdings um das Thema Anpassung an den Klimawandel. Die Abgeordneten haben die Vorschläge der Kommission verschärft: Die Mitgliedstaaten sollen mit dem Inkrafttreten sicherstellen, dass neue Gebäude an Veränderungen des Klimas angepasst sind. Als Beispiel erwähnt die ITRE-Einigung nun ausdrücklich grüne Infrastruktur wie begrünte Dächer und Wände.
Dem Handwerk graust es bereits vor den neuen Anforderungen. “Die Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie soll mit weiteren Themen angereichert werden”, kritisiert Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). “Der verabschiedete Berichtsentwurf lässt befürchten, dass energetisches Sanieren und Bauen erheblich komplexer und teurer wird.”
Die Abstimmung im Plenum des Parlaments ist für Mitte März angesetzt. Der Rat hat seine Allgemeine Ausrichtung bereits vor Monaten beschlossen. Einen Termin für einen ersten Trilog gebe es aber noch nicht, erklärte gestern ein Sprecher der schwedischen Ratspräsidentschaft.
13.02.2023 – 15:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Jüngste Entwicklungen auf den Energiemärkten und ihre Auswirkungen auf die Finanzpolitik. Reaktion im Euroraum, Diskussion zu den Arbeitsmärkten im Euroraum (jüngste Entwicklungen und künftige Herausforderungen), makroökonomische und finanzielle Entwicklungen und politische Koordinierung im Euroraum. Vorläufige Tagesordnung
13.02.2023 – 17:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: REPowerEU, Wahlrecht
Themen: Aussprache zum Thema REPowerEU-Kapitel in den Aufbau- und Resilienzplänen, Aussprache zum Wahlrecht mobiler Unionsbürger bei Kommunalwahlen. Vorläufige Tagesordnung
14.02.2023
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Überprüfung der CO₂-Emissionsnormen für schwere Nutzfahrzeuge. Vorläufige Tagesordnung
14.02.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: CO₂-Emissionsnormen, Marktstabilitätsreserve, außenpolitische Fragen
Themen: Aussprache zu CO₂-Emissionsnormen für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge, Abstimmung zur Überarbeitung der Marktstabilitätsreserve für das Emissionshandelssystem der EU, Aussprache über außenpolitische Fragen in Anwesenheit des Hohen Vertreters der Union für Außen- und Sicherheitspolitik. Vorläufige Tagesordnung
14.02.2023 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Gedankenaustausch zu den wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Aggression Russlands gegen die Ukraine, Annahme der Durchführungsbeschlüsse des Rates im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität, Vorbereitung der Tagung der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G20 am 23./24. Februar 2023 (EU-Mandat für das G20-Treffen). Vorläufige Tagesordnung
15.02.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: Horizont Europa, Zentralbank, kritische Rohstoffe
Themen: Abstimmung zu gemeinsamen Unternehmen im Rahmen von “Horizont Europa”, Aussprache zum Jahresbericht der Europäischen Zentralbank 2022, Aussprache zum Zugang zu strategischen kritischen Rohstoffen. Vorläufige Tagesordnung
16.02.2023
EuGH-Urteil: Aussetzung eines Europäischen Vollstreckungstitels
Themen: Lufthansa Technik AERO Alzey hat vor den deutschen Gerichten in Bezug auf eine Forderung von über zwei Millionen Euro einen Europäischen Vollstreckungstitel gegen Arik Air erwirkt. Auf der Grundlage dieses Vollstreckungstitels wurde in Litauen ein Arik Air gehörendes Flugzeug beschlagnahmt. Vor dem Obersten Gericht Litauens wehrt sich Lufthansa gegen die Aussetzung des Vollstreckungsverfahrens. Dieses Gericht möchte vom Gerichtshof u.a. wissen, wann “außergewöhnliche Umstände” vorliegen, die es rechtfertigen können, dass ein Gericht des Vollstreckungsstaats die Aussetzung der Vollstreckung anordnet. Schlussanträge
16.02.2023 – 09:00-16:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: Düngemittel, Große Anfragen
Themen: Aussprache zur Mitteilung der Kommission zum Thema “Sicherstellung der Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Düngemitteln”, Aussprache zu großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung
17.02.-19.02.2023
Münchener Sicherheitskonferenz
Themen: Drei Tage lang bietet die Münchener Sicherheitskonferenz eine Plattform für hochrangige Debatten zu den außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Infos
Die EVP fordert den Rücktritt von Jutta Paulus (Grüne) als Berichterstatterin für das EU-Gesetzgebungsvorhaben “Reduzierung der Methan-Emissionen im Energiebereich”. In einer Mail an die Grünen-Abgeordnete aus Gießen, den Chef des zuständigen Umweltausschusses, Pascal Canfin (Renew) und andere schreiben Christian Ehler (CDU), Koordinator im Ausschuss und EVP-Schattenberichterstatter Massimiliano Salini gestern Abend: “Wir haben ernsthafte Zweifel an der Integrität der Berichterstatterin.”
Table.Media hatte berichtet, dass das Dokument mit den eingearbeiteten Kompromissvorschlägen zu ihrem Bericht nicht auf einem PC im EP, sondern auf dem PC einer Lobbyistin angelegt wurde. Paulus hatte dies eingeräumt, allerdings erklärt, dass sie sich nur der Formatierungsvorlage bedient habe.
Mit Bezug auf ein Zitat der Transparenz-Expertin Nina Katzemich von Lobbycontrol aus dem Artikel von Table.Media schreiben die beiden Christdemokraten weiter: “Sicher sind Sie und jedes einzelne Mitglied der Grünen-Fraktion auch der Meinung, dass es nicht zu akzeptieren ist, wenn Lobbyisten ,den Stift führen’ in dem Augenblick, wenn der Berichterstatter des EP die Kompromissvorschläge zusammenstellt.” Weiter heißt es im Hinblick auf den Korruptionsskandal Kaili: “In Verbindung mit den jüngsten Enthüllungen um den vermeintlichen Einfluss von Drittländern auf das Europaparlament wirft diese Affäre zusätzlich ein schlechtes Licht auf unsere Institution.” mgr
Über die Pipelines Nord Stream in der Ostsee und Yamal durch Polen fließt schon seit Monaten kein russisches Erdgas mehr in die EU. Doch auch die verbliebenen Pipelines Ukraine-Transit und Turkstream werden für die Gasversorgung der EU immer unwichtiger. Wie eine Auswertung des Brüsseler Thinktanks Bruegel zeigt, flossen in den ersten fünf Wochen dieses Jahres weniger als acht Prozent des in die EU importierten Gases durch diese Pipelines. Zum Jahresbeginn 2021 hatte der Anteil noch bei über 48 Prozent gelegen. Die absolute Menge importierten russischen Pipeline-Gases ist damit innerhalb von zwei Jahren um 86 Prozent zurückgegangen.
Das könnte auch Auswirkungen auf die geplanten LNG-Terminals in Deutschland haben. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte zuletzt erklärt, über diese müssten auch südosteuropäische Länder versorgt werden, wenn die Gasversorgung aus Russland komplett gestoppt wird. Tatsächlich zeigen die jüngsten Zahlen, dass die Lücke nicht sonderlich groß ist. Rechnerisch ließe sich das verbliebene russische Gas derzeit sogar mit der bestehenden Infrastruktur schließen.
Bruegel hält den Bau der schwimmenden Terminals dennoch für sinnvoll. Denn diese würden dafür sorgen, dass es auch dann noch Reserven gibt, wenn kein Gas aus Russland fließt und die nächsten Winter sehr kalt werden. Werden zusätzlich alle geplanten Terminals an Land gebaut, drohten dagegen ab 2025 europaweit deutlich Überkapazitäten, warnt der Thinktank. Das gilt selbst für den Fall einer Auslastung von nur 65 Prozent.
Wenn jede Regierung auf eine eigene Versorgungssicherheit hinarbeite, riskiere “die EU insgesamt, substanzielle Gas-Überkapazitäten aufzubauen”, hatte der Thinktank bereits im vergangenen Jahr gewarnt. “Das wäre eine ineffiziente Nutzung von Ressourcen und würde Interessengruppen stärken, die einen schnellen Gasausstieg ablehnen“, hieß es damals. mkr
Der Industrieausschuss des Parlaments hat gestern gegen den Antrag von Grünen und Renew gestimmt, einen selbständigen Verband für die künftigen Wasserstoffnetze (ENNOH) zu schaffen. Stattdessen nahm eine Mehrheit den Kompromiss zur Gasmarkt-Verordnung unter Leitung des Berichterstatters Jerzy Buzek (EVP) an, nach dem ENTSOG zu einer gemeinsamen Organisation der europäischen Netzbetreiber für Erdgas und Wasserstoff (ENTSOG&H) weiterentwickelt werden soll.
“Die Übertragung der Wasserstoffinfrastruktur-Planung an die Gasnetzbetreiber gefährdet klare Leitlinien dazu, wo Wasserstoffnetze sinnvoll sind und wo Gasnetze zurückgebaut werden müssen”, kommentierte Esther Bollendorff vom Climate Action Network (CAN) den Beschluss. Dies berge die Gefahr eines übermäßigen Ausbaus von Wasserstoffnetzen und eines Lock-ins von fossiler Infrastruktur.
Neben der Position zu der Verordnung nahm der ITRE gestern auch den Kompromiss des Berichterstatters Jens Geier (SPD) zur Gasmarkt-Richtlinie an.
Den Gasverteilnetzbetreibern kommt die angenommene Position entgegen. “Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich das Parlament gegen die unternehmerische Entflechtung und für die Unterscheidung zwischen Fernleitungsnetz- und Verteilnetzebene ausgesprochen hat. Das ist ein klares Signal dafür, dass die Abgeordneten die wichtige Rolle des bestehenden Gasnetzes für die Energie- und Wärmewende anerkennen”, sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU). Der Rat nehme in dieser Frage derzeit allerdings eine andere Position ein als das Parlament. ber
Mit klarer Mehrheit haben die Abgeordneten im Industrieausschuss (ITRE) am Donnerstag die Kompromissvorschläge zur europäischen digitalen Identität (eID) und zum Datengesetz (Data Act) angenommen. Mit der eID sollen EU-Bürgerinnen und Bürger sicheren Zugang zu öffentlichen und privaten digitalen Diensten erhalten – auch über nationale Grenzen hinweg. Und sie sollen sich europaweit elektronisch per Wallet-App ausweisen können.
Dabei hatte die Kommission in ihrem Vorschlag für jeden EU-Bürger eine verpflichtende lebenslange Personenkennziffer vorgesehen. Dies lehnten die Parlamentarier jedoch ab. Ihr Einsatz soll auf grenzüberschreitende Verwaltungsdienste beschränkt bleiben. Die Kritik war, dass der Staat auf diese Weise Informationen aus zahlreichen Lebensbereichen zusammenführen und so gläserne Bürger erschaffen könne. Diese Diskussion werden die Parlamentarier jedoch fortsetzen müssen. Denn der Rat hat sich in diesem Punkt dem Vorschlag der Kommission angeschlossen.
Die eID sei ein entscheidender Schritt nach vorn, twitterte Schattenberichterstatter Alin Mituța (Renew) nach der Abstimmung. Sie ermögliche es EU-Bürgern und Unternehmen, “die volle Kontrolle über ihre Daten und Dokumente zu behalten”. Angelika Niebler (CSU) hob hervor, “dass Bürgerinnen und Bürger den europäischen digitalen Identitätsausweis freiwillig nutzen können und er keine Pflicht ist”. Patrick Breyer (Piraten) warnte: “Wir müssen uns der großen Gefahr entgegenstemmen, dass die geplante ‘Digitale Identität’ schrittweise die Anonymität im Internet verdrängen könnte, die uns vor Profiling und Identitätsdiebstahl schützt.”
Kritik kam aus der Wirtschaft: Jan Oetjen, Geschäftsführer der Internetdienstleister Web.de und GMX, hält es für einen Konstruktionsfehler, dass die geplante Wallet gleich zu Beginn eine Identifizierung mit einem Personalausweis vorsieht. So entstehe – anders als etwa bei den Wallets von Apple oder Google – eine hohe Hürde. Diese werde die angestrebte Verbreitung eines europaweit geltenden ID-Standards lähmen. Auch verpasse die EU so die Chance, eine wettbewerbsfähige Alternative zu den Systemen der US-Plattformen zu etablieren. Die Wallet müsse mit Massenanwendungsfällen wie E-Mail, Messenger oder sozialen Netzwerken kompatibel sein, sagte Oetjen.
Kim Nguyen, Geschäftsführer des zur Bundesdruckerei gehörenden Vertrauensdiensteanbieters D-Trust, lobte dagegen, dass das Parlament die Kontrollmöglichkeiten der Bürger bei der Wallet “erfreulicherweise noch einmal gestärkt” habe. Das sei “eine wichtige Grundlage für eine möglichst breite Akzeptanz der Wallet”.
Da der Rat seine interne Arbeit an der eID-Verordnung ebenfalls bereits abgeschlossen und im Dezember 2022 eine Allgemeine Ausrichtung angenommen hat, ist der Weg zum Trilog frei. Der Prozess kann nach der Abstimmung im Plenum – voraussichtlich Mitte März – beginnen. Beim Data Act wird es noch etwas länger dauern, denn hier steht die Allgemeine Ausrichtung des Rates noch aus. vis
Gestern stimmte der Umweltausschuss über seine Stellungnahme zum Sorgfaltspflichten-Gesetz ab. Die Abgeordneten konnten sich insbesondere auf stärkere Klimaauflagen einigen. Sie fordern beispielsweise, dass sich Unternehmen Klimaneutralitätsziele setzen und für Klimaschäden in ihren Wertschöpfungsketten haften müssen.
“Der Umweltausschuss sendet ein starkes Signal: Wir wollen Unternehmen dazu verpflichten, ihre gesamte Wertschöpfungskette bis 2050 klimaneutral zu gestalten“, kommentierte Berichterstatter Tiemo Wölken (SPD). Das Votum kam ohne die Unterstützung der EVP zustande. Diese hatte ihre Unterstützung für den Kompromisstext zurückgezogen.
Die Stellungnahme setzt sich außerdem für einen risikobasierten Ansatz ein und fordert, dass bereits Unternehmen ab 250 Mitarbeitern und einem weltweiten Umsatz von 40 Millionen Euro unter das Gesetz fallen. Die Forderungen des Umweltausschusses lehnen sich insgesamt eng an die EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CRSD) an, etwa bei der Definition nachteiliger Umwelteinwirkungen. Im März stimmt der federführende JURI-Ausschuss ab, im Mai geht der Text ins Plenum. cw
Die Europa-Reise des chinesischen Gouverneurs der autonomen Provinz Xinjiang, Erkin Tuniyaz, stößt auf heftige Ablehnung. Tuniyaz reist im Auftrag der chinesischen Regierung am kommenden Sonntag nach London, wo er auf Vertreter des britischen Außenministeriums treffen soll. Genau eine Woche später will Tuniyaz dann in Brüssel vorsprechen, um bei den EU-Mitgliedsstaaten eine diplomatische Charme-Offensive zu starten.
Tuniyaz ist wegen seiner verantwortlichen Rolle für Verbrechen gegen die Menschlichkeit an uigurischen Muslimen in Xinjiang von den Vereinigten Staaten seit zwei Jahren sanktioniert. Die US-Regierung bezeichnet Pekings Umgang mit den Uiguren gar als Völkermord. Die EU dagegen richtete ihre Sanktionen bisher auf vier rangniedrigere Funktionäre aus Xinjiang, Tuniyaz ist die Einreise weiterhin erlaubt.
“Der Gouverneur von Xinjiang ist mitverantwortlich für die Menschenrechtsverbrechen, die die chinesische Führung in der autonomen Region immer noch begeht. Zwar muss es weiterhin Gespräche mit China geben. Aber das schließt Personen aus, die wie Erkin Tuniyaz persönlich so eng an diesen Verbrechen beteiligt sind”, sagte der EU-Parlamentarier Reinhard Bütikofer (Grüne/EFA) China.Table.
Auch aus dem Bundestag kam Kritik. “Ich halte diesen Besuch für äußerst problematisch. Dem Gouverneur von Xinjiang eine Plattform zu bieten, würde ein falsches Signal senden”, sagte der Menschenrechtspolitiker Peter Heidt (FDP). Heidt glaubt, Peking wolle die Vorgänge in Xinjiang relativieren.
Frank Schwabe (SPD) warnt vor einem propagandistischen Missbrauch des Besuchs durch die chinesische Seite. “Ich hoffe, dass die Europäer gut vorbereitet eine unmissverständliche Kommunikationsstrategie mit in dieses Gespräch nehmen. Niemand darf den Fehler machen, sich von den chinesischen Darstellungen in die Irre führen zu lassen.” grz
Chinas EU-Botschafter Fu Cong hat Brüssel vor der Unterzeichnung eines bilateralen Investitionsabkommens mit Taiwan gewarnt. Dieses würde die Beziehungen zwischen der EU und China “grundlegend verändern” und “das Fundament erschüttern”. Dieser Schritt würde sehr ernst genommen, sollte es so weit kommen, sagte Fu auf einer Veranstaltung des European Policy Centre. Fu kritisierte zudem Besuche von EU-Parlamentariern “und auch hochrangigen Beamten der EU-Institutionen” in Taiwan. Bisher hatten mehrere Delegationen des Europaparlaments Taipeh besucht, ranghohe Beamte der EU-Kommission oder des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) haben Taiwan bisher offiziell jedoch nicht besucht.
Fu wies Vergleiche zwischen der russischen Invasion in der Ukraine und der Situation Taiwans zurück. Dabei handele es sich um “zwei völlig verschiedene Dinge”. “Die Ukraine ist ein unabhängiger Staat, und Taiwan gehört zu China”, sagte Fu. “Es gibt also keine Vergleichbarkeit zwischen den beiden Themen.” Der chinesische EU-Botschafter wiederholte zudem Pekings Position, dass der Krieg in der Ukraine durch Verhandlungen gelöst werden müsse. “Wir glauben nicht, dass nur die Bereitstellung von Waffen das Problem tatsächlich lösen wird.”
Chinas EU-Botschafter kritisierte zudem die Rhetorik eines “vollständigen Sieges” der Ukraine. “Wir sind ziemlich besorgt darüber, dass Leute davon sprechen, einen vollständigen Sieg auf dem Schlachtfeld zu erringen”, sagte Fu. Die “Sicherheitsbedenken beider Seiten” müssten berücksichtigt werden. Am Donnerstag besuchte der ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Brüssel. Selenskyj hatte zuvor in Paris Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz getroffen und war nach London gereist. ari
Wenige Momente prägten die Karriere von David Wortmann so stark wie das Treffen mit Arnold Schwarzenegger im Jahr 2004. Wortmann war zu der Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter des SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer. Das Team arbeitete unter anderem am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Dann kam die Einladung von dem Mann, der einst Terminator spielte und mittlerweile Gouverneur in Kalifornien geworden war.
Schon damals war in den USA das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten, also lud der Ex-Schauspieler nach draußen: “Empfangen hat er uns in einem Zelt im Innenhof des Gebäudes. Geschminkt wie am Filmset und Zigarre rauchend”, erzählt Wortmann. Geblieben ist es dabei nicht. “Schwarzenegger hat kluge Fragen gestellt und sich von uns beraten lassen. Daraus ist dann ein sehr ambitioniertes Klimaprogramm in Kalifornien entstanden”, sagt Wortmann. “Da habe ich gemerkt, dass gute Arbeit auch internationalen Einfluss haben kann.” Für Wortmann war das ein Schlüsselmoment – und der Beginn einer wechselfreudigen Karriere.
Heute arbeitet Wortmann als Vermittler zwischen Wirtschaft und Politik und ist bestens vernetzt in Berlin und Brüssel. Er spricht regelmäßig mit Vertretern von Regierungen, Ministerien, der EU-Kommission oder dem Europarat. Daraus hat er bereits 2012 ein Geschäftsmodell gemacht und mit Doreen Rietentiet die Strategieberatung DWR eco gegründet. Diese berät und unterstützt Unternehmen und Institutionen bei der grünen Transformation.
In seinen Podcasts “Let’s Talk Change” und “Deep Dive Clean Tech” spricht er mit Protagonisten aus der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien über die nachhaltige Transformation der Wirtschaft. In “Pod steh uns bei” bewertet er in unterschiedlichen Host-Konstellationen regelmäßig die klimapolitischen Themen der Woche, unter anderem zusammen mit Luisa Neubauer. Er ist Unternehmer, Netzwerker und Politikberater in Personalunion.
Bedenkt man seine Wurzeln, passt die heutige Ausrichtung nur zu gut. Geboren im nordrhein-westfälischen Herdecke im Jahr 1976 wuchs Wortmann im Grünen auf: “Während meiner Kindheit habe ich sehr viel Zeit in den Wäldern und auf den Wiesen meiner ländlichen Umgebung verbracht”, erzählt Wortmann. “Es war ein bisschen Bullerbü: Bäche, Wiesen, Schnee, Ponys. Wir lebten auf einem alleinstehenden Rest-Gehöft in Hagen, am Übergang des Ruhrgebiets zum Sauerland.”
Später spezialisierte er sich auf das Thema Nachhaltigkeit und gründete während seines Studiums der Wirtschafts- und Politikwissenschaften das Sustainable Development Forum an der Universität Passau. Seither wechselt er munter zwischen Wirtschaft und Politik hin und her.
Als studentische Hilfskraft arbeitete er für den Grünen Hans-Josef Fell im Bundestag, dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Hermann Scheer, 2005 wechselte er zum Start-up First Solar, das daran arbeitet, die Kosten der Solarenergie zu senken. Dann ging es wieder zurück ins Regierungsumfeld: Bei der Wirtschaftsförderung der Bundesregierung leitete er die Energie- und Umweltabteilung, lebte unter anderem eine Zeit in Asien und holte weltweit Investoren nach Deutschland.
Auch wenn Wortmann politisch aktiv ist, ein direktes Mandat und damit einen Wechsel in die Politik strebt er zurzeit nicht an. “Ich fühle mich in beiden Welten wohl, in der Wirtschaft kann ich aber aktuell mehr bewegen”, sagt Wortmann. “Ich gehe immer dort hin, wo ich das Gefühl habe, ich kann einen Unterschied machen” – und aktuell ist das die Position zwischen Wirtschaft und Politik. Pascal Mühle
Wolodymyr Selenskyj hat am Donnerstag Brüssel besucht. Und die verbale Solidarität war riesig. “Wir sind eine Familie, Familienmitglieder helfen einander”, beschwor Ursula von der Leyen. Ratspräsident Charles Michel versprach dem Gast aus Kiew “maximale Unterstützung”. Nur: Konkret geworden ist diese Solidarität erst einmal nicht, analysiert Stephan Israel.
Der Besuch dominierte den gestrigen Sondergipfel, erst am Abend kamen die Staats- und Regierungschefs zu den beiden anderen Hauptthemen – Wettbewerbsfähigkeit und Migration. Die Diskussion um Grenzsicherung und Dublin-Verordnung sei nach Einschätzung erfahrener Teilnehmer weniger aufgeregt und lösungsorientierter verlaufen als in vergangenen Jahren, berichtete Kanzler Olaf Scholz in der nächtlichen Pressekonferenz. Mit Blick auf den US-Inflation Reduction Act habe man sich darauf verständigt, die Beihilfeverfahren flexibler zu gestalten.
Noch immer heizen viele zum Fenster hinaus, weil ihr Haus oder ihre Wohnung energetisch schlecht isoliert ist. Und das wird womöglich auch noch für eine längere Zeit so bleiben. Der Industrieausschuss hat sich am Donnerstag für zahlreiche Ausnahmen bei der Gebäuderichtlinie (EPBD) ausgesprochen. Etwa ein Viertel der betroffenen Gebäude soll von der Sanierungspflicht ausgenommen werden, schreibt Manuel Berkel.
Gerade die Grünen sind sehr streng, wenn es um Lobbyismus geht. Doch in dieser Woche sind genau solche Vorwürfe gegen die Grünen-Europaparlamentarierin Jutta Paulus bekannt geworden. Nun folgen Rufe nach Konsequenzen: Paulus soll sich als Berichterstatterin für das EU-Gesetzgebungsvorhaben zur Reduzierung der Methan-Emissionen im Energiebereich zurückziehen, fordern EVP-Politiker.
Nicht oft wird im Brüsseler Europaviertel ein Gast so mit Spannung erwartet und dann auf Händen getragen. Doch für Wolodymyr Selenskyj war der Auftritt vor dem EU-Parlament und später am EU-Gipfel ein Heimspiel. Es gab Ovationen, viele Bravorufe und die Hymne der Ukraine. “Sie haben mit ihrem Widerstand nicht nur Ihr Land, sondern die ganze Welt inspiriert”, begrüßte Parlamentspräsidentin Roberta Metsola den Gast. Die Ukraine werde gegen Russlands “brutale und illegale Invasion” gewinnen.
Der ukrainische Präsident war am Morgen aus Paris mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Brüsseler Flughafen eingetroffen, dort von EU-Ratspräsident Charles Michel, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Belgiens Premier Alexander De Croo empfangen wurden. Soviel Ehre gibt es sonst höchstens für einen US-Präsidenten.
Selenskyj ist Europas Kriegspräsident, der Mann von der Front. Das machte schon die Kleidung deutlich. Neben den Anzugträgern setzte sich der ukrainische Präsident in braunen Hosen, festen Schuhen und einem schwarzen Pullover deutlich ab. Wolodymyr Selenskyj bewies auch in Brüssel, dass er ein guter Redner ist. Für jedes Publikum hatte er eine maßgeschneiderte Botschaft. Die britische Regierung lobt er für die frühe sowie entschlossene Unterstützung und forderte gleichzeitig Kampfflugzeuge und Langstreckenraketen.
In Paris traf er Europas eher zögerliches Tandem, Emmanuel Macron und Olaf Scholz, zum späten Abendessen. Viel aus dem nächtlichen Gespräch ist nicht durchgesickert. Der Besucher aus dem Kriegsgebiet hat laut Diplomaten deutlich gemacht, dass die Lage an der Front kritisch sei.
Vor dem EU-Parlament richtete sich Wolodymyr Selenskyj an ganz Europa. Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine sei ein Angriff gegen den “europäischen Lebensstil“. Das russische Regime hasse alles, wofür Europa stehe, nämlich Demokratie, Rechtsstaat, Sozialmodell, Diversität. Nur ein Sieg der Ukraine stelle sicher, dass Europas Werte im historischen Kampf gegen die “antieuropäischen Kräfte” obsiegten. Die Ukraine und die EU seien eine Schicksalsgemeinschaft, so die Botschaft.
Fast zur gleichen Zeit trafen wenige hundert Meter entfernt im Europagebäude die EU-Staats- und Regierungschefs für den Sondergipfel ein. “Wir sind hier, um ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung für die Ukraine zu setzen”, sagte Kanzler Olaf Scholz bei der Ankunft.
Emmanuel Macron sieht sich knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine unter Druck, noch mehr zu tun. Er verwies auf die schwierige Lage an der Front: “Wir sehen, dass die nächsten Wochen und Monate entscheidend sind.” Der Westen müsse Waffen schicken, die jetzt nützlich seien und nicht Versprechungen machen, die erst in ferner Zukunft erfüllt werden könnten. Und überhaupt werde man die nächsten Lieferungen nicht öffentlich erörtern. Die Frage von Kampfflugzeugen für die Ukraine stelle sich “so nicht”, sagte Frankreichs Präsident.
Wolodymyr Selenskyj pochte darauf, dass die Mitgliedstaaten bis Ende Jahr grünes Licht für den Start der Beitrittsverhandlungen geben. Das sei wichtig für die Motivation der Ukrainer. EU-Ratspräsident Charles Michel versprach dem Gast “maximale Unterstützung”. Die EU werde an der Seite der Ukraine stehen, bis diese Mitglied im Club sei. In einigen Hauptstädten hält man das Datum allerdings für sehr unrealistisch.
Ursula von der Leyen wollte da nicht nachstehen. Die EU werde alles tun, damit die Ukraine diesen Krieg gewinne und es zu einer gerechten Friedenslösung komme, sagte die Kommissionspräsidentin. Russland müsse für die Zerstörung und für das vergossene Blut zahlen. Die EU-Kommission will bereit sein, sobald der Wiederaufbau beginnen kann. Die Klärung der Fragen, wo mutmaßliche Kriegsverbrecher angeklagt werden sollen und inwiefern blockierte Devisen der russischen Zentralbank für den Wiederaufbau genutzt werden können, hat dabei Priorität.
Vorantreiben will von der Leyen zudem das zehnte Sanktionspaket, das schon länger in Arbeit ist. Die Gespräche mit den Mitgliedstaaten sind für das Wochenende geplant. Es soll weitere russische Exporte in der Höhe von zehn Milliarden Euro treffen. Zudem sollen Schlupflöcher im bestehenden Sanktionsregime geschlossen werden. Die Strafmaßnahmen gegen Belarus und Russland sollen synchronisiert werden, sagte ein EU-Diplomat. Die Kommissionspräsidentin erwähnte auch weitere Sanktionen gegen russische Propaganda.
Er habe nicht das Recht, mit leeren Händen nach Hause zu fahren, mahnte Selenskyj eindringlich. In London seien die Gespräche über Kampfflugzeuge und Langstreckenraketen “positiv” gewesen. Gewisse Vereinbarungen seien aber nicht öffentlich. Das Treffen mit Scholz und Macron in Paris beschrieb Selenskyj als “powerful” und wichtig. Der Eindruck sei ebenfalls positiv, aber er wolle nicht ins Detail gehen.
Nach Brüssel sei er vor allem gekommen, um Danke zu sagen. “Wir haben positive Signale bekommen, dass wir die nötigen Waffen bekommen“, sagte Selenskyj am Abend. Im Gespräch sei, ähnlich wie bei den Kampfpanzern eine Allianz für Kampfflugzeuge zu bilden, so ein Diplomat. Neben F-15 Flugzeugen könnte die Ukraine von einzelnen osteuropäischen Mitgliedstaaten auch Mig-29 aus sowjetischer Produktion bekommen.
Als Antwort auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) setzt die EU auf eine gezielte Lockerung der Beihilfe-Regeln für klimafreundliche Technologien. Die Prozeduren für staatliche Beihilfen sollten “einfacher, schneller und vorhersehbarer” werden, heißt es in der Abschlusserklärung des EU-Gipfels. Subventionen und Steuervorteile für grüne Industrien müssten “gezielt, vorübergehend und angemessen” sein. So soll eine Verzerrung des Wettbewerbs vermieden und der Binnenmarkt gesichert werden.
Zudem ist vorgesehen, Geld aus bestehenden EU-Töpfen flexibler einzusetzen, um Unternehmen zu unterstützen. Darauf hatte die Bundesregierung gedrungen. Außerdem wollen die EU-Staaten mehr gegen den Fachkräftemangel unternehmen – etwa durch Schulung und Weiterbildung. Auch der Zugang zu wichtigen Rohstoffen wird betont.
Der Gipfel folgt damit weitgehend Vorschlägen der Kommission. Deren Präsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, bis Mitte März nun Legislativvorschläge auszuarbeiten, die beim nächsten EU-Gipfel am 23. und 24. März diskutiert werden können. Im Vorfeld hatten etliche Mitgliedstaaten davor gewarnt, über eine weitreichende Lockerung der Beihilferegeln den Wettbewerb im Binnenmarkt zugunsten finanzkräftiger Staaten wie Deutschland zu verzerren. Diese Mahnung findet sich ebenfalls in der Abschlusserklärung wieder.
Offen bleibt, ob auch neue EU-Fördergelder bereitgestellt werden sollen. In der Abschlusserklärung heißt es lediglich, “eine voll wirksame politische Reaktion der EU erfordert einen fairen Zugang zu finanziellen Mitteln“. Dafür sollten “die vorhandenen EU-Mittel flexibler eingesetzt und Optionen zur Erleichterung des Zugangs zu Finanzmitteln geprüft werden”. Die Staats- und Regierungschefs nähmen überdies zur Kenntnis, dass die Kommission im Sommer einen europäischen Souveränitätsfonds vorstellen wolle. Zudem fordern sie die Kommission auf, zügig ihre Reformvorschläge für den Stabilitäts- und Wachstumspakt vorzulegen.
Für einen solchen schuldenfinanzierten Fonds haben sich vor allem Frankreich, Italien und Spanien stark gemacht. Schützenhilfe kommt jetzt aus den USA: US-Finanzministerin Janet Yellen rät der EU zu einem eigenen Subventionsprogramm. “Wenn Europa Maßnahmen ergreift, um ähnliche Subventionen wie bei uns einzuführen, ist das eine gute Klimapolitik”, sagte Yellen. “Wir haben die gleichen Ziele, Europa und die Vereinigten Staaten.” Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden klargestellt, dass die USA das IRA nicht mehr aufschnüren werde. Zudem besteht Washington darauf, bei kritischen Lieferketten das Prä zu haben.
“Die Lieferkette beginnt in Amerika”, sagte Biden in seiner Rede zur Lage der Nation am Dienstag. Bei einem Besuch in Washington hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck versucht, die USA zu Zugeständnissen zu bewegen. Die Ergebnisse seiner Reise sollen nun in den Kommissionsvorschlag einfließen. Mit Till Hoppe
Selten war der Bedarf an schnellen und ambitionierten Sanierungen so groß wie in der derzeitigen Energiekrise. “Eine schrittweise Steigerung der Gebäudesanierungen von weniger als einem auf vier Prozent pro Jahr und eine Priorisierung auf schlecht gedämmte und gasbeheizte Gebäude würde bis 2025 jährlich 14 Prozent des Gasbedarfs zum Heizen einsparen“, sagte DIW-Energieexperte Karsten Neuhoff diese Woche und forderte, die Empfehlungen der Expertenkommission Wärme der Bundesregierung vollständig umzusetzen.
Für die Zeit danach lässt die am Donnerstag angenommene ITRE-Position zur Gebäuderichtlinie (EPBD) keine besonders ehrgeizigen Vorgaben für den Gebäudesektor erwarten. Kern der Reform sind Mindestvorgaben für die Gesamtenergieeffizienz (MEPS). Damit sollen die verschwenderischsten Gebäude ab bestimmten Zeitpunkten gewisse Mindeststandards erfüllen. Dazu gehören:
Zu wenig ist das für ein Bündnis aus Umwelt- und Industrieverbänden. “Während die Bestimmung über die Mindestvorgaben etwas ehrgeiziger ist als der Kommissionsvorschlag, führt der Bericht eine Ausnahmeregelung ein, die dazu führen würde, dass fast ein Viertel der ineffizientesten Wohngebäude bis 2037 unsaniert bliebe“, sagte Arianna Vitali, Generalsekretärin der Coalition for Energy Savings.
Die Mitgliedstaaten können Sozialwohnungen in öffentlichem Besitz von der Renovierungspflicht ausnehmen, um Mietsteigerungen zu verhindern und sich Zuschüsse zu sparen. Mit Zustimmung der Kommission dürfen die nationalen Regierungen zudem einen Mangel an Facharbeitern und fehlende Wirtschaftlichkeit geltend machen – insgesamt für 22 Prozent des Wohnungsbestands. Weitere Erleichterungen sollen unter anderem für denkmalgeschützte Gebäude gelten.
Noch nicht weit genug gehen die Ausnahmen dagegen der CSU-Abgeordneten Angelika Niebler: “Sozialwohnungen sind in Deutschland zum Teil in privater Hand und können dadurch beispielsweise nicht von der Ausnahme profitieren.”
Etwas weiter als die Kommission geht das Parlament bei Neubauten und der Solardachpflicht. Neubauten dürfen ab 2028 keine Emissionen mehr verursachen und müssen – wo technisch und wirtschaftlich machbar – mit Solaranlagen ausgestattet werden. Bei Renovierungen soll die Solarpflicht ab 2032 greifen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält den Deal trotzdem für ungeeignet, “um die erforderlichen Rahmenbedingungen für eine sozial gerechte und klimazielkompatible Transformation des Gebäudesektors zu setzen”. Zuvor hatte die DUH bereits auf ein Schlupfloch für das Aus von fossilen Heizungen hingewiesen.
Ab Inkrafttreten der Richtlinie sollen eigentlich keine Gas- oder Ölkessel mehr eingebaut werden dürfen und ab 2035 – oder mit Zustimmung der Kommission 2040 – sollen sie komplett verschwinden. Doch schon die Zertifizierung der Heizkessel für erneuerbare Energien soll ausreichen, um sie weiterbetreiben zu können. Da jede Gasheizung mit Biomethan laufen kann, könnte allein diese Bestimmung das Verbot aushebeln, fürchtet Elisabeth Staudt von der DUH.
“Dann sieht der Vorschlag der Abgeordneten auch noch vor, dass jedes Heizsystem, das mit einem Prozent erneuerbaren Energien und 99 Prozent fossilen Brennstoffen läuft, als ‘erneuerbar’ eingestuft werden kann”, kritisiert Jozefien Vanbecelaere vom Wärmepumpenverband EHPA.
Der BDEW macht dagegen auf mögliche Konflikte mit einer anderen Verordnung aufmerksam: “Nicht zielführend ist, dass die Abgeordneten den Mitgliedsstaaten zukünftig ermöglichen wollen, individuelle Anforderungen an gasbasierte Technologieoptionen zu stellen. Für energetische Anforderungen an Wärmeerzeuger im EU-Binnenmarkt gilt eigentlich der Ökodesignrahmen, der einzelstaatliche Marktbarrieren verhindern soll.”
Wesentlich erweitert werden soll die Gebäuderichtlinie allerdings um das Thema Anpassung an den Klimawandel. Die Abgeordneten haben die Vorschläge der Kommission verschärft: Die Mitgliedstaaten sollen mit dem Inkrafttreten sicherstellen, dass neue Gebäude an Veränderungen des Klimas angepasst sind. Als Beispiel erwähnt die ITRE-Einigung nun ausdrücklich grüne Infrastruktur wie begrünte Dächer und Wände.
Dem Handwerk graust es bereits vor den neuen Anforderungen. “Die Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie soll mit weiteren Themen angereichert werden”, kritisiert Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). “Der verabschiedete Berichtsentwurf lässt befürchten, dass energetisches Sanieren und Bauen erheblich komplexer und teurer wird.”
Die Abstimmung im Plenum des Parlaments ist für Mitte März angesetzt. Der Rat hat seine Allgemeine Ausrichtung bereits vor Monaten beschlossen. Einen Termin für einen ersten Trilog gebe es aber noch nicht, erklärte gestern ein Sprecher der schwedischen Ratspräsidentschaft.
13.02.2023 – 15:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Jüngste Entwicklungen auf den Energiemärkten und ihre Auswirkungen auf die Finanzpolitik. Reaktion im Euroraum, Diskussion zu den Arbeitsmärkten im Euroraum (jüngste Entwicklungen und künftige Herausforderungen), makroökonomische und finanzielle Entwicklungen und politische Koordinierung im Euroraum. Vorläufige Tagesordnung
13.02.2023 – 17:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: REPowerEU, Wahlrecht
Themen: Aussprache zum Thema REPowerEU-Kapitel in den Aufbau- und Resilienzplänen, Aussprache zum Wahlrecht mobiler Unionsbürger bei Kommunalwahlen. Vorläufige Tagesordnung
14.02.2023
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Überprüfung der CO₂-Emissionsnormen für schwere Nutzfahrzeuge. Vorläufige Tagesordnung
14.02.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: CO₂-Emissionsnormen, Marktstabilitätsreserve, außenpolitische Fragen
Themen: Aussprache zu CO₂-Emissionsnormen für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge, Abstimmung zur Überarbeitung der Marktstabilitätsreserve für das Emissionshandelssystem der EU, Aussprache über außenpolitische Fragen in Anwesenheit des Hohen Vertreters der Union für Außen- und Sicherheitspolitik. Vorläufige Tagesordnung
14.02.2023 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Gedankenaustausch zu den wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Aggression Russlands gegen die Ukraine, Annahme der Durchführungsbeschlüsse des Rates im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität, Vorbereitung der Tagung der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G20 am 23./24. Februar 2023 (EU-Mandat für das G20-Treffen). Vorläufige Tagesordnung
15.02.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: Horizont Europa, Zentralbank, kritische Rohstoffe
Themen: Abstimmung zu gemeinsamen Unternehmen im Rahmen von “Horizont Europa”, Aussprache zum Jahresbericht der Europäischen Zentralbank 2022, Aussprache zum Zugang zu strategischen kritischen Rohstoffen. Vorläufige Tagesordnung
16.02.2023
EuGH-Urteil: Aussetzung eines Europäischen Vollstreckungstitels
Themen: Lufthansa Technik AERO Alzey hat vor den deutschen Gerichten in Bezug auf eine Forderung von über zwei Millionen Euro einen Europäischen Vollstreckungstitel gegen Arik Air erwirkt. Auf der Grundlage dieses Vollstreckungstitels wurde in Litauen ein Arik Air gehörendes Flugzeug beschlagnahmt. Vor dem Obersten Gericht Litauens wehrt sich Lufthansa gegen die Aussetzung des Vollstreckungsverfahrens. Dieses Gericht möchte vom Gerichtshof u.a. wissen, wann “außergewöhnliche Umstände” vorliegen, die es rechtfertigen können, dass ein Gericht des Vollstreckungsstaats die Aussetzung der Vollstreckung anordnet. Schlussanträge
16.02.2023 – 09:00-16:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: Düngemittel, Große Anfragen
Themen: Aussprache zur Mitteilung der Kommission zum Thema “Sicherstellung der Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Düngemitteln”, Aussprache zu großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung
17.02.-19.02.2023
Münchener Sicherheitskonferenz
Themen: Drei Tage lang bietet die Münchener Sicherheitskonferenz eine Plattform für hochrangige Debatten zu den außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Infos
Die EVP fordert den Rücktritt von Jutta Paulus (Grüne) als Berichterstatterin für das EU-Gesetzgebungsvorhaben “Reduzierung der Methan-Emissionen im Energiebereich”. In einer Mail an die Grünen-Abgeordnete aus Gießen, den Chef des zuständigen Umweltausschusses, Pascal Canfin (Renew) und andere schreiben Christian Ehler (CDU), Koordinator im Ausschuss und EVP-Schattenberichterstatter Massimiliano Salini gestern Abend: “Wir haben ernsthafte Zweifel an der Integrität der Berichterstatterin.”
Table.Media hatte berichtet, dass das Dokument mit den eingearbeiteten Kompromissvorschlägen zu ihrem Bericht nicht auf einem PC im EP, sondern auf dem PC einer Lobbyistin angelegt wurde. Paulus hatte dies eingeräumt, allerdings erklärt, dass sie sich nur der Formatierungsvorlage bedient habe.
Mit Bezug auf ein Zitat der Transparenz-Expertin Nina Katzemich von Lobbycontrol aus dem Artikel von Table.Media schreiben die beiden Christdemokraten weiter: “Sicher sind Sie und jedes einzelne Mitglied der Grünen-Fraktion auch der Meinung, dass es nicht zu akzeptieren ist, wenn Lobbyisten ,den Stift führen’ in dem Augenblick, wenn der Berichterstatter des EP die Kompromissvorschläge zusammenstellt.” Weiter heißt es im Hinblick auf den Korruptionsskandal Kaili: “In Verbindung mit den jüngsten Enthüllungen um den vermeintlichen Einfluss von Drittländern auf das Europaparlament wirft diese Affäre zusätzlich ein schlechtes Licht auf unsere Institution.” mgr
Über die Pipelines Nord Stream in der Ostsee und Yamal durch Polen fließt schon seit Monaten kein russisches Erdgas mehr in die EU. Doch auch die verbliebenen Pipelines Ukraine-Transit und Turkstream werden für die Gasversorgung der EU immer unwichtiger. Wie eine Auswertung des Brüsseler Thinktanks Bruegel zeigt, flossen in den ersten fünf Wochen dieses Jahres weniger als acht Prozent des in die EU importierten Gases durch diese Pipelines. Zum Jahresbeginn 2021 hatte der Anteil noch bei über 48 Prozent gelegen. Die absolute Menge importierten russischen Pipeline-Gases ist damit innerhalb von zwei Jahren um 86 Prozent zurückgegangen.
Das könnte auch Auswirkungen auf die geplanten LNG-Terminals in Deutschland haben. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte zuletzt erklärt, über diese müssten auch südosteuropäische Länder versorgt werden, wenn die Gasversorgung aus Russland komplett gestoppt wird. Tatsächlich zeigen die jüngsten Zahlen, dass die Lücke nicht sonderlich groß ist. Rechnerisch ließe sich das verbliebene russische Gas derzeit sogar mit der bestehenden Infrastruktur schließen.
Bruegel hält den Bau der schwimmenden Terminals dennoch für sinnvoll. Denn diese würden dafür sorgen, dass es auch dann noch Reserven gibt, wenn kein Gas aus Russland fließt und die nächsten Winter sehr kalt werden. Werden zusätzlich alle geplanten Terminals an Land gebaut, drohten dagegen ab 2025 europaweit deutlich Überkapazitäten, warnt der Thinktank. Das gilt selbst für den Fall einer Auslastung von nur 65 Prozent.
Wenn jede Regierung auf eine eigene Versorgungssicherheit hinarbeite, riskiere “die EU insgesamt, substanzielle Gas-Überkapazitäten aufzubauen”, hatte der Thinktank bereits im vergangenen Jahr gewarnt. “Das wäre eine ineffiziente Nutzung von Ressourcen und würde Interessengruppen stärken, die einen schnellen Gasausstieg ablehnen“, hieß es damals. mkr
Der Industrieausschuss des Parlaments hat gestern gegen den Antrag von Grünen und Renew gestimmt, einen selbständigen Verband für die künftigen Wasserstoffnetze (ENNOH) zu schaffen. Stattdessen nahm eine Mehrheit den Kompromiss zur Gasmarkt-Verordnung unter Leitung des Berichterstatters Jerzy Buzek (EVP) an, nach dem ENTSOG zu einer gemeinsamen Organisation der europäischen Netzbetreiber für Erdgas und Wasserstoff (ENTSOG&H) weiterentwickelt werden soll.
“Die Übertragung der Wasserstoffinfrastruktur-Planung an die Gasnetzbetreiber gefährdet klare Leitlinien dazu, wo Wasserstoffnetze sinnvoll sind und wo Gasnetze zurückgebaut werden müssen”, kommentierte Esther Bollendorff vom Climate Action Network (CAN) den Beschluss. Dies berge die Gefahr eines übermäßigen Ausbaus von Wasserstoffnetzen und eines Lock-ins von fossiler Infrastruktur.
Neben der Position zu der Verordnung nahm der ITRE gestern auch den Kompromiss des Berichterstatters Jens Geier (SPD) zur Gasmarkt-Richtlinie an.
Den Gasverteilnetzbetreibern kommt die angenommene Position entgegen. “Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich das Parlament gegen die unternehmerische Entflechtung und für die Unterscheidung zwischen Fernleitungsnetz- und Verteilnetzebene ausgesprochen hat. Das ist ein klares Signal dafür, dass die Abgeordneten die wichtige Rolle des bestehenden Gasnetzes für die Energie- und Wärmewende anerkennen”, sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU). Der Rat nehme in dieser Frage derzeit allerdings eine andere Position ein als das Parlament. ber
Mit klarer Mehrheit haben die Abgeordneten im Industrieausschuss (ITRE) am Donnerstag die Kompromissvorschläge zur europäischen digitalen Identität (eID) und zum Datengesetz (Data Act) angenommen. Mit der eID sollen EU-Bürgerinnen und Bürger sicheren Zugang zu öffentlichen und privaten digitalen Diensten erhalten – auch über nationale Grenzen hinweg. Und sie sollen sich europaweit elektronisch per Wallet-App ausweisen können.
Dabei hatte die Kommission in ihrem Vorschlag für jeden EU-Bürger eine verpflichtende lebenslange Personenkennziffer vorgesehen. Dies lehnten die Parlamentarier jedoch ab. Ihr Einsatz soll auf grenzüberschreitende Verwaltungsdienste beschränkt bleiben. Die Kritik war, dass der Staat auf diese Weise Informationen aus zahlreichen Lebensbereichen zusammenführen und so gläserne Bürger erschaffen könne. Diese Diskussion werden die Parlamentarier jedoch fortsetzen müssen. Denn der Rat hat sich in diesem Punkt dem Vorschlag der Kommission angeschlossen.
Die eID sei ein entscheidender Schritt nach vorn, twitterte Schattenberichterstatter Alin Mituța (Renew) nach der Abstimmung. Sie ermögliche es EU-Bürgern und Unternehmen, “die volle Kontrolle über ihre Daten und Dokumente zu behalten”. Angelika Niebler (CSU) hob hervor, “dass Bürgerinnen und Bürger den europäischen digitalen Identitätsausweis freiwillig nutzen können und er keine Pflicht ist”. Patrick Breyer (Piraten) warnte: “Wir müssen uns der großen Gefahr entgegenstemmen, dass die geplante ‘Digitale Identität’ schrittweise die Anonymität im Internet verdrängen könnte, die uns vor Profiling und Identitätsdiebstahl schützt.”
Kritik kam aus der Wirtschaft: Jan Oetjen, Geschäftsführer der Internetdienstleister Web.de und GMX, hält es für einen Konstruktionsfehler, dass die geplante Wallet gleich zu Beginn eine Identifizierung mit einem Personalausweis vorsieht. So entstehe – anders als etwa bei den Wallets von Apple oder Google – eine hohe Hürde. Diese werde die angestrebte Verbreitung eines europaweit geltenden ID-Standards lähmen. Auch verpasse die EU so die Chance, eine wettbewerbsfähige Alternative zu den Systemen der US-Plattformen zu etablieren. Die Wallet müsse mit Massenanwendungsfällen wie E-Mail, Messenger oder sozialen Netzwerken kompatibel sein, sagte Oetjen.
Kim Nguyen, Geschäftsführer des zur Bundesdruckerei gehörenden Vertrauensdiensteanbieters D-Trust, lobte dagegen, dass das Parlament die Kontrollmöglichkeiten der Bürger bei der Wallet “erfreulicherweise noch einmal gestärkt” habe. Das sei “eine wichtige Grundlage für eine möglichst breite Akzeptanz der Wallet”.
Da der Rat seine interne Arbeit an der eID-Verordnung ebenfalls bereits abgeschlossen und im Dezember 2022 eine Allgemeine Ausrichtung angenommen hat, ist der Weg zum Trilog frei. Der Prozess kann nach der Abstimmung im Plenum – voraussichtlich Mitte März – beginnen. Beim Data Act wird es noch etwas länger dauern, denn hier steht die Allgemeine Ausrichtung des Rates noch aus. vis
Gestern stimmte der Umweltausschuss über seine Stellungnahme zum Sorgfaltspflichten-Gesetz ab. Die Abgeordneten konnten sich insbesondere auf stärkere Klimaauflagen einigen. Sie fordern beispielsweise, dass sich Unternehmen Klimaneutralitätsziele setzen und für Klimaschäden in ihren Wertschöpfungsketten haften müssen.
“Der Umweltausschuss sendet ein starkes Signal: Wir wollen Unternehmen dazu verpflichten, ihre gesamte Wertschöpfungskette bis 2050 klimaneutral zu gestalten“, kommentierte Berichterstatter Tiemo Wölken (SPD). Das Votum kam ohne die Unterstützung der EVP zustande. Diese hatte ihre Unterstützung für den Kompromisstext zurückgezogen.
Die Stellungnahme setzt sich außerdem für einen risikobasierten Ansatz ein und fordert, dass bereits Unternehmen ab 250 Mitarbeitern und einem weltweiten Umsatz von 40 Millionen Euro unter das Gesetz fallen. Die Forderungen des Umweltausschusses lehnen sich insgesamt eng an die EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CRSD) an, etwa bei der Definition nachteiliger Umwelteinwirkungen. Im März stimmt der federführende JURI-Ausschuss ab, im Mai geht der Text ins Plenum. cw
Die Europa-Reise des chinesischen Gouverneurs der autonomen Provinz Xinjiang, Erkin Tuniyaz, stößt auf heftige Ablehnung. Tuniyaz reist im Auftrag der chinesischen Regierung am kommenden Sonntag nach London, wo er auf Vertreter des britischen Außenministeriums treffen soll. Genau eine Woche später will Tuniyaz dann in Brüssel vorsprechen, um bei den EU-Mitgliedsstaaten eine diplomatische Charme-Offensive zu starten.
Tuniyaz ist wegen seiner verantwortlichen Rolle für Verbrechen gegen die Menschlichkeit an uigurischen Muslimen in Xinjiang von den Vereinigten Staaten seit zwei Jahren sanktioniert. Die US-Regierung bezeichnet Pekings Umgang mit den Uiguren gar als Völkermord. Die EU dagegen richtete ihre Sanktionen bisher auf vier rangniedrigere Funktionäre aus Xinjiang, Tuniyaz ist die Einreise weiterhin erlaubt.
“Der Gouverneur von Xinjiang ist mitverantwortlich für die Menschenrechtsverbrechen, die die chinesische Führung in der autonomen Region immer noch begeht. Zwar muss es weiterhin Gespräche mit China geben. Aber das schließt Personen aus, die wie Erkin Tuniyaz persönlich so eng an diesen Verbrechen beteiligt sind”, sagte der EU-Parlamentarier Reinhard Bütikofer (Grüne/EFA) China.Table.
Auch aus dem Bundestag kam Kritik. “Ich halte diesen Besuch für äußerst problematisch. Dem Gouverneur von Xinjiang eine Plattform zu bieten, würde ein falsches Signal senden”, sagte der Menschenrechtspolitiker Peter Heidt (FDP). Heidt glaubt, Peking wolle die Vorgänge in Xinjiang relativieren.
Frank Schwabe (SPD) warnt vor einem propagandistischen Missbrauch des Besuchs durch die chinesische Seite. “Ich hoffe, dass die Europäer gut vorbereitet eine unmissverständliche Kommunikationsstrategie mit in dieses Gespräch nehmen. Niemand darf den Fehler machen, sich von den chinesischen Darstellungen in die Irre führen zu lassen.” grz
Chinas EU-Botschafter Fu Cong hat Brüssel vor der Unterzeichnung eines bilateralen Investitionsabkommens mit Taiwan gewarnt. Dieses würde die Beziehungen zwischen der EU und China “grundlegend verändern” und “das Fundament erschüttern”. Dieser Schritt würde sehr ernst genommen, sollte es so weit kommen, sagte Fu auf einer Veranstaltung des European Policy Centre. Fu kritisierte zudem Besuche von EU-Parlamentariern “und auch hochrangigen Beamten der EU-Institutionen” in Taiwan. Bisher hatten mehrere Delegationen des Europaparlaments Taipeh besucht, ranghohe Beamte der EU-Kommission oder des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) haben Taiwan bisher offiziell jedoch nicht besucht.
Fu wies Vergleiche zwischen der russischen Invasion in der Ukraine und der Situation Taiwans zurück. Dabei handele es sich um “zwei völlig verschiedene Dinge”. “Die Ukraine ist ein unabhängiger Staat, und Taiwan gehört zu China”, sagte Fu. “Es gibt also keine Vergleichbarkeit zwischen den beiden Themen.” Der chinesische EU-Botschafter wiederholte zudem Pekings Position, dass der Krieg in der Ukraine durch Verhandlungen gelöst werden müsse. “Wir glauben nicht, dass nur die Bereitstellung von Waffen das Problem tatsächlich lösen wird.”
Chinas EU-Botschafter kritisierte zudem die Rhetorik eines “vollständigen Sieges” der Ukraine. “Wir sind ziemlich besorgt darüber, dass Leute davon sprechen, einen vollständigen Sieg auf dem Schlachtfeld zu erringen”, sagte Fu. Die “Sicherheitsbedenken beider Seiten” müssten berücksichtigt werden. Am Donnerstag besuchte der ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Brüssel. Selenskyj hatte zuvor in Paris Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz getroffen und war nach London gereist. ari
Wenige Momente prägten die Karriere von David Wortmann so stark wie das Treffen mit Arnold Schwarzenegger im Jahr 2004. Wortmann war zu der Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter des SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer. Das Team arbeitete unter anderem am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Dann kam die Einladung von dem Mann, der einst Terminator spielte und mittlerweile Gouverneur in Kalifornien geworden war.
Schon damals war in den USA das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten, also lud der Ex-Schauspieler nach draußen: “Empfangen hat er uns in einem Zelt im Innenhof des Gebäudes. Geschminkt wie am Filmset und Zigarre rauchend”, erzählt Wortmann. Geblieben ist es dabei nicht. “Schwarzenegger hat kluge Fragen gestellt und sich von uns beraten lassen. Daraus ist dann ein sehr ambitioniertes Klimaprogramm in Kalifornien entstanden”, sagt Wortmann. “Da habe ich gemerkt, dass gute Arbeit auch internationalen Einfluss haben kann.” Für Wortmann war das ein Schlüsselmoment – und der Beginn einer wechselfreudigen Karriere.
Heute arbeitet Wortmann als Vermittler zwischen Wirtschaft und Politik und ist bestens vernetzt in Berlin und Brüssel. Er spricht regelmäßig mit Vertretern von Regierungen, Ministerien, der EU-Kommission oder dem Europarat. Daraus hat er bereits 2012 ein Geschäftsmodell gemacht und mit Doreen Rietentiet die Strategieberatung DWR eco gegründet. Diese berät und unterstützt Unternehmen und Institutionen bei der grünen Transformation.
In seinen Podcasts “Let’s Talk Change” und “Deep Dive Clean Tech” spricht er mit Protagonisten aus der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien über die nachhaltige Transformation der Wirtschaft. In “Pod steh uns bei” bewertet er in unterschiedlichen Host-Konstellationen regelmäßig die klimapolitischen Themen der Woche, unter anderem zusammen mit Luisa Neubauer. Er ist Unternehmer, Netzwerker und Politikberater in Personalunion.
Bedenkt man seine Wurzeln, passt die heutige Ausrichtung nur zu gut. Geboren im nordrhein-westfälischen Herdecke im Jahr 1976 wuchs Wortmann im Grünen auf: “Während meiner Kindheit habe ich sehr viel Zeit in den Wäldern und auf den Wiesen meiner ländlichen Umgebung verbracht”, erzählt Wortmann. “Es war ein bisschen Bullerbü: Bäche, Wiesen, Schnee, Ponys. Wir lebten auf einem alleinstehenden Rest-Gehöft in Hagen, am Übergang des Ruhrgebiets zum Sauerland.”
Später spezialisierte er sich auf das Thema Nachhaltigkeit und gründete während seines Studiums der Wirtschafts- und Politikwissenschaften das Sustainable Development Forum an der Universität Passau. Seither wechselt er munter zwischen Wirtschaft und Politik hin und her.
Als studentische Hilfskraft arbeitete er für den Grünen Hans-Josef Fell im Bundestag, dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Hermann Scheer, 2005 wechselte er zum Start-up First Solar, das daran arbeitet, die Kosten der Solarenergie zu senken. Dann ging es wieder zurück ins Regierungsumfeld: Bei der Wirtschaftsförderung der Bundesregierung leitete er die Energie- und Umweltabteilung, lebte unter anderem eine Zeit in Asien und holte weltweit Investoren nach Deutschland.
Auch wenn Wortmann politisch aktiv ist, ein direktes Mandat und damit einen Wechsel in die Politik strebt er zurzeit nicht an. “Ich fühle mich in beiden Welten wohl, in der Wirtschaft kann ich aber aktuell mehr bewegen”, sagt Wortmann. “Ich gehe immer dort hin, wo ich das Gefühl habe, ich kann einen Unterschied machen” – und aktuell ist das die Position zwischen Wirtschaft und Politik. Pascal Mühle