Table.Briefing: Europe

Polens Ratsvorsitz + Großer Terminüberblick

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich hoffe, Sie sind gut und vor allem erholt ins neue Jahr gekommen! Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die kommenden Monate politisch ähnlich nervenzehrend sein werden wie die vergangenen. Am 20. Januar wird Donald Trump erneut als US-Präsident vereidigt, sein Höfling Elon Musk alias “Kekius Maximus” vertreibt sich die verbleibende Zeit damit, die deutsche oder die britische Politik zu provozieren.

Die EU-Verantwortlichen werden versuchen müssen, trotz der Lärmkulisse einen klaren Kopf zu bewahren. Mit dem Jahreswechsel hat Polen den rotierenden Vorsitz im Rat übernommen, mit warmen Worten begrüßt von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der Außenbeauftragten Kaja Kallas. Der zu Ende gegangenen Ratspräsidentschaft Ungarns weint in Brüssel kaum jemand hinterher: Zu offensichtlich missbrauchten Viktor Orbán und seine Getreuen die Bühne für eigene Interessen, anstatt ein fairer Interessenmakler zu sein.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk wird in den kommenden Wochen wichtige Entscheidungen vorbereiten müssen, gemeinsam mit von der Leyen, Kallas und dem neuen Ratspräsidenten António Costa. Zwei Wochen nach dem Amtsantritt Trumps kommen die EU-Staats- und Regierungschefs zu einer Klausur zusammen, wie Sie in unserer Terminvorschau nachlesen können: Unterstützung der Ukraine, europäische Verteidigung, Trumps Zölle und die eigene Wettbewerbsfähigkeit – all diese Themen verlangen wichtige Weichenstellungen. Zugleich bindet die im Mai anstehende Präsidentschaftswahl in Polen aber die Hände Tusks, wie Sie in der Analyse von Lukas Knigge zur Klimapolitik nachlesen können.

Der Jahreswechsel brachte aber auch eine gute Nachricht für das Zusammenwachsen Europas: 18 Jahre nach ihrem EU-Beitritt sind Rumänien und Bulgarien nun vollwertige Mitglieder der Schengenzone. Österreich hatte im Dezember sein Veto aufgehoben und damit den “historischen Moment” ermöglicht, von dem der bulgarische Ministerpräsident Dimitar Glavchev nun sprach.

Ich wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr – und gute Nerven!

Ihr
Till Hoppe
Bild von Till  Hoppe

Analyse

EU-Klimaziel 2040: Warum unter Polens Ratspräsidentschaft kaum Fortschritt zu erwarten ist

Kommissionspräsidentin von der Leyen mit Polens Ministerpräsident Donald Tusk: Die Präsidentschaftswahl in Polen prägt auch den Ratsvorsitz.

Die EU wird auch im neuen Jahr voraussichtlich keine Führungsrolle bei den internationalen Bemühungen für mehr Klimaschutz einnehmen. Auf die unambitionierte ungarische Ratspräsidentschaft folgt die polnische. Durch die nationale Situation in Polen drohen wichtige Meilensteine der europäischen Klimapolitik wie das EU-Klimaziel 2040 verschleppt zu werden – womöglich sogar bis ins zweite Halbjahr.

Beim EU-Umweltrat Mitte Dezember diskutierten die EU-Umweltminister noch einmal, wie stark Europa seine Treibhausgasemissionen bis 2040 reduzieren will. Eine Einigung zum Klimaziel 2040 blieb aus, obwohl die Kommission schon im Februar 2024 das Angebot von 90 Prozent weniger Treibhausgasen als im Jahr 1990 auf den Tisch gelegt hatte.

Auch wird die EU die international gültige Frist für das nächste Klimaziel (NDC) für 2035, das sie bei der UN bis Ende Februar einreichen muss, aller Voraussicht nach überschreiten. Die Kommission macht daraus keinen Hehl, ohne Einigung der Länder sind ihr jedoch die Hände gebunden.

Das europäische NDC für 2035 hängt vom EU-Klimaziel 2040 ab. Zwischen den Zielen für 2030 (55 Prozent THG-Reduktion) und 2040 werde eine Linie gezogen und davon das 2035-Ziel abgelesen, so hat es EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra bei der COP29 in Baku verkündet. Einigen sich die EU-Staaten auf 90 Prozent THG-Minderung bis 2040, läge das NDC für 2035 bei 72,5 Prozent.

“China unter Druck setzen”

Es wäre ein ambitioniertes Ziel. Die Frage ist nur, ob und vor allem wann es kommt. “Ein klares und frühzeitiges Signal der EU in Bezug auf die Klimaziele für die Zeit nach 2030 würde andere Regierungen, darunter auch China, unter Druck setzen, den Übergang zu beschleunigen und den Investoren Sicherheit zu geben”, sagt Marc Weissgerber, Geschäftsführer des Berliner Büros des Thinktanks E3G.

Europa hinkt in den G20 beim Zeitplan hinterher. Brasilien, Großbritannien, Kanada und sogar die USA haben ihr NDC für 2035 bereits verkündet. Selbst China ist Beobachtern zufolge bereit, sein NDC vorzulegen, will es zeitlich aber an die Bekanntgabe des europäischen Ziels knüpfen. Die fehlende Einigung der EU-Staaten zum 2040er-Ziel wirkt sich daher auch auf das klimapolitisch hochrelevante China aus.

Die wichtigten Kennziffern der bisherigen NDCs für 2035 im Überblick:

  • Brasilien: Netto-THG-Reduktion um 59 bis 67 Prozent im Vergleich zu 2005
  • Kanada: THG-Reduktion um 45 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2005
  • USA: Netto-THG-Reduktion um 61 bis 66 Prozent im Vergleich zu 2005
  • Vereinigte Arabische Emirate: THG-Reduktion um 47 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Großbritannien: THG-Reduktion um 81 Prozent im Vergleich zu 1990

Wieder nur ein “Gedankenaustausch” in Brüssel

Beim EU-Umweltrat im Dezember kam es nur zu einem Gedankenaustausch. Die ungarische Ratspräsidentschaft wollte von den Mitgliedstaaten wissen, wie Klimagesetze vereinfacht werden könnten, um Unternehmen weniger zu belasten und welche Grundvoraussetzungen (“enabling conditions”) für das neue Klimaziel geschaffen werden müssen. Nahezu dieselbe Debatte war unter belgischer Ratsleitung bereits vor sechs Monaten geführt worden, seitdem ist nicht viel passiert.

Weder bei den Ratstreffen der Minister noch bei den Gipfeln der Staats- und Regierungschefs wurde eine Einigung überhaupt angestrebt. Auch Ende Juni, als die Staatschefs die sogenannte Strategische Agenda bis 2029 beschlossen, wurde die Klimapolitik nur am Rande behandelt. Beim EU-Gipfel im Dezember wurde das Thema trotz des Drucks aus der Zivilgesellschaft, sich auf künftige Klimaziele zu einigen, ausgeklammert.

Einigung erst im zweiten Halbjahr 2025?

“Nun läuft der EU die Zeit davon”, sagt Weissgerber. Die Wahlen in Deutschland, Polen und Rumänien könnten eine Einigung über den Weg zur Klimaneutralität wahrscheinlich auf die zweite Hälfte des Jahres 2025 oder später verschieben, befürchtet Weissgerber. Er sieht es als “verpasste Gelegenheit”, nach den Wahlen in den USA und der COP29 ein klares Bekenntnis zu einer klimapolitischen Führungsrolle abzugeben.

Auch Deutschland wird seinem Anspruch als klimapolitischer Leitwolf in der EU nicht gerecht, trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse. Das lag nicht allein an einer klimapolitisch bremsenden ehemaligen FDP-Beteiligung der Regierung, denn die Bundesregierung hat sich noch immer nicht eindeutig positioniert.

Berlin habe es schlicht nicht eilig, berichten Beobachter. Der Europawahlkampf und die Neuordnung der EU-Exekutive sowie die ungarische Ratspräsidentschaft bremsten den Elan. Im neuen Jahr werde man dann schon zu einer Einigung finden, so das Kalkül. Die UN-Deadline werde die EU zwar reißen, dafür würde das NDC ambitioniert ausfallen. Das steht längst auf der Kippe, denn die nun folgende polnische Ratspräsidentschaft ist selbst höchst skeptisch gegenüber einem 90-Prozent-Ziel für 2040.

Kein Klimawahlkampf in Polen

Das Land müsste das Ziel als Vorsitz der Mitgliedstaaten federführend verhandeln, hat aber gleichzeitig ganz andere Probleme. In Polen steht im Mai eine enorm wichtige Präsidentschaftswahl an. Der Ausgang entscheidet darüber, ob die Bürgerkoalition von Ministerpräsident Donald Tusk mehr Handlungsspielraum haben wird oder ob sie sich weiter mit einem Präsidenten der rechtsnationalistischen PiS auseinandersetzen muss.

Einen Klimawahlkampf wird es sicherlich nicht geben, denn auch Tusks Lager hinterfragt neue Klimaschutzvorgaben und fürchtet vor allem zusätzliche soziale Belastungen. Um sich gegenüber der PiS nicht angreifbar zu machen, dürfte das Thema also auch unter Pro-Europäern kaum eine Rolle spielen.

Es ist also fraglich, ob es überhaupt gelingt, im ersten Halbjahr 2025 eine Einigung zum EU-Klimaziel 2040 zu erzielen. Denn selbst unter Befürwortern einer ambitionierten EU-Klimapolitik ist man sich einig, dass ein Wahlsieg proeuropäischer Kräfte in Polen wichtiger ist als die Einigung auf 90 Prozent Treibhausgasreduktion bis Februar.

  • COP29
  • EU-Gipfel
  • EU-Klimapolitik
  • EU-Klimaziel 2040
  • Europapolitik
  • Klima & Umwelt
  • Klimaneutralität
  • Klimaziele
Translation missing.

EU-Monitoring

Wie sieht der Sitzungskalender des EU-Parlaments aus? Wann finden die Treffen des Rates statt? Was steht auf der Agenda der EU-Kommission? Wir haben für Sie eine Übersicht über die wichtigsten Termine der EU-Institutionen im ersten Quartal 2025 zusammengestellt. Alle Angaben sind vorläufig und unterliegen möglichen Änderungen durch die jeweiligen Institutionen.

EU-Parlament

Januar

13.01.-16.01.2025
Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

20.01.-23.01.2025
Plenarsitzungswoche

27.01.-30.01.2025
Ausschusssitzungswoche

Februar

03.02.-06.02.2025
Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

10.02.-13.02.2025
Plenarsitzungswoche

17.02.-20.02.2025
Ausschusssitzungswoche

März

03.03.-06.03.2025
Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

10.03.-13.03.2025
Plenarsitzungswoche

17.03.-20.03.2025
Ausschusssitzungswoche

24.03.-27.03.2025
Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

31.03.-03.04.2025
Plenarsitzungswoche

Europäischer Rat, Rat der EU & Ministertagungen

Januar

20.01.2025
Euro-Gruppe

21.01.2025
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen

27.01.2025
Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten

27.01.2025
Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei

28.01.2025
Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

Februar

03.02.2025
Klausur der EU-Staats- und Regierungschefs

03.02.2025
Informeller Handelsrat

03.02.2025
Informeller Rat für Wettbewerbsfähigkeit

17.02.2025
Informeller Allgemeiner Rat

17.02.2025
Euro-Gruppe

18.02.2025
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen

24.02.2025
Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten

24.02.2025
Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei

25.02.2025
Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

März

04.03.-05.03.2025
Informeller Telekomrat

06.03.-07.03.2025
Rat der EU: Justiz und Inneres

06.03.2025
Rat der EU: Wettbewerbsfähigkeit

10.03.2025
Euro-Gruppe

10.03.2025
Rat der EU: Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz

11.03.2025
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen

17.03.2025
Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten

17.03.2025
Rat der EU: Energie

17.03.-18.03.2025
Informeller Verkehrsrat

18.03.2025
Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

20.03.-21.03.2025
Europäischer Rat

24.03.2025
Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei

27.03.2025
Rat der EU: Umwelt

28.03.2025
Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

Agenda der EU-Kommission 2025

Januar

09.01.-10.01.2025
Besuch des Kollegiums der EU-Kommissare in Polen

15.01.2025
Kompass für Wettbewerbsfähigkeit, Jahresbericht über Binnenmarkt und Wettbewerbsfähigkeit

21.01.2025
Europäischer Aktionsplan für die Cybersicherheit von Krankenhäusern und Gesundheitsdienstleistern

Februar

05.02.2025
Mitteilung über die Bewältigung von Herausforderungen bei E-Commerce-Plattformen

11.02.2025
Arbeitsprogramm der Kommission für 2025

19.02.2025
Eine Vision für Landwirtschaft und Ernährung

26.02.2025
Clean Industrial Deal, Omnibus-Vereinfachungspaket

März

05.03.2025
Union of Skills, Fahrplan für Frauenrechte

News

Transitvertrag endet: Russland stoppt Gaslieferungen durch die Ukraine

Russland hat die Gaslieferungen nach Europa durch die Ukraine am Mittwochmorgen gestoppt. Der Transitvertrag zwischen Gazprom und dem ukrainischen Versorger Naftogaz war zum Jahreswechsel auf Betreiben Kiews ausgelaufen. Der Transit durch die Ukraine hatte zuletzt noch für rund fünf Prozent der Erdgasimporte nach Europa gestanden.

Die meisten EU-Staaten hatten sich nach Russlands Invasion der Ukraine von russischem Gas verabschiedet. Doch vor allem die Slowakei, Ungarn, Österreich sowie Moldau hatten bis zuletzt über die ukrainischen Leitungen Gas bezogen und müssen nun Alternativen finden.

Der größte slowakische Gasimporteur SPP teilte mit, man werde alle Kunden über alternative Routen beliefern, hauptsächlich über Pipelines aus Deutschland und Ungarn. Dabei würden aber zusätzliche Kosten für Transitgebühren anfallen.

Österreich sieht sich gerüstet

Österreich sieht sich dank gut gefüllter Gasspeicher und alternativer Importrouten über Italien und Deutschland gut auf den Lieferstopp vorbereitet. Die Gasversorgung sei gesichert und das Land nicht mehr auf Russland angewiesen, teilte die österreichische Energieministerin Leonore Gewessler auf dem Dienst X mit.

Die EU-Kommission hatte bereits am Dienstag erklärt, sie erwarte keine Versorgungsunterbrechungen. “Die europäische Gasinfrastruktur ist flexibel genug, um Mittel- und Osteuropa über alternative Routen mit Gas nicht-russischer Herkunft zu versorgen”, so die Behörde. Nach dem Angriff auf die Ukraine seien ab 2022 erhebliche neue LNG-Importkapazitäten aufgebaut worden.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium sieht die EU deshalb gut vorbereitet. Die Versorgung Deutschland sei ebenso gewährleistet wie jene der angrenzenden Nachbarstaaten ohne Küstenzugang, sagte eine Sprecherin. Die Kapazitäten der deutschen LNG-Terminals stünden auch Unternehmen aus anderen EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung.

Fico droht Ukraine

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hatte die Ukraine hingegen davor gewarnt, den Transitvertrag auslaufen zu lassen. Der moskaufreundliche Politiker drohte etwa damit, die Stromlieferungen in das Nachbarland zu kappen. Er hatte kurz vor Weihnachten Präsident Wladimir Putin in Moskau besucht, um über den Gastransit zu sprechen.

Fico kritisierte, seinem Land entgingen Hunderte Millionen Euro an Transiteinnahmen für die weitere Durchleitung des Gases nach Westen. Die höheren Gebühren für alternative Routen würden zudem zu einem Anstieg der Gas- und Strompreise in Europa führen, sagte er.

Die Ukraine hat seit Monaten angekündigt, den Vertrag mit Russland nicht zu verlängern. Ein Stopp sei im nationalen Interesse, erklärte Energieminister Herman Haluschtschenko: “Wir haben den Transit von russischem Gas gestoppt. Das ist ein historisches Ereignis.”

Kiew argumentiert, dem Kreml entgingen damit Einnahmen aus den Gasexporten. Laut Think-Tank Bruegel wären dies 6,5 Milliarden Dollar, wenn Russland die Lieferungen nicht umleiten könne. Allerdings entgegen auch der Ukraine jährlich etwa eine Milliarde Dollar brutto an Transitgebühren. rtr/tho

  • Erdgas
  • Gasspeicher
  • Geopolitik
  • LNG
  • Russland
  • Ukraine
  • Ukraine-Krieg
  • Wladimir Putin

Rechtsstaatsmängel: Ungarn verliert Anspruch auf eine Milliarde Euro

Ungarn hat wegen Mängeln bei der Rechtsstaatlichkeit den Anspruch auf EU-Gelder in Höhe von rund einer Milliarde Euro verloren. Zur Freigabe des Geldes hätte das Land bis Ende 2024 Reformauflagen umsetzen müssen, wie eine Sprecherin der EU-Kommission bestätigte. Bei den verfallenen Mitteln handelt es sich um 1,04 Milliarden Euro, die für Ungarn aus Strukturfonds vorgesehen waren.

Die Gelder waren Ende 2022 eingefroren worden, weil Kommission und Rat zum Schluss gekommen waren, dass Ungarn verschiedene Standards und Grundwerte missachtet. Zur Freigabe der Gelder hätte Ungarn bis Jahresende ausreichende Reformen umsetzen müssen. Dazu gehören unter anderem Änderungen von Gesetzen zur Vermeidung von Interessenkonflikten und Korruptionsbekämpfung. Das ist aber nicht passiert.

Die Führung in Budapest reagierte verständnislos auf den Verfall der Gelder. “Die ungarische Regierung hat alle Bedingungen für die Abrufung der EU-Ressourcen erfüllt”, behauptete Europa-Minister János Bóka vor dem Jahreswechsel auf seiner Facebook-Seite. Brüssel wolle Ungarn die Gelder aus politischen Gründen wegnehmen, fügte er hinzu. dpa/tho

  • EU-Kommission
  • Rechtsstaatlichkeit
  • Ungarn
  • Viktor Orban

Kroatien: Milanović gewinnt Präsidentschaftswahl

Bei der Präsidentschaftswahl in Kroatien hat Amtsinhaber Zoran Milanović die erste Runde am 29. Dezember mit großem Vorsprung gewonnen. Der Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten kam auf 49,1 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer von der konservativen Regierungspartei HDZ, Dragan Primorac, erhielt demnach 19,3 Prozent. Die Stichwahl ist für den 12. Januar angesetzt.

Der 58-jährige Milanović sieht die westliche Militärhilfe für die Ukraine skeptisch und macht auch Stimmung gegen die Europäische Union. Im Wahlkampf trommelte er etwa gegen die angebliche Entsendung kroatischer Soldaten in die Ukraine, obwohl dies bisher von niemandem ins Auge gefasst wurde. Als Präsident pflegte er eine populistische Rhetorik und einen hemdsärmeligen Stil. Damit spricht er nicht nur seine linke Stammwählerschaft an, sondern auch rechte und ultra-rechte Wähler. 

Der Präsident in Kroatien hat nur begrenzte Befugnisse. Er ist der Oberbefehlshaber der Armee und repräsentiert das Land mit seinen rund 3,8 Millionen Menschen auf internationaler Ebene. Im Europäischen Rat wird Kroatien aber vom konservativen Ministerpräsidenten Andrej Plenković vertreten. rtr/dpa/tho

  • Europäischer Rat
  • Europapolitik
  • Kroatien

Presseschau

Polen beginnt die EU-Ratspräsidentschaft mit dem Motto: “Sicherheit Europa!” EURONEWS
Streit um Rechtsstaatlichkeit: Ungarn verliert Anspruch auf EU-Milliarden ZDF
Russland stoppt Gaslieferungen: Republik Moldau bereitet sich auf Energiekrise vor EURONEWS
Britischer Populist Farage bekommt Hilfe von Musk DER STANDARD
Protesttag in Georgien: Zehntausende wollen eine Zukunft in der EU EURONEWS
Fast zwei Jahrzehnte nach EU-Beitritt: An den rumänischen und bulgarischen Grenzen gibt es nun keine Kontrollen mehr SPIEGEL
Abkommen in Kraft: EU und Japan arbeiten ab sofort enger zusammen DEUTSCHLANDFUNK
100-Tage-Programm: Weniger Regeln, mehr Rüstung: Was bringt von der Leyens Krisenplan für Europa? RND
EU-Außenpolitik: Die neue, forsche Stimme der Kaja Kallas SÜDDEUTSCHE
Zerstörtes Stromkabel der Ostsee: Finnland verbietet Matrosen der “Eagle S” die Ausreise N-TV
EU will härter gegen Russlands Schattenflotte vorgehen HANDELSBLATT
Frankreich droht eine Rezession – Macrons Erbe wackelt HANDELSBLATT
Macron räumt ein, dass Neuwahl Frankreich instabiler gemacht hat ZEIT
Belgien führt erstes Vapeverbot in der EU ein EURONEWS
2025 ohne Zigaretten: So will Schweden als erstes Land der Welt rauchfrei werden TAGESSPIEGEL
Rom will bald wieder Migranten in Lager in Albanien bringen FAZ
Nach Korruptions-Urteil: Ex-Bürgermeister von Rom verhaftet T-ONLINE
Serbien: Eltern von Schulschützen zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt FAZ
Tausende Serben starteten neues Jahr mit Schweigeprotest wegen Bahnhofsdacheinsturzes ORF
Mann soll mehrere Menschen in Montenegro erschossen haben HANDELSBLATT
Entgegen dem globalen Trend stiegen Kinobesucherzahlen 2024 in Frankreich DEUTSCHLANDFUNK KULTUR

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    ich hoffe, Sie sind gut und vor allem erholt ins neue Jahr gekommen! Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die kommenden Monate politisch ähnlich nervenzehrend sein werden wie die vergangenen. Am 20. Januar wird Donald Trump erneut als US-Präsident vereidigt, sein Höfling Elon Musk alias “Kekius Maximus” vertreibt sich die verbleibende Zeit damit, die deutsche oder die britische Politik zu provozieren.

    Die EU-Verantwortlichen werden versuchen müssen, trotz der Lärmkulisse einen klaren Kopf zu bewahren. Mit dem Jahreswechsel hat Polen den rotierenden Vorsitz im Rat übernommen, mit warmen Worten begrüßt von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der Außenbeauftragten Kaja Kallas. Der zu Ende gegangenen Ratspräsidentschaft Ungarns weint in Brüssel kaum jemand hinterher: Zu offensichtlich missbrauchten Viktor Orbán und seine Getreuen die Bühne für eigene Interessen, anstatt ein fairer Interessenmakler zu sein.

    Der polnische Regierungschef Donald Tusk wird in den kommenden Wochen wichtige Entscheidungen vorbereiten müssen, gemeinsam mit von der Leyen, Kallas und dem neuen Ratspräsidenten António Costa. Zwei Wochen nach dem Amtsantritt Trumps kommen die EU-Staats- und Regierungschefs zu einer Klausur zusammen, wie Sie in unserer Terminvorschau nachlesen können: Unterstützung der Ukraine, europäische Verteidigung, Trumps Zölle und die eigene Wettbewerbsfähigkeit – all diese Themen verlangen wichtige Weichenstellungen. Zugleich bindet die im Mai anstehende Präsidentschaftswahl in Polen aber die Hände Tusks, wie Sie in der Analyse von Lukas Knigge zur Klimapolitik nachlesen können.

    Der Jahreswechsel brachte aber auch eine gute Nachricht für das Zusammenwachsen Europas: 18 Jahre nach ihrem EU-Beitritt sind Rumänien und Bulgarien nun vollwertige Mitglieder der Schengenzone. Österreich hatte im Dezember sein Veto aufgehoben und damit den “historischen Moment” ermöglicht, von dem der bulgarische Ministerpräsident Dimitar Glavchev nun sprach.

    Ich wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr – und gute Nerven!

    Ihr
    Till Hoppe
    Bild von Till  Hoppe

    Analyse

    EU-Klimaziel 2040: Warum unter Polens Ratspräsidentschaft kaum Fortschritt zu erwarten ist

    Kommissionspräsidentin von der Leyen mit Polens Ministerpräsident Donald Tusk: Die Präsidentschaftswahl in Polen prägt auch den Ratsvorsitz.

    Die EU wird auch im neuen Jahr voraussichtlich keine Führungsrolle bei den internationalen Bemühungen für mehr Klimaschutz einnehmen. Auf die unambitionierte ungarische Ratspräsidentschaft folgt die polnische. Durch die nationale Situation in Polen drohen wichtige Meilensteine der europäischen Klimapolitik wie das EU-Klimaziel 2040 verschleppt zu werden – womöglich sogar bis ins zweite Halbjahr.

    Beim EU-Umweltrat Mitte Dezember diskutierten die EU-Umweltminister noch einmal, wie stark Europa seine Treibhausgasemissionen bis 2040 reduzieren will. Eine Einigung zum Klimaziel 2040 blieb aus, obwohl die Kommission schon im Februar 2024 das Angebot von 90 Prozent weniger Treibhausgasen als im Jahr 1990 auf den Tisch gelegt hatte.

    Auch wird die EU die international gültige Frist für das nächste Klimaziel (NDC) für 2035, das sie bei der UN bis Ende Februar einreichen muss, aller Voraussicht nach überschreiten. Die Kommission macht daraus keinen Hehl, ohne Einigung der Länder sind ihr jedoch die Hände gebunden.

    Das europäische NDC für 2035 hängt vom EU-Klimaziel 2040 ab. Zwischen den Zielen für 2030 (55 Prozent THG-Reduktion) und 2040 werde eine Linie gezogen und davon das 2035-Ziel abgelesen, so hat es EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra bei der COP29 in Baku verkündet. Einigen sich die EU-Staaten auf 90 Prozent THG-Minderung bis 2040, läge das NDC für 2035 bei 72,5 Prozent.

    “China unter Druck setzen”

    Es wäre ein ambitioniertes Ziel. Die Frage ist nur, ob und vor allem wann es kommt. “Ein klares und frühzeitiges Signal der EU in Bezug auf die Klimaziele für die Zeit nach 2030 würde andere Regierungen, darunter auch China, unter Druck setzen, den Übergang zu beschleunigen und den Investoren Sicherheit zu geben”, sagt Marc Weissgerber, Geschäftsführer des Berliner Büros des Thinktanks E3G.

    Europa hinkt in den G20 beim Zeitplan hinterher. Brasilien, Großbritannien, Kanada und sogar die USA haben ihr NDC für 2035 bereits verkündet. Selbst China ist Beobachtern zufolge bereit, sein NDC vorzulegen, will es zeitlich aber an die Bekanntgabe des europäischen Ziels knüpfen. Die fehlende Einigung der EU-Staaten zum 2040er-Ziel wirkt sich daher auch auf das klimapolitisch hochrelevante China aus.

    Die wichtigten Kennziffern der bisherigen NDCs für 2035 im Überblick:

    • Brasilien: Netto-THG-Reduktion um 59 bis 67 Prozent im Vergleich zu 2005
    • Kanada: THG-Reduktion um 45 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2005
    • USA: Netto-THG-Reduktion um 61 bis 66 Prozent im Vergleich zu 2005
    • Vereinigte Arabische Emirate: THG-Reduktion um 47 Prozent im Vergleich zu 2019
    • Großbritannien: THG-Reduktion um 81 Prozent im Vergleich zu 1990

    Wieder nur ein “Gedankenaustausch” in Brüssel

    Beim EU-Umweltrat im Dezember kam es nur zu einem Gedankenaustausch. Die ungarische Ratspräsidentschaft wollte von den Mitgliedstaaten wissen, wie Klimagesetze vereinfacht werden könnten, um Unternehmen weniger zu belasten und welche Grundvoraussetzungen (“enabling conditions”) für das neue Klimaziel geschaffen werden müssen. Nahezu dieselbe Debatte war unter belgischer Ratsleitung bereits vor sechs Monaten geführt worden, seitdem ist nicht viel passiert.

    Weder bei den Ratstreffen der Minister noch bei den Gipfeln der Staats- und Regierungschefs wurde eine Einigung überhaupt angestrebt. Auch Ende Juni, als die Staatschefs die sogenannte Strategische Agenda bis 2029 beschlossen, wurde die Klimapolitik nur am Rande behandelt. Beim EU-Gipfel im Dezember wurde das Thema trotz des Drucks aus der Zivilgesellschaft, sich auf künftige Klimaziele zu einigen, ausgeklammert.

    Einigung erst im zweiten Halbjahr 2025?

    “Nun läuft der EU die Zeit davon”, sagt Weissgerber. Die Wahlen in Deutschland, Polen und Rumänien könnten eine Einigung über den Weg zur Klimaneutralität wahrscheinlich auf die zweite Hälfte des Jahres 2025 oder später verschieben, befürchtet Weissgerber. Er sieht es als “verpasste Gelegenheit”, nach den Wahlen in den USA und der COP29 ein klares Bekenntnis zu einer klimapolitischen Führungsrolle abzugeben.

    Auch Deutschland wird seinem Anspruch als klimapolitischer Leitwolf in der EU nicht gerecht, trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse. Das lag nicht allein an einer klimapolitisch bremsenden ehemaligen FDP-Beteiligung der Regierung, denn die Bundesregierung hat sich noch immer nicht eindeutig positioniert.

    Berlin habe es schlicht nicht eilig, berichten Beobachter. Der Europawahlkampf und die Neuordnung der EU-Exekutive sowie die ungarische Ratspräsidentschaft bremsten den Elan. Im neuen Jahr werde man dann schon zu einer Einigung finden, so das Kalkül. Die UN-Deadline werde die EU zwar reißen, dafür würde das NDC ambitioniert ausfallen. Das steht längst auf der Kippe, denn die nun folgende polnische Ratspräsidentschaft ist selbst höchst skeptisch gegenüber einem 90-Prozent-Ziel für 2040.

    Kein Klimawahlkampf in Polen

    Das Land müsste das Ziel als Vorsitz der Mitgliedstaaten federführend verhandeln, hat aber gleichzeitig ganz andere Probleme. In Polen steht im Mai eine enorm wichtige Präsidentschaftswahl an. Der Ausgang entscheidet darüber, ob die Bürgerkoalition von Ministerpräsident Donald Tusk mehr Handlungsspielraum haben wird oder ob sie sich weiter mit einem Präsidenten der rechtsnationalistischen PiS auseinandersetzen muss.

    Einen Klimawahlkampf wird es sicherlich nicht geben, denn auch Tusks Lager hinterfragt neue Klimaschutzvorgaben und fürchtet vor allem zusätzliche soziale Belastungen. Um sich gegenüber der PiS nicht angreifbar zu machen, dürfte das Thema also auch unter Pro-Europäern kaum eine Rolle spielen.

    Es ist also fraglich, ob es überhaupt gelingt, im ersten Halbjahr 2025 eine Einigung zum EU-Klimaziel 2040 zu erzielen. Denn selbst unter Befürwortern einer ambitionierten EU-Klimapolitik ist man sich einig, dass ein Wahlsieg proeuropäischer Kräfte in Polen wichtiger ist als die Einigung auf 90 Prozent Treibhausgasreduktion bis Februar.

    • COP29
    • EU-Gipfel
    • EU-Klimapolitik
    • EU-Klimaziel 2040
    • Europapolitik
    • Klima & Umwelt
    • Klimaneutralität
    • Klimaziele
    Translation missing.

    EU-Monitoring

    Wie sieht der Sitzungskalender des EU-Parlaments aus? Wann finden die Treffen des Rates statt? Was steht auf der Agenda der EU-Kommission? Wir haben für Sie eine Übersicht über die wichtigsten Termine der EU-Institutionen im ersten Quartal 2025 zusammengestellt. Alle Angaben sind vorläufig und unterliegen möglichen Änderungen durch die jeweiligen Institutionen.

    EU-Parlament

    Januar

    13.01.-16.01.2025
    Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

    20.01.-23.01.2025
    Plenarsitzungswoche

    27.01.-30.01.2025
    Ausschusssitzungswoche

    Februar

    03.02.-06.02.2025
    Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

    10.02.-13.02.2025
    Plenarsitzungswoche

    17.02.-20.02.2025
    Ausschusssitzungswoche

    März

    03.03.-06.03.2025
    Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

    10.03.-13.03.2025
    Plenarsitzungswoche

    17.03.-20.03.2025
    Ausschusssitzungswoche

    24.03.-27.03.2025
    Ausschuss- und Fraktionssitzungswoche

    31.03.-03.04.2025
    Plenarsitzungswoche

    Europäischer Rat, Rat der EU & Ministertagungen

    Januar

    20.01.2025
    Euro-Gruppe

    21.01.2025
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen

    27.01.2025
    Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten

    27.01.2025
    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei

    28.01.2025
    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

    Februar

    03.02.2025
    Klausur der EU-Staats- und Regierungschefs

    03.02.2025
    Informeller Handelsrat

    03.02.2025
    Informeller Rat für Wettbewerbsfähigkeit

    17.02.2025
    Informeller Allgemeiner Rat

    17.02.2025
    Euro-Gruppe

    18.02.2025
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen

    24.02.2025
    Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten

    24.02.2025
    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei

    25.02.2025
    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

    März

    04.03.-05.03.2025
    Informeller Telekomrat

    06.03.-07.03.2025
    Rat der EU: Justiz und Inneres

    06.03.2025
    Rat der EU: Wettbewerbsfähigkeit

    10.03.2025
    Euro-Gruppe

    10.03.2025
    Rat der EU: Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz

    11.03.2025
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen

    17.03.2025
    Rat der EU: Auswärtige Angelegenheiten

    17.03.2025
    Rat der EU: Energie

    17.03.-18.03.2025
    Informeller Verkehrsrat

    18.03.2025
    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

    20.03.-21.03.2025
    Europäischer Rat

    24.03.2025
    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei

    27.03.2025
    Rat der EU: Umwelt

    28.03.2025
    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten

    Agenda der EU-Kommission 2025

    Januar

    09.01.-10.01.2025
    Besuch des Kollegiums der EU-Kommissare in Polen

    15.01.2025
    Kompass für Wettbewerbsfähigkeit, Jahresbericht über Binnenmarkt und Wettbewerbsfähigkeit

    21.01.2025
    Europäischer Aktionsplan für die Cybersicherheit von Krankenhäusern und Gesundheitsdienstleistern

    Februar

    05.02.2025
    Mitteilung über die Bewältigung von Herausforderungen bei E-Commerce-Plattformen

    11.02.2025
    Arbeitsprogramm der Kommission für 2025

    19.02.2025
    Eine Vision für Landwirtschaft und Ernährung

    26.02.2025
    Clean Industrial Deal, Omnibus-Vereinfachungspaket

    März

    05.03.2025
    Union of Skills, Fahrplan für Frauenrechte

    News

    Transitvertrag endet: Russland stoppt Gaslieferungen durch die Ukraine

    Russland hat die Gaslieferungen nach Europa durch die Ukraine am Mittwochmorgen gestoppt. Der Transitvertrag zwischen Gazprom und dem ukrainischen Versorger Naftogaz war zum Jahreswechsel auf Betreiben Kiews ausgelaufen. Der Transit durch die Ukraine hatte zuletzt noch für rund fünf Prozent der Erdgasimporte nach Europa gestanden.

    Die meisten EU-Staaten hatten sich nach Russlands Invasion der Ukraine von russischem Gas verabschiedet. Doch vor allem die Slowakei, Ungarn, Österreich sowie Moldau hatten bis zuletzt über die ukrainischen Leitungen Gas bezogen und müssen nun Alternativen finden.

    Der größte slowakische Gasimporteur SPP teilte mit, man werde alle Kunden über alternative Routen beliefern, hauptsächlich über Pipelines aus Deutschland und Ungarn. Dabei würden aber zusätzliche Kosten für Transitgebühren anfallen.

    Österreich sieht sich gerüstet

    Österreich sieht sich dank gut gefüllter Gasspeicher und alternativer Importrouten über Italien und Deutschland gut auf den Lieferstopp vorbereitet. Die Gasversorgung sei gesichert und das Land nicht mehr auf Russland angewiesen, teilte die österreichische Energieministerin Leonore Gewessler auf dem Dienst X mit.

    Die EU-Kommission hatte bereits am Dienstag erklärt, sie erwarte keine Versorgungsunterbrechungen. “Die europäische Gasinfrastruktur ist flexibel genug, um Mittel- und Osteuropa über alternative Routen mit Gas nicht-russischer Herkunft zu versorgen”, so die Behörde. Nach dem Angriff auf die Ukraine seien ab 2022 erhebliche neue LNG-Importkapazitäten aufgebaut worden.

    Auch das Bundeswirtschaftsministerium sieht die EU deshalb gut vorbereitet. Die Versorgung Deutschland sei ebenso gewährleistet wie jene der angrenzenden Nachbarstaaten ohne Küstenzugang, sagte eine Sprecherin. Die Kapazitäten der deutschen LNG-Terminals stünden auch Unternehmen aus anderen EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung.

    Fico droht Ukraine

    Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hatte die Ukraine hingegen davor gewarnt, den Transitvertrag auslaufen zu lassen. Der moskaufreundliche Politiker drohte etwa damit, die Stromlieferungen in das Nachbarland zu kappen. Er hatte kurz vor Weihnachten Präsident Wladimir Putin in Moskau besucht, um über den Gastransit zu sprechen.

    Fico kritisierte, seinem Land entgingen Hunderte Millionen Euro an Transiteinnahmen für die weitere Durchleitung des Gases nach Westen. Die höheren Gebühren für alternative Routen würden zudem zu einem Anstieg der Gas- und Strompreise in Europa führen, sagte er.

    Die Ukraine hat seit Monaten angekündigt, den Vertrag mit Russland nicht zu verlängern. Ein Stopp sei im nationalen Interesse, erklärte Energieminister Herman Haluschtschenko: “Wir haben den Transit von russischem Gas gestoppt. Das ist ein historisches Ereignis.”

    Kiew argumentiert, dem Kreml entgingen damit Einnahmen aus den Gasexporten. Laut Think-Tank Bruegel wären dies 6,5 Milliarden Dollar, wenn Russland die Lieferungen nicht umleiten könne. Allerdings entgegen auch der Ukraine jährlich etwa eine Milliarde Dollar brutto an Transitgebühren. rtr/tho

    • Erdgas
    • Gasspeicher
    • Geopolitik
    • LNG
    • Russland
    • Ukraine
    • Ukraine-Krieg
    • Wladimir Putin

    Rechtsstaatsmängel: Ungarn verliert Anspruch auf eine Milliarde Euro

    Ungarn hat wegen Mängeln bei der Rechtsstaatlichkeit den Anspruch auf EU-Gelder in Höhe von rund einer Milliarde Euro verloren. Zur Freigabe des Geldes hätte das Land bis Ende 2024 Reformauflagen umsetzen müssen, wie eine Sprecherin der EU-Kommission bestätigte. Bei den verfallenen Mitteln handelt es sich um 1,04 Milliarden Euro, die für Ungarn aus Strukturfonds vorgesehen waren.

    Die Gelder waren Ende 2022 eingefroren worden, weil Kommission und Rat zum Schluss gekommen waren, dass Ungarn verschiedene Standards und Grundwerte missachtet. Zur Freigabe der Gelder hätte Ungarn bis Jahresende ausreichende Reformen umsetzen müssen. Dazu gehören unter anderem Änderungen von Gesetzen zur Vermeidung von Interessenkonflikten und Korruptionsbekämpfung. Das ist aber nicht passiert.

    Die Führung in Budapest reagierte verständnislos auf den Verfall der Gelder. “Die ungarische Regierung hat alle Bedingungen für die Abrufung der EU-Ressourcen erfüllt”, behauptete Europa-Minister János Bóka vor dem Jahreswechsel auf seiner Facebook-Seite. Brüssel wolle Ungarn die Gelder aus politischen Gründen wegnehmen, fügte er hinzu. dpa/tho

    • EU-Kommission
    • Rechtsstaatlichkeit
    • Ungarn
    • Viktor Orban

    Kroatien: Milanović gewinnt Präsidentschaftswahl

    Bei der Präsidentschaftswahl in Kroatien hat Amtsinhaber Zoran Milanović die erste Runde am 29. Dezember mit großem Vorsprung gewonnen. Der Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten kam auf 49,1 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer von der konservativen Regierungspartei HDZ, Dragan Primorac, erhielt demnach 19,3 Prozent. Die Stichwahl ist für den 12. Januar angesetzt.

    Der 58-jährige Milanović sieht die westliche Militärhilfe für die Ukraine skeptisch und macht auch Stimmung gegen die Europäische Union. Im Wahlkampf trommelte er etwa gegen die angebliche Entsendung kroatischer Soldaten in die Ukraine, obwohl dies bisher von niemandem ins Auge gefasst wurde. Als Präsident pflegte er eine populistische Rhetorik und einen hemdsärmeligen Stil. Damit spricht er nicht nur seine linke Stammwählerschaft an, sondern auch rechte und ultra-rechte Wähler. 

    Der Präsident in Kroatien hat nur begrenzte Befugnisse. Er ist der Oberbefehlshaber der Armee und repräsentiert das Land mit seinen rund 3,8 Millionen Menschen auf internationaler Ebene. Im Europäischen Rat wird Kroatien aber vom konservativen Ministerpräsidenten Andrej Plenković vertreten. rtr/dpa/tho

    • Europäischer Rat
    • Europapolitik
    • Kroatien

    Presseschau

    Polen beginnt die EU-Ratspräsidentschaft mit dem Motto: “Sicherheit Europa!” EURONEWS
    Streit um Rechtsstaatlichkeit: Ungarn verliert Anspruch auf EU-Milliarden ZDF
    Russland stoppt Gaslieferungen: Republik Moldau bereitet sich auf Energiekrise vor EURONEWS
    Britischer Populist Farage bekommt Hilfe von Musk DER STANDARD
    Protesttag in Georgien: Zehntausende wollen eine Zukunft in der EU EURONEWS
    Fast zwei Jahrzehnte nach EU-Beitritt: An den rumänischen und bulgarischen Grenzen gibt es nun keine Kontrollen mehr SPIEGEL
    Abkommen in Kraft: EU und Japan arbeiten ab sofort enger zusammen DEUTSCHLANDFUNK
    100-Tage-Programm: Weniger Regeln, mehr Rüstung: Was bringt von der Leyens Krisenplan für Europa? RND
    EU-Außenpolitik: Die neue, forsche Stimme der Kaja Kallas SÜDDEUTSCHE
    Zerstörtes Stromkabel der Ostsee: Finnland verbietet Matrosen der “Eagle S” die Ausreise N-TV
    EU will härter gegen Russlands Schattenflotte vorgehen HANDELSBLATT
    Frankreich droht eine Rezession – Macrons Erbe wackelt HANDELSBLATT
    Macron räumt ein, dass Neuwahl Frankreich instabiler gemacht hat ZEIT
    Belgien führt erstes Vapeverbot in der EU ein EURONEWS
    2025 ohne Zigaretten: So will Schweden als erstes Land der Welt rauchfrei werden TAGESSPIEGEL
    Rom will bald wieder Migranten in Lager in Albanien bringen FAZ
    Nach Korruptions-Urteil: Ex-Bürgermeister von Rom verhaftet T-ONLINE
    Serbien: Eltern von Schulschützen zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt FAZ
    Tausende Serben starteten neues Jahr mit Schweigeprotest wegen Bahnhofsdacheinsturzes ORF
    Mann soll mehrere Menschen in Montenegro erschossen haben HANDELSBLATT
    Entgegen dem globalen Trend stiegen Kinobesucherzahlen 2024 in Frankreich DEUTSCHLANDFUNK KULTUR

    Europe.Table Redaktion

    EUROPE.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen