Table.Briefing: Europe

Merz-Forderungen im EU-Faktencheck + Neue Kandidaten für die Kommission

Liebe Leserin, lieber Leser,

Annalena Baerbock wird heute beim informellen Treffen der Außenminister in Brüssel einiges an Erklärungsbedarf haben: Alle Augen seien auf Deutschland gerichtet, sagten Diplomaten im Vorfeld. Wackelt die deutsche Unterstützung für die Ukraine? Einige Mitgliedstaaten seien nach dem Brief von Finanzminister Christian Lindner mit den Fragezeichen zu Deutschlands bilateraler Hilfe für 2025 alarmiert.

Das eingefrorene russische Vermögen sei zudem nicht als Alternative zur bilateralen Unterstützung, sondern als Ergänzung gedacht. Mit Sorge blickt man in den Hauptstädten auch auf die Regionalwahlen in Ostdeutschland, wo Gegner der Unterstützung für die Ukraine gewinnen könnten. Eine kritische Gemengelage, zu der sich laut Diplomaten die Kollegen von Baerbock beruhigende Worte erhoffen.

Das Doppeltreffen von Außen- und Verteidigungsministern sollte ursprünglich in Budapest stattfinden, war aber vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell aus Protest gegen Viktor Orbáns “Friedensmission” nach Brüssel verlegt worden. Einige Außenminister dürften das kulturelle Rahmenprogramm des Gymnich-Formats im Land der EU-Ratspräsidentschaft vermissen. 

Neben der Lage in der Ukraine und möglichen neuen Chancen für Wolodmyr Selenskyis Friedensplan steht auch der Nahostkonflikt auf der Agenda. Für Borrell ist das informelle Treffen heute eine der letzten Chancen vor dem nahen Ende seines Mandats, Zeichen zu setzen. Nachfolgerin Kaja Kallas läuft sich im Brüsseler Europaviertel bereits warm und wurde gestern Mittag bei der Suche nach einem geeigneten Restaurant für ihr Kernteam gesichtet.

Ihr
Stephan Israel
Bild von Stephan  Israel

Analyse

Asylpolitik: Die Merz-Forderungen im EU-Faktencheck

Die Kommission ist noch in der Sommerpause. Der Rat bereitete sich auf das informelle Treffen der Außenminister vor. Mit einem Vorstoß zur Europäischen Asyl- und Migrationspolitik – noch dazu wegen des Attentats von Solingen – hatte niemand in Brüssel gerechnet.

Einige der Forderungen von Friedrich Merz: Die deutschen Grenzen müssten schärfer kontrolliert, das Aufenthaltsrecht geändert werden. Die Bundesregierung solle in Brüssel eine “nationale Notlage” erklären, um Flüchtlinge an den Grenzen einseitig zurückweisen zu können. Ein entsprechendes Papier der CDU flankierte die Offensive.

Ähnliche Anschläge habe es zuvor schon in Belgien und Frankreich gegeben, sagten EU-Diplomaten. Für sich genommen seien sie kein Grund, an den EU-Regeln zu rütteln. Zudem habe die EU gerade erst die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) auf den Weg gebracht. Sie enthalte alles, was man für die Eindämmung der illegalen Migration brauche.

Asyl- und Migrationspakt tritt erst 2026 vollständig in Kraft

In der EU-Kommission verweist man zudem auf die Leitlinien für die neue Legislaturperiode. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verspricht darin, die Grenzschutzagentur Frontex auszubauen und die Zahl der Grenzschützer auf 30.000 zu verdreifachen. Sie kündigt auch einen “neuen Ansatz für Rückführungen” von nicht anerkannten Asylbewerbern an. Dafür ist ein Rechtsrahmen geplant, der für schnellere Verfahren sorgen soll.

Doch wann und wie diese Pläne umgesetzt werden, ist unklar. Die nächste EU-Kommission dürfte erst im November ihre Arbeit aufnehmen, neue Gesetze brauchen Jahre. Selbst der neue Asyl- und Migrationspakt der EU tritt erst 2026 vollständig in Kraft – zu spät für die aktuelle Krise.

In Brüssel stellt man sich auf eine harte Debatte ein

Natürlich könne jedes EU-Land schneller aktiv werden, sagt die CDU-Europaabgeordnete Lena Düpont, die den Pakt mit ausgehandelt hat. “Die Wirkung bleibt aber, das haben wir immer kommuniziert, eine mittelfristige.” Auch Sozialdemokraten und Grüne bitten um Geduld. Die EU dürfe sich nicht von der deutschen Innenpolitik treiben lassen.

Allerdings steht Merz nicht allein. Bereits im Mai hatten 15 EU-Länder in einem Brief an Innenkommissarin Ylva Johansson ein härteres Vorgehen gegen irreguläre Migration gefordert. Spanien kämpft mit einem besonders hohen Aufkommen von Bootsflüchtlingen auf den Kanaren, Dänemark wirbt für sein Modell der Abschottung.

Das Thema ist also aktuell, in Brüssel stellt man sich auf eine harte Migrationsdebatte ein. Allerdings dürfte es Merz’ Vorstoß dabei schwer haben. Denn zum einen setzt der Oppositionsführer mit seiner Forderung nach einer “nationalen Notlage” offenbar auf einen deutschen Alleingang. Zum anderen ist unklar, worauf er genau abzielt.

Kein Freibrief für deutsche Alleingänge

Der in Berlin viel zitierte Artikel 72 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) regelt lediglich, dass “für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der inneren Sicherheit” die Mitgliedstaaten zuständig sind. Er legt jedoch nicht fest, um welche Maßnahmen es im Einzelnen geht.

Daniel Thym, Jurist und Experte für Migrationsrecht, weist darauf hin, dass alle bisherigen Versuche der Mitgliedstaaten, sich auf diese Ausnahmeklausel zu berufen, beim Europäischen Gerichtshof gescheitert sind, oft mangels ausreichender Begründung. Auch wenn Deutschland die liefere, bestehe bei diesem Vorgehen ein “Prozessrisiko”, sagt Thym.

Artikel 78 wiederum spricht zwar von einer “Notlage”, die durch einen “plötzlichen Zustrom von Drittstaatsangehörigen” ausgelöst werden kann. Über die dann fälligen “vorläufigen Maßnahmen” soll allerdings der Rat auf Vorschlag der Kommission entscheiden. Ein Freibrief für deutsche Alleingänge wäre dies nicht.

Versagen der deutschen Behörden

Auf der anderen Seite bietet das EU-Recht bereits jetzt Möglichkeiten, auf eine Krise zu reagieren. So wurde der Schengener Grenzkodex gerade erst aktualisiert. Im Falle einer “Notlage” sind nun “vorübergehende Reisebeschränkungen an den Außengrenzen der EU” möglich. Dabei geht es zwar vor allem um COVID-19 und andere gesundheitliche Krisenlagen. Aber auch ernsthafte Bedrohungen der öffentlichen Ordnung und der inneren Sicherheit werden erwähnt.

Auch die von Merz kritisierte Dublin-Verordnung bietet Handlungsoptionen. So hätte der in Solingen festgenommene mutmaßliche IS-Terrorist nach Bulgarien überführt werden können, wo er in die EU eingereist ist. Dass dies nicht geschah, war offenbar ein Versagen der deutschen Behörden – und kein Fehler in den EU-Regeln. Deutschland müsse sich an die eigene Nase fassen, heißt es in Brüssel. 

Grenzkontrollen als “letzte Option”

Eine Abfuhr holt sich Merz schließlich auch bei der Forderung, abgewiesene Asylbewerber nach Syrien abzuschieben. “Bislang sind die Bedingungen (in Syrien) noch nicht erfüllt”, sagte ein Kommissionssprecher. Zurückhaltend äußerte er sich auch zu Grenzkontrollen. Diese seien “die letzte Option” und müssten zeitlich “strikt begrenzt” werden.

In Berliner Regierungskreisen weist man darauf hin, dass vieles aus dem Merz-Katalog gar nicht umsetzbar sei. Dies gelte nicht nur für die bereits erwähnte nationale Notlage, für die es einen EU-Ratsbeschluss bräuchte. Alles andere sei mit EU-Recht nicht vereinbar. Sonst hätte Ungarn längst viel mehr auf eigene Faust unternommen.

Keine diplomatischen Beziehungen nach Afghanistan

Auch Migrationsexperte Thym mahnt zur Vorsicht. Den Vorschlag, alle ausreisepflichtigen Straftäter in Ausreisegewahrsam zu nehmen, sieht er kritisch. Die neuen Vorschriften in der Rückführungsrichtlinie, über die gerade noch in Brüssel verhandelt wird, sehen vor, dass Ausreisegewahrsam nur in Betracht kommt, wenn die Herkunftsländer ihre Staatsangehörigen zurücknehmen.

Zur Taliban-Regierung in Afghanistan unterhält Deutschland keine diplomatischen Beziehungen. Selbst wenn die Rückführungsrichtlinie noch einmal aufgeschnürt wird – sowohl das Bundesverfassungsgericht als auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sehen den Ausreisegewahrsam als Freiheitsentzug. Eine solche Maßnahme muss gerechtfertigt sein.

Größere Chancen auf Umsetzung dürfte dagegen der Vorstoß haben, ausreisepflichtigen Ausländern die Sozialleistungen auf ein absolutes Minimum zu kürzen – zumindest unter bestimmten Voraussetzungen. “In der Vergangenheit haben die Sozialgerichte Leistungskürzungen für rechtens erklärt, die an ein Fehlverhalten abgelehnter Asylbewerber anknüpfen”, sagt Thym.

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  • CDU
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  • Migration
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Frankreichs Linksbündnis droht die Spaltung

Die Sozialisten machen aus der schlechten Stimmung in der Partei kein Geheimnis. Die Mitglieder der Parti socialiste (PS), einer der vier Parteien, die das Linksbündnis Nouveau Front Populaire (NFP) bilden, treffen sich heute und bis Samstag in der Stadt Blois. In der beschaulichen Region der Loire-Schlösser droht eine ungemütliche Zusammenkunft.

Und das hat zumindest auf den ersten Blick nichts mit der eigenen Partei zu tun, sondern mit Jean-Luc Mélenchon, dem höchst umstrittenen Chef der Linksaußen-Partei La France insoumise (LFI), die ebenfalls Teil des Linksbündnisses ist. LFI hatte am Montag angekündigt, ein Amtsenthebungsverfahren von Präsident Macron anzustreben, weil dieser sich weigert, eine linke Regierung zu akzeptieren. Doch die Ankündigung erfolgte ohne Absprache mit den anderen Mitgliedern des NFP. Neben den Sozialisten und LFI sind das die Kommunisten und die Grünen.

“Es ist Zeit, mit Jean-Luc Mélenchon zu brechen”

Nun tobt ein Streit, der das Zeug hat, Frankreichs Linke nachhaltig zu spalten. Das betrifft nicht nur das Linksbündnis im Ganzen, sondern auch die sozialistische Partei, in der sich Befürworter und Gegner Mélenchons zunehmend ablehnend gegenüberstehen. Parteimitglieder äußern sich mittlerweile öffentlich. Der Nationalsekretär der PS, Sébastien Vincini, sagte in einem Interview: “Es ist Zeit, mit Jean-Luc Mélenchon zu brechen.”

Am vergangenen Dienstag war die Führung der PS bereits auf Initiative der beiden Parteiflügel, die für eine eher pragmatische Politik stehen, zusammengekommen. Die beiden Strömungen machen zusammen die Hälfte der Partei aus. Hélène Geoffroy, Bürgermeisterin der Stadt Vaulx-en-Velin, ist die Anführerin einer dieser beiden Strömungen. Als interne Gegnerin von PS-Chef Olivier Faure ist sie der Ansicht, dass “die Partei am Rande des Bruchs steht“.

Suche nach einer pragmatischen Lösung

In einer langen Nachricht auf X fordert Geoffroy, “die Gespräche mit dem Präsidenten der Republik wieder aufzunehmen”, um “noch nach Lösungen für einen sozialistischen (oder) sozialdemokratischen Premierminister zu suchen”. Diese Haltung unterstützen auch andere Parteiprominente, darunter die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo.

Und dann gibt es noch den Europaabgeordneten Raphaël Glucksmann, dessen gutes Ergebnis bei den Europawahlen für eine Überraschung sorgte. Glucksmann, der sich für eine sozialdemokratische Linke einsetzt, hat seit den Europawahlen ein frostiges Verhältnis zu PS-Chef Faure. Auch von Jean-Luc Mélenchon und Präsident Macron hat er offenbar genug: Vor wenigen Tagen rief er dazu auf, “die Seite Macron und Mélenchon umzublättern”. Raphaël Glucksmann wird in Blois anwesend sein.

Macron kennt das Innenleben der Parti socialiste gut

Die Spaltungen innerhalb der Sozialisten sind Teil des politischen Kalküls des französischen Präsidenten. Als ehemaliges Mitglied der sozialistischen Partei (von 2006 bis 2009) und ehemaliger Wirtschaftsminister unter Präsident François Hollande kennt Macron die Spannungen innerhalb der PS gut.

Seit dem Abend der Parlamentswahlen sucht er nach einem Weg, das Linksbündnis, das die meisten Abgeordneten in der Nationalversammlung stellt, zu spalten. Sein Ziel ist es, eine Koalitionsregierung zu bilden, die von der gemäßigten Linken bis zur Rechten reicht. Die Ankündigung von La France insoumise, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten, kommt für das Präsidentenlager zur rechten Zeit.

“Die Zunahme dieser Provokationen beunruhigt mich”

“Der Wunsch nach einem Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten der Republik in völliger Unkenntnis unserer Institutionen offenbart, in welche Anarchie die LFI Frankreich stürzen will. Der Nouveau Front Populaire zeigt einmal mehr, dass er nicht in der Lage ist, unser Land zu regieren”, schrieb der noch amtierende Innenminister Gérald Darmanin auf X.

Zunehmend wird der Chef der LFI innerhalb der NFP beschuldigt, seine persönliche Agenda über die des Bündnisses zu stellen. Ein linker Abgeordneter, der anonym bleiben möchte, ist besorgt: “Die Zunahme dieser Provokationen beunruhigt mich, denn ich frage mich, wie lange das noch gut gehen wird“, sagte er im Gespräch mit Table.Briefings. “Dieser Vorschlag ist dazu da, das Gummiband zu spannen, um zu sehen, wer loslässt und die Verantwortung dafür trägt, dass die Union zerreißt.”

  • Emmanuel Macron
  • Frankreich
  • Regierungsbildung
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Termine

03.09.2024 – 12:30-13:30 Uhr, online
AI, Presentation The U.S. Presidential Election and the Concept of Freedom
Das Aspen Institute beschäftigt sich im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl im November mit dem Thema Freiheit in den USA. INFOS & REGISTRATION

03.09.2024 – 14:30-18:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
CEA-PME SME2B Business Forum 2024: Building a European Economy of Trust + SME Summer Party
The European Entrepreneurs (CEA-PME) want to clarify what business owners can expect from the new Commission and Parliament in the next five years. INFOS & REGISTRATION

03.09.2024 – 19:00-20:30 Uhr, online
FNF, Vortrag Was folgt aus der Europawahl?
Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) analysiert das Ergebnis der Europawahlen und seine Auswirkungen auf die zukünftige Politik der EU. INFOS & ANMELDUNG

News

Neue EU-Kommission: Spanien, Portugal und Dänemark nominieren ihre Kandidaten

Drei weitere Länder haben ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die neue EU-Kommission benannt: Maria Luís Albuquerque soll für Portugal in der EU-Kommission Platz nehmen. Das gab der portugiesische Premierminister Luís Montenegro am Mittwoch bekannt. Albuquerque amtierte von 2013 bis 2015 als Finanzministerin Portugals. Sie gehört der Partido Social Democrata (PSD) des Landes an, die als liberal-konservative Partei Teil der EVP ist.

Albuquerque war in wirtschaftlich turbulenten Zeiten im Nachgang der Eurokrise Finanzministerin und war unter anderem an der Abwicklung der Bank Espírito Santo beteiligt. Sie wurde bereits 2014 als potenzielle Kandidatin für einen Kommissionsposten gehandelt, musste damals aber Carlos Moedas den Vortritt lassen. Wenn Albuquerque vom Parlament bestätigt wird, ersetzt sie die aktuelle Kohäsionskommissarin Elisa Ferreira.

Spanien und Dänemark schicken Klimapolitiker

Auch die spanische Regierung hat am Mittwoch offiziell bekanntgegeben, wen sie ins Brüsseler Berlaymont-Gebäude schicken will. Wenig überraschend nominierte sie die aktuelle Ministerin für den ökologischen Wandel und für die demografische Herausforderung, Teresa Ribera. Sie ist seit 2018 Ministerin in der Regierung von Premierminister Pedro Sánchez und gilt als klimapolitisches Schwergewicht. Auch in der EU-Kommission könnte die Sozialdemokratin ein klimapolitisches Dossier übernehmen.

Dänemark will ebenfalls einen Klimapolitiker nach Brüssel entsenden: Wie erwartet, soll der aktuelle Minister für Entwicklung und globale Klimapolitik, Dan Jørgensen, am Tisch der 27 Kommissare Platz nehmen. Der Sozialdemokrat hat insgesamt sieben Jahre Ministererfahrung. Zudem kennt er sich als ehemaliger Europaabgeordneter (2004 bis 2013) in Brüssel gut aus. Er würde die aktuelle dänische Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager ablösen.

Eine Übersicht über die Nominierungen aller Mitgliedstaaten finden Sie hier. jaa

  • EU-Kommission
  • Europäische Kommission
  • Europapolitik
  • EVP
  • Maria Luís Albuquerque
  • Ursula von der Leyen

Weber zu Gesprächen in Rom

EVP-Chef Manfred Weber war schon seit Beginn der Amtszeit Giorgia Melonis als Regierungschefin Italiens im Oktober 2022 einer ihrer stärksten Fürsprecher in Brüssel. Am Mittwoch hielt sich Weber nun wieder einmal für politische Gespräche in Rom auf. Zu einer Unterredung mit Meloni war er am Nachmittag im Palazzo Chigi zu Gast.

Italien ist eines der wenigen Länder, die noch keinen Vorschlag für die Besetzung ihres nächsten EU-Kommissars abgegeben haben. Die Frist dafür läuft offiziell an diesem Freitag ab. Seit Meloni nicht für die Wiederwahl Ursula von der Leyens als Kommissionspräsidentin gestimmt hatte, wird über Spannungen zwischen Brüssel und Rom spekuliert. 

Als wahrscheinlichste Nominierung Italiens für den Posten in Brüssel gilt der aktuelle Minister für EU-Angelegenheiten, Raffaele Fitto von der Regierungspartei Fratelli d’Italia. Auch mit ihm hat Weber schon länger gute Beziehungen, man schätzt sich. Vor seinem Gespräch mit Meloni hatte sich der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei auch mit Fitto zusammengesetzt. “Wie immer war dies ein gutes Treffen”, sagte Weber danach kurz angebunden zu italienischen Medien. 

Ministerrat soll heute über Kandidaten für die Kommission beraten

Das Treffen mit Weber war einer der ersten hochrangigen Termine, die Meloni nach ihrer Rückkehr aus dem Sommerurlaub diese Woche wahrgenommen hat. Allerdings eher hinter vorgehaltener Hand: Der Termin war im Vorfeld weder angekündigt noch offiziell bestätigt worden.

Über die Besetzung des Amtes des italienischen EU-Kommissars soll in Italien im Ministerrat an diesem Donnerstagnachmittag beraten werden. Ob eine Entscheidung dann auch schon öffentlich gemacht wird, war am Mittwochabend noch nicht klar. Es wird spekuliert, dass Meloni vor der offiziellen Bekanntgabe ihres Kandidaten noch ein Treffen mit ihren Regierungspartnern Matteo Salvini von der Lega und Antonio Tajani von der Forza Italia abwarten will, welches für diesen Freitag anberaumt ist. Mit Tajani, seinem Vize in der EVP-Führung, traf sich Weber am Mittwoch auch: Die Parteifreunde aßen zusammen zu Abend. asf

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Datenaustausch: EU und China starten neuen Mechanismus

Die EU und China haben erstmals Gespräche im Rahmen des neuen Mechanismus für grenzüberschreitende Datenflüsse geführt. Das teilte die Kommission am Mittwoch mit. Ziel ist es, den Austausch von nicht personenbezogenen Daten für europäische Unternehmen zu erleichtern und ihre Einhaltung chinesischer Datengesetze sicherzustellen. Der Mechanismus geht auf eine politische Vereinbarung aus dem Jahr 2023 zurück und ist das erste Kooperationsformat dieser Art zwischen der EU und China.

Der neue Mechanismus ist ein wichtiges Signal für europäische Unternehmen, die in China tätig sind. In den vergangenen Jahren haben sie immer mehr Schwierigkeiten beim Export ihrer Daten erlebt. Besonders die 2022 eingeführten Maßnahmen Chinas zur Sicherheitsbewertung von Datenexporten sorgten für Unsicherheit. Viele Unternehmen sind besorgt, weil unklar bleibt, was genau als “wichtige Daten” gilt, die einer strengen Prüfung unterliegen. Diese Unsicherheit hat das Vertrauen europäischer Investoren in China geschwächt.

Direktinvestitionen eng verbunden mit freiem Datenaustausch

Datenflüsse seien für den internationalen Handel unverzichtbar, besonders in Branchen wie Finanzen, Versicherungen, Pharma, Automobil und in der Informations- und Kommunikationstechnologie, schreibt die Kommission in ihrer Pressemitteilung. Ein Großteil der Direktinvestitionen zwischen der EU und China hängt davon ab, dass Unternehmen ihre Daten problemlos über Grenzen hinweg verwalten können. Die EU möchte mit dem neuen Mechanismus den freien Datenaustausch fördern.

Weitere Treffen auf Experten- und technischer Ebene sollen folgen. Die Fortschritte werden dann auf politischer Ebene überprüft. Der Mechanismus zeigt, dass sowohl die EU als auch China die Bedeutung des Datenaustauschs für den wirtschaftlichen Erfolg erkennen und gemeinsam Lösungen suchen wollen. vis

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EU-Mercosur-Verhandler treffen sich in Brasilia

Die Verhandlungen um das Zusatzprotokoll zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur gehen weiter. Am 5. und 6. September treffen sich die Chefverhandler beider Seiten in Brasilia.

Dem Vernehmen nach ist aber kein Durchbruch zu erwarten. Es gäbe nach wie vor einige ungelöste Probleme, die noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die EU-Kommission wolle “sicherstellen, dass das Abkommen die Nachhaltigkeitsziele der EU erfüllt und gleichzeitig die Anliegen der EU im Agrarsektor berücksichtigt”, sagte ein Kommissionssprecher Table.Briefings.

Das größte ungelöste Problem für das Abkommen kann aber wahrscheinlich nicht in Brasilia gelöst werden, sondern nur in Paris. Die französische Regierung hat sich klar gegen das Freihandelsabkommen ausgesprochen, und dass die EU das Abkommen gegen den Willen Frankreichs abschließt, bleibt unwahrscheinlich. jaa

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UK: Scholz und Starmer wollen Kooperationsvertrag erarbeiten

Berlin und London wollen ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen. Dazu wollen die beiden Regierungen erstmals einen Vertrag über die bilaterale Zusammenarbeit erarbeiten, der Anfang nächsten Jahres unterzeichnet werden soll, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Premierminister Keir Starmer beim Antrittsbesuch des britischen Regierungschefs in Berlin ankündigten.

“Ich freue mich über die Ankündigung von Keir Starmer, dass er einen Neustart im Verhältnis zur Europäischen Union suchen wird. Diese ausgestreckte Hand wollen wir ergreifen”, sagte Scholz. Starmers Labour-Partei gehört derselben europäischen Parteienfamilie an wie die SPD. Großbritannien war 2020 aus der EU ausgetreten.

Engere Abstimmung bei Sicherheitspolitik und irregulärer Migration

Der Vertrag zwischen den beiden Ländern soll nach den nun folgenden Regierungskonsultationen unterzeichnet werden, wie es in einer gemeinsamen Erklärung zu dem Vorhaben hieß. Inhaltlich soll die Vereinbarung ein breites Spektrum an Themen umfassen. Sowohl bei sicherheitspolitischen Fragen als auch bei der Strafverfolgung irregulärer Migration wollen sich beide Länder demnach abstimmen. Außerdem soll es in dem Abkommen um die wirtschaftliche Zusammenarbeit gehen. “Wir sind entschlossen, ein aggressiveres Russland abzuschrecken, unsere Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten und die europäische Verteidigung zu stärken”, heißt es in der Erklärung.

Starmer sprach von einer Chance, die sich einer Generation nur einmal biete. “Wir möchten einen Neustart”, sagte der neue britische Regierungschef. Er kam nach nur etwa zwei Monaten im Amt zum Antrittsbesuch nach Deutschland. Sein konservativer Vorgänger Rishi Sunak hatte 18 Monate verstreichen lassen, bevor er im April dieses Jahres seinen Antrittsbesuch in Berlin absolvierte. Starmer reiste anschließend nach Paris weiter. dpa/tho

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Matthew Tabone wird Kabinettschef von Roberta Metsola

Roberta Metsola macht ihren langjährigen Mitarbeiter und Schwager Matthew Tabone zum Chef ihres Kabinetts als Präsidentin des Europaparlaments. Tabone begann 2013 als Leiter von Metsolas Abgeordnetenbüro und war zuletzt in ihrem Kabinett unter anderem für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.

Er löst Leticia Zuleta De Reales Ansaldo ab, die Direktorin für Beziehungen des Europaparlaments zu den nationalen Parlamenten wird. Tabone kommt wie Metsola aus Malta. Er ist mit Metsolas Schwester verheiratet, das Paar hat sich im Zuge seiner Arbeit für Roberta Metsola kennengelernt. tho

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Grüne Justizministerin Alma Zadić: “Justizministerin in Österreich hat zu viel Macht” DER STANDARD
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Skandinavien im Visier: Norwegen und Schweden verdächtigen Russland hinter Sabotageakten NOZ
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Standpunkt

Elektromobilität: Wie der Verkehr klimafreundlicher wird – völlig haushaltsneutral

Von Nikolas von Wysiecki
Nikolas von Wysiecki, stellvertretender Teamleiter Verkehrspolitik beim Umweltverband NABU.

Die Antriebswende hin zur batteriebetriebenen Elektromobilität ist für das Klima-Sorgenkind Verkehr derzeit die wichtigste politische Maßnahme – insbesondere, weil sie im Vergleich zu einer ebenfalls notwendigen umfassenderen Mobilitätswende viel schneller umsetzbar ist. Doch entgegen dem globalen Trend wächst die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland nicht so schnell wie erwartet.

Die hiesigen Hersteller, die ihr Geld vor allem mit großen Verbrennern verdienen, bringt das in Schwierigkeiten. Spätestens von 2025 an, wenn innerhalb der EU neue Flottengrenzwerte gelten, drohen ihnen Milliardenstrafen – es sei denn, sie können ihren E-Auto-Absatz noch stark steigern. Doch die Aussichten dafür scheinen derzeit, nach dem abrupten Ende der Kaufprämie und angesichts der aktuellen Haushaltsdebatte, schlecht.

Dabei gäbe es einen völlig haushaltsneutralen Weg, um der Elektromobilität in Deutschland – und damit dem Klimaschutz im Verkehr – neuen Aufschwung zu verleihen: Bis zum kommenden Frühjahr muss das Update der EU-Erneuerbaren-Energien-Richtlinie für den Verkehr (RED) in ein nationales Gesetz überführt werden. Das federführende Umweltministerium arbeitet derzeit an einem Entwurf, den es in den kommenden Wochen vorlegen dürfte. Hier bietet sich die Chance, Klimaschutz und E-Mobilität zugleich voranzubringen.

Ein Quotensystem fürs Klima

Dafür muss die RED in der deutschen gesetzlichen Umsetzung aber grundsätzlich neu aufgestellt werden.

Die RED gibt vor, wie viele erneuerbare Energien im Verkehr genutzt werden müssen. In Deutschland wird dies bislang über das THG-Quotensystem geregelt. Seit 2015 verpflichtet es Mineralölunternehmen zu Treibhausgas-Einsparungen in bestimmter Höhe. Erfüllen die Ölfirmen die Quote nicht selbst, können sie das durch Zahlungen an Anbieter von klimafreundlicheren Energien ausgleichen – also etwa an Ladestromanbieter, die in der Regel Ökostrom benutzen, oder die Biokraftstoffindustrie. Die Kosten sind ein Anreiz für klimafreundliche Innovationen. Das THG-Quotensystem setzt dafür einen haushaltsneutralen Rahmen.

Der Geburtsfehler: Geld für klimaschädlichen Biosprit

In der Theorie klingt das gut, doch: Ein Großteil der Ausgleichszahlungen landet bei Anbietern von Biosprit, die gar nicht klimafreundlich sind. Entgegen der häufigen Behauptung stammt noch immer mehr als die Hälfte dieser Kraftstoffe direkt vom Acker. In vielen Fällen sind sie sogar klimaschädlicher als fossile Kraftstoffe, wie verschiedene Studien bestätigen. Weil ihre offizielle Klimabilanz unvollständig ist, gelten sie im Quotensystem dennoch als THG-arm.

Künftig könnte der Einsatz von biogenen Kraftstoffen vom Acker sogar steigen. Dabei ist bereits jetzt ein großer Teil der knappen Fläche in Deutschland für die Kraftstoffproduktion belegt.

Inzwischen wird vielfach versichert, dass Biokraftstoffe zu großen Teilen aus Reststoffen stammen, sogenannte “fortschrittliche Biokraftstoffe”. Doch 2022 kamen sie fast zur Hälfte aus asiatischen Palmölmühlen-Rückständen, obwohl die EU eigentlich Palmöl nicht mehr fördern wollte (für 2023 liegen noch keine Daten vor). Hinzukommt ein skandalöses Betrugssystem, bei dem natives Öl aus China kurzerhand zu Abfallstoff umdeklariert wird.

Bisher wenig Klimaschutz-Verbesserungen

Damit wird das deutsche THG-Quotensystem seinem politischen Anspruch nicht gerecht. Die derzeitigen Optionen, es einzuhalten, liefern weder wirklichen Klimaschutz, noch fördern sie klimafreundliche Innovationen. Leidtragende sind – neben dem Klima – die Verbraucherinnen und Verbraucher, die das System an der Tankstelle finanzieren.

In der aktuellen Lage wäre es absolut falsch, den Pflichtanteil für Erneuerbare im Verkehr generell zu erhöhen, wie jüngst von der Automobilbranche vorgeschlagen. Dadurch würden die nicht-klimafreundlichen Biotreibstoffe nur mit noch mehr Geld unterstützt.

Für den Klimaschutz ist die E-Mobilität das Mittel der Wahl. Um sie besser zu fördern, muss die RED in der deutschen gesetzlichen Umsetzung konsequent umgebaut werden. Kraftstoffe vom Acker müssen von der THG-Quote ausgeschlossen werden, Abfall- und Reststoffe strikt begrenzt. Rechtlich ist dies möglich. Die Emissionsbilanz muss endlich ehrlich berechnet werden. Fantasieeinsparungen von 90 Prozent würden dann nicht mehr anerkannt.

Ladestrom muss das zentrale Gut auf dem THG-Quotenmarkt werden – zum Beispiel, indem man ihn im Quotensystem durch eine höhere Gewichtung oder eine steigende Mindestabnahmemenge stärker begünstigt. Nur so wird das Geschäftsmodell für Ladesäulen besser und die Auszahlung der THG-Quote an Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos verlässlicher. Beides sind wichtige Anreize für Elektromobilität.

Eine echte Transformation durch RED ist möglich

Das Argument, man bräuchte alle Optionen, zählt hier nicht: Die Vorgaben für Erneuerbare im Verkehr sind ohne Kraftstoffe vom Acker einhaltbar. Wer Biosprit tanken will, könnte das dennoch weiterhin tun. Nur, warum sollte dies angesichts knapper Mittel für den Klimaschutz staatlich begünstigt werden, wenn stattdessen die Elektromobilität für Pkw und Lkw gefördert werden kann?

Betrug beim Biosprit muss konsequent bekämpft werden. Das jüngste Beispiel des Betrugs bei Upstream-Emission-Reductions zeigt, wie schwer es ist, Klimaschutz mittels Zertifikaten zu überprüfen. Die kontrollierenden Behörden müssen ein klares Signal in den Markt setzen: Kraftstoff- und THG-Reduktionsmengen dürfen nicht mehr in Deutschland anerkannt werden, wenn keine Möglichkeit gewährt wird, die produzierenden Anlagen im Ausland vor Ort zu prüfen.

Mit der RED im Verkehr sind Innovationen für den Klimaschutz und die Förderung von Elektromobilität ohne zusätzliches Geld aus dem Bundeshaushalt möglich. Daher sollten alle Bundesministerien ein gemeinsames Interesse daran haben, die RED zu einem echten Transformationsinstrument zu machen.

Nikolas von Wysiecki ist stellvertretender Teamleiter Verkehrspolitik beim Umweltverband NABU.

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Annalena Baerbock wird heute beim informellen Treffen der Außenminister in Brüssel einiges an Erklärungsbedarf haben: Alle Augen seien auf Deutschland gerichtet, sagten Diplomaten im Vorfeld. Wackelt die deutsche Unterstützung für die Ukraine? Einige Mitgliedstaaten seien nach dem Brief von Finanzminister Christian Lindner mit den Fragezeichen zu Deutschlands bilateraler Hilfe für 2025 alarmiert.

    Das eingefrorene russische Vermögen sei zudem nicht als Alternative zur bilateralen Unterstützung, sondern als Ergänzung gedacht. Mit Sorge blickt man in den Hauptstädten auch auf die Regionalwahlen in Ostdeutschland, wo Gegner der Unterstützung für die Ukraine gewinnen könnten. Eine kritische Gemengelage, zu der sich laut Diplomaten die Kollegen von Baerbock beruhigende Worte erhoffen.

    Das Doppeltreffen von Außen- und Verteidigungsministern sollte ursprünglich in Budapest stattfinden, war aber vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell aus Protest gegen Viktor Orbáns “Friedensmission” nach Brüssel verlegt worden. Einige Außenminister dürften das kulturelle Rahmenprogramm des Gymnich-Formats im Land der EU-Ratspräsidentschaft vermissen. 

    Neben der Lage in der Ukraine und möglichen neuen Chancen für Wolodmyr Selenskyis Friedensplan steht auch der Nahostkonflikt auf der Agenda. Für Borrell ist das informelle Treffen heute eine der letzten Chancen vor dem nahen Ende seines Mandats, Zeichen zu setzen. Nachfolgerin Kaja Kallas läuft sich im Brüsseler Europaviertel bereits warm und wurde gestern Mittag bei der Suche nach einem geeigneten Restaurant für ihr Kernteam gesichtet.

    Ihr
    Stephan Israel
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    Asylpolitik: Die Merz-Forderungen im EU-Faktencheck

    Die Kommission ist noch in der Sommerpause. Der Rat bereitete sich auf das informelle Treffen der Außenminister vor. Mit einem Vorstoß zur Europäischen Asyl- und Migrationspolitik – noch dazu wegen des Attentats von Solingen – hatte niemand in Brüssel gerechnet.

    Einige der Forderungen von Friedrich Merz: Die deutschen Grenzen müssten schärfer kontrolliert, das Aufenthaltsrecht geändert werden. Die Bundesregierung solle in Brüssel eine “nationale Notlage” erklären, um Flüchtlinge an den Grenzen einseitig zurückweisen zu können. Ein entsprechendes Papier der CDU flankierte die Offensive.

    Ähnliche Anschläge habe es zuvor schon in Belgien und Frankreich gegeben, sagten EU-Diplomaten. Für sich genommen seien sie kein Grund, an den EU-Regeln zu rütteln. Zudem habe die EU gerade erst die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) auf den Weg gebracht. Sie enthalte alles, was man für die Eindämmung der illegalen Migration brauche.

    Asyl- und Migrationspakt tritt erst 2026 vollständig in Kraft

    In der EU-Kommission verweist man zudem auf die Leitlinien für die neue Legislaturperiode. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verspricht darin, die Grenzschutzagentur Frontex auszubauen und die Zahl der Grenzschützer auf 30.000 zu verdreifachen. Sie kündigt auch einen “neuen Ansatz für Rückführungen” von nicht anerkannten Asylbewerbern an. Dafür ist ein Rechtsrahmen geplant, der für schnellere Verfahren sorgen soll.

    Doch wann und wie diese Pläne umgesetzt werden, ist unklar. Die nächste EU-Kommission dürfte erst im November ihre Arbeit aufnehmen, neue Gesetze brauchen Jahre. Selbst der neue Asyl- und Migrationspakt der EU tritt erst 2026 vollständig in Kraft – zu spät für die aktuelle Krise.

    In Brüssel stellt man sich auf eine harte Debatte ein

    Natürlich könne jedes EU-Land schneller aktiv werden, sagt die CDU-Europaabgeordnete Lena Düpont, die den Pakt mit ausgehandelt hat. “Die Wirkung bleibt aber, das haben wir immer kommuniziert, eine mittelfristige.” Auch Sozialdemokraten und Grüne bitten um Geduld. Die EU dürfe sich nicht von der deutschen Innenpolitik treiben lassen.

    Allerdings steht Merz nicht allein. Bereits im Mai hatten 15 EU-Länder in einem Brief an Innenkommissarin Ylva Johansson ein härteres Vorgehen gegen irreguläre Migration gefordert. Spanien kämpft mit einem besonders hohen Aufkommen von Bootsflüchtlingen auf den Kanaren, Dänemark wirbt für sein Modell der Abschottung.

    Das Thema ist also aktuell, in Brüssel stellt man sich auf eine harte Migrationsdebatte ein. Allerdings dürfte es Merz’ Vorstoß dabei schwer haben. Denn zum einen setzt der Oppositionsführer mit seiner Forderung nach einer “nationalen Notlage” offenbar auf einen deutschen Alleingang. Zum anderen ist unklar, worauf er genau abzielt.

    Kein Freibrief für deutsche Alleingänge

    Der in Berlin viel zitierte Artikel 72 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) regelt lediglich, dass “für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der inneren Sicherheit” die Mitgliedstaaten zuständig sind. Er legt jedoch nicht fest, um welche Maßnahmen es im Einzelnen geht.

    Daniel Thym, Jurist und Experte für Migrationsrecht, weist darauf hin, dass alle bisherigen Versuche der Mitgliedstaaten, sich auf diese Ausnahmeklausel zu berufen, beim Europäischen Gerichtshof gescheitert sind, oft mangels ausreichender Begründung. Auch wenn Deutschland die liefere, bestehe bei diesem Vorgehen ein “Prozessrisiko”, sagt Thym.

    Artikel 78 wiederum spricht zwar von einer “Notlage”, die durch einen “plötzlichen Zustrom von Drittstaatsangehörigen” ausgelöst werden kann. Über die dann fälligen “vorläufigen Maßnahmen” soll allerdings der Rat auf Vorschlag der Kommission entscheiden. Ein Freibrief für deutsche Alleingänge wäre dies nicht.

    Versagen der deutschen Behörden

    Auf der anderen Seite bietet das EU-Recht bereits jetzt Möglichkeiten, auf eine Krise zu reagieren. So wurde der Schengener Grenzkodex gerade erst aktualisiert. Im Falle einer “Notlage” sind nun “vorübergehende Reisebeschränkungen an den Außengrenzen der EU” möglich. Dabei geht es zwar vor allem um COVID-19 und andere gesundheitliche Krisenlagen. Aber auch ernsthafte Bedrohungen der öffentlichen Ordnung und der inneren Sicherheit werden erwähnt.

    Auch die von Merz kritisierte Dublin-Verordnung bietet Handlungsoptionen. So hätte der in Solingen festgenommene mutmaßliche IS-Terrorist nach Bulgarien überführt werden können, wo er in die EU eingereist ist. Dass dies nicht geschah, war offenbar ein Versagen der deutschen Behörden – und kein Fehler in den EU-Regeln. Deutschland müsse sich an die eigene Nase fassen, heißt es in Brüssel. 

    Grenzkontrollen als “letzte Option”

    Eine Abfuhr holt sich Merz schließlich auch bei der Forderung, abgewiesene Asylbewerber nach Syrien abzuschieben. “Bislang sind die Bedingungen (in Syrien) noch nicht erfüllt”, sagte ein Kommissionssprecher. Zurückhaltend äußerte er sich auch zu Grenzkontrollen. Diese seien “die letzte Option” und müssten zeitlich “strikt begrenzt” werden.

    In Berliner Regierungskreisen weist man darauf hin, dass vieles aus dem Merz-Katalog gar nicht umsetzbar sei. Dies gelte nicht nur für die bereits erwähnte nationale Notlage, für die es einen EU-Ratsbeschluss bräuchte. Alles andere sei mit EU-Recht nicht vereinbar. Sonst hätte Ungarn längst viel mehr auf eigene Faust unternommen.

    Keine diplomatischen Beziehungen nach Afghanistan

    Auch Migrationsexperte Thym mahnt zur Vorsicht. Den Vorschlag, alle ausreisepflichtigen Straftäter in Ausreisegewahrsam zu nehmen, sieht er kritisch. Die neuen Vorschriften in der Rückführungsrichtlinie, über die gerade noch in Brüssel verhandelt wird, sehen vor, dass Ausreisegewahrsam nur in Betracht kommt, wenn die Herkunftsländer ihre Staatsangehörigen zurücknehmen.

    Zur Taliban-Regierung in Afghanistan unterhält Deutschland keine diplomatischen Beziehungen. Selbst wenn die Rückführungsrichtlinie noch einmal aufgeschnürt wird – sowohl das Bundesverfassungsgericht als auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sehen den Ausreisegewahrsam als Freiheitsentzug. Eine solche Maßnahme muss gerechtfertigt sein.

    Größere Chancen auf Umsetzung dürfte dagegen der Vorstoß haben, ausreisepflichtigen Ausländern die Sozialleistungen auf ein absolutes Minimum zu kürzen – zumindest unter bestimmten Voraussetzungen. “In der Vergangenheit haben die Sozialgerichte Leistungskürzungen für rechtens erklärt, die an ein Fehlverhalten abgelehnter Asylbewerber anknüpfen”, sagt Thym.

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    Frankreichs Linksbündnis droht die Spaltung

    Die Sozialisten machen aus der schlechten Stimmung in der Partei kein Geheimnis. Die Mitglieder der Parti socialiste (PS), einer der vier Parteien, die das Linksbündnis Nouveau Front Populaire (NFP) bilden, treffen sich heute und bis Samstag in der Stadt Blois. In der beschaulichen Region der Loire-Schlösser droht eine ungemütliche Zusammenkunft.

    Und das hat zumindest auf den ersten Blick nichts mit der eigenen Partei zu tun, sondern mit Jean-Luc Mélenchon, dem höchst umstrittenen Chef der Linksaußen-Partei La France insoumise (LFI), die ebenfalls Teil des Linksbündnisses ist. LFI hatte am Montag angekündigt, ein Amtsenthebungsverfahren von Präsident Macron anzustreben, weil dieser sich weigert, eine linke Regierung zu akzeptieren. Doch die Ankündigung erfolgte ohne Absprache mit den anderen Mitgliedern des NFP. Neben den Sozialisten und LFI sind das die Kommunisten und die Grünen.

    “Es ist Zeit, mit Jean-Luc Mélenchon zu brechen”

    Nun tobt ein Streit, der das Zeug hat, Frankreichs Linke nachhaltig zu spalten. Das betrifft nicht nur das Linksbündnis im Ganzen, sondern auch die sozialistische Partei, in der sich Befürworter und Gegner Mélenchons zunehmend ablehnend gegenüberstehen. Parteimitglieder äußern sich mittlerweile öffentlich. Der Nationalsekretär der PS, Sébastien Vincini, sagte in einem Interview: “Es ist Zeit, mit Jean-Luc Mélenchon zu brechen.”

    Am vergangenen Dienstag war die Führung der PS bereits auf Initiative der beiden Parteiflügel, die für eine eher pragmatische Politik stehen, zusammengekommen. Die beiden Strömungen machen zusammen die Hälfte der Partei aus. Hélène Geoffroy, Bürgermeisterin der Stadt Vaulx-en-Velin, ist die Anführerin einer dieser beiden Strömungen. Als interne Gegnerin von PS-Chef Olivier Faure ist sie der Ansicht, dass “die Partei am Rande des Bruchs steht“.

    Suche nach einer pragmatischen Lösung

    In einer langen Nachricht auf X fordert Geoffroy, “die Gespräche mit dem Präsidenten der Republik wieder aufzunehmen”, um “noch nach Lösungen für einen sozialistischen (oder) sozialdemokratischen Premierminister zu suchen”. Diese Haltung unterstützen auch andere Parteiprominente, darunter die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo.

    Und dann gibt es noch den Europaabgeordneten Raphaël Glucksmann, dessen gutes Ergebnis bei den Europawahlen für eine Überraschung sorgte. Glucksmann, der sich für eine sozialdemokratische Linke einsetzt, hat seit den Europawahlen ein frostiges Verhältnis zu PS-Chef Faure. Auch von Jean-Luc Mélenchon und Präsident Macron hat er offenbar genug: Vor wenigen Tagen rief er dazu auf, “die Seite Macron und Mélenchon umzublättern”. Raphaël Glucksmann wird in Blois anwesend sein.

    Macron kennt das Innenleben der Parti socialiste gut

    Die Spaltungen innerhalb der Sozialisten sind Teil des politischen Kalküls des französischen Präsidenten. Als ehemaliges Mitglied der sozialistischen Partei (von 2006 bis 2009) und ehemaliger Wirtschaftsminister unter Präsident François Hollande kennt Macron die Spannungen innerhalb der PS gut.

    Seit dem Abend der Parlamentswahlen sucht er nach einem Weg, das Linksbündnis, das die meisten Abgeordneten in der Nationalversammlung stellt, zu spalten. Sein Ziel ist es, eine Koalitionsregierung zu bilden, die von der gemäßigten Linken bis zur Rechten reicht. Die Ankündigung von La France insoumise, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten, kommt für das Präsidentenlager zur rechten Zeit.

    “Die Zunahme dieser Provokationen beunruhigt mich”

    “Der Wunsch nach einem Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten der Republik in völliger Unkenntnis unserer Institutionen offenbart, in welche Anarchie die LFI Frankreich stürzen will. Der Nouveau Front Populaire zeigt einmal mehr, dass er nicht in der Lage ist, unser Land zu regieren”, schrieb der noch amtierende Innenminister Gérald Darmanin auf X.

    Zunehmend wird der Chef der LFI innerhalb der NFP beschuldigt, seine persönliche Agenda über die des Bündnisses zu stellen. Ein linker Abgeordneter, der anonym bleiben möchte, ist besorgt: “Die Zunahme dieser Provokationen beunruhigt mich, denn ich frage mich, wie lange das noch gut gehen wird“, sagte er im Gespräch mit Table.Briefings. “Dieser Vorschlag ist dazu da, das Gummiband zu spannen, um zu sehen, wer loslässt und die Verantwortung dafür trägt, dass die Union zerreißt.”

    • Emmanuel Macron
    • Frankreich
    • Regierungsbildung
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    Termine

    03.09.2024 – 12:30-13:30 Uhr, online
    AI, Presentation The U.S. Presidential Election and the Concept of Freedom
    Das Aspen Institute beschäftigt sich im Hinblick auf die Präsidentschaftswahl im November mit dem Thema Freiheit in den USA. INFOS & REGISTRATION

    03.09.2024 – 14:30-18:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
    CEA-PME SME2B Business Forum 2024: Building a European Economy of Trust + SME Summer Party
    The European Entrepreneurs (CEA-PME) want to clarify what business owners can expect from the new Commission and Parliament in the next five years. INFOS & REGISTRATION

    03.09.2024 – 19:00-20:30 Uhr, online
    FNF, Vortrag Was folgt aus der Europawahl?
    Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) analysiert das Ergebnis der Europawahlen und seine Auswirkungen auf die zukünftige Politik der EU. INFOS & ANMELDUNG

    News

    Neue EU-Kommission: Spanien, Portugal und Dänemark nominieren ihre Kandidaten

    Drei weitere Länder haben ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die neue EU-Kommission benannt: Maria Luís Albuquerque soll für Portugal in der EU-Kommission Platz nehmen. Das gab der portugiesische Premierminister Luís Montenegro am Mittwoch bekannt. Albuquerque amtierte von 2013 bis 2015 als Finanzministerin Portugals. Sie gehört der Partido Social Democrata (PSD) des Landes an, die als liberal-konservative Partei Teil der EVP ist.

    Albuquerque war in wirtschaftlich turbulenten Zeiten im Nachgang der Eurokrise Finanzministerin und war unter anderem an der Abwicklung der Bank Espírito Santo beteiligt. Sie wurde bereits 2014 als potenzielle Kandidatin für einen Kommissionsposten gehandelt, musste damals aber Carlos Moedas den Vortritt lassen. Wenn Albuquerque vom Parlament bestätigt wird, ersetzt sie die aktuelle Kohäsionskommissarin Elisa Ferreira.

    Spanien und Dänemark schicken Klimapolitiker

    Auch die spanische Regierung hat am Mittwoch offiziell bekanntgegeben, wen sie ins Brüsseler Berlaymont-Gebäude schicken will. Wenig überraschend nominierte sie die aktuelle Ministerin für den ökologischen Wandel und für die demografische Herausforderung, Teresa Ribera. Sie ist seit 2018 Ministerin in der Regierung von Premierminister Pedro Sánchez und gilt als klimapolitisches Schwergewicht. Auch in der EU-Kommission könnte die Sozialdemokratin ein klimapolitisches Dossier übernehmen.

    Dänemark will ebenfalls einen Klimapolitiker nach Brüssel entsenden: Wie erwartet, soll der aktuelle Minister für Entwicklung und globale Klimapolitik, Dan Jørgensen, am Tisch der 27 Kommissare Platz nehmen. Der Sozialdemokrat hat insgesamt sieben Jahre Ministererfahrung. Zudem kennt er sich als ehemaliger Europaabgeordneter (2004 bis 2013) in Brüssel gut aus. Er würde die aktuelle dänische Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager ablösen.

    Eine Übersicht über die Nominierungen aller Mitgliedstaaten finden Sie hier. jaa

    • EU-Kommission
    • Europäische Kommission
    • Europapolitik
    • EVP
    • Maria Luís Albuquerque
    • Ursula von der Leyen

    Weber zu Gesprächen in Rom

    EVP-Chef Manfred Weber war schon seit Beginn der Amtszeit Giorgia Melonis als Regierungschefin Italiens im Oktober 2022 einer ihrer stärksten Fürsprecher in Brüssel. Am Mittwoch hielt sich Weber nun wieder einmal für politische Gespräche in Rom auf. Zu einer Unterredung mit Meloni war er am Nachmittag im Palazzo Chigi zu Gast.

    Italien ist eines der wenigen Länder, die noch keinen Vorschlag für die Besetzung ihres nächsten EU-Kommissars abgegeben haben. Die Frist dafür läuft offiziell an diesem Freitag ab. Seit Meloni nicht für die Wiederwahl Ursula von der Leyens als Kommissionspräsidentin gestimmt hatte, wird über Spannungen zwischen Brüssel und Rom spekuliert. 

    Als wahrscheinlichste Nominierung Italiens für den Posten in Brüssel gilt der aktuelle Minister für EU-Angelegenheiten, Raffaele Fitto von der Regierungspartei Fratelli d’Italia. Auch mit ihm hat Weber schon länger gute Beziehungen, man schätzt sich. Vor seinem Gespräch mit Meloni hatte sich der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei auch mit Fitto zusammengesetzt. “Wie immer war dies ein gutes Treffen”, sagte Weber danach kurz angebunden zu italienischen Medien. 

    Ministerrat soll heute über Kandidaten für die Kommission beraten

    Das Treffen mit Weber war einer der ersten hochrangigen Termine, die Meloni nach ihrer Rückkehr aus dem Sommerurlaub diese Woche wahrgenommen hat. Allerdings eher hinter vorgehaltener Hand: Der Termin war im Vorfeld weder angekündigt noch offiziell bestätigt worden.

    Über die Besetzung des Amtes des italienischen EU-Kommissars soll in Italien im Ministerrat an diesem Donnerstagnachmittag beraten werden. Ob eine Entscheidung dann auch schon öffentlich gemacht wird, war am Mittwochabend noch nicht klar. Es wird spekuliert, dass Meloni vor der offiziellen Bekanntgabe ihres Kandidaten noch ein Treffen mit ihren Regierungspartnern Matteo Salvini von der Lega und Antonio Tajani von der Forza Italia abwarten will, welches für diesen Freitag anberaumt ist. Mit Tajani, seinem Vize in der EVP-Führung, traf sich Weber am Mittwoch auch: Die Parteifreunde aßen zusammen zu Abend. asf

    • EVP
    • Giorgia Meloni
    • Italien
    • Manfred Weber

    Datenaustausch: EU und China starten neuen Mechanismus

    Die EU und China haben erstmals Gespräche im Rahmen des neuen Mechanismus für grenzüberschreitende Datenflüsse geführt. Das teilte die Kommission am Mittwoch mit. Ziel ist es, den Austausch von nicht personenbezogenen Daten für europäische Unternehmen zu erleichtern und ihre Einhaltung chinesischer Datengesetze sicherzustellen. Der Mechanismus geht auf eine politische Vereinbarung aus dem Jahr 2023 zurück und ist das erste Kooperationsformat dieser Art zwischen der EU und China.

    Der neue Mechanismus ist ein wichtiges Signal für europäische Unternehmen, die in China tätig sind. In den vergangenen Jahren haben sie immer mehr Schwierigkeiten beim Export ihrer Daten erlebt. Besonders die 2022 eingeführten Maßnahmen Chinas zur Sicherheitsbewertung von Datenexporten sorgten für Unsicherheit. Viele Unternehmen sind besorgt, weil unklar bleibt, was genau als “wichtige Daten” gilt, die einer strengen Prüfung unterliegen. Diese Unsicherheit hat das Vertrauen europäischer Investoren in China geschwächt.

    Direktinvestitionen eng verbunden mit freiem Datenaustausch

    Datenflüsse seien für den internationalen Handel unverzichtbar, besonders in Branchen wie Finanzen, Versicherungen, Pharma, Automobil und in der Informations- und Kommunikationstechnologie, schreibt die Kommission in ihrer Pressemitteilung. Ein Großteil der Direktinvestitionen zwischen der EU und China hängt davon ab, dass Unternehmen ihre Daten problemlos über Grenzen hinweg verwalten können. Die EU möchte mit dem neuen Mechanismus den freien Datenaustausch fördern.

    Weitere Treffen auf Experten- und technischer Ebene sollen folgen. Die Fortschritte werden dann auf politischer Ebene überprüft. Der Mechanismus zeigt, dass sowohl die EU als auch China die Bedeutung des Datenaustauschs für den wirtschaftlichen Erfolg erkennen und gemeinsam Lösungen suchen wollen. vis

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    EU-Mercosur-Verhandler treffen sich in Brasilia

    Die Verhandlungen um das Zusatzprotokoll zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur gehen weiter. Am 5. und 6. September treffen sich die Chefverhandler beider Seiten in Brasilia.

    Dem Vernehmen nach ist aber kein Durchbruch zu erwarten. Es gäbe nach wie vor einige ungelöste Probleme, die noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die EU-Kommission wolle “sicherstellen, dass das Abkommen die Nachhaltigkeitsziele der EU erfüllt und gleichzeitig die Anliegen der EU im Agrarsektor berücksichtigt”, sagte ein Kommissionssprecher Table.Briefings.

    Das größte ungelöste Problem für das Abkommen kann aber wahrscheinlich nicht in Brasilia gelöst werden, sondern nur in Paris. Die französische Regierung hat sich klar gegen das Freihandelsabkommen ausgesprochen, und dass die EU das Abkommen gegen den Willen Frankreichs abschließt, bleibt unwahrscheinlich. jaa

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    • Handelspolitik
    • Mercosur

    UK: Scholz und Starmer wollen Kooperationsvertrag erarbeiten

    Berlin und London wollen ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen. Dazu wollen die beiden Regierungen erstmals einen Vertrag über die bilaterale Zusammenarbeit erarbeiten, der Anfang nächsten Jahres unterzeichnet werden soll, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Premierminister Keir Starmer beim Antrittsbesuch des britischen Regierungschefs in Berlin ankündigten.

    “Ich freue mich über die Ankündigung von Keir Starmer, dass er einen Neustart im Verhältnis zur Europäischen Union suchen wird. Diese ausgestreckte Hand wollen wir ergreifen”, sagte Scholz. Starmers Labour-Partei gehört derselben europäischen Parteienfamilie an wie die SPD. Großbritannien war 2020 aus der EU ausgetreten.

    Engere Abstimmung bei Sicherheitspolitik und irregulärer Migration

    Der Vertrag zwischen den beiden Ländern soll nach den nun folgenden Regierungskonsultationen unterzeichnet werden, wie es in einer gemeinsamen Erklärung zu dem Vorhaben hieß. Inhaltlich soll die Vereinbarung ein breites Spektrum an Themen umfassen. Sowohl bei sicherheitspolitischen Fragen als auch bei der Strafverfolgung irregulärer Migration wollen sich beide Länder demnach abstimmen. Außerdem soll es in dem Abkommen um die wirtschaftliche Zusammenarbeit gehen. “Wir sind entschlossen, ein aggressiveres Russland abzuschrecken, unsere Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten und die europäische Verteidigung zu stärken”, heißt es in der Erklärung.

    Starmer sprach von einer Chance, die sich einer Generation nur einmal biete. “Wir möchten einen Neustart”, sagte der neue britische Regierungschef. Er kam nach nur etwa zwei Monaten im Amt zum Antrittsbesuch nach Deutschland. Sein konservativer Vorgänger Rishi Sunak hatte 18 Monate verstreichen lassen, bevor er im April dieses Jahres seinen Antrittsbesuch in Berlin absolvierte. Starmer reiste anschließend nach Paris weiter. dpa/tho

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    Matthew Tabone wird Kabinettschef von Roberta Metsola

    Roberta Metsola macht ihren langjährigen Mitarbeiter und Schwager Matthew Tabone zum Chef ihres Kabinetts als Präsidentin des Europaparlaments. Tabone begann 2013 als Leiter von Metsolas Abgeordnetenbüro und war zuletzt in ihrem Kabinett unter anderem für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.

    Er löst Leticia Zuleta De Reales Ansaldo ab, die Direktorin für Beziehungen des Europaparlaments zu den nationalen Parlamenten wird. Tabone kommt wie Metsola aus Malta. Er ist mit Metsolas Schwester verheiratet, das Paar hat sich im Zuge seiner Arbeit für Roberta Metsola kennengelernt. tho

    • Europaparlament
    • Roberta Metsola

    Must-Reads

    Brüssel: Amnesty International fordert EU-Sanktionen gegen Israel PRO SIEBEN
    Debatte über EU-Asylpolitik: Keine schnelle Lösung in Brüssel TAZ
    Nach dem Anschlag von Solingen: Kann die neue EU-Asylpolitik Deutschland entlasten? NOZ
    Grüne Aktivisten wollen Revision der “unzureichenden” Klimaziele der EU erzwingen EURONEWS
    Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe sollen “grün” sein: Klage von 5 NGOs gegen EU-Kommission KLEINE ZEITUNG
    Digital Services Act: Produktsicherheit leidet unter Billiganbietern wie Temu FAZ
    Half of EIB staff fear reprisals for whistleblowing, survey finds FT
    Handel: EU und China wollen grenzüberschreitende Datenflüsse verbessern HEISE
    EuGH soll entscheiden: Gilt die Margensteuer auch für Kaffeefahrten? FVW
    Stellvertretender Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung: Frank Smets wechselt von der EZB zur BIZ BÖRSEN-ZEITUNG
    Dänemark nominiert Klimapolitiker Jorgensen für Posten in EU-Kommission DEUTSCHLANDFUNK
    Spanische Regierung nominiert Teresa Ribera als EU-Kommissarin EURACTIV
    Portugals Regierung schlägt ehemalige Finanzministerin Maria Luís Albuquerque als EU-Kommissarin vor EURACTIV
    Österreich – Sicherheitsdoktrin: Regierung schließt “militärischen Angriff auf EU” nicht mehr aus KLEINEZEITUNG
    Koalitionsbildung wieder gescheitert: Wie kann Belgien eigentlich ohne Regierung funktionieren? NZZ
    General: Infrastruktur in Litauen für deutsche Brigade kommt voran WEB.DE
    Schweiz geht militärische Kooperation mit Luxemburg ein WATSON
    Mietkontrollen sollte die Wohnungsnot in den Niederlanden verbessern – aber sie haben die Krise weiter verschärft BUSINESS INSIDER
    Netzwerkausfall legt Behörden und Flughafen in Niederlanden lahm – Computerpanne im Verteidigungsministerium RP-ONLINE
    Meeresschutz: Unmut über Norwegens Pläne zum Tiefseebergbau SÜDDEUTSCHE
    Gegen Overtourism: Norwegen plant Einführung einer Touristensteuer FOCUS
    Grüne Justizministerin Alma Zadić: “Justizministerin in Österreich hat zu viel Macht” DER STANDARD
    Wasserknappheit: Regierung in San Marino ruft Wassernotstand aus ZEIT
    Schweden: Anklage wegen Koran-Schändungen WDR
    Skandinavien im Visier: Norwegen und Schweden verdächtigen Russland hinter Sabotageakten NOZ
    Schweiz schließt Neubau von Atomkraftwerken nicht mehr aus TAGEBLATT
    Klimaseniorinnen-Urteil – “Schweiz erfüllt Anforderungen bereits”: Bundesrat kritisiert den Gerichtshof für Menschenrechte AARGAUERZEITUNG
    Serbien führt “Liste der Unerwünschten” FR
    Migrationskrise: Spaniens Ministerpräsident Sánchez besucht Mauretanien EURONEWS
    Ist die tschechische Munitionsinitiative für die Ukraine überteuert? RADIO CZ
    Auch Erdoğans Oligarchen genießen “Immunität” FAZ

    Standpunkt

    Elektromobilität: Wie der Verkehr klimafreundlicher wird – völlig haushaltsneutral

    Von Nikolas von Wysiecki
    Nikolas von Wysiecki, stellvertretender Teamleiter Verkehrspolitik beim Umweltverband NABU.

    Die Antriebswende hin zur batteriebetriebenen Elektromobilität ist für das Klima-Sorgenkind Verkehr derzeit die wichtigste politische Maßnahme – insbesondere, weil sie im Vergleich zu einer ebenfalls notwendigen umfassenderen Mobilitätswende viel schneller umsetzbar ist. Doch entgegen dem globalen Trend wächst die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland nicht so schnell wie erwartet.

    Die hiesigen Hersteller, die ihr Geld vor allem mit großen Verbrennern verdienen, bringt das in Schwierigkeiten. Spätestens von 2025 an, wenn innerhalb der EU neue Flottengrenzwerte gelten, drohen ihnen Milliardenstrafen – es sei denn, sie können ihren E-Auto-Absatz noch stark steigern. Doch die Aussichten dafür scheinen derzeit, nach dem abrupten Ende der Kaufprämie und angesichts der aktuellen Haushaltsdebatte, schlecht.

    Dabei gäbe es einen völlig haushaltsneutralen Weg, um der Elektromobilität in Deutschland – und damit dem Klimaschutz im Verkehr – neuen Aufschwung zu verleihen: Bis zum kommenden Frühjahr muss das Update der EU-Erneuerbaren-Energien-Richtlinie für den Verkehr (RED) in ein nationales Gesetz überführt werden. Das federführende Umweltministerium arbeitet derzeit an einem Entwurf, den es in den kommenden Wochen vorlegen dürfte. Hier bietet sich die Chance, Klimaschutz und E-Mobilität zugleich voranzubringen.

    Ein Quotensystem fürs Klima

    Dafür muss die RED in der deutschen gesetzlichen Umsetzung aber grundsätzlich neu aufgestellt werden.

    Die RED gibt vor, wie viele erneuerbare Energien im Verkehr genutzt werden müssen. In Deutschland wird dies bislang über das THG-Quotensystem geregelt. Seit 2015 verpflichtet es Mineralölunternehmen zu Treibhausgas-Einsparungen in bestimmter Höhe. Erfüllen die Ölfirmen die Quote nicht selbst, können sie das durch Zahlungen an Anbieter von klimafreundlicheren Energien ausgleichen – also etwa an Ladestromanbieter, die in der Regel Ökostrom benutzen, oder die Biokraftstoffindustrie. Die Kosten sind ein Anreiz für klimafreundliche Innovationen. Das THG-Quotensystem setzt dafür einen haushaltsneutralen Rahmen.

    Der Geburtsfehler: Geld für klimaschädlichen Biosprit

    In der Theorie klingt das gut, doch: Ein Großteil der Ausgleichszahlungen landet bei Anbietern von Biosprit, die gar nicht klimafreundlich sind. Entgegen der häufigen Behauptung stammt noch immer mehr als die Hälfte dieser Kraftstoffe direkt vom Acker. In vielen Fällen sind sie sogar klimaschädlicher als fossile Kraftstoffe, wie verschiedene Studien bestätigen. Weil ihre offizielle Klimabilanz unvollständig ist, gelten sie im Quotensystem dennoch als THG-arm.

    Künftig könnte der Einsatz von biogenen Kraftstoffen vom Acker sogar steigen. Dabei ist bereits jetzt ein großer Teil der knappen Fläche in Deutschland für die Kraftstoffproduktion belegt.

    Inzwischen wird vielfach versichert, dass Biokraftstoffe zu großen Teilen aus Reststoffen stammen, sogenannte “fortschrittliche Biokraftstoffe”. Doch 2022 kamen sie fast zur Hälfte aus asiatischen Palmölmühlen-Rückständen, obwohl die EU eigentlich Palmöl nicht mehr fördern wollte (für 2023 liegen noch keine Daten vor). Hinzukommt ein skandalöses Betrugssystem, bei dem natives Öl aus China kurzerhand zu Abfallstoff umdeklariert wird.

    Bisher wenig Klimaschutz-Verbesserungen

    Damit wird das deutsche THG-Quotensystem seinem politischen Anspruch nicht gerecht. Die derzeitigen Optionen, es einzuhalten, liefern weder wirklichen Klimaschutz, noch fördern sie klimafreundliche Innovationen. Leidtragende sind – neben dem Klima – die Verbraucherinnen und Verbraucher, die das System an der Tankstelle finanzieren.

    In der aktuellen Lage wäre es absolut falsch, den Pflichtanteil für Erneuerbare im Verkehr generell zu erhöhen, wie jüngst von der Automobilbranche vorgeschlagen. Dadurch würden die nicht-klimafreundlichen Biotreibstoffe nur mit noch mehr Geld unterstützt.

    Für den Klimaschutz ist die E-Mobilität das Mittel der Wahl. Um sie besser zu fördern, muss die RED in der deutschen gesetzlichen Umsetzung konsequent umgebaut werden. Kraftstoffe vom Acker müssen von der THG-Quote ausgeschlossen werden, Abfall- und Reststoffe strikt begrenzt. Rechtlich ist dies möglich. Die Emissionsbilanz muss endlich ehrlich berechnet werden. Fantasieeinsparungen von 90 Prozent würden dann nicht mehr anerkannt.

    Ladestrom muss das zentrale Gut auf dem THG-Quotenmarkt werden – zum Beispiel, indem man ihn im Quotensystem durch eine höhere Gewichtung oder eine steigende Mindestabnahmemenge stärker begünstigt. Nur so wird das Geschäftsmodell für Ladesäulen besser und die Auszahlung der THG-Quote an Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos verlässlicher. Beides sind wichtige Anreize für Elektromobilität.

    Eine echte Transformation durch RED ist möglich

    Das Argument, man bräuchte alle Optionen, zählt hier nicht: Die Vorgaben für Erneuerbare im Verkehr sind ohne Kraftstoffe vom Acker einhaltbar. Wer Biosprit tanken will, könnte das dennoch weiterhin tun. Nur, warum sollte dies angesichts knapper Mittel für den Klimaschutz staatlich begünstigt werden, wenn stattdessen die Elektromobilität für Pkw und Lkw gefördert werden kann?

    Betrug beim Biosprit muss konsequent bekämpft werden. Das jüngste Beispiel des Betrugs bei Upstream-Emission-Reductions zeigt, wie schwer es ist, Klimaschutz mittels Zertifikaten zu überprüfen. Die kontrollierenden Behörden müssen ein klares Signal in den Markt setzen: Kraftstoff- und THG-Reduktionsmengen dürfen nicht mehr in Deutschland anerkannt werden, wenn keine Möglichkeit gewährt wird, die produzierenden Anlagen im Ausland vor Ort zu prüfen.

    Mit der RED im Verkehr sind Innovationen für den Klimaschutz und die Förderung von Elektromobilität ohne zusätzliches Geld aus dem Bundeshaushalt möglich. Daher sollten alle Bundesministerien ein gemeinsames Interesse daran haben, die RED zu einem echten Transformationsinstrument zu machen.

    Nikolas von Wysiecki ist stellvertretender Teamleiter Verkehrspolitik beim Umweltverband NABU.

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