Table.Briefing: Europe

Mercosur + Flottengrenzwerte + Kraftwerke

Liebe Leserin, lieber Leser,

ausgerechnet die Kommission hat es womöglich mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht so ernst genommen. Das könnte unter dem Strich herauskommen, wenn der Europäische Gerichtshof (EuGH) heute ein Urteil verkündet. Ein Münchner hatte geklagt und will 1.200 Euro Schadenersatz.

Darum geht es: Die Kommission hatte die Bürger im ersten Mandat von Ursula von der Leyen einbinden wollen bei der Konferenz zur Zukunft der EU. Die Generaldirektion Digit hatte einen Drittanbieter beauftragt, die Kommunikation auf digitalem Wege sicherzustellen, also für die entsprechende Webseite der Kommission die Server anzumieten und die Hardware bereitzustellen.

Im “Kleingedruckten”, im Data Protection Record, hatte die Kommission versprochen, dass die Daten der Bürger die EU nicht verlassen. Das geschah aber. An die IP-Adresse des Klägers ging eine Antwort, die von einem Webserver aus den USA ausgeliefert worden war.

Hintergrund ist, dass die Digit den Auftrag an einen Dienstleister vergeben hatte, der eine Tochterfirma des US-Unternehmens Amazon ist. Vermutlich war bei dem Abschluss des Vertrages versäumt worden, Amazon-Webservices dazu zu verpflichten, dass die Daten in der EU bleiben. Sollte das Verfahren so ausgehen wie Beobachter erwarten, wäre das nicht nur eine Blamage für die Kommission. Sie müsste wohl auch Konsequenzen ziehen und sich selbst neue Regeln für die Kommunikation mit den Europäern geben.

Ich wünsche Ihnen einen Tag ohne Stress mit der DSGVO.

Ihr
Markus Grabitz
Bild von Markus  Grabitz

Analyse

Mercosur: Ausgleichsmechanismus sorgt für Zündstoff

Die Ausweitung des Streitschlichtungsmechanismus ist eines der Zugeständnisse der EU-Kommission an die Südamerikaner, dessen Folgen schwierig abzusehen sind. Laut Verhandlungstext kann der Mechanismus neu auch in Bewegung gesetzt werden, wenn eine Vertragspartei eine Maßnahme ergreift, die den Vorteil, den die andere Verhandlungspartei aus einer Bestimmung des Freihandelsabkommens zieht, “zunichtemacht oder wesentlich beeinträchtigt”.

Die Bestimmung ist vor allem mit Blick auf die europäischen Umweltregulierungen in das Abkommen eingefügt worden. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass eine EU-Umweltverordnung sich so stark auf die Mercosur-Exporte in die EU auswirken würde, dass die zusätzlichen Einfuhrquoten für Rindfleisch den südamerikanischen Landwirten gar nichts nützten, könnte Mercosur den Streitschlichtungsmechanismus anrufen.

Mechanismus kein üblicher Teil von Abkommen

“In einem Schiedsverfahren wird dann festgestellt, ob die Rechte einer Partei durch eine Handelsmaßnahme der anderen Partei zunichtegemacht oder beeinträchtigt wurden”, erklärt Handelsrechtsexperte David Kleimann vom Thinktank ODI Europe. Wenn dies der Fall sei, müsse die Gegenpartei eine Entschädigung anbieten. “Kommt es zu keiner Einigung über eine Entschädigung, kann der Beschwerdeführer berechtigt sein, angemessene Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen.

Laut Kleimann entspricht dieser Teil des Abkommens den Bestimmungen der Nichtverstoßbeschwerde (“non-violation complaints”) des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) der WTO. Die EU fügt diese Passagen laut EU-Beamten aber normalerweise nicht in ihre Handelsabkommen ein.

Die Frage ist nun, ob sich diese Bestimmung auch auf politisch brisante Dossiers wie die Entwaldungsverordnung (EUDR) und den CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) anwenden lässt.

Interpretation des Anwendungsbereichs umstritten

Stéphanie Kpenou und Mathilde Dupré vom Veblen Institut, einem Thinktank für die ökologische Transformation, weisen in ihrer Analyse des Verhandlungstexts darauf hin, dass die Definition im Abkommen explizit auch Maßnahmen umfasst, die zum Zeitpunkt des Verhandlungsabschlusses “noch nicht vollständig implementiert” gewesen seien. Auch die brasilianische Regierung scheint den Text so zu interpretieren, dass EU-Regulierungen in den Anwendungsbereich fallen, die nach 2019 beschlossen wurden und deren Implementierung sich negativ auf die brasilianischen Exporte auswirken könnten.

In ihrer offiziellen Kommunikation argumentiert die Kommission: “Der Ausgleichsmechanismus betrifft nur die handelsbezogenen Auswirkungen von Maßnahmen, die der Antragsteller bei Verhandlungsabschluss nicht hätte erwarten können.” Die auf Rechtsfragen spezialisierte Umwelt-NGO Client Earth sagt jedoch, dass dies so nicht im Abkommenstext stehe. Es gäbe “ein echtes Risiko”, dass handelsbezogene Effekte der Entwaldungsverordnung die Basis eines Disputs im Mercosur-Abkommen bilden würden.

Kommission baut auf Verpflichtung zum Waldschutz

Kommissionsbeamte geben zu, dass der erweiterte Anwendungsbereich notwendig war, um die Zustimmung der Mercosur-Staaten für das Abkommen zu gewinnen. Aber in der Kommission geht man davon aus, dass man sich dennoch vor Klagen mit Bezug auf die Entwaldungsverordnung abgesichert hat. Im Annex des Kapitels über Handel und nachhaltige Entwicklung haben sich die Parteien dafür ausgesprochen, weitere Entwaldung zu verhindern.

Die Entwaldungsverordnung könne nur dann zu einem Problem für die Mercosur-Exporte in die EU werden, so die Überlegung in der Kommission, wenn die Mercosur-Staaten weiterhin Entwaldung betrieben. Dies stünde aber im Widerspruch zu den Verpflichtungen der Mercosur-Staaten unter dem Handelsabkommen. In der Logik der Kommission hätte eine Klage der Mercosur-Staaten dank dieses Widerspruchs einen schweren Stand.

Politischer Zankapfel

Falls das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Mercosur ratifiziert und in Kraft treten sollte, wird der Streitschlichtungsmechanismus die Frage des Anwendungsbereichs final aufklären müssen. “Häufig sind sich die Verhandlungspartner über die Auslegung von Klauseln uneinig und überlassen die endgültige Festlegung dem Streitschlichtungsmechanismus, insbesondere wenn diese Bestimmungen mit erheblichem politischem Nachdruck bekämpft wurden”, sagte Kleimann Table.Briefings.

Auch wenn die juristische Klärung noch auf sich warten lässt: Klar ist jetzt schon, dass der sogenannte Ausgleichsmechanismus in der anstehenden Ratifizierungsdebatte einer der wichtigen politischen Streitpunkte darstellen wird.

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Gestiegene Strompreise: Warum Bulgarien die Ukraine verantwortlich macht

Das Weihnachtsfest brachte für zigtausend Bulgaren und Bulgarinnen eine wenig schöne Bescherung. Schneefälle ließen in westlichen Regionen des Balkanlandes Bäume auf Stromleitungen stürzen. Der regionale Stromnetzbetreiber Elektrohold verfügte über zu wenige Einsatzkräfte, um die Stromversorgung zügig wiederherzustellen. Viele Bulgaren erlebten den Jahreswechsel so ohne Elektrizität. Prekär war die Lage in Ortschaften im Balkangebirge, in denen elektrische Pumpen die Wasserversorgung sicherstellen.

In Situationen wie diesen geraten für gewöhnlich die regionalen Stromversorger in die Kritik. Der Vorwurf lautet, sie investierten zu wenig in die Modernisierung und Zuverlässigkeit ihrer Stromnetze. Ihrerseits verweisen sie auf die seit Jahren aus politischen Gründen verzögerte Strommarktliberalisierung. Die regulierten Strompreise für Privathaushalte, so argumentieren sie, erlaubten nur begrenzte Investitionen in die energetische Infrastruktur.

Bulgarien ist zum Stromimporteur geworden

Nun hat die staatliche “Kommission zur Regulierung von Elektrizität und Wasser” (KEWR) den Preis für private Verbraucher zum Jahresbeginn zwar um knapp neun Prozent erhöht, er zählt aber immer noch zu den niedrigsten in der Europäischen Union. Nach dem Sturz der letzten regulären Regierung im Frühjahr 2024 verschoben Bulgariens Abgeordnete aus wahltaktischen Erwägungen die für den Juli 2024 angesetzte sechsmonatige Übergangsperiode zur Freigabe der Preise für Privathaushalte um ein weiteres Jahr.

Bulgarien galt lange Jahre als führender Stromlieferant auf dem Balkan; nach der Abschaltung einiger Kohlekraftwerke und aufgrund zu geringer Niederschläge für die Elektrizitätserzeugung großer Wasserkraftwerke wurde es im vergangenen Jahr aber selbst zum Nettoimporteur und bezog einen Teil seiner Elektrizität aus Griechenland.

Russlands Angriff mit Folgen für Bulgarien

“Einer der äußeren Faktoren, der ganz Europa schadet, sind Russlands brutale Attacken gegen die energetische Infrastruktur der Ukraine”, erklärte KEWR-Vorsitzender Ivan Ivanov am Jahresende 2024 zur Begründung der Strompreissteigerung für Privatverbraucher. “Die Zerstörung der ukrainischen Kapazitäten“, so argumentierte er, “debalanciert die Märkte, was aufgrund der schwachen Verknüpfung von West- und Osteuropa zur Erhöhung der Preise in den osteuropäischen Ländern Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Ungarn führt. So ist der prognostizierte Marktpreis von 173 BGN (ca. 88 €) nun auf 220 BGN (ca. 114 €) zu korrigieren”.

Das Bulgarische Energie- und Bergbauforum (BEMF) hatte bereits zuvor vor einem “möglichen Stromregime im bevorstehenden Winter” gewarnt, sollte die Ukraine ihr wachsendes Defizit nicht länger durch Stromimporte aus seinen Nachbarländern decken können, sondern Elektrizität aus der Balkanregion benötigen. Gemeint sind damit kontrollierte Stromabschaltungen.

Sorge vor unwägbaren Preissteigerungen

Nach über eintausend Tagen Krieg gilt das Energiesystem der Ukraine als zur Hälfte zerstört. Zuletzt attackierte Russland im November und Dezember 2024 gezielt ukrainische Kraftwerke und Netzinfrastruktur mit Raketen und Drohnen. Im vergangenen Jahr hat die Ukraine Angaben des Kyjiwer Beratungsunternehmens ExPro zufolge ihre Stromeinfuhren auf 4,4 Terawattstunden (TWh) mehr als verfünffacht. Danach bezog sie im Dezember 2024 gut zweieinhalbmal mehr Strom aus dem Ausland als im Vormonat.

Selbst in Griechenland, das sich durch Inbetriebnahme moderner Gaskraftwerke vom Nettoimporteur zum regionalen Stromlieferanten gemausert hat, weckt der absehbare Einfuhrbedarf der Ukraine Befürchtungen vor exorbitanten und zuweilen rational kaum nachvollziehbaren Strompreissteigerungen. So warnte Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits im September 2024 in einem Brief vor einer “regionalen Krise auf dem Balkan” und forderte Gegenmaßnahmen durch mehr europäische Kompetenzen zur Wettbewerbsaufsicht im Stromsektor.

Kommission sieht Ursache woanders

Zudem forderte der griechische Regierungschef einen “Schub neuer Stromleitungen”, um die südosteuropäischen Stromnetze besser mit den mittel- und westeuropäischen zu verknüpfen und “ausreichende Stromtransfers innerhalb der EU” zu ermöglichen, damit die Auswirkungen der Stromexporte in die Ukraine “nicht nur von einigen Ländern wahrgenommen werden”.

Noch im Oktober hatte die damalige Energiekommissarin Kadri Simson allerdings erklärt, die Probleme in der Ukraine seien nicht die Ursache für die starken Preissprünge in Südosteuropa im Sommer gewesen. Wegen der stark beschädigten Leitungen seien die Exporte in den Wochen vor dem Energierat im Oktober sogar zurückgegangen, hatte Budapests Energiestaatssekretär Attila Steiner für die Ratspräsidentschaft gesagt. Mit Manuel Berkel

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News

Flottengrenzwerte: Hoekstra will Zeitplan nicht ändern

Klimakommissar Wopke Hoekstra will die CO₂-Gesetzgebung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nicht vorzeitig novellieren. “Wie in […] der Verordnung vorgesehen, wird die Kommission die Wirksamkeit und die Auswirkungen der Verordnung im Jahr 2026 überprüfen“, schreibt Hoekstra in einer am Dienstag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Zuvor hatten sowohl CDU/CSU als auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Revision der Flottengrenzwerte schon 2025 gefordert.

Hoekstra sprach sich auch gegen eine noch kurzfristigere Schwächung der Grenzwerte im laufenden Jahr aus. Einige Autohersteller hatten sich dafür ausgesprochen, weil ihnen Strafzahlungen drohen. Mehrere andere große europäische Hersteller hätten sich aber zuversichtlich geäußert, dass sie ihre Ziele erreichen werden, schreibt Hoekstra. “Eine Änderung der Regeln würde die Wettbewerbsbedingungen verzerren und diese Hersteller benachteiligen.”

Der Kommissar machte außerdem klar, dass sich die Flottengrenzwerte nicht nur durch höhere Anteile von Elektroautos erreichen lassen: “Hybride, Verbesserungen bei herkömmlichen Motoren sowie der Absatz kleinerer und effizienterer Fahrzeuge können ebenfalls dazu beitragen.” ber

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Co2-Regeln: Autobauer setzen auf Hilfe von Tesla & Co.

Traditionelle Autobauer wie Mercedes-Benz oder Toyota wollen die strengeren CO₂-Limits für Neuwagen in der EU mit Hilfe von Elektroauto-Herstellern erreichen. So wollen die Opel-Mutter Stellantis, Ford, Mazda und Subaru die Kohlendioxidemissionen ihrer Flotten mit emissionsfreien E-Autos des US-Herstellers Tesla zusammenrechnen lassen. Das ging aus einem EU-Dokument zu den ab 2025 geltenden Vorschriften hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag. Mercedes-Benz will demnach einen Pool mit seiner mittlerweile rein elektrischen Tochter Smart, mit Volvo und Polestar bilden.

Als Beitrag zum Klimaschutz müssen die CO₂-Emissionen von Neuwagen in der EU in diesem Jahr auf durchschnittlich knapp 94 Gramm je Kilometer sinken von 116 Gramm 2024. Da der Absatz von Elektroautos schwach ist, haben die noch weitgehend von Verbrennerwagen abhängigen Autobauer Probleme, die Vorgaben zu erreichen. Bei zu hohem CO₂-Ausstoß fallen jedoch Bußgelder an. Ein Sprecher von Stellantis erklärte, die Teilnahme an einem Pool mit Tesla helfe, die Reduktionsziele zu erreichen. Die anderen Hersteller waren für eine Stellungnahme nicht unmittelbar zu erreichen. rtr

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Reservekraftwerke: Kommission verschiebt wichtigen Bericht

Ein wichtiger Zwischenschritt zum schnelleren Bau von Reservekraftwerken kommt später als anvisiert. Nach der novellierten Strommarktverordnung muss die Kommission bis 17. Januar einen Bericht über Beschleunigungsmöglichkeiten für die Genehmigung von Kapazitätsmechanismen an das Parlament und den Rat übermitteln. Dieser Termin wird voraussichtlich nicht zu halten sein, wie zwei Quellen Table.Briefings bestätigten. Die Kommission äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

Kapazitätsmechanismen sind staatliche Fördermöglichkeiten für Kraftwerke, die nur in wenigen Stunden des Jahres niedrige Erzeugung aus erneuerbaren Energien ausgleichen. Bislang dauert die beihilferechtliche Genehmigung mehrere Jahre. Die Bundesregierung hatte für das Kraftwerkssicherheitsgesetz eine Billigung durch die EU-Kommission am üblichen Verfahren vorbei verhandelt. Im Dezember erklärte das Wirtschaftsministerium das Vorhaben aber wegen fehlender Mehrheit im Bundestag für gescheitert.

Durch die Verschiebung des Berichts ist unklar, ob die Kommission eine weitere Frist halten kann. Bis 17. April muss sie eigentlich Gesetzesvorschläge zur Beschleunigung vorlegen. ber

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Meta will keine Fakten mehr checken

Mark Zuckerberg bereitet seine Plattformen auf die kommende Amtszeit von Donald Trump vor. Meta stellt sein langjähriges Faktenprüfungsprogramm ein und führt stattdessen ein System namens Community Notes ein. Das erlaubt Nutzern, Notizen oder Korrekturen zu Beiträgen hinzuzufügen, die möglicherweise falsche oder irreführende Informationen enthalten. Die Änderung betrifft Facebook, Instagram und Threads und gilt zunächst in den USA.

Meta-Chef Zuckerberg sagte in einem Video, dass das neue Protokoll dem von X verwendeten System ähnele. Er begründete die Änderung mit der Notwendigkeit, nach Jahren kontroverser Debatten über Onlineinhalte und deren Regulierung, neue Schwerpunkte zu setzen. Die jüngsten US-Präsidentschaftswahlen hätten einen “kulturellen Wendepunkt” markiert. “Wir werden zu unseren Wurzeln zurückkehren, Fehler reduzieren, unsere Regelwerke vereinfachen und die freie Meinungsäußerung auf unseren Plattformen wiederherstellen“, sagte Zuckerberg.

Das Moderationsteam sitzt künftig in Texas

Neben der Beendigung der Zusammenarbeit mit Faktenprüfern plant Meta auch weitere Änderungen:

  • Vereinfachung der Inhaltsrichtlinien
  • Aufhebung von Beschränkungen bei Themen wie Migration und Geschlechterfragen
  • Verlagerung der Moderationsteams von Kalifornien nach Texas
  • Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung, um “gegen Regierungen weltweit” vorzugehen, “die amerikanischen Unternehmen angreifen und darauf drängen, mehr zu zensieren”.

Beobachter sehen in diesen Maßnahmen eine Reaktion auf die jahrelange republikanische Kritik an der Moderationspolitik und einen Versuch, das belastete Verhältnis zu Trump zu verbessern. Dieser hatte Facebook im Wahlkampf als “Feind des Volkes” bezeichnet und Zuckerberg scharf attackiert.

Meta soll in Europa weiter Fakten checken

Die EU-Kommission nahm die Ankündigung von Meta zur Kenntnis. “Wir haben keinen Kommentar“, teilte ein Sprecher mit. In der EU gelte der Digital Services Act (DSA). Die Kommission überwache weiterhin die Einhaltung der DSA-Verpflichtungen. Die Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern könne für Plattformen ein effizienter Weg sein, um systemische Risiken, die sich aus ihren Diensten ergeben, abzuschwächen und gleichzeitig die Meinungsfreiheit zu respektieren, sagte der Sprecher weiter.

Meta habe zudem den Verhaltenskodex zur Bekämpfung der Desinformation unterzeichnet. Der sieht mehrere spezifische Verpflichtungen zur Überprüfung von Fakten vor, auch die Zusammenarbeit mit Faktencheckern. vis

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Emissionshandel: Deutschland erzielt Rekordeinnahmen

Deutschland hat im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von CO₂-Verschmutzungsrechten einen Rekordbetrag eingenommen. Rund 18,5 Milliarden Euro seien durch den europäischen und den nationalen Emissionshandel in die Staatskasse geflossen, teilte das Umweltbundesamt am Dienstag mit. Im Jahr 2023 lagen die Erlöse mit 18,4 Milliarden Euro knapp darunter. Die Erlöse fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der als Finanzierungsinstrument einen zentralen Beitrag zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele Deutschlands leistet.

Der europäische Emissionshandel gilt als wichtigstes Klimaschutzinstrument der EU und bringt den Staaten zudem erhebliche Einnahmen. Unternehmen aus dem Energiesektor, der Industrie oder auch dem Flugverkehr müssen Rechte zum Ausstoß von CO₂ erwerben. Produzieren sie besonders klimafreundlich, können sie überschüssige Verschmutzungsrechte über die Börse wieder an andere verkaufen. Zudem werden die von den Staaten ausgegebenen Rechte jedes Jahr gekürzt, um die Klimaziele zu erreichen. Die Knappheit treibt die Preise weiter.

2024 wurden hier Auktionserlöse von rund 5,5 Milliarden Euro erzielt. Damit sanken die Einnahmen im Vergleich zum Rekordergebnis aus dem Vorjahr um rund 28 Prozent. Zum einen ging wie geplant die Zahl der zur Verfügung gestellten Emissionsrechte zurück. Gleichzeitig fiel aber auch der durchschnittliche Preis der Berechtigungen: Dieser lag 2024 mit 65 Euro deutlich unterhalb des Vorjahreswertes von knapp 84 Euro. Grund dafür ist der gesunkene Preis für Erdgas, das wieder stärker genutzt wurde als die klimaschädliche Kohle. Zudem waren die Zertifikate weniger gefragt, weil die Wirtschaft in Europa insgesamt schwächelt. rtr

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Gastransit: Fico reist nach Brüssel

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico will mit Kommissionsmitgliedern an diesem Donnerstag über den Transitstopp von russischem Gas durch die Ukraine sprechen. Dazu werde er nach Brüssel reisen, wie die Regierung in Bratislava am Dienstag mitteilte. Begleitet werde Fico von Wirtschaftsministerin Denisa Saková. Am Mittag will Fico eine Pressekonferenz geben.

Für vergangenen Dienstag hatte die Slowakei zunächst ein Gespräch mit Vertretern der Ukraine und der Kommission geplant, das aber abgesagt worden sei. Der slowakische Regierungschef hatte sich über Mehrkosten von 500 Millionen Euro durch das Transit-Aus beklagt und der Ukraine mit der Einstellung von Stromexporten gedroht, wenn die Gasdurchleitung nicht wieder ermöglicht werde.

Unterdessen hat die EU-Kommission am Dienstag Deutschland für die relativ rasche Entleerung der europäischen Gasspeicher im laufenden Winter mitverantwortlich gemacht. Die bis Ende 2024 auch an den deutschen Grenzen erhobene Gasspeicherumlage nannte eine Kommissionssprecherin als eine der Ursachen – neben den vergleichsweise niedrigen Temperaturen und Wartungsarbeiten am norwegischen Verflüssigungsterminal Hammerfest. Der aktuelle Füllstand von rund 70 Prozent sei zwar niedriger als im Vorjahr, er liege aber immer noch über dem Durchschnitt aus der Vorkriegszeit. ber

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Kickl warnt ÖVP vor Koalitionsverhandlungen

Vor Beginn der Koalitionsverhandlungen mit der konservativen ÖVP hat FPÖ-Chef Herbert Kickl Bedingungen gestellt. “Keine Spielchen, keine Tricks, keine Sabotage, keine Quertreiberei”, sagte der Rechtspopulist bei seiner ersten Pressekonferenz nach dem Auftrag zur Regierungsbildung. Es gelte, das Vertrauen der Menschen in die Politik wieder herzustellen. Mit Fleiß, Ehrlichkeit und Mut sei es möglich, eine Aufbruchstimmung im Land zu erzeugen.

Falls die ÖVP seinen Kriterien nicht folge, drohte Kickl mit Neuwahlen: “Wir sind dafür gerüstet.” Die FPÖ hat laut Umfragen ihren Vorsprung auf ÖVP und SPÖ im Vergleich zur Parlamentswahl vor 100 Tagen deutlich ausgebaut. Kickl forderte von der ÖVP ein Eingeständnis, dass sie an den aktuellen Problemen schuld sei. “Es gehört dazu die Einsicht, wer die Fehler der Vergangenheit zu verantworten hat, die unser Land in eine ganz, ganz schwierige und in eine herausfordernde Situation gebracht haben.” dpa

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Sergey Lagodinsky bleibt im Europaparlament

Der grüne Fraktionsvize im Europaparlament, Sergey Lagodinsky, strebt doch keine Kandidatur für den Bundestag an. Er zieht seine Bewerbung für das Direktmandat im Kreisverband Berlin-Pankow bei der Bundestagswahl am 23. Februar zurück.

Er hatte am Freitag überraschend seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Hintergrund war, dass der Kreisverband am heutigen Mittwoch erneut über den Direktkandidaten abstimmen will, nachdem ein parteiinternes Ombudsverfahren gegen den Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar wegen sexueller Belästigung öffentlich geworden war. Gelbhaar, der den Wahlkreis Pankow 2021 geholt hatte, streitet die Vorwürfe rundheraus ab und spricht von Verleumdung. Er hält seine Kandidatur aufrecht, obwohl die Partei ihn auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zum Rückzug aufgefordert hatte.

Bis Freitagmorgen war niemand bereit, gegen Gelbhaar anzutreten. Als sich dann Julia Schneider, Mitglied im Abgeordnetenhaus, und weitere Kandidaten meldeten, die gegen Gelbhaar antreten wollen, sah Lagodinsky seine Mission als erfüllt an. “Ich wollte den damals vorherrschenden Zustand der Ratlosigkeit und des Stillstands mit Blick auf die Kandidat*innenlage aufbrechen”, schreibt er am Dienstag an die Pankower. Und weiter: “Nach fünf intensiven Tagen sehe ich, dass ich mein Ziel erreicht habe.” mgr

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Presseschau

Statistikamt Eurostat: Inflation im Euroraum auf 2,4 Prozent gestiegen ZEIT
Deutsche CO2-Emissionen gesunken: EU-Ziele verfehlt ZDF
Musk will den US-Handelskrieg mit der EU für seine Zwecke HANDELSBLATT
Politische Einflussnahme und Hetze: Grüne fordern von der EU Maßnahmen gegen Musk TAGESSPIEGEL
Der Umgang mit Elon Musk stellt die EU vor politische Probleme NZZ
EU-Kommission warnt Meta vor Ende des Faktencheckprogramms in der EU MDR
EU-Staaten sind weitgehend machtlos im Kampf gegen illegales Online-Glücksspiel HEISE
EU-Forscher wollen kritische Rohstoffe in tiefen Gesteinsschichten aufspüren ELECTRIVE
EU-Richtlinie: Warum klassische Baumwolle bald verboten sein könnte KLEINE ZEITUNG
Österreich steht ein EU-Gegner als Kanzler bevor DER STANDARD
Machtpoker in Österreich: So will Kickl den Konservativen seinen Kurs aufzwingen SPIEGEL
Vor Koalitionsgesprächen: Milliardenloch versperrt Kickl den Weg ins Wiener Kanzleramt FAZ
Trumps Sohn in Grönland – ein “Privatbesuch”, der provoziert TAGESSCHAU
Regierungsbildung in Belgien: Verhandlungen laufen weiter – königlicher Auftrag verlängert – Arbeitgeber machen Druck VRT
Januar 2015: Frankreich erinnert an die Opfer des Anschlags auf “Charlie Hebdo” vor zehn Jahren DEUTSCHLANDFUNK
Frankreich: Jean-Marie Le Pen, Gründer des extrem rechten Front National, mit 96 Jahren gestorben DEUTSCHLANDFUNK
Giorgia Meloni und Donald Trump: Das Wort Europa kommt ihr nicht über die Lippen ZEIT
Sichere Kommunikation: Das geheimnisvolle SpaceX-Paket für die italienische Regierung SPIEGEL
Italiens Migrationspolitik: Melonis Abkommen zahlen sich aus FAZ
Polen schützt seinen Rundfunk FAZ
Pressefreiheit in Serbien: Wenn die Regierung mithört und mitliest TAZ
Deutsche Studie sieht Serbien als Testlabor für russische Propaganda DIEPRESSE
Musks Angriffe auf britischen Premier: Alarmstufe Elon SPIEGEL
Ukraine-Krieg: Wird Tschechien weiter unterstützen? FAZ
Sanktionsliste: US-Sanktionen gegen Kabinettschef von ungarischem Premier Orbán DER STANDARD

Standpunkt

Cognitive Warfare: Der blinde Fleck der wehrhaften Demokratie

Von Natascha Zowislo-Grünewald
Natascha Zowislo-Grünewald forscht seit 2010 an der Bundeswehr-Universität München zu Kommunikationsmanagement.

Die deutsche Politik beschäftigt sich aufseiten der etablierten Parteien der Mitte – weil es einfacher ist und kein Handeln erfordert, in der Opferrolle zu verharren – mit der Detektivarbeit nach Desinformations-Bots und bösen Trollfabrik-Mächten, um diese empört anzuprangern. Aufseiten der Parteien des Randes wie AfD und BSW sieht man gar die klassischen Medien in der Rolle der Desinformationsschleudern.

Umgang mit Desinformation lernen

Sicherheit lässt sich so nicht herstellen und Selbstvertrauen in die Lösungskompetenz einer wehrhaften Demokratie sieht in jedem Falle anders aus. Vertrauen in staatliche Institutionen bricht weg, wenn zwar viel lamentiert wird über die zersetzende Kraft von Fake News, aber keinerlei politisches Handlungsmuster erkennbar wird, das dem entgegenwirkt. Stattdessen wird den Bürgern und Bürgerinnen ans Herz gelegt, endlich wieder mündig zu werden und bitte endlich wieder die “Wahrheit” zu glauben, am besten mithilfe der Tagesschau.

Der Bundestagswahlkampf bietet uns als Gesellschaft die Chance, den Umgang mit Desinformation zu ändern und den sicherheitspolitischen Fokus zu verschieben. Vielleicht ist ein Blick in die Zusammenhänge erfolgreichen Kommunikationsmanagements hilfreich, um die Problemlage besser zu verstehen. Im Anschluss müsste man sich nicht mehr mit der Sisyphusarbeit einer unendlichen Suche nach Bots, Trollen und Fakes aufhalten, sondern könnte tatsächlich an der demokratischen Resilienz unserer Demokratie arbeiten.

Resilienz gegen destruktive Informationen

Im eigentlichen Wortsinn meint kommunikative Resilienz nämlich, dass destruktive strategische Kommunikation wirkungslos bleibt, gerade wenn sie bis in die Köpfe der Menschen durchdringen kann, also kein Schutzschirm existiert, der populistische Parolen aus der Social-Media-Blase fischt. Resilienz meint eine innere, kognitiv-affektive Widerstandskraft, nicht eine von außen durch Diskursverbote oktroyierte.

Schematheorie und Minimalgruppenprinzip zeigen uns, dass Menschen ihre Meinungen und Überzeugungen aufgrund von einfachen, aber effektiven Erzählungen bilden. Die Theorie der sozialen Identität unterstreicht die Bedeutung von Gruppenzugehörigkeit und Identität bei der Formung unserer politischen Einstellungen. Wir Menschen sehnen uns nach Zugehörigkeit. Daher müssen wir Geschichten erzählen, die mitreißen, weitererzählbar sind und die Hoffnung auf ein gutes, erstrebenswertes “Ende” beinhalten. Dabei geht es um präventiv wirkende Glaubwürdigkeit, nicht um mittels Faktenchecks reaktiv hergestellte absolute Wahrheiten.

Realität entsteht durch Kommunikation. Ist unsere eigene Geschichte stark und stark erzählt, mit allen legitimen Mitteln der Dramaturgie über relevante Kanäle hinweg in Formaten, die Menschen verstehen können, erübrigt sich die panische Reaktion auf jede Desinformationskampagne.

Bundestagswahl als Wahl zwischen Erzählungen

Gelingen kann dies mit einem anschlussfähigen, attraktiven und glaubwürdigen Programm zur Gestaltung der Zukunft aller – im Sinne eines großen Gesellschaftsentwurfs, wo “wir” stehen und wo “wir” hinwollen. Nicht zuletzt hilft es auch, wenn staatliches Handeln funktional ist und sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Anders ausgedrückt: Das Angebot muss stimmen, dann steigt auch die Nachfrage.

Die kommende Bundestagswahl ist nicht nur eine Wahl zwischen verschiedenen politischen Programmen, sondern auch eine Wahl zwischen verschiedenen Erzählungen von Deutschland und Europa. Wir haben die Chance, eine starke, demokratiefördernde Erzählung zu bieten, die uns resilient gegen die Angriffe von Desinformations-Kampagnen macht, die Sicherheit schafft. Die Feinde der offenen Gesellschaft sind nur deswegen erfolgreich, weil die Politik es verlernt hat, sich auf dieses Gravitationsfeld zu besinnen.

Keine Frage: Die Bots und Trollfabriken sind real, und sie versuchen, massiv Einfluss auf unsere Lebenswirklichkeit zu nehmen. An der Tatsache, dass sie Erfolg haben, sind wir jedoch selbst schuld. Es heißt ja nicht umsonst “Zielgruppe” und Kommunikations-“Wirkung”. Wir müssen den Gegner also nicht “erschießen”, Botnetzwerke abschalten, Trollfabriken schließen – wir müssen selbst besser “treffen“.

Prof. Dr. Natascha Zowislo-Grünewald ist seit 2010 Professorin für Unternehmenskommunikation an der Universität der Bundeswehr München. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen “cognitive warfare”, Resilienz und Kommunikation im Spannungsfeld von Politik, Medien und Gesellschaft.

  • Bundestagswahl 2025
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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    ausgerechnet die Kommission hat es womöglich mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht so ernst genommen. Das könnte unter dem Strich herauskommen, wenn der Europäische Gerichtshof (EuGH) heute ein Urteil verkündet. Ein Münchner hatte geklagt und will 1.200 Euro Schadenersatz.

    Darum geht es: Die Kommission hatte die Bürger im ersten Mandat von Ursula von der Leyen einbinden wollen bei der Konferenz zur Zukunft der EU. Die Generaldirektion Digit hatte einen Drittanbieter beauftragt, die Kommunikation auf digitalem Wege sicherzustellen, also für die entsprechende Webseite der Kommission die Server anzumieten und die Hardware bereitzustellen.

    Im “Kleingedruckten”, im Data Protection Record, hatte die Kommission versprochen, dass die Daten der Bürger die EU nicht verlassen. Das geschah aber. An die IP-Adresse des Klägers ging eine Antwort, die von einem Webserver aus den USA ausgeliefert worden war.

    Hintergrund ist, dass die Digit den Auftrag an einen Dienstleister vergeben hatte, der eine Tochterfirma des US-Unternehmens Amazon ist. Vermutlich war bei dem Abschluss des Vertrages versäumt worden, Amazon-Webservices dazu zu verpflichten, dass die Daten in der EU bleiben. Sollte das Verfahren so ausgehen wie Beobachter erwarten, wäre das nicht nur eine Blamage für die Kommission. Sie müsste wohl auch Konsequenzen ziehen und sich selbst neue Regeln für die Kommunikation mit den Europäern geben.

    Ich wünsche Ihnen einen Tag ohne Stress mit der DSGVO.

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    Mercosur: Ausgleichsmechanismus sorgt für Zündstoff

    Die Ausweitung des Streitschlichtungsmechanismus ist eines der Zugeständnisse der EU-Kommission an die Südamerikaner, dessen Folgen schwierig abzusehen sind. Laut Verhandlungstext kann der Mechanismus neu auch in Bewegung gesetzt werden, wenn eine Vertragspartei eine Maßnahme ergreift, die den Vorteil, den die andere Verhandlungspartei aus einer Bestimmung des Freihandelsabkommens zieht, “zunichtemacht oder wesentlich beeinträchtigt”.

    Die Bestimmung ist vor allem mit Blick auf die europäischen Umweltregulierungen in das Abkommen eingefügt worden. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass eine EU-Umweltverordnung sich so stark auf die Mercosur-Exporte in die EU auswirken würde, dass die zusätzlichen Einfuhrquoten für Rindfleisch den südamerikanischen Landwirten gar nichts nützten, könnte Mercosur den Streitschlichtungsmechanismus anrufen.

    Mechanismus kein üblicher Teil von Abkommen

    “In einem Schiedsverfahren wird dann festgestellt, ob die Rechte einer Partei durch eine Handelsmaßnahme der anderen Partei zunichtegemacht oder beeinträchtigt wurden”, erklärt Handelsrechtsexperte David Kleimann vom Thinktank ODI Europe. Wenn dies der Fall sei, müsse die Gegenpartei eine Entschädigung anbieten. “Kommt es zu keiner Einigung über eine Entschädigung, kann der Beschwerdeführer berechtigt sein, angemessene Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen.

    Laut Kleimann entspricht dieser Teil des Abkommens den Bestimmungen der Nichtverstoßbeschwerde (“non-violation complaints”) des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) der WTO. Die EU fügt diese Passagen laut EU-Beamten aber normalerweise nicht in ihre Handelsabkommen ein.

    Die Frage ist nun, ob sich diese Bestimmung auch auf politisch brisante Dossiers wie die Entwaldungsverordnung (EUDR) und den CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) anwenden lässt.

    Interpretation des Anwendungsbereichs umstritten

    Stéphanie Kpenou und Mathilde Dupré vom Veblen Institut, einem Thinktank für die ökologische Transformation, weisen in ihrer Analyse des Verhandlungstexts darauf hin, dass die Definition im Abkommen explizit auch Maßnahmen umfasst, die zum Zeitpunkt des Verhandlungsabschlusses “noch nicht vollständig implementiert” gewesen seien. Auch die brasilianische Regierung scheint den Text so zu interpretieren, dass EU-Regulierungen in den Anwendungsbereich fallen, die nach 2019 beschlossen wurden und deren Implementierung sich negativ auf die brasilianischen Exporte auswirken könnten.

    In ihrer offiziellen Kommunikation argumentiert die Kommission: “Der Ausgleichsmechanismus betrifft nur die handelsbezogenen Auswirkungen von Maßnahmen, die der Antragsteller bei Verhandlungsabschluss nicht hätte erwarten können.” Die auf Rechtsfragen spezialisierte Umwelt-NGO Client Earth sagt jedoch, dass dies so nicht im Abkommenstext stehe. Es gäbe “ein echtes Risiko”, dass handelsbezogene Effekte der Entwaldungsverordnung die Basis eines Disputs im Mercosur-Abkommen bilden würden.

    Kommission baut auf Verpflichtung zum Waldschutz

    Kommissionsbeamte geben zu, dass der erweiterte Anwendungsbereich notwendig war, um die Zustimmung der Mercosur-Staaten für das Abkommen zu gewinnen. Aber in der Kommission geht man davon aus, dass man sich dennoch vor Klagen mit Bezug auf die Entwaldungsverordnung abgesichert hat. Im Annex des Kapitels über Handel und nachhaltige Entwicklung haben sich die Parteien dafür ausgesprochen, weitere Entwaldung zu verhindern.

    Die Entwaldungsverordnung könne nur dann zu einem Problem für die Mercosur-Exporte in die EU werden, so die Überlegung in der Kommission, wenn die Mercosur-Staaten weiterhin Entwaldung betrieben. Dies stünde aber im Widerspruch zu den Verpflichtungen der Mercosur-Staaten unter dem Handelsabkommen. In der Logik der Kommission hätte eine Klage der Mercosur-Staaten dank dieses Widerspruchs einen schweren Stand.

    Politischer Zankapfel

    Falls das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Mercosur ratifiziert und in Kraft treten sollte, wird der Streitschlichtungsmechanismus die Frage des Anwendungsbereichs final aufklären müssen. “Häufig sind sich die Verhandlungspartner über die Auslegung von Klauseln uneinig und überlassen die endgültige Festlegung dem Streitschlichtungsmechanismus, insbesondere wenn diese Bestimmungen mit erheblichem politischem Nachdruck bekämpft wurden”, sagte Kleimann Table.Briefings.

    Auch wenn die juristische Klärung noch auf sich warten lässt: Klar ist jetzt schon, dass der sogenannte Ausgleichsmechanismus in der anstehenden Ratifizierungsdebatte einer der wichtigen politischen Streitpunkte darstellen wird.

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    Gestiegene Strompreise: Warum Bulgarien die Ukraine verantwortlich macht

    Das Weihnachtsfest brachte für zigtausend Bulgaren und Bulgarinnen eine wenig schöne Bescherung. Schneefälle ließen in westlichen Regionen des Balkanlandes Bäume auf Stromleitungen stürzen. Der regionale Stromnetzbetreiber Elektrohold verfügte über zu wenige Einsatzkräfte, um die Stromversorgung zügig wiederherzustellen. Viele Bulgaren erlebten den Jahreswechsel so ohne Elektrizität. Prekär war die Lage in Ortschaften im Balkangebirge, in denen elektrische Pumpen die Wasserversorgung sicherstellen.

    In Situationen wie diesen geraten für gewöhnlich die regionalen Stromversorger in die Kritik. Der Vorwurf lautet, sie investierten zu wenig in die Modernisierung und Zuverlässigkeit ihrer Stromnetze. Ihrerseits verweisen sie auf die seit Jahren aus politischen Gründen verzögerte Strommarktliberalisierung. Die regulierten Strompreise für Privathaushalte, so argumentieren sie, erlaubten nur begrenzte Investitionen in die energetische Infrastruktur.

    Bulgarien ist zum Stromimporteur geworden

    Nun hat die staatliche “Kommission zur Regulierung von Elektrizität und Wasser” (KEWR) den Preis für private Verbraucher zum Jahresbeginn zwar um knapp neun Prozent erhöht, er zählt aber immer noch zu den niedrigsten in der Europäischen Union. Nach dem Sturz der letzten regulären Regierung im Frühjahr 2024 verschoben Bulgariens Abgeordnete aus wahltaktischen Erwägungen die für den Juli 2024 angesetzte sechsmonatige Übergangsperiode zur Freigabe der Preise für Privathaushalte um ein weiteres Jahr.

    Bulgarien galt lange Jahre als führender Stromlieferant auf dem Balkan; nach der Abschaltung einiger Kohlekraftwerke und aufgrund zu geringer Niederschläge für die Elektrizitätserzeugung großer Wasserkraftwerke wurde es im vergangenen Jahr aber selbst zum Nettoimporteur und bezog einen Teil seiner Elektrizität aus Griechenland.

    Russlands Angriff mit Folgen für Bulgarien

    “Einer der äußeren Faktoren, der ganz Europa schadet, sind Russlands brutale Attacken gegen die energetische Infrastruktur der Ukraine”, erklärte KEWR-Vorsitzender Ivan Ivanov am Jahresende 2024 zur Begründung der Strompreissteigerung für Privatverbraucher. “Die Zerstörung der ukrainischen Kapazitäten“, so argumentierte er, “debalanciert die Märkte, was aufgrund der schwachen Verknüpfung von West- und Osteuropa zur Erhöhung der Preise in den osteuropäischen Ländern Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Ungarn führt. So ist der prognostizierte Marktpreis von 173 BGN (ca. 88 €) nun auf 220 BGN (ca. 114 €) zu korrigieren”.

    Das Bulgarische Energie- und Bergbauforum (BEMF) hatte bereits zuvor vor einem “möglichen Stromregime im bevorstehenden Winter” gewarnt, sollte die Ukraine ihr wachsendes Defizit nicht länger durch Stromimporte aus seinen Nachbarländern decken können, sondern Elektrizität aus der Balkanregion benötigen. Gemeint sind damit kontrollierte Stromabschaltungen.

    Sorge vor unwägbaren Preissteigerungen

    Nach über eintausend Tagen Krieg gilt das Energiesystem der Ukraine als zur Hälfte zerstört. Zuletzt attackierte Russland im November und Dezember 2024 gezielt ukrainische Kraftwerke und Netzinfrastruktur mit Raketen und Drohnen. Im vergangenen Jahr hat die Ukraine Angaben des Kyjiwer Beratungsunternehmens ExPro zufolge ihre Stromeinfuhren auf 4,4 Terawattstunden (TWh) mehr als verfünffacht. Danach bezog sie im Dezember 2024 gut zweieinhalbmal mehr Strom aus dem Ausland als im Vormonat.

    Selbst in Griechenland, das sich durch Inbetriebnahme moderner Gaskraftwerke vom Nettoimporteur zum regionalen Stromlieferanten gemausert hat, weckt der absehbare Einfuhrbedarf der Ukraine Befürchtungen vor exorbitanten und zuweilen rational kaum nachvollziehbaren Strompreissteigerungen. So warnte Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits im September 2024 in einem Brief vor einer “regionalen Krise auf dem Balkan” und forderte Gegenmaßnahmen durch mehr europäische Kompetenzen zur Wettbewerbsaufsicht im Stromsektor.

    Kommission sieht Ursache woanders

    Zudem forderte der griechische Regierungschef einen “Schub neuer Stromleitungen”, um die südosteuropäischen Stromnetze besser mit den mittel- und westeuropäischen zu verknüpfen und “ausreichende Stromtransfers innerhalb der EU” zu ermöglichen, damit die Auswirkungen der Stromexporte in die Ukraine “nicht nur von einigen Ländern wahrgenommen werden”.

    Noch im Oktober hatte die damalige Energiekommissarin Kadri Simson allerdings erklärt, die Probleme in der Ukraine seien nicht die Ursache für die starken Preissprünge in Südosteuropa im Sommer gewesen. Wegen der stark beschädigten Leitungen seien die Exporte in den Wochen vor dem Energierat im Oktober sogar zurückgegangen, hatte Budapests Energiestaatssekretär Attila Steiner für die Ratspräsidentschaft gesagt. Mit Manuel Berkel

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    Flottengrenzwerte: Hoekstra will Zeitplan nicht ändern

    Klimakommissar Wopke Hoekstra will die CO₂-Gesetzgebung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nicht vorzeitig novellieren. “Wie in […] der Verordnung vorgesehen, wird die Kommission die Wirksamkeit und die Auswirkungen der Verordnung im Jahr 2026 überprüfen“, schreibt Hoekstra in einer am Dienstag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Zuvor hatten sowohl CDU/CSU als auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Revision der Flottengrenzwerte schon 2025 gefordert.

    Hoekstra sprach sich auch gegen eine noch kurzfristigere Schwächung der Grenzwerte im laufenden Jahr aus. Einige Autohersteller hatten sich dafür ausgesprochen, weil ihnen Strafzahlungen drohen. Mehrere andere große europäische Hersteller hätten sich aber zuversichtlich geäußert, dass sie ihre Ziele erreichen werden, schreibt Hoekstra. “Eine Änderung der Regeln würde die Wettbewerbsbedingungen verzerren und diese Hersteller benachteiligen.”

    Der Kommissar machte außerdem klar, dass sich die Flottengrenzwerte nicht nur durch höhere Anteile von Elektroautos erreichen lassen: “Hybride, Verbesserungen bei herkömmlichen Motoren sowie der Absatz kleinerer und effizienterer Fahrzeuge können ebenfalls dazu beitragen.” ber

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    Co2-Regeln: Autobauer setzen auf Hilfe von Tesla & Co.

    Traditionelle Autobauer wie Mercedes-Benz oder Toyota wollen die strengeren CO₂-Limits für Neuwagen in der EU mit Hilfe von Elektroauto-Herstellern erreichen. So wollen die Opel-Mutter Stellantis, Ford, Mazda und Subaru die Kohlendioxidemissionen ihrer Flotten mit emissionsfreien E-Autos des US-Herstellers Tesla zusammenrechnen lassen. Das ging aus einem EU-Dokument zu den ab 2025 geltenden Vorschriften hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag. Mercedes-Benz will demnach einen Pool mit seiner mittlerweile rein elektrischen Tochter Smart, mit Volvo und Polestar bilden.

    Als Beitrag zum Klimaschutz müssen die CO₂-Emissionen von Neuwagen in der EU in diesem Jahr auf durchschnittlich knapp 94 Gramm je Kilometer sinken von 116 Gramm 2024. Da der Absatz von Elektroautos schwach ist, haben die noch weitgehend von Verbrennerwagen abhängigen Autobauer Probleme, die Vorgaben zu erreichen. Bei zu hohem CO₂-Ausstoß fallen jedoch Bußgelder an. Ein Sprecher von Stellantis erklärte, die Teilnahme an einem Pool mit Tesla helfe, die Reduktionsziele zu erreichen. Die anderen Hersteller waren für eine Stellungnahme nicht unmittelbar zu erreichen. rtr

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    Reservekraftwerke: Kommission verschiebt wichtigen Bericht

    Ein wichtiger Zwischenschritt zum schnelleren Bau von Reservekraftwerken kommt später als anvisiert. Nach der novellierten Strommarktverordnung muss die Kommission bis 17. Januar einen Bericht über Beschleunigungsmöglichkeiten für die Genehmigung von Kapazitätsmechanismen an das Parlament und den Rat übermitteln. Dieser Termin wird voraussichtlich nicht zu halten sein, wie zwei Quellen Table.Briefings bestätigten. Die Kommission äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

    Kapazitätsmechanismen sind staatliche Fördermöglichkeiten für Kraftwerke, die nur in wenigen Stunden des Jahres niedrige Erzeugung aus erneuerbaren Energien ausgleichen. Bislang dauert die beihilferechtliche Genehmigung mehrere Jahre. Die Bundesregierung hatte für das Kraftwerkssicherheitsgesetz eine Billigung durch die EU-Kommission am üblichen Verfahren vorbei verhandelt. Im Dezember erklärte das Wirtschaftsministerium das Vorhaben aber wegen fehlender Mehrheit im Bundestag für gescheitert.

    Durch die Verschiebung des Berichts ist unklar, ob die Kommission eine weitere Frist halten kann. Bis 17. April muss sie eigentlich Gesetzesvorschläge zur Beschleunigung vorlegen. ber

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    Meta will keine Fakten mehr checken

    Mark Zuckerberg bereitet seine Plattformen auf die kommende Amtszeit von Donald Trump vor. Meta stellt sein langjähriges Faktenprüfungsprogramm ein und führt stattdessen ein System namens Community Notes ein. Das erlaubt Nutzern, Notizen oder Korrekturen zu Beiträgen hinzuzufügen, die möglicherweise falsche oder irreführende Informationen enthalten. Die Änderung betrifft Facebook, Instagram und Threads und gilt zunächst in den USA.

    Meta-Chef Zuckerberg sagte in einem Video, dass das neue Protokoll dem von X verwendeten System ähnele. Er begründete die Änderung mit der Notwendigkeit, nach Jahren kontroverser Debatten über Onlineinhalte und deren Regulierung, neue Schwerpunkte zu setzen. Die jüngsten US-Präsidentschaftswahlen hätten einen “kulturellen Wendepunkt” markiert. “Wir werden zu unseren Wurzeln zurückkehren, Fehler reduzieren, unsere Regelwerke vereinfachen und die freie Meinungsäußerung auf unseren Plattformen wiederherstellen“, sagte Zuckerberg.

    Das Moderationsteam sitzt künftig in Texas

    Neben der Beendigung der Zusammenarbeit mit Faktenprüfern plant Meta auch weitere Änderungen:

    • Vereinfachung der Inhaltsrichtlinien
    • Aufhebung von Beschränkungen bei Themen wie Migration und Geschlechterfragen
    • Verlagerung der Moderationsteams von Kalifornien nach Texas
    • Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung, um “gegen Regierungen weltweit” vorzugehen, “die amerikanischen Unternehmen angreifen und darauf drängen, mehr zu zensieren”.

    Beobachter sehen in diesen Maßnahmen eine Reaktion auf die jahrelange republikanische Kritik an der Moderationspolitik und einen Versuch, das belastete Verhältnis zu Trump zu verbessern. Dieser hatte Facebook im Wahlkampf als “Feind des Volkes” bezeichnet und Zuckerberg scharf attackiert.

    Meta soll in Europa weiter Fakten checken

    Die EU-Kommission nahm die Ankündigung von Meta zur Kenntnis. “Wir haben keinen Kommentar“, teilte ein Sprecher mit. In der EU gelte der Digital Services Act (DSA). Die Kommission überwache weiterhin die Einhaltung der DSA-Verpflichtungen. Die Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern könne für Plattformen ein effizienter Weg sein, um systemische Risiken, die sich aus ihren Diensten ergeben, abzuschwächen und gleichzeitig die Meinungsfreiheit zu respektieren, sagte der Sprecher weiter.

    Meta habe zudem den Verhaltenskodex zur Bekämpfung der Desinformation unterzeichnet. Der sieht mehrere spezifische Verpflichtungen zur Überprüfung von Fakten vor, auch die Zusammenarbeit mit Faktencheckern. vis

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    Emissionshandel: Deutschland erzielt Rekordeinnahmen

    Deutschland hat im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von CO₂-Verschmutzungsrechten einen Rekordbetrag eingenommen. Rund 18,5 Milliarden Euro seien durch den europäischen und den nationalen Emissionshandel in die Staatskasse geflossen, teilte das Umweltbundesamt am Dienstag mit. Im Jahr 2023 lagen die Erlöse mit 18,4 Milliarden Euro knapp darunter. Die Erlöse fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der als Finanzierungsinstrument einen zentralen Beitrag zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele Deutschlands leistet.

    Der europäische Emissionshandel gilt als wichtigstes Klimaschutzinstrument der EU und bringt den Staaten zudem erhebliche Einnahmen. Unternehmen aus dem Energiesektor, der Industrie oder auch dem Flugverkehr müssen Rechte zum Ausstoß von CO₂ erwerben. Produzieren sie besonders klimafreundlich, können sie überschüssige Verschmutzungsrechte über die Börse wieder an andere verkaufen. Zudem werden die von den Staaten ausgegebenen Rechte jedes Jahr gekürzt, um die Klimaziele zu erreichen. Die Knappheit treibt die Preise weiter.

    2024 wurden hier Auktionserlöse von rund 5,5 Milliarden Euro erzielt. Damit sanken die Einnahmen im Vergleich zum Rekordergebnis aus dem Vorjahr um rund 28 Prozent. Zum einen ging wie geplant die Zahl der zur Verfügung gestellten Emissionsrechte zurück. Gleichzeitig fiel aber auch der durchschnittliche Preis der Berechtigungen: Dieser lag 2024 mit 65 Euro deutlich unterhalb des Vorjahreswertes von knapp 84 Euro. Grund dafür ist der gesunkene Preis für Erdgas, das wieder stärker genutzt wurde als die klimaschädliche Kohle. Zudem waren die Zertifikate weniger gefragt, weil die Wirtschaft in Europa insgesamt schwächelt. rtr

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    Gastransit: Fico reist nach Brüssel

    Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico will mit Kommissionsmitgliedern an diesem Donnerstag über den Transitstopp von russischem Gas durch die Ukraine sprechen. Dazu werde er nach Brüssel reisen, wie die Regierung in Bratislava am Dienstag mitteilte. Begleitet werde Fico von Wirtschaftsministerin Denisa Saková. Am Mittag will Fico eine Pressekonferenz geben.

    Für vergangenen Dienstag hatte die Slowakei zunächst ein Gespräch mit Vertretern der Ukraine und der Kommission geplant, das aber abgesagt worden sei. Der slowakische Regierungschef hatte sich über Mehrkosten von 500 Millionen Euro durch das Transit-Aus beklagt und der Ukraine mit der Einstellung von Stromexporten gedroht, wenn die Gasdurchleitung nicht wieder ermöglicht werde.

    Unterdessen hat die EU-Kommission am Dienstag Deutschland für die relativ rasche Entleerung der europäischen Gasspeicher im laufenden Winter mitverantwortlich gemacht. Die bis Ende 2024 auch an den deutschen Grenzen erhobene Gasspeicherumlage nannte eine Kommissionssprecherin als eine der Ursachen – neben den vergleichsweise niedrigen Temperaturen und Wartungsarbeiten am norwegischen Verflüssigungsterminal Hammerfest. Der aktuelle Füllstand von rund 70 Prozent sei zwar niedriger als im Vorjahr, er liege aber immer noch über dem Durchschnitt aus der Vorkriegszeit. ber

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    Kickl warnt ÖVP vor Koalitionsverhandlungen

    Vor Beginn der Koalitionsverhandlungen mit der konservativen ÖVP hat FPÖ-Chef Herbert Kickl Bedingungen gestellt. “Keine Spielchen, keine Tricks, keine Sabotage, keine Quertreiberei”, sagte der Rechtspopulist bei seiner ersten Pressekonferenz nach dem Auftrag zur Regierungsbildung. Es gelte, das Vertrauen der Menschen in die Politik wieder herzustellen. Mit Fleiß, Ehrlichkeit und Mut sei es möglich, eine Aufbruchstimmung im Land zu erzeugen.

    Falls die ÖVP seinen Kriterien nicht folge, drohte Kickl mit Neuwahlen: “Wir sind dafür gerüstet.” Die FPÖ hat laut Umfragen ihren Vorsprung auf ÖVP und SPÖ im Vergleich zur Parlamentswahl vor 100 Tagen deutlich ausgebaut. Kickl forderte von der ÖVP ein Eingeständnis, dass sie an den aktuellen Problemen schuld sei. “Es gehört dazu die Einsicht, wer die Fehler der Vergangenheit zu verantworten hat, die unser Land in eine ganz, ganz schwierige und in eine herausfordernde Situation gebracht haben.” dpa

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    Sergey Lagodinsky bleibt im Europaparlament

    Der grüne Fraktionsvize im Europaparlament, Sergey Lagodinsky, strebt doch keine Kandidatur für den Bundestag an. Er zieht seine Bewerbung für das Direktmandat im Kreisverband Berlin-Pankow bei der Bundestagswahl am 23. Februar zurück.

    Er hatte am Freitag überraschend seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Hintergrund war, dass der Kreisverband am heutigen Mittwoch erneut über den Direktkandidaten abstimmen will, nachdem ein parteiinternes Ombudsverfahren gegen den Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar wegen sexueller Belästigung öffentlich geworden war. Gelbhaar, der den Wahlkreis Pankow 2021 geholt hatte, streitet die Vorwürfe rundheraus ab und spricht von Verleumdung. Er hält seine Kandidatur aufrecht, obwohl die Partei ihn auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zum Rückzug aufgefordert hatte.

    Bis Freitagmorgen war niemand bereit, gegen Gelbhaar anzutreten. Als sich dann Julia Schneider, Mitglied im Abgeordnetenhaus, und weitere Kandidaten meldeten, die gegen Gelbhaar antreten wollen, sah Lagodinsky seine Mission als erfüllt an. “Ich wollte den damals vorherrschenden Zustand der Ratlosigkeit und des Stillstands mit Blick auf die Kandidat*innenlage aufbrechen”, schreibt er am Dienstag an die Pankower. Und weiter: “Nach fünf intensiven Tagen sehe ich, dass ich mein Ziel erreicht habe.” mgr

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    Presseschau

    Statistikamt Eurostat: Inflation im Euroraum auf 2,4 Prozent gestiegen ZEIT
    Deutsche CO2-Emissionen gesunken: EU-Ziele verfehlt ZDF
    Musk will den US-Handelskrieg mit der EU für seine Zwecke HANDELSBLATT
    Politische Einflussnahme und Hetze: Grüne fordern von der EU Maßnahmen gegen Musk TAGESSPIEGEL
    Der Umgang mit Elon Musk stellt die EU vor politische Probleme NZZ
    EU-Kommission warnt Meta vor Ende des Faktencheckprogramms in der EU MDR
    EU-Staaten sind weitgehend machtlos im Kampf gegen illegales Online-Glücksspiel HEISE
    EU-Forscher wollen kritische Rohstoffe in tiefen Gesteinsschichten aufspüren ELECTRIVE
    EU-Richtlinie: Warum klassische Baumwolle bald verboten sein könnte KLEINE ZEITUNG
    Österreich steht ein EU-Gegner als Kanzler bevor DER STANDARD
    Machtpoker in Österreich: So will Kickl den Konservativen seinen Kurs aufzwingen SPIEGEL
    Vor Koalitionsgesprächen: Milliardenloch versperrt Kickl den Weg ins Wiener Kanzleramt FAZ
    Trumps Sohn in Grönland – ein “Privatbesuch”, der provoziert TAGESSCHAU
    Regierungsbildung in Belgien: Verhandlungen laufen weiter – königlicher Auftrag verlängert – Arbeitgeber machen Druck VRT
    Januar 2015: Frankreich erinnert an die Opfer des Anschlags auf “Charlie Hebdo” vor zehn Jahren DEUTSCHLANDFUNK
    Frankreich: Jean-Marie Le Pen, Gründer des extrem rechten Front National, mit 96 Jahren gestorben DEUTSCHLANDFUNK
    Giorgia Meloni und Donald Trump: Das Wort Europa kommt ihr nicht über die Lippen ZEIT
    Sichere Kommunikation: Das geheimnisvolle SpaceX-Paket für die italienische Regierung SPIEGEL
    Italiens Migrationspolitik: Melonis Abkommen zahlen sich aus FAZ
    Polen schützt seinen Rundfunk FAZ
    Pressefreiheit in Serbien: Wenn die Regierung mithört und mitliest TAZ
    Deutsche Studie sieht Serbien als Testlabor für russische Propaganda DIEPRESSE
    Musks Angriffe auf britischen Premier: Alarmstufe Elon SPIEGEL
    Ukraine-Krieg: Wird Tschechien weiter unterstützen? FAZ
    Sanktionsliste: US-Sanktionen gegen Kabinettschef von ungarischem Premier Orbán DER STANDARD

    Standpunkt

    Cognitive Warfare: Der blinde Fleck der wehrhaften Demokratie

    Von Natascha Zowislo-Grünewald
    Natascha Zowislo-Grünewald forscht seit 2010 an der Bundeswehr-Universität München zu Kommunikationsmanagement.

    Die deutsche Politik beschäftigt sich aufseiten der etablierten Parteien der Mitte – weil es einfacher ist und kein Handeln erfordert, in der Opferrolle zu verharren – mit der Detektivarbeit nach Desinformations-Bots und bösen Trollfabrik-Mächten, um diese empört anzuprangern. Aufseiten der Parteien des Randes wie AfD und BSW sieht man gar die klassischen Medien in der Rolle der Desinformationsschleudern.

    Umgang mit Desinformation lernen

    Sicherheit lässt sich so nicht herstellen und Selbstvertrauen in die Lösungskompetenz einer wehrhaften Demokratie sieht in jedem Falle anders aus. Vertrauen in staatliche Institutionen bricht weg, wenn zwar viel lamentiert wird über die zersetzende Kraft von Fake News, aber keinerlei politisches Handlungsmuster erkennbar wird, das dem entgegenwirkt. Stattdessen wird den Bürgern und Bürgerinnen ans Herz gelegt, endlich wieder mündig zu werden und bitte endlich wieder die “Wahrheit” zu glauben, am besten mithilfe der Tagesschau.

    Der Bundestagswahlkampf bietet uns als Gesellschaft die Chance, den Umgang mit Desinformation zu ändern und den sicherheitspolitischen Fokus zu verschieben. Vielleicht ist ein Blick in die Zusammenhänge erfolgreichen Kommunikationsmanagements hilfreich, um die Problemlage besser zu verstehen. Im Anschluss müsste man sich nicht mehr mit der Sisyphusarbeit einer unendlichen Suche nach Bots, Trollen und Fakes aufhalten, sondern könnte tatsächlich an der demokratischen Resilienz unserer Demokratie arbeiten.

    Resilienz gegen destruktive Informationen

    Im eigentlichen Wortsinn meint kommunikative Resilienz nämlich, dass destruktive strategische Kommunikation wirkungslos bleibt, gerade wenn sie bis in die Köpfe der Menschen durchdringen kann, also kein Schutzschirm existiert, der populistische Parolen aus der Social-Media-Blase fischt. Resilienz meint eine innere, kognitiv-affektive Widerstandskraft, nicht eine von außen durch Diskursverbote oktroyierte.

    Schematheorie und Minimalgruppenprinzip zeigen uns, dass Menschen ihre Meinungen und Überzeugungen aufgrund von einfachen, aber effektiven Erzählungen bilden. Die Theorie der sozialen Identität unterstreicht die Bedeutung von Gruppenzugehörigkeit und Identität bei der Formung unserer politischen Einstellungen. Wir Menschen sehnen uns nach Zugehörigkeit. Daher müssen wir Geschichten erzählen, die mitreißen, weitererzählbar sind und die Hoffnung auf ein gutes, erstrebenswertes “Ende” beinhalten. Dabei geht es um präventiv wirkende Glaubwürdigkeit, nicht um mittels Faktenchecks reaktiv hergestellte absolute Wahrheiten.

    Realität entsteht durch Kommunikation. Ist unsere eigene Geschichte stark und stark erzählt, mit allen legitimen Mitteln der Dramaturgie über relevante Kanäle hinweg in Formaten, die Menschen verstehen können, erübrigt sich die panische Reaktion auf jede Desinformationskampagne.

    Bundestagswahl als Wahl zwischen Erzählungen

    Gelingen kann dies mit einem anschlussfähigen, attraktiven und glaubwürdigen Programm zur Gestaltung der Zukunft aller – im Sinne eines großen Gesellschaftsentwurfs, wo “wir” stehen und wo “wir” hinwollen. Nicht zuletzt hilft es auch, wenn staatliches Handeln funktional ist und sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Anders ausgedrückt: Das Angebot muss stimmen, dann steigt auch die Nachfrage.

    Die kommende Bundestagswahl ist nicht nur eine Wahl zwischen verschiedenen politischen Programmen, sondern auch eine Wahl zwischen verschiedenen Erzählungen von Deutschland und Europa. Wir haben die Chance, eine starke, demokratiefördernde Erzählung zu bieten, die uns resilient gegen die Angriffe von Desinformations-Kampagnen macht, die Sicherheit schafft. Die Feinde der offenen Gesellschaft sind nur deswegen erfolgreich, weil die Politik es verlernt hat, sich auf dieses Gravitationsfeld zu besinnen.

    Keine Frage: Die Bots und Trollfabriken sind real, und sie versuchen, massiv Einfluss auf unsere Lebenswirklichkeit zu nehmen. An der Tatsache, dass sie Erfolg haben, sind wir jedoch selbst schuld. Es heißt ja nicht umsonst “Zielgruppe” und Kommunikations-“Wirkung”. Wir müssen den Gegner also nicht “erschießen”, Botnetzwerke abschalten, Trollfabriken schließen – wir müssen selbst besser “treffen“.

    Prof. Dr. Natascha Zowislo-Grünewald ist seit 2010 Professorin für Unternehmenskommunikation an der Universität der Bundeswehr München. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen “cognitive warfare”, Resilienz und Kommunikation im Spannungsfeld von Politik, Medien und Gesellschaft.

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    Europe.Table Redaktion

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