Table.Briefing: Europe

Machtpoker um Mehrheit im Parlament + Kreislaufwirtschaft nach der Europawahl

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer sich an Orte mit klarem Sternenhimmel begibt, der kann sie sehen. Aufgereiht wie an einer Perlenkette steigen sie zum Orbit auf: die Starlink-Satelliten. Längst haben amerikanische Tech-Konzerne begonnen, ihre digitale Übermacht auf Erden auf die erdnahen Umlaufbahnen (Low Earth Orbit, LEO) auszudehnen. Spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist das schmerzlich bewusst geworden.

Als Konsequenz hat die Europäische Kommission ein Megaprojekt mit hohem Tempo vorangetrieben, das zuvor wenig Beachtung fand: Iris2, ein weiteres großes Raumfahrtprojekt nach Galileo (Navigation) und Copernicus (Erdbeobachtung). Das Akronym Iris2, steht für: Infrastruktur für Resilienz, Interkonnektivität und Sicherheit durch Satelliten und soll eine sichere Kommunikation in Europa ermöglichen – unabhängig von anderen Unternehmen oder Staaten.

Kommissar Thierry Breton hat den Gesetzgebungsprozess erstaunlich schnell unter Dach und Fach gebracht – und dem europäischen Megaprojekt einen französischen Stempel aufgedrückt. Zwar hatte Deutschland im Rat darauf bestanden, dass Start-ups und KMU zu 30 Prozent beteiligt sein sollten. Doch die Ausschreibung sah so aus, dass nur die großen etablierten Player eine Chance hatten.

Und die beschlossen, dass sie nicht gegeneinander, sondern miteinander antreten. So hat nur ein Konsortium unter der Führung von Airbus ein Angebot abgegeben. Volumen: zwölf Milliarden Euro (statt der von der EU veranschlagten sechs Milliarden).

Jetzt ist Deutschland aufgewacht. Nicht nur wird das Projekt viel teurer als gedacht. Deutschland muss auch einen Großteil dieser Kosten tragen, ohne dass die deutsche Industrie davon entsprechend profitierte. Aus später Einsicht hat Wirtschaftsminister Robert Habeck einen Brief nach Brüssel gesandt, man solle das Projekt stoppen und neu ausschreiben. Zu spät, findet Breton, man könne ein so weit fortgeschrittenes Ausschreibungsverfahren jetzt nicht anhalten, schrieb er zurück.

Am Donnerstag trifft Breton Habeck in Berlin. “Wir finden es sehr positiv, dass Kommissar Breton persönlich nach Berlin kommt, um mit Minister Habeck über die deutsche Kritik an Iris2 zu sprechen”, sagt Matthias Wachter, BDI-Abteilungsleiter und Geschäftsführer der BDI-Initiative New Space. Der BDI wünscht sich eine stärkere Beteiligung der deutschen Industrie an dem Vorhaben. Das sei nicht nur wichtig für die Akzeptanz hierzulande. “Das deutsche New-Space-Ökosystem ist führend in Europa“, sagt Wachter. “Es sollte deshalb angemessen berücksichtigt werden.” Mit seiner Innovationskraft und Expertise könne es einen wichtigen Beitrag zur Stärkung dieses europäischen Megaprojekts leisten. Man darf gespannt sein, ob die Argumente Breton überzeugen.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag,

Ihre
Corinna Visser
Bild von Corinna  Visser

Analyse

Neuer Kommissionspräsident: Wie der Machtpoker die EU lähmen könnte

Der Gastauftritt von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola beim Europäischen Rat ist üblicherweise nur so etwas wie der Aufgalopp für das eigentliche Treffen der Staats- und Regierungschefs. Beim jüngsten Rat Mitte April aber kam Mark Rutte gleich zur Sache: Der scheidende niederländische Ministerpräsident mahnte, das Parlament dürfe sich nach der Europawahl nicht zu viel Zeit lassen mit der Wahl des neuen Führungspersonals. Schließlich könne es sich die EU nicht erlauben, in solch instabilen Zeiten für eine längere Dauer führungslos zu sein.

So schildert es der britische Historiker Peter Ludlow in seinem Briefing zum jüngsten Gipfel. Metsola entgegnete Rutte, das Europaparlament müsse sich zunächst selbst sortieren, bevor es einen neuen Präsidenten der EU-Kommission wählen könne. So müssten die Abgeordneten in der ersten Sitzungswoche Mitte Juli in Straßburg zunächst die neue Parlamentspräsidentin wählen.

Koalitionspartner drängen EVP

Tatsächlich ist keineswegs ausgemacht, dass die neue Kommissionspräsidentin noch vor der Sommerpause gewählt wird. Selbst dann nicht, wenn die EVP mit Amtsinhaberin Ursula von der Leyen als klare Siegerin aus der Wahl vom 6. bis 9. Juni hervorgeht und die Staats- und Regierungschefs sie nach ihrem informellen Gipfel am 17. Juni erneut vorschlagen. Denn der Machtpoker der Fraktionen im Parlament könnte dem entgegenstehen.  

Sozialdemokraten und Liberale, die bisherigen Partner der EVP in der Von-der-Leyen-Koalition, drängen die Christdemokraten, sich zu einem erneuten Bündnis zu bekennen, womöglich erweitert um die Grünen. Dafür sollen die Fraktionen die inhaltlichen Schwerpunkte der Wahlperiode vereinbaren, die Sozialisten fordern sogar einen förmlichen Koalitionsvertrag.

Von der Leyen und Weber wollen sich Optionen offenhalten

“Das Heft des Handelns liegt bei Manfred Weber und Ursula von der Leyen”, sagt der Chef der deutschen SPD-Abgeordneten, René Repasi. “Wenn sie sich klar nach rechts abgrenzen, können wir nach der Europawahl eine schnelle Lösung finden.”

Von der Leyen und EVP-Chef Manfred Weber aber wollen sich die Option offenhalten, mit Teilen der nationalkonservativen EKR-Fraktion zusammenzuarbeiten, zumindest selektiv. Die Christdemokraten erhielten dadurch im neuen Parlament mehr Optionen, um Mehrheiten zu einzelnen Gesetzesvorhaben zu formen.

In der EVP wird darauf verwiesen, dass es ohne die Stimmen konstruktiver Abgeordneter aus der EKR in den vergangenen Wochen keine Mehrheiten gegeben hätte für Agrarpaket, Stabilitätspakt und Asylpaket. Auch im neuen Mandat werde man auf diese Kräfte angewiesen sein, etwa wenn es um neue Handelsabkommen, Drittstaatenabkommen zu Asyl und die Agrarpolitik gehe.

Hohe Hürde für die Wahl

Zudem ist man sich in von der Leyens Umfeld sehr bewusst, dass die Hürde für ihre Wahl mit einer absoluten Mehrheit der 720 Abgeordneten im neuen Europaparlament hoch liegt. Und zwar selbst dann, wenn die großen proeuropäischen Fraktionen EVP, S&D und Renew ihre klare Mehrheit bei der EU-weiten Abstimmung verteidigen. 2019 betrug von der Leyens Polster nur neun Stimmen, weil auch etliche EVP-Abgeordnete der CDU-Politikerin die Stimme verweigerten.

Deshalb bemühen sich von der Leyen und Weber auch um Stimmen aus dem EKR-Lager, die sie als proeuropäisch und auf der Seite der Ukraine stehend einschätzen. Dazu zählen sie etwa Giorgia Melonis Fratelli d’Italia oder die ODS-Partei des tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala. Andere EKR-Parteien wie die polnische PiS halten sie hingegen für nicht satisfaktionsfähig.

“Keine Zusammenarbeit mit rechtsextremen Parteien”

Dagegen aber machen die anderen proeuropäischen Parteien mobil. Vor wenigen Tagen forderten die Fraktionschefs von S&D, Renew, Grünen und Linken die EVP auf, auf jegliche Zusammenarbeit mit der EKR zu verzichten: “Wir werden auf keiner Ebene mit rechtsextremen Parteien zusammenarbeiten oder eine Koalition mit ihnen eingehen, und wir fordern die Kommissionspräsidentin und alle demokratischen Parteien auf, jegliche Normalisierung, Zusammenarbeit und Bündnisse mit rechtsextremen und radikalen Parteien kategorisch abzulehnen”, heißt es in dem Dokument, das von Kanzler Olaf Scholz und Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez mit unterzeichnet wurde.

Die EVP war ebenfalls eingeladen worden, einer Zusammenarbeit mit radikalen Parteien eine Absage zu erteilen. Dem Vernehmen nach machte sie zur Bedingung, auch einer Zusammenarbeit mit radikal linken Kräften eine Absage zu erteilen. Dazu seien aber die anderen Parteien nicht bereit gewesen.

Zeit für Koalitionsverhandlungen knapp

Klar ist, dass die Zeit für Koalitionsverhandlungen sehr knapp wird. Es dürfte bis zum 26. Juni dauern, bis S&D, Grüne und Liberale gesprächsfähig sind. Nach derzeitigen Planungen wollen die neu gebildeten Fraktionen an diesem Termin erst ihre Vorsitzenden bestimmen. Manfred Weber (EVP) will sich bereits eine Woche vorher als EVP-Fraktionschef bestätigen lassen.

Die EVP-Fraktion geht überdies am 3. und 4. Juli in Klausur nach Portugal. Selbst wenn die Fraktionen mit der designierten Kommissionspräsidentin nur über die wichtigsten Vorhaben in der Agrar-, Handels- und Verteidigungspolitik und zum Binnenmarkt verhandeln wollen, werden mindestens zwei Wochen dafür veranschlagt. Arbeitsgruppen müssen zuvor gebildet werden, außerdem müssen jeweils Kompromisse in der Sache gefunden und dafür die politische Unterstützung eingeholt werden.

Keine zweite Sitzungswoche im Juli

Am 24. Juni tagt noch einmal das Präsidium des bisherigen Europaparlaments. Es legt die Tagesordnung für die erste Plenarwoche mit der konstituierenden Sitzung fest. Dass es eine außerordentliche zweite Sitzungswoche im Juli geben wird, eigens zur Wahl der Kommissionspräsidentin, wird ausgeschlossen.

Die konstituierende Sitzung soll am Dienstag, 16. Juli, stattfinden. Noch an diesem Tag soll die Wahl des neuen Präsidiums beginnen: Jeweils für zweieinhalb Jahre wird zunächst die Präsidentin des Europaparlaments gewählt – wenn es nach der EVP geht, soll Amtsinhaberin Roberta Metsola weitermachen. Danach werden die 14 Vize-Präsidenten und die Quästoren gewählt.

Zeitdruck als Hebel

Je nachdem, wie lange die Wahlen dauern, könnte bereits für Mittwochabend die Wahl des Kommissionspräsidenten angesetzt werden. Falls sich die Wahlen bis in den Donnerstag hereinziehen, könnte diese Wahl auch erst am Freitag stattfinden. Die Beamten im Europaparlament haben sich bereits darauf vorbereitet: Die Hotels haben sie ausnahmsweise einen Tag länger bis Freitag reserviert. 

Sollte die Zeit dennoch nicht reichen, würde die Wahl des neuen Kommissionspräsidenten in den September vertagt. Von der Leyen könnte die lange Hängepartie gefährlich werden, wenn ihr die fehlende Mehrheit als Schwäche ausgelegt und alternative Namen diskutiert werden. Das wissen auch die Spitzen von S&D, Renew und Grünen – und könnten den Zeitfaktor als Hebel einsetzen, um ihr inhaltliche Zugeständnisse abzutrotzen.

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Kreislaufwirtschaft: Das sind die ersten Schritte nach der Europawahl

Am Anfang der aktuellen Legislaturperiode stellte die EU-Kommission im März 2020 ihren zweiten Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft vor – 35 Maßnahmen für eine Wirtschaft, die den Wert von Ressourcen schont, statt sie zu verbrauchen. Inzwischen hat die Kommission alle auf den Weg gebracht. Ob Zirkularität für Unternehmen zum Geschäftsmodell wird, hängt nun maßgeblich von der Umsetzung und der Gestaltung der Details ab.

Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist für die EU ein wichtiger Hebel, um den Green Deal zu verwirklichen. Die Kommission schätzt, dass entsprechende Maßnahmen – etwa eine längere Lebensdauer von Produkten – bis zu 25 Prozent zu den EU-Klimazielen beitragen könnten. Ein sorgfältiger Umgang mit Ressourcen soll ermöglichen, innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften. Denn global betrachtet sind schätzungsweise 90 Prozent des Verlusts an Artenvielfalt und Wassermangel allein auf den Abbau und die Verarbeitung von Ressourcen zurückzuführen.

Gleichzeitig will die EU durch einen geringeren Verbrauch von Primärmaterialien unabhängiger von Importen aus anderen Staaten werden. Aber der Weg ist noch weit: 2022 deckte die EU 85 Prozent ihres Bedarfs an fossilen Energiematerialien (größtenteils Kunststoff) und 70 Prozent ihrer Nachfrage nach Metallerzen durch Importe.

Kreislauffähige Geschäftsmodelle rechnen sich noch nicht

Laut der Europäischen Umweltagentur (EUA) ist es aber unwahrscheinlich, dass die EU die Ziele aus dem zweiten Aktionsplan bis 2030 erreicht. Ein wesentliches Ziel ist die Verdopplung der sogenannten Circular Material Use Rate. Diese gibt an, wie hoch der Anteil recycelter Rohstoffe am Gesamtverbrauch ist. Sie stagniert seit mehr als zehn Jahren bei ungefähr elf Prozent. Eine Verdopplung bis 2030 gelänge laut EUA, wenn die Recyclingrate von Abfällen auf 70 Prozent steigt, der Materialinput der Wirtschaft um 15 Prozent sinkt und der Verbrauch fossiler Energien um ein Drittel abnimmt. Damit die Transformation tatsächlich Fahrt aufnimmt, muss aus Sicht des Expertengremiums deutlich mehr getan werden.

Der Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft müsse “mit echter Ambition fortgeführt” werden, fordert auch Katharina Reuter, Geschäftsführerin vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft. “Es ist [aber] fraglich, ob der zukunftsorientierte Weg des Green Deal bei einem Rechtsrutsch des Parlaments fortgeführt wird”, sagt Rebecca Tauer, Leiterin des Circular-Economy-Programms beim WWF Deutschland. Bereits in der aktuellen Legislaturperiode gab es gegen einzelne Vorhaben aus dem Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft starke Widerstände, etwa bei der Verpackungsverordnung – was zu einer deutlichen Abschwächung führte.

Dem Fortschritt im Weg stünden auch “Beharrungskräfte der linearen Wirtschaft”, sagt Reuter. Ein Problem: Lineare Geschäftsmodelle sind häufig lukrativer als zirkuläre – denn die realen Kosten von Umweltschäden werden bei der Preisfindung in der Regel nicht abgebildet. Das führt zum Beispiel dazu, dass recycelter PET-Kunststoff phasenweise teurer war als jener aus der Primärproduktion. Funktionierende Märkte für Sekundärrohstoffe und kreislauffähige Produkte zu schaffen, sei daher “eine riesige Herausforderung für die neue Kommission”, sagt Claas Oehlmann, Geschäftsführer BDI-Initiative Circular Economy.

Ökodesign-Verordnung und Abfallrahmenrichtlinie im Fokus

Als besonders wichtig erachten Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft in der kommenden Legislaturperiode die Umsetzung der Ökodesign-Verordnung. Für einzelne Produktgruppen muss die Kommission die Anforderungen noch durch delegierte Rechtsakte festlegen, zum Beispiel für Haltbarkeit und Reparierbarkeit. Erst dadurch entscheide sich, “wie ambitioniert die Regeln werden”, sagt Tauer vom WWF. Ein “Gamechanger” ist für BNW-Geschäftsführerin Reuter der Digitale Produktpass, wofür in den nächsten Jahren Voraussetzungen geschaffen werden sollen. Ab 2027 soll er schrittweise eingeführt werden. Die Detailanforderungen werden ebenfalls durch delegierte Rechtsakte festgelegt.

Die Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie sollte aus Sicht des Bundesumweltministeriums “zügig und ambitioniert” abgeschlossen werden. Im März hat das EU-Parlament seine Position für die Verhandlungen mit dem Rat festgelegt. Dem WWF fehlen im Vorschlag verbindliche Sammel- und Recyclingziele für Textilien. Zudem seien die Reduktionsziele für Lebensmittel unzureichend. Der BNW fordert, dass die erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien, “clever” gestaltet werden müsse, “sodass sich daraus tatsächlich Änderungen im Produktdesign ergeben” – zum Beispiel, damit Textilien leichter reparierbar sind.

Verhandlungen zu Green Claims und kreislauffähiger Automobilindustrie

Die Verabschiedung der Green-Claims-Richtlinie steht nach der Europawahl auf der Agenda. Unternehmen sollen Werbeaussagen zur Nachhaltigkeit von Produkten nicht mehr ohne externe Überprüfung tätigen dürfen. Bereits verabschiedet ist die Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel, die irreführende Umweltaussagen und unlautere Behauptungen zum CO₂-Ausgleich verbietet sowie die Haftung von Unternehmen präzisiert – etwa mit Blick auf Informationen über frühzeitige Obsoleszenz.

Darüber hinaus werden Parlament und Rat sich in der kommenden Legislaturperiode mit den Vorschlägen der Kommission für die Verbesserung der Kreislauffähigkeit der Automobilindustrie beschäftigen. Eine neue Verordnung soll die Richtlinien über Altfahrzeuge und über Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit ersetzen. Der Fokus liegt dabei auf einem höheren Einsatz von Recyclingmaterial und dem Umgang mit bisher nicht erfassten Altfahrzeugen.

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Termine

15.05.2024, Brüssel (Belgien)
EBS, Conference European Digital Summit 2024
The EU Digital Summit spotlights key priorities for a thriving digital economy within the Union. INFOS & REGISTRATION

15.05.2024, Berlin
EIT, Conference Road to net zero with Europe’s largest innovation ecosystem
The European Institute of Innovation & Technology (EIT) focuses on the EIT’s role and impact in boosting green and sustainable innovation across Europe. REGISTRATION BY TODAY

15.05.2024 – 08:00-09:00 Uhr, Berlin
Hertie School, Roundtable EU to go: No risk, no finance? A European Capital Market Union
The Hertie School explains the idea behind a capital market union. INFOS & REGISTRATION

15.05.2024 – 08:30-15:30 Uhr, Berlin
BDI eSDScom Konferenz 2024
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) beschäftigt sich mit dem Einfluss neuer regulatorischer und technologischer Entwicklungen auf die Kommunikation in der chemischen Lieferkette. INFOS & ANMELDUNG

16.05.-17.05.2024, Trier/online
ERA, Conference Annual Conference on European Social Security Law 2024
The Academy of European Law (ERA) is aimed at practitioners of law specialising in social security to keep up-to-date with the most recent developments in legislation, jurisprudence, and practice in this field. INFOS & REGISTRARTION

16.05.-17.05.2024, Berlin
ZVEI, Konferenz eSummit 2024
Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) diskutiert über die Chancen und aktuellen Herausforderungen der Elektro- und Digitalindustrie. INFOS & ANMELDUNG

16.05.2024 – 09:30-17:15 Uhr, Berlin
Handelsblatt Summit AI x Green Transition 2024
Die Veranstaltung des Handelsblatts beschäftigt sich mit KI-basierten Lösungen für eine grüne Zukunft. INFOS & ANMELDUNG

16.05.2024 – 10:00-16:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
EC, Conference The Brussels Economic Forum
The European Commission (EC) discusses how democracy is linked to the economy, and how this year’s vote will help shape the economy of the years to come. INFOS & REGISTRATION

16.05.2024 – 10:00-11:15 Uhr, online
FSR, Presentation Building Resilience: Strategies for Strengthening Ukraine’s Energy Future
The Florence School of Regulation (FSR) discusses the strategies and partnerships needed to strengthen Ukraine’s energy resilience. INFOS & REGISTRATION

16.05.2024 – 11:00 Uhr, online
EBD, Seminar De-Briefing ECOFIN und Euro-Gruppe
Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) informiert über das Treffen des Rats Wirtschaft und Finanzen und das Treffen der Euro-Gruppe. INFOS & ANMELDUNG

16.05.2024 – 16:30-17:30 Uhr, online
HBS, Seminar Exploring the future of EU-Iran relations
Die Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) discusses the future of the EU-Iran relations. INFOS & REGISTRATION

16.05.2024 – 17:30-20:30 Uhr, Berlin
EK, Seminar Abgemahnt und angezeigt – Zivilgesellschaft unter Druck
Die Kommission geht der Frage nach, was bei der Umsetzung der EU-Richtlinie zu SLAPPs in nationales Recht mit Blick auf die spezifische Situation in Deutschland zu beachten ist. INFOS & ANMELDUNG

News

Subventionen aus Drittstaaten: Chinesische Solarhersteller ziehen sich zurück

Die neue Verordnung gegen Drittstaatssubventionen scheint zu wirken. Nur wenige Wochen nachdem die EU-Kommission eine Untersuchung gegen die chinesischen Solarhersteller ENEVO, LONGi Solar Technologie GmbH und Shanghai Electric gestartet hat, ziehen sich die betroffenen Unternehmen aus einem Solarprojekt in Rumänien zurück. Dies teilte die EU-Kommission am gestrigen Montag mit.

Die Firmen hatten sich für eine Ausschreibung zum Bau eines 450 MW Photovoltaikparks in Rumänien beworben. Die Kommission startete ihre Untersuchung im April mit der Begründung, dass “es genügend Indizien gibt, dass [den Unternehmen] fremde Subventionen gewährt wurden, die den Binnenmarkt verzerren”.

Schon die zweite erfolgreiche Anwendung der Verordnung

Die Verordnung, die im Sommer 2023 verabschiedet wurde, erlaubt es der EU-Kommission, tätig zu werden, wenn Drittstaatssubventionen den Binnenmarkt bei öffentlichen Ausschreibungen oder bei Firmenübernahmen verzerren. Nach einer Untersuchung kann die EU-Kommission das entsprechende Unternehmen im Beschaffungsprozess benachteiligen oder es sogar ganz ausschließen. Das Instrument ist ein Teil der Bemühungen der EU, der europäischen Industrie im Wettbewerb mit der chinesischen Industriepolitik gleich lange Spieße zu gewährleisten.

In vorliegenden Fall warteten die Unternehmen nicht bis zum Ende der Untersuchung und stiegen vor der Verkündung der Maßnahmen aus dem Photovoltaikprojekt aus. Es ist das zweite Mal, dass die Verordnung angewendet wird. Im Februar hatte die EU-Kommission ein Verfahren gegen einen chinesischen Eisenbahnbauer eingeleitet, der sich an einem Beschaffungsprozess des bulgarischen Transportministeriums beteiligen wollte. Das betroffene Unternehmen CRRC Qingdao Sifang Locomotive zog sich daraufhin ebenfalls zurück. jaa

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Georgien: Wozu Baerbock und Kollegen Borrell jetzt drängen

Schon heute dürfte Georgiens prorussische Regierungsmehrheit im Parlament trotz der Massenproteste im Land das umstrittene Gesetz “für Transparenz über ausländischen Einfluss” verabschieden. Die Außenminister von zwölf EU-Staaten haben mit Blick auf dieses Szenario in einem gemeinsamen Brief an den Außenbeauftragten Josep Borrell und Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi ein “unmissverständliches Signal” an die Regierung in Tiflis gefordert: Das “Auslandsagentengesetz” nach russischem Vorbild sei mit Georgiens Weg in die EU nicht kompatibel.

Neben Balten und Osteuropäern haben unter anderem auch Außenministerin Annalena Baerbock und die Amtskollegen aus Frankreich, den Niederlanden sowie Schweden den Brief unterzeichnet. “Wir wenden uns mit großer Sorge über die sich rapide verschlechternde Lage in Georgien an Sie”, heißt es im Brief, der Table.Briefings vorliegt. Der Europäische Rat habe im Dezember dem Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten unter der Bedingung gewährt, dass weitere Reformen stattfinden. Mit der Gesetzgebung gefährde die Regierung nun die Chance, die europäische und euro-atlantische Integration des Landes voranzutreiben.

EU-Erweiterungsstrategie in Gefahr

Für die EU geht es auch um die Glaubwürdigkeit der Erweiterungsstrategie: Schockiert zeigen sich Diplomaten in Brüssel über die antiwestliche Rhetorik, die der Oligarch Bidsina Iwanischwili zuletzt angeschlagen hat. Der Milliardär ist Ehrenvorsitzender und starker Mann der Regierungspartei Georgischer Traum. Die Abkehr der Regierung vom demokratischen Westen und seinen Standards sei durch die Rede Iwanischwilis noch verstärkt worden, heißt es auch im Brief der Außenminister. Es sei “von großer Bedeutung, jetzt ein direktes und klares Zeichen zu setzen, um die europäische Zukunft Georgiens zu sichern”.

Borrell und Várhelyi werden im Brief aufgefordert, vor dem Sommer und vor dem schriftlichen Fortschrittsbericht im Herbst mündlich über die Auswirkungen des “russischen Gesetzes” zu berichten, das sich gegen NGOs und Zivilgesellschaft im Land richtet. In Vorbereitung ist zudem schon für heute ein Statement der 27 Mitgliedstaaten, in dem das demokratiefeindliche Gesetz verurteilt werden soll. Laut Diplomaten ist jedoch unklar, ob Ungarn einer gemeinsamen Reaktion zustimmen werde. In diesem Fall werde Borrell ein Statement im eigenen Namen abgeben. Innerhalb der Kommission stemme sich aber auch Erweiterungskommissar Várhelyi gegen eine harte Gangart gegenüber Georgien.

Regierung soll Gesetz zurückziehen

Die EU hat allerdings nicht viele Instrumente, um auf die Regierung in Tiflis Druck auszuüben. In Brüssel wird damit gerechnet, dass Präsidentin Salome Surabischwili nach einer Verabschiedung im Plenum heute die Inkraftsetzung des Gesetzes mit einem Veto zumindest verzögert. Es gebe dann ein Zeitfenster von zehn Tagen, um die Regierung zum Rückzug des Gesetzes zu bewegen, sagen Diplomaten. In einem separaten Brief fordert die grüne EU-Abgeordnete Viola von Cramon zusammen mit drei weiteren Europaparlamentariern Josep Borrell auf, vor dem nächsten Treffen der EU-Außenminister Sanktionen gegen Georgiens starken Mann Iwanischwili und die Abgeordneten der Regierungspartei vorzubereiten.

Georgien werde bei dem Treffen vom 27. Mai sicher auf der Agenda der Außenminister sei, sagen Diplomaten. Gezielte Sanktionen seien im Fall Georgiens schwierig, da Iwanischwili praktisch den gesamten Staat kontrolliere. Für ein Einfrieren von Beitrittsverhandlungen brauche es keinen besonderen Beschluss, wie das Beispiel Türkei zeige. Nicht sinnvoll sei zudem die Diskussion über eine Suspendierung der Visa-Befreiung, da ein solcher Schritt vor allem Georgiens proeuropäische Bevölkerung treffen würde. sti

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Seltene Metalle: DR Kongo beliefert USA und EU mit Germanium

Die Europäische Union und die USA haben in der vergangenen Woche mit der DR Kongo eine Vereinbarung über den Bergbau in dem Land getroffen. Demnach wird der belgische Konzern Umicore eine Partnerschaft mit einer Tochtergesellschaft des staatlichen Bergbauunternehmens Gécamines eingehen, um Germanium aus Bergbaunebenprodukten, sogenannter Schlacke, zu gewinnen. Dies geht aus einer Pressemitteilung von Umicore hervor. Germanium ist ein seltenes Metall, das etwa zur Herstellung von Halbleitern, optischen Kabeln und Solarzellen benötigt wird.

Der Deal ist Teil der Minerals Security Partnership (MSP), einem Zusammenschluss von 14 Ländern und der EU unter dem Vorsitz der USA. Ziel der MSP ist es, öffentliche und private Investitionen in nachhaltige Lieferketten für kritische Mineralien weltweit anzuregen. Sie konzentriert sich auf die Versorgungsketten, die für saubere Energietechnologien am wichtigsten sind, etwa die für Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan, Graphit, Seltene Erden und Kupfer. Die DR Kongo, die über große Kobalt-, Coltan- und Lithiumvorkommen verfügt, spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Beschwerden über Absichtserklärung zwischen EU und Ruanda

Umicore wird seinen kongolesischen Partner bei der Verwertung von Germanium aus dessen Abraumhalde in Lubumbashi unterstützen. Unter Nutzung des belgischen Fachwissens in den Bereichen Raffination und Recycling soll dort eine neue Verarbeitungsanlage optimiert werden. Im Gegenzug erhält Umicore exklusiven Zugang zum verfeinerten Germanium. Der Prozess soll im letzten Quartal 2024 anlaufen.

Das neue Abkommen kommt auch in Folge kongolesischer Beschwerden über eine Absichtserklärung zwischen der EU und Kongos Nachbar Ruanda. Im Februar hatten sich die EU-Kommission und die ruandische Regierung über nachhaltige Lieferketten für kritische Mineralien verständigt. Der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi bezeichnete das Abkommen als “Provokation”. Die kongolesische Regierung beschuldigt Ruanda, die M23-Miliz im Ostkongo zu unterstützen und auf diese Weise die Bodenschätze zu plündern, ins Ausland zu schmuggeln und illegal auf den Weltmarkt zu bringen. So ist Kinshasa derzeit in einem Rechtsstreit mit dem Technologiekonzern Apple, dem die Anwälte des Landes vorwerfen, illegal erlangte Mineralien in seinen Geräten zu verwenden.

Am vergangenen Donnerstag sagte der EU-Gesandte in Kinshasa, Nicolás Berlanga Martinez, dass die EU “mehr Sensibilität” für die kongolesischen Bedenken bezüglich des Pakts mit Ruanda hätte zeigen sollen. “Wir arbeiten mit der kongolesischen Regierung zusammen, damit das Protokoll mit Ruanda, in dem es um Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Mineralien geht, zu Gunsten des Kongo ausfällt”, sagte er. Die DR Kongo müsse das erste Land sein, das von einer größeren Transparenz im Bergbau profitiere, da ein Großteil der Mineralien aus dem Land stamme, fügte er hinzu. ajs

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DMA: Booking.com ist jetzt Gatekeeper

Nun fällt auch Booking.com unter den DMA: Die Europäische Kommission hat die Buchungsplattform als Gatekeeper im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) eingestuft. Die Plattformen X Ads und Tiktok Ads dagegen nicht. “Urlauber werden von mehr Auswahl profitieren und Hotels von mehr Geschäftsmöglichkeiten”, sagte Exekutiv-Vizepräsidentin Margrethe Vestager, zuständig für Wettbewerbspolitik. Die Kommission hat parallel eine Marktuntersuchung eingeleitet, um die Einwände von X gegen die Einstufung seines Online-Netzwerkdienstes weiter zu prüfen.

Der DMA zielt darauf ab, faire und wettbewerbsfähige Märkte im digitalen Sektor zu gewährleisten. Er reguliert Gatekeeper, also große digitale Plattformen, die eine wichtige Schnittstelle zwischen Geschäftsnutzern und Verbrauchern darstellen. Dies folgt auf einen Überprüfungsprozess, den die Kommission nach den Meldungen der drei Unternehmen über ihren potenziellen Status als Gatekeeper am 1. März 2024 vorgenommen hat.

Booking.com muss in sechs Monaten den DMA vollständig einhalten

Basierend auf der Selbstbewertung von Booking.com hat die Kommission festgestellt, dass dieser Kernplattformdienst (CPS) ein wichtiger Vermittler zwischen Unternehmen und Verbrauchern ist. Binnenmarktkommissar Thierry Breton kündigte an, die Kommission werde dafür sorgen, dass das Unternehmen innerhalb von sechs Monaten vollständig den DMA-Verpflichtungen nachkomme.

Im Gegensatz dazu hat die Kommission bei X Ads und Tiktok Ads, trotz Erfüllung der quantitativen Schwellenwerte des DMA, entschieden, dass diese Dienste nicht als wichtige Vermittler gelten. Eine weitere Marktuntersuchung wird die Einwände von X gegen die Einstufung seines Online-Netzwerkdienstes bewerten, die Untersuchung soll innerhalb von fünf Monaten abgeschlossen sein. vis

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DSA: Wie die Kommission mit der britischen Medienaufsichtsbehörde kooperiert

Die für den Digital Services Act (DSA) zuständigen Dienststellen der Kommission haben ein Verwaltungsabkommen mit der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom unterzeichnet, um einander bei der Durchsetzung von Vorschriften für soziale Medien zu unterstützen. Dieses Abkommen zielt darauf, die Arbeit der Kommission und des Office of Communication bei der Überwachung von Online-Plattformen im Rahmen des DSA und des britischen Online Safety Act zu erleichtern.

Die Vereinbarung deckt Bereiche von gemeinsamem Interesse ab, wie den OnlineSchutz von Minderjährigen, Technologien für altersgerechtes Design, die Transparenz von Online-Plattformen, Risikobewertungen und den Einfluss von Algorithmen auf systemische Risiken für die Gesellschaft. Die Zusammenarbeit umfasst technische Expertendialoge, gemeinsame Schulungen technischer Mitarbeiter, den Austausch bewährter Verfahren, gemeinsame Studien und koordinierte Forschungsprojekte. vis

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Generative KI: Was Fraunhofer vorschlägt, um Europa wettbewerbsfähig zu machen

In einem aktuellen Positionspapier fordert die Fraunhofer-Gesellschaft eine verstärkte Umsetzung und Förderung generativer KI-Technologien in Deutschland und Europa. Die Empfehlungen richten sich darauf, die technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Umfeld zu stärken und gleichzeitig die Anwendung generativer KI voranzutreiben.

Die Dringlichkeit dieser Maßnahmen ergibt sich aus der zunehmenden Dominanz US-amerikanischer KI-Plattformen und der daraus resultierenden Abhängigkeit europäischer Akteure. Fraunhofer argumentiert, dass eine schnelle und effektive Umsetzung der europäischen KI-Regulierung (AI Act) und die Förderung von Eigenentwicklungen essenziell sind, um die Abhängigkeit von nicht-europäischen Technologien zu reduzieren und gleichzeitig die wirtschaftliche Wertschöpfung zu erhöhen.

Drei Fokuspunkte

Das Positionspapier skizziert drei zentrale Säulen zur Stärkung der generativen KI:

  1. die Entwicklung und Beherrschung eines umfassenden Technologie-Stacks, also des Zusammenspiels verschiedener Technologien von der Datenkuration bis zum Training eigener Modelle von Grund auf.
  2. die Schaffung umfassender und sicherer Datensätze, die nicht nur für die Forschung, sondern auch für industrielle Anwendungen zugänglich sind.
  3. die Bereitstellung hoher Rechenleistungen für das Training und Hosting der KI-Modelle, um den Zugang und die Innovation zu erleichtern.

Diese strategischen Ansätze sollen Deutschland und Europa nicht nur in die Lage versetzen, unabhängig zu agieren, sondern auch eine Führungsrolle in der ethischen und nachhaltigen Entwicklung von KI-Technologien einzunehmen. Fraunhofer sieht hierin eine Chance, die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu fördern und gleichzeitig den Datenschutz und die Vertrauenswürdigkeit in KI-Systeme zu stärken. vis

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Wahlen in Katalonien: Was die Niederlage der Separatisten bedeutet

Bei der vorgezogenen Parlamentswahl in Katalonien haben die Wähler die separatistischen Kräfte abgestraft und die Sozialisten belohnt. Erstmals seit 1980 verloren die verschiedenen Parteien der Unabhängigkeitsbefürworter im Regionalparlament die absolute Mehrheit der Sitze. Die Sozialisten von Spitzenkandidat Salvador Illa bekamen hingegen erstmals die meisten Stimmen und die meisten Sitze, verfehlten aber die absolute Mehrheit von 68 Sitzen. “Ich übernehme die Verantwortung, diese neue Etappe zu führen”, sagte Illa am Wahlabend. Gemeint ist die Abkehr vom Separatismus.

Der Erfolg der Sozialisten wurde auch Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez zugerechnet. Er hatte sich für die Begnadigung verurteilter Separatisten und für eine Amnestie der ins Ausland geflohenen Befürworter der Unabhängigkeit der Region im Nordosten Spaniens eingesetzt. So wollte er den Konflikt entspannen und den Separatisten den Wind aus den Segeln nehmen. Im Gegenzug sicherte er sich deren Stimmen für seine Wiederwahl im vergangenen Herbst im Parlament in Madrid.

Sozialist und Wahlsieger braucht Separatisten

Illa könnte nun mit Unterstützung anderer linker Parteien zum Regierungschef gewählt werden. Kleiner Schönheitsfehler: Dazu gehört der größte Wahlverlierer, die separatistische ERC. Die Partei des nun nur noch geschäftsführenden Regionalregierungschefs Pere Aragonès stürzte auf den dritten Platz weit hinter Junts des noch im Exil lebenden Separatistenführers Carles Puigdemont ab. Sichtlich enttäuscht kündigte Aragonès am Wahlabend den Gang in die Opposition an. Ob ihm seine Partei dahin folgt, war unklar. Die Sozialisten riefen die ERC auf, eine Wahl Illas zum Regierungschef nicht zu blockieren. 

Am Montag zog Aragonès auch persönlich Konsequenzen und verzichtete auf seinen Parlamentssitz. Er scheide aus der “vordersten Linie” der Politik aus, sagte er. Die Verhandlungen über eine Regierungsbildung dürften langwierig werden und wenn sie scheitern, könnte es eine weitere Neuwahl geben.

Puigdemont will auch regieren

Puigdemont, dem in Spanien bis zum Inkrafttreten der Amnestie die Verhaftung droht, hatte den Wahlkampf deshalb vom Ausland führen müssen. In der südfranzösischen Stadt Argelès-sur-Mer nur etwa zehn Kilometer nördlich der Grenze zu Spanien reklamierte er am Montag das Amt des Regierungschefs in Barcelona für sich: “Wir können eine stimmige Mehrheit zusammenbringen.” Damit meinte er eine Regierung, der nur separatistische Parteien angehören sollten. Eine solche Minderheitsregierung Puigdemont müsste von den siegreichen Sozialisten toleriert werden. Diese haben das aber bereits ausgeschlossen.

Nach einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum und einem Beschluss zur Abspaltung von Spanien war Katalonien im Herbst 2017 unter der Ägide Puigdemonts ins Chaos gestürzt. Puigdemont konnte damals mit weiteren Regierungsmitgliedern ins Ausland fliehen. Mehrere der im Land gebliebenen Mitstreiter wurden zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt, später aber begnadigt. Unter den Folgen des chaotischen Trennungsversuches – politische Instabilität sowie eine Unternehmens- und Kapitalflucht – leidet Katalonien noch heute. dpa

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Presseschau

Deutschland und nordische Länder bekräftigen Unterstützung für Ukraine HANDELSBLATT
Großbanken der Eurozone verringern Russland-Engagement SPIEGEL
Asylreform der EU nimmt letzte Hürde PULS24
Strengere CO₂-Emissionsnormen für schwere Nutzfahrzeuge im EU-Rat beschlossen HEISE
EU lockert Ökoregeln für Bauern AUGSBURGER ALLGEMEINE
SPD-Spitzenkandidatin Barley im EU-Wahlkampf: Eine Anti-Populistin sucht die Aufmerksamkeit TAGESSPIEGEL
Marie-Agnes Strack-Zimmermann: Die EU braucht keinen neuen Schuldenfonds FAZ
Linken-Kandidatin Carola Rackete: “Ein Mandat sollte zeitlich begrenzt sein” WEB.DE
Teams: Microsoft droht EU-Wettbewerbsbeschwerde HEISE
Digitale Souveränität: Mastodon-Server der EU steht weiter vor dem Aus NETZPOLITIK.ORG
Georgien: Parlament in Tbilissi hält trotz Protesten an Agentengesetz fest ZEIT
Griechenlands Regierungschef Mitsotakis besucht Präsident Erdoğan in Ankara SÜDDEUTSCHE
Griechenland droht Nordmazedonien wegen Namensstreits mit EU-Blockade ZEIT
Erstmals seit russischer Invasion: Ukrainischer Außenminister zu Besuch in Serbien WEB.DE
Vier Minister wollten nach Straßburg, Polens Premier Tusk bildete Regierung um DER STANDARD
Neuer Widerstand für Sunaks Ruanda-Pläne aus Nordirland DER STANDARD
AMS-Osram baut Chip-Produktion in Österreich mit EU-Hilfe aus HANDELSBLATT
EU beschwert sich über Flaggenpolitik des ESC ZDF

Heads

Die entscheidenden Köpfe der EU-Szene – Think-Tanks

Nicolai von Ondarza – Forschungsgruppebleiter EU/Europa Stiftung Wissenschaft und Politik

Der Leiter der Forschungsgruppe EU/Europa bei der Stiftung Wissenschaft und Politik ist der vielleicht beste Experte für deutsche Europapolitik und eine der führenden Stimmen in der Debatte um die Weiterentwicklung der Europäischen Union. Er analysiert scharfsinnig und mit politischem Gespür.

Johannes Lindner – Co-Direktor Jacques Delors Centre

Der Leiter des Jacques Delors Centre an der Berliner Hertie School führt einen sehr agilen Think-Tank. Er selbst forscht zu wirtschafts- und finanzpolitischen Themen. Aus seiner Zeit bei der Europäischen Zentralbank bringt er Expertise und gute Kontakte in die EU-Institutionen und die Bundesregierung mit.

Thu Nguyen – Vize-Direktorin Jacques Delors Centre

Die stellvertretende Direktorin des Jacques Delors Centres ist ausgewiesene Expertin für institutionelle Fragen und Rechtsstaatlichkeit. Die Bundesregierung berief die Europarechtlerin deshalb in die deutsch-französische Expertengruppe, die im Herbst 2023 Reformvorschläge für die EU vorlegte. Als Moderatorin des Podcasts “EU to go” spricht sie auch ein breiteres Publikum an.

Jana Puglierin – Senior Policy Fellow ECFR

Die Leiterin des Berliner Büros des European Council on Foreign Relations zählt zu den führenden Expertinnen für Außen- und Sicherheitspolitik. Im Zuge des Angriffs auf die Ukraine ist sie viel als Mittlerin gefragt: Im Ausland erklärt sie die deutsche Zeitenwende, und in Deutschland, wie wichtig das Handeln Berlins ist.   

Janis A. Emmanouilidis – Forschungsdirektor EPC

Seit mehr als zehn Jahren Forschungsdirektor des European Policy Centre, zählt er zu den einflussreichsten Experten in Brüssel. Der studierte Diplom-Kaufmann beherrscht eine große Bandbreite an Themen von der Wirtschaftspolitik bis zur Frage der Demokratisierung der EU.

Guntram Wolff – Senior Fellow Bruegel

Seit mehr als zehn Jahren prägt Guntram Wolff die wirtschaftspolitischen Debatten in der EU. Zwischen 2013 und 2022 leitete er den einflussreichen Brüsseler Thinktank Bruegel, zu dem er 2024 nach eineinhalb Jahren als CEO der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik als Senior Fellow zurückkehrte. Der Honorarprofessor der Universität Erfurt beschäftigt sich zurzeit vor allem mit geoökonomischen Fragen im Zusammenhang mit der europäischen Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine.

Jeromin Zettelmeyer – Direktor Bruegel

Jeromin Zettelmeyer kam 2022 vom Strategiedepartement des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington DC nach Brüssel, um die Leitung von Bruegel zu übernehmen. Neben der Führung des Think-Tanks beschäftigt er sich aktuell mit Fragen der Wirtschaftssicherheit und der Wettbewerbsfähigkeit Europas.

Shahin Vallée – Leiter Geoökonomie DGAP

Seit mehr als einer Dekade verfolgt Shahin Vallée die europäische Wirtschaftspolitik von ganz nah. Der aktuelle Direktor des Geoökonomie-Programms der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik war von 2012 bis 2014 wirtschaftlicher Berater des damaligen Präsidenten des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy. Danach wurde er wirtschaftlicher Berater von Emmanuel Macron, als dieser das französische Wirtschaftsministerium leitete. Aktuell beschäftigt er sich besonders intensiv mit der französischen und europäischen Budgetpolitik.

Stormy-Annika Mildner – Direktorin Aspen Institute Deutschland

Die international anerkannte Expertin für transatlantische Beziehungen und Handelsfragen leitet seit Januar 2021 als Direktorin das Aspen Institute Germany. Mit wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Kompetenz bringt sie sich aktiv in die Diskussion großer politischer Zukunftsfragen ein. Ihre Kernthemen sind die digitale Transformation, die künftige Rolle Deutschlands und Europas sowie die Beziehungen zu China.

Georg Zachmann – Energieexperte Bruegel

Schafft es mit seinem Expertenteam bei Bruegel immer wieder, Impulse für die Energiepolitik der Kommission zu liefern. Großer Beliebtheit bei anderen Experten wie auch Journalisten erfreuen sich die Datensammlungen seines Teams – besonders seit der Energiekrise.

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    wer sich an Orte mit klarem Sternenhimmel begibt, der kann sie sehen. Aufgereiht wie an einer Perlenkette steigen sie zum Orbit auf: die Starlink-Satelliten. Längst haben amerikanische Tech-Konzerne begonnen, ihre digitale Übermacht auf Erden auf die erdnahen Umlaufbahnen (Low Earth Orbit, LEO) auszudehnen. Spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist das schmerzlich bewusst geworden.

    Als Konsequenz hat die Europäische Kommission ein Megaprojekt mit hohem Tempo vorangetrieben, das zuvor wenig Beachtung fand: Iris2, ein weiteres großes Raumfahrtprojekt nach Galileo (Navigation) und Copernicus (Erdbeobachtung). Das Akronym Iris2, steht für: Infrastruktur für Resilienz, Interkonnektivität und Sicherheit durch Satelliten und soll eine sichere Kommunikation in Europa ermöglichen – unabhängig von anderen Unternehmen oder Staaten.

    Kommissar Thierry Breton hat den Gesetzgebungsprozess erstaunlich schnell unter Dach und Fach gebracht – und dem europäischen Megaprojekt einen französischen Stempel aufgedrückt. Zwar hatte Deutschland im Rat darauf bestanden, dass Start-ups und KMU zu 30 Prozent beteiligt sein sollten. Doch die Ausschreibung sah so aus, dass nur die großen etablierten Player eine Chance hatten.

    Und die beschlossen, dass sie nicht gegeneinander, sondern miteinander antreten. So hat nur ein Konsortium unter der Führung von Airbus ein Angebot abgegeben. Volumen: zwölf Milliarden Euro (statt der von der EU veranschlagten sechs Milliarden).

    Jetzt ist Deutschland aufgewacht. Nicht nur wird das Projekt viel teurer als gedacht. Deutschland muss auch einen Großteil dieser Kosten tragen, ohne dass die deutsche Industrie davon entsprechend profitierte. Aus später Einsicht hat Wirtschaftsminister Robert Habeck einen Brief nach Brüssel gesandt, man solle das Projekt stoppen und neu ausschreiben. Zu spät, findet Breton, man könne ein so weit fortgeschrittenes Ausschreibungsverfahren jetzt nicht anhalten, schrieb er zurück.

    Am Donnerstag trifft Breton Habeck in Berlin. “Wir finden es sehr positiv, dass Kommissar Breton persönlich nach Berlin kommt, um mit Minister Habeck über die deutsche Kritik an Iris2 zu sprechen”, sagt Matthias Wachter, BDI-Abteilungsleiter und Geschäftsführer der BDI-Initiative New Space. Der BDI wünscht sich eine stärkere Beteiligung der deutschen Industrie an dem Vorhaben. Das sei nicht nur wichtig für die Akzeptanz hierzulande. “Das deutsche New-Space-Ökosystem ist führend in Europa“, sagt Wachter. “Es sollte deshalb angemessen berücksichtigt werden.” Mit seiner Innovationskraft und Expertise könne es einen wichtigen Beitrag zur Stärkung dieses europäischen Megaprojekts leisten. Man darf gespannt sein, ob die Argumente Breton überzeugen.

    Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag,

    Ihre
    Corinna Visser
    Bild von Corinna  Visser

    Analyse

    Neuer Kommissionspräsident: Wie der Machtpoker die EU lähmen könnte

    Der Gastauftritt von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola beim Europäischen Rat ist üblicherweise nur so etwas wie der Aufgalopp für das eigentliche Treffen der Staats- und Regierungschefs. Beim jüngsten Rat Mitte April aber kam Mark Rutte gleich zur Sache: Der scheidende niederländische Ministerpräsident mahnte, das Parlament dürfe sich nach der Europawahl nicht zu viel Zeit lassen mit der Wahl des neuen Führungspersonals. Schließlich könne es sich die EU nicht erlauben, in solch instabilen Zeiten für eine längere Dauer führungslos zu sein.

    So schildert es der britische Historiker Peter Ludlow in seinem Briefing zum jüngsten Gipfel. Metsola entgegnete Rutte, das Europaparlament müsse sich zunächst selbst sortieren, bevor es einen neuen Präsidenten der EU-Kommission wählen könne. So müssten die Abgeordneten in der ersten Sitzungswoche Mitte Juli in Straßburg zunächst die neue Parlamentspräsidentin wählen.

    Koalitionspartner drängen EVP

    Tatsächlich ist keineswegs ausgemacht, dass die neue Kommissionspräsidentin noch vor der Sommerpause gewählt wird. Selbst dann nicht, wenn die EVP mit Amtsinhaberin Ursula von der Leyen als klare Siegerin aus der Wahl vom 6. bis 9. Juni hervorgeht und die Staats- und Regierungschefs sie nach ihrem informellen Gipfel am 17. Juni erneut vorschlagen. Denn der Machtpoker der Fraktionen im Parlament könnte dem entgegenstehen.  

    Sozialdemokraten und Liberale, die bisherigen Partner der EVP in der Von-der-Leyen-Koalition, drängen die Christdemokraten, sich zu einem erneuten Bündnis zu bekennen, womöglich erweitert um die Grünen. Dafür sollen die Fraktionen die inhaltlichen Schwerpunkte der Wahlperiode vereinbaren, die Sozialisten fordern sogar einen förmlichen Koalitionsvertrag.

    Von der Leyen und Weber wollen sich Optionen offenhalten

    “Das Heft des Handelns liegt bei Manfred Weber und Ursula von der Leyen”, sagt der Chef der deutschen SPD-Abgeordneten, René Repasi. “Wenn sie sich klar nach rechts abgrenzen, können wir nach der Europawahl eine schnelle Lösung finden.”

    Von der Leyen und EVP-Chef Manfred Weber aber wollen sich die Option offenhalten, mit Teilen der nationalkonservativen EKR-Fraktion zusammenzuarbeiten, zumindest selektiv. Die Christdemokraten erhielten dadurch im neuen Parlament mehr Optionen, um Mehrheiten zu einzelnen Gesetzesvorhaben zu formen.

    In der EVP wird darauf verwiesen, dass es ohne die Stimmen konstruktiver Abgeordneter aus der EKR in den vergangenen Wochen keine Mehrheiten gegeben hätte für Agrarpaket, Stabilitätspakt und Asylpaket. Auch im neuen Mandat werde man auf diese Kräfte angewiesen sein, etwa wenn es um neue Handelsabkommen, Drittstaatenabkommen zu Asyl und die Agrarpolitik gehe.

    Hohe Hürde für die Wahl

    Zudem ist man sich in von der Leyens Umfeld sehr bewusst, dass die Hürde für ihre Wahl mit einer absoluten Mehrheit der 720 Abgeordneten im neuen Europaparlament hoch liegt. Und zwar selbst dann, wenn die großen proeuropäischen Fraktionen EVP, S&D und Renew ihre klare Mehrheit bei der EU-weiten Abstimmung verteidigen. 2019 betrug von der Leyens Polster nur neun Stimmen, weil auch etliche EVP-Abgeordnete der CDU-Politikerin die Stimme verweigerten.

    Deshalb bemühen sich von der Leyen und Weber auch um Stimmen aus dem EKR-Lager, die sie als proeuropäisch und auf der Seite der Ukraine stehend einschätzen. Dazu zählen sie etwa Giorgia Melonis Fratelli d’Italia oder die ODS-Partei des tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala. Andere EKR-Parteien wie die polnische PiS halten sie hingegen für nicht satisfaktionsfähig.

    “Keine Zusammenarbeit mit rechtsextremen Parteien”

    Dagegen aber machen die anderen proeuropäischen Parteien mobil. Vor wenigen Tagen forderten die Fraktionschefs von S&D, Renew, Grünen und Linken die EVP auf, auf jegliche Zusammenarbeit mit der EKR zu verzichten: “Wir werden auf keiner Ebene mit rechtsextremen Parteien zusammenarbeiten oder eine Koalition mit ihnen eingehen, und wir fordern die Kommissionspräsidentin und alle demokratischen Parteien auf, jegliche Normalisierung, Zusammenarbeit und Bündnisse mit rechtsextremen und radikalen Parteien kategorisch abzulehnen”, heißt es in dem Dokument, das von Kanzler Olaf Scholz und Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez mit unterzeichnet wurde.

    Die EVP war ebenfalls eingeladen worden, einer Zusammenarbeit mit radikalen Parteien eine Absage zu erteilen. Dem Vernehmen nach machte sie zur Bedingung, auch einer Zusammenarbeit mit radikal linken Kräften eine Absage zu erteilen. Dazu seien aber die anderen Parteien nicht bereit gewesen.

    Zeit für Koalitionsverhandlungen knapp

    Klar ist, dass die Zeit für Koalitionsverhandlungen sehr knapp wird. Es dürfte bis zum 26. Juni dauern, bis S&D, Grüne und Liberale gesprächsfähig sind. Nach derzeitigen Planungen wollen die neu gebildeten Fraktionen an diesem Termin erst ihre Vorsitzenden bestimmen. Manfred Weber (EVP) will sich bereits eine Woche vorher als EVP-Fraktionschef bestätigen lassen.

    Die EVP-Fraktion geht überdies am 3. und 4. Juli in Klausur nach Portugal. Selbst wenn die Fraktionen mit der designierten Kommissionspräsidentin nur über die wichtigsten Vorhaben in der Agrar-, Handels- und Verteidigungspolitik und zum Binnenmarkt verhandeln wollen, werden mindestens zwei Wochen dafür veranschlagt. Arbeitsgruppen müssen zuvor gebildet werden, außerdem müssen jeweils Kompromisse in der Sache gefunden und dafür die politische Unterstützung eingeholt werden.

    Keine zweite Sitzungswoche im Juli

    Am 24. Juni tagt noch einmal das Präsidium des bisherigen Europaparlaments. Es legt die Tagesordnung für die erste Plenarwoche mit der konstituierenden Sitzung fest. Dass es eine außerordentliche zweite Sitzungswoche im Juli geben wird, eigens zur Wahl der Kommissionspräsidentin, wird ausgeschlossen.

    Die konstituierende Sitzung soll am Dienstag, 16. Juli, stattfinden. Noch an diesem Tag soll die Wahl des neuen Präsidiums beginnen: Jeweils für zweieinhalb Jahre wird zunächst die Präsidentin des Europaparlaments gewählt – wenn es nach der EVP geht, soll Amtsinhaberin Roberta Metsola weitermachen. Danach werden die 14 Vize-Präsidenten und die Quästoren gewählt.

    Zeitdruck als Hebel

    Je nachdem, wie lange die Wahlen dauern, könnte bereits für Mittwochabend die Wahl des Kommissionspräsidenten angesetzt werden. Falls sich die Wahlen bis in den Donnerstag hereinziehen, könnte diese Wahl auch erst am Freitag stattfinden. Die Beamten im Europaparlament haben sich bereits darauf vorbereitet: Die Hotels haben sie ausnahmsweise einen Tag länger bis Freitag reserviert. 

    Sollte die Zeit dennoch nicht reichen, würde die Wahl des neuen Kommissionspräsidenten in den September vertagt. Von der Leyen könnte die lange Hängepartie gefährlich werden, wenn ihr die fehlende Mehrheit als Schwäche ausgelegt und alternative Namen diskutiert werden. Das wissen auch die Spitzen von S&D, Renew und Grünen – und könnten den Zeitfaktor als Hebel einsetzen, um ihr inhaltliche Zugeständnisse abzutrotzen.

    • Europäisches Parlament
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    Kreislaufwirtschaft: Das sind die ersten Schritte nach der Europawahl

    Am Anfang der aktuellen Legislaturperiode stellte die EU-Kommission im März 2020 ihren zweiten Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft vor – 35 Maßnahmen für eine Wirtschaft, die den Wert von Ressourcen schont, statt sie zu verbrauchen. Inzwischen hat die Kommission alle auf den Weg gebracht. Ob Zirkularität für Unternehmen zum Geschäftsmodell wird, hängt nun maßgeblich von der Umsetzung und der Gestaltung der Details ab.

    Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist für die EU ein wichtiger Hebel, um den Green Deal zu verwirklichen. Die Kommission schätzt, dass entsprechende Maßnahmen – etwa eine längere Lebensdauer von Produkten – bis zu 25 Prozent zu den EU-Klimazielen beitragen könnten. Ein sorgfältiger Umgang mit Ressourcen soll ermöglichen, innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften. Denn global betrachtet sind schätzungsweise 90 Prozent des Verlusts an Artenvielfalt und Wassermangel allein auf den Abbau und die Verarbeitung von Ressourcen zurückzuführen.

    Gleichzeitig will die EU durch einen geringeren Verbrauch von Primärmaterialien unabhängiger von Importen aus anderen Staaten werden. Aber der Weg ist noch weit: 2022 deckte die EU 85 Prozent ihres Bedarfs an fossilen Energiematerialien (größtenteils Kunststoff) und 70 Prozent ihrer Nachfrage nach Metallerzen durch Importe.

    Kreislauffähige Geschäftsmodelle rechnen sich noch nicht

    Laut der Europäischen Umweltagentur (EUA) ist es aber unwahrscheinlich, dass die EU die Ziele aus dem zweiten Aktionsplan bis 2030 erreicht. Ein wesentliches Ziel ist die Verdopplung der sogenannten Circular Material Use Rate. Diese gibt an, wie hoch der Anteil recycelter Rohstoffe am Gesamtverbrauch ist. Sie stagniert seit mehr als zehn Jahren bei ungefähr elf Prozent. Eine Verdopplung bis 2030 gelänge laut EUA, wenn die Recyclingrate von Abfällen auf 70 Prozent steigt, der Materialinput der Wirtschaft um 15 Prozent sinkt und der Verbrauch fossiler Energien um ein Drittel abnimmt. Damit die Transformation tatsächlich Fahrt aufnimmt, muss aus Sicht des Expertengremiums deutlich mehr getan werden.

    Der Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft müsse “mit echter Ambition fortgeführt” werden, fordert auch Katharina Reuter, Geschäftsführerin vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft. “Es ist [aber] fraglich, ob der zukunftsorientierte Weg des Green Deal bei einem Rechtsrutsch des Parlaments fortgeführt wird”, sagt Rebecca Tauer, Leiterin des Circular-Economy-Programms beim WWF Deutschland. Bereits in der aktuellen Legislaturperiode gab es gegen einzelne Vorhaben aus dem Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft starke Widerstände, etwa bei der Verpackungsverordnung – was zu einer deutlichen Abschwächung führte.

    Dem Fortschritt im Weg stünden auch “Beharrungskräfte der linearen Wirtschaft”, sagt Reuter. Ein Problem: Lineare Geschäftsmodelle sind häufig lukrativer als zirkuläre – denn die realen Kosten von Umweltschäden werden bei der Preisfindung in der Regel nicht abgebildet. Das führt zum Beispiel dazu, dass recycelter PET-Kunststoff phasenweise teurer war als jener aus der Primärproduktion. Funktionierende Märkte für Sekundärrohstoffe und kreislauffähige Produkte zu schaffen, sei daher “eine riesige Herausforderung für die neue Kommission”, sagt Claas Oehlmann, Geschäftsführer BDI-Initiative Circular Economy.

    Ökodesign-Verordnung und Abfallrahmenrichtlinie im Fokus

    Als besonders wichtig erachten Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft in der kommenden Legislaturperiode die Umsetzung der Ökodesign-Verordnung. Für einzelne Produktgruppen muss die Kommission die Anforderungen noch durch delegierte Rechtsakte festlegen, zum Beispiel für Haltbarkeit und Reparierbarkeit. Erst dadurch entscheide sich, “wie ambitioniert die Regeln werden”, sagt Tauer vom WWF. Ein “Gamechanger” ist für BNW-Geschäftsführerin Reuter der Digitale Produktpass, wofür in den nächsten Jahren Voraussetzungen geschaffen werden sollen. Ab 2027 soll er schrittweise eingeführt werden. Die Detailanforderungen werden ebenfalls durch delegierte Rechtsakte festgelegt.

    Die Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie sollte aus Sicht des Bundesumweltministeriums “zügig und ambitioniert” abgeschlossen werden. Im März hat das EU-Parlament seine Position für die Verhandlungen mit dem Rat festgelegt. Dem WWF fehlen im Vorschlag verbindliche Sammel- und Recyclingziele für Textilien. Zudem seien die Reduktionsziele für Lebensmittel unzureichend. Der BNW fordert, dass die erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien, “clever” gestaltet werden müsse, “sodass sich daraus tatsächlich Änderungen im Produktdesign ergeben” – zum Beispiel, damit Textilien leichter reparierbar sind.

    Verhandlungen zu Green Claims und kreislauffähiger Automobilindustrie

    Die Verabschiedung der Green-Claims-Richtlinie steht nach der Europawahl auf der Agenda. Unternehmen sollen Werbeaussagen zur Nachhaltigkeit von Produkten nicht mehr ohne externe Überprüfung tätigen dürfen. Bereits verabschiedet ist die Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel, die irreführende Umweltaussagen und unlautere Behauptungen zum CO₂-Ausgleich verbietet sowie die Haftung von Unternehmen präzisiert – etwa mit Blick auf Informationen über frühzeitige Obsoleszenz.

    Darüber hinaus werden Parlament und Rat sich in der kommenden Legislaturperiode mit den Vorschlägen der Kommission für die Verbesserung der Kreislauffähigkeit der Automobilindustrie beschäftigen. Eine neue Verordnung soll die Richtlinien über Altfahrzeuge und über Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit ersetzen. Der Fokus liegt dabei auf einem höheren Einsatz von Recyclingmaterial und dem Umgang mit bisher nicht erfassten Altfahrzeugen.

    • Europapolitik
    • Europawahlen 2024
    • Green Claims
    • Kreislaufwirtschaft
    • Nachhaltigkeit
    • Transformation
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    Termine

    15.05.2024, Brüssel (Belgien)
    EBS, Conference European Digital Summit 2024
    The EU Digital Summit spotlights key priorities for a thriving digital economy within the Union. INFOS & REGISTRATION

    15.05.2024, Berlin
    EIT, Conference Road to net zero with Europe’s largest innovation ecosystem
    The European Institute of Innovation & Technology (EIT) focuses on the EIT’s role and impact in boosting green and sustainable innovation across Europe. REGISTRATION BY TODAY

    15.05.2024 – 08:00-09:00 Uhr, Berlin
    Hertie School, Roundtable EU to go: No risk, no finance? A European Capital Market Union
    The Hertie School explains the idea behind a capital market union. INFOS & REGISTRATION

    15.05.2024 – 08:30-15:30 Uhr, Berlin
    BDI eSDScom Konferenz 2024
    Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) beschäftigt sich mit dem Einfluss neuer regulatorischer und technologischer Entwicklungen auf die Kommunikation in der chemischen Lieferkette. INFOS & ANMELDUNG

    16.05.-17.05.2024, Trier/online
    ERA, Conference Annual Conference on European Social Security Law 2024
    The Academy of European Law (ERA) is aimed at practitioners of law specialising in social security to keep up-to-date with the most recent developments in legislation, jurisprudence, and practice in this field. INFOS & REGISTRARTION

    16.05.-17.05.2024, Berlin
    ZVEI, Konferenz eSummit 2024
    Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) diskutiert über die Chancen und aktuellen Herausforderungen der Elektro- und Digitalindustrie. INFOS & ANMELDUNG

    16.05.2024 – 09:30-17:15 Uhr, Berlin
    Handelsblatt Summit AI x Green Transition 2024
    Die Veranstaltung des Handelsblatts beschäftigt sich mit KI-basierten Lösungen für eine grüne Zukunft. INFOS & ANMELDUNG

    16.05.2024 – 10:00-16:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
    EC, Conference The Brussels Economic Forum
    The European Commission (EC) discusses how democracy is linked to the economy, and how this year’s vote will help shape the economy of the years to come. INFOS & REGISTRATION

    16.05.2024 – 10:00-11:15 Uhr, online
    FSR, Presentation Building Resilience: Strategies for Strengthening Ukraine’s Energy Future
    The Florence School of Regulation (FSR) discusses the strategies and partnerships needed to strengthen Ukraine’s energy resilience. INFOS & REGISTRATION

    16.05.2024 – 11:00 Uhr, online
    EBD, Seminar De-Briefing ECOFIN und Euro-Gruppe
    Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) informiert über das Treffen des Rats Wirtschaft und Finanzen und das Treffen der Euro-Gruppe. INFOS & ANMELDUNG

    16.05.2024 – 16:30-17:30 Uhr, online
    HBS, Seminar Exploring the future of EU-Iran relations
    Die Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) discusses the future of the EU-Iran relations. INFOS & REGISTRATION

    16.05.2024 – 17:30-20:30 Uhr, Berlin
    EK, Seminar Abgemahnt und angezeigt – Zivilgesellschaft unter Druck
    Die Kommission geht der Frage nach, was bei der Umsetzung der EU-Richtlinie zu SLAPPs in nationales Recht mit Blick auf die spezifische Situation in Deutschland zu beachten ist. INFOS & ANMELDUNG

    News

    Subventionen aus Drittstaaten: Chinesische Solarhersteller ziehen sich zurück

    Die neue Verordnung gegen Drittstaatssubventionen scheint zu wirken. Nur wenige Wochen nachdem die EU-Kommission eine Untersuchung gegen die chinesischen Solarhersteller ENEVO, LONGi Solar Technologie GmbH und Shanghai Electric gestartet hat, ziehen sich die betroffenen Unternehmen aus einem Solarprojekt in Rumänien zurück. Dies teilte die EU-Kommission am gestrigen Montag mit.

    Die Firmen hatten sich für eine Ausschreibung zum Bau eines 450 MW Photovoltaikparks in Rumänien beworben. Die Kommission startete ihre Untersuchung im April mit der Begründung, dass “es genügend Indizien gibt, dass [den Unternehmen] fremde Subventionen gewährt wurden, die den Binnenmarkt verzerren”.

    Schon die zweite erfolgreiche Anwendung der Verordnung

    Die Verordnung, die im Sommer 2023 verabschiedet wurde, erlaubt es der EU-Kommission, tätig zu werden, wenn Drittstaatssubventionen den Binnenmarkt bei öffentlichen Ausschreibungen oder bei Firmenübernahmen verzerren. Nach einer Untersuchung kann die EU-Kommission das entsprechende Unternehmen im Beschaffungsprozess benachteiligen oder es sogar ganz ausschließen. Das Instrument ist ein Teil der Bemühungen der EU, der europäischen Industrie im Wettbewerb mit der chinesischen Industriepolitik gleich lange Spieße zu gewährleisten.

    In vorliegenden Fall warteten die Unternehmen nicht bis zum Ende der Untersuchung und stiegen vor der Verkündung der Maßnahmen aus dem Photovoltaikprojekt aus. Es ist das zweite Mal, dass die Verordnung angewendet wird. Im Februar hatte die EU-Kommission ein Verfahren gegen einen chinesischen Eisenbahnbauer eingeleitet, der sich an einem Beschaffungsprozess des bulgarischen Transportministeriums beteiligen wollte. Das betroffene Unternehmen CRRC Qingdao Sifang Locomotive zog sich daraufhin ebenfalls zurück. jaa

    • China
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    • Handelspolitik
    • Industriepolitik
    • Öffentliche Beschaffung
    • Solarindustrie

    Georgien: Wozu Baerbock und Kollegen Borrell jetzt drängen

    Schon heute dürfte Georgiens prorussische Regierungsmehrheit im Parlament trotz der Massenproteste im Land das umstrittene Gesetz “für Transparenz über ausländischen Einfluss” verabschieden. Die Außenminister von zwölf EU-Staaten haben mit Blick auf dieses Szenario in einem gemeinsamen Brief an den Außenbeauftragten Josep Borrell und Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi ein “unmissverständliches Signal” an die Regierung in Tiflis gefordert: Das “Auslandsagentengesetz” nach russischem Vorbild sei mit Georgiens Weg in die EU nicht kompatibel.

    Neben Balten und Osteuropäern haben unter anderem auch Außenministerin Annalena Baerbock und die Amtskollegen aus Frankreich, den Niederlanden sowie Schweden den Brief unterzeichnet. “Wir wenden uns mit großer Sorge über die sich rapide verschlechternde Lage in Georgien an Sie”, heißt es im Brief, der Table.Briefings vorliegt. Der Europäische Rat habe im Dezember dem Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten unter der Bedingung gewährt, dass weitere Reformen stattfinden. Mit der Gesetzgebung gefährde die Regierung nun die Chance, die europäische und euro-atlantische Integration des Landes voranzutreiben.

    EU-Erweiterungsstrategie in Gefahr

    Für die EU geht es auch um die Glaubwürdigkeit der Erweiterungsstrategie: Schockiert zeigen sich Diplomaten in Brüssel über die antiwestliche Rhetorik, die der Oligarch Bidsina Iwanischwili zuletzt angeschlagen hat. Der Milliardär ist Ehrenvorsitzender und starker Mann der Regierungspartei Georgischer Traum. Die Abkehr der Regierung vom demokratischen Westen und seinen Standards sei durch die Rede Iwanischwilis noch verstärkt worden, heißt es auch im Brief der Außenminister. Es sei “von großer Bedeutung, jetzt ein direktes und klares Zeichen zu setzen, um die europäische Zukunft Georgiens zu sichern”.

    Borrell und Várhelyi werden im Brief aufgefordert, vor dem Sommer und vor dem schriftlichen Fortschrittsbericht im Herbst mündlich über die Auswirkungen des “russischen Gesetzes” zu berichten, das sich gegen NGOs und Zivilgesellschaft im Land richtet. In Vorbereitung ist zudem schon für heute ein Statement der 27 Mitgliedstaaten, in dem das demokratiefeindliche Gesetz verurteilt werden soll. Laut Diplomaten ist jedoch unklar, ob Ungarn einer gemeinsamen Reaktion zustimmen werde. In diesem Fall werde Borrell ein Statement im eigenen Namen abgeben. Innerhalb der Kommission stemme sich aber auch Erweiterungskommissar Várhelyi gegen eine harte Gangart gegenüber Georgien.

    Regierung soll Gesetz zurückziehen

    Die EU hat allerdings nicht viele Instrumente, um auf die Regierung in Tiflis Druck auszuüben. In Brüssel wird damit gerechnet, dass Präsidentin Salome Surabischwili nach einer Verabschiedung im Plenum heute die Inkraftsetzung des Gesetzes mit einem Veto zumindest verzögert. Es gebe dann ein Zeitfenster von zehn Tagen, um die Regierung zum Rückzug des Gesetzes zu bewegen, sagen Diplomaten. In einem separaten Brief fordert die grüne EU-Abgeordnete Viola von Cramon zusammen mit drei weiteren Europaparlamentariern Josep Borrell auf, vor dem nächsten Treffen der EU-Außenminister Sanktionen gegen Georgiens starken Mann Iwanischwili und die Abgeordneten der Regierungspartei vorzubereiten.

    Georgien werde bei dem Treffen vom 27. Mai sicher auf der Agenda der Außenminister sei, sagen Diplomaten. Gezielte Sanktionen seien im Fall Georgiens schwierig, da Iwanischwili praktisch den gesamten Staat kontrolliere. Für ein Einfrieren von Beitrittsverhandlungen brauche es keinen besonderen Beschluss, wie das Beispiel Türkei zeige. Nicht sinnvoll sei zudem die Diskussion über eine Suspendierung der Visa-Befreiung, da ein solcher Schritt vor allem Georgiens proeuropäische Bevölkerung treffen würde. sti

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    Seltene Metalle: DR Kongo beliefert USA und EU mit Germanium

    Die Europäische Union und die USA haben in der vergangenen Woche mit der DR Kongo eine Vereinbarung über den Bergbau in dem Land getroffen. Demnach wird der belgische Konzern Umicore eine Partnerschaft mit einer Tochtergesellschaft des staatlichen Bergbauunternehmens Gécamines eingehen, um Germanium aus Bergbaunebenprodukten, sogenannter Schlacke, zu gewinnen. Dies geht aus einer Pressemitteilung von Umicore hervor. Germanium ist ein seltenes Metall, das etwa zur Herstellung von Halbleitern, optischen Kabeln und Solarzellen benötigt wird.

    Der Deal ist Teil der Minerals Security Partnership (MSP), einem Zusammenschluss von 14 Ländern und der EU unter dem Vorsitz der USA. Ziel der MSP ist es, öffentliche und private Investitionen in nachhaltige Lieferketten für kritische Mineralien weltweit anzuregen. Sie konzentriert sich auf die Versorgungsketten, die für saubere Energietechnologien am wichtigsten sind, etwa die für Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan, Graphit, Seltene Erden und Kupfer. Die DR Kongo, die über große Kobalt-, Coltan- und Lithiumvorkommen verfügt, spielt dabei eine Schlüsselrolle.

    Beschwerden über Absichtserklärung zwischen EU und Ruanda

    Umicore wird seinen kongolesischen Partner bei der Verwertung von Germanium aus dessen Abraumhalde in Lubumbashi unterstützen. Unter Nutzung des belgischen Fachwissens in den Bereichen Raffination und Recycling soll dort eine neue Verarbeitungsanlage optimiert werden. Im Gegenzug erhält Umicore exklusiven Zugang zum verfeinerten Germanium. Der Prozess soll im letzten Quartal 2024 anlaufen.

    Das neue Abkommen kommt auch in Folge kongolesischer Beschwerden über eine Absichtserklärung zwischen der EU und Kongos Nachbar Ruanda. Im Februar hatten sich die EU-Kommission und die ruandische Regierung über nachhaltige Lieferketten für kritische Mineralien verständigt. Der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi bezeichnete das Abkommen als “Provokation”. Die kongolesische Regierung beschuldigt Ruanda, die M23-Miliz im Ostkongo zu unterstützen und auf diese Weise die Bodenschätze zu plündern, ins Ausland zu schmuggeln und illegal auf den Weltmarkt zu bringen. So ist Kinshasa derzeit in einem Rechtsstreit mit dem Technologiekonzern Apple, dem die Anwälte des Landes vorwerfen, illegal erlangte Mineralien in seinen Geräten zu verwenden.

    Am vergangenen Donnerstag sagte der EU-Gesandte in Kinshasa, Nicolás Berlanga Martinez, dass die EU “mehr Sensibilität” für die kongolesischen Bedenken bezüglich des Pakts mit Ruanda hätte zeigen sollen. “Wir arbeiten mit der kongolesischen Regierung zusammen, damit das Protokoll mit Ruanda, in dem es um Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Mineralien geht, zu Gunsten des Kongo ausfällt”, sagte er. Die DR Kongo müsse das erste Land sein, das von einer größeren Transparenz im Bergbau profitiere, da ein Großteil der Mineralien aus dem Land stamme, fügte er hinzu. ajs

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    DMA: Booking.com ist jetzt Gatekeeper

    Nun fällt auch Booking.com unter den DMA: Die Europäische Kommission hat die Buchungsplattform als Gatekeeper im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) eingestuft. Die Plattformen X Ads und Tiktok Ads dagegen nicht. “Urlauber werden von mehr Auswahl profitieren und Hotels von mehr Geschäftsmöglichkeiten”, sagte Exekutiv-Vizepräsidentin Margrethe Vestager, zuständig für Wettbewerbspolitik. Die Kommission hat parallel eine Marktuntersuchung eingeleitet, um die Einwände von X gegen die Einstufung seines Online-Netzwerkdienstes weiter zu prüfen.

    Der DMA zielt darauf ab, faire und wettbewerbsfähige Märkte im digitalen Sektor zu gewährleisten. Er reguliert Gatekeeper, also große digitale Plattformen, die eine wichtige Schnittstelle zwischen Geschäftsnutzern und Verbrauchern darstellen. Dies folgt auf einen Überprüfungsprozess, den die Kommission nach den Meldungen der drei Unternehmen über ihren potenziellen Status als Gatekeeper am 1. März 2024 vorgenommen hat.

    Booking.com muss in sechs Monaten den DMA vollständig einhalten

    Basierend auf der Selbstbewertung von Booking.com hat die Kommission festgestellt, dass dieser Kernplattformdienst (CPS) ein wichtiger Vermittler zwischen Unternehmen und Verbrauchern ist. Binnenmarktkommissar Thierry Breton kündigte an, die Kommission werde dafür sorgen, dass das Unternehmen innerhalb von sechs Monaten vollständig den DMA-Verpflichtungen nachkomme.

    Im Gegensatz dazu hat die Kommission bei X Ads und Tiktok Ads, trotz Erfüllung der quantitativen Schwellenwerte des DMA, entschieden, dass diese Dienste nicht als wichtige Vermittler gelten. Eine weitere Marktuntersuchung wird die Einwände von X gegen die Einstufung seines Online-Netzwerkdienstes bewerten, die Untersuchung soll innerhalb von fünf Monaten abgeschlossen sein. vis

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    DSA: Wie die Kommission mit der britischen Medienaufsichtsbehörde kooperiert

    Die für den Digital Services Act (DSA) zuständigen Dienststellen der Kommission haben ein Verwaltungsabkommen mit der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom unterzeichnet, um einander bei der Durchsetzung von Vorschriften für soziale Medien zu unterstützen. Dieses Abkommen zielt darauf, die Arbeit der Kommission und des Office of Communication bei der Überwachung von Online-Plattformen im Rahmen des DSA und des britischen Online Safety Act zu erleichtern.

    Die Vereinbarung deckt Bereiche von gemeinsamem Interesse ab, wie den OnlineSchutz von Minderjährigen, Technologien für altersgerechtes Design, die Transparenz von Online-Plattformen, Risikobewertungen und den Einfluss von Algorithmen auf systemische Risiken für die Gesellschaft. Die Zusammenarbeit umfasst technische Expertendialoge, gemeinsame Schulungen technischer Mitarbeiter, den Austausch bewährter Verfahren, gemeinsame Studien und koordinierte Forschungsprojekte. vis

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    Generative KI: Was Fraunhofer vorschlägt, um Europa wettbewerbsfähig zu machen

    In einem aktuellen Positionspapier fordert die Fraunhofer-Gesellschaft eine verstärkte Umsetzung und Förderung generativer KI-Technologien in Deutschland und Europa. Die Empfehlungen richten sich darauf, die technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Umfeld zu stärken und gleichzeitig die Anwendung generativer KI voranzutreiben.

    Die Dringlichkeit dieser Maßnahmen ergibt sich aus der zunehmenden Dominanz US-amerikanischer KI-Plattformen und der daraus resultierenden Abhängigkeit europäischer Akteure. Fraunhofer argumentiert, dass eine schnelle und effektive Umsetzung der europäischen KI-Regulierung (AI Act) und die Förderung von Eigenentwicklungen essenziell sind, um die Abhängigkeit von nicht-europäischen Technologien zu reduzieren und gleichzeitig die wirtschaftliche Wertschöpfung zu erhöhen.

    Drei Fokuspunkte

    Das Positionspapier skizziert drei zentrale Säulen zur Stärkung der generativen KI:

    1. die Entwicklung und Beherrschung eines umfassenden Technologie-Stacks, also des Zusammenspiels verschiedener Technologien von der Datenkuration bis zum Training eigener Modelle von Grund auf.
    2. die Schaffung umfassender und sicherer Datensätze, die nicht nur für die Forschung, sondern auch für industrielle Anwendungen zugänglich sind.
    3. die Bereitstellung hoher Rechenleistungen für das Training und Hosting der KI-Modelle, um den Zugang und die Innovation zu erleichtern.

    Diese strategischen Ansätze sollen Deutschland und Europa nicht nur in die Lage versetzen, unabhängig zu agieren, sondern auch eine Führungsrolle in der ethischen und nachhaltigen Entwicklung von KI-Technologien einzunehmen. Fraunhofer sieht hierin eine Chance, die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu fördern und gleichzeitig den Datenschutz und die Vertrauenswürdigkeit in KI-Systeme zu stärken. vis

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    Wahlen in Katalonien: Was die Niederlage der Separatisten bedeutet

    Bei der vorgezogenen Parlamentswahl in Katalonien haben die Wähler die separatistischen Kräfte abgestraft und die Sozialisten belohnt. Erstmals seit 1980 verloren die verschiedenen Parteien der Unabhängigkeitsbefürworter im Regionalparlament die absolute Mehrheit der Sitze. Die Sozialisten von Spitzenkandidat Salvador Illa bekamen hingegen erstmals die meisten Stimmen und die meisten Sitze, verfehlten aber die absolute Mehrheit von 68 Sitzen. “Ich übernehme die Verantwortung, diese neue Etappe zu führen”, sagte Illa am Wahlabend. Gemeint ist die Abkehr vom Separatismus.

    Der Erfolg der Sozialisten wurde auch Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez zugerechnet. Er hatte sich für die Begnadigung verurteilter Separatisten und für eine Amnestie der ins Ausland geflohenen Befürworter der Unabhängigkeit der Region im Nordosten Spaniens eingesetzt. So wollte er den Konflikt entspannen und den Separatisten den Wind aus den Segeln nehmen. Im Gegenzug sicherte er sich deren Stimmen für seine Wiederwahl im vergangenen Herbst im Parlament in Madrid.

    Sozialist und Wahlsieger braucht Separatisten

    Illa könnte nun mit Unterstützung anderer linker Parteien zum Regierungschef gewählt werden. Kleiner Schönheitsfehler: Dazu gehört der größte Wahlverlierer, die separatistische ERC. Die Partei des nun nur noch geschäftsführenden Regionalregierungschefs Pere Aragonès stürzte auf den dritten Platz weit hinter Junts des noch im Exil lebenden Separatistenführers Carles Puigdemont ab. Sichtlich enttäuscht kündigte Aragonès am Wahlabend den Gang in die Opposition an. Ob ihm seine Partei dahin folgt, war unklar. Die Sozialisten riefen die ERC auf, eine Wahl Illas zum Regierungschef nicht zu blockieren. 

    Am Montag zog Aragonès auch persönlich Konsequenzen und verzichtete auf seinen Parlamentssitz. Er scheide aus der “vordersten Linie” der Politik aus, sagte er. Die Verhandlungen über eine Regierungsbildung dürften langwierig werden und wenn sie scheitern, könnte es eine weitere Neuwahl geben.

    Puigdemont will auch regieren

    Puigdemont, dem in Spanien bis zum Inkrafttreten der Amnestie die Verhaftung droht, hatte den Wahlkampf deshalb vom Ausland führen müssen. In der südfranzösischen Stadt Argelès-sur-Mer nur etwa zehn Kilometer nördlich der Grenze zu Spanien reklamierte er am Montag das Amt des Regierungschefs in Barcelona für sich: “Wir können eine stimmige Mehrheit zusammenbringen.” Damit meinte er eine Regierung, der nur separatistische Parteien angehören sollten. Eine solche Minderheitsregierung Puigdemont müsste von den siegreichen Sozialisten toleriert werden. Diese haben das aber bereits ausgeschlossen.

    Nach einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum und einem Beschluss zur Abspaltung von Spanien war Katalonien im Herbst 2017 unter der Ägide Puigdemonts ins Chaos gestürzt. Puigdemont konnte damals mit weiteren Regierungsmitgliedern ins Ausland fliehen. Mehrere der im Land gebliebenen Mitstreiter wurden zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt, später aber begnadigt. Unter den Folgen des chaotischen Trennungsversuches – politische Instabilität sowie eine Unternehmens- und Kapitalflucht – leidet Katalonien noch heute. dpa

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    Presseschau

    Deutschland und nordische Länder bekräftigen Unterstützung für Ukraine HANDELSBLATT
    Großbanken der Eurozone verringern Russland-Engagement SPIEGEL
    Asylreform der EU nimmt letzte Hürde PULS24
    Strengere CO₂-Emissionsnormen für schwere Nutzfahrzeuge im EU-Rat beschlossen HEISE
    EU lockert Ökoregeln für Bauern AUGSBURGER ALLGEMEINE
    SPD-Spitzenkandidatin Barley im EU-Wahlkampf: Eine Anti-Populistin sucht die Aufmerksamkeit TAGESSPIEGEL
    Marie-Agnes Strack-Zimmermann: Die EU braucht keinen neuen Schuldenfonds FAZ
    Linken-Kandidatin Carola Rackete: “Ein Mandat sollte zeitlich begrenzt sein” WEB.DE
    Teams: Microsoft droht EU-Wettbewerbsbeschwerde HEISE
    Digitale Souveränität: Mastodon-Server der EU steht weiter vor dem Aus NETZPOLITIK.ORG
    Georgien: Parlament in Tbilissi hält trotz Protesten an Agentengesetz fest ZEIT
    Griechenlands Regierungschef Mitsotakis besucht Präsident Erdoğan in Ankara SÜDDEUTSCHE
    Griechenland droht Nordmazedonien wegen Namensstreits mit EU-Blockade ZEIT
    Erstmals seit russischer Invasion: Ukrainischer Außenminister zu Besuch in Serbien WEB.DE
    Vier Minister wollten nach Straßburg, Polens Premier Tusk bildete Regierung um DER STANDARD
    Neuer Widerstand für Sunaks Ruanda-Pläne aus Nordirland DER STANDARD
    AMS-Osram baut Chip-Produktion in Österreich mit EU-Hilfe aus HANDELSBLATT
    EU beschwert sich über Flaggenpolitik des ESC ZDF

    Heads

    Die entscheidenden Köpfe der EU-Szene – Think-Tanks

    Nicolai von Ondarza – Forschungsgruppebleiter EU/Europa Stiftung Wissenschaft und Politik

    Der Leiter der Forschungsgruppe EU/Europa bei der Stiftung Wissenschaft und Politik ist der vielleicht beste Experte für deutsche Europapolitik und eine der führenden Stimmen in der Debatte um die Weiterentwicklung der Europäischen Union. Er analysiert scharfsinnig und mit politischem Gespür.

    Johannes Lindner – Co-Direktor Jacques Delors Centre

    Der Leiter des Jacques Delors Centre an der Berliner Hertie School führt einen sehr agilen Think-Tank. Er selbst forscht zu wirtschafts- und finanzpolitischen Themen. Aus seiner Zeit bei der Europäischen Zentralbank bringt er Expertise und gute Kontakte in die EU-Institutionen und die Bundesregierung mit.

    Thu Nguyen – Vize-Direktorin Jacques Delors Centre

    Die stellvertretende Direktorin des Jacques Delors Centres ist ausgewiesene Expertin für institutionelle Fragen und Rechtsstaatlichkeit. Die Bundesregierung berief die Europarechtlerin deshalb in die deutsch-französische Expertengruppe, die im Herbst 2023 Reformvorschläge für die EU vorlegte. Als Moderatorin des Podcasts “EU to go” spricht sie auch ein breiteres Publikum an.

    Jana Puglierin – Senior Policy Fellow ECFR

    Die Leiterin des Berliner Büros des European Council on Foreign Relations zählt zu den führenden Expertinnen für Außen- und Sicherheitspolitik. Im Zuge des Angriffs auf die Ukraine ist sie viel als Mittlerin gefragt: Im Ausland erklärt sie die deutsche Zeitenwende, und in Deutschland, wie wichtig das Handeln Berlins ist.   

    Janis A. Emmanouilidis – Forschungsdirektor EPC

    Seit mehr als zehn Jahren Forschungsdirektor des European Policy Centre, zählt er zu den einflussreichsten Experten in Brüssel. Der studierte Diplom-Kaufmann beherrscht eine große Bandbreite an Themen von der Wirtschaftspolitik bis zur Frage der Demokratisierung der EU.

    Guntram Wolff – Senior Fellow Bruegel

    Seit mehr als zehn Jahren prägt Guntram Wolff die wirtschaftspolitischen Debatten in der EU. Zwischen 2013 und 2022 leitete er den einflussreichen Brüsseler Thinktank Bruegel, zu dem er 2024 nach eineinhalb Jahren als CEO der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik als Senior Fellow zurückkehrte. Der Honorarprofessor der Universität Erfurt beschäftigt sich zurzeit vor allem mit geoökonomischen Fragen im Zusammenhang mit der europäischen Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine.

    Jeromin Zettelmeyer – Direktor Bruegel

    Jeromin Zettelmeyer kam 2022 vom Strategiedepartement des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington DC nach Brüssel, um die Leitung von Bruegel zu übernehmen. Neben der Führung des Think-Tanks beschäftigt er sich aktuell mit Fragen der Wirtschaftssicherheit und der Wettbewerbsfähigkeit Europas.

    Shahin Vallée – Leiter Geoökonomie DGAP

    Seit mehr als einer Dekade verfolgt Shahin Vallée die europäische Wirtschaftspolitik von ganz nah. Der aktuelle Direktor des Geoökonomie-Programms der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik war von 2012 bis 2014 wirtschaftlicher Berater des damaligen Präsidenten des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy. Danach wurde er wirtschaftlicher Berater von Emmanuel Macron, als dieser das französische Wirtschaftsministerium leitete. Aktuell beschäftigt er sich besonders intensiv mit der französischen und europäischen Budgetpolitik.

    Stormy-Annika Mildner – Direktorin Aspen Institute Deutschland

    Die international anerkannte Expertin für transatlantische Beziehungen und Handelsfragen leitet seit Januar 2021 als Direktorin das Aspen Institute Germany. Mit wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Kompetenz bringt sie sich aktiv in die Diskussion großer politischer Zukunftsfragen ein. Ihre Kernthemen sind die digitale Transformation, die künftige Rolle Deutschlands und Europas sowie die Beziehungen zu China.

    Georg Zachmann – Energieexperte Bruegel

    Schafft es mit seinem Expertenteam bei Bruegel immer wieder, Impulse für die Energiepolitik der Kommission zu liefern. Großer Beliebtheit bei anderen Experten wie auch Journalisten erfreuen sich die Datensammlungen seines Teams – besonders seit der Energiekrise.

    Europe.Table Redaktion

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