Table.Briefing: Europe

Lieferketten: Lührmann kontert Buschmann + Letta fordert weitere Binnenmarktintegration + Zwei Jahre Krieg schlauchen Russland

Liebe Leserin, lieber Leser,

Die EU-Finanzminister starten heute auf dem informellen Wirtschafts- und Finanzrat (Ecofin) in Gent eine Debatte, um die strategischen Ziele der Europäischen Investitionsbank (EIB) für die kommenden Jahre zu definieren. Eine Note der belgischen Präsidentschaft hat dafür neun Prioritäten vorskizziert: Konsolidierung der EIB als “Klimabank”; Beschleunigung des digitalen Wandels; Ausweitung der European Tech Champions Initiative; mehr Investitionen für Sicherheit und Verteidigung; Entwicklung innovativer Finanzierungen für die Landwirtschaft; Ankurbelung der Investitionen in die soziale Infrastruktur und Pionierarbeit bei der Kapitalmarktunion.

Außerdem noch in dem Dokument: Hilfen an die Ukraine, die EU-Nachbarschaftspolitik und die Bereitstellung strategischer Investitionen über die Global Gateway Initiative. Allerdings, so vermuten Insider, wird die neue EIB-Chefin Nadia Calviño in Gent den Ministern ihre eigene Sicht und eine gestraffte Liste präsentieren. Der Bereich Agrar etwa würde gestrichen und Finanzierungen außerhalb der EU einschließlich der Ukraine könnten in einem einzigen strategischen Ziel zusammengefasst werden. Dagegen würde die Kohäsionspolitik neu aufgenommen. Das spiegelt die Überzeugung der Spanierin, die Stoßrichtung der EIB auf Projekte innerhalb der EU zu fokussieren.

Die Straffung der Liste dürfte aber auch noch einen weiteren Hintergrund haben. Ohne klare eigene Vorstellung fürchten die Insider, die Mitgliedstaaten könnten die Bank mit Forderungen nach einem deutlich stärkeren Engagement für die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik überziehen. Derzeit darf die EIB nur in sehr engem Rahmen Darlehen für Dual-Use-Projekte bereitstellen. Mit einer geänderten Kreditpolitik könnte die EIB hier zweifelsohne deutlich mehr machen – eine spannende Debatte für die EIB. Die belgische Ratspräsidentschaft will die in Gent gestartete Debatte bis Juni abschließen. Dann soll der EIB-Gouverneursrat die konkreten strategischen Prioritäten für die EU-Bank festzurren.

Ihr
Christof Roche
Bild von Christof  Roche

Analyse

Binnenmarkt: Letta will Integration von Verteidigung, Telekom, Energie und Kapitalmarkt

Enrico Letta, der ehemalige Ministerpräsident Italiens, zu Gast im Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments am 22. Februar in Brüssel.

Enrico Letta wurde im vergangenen Jahr von der belgischen Regierung beauftragt, einen Bericht zur Zukunft des europäischen Binnenmarkts zu verfassen. Vor allem Unternehmen wiesen in den vergangenen Monaten verstärkt darauf hin, dass der Binnenmarkt im internationalen Kontext an Wettbewerbsfähigkeit verliere und intern noch stark fragmentiert sei. Am Donnerstag hat er seine Empfehlungen im Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments vorgestellt. Im April dieses Jahres soll der Bericht schließlich von europäischen Staats- und Regierungschefs diskutiert werden.

Letta sagte, dass er die geopolitische Situation als Ausgangslage für seinen Bericht genommen habe. Sie sei der große Unterschied zwischen heute und den 1980er-Jahren, als der Binnenmarkt unter Jacques Delors konzipiert wurde. Um den Binnenmarkt an diese neue geopolitische Ausgangslage anzupassen brauche es entscheidende Integrationsschritte in vier Bereichen: Verteidigung, Telekom, Energie und Finanzmärkte.

Skaleneffekte und Geschwindigkeit dank Integration

Es sind Sektoren, in denen nationale Interessen eine nennenswerte Marktintegration bisher verhindert haben. “Mein Bericht wird vorschlagen, diese vier Sektoren als europäische strategische Assets zu betrachten, in denen sich die europäische Dimension gegenüber der nationalen Dimension durchsetzt”, erklärte Letta den anwesenden Abgeordneten. Wenn die EU in diese Richtung ginge, so Letta, würde dies zu Skaleneffekten und Geschwindigkeit führen, die im heutigen internationalen Umfeld so wichtig seien.

Außerdem sprach Letta sich für eine stärkere Durchsetzung der Binnenmarktregeln aus. Im Vergleich zu ihren Vorgängern hat die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen signifikant weniger Verfahren gegen Mitgliedstaaten eingeleitet, die EU-Richtlinien ungenügend umsetzen. Die daraus resultierende Fragmentierung ist einer der großen Kritikpunkte der Industrie, die gerne einen harmonisierten Binnenmarkt hätte.

Harmonisierung durch Verordnung statt Richtlinien

Wie er die Harmonisierung im Binnenmarkt erreichen will, führte Letta nicht weiter aus. André Sapir, Senior Fellow beim wirtschaftspolitischen Thinktank Bruegel und Professor an der ULB in Brüssel, argumentiert dafür, weniger auf EU-Richtlinien und mehr auf EU-Verordnungen zu setzen. Zu Beginn des Binnenmarkts habe man stark auf Richtlinien gesetzt, die nur über den Umweg nationaler Transposition wirken, um nicht zu stark an der nationalstaatlichen Autonomie zu kratzen. “Aber jetzt sehen wir, dass viele Länder das so umsetzen, wie sie wollen”, sagt Sapir Table Media.

Einen Schritt in Richtung direkt anwendbarer EU-Verordnungen habe es nach der Finanzkrise schonmal gegeben. Aber vielleicht sei er jetzt für den Rest des Binnenmarkts ebenfalls angebracht, so Sapir. Damit könne man auch dem sogenannten “Gold Plating” entgegenwirken. Beim “Gold Plating” setzen Nationalstaaten Richtlinien zwar korrekt um, versehen sie aber mit Zusatzbestimmungen, die nationale Unterschiede kreieren.

Lobby-Offensive der Industrie

“Gold Plating” ist ein besonderer Dorn im Auge der Industrie, welche die Debatte aktuell mit vielen Vorstößen prägt. Am Dienstag lancierte die Chemie- und Schwerindustrie einen Appell für einen “Industrial Deal” für Europa. Am Donnerstag lud der European Roundtable for Industry (ERT) zur Diskussion über die Zukunft des Binnenmarkts, an dem Unternehmensvertreter für eine stärkere Marktintegration warben.

Der ERT-Vorsitzende Jean-François van Boxmeer, der auch der Vodafone-Gruppe vorsteht, sprach sich für eine Integration des Telekommarkts aus. Ilham Kadri, CEO von Syensqo (ehemals Solvay), beklagte die Energieunsicherheit, welche die Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährde. Beide dürften sich über die vorgeschlagenen Integrationsschritte im Telekom- und Energiesektor in Lettas Bericht freuen.

Verbraucherschutz besorgt über Konsolidierungswünsche

Es gibt aber auch kritische Stimmen, zum Beispiel aus Sicht des Verbraucherschutzes. Die Generaldirektorin des europäischen Verbraucherverbands BEUC, Monique Goyens, warnte Letta während seines Auftritts im Binnenmarktkomitee davor, den Unternehmensinteressen nicht zu viel Gewicht zu geben.

Das Argument der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit werde vor allem von großen Unternehmen zum Beispiel im Telekomsektor vorgebracht, denen es eigentlich um Konsolidierung gehe. “Das ist ein bisschen paradox. Im Binnenmarkt geht es um Wettbewerb, aber hier wird plötzlich weniger Wettbewerb gefordert”, warnte sie. Und dies führe zu weniger Auswahl und höheren Preisen für die Konsumenten.

Repasi will Deal zwischen Marktliberalen und Progressiven

Zudem kritisierte Goyens die Klagen der Unternehmen über die gestiegene Regulierungslast. Europäische Regulierungen und Standards sind für sie ein wichtiger Bestandteil des Binnenmarkts. Sie garantierten, dass der Binnenmarkt im Endeffekt auch den Bürgern zugutekommt. Es ist absehbar, dass der Streit um Vereinfachung und Entbürokratisierung die Binnenmarktdebatte in den nächsten Monaten stark prägen wird.

Der SPD-Europaparlamentarier René Repasi warnte davor, dass progressive und marktliberale Kräfte sich in diesem Streit nicht gegenseitig blockierten. “Aktuell sehen wir, dass unsere zwei Visionen gegeneinander anrennen und wir uns nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen”, sagte Repasi und warb für einen Deal zwischen den beiden Kräften.

Progressive Kräfte müssten akzeptieren, dass gewisse Regulierungen und Marktbarrieren fallen müssen, um den Binnenmarkt zu dynamisieren. Und marktliberale Kräfte müssten akzeptieren, dass dies nur möglich sei, wenn ein hohes soziales Schutzniveau in ganz Europa garantiert sei, so Repasi. Nur so könne auf Basis von Enrico Lettas Bericht schnell genug gehandelt werden.

  • EU-Binnenmarkt
  • Wettbewerbsfähigkeit
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Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Russland schöpft eigene Ressourcen aus

Russlands Stärke ist Europas Trägheit – so lässt sich die Situation in der Ukraine zwei Jahre nach der Vollinvasion der russischen Armee zusammenfassen. Nachdem der Regierung Wladimir Putins kurz nach dem 24. Februar 2022 klar geworden war, dass ein schneller Sieg nicht zu erwarten ist, wurde das Land im Eiltempo auf Kriegskurs umgestellt. Seitdem ist Russland der Ukraine und ihren Unterstützern stets einige Schritt voraus.

Zumindest kurzfristig hat Russland deshalb die Oberhand: An der Front konnte die russische Armee zuletzt leichte Geländegewinne vermelden, vor allem im Osten der Ukraine bei Awdijiwka. Wichtig ist hier aber weniger der konkrete, überschaubare Erfolg, sondern zwei andere Faktoren: Zum einen bezahlt Russland die Einnahme dieser ehemals 31.000-Einwohner-Stadt mit sehr hohen Verlusten. Nach Angaben eines pro-russischen Militärbloggers, der sich mit dem Verteidigungsministerium angelegt hatte, starben mindestens 16.000 russische Soldaten bei der Offensive auf Awdiijwka. Zum anderen binden die Kämpfe dort viele Kräfte der Ukraine, die sie im Süden des Landes nicht einsetzen kann.

Der Militärblogger Andrej Morosow, “Murs”, der über die hohen Verluste berichtete, hat in dieser Woche angeblich Suizid begangen. Zuvor hatte er sich, als Soldat vor Ort, öffentlich über die hohen Verluste und die unwahre Berichterstattung über die Frontlage bei der Führungsspitze beschwert.

Behörden bereiten stille Mobilmachung vor

Russland gleicht die hohen Verluste mit einem stetigen Nachschub an frischen Kräften aus. Nach offiziellen Angaben sind allein in den ersten Monaten dieses Jahres mehr als 53.600 neue Soldaten an die Front gelangt. Die Zahl lässt sich nicht überprüfen. Nach Auskunft von drei Experten, mit denen Table.Media sprach und die in Russland wehrpflichtige Männer beraten, wie sie dem Kriegsdienst entkommen können, rekrutieren die Behörden aber hartnäckig weiter – vor allem in Strafkolonien und auch in Waisenhäusern.

Vor den Präsidentschaftswahlen Mitte März erwarten die Experten keine offizielle Mobilmachung. Dafür bekämen jetzt alle wehrpflichtigen Männer einen Bescheid, dass sie sich im Falle einer Benachrichtigung innerhalb weniger Stunden bei entsprechenden Einheiten einfinden sollen, sagte eine Expertin. “Dann muss noch nicht einmal eine Mobilmachung offiziell verkündet werden.”

Dass Russland weiterhin sein Ziel verfolgt, sich mindestens Teile der Ukraine ganz einzuverleiben, zeigen auch Berichte über die Versorgung von Russland mit Artilleriemunition und Raketen aus Nordkorea und dem Iran. Rund 400 iranische Raketen mit einer Reichweite bis zu 700 Kilometern sollen in Russland angekommen sein. Diese Nachricht konterkariert aber zugleich russische Behauptungen, wonach sie die Produktion von Raketen erheblich hochgefahren haben.

Beide Seiten setzen auf Zeit

Grundsätzlich fehlen der russischen Rüstungsbranche die Arbeitskräfte. Nach offiziellen Angaben betrug die zuletzt genannte Arbeitslosenquote 2,9 Prozent – was quasi bedeutet, dass es keine verfügbaren Arbeitskräfte mehr gibt. Die Rüstungsbranche sucht Kräfte für einfache bis hoch spezialisierte Tätigkeiten und konkurriert dabei mit dem Verteidigungsministerium. Nach Auswertung des unabhängigen russischen Mediums Cholod, müssen immer mehr Betriebe aus dem zivilen Sektor für die Armee produzieren, weil “die Nachfrage durch die Rüstungsbranche allein nicht gedeckt werden kann”.

Das zweite große Problem für Russland: die westlichen Sanktionen. Obwohl es Moskau gelingt, über Umwege genug elektronische Komponenten vor allem für den Raketen- und Drohnenbau einzuführen, sieht es mit schweren Waffen und gepanzerten Fahrzeugen deutlich schlechter aus. In diesem Punkt wendet sich das Blatt mittelfristig zugunsten der Ukraine, weil in der EU und in der Ukraine die Produktion für Artillerie hochgefahren wird. Aktuell versuchen aber sowohl die russischen Besatzer wie die ukrainischen Verteidiger, den Status quo zu halten.

  • Russland
  • Ukraine
  • Verteidigungspolitik

EU-Monitoring

26.02.-27.02.2024
Informelle Ministertagung Gleichstellung
Themen: Erfolge und Lehren aus dem aktuellen europäischen Gleichstellungsmandat, Erörterung schnellerer Fortschritte in Sachen Gleichstellung. Infos

26.02.2024 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
Themen: Gedankenaustausch zu schnellen und strukturellen Antworten auf die aktuelle Krisensituation im Agrarsektor, Informationen des Vorsitzes zur Ministerkonferenz “Biosicherheit und Impfung: wesentliche Instrumente für die Prävention, Bekämpfung und Ausrottung von Tierseuchen”. Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

26.02.2024 – 17:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Jahresbericht 2023, Schutz vor Marktmanipulation, Schutz der Umwelt
Themen: Aussprache zum Jahresbericht 2023 der EZB, Aussprache zum besserer Schutz der Union vor Marktmanipulation auf dem Energiegroßhandelsmarkt, Vorstellung des Berichts zum strafrechtlichen Schutz der Umwelt. Vorläufige Tagesordnung

26.02.2024 – 19:00-20:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
Themen: Abstimmung über vorübergehende Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels in Ergänzung der Handelszugeständnisse für ukrainische Waren im Rahmen des Assoziierungsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Europäischen Atomgemeinschaft und der Ukraine, Gedankenaustausch mit der Kommission über Störungen des Binnenmarktes im Zusammenhang mit den Protesten der Landwirte. Vorläufige Tagesordnung

27.02.2024
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Europäische Strategie für die Verteidigungsindustrie, Europäisches Verteidigungsinvestitionsprogramm (EDIP). Vorläufige Tagesordnung

27.02.2024 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Mehrjähriger Finanzrahmen, Fazilität für die Ukraine, Wiederherstellung der Natur
Themen: Aussprache zum mehrjährigen Finanzrahmen für den Zeitraum von 2021 bis 2027, Aussprache zur Einrichtung der Fazilität für die Ukraine, Abstimmung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law). Vorläufige Tagesordnung

28.02.2024
EuGH-Urteil zur Finanzierung der Festen Fehmarnbeltquerung
Themen: Der EuGH entscheidet darüber, ob das öffentliche Finanzierungsmodell für die Feste Fehmarnbeltquerung zur Verbindung der dänischen und der deutschen Küste mit den EU-Beihilfevorschriften vereinbar ist. Infos

28.02.2024 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Unterstützung für die Ukraine, Rechtsstaatlichkeit 2023, Entlastung von überschüssigen Quellensteuern
Themen: Abstimmung zur Notwendigkeit unverbrüchlicher EU-Unterstützung für die Ukraine zwei Jahre nach dem Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, Aussprache zum Bericht der Kommission über die Rechtsstaatlichkeit 2023, Abstimmung zu schnelleren und sichereren Verfahren für die Entlastung von überschüssigen Quellensteuern. Vorläufige Tagesordnung

29.02.-01.03.2024
Informelle Ministertagung Bildung
Themen: Die für Bildung zuständigen Minister kommen zu Beratungen zusammen. Infos

29.02.2024
EuGH-Urteil zur Rückerstattung der Reisekosten bei pandemiebedingtem Rücktritt
Themen: Der Bundesgerichtshof möchte vom EuGH wissen, ob nach der Pauschalreiserichtlinie 2015/2302 für die Beurteilung der Berechtigung des Rücktritts nur jene unvermeidbaren, außergewöhnlichen Umstände maßgeblich sind, die zum Zeitpunkt des Rücktritts bereits aufgetreten sind, oder ob auch unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände zu berücksichtigen sind, die nach dem Rücktritt, aber noch vor dem geplanten Beginn der Reise tatsächlich auftreten. Infos

29.02.2024 – 09:00-16:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Abkommen EU-Chile, Abkommen EU-Südliches Afrika, Große Anfragen
Themen: Aussprache zum Rahmenabkommen zwischen der EU und der Republik Chile, Abstimmung zur Umsetzung des Wirtschaftspartnerschaftsabkommens zwischen der EU und der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika, Aussprache zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

News

Lieferkettengesetz: Lührmann fordert Verlässlichkeit von FDP

Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann, kritisiert das Verhalten der FDP gegenüber der Europäischen Union und warnt davor, dass Deutschland Einfluss verlieren könnte. “Wir müssen ein verlässlicher Partner sein und zu dem Wort stehen, das wir einmal gegeben haben”, sagte sie zu Table.Media. “Wenn wir in den Verhandlungen eine Position vertreten, andere Mitgliedsländer auf uns zugehen und wir dann doch nicht für das erzielte Ergebnis stimmen: Dann werden die Mehrheiten künftig ohne Deutschland gebildet.” Dies könne auch wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen: “Wichtige Anliegen können wir dann nicht mehr einbringen, etwa für Unternehmen.” 

Lührmann, in ihrem Amt für die Themen Europa und Klima zuständig, reagiert damit auf ein Interview von Bundesjustizminister Marco Buschmann im Spiegel. Darin verteidigte der FDP-Politiker sein spätes Veto gegen das EU-Lieferkettengesetz, welches erst nach der Trilog-Einigung erfolgte.

Auch weitere Vorhaben zu Flottengrenzwerten bei Pkw und Lkw, dem Verbrenner-Aus und der Regelung von Plattformarbeit waren schon sehr weit gediehen, als die FDP ihre Blockade ankündigte. Er sei zwar ein “glühender Fan der EU” und wolle “Akzeptanz für europäische Politik”. Zugleich müssten Verhandlungen infrage gestellt werden können, wenn man das Ergebnis für falsch halte. Zumal Trilog-Gespräche und andere EU-Debatten intransparent seien. Sonst würden Rechtspopulisten nur mehr Stimmen gewinnen, so Buschmann.

“Entscheidungsfindungsprozesse transparenter machen”

“Wir können darüber sprechen, wie wir die Entscheidungsfindungsprozesse in Brüssel transparenter machen, und wie wir das Europäische Parlament stärken”, kontert Anna Lührmann. Aber: “Ich halte nichts davon, Grundsatzkritik an etablierten Verfahren zu üben, wenn man nicht gleichzeitig praktikable Alternativen vorschlägt.” Vielmehr müsse es darum gehen, für die EU zu werben und zu erklären, wie in Brüssel Entscheidungen getroffen werden.

Zudem könne man nicht alle Verhandlungen, in denen es darum geht, Vertrauen aufzubauen und gemeinsame Positionen auszuloten, mit einer TV-Kamera daneben führen. “Die größte Tugend der EU ist Kompromissbereitschaft. Man darf nicht immer mit dem Kopf durch die Wand wollen.”

Die Grünen-Politikerin widerspricht auch dem Eindruck, dass die FDP keinen Einfluss auf die Verhandlungen zum EU-Lieferkettengesetz hatte. “Wir haben uns in allen Schritten in der Bundesregierung abgestimmt und auch die FDP hat einzelnen Kompromissschritten im Verhandlungsprozess zugestimmt.” maw 

  • Ampel-Koalition
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Anti-Geldwäsche-Behörde kommt nach Frankfurt

Die neue Anti-Geldwäsche Behörde der Europäischen Union wird in Frankfurt am Main angesiedelt. Das entschieden die 27 EU-Mitgliedsstaaten am Donnerstag zusammen mit dem Europäischen Parlament, wie die belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Als schärfste Rivalen in dem monatelangen Auswahlprozess galten zuletzt Paris und Madrid, auch Dublin wurden Chancen eingeräumt.

In der hessischen Stadt ist bereits die Europäische Zentralbank (EZB) angesiedelt, die nicht nur die Leitzinsen festlegt und um Preisstabilität bemüht ist, sondern auch die größten Banken beaufsichtigt. Außerdem hat die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA ihren Sitz in Frankfurt. Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte sich persönlich als Standort für die Anti-Geldwäschebehörde für die Main-Metropole eingesetzt. Mit der Amla genannten Behörde in Frankfurt könne es in der Geldwäschebekämpfung eine Aufsicht aus einem Guss an nur einem Standort geben.

Im Gegenzug wird die Bundesregierung für das Geldwäschepaket stimmen, zu dem eine Obergrenze für Bargeldzahlungen gehört. Das hat Table.Media aus Verhandlungskreisen erfahren. Bislang hatte sich die FDP gegen die neuen Regeln gewehrt. Demnach sollen Barzahlungen über 10.000 Euro in der EU künftig verboten werden. 

“Vertrauensvorschuss im Kampf gegen Geldwäsche”

Deutsche Europaabgeordneten begrüßten die Entscheidung. Markus Ferber (CSU), wirtschaftspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion, erklärte: “Gerade die Nähe zum gemeinsamen Aufsichtsmechanismus bei der EZB ist ein unschlagbarer Vorteil.” Rasmus Andresen (Grüne) sagte, das Votum bedeute Vertrauensvorschuss, damit die Bundesrepublik beim Kampf gegen Geldwäsche gegenüber anderen Mitgliedsstaaten aufholt. Für Martin Schirdewan (Linke) gibt die Nähe zur EZB den “Geldwäschekontrolleurinnen und- kontrolleuren einen Vorsprung im Kampf gegen die organisierte Kriminalität.”

Die Behörde wird voraussichtlich zunächst bis zu 500 Mitarbeiter haben. Sie soll europaweit rund 200 Unternehmen direkt überprüfen, vor allem Banken und Finanzdienstleister. Geplant ist auch, dass sie Empfehlungen für nationale Behörden ausarbeitet.

Geldwäsche in Deutschland besonders verbreitet

Für die Amla sind in Frankfurt drei potenzielle Gebäude reserviert worden. Deutschland hat das Projekt mit zehn Millionen Euro unterstützt. Das Geld soll in den ersten Jahren helfen, schnell operativ tätig werden zu können.

Als Bürde bei der Bewerbung galt, dass Geldwäsche in Deutschland verbreiteter als in vielen anderen EU-Staaten ist. Ein internationales Expertengremium hatte Deutschland im Sommer 2022 zwar Fortschritte attestiert, sieht aber weiterhin Handlungsbedarf. Vor allem an einer effektiven Strafverfolgung hapert es demnach. Lindner will die unterschiedlichen Kompetenzen innerhalb der nationalen Geldwäschebekämpfung in einer neuen Behörde mit ausreichend Personal und einer modernen IT-Infrastruktur bündeln. Das Projekt ist aber noch nicht vom Bundestag beschlossen. rtr/luk

  • Korruption
  • Leitzinsen

Renaturierung: Änderungsanträge verunsichern Parlamentarier

Am Dienstag stimmt das EU-Parlament über das Trilog-Ergebnis des höchst umstrittenen Renaturierungsgesetzes ab. Die rechtskonservative EKR-Fraktion im EU-Parlament hat sechs Änderungsanträge eingebracht. Hinzu kommen die Ablehnungsanträge der EKR- und der rechtsnationalen ID-Fraktionen.

Die Änderungsanträge wurden am Mittwochabend im Vorfeld der Plenarabstimmung, die am kommenden Dienstag in Straßburg stattfindet, veröffentlicht. Seitdem wachsen die Sorgen der Unterstützer des Renaturierungsgesetzes, dass das Gesetz doch noch scheitern könnte. Sollten die Ablehnungsanträge angenommen werden, geht es in die zweite Lesung. “Und dann schaffen wir es auf jeden Fall nicht mehr vor der Europawahl“, heißt es aus Parlamentskreisen. Das nächste Parlament müsste von vorne beginnen und das Gesetz wäre faktisch vom Tisch.

Die Befürchtungen um ein Scheitern des Gesetzes wachsen, da unklar ist, ob Teile von EVP, Renew und S&D für die Ablehnung stimmen und zusammen mit ID und EKR eine Mehrheit entstünde. Sollten die Änderungsanträge der EKR eine Mehrheit bekommen, wäre das Gesetz aus Sicht der Unterstützer des NRL entkernt und sie würden folglich dagegen stimmen.

Die betreffenden Änderungsanträge sind folgende:

AM 139 & 140 Rejection Amendment vorgelegt durch EKR und ID.

AM 141 – 146 Sechs Änderungsanträge am Text vorgelegt durch die EKR-Fraktion 

  • AM 141: Berücksichtigung von Ernährungssicherheit, Energiewende und Wohnen bei EU-Klimazielen in Art. 1(1b)
  • AM 142 & 144: Beschränkung des NRL auf Natura 2000 (Art. 4(1) & Art. 5(1)
  • AM 143 & 145: Streichung des Verschlechterungsverbots in Art. 4(7) & Art. 5(7)
  • AM 146: Im Falle außergewöhnlicher sozioökonomischer Folgen kann das Gesetz gestoppt werden (Art. 22a) cst
  • Agrarpolitik
  • Europäisches Parlament
  • Klima & Umwelt
  • Nature Restoration Law
  • Renaturierung

Kommission legt Vorschläge zur Entlastung der Landwirte vor

Künftig soll die Zahl der Kontrollbesuche von Behörden der Mitgliedstaaten auf den Höfen halbiert werden. Dies ist einer der Vorschläge zur Entlastung von Landwirten, die die Kommission am Montag beim Agrarrat den Mitgliedstaaten vorschlagen will.

Neben der Aussetzung der Flächenstillegung (GLÖZ 8) soll es weitere Erleichterungen bei den Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen (GLÖZ) geben. Die Konditionalitätsanforderungen sollen auch im Bereich “Dauergrünland erhalten” gelockert werden (GLÖZ 1). Viehhalter, die ihre Herden reduzieren, haben dann keine Beschränkungen mehr, wenn sie die Dauergrünland-Flächen in Ackerland umwandeln wollen.

Kleine Höfe könnten von Checks verschont werden

Ebenso wird geprüft, ob es bei den Verpflichtungen, vegetationslose Böden abzudecken (GLÖZ 6), Anpassungen geben soll. Die Bürokratie im Zusammenhang mit der Nitrat-Richtlinie soll überprüft und verschlankt werden. Darüber hinaus sollen die Verfahren geklärt werden für den Fall, dass Landwirte wegen höherer Gewalt wie etwa Dürren oder Überschwemmungen die Regeln der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) nicht einhalten. Sie könten in diesem Fall von Sanktionen verschont bleiben.

Weitere Maßnahmen, gerade für kleine Betriebe, sind in der Prüfung. Bauern, die weniger als zehn Hektar haben, könnten etwa von Überprüfungen der Konditionalität ausgeschlossen werden. Dies wäre eine große bürokratische Erleichterung für kleine landwirtschaftliche Unternehmen, die 65 Prozent der Berechtigten von Direktzahlungen aus der GAP ausmachen. Außerdem kündigt die Kommission eine Erhebung von überflüssiger Bürokratie an. Dazu sollen alle Landwirte an einer Onlinebefragung teilnehmen. mgr

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  • EU-Kommission
  • GAP
  • Landwirtschaft

Diplomatie: Botschaften fürchten Russlands Fürsorge 

Moskau will den Spielraum westlicher diplomatischer Vertretungen in Russland weiter einschränken und setzt dabei auf ein altes sowjetisches Modell: Lokale Mitarbeiter könnten bald nur noch von einer russischen Behörde vermittelt werden, die dem Außenministerium unterstellt ist. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es gegenüber Table.Media, die Ankündigung des russischen Außenministers Sergej Lawrow sei bekannt. Auslandsvertretungen könnte in Russland das Recht entzogen werden, im Land als Arbeitgeber aufzutreten. Westliche Diplomaten könnten dann nicht mehr frei auswählen, welche russischen Staatsbürger bei ihnen arbeiten. 

Lawrow hatte vor wenigen Tagen im russischen Parlament, der Staatsduma, erklärt, dass die “Hauptadministration für Dienstleistungen des Diplomatischen Korps” (GlavUpDK) das Anwerben von Personal für westliche Vertretungen übernehmen werde. Er nannte dabei die Botschaft des Vereinigten Königreichs in Moskau und das Generalkonsulat in Jekaterinburg, die davon bereits betroffen seien. Nach Recherchen von Table.Media ist das bereits seit mehreren Monaten der Fall. 

Der ehemalige russische Diplomat Boris Bondarew, der im Mai 2022 seinen Dienst aus Protest gegen den Krieg aufgegeben hatte, befürchtet, dass hierdurch russische Nachrichtendienste den Diplomaten noch näher kämen als ohnehin schon. Schon zu Sowjetzeiten galt, dass der GlavUpDK als Einfallstor für Sicherheitsbehörden in die sonst schwer zugänglichen diplomatischen Vertretungen genutzt wurde und die Dienstleister vor allem Spionage, Einschüchterung und Kontrolle ausüben sollten. fst/vf

  • Diplomatie
  • Geopolitik
  • Russland

NZIA: Maschinenbau kritisiert ITRE-Beschluss

Der Maschinen- und Anlagenbau fühlt sich im Net-Zero Industry Act nicht ausreichend berücksichtigt. Der NZIA verpasse “die Chance, die industriellen Wertschöpfungsketten zu erfassen, die für den Aufbau der Produktion von nachhaltigen Technologien in Europa unerlässlich sind”, kritisierte am Donnerstag VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.

Am Donnerstagmorgen hatte der Industrieausschuss des EU-Parlaments die Trilogeinigung zum NZIA angenommen. Europa stärke seine Unterstützung für Technologie “made in Europe”, insbesondere in Schlüsselbranchen wie im Solar-, Batterie- oder Windenergiebereich oder auch für nachhaltige Kraftstoffe und CO₂-Speicherung, teilte Berichterstatter Christian Ehler (CDU) mit.

Grüne: CO₂-Netz für alle Fabriken extrem teuer

Der VDMA kritisierte jedoch zusätzliche Bürokratie für Unternehmen. “Sie müssen die Bedeutung von Maschinen, die für die Produktion von Net-Zero-Technologien benötigt werden, im Einzelfall nachweisen”, sagte Brodtmann. Bei der Umsetzung des Gesetzes müssten Resilienzkriterien auf schlanke Weise in öffentliche Aufträge und Auktionen einbezogen werden.

Mangelnde Fokussierung auf strategische Technologien beklagten die Grünen nach der Abstimmung. Die Liste der aufgenommenen Technologien sei eine Art Selbstbedienungsladen für die Industrie geworden, sagte der Abgeordnete Michael Bloss. Als “extrem teuer” bezeichnete er die Pläne zur Speicherung von Kohlendioxid (CCS), wenn CO₂-Pipelines zu sämtlichen Fabriken gebaut würden, um fossile Technologien weiterbetreiben zu können. ber

  • Industriepolitik
  • Net Zero Industry Act
  • VDMA

Presseschau

Biden, Scholz, Sunak und Macron für Rutte als Nachfolger Stoltenbergs FAZ
EU-Staaten und Europaparlament treffen Entscheidung: Neue Anti-Geldwäschebehörde der EU soll nach Frankfurt kommen RND
EU-Rechnungshof: Rechtsstaatlichkeit nicht genug geschützt STERN
EU-Kommission will Bauern weiter entlasten RND
EZB macht einen Milliardenverlust FAZ
Europarat rügt “Politik der Verdrängung”: Lettland nimmt Russisch aus Schulen und Unis TAGESSPIEGEL
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Albanisches Parlament stimmt Migrationsabkommen mit Italien zu RND
Wegen Bauernproteste: Polen will Grenzübergänge zur Ukraine auf Liste der “kritischen Infrastrukturen” setzen SPIEGEL
Nach dem Machtwechsel in Polen: EU will offenbar eingefrorene Gelder freigeben TAGESSPIEGEL
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Lettland verhängt Importstopp für Getreide aus Russland und Belarus ARIVA
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Kolumne

What’s cooking in Brussels? Countdown vor den Europawahlen läuft

Von Claire Stam
Vom 6. bis 9. Juni finden die Europawahlen in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union statt.

Auf der Seite der Journalisten kann man mit Sicherheit sagen, dass Interesse vorhanden ist. Der Pressesaal des Europäischen Parlaments war voll, als das Kommunikationsteam am Donnerstag in Brüssel sein Instrumentarium für das vorstellte, was man als das Äquivalent zu den Olympischen Spielen für Journalisten, die über Europa berichten, betrachten kann. Das Interesse der Medien ist aus Sicht des Parlaments wiederum eine gute Sache, da es auf sie angewiesen ist, um so viele der 370 Millionen wahlberechtigten Bürger wie möglich zu erreichen.

Angesichts der “Gefahr” von Desinformation seien Journalisten und die Medien im Allgemeinen “wichtiger denn je”, sagte Jaume Duch, Sprecher und Generaldirektor für Kommunikation des Europäischen Parlaments. Die Medien seien der “privilegierte Kanal”, um mit den EU-Bürgern zu “kommunizieren.” Aus diesem Grund plant das Europäische Parlament eine Reihe von “medialen Meilensteinen”. Unter anderem wird:

  • am 18. April das Frühjahrsbarometer veröffentlicht
  • am 24. April eine Zusammenfassung der 9. Legislaturperiode herausgegeben
  • am 23. Mai – “hoffentlich” – eine Debatte mit den Spitzenkandidaten stattfinden.

Zusammenarbeit mit Influencern und Promis

Das Europäische Parlament wird auch die Zusammenarbeit suchen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, Influencern oder Prominenten, die als Vermittler fungieren können. Eine spezielle Website mit Daten und Erklärungen zur Funktionsweise der Europawahlen sowie die Darstellung der Bedeutung der EU-Gesetzgebung für das tägliche Leben der EU-Bürger runden das Bild ab.

Duch verwies auf eine im Dezember letzten Jahres veröffentlichte Umfrage, der zufolge 70 Prozent der EU-Bürger davon ausgehen, dass sich EU-Regeln auf ihr tägliches Leben auswirken. Dies zeige, dass der Eindruck, die EU sei weit weg, nicht stimme. “Ja, die Entscheidungen, die hier getroffen werden, haben Auswirkungen auf ihr Leben”, sagte er.

Da sich das Ende der 9. Legislaturperiode des Europäischen Parlaments nähert, wurde auch über “unfinished business” gesprochen. Gemeint sind die noch offenen Gesetzgebungsverfahren, aktuell noch 144 an der Zahl, sagte Delphine Colard, Leiterin des Pressesprecherdienstes im EU-Parlament. Damit dieses Verfahren erfolgreich ist, müsse spätestens in der Sitzungswoche vom 11. bis 14. März eine politische Einigung über den Gesetzestext erzielt werden. Die Konferenz der Ausschussvorsitzenden wird am 12. März zusammenkommen, um eine Bestandsaufnahme zu machen.

Erste Hochrechnung um 20.15 Uhr

Und schließlich werden am 9. Juni um 18.15 Uhr die ersten nationalen Prognosen veröffentlicht, gefolgt von einer ersten Hochrechnung aller Länder um 20.15 Uhr, die auf den nationalen Schätzungen und den Umfragen vor den Wahlen basieren wird. Um 23 Uhr sollten wir in der Lage sein, uns ein vollständiges Bild davon zu machen, wer in der 10. Legislaturperiode des Europäischen Parlaments an der Macht sein wird.

“In diesem Jahr stehen zwei wichtige Wahlen an”, erinnerte Duch. “Die US-Wahlen im November und die Europawahlen. Je nach dem Ergebnis der US-Wahlen wird der Weg der EU anders aussehen.”

  • Europäisches Parlament
  • Europawahlen 2024

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Die EU-Finanzminister starten heute auf dem informellen Wirtschafts- und Finanzrat (Ecofin) in Gent eine Debatte, um die strategischen Ziele der Europäischen Investitionsbank (EIB) für die kommenden Jahre zu definieren. Eine Note der belgischen Präsidentschaft hat dafür neun Prioritäten vorskizziert: Konsolidierung der EIB als “Klimabank”; Beschleunigung des digitalen Wandels; Ausweitung der European Tech Champions Initiative; mehr Investitionen für Sicherheit und Verteidigung; Entwicklung innovativer Finanzierungen für die Landwirtschaft; Ankurbelung der Investitionen in die soziale Infrastruktur und Pionierarbeit bei der Kapitalmarktunion.

    Außerdem noch in dem Dokument: Hilfen an die Ukraine, die EU-Nachbarschaftspolitik und die Bereitstellung strategischer Investitionen über die Global Gateway Initiative. Allerdings, so vermuten Insider, wird die neue EIB-Chefin Nadia Calviño in Gent den Ministern ihre eigene Sicht und eine gestraffte Liste präsentieren. Der Bereich Agrar etwa würde gestrichen und Finanzierungen außerhalb der EU einschließlich der Ukraine könnten in einem einzigen strategischen Ziel zusammengefasst werden. Dagegen würde die Kohäsionspolitik neu aufgenommen. Das spiegelt die Überzeugung der Spanierin, die Stoßrichtung der EIB auf Projekte innerhalb der EU zu fokussieren.

    Die Straffung der Liste dürfte aber auch noch einen weiteren Hintergrund haben. Ohne klare eigene Vorstellung fürchten die Insider, die Mitgliedstaaten könnten die Bank mit Forderungen nach einem deutlich stärkeren Engagement für die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik überziehen. Derzeit darf die EIB nur in sehr engem Rahmen Darlehen für Dual-Use-Projekte bereitstellen. Mit einer geänderten Kreditpolitik könnte die EIB hier zweifelsohne deutlich mehr machen – eine spannende Debatte für die EIB. Die belgische Ratspräsidentschaft will die in Gent gestartete Debatte bis Juni abschließen. Dann soll der EIB-Gouverneursrat die konkreten strategischen Prioritäten für die EU-Bank festzurren.

    Ihr
    Christof Roche
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    Analyse

    Binnenmarkt: Letta will Integration von Verteidigung, Telekom, Energie und Kapitalmarkt

    Enrico Letta, der ehemalige Ministerpräsident Italiens, zu Gast im Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments am 22. Februar in Brüssel.

    Enrico Letta wurde im vergangenen Jahr von der belgischen Regierung beauftragt, einen Bericht zur Zukunft des europäischen Binnenmarkts zu verfassen. Vor allem Unternehmen wiesen in den vergangenen Monaten verstärkt darauf hin, dass der Binnenmarkt im internationalen Kontext an Wettbewerbsfähigkeit verliere und intern noch stark fragmentiert sei. Am Donnerstag hat er seine Empfehlungen im Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments vorgestellt. Im April dieses Jahres soll der Bericht schließlich von europäischen Staats- und Regierungschefs diskutiert werden.

    Letta sagte, dass er die geopolitische Situation als Ausgangslage für seinen Bericht genommen habe. Sie sei der große Unterschied zwischen heute und den 1980er-Jahren, als der Binnenmarkt unter Jacques Delors konzipiert wurde. Um den Binnenmarkt an diese neue geopolitische Ausgangslage anzupassen brauche es entscheidende Integrationsschritte in vier Bereichen: Verteidigung, Telekom, Energie und Finanzmärkte.

    Skaleneffekte und Geschwindigkeit dank Integration

    Es sind Sektoren, in denen nationale Interessen eine nennenswerte Marktintegration bisher verhindert haben. “Mein Bericht wird vorschlagen, diese vier Sektoren als europäische strategische Assets zu betrachten, in denen sich die europäische Dimension gegenüber der nationalen Dimension durchsetzt”, erklärte Letta den anwesenden Abgeordneten. Wenn die EU in diese Richtung ginge, so Letta, würde dies zu Skaleneffekten und Geschwindigkeit führen, die im heutigen internationalen Umfeld so wichtig seien.

    Außerdem sprach Letta sich für eine stärkere Durchsetzung der Binnenmarktregeln aus. Im Vergleich zu ihren Vorgängern hat die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen signifikant weniger Verfahren gegen Mitgliedstaaten eingeleitet, die EU-Richtlinien ungenügend umsetzen. Die daraus resultierende Fragmentierung ist einer der großen Kritikpunkte der Industrie, die gerne einen harmonisierten Binnenmarkt hätte.

    Harmonisierung durch Verordnung statt Richtlinien

    Wie er die Harmonisierung im Binnenmarkt erreichen will, führte Letta nicht weiter aus. André Sapir, Senior Fellow beim wirtschaftspolitischen Thinktank Bruegel und Professor an der ULB in Brüssel, argumentiert dafür, weniger auf EU-Richtlinien und mehr auf EU-Verordnungen zu setzen. Zu Beginn des Binnenmarkts habe man stark auf Richtlinien gesetzt, die nur über den Umweg nationaler Transposition wirken, um nicht zu stark an der nationalstaatlichen Autonomie zu kratzen. “Aber jetzt sehen wir, dass viele Länder das so umsetzen, wie sie wollen”, sagt Sapir Table Media.

    Einen Schritt in Richtung direkt anwendbarer EU-Verordnungen habe es nach der Finanzkrise schonmal gegeben. Aber vielleicht sei er jetzt für den Rest des Binnenmarkts ebenfalls angebracht, so Sapir. Damit könne man auch dem sogenannten “Gold Plating” entgegenwirken. Beim “Gold Plating” setzen Nationalstaaten Richtlinien zwar korrekt um, versehen sie aber mit Zusatzbestimmungen, die nationale Unterschiede kreieren.

    Lobby-Offensive der Industrie

    “Gold Plating” ist ein besonderer Dorn im Auge der Industrie, welche die Debatte aktuell mit vielen Vorstößen prägt. Am Dienstag lancierte die Chemie- und Schwerindustrie einen Appell für einen “Industrial Deal” für Europa. Am Donnerstag lud der European Roundtable for Industry (ERT) zur Diskussion über die Zukunft des Binnenmarkts, an dem Unternehmensvertreter für eine stärkere Marktintegration warben.

    Der ERT-Vorsitzende Jean-François van Boxmeer, der auch der Vodafone-Gruppe vorsteht, sprach sich für eine Integration des Telekommarkts aus. Ilham Kadri, CEO von Syensqo (ehemals Solvay), beklagte die Energieunsicherheit, welche die Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährde. Beide dürften sich über die vorgeschlagenen Integrationsschritte im Telekom- und Energiesektor in Lettas Bericht freuen.

    Verbraucherschutz besorgt über Konsolidierungswünsche

    Es gibt aber auch kritische Stimmen, zum Beispiel aus Sicht des Verbraucherschutzes. Die Generaldirektorin des europäischen Verbraucherverbands BEUC, Monique Goyens, warnte Letta während seines Auftritts im Binnenmarktkomitee davor, den Unternehmensinteressen nicht zu viel Gewicht zu geben.

    Das Argument der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit werde vor allem von großen Unternehmen zum Beispiel im Telekomsektor vorgebracht, denen es eigentlich um Konsolidierung gehe. “Das ist ein bisschen paradox. Im Binnenmarkt geht es um Wettbewerb, aber hier wird plötzlich weniger Wettbewerb gefordert”, warnte sie. Und dies führe zu weniger Auswahl und höheren Preisen für die Konsumenten.

    Repasi will Deal zwischen Marktliberalen und Progressiven

    Zudem kritisierte Goyens die Klagen der Unternehmen über die gestiegene Regulierungslast. Europäische Regulierungen und Standards sind für sie ein wichtiger Bestandteil des Binnenmarkts. Sie garantierten, dass der Binnenmarkt im Endeffekt auch den Bürgern zugutekommt. Es ist absehbar, dass der Streit um Vereinfachung und Entbürokratisierung die Binnenmarktdebatte in den nächsten Monaten stark prägen wird.

    Der SPD-Europaparlamentarier René Repasi warnte davor, dass progressive und marktliberale Kräfte sich in diesem Streit nicht gegenseitig blockierten. “Aktuell sehen wir, dass unsere zwei Visionen gegeneinander anrennen und wir uns nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen”, sagte Repasi und warb für einen Deal zwischen den beiden Kräften.

    Progressive Kräfte müssten akzeptieren, dass gewisse Regulierungen und Marktbarrieren fallen müssen, um den Binnenmarkt zu dynamisieren. Und marktliberale Kräfte müssten akzeptieren, dass dies nur möglich sei, wenn ein hohes soziales Schutzniveau in ganz Europa garantiert sei, so Repasi. Nur so könne auf Basis von Enrico Lettas Bericht schnell genug gehandelt werden.

    • EU-Binnenmarkt
    • Wettbewerbsfähigkeit
    Translation missing.

    Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Russland schöpft eigene Ressourcen aus

    Russlands Stärke ist Europas Trägheit – so lässt sich die Situation in der Ukraine zwei Jahre nach der Vollinvasion der russischen Armee zusammenfassen. Nachdem der Regierung Wladimir Putins kurz nach dem 24. Februar 2022 klar geworden war, dass ein schneller Sieg nicht zu erwarten ist, wurde das Land im Eiltempo auf Kriegskurs umgestellt. Seitdem ist Russland der Ukraine und ihren Unterstützern stets einige Schritt voraus.

    Zumindest kurzfristig hat Russland deshalb die Oberhand: An der Front konnte die russische Armee zuletzt leichte Geländegewinne vermelden, vor allem im Osten der Ukraine bei Awdijiwka. Wichtig ist hier aber weniger der konkrete, überschaubare Erfolg, sondern zwei andere Faktoren: Zum einen bezahlt Russland die Einnahme dieser ehemals 31.000-Einwohner-Stadt mit sehr hohen Verlusten. Nach Angaben eines pro-russischen Militärbloggers, der sich mit dem Verteidigungsministerium angelegt hatte, starben mindestens 16.000 russische Soldaten bei der Offensive auf Awdiijwka. Zum anderen binden die Kämpfe dort viele Kräfte der Ukraine, die sie im Süden des Landes nicht einsetzen kann.

    Der Militärblogger Andrej Morosow, “Murs”, der über die hohen Verluste berichtete, hat in dieser Woche angeblich Suizid begangen. Zuvor hatte er sich, als Soldat vor Ort, öffentlich über die hohen Verluste und die unwahre Berichterstattung über die Frontlage bei der Führungsspitze beschwert.

    Behörden bereiten stille Mobilmachung vor

    Russland gleicht die hohen Verluste mit einem stetigen Nachschub an frischen Kräften aus. Nach offiziellen Angaben sind allein in den ersten Monaten dieses Jahres mehr als 53.600 neue Soldaten an die Front gelangt. Die Zahl lässt sich nicht überprüfen. Nach Auskunft von drei Experten, mit denen Table.Media sprach und die in Russland wehrpflichtige Männer beraten, wie sie dem Kriegsdienst entkommen können, rekrutieren die Behörden aber hartnäckig weiter – vor allem in Strafkolonien und auch in Waisenhäusern.

    Vor den Präsidentschaftswahlen Mitte März erwarten die Experten keine offizielle Mobilmachung. Dafür bekämen jetzt alle wehrpflichtigen Männer einen Bescheid, dass sie sich im Falle einer Benachrichtigung innerhalb weniger Stunden bei entsprechenden Einheiten einfinden sollen, sagte eine Expertin. “Dann muss noch nicht einmal eine Mobilmachung offiziell verkündet werden.”

    Dass Russland weiterhin sein Ziel verfolgt, sich mindestens Teile der Ukraine ganz einzuverleiben, zeigen auch Berichte über die Versorgung von Russland mit Artilleriemunition und Raketen aus Nordkorea und dem Iran. Rund 400 iranische Raketen mit einer Reichweite bis zu 700 Kilometern sollen in Russland angekommen sein. Diese Nachricht konterkariert aber zugleich russische Behauptungen, wonach sie die Produktion von Raketen erheblich hochgefahren haben.

    Beide Seiten setzen auf Zeit

    Grundsätzlich fehlen der russischen Rüstungsbranche die Arbeitskräfte. Nach offiziellen Angaben betrug die zuletzt genannte Arbeitslosenquote 2,9 Prozent – was quasi bedeutet, dass es keine verfügbaren Arbeitskräfte mehr gibt. Die Rüstungsbranche sucht Kräfte für einfache bis hoch spezialisierte Tätigkeiten und konkurriert dabei mit dem Verteidigungsministerium. Nach Auswertung des unabhängigen russischen Mediums Cholod, müssen immer mehr Betriebe aus dem zivilen Sektor für die Armee produzieren, weil “die Nachfrage durch die Rüstungsbranche allein nicht gedeckt werden kann”.

    Das zweite große Problem für Russland: die westlichen Sanktionen. Obwohl es Moskau gelingt, über Umwege genug elektronische Komponenten vor allem für den Raketen- und Drohnenbau einzuführen, sieht es mit schweren Waffen und gepanzerten Fahrzeugen deutlich schlechter aus. In diesem Punkt wendet sich das Blatt mittelfristig zugunsten der Ukraine, weil in der EU und in der Ukraine die Produktion für Artillerie hochgefahren wird. Aktuell versuchen aber sowohl die russischen Besatzer wie die ukrainischen Verteidiger, den Status quo zu halten.

    • Russland
    • Ukraine
    • Verteidigungspolitik

    EU-Monitoring

    26.02.-27.02.2024
    Informelle Ministertagung Gleichstellung
    Themen: Erfolge und Lehren aus dem aktuellen europäischen Gleichstellungsmandat, Erörterung schnellerer Fortschritte in Sachen Gleichstellung. Infos

    26.02.2024 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
    Themen: Gedankenaustausch zu schnellen und strukturellen Antworten auf die aktuelle Krisensituation im Agrarsektor, Informationen des Vorsitzes zur Ministerkonferenz “Biosicherheit und Impfung: wesentliche Instrumente für die Prävention, Bekämpfung und Ausrottung von Tierseuchen”. Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

    26.02.2024 – 17:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Jahresbericht 2023, Schutz vor Marktmanipulation, Schutz der Umwelt
    Themen: Aussprache zum Jahresbericht 2023 der EZB, Aussprache zum besserer Schutz der Union vor Marktmanipulation auf dem Energiegroßhandelsmarkt, Vorstellung des Berichts zum strafrechtlichen Schutz der Umwelt. Vorläufige Tagesordnung

    26.02.2024 – 19:00-20:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
    Themen: Abstimmung über vorübergehende Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels in Ergänzung der Handelszugeständnisse für ukrainische Waren im Rahmen des Assoziierungsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Europäischen Atomgemeinschaft und der Ukraine, Gedankenaustausch mit der Kommission über Störungen des Binnenmarktes im Zusammenhang mit den Protesten der Landwirte. Vorläufige Tagesordnung

    27.02.2024
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: Europäische Strategie für die Verteidigungsindustrie, Europäisches Verteidigungsinvestitionsprogramm (EDIP). Vorläufige Tagesordnung

    27.02.2024 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Mehrjähriger Finanzrahmen, Fazilität für die Ukraine, Wiederherstellung der Natur
    Themen: Aussprache zum mehrjährigen Finanzrahmen für den Zeitraum von 2021 bis 2027, Aussprache zur Einrichtung der Fazilität für die Ukraine, Abstimmung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law). Vorläufige Tagesordnung

    28.02.2024
    EuGH-Urteil zur Finanzierung der Festen Fehmarnbeltquerung
    Themen: Der EuGH entscheidet darüber, ob das öffentliche Finanzierungsmodell für die Feste Fehmarnbeltquerung zur Verbindung der dänischen und der deutschen Küste mit den EU-Beihilfevorschriften vereinbar ist. Infos

    28.02.2024 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Unterstützung für die Ukraine, Rechtsstaatlichkeit 2023, Entlastung von überschüssigen Quellensteuern
    Themen: Abstimmung zur Notwendigkeit unverbrüchlicher EU-Unterstützung für die Ukraine zwei Jahre nach dem Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, Aussprache zum Bericht der Kommission über die Rechtsstaatlichkeit 2023, Abstimmung zu schnelleren und sichereren Verfahren für die Entlastung von überschüssigen Quellensteuern. Vorläufige Tagesordnung

    29.02.-01.03.2024
    Informelle Ministertagung Bildung
    Themen: Die für Bildung zuständigen Minister kommen zu Beratungen zusammen. Infos

    29.02.2024
    EuGH-Urteil zur Rückerstattung der Reisekosten bei pandemiebedingtem Rücktritt
    Themen: Der Bundesgerichtshof möchte vom EuGH wissen, ob nach der Pauschalreiserichtlinie 2015/2302 für die Beurteilung der Berechtigung des Rücktritts nur jene unvermeidbaren, außergewöhnlichen Umstände maßgeblich sind, die zum Zeitpunkt des Rücktritts bereits aufgetreten sind, oder ob auch unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände zu berücksichtigen sind, die nach dem Rücktritt, aber noch vor dem geplanten Beginn der Reise tatsächlich auftreten. Infos

    29.02.2024 – 09:00-16:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Abkommen EU-Chile, Abkommen EU-Südliches Afrika, Große Anfragen
    Themen: Aussprache zum Rahmenabkommen zwischen der EU und der Republik Chile, Abstimmung zur Umsetzung des Wirtschaftspartnerschaftsabkommens zwischen der EU und der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika, Aussprache zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

    News

    Lieferkettengesetz: Lührmann fordert Verlässlichkeit von FDP

    Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann, kritisiert das Verhalten der FDP gegenüber der Europäischen Union und warnt davor, dass Deutschland Einfluss verlieren könnte. “Wir müssen ein verlässlicher Partner sein und zu dem Wort stehen, das wir einmal gegeben haben”, sagte sie zu Table.Media. “Wenn wir in den Verhandlungen eine Position vertreten, andere Mitgliedsländer auf uns zugehen und wir dann doch nicht für das erzielte Ergebnis stimmen: Dann werden die Mehrheiten künftig ohne Deutschland gebildet.” Dies könne auch wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen: “Wichtige Anliegen können wir dann nicht mehr einbringen, etwa für Unternehmen.” 

    Lührmann, in ihrem Amt für die Themen Europa und Klima zuständig, reagiert damit auf ein Interview von Bundesjustizminister Marco Buschmann im Spiegel. Darin verteidigte der FDP-Politiker sein spätes Veto gegen das EU-Lieferkettengesetz, welches erst nach der Trilog-Einigung erfolgte.

    Auch weitere Vorhaben zu Flottengrenzwerten bei Pkw und Lkw, dem Verbrenner-Aus und der Regelung von Plattformarbeit waren schon sehr weit gediehen, als die FDP ihre Blockade ankündigte. Er sei zwar ein “glühender Fan der EU” und wolle “Akzeptanz für europäische Politik”. Zugleich müssten Verhandlungen infrage gestellt werden können, wenn man das Ergebnis für falsch halte. Zumal Trilog-Gespräche und andere EU-Debatten intransparent seien. Sonst würden Rechtspopulisten nur mehr Stimmen gewinnen, so Buschmann.

    “Entscheidungsfindungsprozesse transparenter machen”

    “Wir können darüber sprechen, wie wir die Entscheidungsfindungsprozesse in Brüssel transparenter machen, und wie wir das Europäische Parlament stärken”, kontert Anna Lührmann. Aber: “Ich halte nichts davon, Grundsatzkritik an etablierten Verfahren zu üben, wenn man nicht gleichzeitig praktikable Alternativen vorschlägt.” Vielmehr müsse es darum gehen, für die EU zu werben und zu erklären, wie in Brüssel Entscheidungen getroffen werden.

    Zudem könne man nicht alle Verhandlungen, in denen es darum geht, Vertrauen aufzubauen und gemeinsame Positionen auszuloten, mit einer TV-Kamera daneben führen. “Die größte Tugend der EU ist Kompromissbereitschaft. Man darf nicht immer mit dem Kopf durch die Wand wollen.”

    Die Grünen-Politikerin widerspricht auch dem Eindruck, dass die FDP keinen Einfluss auf die Verhandlungen zum EU-Lieferkettengesetz hatte. “Wir haben uns in allen Schritten in der Bundesregierung abgestimmt und auch die FDP hat einzelnen Kompromissschritten im Verhandlungsprozess zugestimmt.” maw 

    • Ampel-Koalition
    • Berichtspflichten
    • Flottengrenzwerte
    • Klima & Umwelt
    • Lieferkettengesetz
    • Marco Buschmann
    • Plattformen
    • Verbrenner-Aus

    Anti-Geldwäsche-Behörde kommt nach Frankfurt

    Die neue Anti-Geldwäsche Behörde der Europäischen Union wird in Frankfurt am Main angesiedelt. Das entschieden die 27 EU-Mitgliedsstaaten am Donnerstag zusammen mit dem Europäischen Parlament, wie die belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Als schärfste Rivalen in dem monatelangen Auswahlprozess galten zuletzt Paris und Madrid, auch Dublin wurden Chancen eingeräumt.

    In der hessischen Stadt ist bereits die Europäische Zentralbank (EZB) angesiedelt, die nicht nur die Leitzinsen festlegt und um Preisstabilität bemüht ist, sondern auch die größten Banken beaufsichtigt. Außerdem hat die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA ihren Sitz in Frankfurt. Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte sich persönlich als Standort für die Anti-Geldwäschebehörde für die Main-Metropole eingesetzt. Mit der Amla genannten Behörde in Frankfurt könne es in der Geldwäschebekämpfung eine Aufsicht aus einem Guss an nur einem Standort geben.

    Im Gegenzug wird die Bundesregierung für das Geldwäschepaket stimmen, zu dem eine Obergrenze für Bargeldzahlungen gehört. Das hat Table.Media aus Verhandlungskreisen erfahren. Bislang hatte sich die FDP gegen die neuen Regeln gewehrt. Demnach sollen Barzahlungen über 10.000 Euro in der EU künftig verboten werden. 

    “Vertrauensvorschuss im Kampf gegen Geldwäsche”

    Deutsche Europaabgeordneten begrüßten die Entscheidung. Markus Ferber (CSU), wirtschaftspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion, erklärte: “Gerade die Nähe zum gemeinsamen Aufsichtsmechanismus bei der EZB ist ein unschlagbarer Vorteil.” Rasmus Andresen (Grüne) sagte, das Votum bedeute Vertrauensvorschuss, damit die Bundesrepublik beim Kampf gegen Geldwäsche gegenüber anderen Mitgliedsstaaten aufholt. Für Martin Schirdewan (Linke) gibt die Nähe zur EZB den “Geldwäschekontrolleurinnen und- kontrolleuren einen Vorsprung im Kampf gegen die organisierte Kriminalität.”

    Die Behörde wird voraussichtlich zunächst bis zu 500 Mitarbeiter haben. Sie soll europaweit rund 200 Unternehmen direkt überprüfen, vor allem Banken und Finanzdienstleister. Geplant ist auch, dass sie Empfehlungen für nationale Behörden ausarbeitet.

    Geldwäsche in Deutschland besonders verbreitet

    Für die Amla sind in Frankfurt drei potenzielle Gebäude reserviert worden. Deutschland hat das Projekt mit zehn Millionen Euro unterstützt. Das Geld soll in den ersten Jahren helfen, schnell operativ tätig werden zu können.

    Als Bürde bei der Bewerbung galt, dass Geldwäsche in Deutschland verbreiteter als in vielen anderen EU-Staaten ist. Ein internationales Expertengremium hatte Deutschland im Sommer 2022 zwar Fortschritte attestiert, sieht aber weiterhin Handlungsbedarf. Vor allem an einer effektiven Strafverfolgung hapert es demnach. Lindner will die unterschiedlichen Kompetenzen innerhalb der nationalen Geldwäschebekämpfung in einer neuen Behörde mit ausreichend Personal und einer modernen IT-Infrastruktur bündeln. Das Projekt ist aber noch nicht vom Bundestag beschlossen. rtr/luk

    • Korruption
    • Leitzinsen

    Renaturierung: Änderungsanträge verunsichern Parlamentarier

    Am Dienstag stimmt das EU-Parlament über das Trilog-Ergebnis des höchst umstrittenen Renaturierungsgesetzes ab. Die rechtskonservative EKR-Fraktion im EU-Parlament hat sechs Änderungsanträge eingebracht. Hinzu kommen die Ablehnungsanträge der EKR- und der rechtsnationalen ID-Fraktionen.

    Die Änderungsanträge wurden am Mittwochabend im Vorfeld der Plenarabstimmung, die am kommenden Dienstag in Straßburg stattfindet, veröffentlicht. Seitdem wachsen die Sorgen der Unterstützer des Renaturierungsgesetzes, dass das Gesetz doch noch scheitern könnte. Sollten die Ablehnungsanträge angenommen werden, geht es in die zweite Lesung. “Und dann schaffen wir es auf jeden Fall nicht mehr vor der Europawahl“, heißt es aus Parlamentskreisen. Das nächste Parlament müsste von vorne beginnen und das Gesetz wäre faktisch vom Tisch.

    Die Befürchtungen um ein Scheitern des Gesetzes wachsen, da unklar ist, ob Teile von EVP, Renew und S&D für die Ablehnung stimmen und zusammen mit ID und EKR eine Mehrheit entstünde. Sollten die Änderungsanträge der EKR eine Mehrheit bekommen, wäre das Gesetz aus Sicht der Unterstützer des NRL entkernt und sie würden folglich dagegen stimmen.

    Die betreffenden Änderungsanträge sind folgende:

    AM 139 & 140 Rejection Amendment vorgelegt durch EKR und ID.

    AM 141 – 146 Sechs Änderungsanträge am Text vorgelegt durch die EKR-Fraktion 

    • AM 141: Berücksichtigung von Ernährungssicherheit, Energiewende und Wohnen bei EU-Klimazielen in Art. 1(1b)
    • AM 142 & 144: Beschränkung des NRL auf Natura 2000 (Art. 4(1) & Art. 5(1)
    • AM 143 & 145: Streichung des Verschlechterungsverbots in Art. 4(7) & Art. 5(7)
    • AM 146: Im Falle außergewöhnlicher sozioökonomischer Folgen kann das Gesetz gestoppt werden (Art. 22a) cst
    • Agrarpolitik
    • Europäisches Parlament
    • Klima & Umwelt
    • Nature Restoration Law
    • Renaturierung

    Kommission legt Vorschläge zur Entlastung der Landwirte vor

    Künftig soll die Zahl der Kontrollbesuche von Behörden der Mitgliedstaaten auf den Höfen halbiert werden. Dies ist einer der Vorschläge zur Entlastung von Landwirten, die die Kommission am Montag beim Agrarrat den Mitgliedstaaten vorschlagen will.

    Neben der Aussetzung der Flächenstillegung (GLÖZ 8) soll es weitere Erleichterungen bei den Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen (GLÖZ) geben. Die Konditionalitätsanforderungen sollen auch im Bereich “Dauergrünland erhalten” gelockert werden (GLÖZ 1). Viehhalter, die ihre Herden reduzieren, haben dann keine Beschränkungen mehr, wenn sie die Dauergrünland-Flächen in Ackerland umwandeln wollen.

    Kleine Höfe könnten von Checks verschont werden

    Ebenso wird geprüft, ob es bei den Verpflichtungen, vegetationslose Böden abzudecken (GLÖZ 6), Anpassungen geben soll. Die Bürokratie im Zusammenhang mit der Nitrat-Richtlinie soll überprüft und verschlankt werden. Darüber hinaus sollen die Verfahren geklärt werden für den Fall, dass Landwirte wegen höherer Gewalt wie etwa Dürren oder Überschwemmungen die Regeln der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) nicht einhalten. Sie könten in diesem Fall von Sanktionen verschont bleiben.

    Weitere Maßnahmen, gerade für kleine Betriebe, sind in der Prüfung. Bauern, die weniger als zehn Hektar haben, könnten etwa von Überprüfungen der Konditionalität ausgeschlossen werden. Dies wäre eine große bürokratische Erleichterung für kleine landwirtschaftliche Unternehmen, die 65 Prozent der Berechtigten von Direktzahlungen aus der GAP ausmachen. Außerdem kündigt die Kommission eine Erhebung von überflüssiger Bürokratie an. Dazu sollen alle Landwirte an einer Onlinebefragung teilnehmen. mgr

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    • Landwirtschaft

    Diplomatie: Botschaften fürchten Russlands Fürsorge 

    Moskau will den Spielraum westlicher diplomatischer Vertretungen in Russland weiter einschränken und setzt dabei auf ein altes sowjetisches Modell: Lokale Mitarbeiter könnten bald nur noch von einer russischen Behörde vermittelt werden, die dem Außenministerium unterstellt ist. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es gegenüber Table.Media, die Ankündigung des russischen Außenministers Sergej Lawrow sei bekannt. Auslandsvertretungen könnte in Russland das Recht entzogen werden, im Land als Arbeitgeber aufzutreten. Westliche Diplomaten könnten dann nicht mehr frei auswählen, welche russischen Staatsbürger bei ihnen arbeiten. 

    Lawrow hatte vor wenigen Tagen im russischen Parlament, der Staatsduma, erklärt, dass die “Hauptadministration für Dienstleistungen des Diplomatischen Korps” (GlavUpDK) das Anwerben von Personal für westliche Vertretungen übernehmen werde. Er nannte dabei die Botschaft des Vereinigten Königreichs in Moskau und das Generalkonsulat in Jekaterinburg, die davon bereits betroffen seien. Nach Recherchen von Table.Media ist das bereits seit mehreren Monaten der Fall. 

    Der ehemalige russische Diplomat Boris Bondarew, der im Mai 2022 seinen Dienst aus Protest gegen den Krieg aufgegeben hatte, befürchtet, dass hierdurch russische Nachrichtendienste den Diplomaten noch näher kämen als ohnehin schon. Schon zu Sowjetzeiten galt, dass der GlavUpDK als Einfallstor für Sicherheitsbehörden in die sonst schwer zugänglichen diplomatischen Vertretungen genutzt wurde und die Dienstleister vor allem Spionage, Einschüchterung und Kontrolle ausüben sollten. fst/vf

    • Diplomatie
    • Geopolitik
    • Russland

    NZIA: Maschinenbau kritisiert ITRE-Beschluss

    Der Maschinen- und Anlagenbau fühlt sich im Net-Zero Industry Act nicht ausreichend berücksichtigt. Der NZIA verpasse “die Chance, die industriellen Wertschöpfungsketten zu erfassen, die für den Aufbau der Produktion von nachhaltigen Technologien in Europa unerlässlich sind”, kritisierte am Donnerstag VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.

    Am Donnerstagmorgen hatte der Industrieausschuss des EU-Parlaments die Trilogeinigung zum NZIA angenommen. Europa stärke seine Unterstützung für Technologie “made in Europe”, insbesondere in Schlüsselbranchen wie im Solar-, Batterie- oder Windenergiebereich oder auch für nachhaltige Kraftstoffe und CO₂-Speicherung, teilte Berichterstatter Christian Ehler (CDU) mit.

    Grüne: CO₂-Netz für alle Fabriken extrem teuer

    Der VDMA kritisierte jedoch zusätzliche Bürokratie für Unternehmen. “Sie müssen die Bedeutung von Maschinen, die für die Produktion von Net-Zero-Technologien benötigt werden, im Einzelfall nachweisen”, sagte Brodtmann. Bei der Umsetzung des Gesetzes müssten Resilienzkriterien auf schlanke Weise in öffentliche Aufträge und Auktionen einbezogen werden.

    Mangelnde Fokussierung auf strategische Technologien beklagten die Grünen nach der Abstimmung. Die Liste der aufgenommenen Technologien sei eine Art Selbstbedienungsladen für die Industrie geworden, sagte der Abgeordnete Michael Bloss. Als “extrem teuer” bezeichnete er die Pläne zur Speicherung von Kohlendioxid (CCS), wenn CO₂-Pipelines zu sämtlichen Fabriken gebaut würden, um fossile Technologien weiterbetreiben zu können. ber

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    • Net Zero Industry Act
    • VDMA

    Presseschau

    Biden, Scholz, Sunak und Macron für Rutte als Nachfolger Stoltenbergs FAZ
    EU-Staaten und Europaparlament treffen Entscheidung: Neue Anti-Geldwäschebehörde der EU soll nach Frankfurt kommen RND
    EU-Rechnungshof: Rechtsstaatlichkeit nicht genug geschützt STERN
    EU-Kommission will Bauern weiter entlasten RND
    EZB macht einen Milliardenverlust FAZ
    Europarat rügt “Politik der Verdrängung”: Lettland nimmt Russisch aus Schulen und Unis TAGESSPIEGEL
    EuGH-Urteil stärkt Eltern: Erziehungszeit im EU-Ausland zählt für Rente TAGESSCHAU
    Albanisches Parlament stimmt Migrationsabkommen mit Italien zu RND
    Wegen Bauernproteste: Polen will Grenzübergänge zur Ukraine auf Liste der “kritischen Infrastrukturen” setzen SPIEGEL
    Nach dem Machtwechsel in Polen: EU will offenbar eingefrorene Gelder freigeben TAGESSPIEGEL
    Ungarn: Oberster Verfassungsrichter Tamás Sulyok wird neuer Präsident ZEIT
    Lettland verhängt Importstopp für Getreide aus Russland und Belarus ARIVA
    IWF-Studie: Griechenland hat Schattenwirtschaft halbiert HANDELSBLATT

    Kolumne

    What’s cooking in Brussels? Countdown vor den Europawahlen läuft

    Von Claire Stam
    Vom 6. bis 9. Juni finden die Europawahlen in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union statt.

    Auf der Seite der Journalisten kann man mit Sicherheit sagen, dass Interesse vorhanden ist. Der Pressesaal des Europäischen Parlaments war voll, als das Kommunikationsteam am Donnerstag in Brüssel sein Instrumentarium für das vorstellte, was man als das Äquivalent zu den Olympischen Spielen für Journalisten, die über Europa berichten, betrachten kann. Das Interesse der Medien ist aus Sicht des Parlaments wiederum eine gute Sache, da es auf sie angewiesen ist, um so viele der 370 Millionen wahlberechtigten Bürger wie möglich zu erreichen.

    Angesichts der “Gefahr” von Desinformation seien Journalisten und die Medien im Allgemeinen “wichtiger denn je”, sagte Jaume Duch, Sprecher und Generaldirektor für Kommunikation des Europäischen Parlaments. Die Medien seien der “privilegierte Kanal”, um mit den EU-Bürgern zu “kommunizieren.” Aus diesem Grund plant das Europäische Parlament eine Reihe von “medialen Meilensteinen”. Unter anderem wird:

    • am 18. April das Frühjahrsbarometer veröffentlicht
    • am 24. April eine Zusammenfassung der 9. Legislaturperiode herausgegeben
    • am 23. Mai – “hoffentlich” – eine Debatte mit den Spitzenkandidaten stattfinden.

    Zusammenarbeit mit Influencern und Promis

    Das Europäische Parlament wird auch die Zusammenarbeit suchen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, Influencern oder Prominenten, die als Vermittler fungieren können. Eine spezielle Website mit Daten und Erklärungen zur Funktionsweise der Europawahlen sowie die Darstellung der Bedeutung der EU-Gesetzgebung für das tägliche Leben der EU-Bürger runden das Bild ab.

    Duch verwies auf eine im Dezember letzten Jahres veröffentlichte Umfrage, der zufolge 70 Prozent der EU-Bürger davon ausgehen, dass sich EU-Regeln auf ihr tägliches Leben auswirken. Dies zeige, dass der Eindruck, die EU sei weit weg, nicht stimme. “Ja, die Entscheidungen, die hier getroffen werden, haben Auswirkungen auf ihr Leben”, sagte er.

    Da sich das Ende der 9. Legislaturperiode des Europäischen Parlaments nähert, wurde auch über “unfinished business” gesprochen. Gemeint sind die noch offenen Gesetzgebungsverfahren, aktuell noch 144 an der Zahl, sagte Delphine Colard, Leiterin des Pressesprecherdienstes im EU-Parlament. Damit dieses Verfahren erfolgreich ist, müsse spätestens in der Sitzungswoche vom 11. bis 14. März eine politische Einigung über den Gesetzestext erzielt werden. Die Konferenz der Ausschussvorsitzenden wird am 12. März zusammenkommen, um eine Bestandsaufnahme zu machen.

    Erste Hochrechnung um 20.15 Uhr

    Und schließlich werden am 9. Juni um 18.15 Uhr die ersten nationalen Prognosen veröffentlicht, gefolgt von einer ersten Hochrechnung aller Länder um 20.15 Uhr, die auf den nationalen Schätzungen und den Umfragen vor den Wahlen basieren wird. Um 23 Uhr sollten wir in der Lage sein, uns ein vollständiges Bild davon zu machen, wer in der 10. Legislaturperiode des Europäischen Parlaments an der Macht sein wird.

    “In diesem Jahr stehen zwei wichtige Wahlen an”, erinnerte Duch. “Die US-Wahlen im November und die Europawahlen. Je nach dem Ergebnis der US-Wahlen wird der Weg der EU anders aussehen.”

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