nach Emmanuel Macrons Staatsbesuch in Deutschland soll der deutsch-französische Verteidigungs- und Sicherheitsrat am Dienstag positive Signale an die Ukraine und zu gemeinsamen Rüstungsprojekten senden. Aus dem Élysée heißt es, Macrons Vorschläge aus seiner Sorbonne-Rede seien die Basis für die Diskussionen. Der französische Präsident will eine europäische Initiative bilden, aus der Kapazitäten für Schläge weit auf feindlichem Territorium und zur Raketenabwehr geschaffen werden sollen.
Anders als beim Luftverteidigungsprojekt European Sky Shield Initiative (Essi), die Scholz 2022 initiiert hatte und die mit amerikanischen Beschaffungen dem französischen Rüstungsprotektionismus zuwider läuft, scheinen sich Berlin und Paris neuerdings beim Aufbau der Luftverteidigung wieder aufeinander zuzubewegen. Scholz begrüßte im “Economist”, dass Macron die europäische Dimension der französischen Nuklearstreitkräfte betonte und forderte Diskussionen über den richtigen Kapazitätenmix, um Europa zu verteidigen und Angreifer abzuschrecken. “Bloomberg” berichtet, dass bei dem Treffen konkrete Pläne für eine tiefere Luftverteidigungskooperation vorgestellt werden sollen.
Bei der Ukraine-Unterstützung wirft Paris Berlin vor, zu zaghaft zu sein. Macron lässt die ukrainischen Kämpfer bereits mit Scalp-Marschflugkörpern unterstützen, während Scholz die Taurus-Marschflugkörper zurückhält. Erfolgsbotschaften könnten die Ministerinnen und Minister der beiden Länder mit Gesprächen über das Kampfjet-Projekt Future Combat Air System (FCAS) und das Spiegelprojekt für den “Panzer der Zukunft” Main Ground Combat System (MGCS) senden. Das Flugzeugprojekt verläuft derzeit konfliktfrei, weil nicht verhandelt werden muss.
Und damit willkommen zu unserer 700. Ausgabe!

Herr Vandenberghe, die Kommission hat ein Netto-Treibhausgasreduktionsziel von 90 Prozent für das Jahr 2040 vorgeschlagen. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Regelungen für das Klimaziel 2030 noch nicht vollständig umgesetzt sind. Was genau bereiten Sie derzeit vor?
Der vollständige Übergang zum Klimaschutz ist im Grunde eine Agenda für die Modernisierung unserer Wirtschaft und für Investitionen. Investitionen, die unsere Wirtschaft braucht, denn in China machen Investitionen 40 Prozent des BIP aus, in Europa sind es 20 Prozent. Das ganze Gerede über Wettbewerbsfähigkeit läuft also im Grunde auf die Frage hinaus, wie viel man in seine Wirtschaft investiert. Und da haben wir einen großen Nachholbedarf.
Aber warum gerade jetzt? Es gibt im Moment kaum Impulse für Klimapolitik.
Wenn man über Investitionen spricht, kann man nicht nur die eine Zeitspanne von sechs Jahren betrachten. Man braucht eine Perspektive von zehn, 15, 20 Jahren. Denn das ist der Zeithorizont für viele dieser Investitionen. Wir haben das THG-Reduktionsziel von 90 Prozent für 2040 vorgelegt, um den Investoren und Wirtschaftsakteuren langfristige Vorhersehbarkeit und Sicherheit zu geben.
Und der Green Deal bietet diese Vorhersehbarkeit derzeit nicht? Das war doch der Hauptgrund, ihn überhaupt einst einzuführen, oder nicht?
Wenn es um Investitionen in die Zukunft geht, haben wir mit dem Fit-for-55-Paket einen gesetzlichen Rahmen, der sehr gut für 2030 geeignet ist. Aber er ist nicht unbedingt für 2040 geeignet. Wenn wir mit unserem derzeitigen Rahmen über 2030 hinausgehen, werden wir die Emissionen im Jahr 2040 um 88 Prozent senken, aber nicht auf die kosteneffizienteste Weise.
Warum nicht?
Im ETS 1 würde es beispielsweise ab 2039 keine neuen Emissionszertifikate geben, was für eine Reihe von Industriezweigen unerschwinglich wäre. Die Zementindustrie zum Beispiel hat prozessbedingte Emissionen, die sie nicht vermeiden oder eindämmen kann, sodass es für sie sehr teuer werden würde. Auch sind nicht alle Sektoren ausreichend abgedeckt, wie beispielsweise die Landwirtschaft. Den Rahmen für 2030 wollen wir jedoch nicht ändern. Wir werden also keine Regeln zum Fit-for-55-Programm hinzufügen oder ändern. Wir sprechen nur darüber, was sich danach ändern muss.
Was ist der kosteneffizienteste Weg?
Es wird keine radikale Überarbeitung sein. Was sehr gut funktioniert, ist der Emissionshandel. Die Bepreisung von Treibhausgasen wird also das Zugpferd unserer Klimapolitik bleiben. Aber wir müssen Netto-Negativ-Emissionen erreichen, also brauchen wir in Zukunft CO₂-Abbau in großem Umfang. Deshalb untersuchen wir, wie wir den CO₂-Abbau im Rahmen des ETS belohnen können.
Zum Beispiel durch die Einbeziehung des Agrar- und Lebensmittelsektors?
Der Agrar- und Lebensmittelsektor kann eine sehr wichtige Kohlenstoffsenke sein. Aber lassen Sie mich ganz klar sagen, dass wir uns noch nicht dazu positioniert haben, ob wir ein Agrifood-ETS einführen. Wir prüfen dies derzeit. Aber wir sehen für die Zukunft einen steigenden Bedarf an Land, nicht nur für Lebensmittel. Lebensmittelproduktion ist zwar nach wie vor die zentrale Aufgabe der Landwirtschaft, aber in Zukunft wird noch viel mehr von den Flächen abhängen: Bioenergie, biogener Kohlenstoff, Biomasse, die wir für eine Kreislaufwirtschaft brauchen, die sich von fossilen Brennstoffen wegbewegt. Es besteht die Möglichkeit, Kohlenstoff in den Böden zu speichern. Wir sind also der Meinung, dass den Landwirten ein größeres Portfolio an Geschäftsmöglichkeiten zur Verfügung steht, zusätzliche Bereiche der Landwirtschaft, die sich für sie lohnen. Einer davon ist der CO₂-Abbau.
Und was passiert mit dem EU-Subventionsprogramm für Landwirte, der sogenannten GAP?
Wenn es ein breiteres Spektrum an Geschäftsmöglichkeiten gibt, sollten wir das Landwirtschaftsmodell von einem auf europäischen Subventionen basierenden Modell auf ein Modell umstellen, das auf Marktsignalen beruht. Auf diese Weise werden die Landwirte zu echten Unternehmern und Wirtschaftsakteuren, die nicht auf Subventionen reagieren, für die sie eine Menge Papierkram ausfüllen müssen, sondern auf das, was der Markt bereit ist zu kaufen und dafür zu bezahlen. Wenn wir in diese Richtung gehen, dann ist es sehr wichtig, dass die Marktsignale die externen Kosten internalisieren. Mit anderen Worten, die Kosten der Treibhausgasemissionen. Aus diesem Grund prüfen wir die Möglichkeit eines Agrifood-ETS.
Und Sie glauben, dass die Landwirte dies unterstützen werden?
Ich denke, dass das gesamte Ökosystem der Agrar- und Ernährungswirtschaft nicht grundsätzlich dagegen ist, weil die Lebensmittelhersteller wissen, dass dies eine Möglichkeit ist, mit Scope-3-Emissionen umzugehen, für die sie sonst keine Lösung haben. Und der Landwirtschaftssektor sagt, dass dies insofern interessant sein könnte, als es Einnahmen generiert, die wieder in die Belohnung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken fließen könnten. Und es würde auch ein Preissignal an den Verbraucher senden, der zu einem besseren Verbrauchsverhalten angeregt werden würde.
Wie sieht der Zeitplan für das Gesetzespaket zum 2040-Ziel aus?
Wir sind gerade dabei, alle Studien, alle Expertengruppen und alle erforderlichen Analysen zu erstellen. Die Reihenfolge, die wir der nächsten Kommission empfehlen werden, ist, dass wir, sobald das College sein Amt antritt – Ende dieses Jahres oder Anfang 2025 – den Vorschlag zur Änderung des Klimagesetzes annehmen, um das 2040-Ziel einzuführen. Dieser wird dann das Gesetzgebungsverfahren im Europäischen Parlament und im Rat durchlaufen. Bis zum Sommer 2025 muss die Kommission einen Vorschlag für den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen vorlegen, der ebenfalls von entscheidender Bedeutung sein wird, da es bei der Erreichung der Ziele vor allem um Investitionen gehen wird. Daher wird die Art und Weise, wie der europäische Haushalt Investitionen mobilisieren und kapitalisieren kann, sehr wichtig sein. Im Jahr 2026 würden wir dann ein neues Paket von Vorschlägen vorlegen, um uns für 2040 fit zu machen.
2026 ist auch das Jahr, in dem viele Überprüfungen der aktuellen Regelungen anstehen …
Ja, wir müssen vermeiden, dass diese Überprüfungen isoliert voneinander durchgeführt werden, denn wir brauchen eine systemische Sichtweise auf die Dinge. Deshalb wollen wir das neue Legislativpaket im Jahr 2026, was uns dann drei oder vier Jahre Zeit gibt, um mit den Interessengruppen, den Mitgliedstaaten und dem Parlament zu diskutieren und zu verhandeln. Auf diese Weise können wir die nächsten Jahrzehnte in einem sehr engen Dialog mit allen Beteiligten vorbereiten.
António Costas Erfolgsbilanz als portugiesischer Regierungschef und seine guten Beziehungen zu seinen europäischen Kollegen sind einige seiner stärksten Referenzen. Auch seine Entscheidung, von seinem Amt zurückzutreten, hat ihm Respekt eingebracht.
Im November hatte die Staatsanwaltschaft seinen Namen mit der sogenannten Operation Influencer in Verbindung gebracht – auf der Grundlage “vager und widersprüchlicher” Verdachtsmomente, wie der zuständige Ermittlungsrichter im Februar sagte. Im vergangenen Jahr wurde gar berichtet, dass die Ermittler einen Fehler gemacht hätten und den Ministerpräsidenten mit dem fast gleichnamigen Wirtschaftsminister António Costa Silva verwechselt hätten.
Costas Rücktritt gilt als Beispiel für politische Verantwortung: Er trat zurück, ohne angeklagt zu sein, weil er die Einleitung einer Untersuchung gegen ihn durch den Obersten Gerichtshof für “unvereinbar” mit der Würde seines Amtes hielt.
Dass seine politische Karriere noch nicht vorbei ist, machte Costa in einem Interview Anfang Mai deutlich. Auf die Frage nach der Möglichkeit, ein europäisches Amt zu bekleiden, antwortete der Sozialist, dass “es von den Umständen abhängt”, aber “mit einem laufenden Verfahren ist es sehr schwierig, eine Lösung zu finden”. Costa hat die Staatsanwaltschaft gebeten, ihn “so schnell wie möglich” aussagen zu lassen, und bietet seine “volle Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Justiz” an, um “alle Zweifel” bezüglich der Verdächtigungen, die auf ihm lasten, auszuräumen.
Mehr als fünf Monate sind vergangen, und noch immer weiß niemand in Portugal, welche Umstände zu Ermittlungen gegen Costas in der Influencer-Affäre geführt haben. Anfang Mai unterzeichneten rund fünfzig Persönlichkeiten aus sowohl sozialistischen wie auch konservativen Kreisen ein Manifest, in dem sie die politische Einmischung der Staatsanwaltschaft in den Fall anprangerten.
Die Unterzeichner des Dokuments fordern eine stärkere Kontrolle der Staatsanwaltschaft, die sie der Verletzung des Justizgeheimnisses und des Missbrauchs durch den Einsatz restriktiver Maßnahmen sowie der “unzulässigen Einmischung in die politische Macht” bezichtigen. Sie habe Portugal an die “schmerzliche Grenze” des Sturzes zweier parlamentarischer Mehrheiten gebracht.
In dem Manifest wird scharf kritisiert, dass die Staatsanwaltschaft Costa noch immer nicht zu einer Anhörung vorgeladen hat. Mitte April hat der Oberste Gerichtshof beschlossen, die Ermittlungen gegen Costa an die Zentrale Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörde (DCIAP) zu übergeben. Somit ist der Fall in die erste Instanz gegangen, wie der jedes anderen Bürgers.
“Costa wird ein starkes Verhandlungsgeschick und die Fähigkeit, Probleme zu lösen, zugeschrieben. Sein stets sehr realpolitischer Kurs als Premier Portugals kurz nach der Eurokrise kam sowohl bei den Portugiesen als auch in Brüssel gut an”, sagt Andreas Bock vom European Council on Foreign Relations (ECFR).
Carlos Molina del Pozo, Experte für EU-Recht, hebt Costas Führungspersönlichkeit hervor. Seiner Meinung nach wird das Amt des EU-Ratspräsidenten von Politikern von geringem politischem Format geführt. “Costa hat das Charisma und die Führungsqualität, um die anderen europäischen Staats- und Regierungschefs mitzuziehen und den Europäischen Rat zu erneuern.” Costa sei ein Politiker vom Format eines Jacques Delors oder Helmut Kohl, die stets die Stärkung des europäischen Projekts im Sinn gehabt hätten.
Einflussreiche Regierungschefs wie Olaf Scholz und Emmanuel Macron sollen laut Medienberichten Costas Kandidatur unterstützen. Auch Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa bekräftigte seine Unterstützung für Costa. Andere europäische Staatschefs haben aufgrund der laufenden Ermittlungen jedoch möglicherweise Zweifel. “Deshalb gibt es sicherlich auch Überlegungen zu Alternativkandidaten. Bislang hat sich aber noch kein anderer Kandidat herauskristallisiert”, sagt Bock.
Neben Costa gehörten auch der Spanier Pedro Sánchez und die dänische Premierministerin Mette Frederiksen zu den Namen, die in den Reihen der Sozialisten für die Nachfolge von Charles Michel ins Gespräch gebracht wurden. Sánchez’ mögliche Kandidatur verlor jedoch an Gewicht, nachdem er Ende April eine fünftägige Pause von seinen Pflichten als spanischer Ministerpräsident eingelegt hatte, um darüber nachzudenken, ob er im Amt bleiben wird.
“Sánchez wird in Brüssel von vielen geschätzt, allerdings gibt es auch eine Menge Vorbehalte gegen seine Person. Vor allem zweifeln seine Kritiker an, dass er das richtige Profil für den Job hat”, sagt Andreas Bock vom ECFR. “Sánchez wird zudem vorgeworfen, dass er die spanische Ratspräsidentschaft dazu genutzt hat, innenpolitische Ziele zu verfolgen“. Frederiksen soll sich Mitte Mai selbst aus dem Rennen genommen haben, als sie am Rande einer Konferenz in Kopenhagen auf die Frage, ob sie für ein EU-Spitzenamt infrage komme, mit “Nein” geantwortet habe, so Bock weiter. Frederiksen ist wegen ihrer strikten Einwanderungspolitik umstritten.
29.05.2024 – 17:30 Uhr, Hamburg
Europe Direct, Q&A TED Talk EU-Projekte
Europe Direct diskutiert den Mehrwert der europäischen Zusammenarbeit. INFOS & ANMELDUNG
29.05.2024 – 19:00 Uhr, Hamburg
Körber Stiftung, Diskussion Her mit den guten Ideen: Wie stärken wir Europa?
Die Körber Stiftung pitcht Ideen für ein innovatives Europa. INFOS & ANMELDUNG
30.05.-31.05.2024, Svendborg (Dänemark)
EC, Conference European Maritime Day 2024
The European Commission (EC) discusses and outlines joint action on maritime affairs and sustainable blue economy. INFOS & REGISTRATION
30.05.-31.05.2024, Genf (Schweiz)
AI for Good Global Summit
The summit provides opportunities for AI innovators and problem owners to learn, build and connect to help identify practical AI solutions to advance the United Nations Sustainable Development Goals. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 11:00 Uhr, online
smartEn, Seminar Electric Vehicles coupled with on-site solar generation: opportunities and implications for smart buildings
Smart Energy Europe (smartEn) explores the EU project V2Market. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 11:00-12:30 Uhr, online
Marcogaz, Seminar Tech Forum on Gas Odorisation
Marcogaz addresses the production, measurement and regulation of gas odorants in Europe. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 15:00-17:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
ERCST, Seminar 2024 State of the European Hydrogen Market Report
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) presents the EU Hydrogen Market Report. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 17:30-18:30 Uhr, online
DGAP, Vortrag Amerikas Rückzug, Europas Rolle: Die Zukunft der NATO
Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) diskutiert die Folgen eines möglichen Wahlsiegs von Donald Trump. INFOS & ANMELDUNG
30.05.2024 – 19:00 Uhr, online
HSS, Seminar Y – wie Yuan. Die EU-China-Beziehungen
Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) fragt, was 2024 die wichtigsten Themen in den Beziehungen zwischen der EU und China sind. INFOS & ANMELDUNG
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen strebt nach der Europawahl erneut ein Bündnis der EVP mit Sozialdemokraten und Liberalen an. “Ich möchte die Plattform in der Mitte bilden”, sagte sie am Montag beim WDR-Europaforum. Ob dazu neben S&D und Renew auch die Grünen zählten, hänge davon ab, wie sich diese nach der Wahl verhielten.
Die EVP-Spitzenkandidatin war zuletzt von führenden Sozialdemokraten hart kritisiert worden, weil sie sich auch offen gezeigt hatte für eine Zusammenarbeit mit Parteien rechts der EVP, wie den Fratelli d’Italia. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni handele “klar pro-europäisch” und habe sich eindeutig gegen Russlands Präsidenten Putin positioniert, sagte von der Leyen etwa bei der TV-Debatte am vergangenen Donnerstag.
Als Persilschein für eine Zusammenarbeit mit Meloni will sie dies aber nicht verstanden wissen: “Das haben Sie von mir so nie gehört”, entgegnete sie auf eine entsprechende Frage des Moderators. Nach der Wahl müssten sich die Fraktionen im Parlament zunächst neu sortieren. Sie wolle mit der Plattform “gute Angebote machen, die möglichst von Fall zu Fall Mehrheiten finden”. Es sei gerade in diesen Zeiten wichtig, eine starke Mehrheit für pro-europäische Politik zu formen.
Eine Zusammenarbeit mit dem französischen Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen schloss von der Leyen aus. “Die sind von Putin bezahlt”, sagte sie, und wollten dieses Europa zerstören. Le Pen hatte am Wochenende offensiv dafür geworben, nach der Wahl eine Fraktion mit Melonis Fratelli zu bilden. Bislang ist der RN in der rechtsextremen ID-Fraktion, die Fratelli in der nationalkonservativen EKR. Gemeinsam könne man zweitstärkste Kraft im neuen Parlament werden, so Le Pen.
Von der Leyen sagte, es sei nicht ihre Aufgabe zu beurteilen, wie radikal Meloni sei, die oft als postfaschistisch tituliert wird. Die Kommission erstelle dafür jährliche Rechtstaatlichkeitsberichte, die auf objektiven Tatsachen beruhen müssten. Sie müsse mit Meloni wie mit den anderen 26 Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat gut zusammenarbeiten, um Europa voranzubringen. tho
Alle Texte zur Europawahl 2024 finden Sie hier.
Mehrere Gesetze zur Industrie- und Klimapolitik haben die Mitgliedstaaten am Dienstag abschließend angenommen. Mit dem Net-Zero Industry Act (NZIA) will die EU die Produktionskapazitäten hochfahren, um ab 2030 40 Prozent der benötigten Technologien für die Dekarbonisierung aus heimischer Produktion zu decken. Das Ziel ist allerdings freiwillig. Dazu werden zum Beispiel Genehmigungsverfahren vereinfacht.
Der NZIA setzt außerdem ein Ziel für die geologische Speicherung von Kohlendioxid (CCS). Ab 2030 will die EU 50 Millionen Tonnen des Treibhausgases unterirdisch deponieren.
Zur Reduktion von Methan im Energiesektor wurde eine weitere Verordnung beschlossen. Sie beschränkt das Abfackeln und Ablassen des Treibhausgases bei der Förderung von fossilen Brennstoffen. Für 2030 muss die Kommission Höchstwerte für die Methanintensität bei der Förderung von Kohle, Öl und Gas vorlegen. Halten Produzenten oder Importeure die Grenzwerte nicht ein, müssen sie mit Strafen rechnen.
Die Methanverordnung ist für die EU eine zentrale Maßnahme, um den Global Methane Pledge zu erfüllen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte die Initiative vor drei Jahren zusammen mit US-Präsident Joe Biden bei der COP26 in Glasgow vorgestellt. Die Unterzeichner wollen den weltweiten Methanausstoß bis 2030 um 30 Prozent gegenüber 2020 senken.
Auch der Ökodesign-Verordnung haben die Mitgliedstaaten am Montag endgültig zugestimmt. Damit wurde das Gesetz angenommen und es kann, nachdem die Präsidentin des EU-Parlaments und der Präsident des Rates unterzeichnet haben, im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden. 20 Tage später tritt es in Kraft. Die neuen Regeln gelten 24 Monate nach Inkrafttreten, also ab Sommer 2026.
Der Ökodesign-Verordnung legt Anforderungen an nachhaltigere Produkte fest und verbietet das Vernichten unverkaufter Textilien und Schuhe. Sie ersetzt die bestehende Ökodesign-Richtlinie und weitet ihren Geltungsbereich über Energieprodukte hinaus auf beinahe alle Produkte aus, die in der EU in Verkehr gebracht werden. Die spezifischen Ökodesign-Anforderungen für einzelne Produktgruppen wird die Kommission in delegierten Rechtsakten festlegen. Mit den ersten Rechtsakten ist laut Bundeswirtschaftsministerium Ende 2025 zu rechnen. Die Industrie hat dann jeweils 18 Monate Zeit, um diese zu erfüllen.
Bereits am vergangenen Freitag hatte der Rat dem EU-Lieferkettengesetz endgültig zugestimmt. 20 Tage nach Veröffentlichung im Amtsblatt tritt auch dieses Gesetz damit in Kraft. Dann haben die Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, um die neuen Vorschriften in nationales Recht umzusetzen. In Deutschland soll hierfür das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) angepasst werden. Als erste Gruppe wird die Richtlinie drei Jahre nach Inkrafttreten, also 2027, für Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 1.500 Millionen Euro gelten. ber/leo/rtr
Wegen seiner Blockade neuer EU-Militärhilfen für die Ukraine ist Ungarn unter massiven Druck geraten. Nach einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel sprach der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell von einer ungewöhnlich “hitzigen” Debatte. Der Streit sei “sehr weit gegangen”, sagte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis. Indirekt wurde dies von Ungarn bestätigt. Die “Kriegsbefürworter” hätten bei dem Treffen “herumgebrüllt”, sagte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó. Seine Regierung werde dem Druck aber nicht nachgeben.
Es geht um sieben europäische Rechtstexte und Militärhilfen im Wert von 5 Milliarden Euro, die Ungarn mit seinem Veto blockiert. Zuletzt hat sich der Streit auch noch auf russische Vermögenswerte ausgeweitet, deren Erträge die EU für die Ukraine nutzen will.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock rief die Regierung in Budapest auf, die Blockade schnellstmöglich zu beenden. Sie appelliere “eindringlich an Ungarn”, weitere Unterstützung für die Ukraine zu ermöglichen. Ähnlich äußerten sich Vertreter fast aller EU-Staaten. Borrell sagte, die Blockade sei nicht mehr verhältnismäßig und führe zu Verspätungen bei der Militärhilfe. “Die Verzögerung kann man in Menschenleben messen”, sagte der Spanier.
Ungeachtet des ungarischen Widerstands wird der Ausschuss der Ständigen Vertreter aber noch in dieser Woche über die Verwertung russischer Vermögenswerte diskutieren, kündigte Borrell an. Die Zinserträge sollen sich auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro im Jahr belaufen und zu 90 Prozent für Waffenhilfe genutzt werden. Er hoffe, dass Ungarn diese Initiative nicht blockiere, sagte Borrell. Schließlich habe Budapest bereits die Zusage erhalten, dass der ungarische Anteil nicht für Waffenhilfe genutzt wird. Es gehe hier auch um die Glaubwürdigkeit der EU.
Bei ihrem Treffen haben die Außenminister zudem einen Rechtsrahmen beschlossen, der es ermöglicht, Menschenrechtsverletzungen in Russland zu sanktionieren. Auf dieser Grundlage wurden zunächst Sanktionen verhängt gegen russische Richterinnen und Richter, die an Verfahren gegen den im Februar in einem Straflager gestorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny beteiligt waren.
Hinzu kommen der föderale Strafvollzugsdienst der Russischen Föderation sowie Personen, denen Repressionen gegen Künstler vorgeworfen werden sowie gegen den zu zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilten russischen Menschenrechtsaktivisten Oleg Orlow. Die neuen Sanktionen bestehen insbesondere aus EU-Einreiseverboten und Vermögenssperren.
Ein weiteres Thema des Außenrats war der Krieg in Gaza. Borrell zeigte sich “entsetzt über die Nachrichten aus Rafah über israelische Angriffe, bei denen Dutzende von Vertriebenen, darunter auch kleine Kinder, getötet wurden”. Er verurteile dies auf das Schärfste. Über mögliche Reaktionen habe man aber noch nicht geredet, so der EU-Chefdiplomat. Einige EU-Länder wie Spanien und Irland, aber auch der belgische EU-Vorsitz denken laut über Sanktionen nach. Israel kündigte eine Untersuchung an. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem “tragischen Fehler”. ebo/dpa
Weniger als zwei Wochen vor den Europawahlen, bei denen Umfragen einen Anstieg der extremen Rechten vorhersagen, warnte der französische Staatschef Emmanuel Macron vor dem, “bösen Wind, der in Europa weht”. Er verurteilte illiberale Regime und kritisierte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán scharf. Dieser nehme “Geld aus Europa“, um “die Unabhängigkeit der Richter, die Pressefreiheit, die Vielfalt der Kultur, die Autonomie der Universitäten und die akademische Freiheit zu vergessen”.
“Unser Europa ist kein Supermarkt, es ist ein Fundament aus Werten, Kultur, individuellen und politischen Freiheiten”, sagte Macron. Und er forderte: “Lasst uns nicht länger Gewohnheitstiere sein, sondern Engagierte für die europäische Idee und die Demokratie.”
Der französische Präsident betonte, dass die Unterstützung der Europäischen Union für die Ukraine angesichts der russischen Aggression entscheidend sei. Eine bessere europäische Verteidigung sei notwendig, da “Russland morgen und übermorgen da sein wird” und Europa seine Verteidigung für “sich selbst” denken müsse. Er plädierte noch einmal für “ein unabhängiges und souveränes Europa”, ein Konzept, das er in seiner Sorbonne-Rede über die Zukunft Europas Ende April weiterentwickelt hatte.
Macron wiederholte auch seine Forderung nach einem “gemeinsamen öffentlichen Investitionsschock” in Europa, um das Wachstum auf dem Kontinent zu fördern. Mindestens eine Verdoppelung der EU-Mittel sei notwendig, sagte er. Dazu gehören auch die umstrittenen neuen Eigenmittel für die EU.
Es ist die erste Reise eines französischen Präsidenten nach Ostdeutschland im Rahmen eines Staatsbesuchs seit dem Fall der Mauer. Dresden hat Emmanuel Macron als die “Metapher für einen europäischen Phönix” bezeichnet, eine im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadt, die zu einer Stadt der Innovation wurde.
Die Reise von Emmanuel Macron nach Dresden verdeutlicht den Willen von Paris, ein neues Gleichgewicht in den deutsch-französischen Beziehungen herzustellen, die sich fast 35 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer immer noch auf den westlichen Teil Deutschlands konzentrieren. So sind fast 6000 französische Unternehmen in Deutschland vertreten, im Osten Deutschlands sind es nach Angaben der französischen Industrie- und Handelskammer in Deutschland lediglich 300. cst
Dass Grüne und Konservative sich einig sind, ist eher selten. Beim EU-Agrarrat am Montag in Brüssel übte der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir aber gleich mehrfach den Schulterschluss mit seinem konservativen Kollegen aus Österreich, Norbert Totschnig. Für dessen erneute Forderung, den Schutzstatus des Wolfes zu senken, zeigte sich Özdemir offen. Über Nuancen müsse man noch sprechen, aber der Wolf habe in der Landwirtschaft “nichts verloren”. Seine Parteikollegin, Umweltministerin Steffi Lemke, lässt er damit alleine in ihrem Widerstand gegen die Lockerung.
Ebenfalls gemeinsam mit Totschnig brachte Özdemir erneut eine Ausweitung der Herkunftskennzeichnung auf die Agenda. Eine Initiative der EU-Kommission blieb bisher aus, nun will Özdemir vermeiden, dass das Thema nach der Europawahl in der Schublade verschwindet. Bei vielen Ministern fand der Vorstoß Zuspruch, Gegenwind kam aber vor allem von kleineren Ländern wie Irland oder Luxemburg. Sie fürchten eine Zerstückelung des europäischen Binnenmarktes und Störungen beim Handel in Grenzregionen.
Mit Blick auf Extremwetter und Marktstörungen nahmen die Minister zudem die Kriseninstrumente der Gemeinsamen Agrarpolitik unter die Lupe. Neben der dezidierten Krisenreserve können auch die Direktzahlungen teils dazu genutzt werden, Betriebe in Krisenfällen wie Dürre oder Überflutung zu unterstützen. jd
Der Plan der belgischen Ratspräsidentschaft, mit einem neuen Kompromissvorschlag zum Patentschutz die festgefahrenen Verhandlungen zum EU-Gentechnikrecht voranzubringen, scheint nicht aufzugehen. Gespräche zwischen Vertretern der Mitgliedstaaten blieben vergangene Woche zäh, ein baldiger Durchbruch zeichne sich weiterhin nicht ab, heißt es aus gut informierten Kreisen.
Den EU-Mitgliedstaaten, die Hürden für den Zugang von Landwirten und Züchtern zu Pflanzenmaterial fürchten, geht der belgische Vorschlag zum Patentschutz offenbar nicht weit genug. Gleichzeitig scheint die von den Belgiern erhoffte Zustimmung Polens, die eine Mehrheit ermöglichen würde, in immer weitere Ferne zu rücken. Die belgische Ratspräsidentschaft gibt sich trotz des Rückschlags entschlossen, vor der Übergabe des Ratsvorsitzes an Ungarn Ende Juni eine Einigung zu finden.
Die Belgier hatten vorgeschlagen, dass gentechnisch verändertes Pflanzenmaterial nur unter die Kategorie NGT-1 fallen soll, wenn es nicht gleichzeitig unter Patentschutz steht. Kai Purnhagen, Professor für Lebensmittelrecht an der Universität Bayreuth, findet das juristisch schwierig. “Meldet ein Unternehmen ein Patent an, ginge der NGT-1-Status auch für alle anderen verloren”, hebt er hervor. Das hätte das Potenzial, Ansprüche auf Schadensersatz nach sich zu ziehen.
Laut dem Kompromisstext könnten sowohl die EU-Kommission als auch nationale Behörden aus weiteren “berechtigten Gründen” den bereits erteilten NGT-1-Status zurückziehen – für Purnhagen ein weiteres Einfallstor für Schadensersatzklagen. “Niemand würde sich mehr auf den NGT-1-Status einlassen, wenn dieser einfach wieder zurückgenommen werden kann”, befürchtet er. Schwierig sei auch, dass auf europäischer Ebene der NGT-1-Status davon abhinge, ob auf nationaler Ebene Patente erteilt werden. “Dass es von der Ausübung nationalen Rechts abhängt, welche Klassifikation auf EU-Ebene gilt: Das ist europarechtlich bedenklich”, meint Purnhagen.
Gegenwind kommt auch von Gentechnik-Kritikern. Der Vorschlag vermische “ökonomische Aspekte mit Fragen der Sicherheit für Mensch und Umwelt”, moniert das Institut Testbiotech. “Die Risiken von NGT-Pflanzen” existierten “unabhängig von der Patentfrage” und sollten mit dieser nicht vermischt werden. jd


Ursula von der Leyen – EU-Kommissionspräsidentin
Die CDU-Politikerin hat gute Aussichten, erneut Kommissionspräsidentin zu werden. Und das trotz der harten Kritik an ihren Gesprächen mit Rechtsnationalen wie Giorgia Meloni und den Gerüchten um Mario Draghi. Sie wird im Kreis der Staats- und Regierungschefs respektiert. Im Europaparlament haben Sozialdemokraten und Liberale keine glaubhafte Antwort darauf, wer es statt von der Leyen machen soll, wenn sie ihr die Stimmen verweigern.

Manfred Weber – EVP-Chef
Der Partei- und Fraktionschef der europäischen Christdemokraten wirkt derzeit mit sich im Reinen: Die EVP dürfte die Europawahlen gewinnen, von der Leyen und andere sind auf seinen Annäherungskurs mit Parteien rechts der EVP eingeschwenkt. Weber wird daher im anstehenden Personal- und Koalitionspoker an wichtigen Strippen ziehen können.

Nicolas Schmit – Spitzenkandidat von Europas Sozialdemokraten
Als Mister Mindestlohn hat der amtierende Sozialkommissar nicht nur ein Kernthema der europäischen Sozialdemokraten durchgesetzt. Den Biss eines Wahlkämpfers lässt er zwar vermissen, doch nach der Wahl könnte der langjährige Diplomat einen anderen Top-Job beanspruchen: den des Außenbeauftragten.

Katarina Barley – Parlaments-Vizepräsidentin und Spitzenkandidatin der SPD
Als Spitzenkandidatin der deutschen Sozialdemokratie hatte Barley 2019 ein historisch schlechtes Ergebnis zu verantworten. Diesmal wird sie zeigen müssen, dass die Genossen zumindest wieder etwas mehr erreichen als die 16 Prozent aus der vorigen Wahl. Einen guten Ruf als Vizepräsidentin des Parlaments hat sie sich in den vergangenen fünf Jahren erarbeitet – im Wahlkampf setzt sie vor allem auf die Abgrenzung nach rechts.

Terry Reintke – Fraktionschefin und Spitzenkandidatin der Grünen
Die Spitzenkandidatin der deutschen und europäischen Grünen wirbt für ein weltoffenes und tolerantes Europa. Auf den Wahlkampfbühnen mahnt sie immer wieder, was ein nach rechts gerücktes Europa für queere Menschen, für Menschen mit Migrationsgeschichte oder sozial Schwächere bedeutet. Sie wolle für ein Europa kämpfen, das diese Menschen auch in Zukunft ihre Heimat nennen können, sagt die Gelsenkirchenerin. Ihre Bedingung für die Unterstützung einer zweiten Amtszeit von der Leyens ist daher die klare Abgrenzung nach rechts.

Karoline Edtstadler – Europaministerin in Österreich
Die ÖVP-Politikerin will neue EU-Kommissarin werden – und hat auch gute Aussichten auf die österreichische Nominierung. Sie bringt viel Erfahrung in der Europapolitik mit, war bereits eines der Gesichter der österreichischen Ratspräsidentschaft 2018 und fungiert seit mehr als vier Jahren als Bundesministerin für EU und Verfassung im Wiener Bundeskanzleramt.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann – FDP-Spitzenkandidatin
Die Frontfrau der Liberalen hat im Bundestag über ihre Präsenz in der Öffentlichkeit erhebliche Wirkmacht entfaltet, und wird auch vom Europaparlament aus in den sicherheitspolitischen Debatten mitmischen. Die einstige Bundes- und Kommunalpolitikerin dürfte aber etwas Anlaufzeit benötigen, um sich in Straßburg und Brüssel zurechtzufinden.

Franziska Brantner – Parlamentarische Staatssekretärin im BMWK
Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMWK empfiehlt sich durch ihre Arbeit für höhere Aufgaben. Sie ist auf ihren Aufgabenfeldern in der Handels- und Rohstoffpolitik enorm aktiv und durchsetzungsstark – und denkt Europa dabei stets mit. Sollten die Grünen bei einem Rückzug von der Leyens doch Anspruch auf einen Kommissarsposten bekommen, wäre sie eine der Kandidatinnen.

Anna Lührmann – Europa-Staatsministerin im Auswärtigen Amt
Die Grünen-Politikerin bemüht sich, die EU-Erweiterung um die Westbalkanstaaten sowie Ukraine und Moldau vorzubereiten und parallel die Diskussion um institutionelle Reformen der EU voranzutreiben. Angesichts der Widerstände in vielen Mitgliedstaaten muss sie dabei jedoch behutsam vorgehen.

Daniel Caspary – Chef der CDU/CSU-Delegation im EU-Parlament
Der 48-jährige Christdemokrat sitzt seit 20 Jahren im Europaparlament. Als Vorsitzender der großen CDU/CSU-Delegation im Europäischen Parlament ist er einer der einflussreichsten Parlamentarier in Brüssel. Eines seiner thematischen Steckenpferde ist die Handelspolitik.
nach Emmanuel Macrons Staatsbesuch in Deutschland soll der deutsch-französische Verteidigungs- und Sicherheitsrat am Dienstag positive Signale an die Ukraine und zu gemeinsamen Rüstungsprojekten senden. Aus dem Élysée heißt es, Macrons Vorschläge aus seiner Sorbonne-Rede seien die Basis für die Diskussionen. Der französische Präsident will eine europäische Initiative bilden, aus der Kapazitäten für Schläge weit auf feindlichem Territorium und zur Raketenabwehr geschaffen werden sollen.
Anders als beim Luftverteidigungsprojekt European Sky Shield Initiative (Essi), die Scholz 2022 initiiert hatte und die mit amerikanischen Beschaffungen dem französischen Rüstungsprotektionismus zuwider läuft, scheinen sich Berlin und Paris neuerdings beim Aufbau der Luftverteidigung wieder aufeinander zuzubewegen. Scholz begrüßte im “Economist”, dass Macron die europäische Dimension der französischen Nuklearstreitkräfte betonte und forderte Diskussionen über den richtigen Kapazitätenmix, um Europa zu verteidigen und Angreifer abzuschrecken. “Bloomberg” berichtet, dass bei dem Treffen konkrete Pläne für eine tiefere Luftverteidigungskooperation vorgestellt werden sollen.
Bei der Ukraine-Unterstützung wirft Paris Berlin vor, zu zaghaft zu sein. Macron lässt die ukrainischen Kämpfer bereits mit Scalp-Marschflugkörpern unterstützen, während Scholz die Taurus-Marschflugkörper zurückhält. Erfolgsbotschaften könnten die Ministerinnen und Minister der beiden Länder mit Gesprächen über das Kampfjet-Projekt Future Combat Air System (FCAS) und das Spiegelprojekt für den “Panzer der Zukunft” Main Ground Combat System (MGCS) senden. Das Flugzeugprojekt verläuft derzeit konfliktfrei, weil nicht verhandelt werden muss.
Und damit willkommen zu unserer 700. Ausgabe!

Herr Vandenberghe, die Kommission hat ein Netto-Treibhausgasreduktionsziel von 90 Prozent für das Jahr 2040 vorgeschlagen. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Regelungen für das Klimaziel 2030 noch nicht vollständig umgesetzt sind. Was genau bereiten Sie derzeit vor?
Der vollständige Übergang zum Klimaschutz ist im Grunde eine Agenda für die Modernisierung unserer Wirtschaft und für Investitionen. Investitionen, die unsere Wirtschaft braucht, denn in China machen Investitionen 40 Prozent des BIP aus, in Europa sind es 20 Prozent. Das ganze Gerede über Wettbewerbsfähigkeit läuft also im Grunde auf die Frage hinaus, wie viel man in seine Wirtschaft investiert. Und da haben wir einen großen Nachholbedarf.
Aber warum gerade jetzt? Es gibt im Moment kaum Impulse für Klimapolitik.
Wenn man über Investitionen spricht, kann man nicht nur die eine Zeitspanne von sechs Jahren betrachten. Man braucht eine Perspektive von zehn, 15, 20 Jahren. Denn das ist der Zeithorizont für viele dieser Investitionen. Wir haben das THG-Reduktionsziel von 90 Prozent für 2040 vorgelegt, um den Investoren und Wirtschaftsakteuren langfristige Vorhersehbarkeit und Sicherheit zu geben.
Und der Green Deal bietet diese Vorhersehbarkeit derzeit nicht? Das war doch der Hauptgrund, ihn überhaupt einst einzuführen, oder nicht?
Wenn es um Investitionen in die Zukunft geht, haben wir mit dem Fit-for-55-Paket einen gesetzlichen Rahmen, der sehr gut für 2030 geeignet ist. Aber er ist nicht unbedingt für 2040 geeignet. Wenn wir mit unserem derzeitigen Rahmen über 2030 hinausgehen, werden wir die Emissionen im Jahr 2040 um 88 Prozent senken, aber nicht auf die kosteneffizienteste Weise.
Warum nicht?
Im ETS 1 würde es beispielsweise ab 2039 keine neuen Emissionszertifikate geben, was für eine Reihe von Industriezweigen unerschwinglich wäre. Die Zementindustrie zum Beispiel hat prozessbedingte Emissionen, die sie nicht vermeiden oder eindämmen kann, sodass es für sie sehr teuer werden würde. Auch sind nicht alle Sektoren ausreichend abgedeckt, wie beispielsweise die Landwirtschaft. Den Rahmen für 2030 wollen wir jedoch nicht ändern. Wir werden also keine Regeln zum Fit-for-55-Programm hinzufügen oder ändern. Wir sprechen nur darüber, was sich danach ändern muss.
Was ist der kosteneffizienteste Weg?
Es wird keine radikale Überarbeitung sein. Was sehr gut funktioniert, ist der Emissionshandel. Die Bepreisung von Treibhausgasen wird also das Zugpferd unserer Klimapolitik bleiben. Aber wir müssen Netto-Negativ-Emissionen erreichen, also brauchen wir in Zukunft CO₂-Abbau in großem Umfang. Deshalb untersuchen wir, wie wir den CO₂-Abbau im Rahmen des ETS belohnen können.
Zum Beispiel durch die Einbeziehung des Agrar- und Lebensmittelsektors?
Der Agrar- und Lebensmittelsektor kann eine sehr wichtige Kohlenstoffsenke sein. Aber lassen Sie mich ganz klar sagen, dass wir uns noch nicht dazu positioniert haben, ob wir ein Agrifood-ETS einführen. Wir prüfen dies derzeit. Aber wir sehen für die Zukunft einen steigenden Bedarf an Land, nicht nur für Lebensmittel. Lebensmittelproduktion ist zwar nach wie vor die zentrale Aufgabe der Landwirtschaft, aber in Zukunft wird noch viel mehr von den Flächen abhängen: Bioenergie, biogener Kohlenstoff, Biomasse, die wir für eine Kreislaufwirtschaft brauchen, die sich von fossilen Brennstoffen wegbewegt. Es besteht die Möglichkeit, Kohlenstoff in den Böden zu speichern. Wir sind also der Meinung, dass den Landwirten ein größeres Portfolio an Geschäftsmöglichkeiten zur Verfügung steht, zusätzliche Bereiche der Landwirtschaft, die sich für sie lohnen. Einer davon ist der CO₂-Abbau.
Und was passiert mit dem EU-Subventionsprogramm für Landwirte, der sogenannten GAP?
Wenn es ein breiteres Spektrum an Geschäftsmöglichkeiten gibt, sollten wir das Landwirtschaftsmodell von einem auf europäischen Subventionen basierenden Modell auf ein Modell umstellen, das auf Marktsignalen beruht. Auf diese Weise werden die Landwirte zu echten Unternehmern und Wirtschaftsakteuren, die nicht auf Subventionen reagieren, für die sie eine Menge Papierkram ausfüllen müssen, sondern auf das, was der Markt bereit ist zu kaufen und dafür zu bezahlen. Wenn wir in diese Richtung gehen, dann ist es sehr wichtig, dass die Marktsignale die externen Kosten internalisieren. Mit anderen Worten, die Kosten der Treibhausgasemissionen. Aus diesem Grund prüfen wir die Möglichkeit eines Agrifood-ETS.
Und Sie glauben, dass die Landwirte dies unterstützen werden?
Ich denke, dass das gesamte Ökosystem der Agrar- und Ernährungswirtschaft nicht grundsätzlich dagegen ist, weil die Lebensmittelhersteller wissen, dass dies eine Möglichkeit ist, mit Scope-3-Emissionen umzugehen, für die sie sonst keine Lösung haben. Und der Landwirtschaftssektor sagt, dass dies insofern interessant sein könnte, als es Einnahmen generiert, die wieder in die Belohnung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken fließen könnten. Und es würde auch ein Preissignal an den Verbraucher senden, der zu einem besseren Verbrauchsverhalten angeregt werden würde.
Wie sieht der Zeitplan für das Gesetzespaket zum 2040-Ziel aus?
Wir sind gerade dabei, alle Studien, alle Expertengruppen und alle erforderlichen Analysen zu erstellen. Die Reihenfolge, die wir der nächsten Kommission empfehlen werden, ist, dass wir, sobald das College sein Amt antritt – Ende dieses Jahres oder Anfang 2025 – den Vorschlag zur Änderung des Klimagesetzes annehmen, um das 2040-Ziel einzuführen. Dieser wird dann das Gesetzgebungsverfahren im Europäischen Parlament und im Rat durchlaufen. Bis zum Sommer 2025 muss die Kommission einen Vorschlag für den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen vorlegen, der ebenfalls von entscheidender Bedeutung sein wird, da es bei der Erreichung der Ziele vor allem um Investitionen gehen wird. Daher wird die Art und Weise, wie der europäische Haushalt Investitionen mobilisieren und kapitalisieren kann, sehr wichtig sein. Im Jahr 2026 würden wir dann ein neues Paket von Vorschlägen vorlegen, um uns für 2040 fit zu machen.
2026 ist auch das Jahr, in dem viele Überprüfungen der aktuellen Regelungen anstehen …
Ja, wir müssen vermeiden, dass diese Überprüfungen isoliert voneinander durchgeführt werden, denn wir brauchen eine systemische Sichtweise auf die Dinge. Deshalb wollen wir das neue Legislativpaket im Jahr 2026, was uns dann drei oder vier Jahre Zeit gibt, um mit den Interessengruppen, den Mitgliedstaaten und dem Parlament zu diskutieren und zu verhandeln. Auf diese Weise können wir die nächsten Jahrzehnte in einem sehr engen Dialog mit allen Beteiligten vorbereiten.
António Costas Erfolgsbilanz als portugiesischer Regierungschef und seine guten Beziehungen zu seinen europäischen Kollegen sind einige seiner stärksten Referenzen. Auch seine Entscheidung, von seinem Amt zurückzutreten, hat ihm Respekt eingebracht.
Im November hatte die Staatsanwaltschaft seinen Namen mit der sogenannten Operation Influencer in Verbindung gebracht – auf der Grundlage “vager und widersprüchlicher” Verdachtsmomente, wie der zuständige Ermittlungsrichter im Februar sagte. Im vergangenen Jahr wurde gar berichtet, dass die Ermittler einen Fehler gemacht hätten und den Ministerpräsidenten mit dem fast gleichnamigen Wirtschaftsminister António Costa Silva verwechselt hätten.
Costas Rücktritt gilt als Beispiel für politische Verantwortung: Er trat zurück, ohne angeklagt zu sein, weil er die Einleitung einer Untersuchung gegen ihn durch den Obersten Gerichtshof für “unvereinbar” mit der Würde seines Amtes hielt.
Dass seine politische Karriere noch nicht vorbei ist, machte Costa in einem Interview Anfang Mai deutlich. Auf die Frage nach der Möglichkeit, ein europäisches Amt zu bekleiden, antwortete der Sozialist, dass “es von den Umständen abhängt”, aber “mit einem laufenden Verfahren ist es sehr schwierig, eine Lösung zu finden”. Costa hat die Staatsanwaltschaft gebeten, ihn “so schnell wie möglich” aussagen zu lassen, und bietet seine “volle Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Justiz” an, um “alle Zweifel” bezüglich der Verdächtigungen, die auf ihm lasten, auszuräumen.
Mehr als fünf Monate sind vergangen, und noch immer weiß niemand in Portugal, welche Umstände zu Ermittlungen gegen Costas in der Influencer-Affäre geführt haben. Anfang Mai unterzeichneten rund fünfzig Persönlichkeiten aus sowohl sozialistischen wie auch konservativen Kreisen ein Manifest, in dem sie die politische Einmischung der Staatsanwaltschaft in den Fall anprangerten.
Die Unterzeichner des Dokuments fordern eine stärkere Kontrolle der Staatsanwaltschaft, die sie der Verletzung des Justizgeheimnisses und des Missbrauchs durch den Einsatz restriktiver Maßnahmen sowie der “unzulässigen Einmischung in die politische Macht” bezichtigen. Sie habe Portugal an die “schmerzliche Grenze” des Sturzes zweier parlamentarischer Mehrheiten gebracht.
In dem Manifest wird scharf kritisiert, dass die Staatsanwaltschaft Costa noch immer nicht zu einer Anhörung vorgeladen hat. Mitte April hat der Oberste Gerichtshof beschlossen, die Ermittlungen gegen Costa an die Zentrale Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörde (DCIAP) zu übergeben. Somit ist der Fall in die erste Instanz gegangen, wie der jedes anderen Bürgers.
“Costa wird ein starkes Verhandlungsgeschick und die Fähigkeit, Probleme zu lösen, zugeschrieben. Sein stets sehr realpolitischer Kurs als Premier Portugals kurz nach der Eurokrise kam sowohl bei den Portugiesen als auch in Brüssel gut an”, sagt Andreas Bock vom European Council on Foreign Relations (ECFR).
Carlos Molina del Pozo, Experte für EU-Recht, hebt Costas Führungspersönlichkeit hervor. Seiner Meinung nach wird das Amt des EU-Ratspräsidenten von Politikern von geringem politischem Format geführt. “Costa hat das Charisma und die Führungsqualität, um die anderen europäischen Staats- und Regierungschefs mitzuziehen und den Europäischen Rat zu erneuern.” Costa sei ein Politiker vom Format eines Jacques Delors oder Helmut Kohl, die stets die Stärkung des europäischen Projekts im Sinn gehabt hätten.
Einflussreiche Regierungschefs wie Olaf Scholz und Emmanuel Macron sollen laut Medienberichten Costas Kandidatur unterstützen. Auch Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa bekräftigte seine Unterstützung für Costa. Andere europäische Staatschefs haben aufgrund der laufenden Ermittlungen jedoch möglicherweise Zweifel. “Deshalb gibt es sicherlich auch Überlegungen zu Alternativkandidaten. Bislang hat sich aber noch kein anderer Kandidat herauskristallisiert”, sagt Bock.
Neben Costa gehörten auch der Spanier Pedro Sánchez und die dänische Premierministerin Mette Frederiksen zu den Namen, die in den Reihen der Sozialisten für die Nachfolge von Charles Michel ins Gespräch gebracht wurden. Sánchez’ mögliche Kandidatur verlor jedoch an Gewicht, nachdem er Ende April eine fünftägige Pause von seinen Pflichten als spanischer Ministerpräsident eingelegt hatte, um darüber nachzudenken, ob er im Amt bleiben wird.
“Sánchez wird in Brüssel von vielen geschätzt, allerdings gibt es auch eine Menge Vorbehalte gegen seine Person. Vor allem zweifeln seine Kritiker an, dass er das richtige Profil für den Job hat”, sagt Andreas Bock vom ECFR. “Sánchez wird zudem vorgeworfen, dass er die spanische Ratspräsidentschaft dazu genutzt hat, innenpolitische Ziele zu verfolgen“. Frederiksen soll sich Mitte Mai selbst aus dem Rennen genommen haben, als sie am Rande einer Konferenz in Kopenhagen auf die Frage, ob sie für ein EU-Spitzenamt infrage komme, mit “Nein” geantwortet habe, so Bock weiter. Frederiksen ist wegen ihrer strikten Einwanderungspolitik umstritten.
29.05.2024 – 17:30 Uhr, Hamburg
Europe Direct, Q&A TED Talk EU-Projekte
Europe Direct diskutiert den Mehrwert der europäischen Zusammenarbeit. INFOS & ANMELDUNG
29.05.2024 – 19:00 Uhr, Hamburg
Körber Stiftung, Diskussion Her mit den guten Ideen: Wie stärken wir Europa?
Die Körber Stiftung pitcht Ideen für ein innovatives Europa. INFOS & ANMELDUNG
30.05.-31.05.2024, Svendborg (Dänemark)
EC, Conference European Maritime Day 2024
The European Commission (EC) discusses and outlines joint action on maritime affairs and sustainable blue economy. INFOS & REGISTRATION
30.05.-31.05.2024, Genf (Schweiz)
AI for Good Global Summit
The summit provides opportunities for AI innovators and problem owners to learn, build and connect to help identify practical AI solutions to advance the United Nations Sustainable Development Goals. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 11:00 Uhr, online
smartEn, Seminar Electric Vehicles coupled with on-site solar generation: opportunities and implications for smart buildings
Smart Energy Europe (smartEn) explores the EU project V2Market. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 11:00-12:30 Uhr, online
Marcogaz, Seminar Tech Forum on Gas Odorisation
Marcogaz addresses the production, measurement and regulation of gas odorants in Europe. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 15:00-17:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
ERCST, Seminar 2024 State of the European Hydrogen Market Report
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) presents the EU Hydrogen Market Report. INFOS & REGISTRATION
30.05.2024 – 17:30-18:30 Uhr, online
DGAP, Vortrag Amerikas Rückzug, Europas Rolle: Die Zukunft der NATO
Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) diskutiert die Folgen eines möglichen Wahlsiegs von Donald Trump. INFOS & ANMELDUNG
30.05.2024 – 19:00 Uhr, online
HSS, Seminar Y – wie Yuan. Die EU-China-Beziehungen
Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) fragt, was 2024 die wichtigsten Themen in den Beziehungen zwischen der EU und China sind. INFOS & ANMELDUNG
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen strebt nach der Europawahl erneut ein Bündnis der EVP mit Sozialdemokraten und Liberalen an. “Ich möchte die Plattform in der Mitte bilden”, sagte sie am Montag beim WDR-Europaforum. Ob dazu neben S&D und Renew auch die Grünen zählten, hänge davon ab, wie sich diese nach der Wahl verhielten.
Die EVP-Spitzenkandidatin war zuletzt von führenden Sozialdemokraten hart kritisiert worden, weil sie sich auch offen gezeigt hatte für eine Zusammenarbeit mit Parteien rechts der EVP, wie den Fratelli d’Italia. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni handele “klar pro-europäisch” und habe sich eindeutig gegen Russlands Präsidenten Putin positioniert, sagte von der Leyen etwa bei der TV-Debatte am vergangenen Donnerstag.
Als Persilschein für eine Zusammenarbeit mit Meloni will sie dies aber nicht verstanden wissen: “Das haben Sie von mir so nie gehört”, entgegnete sie auf eine entsprechende Frage des Moderators. Nach der Wahl müssten sich die Fraktionen im Parlament zunächst neu sortieren. Sie wolle mit der Plattform “gute Angebote machen, die möglichst von Fall zu Fall Mehrheiten finden”. Es sei gerade in diesen Zeiten wichtig, eine starke Mehrheit für pro-europäische Politik zu formen.
Eine Zusammenarbeit mit dem französischen Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen schloss von der Leyen aus. “Die sind von Putin bezahlt”, sagte sie, und wollten dieses Europa zerstören. Le Pen hatte am Wochenende offensiv dafür geworben, nach der Wahl eine Fraktion mit Melonis Fratelli zu bilden. Bislang ist der RN in der rechtsextremen ID-Fraktion, die Fratelli in der nationalkonservativen EKR. Gemeinsam könne man zweitstärkste Kraft im neuen Parlament werden, so Le Pen.
Von der Leyen sagte, es sei nicht ihre Aufgabe zu beurteilen, wie radikal Meloni sei, die oft als postfaschistisch tituliert wird. Die Kommission erstelle dafür jährliche Rechtstaatlichkeitsberichte, die auf objektiven Tatsachen beruhen müssten. Sie müsse mit Meloni wie mit den anderen 26 Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat gut zusammenarbeiten, um Europa voranzubringen. tho
Alle Texte zur Europawahl 2024 finden Sie hier.
Mehrere Gesetze zur Industrie- und Klimapolitik haben die Mitgliedstaaten am Dienstag abschließend angenommen. Mit dem Net-Zero Industry Act (NZIA) will die EU die Produktionskapazitäten hochfahren, um ab 2030 40 Prozent der benötigten Technologien für die Dekarbonisierung aus heimischer Produktion zu decken. Das Ziel ist allerdings freiwillig. Dazu werden zum Beispiel Genehmigungsverfahren vereinfacht.
Der NZIA setzt außerdem ein Ziel für die geologische Speicherung von Kohlendioxid (CCS). Ab 2030 will die EU 50 Millionen Tonnen des Treibhausgases unterirdisch deponieren.
Zur Reduktion von Methan im Energiesektor wurde eine weitere Verordnung beschlossen. Sie beschränkt das Abfackeln und Ablassen des Treibhausgases bei der Förderung von fossilen Brennstoffen. Für 2030 muss die Kommission Höchstwerte für die Methanintensität bei der Förderung von Kohle, Öl und Gas vorlegen. Halten Produzenten oder Importeure die Grenzwerte nicht ein, müssen sie mit Strafen rechnen.
Die Methanverordnung ist für die EU eine zentrale Maßnahme, um den Global Methane Pledge zu erfüllen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte die Initiative vor drei Jahren zusammen mit US-Präsident Joe Biden bei der COP26 in Glasgow vorgestellt. Die Unterzeichner wollen den weltweiten Methanausstoß bis 2030 um 30 Prozent gegenüber 2020 senken.
Auch der Ökodesign-Verordnung haben die Mitgliedstaaten am Montag endgültig zugestimmt. Damit wurde das Gesetz angenommen und es kann, nachdem die Präsidentin des EU-Parlaments und der Präsident des Rates unterzeichnet haben, im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden. 20 Tage später tritt es in Kraft. Die neuen Regeln gelten 24 Monate nach Inkrafttreten, also ab Sommer 2026.
Der Ökodesign-Verordnung legt Anforderungen an nachhaltigere Produkte fest und verbietet das Vernichten unverkaufter Textilien und Schuhe. Sie ersetzt die bestehende Ökodesign-Richtlinie und weitet ihren Geltungsbereich über Energieprodukte hinaus auf beinahe alle Produkte aus, die in der EU in Verkehr gebracht werden. Die spezifischen Ökodesign-Anforderungen für einzelne Produktgruppen wird die Kommission in delegierten Rechtsakten festlegen. Mit den ersten Rechtsakten ist laut Bundeswirtschaftsministerium Ende 2025 zu rechnen. Die Industrie hat dann jeweils 18 Monate Zeit, um diese zu erfüllen.
Bereits am vergangenen Freitag hatte der Rat dem EU-Lieferkettengesetz endgültig zugestimmt. 20 Tage nach Veröffentlichung im Amtsblatt tritt auch dieses Gesetz damit in Kraft. Dann haben die Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, um die neuen Vorschriften in nationales Recht umzusetzen. In Deutschland soll hierfür das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) angepasst werden. Als erste Gruppe wird die Richtlinie drei Jahre nach Inkrafttreten, also 2027, für Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 1.500 Millionen Euro gelten. ber/leo/rtr
Wegen seiner Blockade neuer EU-Militärhilfen für die Ukraine ist Ungarn unter massiven Druck geraten. Nach einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel sprach der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell von einer ungewöhnlich “hitzigen” Debatte. Der Streit sei “sehr weit gegangen”, sagte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis. Indirekt wurde dies von Ungarn bestätigt. Die “Kriegsbefürworter” hätten bei dem Treffen “herumgebrüllt”, sagte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó. Seine Regierung werde dem Druck aber nicht nachgeben.
Es geht um sieben europäische Rechtstexte und Militärhilfen im Wert von 5 Milliarden Euro, die Ungarn mit seinem Veto blockiert. Zuletzt hat sich der Streit auch noch auf russische Vermögenswerte ausgeweitet, deren Erträge die EU für die Ukraine nutzen will.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock rief die Regierung in Budapest auf, die Blockade schnellstmöglich zu beenden. Sie appelliere “eindringlich an Ungarn”, weitere Unterstützung für die Ukraine zu ermöglichen. Ähnlich äußerten sich Vertreter fast aller EU-Staaten. Borrell sagte, die Blockade sei nicht mehr verhältnismäßig und führe zu Verspätungen bei der Militärhilfe. “Die Verzögerung kann man in Menschenleben messen”, sagte der Spanier.
Ungeachtet des ungarischen Widerstands wird der Ausschuss der Ständigen Vertreter aber noch in dieser Woche über die Verwertung russischer Vermögenswerte diskutieren, kündigte Borrell an. Die Zinserträge sollen sich auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro im Jahr belaufen und zu 90 Prozent für Waffenhilfe genutzt werden. Er hoffe, dass Ungarn diese Initiative nicht blockiere, sagte Borrell. Schließlich habe Budapest bereits die Zusage erhalten, dass der ungarische Anteil nicht für Waffenhilfe genutzt wird. Es gehe hier auch um die Glaubwürdigkeit der EU.
Bei ihrem Treffen haben die Außenminister zudem einen Rechtsrahmen beschlossen, der es ermöglicht, Menschenrechtsverletzungen in Russland zu sanktionieren. Auf dieser Grundlage wurden zunächst Sanktionen verhängt gegen russische Richterinnen und Richter, die an Verfahren gegen den im Februar in einem Straflager gestorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny beteiligt waren.
Hinzu kommen der föderale Strafvollzugsdienst der Russischen Föderation sowie Personen, denen Repressionen gegen Künstler vorgeworfen werden sowie gegen den zu zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilten russischen Menschenrechtsaktivisten Oleg Orlow. Die neuen Sanktionen bestehen insbesondere aus EU-Einreiseverboten und Vermögenssperren.
Ein weiteres Thema des Außenrats war der Krieg in Gaza. Borrell zeigte sich “entsetzt über die Nachrichten aus Rafah über israelische Angriffe, bei denen Dutzende von Vertriebenen, darunter auch kleine Kinder, getötet wurden”. Er verurteile dies auf das Schärfste. Über mögliche Reaktionen habe man aber noch nicht geredet, so der EU-Chefdiplomat. Einige EU-Länder wie Spanien und Irland, aber auch der belgische EU-Vorsitz denken laut über Sanktionen nach. Israel kündigte eine Untersuchung an. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem “tragischen Fehler”. ebo/dpa
Weniger als zwei Wochen vor den Europawahlen, bei denen Umfragen einen Anstieg der extremen Rechten vorhersagen, warnte der französische Staatschef Emmanuel Macron vor dem, “bösen Wind, der in Europa weht”. Er verurteilte illiberale Regime und kritisierte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán scharf. Dieser nehme “Geld aus Europa“, um “die Unabhängigkeit der Richter, die Pressefreiheit, die Vielfalt der Kultur, die Autonomie der Universitäten und die akademische Freiheit zu vergessen”.
“Unser Europa ist kein Supermarkt, es ist ein Fundament aus Werten, Kultur, individuellen und politischen Freiheiten”, sagte Macron. Und er forderte: “Lasst uns nicht länger Gewohnheitstiere sein, sondern Engagierte für die europäische Idee und die Demokratie.”
Der französische Präsident betonte, dass die Unterstützung der Europäischen Union für die Ukraine angesichts der russischen Aggression entscheidend sei. Eine bessere europäische Verteidigung sei notwendig, da “Russland morgen und übermorgen da sein wird” und Europa seine Verteidigung für “sich selbst” denken müsse. Er plädierte noch einmal für “ein unabhängiges und souveränes Europa”, ein Konzept, das er in seiner Sorbonne-Rede über die Zukunft Europas Ende April weiterentwickelt hatte.
Macron wiederholte auch seine Forderung nach einem “gemeinsamen öffentlichen Investitionsschock” in Europa, um das Wachstum auf dem Kontinent zu fördern. Mindestens eine Verdoppelung der EU-Mittel sei notwendig, sagte er. Dazu gehören auch die umstrittenen neuen Eigenmittel für die EU.
Es ist die erste Reise eines französischen Präsidenten nach Ostdeutschland im Rahmen eines Staatsbesuchs seit dem Fall der Mauer. Dresden hat Emmanuel Macron als die “Metapher für einen europäischen Phönix” bezeichnet, eine im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadt, die zu einer Stadt der Innovation wurde.
Die Reise von Emmanuel Macron nach Dresden verdeutlicht den Willen von Paris, ein neues Gleichgewicht in den deutsch-französischen Beziehungen herzustellen, die sich fast 35 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer immer noch auf den westlichen Teil Deutschlands konzentrieren. So sind fast 6000 französische Unternehmen in Deutschland vertreten, im Osten Deutschlands sind es nach Angaben der französischen Industrie- und Handelskammer in Deutschland lediglich 300. cst
Dass Grüne und Konservative sich einig sind, ist eher selten. Beim EU-Agrarrat am Montag in Brüssel übte der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir aber gleich mehrfach den Schulterschluss mit seinem konservativen Kollegen aus Österreich, Norbert Totschnig. Für dessen erneute Forderung, den Schutzstatus des Wolfes zu senken, zeigte sich Özdemir offen. Über Nuancen müsse man noch sprechen, aber der Wolf habe in der Landwirtschaft “nichts verloren”. Seine Parteikollegin, Umweltministerin Steffi Lemke, lässt er damit alleine in ihrem Widerstand gegen die Lockerung.
Ebenfalls gemeinsam mit Totschnig brachte Özdemir erneut eine Ausweitung der Herkunftskennzeichnung auf die Agenda. Eine Initiative der EU-Kommission blieb bisher aus, nun will Özdemir vermeiden, dass das Thema nach der Europawahl in der Schublade verschwindet. Bei vielen Ministern fand der Vorstoß Zuspruch, Gegenwind kam aber vor allem von kleineren Ländern wie Irland oder Luxemburg. Sie fürchten eine Zerstückelung des europäischen Binnenmarktes und Störungen beim Handel in Grenzregionen.
Mit Blick auf Extremwetter und Marktstörungen nahmen die Minister zudem die Kriseninstrumente der Gemeinsamen Agrarpolitik unter die Lupe. Neben der dezidierten Krisenreserve können auch die Direktzahlungen teils dazu genutzt werden, Betriebe in Krisenfällen wie Dürre oder Überflutung zu unterstützen. jd
Der Plan der belgischen Ratspräsidentschaft, mit einem neuen Kompromissvorschlag zum Patentschutz die festgefahrenen Verhandlungen zum EU-Gentechnikrecht voranzubringen, scheint nicht aufzugehen. Gespräche zwischen Vertretern der Mitgliedstaaten blieben vergangene Woche zäh, ein baldiger Durchbruch zeichne sich weiterhin nicht ab, heißt es aus gut informierten Kreisen.
Den EU-Mitgliedstaaten, die Hürden für den Zugang von Landwirten und Züchtern zu Pflanzenmaterial fürchten, geht der belgische Vorschlag zum Patentschutz offenbar nicht weit genug. Gleichzeitig scheint die von den Belgiern erhoffte Zustimmung Polens, die eine Mehrheit ermöglichen würde, in immer weitere Ferne zu rücken. Die belgische Ratspräsidentschaft gibt sich trotz des Rückschlags entschlossen, vor der Übergabe des Ratsvorsitzes an Ungarn Ende Juni eine Einigung zu finden.
Die Belgier hatten vorgeschlagen, dass gentechnisch verändertes Pflanzenmaterial nur unter die Kategorie NGT-1 fallen soll, wenn es nicht gleichzeitig unter Patentschutz steht. Kai Purnhagen, Professor für Lebensmittelrecht an der Universität Bayreuth, findet das juristisch schwierig. “Meldet ein Unternehmen ein Patent an, ginge der NGT-1-Status auch für alle anderen verloren”, hebt er hervor. Das hätte das Potenzial, Ansprüche auf Schadensersatz nach sich zu ziehen.
Laut dem Kompromisstext könnten sowohl die EU-Kommission als auch nationale Behörden aus weiteren “berechtigten Gründen” den bereits erteilten NGT-1-Status zurückziehen – für Purnhagen ein weiteres Einfallstor für Schadensersatzklagen. “Niemand würde sich mehr auf den NGT-1-Status einlassen, wenn dieser einfach wieder zurückgenommen werden kann”, befürchtet er. Schwierig sei auch, dass auf europäischer Ebene der NGT-1-Status davon abhinge, ob auf nationaler Ebene Patente erteilt werden. “Dass es von der Ausübung nationalen Rechts abhängt, welche Klassifikation auf EU-Ebene gilt: Das ist europarechtlich bedenklich”, meint Purnhagen.
Gegenwind kommt auch von Gentechnik-Kritikern. Der Vorschlag vermische “ökonomische Aspekte mit Fragen der Sicherheit für Mensch und Umwelt”, moniert das Institut Testbiotech. “Die Risiken von NGT-Pflanzen” existierten “unabhängig von der Patentfrage” und sollten mit dieser nicht vermischt werden. jd


Ursula von der Leyen – EU-Kommissionspräsidentin
Die CDU-Politikerin hat gute Aussichten, erneut Kommissionspräsidentin zu werden. Und das trotz der harten Kritik an ihren Gesprächen mit Rechtsnationalen wie Giorgia Meloni und den Gerüchten um Mario Draghi. Sie wird im Kreis der Staats- und Regierungschefs respektiert. Im Europaparlament haben Sozialdemokraten und Liberale keine glaubhafte Antwort darauf, wer es statt von der Leyen machen soll, wenn sie ihr die Stimmen verweigern.

Manfred Weber – EVP-Chef
Der Partei- und Fraktionschef der europäischen Christdemokraten wirkt derzeit mit sich im Reinen: Die EVP dürfte die Europawahlen gewinnen, von der Leyen und andere sind auf seinen Annäherungskurs mit Parteien rechts der EVP eingeschwenkt. Weber wird daher im anstehenden Personal- und Koalitionspoker an wichtigen Strippen ziehen können.

Nicolas Schmit – Spitzenkandidat von Europas Sozialdemokraten
Als Mister Mindestlohn hat der amtierende Sozialkommissar nicht nur ein Kernthema der europäischen Sozialdemokraten durchgesetzt. Den Biss eines Wahlkämpfers lässt er zwar vermissen, doch nach der Wahl könnte der langjährige Diplomat einen anderen Top-Job beanspruchen: den des Außenbeauftragten.

Katarina Barley – Parlaments-Vizepräsidentin und Spitzenkandidatin der SPD
Als Spitzenkandidatin der deutschen Sozialdemokratie hatte Barley 2019 ein historisch schlechtes Ergebnis zu verantworten. Diesmal wird sie zeigen müssen, dass die Genossen zumindest wieder etwas mehr erreichen als die 16 Prozent aus der vorigen Wahl. Einen guten Ruf als Vizepräsidentin des Parlaments hat sie sich in den vergangenen fünf Jahren erarbeitet – im Wahlkampf setzt sie vor allem auf die Abgrenzung nach rechts.

Terry Reintke – Fraktionschefin und Spitzenkandidatin der Grünen
Die Spitzenkandidatin der deutschen und europäischen Grünen wirbt für ein weltoffenes und tolerantes Europa. Auf den Wahlkampfbühnen mahnt sie immer wieder, was ein nach rechts gerücktes Europa für queere Menschen, für Menschen mit Migrationsgeschichte oder sozial Schwächere bedeutet. Sie wolle für ein Europa kämpfen, das diese Menschen auch in Zukunft ihre Heimat nennen können, sagt die Gelsenkirchenerin. Ihre Bedingung für die Unterstützung einer zweiten Amtszeit von der Leyens ist daher die klare Abgrenzung nach rechts.

Karoline Edtstadler – Europaministerin in Österreich
Die ÖVP-Politikerin will neue EU-Kommissarin werden – und hat auch gute Aussichten auf die österreichische Nominierung. Sie bringt viel Erfahrung in der Europapolitik mit, war bereits eines der Gesichter der österreichischen Ratspräsidentschaft 2018 und fungiert seit mehr als vier Jahren als Bundesministerin für EU und Verfassung im Wiener Bundeskanzleramt.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann – FDP-Spitzenkandidatin
Die Frontfrau der Liberalen hat im Bundestag über ihre Präsenz in der Öffentlichkeit erhebliche Wirkmacht entfaltet, und wird auch vom Europaparlament aus in den sicherheitspolitischen Debatten mitmischen. Die einstige Bundes- und Kommunalpolitikerin dürfte aber etwas Anlaufzeit benötigen, um sich in Straßburg und Brüssel zurechtzufinden.

Franziska Brantner – Parlamentarische Staatssekretärin im BMWK
Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMWK empfiehlt sich durch ihre Arbeit für höhere Aufgaben. Sie ist auf ihren Aufgabenfeldern in der Handels- und Rohstoffpolitik enorm aktiv und durchsetzungsstark – und denkt Europa dabei stets mit. Sollten die Grünen bei einem Rückzug von der Leyens doch Anspruch auf einen Kommissarsposten bekommen, wäre sie eine der Kandidatinnen.

Anna Lührmann – Europa-Staatsministerin im Auswärtigen Amt
Die Grünen-Politikerin bemüht sich, die EU-Erweiterung um die Westbalkanstaaten sowie Ukraine und Moldau vorzubereiten und parallel die Diskussion um institutionelle Reformen der EU voranzutreiben. Angesichts der Widerstände in vielen Mitgliedstaaten muss sie dabei jedoch behutsam vorgehen.

Daniel Caspary – Chef der CDU/CSU-Delegation im EU-Parlament
Der 48-jährige Christdemokrat sitzt seit 20 Jahren im Europaparlament. Als Vorsitzender der großen CDU/CSU-Delegation im Europäischen Parlament ist er einer der einflussreichsten Parlamentarier in Brüssel. Eines seiner thematischen Steckenpferde ist die Handelspolitik.