Table.Briefing: Europe

Eurelectric-Chef im Interview + Twitter und die zahnlose EU + Chinas neuer EU-Botschafter

  • Kristian Ruby (Eurelectric): “Ein falsches Strommarktdesign ist ein großes Risiko”
  • Twitter und die zahnlose EU
  • Kaili legt laut Berichten Teilgeständnis ab
  • Gahler: Taiwan-Gruppe im EU-Parlament bleibt
  • Taiwan will Kooperation mit Europa ausbauen
  • OTC-Geschäfte könnten unter Gaspreisdeckel fallen
  • Schnellere Genehmigung für Erneuerbare, Netze und Speicher
  • Kommission knüpft Milliardenhilfen für Uniper an Bedingungen
  • Kartelluntersuchung: Amazon gelobt Besserung
  • Niederländer Leijtens wird neuer Frontex-Chef
  • Chinas neuer EU-Botschafter Fu Cong: Vertrauen für die Zusammenarbeit schaffen
Liebe Leserin, lieber Leser,

“wenn die EU ein falsches Strommarktdesign wählt, könnten die Investitionen in den Umbau des Energiesektors für Jahre einbrechen”, warnt Kristian Ruby. Im Interview mit Manuel Berkel plädiert der Generalsekretär von Eurelectric für mehr Sorgfalt bei der Reform des Strommarkts und erklärt, was langfristige Stromverträge für Industrie und private Haushalte bedeuten würden. 

Elon Musk sieht sich als Retter der Meinungsfreiheit bei Twitter. Was aber nun auf der Plattform geschieht, hat damit wenig zu tun. So sperrte Twitter zuletzt Konten von Journalistinnen und Journalisten und untersagte Links zu anderen Plattformen. Scharfe Kritik dafür kommt nun auch aus Brüssel. “Es gibt rote Linien. Und Sanktionen, bald”, schrieb Kommissionsvizepräsidentin Věra Jourová (natürlich auf Twitter). Doch die EU habe zurzeit kaum Instrumente, um Musk zu zügeln, analysiert Falk Steiner

Fu Cong ist Chinas neuer EU-Botschafter. In seinem ersten öffentlichen Meinungsbeitrag seit seiner Ankunft in Brüssel blickt er auf die Beziehungen zwischen der EU und der Volksrepublik. Das Treffen zwischen Chinas Staatspräsident Xi und EU-Ratschef Michel sei ein “positives Signal” für die künftige Zusammenarbeit. Er wolle in Belgien die gemeinsamen Interessen beider Seiten voranbringen.

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Sarah Schaefer
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Analyse

Kristian Ruby: “Ein falsches Strommarktdesign ist ein großes Risiko”

Porträtfoto von Kristian Ruby im Anzug vor unscharfem Hintergrund. Im Interview spricht er über den Strommarkt.
Kristian Ruby ist Generalsekretär von Eurelectric. Zuvor arbeitete er für WindEurope und das Kabinett von Connie Hedegaard.

Herr Ruby, kann die EU den Strommarkt in wenigen Monaten “vollständig fit für ein dekarbonisiertes Energiesystem” machen, wie es die Staats- und Regierungschefs verlangen?

Die EU sollte unterscheiden zwischen Krisenmaßnahmen und einem neuen Strommarktdesign. Die Idee, mit einer strukturellen Reform des Strommarkts das Preisproblem für die nächsten Winter zu lösen, halte ich für einen falschen Ansatz.

Viele europäische Regierungen wollen eine Entkopplung des Strompreises vom rasant gestiegenen Gaspreis. Ist das aus Sicht von Industrie und Verbrauchern nicht nachvollziehbar?

Die Frage ist doch, ob sich eine Strommarktreform schnell schaffen lässt. Wir haben eine Gaskrise, toben aber im Strommarkt mit vielen verschiedenen Eingriffen herum. Wenn die EU ein Gasproblem hat, sollte sie erst einmal alle Möglichkeiten ausschöpfen, gegen hohe Gaspreise vorzugehen. Europa müsste an die Wurzel des Problems heran und sicherstellen, dass Gas zu vernünftigen Preisen gehandelt wird. LNG ist schwierig zu regulieren. Die Kommission sollte sich darauf konzentrieren, den Preis mit Ländern neu zu verhandeln, die Gas über Pipelines in die EU liefern.

Sie sehen also keine Notwendigkeit für ein neues Strommarktdesign?

Wir sind nicht prinzipiell gegen eine Reform des Strommarkts, sie muss aber sehr sorgfältig gemacht werden. Ich finde es sehr besorgniserregend, wie schnell über ein neues Marktdesign entschieden werden soll. Stellen Sie sich vor, man würde der Finanzindustrie sagen, wir schaffen vollständig neue Regeln, haben aber nicht die Zeit zu untersuchen, welche Folgen das hat. Die Kommission sollte der Energiewirtschaft, der Industrie und der Wissenschaft mehr Zeit für die Konsultation ihres Reformvorschlags geben und eine ausführliche Folgenabschätzung vornehmen.

“Vor dem griechischen Modell kann ich nur warnen”

Was könnten denn die Folgen einer verstolperten Reform sein?

Wenn die EU ein falsches Strommarktdesign wählt, könnten die Investitionen in den Umbau des Energiesektors für Jahre einbrechen. Das ist ein großes Risiko. Wir haben doch den Konsens, dass Strom als Energieträger die strukturelle Lösung sowohl für die Dekarbonisierung als auch die energiepolitische Unabhängigkeit Europas ist. Für den Umbau des Stromsystems muss die EU bis in die Mitte der 40er-Jahre 100 Milliarden Euro an Kapital anziehen, und zwar pro Jahr. Wie wird wohl ein amerikanischer Pensionsfonds reagieren, wenn in Europa keine Strommarktreform mit einem langfristigen Horizont gelingt? Werden institutionelle Anleger Milliarden in einen chaotisch regulierten Markt investieren? Oder werden sie sagen, in den USA bekommen wir über den Inflation Reduction Act nun sogar noch Anreize für unsere Investments?

Die griechische Regierung hat vorgeschlagen, getrennte Märkte für erneuerbare und fossile Stromerzeuger zu schaffen. Verbraucher sollen so stärker von den niedrigen Erzeugungskosten von Wind- und Solarenergie profitieren.

Vor dem griechischen Modell kann ich nur warnen. Es mag sein, dass es gute Ideen enthält. Aber es bedeutet eine viel zu radikale Veränderung in einer viel zu kurzen Zeit. Wegen der Notfallmaßnahmen, die der Rat bereits beschlossen hat, haben wir schon ein Riesenchaos im Stromsektor. Es ist klar, dass die Politik in solch einer Krise etwas tun muss. Das Problem ist aber, dass auf europäischer Ebene Maßnahmen beschlossen werden und die Mitgliedsländer obendrein noch tun, worauf sie Lust haben. Für die Abschöpfung von Erlösen aus der Stromerzeugung haben die EU-Staaten unterschiedliche Obergrenzen eingeführt, obwohl es eine einheitliche europäische Regelung gibt. So kann man nicht europäische Politik machen.

Drei Gründe für geringes Handelsvolumen

Wie sollte ein neues Strommarktdesign denn Ihrer Ansicht nach aussehen?

Wir haben einen ersten Reformvorschlag vorgelegt, der mit dem jetzigen Großhandelsmarkt als Ausgangspunkt auf drei zusätzlichen Säulen beruht. Ein Kerngedanke ist es, die langfristige Vermarktung von erneuerbaren Energien zu stärken. Eigentlich ist es ganz banal: Wir müssen in kapitalintensive Technologien investieren, die über 30 oder 40 Jahre in Betrieb sind. Für einen Investor ist es deshalb ein guter Anfang zu wissen, was in den nächsten zehn bis 15 Jahren auf sein Konto zurückkommt. Die gleiche Logik gilt für Kraftwerke und Speicheranlagen.

An der EEX haben Erzeuger und professionelle Käufer bereits die Möglichkeit, Strompreise für bis zu zehn Jahre zu hedgen – also abzusichern. Bisher macht der Markt davon aber wenig Gebrauch.

Genau, bisher ist der Markt für langfristige Derivate nicht besonders liquide. Das hat drei Gründe: Viele EU-Staaten finanzieren erneuerbare Energien bereits über langfristige Contracts for Difference. Zweitens hatten bisher viele Marktteilnehmer die Erwartung, dass die Strompreise weiter sinken werden. Deshalb wollten sie sich nicht an vermeintlich hohe Preise binden. Drittens: Für Energielieferanten ist es in vielen Ländern der EU gesetzlich nicht möglich, Haushaltskunden langfristige Lieferverträge anzubieten. Warum sollten sie dann für zehn Jahre hedgen?

Mehrjährige Stromlieferverträge auch für Haushaltskunden

Warum sollten langfristige Derivate dann eine so zentrale Rolle spielen?

Im Strommarkt haben wir durch die Energiekrise eine strukturell andere Welt. Wir können nicht mehr sicher sein, dass die Strompreise immer weiter abnehmen. Außerdem wollen viele Industriekunden direkt in erneuerbare Energien investieren und diese langfristigen PPAs finanziell absichern.

Und was hätten Haushaltskunden von langfristigen Verträgen?

Private Haushalte können sich gleichzeitig an der marktwirtschaftlichen Finanzierung von erneuerbaren Energien beteiligen und langfristig von ihren niedrigen Kosten profitieren. Alle EU-Staaten sollten es deshalb möglich machen, dass Stromversorger Verträge mit mehrjähriger Laufzeit anbieten. Bisher beschränken viele europäische Länder Stromverträge auf ein bis zwei Jahre. Mit einer langfristig gesicherten Finanzierung von erneuerbaren Energien wäre der europäische Energiemarkt künftig besser für extern verursachte Krisen gewappnet. Längerfristige Stromverträge können für Verbraucher Vorteile haben.

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Twitter und die zahnlose EU

Als Twitter Ende vergangener Woche seine Nutzungsbedingungen änderte, folgte fast zeitgleich die Sperrung mehrerer Konten von Journalisten. Elon Musk sieht seine Privatsphäre dadurch verletzt, dass die Daten seines Privatflugzeuges getwittert werden. Wie alle Zivilflugzeuge ist auch Musks Flugzeug mit einer öffentlich verfolgbaren Kennung ausgestattet. Doch der exzentrische Multimilliardär und Twitter-Besitzer ließ kurzerhand die Nutzungsregeln der Plattform ändern. Und zwar so, dass Tweets über sein Flugzeug unzulässig sein sollten. Angeblich ging es Musk darum, Stalkern das Verfolgen seiner Familie zu erschweren.

Am Freitag wurden dann auch noch Links zu Mastodon-Instanzen teils komplett blockiert. Seriöse Links wurden mit Warnungen zu angeblich schädlichen Inhalten versehen. Auch Links zu anderen Plattformen wurden untersagt und technisch unterdrückt. Musk war beißender Kritik ausgesetzt.

Er argumentierte: Kein Verleger würde Werbung für Konkurrenzprodukte in seinem Umfeld zulassen. Allerdings dürften Musks Anwälte ihm relativ schnell vermittelt haben: Seine Interpretation von Twitter als Pressemedium würde ganz andere rechtliche Folgen nach sich ziehen. Unter anderem inhaltliche Sorgfaltspflichten. Die Policy jedenfalls verschwand Anfang dieser Woche fast geräuschlos wieder.

Protestnoten aus der EU

Musk, der bei Twitter angeblich auf Meinungsfreiheit setzen wollte, handelte sich Protestnoten von verschiedensten Offiziellen aus der EU ein. Das deutsche Außenministerium erklärte, man “habe ein Problem”. Gemeint war damit die Suspendierung der Accounts mehrerer Journalisten, wie ein Sprecher in der Regierungspressekonferenz erläuterte. Ansonsten äußere man sich nicht zu Twitter. Das Bundesjustizministerium teilte mit, dass das nachgeordnete Bundesamt für Justiz in Bezug auf das Netzwerkdurchsetzungsgesetz sehr genau prüfe, was Twitter nun treibe. Wie seit Wochen.

Die schärfsten Anmerkungen kamen aus Brüssel: Kommissionsvizepräsidentin Věra Jourová erklärte, dass der Digital Services Act den Respekt für Grundrechte und Medienfreiheit einfordere. “Dieses Recht wird mit unserem Media Freedom Act gestärkt”, schrieb Jourová – natürlich auf Twitter: “Es gibt rote Linien. Und Sanktionen, bald.”

DSA tritt erst nach und nach in Kraft

Doch wahrscheinlich sind Sanktionen, wie sie Jourová vorschweben, erst einmal nicht. Twitter wird zwar als “sehr große Onlineplattform” (VLOP) absehbar unter die DSA-Aufsicht der Kommission fallen, sofern dann noch mehr als 45 Millionen Nutzer monatlich auf die Plattform zugreifen. Doch die ersten der Pflichten, die im Laufe des Jahres in Kraft treten, beziehen sich nicht auf das Verhalten des Anbieters gegenüber Nutzern. Sondern nur auf die Implementierung von Transparenzvorgaben und Kooperationsvorschriften mit den Aufsichtsbehörden, damit diese sich erst einmal ein Bild verschaffen können.

Die tatsächlich schärferen Regelungen treten erst in Kraft, wenn dieser Prozess abgeschlossen und offiziell klar ist, welche Aufsichtsbehörde für welche Akteure zuständig ist. Frühestens im Sommer 2023 würden so weitere relevante Pflichten greifen. Und selbst die Vorschriften des DSA sind nicht unbedingt scharfe Schwerter für die Aktionen des Twitter-Herrschers.

Schärfer wären die Vorschriften des Digital Markets Act. Doch diese werden auf Twitter kaum Anwendung finden: Twitter fehlt schlicht die Marktmacht. Hier müssten die Aufseher sehr kreative Auslegungen vornehmen. Denn die Kriterien in Artikel 3 DMA, ab wann ein Anbieter ein Gatekeeper ist, müssen alle zugleich erfüllt werden. Doch schon am Wert des Unternehmens scheitert das. Denn 65 Milliarden Euro Marktwert oder 6,5 Milliarden Euro Umsatz im Europäischen Wirtschaftsraum sind für die Plattform weit weg von der Realität.

Ausweg Media Freedom Act?

Was tatsächlich einen Unterschied machen könnte: der Media Freedom Act, der derzeit diskutiert wird. Der Vorschlag der EU-Kommission enthält auch Vorschriften für den Umgang von Onlineplattformen mit journalistischen Inhalten. Der MFA soll den Lösch- und Sperrmöglichkeiten der Betreiber hier Grenzen setzen. In Jourovás Vorschlag sind diese zwar höchstens angedeutet. Doch im weiteren Verfahren rund um den MFA ließe sich das deutlich verschärfen, wenn Parlament und Mitgliedstaaten dies befürworten.

Das aber wiederum liegt zeitlich in weiter Ferne – vor 2024 ist hier kein Inkrafttreten zu erwarten. Wenn der MFA überhaupt kommen sollte, was nicht sicher ist. Was der MFA-Vorschlag heute aber bereits enthält: eine Verpflichtung, sich mit professionellen Medien an einen Tisch setzen zu müssen und mit ihnen zu sprechen.

Wie passend, dass Parlamentspräsidentin Roberta Metsola ganz ähnliche Ideen hegt. Metsolas Einladung an Musk ins Plenum des Europaparlaments wurde bereits versandt. Ob Musk der Einladung folgt, ist derzeit noch offen. Zu befürchten hätte er bei einem Abstecher nach Brüssel mit seinem Privatjet jedenfalls vorerst nichts.

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News

Kaili legt laut Berichten Teilgeständnis ab

Die verhaftete ehemalige Vizepräsidentin des Europaparlaments Eva Kaili hat im EU-Korruptionsskandal Medienberichten zufolge ein Teilgeständnis abgelegt. Wie die Tageszeitungen “Le Soir” und “La Repubblica” am Dienstag unter Berufung auf Ermittlungsdokumente berichteten, gab die 44 Jahre alte Griechin unter anderem zu, ihren Vater vor ihrer Festnahme angewiesen zu haben, große Mengen Bargeld zu verstecken. “Sie sagt aus, dass sie in der Vergangenheit von den Aktivitäten ihres Ehemanns mit Herrn Panzeri wusste und dass Koffer mit Geld durch ihre Wohnung geschleust wurden”, wird der Untersuchungsrichter zudem aus den Dokumenten zitiert.

Kaili sitzt derzeit in Belgien in Untersuchungshaft. Gleiches gilt für den ehemaligen italienischen Europaabgeordneten Antonio Panzeri und ihren Lebensgefährten, den der Untersuchungsrichter den Berichten zufolge als Kailis Ehemann bezeichnete. Kailis Vater war am 9. Dezember von Ermittlern bei dem Versuch festgenommen worden, einen Koffer voller Bargeld in einem Brüsseler Hotel zu verstecken, nachdem Kaili ihn wegen eines Großeinsatzes der belgischen Ermittler gewarnt hatte.

Kaili habe zudem versucht, zwei Europaabgeordnete zu warnen, schreiben die beiden Zeitungen. Ihr Anwalt André Risopoulos bestätigte auf Anfrage der Tageszeitungen nicht, dass es sich bei den Aussagen um ein Teilgeständnis handelt.

Sozialistische Fraktion will über Nachfolge entscheiden

Die Tochter von Antonio Panzeri wird im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal vorerst nicht an Belgien ausgeliefert. Das zuständige Gericht in der norditalienischen Stadt Brescia vertagte am Dienstag die Entscheidung dazu auf den 3. Januar, wie die Nachrichtenagenturen Ansa und Adnkronos berichteten. Die Richter hätten dem Antrag der Verteidigung stattgegeben, die Haftbedingungen in Belgien zunächst zu prüfen. Gegen die Tochter liegt ein europäischer Haftbefehl aus Belgien vor, weil ihr die dortige Strafverfolgung vorwirft, von den mutmaßlichen Machenschaften ihres Vaters gewusst zu haben und selbst darin verwickelt gewesen zu sein.

Die sozialistische Fraktion im Europaparlament will am 11. Januar entscheiden, wer die Nachfolge von Kaili als Vizepräsidentin des Parlaments antreten wird. Die 145 Mitglieder der Fraktion sollen per Wahl die Nachfolge bestimmen, hieß es nach einer Sitzung der Fraktionsführung. Es soll zudem eine interne Untersuchung bei der S&D-Fraktion zu dem Fall geben, in dem neben Kaili mindestens drei MEPs entweder selbst oder über ihre Assistenten verwickelt sind. Im Januar wolle die Fraktionsführung entscheiden, wie die Untersuchung genau ablaufen soll.

Außerdem wurde mitgeteilt, dass ein Mitarbeiter für ein “gravierendes Fehlverhalten” im Zusammenhang mit der juristischen Untersuchung des Falles suspendiert wurde. Die Fraktion habe umgehend die Ermittler über den Vorfall informiert. dpa/mgr

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  • Eva Kaili

Taiwan-Gruppe im EU-Parlament bleibt

Michael Gahler (CDU), Vorsitzender der Taiwan-Freundschaftsgruppe im Europaparlament, sieht keinen Grund, die Arbeit der Gruppe im Zuge der Debatte um ausländische Einflussnahme einzustellen. Das EU-Parlament prüfe, wie man illegitimem Einfluss von Drittstaaten vorbeugen könne, sagte Gahler zu China.Table. “Das sollten wir nicht vermischen mit dem Wunsch, einen engen Austausch mit einer der besten Demokratien in Südostasien zu pflegen.” Die Überprüfung und gegebenenfalls auch das Ende von Freundschaftsgruppen im Europaparlament war zuvor als eine Konsequenz des brodelnden Katar-Bestechungsskandals genannt worden. “Eine Einstellung der Arbeit würde von der Kommunistischen Partei Chinas sicherlich gerne gesehen”, kommentiert Gahler.

Freundschaftsgruppen im EU-Parlament gibt es zusätzlich zu den offiziellen Delegiertengruppen. Es gibt eine China-Delegation, doch die Einrichtung einer solchen für Taiwan ist nicht möglich, da im Zuge der Ein-China-Politik keins der EU-Länder Taiwan als eigenständigen Staat anerkennt. Die Freundschaftsgruppe stehe allen Abgeordneten offen, die sich mit und zu Taiwan austauschen wollten, sagt Gahler.

Die Freundschaftsgruppen im Europaparlament sind sehr unterschiedlich gestaltet. Manche sind eher eine Lobbying-Gruppe, andere weniger. Manche werden von Drittstaaten gesponsert. Treffen der Gruppen finden ab und an auch im Parlament selbst statt. Die Aktivitäten der China-Freundschaftsgruppe im EU-Parlament sind bereits seit längerer Zeit eingestellt, nachdem es Unklarheiten bei einem Sponsoring eines Treffens der Gruppe gegeben hatte. ari

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Taiwan will Kooperation mit Europa ausbauen

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen will die Verhandlungen um das seit Langem stockende Investitionsabkommen mit der Europäischen Union vorantreiben. Dieses würde auf beiden Seiten das Vertrauen der Unternehmen bestärken, ihre Investitionen auszuweiten, sagte Tsai am Dienstag bei einem Treffen mit einer Delegation des Handelsausschusses des EU-Parlaments. Taiwan und die EU sollten ein “widerstandsfähiges demokratisches Bündnis” aufbauen.

Die EU hatte Taiwan 2015 in ihre Liste der Handelspartner für ein potenzielles bilaterales Investitionsabkommen aufgenommen – seither ist allerdings nicht mehr viel passiert. Das Europaparlament fordert ein solches Abkommen bereits seit Längerem.

EU-Delegationsleiterin Anna-Michelle Asimakopoulou betonte, das Europaparlament habe die EU-Kommission bereits aufgefordert, eine Folgenabschätzung und eine öffentliche Konsultation für ein bilaterales Investitionsabkommen einzuleiten. Eine Handels- und Investitionspartnerschaft mit Taiwan sei eine strategische Beziehung mit geopolitischen Auswirkungen, sagte Asimakopoulou.

Die Grünen-Fraktion im EU-Parlament hatte zuletzt auch einen Vertrag mit Taiwan zur Absicherung der Lieferketten vorgeschlagen. rtr/ari

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OTC-Geschäfte könnten unter Gaspreisdeckel fallen

Von dem am Montag vereinbarten Gaspreisdeckel könnte auch der Gasgroßhandel abseits der Börsen betroffen sein. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Text der Verordnung zum Marktkorrekturmechanismus hervor. “Die Kommission kann gegebenenfalls eine Änderung dieser Verordnung vorschlagen, um außerbörslich gehandelte Derivate (OTC) in den Anwendungsbereich […] aufzunehmen“, heißt es in Artikel 5d zur Revision des Gesetzes.

Am Montag hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck behauptet, der Rat habe sich bereits am 13. Dezember auf einen Ausschluss von OTC-Geschäften geeinigt. In der anschließenden Pressekonferenz der Ratspräsidentschaft hieß es aber bereits, dass dieser Ausschluss nur “vorläufig” sei und es eine Folgenabschätzung dazu geben solle. Deren Ziel wird nun in Artikel 5b definiert. Demnach sollen ESMA und ACER bewerten, ob der Ausschluss von OTC-Geschäften zu einer Abkehr vom regulierten Börsenhandel führt und dies die Stabilität der Finanz- und Energiemärkte gefährdet.

Gemeinsame Gasbeschaffung soll im frühen Frühjahr starten

Gestern präzisierte die Kommission außerdem den Zeitplan für die gemeinsame Gasbeschaffung. Im frühen Frühjahr sollen die aggregierte Nachfrage bekannt gegeben werden, die über die Energieplattform beschafft wird, und die ersten Ausschreibungen für die gemeinsame Beschaffung starten. Deutlich vor dem Sommer soll der gemeinsame Einkauf abgeschlossen sein, sagte Kommissionsvize Maroš Šefčovič.

Zuvor hatten er und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sich zum ersten Mal mit Managern von 33 Unternehmen aus der EU und Ländern der Energiegemeinschaft getroffen. Im Januar sollen zum ersten Mal Vertreter der Staaten im Lenkungsausschuss der Energieplattform zusammenkommen.

Mit der gemeinsamen Gasbeschaffung wollen die EU-Staaten verhindern, dass sie sich wie im vergangenen Sommer beim Befüllen der Gasspeicher gegenseitig überbieten. Mit dem Durchbruch für den Gaspreisdeckel am Montag hatten die Energieminister auch den Weg für die Beschaffungsplattform geebnet. ber

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Schnellere Genehmigung für Erneuerbare, Netze und Speicher

Umweltrechtliche Prüfungen für erneuerbare Energien, Stromnetze und Energiespeicher sollen für 18 Monate vereinfacht werden. Dazu haben die Energieminister die Notverordnung am Montag deutlich ausgeweitet, wie die gestern veröffentlichte Fassung zeigt. Eigentlich hatte sich der Rat darauf geeinigt, die Verordnung nicht noch einmal aufzuschnüren.

Die Befürworter des Gaspreisdeckels hatten die Annahme mit dem Marktkorrekturmechanismus (MCM) verknüpft. Wie in Brüssel kolportiert wurde, hatte die Bundesregierung ihre Zustimmung zum MCM am Montag ihrerseits mit der Ausweitung der Planungsbeschleunigung verbunden.

Nach dem angenommenen Text sollen Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) sowie artenschutzrechtliche Prüfungen nach der FFH-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie in bestimmten Fällen entfallen können. Die Projekte müssen unter anderem in einem Gebiet liegen, das bereits einer Strategischen Umweltprüfung unterzogen wurde. In früheren Versionen der Notfallverordnung galten umweltrechtliche Erleichterungen nur für bestimmte Arten von Erneuerbaren-Projekten wie das Repowering bestehender Anlagen. ber

  • FFH-Richtlinie

Kommission knüpft Milliardenhilfen für Uniper an Bedingungen

Die EU-Kommission hat deutsche Milliardenhilfen für den angeschlagenen Gasimporteur Uniper genehmigt. Der Bund darf das Unternehmen mit bis zu 34,5 Milliarden Euro unterstützen, wie die Wettbewerbshüter am Dienstagabend mitteilten. Bereits am Freitag hatte die Kommission der Verstaatlichung des Unternehmens unter fusions- und kartellrechtlichen Aspekten zugestimmt. Damit ist der Weg für die Verstaatlichung frei. Die Maßnahme werde es Uniper erlauben, seine Kunden weiter zu versorgen und helfen, ernsthafte Störungen des deutschen Gasmarktes zu vermeiden.

Mit der Genehmigung für die Staatshilfen sind laut Kommission eine Reihe von Bedingungen verknüpft. Uniper werde bestimmte Teile seines Geschäfts verkaufen, die einen signifikanten Teil seiner Erträge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ausmachten, teilten die Wettbewerbshüter in Brüssel am Dienstagabend mit. Dies umfasse insbesondere das Kraftwerk Datteln 4, das Gönyű-Kraftwerk in Ungarn und eine Reihe internationaler Tochtergesellschaften.

Uniper werde außerdem Teile seiner Gasspeicher- und Pipeline-Kapazitätsbuchungen freigeben und sie Wettbewerbern zur Verfügung stellen. Die Maßnahmen würden begleitet von Anpassungen der Geschäftsstrategie, die einen verstärkten Wettbewerb im Markt ermöglichten. Als Beispiel wurde in diesem Zusammenhang die Beschränkung von Langzeitverträgen genannt. dpa

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Kartelluntersuchung: Amazon gelobt Besserung

Amazon kommt um eine Geldbuße herum. Dafür hat das US-Unternehmen Zugeständnisse in zwei Kartelluntersuchungen der Kommission gemacht. “Der heutige Beschluss legt neue Regeln dafür fest, wie Amazon sein Geschäft in Europa betreibt”, sagte die zuständige Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Dienstag. Demnach könne Amazon seine Doppelrolle als Marktplatz und als Wettbewerber der Verkäufer auf diesem Marktplatz nicht länger missbrauchen. Das Unternehmen müsse seine Datennutzung, die Auswahl von Verkäufern bei der Angebotsplatzierung in der Buy-Box und die Bedingungen für den Zugang zu Amazon Prime verändern.

Sollte Amazon sich nicht an die Vereinbarung halten und nach Auffassung der Kommission weiterhin seine marktbeherrschende Stellung missbrauchen, kann die EU ein Bußgeld in Höhe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen. Am Montag hatte die Kommission eine Untersuchung gegen Meta eingeleitet und ein weiteres Verfahren gegen Google und Meta eingestellt.

Vereinbarung betrifft Kartelluntersuchungen von 2019 und 2020

Das förmliche Prüfverfahren gegen Amazon hatte die Kommission im Juli 2019 eingeleitet. Dabei ging es um die Frage, ob das Unternehmen seine Doppelrolle ausnutzt, indem es die nicht öffentlichen Daten der Marktplatzverkäufer verwendet, um seine eigenen Geschäftsaktivitäten zu optimieren. Am 10. November 2020 teilte die Kommission Amazon ihre Beschwerdepunkte mit.

Parallel leitete die Kommission am 10. November 2020 ein zweites Prüfverfahren zu den Kriterien ein, nach denen Amazon die Buy-Box vergibt und nach denen Verkäufer ihre Produkte im Rahmen von Prime anbieten dürfen. Der Vorwurf war, Amazon bevorzuge eigene Angebote oder Verkäufer, die die Logistik- und Versanddienste von Amazon nutzen.

Nicht öffentliche Daten vom Marktplatz sind tabu

Um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission in beiden Prüfverfahren auszuräumen, hat Amazon eine Reihe von Verpflichtungsangeboten vorgelegt: Die Kommission hat diese im Sommer 2022 einem Markttest unterzogen, um festzustellen, ob die Zusagen die wettbewerbsrechtlichen Bedenken ausräumen würden. Die Zusagen sind:

Grafik zu Amazons Zugeständnissen an die EU: Consumer Journey auf Amazon & Verpflichtungen von Amazon
  • Datennutzung: Amazon nutzt nicht öffentliche Daten, die es auf seinem Marktplatz gewinnt, nicht für sein eigenes Einzelhandelsgeschäft. Dies gilt sowohl für die automatisierten Tools als auch für Mitarbeiter von Amazon.
  • Buy-Box: Bei der Erstellung der Rangfolge für das Angebot, das die Buy-Box gewinnt, werden alle Verkäufer gleichbehandelt. Zusätzlich wird ein zweites, konkurrierendes Angebot angezeigt.
  • Prime: Amazon legt die Regeln zur Qualifizierung für Prime so fest, dass es keine Marktplatzverkäufer oder Angebote diskriminiert. Prime-Verkäufer können ihre Logistik- und Lieferdienste frei wählen und die Konditionen direkt auszuhandeln.

Eine Amazon-Sprecherin sagte, das Unternehmen habe konstruktiv mit der Kommission zusammengearbeitet und freue sich, die Bedenken der Kommission ausgeräumt zu haben, auch wenn Amazon “unverändert mit etlichen vorläufigen Einschätzungen der Europäischen Kommission nicht einverstanden” sei. vis

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Niederländer Leijtens wird neuer Frontex-Chef

Der Niederländer Hans Leijtens wird neuer Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex. Der 59-jährige bisherige Kommandant der niederländischen Grenz- und Militärpolizei wurde vom Verwaltungsrat der Behörde für eine Amtszeit von fünf Jahren ernannt, wie Frontex am Dienstag mitteilte. Leitjens übernimmt die Frontex-Leitung von der Lettin Aija Kalnaja, die die Amtsgeschäfte für mehrere Monate übergangsweise geführt hatte.

Ende April hatte der vorherige Frontex-Chef, der Franzose Fabrice Leggeri, nach schweren Vorwürfen gegen ihn und Mitarbeiter seinen Posten zur Verfügung gestellt. Hintergrund waren insbesondere Ermittlungen zu illegalen Zurückweisungen von Migranten im Mittelmeer. Ihnen zufolge sollen Führungskräfte der in Warschau ansässigen Agentur Frontex absichtlich vertuscht haben, dass griechische Grenzschützer Flüchtlinge zurück aufs offene Mittelmeer brachten. Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den Außengrenzen – sogenannte Pushbacks – sind nach internationalem Recht illegal.

In seinem bisherigen Job als Kommandant der niederländischen Grenz- und Militärpolizei führte Leijtens mehr als 7000 Männer und Frauen. Davor war er Generaldirektor der nationalen Steuerbehörde, gab den Posten jedoch vorzeitig auf. Leijtens ist General der niederländischen Armee und hat Soziologie, Psychologie sowie Verwaltungswissenschaft studiert. Darin hat er auch promoviert. dpa

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Presseschau

EU-Korruptionsskandal: Kaili räumt offenbar einige Vorwürfe ein TAGESSCHAU
Italian court seeks data on Belgian prisons, in EU scandal ABCNEWS
Beihilfen für Uniper laut EU-Kommission an Verpflichtungen geknüpft WALLSTREET-ONLINE
Wettbewerbsrecht: EU-Kommission segnet Sicherheitskonzept von Amazon ab SPIEGEL
Gasverbrauch in EU seit August um rund 20 Prozent gesunken MDR
Gaspreis-Begrenzung in der EU: Ein Deckel, der nicht deckelt TAZ
CO2-Grenzausgleich der EU wird Düngemittel verteuern AGRARHEUTE
EU will Renaturierung zerstörter Ökosysteme gesetzlich verankern EURONEWS
EU-Kohleverbrauch und -produktion wird dieses Jahr deutlich steigen EURACTIV
EU-Grenzschutzagentur: Niederländer Leitjens wird neuer Frontex-Chef DEUTSCHLANDFUNK
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EU-Kommission: Big-Tech-Kostenbeteiligung verstößt nicht gegen Netzneutralität HEISE
EU-Bank bewahrt Suchmaschine Qwant vor der Pleite HEISE
EU plant Verbot: Kommt das Ende der Minishampoos in Hotels? RND
Neue Akku-Vorgaben der EU: Fest verbaut geht bald nicht mehr IFUN

Standpunkt

Vertrauen für die Zusammenarbeit schaffen

Von Fu Cong
Porträtfoto von Fu Chong, Chinas Botschafter bei der EU, im Anzug auf einem Stuhl sitzend vor verschiedenen Mikrofonen.
Fu Cong ist Chinas Botschafter bei der EU.

Am frühen Morgen des 10. Dezember stieg ich aus einem Flugzeug der Hainan Airlines aus und setzte meinen Fuß in das kalte Brüssel mitten im Winter. Diese Stadt ist für mich nicht fremd. Bei früheren Besuchen in der EU-Zentrale zu Fragen der Rüstungskontrolle und des Atomabkommens mit Iran hatte ich Gelegenheit, viele EU-Kollegen kennenzulernen und gute Arbeitsbeziehungen zu ihnen aufzubauen. Man hat mir gesagt, dass die EU durch ihr Eintreten für Vielfalt, Integration, Dialog und Kompromisse eine stetige Entwicklung der europäischen Integration erlebt hat. Ich hoffe aufrichtig, dass diese Grundsätze auch in meiner künftigen Arbeit zum Tragen kommen werden

Trotz des kalten Wetters in Europa freue ich mich auf meine neue Aufgabe als 15. chinesischer Botschafter bei der EU, einem Block der fortschrittlichsten Volkswirtschaften und einem Vorreiter von regionaler Integration. Als Vertreter Chinas und seiner Interessen ist es meine Aufgabe, als Brücke zu fungieren, die das Verständnis und das gegenseitige Vertrauen stärkt sowie die praktische Zusammenarbeit zwischen China und der EU, einschließlich ihrer Mitgliedstaaten, erleichtert.

Drei Dinge stimmen mich zuversichtlich, dass ich meine Aufgaben werde erfüllen können:

Erstens: China bleibt dem Weg der friedlichen Entwicklung verpflichtet. Eine klare und wichtige Botschaft des jüngsten 20. Nationalkongresses der Kommunistischen Partei Chinas ist die Kontinuität und Stabilität von Chinas Innen- und Außenpolitik. Nach innen wird China den Weg des Sozialismus mit chinesischen Charakteristika verfolgen, den Menschen in den Mittelpunkt stellen und die Reformen und die Öffnung vertiefen. Nach außen wird sich China weiterhin für den Weltfrieden einsetzen, die gemeinsame Entwicklung fördern und mit anderen Ländern beim Aufbau einer globalen Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft zusammenarbeiten.

Ein China, das sich auf dem Weg der Modernisierung befindet, wird der EU und der ganzen Welt mehr Chancen bieten. Mit Blick auf die Zukunft bleiben die Grundlagen, die Chinas Wohlstand und stetiges Wachstum stützen, unverändert. Unsere Entschlossenheit, die Öffnung auf hohem Niveau fortzusetzen, bleibt unverändert, ebenso wie die glänzenden Aussichten für die Beziehungen zwischen China und der EU.

Stabilität und Kontinuität im Mittelpunkt

Zweitens gibt es auf hoher politischer Ebene Unterstützung für eine verbesserte Beziehung zwischen China und der EU. Anfang des Monats hatte ich die Ehre, in Peking an einem Treffen zwischen Präsident Xi Jinping und EU-Ratschef Charles Michel teilzunehmen, bei dem die beiden eine Einigung über ein breites Spektrum von Themen erzielten. Präsident Xi brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die EU ein wichtiger Partner bei Chinas Modernisierungsbestrebungen werden und von den Chancen profitieren könnte, die Chinas riesiger Markt und seine Bemühungen um eine weitere institutionelle Öffnung und eine Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit bieten.

Das Treffen war ein positives Signal für die Stärkung des gegenseitigen Vertrauens, den Aufbau eines Konsenses und die Vertiefung der Zusammenarbeit, wodurch eine klare Richtung für die Zukunft der Beziehungen zwischen China und der EU vorgegeben wurde.

Differenzen durch Dialog bewältigen

Drittens gibt es starke grundlegende Kräfte, die die Beziehungen zwischen China und der EU in eine positive Richtung lenken werden. China und die EU sind die beiden wichtigsten Kräfte, Märkte und Zivilisationen der Welt. Angesichts der komplexen und turbulenten internationalen Lage sollten und könnten beide Seiten Hand in Hand arbeiten, um der Welt wieder Stabilität zu verleihen. Die jahrzehntelangen Beziehungen zeigen, dass China und die EU keine Rivalen, sondern Partner sind.

Trotz unserer offensichtlichen Unterschiede haben beide Seiten weitreichende gemeinsame Interessen und können gemeinsam viele große Dinge erreichen. Die Aufrechterhaltung der umfassenden strategischen Partnerschaft nach dem Prinzip des gegenseitigen Nutzens, die Bewältigung von Differenzen durch Dialog und das Bekenntnis zum Multilateralismus dienen sowohl den Interessen Chinas und der EU als auch der gesamten Weltgemeinschaft.

In dem Moment, als ich aus dem Flugzeug stieg, sah ich die Sonne am Horizont aufgehen. Wie man in China oft sagt: Vertrauen ist wertvoller als Gold. Ich bin bereit, meine Zuversicht in die Tat umzusetzen und gemeinsam mit meinen EU-Kollegen die zwischen Xi und Michel getroffenen Vereinbarungen umzusetzen, um eine stetige und nachhaltige Entwicklung der Beziehungen zwischen China und der EU zu gewährleisten.

Die chinesische Vertretung bei der EU und ich freuen uns darauf, auf die EU sowie auf Gesprächspartner aus allen Bereichen mit offenem Herzen und offenen Armen zuzukommen. Wir hoffen, die Kommunikation zu verbessern, die praktische Zusammenarbeit auszubauen und eine Brücke der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen China und der EU zu schlagen.

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    • Taiwan will Kooperation mit Europa ausbauen
    • OTC-Geschäfte könnten unter Gaspreisdeckel fallen
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    • Chinas neuer EU-Botschafter Fu Cong: Vertrauen für die Zusammenarbeit schaffen
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    “wenn die EU ein falsches Strommarktdesign wählt, könnten die Investitionen in den Umbau des Energiesektors für Jahre einbrechen”, warnt Kristian Ruby. Im Interview mit Manuel Berkel plädiert der Generalsekretär von Eurelectric für mehr Sorgfalt bei der Reform des Strommarkts und erklärt, was langfristige Stromverträge für Industrie und private Haushalte bedeuten würden. 

    Elon Musk sieht sich als Retter der Meinungsfreiheit bei Twitter. Was aber nun auf der Plattform geschieht, hat damit wenig zu tun. So sperrte Twitter zuletzt Konten von Journalistinnen und Journalisten und untersagte Links zu anderen Plattformen. Scharfe Kritik dafür kommt nun auch aus Brüssel. “Es gibt rote Linien. Und Sanktionen, bald”, schrieb Kommissionsvizepräsidentin Věra Jourová (natürlich auf Twitter). Doch die EU habe zurzeit kaum Instrumente, um Musk zu zügeln, analysiert Falk Steiner

    Fu Cong ist Chinas neuer EU-Botschafter. In seinem ersten öffentlichen Meinungsbeitrag seit seiner Ankunft in Brüssel blickt er auf die Beziehungen zwischen der EU und der Volksrepublik. Das Treffen zwischen Chinas Staatspräsident Xi und EU-Ratschef Michel sei ein “positives Signal” für die künftige Zusammenarbeit. Er wolle in Belgien die gemeinsamen Interessen beider Seiten voranbringen.

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    Sarah Schaefer
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    Analyse

    Kristian Ruby: “Ein falsches Strommarktdesign ist ein großes Risiko”

    Porträtfoto von Kristian Ruby im Anzug vor unscharfem Hintergrund. Im Interview spricht er über den Strommarkt.
    Kristian Ruby ist Generalsekretär von Eurelectric. Zuvor arbeitete er für WindEurope und das Kabinett von Connie Hedegaard.

    Herr Ruby, kann die EU den Strommarkt in wenigen Monaten “vollständig fit für ein dekarbonisiertes Energiesystem” machen, wie es die Staats- und Regierungschefs verlangen?

    Die EU sollte unterscheiden zwischen Krisenmaßnahmen und einem neuen Strommarktdesign. Die Idee, mit einer strukturellen Reform des Strommarkts das Preisproblem für die nächsten Winter zu lösen, halte ich für einen falschen Ansatz.

    Viele europäische Regierungen wollen eine Entkopplung des Strompreises vom rasant gestiegenen Gaspreis. Ist das aus Sicht von Industrie und Verbrauchern nicht nachvollziehbar?

    Die Frage ist doch, ob sich eine Strommarktreform schnell schaffen lässt. Wir haben eine Gaskrise, toben aber im Strommarkt mit vielen verschiedenen Eingriffen herum. Wenn die EU ein Gasproblem hat, sollte sie erst einmal alle Möglichkeiten ausschöpfen, gegen hohe Gaspreise vorzugehen. Europa müsste an die Wurzel des Problems heran und sicherstellen, dass Gas zu vernünftigen Preisen gehandelt wird. LNG ist schwierig zu regulieren. Die Kommission sollte sich darauf konzentrieren, den Preis mit Ländern neu zu verhandeln, die Gas über Pipelines in die EU liefern.

    Sie sehen also keine Notwendigkeit für ein neues Strommarktdesign?

    Wir sind nicht prinzipiell gegen eine Reform des Strommarkts, sie muss aber sehr sorgfältig gemacht werden. Ich finde es sehr besorgniserregend, wie schnell über ein neues Marktdesign entschieden werden soll. Stellen Sie sich vor, man würde der Finanzindustrie sagen, wir schaffen vollständig neue Regeln, haben aber nicht die Zeit zu untersuchen, welche Folgen das hat. Die Kommission sollte der Energiewirtschaft, der Industrie und der Wissenschaft mehr Zeit für die Konsultation ihres Reformvorschlags geben und eine ausführliche Folgenabschätzung vornehmen.

    “Vor dem griechischen Modell kann ich nur warnen”

    Was könnten denn die Folgen einer verstolperten Reform sein?

    Wenn die EU ein falsches Strommarktdesign wählt, könnten die Investitionen in den Umbau des Energiesektors für Jahre einbrechen. Das ist ein großes Risiko. Wir haben doch den Konsens, dass Strom als Energieträger die strukturelle Lösung sowohl für die Dekarbonisierung als auch die energiepolitische Unabhängigkeit Europas ist. Für den Umbau des Stromsystems muss die EU bis in die Mitte der 40er-Jahre 100 Milliarden Euro an Kapital anziehen, und zwar pro Jahr. Wie wird wohl ein amerikanischer Pensionsfonds reagieren, wenn in Europa keine Strommarktreform mit einem langfristigen Horizont gelingt? Werden institutionelle Anleger Milliarden in einen chaotisch regulierten Markt investieren? Oder werden sie sagen, in den USA bekommen wir über den Inflation Reduction Act nun sogar noch Anreize für unsere Investments?

    Die griechische Regierung hat vorgeschlagen, getrennte Märkte für erneuerbare und fossile Stromerzeuger zu schaffen. Verbraucher sollen so stärker von den niedrigen Erzeugungskosten von Wind- und Solarenergie profitieren.

    Vor dem griechischen Modell kann ich nur warnen. Es mag sein, dass es gute Ideen enthält. Aber es bedeutet eine viel zu radikale Veränderung in einer viel zu kurzen Zeit. Wegen der Notfallmaßnahmen, die der Rat bereits beschlossen hat, haben wir schon ein Riesenchaos im Stromsektor. Es ist klar, dass die Politik in solch einer Krise etwas tun muss. Das Problem ist aber, dass auf europäischer Ebene Maßnahmen beschlossen werden und die Mitgliedsländer obendrein noch tun, worauf sie Lust haben. Für die Abschöpfung von Erlösen aus der Stromerzeugung haben die EU-Staaten unterschiedliche Obergrenzen eingeführt, obwohl es eine einheitliche europäische Regelung gibt. So kann man nicht europäische Politik machen.

    Drei Gründe für geringes Handelsvolumen

    Wie sollte ein neues Strommarktdesign denn Ihrer Ansicht nach aussehen?

    Wir haben einen ersten Reformvorschlag vorgelegt, der mit dem jetzigen Großhandelsmarkt als Ausgangspunkt auf drei zusätzlichen Säulen beruht. Ein Kerngedanke ist es, die langfristige Vermarktung von erneuerbaren Energien zu stärken. Eigentlich ist es ganz banal: Wir müssen in kapitalintensive Technologien investieren, die über 30 oder 40 Jahre in Betrieb sind. Für einen Investor ist es deshalb ein guter Anfang zu wissen, was in den nächsten zehn bis 15 Jahren auf sein Konto zurückkommt. Die gleiche Logik gilt für Kraftwerke und Speicheranlagen.

    An der EEX haben Erzeuger und professionelle Käufer bereits die Möglichkeit, Strompreise für bis zu zehn Jahre zu hedgen – also abzusichern. Bisher macht der Markt davon aber wenig Gebrauch.

    Genau, bisher ist der Markt für langfristige Derivate nicht besonders liquide. Das hat drei Gründe: Viele EU-Staaten finanzieren erneuerbare Energien bereits über langfristige Contracts for Difference. Zweitens hatten bisher viele Marktteilnehmer die Erwartung, dass die Strompreise weiter sinken werden. Deshalb wollten sie sich nicht an vermeintlich hohe Preise binden. Drittens: Für Energielieferanten ist es in vielen Ländern der EU gesetzlich nicht möglich, Haushaltskunden langfristige Lieferverträge anzubieten. Warum sollten sie dann für zehn Jahre hedgen?

    Mehrjährige Stromlieferverträge auch für Haushaltskunden

    Warum sollten langfristige Derivate dann eine so zentrale Rolle spielen?

    Im Strommarkt haben wir durch die Energiekrise eine strukturell andere Welt. Wir können nicht mehr sicher sein, dass die Strompreise immer weiter abnehmen. Außerdem wollen viele Industriekunden direkt in erneuerbare Energien investieren und diese langfristigen PPAs finanziell absichern.

    Und was hätten Haushaltskunden von langfristigen Verträgen?

    Private Haushalte können sich gleichzeitig an der marktwirtschaftlichen Finanzierung von erneuerbaren Energien beteiligen und langfristig von ihren niedrigen Kosten profitieren. Alle EU-Staaten sollten es deshalb möglich machen, dass Stromversorger Verträge mit mehrjähriger Laufzeit anbieten. Bisher beschränken viele europäische Länder Stromverträge auf ein bis zwei Jahre. Mit einer langfristig gesicherten Finanzierung von erneuerbaren Energien wäre der europäische Energiemarkt künftig besser für extern verursachte Krisen gewappnet. Längerfristige Stromverträge können für Verbraucher Vorteile haben.

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    Twitter und die zahnlose EU

    Als Twitter Ende vergangener Woche seine Nutzungsbedingungen änderte, folgte fast zeitgleich die Sperrung mehrerer Konten von Journalisten. Elon Musk sieht seine Privatsphäre dadurch verletzt, dass die Daten seines Privatflugzeuges getwittert werden. Wie alle Zivilflugzeuge ist auch Musks Flugzeug mit einer öffentlich verfolgbaren Kennung ausgestattet. Doch der exzentrische Multimilliardär und Twitter-Besitzer ließ kurzerhand die Nutzungsregeln der Plattform ändern. Und zwar so, dass Tweets über sein Flugzeug unzulässig sein sollten. Angeblich ging es Musk darum, Stalkern das Verfolgen seiner Familie zu erschweren.

    Am Freitag wurden dann auch noch Links zu Mastodon-Instanzen teils komplett blockiert. Seriöse Links wurden mit Warnungen zu angeblich schädlichen Inhalten versehen. Auch Links zu anderen Plattformen wurden untersagt und technisch unterdrückt. Musk war beißender Kritik ausgesetzt.

    Er argumentierte: Kein Verleger würde Werbung für Konkurrenzprodukte in seinem Umfeld zulassen. Allerdings dürften Musks Anwälte ihm relativ schnell vermittelt haben: Seine Interpretation von Twitter als Pressemedium würde ganz andere rechtliche Folgen nach sich ziehen. Unter anderem inhaltliche Sorgfaltspflichten. Die Policy jedenfalls verschwand Anfang dieser Woche fast geräuschlos wieder.

    Protestnoten aus der EU

    Musk, der bei Twitter angeblich auf Meinungsfreiheit setzen wollte, handelte sich Protestnoten von verschiedensten Offiziellen aus der EU ein. Das deutsche Außenministerium erklärte, man “habe ein Problem”. Gemeint war damit die Suspendierung der Accounts mehrerer Journalisten, wie ein Sprecher in der Regierungspressekonferenz erläuterte. Ansonsten äußere man sich nicht zu Twitter. Das Bundesjustizministerium teilte mit, dass das nachgeordnete Bundesamt für Justiz in Bezug auf das Netzwerkdurchsetzungsgesetz sehr genau prüfe, was Twitter nun treibe. Wie seit Wochen.

    Die schärfsten Anmerkungen kamen aus Brüssel: Kommissionsvizepräsidentin Věra Jourová erklärte, dass der Digital Services Act den Respekt für Grundrechte und Medienfreiheit einfordere. “Dieses Recht wird mit unserem Media Freedom Act gestärkt”, schrieb Jourová – natürlich auf Twitter: “Es gibt rote Linien. Und Sanktionen, bald.”

    DSA tritt erst nach und nach in Kraft

    Doch wahrscheinlich sind Sanktionen, wie sie Jourová vorschweben, erst einmal nicht. Twitter wird zwar als “sehr große Onlineplattform” (VLOP) absehbar unter die DSA-Aufsicht der Kommission fallen, sofern dann noch mehr als 45 Millionen Nutzer monatlich auf die Plattform zugreifen. Doch die ersten der Pflichten, die im Laufe des Jahres in Kraft treten, beziehen sich nicht auf das Verhalten des Anbieters gegenüber Nutzern. Sondern nur auf die Implementierung von Transparenzvorgaben und Kooperationsvorschriften mit den Aufsichtsbehörden, damit diese sich erst einmal ein Bild verschaffen können.

    Die tatsächlich schärferen Regelungen treten erst in Kraft, wenn dieser Prozess abgeschlossen und offiziell klar ist, welche Aufsichtsbehörde für welche Akteure zuständig ist. Frühestens im Sommer 2023 würden so weitere relevante Pflichten greifen. Und selbst die Vorschriften des DSA sind nicht unbedingt scharfe Schwerter für die Aktionen des Twitter-Herrschers.

    Schärfer wären die Vorschriften des Digital Markets Act. Doch diese werden auf Twitter kaum Anwendung finden: Twitter fehlt schlicht die Marktmacht. Hier müssten die Aufseher sehr kreative Auslegungen vornehmen. Denn die Kriterien in Artikel 3 DMA, ab wann ein Anbieter ein Gatekeeper ist, müssen alle zugleich erfüllt werden. Doch schon am Wert des Unternehmens scheitert das. Denn 65 Milliarden Euro Marktwert oder 6,5 Milliarden Euro Umsatz im Europäischen Wirtschaftsraum sind für die Plattform weit weg von der Realität.

    Ausweg Media Freedom Act?

    Was tatsächlich einen Unterschied machen könnte: der Media Freedom Act, der derzeit diskutiert wird. Der Vorschlag der EU-Kommission enthält auch Vorschriften für den Umgang von Onlineplattformen mit journalistischen Inhalten. Der MFA soll den Lösch- und Sperrmöglichkeiten der Betreiber hier Grenzen setzen. In Jourovás Vorschlag sind diese zwar höchstens angedeutet. Doch im weiteren Verfahren rund um den MFA ließe sich das deutlich verschärfen, wenn Parlament und Mitgliedstaaten dies befürworten.

    Das aber wiederum liegt zeitlich in weiter Ferne – vor 2024 ist hier kein Inkrafttreten zu erwarten. Wenn der MFA überhaupt kommen sollte, was nicht sicher ist. Was der MFA-Vorschlag heute aber bereits enthält: eine Verpflichtung, sich mit professionellen Medien an einen Tisch setzen zu müssen und mit ihnen zu sprechen.

    Wie passend, dass Parlamentspräsidentin Roberta Metsola ganz ähnliche Ideen hegt. Metsolas Einladung an Musk ins Plenum des Europaparlaments wurde bereits versandt. Ob Musk der Einladung folgt, ist derzeit noch offen. Zu befürchten hätte er bei einem Abstecher nach Brüssel mit seinem Privatjet jedenfalls vorerst nichts.

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    Kaili legt laut Berichten Teilgeständnis ab

    Die verhaftete ehemalige Vizepräsidentin des Europaparlaments Eva Kaili hat im EU-Korruptionsskandal Medienberichten zufolge ein Teilgeständnis abgelegt. Wie die Tageszeitungen “Le Soir” und “La Repubblica” am Dienstag unter Berufung auf Ermittlungsdokumente berichteten, gab die 44 Jahre alte Griechin unter anderem zu, ihren Vater vor ihrer Festnahme angewiesen zu haben, große Mengen Bargeld zu verstecken. “Sie sagt aus, dass sie in der Vergangenheit von den Aktivitäten ihres Ehemanns mit Herrn Panzeri wusste und dass Koffer mit Geld durch ihre Wohnung geschleust wurden”, wird der Untersuchungsrichter zudem aus den Dokumenten zitiert.

    Kaili sitzt derzeit in Belgien in Untersuchungshaft. Gleiches gilt für den ehemaligen italienischen Europaabgeordneten Antonio Panzeri und ihren Lebensgefährten, den der Untersuchungsrichter den Berichten zufolge als Kailis Ehemann bezeichnete. Kailis Vater war am 9. Dezember von Ermittlern bei dem Versuch festgenommen worden, einen Koffer voller Bargeld in einem Brüsseler Hotel zu verstecken, nachdem Kaili ihn wegen eines Großeinsatzes der belgischen Ermittler gewarnt hatte.

    Kaili habe zudem versucht, zwei Europaabgeordnete zu warnen, schreiben die beiden Zeitungen. Ihr Anwalt André Risopoulos bestätigte auf Anfrage der Tageszeitungen nicht, dass es sich bei den Aussagen um ein Teilgeständnis handelt.

    Sozialistische Fraktion will über Nachfolge entscheiden

    Die Tochter von Antonio Panzeri wird im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal vorerst nicht an Belgien ausgeliefert. Das zuständige Gericht in der norditalienischen Stadt Brescia vertagte am Dienstag die Entscheidung dazu auf den 3. Januar, wie die Nachrichtenagenturen Ansa und Adnkronos berichteten. Die Richter hätten dem Antrag der Verteidigung stattgegeben, die Haftbedingungen in Belgien zunächst zu prüfen. Gegen die Tochter liegt ein europäischer Haftbefehl aus Belgien vor, weil ihr die dortige Strafverfolgung vorwirft, von den mutmaßlichen Machenschaften ihres Vaters gewusst zu haben und selbst darin verwickelt gewesen zu sein.

    Die sozialistische Fraktion im Europaparlament will am 11. Januar entscheiden, wer die Nachfolge von Kaili als Vizepräsidentin des Parlaments antreten wird. Die 145 Mitglieder der Fraktion sollen per Wahl die Nachfolge bestimmen, hieß es nach einer Sitzung der Fraktionsführung. Es soll zudem eine interne Untersuchung bei der S&D-Fraktion zu dem Fall geben, in dem neben Kaili mindestens drei MEPs entweder selbst oder über ihre Assistenten verwickelt sind. Im Januar wolle die Fraktionsführung entscheiden, wie die Untersuchung genau ablaufen soll.

    Außerdem wurde mitgeteilt, dass ein Mitarbeiter für ein “gravierendes Fehlverhalten” im Zusammenhang mit der juristischen Untersuchung des Falles suspendiert wurde. Die Fraktion habe umgehend die Ermittler über den Vorfall informiert. dpa/mgr

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    Taiwan-Gruppe im EU-Parlament bleibt

    Michael Gahler (CDU), Vorsitzender der Taiwan-Freundschaftsgruppe im Europaparlament, sieht keinen Grund, die Arbeit der Gruppe im Zuge der Debatte um ausländische Einflussnahme einzustellen. Das EU-Parlament prüfe, wie man illegitimem Einfluss von Drittstaaten vorbeugen könne, sagte Gahler zu China.Table. “Das sollten wir nicht vermischen mit dem Wunsch, einen engen Austausch mit einer der besten Demokratien in Südostasien zu pflegen.” Die Überprüfung und gegebenenfalls auch das Ende von Freundschaftsgruppen im Europaparlament war zuvor als eine Konsequenz des brodelnden Katar-Bestechungsskandals genannt worden. “Eine Einstellung der Arbeit würde von der Kommunistischen Partei Chinas sicherlich gerne gesehen”, kommentiert Gahler.

    Freundschaftsgruppen im EU-Parlament gibt es zusätzlich zu den offiziellen Delegiertengruppen. Es gibt eine China-Delegation, doch die Einrichtung einer solchen für Taiwan ist nicht möglich, da im Zuge der Ein-China-Politik keins der EU-Länder Taiwan als eigenständigen Staat anerkennt. Die Freundschaftsgruppe stehe allen Abgeordneten offen, die sich mit und zu Taiwan austauschen wollten, sagt Gahler.

    Die Freundschaftsgruppen im Europaparlament sind sehr unterschiedlich gestaltet. Manche sind eher eine Lobbying-Gruppe, andere weniger. Manche werden von Drittstaaten gesponsert. Treffen der Gruppen finden ab und an auch im Parlament selbst statt. Die Aktivitäten der China-Freundschaftsgruppe im EU-Parlament sind bereits seit längerer Zeit eingestellt, nachdem es Unklarheiten bei einem Sponsoring eines Treffens der Gruppe gegeben hatte. ari

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    Taiwan will Kooperation mit Europa ausbauen

    Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen will die Verhandlungen um das seit Langem stockende Investitionsabkommen mit der Europäischen Union vorantreiben. Dieses würde auf beiden Seiten das Vertrauen der Unternehmen bestärken, ihre Investitionen auszuweiten, sagte Tsai am Dienstag bei einem Treffen mit einer Delegation des Handelsausschusses des EU-Parlaments. Taiwan und die EU sollten ein “widerstandsfähiges demokratisches Bündnis” aufbauen.

    Die EU hatte Taiwan 2015 in ihre Liste der Handelspartner für ein potenzielles bilaterales Investitionsabkommen aufgenommen – seither ist allerdings nicht mehr viel passiert. Das Europaparlament fordert ein solches Abkommen bereits seit Längerem.

    EU-Delegationsleiterin Anna-Michelle Asimakopoulou betonte, das Europaparlament habe die EU-Kommission bereits aufgefordert, eine Folgenabschätzung und eine öffentliche Konsultation für ein bilaterales Investitionsabkommen einzuleiten. Eine Handels- und Investitionspartnerschaft mit Taiwan sei eine strategische Beziehung mit geopolitischen Auswirkungen, sagte Asimakopoulou.

    Die Grünen-Fraktion im EU-Parlament hatte zuletzt auch einen Vertrag mit Taiwan zur Absicherung der Lieferketten vorgeschlagen. rtr/ari

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    OTC-Geschäfte könnten unter Gaspreisdeckel fallen

    Von dem am Montag vereinbarten Gaspreisdeckel könnte auch der Gasgroßhandel abseits der Börsen betroffen sein. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Text der Verordnung zum Marktkorrekturmechanismus hervor. “Die Kommission kann gegebenenfalls eine Änderung dieser Verordnung vorschlagen, um außerbörslich gehandelte Derivate (OTC) in den Anwendungsbereich […] aufzunehmen“, heißt es in Artikel 5d zur Revision des Gesetzes.

    Am Montag hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck behauptet, der Rat habe sich bereits am 13. Dezember auf einen Ausschluss von OTC-Geschäften geeinigt. In der anschließenden Pressekonferenz der Ratspräsidentschaft hieß es aber bereits, dass dieser Ausschluss nur “vorläufig” sei und es eine Folgenabschätzung dazu geben solle. Deren Ziel wird nun in Artikel 5b definiert. Demnach sollen ESMA und ACER bewerten, ob der Ausschluss von OTC-Geschäften zu einer Abkehr vom regulierten Börsenhandel führt und dies die Stabilität der Finanz- und Energiemärkte gefährdet.

    Gemeinsame Gasbeschaffung soll im frühen Frühjahr starten

    Gestern präzisierte die Kommission außerdem den Zeitplan für die gemeinsame Gasbeschaffung. Im frühen Frühjahr sollen die aggregierte Nachfrage bekannt gegeben werden, die über die Energieplattform beschafft wird, und die ersten Ausschreibungen für die gemeinsame Beschaffung starten. Deutlich vor dem Sommer soll der gemeinsame Einkauf abgeschlossen sein, sagte Kommissionsvize Maroš Šefčovič.

    Zuvor hatten er und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sich zum ersten Mal mit Managern von 33 Unternehmen aus der EU und Ländern der Energiegemeinschaft getroffen. Im Januar sollen zum ersten Mal Vertreter der Staaten im Lenkungsausschuss der Energieplattform zusammenkommen.

    Mit der gemeinsamen Gasbeschaffung wollen die EU-Staaten verhindern, dass sie sich wie im vergangenen Sommer beim Befüllen der Gasspeicher gegenseitig überbieten. Mit dem Durchbruch für den Gaspreisdeckel am Montag hatten die Energieminister auch den Weg für die Beschaffungsplattform geebnet. ber

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    Schnellere Genehmigung für Erneuerbare, Netze und Speicher

    Umweltrechtliche Prüfungen für erneuerbare Energien, Stromnetze und Energiespeicher sollen für 18 Monate vereinfacht werden. Dazu haben die Energieminister die Notverordnung am Montag deutlich ausgeweitet, wie die gestern veröffentlichte Fassung zeigt. Eigentlich hatte sich der Rat darauf geeinigt, die Verordnung nicht noch einmal aufzuschnüren.

    Die Befürworter des Gaspreisdeckels hatten die Annahme mit dem Marktkorrekturmechanismus (MCM) verknüpft. Wie in Brüssel kolportiert wurde, hatte die Bundesregierung ihre Zustimmung zum MCM am Montag ihrerseits mit der Ausweitung der Planungsbeschleunigung verbunden.

    Nach dem angenommenen Text sollen Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) sowie artenschutzrechtliche Prüfungen nach der FFH-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie in bestimmten Fällen entfallen können. Die Projekte müssen unter anderem in einem Gebiet liegen, das bereits einer Strategischen Umweltprüfung unterzogen wurde. In früheren Versionen der Notfallverordnung galten umweltrechtliche Erleichterungen nur für bestimmte Arten von Erneuerbaren-Projekten wie das Repowering bestehender Anlagen. ber

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    Kommission knüpft Milliardenhilfen für Uniper an Bedingungen

    Die EU-Kommission hat deutsche Milliardenhilfen für den angeschlagenen Gasimporteur Uniper genehmigt. Der Bund darf das Unternehmen mit bis zu 34,5 Milliarden Euro unterstützen, wie die Wettbewerbshüter am Dienstagabend mitteilten. Bereits am Freitag hatte die Kommission der Verstaatlichung des Unternehmens unter fusions- und kartellrechtlichen Aspekten zugestimmt. Damit ist der Weg für die Verstaatlichung frei. Die Maßnahme werde es Uniper erlauben, seine Kunden weiter zu versorgen und helfen, ernsthafte Störungen des deutschen Gasmarktes zu vermeiden.

    Mit der Genehmigung für die Staatshilfen sind laut Kommission eine Reihe von Bedingungen verknüpft. Uniper werde bestimmte Teile seines Geschäfts verkaufen, die einen signifikanten Teil seiner Erträge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ausmachten, teilten die Wettbewerbshüter in Brüssel am Dienstagabend mit. Dies umfasse insbesondere das Kraftwerk Datteln 4, das Gönyű-Kraftwerk in Ungarn und eine Reihe internationaler Tochtergesellschaften.

    Uniper werde außerdem Teile seiner Gasspeicher- und Pipeline-Kapazitätsbuchungen freigeben und sie Wettbewerbern zur Verfügung stellen. Die Maßnahmen würden begleitet von Anpassungen der Geschäftsstrategie, die einen verstärkten Wettbewerb im Markt ermöglichten. Als Beispiel wurde in diesem Zusammenhang die Beschränkung von Langzeitverträgen genannt. dpa

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    Kartelluntersuchung: Amazon gelobt Besserung

    Amazon kommt um eine Geldbuße herum. Dafür hat das US-Unternehmen Zugeständnisse in zwei Kartelluntersuchungen der Kommission gemacht. “Der heutige Beschluss legt neue Regeln dafür fest, wie Amazon sein Geschäft in Europa betreibt”, sagte die zuständige Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Dienstag. Demnach könne Amazon seine Doppelrolle als Marktplatz und als Wettbewerber der Verkäufer auf diesem Marktplatz nicht länger missbrauchen. Das Unternehmen müsse seine Datennutzung, die Auswahl von Verkäufern bei der Angebotsplatzierung in der Buy-Box und die Bedingungen für den Zugang zu Amazon Prime verändern.

    Sollte Amazon sich nicht an die Vereinbarung halten und nach Auffassung der Kommission weiterhin seine marktbeherrschende Stellung missbrauchen, kann die EU ein Bußgeld in Höhe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen. Am Montag hatte die Kommission eine Untersuchung gegen Meta eingeleitet und ein weiteres Verfahren gegen Google und Meta eingestellt.

    Vereinbarung betrifft Kartelluntersuchungen von 2019 und 2020

    Das förmliche Prüfverfahren gegen Amazon hatte die Kommission im Juli 2019 eingeleitet. Dabei ging es um die Frage, ob das Unternehmen seine Doppelrolle ausnutzt, indem es die nicht öffentlichen Daten der Marktplatzverkäufer verwendet, um seine eigenen Geschäftsaktivitäten zu optimieren. Am 10. November 2020 teilte die Kommission Amazon ihre Beschwerdepunkte mit.

    Parallel leitete die Kommission am 10. November 2020 ein zweites Prüfverfahren zu den Kriterien ein, nach denen Amazon die Buy-Box vergibt und nach denen Verkäufer ihre Produkte im Rahmen von Prime anbieten dürfen. Der Vorwurf war, Amazon bevorzuge eigene Angebote oder Verkäufer, die die Logistik- und Versanddienste von Amazon nutzen.

    Nicht öffentliche Daten vom Marktplatz sind tabu

    Um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission in beiden Prüfverfahren auszuräumen, hat Amazon eine Reihe von Verpflichtungsangeboten vorgelegt: Die Kommission hat diese im Sommer 2022 einem Markttest unterzogen, um festzustellen, ob die Zusagen die wettbewerbsrechtlichen Bedenken ausräumen würden. Die Zusagen sind:

    Grafik zu Amazons Zugeständnissen an die EU: Consumer Journey auf Amazon & Verpflichtungen von Amazon
    • Datennutzung: Amazon nutzt nicht öffentliche Daten, die es auf seinem Marktplatz gewinnt, nicht für sein eigenes Einzelhandelsgeschäft. Dies gilt sowohl für die automatisierten Tools als auch für Mitarbeiter von Amazon.
    • Buy-Box: Bei der Erstellung der Rangfolge für das Angebot, das die Buy-Box gewinnt, werden alle Verkäufer gleichbehandelt. Zusätzlich wird ein zweites, konkurrierendes Angebot angezeigt.
    • Prime: Amazon legt die Regeln zur Qualifizierung für Prime so fest, dass es keine Marktplatzverkäufer oder Angebote diskriminiert. Prime-Verkäufer können ihre Logistik- und Lieferdienste frei wählen und die Konditionen direkt auszuhandeln.

    Eine Amazon-Sprecherin sagte, das Unternehmen habe konstruktiv mit der Kommission zusammengearbeitet und freue sich, die Bedenken der Kommission ausgeräumt zu haben, auch wenn Amazon “unverändert mit etlichen vorläufigen Einschätzungen der Europäischen Kommission nicht einverstanden” sei. vis

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    Niederländer Leijtens wird neuer Frontex-Chef

    Der Niederländer Hans Leijtens wird neuer Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex. Der 59-jährige bisherige Kommandant der niederländischen Grenz- und Militärpolizei wurde vom Verwaltungsrat der Behörde für eine Amtszeit von fünf Jahren ernannt, wie Frontex am Dienstag mitteilte. Leitjens übernimmt die Frontex-Leitung von der Lettin Aija Kalnaja, die die Amtsgeschäfte für mehrere Monate übergangsweise geführt hatte.

    Ende April hatte der vorherige Frontex-Chef, der Franzose Fabrice Leggeri, nach schweren Vorwürfen gegen ihn und Mitarbeiter seinen Posten zur Verfügung gestellt. Hintergrund waren insbesondere Ermittlungen zu illegalen Zurückweisungen von Migranten im Mittelmeer. Ihnen zufolge sollen Führungskräfte der in Warschau ansässigen Agentur Frontex absichtlich vertuscht haben, dass griechische Grenzschützer Flüchtlinge zurück aufs offene Mittelmeer brachten. Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den Außengrenzen – sogenannte Pushbacks – sind nach internationalem Recht illegal.

    In seinem bisherigen Job als Kommandant der niederländischen Grenz- und Militärpolizei führte Leijtens mehr als 7000 Männer und Frauen. Davor war er Generaldirektor der nationalen Steuerbehörde, gab den Posten jedoch vorzeitig auf. Leijtens ist General der niederländischen Armee und hat Soziologie, Psychologie sowie Verwaltungswissenschaft studiert. Darin hat er auch promoviert. dpa

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    Presseschau

    EU-Korruptionsskandal: Kaili räumt offenbar einige Vorwürfe ein TAGESSCHAU
    Italian court seeks data on Belgian prisons, in EU scandal ABCNEWS
    Beihilfen für Uniper laut EU-Kommission an Verpflichtungen geknüpft WALLSTREET-ONLINE
    Wettbewerbsrecht: EU-Kommission segnet Sicherheitskonzept von Amazon ab SPIEGEL
    Gasverbrauch in EU seit August um rund 20 Prozent gesunken MDR
    Gaspreis-Begrenzung in der EU: Ein Deckel, der nicht deckelt TAZ
    CO2-Grenzausgleich der EU wird Düngemittel verteuern AGRARHEUTE
    EU will Renaturierung zerstörter Ökosysteme gesetzlich verankern EURONEWS
    EU-Kohleverbrauch und -produktion wird dieses Jahr deutlich steigen EURACTIV
    EU-Grenzschutzagentur: Niederländer Leitjens wird neuer Frontex-Chef DEUTSCHLANDFUNK
    Zu Anhörung eingeladen: Musk soll im EU-Parlament aussagen T-ONLINE
    EU-Kommission: Big-Tech-Kostenbeteiligung verstößt nicht gegen Netzneutralität HEISE
    EU-Bank bewahrt Suchmaschine Qwant vor der Pleite HEISE
    EU plant Verbot: Kommt das Ende der Minishampoos in Hotels? RND
    Neue Akku-Vorgaben der EU: Fest verbaut geht bald nicht mehr IFUN

    Standpunkt

    Vertrauen für die Zusammenarbeit schaffen

    Von Fu Cong
    Porträtfoto von Fu Chong, Chinas Botschafter bei der EU, im Anzug auf einem Stuhl sitzend vor verschiedenen Mikrofonen.
    Fu Cong ist Chinas Botschafter bei der EU.

    Am frühen Morgen des 10. Dezember stieg ich aus einem Flugzeug der Hainan Airlines aus und setzte meinen Fuß in das kalte Brüssel mitten im Winter. Diese Stadt ist für mich nicht fremd. Bei früheren Besuchen in der EU-Zentrale zu Fragen der Rüstungskontrolle und des Atomabkommens mit Iran hatte ich Gelegenheit, viele EU-Kollegen kennenzulernen und gute Arbeitsbeziehungen zu ihnen aufzubauen. Man hat mir gesagt, dass die EU durch ihr Eintreten für Vielfalt, Integration, Dialog und Kompromisse eine stetige Entwicklung der europäischen Integration erlebt hat. Ich hoffe aufrichtig, dass diese Grundsätze auch in meiner künftigen Arbeit zum Tragen kommen werden

    Trotz des kalten Wetters in Europa freue ich mich auf meine neue Aufgabe als 15. chinesischer Botschafter bei der EU, einem Block der fortschrittlichsten Volkswirtschaften und einem Vorreiter von regionaler Integration. Als Vertreter Chinas und seiner Interessen ist es meine Aufgabe, als Brücke zu fungieren, die das Verständnis und das gegenseitige Vertrauen stärkt sowie die praktische Zusammenarbeit zwischen China und der EU, einschließlich ihrer Mitgliedstaaten, erleichtert.

    Drei Dinge stimmen mich zuversichtlich, dass ich meine Aufgaben werde erfüllen können:

    Erstens: China bleibt dem Weg der friedlichen Entwicklung verpflichtet. Eine klare und wichtige Botschaft des jüngsten 20. Nationalkongresses der Kommunistischen Partei Chinas ist die Kontinuität und Stabilität von Chinas Innen- und Außenpolitik. Nach innen wird China den Weg des Sozialismus mit chinesischen Charakteristika verfolgen, den Menschen in den Mittelpunkt stellen und die Reformen und die Öffnung vertiefen. Nach außen wird sich China weiterhin für den Weltfrieden einsetzen, die gemeinsame Entwicklung fördern und mit anderen Ländern beim Aufbau einer globalen Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft zusammenarbeiten.

    Ein China, das sich auf dem Weg der Modernisierung befindet, wird der EU und der ganzen Welt mehr Chancen bieten. Mit Blick auf die Zukunft bleiben die Grundlagen, die Chinas Wohlstand und stetiges Wachstum stützen, unverändert. Unsere Entschlossenheit, die Öffnung auf hohem Niveau fortzusetzen, bleibt unverändert, ebenso wie die glänzenden Aussichten für die Beziehungen zwischen China und der EU.

    Stabilität und Kontinuität im Mittelpunkt

    Zweitens gibt es auf hoher politischer Ebene Unterstützung für eine verbesserte Beziehung zwischen China und der EU. Anfang des Monats hatte ich die Ehre, in Peking an einem Treffen zwischen Präsident Xi Jinping und EU-Ratschef Charles Michel teilzunehmen, bei dem die beiden eine Einigung über ein breites Spektrum von Themen erzielten. Präsident Xi brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die EU ein wichtiger Partner bei Chinas Modernisierungsbestrebungen werden und von den Chancen profitieren könnte, die Chinas riesiger Markt und seine Bemühungen um eine weitere institutionelle Öffnung und eine Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit bieten.

    Das Treffen war ein positives Signal für die Stärkung des gegenseitigen Vertrauens, den Aufbau eines Konsenses und die Vertiefung der Zusammenarbeit, wodurch eine klare Richtung für die Zukunft der Beziehungen zwischen China und der EU vorgegeben wurde.

    Differenzen durch Dialog bewältigen

    Drittens gibt es starke grundlegende Kräfte, die die Beziehungen zwischen China und der EU in eine positive Richtung lenken werden. China und die EU sind die beiden wichtigsten Kräfte, Märkte und Zivilisationen der Welt. Angesichts der komplexen und turbulenten internationalen Lage sollten und könnten beide Seiten Hand in Hand arbeiten, um der Welt wieder Stabilität zu verleihen. Die jahrzehntelangen Beziehungen zeigen, dass China und die EU keine Rivalen, sondern Partner sind.

    Trotz unserer offensichtlichen Unterschiede haben beide Seiten weitreichende gemeinsame Interessen und können gemeinsam viele große Dinge erreichen. Die Aufrechterhaltung der umfassenden strategischen Partnerschaft nach dem Prinzip des gegenseitigen Nutzens, die Bewältigung von Differenzen durch Dialog und das Bekenntnis zum Multilateralismus dienen sowohl den Interessen Chinas und der EU als auch der gesamten Weltgemeinschaft.

    In dem Moment, als ich aus dem Flugzeug stieg, sah ich die Sonne am Horizont aufgehen. Wie man in China oft sagt: Vertrauen ist wertvoller als Gold. Ich bin bereit, meine Zuversicht in die Tat umzusetzen und gemeinsam mit meinen EU-Kollegen die zwischen Xi und Michel getroffenen Vereinbarungen umzusetzen, um eine stetige und nachhaltige Entwicklung der Beziehungen zwischen China und der EU zu gewährleisten.

    Die chinesische Vertretung bei der EU und ich freuen uns darauf, auf die EU sowie auf Gesprächspartner aus allen Bereichen mit offenem Herzen und offenen Armen zuzukommen. Wir hoffen, die Kommunikation zu verbessern, die praktische Zusammenarbeit auszubauen und eine Brücke der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen China und der EU zu schlagen.

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