Table.Briefing: Europe

Konkurrenz für Selenskyj beim Gipfel + Italiens Asylzentrum in Albanien

Liebe Leserin, lieber Leser,

noch sechs Tage haben die 26 Anwärter auf die Kommissarsposten Zeit. Spätestens am nächsten Dienstag müssen ihre schriftlichen Antworten auf die Fragen der Fachausschüsse beim Parlament eingehen. Nun arbeiten in der Kommission viele Beamte, die Jura studiert haben. Und Juristen halten das Prinzip hoch: Eine Frist ist dazu da, dass man sie ausnutzt. Im Europaparlament macht sich bereits Ungeduld breit, weil bislang keine Texte angekommen sind.

Nervös sind auch die Parteienfamilien und die nationalen Delegationen. Manche Franzosen befürchten, dass die Deutschen zu viele Kabinettschefs in der neuen Kommission stellen. Von fünf bis acht Kabinettschefs mit deutschem Pass wird geraunt. Noch dreht sich das Bewerberkarussell. Nicht einmal die Chefs der Übergangsteams sind gesetzt. Die Karten werden erst nach den Anhörungen ausgespielt, also frühestens Mitte November, wenn die Kabinette tatsächlich gebildet werden.

Stand jetzt zeichnen sich mindestens drei deutsche Kabinettschefs ab: Björn Seibert (Ursula von der Leyen), Michael Hager (Valdis Dombrovskis) und Bernd Biervert (Maroš Šefčovič). Zwei Spitzenbeamte mit christdemokratischem Hintergrund und einer mit sozialdemokratischem. Gut möglich, dass noch ein vierter Chef de cabinet für die Deutschen dazukommt. Viel mehr dürften es aber nicht werden.

Ob das die Bauchschmerzen der Franzosen lindert, wird sich zeigen. Derzeit ist nur absehbar, dass sie den Chefposten im Kabinett vom Exekutiv-Vizepräsidenten Stéphane Séjourné besetzen.

Kommen Sie gut in den Tag!

Ihr
Markus Grabitz
Bild von Markus  Grabitz

Analyse

EU-Gipfel: Selenskyj muss sich gegen Dauerthema Migration behaupten

Ursprünglich sollte er nur per Video zugeschaltet werden, doch nun reist Wolodymyr Selenskyj persönlich an: Die Ukraine werde im Zentrum der Diskussion auf dem Gipfel stehen, Selenskyj den Staats- und Regierungschefs seinen “Siegesplan” vorstellen, schreibt EU-Ratspräsident Charles Michel in seinem Einladungsbrief.

Ein weiteres Thema: der Fortschritt bei der Umsetzung der G7-Initiative, die Ukraine auf der Basis der eingefrorenen Gelder der russischen Staatsbank bis Ende des Jahres mit insgesamt 45 Milliarden Euro zu unterstützen. Die Arbeiten kämen gut voran, die nötigen Texte sind nach Angaben von Diplomaten bis Ende des Monats bereit.

Die Mittel sind für makroökonomische Hilfe, aber auch zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte und für den Wiederaufbau vorgesehen. Die Blockade Ungarns wirke nicht, sagen Diplomaten. Die Zusage der Europäer in Höhe von 35 Milliarden Euro sei gewährleistet. Von Ungarn hänge aber ab, in welcher Form die USA an Bord kommen: “Wir tun alles, damit auch die USA beitragen können”, sagen Diplomaten über bilaterale Gespräche mit Washington. Viktor Orbán will erst nach den US-Wahlen entscheiden, ob er einer Verlängerung der EU-Sanktionen gegen die russischen Zentralbankgelder von derzeit jeweils sechs auf 36 Monate zustimmen will. 

Italiens Zentrum in Albanien als Vorbild?

Beim Thema Ukraine wie auch zu Nahost sind von dem anstehenden Gipfel kaum neue Akzente zu erwarten. Wenn es um die Ukraine geht, macht sich eine gewisse Ermüdung bemerkbar. Und beim Nahostkonflikt sind die unterschiedlichen Positionen zwischen den Mitgliedstaaten festgefahren. Am meisten Raum dürfte das Dauerthema Migration einnehmen. Es werden zwar keine detaillierten Beschlüsse erwartet. Ratspräsident Charles Michel kündigt in seinem Einladungsschreiben aber einen “strategischen Austausch” an, bei dem es auch um “konkrete Maßnahmen” zur Eindämmung der irregulären Migration gehen soll.

Vor dem Gipfel hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen wichtigen Aufschlag gemacht. In einem Brief an die 27 Mitgliedstaaten kündigte sie einen Gesetzentwurf zur schnelleren Abschiebung abgelehnter Asylsuchender an. Von der Leyen sprach sich außerdem für Abschiebezentren außerhalb der EU “als möglichen Weg vorwärts” aus. 

Als Beispiel nannte sie das neue Zentrum in Albanien, das seit Mittwoch Bootsflüchtlinge aus Italien aufnimmt (lesen Sie dazu auch die folgende Analyse). Dort finden Asylverfahren nach italienischem Recht statt. Das Projekt war von Anfang an umstritten. Beim jüngsten Innenrat hatten sich jedoch mehrere EU-Länder für derartige “return hubs” in Drittstaaten ausgesprochen.

Drängen auf zügige Umsetzung der Asylreform

Die Kommission habe die “Dringlichkeit” erkannt, sagte ein EU-Diplomat. Man brauche “positive und negative Instrumente” – also Anreize und Sanktionen. Hier sei der Werkzeugkasten noch nicht vollständig. Zudem müsse die Umsetzung der GEAS-Reform vorangetrieben werden.

Die Reform des europäischen Asylsystems (GEAS) war im Frühjahr verabschiedet worden. Sie sieht die Schaffung neuartiger Auffanglager an den Außengrenzen vor – also innerhalb der EU und nicht, wie in Albanien, außerhalb. Mit der praktischen Umsetzung wird allerdings erst im Sommer 2026 gerechnet. Damit sind viele EU-Staaten unzufrieden.

Die Reform müsse “zügig” umgesetzt werden, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Dabei werde man “alle rechtlichen Spielräume nutzen”, um die beschlossenen neuen EU-Regeln so früh wie möglich anzuwenden. Die Bundesregierung fordert aber auch eine konsequentere Umsetzung der Dublin-Regeln.

Sippel: Abkommen mit Herkunftsländern finden

Das bezieht sich vor allem auf Griechenland und Italien – doch diese Länder sträuben sich. Auf dem Gipfeltreffen könnte es deshalb Ärger geben. Griechenland fordert eine “europäische Lösung”. Bilaterale Abkommen wie das zwischen Italien und Albanien “werden nirgendwohin führen”, sagte der griechische Migrations- und Asylminister Nikos Panagiotopoulos. 

Kritik kam auch aus dem Europaparlament. “Der Vorstoß von der Leyens (zu Abschiebezentren in Drittländern, die Red.) bleibt äußerst ungenau und lässt offen, was genau die Kommissionspräsidentin eigentlich mit sogenannten return hubs meint”, sagte die SPD-Abgeordnete Birgit Sippel (SPD), die die GEAS-Reform mit ausgehandelt hatte.  

Es werde auch nicht erkenntlich, wie Rückführungen damit effektiver werden sollten, sagte Sippel. “Daher gilt es vielmehr, sich darauf zu konzentrieren, Abkommen mit Herkunftsländern zu finden, die wirklich im gegenseitigen Interesse sind, damit diese ihre eigenen Staatsbürger*innen schneller und unbürokratischer wieder aufnehmen.” 

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Asylverfahren: Italien startet mit der Auslagerung nach Albanien

Vor dem heutigen EU-Gipfel zeigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Sympathien gegenüber dem Migrationsabkommen zwischen Italien und Albanien. “Mit der Inbetriebnahme werden wir auch in der Lage sein, Lehren aus diesen Erfahrungen in der Praxis zu ziehen.” Doch viele Punkte lassen bereits jetzt daran zweifeln, dass die neuen Asylzentren tatsächlich bahnbrechend und effektiv für die Regelung der Migration nach Europa sein werden. 

Einen Tag vor dem Gipfel, am Mittwochmorgen, sind die ersten Migranten auf einem Schiff der italienischen Marine nach Albanien gebracht worden. Die 16 Männer stammen aus Bangladesch (10) und Ägypten (6) und waren am Sonntag von der italienischen Küstenwache wenige Kilometer vor Lampedusa geborgen worden und wurden dann nicht auf die Mittelmeer-Insel gebracht, sondern auf die “Libra”. Auf dem Marineschiff wäre Platz für etwa 200 Menschen, zusätzlich zu rund 100 Besatzungsmitgliedern. Nach rund 50 Stunden Fahrt hat die “Libra” im Hafen von Shengjin in Albanien angelegt.

Deal wurde vor einem Jahr geschlossen

Vor rund einem Jahr, am 6. November, haben Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihr albanischer Amtskollege Edi Rama in Tirana die Absichtserklärung zur Errichtung der Asylzentren unterschrieben. In der Anlage in Shengjin, die nur wenige Meter vom Hafen entfernt liegt, werden die Migranten lediglich ersten Überprüfungen unterzogen – wie der Feststellung der Identität und einem medizinischen Check. Danach werden sie in das Zentrum in Gjader gebracht, das eine etwa 30-minütige Busfahrt von Shengjin entfernt liegt. 

Am Freitag hatte die italienische Botschaft in Albanien bekannt gegeben, dass die beiden Zentren, die in der Hafenstadt Shengjin und auf einem ehemaligen Militärflughafen in Gjader entstanden sind, in Betrieb gehen. Allein dieser Schritt hat sich extrem verzögert, geplant war die Eröffnung bereits für Mai dieses Jahres. Auch die geplante Kapazität kann bislang nicht erreicht werden: Ursprünglich sollten bis zu 3000 Personen im Monat aufgenommen werden können. Aktuell wäre in Gjader Platz für 880 Menschen. 

Prüfung der Anträge nach italienischem Recht

Die Asylanträge der 16 Migranten sollen in Albanien nach italienischem Recht und von italienischen Mitarbeitern in einem Schnellverfahren geprüft werden. Maximal vier Wochen sind vorgesehen, Berufungsmöglichkeiten eingeschlossen. Auf italienischem Boden dauert die Bearbeitung der Asylanträge in den meisten Fällen länger als ein Jahr. Wessen Antrag angenommen wird, wird nach Italien gebracht. Bei Ablehnung sollen die Migranten in ihr Heimatland oder in ein sicheres Drittland gebracht werden. Ob das von Albanien aus leichter vonstattengeht als von europäischem Boden, bedarf noch des Praxistests. 

Meloni verkauft die Zentren als den lang ersehnten Durchbruch in der Migrations-Politik. Es geht dabei auch nicht um “Abschiebung” oder “Rückführung”, sondern um die Auslagerung der Prüfung der Asylansprüche. Menschenrechtsorganisationen kritisieren dies als Beschneidung des Rechts auf ein geregeltes Asylverfahren. Doch vor allem die Kosten-Nutzen-Rechnung ist mehr als fragwürdig. Italienische Medien schätzen die Kosten auf rund 800 Millionen Euro für fünf Jahre. Zu Beginn der Bauarbeiten war mit etwa 650 Millionen Euro gerechnet worden. Die Zeitung “La Repubblica” geht davon aus, dass allein die Fahrt der 16 Migranten nach Albanien auf der “Libra” zwischen 250.000 und 290.000 Euro gekostet hat. Also zwischen 15.000 und 18.000 Euro pro Migrant. 

Opposition kritisiert Kosten

“Die Regierung von Giorgia Meloni erhöht die Steuern und verschwendet fast eine Milliarde Euro für Migrantenzentren in Albanien”, kritisiert die Oppositionsführerin Elly Schlein vom sozialdemokratischen Partito Democratico (PD). Der PD-Verantwortliche für Migrations-Politik, Piefrancesco Majorino, sagte: “Wir haben es mit einer hässlichen, zynischen und teuren Operation zu tun. Es kann nicht anders kommentiert werden und steht als Laboratorium für alles, was man nicht tun sollte.” 

Die Grünen in Italien kündigen an, sich organisieren zu wollen, um das Vorgehen in den Zentren zu überwachen. Eine Reihe von Europaabgeordneten und Parlamentariern werde vor Ort sein, “um die Transparenz zu gewährleisten, die bisher in dieser ganzen Operation gefehlt hat”, sagte Angelo Bonelli. Zu der Delegation würden unter anderen die EU-Abgeordneten Ilaria Salis und Mimmo Lucano gehören.

Nur Männer sollen nach Albanien

Ob jemals wie geplant mehrere Tausend Migranten in den Lagern dem Schnellverfahren unterzogen werden können, ist ebenfalls fraglich. Es werden keine Migranten, die von privaten Seenotrettern aufgenommen wurden, nach Albanien gebracht. Nur jene, die von Schiffen der italienischen Küstenwache oder der Finanzpolizei in internationalen Gewässern aufgegriffen wurden. Auch werden vulnerable Personen, also Frauen, Kinder, Verletzte, Kranke, Folteropfer oder auch Männer aus Ländern mit einer hohen Asyl-Anerkennungsquote, weiterhin direkt nach Italien und in dortige Migrationszentren geführt. 

Italiens Innenminister Matteo Piantedosi argumentiert sogar schon indirekt damit, dass die Effektivität wohl zweitrangig ist. Bei dem neuen System gehe es primär um Abschreckung, sagte der parteilose Minister. Wer keine Aussicht auf Asyl habe, also ein großer Teil der Migranten, werde es sich zweimal überlegen, ob er in ein Boot steigen werde – um dann in Albanien zu landen. 

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Termine

18.10.2024 – 10:00-11:00 Uhr, online
Clerens, Seminar Overcoming Post-Brexit Challenges: How UK Partners Can Still Access EU Funding
The Public Affairs and Communications Consultancy (CLERENS) addresses key challenges and provides practical solutions for UK organisations seeking to secure EU funding. INFOS & REGISTRATION

19.10.2024 – 10:00-16:00 Uhr, Berlin
HBS, Konferenz Arbeit, Betrieb, Klima – Zusammenhalt in der Transformation
Die Hans-Böckler-Stiftung (HBS) diskutiert die drängendsten Herausforderungen guter Arbeit, sozialer Teilhabe und der Wirtschaft. INFOS & ANMELDUNG

21.10.2024 – 14:00-16:00 Uhr, online
CyberSicher, Workshop NIS-2 – Eine neue Richtlinie für Cybersicherheit richtig umsetzen
CyberSicher informiert über die Umsetzung der NIS-2- Richtlinie. INFOS & ANMELDUNG

21.10.2024 – 18:00-20:00 Uhr, online
FNF, Podiumsdiskussion Vor der US-Wahl: Was kommt auf die Wirtschaft zu?
Die Heinrich-Böll-Stiftung diskutiert die möglichen Auswirkungen der US-Wahlen auf die Wirtschaft. INFOS & ANMELDUNG

21.10.2024 – 19:00 Uhr, Hamburg
Körber-Stiftung, Diskussion Cyberkrieg oder Cyberdiplomatie?
Die Körber-Stiftung spricht über den Einsatz von KI in der internationalen Politik. INFOS & ANMELDUNG

22.10.2024 – 10:00-11:00 Uhr, online
TÜV, Seminar Enhancing Product Sustainability: Navigating Regulations, EPD, and CBAM
Der TÜV informiert über die Nachhaltigkeitsstandards auf dem heutigen wettbewerbsorientierten Markt. INFOS & REGISTRATION

22.10.2024 – 17:00-18:30 Uhr, Florenz (Italien)
FSR, Discussion Critical Raw Materials: Challenges, Opportunities and Africa-Europe Collaboration
The Florence School of Regulation (FSR) explores the emergence of critical raw materials (CRMs) as key resources and drivers for economic and social transformation. INFOS & REGISTRATION

22.10.2024 – 19:00-20:00 Uhr, online
FNF, Vortrag Wirtschaft verstehen – Ist der deutsche Staat ein Sanierungsfall?
Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) diskutiert Ansätze und Möglichkeiten einer liberalen Wirtschaftswende. INFOS & ANMELDUNG

News

Hoekstra-Hearing: Zurückhaltung bei Atomkraft-Finanzierung und Agrar-ETS

Die Generaldirektion Klima reagiert zurückhaltend auf Forderungen nach einer stärkeren EU-Finanzierung der Kernenergie. “Die Euratom-Finanzierung konzentriert sich auf Aspekte der nuklearen Sicherheit”, schreibt die Generaldirektion Klima in einem Briefing für den designierten Kommissar für den Clean Industrial Deal, Wopke Hoekstra. Auf 122 Seiten bereiten die Beamten Hoekstra auf mögliche Fragen bei der Anhörung des EU-Parlaments vor.

Die EU stellt keine Beihilfen für den Bau oder Betrieb von Kernkraftwerken bereit“, heißt es weiter. Die Sicherheitsforschung für kleine modulare Reaktoren (SMR) sei bislang mit 40 Millionen Euro aus Euratom-Mitteln gefördert worden. Hoekstra ist bei der Beantwortung der Fragen nicht an das Briefing gebunden: Er könnte Änderungen der Förderung in Aussicht stellen. Bei den Forderungen der Nuklear-Allianz um Frankreich geht es um hohe Milliardenbeträge.

Beim Energierat am Dienstag hatten zehn Mitgliedstaaten die Kommission aufgefordert, innerhalb der ersten 100 Tage eine Neuauflage des hinweisenden Atomprogramms (PINC) vorzulegen. Die letzte Fassung stammt noch von 2017. Das Programm fasst die Ausbaupläne der Mitgliedstaaten zusammen und ermittelt den offiziellen Finanzbedarf für Neubau, Stilllegung und Sicherheitsverbesserungen der europäischen Kernkraft-Anlagen. Es könnte somit den Auftakt für die Diskussion um neue Finanzhilfen liefern. Auch der Umweltrat am Montag wurde von Diskussionen über die Rolle von Kernenergie bei der Dekarbonisierung dominiert.

Agrifood-ETS: “Ein möglicher Ansatz”

Ebenfalls zurückhaltend ist die DG Clima bei Fragen, wie Emissionen im Agrarsektor reduziert werden sollen. CO₂-Bepreisung sei “ein möglicher Ansatz”, aber nicht der einzige. Es gelte, die Lebensmittelindustrie stärker in die Pflicht zu nehmen, die Landwirte beim Klimaschutz in ihrer Lieferkette zu unterstützen.

Konkreter wird es beim bereits existierenden Emissionshandel (ETS). Die Klimaexperten der Kommission sind offen dafür, CO₂-Entnahmen, durch BECCS oder DACCS, in den ETS einzubinden, sofern durch die Entnahmen keine direkten Emissionsreduktionen verhindert werden. Einer Ausnahmeregelung für Emissionen von exportierten Produkten unter dem CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) erteilt die DG eine klare Absage. Dies sei schwierig unter den Regeln der Welthandelsorganisation, da sie auch als Exportsubventionen angesehen werden könnten. ber/luk

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Rechnungshof bemängelt Schwächen in der Klimaanpassung

Ein Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs kritisiert die unzureichende Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in der EU. Zwar existiert ein solider Rahmen, und die EU stellt erhebliche finanzielle Mittel bereit, jedoch fehlen klare Berichterstattungsmechanismen und messbare Fortschrittsindikatoren. Besonders problematisch ist der geringe Bekanntheitsgrad der Instrumente wie Climate-ADAPT auf lokaler Ebene, was die effektive Umsetzung erschwere, urteilen die Rechnungsprüfer.

Der Bericht zeigt außerdem, dass viele der finanzierten Projekte eher kurzfristige Lösungen bieten und nicht ausreichend auf langfristige Anpassungsstrategien ausgelegt sind. Das führt zu Fehlanpassungen – wie der Förderung von großflächiger Bewässerung in der Landwirtschaft -, anstatt auf weniger wasserintensive Alternativen zu setzen. Auch die Nutzung naturbasierter Lösungen ist weniger verbreitet, als es angesichts der Herausforderungen des Klimawandels erforderlich wäre. Darüber hinaus kritisiert der Bericht, dass in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nicht ausreichend zwischen Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen unterschieden wird.

Langfristige Klimaziele

Um den Klimawandel effizienter zu bekämpfen, empfiehlt der Rechnungshof der Kommission:

  • gemeinsame Indikatoren einzuführen, um den Fortschritt zu messen,
  • das Wissen über Anpassungsinstrumente zu verbessern,
  • sicherzustellen, dass EU-finanzierte Projekte auf langfristige Klimaziele ausgerichtet sind.

Der am Dienstag veröffentlichte Climate Adaptation Finance Index 2024 von Brot für die Welt zeigt zudem gravierende Ungerechtigkeiten bei der Verteilung internationaler Anpassungsfinanzierung. 90 Prozent der untersuchten Länder erhalten demnach weniger Mittel, als sie angesichts ihrer Klimarisiken benötigen. Besonders betroffen seien arme und klimatisch stark gefährdete Regionen, während wohlhabendere Länder überproportional profitieren.

Obwohl Deutschland einer der größten Geldgeber ist, entspreche auch seine Mittelverteilung nicht den Klimarisiken. Die Autoren fordern eine gerechtere und risikoorientierte Verteilung, um den Globalen Süden besser zu unterstützen. luk

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Entwaldung: Entscheidung über Aufschub geht voran

Ein weiterer Schritt ist getan beim Entscheidungsprozess über den Aufschub der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR). Am Mittwoch stimmten die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten ohne inhaltliche Änderungen für den Vorschlag der Kommission, die Regeln erst ein Jahr später anzuwenden als bisher geplant.

Nun ist das Europäische Parlament am Zug. Zu erwarten ist, dass bei der Plenarsitzung kommende Woche der Antrag auf Anwendung des “Dringlichkeitsverfahrens” offiziell verkündet wird. Bei der folgenden Sitzung im November könnte das Parlament dann grünes Licht sowohl für die Nutzung dieses verkürzten Verfahrens als auch für den Vorschlag selbst geben. jd

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Deutschlands NECP: Germanwatch kritisiert “große Lücken”

Mit seinem nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) werde Deutschland seine Klimaziele verfehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Experten von Germanwatch. Gerade im Verkehrs- und Gebäudebereich (ESR) sowie bei den natürlichen Senken (LULUCF) hinke Deutschland stark hinterher. Der NECP enthalte nicht genügend Informationen darüber, wie Deutschland beabsichtigt, die Lücken in diesen Sektoren zu schließen.

Germanwatch kritisiert, Deutschland setze stark auf das neue EU-Emissionshandelssystem (ETS 2), ohne jedoch realistische Einschätzungen zu Preisentwicklungen zu bieten und die gesellschaftliche Akzeptanz des CO₂-Preises zu berücksichtigen. Die drohende Verfehlung der ESR-Ziele könnten Zukäufe von Emissionszertifikaten in Milliardenhöhe erforderlich machen und stellten somit auch ein finanzielles Risiko für den Bund dar. Gleichzeitig gefährden Kürzungen im Klima- und Transformationsfonds die Umsetzung vieler Maßnahmen.

Gesellschaftliche Aspekte wie die Energiearmut und der gerechte Übergang würden im NECP nur marginal behandelt. Die fehlende Einbeziehung der Öffentlichkeit und der mangelnde Fokus auf soziale Gerechtigkeit gefährdeten die Umsetzung der Klimaziele. Zudem seien die Pläne rechtlich angreifbar, weil sektorale Bedarfsanalysen genauso fehlten wie detaillierte Informationen darüber, wie die Maßnahmen finanziert werden sollen. Das sei aber von der EU-Governance-Verordnung vorgeschrieben. Es sei daher dringend notwendig, mehr Maßnahmen zu ergreifen und eine klare Finanzierungsstrategie zu entwickeln, fordern die Autoren.

Zielverfehlungen bei Erneuerbaren und Energieeffizienz

Hinsichtlich der europäischen Ziele für erneuerbare Energien konstatiert der Germanwatch-Bericht eine leichte Verzögerung auf deutscher Seite. Das Ziel von 42,5 Prozent aus der Erneuerbare-Energien-Richtlinie werde Deutschland voraussichtlich erst 2031 statt 2030 erreichen, das indikative Ziel von 45 Prozent erst ein weiteres Jahr später. “Der Ausbau erneuerbarer Stromproduktion hat in dieser Legislaturperiode zwar deutlich Tempo aufgenommen, ist aber noch nicht ausreichend, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen”, schreibt Germanwatch.

Zielverfehlungen seien auch bei der Energieeffizienz absehbar. Selbst im Mit-Weiteren-Maßnahmen-Szenario des NECP werde das Primärenergieverbrauchsziel 2030 um 249 Terawattstunden (TWh) verfehlt. Eine noch größere Lücke sei mit 260 TWh beim Endenergieverbrauch absehbar. luk/ber

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Sozialwirtschaft: Habeck fordert von Kommission neue Impulse

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gemeinsam mit Kollegen aus Spanien, Slowenien, Belgien und Luxemburg die neue EU-Kommission aufgefordert, die Belange der gemeinwohlorientierten Wirtschaft nicht zu vernachlässigen. Es sei “besorgniserregend”, dass in keinem der Mission letter für die designierten Kommissare auf die Verantwortlichkeiten und Kompetenzen im Bereich der Sozialwirtschaft eingegangen werde, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben. Adressat sind drei der neuen Exekutiv-Vizepräsidenten, Teresa Ribera, Stéphane Séjourné und Roxana Mînzatu.

Habeck und Co verweisen darauf, dass der Sektor in der EU acht Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung ausmache und mehr als 14 Millionen Arbeitnehmer beschäftige. In der vergangenen Legislaturperiode war Sozialkommissar Nicolas Schmit für den Bereich zuständig gewesen.

Umsetzung des Aktionsplans

Unter seiner Führung hatte die Kommission einen Aktionsplan für die Sozialwirtschaft vorgelegt, der Rat beschloss Empfehlungen für die Entwicklung geeigneter Rahmenbedingungen. Die Unterzeichner des Briefes fordern, dass die neue Kommission sich zur vollständigen Umsetzung des Aktionsplans bekennen und politische Prioritäten in diesem Bereich für die anlaufende Legislaturperiode vorschlage.

“Die EU muss jetzt die richtigen Weichen stellen, um die vereinbarten Maßnahmenpakete zur Unterstützung der Unternehmen weiter konsequent umzusetzen und weiterzuentwickeln”, sagte Habeck. Dazu gehörten ein diskriminierungsfreier Zugang zu Förder- und Finanzierungsinstrumenten sowie gute rechtliche Rahmenbedingungen im Bereich der Beihilfe und der öffentlichen Auftragsvergabe. tho

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Schuldenregeln: Deutschland könnte mehr Zeit beantragen

Die Bundesregierung erwägt, bei der EU-Kommission mehr Zeit für die Haushaltskonsolidierung zu beantragen. Die Ausgaben im laufenden Jahr lägen oberhalb des von der Kommission vorgelegten Referenzpfades, hieß es in Kreisen des Finanzministeriums. Daher werde darüber diskutiert, die Anpassungsperiode für Deutschland von vier auf sieben Jahre zu verlängern.

Nach den neuen EU-Schuldenregeln müssen Mitgliedstaaten, die wie Deutschland mit mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung verschuldet sind, einen mehrjährigen Netto-Ausgabenpfad vorstellen. Dieser soll mittelfristig zu einer Reduktion des relativen Schuldenstandes führen. Der in den EU-Verträgen festgelegte Maximalwert für das Haushaltsdefizit von drei Prozent des BIP gilt nach wie vor.

Die Regierungen können die Kommission aber darum bitten, statt der üblichen vier Jahre sieben Jahre Zeit zu bekommen. In diesem Fall verlangt die Brüsseler Behörde aber zusätzliche Reformen, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln und die Schuldentragfähigkeit erhöhen sollen. Diese dürfte im Sinne von Bundesfinanzminister Christian Lindner sein.

SPD und Grüne lehnen Verlängerung bislang ab

Lindner hatte bereits mehrfach argumentiert, die neuen EU-Schuldenregeln ließen üppige Ausgabenprogramme und Sondervermögen nicht zu, wie sie von den Koalitionspartnern gefordert werden. Der Finanzminister setzt das Brüssel-Argument als Druckmittel in den laufenden Haushaltsverhandlungen ein. SPD und Grüne argumentieren bislang, dass ein vierjähriger Haushaltsplan ausreiche. Sie wollen nicht härter konsolidieren als nach der deutschen Schuldenbremse nötig. Wegen des Streits reicht Berlin seinen Plan verspätet bei der Kommission ein.

Ökonomen reagierten zurückhaltend auf die Überlegungen. “Aktuell geht es darum, sich auf einen Ausgabenpfad zu einigen, den Deutschland zwischen 2025 und 2028 nicht überschreiten sollte, sagt Nils Redeker, Vize-Direktor des Jacques Delors Centre an der Berliner Hertie School. Im Moment befinde sich dieser Pfad noch mitten in der Verhandlungsphase.

Die Ökonomen des Thinktanks Bruegel hatten im Sommer beziffert, wie stark die Mitgliedstaaten ihre strukturellen Primärdefizite reduzieren müssen. Im Falle eines vierjährigen Finanzplans müsste Deutschland demnach sein Defizit um 0,11 Prozent des BIP pro Jahr reduzieren. Im Falle eines siebenjährigen Finanzplans wären es nur noch 0,02 Prozent. tho

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Kommission: X ist kein Gatekeeper

Der Onlinedienst X ist kein Gatekeeper im Sinne des Digital Markets Act (DMA). Diese Entscheidung gab die Kommission am Mittwoch bekannt. Sie basiert auf einer detaillierten Marktuntersuchung, die die Brüsseler Behörde im Mai 2024 eingeleitet hatte.

Zwar erfüllt X, das früher Twitter hieß, die quantitativen Schwellenwerte des DMA, wie etwa die Zahl der monatlich aktiven Nutzer in der EU. Die Untersuchung kam jedoch zu dem Schluss, dass X trotz der Zahlen keine zentrale Plattform für den Zugang von Unternehmen zu Verbrauchern darstellt. Auch der Dienst selbst hatte argumentiert, dass er keine wesentliche Rolle als Vermittler spielt.

Kommission folgt den Argumenten von X

Die Kommission hat diese Argumente nach eigenen Angaben umfassend geprüft. Dabei habe sie auch Rückmeldungen relevanter Marktteilnehmer einbezogen und das Digital Markets Advisory Committee konsultiert. Die Behörde entschied schließlich, dass X in seiner Funktion als soziales Netzwerk nicht die zentrale Bedeutung für den Geschäftsverkehr hat, die eine Gatekeeper-Position rechtfertigen würde. Damit wird X nicht den strengen Verpflichtungen unterworfen, die für Gatekeeper gemäß dem DMA gelten, wie es etwa bei anderen großen Plattformen der Fall ist.

Die Entscheidung zu X zeigt, dass die bloße Erfüllung der Schwellenwerte des DMA nicht automatisch zur Einstufung als Gatekeeper führt. Vielmehr geht es im Einzelfall darum, ob die Plattform eine Marktposition einnimmt, die den Wettbewerb beeinträchtigen könnte. Die Kommission kündigte an, die Entwicklungen auf dem Markt weiterhin zu beobachten und gegebenenfalls erneut zu bewerten. vis

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Presseschau

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Dessert

Ernő Schaller-Baross (PfE, HU) zückte bei der Rede eines Grünen-Abgeordneten die Blue Card, um ihn persönlich anzugreifen. Eine Frage stellte er nicht.

Die aktuelle EU-Parlamentslegislatur ist gerade einmal drei Sitzungswochen alt, und schon jetzt deutet sich an, wie sich der Ton durch die gewachsenen Rechtsaußen-Fraktionen ändern könnte. Drei Fraktionen fallen durch häufigen Missbrauch der sogenannten Blue Cards auf. Dabei machen Abgeordnete von EKR, PfE und ESN von ihrem Recht Gebrauch, Fragen an Rednerinnen und Redner im Plenum zu stellen.

Meist bleibt eine Frage jedoch aus. Stattdessen nutzen die vermeintlichen Fragesteller die hinzugewonnenen Redeminuten dazu, die MEPs persönlich abzuurteilen – meist jene aus dem Lager der Linken, Grünen oder Sozialdemokraten. Zudem bezieht sich die “Nachfrage” häufig gar nicht auf das Thema des eigentlichen Redebeitrags. Im Zeitalter der sozialen Medien nennt man diese Vorgehensweise “trollen”.

Orbán-Fans nutzen die Blue Card ausgiebig

An einer politischen Auseinandersetzung besteht offenbar kein Interesse, es geht lediglich um Diffamierung und Diskreditierung des politischen Gegners. So mussten sich beispielsweise die Kritiker des ungarischen Ministerpräsidenten vergangene Woche zahlreiche Blue Cards von Orbán-Fans gefallen lassen.

Scharfe Angriffe sind im politischen Diskurs keineswegs eine Seltenheit und sind auch MEPs der vergangenen Parlamente nicht fremd. Doch es fällt auf, wie systematisch die rechten Fraktionen hier zusammenarbeiten. Wird die Blue Card einer Fraktion abgelehnt, springt ein Kollege aus einer der anderen beiden Fraktionen auf und stellt stellvertretend eine politisch irrelevante wie thematisch deplatzierte Frage.

Die Abgeordneten von EKR, PfE und ESN stellen etwa ein Viertel der Abgeordneten im Europaparlament. Viele von ihnen vertreten eine antieuropäische Haltung, der sie mit ihrem demokratiezersetzenden Treiben Ausdruck verleihen. Es ist eine besorgniserregende Entwicklung. Lukas Knigge

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    noch sechs Tage haben die 26 Anwärter auf die Kommissarsposten Zeit. Spätestens am nächsten Dienstag müssen ihre schriftlichen Antworten auf die Fragen der Fachausschüsse beim Parlament eingehen. Nun arbeiten in der Kommission viele Beamte, die Jura studiert haben. Und Juristen halten das Prinzip hoch: Eine Frist ist dazu da, dass man sie ausnutzt. Im Europaparlament macht sich bereits Ungeduld breit, weil bislang keine Texte angekommen sind.

    Nervös sind auch die Parteienfamilien und die nationalen Delegationen. Manche Franzosen befürchten, dass die Deutschen zu viele Kabinettschefs in der neuen Kommission stellen. Von fünf bis acht Kabinettschefs mit deutschem Pass wird geraunt. Noch dreht sich das Bewerberkarussell. Nicht einmal die Chefs der Übergangsteams sind gesetzt. Die Karten werden erst nach den Anhörungen ausgespielt, also frühestens Mitte November, wenn die Kabinette tatsächlich gebildet werden.

    Stand jetzt zeichnen sich mindestens drei deutsche Kabinettschefs ab: Björn Seibert (Ursula von der Leyen), Michael Hager (Valdis Dombrovskis) und Bernd Biervert (Maroš Šefčovič). Zwei Spitzenbeamte mit christdemokratischem Hintergrund und einer mit sozialdemokratischem. Gut möglich, dass noch ein vierter Chef de cabinet für die Deutschen dazukommt. Viel mehr dürften es aber nicht werden.

    Ob das die Bauchschmerzen der Franzosen lindert, wird sich zeigen. Derzeit ist nur absehbar, dass sie den Chefposten im Kabinett vom Exekutiv-Vizepräsidenten Stéphane Séjourné besetzen.

    Kommen Sie gut in den Tag!

    Ihr
    Markus Grabitz
    Bild von Markus  Grabitz

    Analyse

    EU-Gipfel: Selenskyj muss sich gegen Dauerthema Migration behaupten

    Ursprünglich sollte er nur per Video zugeschaltet werden, doch nun reist Wolodymyr Selenskyj persönlich an: Die Ukraine werde im Zentrum der Diskussion auf dem Gipfel stehen, Selenskyj den Staats- und Regierungschefs seinen “Siegesplan” vorstellen, schreibt EU-Ratspräsident Charles Michel in seinem Einladungsbrief.

    Ein weiteres Thema: der Fortschritt bei der Umsetzung der G7-Initiative, die Ukraine auf der Basis der eingefrorenen Gelder der russischen Staatsbank bis Ende des Jahres mit insgesamt 45 Milliarden Euro zu unterstützen. Die Arbeiten kämen gut voran, die nötigen Texte sind nach Angaben von Diplomaten bis Ende des Monats bereit.

    Die Mittel sind für makroökonomische Hilfe, aber auch zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte und für den Wiederaufbau vorgesehen. Die Blockade Ungarns wirke nicht, sagen Diplomaten. Die Zusage der Europäer in Höhe von 35 Milliarden Euro sei gewährleistet. Von Ungarn hänge aber ab, in welcher Form die USA an Bord kommen: “Wir tun alles, damit auch die USA beitragen können”, sagen Diplomaten über bilaterale Gespräche mit Washington. Viktor Orbán will erst nach den US-Wahlen entscheiden, ob er einer Verlängerung der EU-Sanktionen gegen die russischen Zentralbankgelder von derzeit jeweils sechs auf 36 Monate zustimmen will. 

    Italiens Zentrum in Albanien als Vorbild?

    Beim Thema Ukraine wie auch zu Nahost sind von dem anstehenden Gipfel kaum neue Akzente zu erwarten. Wenn es um die Ukraine geht, macht sich eine gewisse Ermüdung bemerkbar. Und beim Nahostkonflikt sind die unterschiedlichen Positionen zwischen den Mitgliedstaaten festgefahren. Am meisten Raum dürfte das Dauerthema Migration einnehmen. Es werden zwar keine detaillierten Beschlüsse erwartet. Ratspräsident Charles Michel kündigt in seinem Einladungsschreiben aber einen “strategischen Austausch” an, bei dem es auch um “konkrete Maßnahmen” zur Eindämmung der irregulären Migration gehen soll.

    Vor dem Gipfel hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen wichtigen Aufschlag gemacht. In einem Brief an die 27 Mitgliedstaaten kündigte sie einen Gesetzentwurf zur schnelleren Abschiebung abgelehnter Asylsuchender an. Von der Leyen sprach sich außerdem für Abschiebezentren außerhalb der EU “als möglichen Weg vorwärts” aus. 

    Als Beispiel nannte sie das neue Zentrum in Albanien, das seit Mittwoch Bootsflüchtlinge aus Italien aufnimmt (lesen Sie dazu auch die folgende Analyse). Dort finden Asylverfahren nach italienischem Recht statt. Das Projekt war von Anfang an umstritten. Beim jüngsten Innenrat hatten sich jedoch mehrere EU-Länder für derartige “return hubs” in Drittstaaten ausgesprochen.

    Drängen auf zügige Umsetzung der Asylreform

    Die Kommission habe die “Dringlichkeit” erkannt, sagte ein EU-Diplomat. Man brauche “positive und negative Instrumente” – also Anreize und Sanktionen. Hier sei der Werkzeugkasten noch nicht vollständig. Zudem müsse die Umsetzung der GEAS-Reform vorangetrieben werden.

    Die Reform des europäischen Asylsystems (GEAS) war im Frühjahr verabschiedet worden. Sie sieht die Schaffung neuartiger Auffanglager an den Außengrenzen vor – also innerhalb der EU und nicht, wie in Albanien, außerhalb. Mit der praktischen Umsetzung wird allerdings erst im Sommer 2026 gerechnet. Damit sind viele EU-Staaten unzufrieden.

    Die Reform müsse “zügig” umgesetzt werden, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Dabei werde man “alle rechtlichen Spielräume nutzen”, um die beschlossenen neuen EU-Regeln so früh wie möglich anzuwenden. Die Bundesregierung fordert aber auch eine konsequentere Umsetzung der Dublin-Regeln.

    Sippel: Abkommen mit Herkunftsländern finden

    Das bezieht sich vor allem auf Griechenland und Italien – doch diese Länder sträuben sich. Auf dem Gipfeltreffen könnte es deshalb Ärger geben. Griechenland fordert eine “europäische Lösung”. Bilaterale Abkommen wie das zwischen Italien und Albanien “werden nirgendwohin führen”, sagte der griechische Migrations- und Asylminister Nikos Panagiotopoulos. 

    Kritik kam auch aus dem Europaparlament. “Der Vorstoß von der Leyens (zu Abschiebezentren in Drittländern, die Red.) bleibt äußerst ungenau und lässt offen, was genau die Kommissionspräsidentin eigentlich mit sogenannten return hubs meint”, sagte die SPD-Abgeordnete Birgit Sippel (SPD), die die GEAS-Reform mit ausgehandelt hatte.  

    Es werde auch nicht erkenntlich, wie Rückführungen damit effektiver werden sollten, sagte Sippel. “Daher gilt es vielmehr, sich darauf zu konzentrieren, Abkommen mit Herkunftsländern zu finden, die wirklich im gegenseitigen Interesse sind, damit diese ihre eigenen Staatsbürger*innen schneller und unbürokratischer wieder aufnehmen.” 

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    Asylverfahren: Italien startet mit der Auslagerung nach Albanien

    Vor dem heutigen EU-Gipfel zeigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Sympathien gegenüber dem Migrationsabkommen zwischen Italien und Albanien. “Mit der Inbetriebnahme werden wir auch in der Lage sein, Lehren aus diesen Erfahrungen in der Praxis zu ziehen.” Doch viele Punkte lassen bereits jetzt daran zweifeln, dass die neuen Asylzentren tatsächlich bahnbrechend und effektiv für die Regelung der Migration nach Europa sein werden. 

    Einen Tag vor dem Gipfel, am Mittwochmorgen, sind die ersten Migranten auf einem Schiff der italienischen Marine nach Albanien gebracht worden. Die 16 Männer stammen aus Bangladesch (10) und Ägypten (6) und waren am Sonntag von der italienischen Küstenwache wenige Kilometer vor Lampedusa geborgen worden und wurden dann nicht auf die Mittelmeer-Insel gebracht, sondern auf die “Libra”. Auf dem Marineschiff wäre Platz für etwa 200 Menschen, zusätzlich zu rund 100 Besatzungsmitgliedern. Nach rund 50 Stunden Fahrt hat die “Libra” im Hafen von Shengjin in Albanien angelegt.

    Deal wurde vor einem Jahr geschlossen

    Vor rund einem Jahr, am 6. November, haben Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihr albanischer Amtskollege Edi Rama in Tirana die Absichtserklärung zur Errichtung der Asylzentren unterschrieben. In der Anlage in Shengjin, die nur wenige Meter vom Hafen entfernt liegt, werden die Migranten lediglich ersten Überprüfungen unterzogen – wie der Feststellung der Identität und einem medizinischen Check. Danach werden sie in das Zentrum in Gjader gebracht, das eine etwa 30-minütige Busfahrt von Shengjin entfernt liegt. 

    Am Freitag hatte die italienische Botschaft in Albanien bekannt gegeben, dass die beiden Zentren, die in der Hafenstadt Shengjin und auf einem ehemaligen Militärflughafen in Gjader entstanden sind, in Betrieb gehen. Allein dieser Schritt hat sich extrem verzögert, geplant war die Eröffnung bereits für Mai dieses Jahres. Auch die geplante Kapazität kann bislang nicht erreicht werden: Ursprünglich sollten bis zu 3000 Personen im Monat aufgenommen werden können. Aktuell wäre in Gjader Platz für 880 Menschen. 

    Prüfung der Anträge nach italienischem Recht

    Die Asylanträge der 16 Migranten sollen in Albanien nach italienischem Recht und von italienischen Mitarbeitern in einem Schnellverfahren geprüft werden. Maximal vier Wochen sind vorgesehen, Berufungsmöglichkeiten eingeschlossen. Auf italienischem Boden dauert die Bearbeitung der Asylanträge in den meisten Fällen länger als ein Jahr. Wessen Antrag angenommen wird, wird nach Italien gebracht. Bei Ablehnung sollen die Migranten in ihr Heimatland oder in ein sicheres Drittland gebracht werden. Ob das von Albanien aus leichter vonstattengeht als von europäischem Boden, bedarf noch des Praxistests. 

    Meloni verkauft die Zentren als den lang ersehnten Durchbruch in der Migrations-Politik. Es geht dabei auch nicht um “Abschiebung” oder “Rückführung”, sondern um die Auslagerung der Prüfung der Asylansprüche. Menschenrechtsorganisationen kritisieren dies als Beschneidung des Rechts auf ein geregeltes Asylverfahren. Doch vor allem die Kosten-Nutzen-Rechnung ist mehr als fragwürdig. Italienische Medien schätzen die Kosten auf rund 800 Millionen Euro für fünf Jahre. Zu Beginn der Bauarbeiten war mit etwa 650 Millionen Euro gerechnet worden. Die Zeitung “La Repubblica” geht davon aus, dass allein die Fahrt der 16 Migranten nach Albanien auf der “Libra” zwischen 250.000 und 290.000 Euro gekostet hat. Also zwischen 15.000 und 18.000 Euro pro Migrant. 

    Opposition kritisiert Kosten

    “Die Regierung von Giorgia Meloni erhöht die Steuern und verschwendet fast eine Milliarde Euro für Migrantenzentren in Albanien”, kritisiert die Oppositionsführerin Elly Schlein vom sozialdemokratischen Partito Democratico (PD). Der PD-Verantwortliche für Migrations-Politik, Piefrancesco Majorino, sagte: “Wir haben es mit einer hässlichen, zynischen und teuren Operation zu tun. Es kann nicht anders kommentiert werden und steht als Laboratorium für alles, was man nicht tun sollte.” 

    Die Grünen in Italien kündigen an, sich organisieren zu wollen, um das Vorgehen in den Zentren zu überwachen. Eine Reihe von Europaabgeordneten und Parlamentariern werde vor Ort sein, “um die Transparenz zu gewährleisten, die bisher in dieser ganzen Operation gefehlt hat”, sagte Angelo Bonelli. Zu der Delegation würden unter anderen die EU-Abgeordneten Ilaria Salis und Mimmo Lucano gehören.

    Nur Männer sollen nach Albanien

    Ob jemals wie geplant mehrere Tausend Migranten in den Lagern dem Schnellverfahren unterzogen werden können, ist ebenfalls fraglich. Es werden keine Migranten, die von privaten Seenotrettern aufgenommen wurden, nach Albanien gebracht. Nur jene, die von Schiffen der italienischen Küstenwache oder der Finanzpolizei in internationalen Gewässern aufgegriffen wurden. Auch werden vulnerable Personen, also Frauen, Kinder, Verletzte, Kranke, Folteropfer oder auch Männer aus Ländern mit einer hohen Asyl-Anerkennungsquote, weiterhin direkt nach Italien und in dortige Migrationszentren geführt. 

    Italiens Innenminister Matteo Piantedosi argumentiert sogar schon indirekt damit, dass die Effektivität wohl zweitrangig ist. Bei dem neuen System gehe es primär um Abschreckung, sagte der parteilose Minister. Wer keine Aussicht auf Asyl habe, also ein großer Teil der Migranten, werde es sich zweimal überlegen, ob er in ein Boot steigen werde – um dann in Albanien zu landen. 

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    Termine

    18.10.2024 – 10:00-11:00 Uhr, online
    Clerens, Seminar Overcoming Post-Brexit Challenges: How UK Partners Can Still Access EU Funding
    The Public Affairs and Communications Consultancy (CLERENS) addresses key challenges and provides practical solutions for UK organisations seeking to secure EU funding. INFOS & REGISTRATION

    19.10.2024 – 10:00-16:00 Uhr, Berlin
    HBS, Konferenz Arbeit, Betrieb, Klima – Zusammenhalt in der Transformation
    Die Hans-Böckler-Stiftung (HBS) diskutiert die drängendsten Herausforderungen guter Arbeit, sozialer Teilhabe und der Wirtschaft. INFOS & ANMELDUNG

    21.10.2024 – 14:00-16:00 Uhr, online
    CyberSicher, Workshop NIS-2 – Eine neue Richtlinie für Cybersicherheit richtig umsetzen
    CyberSicher informiert über die Umsetzung der NIS-2- Richtlinie. INFOS & ANMELDUNG

    21.10.2024 – 18:00-20:00 Uhr, online
    FNF, Podiumsdiskussion Vor der US-Wahl: Was kommt auf die Wirtschaft zu?
    Die Heinrich-Böll-Stiftung diskutiert die möglichen Auswirkungen der US-Wahlen auf die Wirtschaft. INFOS & ANMELDUNG

    21.10.2024 – 19:00 Uhr, Hamburg
    Körber-Stiftung, Diskussion Cyberkrieg oder Cyberdiplomatie?
    Die Körber-Stiftung spricht über den Einsatz von KI in der internationalen Politik. INFOS & ANMELDUNG

    22.10.2024 – 10:00-11:00 Uhr, online
    TÜV, Seminar Enhancing Product Sustainability: Navigating Regulations, EPD, and CBAM
    Der TÜV informiert über die Nachhaltigkeitsstandards auf dem heutigen wettbewerbsorientierten Markt. INFOS & REGISTRATION

    22.10.2024 – 17:00-18:30 Uhr, Florenz (Italien)
    FSR, Discussion Critical Raw Materials: Challenges, Opportunities and Africa-Europe Collaboration
    The Florence School of Regulation (FSR) explores the emergence of critical raw materials (CRMs) as key resources and drivers for economic and social transformation. INFOS & REGISTRATION

    22.10.2024 – 19:00-20:00 Uhr, online
    FNF, Vortrag Wirtschaft verstehen – Ist der deutsche Staat ein Sanierungsfall?
    Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) diskutiert Ansätze und Möglichkeiten einer liberalen Wirtschaftswende. INFOS & ANMELDUNG

    News

    Hoekstra-Hearing: Zurückhaltung bei Atomkraft-Finanzierung und Agrar-ETS

    Die Generaldirektion Klima reagiert zurückhaltend auf Forderungen nach einer stärkeren EU-Finanzierung der Kernenergie. “Die Euratom-Finanzierung konzentriert sich auf Aspekte der nuklearen Sicherheit”, schreibt die Generaldirektion Klima in einem Briefing für den designierten Kommissar für den Clean Industrial Deal, Wopke Hoekstra. Auf 122 Seiten bereiten die Beamten Hoekstra auf mögliche Fragen bei der Anhörung des EU-Parlaments vor.

    Die EU stellt keine Beihilfen für den Bau oder Betrieb von Kernkraftwerken bereit“, heißt es weiter. Die Sicherheitsforschung für kleine modulare Reaktoren (SMR) sei bislang mit 40 Millionen Euro aus Euratom-Mitteln gefördert worden. Hoekstra ist bei der Beantwortung der Fragen nicht an das Briefing gebunden: Er könnte Änderungen der Förderung in Aussicht stellen. Bei den Forderungen der Nuklear-Allianz um Frankreich geht es um hohe Milliardenbeträge.

    Beim Energierat am Dienstag hatten zehn Mitgliedstaaten die Kommission aufgefordert, innerhalb der ersten 100 Tage eine Neuauflage des hinweisenden Atomprogramms (PINC) vorzulegen. Die letzte Fassung stammt noch von 2017. Das Programm fasst die Ausbaupläne der Mitgliedstaaten zusammen und ermittelt den offiziellen Finanzbedarf für Neubau, Stilllegung und Sicherheitsverbesserungen der europäischen Kernkraft-Anlagen. Es könnte somit den Auftakt für die Diskussion um neue Finanzhilfen liefern. Auch der Umweltrat am Montag wurde von Diskussionen über die Rolle von Kernenergie bei der Dekarbonisierung dominiert.

    Agrifood-ETS: “Ein möglicher Ansatz”

    Ebenfalls zurückhaltend ist die DG Clima bei Fragen, wie Emissionen im Agrarsektor reduziert werden sollen. CO₂-Bepreisung sei “ein möglicher Ansatz”, aber nicht der einzige. Es gelte, die Lebensmittelindustrie stärker in die Pflicht zu nehmen, die Landwirte beim Klimaschutz in ihrer Lieferkette zu unterstützen.

    Konkreter wird es beim bereits existierenden Emissionshandel (ETS). Die Klimaexperten der Kommission sind offen dafür, CO₂-Entnahmen, durch BECCS oder DACCS, in den ETS einzubinden, sofern durch die Entnahmen keine direkten Emissionsreduktionen verhindert werden. Einer Ausnahmeregelung für Emissionen von exportierten Produkten unter dem CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) erteilt die DG eine klare Absage. Dies sei schwierig unter den Regeln der Welthandelsorganisation, da sie auch als Exportsubventionen angesehen werden könnten. ber/luk

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    Rechnungshof bemängelt Schwächen in der Klimaanpassung

    Ein Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs kritisiert die unzureichende Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in der EU. Zwar existiert ein solider Rahmen, und die EU stellt erhebliche finanzielle Mittel bereit, jedoch fehlen klare Berichterstattungsmechanismen und messbare Fortschrittsindikatoren. Besonders problematisch ist der geringe Bekanntheitsgrad der Instrumente wie Climate-ADAPT auf lokaler Ebene, was die effektive Umsetzung erschwere, urteilen die Rechnungsprüfer.

    Der Bericht zeigt außerdem, dass viele der finanzierten Projekte eher kurzfristige Lösungen bieten und nicht ausreichend auf langfristige Anpassungsstrategien ausgelegt sind. Das führt zu Fehlanpassungen – wie der Förderung von großflächiger Bewässerung in der Landwirtschaft -, anstatt auf weniger wasserintensive Alternativen zu setzen. Auch die Nutzung naturbasierter Lösungen ist weniger verbreitet, als es angesichts der Herausforderungen des Klimawandels erforderlich wäre. Darüber hinaus kritisiert der Bericht, dass in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nicht ausreichend zwischen Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen unterschieden wird.

    Langfristige Klimaziele

    Um den Klimawandel effizienter zu bekämpfen, empfiehlt der Rechnungshof der Kommission:

    • gemeinsame Indikatoren einzuführen, um den Fortschritt zu messen,
    • das Wissen über Anpassungsinstrumente zu verbessern,
    • sicherzustellen, dass EU-finanzierte Projekte auf langfristige Klimaziele ausgerichtet sind.

    Der am Dienstag veröffentlichte Climate Adaptation Finance Index 2024 von Brot für die Welt zeigt zudem gravierende Ungerechtigkeiten bei der Verteilung internationaler Anpassungsfinanzierung. 90 Prozent der untersuchten Länder erhalten demnach weniger Mittel, als sie angesichts ihrer Klimarisiken benötigen. Besonders betroffen seien arme und klimatisch stark gefährdete Regionen, während wohlhabendere Länder überproportional profitieren.

    Obwohl Deutschland einer der größten Geldgeber ist, entspreche auch seine Mittelverteilung nicht den Klimarisiken. Die Autoren fordern eine gerechtere und risikoorientierte Verteilung, um den Globalen Süden besser zu unterstützen. luk

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    Entwaldung: Entscheidung über Aufschub geht voran

    Ein weiterer Schritt ist getan beim Entscheidungsprozess über den Aufschub der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR). Am Mittwoch stimmten die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten ohne inhaltliche Änderungen für den Vorschlag der Kommission, die Regeln erst ein Jahr später anzuwenden als bisher geplant.

    Nun ist das Europäische Parlament am Zug. Zu erwarten ist, dass bei der Plenarsitzung kommende Woche der Antrag auf Anwendung des “Dringlichkeitsverfahrens” offiziell verkündet wird. Bei der folgenden Sitzung im November könnte das Parlament dann grünes Licht sowohl für die Nutzung dieses verkürzten Verfahrens als auch für den Vorschlag selbst geben. jd

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    Deutschlands NECP: Germanwatch kritisiert “große Lücken”

    Mit seinem nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) werde Deutschland seine Klimaziele verfehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Experten von Germanwatch. Gerade im Verkehrs- und Gebäudebereich (ESR) sowie bei den natürlichen Senken (LULUCF) hinke Deutschland stark hinterher. Der NECP enthalte nicht genügend Informationen darüber, wie Deutschland beabsichtigt, die Lücken in diesen Sektoren zu schließen.

    Germanwatch kritisiert, Deutschland setze stark auf das neue EU-Emissionshandelssystem (ETS 2), ohne jedoch realistische Einschätzungen zu Preisentwicklungen zu bieten und die gesellschaftliche Akzeptanz des CO₂-Preises zu berücksichtigen. Die drohende Verfehlung der ESR-Ziele könnten Zukäufe von Emissionszertifikaten in Milliardenhöhe erforderlich machen und stellten somit auch ein finanzielles Risiko für den Bund dar. Gleichzeitig gefährden Kürzungen im Klima- und Transformationsfonds die Umsetzung vieler Maßnahmen.

    Gesellschaftliche Aspekte wie die Energiearmut und der gerechte Übergang würden im NECP nur marginal behandelt. Die fehlende Einbeziehung der Öffentlichkeit und der mangelnde Fokus auf soziale Gerechtigkeit gefährdeten die Umsetzung der Klimaziele. Zudem seien die Pläne rechtlich angreifbar, weil sektorale Bedarfsanalysen genauso fehlten wie detaillierte Informationen darüber, wie die Maßnahmen finanziert werden sollen. Das sei aber von der EU-Governance-Verordnung vorgeschrieben. Es sei daher dringend notwendig, mehr Maßnahmen zu ergreifen und eine klare Finanzierungsstrategie zu entwickeln, fordern die Autoren.

    Zielverfehlungen bei Erneuerbaren und Energieeffizienz

    Hinsichtlich der europäischen Ziele für erneuerbare Energien konstatiert der Germanwatch-Bericht eine leichte Verzögerung auf deutscher Seite. Das Ziel von 42,5 Prozent aus der Erneuerbare-Energien-Richtlinie werde Deutschland voraussichtlich erst 2031 statt 2030 erreichen, das indikative Ziel von 45 Prozent erst ein weiteres Jahr später. “Der Ausbau erneuerbarer Stromproduktion hat in dieser Legislaturperiode zwar deutlich Tempo aufgenommen, ist aber noch nicht ausreichend, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen”, schreibt Germanwatch.

    Zielverfehlungen seien auch bei der Energieeffizienz absehbar. Selbst im Mit-Weiteren-Maßnahmen-Szenario des NECP werde das Primärenergieverbrauchsziel 2030 um 249 Terawattstunden (TWh) verfehlt. Eine noch größere Lücke sei mit 260 TWh beim Endenergieverbrauch absehbar. luk/ber

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    Sozialwirtschaft: Habeck fordert von Kommission neue Impulse

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gemeinsam mit Kollegen aus Spanien, Slowenien, Belgien und Luxemburg die neue EU-Kommission aufgefordert, die Belange der gemeinwohlorientierten Wirtschaft nicht zu vernachlässigen. Es sei “besorgniserregend”, dass in keinem der Mission letter für die designierten Kommissare auf die Verantwortlichkeiten und Kompetenzen im Bereich der Sozialwirtschaft eingegangen werde, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben. Adressat sind drei der neuen Exekutiv-Vizepräsidenten, Teresa Ribera, Stéphane Séjourné und Roxana Mînzatu.

    Habeck und Co verweisen darauf, dass der Sektor in der EU acht Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung ausmache und mehr als 14 Millionen Arbeitnehmer beschäftige. In der vergangenen Legislaturperiode war Sozialkommissar Nicolas Schmit für den Bereich zuständig gewesen.

    Umsetzung des Aktionsplans

    Unter seiner Führung hatte die Kommission einen Aktionsplan für die Sozialwirtschaft vorgelegt, der Rat beschloss Empfehlungen für die Entwicklung geeigneter Rahmenbedingungen. Die Unterzeichner des Briefes fordern, dass die neue Kommission sich zur vollständigen Umsetzung des Aktionsplans bekennen und politische Prioritäten in diesem Bereich für die anlaufende Legislaturperiode vorschlage.

    “Die EU muss jetzt die richtigen Weichen stellen, um die vereinbarten Maßnahmenpakete zur Unterstützung der Unternehmen weiter konsequent umzusetzen und weiterzuentwickeln”, sagte Habeck. Dazu gehörten ein diskriminierungsfreier Zugang zu Förder- und Finanzierungsinstrumenten sowie gute rechtliche Rahmenbedingungen im Bereich der Beihilfe und der öffentlichen Auftragsvergabe. tho

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    Schuldenregeln: Deutschland könnte mehr Zeit beantragen

    Die Bundesregierung erwägt, bei der EU-Kommission mehr Zeit für die Haushaltskonsolidierung zu beantragen. Die Ausgaben im laufenden Jahr lägen oberhalb des von der Kommission vorgelegten Referenzpfades, hieß es in Kreisen des Finanzministeriums. Daher werde darüber diskutiert, die Anpassungsperiode für Deutschland von vier auf sieben Jahre zu verlängern.

    Nach den neuen EU-Schuldenregeln müssen Mitgliedstaaten, die wie Deutschland mit mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung verschuldet sind, einen mehrjährigen Netto-Ausgabenpfad vorstellen. Dieser soll mittelfristig zu einer Reduktion des relativen Schuldenstandes führen. Der in den EU-Verträgen festgelegte Maximalwert für das Haushaltsdefizit von drei Prozent des BIP gilt nach wie vor.

    Die Regierungen können die Kommission aber darum bitten, statt der üblichen vier Jahre sieben Jahre Zeit zu bekommen. In diesem Fall verlangt die Brüsseler Behörde aber zusätzliche Reformen, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln und die Schuldentragfähigkeit erhöhen sollen. Diese dürfte im Sinne von Bundesfinanzminister Christian Lindner sein.

    SPD und Grüne lehnen Verlängerung bislang ab

    Lindner hatte bereits mehrfach argumentiert, die neuen EU-Schuldenregeln ließen üppige Ausgabenprogramme und Sondervermögen nicht zu, wie sie von den Koalitionspartnern gefordert werden. Der Finanzminister setzt das Brüssel-Argument als Druckmittel in den laufenden Haushaltsverhandlungen ein. SPD und Grüne argumentieren bislang, dass ein vierjähriger Haushaltsplan ausreiche. Sie wollen nicht härter konsolidieren als nach der deutschen Schuldenbremse nötig. Wegen des Streits reicht Berlin seinen Plan verspätet bei der Kommission ein.

    Ökonomen reagierten zurückhaltend auf die Überlegungen. “Aktuell geht es darum, sich auf einen Ausgabenpfad zu einigen, den Deutschland zwischen 2025 und 2028 nicht überschreiten sollte, sagt Nils Redeker, Vize-Direktor des Jacques Delors Centre an der Berliner Hertie School. Im Moment befinde sich dieser Pfad noch mitten in der Verhandlungsphase.

    Die Ökonomen des Thinktanks Bruegel hatten im Sommer beziffert, wie stark die Mitgliedstaaten ihre strukturellen Primärdefizite reduzieren müssen. Im Falle eines vierjährigen Finanzplans müsste Deutschland demnach sein Defizit um 0,11 Prozent des BIP pro Jahr reduzieren. Im Falle eines siebenjährigen Finanzplans wären es nur noch 0,02 Prozent. tho

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    Kommission: X ist kein Gatekeeper

    Der Onlinedienst X ist kein Gatekeeper im Sinne des Digital Markets Act (DMA). Diese Entscheidung gab die Kommission am Mittwoch bekannt. Sie basiert auf einer detaillierten Marktuntersuchung, die die Brüsseler Behörde im Mai 2024 eingeleitet hatte.

    Zwar erfüllt X, das früher Twitter hieß, die quantitativen Schwellenwerte des DMA, wie etwa die Zahl der monatlich aktiven Nutzer in der EU. Die Untersuchung kam jedoch zu dem Schluss, dass X trotz der Zahlen keine zentrale Plattform für den Zugang von Unternehmen zu Verbrauchern darstellt. Auch der Dienst selbst hatte argumentiert, dass er keine wesentliche Rolle als Vermittler spielt.

    Kommission folgt den Argumenten von X

    Die Kommission hat diese Argumente nach eigenen Angaben umfassend geprüft. Dabei habe sie auch Rückmeldungen relevanter Marktteilnehmer einbezogen und das Digital Markets Advisory Committee konsultiert. Die Behörde entschied schließlich, dass X in seiner Funktion als soziales Netzwerk nicht die zentrale Bedeutung für den Geschäftsverkehr hat, die eine Gatekeeper-Position rechtfertigen würde. Damit wird X nicht den strengen Verpflichtungen unterworfen, die für Gatekeeper gemäß dem DMA gelten, wie es etwa bei anderen großen Plattformen der Fall ist.

    Die Entscheidung zu X zeigt, dass die bloße Erfüllung der Schwellenwerte des DMA nicht automatisch zur Einstufung als Gatekeeper führt. Vielmehr geht es im Einzelfall darum, ob die Plattform eine Marktposition einnimmt, die den Wettbewerb beeinträchtigen könnte. Die Kommission kündigte an, die Entwicklungen auf dem Markt weiterhin zu beobachten und gegebenenfalls erneut zu bewerten. vis

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    Presseschau

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    EU-Gipfeltreffen in Brüssel: Mit diesem 10-Punkte-Plan will von der Leyen die Migration regulieren TAGESSPIEGEL
    Debatte über EU-Entwicklungshilfe als Druckmittel für mehr Abschiebungen DIE PRESSE
    EU-Migrationspolitik: Lässt sich die EU-Asylreform beschleunigen? ZDF
    Straßburger Urteil – Bayerns Innenminister Herrmann warnt vor fatalen Folgen für EU-Migrationspolitik SÜDDEUTSCHE
    Prognose der europäischen Gasnetzbetreiber zur Sicherheit der Gasversorgung im kommenden Winter ENTSOG
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    Dessert

    Ernő Schaller-Baross (PfE, HU) zückte bei der Rede eines Grünen-Abgeordneten die Blue Card, um ihn persönlich anzugreifen. Eine Frage stellte er nicht.

    Die aktuelle EU-Parlamentslegislatur ist gerade einmal drei Sitzungswochen alt, und schon jetzt deutet sich an, wie sich der Ton durch die gewachsenen Rechtsaußen-Fraktionen ändern könnte. Drei Fraktionen fallen durch häufigen Missbrauch der sogenannten Blue Cards auf. Dabei machen Abgeordnete von EKR, PfE und ESN von ihrem Recht Gebrauch, Fragen an Rednerinnen und Redner im Plenum zu stellen.

    Meist bleibt eine Frage jedoch aus. Stattdessen nutzen die vermeintlichen Fragesteller die hinzugewonnenen Redeminuten dazu, die MEPs persönlich abzuurteilen – meist jene aus dem Lager der Linken, Grünen oder Sozialdemokraten. Zudem bezieht sich die “Nachfrage” häufig gar nicht auf das Thema des eigentlichen Redebeitrags. Im Zeitalter der sozialen Medien nennt man diese Vorgehensweise “trollen”.

    Orbán-Fans nutzen die Blue Card ausgiebig

    An einer politischen Auseinandersetzung besteht offenbar kein Interesse, es geht lediglich um Diffamierung und Diskreditierung des politischen Gegners. So mussten sich beispielsweise die Kritiker des ungarischen Ministerpräsidenten vergangene Woche zahlreiche Blue Cards von Orbán-Fans gefallen lassen.

    Scharfe Angriffe sind im politischen Diskurs keineswegs eine Seltenheit und sind auch MEPs der vergangenen Parlamente nicht fremd. Doch es fällt auf, wie systematisch die rechten Fraktionen hier zusammenarbeiten. Wird die Blue Card einer Fraktion abgelehnt, springt ein Kollege aus einer der anderen beiden Fraktionen auf und stellt stellvertretend eine politisch irrelevante wie thematisch deplatzierte Frage.

    Die Abgeordneten von EKR, PfE und ESN stellen etwa ein Viertel der Abgeordneten im Europaparlament. Viele von ihnen vertreten eine antieuropäische Haltung, der sie mit ihrem demokratiezersetzenden Treiben Ausdruck verleihen. Es ist eine besorgniserregende Entwicklung. Lukas Knigge

    Europe.Table Redaktion

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