am Donnerstag und Freitag findet der Gipfel der Mercosur-Staaten in Montevideo statt. In der Kommission sah man den Anlass bis vor Kurzem als idealen Zeitpunkt, um die Verhandlungen zum Handelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Handelsblock abzuschließen. Am Montag sagte eine Kommissionssprecherin jedoch, dass eine Reise der Kommissionspräsidentin nach Montevideo “nicht geplant” sei.
Aber “nicht geplant” bedeutet nicht “abgesagt”. Der Vorsitzende des Handelsausschusses des Parlaments, Bernd Lange (SPD), scherzte am Dienstag, dass man heute am Brüsseler Flughafen nach Ursula von der Leyen Ausschau halten solle. Nur so könne man wissen, ob der Deal zustande komme. Der Erfolg hänge von der Arbeit der Verhandler ab, aber auch von der politischen Situation in Europa, so Lange.
Die Handelschefin der Kommission Sabine Weyand erklärte im Handelsausschuss, dass der neue Handelskommissar Maroš Šefčovič sich gestern auf politischer Ebene in die Verhandlungen eingeschaltet habe. Am Wochenende waren die Unterhändler der technischen Ebene aus Brasilien zurückgekommen. Auf Kommissionsseite läuft die Arbeit also auf Hochtouren.
In der gestrigen Debatte im Handelsausschuss kam ebenfalls zur Geltung, wie stark die Mercosur-Frage entlang nationaler statt parteipolitischer Grenzen polarisiert. Gerade die französischen Abgeordneten ließen keinen Zweifel an ihrer Ablehnung des Abkommens.
Die explosive politische Situation in Paris dürfte denn einer der großen Unsicherheitsfaktoren sein, die über dem Abkommen schweben. Heute muss sich Premier Michel Barnier den Misstrauensvoten in der französischen Nationalversammlung stellen. Aber auch auf Seite der Lateinamerikaner sind noch nicht alle Staaten dafür, die Endlos-Verhandlungen jetzt tatsächlich abzuschließen.
Einen produktiven Tag wünscht Ihnen,
Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) soll ein Jahr später als geplant angewandt, dabei aber nicht noch inhaltlich geändert werden. Darauf haben sich die Verhandler von EU-Parlament und Rat am Dienstagabend geeinigt. Berichterstatterin Christine Schneider (EVP) gab klein bei: Ihre Änderungsanträge haben es nicht in den finalen Text geschafft. Das Trilogergebnis bestätigt damit letztlich unverändert den Vorschlag der Kommission. Aushandeln konnte Schneider nur eine politische Erklärung der Kommission ohne gesetzlich bindende Wirkung.
Die Kommission verspricht darin, bei der Umsetzung des bestehenden Gesetzes Berichtspflichten möglichst schlank auszugestalten und die Bürokratielast zu mindern. Sie “verpflichtet sich nachdrücklich”, die Einstufung von Erzeugerländern in Risikokategorien sowie das IT-System zur Umsetzung spätestens sechs Monate vor Anwendung der Regeln verfügbar zu machen. Schneider hatte zuvor gefordert, dies bindend im Gesetz festzuschreiben. Bei der ohnehin angesetzten Überprüfung der Verordnung 2028 will die Kommission Maßnahmen für Produkte aus Ländern mit gutem Waldschutz prüfen. Schneider hatte dagegen gefordert, im Gesetz eine neue Kategorie für Erzeugerländer “ohne Entwaldungsrisiko” zu schaffen, die von vielen Regeln ausgenommen wäre.
Nachdem über eine Verschiebung der EUDR sowohl im Parlament als auch im Rat weitgehender Konsens geherrscht hatte, hatte die EVP versucht, das Gesetz im weiteren Verfahren auch inhaltlich zu ändern. Motivation dafür waren Beschwerden, gerade auch von Waldbesitzern und Agrarproduzenten aus Mitteleuropa, die über eine massive Zunahme von Dokumentationspflichten klagten.
In der EVP galt die EUDR als Testfall für gewünschte Änderungen an politisch schwerwiegenderen EU-Gesetzen, wie etwa der CO₂-Flottengesetzgebung. Es sollte geprüft werden, inwieweit Mehrheiten in Parlament und Rat zugunsten der EVP-Positionen geschaffen werden können.
Im Parlament gelang mithilfe der Rechtsaußen-Fraktionen, eine knappe Mehrheit zu erreichen. Doch in den Verhandlungen mit dem Rat musste Schneider eine inhaltliche Forderung nach der anderen wieder abräumen und steht nun mit weitgehend leeren Händen da. Vor allem gegen die Idee einer neuen Null-Risiko-Kategorie hatten fast alle Mitgliedstaaten große Vorbehalte. Sie befürchteten Schlupflöcher und Verstöße gegen WTO-Regeln.
Auch in der Kommission hatte das Vorgehen der Christdemokraten Kopfschütteln ausgelöst. Die EVP sei fälschlicherweise davon ausgegangen, dass ihre Änderungswünsche im Rat unterstützt würden, heißt es dort. Als die Reaktion negativ ausfiel, seien führende EVP-Vertreter in hektische Aktivität verfallen.
Selbst in der Industrie kam das Manöver der EVP teils nicht gut an. Viele Verbände und Unternehmen sehen das Vorhaben zwar wegen des hohen Umsetzungsaufwandes kritisch. Sie warnten die Christdemokraten aber dennoch vor späten inhaltlichen Änderungen an dem schon beschlossenen Gesetz: Das könne nur nach hinten losgehen, wenn dadurch der sehr knappe Zeitplan für die Verschiebung in Gefahr gerate, sagte ein Industrievertreter.
Auch innerhalb der EVP war man sich zunächst uneins, ob man überhaupt Änderungsanträge über die Verschiebung hinaus einreichen wolle. Mehrere EVP-Abgeordnete hatten anfangs gegenüber Table.Briefings erklärt, nur die Verschiebung zu befürworten, da inhaltliche Änderungen zu Trilog-Verhandlungen führen und die Gefahr bestehe, dass diese nicht rechtzeitig abgeschlossen würden. Bei der Abstimmung im Parlament sprachen sich diese Abgeordneten dann aber doch für die inhaltlichen Änderungsanträge aus.
Nach den Rückschlägen im Trilog wird in der EVP als einziger Erfolg gewertet, dass man nun etwa im Bundestagswahlkampf den Ampel-Parteien vorwerfen könne, im Rat nichts gegen zusätzliche Bürokratie unternommen zu haben. Aus der Fraktion heißt es, als Konsequenz müsse man bei künftigen gewünschten Gesetzesänderungen taktischer vorgehen.
Es reiche eben nicht, nur als EVP und über das Europaparlament zu agieren. Es gelte vielmehr, frühzeitig Verbündete auf Ebene der Mitgliedstaaten zu finden. Man müsse vorab überlegen, welche Mitgliedstaaten die EVP etwa mit Deals bei anderen Gesetzgebungsvorhaben ins eigene Lager ziehen könne.
Genau das sieht man etwa bei den Grünen mit Sorge. Die Zusammenarbeit der EVP mit rechten Fraktionen im Parlament bei der EUDR sei “nur ein Vorgeschmack auf das, was zu erwarten ist”, sagt die Grünen-Europaabgeordnete Jutta Paulus voraus: “Umwelt- und Naturschutz werden in der neuen Wahlperiode gegen solche Angriffe verteidigt werden müssen.”
Rat und Parlament müssen die Trilogeinigung jeweils noch bestätigen. Die Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten und der Umweltausschuss im Parlament sollen noch am heutigen Mittwoch abstimmen. Die Plenarabstimmung im Parlament ist für die Sitzung vom 16. bis 19. Dezember geplant. Wann und in welcher Formation der Rat das Vorhaben final absegnet, ist noch offen. Der rechtzeitigen Verabschiedung vor dem bisher angesetzten Start der Regeln am 30. Dezember steht damit aber nichts mehr im Weg. Julia Dahm, Markus Grabitz, Till Hoppe, Lukas Knigge
Neustart für den europäischen Sozialdialog? Darauf hoffen zumindest Arbeitgeber und Gewerkschaften in den verschiedenen Mitgliedstaaten angesichts der aktuell laufenden Verhandlungen zum neuen europäischen Sozialdialog-Pakt. Er ist eines der ersten Vorhaben im Sozialbereich in der neuen Amtszeit von Ursula von der Leyen. Zieldatum ist laut Mission Letter von Sozialkommissarin Roxana Mînzatu “Anfang 2025”. Dann sollen den Pakt mit seinen Absichtserklärungen die Sozialpartner und die Kommission unterschreiben.
Zwar bewirbt die EU-Kommission seit einiger Zeit Tarifverträge und Sozialpartner-Verhandlungen offensiv. Zwischen den Sozialpartnern hatte es zuletzt jedoch deutlich gerumpelt. Die Gewerkschaften warfen der Arbeitgeberseite – vor allem dem Arbeitgeber- und Lobbyverband Business Europe – vor, die Verhandlungen zum Recht auf Abschalten und der Richtlinie zur Telearbeit nicht ernsthaft geführt zu haben. Auch das Arbeitsprogramm zum sozialen Dialog wurde mit Verweis darauf frühzeitig beendet. Business Europe hatte zudem als einziger europäischer Sozialpartner die La Hulpe-Erklärung nicht unterzeichnet, in der es um die Zukunft der sozialen Säule der EU geht.
Die Verhandlungen zum neuen “europäischen Sozialdialog-Pakt” laufen seit November und sollen noch Anfang Dezember abgeschlossen sein. Die Verhandlungsergebnisse sollen dann der Kommission zugeschickt werden. Beteiligt sind die europäischen Sozialpartner, also Business Europe (Privatwirtschaft), SGI Europe (öffentliche Arbeitgeber) und SME United (KMUs) auf Arbeitgeberseite. Auf der Arbeitnehmerseite steht der Europäische Gewerkschaftsbund ETUC, in dem auch der DGB organisiert ist.
Livia Hentschel, Referatsleiterin für europäische Gewerkschaftspolitik beim DGB und Teil der Verhandlungsdelegation, fordert eine echte Stärkung des europäischen sozialen Dialogs. Dazu ist der Gewerkschafterin vor allem eines wichtig: “Wir brauchen ein Bekenntnis der Arbeitgeberseite im Pakt, dass der soziale Dialog zu greifbaren Ergebnissen führt”, sagte Hentschel Table.Briefings.
Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) betont gegenüber Table.Briefings die Wichtigkeit des neuen Sozialdialog-Pakts. BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter erklärt: “Die EU muss Ankündigungen zur Stärkung des sozialen Dialogs jetzt in die Tat umsetzen.”
Von BDA-Seite sieht die Agenda aber etwas anders aus als die des DGB. Hauptgeschäftsführer Kampeter betont, dass die Kommission sich nicht einseitig auf die Seite eines Sozialpartners stellen dürfe. “In der Vergangenheit hat manche Einseitigkeit den sozialen Dialog zu einem ziemlich trockenen Brot werden lassen, da die Kommission Gewerkschaften und Arbeitgeber nicht unparteiisch behandelt hat.”
Wichtiges Anliegen der Arbeitgeberseite zudem: mehr Freiraum. “Die Autonomie der Sozialpartner und Sozialpartnervereinbarungen müssen stärker respektiert werden, als dies in der Vergangenheit der Fall war”, sagt Kampeter. Aus Arbeitgeberkreisen heißt es, man ärgere sich, dass die Kommission mit sehr stark ausdefinierten Gesetzestexten die Ergebnisse des sozialen Dialogs und den Raum für Sozialpartnerverhandlungen zu sehr einschränke.
Zumindest in einem Punkt könnten die Wünsche der Sozialpartner dagegen näher beieinander liegen: eine stärkere Einbindung der Sozialpartner über die Sozialpolitik hinaus. “Sozialer Dialog ist wichtig, aber die entscheidende Frage ist doch auch, wie werden wir im day-to-day business der EU eingebunden?“, sagt DGB-Referatsleiterin Hentschel. Ihre Forderung daher: “Verbindlich auch bei Querschnittsthemen eingebunden zu werden, etwa bei energie-, industrie- und unternehmenspolitischen Themen.” Im Ausschuss für Regulierungskontrolle (Regulatory Scrutiny Board) sitze beispielsweise derzeit kaum jemand mit einem sozialpolitischen Background, bemängelt Hentschel.
Gleichzeitig kritisiert der DGB widersprüchliche Signale der Kommission, gerade in Hinsicht auf die Agenda für bessere Rechtsetzung: “Auf der einen Seite soll der soziale Dialog gestärkt werden, auf der anderen Seite werden Beschäftigtenrechte als Bürokratie verklärt und es wird zur Deregulierung aufgerufen.”
In der Erklärung von Val Duchesse hatten sich die Kommission, die Sozialpartner und die damalige belgische Ratspräsidentschaft Anfang 2024 zum neuen Sozialdialog-Pakt bekannt. Laut der Erklärung sollen im neuen Pakt auch folgende Punkte eine Rolle spielen: Kapazitätsbildung der Sozialpartner, auch für die in Beitrittsländern, bessere Finanzierung etwa durch ESF+-Mittel. Dazu: Wie künftig mit den Ergebnissen des europäischen Sozialdialogs umgegangen werden soll.
“Was tun Sie denn?”Auf diese knappe Formel lassen sich die meisten Fragen zusammenfassen, die die Abgeordneten im Binnenmarkt- und Verbraucherausschuss IMCO am Dienstag an die beiden Vertreterinnen von Tiktok richteten. Etwa: Was tun Sie, um die Manipulation von Wahlen zu verhindern und die Regeln des Digital Services Acts (DSA) einzuhalten?
In der guten Stunde Diskussion entfiel dabei deutlich mehr Zeit auf die Fragen als auf die Antworten von Caroline Greer, Director Public Policy und Regierungsbeziehungen, sowie Brie Pegum, globale Leiterin für Produktentwicklung, Authentizität und Transparenz bei Tiktok. Zufrieden waren die Parlamentarier am Ende nicht.
Ein Anlass für die Diskussion im IMCO waren die jüngsten Ereignisse rund um die Präsidentschaftswahl in Rumänien, zu der es Vorwürfe der Wahlmanipulation gab. Der Oberste Verteidigungsrat des Landes hatte am Donnerstag erklärt, er habe Beweise für Cyberangriffe, die die Wahl am 24. November beeinflusst hätten. Demnach sei “ein Präsidentschaftskandidat” bei Tiktok bevorzugt behandelt worden, erklärte das Gremium mit Blick auf den rechtsextremen parteilosen Kandidaten Călin Georgescu. Zudem sei Rumänien ein Hauptziel für “feindliche Aktionen von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren“, insbesondere aus Russland.
In der Debatte kamen alle Facetten der auch außerhalb des Parlaments leidenschaftlich geführten Debatte zur Sprache. Vertreter der extremen Rechten meinten, das rumänische Volk habe gesprochen, auch wenn das Wahlergebnis einigen in Europa nicht gefalle. Sie sehen einen Eingriff in die Meinungsfreiheit, wenn die Plattform nun angehalten würde, Beiträge auf Tiktok zu moderieren.
EVP, S&D, Renew und Grüne zeigten sich dagegen überzeugt, dass mit der großen Macht von Plattformen auch eine große Verantwortung verbunden sei. Dazu gehöre etwa, keine Falschnachrichten zu verbreiten und zu verhindern, dass Algorithmen ausgerechnet extreme politische Botschaften besonders stark verbreiteten.
Gerade hat Tiktok – den Anforderungen des Digital Services Act (DSA) folgend – wie andere sehr große Online-Plattformen auch, sein Risikoassessment sowie den entsprechenden Prüfbericht samt Implementierungsbericht von KPMG veröffentlicht. Auch die Prüfer kamen zu dem Ergebnis: Tiktok habe zwar Fortschritte gemacht und viele Anforderungen erfüllt, jedoch nicht in ausreichendem Maße.
Das Gesamturteil lautete daher: “negativ mit Einschränkungen”. Das bedeutet, dass erhebliche Verbesserungen erforderlich sind, um die vollständige Compliance mit dem DSA zu gewährleisten. In einigen Bereichen, wie der Transparenz bei Werbung oder dem Umgang mit systemischen Risiken (etwa Wahlbeeinflussung oder Fehlinformationen), konnte Tiktok die geforderten Standards nicht vollständig einhalten, urteilten die Prüfer.
“Die Stimmung in der Anhörung war aufgebracht”, sagte Katarina Barley (S&D) im Anschluss der Sitzung zu Table.Briefings. Man habe große Frustration im Raum gespürt, weil die Vertreterinnen von Tiktok den Fragen der Abgeordneten konsequent ausgewichen seien. Es sei besorgniserregend, wenn eine große Plattform wie Tiktok im Parlament Fragen systematisch missachte. “Auch auf wiederholte Nachfrage wollte man uns als Abgeordneten keine Antworten geben“, sagte Barley.
Allerdings war das Setting nach Sicht einiger Beobachter nicht ideal. Die beiden Tiktok-Vertreterinnen hatten jeweils auf eine Vielzahl von gesammelten Fragen zu antworten und dafür nur wenig Zeit. Das sah Barley anders. Die Vertreterinnen von Tiktok seien kein einziges Mal unterbrochen oder sonst in ihrer Rede beschränkt worden. “Sie haben sich aktiv davor gedrückt, Fragen der Abgeordneten zu beantworten. Ein anderes Format hätte das vermutlich nicht geändert.”
Als zuständiger Ausschuss wollen die Parlamentarier nun Fragen schriftlich nachreichen und auf Antworten drängen. Ob Tiktok dabei auskunftsfreudiger sein werde, bleibe abzuwarten, sagte Barley. “Sollte die ablehnende Haltung gegenüber dem Parlament weiterhin bestehen, müssen wir über schärfere Maßnahmen nachdenken.”
Auch die Kommission ließ sich bei der Fragerunde nicht in die Karten blicken. Über laufende Verfahren könne sie keine Auskunft geben, sagte Rita Wezenbeek, Direktorin Politik und Regulierung Digitaler Plattformen in der DG CONNECT. Die Kommission bestätigte aber, dass der Nationale Rat für audiovisuelle Medien Rumäniens eine förmliche Untersuchung der Rolle von Tiktok bei den Wahlen beantragt hat.
Am 29. November hatte die Kommission ein zusätzliches Auskunftsersuchen an Tiktok gerichtet. Darin fordert sie die Plattform auf, mehr Informationen über ihren Umgang mit den Risiken der Informationsmanipulation während des Wahlkampfes zu liefern. Am gleichen Tag fand auch ein Runder Tisch mit rumänischen Behörden statt, an dem auch andere Plattformen wie Meta, X und Google dabei waren. Das schnelle Reaktionssystem (Rapid Response System) im Rahmen des Verhaltenskodex gegen Desinformation sei aktiviert worden, sagte Wezenbeek.
Dieses System wurde vor den Europawahlen geschaffen. Es ermöglicht zivilgesellschaftlichen Organisationen, die Plattformen schnell zu alarmieren, wenn sie Anzeichen für eine mutmaßlich koordinierte Aktion sehen oder den Verdacht haben, dass die Plattformen ihren eigenen Richtlinien nicht gerecht wird. Dieses System sei am vergangenen Wochenende während der Parlamentswahlen in Rumänien auch genutzt worden, sagte die EU-Beamtin. Sie könne allerdings noch nicht sagen, ob es ordnungsgemäß funktioniert habe.
“Die Arbeit der Kommission zur Durchsetzung des DSA hat bisher einen recht guten Eindruck hinterlassen”, meinte Barley. Allerdings seien auch die Antworten der Kommission in der Anhörung nicht besonders konkret gewesen. “Tiktok spielt im Netz eine entscheidende Rolle in der politischen Meinungsbildung”, sagte Barley weiter. “Heute haben wir den Eindruck gewonnen, dass weder Tiktok noch die Kommission diese Verantwortung ausreichend ernst nehmen.”
Andreas Schwab (EVP) meinte bereits im Vorfeld der Anhörung: Die Umsetzung des DSA erfordere mehr Druck: “Wir müssen schneller werden.” Die neue Europäische Kommission sei dringend gefordert, mehr Mitarbeiter und mehr Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Tiktok berge nicht nur politische Risiken für die Nutzer, da die App gezielt politische Inhalte fördere, was besonders besorgniserregend sei. Schwab verwies auch auf die gesundheitlichen Risiken – wie etwa addictive design – vor allem für Minderjährige. “Insgesamt sollte die bessere Umsetzung des DSA für Plattformen wie Tiktok eine zentrale Priorität dieser neuen Legislaturperiode sein“, forderte Schwab.
Die IMCO-Ausschussvorsitzende Anna Cavazzini (Grüne) sagte: “Heute haben wir Tiktoks ausweichende Antworten angehört, vor allem aber die Europäische Kommission öffentlich aufgerufen zu handeln, damit sie besonders vor Wahlen auf die Durchsetzung des DSA dringt.”
04.12.2024 – 09:30-13:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
FEAD, Conference Circular Economy Priorities
The European Waste Management Association (FEAD) discusses the critical measures within the upcoming Circular Economy Act and examines the competitive dynamics within the waste management sector. INFOS & REGISTRATION
04.12.2024 – 10:00-11:00 Uhr, online
FSR, Panel Debate Nuclear Energy in the EU: Challenges and Opportunities
The Florence School of Regulation (FSR) reviews developments in the nuclear sector and asks what will be next for the EU. INFOS & REGISTRATION
04.12.2024 – 13:00 Uhr, online
EBD De-Briefing EPSCO
Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) setzt sich mit den Ergebnissen des Rats Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 2. und 3. Dezember auseinander. INFOS & ANMELDUNG
04.12.2024 – 14:00-16:00 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
ERCST, Presentation Low-Carbon Hydrogen: key elements for a common sense approach
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) analyses and suggests key elements for a more inclusive low-carbon hydrogen regulation. INFOS & REGISTRATION
04.12.2024 – 14:30-17:30 Uhr, Berlin
FZE, Konferenz CCS in Deutschland – Welche Möglichkeiten der Dekarbonisierung ergeben sich für die Industrie?
Das Forum für Zukunftsenergien (FZE) diskutiert die Möglichkeiten, die sich für die Industrie aus der Dekarbonisierung ergeben. INFOS & ANMELDUNG
04.12.2024 – 15:00-16:30 Uhr, online
HE, Discussion Elections Aftermath: A Future of Transatlantic Hydrogen Cooperation (?)
Hydrogen Europe (HE) assesses how governmental changes might reshape transnational cooperation on hydrogen. INFOS & REGISTRATION
05.12.-06.12.2024, online
ERA Annual Conference on EU Financial Regulation and Supervision 2024
The Academy of European Law (ERA) provides an update concerning the regulatory framework of EU financial regulation and supervision. INFOS & REGISTRATION
05.12.2024 – 16:00-17:30 Uhr, online
HBS, Panel Discussion Soil Atlas 2024
The Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) addresses the necessary framework conditions for soil restoration. INFOS & REGISTRATION
Nachdem Ursula von der Leyen die Mission Letters für das Kollegium überarbeitet hat, reklamieren die Grünen zentrale Änderungen für sich. “Vor allem haben wir dafür gesorgt, dass die Umsetzung der Rechtsstaatlichkeitsinstrumente in die Zuständigkeit von Vizekommissionspräsidentin Virkkunen und Kommissar McGrath fällt. Damit wird Exekutivvizepräsident Fitto die Verantwortung für die Kohäsionsfonds und die ARF entzogen“, heißt es in einem Papier, das die Grünen im Europaparlament am Dienstag verbreiteten. Bei der ARF handelt es sich um die Aufbau- und Resilienzfazilität zum Wiederaufbau nach der Corona-Krise.
Das Thema Rechtsstaatlichkeit liege nun nicht mehr in der Hand der EKR und mit Raffaele Fitto bei einem Politiker, der in Italien selbst mit Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen habe, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende der deutschen Grünen und ehemalige EU-Abgeordnete Sven Giegold zu Table.Briefings.
In der Kommission hieß es, die Zuständigkeit sei niemandem weggenommen worden – sie habe auch in der ersten Version nicht in Fittos Pflichtenheft gestanden. Die Grünen hätten aber darauf gedrungen, die einheitliche Auslegung der unterschiedlichen Rechtsstaatlichkeitsinstrumente zu sichern und dies auch über die Mission Letters festzuhalten. Dies sei nun geschehen. Die Konditionalitäten betreffen unterschiedliche Töpfe und damit auch Kommissare, von Kohäsion bis zur Aufbau- und Resilienzfazilität.
Weitere Änderungen, die die Grünen für sich reklamieren, betreffen die zur Sozialökonomie im Portfolio von Roxana Mînzatu und zu Menschenrechten bei Kaja Kallas. Die Änderungen zur Klimaanpassung und zum Auslaufen von fossilen Subventionen bei Wopke Hoekstra sehen die Grünen nicht als Schwächung der Klimapolitik, sondern gerade als Konkretisierung und Stärkung der Arbeitsaufträge. Für das Auslaufen der Subventionen sei nun ein fester Fahrplan vereinbart worden, statt eines unverbindlicheren Rahmens.
Mehr Klarheit herrscht inzwischen über den Zeitplan des Kollegiums – die Kommission veröffentlichte gestern ihre Agenda bis Anfang März: Am 15. Januar soll der Wettbewerbsfähigkeitskompass vorgestellt werden, am 26. Februar dann der Clean Industrial Deal. ber/tho
Die Europäische Union soll für 2055 ein Klimaziel vorlegen, das negative Emissionen aufweist. Das fordern Klimaforscher sowie Emissionshandelsexperten in einem gemeinsamen Positionspapier unter der Leitung von Carbon Market Watch. Zwar beinhaltet das derzeitige EU-Klimaziel bereits das Vorhaben, 2050 klimaneutral und anschließend nettonegativ zu sein. Doch bislang ist dies nicht mit einer konkreten Zahl hinterlegt, um einen Rahmen für die Zeit nach 2050 vorzugeben.
Die Forscherinnen und Politikexperten wollen, dass die EU dieses Ziel bis 2030 vorlegt und dies auch im europäischen Klimagesetz festschreibt. Es geht darum, den Weg zu Negativemissionen durch CO₂-Entnahmen zu ebnen, um unvermeidliche Restemissionen in schwer dekarbonisierbaren Bereichen auszugleichen. CO₂-Entnahmen sind sowohl technologische (Direct Air Capture) als auch natürliche (Biomasse) Maßnahmen, mit denen der Atmosphäre Kohlenstoff entzogen wird. Für die unterschiedlichen Methoden zur CO₂-Entnahme sollen zudem individuelle Zielpfade festgelegt werden.
Um zu verhindern, dass CO₂-Entnahmen die Bemühungen zur Emissionsminderung verringern, soll das nächste Emissionsreduktionsziel für das EU-Klimaziel 2040 nicht mehr netto, sondern brutto angegeben werden, heißt es in dem Papier weiter. Die Menge der bis dahin verfügbaren CO₂-Entnahmen hätte somit keinen Einfluss auf die Bemühungen zur Emissionsvermeidung.
Fabien Ramos, Leiter des Bereichs Kohlenstoffabbau in der DG Clima, erklärte bei der Vorstellung des Papiers am Dienstag in Brüssel, die Kommission werde bis 2026 die Rolle von CO₂-Entnahmen für das 2040er-Klimaziel bewerten. Die unterschiedlichen Methoden würden dabei ebenfalls berücksichtigt. Auch die Anpassung des EU-Klimagesetzes in Bezug auf CO₂-Entnahmen stellte Ramos in Aussicht. Ein Datum wollte er jedoch nicht nennen. luk
Die Ratsempfehlung für Draußenrauchverbote wurde von den EU-Gesundheitsministern einstimmig angenommen. Nur Deutschland und Griechenland haben sich enthalten.
Mit dem Text fordert die Kommission die Mitgliedstaaten auf, die Bürger im Freien vor den Gefahren des Passivrauchens und -dampfens besser zu schützen. Die Mitgliedstaaten sollen Verbote etwa am Strand, in Freizeitparks und in Außenbereichen von Krankenhäusern und Pflegeheimen erlassen.
Die Kommission soll in fünf Jahren über die Erfolge der Ratsempfehlung berichten. Eine nicht bindende Resolution im Europaparlament war am Donnerstag gescheitert. mgr
Auf Antrag der EU hat der Europarat den Schutzstatus des Wolfs gesenkt. Bisher war der Beutegreifer durch die Berner Konvention zum Schutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten “streng geschützt” (Anhang zwei), künftig ist er “geschützt” (Anhang drei). Der Europarat ist neben Menschenrechten auch für die Einhaltung der Berner Konvention zuständig.
Nach der Herabstufung kann nun die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung der FFH-Richtlinie machen. Bislang war nur die Entnahme von auffällig gewordenen Wölfen möglich. Künftig soll der Wolf unter strengen Bedingungen gejagt werden können. mgr
Die Parlamentarier im Sozialausschuss (EMPL) haben für die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Rat zur Reform der Europäischen Betriebsräte-Richtlinie gestimmt. Am Dienstag votierten 34 Parlamentarier dafür, drei enthielten sich. Insgesamt elf MEPs stimmten gegen die Aufnahme von Trilogverhandlungen, darunter alle Parlamentarier der national-konservativen EKR und rechtsradikalen Patrioten.
“Ich freue mich, dass wir den Verhandlungen nun einen großen Schritt näher gekommen sind. Die Polen sind bestens vorbereitet. Ich bin zuversichtlich, dass wir im Frühjahr ein Trilogergebnis erreichen werden“, sagte der CDU-Berichterstatter Dennis Radtke Table.Briefings.
Inhaltlich hatten sich die Parlamentarier bereits in der vorausgegangenen Legislaturperiode auf einen Text festgelegt. Gestern ging es lediglich um das Mandat für die Aufnahme der Verhandlungen. Allerdings könnte das Mandat noch im Plenum angefochten werden. Beobachter gehen davon aus, dass die Fraktion der Patrioten dies versuchen wird. Die Fraktion war auf Anfrage von Table.Briefings am Dienstag nicht zu erreichen.
Der Rat hatte bereits im Sommer seine allgemeine Ausrichtung für eine neue Richtlinie über Europäische Betriebsräte beschlossen. Ziel der Reform ist unter anderem, bestehende Lücken zur Einrichtung von Eurobetriebsräten zu schließen und EBR-Mitglieder besser in länderübergreifende Entscheidungen einzubeziehen. Zudem sollen die sogenannten EBR einen besseren Zugang zu Gerichtsverfahren erhalten, um Ansprüche einklagen zu können. Arbeitgeberverbände betonen, dass keine Reform nötig sei und warnen vor neuem bürokratischen Aufwand. lei
Die Europäische Kommission will zur Förderung emissionsarmer Technologien 4,6 Milliarden Euro bereitstellen. Der Großteil des Geldes (3,4 Milliarden Euro) soll an Vorhaben für sogenannte Dekarbonisierungstechnologien wie die Produktion von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge gehen, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit.
Weitere 1,2 Milliarden Euro sollen in die Beschaffung von erneuerbarem Wasserstoff über die zweite Ausschreibung der Europäischen Wasserstoffbank fließen. Die Gelder sollen laut Kommission aus dem Innovationsfonds kommen, der mit den Einnahmen aus dem EU-Emissionshandelssystem (ETS) gefüllt wird. mbn
Mit dem Digital Network Act (DNA) soll der europäische Telekommunikationsmarkt an Stellen gewaltig umgekrempelt werden, wo er eigentlich funktioniert. Marktkonsolidierung und Deregulierung stehen genauso auf der Wunschliste, wie das Thema Datenmaut. Alles Vorschläge, die den Interessen der Verbraucher:innen klar entgegenstehen.
Der DNA wurde erstmals im Oktober 2023 vom damals zuständigen EU-Kommissar Thierry Breton angekündigt. Henna Virkkunen hat als neue Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission nun die Möglichkeit, sich dieser Altlasten zu entledigen. Sie sollte sich auf eine verbraucherfreundliche Agenda konzentrieren, die die Besonderheiten des europäischen Telekommunikationsmarkts gezielt in den Blick nimmt, Wettbewerb und Verbraucherrechte stärkt sowie Netzneutralität sichert.
Die Entwicklung des europäischen Telekommunikationsmarktes (TK-Markt) ist eine Erfolgsgeschichte. Die Liberalisierung des Marktes sichert die Angebotsvielfalt sowie den lebhaften und nachhaltigen Wettbewerb für Verbraucher:innen. Das System sektorspezifischer ex-ante-Regulierung funktioniert. In der Debatte um den DNA wird nun diskutiert, die bestehenden Regelungen zugunsten eines allgemeinen, ex-post-wirkenden Wettbewerbsrechts aufzugeben. Und das ohne Anlass, das funktionierende System zu ändern. Märkte, die nicht bereit sind für Deregulierung, würden so gefährdet und erforderliche Regulierung erschwert.
Die ehemalige Europäische Kommission schien zudem eine Marktkonsolidierung anzustreben: mit wenigen europaweit agierenden Unternehmen, die es mit der Konkurrenz aus China und den USA aufnehmen können. Dabei gibt es auch hier keine Evidenz, dass die europäische Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext durch Marktkonsolidierung gestärkt werden kann. Vielmehr riskiert man in Europa monopolistische Strukturen, die sich negativ auf Qualität und Angebotsvielfalt auswirken und Kosten für Verbraucher:innen steigen lassen.
Die Folgen einer umfassenden Deregulierung sieht man in den USA: Die Auswahl für Verbraucher:innen ist häufig auf ein bis zwei Anbieter von Telekommunikationsdiensten beschränkt. Das führt zu sinkender Dienstleistungsqualität und steigenden Preisen.
Darüber hinaus könnte mit dem DNA durch die Hintertür eine Datenmaut eingeführt werden. Aktuelle Überlegungen sehen vor, dass Vertragsverhandlungen auf Peering- und Transitmärkten zwischen Netzbetreibern und Inhalts- und Anwendungsanbietern durch eine verpflichtende Streitbeilegung geklärt werden könnten. Wenn sich zum Beispiel die Deutsche Telekom als Netzbetreiber und die ARD als Inhalteanbieter nicht auf einen Preis einigen können, wäre die Streitbeilegung eine Möglichkeit, einen Preis festzulegen. Womit erfolgreich eine Datenmaut durch die Hintertür eingeführt wäre.
Dabei sehen zahlreiche unabhängige Regulierungsbehörden auch hier keinen Bedarf, ein neues Instrument einzuführen. Denn auf Peering- und Transitmärkten gibt es kein Marktversagen. Da, wo sonst der Ruf nach Deregulierung laut ist, steht plötzlich Regulierung ganz oben auf dem Tableau. Klar ist, die Debatte wird politisch entschieden. Der VZBV fordert die neue Europäische Kommission auf, diese Debatte zu beenden und ein offenes Internet für alle zu fördern.
Die diskutierten Vorschläge zum DNA würden den Markt für Verbraucher:innen unattraktiver machen. Der aktuellen Debatte würde es guttun, Verbraucherrechte stärker einzubinden. Denn ohne Verbraucher:innen gäbe es keinen großen Bedarf an digitaler Infrastruktur und ihren Diensten.
Dass Verbraucherbelange bei der Reform des TK-Marktes einbezogen werden müssen, zeigt sich auch beim Thema Glasfaserausbau. Hier gibt es großes Optimierungspotenzial. Die Anschlussrate von Glasfaseranschlüssen ist (in Deutschland) gering. Das liegt zum Teil am Nutzungsverhalten und den hohen Preisen. Aufdringliche Haustürgeschäfte können abschreckend wirken. In Deutschland leben über die Hälfte der Bürger:innen in Mietverhältnissen und können oft, selbst wenn sie wollten, keinen Glasfaseranschluss bekommen. Wenn diese Aspekte mitgedacht würden, käme der Ausbau schneller voran.
Sollte es zu umfangreichen Reformen des europäischen Telekommunikationsrechts kommen, müssen die sektorspezifischen Verbraucherrechte gestärkt werden. Die Wettbewerbsfähigkeit des Telekommunikationsmarkts scheitert sicherlich nicht daran, dass den Anbietern ein guter Service und ein guter Umgang mit den Kund:innen rechtlich vorgeschrieben wird.
Michaela Schröder leitet den Geschäftsbereich Verbraucherpolitik des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) und verantwortet als Geschäftsbereichsleitung die verbraucherpolitischen Themenbereiche Digitales und Medien, Finanzmarkt, Gesundheit und Pflege sowie Lebensmittel.
Im Kabinett von Energie- und Wohnkommissar Dan Jørgensen gibt es weitere Zugänge: Kamil Talbi hat laut seines LinkedIn-Profils in der DG COMP bislang zum Kartellrecht gearbeitet, im Generalsekretariat zum Green Deal und war zuletzt Kabinettsmitglied bei Maroš Šefčovič. Anne-Maud Orlinski kommt aus dem Strategie-Referat der DG ENER. Charlotte Nørlund-Matthiessen arbeitete zuvor in den Kabinetten von Adina Vălean und Thierry Breton, wie unsere Kollegen von Contexte berichten.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
am Donnerstag und Freitag findet der Gipfel der Mercosur-Staaten in Montevideo statt. In der Kommission sah man den Anlass bis vor Kurzem als idealen Zeitpunkt, um die Verhandlungen zum Handelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Handelsblock abzuschließen. Am Montag sagte eine Kommissionssprecherin jedoch, dass eine Reise der Kommissionspräsidentin nach Montevideo “nicht geplant” sei.
Aber “nicht geplant” bedeutet nicht “abgesagt”. Der Vorsitzende des Handelsausschusses des Parlaments, Bernd Lange (SPD), scherzte am Dienstag, dass man heute am Brüsseler Flughafen nach Ursula von der Leyen Ausschau halten solle. Nur so könne man wissen, ob der Deal zustande komme. Der Erfolg hänge von der Arbeit der Verhandler ab, aber auch von der politischen Situation in Europa, so Lange.
Die Handelschefin der Kommission Sabine Weyand erklärte im Handelsausschuss, dass der neue Handelskommissar Maroš Šefčovič sich gestern auf politischer Ebene in die Verhandlungen eingeschaltet habe. Am Wochenende waren die Unterhändler der technischen Ebene aus Brasilien zurückgekommen. Auf Kommissionsseite läuft die Arbeit also auf Hochtouren.
In der gestrigen Debatte im Handelsausschuss kam ebenfalls zur Geltung, wie stark die Mercosur-Frage entlang nationaler statt parteipolitischer Grenzen polarisiert. Gerade die französischen Abgeordneten ließen keinen Zweifel an ihrer Ablehnung des Abkommens.
Die explosive politische Situation in Paris dürfte denn einer der großen Unsicherheitsfaktoren sein, die über dem Abkommen schweben. Heute muss sich Premier Michel Barnier den Misstrauensvoten in der französischen Nationalversammlung stellen. Aber auch auf Seite der Lateinamerikaner sind noch nicht alle Staaten dafür, die Endlos-Verhandlungen jetzt tatsächlich abzuschließen.
Einen produktiven Tag wünscht Ihnen,
Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) soll ein Jahr später als geplant angewandt, dabei aber nicht noch inhaltlich geändert werden. Darauf haben sich die Verhandler von EU-Parlament und Rat am Dienstagabend geeinigt. Berichterstatterin Christine Schneider (EVP) gab klein bei: Ihre Änderungsanträge haben es nicht in den finalen Text geschafft. Das Trilogergebnis bestätigt damit letztlich unverändert den Vorschlag der Kommission. Aushandeln konnte Schneider nur eine politische Erklärung der Kommission ohne gesetzlich bindende Wirkung.
Die Kommission verspricht darin, bei der Umsetzung des bestehenden Gesetzes Berichtspflichten möglichst schlank auszugestalten und die Bürokratielast zu mindern. Sie “verpflichtet sich nachdrücklich”, die Einstufung von Erzeugerländern in Risikokategorien sowie das IT-System zur Umsetzung spätestens sechs Monate vor Anwendung der Regeln verfügbar zu machen. Schneider hatte zuvor gefordert, dies bindend im Gesetz festzuschreiben. Bei der ohnehin angesetzten Überprüfung der Verordnung 2028 will die Kommission Maßnahmen für Produkte aus Ländern mit gutem Waldschutz prüfen. Schneider hatte dagegen gefordert, im Gesetz eine neue Kategorie für Erzeugerländer “ohne Entwaldungsrisiko” zu schaffen, die von vielen Regeln ausgenommen wäre.
Nachdem über eine Verschiebung der EUDR sowohl im Parlament als auch im Rat weitgehender Konsens geherrscht hatte, hatte die EVP versucht, das Gesetz im weiteren Verfahren auch inhaltlich zu ändern. Motivation dafür waren Beschwerden, gerade auch von Waldbesitzern und Agrarproduzenten aus Mitteleuropa, die über eine massive Zunahme von Dokumentationspflichten klagten.
In der EVP galt die EUDR als Testfall für gewünschte Änderungen an politisch schwerwiegenderen EU-Gesetzen, wie etwa der CO₂-Flottengesetzgebung. Es sollte geprüft werden, inwieweit Mehrheiten in Parlament und Rat zugunsten der EVP-Positionen geschaffen werden können.
Im Parlament gelang mithilfe der Rechtsaußen-Fraktionen, eine knappe Mehrheit zu erreichen. Doch in den Verhandlungen mit dem Rat musste Schneider eine inhaltliche Forderung nach der anderen wieder abräumen und steht nun mit weitgehend leeren Händen da. Vor allem gegen die Idee einer neuen Null-Risiko-Kategorie hatten fast alle Mitgliedstaaten große Vorbehalte. Sie befürchteten Schlupflöcher und Verstöße gegen WTO-Regeln.
Auch in der Kommission hatte das Vorgehen der Christdemokraten Kopfschütteln ausgelöst. Die EVP sei fälschlicherweise davon ausgegangen, dass ihre Änderungswünsche im Rat unterstützt würden, heißt es dort. Als die Reaktion negativ ausfiel, seien führende EVP-Vertreter in hektische Aktivität verfallen.
Selbst in der Industrie kam das Manöver der EVP teils nicht gut an. Viele Verbände und Unternehmen sehen das Vorhaben zwar wegen des hohen Umsetzungsaufwandes kritisch. Sie warnten die Christdemokraten aber dennoch vor späten inhaltlichen Änderungen an dem schon beschlossenen Gesetz: Das könne nur nach hinten losgehen, wenn dadurch der sehr knappe Zeitplan für die Verschiebung in Gefahr gerate, sagte ein Industrievertreter.
Auch innerhalb der EVP war man sich zunächst uneins, ob man überhaupt Änderungsanträge über die Verschiebung hinaus einreichen wolle. Mehrere EVP-Abgeordnete hatten anfangs gegenüber Table.Briefings erklärt, nur die Verschiebung zu befürworten, da inhaltliche Änderungen zu Trilog-Verhandlungen führen und die Gefahr bestehe, dass diese nicht rechtzeitig abgeschlossen würden. Bei der Abstimmung im Parlament sprachen sich diese Abgeordneten dann aber doch für die inhaltlichen Änderungsanträge aus.
Nach den Rückschlägen im Trilog wird in der EVP als einziger Erfolg gewertet, dass man nun etwa im Bundestagswahlkampf den Ampel-Parteien vorwerfen könne, im Rat nichts gegen zusätzliche Bürokratie unternommen zu haben. Aus der Fraktion heißt es, als Konsequenz müsse man bei künftigen gewünschten Gesetzesänderungen taktischer vorgehen.
Es reiche eben nicht, nur als EVP und über das Europaparlament zu agieren. Es gelte vielmehr, frühzeitig Verbündete auf Ebene der Mitgliedstaaten zu finden. Man müsse vorab überlegen, welche Mitgliedstaaten die EVP etwa mit Deals bei anderen Gesetzgebungsvorhaben ins eigene Lager ziehen könne.
Genau das sieht man etwa bei den Grünen mit Sorge. Die Zusammenarbeit der EVP mit rechten Fraktionen im Parlament bei der EUDR sei “nur ein Vorgeschmack auf das, was zu erwarten ist”, sagt die Grünen-Europaabgeordnete Jutta Paulus voraus: “Umwelt- und Naturschutz werden in der neuen Wahlperiode gegen solche Angriffe verteidigt werden müssen.”
Rat und Parlament müssen die Trilogeinigung jeweils noch bestätigen. Die Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten und der Umweltausschuss im Parlament sollen noch am heutigen Mittwoch abstimmen. Die Plenarabstimmung im Parlament ist für die Sitzung vom 16. bis 19. Dezember geplant. Wann und in welcher Formation der Rat das Vorhaben final absegnet, ist noch offen. Der rechtzeitigen Verabschiedung vor dem bisher angesetzten Start der Regeln am 30. Dezember steht damit aber nichts mehr im Weg. Julia Dahm, Markus Grabitz, Till Hoppe, Lukas Knigge
Neustart für den europäischen Sozialdialog? Darauf hoffen zumindest Arbeitgeber und Gewerkschaften in den verschiedenen Mitgliedstaaten angesichts der aktuell laufenden Verhandlungen zum neuen europäischen Sozialdialog-Pakt. Er ist eines der ersten Vorhaben im Sozialbereich in der neuen Amtszeit von Ursula von der Leyen. Zieldatum ist laut Mission Letter von Sozialkommissarin Roxana Mînzatu “Anfang 2025”. Dann sollen den Pakt mit seinen Absichtserklärungen die Sozialpartner und die Kommission unterschreiben.
Zwar bewirbt die EU-Kommission seit einiger Zeit Tarifverträge und Sozialpartner-Verhandlungen offensiv. Zwischen den Sozialpartnern hatte es zuletzt jedoch deutlich gerumpelt. Die Gewerkschaften warfen der Arbeitgeberseite – vor allem dem Arbeitgeber- und Lobbyverband Business Europe – vor, die Verhandlungen zum Recht auf Abschalten und der Richtlinie zur Telearbeit nicht ernsthaft geführt zu haben. Auch das Arbeitsprogramm zum sozialen Dialog wurde mit Verweis darauf frühzeitig beendet. Business Europe hatte zudem als einziger europäischer Sozialpartner die La Hulpe-Erklärung nicht unterzeichnet, in der es um die Zukunft der sozialen Säule der EU geht.
Die Verhandlungen zum neuen “europäischen Sozialdialog-Pakt” laufen seit November und sollen noch Anfang Dezember abgeschlossen sein. Die Verhandlungsergebnisse sollen dann der Kommission zugeschickt werden. Beteiligt sind die europäischen Sozialpartner, also Business Europe (Privatwirtschaft), SGI Europe (öffentliche Arbeitgeber) und SME United (KMUs) auf Arbeitgeberseite. Auf der Arbeitnehmerseite steht der Europäische Gewerkschaftsbund ETUC, in dem auch der DGB organisiert ist.
Livia Hentschel, Referatsleiterin für europäische Gewerkschaftspolitik beim DGB und Teil der Verhandlungsdelegation, fordert eine echte Stärkung des europäischen sozialen Dialogs. Dazu ist der Gewerkschafterin vor allem eines wichtig: “Wir brauchen ein Bekenntnis der Arbeitgeberseite im Pakt, dass der soziale Dialog zu greifbaren Ergebnissen führt”, sagte Hentschel Table.Briefings.
Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) betont gegenüber Table.Briefings die Wichtigkeit des neuen Sozialdialog-Pakts. BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter erklärt: “Die EU muss Ankündigungen zur Stärkung des sozialen Dialogs jetzt in die Tat umsetzen.”
Von BDA-Seite sieht die Agenda aber etwas anders aus als die des DGB. Hauptgeschäftsführer Kampeter betont, dass die Kommission sich nicht einseitig auf die Seite eines Sozialpartners stellen dürfe. “In der Vergangenheit hat manche Einseitigkeit den sozialen Dialog zu einem ziemlich trockenen Brot werden lassen, da die Kommission Gewerkschaften und Arbeitgeber nicht unparteiisch behandelt hat.”
Wichtiges Anliegen der Arbeitgeberseite zudem: mehr Freiraum. “Die Autonomie der Sozialpartner und Sozialpartnervereinbarungen müssen stärker respektiert werden, als dies in der Vergangenheit der Fall war”, sagt Kampeter. Aus Arbeitgeberkreisen heißt es, man ärgere sich, dass die Kommission mit sehr stark ausdefinierten Gesetzestexten die Ergebnisse des sozialen Dialogs und den Raum für Sozialpartnerverhandlungen zu sehr einschränke.
Zumindest in einem Punkt könnten die Wünsche der Sozialpartner dagegen näher beieinander liegen: eine stärkere Einbindung der Sozialpartner über die Sozialpolitik hinaus. “Sozialer Dialog ist wichtig, aber die entscheidende Frage ist doch auch, wie werden wir im day-to-day business der EU eingebunden?“, sagt DGB-Referatsleiterin Hentschel. Ihre Forderung daher: “Verbindlich auch bei Querschnittsthemen eingebunden zu werden, etwa bei energie-, industrie- und unternehmenspolitischen Themen.” Im Ausschuss für Regulierungskontrolle (Regulatory Scrutiny Board) sitze beispielsweise derzeit kaum jemand mit einem sozialpolitischen Background, bemängelt Hentschel.
Gleichzeitig kritisiert der DGB widersprüchliche Signale der Kommission, gerade in Hinsicht auf die Agenda für bessere Rechtsetzung: “Auf der einen Seite soll der soziale Dialog gestärkt werden, auf der anderen Seite werden Beschäftigtenrechte als Bürokratie verklärt und es wird zur Deregulierung aufgerufen.”
In der Erklärung von Val Duchesse hatten sich die Kommission, die Sozialpartner und die damalige belgische Ratspräsidentschaft Anfang 2024 zum neuen Sozialdialog-Pakt bekannt. Laut der Erklärung sollen im neuen Pakt auch folgende Punkte eine Rolle spielen: Kapazitätsbildung der Sozialpartner, auch für die in Beitrittsländern, bessere Finanzierung etwa durch ESF+-Mittel. Dazu: Wie künftig mit den Ergebnissen des europäischen Sozialdialogs umgegangen werden soll.
“Was tun Sie denn?”Auf diese knappe Formel lassen sich die meisten Fragen zusammenfassen, die die Abgeordneten im Binnenmarkt- und Verbraucherausschuss IMCO am Dienstag an die beiden Vertreterinnen von Tiktok richteten. Etwa: Was tun Sie, um die Manipulation von Wahlen zu verhindern und die Regeln des Digital Services Acts (DSA) einzuhalten?
In der guten Stunde Diskussion entfiel dabei deutlich mehr Zeit auf die Fragen als auf die Antworten von Caroline Greer, Director Public Policy und Regierungsbeziehungen, sowie Brie Pegum, globale Leiterin für Produktentwicklung, Authentizität und Transparenz bei Tiktok. Zufrieden waren die Parlamentarier am Ende nicht.
Ein Anlass für die Diskussion im IMCO waren die jüngsten Ereignisse rund um die Präsidentschaftswahl in Rumänien, zu der es Vorwürfe der Wahlmanipulation gab. Der Oberste Verteidigungsrat des Landes hatte am Donnerstag erklärt, er habe Beweise für Cyberangriffe, die die Wahl am 24. November beeinflusst hätten. Demnach sei “ein Präsidentschaftskandidat” bei Tiktok bevorzugt behandelt worden, erklärte das Gremium mit Blick auf den rechtsextremen parteilosen Kandidaten Călin Georgescu. Zudem sei Rumänien ein Hauptziel für “feindliche Aktionen von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren“, insbesondere aus Russland.
In der Debatte kamen alle Facetten der auch außerhalb des Parlaments leidenschaftlich geführten Debatte zur Sprache. Vertreter der extremen Rechten meinten, das rumänische Volk habe gesprochen, auch wenn das Wahlergebnis einigen in Europa nicht gefalle. Sie sehen einen Eingriff in die Meinungsfreiheit, wenn die Plattform nun angehalten würde, Beiträge auf Tiktok zu moderieren.
EVP, S&D, Renew und Grüne zeigten sich dagegen überzeugt, dass mit der großen Macht von Plattformen auch eine große Verantwortung verbunden sei. Dazu gehöre etwa, keine Falschnachrichten zu verbreiten und zu verhindern, dass Algorithmen ausgerechnet extreme politische Botschaften besonders stark verbreiteten.
Gerade hat Tiktok – den Anforderungen des Digital Services Act (DSA) folgend – wie andere sehr große Online-Plattformen auch, sein Risikoassessment sowie den entsprechenden Prüfbericht samt Implementierungsbericht von KPMG veröffentlicht. Auch die Prüfer kamen zu dem Ergebnis: Tiktok habe zwar Fortschritte gemacht und viele Anforderungen erfüllt, jedoch nicht in ausreichendem Maße.
Das Gesamturteil lautete daher: “negativ mit Einschränkungen”. Das bedeutet, dass erhebliche Verbesserungen erforderlich sind, um die vollständige Compliance mit dem DSA zu gewährleisten. In einigen Bereichen, wie der Transparenz bei Werbung oder dem Umgang mit systemischen Risiken (etwa Wahlbeeinflussung oder Fehlinformationen), konnte Tiktok die geforderten Standards nicht vollständig einhalten, urteilten die Prüfer.
“Die Stimmung in der Anhörung war aufgebracht”, sagte Katarina Barley (S&D) im Anschluss der Sitzung zu Table.Briefings. Man habe große Frustration im Raum gespürt, weil die Vertreterinnen von Tiktok den Fragen der Abgeordneten konsequent ausgewichen seien. Es sei besorgniserregend, wenn eine große Plattform wie Tiktok im Parlament Fragen systematisch missachte. “Auch auf wiederholte Nachfrage wollte man uns als Abgeordneten keine Antworten geben“, sagte Barley.
Allerdings war das Setting nach Sicht einiger Beobachter nicht ideal. Die beiden Tiktok-Vertreterinnen hatten jeweils auf eine Vielzahl von gesammelten Fragen zu antworten und dafür nur wenig Zeit. Das sah Barley anders. Die Vertreterinnen von Tiktok seien kein einziges Mal unterbrochen oder sonst in ihrer Rede beschränkt worden. “Sie haben sich aktiv davor gedrückt, Fragen der Abgeordneten zu beantworten. Ein anderes Format hätte das vermutlich nicht geändert.”
Als zuständiger Ausschuss wollen die Parlamentarier nun Fragen schriftlich nachreichen und auf Antworten drängen. Ob Tiktok dabei auskunftsfreudiger sein werde, bleibe abzuwarten, sagte Barley. “Sollte die ablehnende Haltung gegenüber dem Parlament weiterhin bestehen, müssen wir über schärfere Maßnahmen nachdenken.”
Auch die Kommission ließ sich bei der Fragerunde nicht in die Karten blicken. Über laufende Verfahren könne sie keine Auskunft geben, sagte Rita Wezenbeek, Direktorin Politik und Regulierung Digitaler Plattformen in der DG CONNECT. Die Kommission bestätigte aber, dass der Nationale Rat für audiovisuelle Medien Rumäniens eine förmliche Untersuchung der Rolle von Tiktok bei den Wahlen beantragt hat.
Am 29. November hatte die Kommission ein zusätzliches Auskunftsersuchen an Tiktok gerichtet. Darin fordert sie die Plattform auf, mehr Informationen über ihren Umgang mit den Risiken der Informationsmanipulation während des Wahlkampfes zu liefern. Am gleichen Tag fand auch ein Runder Tisch mit rumänischen Behörden statt, an dem auch andere Plattformen wie Meta, X und Google dabei waren. Das schnelle Reaktionssystem (Rapid Response System) im Rahmen des Verhaltenskodex gegen Desinformation sei aktiviert worden, sagte Wezenbeek.
Dieses System wurde vor den Europawahlen geschaffen. Es ermöglicht zivilgesellschaftlichen Organisationen, die Plattformen schnell zu alarmieren, wenn sie Anzeichen für eine mutmaßlich koordinierte Aktion sehen oder den Verdacht haben, dass die Plattformen ihren eigenen Richtlinien nicht gerecht wird. Dieses System sei am vergangenen Wochenende während der Parlamentswahlen in Rumänien auch genutzt worden, sagte die EU-Beamtin. Sie könne allerdings noch nicht sagen, ob es ordnungsgemäß funktioniert habe.
“Die Arbeit der Kommission zur Durchsetzung des DSA hat bisher einen recht guten Eindruck hinterlassen”, meinte Barley. Allerdings seien auch die Antworten der Kommission in der Anhörung nicht besonders konkret gewesen. “Tiktok spielt im Netz eine entscheidende Rolle in der politischen Meinungsbildung”, sagte Barley weiter. “Heute haben wir den Eindruck gewonnen, dass weder Tiktok noch die Kommission diese Verantwortung ausreichend ernst nehmen.”
Andreas Schwab (EVP) meinte bereits im Vorfeld der Anhörung: Die Umsetzung des DSA erfordere mehr Druck: “Wir müssen schneller werden.” Die neue Europäische Kommission sei dringend gefordert, mehr Mitarbeiter und mehr Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Tiktok berge nicht nur politische Risiken für die Nutzer, da die App gezielt politische Inhalte fördere, was besonders besorgniserregend sei. Schwab verwies auch auf die gesundheitlichen Risiken – wie etwa addictive design – vor allem für Minderjährige. “Insgesamt sollte die bessere Umsetzung des DSA für Plattformen wie Tiktok eine zentrale Priorität dieser neuen Legislaturperiode sein“, forderte Schwab.
Die IMCO-Ausschussvorsitzende Anna Cavazzini (Grüne) sagte: “Heute haben wir Tiktoks ausweichende Antworten angehört, vor allem aber die Europäische Kommission öffentlich aufgerufen zu handeln, damit sie besonders vor Wahlen auf die Durchsetzung des DSA dringt.”
04.12.2024 – 09:30-13:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
FEAD, Conference Circular Economy Priorities
The European Waste Management Association (FEAD) discusses the critical measures within the upcoming Circular Economy Act and examines the competitive dynamics within the waste management sector. INFOS & REGISTRATION
04.12.2024 – 10:00-11:00 Uhr, online
FSR, Panel Debate Nuclear Energy in the EU: Challenges and Opportunities
The Florence School of Regulation (FSR) reviews developments in the nuclear sector and asks what will be next for the EU. INFOS & REGISTRATION
04.12.2024 – 13:00 Uhr, online
EBD De-Briefing EPSCO
Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) setzt sich mit den Ergebnissen des Rats Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 2. und 3. Dezember auseinander. INFOS & ANMELDUNG
04.12.2024 – 14:00-16:00 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
ERCST, Presentation Low-Carbon Hydrogen: key elements for a common sense approach
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) analyses and suggests key elements for a more inclusive low-carbon hydrogen regulation. INFOS & REGISTRATION
04.12.2024 – 14:30-17:30 Uhr, Berlin
FZE, Konferenz CCS in Deutschland – Welche Möglichkeiten der Dekarbonisierung ergeben sich für die Industrie?
Das Forum für Zukunftsenergien (FZE) diskutiert die Möglichkeiten, die sich für die Industrie aus der Dekarbonisierung ergeben. INFOS & ANMELDUNG
04.12.2024 – 15:00-16:30 Uhr, online
HE, Discussion Elections Aftermath: A Future of Transatlantic Hydrogen Cooperation (?)
Hydrogen Europe (HE) assesses how governmental changes might reshape transnational cooperation on hydrogen. INFOS & REGISTRATION
05.12.-06.12.2024, online
ERA Annual Conference on EU Financial Regulation and Supervision 2024
The Academy of European Law (ERA) provides an update concerning the regulatory framework of EU financial regulation and supervision. INFOS & REGISTRATION
05.12.2024 – 16:00-17:30 Uhr, online
HBS, Panel Discussion Soil Atlas 2024
The Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) addresses the necessary framework conditions for soil restoration. INFOS & REGISTRATION
Nachdem Ursula von der Leyen die Mission Letters für das Kollegium überarbeitet hat, reklamieren die Grünen zentrale Änderungen für sich. “Vor allem haben wir dafür gesorgt, dass die Umsetzung der Rechtsstaatlichkeitsinstrumente in die Zuständigkeit von Vizekommissionspräsidentin Virkkunen und Kommissar McGrath fällt. Damit wird Exekutivvizepräsident Fitto die Verantwortung für die Kohäsionsfonds und die ARF entzogen“, heißt es in einem Papier, das die Grünen im Europaparlament am Dienstag verbreiteten. Bei der ARF handelt es sich um die Aufbau- und Resilienzfazilität zum Wiederaufbau nach der Corona-Krise.
Das Thema Rechtsstaatlichkeit liege nun nicht mehr in der Hand der EKR und mit Raffaele Fitto bei einem Politiker, der in Italien selbst mit Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen habe, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende der deutschen Grünen und ehemalige EU-Abgeordnete Sven Giegold zu Table.Briefings.
In der Kommission hieß es, die Zuständigkeit sei niemandem weggenommen worden – sie habe auch in der ersten Version nicht in Fittos Pflichtenheft gestanden. Die Grünen hätten aber darauf gedrungen, die einheitliche Auslegung der unterschiedlichen Rechtsstaatlichkeitsinstrumente zu sichern und dies auch über die Mission Letters festzuhalten. Dies sei nun geschehen. Die Konditionalitäten betreffen unterschiedliche Töpfe und damit auch Kommissare, von Kohäsion bis zur Aufbau- und Resilienzfazilität.
Weitere Änderungen, die die Grünen für sich reklamieren, betreffen die zur Sozialökonomie im Portfolio von Roxana Mînzatu und zu Menschenrechten bei Kaja Kallas. Die Änderungen zur Klimaanpassung und zum Auslaufen von fossilen Subventionen bei Wopke Hoekstra sehen die Grünen nicht als Schwächung der Klimapolitik, sondern gerade als Konkretisierung und Stärkung der Arbeitsaufträge. Für das Auslaufen der Subventionen sei nun ein fester Fahrplan vereinbart worden, statt eines unverbindlicheren Rahmens.
Mehr Klarheit herrscht inzwischen über den Zeitplan des Kollegiums – die Kommission veröffentlichte gestern ihre Agenda bis Anfang März: Am 15. Januar soll der Wettbewerbsfähigkeitskompass vorgestellt werden, am 26. Februar dann der Clean Industrial Deal. ber/tho
Die Europäische Union soll für 2055 ein Klimaziel vorlegen, das negative Emissionen aufweist. Das fordern Klimaforscher sowie Emissionshandelsexperten in einem gemeinsamen Positionspapier unter der Leitung von Carbon Market Watch. Zwar beinhaltet das derzeitige EU-Klimaziel bereits das Vorhaben, 2050 klimaneutral und anschließend nettonegativ zu sein. Doch bislang ist dies nicht mit einer konkreten Zahl hinterlegt, um einen Rahmen für die Zeit nach 2050 vorzugeben.
Die Forscherinnen und Politikexperten wollen, dass die EU dieses Ziel bis 2030 vorlegt und dies auch im europäischen Klimagesetz festschreibt. Es geht darum, den Weg zu Negativemissionen durch CO₂-Entnahmen zu ebnen, um unvermeidliche Restemissionen in schwer dekarbonisierbaren Bereichen auszugleichen. CO₂-Entnahmen sind sowohl technologische (Direct Air Capture) als auch natürliche (Biomasse) Maßnahmen, mit denen der Atmosphäre Kohlenstoff entzogen wird. Für die unterschiedlichen Methoden zur CO₂-Entnahme sollen zudem individuelle Zielpfade festgelegt werden.
Um zu verhindern, dass CO₂-Entnahmen die Bemühungen zur Emissionsminderung verringern, soll das nächste Emissionsreduktionsziel für das EU-Klimaziel 2040 nicht mehr netto, sondern brutto angegeben werden, heißt es in dem Papier weiter. Die Menge der bis dahin verfügbaren CO₂-Entnahmen hätte somit keinen Einfluss auf die Bemühungen zur Emissionsvermeidung.
Fabien Ramos, Leiter des Bereichs Kohlenstoffabbau in der DG Clima, erklärte bei der Vorstellung des Papiers am Dienstag in Brüssel, die Kommission werde bis 2026 die Rolle von CO₂-Entnahmen für das 2040er-Klimaziel bewerten. Die unterschiedlichen Methoden würden dabei ebenfalls berücksichtigt. Auch die Anpassung des EU-Klimagesetzes in Bezug auf CO₂-Entnahmen stellte Ramos in Aussicht. Ein Datum wollte er jedoch nicht nennen. luk
Die Ratsempfehlung für Draußenrauchverbote wurde von den EU-Gesundheitsministern einstimmig angenommen. Nur Deutschland und Griechenland haben sich enthalten.
Mit dem Text fordert die Kommission die Mitgliedstaaten auf, die Bürger im Freien vor den Gefahren des Passivrauchens und -dampfens besser zu schützen. Die Mitgliedstaaten sollen Verbote etwa am Strand, in Freizeitparks und in Außenbereichen von Krankenhäusern und Pflegeheimen erlassen.
Die Kommission soll in fünf Jahren über die Erfolge der Ratsempfehlung berichten. Eine nicht bindende Resolution im Europaparlament war am Donnerstag gescheitert. mgr
Auf Antrag der EU hat der Europarat den Schutzstatus des Wolfs gesenkt. Bisher war der Beutegreifer durch die Berner Konvention zum Schutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten “streng geschützt” (Anhang zwei), künftig ist er “geschützt” (Anhang drei). Der Europarat ist neben Menschenrechten auch für die Einhaltung der Berner Konvention zuständig.
Nach der Herabstufung kann nun die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung der FFH-Richtlinie machen. Bislang war nur die Entnahme von auffällig gewordenen Wölfen möglich. Künftig soll der Wolf unter strengen Bedingungen gejagt werden können. mgr
Die Parlamentarier im Sozialausschuss (EMPL) haben für die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Rat zur Reform der Europäischen Betriebsräte-Richtlinie gestimmt. Am Dienstag votierten 34 Parlamentarier dafür, drei enthielten sich. Insgesamt elf MEPs stimmten gegen die Aufnahme von Trilogverhandlungen, darunter alle Parlamentarier der national-konservativen EKR und rechtsradikalen Patrioten.
“Ich freue mich, dass wir den Verhandlungen nun einen großen Schritt näher gekommen sind. Die Polen sind bestens vorbereitet. Ich bin zuversichtlich, dass wir im Frühjahr ein Trilogergebnis erreichen werden“, sagte der CDU-Berichterstatter Dennis Radtke Table.Briefings.
Inhaltlich hatten sich die Parlamentarier bereits in der vorausgegangenen Legislaturperiode auf einen Text festgelegt. Gestern ging es lediglich um das Mandat für die Aufnahme der Verhandlungen. Allerdings könnte das Mandat noch im Plenum angefochten werden. Beobachter gehen davon aus, dass die Fraktion der Patrioten dies versuchen wird. Die Fraktion war auf Anfrage von Table.Briefings am Dienstag nicht zu erreichen.
Der Rat hatte bereits im Sommer seine allgemeine Ausrichtung für eine neue Richtlinie über Europäische Betriebsräte beschlossen. Ziel der Reform ist unter anderem, bestehende Lücken zur Einrichtung von Eurobetriebsräten zu schließen und EBR-Mitglieder besser in länderübergreifende Entscheidungen einzubeziehen. Zudem sollen die sogenannten EBR einen besseren Zugang zu Gerichtsverfahren erhalten, um Ansprüche einklagen zu können. Arbeitgeberverbände betonen, dass keine Reform nötig sei und warnen vor neuem bürokratischen Aufwand. lei
Die Europäische Kommission will zur Förderung emissionsarmer Technologien 4,6 Milliarden Euro bereitstellen. Der Großteil des Geldes (3,4 Milliarden Euro) soll an Vorhaben für sogenannte Dekarbonisierungstechnologien wie die Produktion von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge gehen, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit.
Weitere 1,2 Milliarden Euro sollen in die Beschaffung von erneuerbarem Wasserstoff über die zweite Ausschreibung der Europäischen Wasserstoffbank fließen. Die Gelder sollen laut Kommission aus dem Innovationsfonds kommen, der mit den Einnahmen aus dem EU-Emissionshandelssystem (ETS) gefüllt wird. mbn
Mit dem Digital Network Act (DNA) soll der europäische Telekommunikationsmarkt an Stellen gewaltig umgekrempelt werden, wo er eigentlich funktioniert. Marktkonsolidierung und Deregulierung stehen genauso auf der Wunschliste, wie das Thema Datenmaut. Alles Vorschläge, die den Interessen der Verbraucher:innen klar entgegenstehen.
Der DNA wurde erstmals im Oktober 2023 vom damals zuständigen EU-Kommissar Thierry Breton angekündigt. Henna Virkkunen hat als neue Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission nun die Möglichkeit, sich dieser Altlasten zu entledigen. Sie sollte sich auf eine verbraucherfreundliche Agenda konzentrieren, die die Besonderheiten des europäischen Telekommunikationsmarkts gezielt in den Blick nimmt, Wettbewerb und Verbraucherrechte stärkt sowie Netzneutralität sichert.
Die Entwicklung des europäischen Telekommunikationsmarktes (TK-Markt) ist eine Erfolgsgeschichte. Die Liberalisierung des Marktes sichert die Angebotsvielfalt sowie den lebhaften und nachhaltigen Wettbewerb für Verbraucher:innen. Das System sektorspezifischer ex-ante-Regulierung funktioniert. In der Debatte um den DNA wird nun diskutiert, die bestehenden Regelungen zugunsten eines allgemeinen, ex-post-wirkenden Wettbewerbsrechts aufzugeben. Und das ohne Anlass, das funktionierende System zu ändern. Märkte, die nicht bereit sind für Deregulierung, würden so gefährdet und erforderliche Regulierung erschwert.
Die ehemalige Europäische Kommission schien zudem eine Marktkonsolidierung anzustreben: mit wenigen europaweit agierenden Unternehmen, die es mit der Konkurrenz aus China und den USA aufnehmen können. Dabei gibt es auch hier keine Evidenz, dass die europäische Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext durch Marktkonsolidierung gestärkt werden kann. Vielmehr riskiert man in Europa monopolistische Strukturen, die sich negativ auf Qualität und Angebotsvielfalt auswirken und Kosten für Verbraucher:innen steigen lassen.
Die Folgen einer umfassenden Deregulierung sieht man in den USA: Die Auswahl für Verbraucher:innen ist häufig auf ein bis zwei Anbieter von Telekommunikationsdiensten beschränkt. Das führt zu sinkender Dienstleistungsqualität und steigenden Preisen.
Darüber hinaus könnte mit dem DNA durch die Hintertür eine Datenmaut eingeführt werden. Aktuelle Überlegungen sehen vor, dass Vertragsverhandlungen auf Peering- und Transitmärkten zwischen Netzbetreibern und Inhalts- und Anwendungsanbietern durch eine verpflichtende Streitbeilegung geklärt werden könnten. Wenn sich zum Beispiel die Deutsche Telekom als Netzbetreiber und die ARD als Inhalteanbieter nicht auf einen Preis einigen können, wäre die Streitbeilegung eine Möglichkeit, einen Preis festzulegen. Womit erfolgreich eine Datenmaut durch die Hintertür eingeführt wäre.
Dabei sehen zahlreiche unabhängige Regulierungsbehörden auch hier keinen Bedarf, ein neues Instrument einzuführen. Denn auf Peering- und Transitmärkten gibt es kein Marktversagen. Da, wo sonst der Ruf nach Deregulierung laut ist, steht plötzlich Regulierung ganz oben auf dem Tableau. Klar ist, die Debatte wird politisch entschieden. Der VZBV fordert die neue Europäische Kommission auf, diese Debatte zu beenden und ein offenes Internet für alle zu fördern.
Die diskutierten Vorschläge zum DNA würden den Markt für Verbraucher:innen unattraktiver machen. Der aktuellen Debatte würde es guttun, Verbraucherrechte stärker einzubinden. Denn ohne Verbraucher:innen gäbe es keinen großen Bedarf an digitaler Infrastruktur und ihren Diensten.
Dass Verbraucherbelange bei der Reform des TK-Marktes einbezogen werden müssen, zeigt sich auch beim Thema Glasfaserausbau. Hier gibt es großes Optimierungspotenzial. Die Anschlussrate von Glasfaseranschlüssen ist (in Deutschland) gering. Das liegt zum Teil am Nutzungsverhalten und den hohen Preisen. Aufdringliche Haustürgeschäfte können abschreckend wirken. In Deutschland leben über die Hälfte der Bürger:innen in Mietverhältnissen und können oft, selbst wenn sie wollten, keinen Glasfaseranschluss bekommen. Wenn diese Aspekte mitgedacht würden, käme der Ausbau schneller voran.
Sollte es zu umfangreichen Reformen des europäischen Telekommunikationsrechts kommen, müssen die sektorspezifischen Verbraucherrechte gestärkt werden. Die Wettbewerbsfähigkeit des Telekommunikationsmarkts scheitert sicherlich nicht daran, dass den Anbietern ein guter Service und ein guter Umgang mit den Kund:innen rechtlich vorgeschrieben wird.
Michaela Schröder leitet den Geschäftsbereich Verbraucherpolitik des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) und verantwortet als Geschäftsbereichsleitung die verbraucherpolitischen Themenbereiche Digitales und Medien, Finanzmarkt, Gesundheit und Pflege sowie Lebensmittel.
Im Kabinett von Energie- und Wohnkommissar Dan Jørgensen gibt es weitere Zugänge: Kamil Talbi hat laut seines LinkedIn-Profils in der DG COMP bislang zum Kartellrecht gearbeitet, im Generalsekretariat zum Green Deal und war zuletzt Kabinettsmitglied bei Maroš Šefčovič. Anne-Maud Orlinski kommt aus dem Strategie-Referat der DG ENER. Charlotte Nørlund-Matthiessen arbeitete zuvor in den Kabinetten von Adina Vălean und Thierry Breton, wie unsere Kollegen von Contexte berichten.
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