Table.Briefing: Europe

Eckpunkte des Gaspreisdeckels + EU-Kommission will höhere Tabaksteuer + Rohstoffpartnerschaft mit Ukraine

  • So soll der Gaspreisdeckel funktionieren
  • Exklusiv: Kommission will Steuererhöhungen für Zigaretten
  • Termine
  • Maroš Šefčovič: “Die Ukraine könnte eine Rohstoff-Supermacht werden”
  • “Loss and Damage”: Indien und China unter Druck
  • Energiecharta: Abstimmung im Rat verschoben
  • EU-Kommission: Kroatien, Rumänien und Bulgarien bereit für Schengen
  • Kretschmann will EU-Fördergelder auch für wirtschaftsstarke Regionen
  • Russlands Krieg gehört auf die Klima-Agenda
Liebe Leserin, lieber Leser,

der europäische Gaspreisdeckel nimmt weiter Gestalt an. Die EU-Kommission hat in einem Eckpunktepapier nun eine Preisobergrenze erarbeitet. Diese soll für Geschäfte auf Basis des niederländischen Preisindex TTF, die jeweils für den Folgemonat abgeschlossen werden, gelten. Manuel Berkel hat das bislang unveröffentlichte Papier analysiert.

Rauchen soll nach dem Plan der EU-Kommission künftig deutlich teurer werden. Der Vorschlag, der Europe.Table exklusiv vorliegt, sieht vor, dass die Mitgliedstaaten die Mindeststeuern an ihre Kaufkraft koppeln sollen. Was das genau für Deutschland bedeutet, und welche Kritik sich jetzt schon abzeichnet, hat Markus Grabitz aufgeschrieben.

Meine Kollegin Leonie Düngefeld ist diese Woche in Brüssel auf der EU Raw Materials Week. Dort hat Maroš Šefčovič, Kommissar für Interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau, gestern eine Vereinbarung mit der Ukraine unterzeichnet, um die Rohstoffpartnerschaft voranzubringen. Dort denke man schon an den Wiederaufbau und die Investitionen, die nach Kriegsende möglich sein könnten, sagt Šefčovič im Interview.

Ihre
Lisa-Martina Klein
Bild von Lisa-Martina  Klein

Analyse

So soll der Gaspreisdeckel funktionieren

Die Kommission hat Eckpunkte für eine Preisobergrenze im Gashandel erarbeitet. Gelten soll sie für Geschäfte auf Basis des niederländischen Preisindex TTF, die jeweils für den Folgemonat abgeschlossen werden. Dieser Preis spiele eine Schlüsselrolle als Referenz auf dem europäischen Großhandelsmarkt für Gas, schreibt die EU-Kommission in einem noch unveröffentlichten Papier, über das die Botschafter der Mitgliedstaaten am Mittwoch berieten und das Europe.Table vorliegt (zum Dokument).

Wirksam werden soll die Obergrenze allerdings nur, wenn es auf dem weltweiten LNG-Markt nicht ebenfalls zu Preissprüngen kommt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die EU weiter Flüssiggas importiert.

Eine konkrete Preisobergrenze für den market correction mechanism wird in dem Papier noch nicht genannt. Bei der Festlegung könne allerdings der “außergewöhnliche Preisanstieg im August 2022” als Orientierung dienen. Damals erreichte der TTF-Preis für Gaslieferungen im Dezember bis zu 350 Euro pro Megawattstunde, am Mittwoch lag der Index nur noch bei etwa 125 Euro.

Der Front-Monat ist laut BDEW normalerweise das liquideste Produkt, das unter Future-Kontrakten kurzfristig gehandelt wird. Allerdings weicht die Kommission damit von ihrem Verordnungsentwurf vom 18. Oktober ab. Darin hatte sie noch angekündigt, die Preisobergrenze solle für den Spotmarkt gelten.

Gashändler können Preisdeckel leicht umgehen

Der Preisdeckel ist eine Notfallmaßnahme und soll auf ein Jahr befristet sein. Handelsgeschäfte abseits von Börsen sollen wie bereits angekündigt nicht betroffen sein. Ein Nachteil sei deshalb, dass sich der Gashandel auf sogenannte OTC-Geschäfte verlagern könnte, schreibt die Kommission in den Eckpunkten. “Alleine dieser Punkt impliziert, dass der Ansatz wirkungslos sein wird, um die Preise zu deckeln“, sagt DIW-Ökonom Karsten Neuhoff zu Europe.Table.

Davor warnt auch die Kommission. Zwar könnte der Preisdeckel verhindern, dass einige Verbraucher, die selbst bei extrem hohen Preisen wie im August 2022 weiter Gas nachfragen, zeitweise den Preis für alle setzen. Aber: “Es handelt sich nicht um ein Instrument zur strukturellen Senkung des Preisniveaus, die nur durch zusätzliche angebots- und nachfrageseitige Maßnahmen erreicht werden kann.

Preisdeckel darf Binnenmarkt nicht behindern

Die EU-Exekutive hat die Eckpunkte nur auf starken Druck vieler Mitgliedstaaten vorgelegt. Der Rat hatte einen konkreten Legislativvorschlag verlangt, damit die Energieminister am 24. November die Verordnung vom 18. Oktober annehmen können. Überraschend enthält das fünfseitige Papier nun auch einige Artikel als mögliche Bausteine eines Legislativtextes. Erst Anfang der Woche hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den EU-Staaten in einem Brief angekündigt, bis zum Energieministerrat nur eine “ausführliche Übersicht” des Preisdeckels vorlegen zu können.

Falls der Mechanismus zur Preiskorrektur beschlossen wird, sollen die Mitgliedstaaten allerdings keinen weiteren Einfluss mehr auf ihn haben. Ausgelöst werden soll er automatisch und die Kommission will sich die Befugnis einräumen lassen, den Preisdeckel jederzeit wieder aussetzen zu können.

Als Kriterien für das Aussetzen werden die Vorbehalte genannt, die auch schon im Verordnungsentwurf vom 18. Oktober aufgeführt waren und kurz darauf von den Staats- und Regierungschefs bestätigt wurden. So dürfe der Preisdeckel etwa nicht die Gasflüsse zwischen den Mitgliedstaaten behindern.

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Exklusiv: Kommission will Steuererhöhungen für Zigaretten

Die Kommission will, dass die Verbrauchssteuern auf Tabakprodukte und tabakähnliche Produkte drastisch steigen. Den Plänen zufolge würden sich in Deutschland die Mindestverbrauchssteuern auf Zigaretten verdoppeln. Derzeit beträgt die Tabaksteuer auf Zigaretten in Deutschland 115 Euro je 1000 Stück. Künftig soll der Wert bei 230 Euro je 1.000 Stück liegen.

Die Mindeststeuern auf Zigarren und Zigarillos würden auf den neunfachen Wert von heute steigen. Bei Pfeifentabak würde die Steuer um 445 Prozent steigen, bei Tabak für die Wasserpfeife um 310 Prozent. Bei Feinschnitt ist eine Anhebung um 167 Prozent vorgesehen. Bei so genannten weniger schädlichen Tabakprodukten, die den Tabak nicht mehr verbrennen, sondern lediglich erhitzen, soll die Steuer niedriger liegen als bei konventionellen Rauchprodukten. Die Kommission schlägt mindestens 91 Euro je 1000 Stück vor. Dies geht aus dem Entwurf der Kommission für eine Richtlinie für Verbrauchssteuern bei Tabakprodukten hervor, der Europe.Table vorliegt. Die Kommission will ihren Vorschlag am 7. Dezember beschließen.

Die Kommission schlägt vor, Zigarren und Zigarillos als Produktgattungen zu trennen. Dadurch könnten die Mitgliedstaaten für Zigarillos und Zigarren unterschiedliche Steuern festsetzen. Die Kommission will auch nikotinhaltige Liquids für E-Zigaretten Verbrauchssteuern unterwerfen. Demnach soll eine Steuer von zehn Cent je Milliliter bei Liquids mit einem Nikotingehalt von bis zu 15 Milligramm je Milliliter erhoben werden, ab einem Nikotingehalt von 15 Milligramm je Milliliter sollen dann 30 Cent je Milliliter anfallen.  

In Deutschland wurde zuletzt beschlossen, die Steuer auf Liquids schrittweise anzuheben. Derzeit sind 16 Cent je Milliliter fällig. Der Steuersatz steigt bis 2026 auf 32 Cent je Milliliter.

Frankreich soll Antreiber sein

Die Tabaksteuer fällt in die alleinige Kompetenz der Mitgliedstaaten. Wie bei allen anderen Steuerfragen auch bedarf es eines einstimmigen Votums der Mitgliedstaaten, um den Richtlinienvorschlag anzunehmen. Das Europaparlament ist an dem Gesetzgebungsvorhaben nicht beteiligt. Wie in Brüssel zu hören ist, drängt vor allem Frankreich auf höhere Tabaksteuern. Derzeit wichen viele Raucher wegen eines hohen Niveaus der Tabaksteuer ins benachbarte EU-Ausland aus.  

Die Kommission begründet ihren Vorstoß für drastisch höhere Verbrauchssteuern mit der Gesundheitspolitik. Der Vorschlag sei “integraler Teil des Aktionsplans Europa bekämpft den Krebs”, heißt es in der Begründung für den Gesetzestext. Höhere Tabaksteuern und Preise auf Tabakprodukte hätten sich als die wirksamste Maßnahme gegen den Nikotinkonsum herausgestellt.

Mit der Richtlinie halte die EU Kurs bei den langfristigen Zielen des Plans zur Bekämpfung von Krebs: Ziel ist es hier, die erste tabakfreie Generation 2040 zu schaffen, in der weniger als fünf Prozent der Bevölkerung Tabak konsumiert.

Die Mindeststeuern sollen dem Vorschlag zufolge an die Kaufkraft in den jeweiligen Mitgliedstaaten gekoppelt werden. Zwei Drittel der Mindeststeuer soll ein nominaler Betrag sein, ein Drittel der Mindeststeuer ist an die Kaufkraft gekoppelt. Das heißt, die Mindeststeuer fällt etwa in Rumänien, wo die Kaufkraft geringer ist, niedriger aus als in Luxemburg oder in Deutschland. Außerdem soll die Mindeststeuer alle drei Jahre je nach Geldentwertung angepasst werden.

Ausweichen der Raucher auf den Schwarzmarkt?

Markus Ferber (CSU) hält den Vorschlag für “einen relativ durchsichtigen Versuch, das hohe französische Besteuerungsniveau für Tabakprodukte nach ganz Europa zu exportieren.” Er rechne nicht mit der Zustimmung im Rat. “Die Kommission muss aufpassen, dass sie nicht überzieht”, so Ferber weiter. “Setzt die Kommission die Steuersätze zu hoch an, besteht die Gefahr, dass Raucher in den Schwarzmarkt ausweichen.”

Dustin Dahlmann von der European Vaping Alliance, dem E-Zigaretten-Verband auf EU-Ebene, warnt: “Durch die Einführung einer EU-weiten Steuer auf Liquids würde die wesentlich weniger schädliche Alternative, nämlich die E-Zigarette, in vielen weiteren Ländern deutlich zu hoch besteuert.”

Vor allem in Mitgliedstaaten, die derzeit E-Zigaretten gering oder gar nicht besteuerten, sei mit großen Verwerfungen auf dem Markt zu rechnen. Dahlmann fordert: “Dampfen muss deutlich günstiger sein als Rauchen.”

Heftige Kritik kommt vom Bundesverband der Zigarrenindustrie. Sollte die Kommission diesen Vorschlag unterbreiten, so handele es sich “um einen massiven und unverhältnismäßigen Eingriff in den Zigarrenmarkt”, sagt Bodo Mehrlein vom Zigarrenverband. Der Markt für Zigarren sei von mittelständischen und meist familiengeführten Unternehmen geprägt.

“Eine Steigerung der Mindeststeuer um 900 Prozent und eine definitorische Trennung von Zigarren und Zigarillos sind reine Willkür.” Bei Zigarren und Zigarillos handele es sich um reine Nischenprodukte, bei denen sich die Jugendschutzproblematik nicht stelle. Mehrlein warnt: Die Einnahmen aus der Tabaksteuer würden nicht zunehmen, dafür würde aber die Wirtschaftlichkeit vieler Unternehmen zerstört.     

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Termine

17.11.2022 – 10:00-11:00 Uhr, online
Hydrogen Europe, Book Presentation Hydrogen Report 2022
Hydrogen Europe and Revolve publish the Special Report on Hydrogen, which presents the current state of the art in the hydrogen sector from a policy and market development perspective. INFOS & REGISTRATION

21.11.2022 – 17:30-19:30 Uhr, Berlin/ online
DGAP, Panel Discussion Climate Security After COP27
The subject of this discussion hosted by the German Council on Foreign Relations (DGAP) is how to navigate intersecting crises in a new era of risk. REGISTRATION

21.11.2022 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
KAS, Diskussion Die Kongresswahlen in den USA – Eine Analyse aus europäischer Sicht
Bei dieser Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) soll die bisherige Amtszeit Bidens analysiert, sowie mögliche weitere Entwicklungen in den USA in der zweiten Hälfte von Bidens Amtszeit diskutiert werden. INFOS & ANMELDUNG

21.11.-23.11.2022, Berlin
EAB, Seminar European Perspectives on Disinformation
The aim of the seminar organized by the European Academy Berlin (EAB) is to strengthen transnational exchange and to provide useful tips on how to deal with fake news and disinformation. INFOS & ANMELDUNG

21.11.-25.11.2022, online
EEN, Konferenz Transfer Week 2022: Gemeinsam Innovationen gestalten
Bei der Transfer Week, organisiert vom Enterprise Europe Network (EEN), soll der Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gefördert und Wissen zu zukunftsweisenden Themen ausgetauscht werden. INFOS & ANMELDUNG

22.11.2022 – 10:00-13:00 Uhr, online
ZIA, Seminar Update Taxonomie – Was gibt es Neues?
Die neuen Anforderungen des Action Plan on Sustainable Finance der EU für die Immobilienwirtschaft werden bei der Veranstaltung des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) vermittelt. INFOS & ANMELDUNG

22.11.2022 – 10:30-12:00 Uhr, online
ACEA, Panel Discussion Getting zero-emission trucks on the road
This event organized by the Association des Constructeurs Européens d’Automobiles (ACEA) will focus on the requirements in transport and logistics in order to bring more battery-electric or hydrogen-powered trucks onto the market. INFOS & REGISTRATION

22.11.2022 – 10:45-17:00 Uhr, online
BPB, Seminar Digitaler Tag im Netzwerk Verstärker 2022
Der Schwerpunkt des Digitalen Tags der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) sind Verstärker Methodenworkshops, bei denen Wissen, Methoden und Anregungen geteilt werden sollen. INFOS & ANMELDUNG

22.11.2022 – 14:00-15:30 Uhr, online
DBU, Podiumsdiskussion Bedrohte Artenvielfalt – Quo vadis Weltnaturgipfel?
Anlässlich der Weltnaturkonferenz werden bei der Veranstaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Möglichkeiten zum Schutz der Ökosysteme und zur Verhinderung des weltweiten Artensterbens diskutiert. INFOS & ANMELDUNG

22.11.2022 – 18:30 Uhr, Berlin
BDE, Diskussion Weiterentwicklung des Systemgeschäfts für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft
Im Zentrum des Parlamentarischen Abends, veranstaltet vom Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), stehen die neuen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft, sowie die Neuerungen durch die europäische Verpackungsverordnung. ANMELDUNG VIA MAIL

30.11.2022 – 09:30-16:30 Uhr, Lüdenscheid
Eco, Seminar KG IoT/DC: Datacenter als integratives Element nachhaltiger Smart City/Building Lösungen
Bei der Veranstaltung des Verbandes der Internetwirtschaft (Eco) werden Nachhaltigkeitsfragen diskutiert und nachhaltige Lösungskonzepte vorgestellt. ANMELDUNG BIS 21.11.2022

Maroš Šefčovič: “Die Ukraine könnte eine Rohstoff-Supermacht werden”

Herr Šefčovič, Sie haben während der EU Raw Materials Week mit der Ukraine eine Vereinbarung über die Digitalisierung von geologischen Daten unterzeichnet. Was erhoffen sich beide Partner davon?

Die Ukraine könnte eine Rohstoff-Supermacht werden. Aber bis jetzt liegen die meisten Daten zu den kritischen Rohstoffen nur in Papierform vor. Wir wollen in diesem Prozess die vollständige Digitalisierung des Archivs aller bekannten Quellen erreichen, sodass alle Investoren und alle interessierten Unternehmen prüfen können, welche Rohstoffe in der Ukraine verfügbar sind und was für den Abbau getan werden muss. Und natürlich ist dies auch für ein gesundes Geschäftsumfeld wichtig. Der digitale Zugang zu den Informationen und digitale Auktionen würden die Transparenz des gesamten Prozesses und der Investitionen enorm erhöhen.

Mit der Ukraine vereinbarte die EU bereits im Sommer 2021 ihre erste Partnerschaft für kritische Rohstoffe und Batterien. Dann begann Russland den Krieg. Wie kann es mit dieser Zusammenarbeit nun überhaupt weitergehen?

Wir beobachten die Ukraine vom ersten Tag an. Die ukrainische Regierung, das Parlament und die Verwaltung funktionieren trotz des Krieges bemerkenswert gut. Deshalb bereiten wir schon jetzt den Wiederaufbau vor. Normalerweise haben die Investitionen in den Abbau von Rohstoffen eine recht lange Vorlaufzeit. Daher arbeiten wir derzeit mit den ukrainischen Behörden und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zusammen, um einen Katalog möglicher Investitionen vorzubereiten und eine angemessene Prüfung der Sorgfaltspflichten durchzuführen. Sobald der Frieden wiederhergestellt ist, können Investitionen viel schneller getätigt werden.

Auf der COP27 hat Kommissionspräsidentin von der Leyen vergangene Woche zwei weitere Rohstoffpartnerschaften mit Kasachstan und Namibia unterzeichnet. Welche Partnerschaften sind noch geplant?

Wir haben auch eine Partnerschaft mit Kanada unterzeichnet und arbeiten an Kooperationen mit anderen Ländern. Außerdem wollen wir in Zukunft unsere Rohstoffhandelsdiplomatie nutzen: Wenn wir Freihandelsabkommen unterzeichnen, wollen wir sicherstellen, dass es ein Kapitel über kritische Rohstoffe gibt.

Eine Maßnahme des EU Critical Raw Materials Act soll sein, strategische europäische Projekte im Rohstoffbereich zu kennzeichnen. Was bedeutet das genau?

Gemeinsam mit unseren Mitgliedstaaten und Partnern verleihen wir Projekten, die für einen bestimmten kritischen Rohstoff strategisch wichtig sind, ein Label. Das bedeutet, dass wir bereit wären, bei den jeweiligen Machbarkeitsstudien zu helfen. Dafür möchten wir die Zusicherung haben, dass der CO2-Fußabdruck gering ist, dass Umweltvorschriften eingehalten und soziale Normen erfüllt werden. Dies würde den Weg für die Mobilisierung von europäischen Investoren ebnen.

Ein solches Label können also auch Projekte außerhalb von Europa erhalten?

Ja. Wir wollen die Rohstoffe, die wir in Europa und in unserer Nachbarschaft haben – in der Ukraine, in Grönland, Norwegen und auf dem westlichen Balkan – nutzen. Wie Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union erwähnt hat, wollen wir außerdem einen Souveränitätsfonds einführen, den wir unter anderem für Investitionen in strategische Rohstoffprojekte nutzen könnten, auch wenn sie außerhalb Europas liegen.

Sie wollen für kritische Rohstoffe wettbewerbsfähige Nachhaltigkeitsstandards etablieren – genau wie in der Batterieverordnung, die zurzeit im Trilog verhandelt wird.

Wir haben die Europäische Batterie-Allianz 2017 gegründet, als wir noch überhaupt nicht auf der Landkarte der Batteriewelt vertreten waren. Heute gibt es mehr als 100 Projekte und wir haben mehr als 130 Milliarden Euro in diesen Sektor investiert. Wenn man die Erfahrungen von Industriepartnern, Wissenschaft, Mitgliedstaaten und Zivilgesellschaft zusammenbringt, kann man in kürzester Zeit einen drastischen Wandel erreichen. Eine weitere Lehre, die wir daraus gezogen haben, war, dass man nicht nur einen starken Antrieb für den Aufbau von Industrie und Kompetenz braucht – sondern auch die kritischen Rohstoffe. Deshalb haben wir die Europäische Rohstoffallianz gegründet. Der gemeinsame Ansatz ist, dass wir sehr viel Wert auf wettbewerbsfähige Nachhaltigkeit legen. Wir wollen klarstellen, dass die Produkte, sobald sie auf dem europäischen Markt sind, unseren Vorschriften entsprechen und diese einhalten: Transparenz darüber, woher die Rohstoffe stammen, wie hoch der CO2-Ausstoß des Produkts war und wie das Produkt recycelt wird.

Weil der Inflation Reduction Act Unternehmen Anreize bietet, in den USA zu produzieren, hinterfragen Batteriehersteller wie Northvolt oder Tesla den Bau von Fabriken hier in Europa. Fürchten Sie, dass weitere Firmen ihren Blick in Richtung USA wenden?

Wir haben dieses Thema bei unseren amerikanischen Partnern angesprochen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten sollten wir als engste Verbündete auch so wichtige Gesetze wie den Inflation Reduction Act besprechen. Er hat das Potenzial, sehr negative Auswirkungen auf die europäische Industrie zu haben, insbesondere auf neue Industrien wie die der Batterien. Wir diskutieren diese Fragen und ich hoffe, dass wir eine Lösung finden werden.

Sollte die EU mit eigenen, neuen Subventionen reagieren, etwa über RePowerEU?

In erster Linie sollten wir diese Frage in den Gesprächen klären. Gleichzeitig ist ganz klar, dass es wichtig ist, die Ziele der neuen Industriepolitik in Europa zu verfolgen. Wir müssen verschiedene Mittel zur Unterstützung der europäischen Industrie entwickeln, insbesondere in den Technologiebereichen, die einen entscheidenden Einfluss auf ihre Wettbewerbsfähigkeit haben. Wir werden mit unseren amerikanischen Partnern sprechen und müssen uns gleichzeitig darauf einstellen, dass der Wettbewerb unter den großen Wirtschaftsmächten dieses Jahrhunderts viel furchteinflößender sein wird, als wir vor einigen Jahren vielleicht noch dachten.

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News

“Loss and Damage”: Indien und China unter Druck

Frans Timmermans hat China aufgerufen, sich an der Finanzierung eines Loss-and-Damage-Mechanismus zu beteiligen. Der EU-Klimazar (Portrait) sagte am Mittwoch auf der COP: “China ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Warum sollten sie nicht für die Finanzierung von Verlusten und Schäden mitverantwortlich sein?”

Zu einem Vorschlag der G77-Gruppe und China sagte er: “Laut dem Vorschlag der G77 sollen alle Entwicklungsländer unterstützt werden. Wir sind der Meinung, dass wir uns auf die vulnerabelsten Länder konzentrieren müssen.”

Die EU sei zudem bereit, schneller zu einer Einigung über Verluste und Schäden zu gelangen. Statt in zwei Jahren könne man sich darauf einlassen, schon im kommenden Jahr eine Regelung für die Finanzierung zu finden, so Timmermans. Man müsse schnell mit der Finanzierung anfangen und dürfe deshalb nicht auf eine Fazilität warten. Timmermans kündigte einen Alternativ-Vorschlag zum G77-Vorschlag an. Zudem hat die EU angekündigt, im Rahmen der EU-Africa Global Gateway Initiative 60 Millionen Euro für Loss and Damage bereitzustellen.

Auch Mauritius, Jamaika und Ghana fordern, dass nicht nur die westlichen Industrieländer in einen Fonds zur Finanzierung des Wiederaufbaus nach Klimakatastrophen einzahlen. “Diejenigen, die CO2 emittieren, sollten einen Beitrag leisten”, sagte Matthew Samuda, Leiter der COP27-Delegation Jamaikas. Der mauritische Umweltminister Kavydass Ramano will, dass “alle großen Emittenten” Mittel zur Verfügung stellen, berichtet Bloomberg. Vertreter Südafrikas und Malis auf der COP sagten demnach, China und Indien sollten sich freiwillig beteiligen. Ein Sprecher der indischen Delegation lehnte einen Pflicht-Beitrag ab.

Kein Freifahrtschein

Schon zu Beginn COP hatte Gaston Browne, Premierminister von Antigua und Barbuda, im Namen der Inselstaaten (AOSIS) gesagt, China und Indien hätten als größter und drittgrößter CO2-Emittent eine Verpflichtung, in einen Fonds für Verluste und Schäden einzuzahlen. “Ich glaube nicht, dass es einen Freifahrtschein für irgendein Land gibt, und ich sage das nicht mit Bitterkeit”, hatte Browne gesagt.

Chinas Chefverhandler Xie Zhenhua hatte Unterstützung für einen solchen Fonds geäußert und eine Beteiligung an einem Loss-and-Damage-Mechanismus angekündigt. Allerdings hatte er einen finanziellen Beitrag vorerst ausgeschlossen. nib/luk

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Energiecharta: Abstimmung im Rat verschoben

Eigentlich stand die Energiecharta gestern auf der Agenda des Ausschusses der ständigen Vertreter. Dieser sollten sich einigen, ob die EU am kommenden Dienstag die Reform des umstrittenen Vertrags mittragen wird. Doch im letzten Moment hat die tschechische Ratspräsidentschaft die Energiecharta von der Tagesordnung der Punkte genommen, die ohne Diskussion angenommen werden.

Zu groß ist inzwischen das Risiko einer Sperrminorität. Nach Polen, Spanien, der Niederlande, Slowenien, Frankreich hat letzte Woche auch Deutschland angekündigt, aus der Charta auszutreten. Das schlägt sich auch auf ihre Position im Rat nieder. Aller Voraussicht nach wird keine qualifizierte Mehrheit für die Annahme des Reformtextes zusammenkommen. Neben Deutschland hat nun auch Frankreich angekündigt, sich bei der Abstimmung zu enthalten. Auch Spanien und Polen werden die Reform nicht mittragen. Belgien, die Niederlande und Luxemburg erwägen ebenfalls, sich zu enthalten.

Der letzte Kompromiss des Ratsentscheids war im Vergleich zum Kommissionsvorschlag bereits stark verwässert worden. Demnach sollte das Mandat lauten “eine Stimme abzugeben und keinen Einspruch zu erheben”. Das käme allerdings einer Zustimmung gleich.

Der EU bleibt nicht mehr viel Zeit um ihre Position festzlegen. Am 22. November stimmen die ECT-Staaten über die Reform ab. Doch nun kann das EU-Mandat nicht wie geplant am Freitag im Rat für Allgemeine Angelegenheiten formell angenommen werden. Wann die Energiecharta nun im Ausschuss der ständigen Vertreter diskutiert wird, stand gestern Abend noch nicht fest.

Währenddessen kursiert seit gestern ein Brief, in dem Mitglieder des Parlamentes die EU-Kommission zum Austritt aus der Energiecharta auffordern. Darin kritisieren Mitglieder von den Grünen, Renew, S&D und den Linken, dass der ECT-Reformtext weder mit dem EU Green Deal noch mit den EU Klimagesetzen vereinbar sei, noch mit der EU-Strategie zur Begrenzung der Abhängigkeit von fossilen Energien. Unterschrieben wurde der Brief von Maria Arena, Aurore Lalucq (S&D), Manon Aubry, Helmut Scholz (GUE/NGL), Pascal Durand, Marie-Pierre Vedrenne (Renew), sowie Saskia Bricmont, Philippe Lamberts und Anna Cavazzini (Grüne). cw

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EU-Kommission: Kroatien, Rumänien und Bulgarien bereit für Schengen

Kroatien, Rumänien und Bulgarien sind nach Ansicht der EU-Kommission bereit für einen Beitritt zum Schengen-Raum. Die drei Staaten hätten wesentlich zum reibungslosen Funktionieren des
Schengen-Raums beigetragen, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit.

Alle drei sind bereits teilweise an die Schengen-Regeln gebunden, es gibt allerdings noch Kontrollen an ihren Grenzen. Die Brüsseler Behörde sagte, ein erweiterter Schengen-Raum würde zu Europas Sicherheit beitragen, etwa durch besseren Grenzschutz und mehr Kooperation der Polizei.

Im Schengen-Raum, dem derzeit insgesamt 26 europäische Länder angehören, gibt es in der Regel keine stationären Personenkontrollen an den Grenzen und Schengen-Staaten stellen etwa gemeinsame Visa für Reisende aus.

Für die Aufnahme müssen Länder bestimmte Kriterien erfüllen, unter anderem bei der polizeilichen Zusammenarbeit und dem Schutz personenbezogener Daten. Die bestehenden Schengen-Mitglieder müssen einem Beitritt einstimmig zustimmen.

Eine Abstimmung über den Beitritt soll nun am 8. Dezember stattfinden. Der Rat der EU-Staaten hatte bereits im Dezember 2021 befunden, dass Kroatien die Voraussetzungen grundsätzlich erfüllt. Es gilt als wahrscheinlich, dass Kroatien nun die letzte Hürde nimmt und ab 2023 Mitglied werden kann. Ob die Staaten auch dem Beitritt von Bulgarien und Rumänien zustimmen werden, ist unklar – so haben insbesondere die Niederlande Vorbehalte. dpa

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Kretschmann will EU-Fördergelder auch für wirtschaftsstarke Regionen

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fordert die EU auf, das Beihilferecht so zu ändern, dass auch wirtschaftsstarke Regionen Strukturhilfen bekommen können. Beim Jahrestreffen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft des Bundeslandes in Brüssel, an dem auch Industriekommissar Thierry Breton und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) teilnahmen, sagte Kretschmann: “Wenn Europa im internationalen Wettbewerb ganz vorne mitspielen will, muss es seine Innovationsregionen wie Baden-Württemberg stärken.” Die EU müsse dafür neue Instrumente schaffen.

Kretschmann hatte den Strategiedialog unter Beteiligung von Herstellern wie Porsche und Mercedes sowie Zulieferern wie Bosch ins Leben gerufen, um die Transformation in der Branche zu begleiten. Bei dem Treffen wurde ein Impulspapier vorgelegt mit weiteren Forderungen. Das Instrument der “Important Projects of Common European Interest (IPCEI)” habe sich bewährt und solle ausgebaut werden.

Auf EU-Ebene müsse ein Format zur Begleitung der Transformation aufgesetzt werden, an dem Industrie, Gewerkschaften, Politik und die Wissenschaft beteiligt werden. Eine Blaupause dafür könne der Strategiedialog aus Baden-Württemberg sein. Neue Geldquellen zur Förderung sollten erschlossen werden. So könnte der Innovationsfonds des Emissionshandelssystems auch für Innovationen im Bereich der Automobilwirtschaft geöffnet werden.

Bedarfsanalyse für Schwerlastverkehr angemahnt

Die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe müsse mit größerem Ehrgeiz ausgebaut werden. Es fehle eine Marktprognose für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs. Andernfalls sei es nicht möglich, die Stromnetzentwicklung für batterieelektrische Lkws und die Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur für Brennstoffzellen-Lkws zielgerichtet voranzutreiben. Zudem mahnt Baden-Württemberg dringend einen regulatorischen Rahmen für den Markthochlauf von synthetischen Kraftstoffen im Verkehr an.

Als dritten Schwerpunkt wird eine Offensive bei der Digitalisierung und der Datensouveränität gefordert. Der Data-Act müsse optimale Grundlagen für die Nutzung und das Teilen von Mobilitätsdaten liefern. Bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für Künstliche Intelligenz müsse ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Sicherheit und dem möglichen Nutzen der Technologien gewahrt werden.

Es seien die Grundlagen dafür zu schaffen, dass künftig öffentliche Aufgabenträger über die bisherigen Delegierten Verordnungen hinaus im Mobilitätsbereich bestimmte Daten erheben und bereitstellen müssen. Ziel müsse sein, europaweit durchgängige Mobilitätsdienste anbieten zu können. mgr

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Presseschau

Polen bewertet Explosion als Unfall, Ukraine verlängert Kriegsrecht ZEIT
“Ein echter Hoffnungsträger”: EU will mit Ägypten Wasserstoff-Produktion ausbauen N-TV
Erster Gesetzesentwurf: EU-Kommission schlägt fixen Gaspreisdeckel vor FAZ
Ungarns Ablehnung des EU-Darlehens für die Ukraine in der Kritik EURACTIV
Ankara raffiniert für EU und USA: Russland umgeht dank Türkei offenbar Ölembargo N-TV
Ab 5. Dezember gelten Sanktionen auf Rohöl – Öl aus Russland: Wie China sich auf EU-Sanktionen vorbereitet FINANZMARKTWELT
EU says China should contribute funding for climate “loss and damage” REUTERS
Schiffahrt: Iran gibt griechische Tanker nach monatelangem Streit wieder frei HANDELSBLATT
Bundesbank: Digitaler Euro könnte in drei Jahren kommen FAZ
Irish minister appointed as EU lead on climate damage talks STANDARD
Greenpeace fordert EU zu mehr Schutz für Artenvielfalt auf MERKUR
EU-Kommission zu Schengen: Kroatien, Rumänien und Bulgarien sind bereit ZDF
Verbrenner-Aus nimmt letzte Hürde: 2035 ist in der EU Schluss WINFUTURE
EU-Ratspräsidentschaft legt neuen Kompromiss zu politischer Werbung vor EURACTIV
EU-Finanzkommissarin fordert globale Krypto-Regeln – “Vorsicht ist vielleicht nicht der schlechteste Ansatz” HANDELSBLATT
Apple wird angeblich Chips in den USA und der EU einkaufen STADT-BREMERHAVEN
EUGH: Entschädigung auch bei Verspätung eines Anschlussfluges außerhalb der EU bei einheitlicher Flugbuchung ANWALT
Schweden verabschiedet umstrittene Verfassungsänderung zu Spionage HANDELSBLATT

Standpunkt

Russlands Krieg gehört auf die Klima-Agenda

Von Arshak Makichyan
Klimaaktivist Arshak Makichyan in einer braunen Jacke bei einem Protest in Berlin mit einem Pappschild. Er steht neben zwei Frauen, die ebenfalls ein Schild halten.
Arshak Makichyan, ein bekannter Klimaaktivist aus Russland, bei einem Protest in Berlin.

Die durch Russlands Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise und geopolitische Faktoren erschweren den Kampf gegen die Klimakrise. In ihren Eröffnungserklärungen auf der COP27 verurteilten die Staats- und Regierungschefs zwar Putins Vorgehen und drängten auf ein stärkeres Engagement im Klimaschutz und für saubere Energien.

Aber für mich gibt es keinen Zweifel: Putins Abwesenheit vom Gipfel stellt ein erhebliches Hindernis für die Verhandlungen dar. Zugleich verschärft Russlands Krieg mit jedem Tag, den er andauert, die Klimakrise. Angesichts der weltweiten Sanktionen weigerte sich Putin, an den Gesprächen auf der COP27 teilzunehmen.

Er überließ es dem russischen Klimabeauftragten Ruslan Edelgeriev, zu versichern, dass das Land seinen Klimaverpflichtungen treu bleibe. Aber wenn russische Politiker sagen, dass sie den Verpflichtungen des Landes nachkommen werden, ist unklar, von welchen Verpflichtungen sie sprechen.

Trotz all der Jahre, in denen Russland an Klimaverhandlungen teilgenommen hat, gibt es im Land immer noch keine Klimapolitik. Die offizielle russische Klimastrategie besagt sogar, dass die russischen Emissionen steigen werden. Stattdessen werden sie sehr wahrscheinlich sinken – doch das ist eine direkte Folge der Wirtschaftskrise in Russland und damit eine Folge des Krieges. Mit den Klimaverpflichtungen des Landes hat es nichts zu tun, sondern mit den Folgen der Krise für die russische fossile Energieindustrie.

Russische Delegation blendet Probleme aus

Gleichzeitig geht es den riesigen Wäldern Russlands immer schlechter. Seit dem Beginn von Putins Krieg werden die Waldbrände immer heftiger, und es wird nur noch schlimmer werden. Es ist eine große Bedrohung für die Russinnen und Russen und die Menschen überall, wenn die Wälder des größten Landes der Welt brennen.

Die offizielle russische Delegation wird bei den Gesprächen jedoch weder darüber noch über eines der vielen Probleme sprechen, die die Menschen zu Hause betreffen. Stattdessen wird sie unverhohlen mit Russlands “angemessenem” Verhalten feilschen und hoffen, dass die Welt weiterhin Diktaturen für fossile Brennstoffe bezahlt. Doch das würde in naher Zukunft zu einer weiteren Katastrophe führen. Die Klimakrise würde Tausende von Menschen töten und Millionen obdachlos machen.

Greenpeace Russland ist regelmäßig davon bedroht, verboten zu werden oder von den Behörden als ausländischer Agent eingestuft zu werden. Verfolgt werden die Aktivisten vor allem wegen ihrer Kampagnen gegen Gesetze, die das Ökosystem des Baikalsees bedrohen.

Botschaften von Aktivisten werden nicht berücksichtigt

Formal stehen solche lokal definierten Themen auf der COP27 nicht zur Debatte, und sicherlich werden die Leben dieser Aktivisten nicht gezählt. Doch die Bedeutung dieses Ökosystems für die Welt ist unbestreitbar. Etwa 20 Prozent des weltweiten Süßwassers sind durch Korruption und den Missbrauch der Natur im Baikalsee bedroht.

In Verbindung mit den klimabedingten Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der Hälfte der Weltbevölkerung stellt sich die Frage, warum nicht nur dies, sondern sogar der Krieg bei diesen Verhandlungen nicht thematisiert wird.

Der Krieg ist der Elefant im Raum dieser Konferenz. Zwar wurde er in den Eröffnungsvorträgen etwas hervorgehoben. Aber selbst die unübersehbare Tatsache, dass Putins Krieg aus meiner Sicht alle Verhandlungsfortschritte um Jahrzehnte zurückgeworfen hat, wird nicht offiziell diskutiert.

Es gibt eine lange Geschichte, in der die Botschaften von Aktivisten wie mir, unsere Arbeit und die Bedrohungen, denen wir begegnen, nicht berücksichtigt wurden, insbesondere in Krisenjahren wie diesem. Aber es ist schwierig, die enorme Gefahr zu ignorieren, die darin besteht, die unmissverständliche Realität jetzt nicht anzugehen.

Die Welt hat nicht gehandelt, als Russland Tschetschenien und Georgien angriff, die Krim besetzte und Syrien bombardierte – dieser Krieg in der Ukraine darf nicht ein weiteres Mal zum Anlass genommen werden, die Augen zu verschließen.

Krieg macht viele Fortschritte zunichte

Die aktuelle Situation macht deutlich: Autoritäre Regime wie Russland können die ganze Welt erpressen, indem sie Gespräche blockieren und schweigen, um ihre Macht zu schützen und Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zu legitimieren. Nicht nur die Klimapolitik ist davon zunehmend betroffen, sondern auch alles andere – egal, ob in den autoritären Ländern selbst oder durch die Kriege, die sie gegen ihre Nachbarn führen.

In Demokratien kann die Zivilgesellschaft die Position eines Landes beeinflussen und dafür sorgen, dass die Klimapolitik an die veränderte Situation angepasst wird. Zwar passiert das in Russland derzeit. Allerdings nicht wegen der Treibhausgasemissionen, sondern wegen der riesigen Menge an Petrodollars, mit denen das Regime in Russland bislang finanziert wird, und weil die bisherigen Käuferländer jetzt die Notwendigkeit spüren, sich von Putins fossiler Erpressung zu lösen.

In Ländern mit autoritären Regimen ist die Sache viel komplizierter als in Demokratien. Mein Klimaaktivismus beispielsweise hat dazu geführt, dass mir meine einzige Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Aktivisten jeder Art dürfen in Russland nicht mehr protestieren.

Der Krieg hat alle Fortschritte zunichtegemacht, die wir im Laufe der Jahre gemacht haben. Jetzt wird die Umweltpolitik in Russland auf Arbeitseinsätze reduziert, bei denen die Leute Müll aufsammeln, wo und wann es ihnen aufgetragen wird.

COP27: Verhandelt Russland für das Klima oder für seinen Krieg?

Die Tatsache, dass die internationalen Gespräche auf der COP27 nicht in der Lage sind, Russlands Kriegstreiberei direkt zu konfrontieren, bedeutet letztlich, dass Ruslan Edelgiriev, Berater des Präsidenten in Klimafragen, für die Aufhebung der Sanktionen in Bereichen der Klimapolitik eintreten kann.

Diese Linie hat er in zahlreichen Reden vertreten. Es ist jedoch offensichtlich, dass er beispielsweise nicht den klimarelevanten Bereich der erneuerbaren Energien meint. Solar- und Windenergie erzeugen derzeit weniger als ein Prozent des Stroms in Russland, und ein weiterer Ausbau ist nicht geplant. Stattdessen meint er etwas anderes, indem er zum Beispiel andeutet, dass Russland die Kohlenstoffneutralität früher als bis zum Jahr 2060 erreichen könnte, wenn die Sanktionen gelockert würden.

Seit mehr als 20 Jahren ist die russische Politik und das russische Handeln in der Klimakrise trotz aller COPs völlig unzureichend. Ich selbst hätte ohne den Klimastreik von Greta Thunberg weder von der Klimakrise noch von der Existenz von Klimaverhandlungen erfahren.

In Russland beschäftigt sich niemand ernsthaft mit diesem Thema. Das von Putin kontrollierte Staatsfernsehen verbreitet Weltverschwörungstheorien und führt das russische Volk in die Irre. Und deshalb ist es nur logisch, dass Ruslan Edelgiriev die Klimakrise nicht ernst nimmt, obwohl sie Millionen von Menschen in Russland bedroht. Auf der COP25 vor drei Jahren in Madrid sagte er mir, dass Aktivisten nichts anderes täten als zu schreien. Jetzt dürfen wir nicht einmal das.

Dennoch meint Edelgiriev es mit einigen Dingen ernst, zum Beispiel mit der Aufhebung der Sanktionen, der Rückbesinnung auf Russlands enorme Gewinne aus fossilen Brennstoffen und der Förderung der Kernkraft, um wieder mehr Einfluss auf die Energiesysteme anderer Länder zu gewinnen. In Russland wurde die Ausarbeitung eines Plans zur Umsetzung der langfristigen Strategie für eine kohlenstoffarme Entwicklung auf das Jahr 2023 verschoben, während die weltweiten Verhandlungen auf der COP27 weitergehen. Mit anderen Worten: Klimamaßnahmen in Russland werden morgen und nur morgen kommen – aber morgen kommt nie.

“Ich bitte die internationale Gemeinschaft um Hoffnung.”

Vor drei Jahren schien es mir, dass Russland nicht aufgeben würde, dass wir auf die Straße gehen würden, bis sich wirklich etwas ändert. Nach allem, was mir und meinem Land seitdem widerfahren ist, kann ich dieses Vertrauen nicht mehr haben. Deshalb bitte ich die internationale Gemeinschaft um Hoffnung.

Für den Krieg wie auch für die Klimakrise gibt es keine einfachen Lösungen, und wir haben schwierige Jahre vor uns. Aber je länger wir echte und direkte Maßnahmen hinauszögern, desto höher sind die Kosten. Lassen Sie uns nicht noch mehr vom Fortschritt der Welt wegen Leuten wie Putin aufs Spiel setzen.

Arshak Makichyan ist ein bekannter Klimaaktivist aus Russland. Er streikte in Moskau seit 2019 jeden Freitag allein für das Klima und organisierte die russische Fridays-for-Future-Bewegung. Als Russland 2022 in die Ukraine einmarschierte, protestierte er vom ersten Tag an gegen den Krieg. Um einer Inhaftierung zu entgehen, reiste er im März nach Berlin, wo er derzeit lebt. Wegen seines Engagements wurde ihm vor Kurzem die russische Staatsbürgerschaft – seine einzige – entzogen.

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    • So soll der Gaspreisdeckel funktionieren
    • Exklusiv: Kommission will Steuererhöhungen für Zigaretten
    • Termine
    • Maroš Šefčovič: “Die Ukraine könnte eine Rohstoff-Supermacht werden”
    • “Loss and Damage”: Indien und China unter Druck
    • Energiecharta: Abstimmung im Rat verschoben
    • EU-Kommission: Kroatien, Rumänien und Bulgarien bereit für Schengen
    • Kretschmann will EU-Fördergelder auch für wirtschaftsstarke Regionen
    • Russlands Krieg gehört auf die Klima-Agenda
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    der europäische Gaspreisdeckel nimmt weiter Gestalt an. Die EU-Kommission hat in einem Eckpunktepapier nun eine Preisobergrenze erarbeitet. Diese soll für Geschäfte auf Basis des niederländischen Preisindex TTF, die jeweils für den Folgemonat abgeschlossen werden, gelten. Manuel Berkel hat das bislang unveröffentlichte Papier analysiert.

    Rauchen soll nach dem Plan der EU-Kommission künftig deutlich teurer werden. Der Vorschlag, der Europe.Table exklusiv vorliegt, sieht vor, dass die Mitgliedstaaten die Mindeststeuern an ihre Kaufkraft koppeln sollen. Was das genau für Deutschland bedeutet, und welche Kritik sich jetzt schon abzeichnet, hat Markus Grabitz aufgeschrieben.

    Meine Kollegin Leonie Düngefeld ist diese Woche in Brüssel auf der EU Raw Materials Week. Dort hat Maroš Šefčovič, Kommissar für Interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau, gestern eine Vereinbarung mit der Ukraine unterzeichnet, um die Rohstoffpartnerschaft voranzubringen. Dort denke man schon an den Wiederaufbau und die Investitionen, die nach Kriegsende möglich sein könnten, sagt Šefčovič im Interview.

    Ihre
    Lisa-Martina Klein
    Bild von Lisa-Martina  Klein

    Analyse

    So soll der Gaspreisdeckel funktionieren

    Die Kommission hat Eckpunkte für eine Preisobergrenze im Gashandel erarbeitet. Gelten soll sie für Geschäfte auf Basis des niederländischen Preisindex TTF, die jeweils für den Folgemonat abgeschlossen werden. Dieser Preis spiele eine Schlüsselrolle als Referenz auf dem europäischen Großhandelsmarkt für Gas, schreibt die EU-Kommission in einem noch unveröffentlichten Papier, über das die Botschafter der Mitgliedstaaten am Mittwoch berieten und das Europe.Table vorliegt (zum Dokument).

    Wirksam werden soll die Obergrenze allerdings nur, wenn es auf dem weltweiten LNG-Markt nicht ebenfalls zu Preissprüngen kommt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die EU weiter Flüssiggas importiert.

    Eine konkrete Preisobergrenze für den market correction mechanism wird in dem Papier noch nicht genannt. Bei der Festlegung könne allerdings der “außergewöhnliche Preisanstieg im August 2022” als Orientierung dienen. Damals erreichte der TTF-Preis für Gaslieferungen im Dezember bis zu 350 Euro pro Megawattstunde, am Mittwoch lag der Index nur noch bei etwa 125 Euro.

    Der Front-Monat ist laut BDEW normalerweise das liquideste Produkt, das unter Future-Kontrakten kurzfristig gehandelt wird. Allerdings weicht die Kommission damit von ihrem Verordnungsentwurf vom 18. Oktober ab. Darin hatte sie noch angekündigt, die Preisobergrenze solle für den Spotmarkt gelten.

    Gashändler können Preisdeckel leicht umgehen

    Der Preisdeckel ist eine Notfallmaßnahme und soll auf ein Jahr befristet sein. Handelsgeschäfte abseits von Börsen sollen wie bereits angekündigt nicht betroffen sein. Ein Nachteil sei deshalb, dass sich der Gashandel auf sogenannte OTC-Geschäfte verlagern könnte, schreibt die Kommission in den Eckpunkten. “Alleine dieser Punkt impliziert, dass der Ansatz wirkungslos sein wird, um die Preise zu deckeln“, sagt DIW-Ökonom Karsten Neuhoff zu Europe.Table.

    Davor warnt auch die Kommission. Zwar könnte der Preisdeckel verhindern, dass einige Verbraucher, die selbst bei extrem hohen Preisen wie im August 2022 weiter Gas nachfragen, zeitweise den Preis für alle setzen. Aber: “Es handelt sich nicht um ein Instrument zur strukturellen Senkung des Preisniveaus, die nur durch zusätzliche angebots- und nachfrageseitige Maßnahmen erreicht werden kann.

    Preisdeckel darf Binnenmarkt nicht behindern

    Die EU-Exekutive hat die Eckpunkte nur auf starken Druck vieler Mitgliedstaaten vorgelegt. Der Rat hatte einen konkreten Legislativvorschlag verlangt, damit die Energieminister am 24. November die Verordnung vom 18. Oktober annehmen können. Überraschend enthält das fünfseitige Papier nun auch einige Artikel als mögliche Bausteine eines Legislativtextes. Erst Anfang der Woche hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den EU-Staaten in einem Brief angekündigt, bis zum Energieministerrat nur eine “ausführliche Übersicht” des Preisdeckels vorlegen zu können.

    Falls der Mechanismus zur Preiskorrektur beschlossen wird, sollen die Mitgliedstaaten allerdings keinen weiteren Einfluss mehr auf ihn haben. Ausgelöst werden soll er automatisch und die Kommission will sich die Befugnis einräumen lassen, den Preisdeckel jederzeit wieder aussetzen zu können.

    Als Kriterien für das Aussetzen werden die Vorbehalte genannt, die auch schon im Verordnungsentwurf vom 18. Oktober aufgeführt waren und kurz darauf von den Staats- und Regierungschefs bestätigt wurden. So dürfe der Preisdeckel etwa nicht die Gasflüsse zwischen den Mitgliedstaaten behindern.

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    Exklusiv: Kommission will Steuererhöhungen für Zigaretten

    Die Kommission will, dass die Verbrauchssteuern auf Tabakprodukte und tabakähnliche Produkte drastisch steigen. Den Plänen zufolge würden sich in Deutschland die Mindestverbrauchssteuern auf Zigaretten verdoppeln. Derzeit beträgt die Tabaksteuer auf Zigaretten in Deutschland 115 Euro je 1000 Stück. Künftig soll der Wert bei 230 Euro je 1.000 Stück liegen.

    Die Mindeststeuern auf Zigarren und Zigarillos würden auf den neunfachen Wert von heute steigen. Bei Pfeifentabak würde die Steuer um 445 Prozent steigen, bei Tabak für die Wasserpfeife um 310 Prozent. Bei Feinschnitt ist eine Anhebung um 167 Prozent vorgesehen. Bei so genannten weniger schädlichen Tabakprodukten, die den Tabak nicht mehr verbrennen, sondern lediglich erhitzen, soll die Steuer niedriger liegen als bei konventionellen Rauchprodukten. Die Kommission schlägt mindestens 91 Euro je 1000 Stück vor. Dies geht aus dem Entwurf der Kommission für eine Richtlinie für Verbrauchssteuern bei Tabakprodukten hervor, der Europe.Table vorliegt. Die Kommission will ihren Vorschlag am 7. Dezember beschließen.

    Die Kommission schlägt vor, Zigarren und Zigarillos als Produktgattungen zu trennen. Dadurch könnten die Mitgliedstaaten für Zigarillos und Zigarren unterschiedliche Steuern festsetzen. Die Kommission will auch nikotinhaltige Liquids für E-Zigaretten Verbrauchssteuern unterwerfen. Demnach soll eine Steuer von zehn Cent je Milliliter bei Liquids mit einem Nikotingehalt von bis zu 15 Milligramm je Milliliter erhoben werden, ab einem Nikotingehalt von 15 Milligramm je Milliliter sollen dann 30 Cent je Milliliter anfallen.  

    In Deutschland wurde zuletzt beschlossen, die Steuer auf Liquids schrittweise anzuheben. Derzeit sind 16 Cent je Milliliter fällig. Der Steuersatz steigt bis 2026 auf 32 Cent je Milliliter.

    Frankreich soll Antreiber sein

    Die Tabaksteuer fällt in die alleinige Kompetenz der Mitgliedstaaten. Wie bei allen anderen Steuerfragen auch bedarf es eines einstimmigen Votums der Mitgliedstaaten, um den Richtlinienvorschlag anzunehmen. Das Europaparlament ist an dem Gesetzgebungsvorhaben nicht beteiligt. Wie in Brüssel zu hören ist, drängt vor allem Frankreich auf höhere Tabaksteuern. Derzeit wichen viele Raucher wegen eines hohen Niveaus der Tabaksteuer ins benachbarte EU-Ausland aus.  

    Die Kommission begründet ihren Vorstoß für drastisch höhere Verbrauchssteuern mit der Gesundheitspolitik. Der Vorschlag sei “integraler Teil des Aktionsplans Europa bekämpft den Krebs”, heißt es in der Begründung für den Gesetzestext. Höhere Tabaksteuern und Preise auf Tabakprodukte hätten sich als die wirksamste Maßnahme gegen den Nikotinkonsum herausgestellt.

    Mit der Richtlinie halte die EU Kurs bei den langfristigen Zielen des Plans zur Bekämpfung von Krebs: Ziel ist es hier, die erste tabakfreie Generation 2040 zu schaffen, in der weniger als fünf Prozent der Bevölkerung Tabak konsumiert.

    Die Mindeststeuern sollen dem Vorschlag zufolge an die Kaufkraft in den jeweiligen Mitgliedstaaten gekoppelt werden. Zwei Drittel der Mindeststeuer soll ein nominaler Betrag sein, ein Drittel der Mindeststeuer ist an die Kaufkraft gekoppelt. Das heißt, die Mindeststeuer fällt etwa in Rumänien, wo die Kaufkraft geringer ist, niedriger aus als in Luxemburg oder in Deutschland. Außerdem soll die Mindeststeuer alle drei Jahre je nach Geldentwertung angepasst werden.

    Ausweichen der Raucher auf den Schwarzmarkt?

    Markus Ferber (CSU) hält den Vorschlag für “einen relativ durchsichtigen Versuch, das hohe französische Besteuerungsniveau für Tabakprodukte nach ganz Europa zu exportieren.” Er rechne nicht mit der Zustimmung im Rat. “Die Kommission muss aufpassen, dass sie nicht überzieht”, so Ferber weiter. “Setzt die Kommission die Steuersätze zu hoch an, besteht die Gefahr, dass Raucher in den Schwarzmarkt ausweichen.”

    Dustin Dahlmann von der European Vaping Alliance, dem E-Zigaretten-Verband auf EU-Ebene, warnt: “Durch die Einführung einer EU-weiten Steuer auf Liquids würde die wesentlich weniger schädliche Alternative, nämlich die E-Zigarette, in vielen weiteren Ländern deutlich zu hoch besteuert.”

    Vor allem in Mitgliedstaaten, die derzeit E-Zigaretten gering oder gar nicht besteuerten, sei mit großen Verwerfungen auf dem Markt zu rechnen. Dahlmann fordert: “Dampfen muss deutlich günstiger sein als Rauchen.”

    Heftige Kritik kommt vom Bundesverband der Zigarrenindustrie. Sollte die Kommission diesen Vorschlag unterbreiten, so handele es sich “um einen massiven und unverhältnismäßigen Eingriff in den Zigarrenmarkt”, sagt Bodo Mehrlein vom Zigarrenverband. Der Markt für Zigarren sei von mittelständischen und meist familiengeführten Unternehmen geprägt.

    “Eine Steigerung der Mindeststeuer um 900 Prozent und eine definitorische Trennung von Zigarren und Zigarillos sind reine Willkür.” Bei Zigarren und Zigarillos handele es sich um reine Nischenprodukte, bei denen sich die Jugendschutzproblematik nicht stelle. Mehrlein warnt: Die Einnahmen aus der Tabaksteuer würden nicht zunehmen, dafür würde aber die Wirtschaftlichkeit vieler Unternehmen zerstört.     

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    Termine

    17.11.2022 – 10:00-11:00 Uhr, online
    Hydrogen Europe, Book Presentation Hydrogen Report 2022
    Hydrogen Europe and Revolve publish the Special Report on Hydrogen, which presents the current state of the art in the hydrogen sector from a policy and market development perspective. INFOS & REGISTRATION

    21.11.2022 – 17:30-19:30 Uhr, Berlin/ online
    DGAP, Panel Discussion Climate Security After COP27
    The subject of this discussion hosted by the German Council on Foreign Relations (DGAP) is how to navigate intersecting crises in a new era of risk. REGISTRATION

    21.11.2022 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
    KAS, Diskussion Die Kongresswahlen in den USA – Eine Analyse aus europäischer Sicht
    Bei dieser Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) soll die bisherige Amtszeit Bidens analysiert, sowie mögliche weitere Entwicklungen in den USA in der zweiten Hälfte von Bidens Amtszeit diskutiert werden. INFOS & ANMELDUNG

    21.11.-23.11.2022, Berlin
    EAB, Seminar European Perspectives on Disinformation
    The aim of the seminar organized by the European Academy Berlin (EAB) is to strengthen transnational exchange and to provide useful tips on how to deal with fake news and disinformation. INFOS & ANMELDUNG

    21.11.-25.11.2022, online
    EEN, Konferenz Transfer Week 2022: Gemeinsam Innovationen gestalten
    Bei der Transfer Week, organisiert vom Enterprise Europe Network (EEN), soll der Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gefördert und Wissen zu zukunftsweisenden Themen ausgetauscht werden. INFOS & ANMELDUNG

    22.11.2022 – 10:00-13:00 Uhr, online
    ZIA, Seminar Update Taxonomie – Was gibt es Neues?
    Die neuen Anforderungen des Action Plan on Sustainable Finance der EU für die Immobilienwirtschaft werden bei der Veranstaltung des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) vermittelt. INFOS & ANMELDUNG

    22.11.2022 – 10:30-12:00 Uhr, online
    ACEA, Panel Discussion Getting zero-emission trucks on the road
    This event organized by the Association des Constructeurs Européens d’Automobiles (ACEA) will focus on the requirements in transport and logistics in order to bring more battery-electric or hydrogen-powered trucks onto the market. INFOS & REGISTRATION

    22.11.2022 – 10:45-17:00 Uhr, online
    BPB, Seminar Digitaler Tag im Netzwerk Verstärker 2022
    Der Schwerpunkt des Digitalen Tags der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) sind Verstärker Methodenworkshops, bei denen Wissen, Methoden und Anregungen geteilt werden sollen. INFOS & ANMELDUNG

    22.11.2022 – 14:00-15:30 Uhr, online
    DBU, Podiumsdiskussion Bedrohte Artenvielfalt – Quo vadis Weltnaturgipfel?
    Anlässlich der Weltnaturkonferenz werden bei der Veranstaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Möglichkeiten zum Schutz der Ökosysteme und zur Verhinderung des weltweiten Artensterbens diskutiert. INFOS & ANMELDUNG

    22.11.2022 – 18:30 Uhr, Berlin
    BDE, Diskussion Weiterentwicklung des Systemgeschäfts für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft
    Im Zentrum des Parlamentarischen Abends, veranstaltet vom Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), stehen die neuen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft, sowie die Neuerungen durch die europäische Verpackungsverordnung. ANMELDUNG VIA MAIL

    30.11.2022 – 09:30-16:30 Uhr, Lüdenscheid
    Eco, Seminar KG IoT/DC: Datacenter als integratives Element nachhaltiger Smart City/Building Lösungen
    Bei der Veranstaltung des Verbandes der Internetwirtschaft (Eco) werden Nachhaltigkeitsfragen diskutiert und nachhaltige Lösungskonzepte vorgestellt. ANMELDUNG BIS 21.11.2022

    Maroš Šefčovič: “Die Ukraine könnte eine Rohstoff-Supermacht werden”

    Herr Šefčovič, Sie haben während der EU Raw Materials Week mit der Ukraine eine Vereinbarung über die Digitalisierung von geologischen Daten unterzeichnet. Was erhoffen sich beide Partner davon?

    Die Ukraine könnte eine Rohstoff-Supermacht werden. Aber bis jetzt liegen die meisten Daten zu den kritischen Rohstoffen nur in Papierform vor. Wir wollen in diesem Prozess die vollständige Digitalisierung des Archivs aller bekannten Quellen erreichen, sodass alle Investoren und alle interessierten Unternehmen prüfen können, welche Rohstoffe in der Ukraine verfügbar sind und was für den Abbau getan werden muss. Und natürlich ist dies auch für ein gesundes Geschäftsumfeld wichtig. Der digitale Zugang zu den Informationen und digitale Auktionen würden die Transparenz des gesamten Prozesses und der Investitionen enorm erhöhen.

    Mit der Ukraine vereinbarte die EU bereits im Sommer 2021 ihre erste Partnerschaft für kritische Rohstoffe und Batterien. Dann begann Russland den Krieg. Wie kann es mit dieser Zusammenarbeit nun überhaupt weitergehen?

    Wir beobachten die Ukraine vom ersten Tag an. Die ukrainische Regierung, das Parlament und die Verwaltung funktionieren trotz des Krieges bemerkenswert gut. Deshalb bereiten wir schon jetzt den Wiederaufbau vor. Normalerweise haben die Investitionen in den Abbau von Rohstoffen eine recht lange Vorlaufzeit. Daher arbeiten wir derzeit mit den ukrainischen Behörden und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zusammen, um einen Katalog möglicher Investitionen vorzubereiten und eine angemessene Prüfung der Sorgfaltspflichten durchzuführen. Sobald der Frieden wiederhergestellt ist, können Investitionen viel schneller getätigt werden.

    Auf der COP27 hat Kommissionspräsidentin von der Leyen vergangene Woche zwei weitere Rohstoffpartnerschaften mit Kasachstan und Namibia unterzeichnet. Welche Partnerschaften sind noch geplant?

    Wir haben auch eine Partnerschaft mit Kanada unterzeichnet und arbeiten an Kooperationen mit anderen Ländern. Außerdem wollen wir in Zukunft unsere Rohstoffhandelsdiplomatie nutzen: Wenn wir Freihandelsabkommen unterzeichnen, wollen wir sicherstellen, dass es ein Kapitel über kritische Rohstoffe gibt.

    Eine Maßnahme des EU Critical Raw Materials Act soll sein, strategische europäische Projekte im Rohstoffbereich zu kennzeichnen. Was bedeutet das genau?

    Gemeinsam mit unseren Mitgliedstaaten und Partnern verleihen wir Projekten, die für einen bestimmten kritischen Rohstoff strategisch wichtig sind, ein Label. Das bedeutet, dass wir bereit wären, bei den jeweiligen Machbarkeitsstudien zu helfen. Dafür möchten wir die Zusicherung haben, dass der CO2-Fußabdruck gering ist, dass Umweltvorschriften eingehalten und soziale Normen erfüllt werden. Dies würde den Weg für die Mobilisierung von europäischen Investoren ebnen.

    Ein solches Label können also auch Projekte außerhalb von Europa erhalten?

    Ja. Wir wollen die Rohstoffe, die wir in Europa und in unserer Nachbarschaft haben – in der Ukraine, in Grönland, Norwegen und auf dem westlichen Balkan – nutzen. Wie Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union erwähnt hat, wollen wir außerdem einen Souveränitätsfonds einführen, den wir unter anderem für Investitionen in strategische Rohstoffprojekte nutzen könnten, auch wenn sie außerhalb Europas liegen.

    Sie wollen für kritische Rohstoffe wettbewerbsfähige Nachhaltigkeitsstandards etablieren – genau wie in der Batterieverordnung, die zurzeit im Trilog verhandelt wird.

    Wir haben die Europäische Batterie-Allianz 2017 gegründet, als wir noch überhaupt nicht auf der Landkarte der Batteriewelt vertreten waren. Heute gibt es mehr als 100 Projekte und wir haben mehr als 130 Milliarden Euro in diesen Sektor investiert. Wenn man die Erfahrungen von Industriepartnern, Wissenschaft, Mitgliedstaaten und Zivilgesellschaft zusammenbringt, kann man in kürzester Zeit einen drastischen Wandel erreichen. Eine weitere Lehre, die wir daraus gezogen haben, war, dass man nicht nur einen starken Antrieb für den Aufbau von Industrie und Kompetenz braucht – sondern auch die kritischen Rohstoffe. Deshalb haben wir die Europäische Rohstoffallianz gegründet. Der gemeinsame Ansatz ist, dass wir sehr viel Wert auf wettbewerbsfähige Nachhaltigkeit legen. Wir wollen klarstellen, dass die Produkte, sobald sie auf dem europäischen Markt sind, unseren Vorschriften entsprechen und diese einhalten: Transparenz darüber, woher die Rohstoffe stammen, wie hoch der CO2-Ausstoß des Produkts war und wie das Produkt recycelt wird.

    Weil der Inflation Reduction Act Unternehmen Anreize bietet, in den USA zu produzieren, hinterfragen Batteriehersteller wie Northvolt oder Tesla den Bau von Fabriken hier in Europa. Fürchten Sie, dass weitere Firmen ihren Blick in Richtung USA wenden?

    Wir haben dieses Thema bei unseren amerikanischen Partnern angesprochen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten sollten wir als engste Verbündete auch so wichtige Gesetze wie den Inflation Reduction Act besprechen. Er hat das Potenzial, sehr negative Auswirkungen auf die europäische Industrie zu haben, insbesondere auf neue Industrien wie die der Batterien. Wir diskutieren diese Fragen und ich hoffe, dass wir eine Lösung finden werden.

    Sollte die EU mit eigenen, neuen Subventionen reagieren, etwa über RePowerEU?

    In erster Linie sollten wir diese Frage in den Gesprächen klären. Gleichzeitig ist ganz klar, dass es wichtig ist, die Ziele der neuen Industriepolitik in Europa zu verfolgen. Wir müssen verschiedene Mittel zur Unterstützung der europäischen Industrie entwickeln, insbesondere in den Technologiebereichen, die einen entscheidenden Einfluss auf ihre Wettbewerbsfähigkeit haben. Wir werden mit unseren amerikanischen Partnern sprechen und müssen uns gleichzeitig darauf einstellen, dass der Wettbewerb unter den großen Wirtschaftsmächten dieses Jahrhunderts viel furchteinflößender sein wird, als wir vor einigen Jahren vielleicht noch dachten.

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    “Loss and Damage”: Indien und China unter Druck

    Frans Timmermans hat China aufgerufen, sich an der Finanzierung eines Loss-and-Damage-Mechanismus zu beteiligen. Der EU-Klimazar (Portrait) sagte am Mittwoch auf der COP: “China ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Warum sollten sie nicht für die Finanzierung von Verlusten und Schäden mitverantwortlich sein?”

    Zu einem Vorschlag der G77-Gruppe und China sagte er: “Laut dem Vorschlag der G77 sollen alle Entwicklungsländer unterstützt werden. Wir sind der Meinung, dass wir uns auf die vulnerabelsten Länder konzentrieren müssen.”

    Die EU sei zudem bereit, schneller zu einer Einigung über Verluste und Schäden zu gelangen. Statt in zwei Jahren könne man sich darauf einlassen, schon im kommenden Jahr eine Regelung für die Finanzierung zu finden, so Timmermans. Man müsse schnell mit der Finanzierung anfangen und dürfe deshalb nicht auf eine Fazilität warten. Timmermans kündigte einen Alternativ-Vorschlag zum G77-Vorschlag an. Zudem hat die EU angekündigt, im Rahmen der EU-Africa Global Gateway Initiative 60 Millionen Euro für Loss and Damage bereitzustellen.

    Auch Mauritius, Jamaika und Ghana fordern, dass nicht nur die westlichen Industrieländer in einen Fonds zur Finanzierung des Wiederaufbaus nach Klimakatastrophen einzahlen. “Diejenigen, die CO2 emittieren, sollten einen Beitrag leisten”, sagte Matthew Samuda, Leiter der COP27-Delegation Jamaikas. Der mauritische Umweltminister Kavydass Ramano will, dass “alle großen Emittenten” Mittel zur Verfügung stellen, berichtet Bloomberg. Vertreter Südafrikas und Malis auf der COP sagten demnach, China und Indien sollten sich freiwillig beteiligen. Ein Sprecher der indischen Delegation lehnte einen Pflicht-Beitrag ab.

    Kein Freifahrtschein

    Schon zu Beginn COP hatte Gaston Browne, Premierminister von Antigua und Barbuda, im Namen der Inselstaaten (AOSIS) gesagt, China und Indien hätten als größter und drittgrößter CO2-Emittent eine Verpflichtung, in einen Fonds für Verluste und Schäden einzuzahlen. “Ich glaube nicht, dass es einen Freifahrtschein für irgendein Land gibt, und ich sage das nicht mit Bitterkeit”, hatte Browne gesagt.

    Chinas Chefverhandler Xie Zhenhua hatte Unterstützung für einen solchen Fonds geäußert und eine Beteiligung an einem Loss-and-Damage-Mechanismus angekündigt. Allerdings hatte er einen finanziellen Beitrag vorerst ausgeschlossen. nib/luk

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    Energiecharta: Abstimmung im Rat verschoben

    Eigentlich stand die Energiecharta gestern auf der Agenda des Ausschusses der ständigen Vertreter. Dieser sollten sich einigen, ob die EU am kommenden Dienstag die Reform des umstrittenen Vertrags mittragen wird. Doch im letzten Moment hat die tschechische Ratspräsidentschaft die Energiecharta von der Tagesordnung der Punkte genommen, die ohne Diskussion angenommen werden.

    Zu groß ist inzwischen das Risiko einer Sperrminorität. Nach Polen, Spanien, der Niederlande, Slowenien, Frankreich hat letzte Woche auch Deutschland angekündigt, aus der Charta auszutreten. Das schlägt sich auch auf ihre Position im Rat nieder. Aller Voraussicht nach wird keine qualifizierte Mehrheit für die Annahme des Reformtextes zusammenkommen. Neben Deutschland hat nun auch Frankreich angekündigt, sich bei der Abstimmung zu enthalten. Auch Spanien und Polen werden die Reform nicht mittragen. Belgien, die Niederlande und Luxemburg erwägen ebenfalls, sich zu enthalten.

    Der letzte Kompromiss des Ratsentscheids war im Vergleich zum Kommissionsvorschlag bereits stark verwässert worden. Demnach sollte das Mandat lauten “eine Stimme abzugeben und keinen Einspruch zu erheben”. Das käme allerdings einer Zustimmung gleich.

    Der EU bleibt nicht mehr viel Zeit um ihre Position festzlegen. Am 22. November stimmen die ECT-Staaten über die Reform ab. Doch nun kann das EU-Mandat nicht wie geplant am Freitag im Rat für Allgemeine Angelegenheiten formell angenommen werden. Wann die Energiecharta nun im Ausschuss der ständigen Vertreter diskutiert wird, stand gestern Abend noch nicht fest.

    Währenddessen kursiert seit gestern ein Brief, in dem Mitglieder des Parlamentes die EU-Kommission zum Austritt aus der Energiecharta auffordern. Darin kritisieren Mitglieder von den Grünen, Renew, S&D und den Linken, dass der ECT-Reformtext weder mit dem EU Green Deal noch mit den EU Klimagesetzen vereinbar sei, noch mit der EU-Strategie zur Begrenzung der Abhängigkeit von fossilen Energien. Unterschrieben wurde der Brief von Maria Arena, Aurore Lalucq (S&D), Manon Aubry, Helmut Scholz (GUE/NGL), Pascal Durand, Marie-Pierre Vedrenne (Renew), sowie Saskia Bricmont, Philippe Lamberts und Anna Cavazzini (Grüne). cw

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    EU-Kommission: Kroatien, Rumänien und Bulgarien bereit für Schengen

    Kroatien, Rumänien und Bulgarien sind nach Ansicht der EU-Kommission bereit für einen Beitritt zum Schengen-Raum. Die drei Staaten hätten wesentlich zum reibungslosen Funktionieren des
    Schengen-Raums beigetragen, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit.

    Alle drei sind bereits teilweise an die Schengen-Regeln gebunden, es gibt allerdings noch Kontrollen an ihren Grenzen. Die Brüsseler Behörde sagte, ein erweiterter Schengen-Raum würde zu Europas Sicherheit beitragen, etwa durch besseren Grenzschutz und mehr Kooperation der Polizei.

    Im Schengen-Raum, dem derzeit insgesamt 26 europäische Länder angehören, gibt es in der Regel keine stationären Personenkontrollen an den Grenzen und Schengen-Staaten stellen etwa gemeinsame Visa für Reisende aus.

    Für die Aufnahme müssen Länder bestimmte Kriterien erfüllen, unter anderem bei der polizeilichen Zusammenarbeit und dem Schutz personenbezogener Daten. Die bestehenden Schengen-Mitglieder müssen einem Beitritt einstimmig zustimmen.

    Eine Abstimmung über den Beitritt soll nun am 8. Dezember stattfinden. Der Rat der EU-Staaten hatte bereits im Dezember 2021 befunden, dass Kroatien die Voraussetzungen grundsätzlich erfüllt. Es gilt als wahrscheinlich, dass Kroatien nun die letzte Hürde nimmt und ab 2023 Mitglied werden kann. Ob die Staaten auch dem Beitritt von Bulgarien und Rumänien zustimmen werden, ist unklar – so haben insbesondere die Niederlande Vorbehalte. dpa

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    Kretschmann will EU-Fördergelder auch für wirtschaftsstarke Regionen

    Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fordert die EU auf, das Beihilferecht so zu ändern, dass auch wirtschaftsstarke Regionen Strukturhilfen bekommen können. Beim Jahrestreffen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft des Bundeslandes in Brüssel, an dem auch Industriekommissar Thierry Breton und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) teilnahmen, sagte Kretschmann: “Wenn Europa im internationalen Wettbewerb ganz vorne mitspielen will, muss es seine Innovationsregionen wie Baden-Württemberg stärken.” Die EU müsse dafür neue Instrumente schaffen.

    Kretschmann hatte den Strategiedialog unter Beteiligung von Herstellern wie Porsche und Mercedes sowie Zulieferern wie Bosch ins Leben gerufen, um die Transformation in der Branche zu begleiten. Bei dem Treffen wurde ein Impulspapier vorgelegt mit weiteren Forderungen. Das Instrument der “Important Projects of Common European Interest (IPCEI)” habe sich bewährt und solle ausgebaut werden.

    Auf EU-Ebene müsse ein Format zur Begleitung der Transformation aufgesetzt werden, an dem Industrie, Gewerkschaften, Politik und die Wissenschaft beteiligt werden. Eine Blaupause dafür könne der Strategiedialog aus Baden-Württemberg sein. Neue Geldquellen zur Förderung sollten erschlossen werden. So könnte der Innovationsfonds des Emissionshandelssystems auch für Innovationen im Bereich der Automobilwirtschaft geöffnet werden.

    Bedarfsanalyse für Schwerlastverkehr angemahnt

    Die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe müsse mit größerem Ehrgeiz ausgebaut werden. Es fehle eine Marktprognose für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs. Andernfalls sei es nicht möglich, die Stromnetzentwicklung für batterieelektrische Lkws und die Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur für Brennstoffzellen-Lkws zielgerichtet voranzutreiben. Zudem mahnt Baden-Württemberg dringend einen regulatorischen Rahmen für den Markthochlauf von synthetischen Kraftstoffen im Verkehr an.

    Als dritten Schwerpunkt wird eine Offensive bei der Digitalisierung und der Datensouveränität gefordert. Der Data-Act müsse optimale Grundlagen für die Nutzung und das Teilen von Mobilitätsdaten liefern. Bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für Künstliche Intelligenz müsse ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Sicherheit und dem möglichen Nutzen der Technologien gewahrt werden.

    Es seien die Grundlagen dafür zu schaffen, dass künftig öffentliche Aufgabenträger über die bisherigen Delegierten Verordnungen hinaus im Mobilitätsbereich bestimmte Daten erheben und bereitstellen müssen. Ziel müsse sein, europaweit durchgängige Mobilitätsdienste anbieten zu können. mgr

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    Standpunkt

    Russlands Krieg gehört auf die Klima-Agenda

    Von Arshak Makichyan
    Klimaaktivist Arshak Makichyan in einer braunen Jacke bei einem Protest in Berlin mit einem Pappschild. Er steht neben zwei Frauen, die ebenfalls ein Schild halten.
    Arshak Makichyan, ein bekannter Klimaaktivist aus Russland, bei einem Protest in Berlin.

    Die durch Russlands Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise und geopolitische Faktoren erschweren den Kampf gegen die Klimakrise. In ihren Eröffnungserklärungen auf der COP27 verurteilten die Staats- und Regierungschefs zwar Putins Vorgehen und drängten auf ein stärkeres Engagement im Klimaschutz und für saubere Energien.

    Aber für mich gibt es keinen Zweifel: Putins Abwesenheit vom Gipfel stellt ein erhebliches Hindernis für die Verhandlungen dar. Zugleich verschärft Russlands Krieg mit jedem Tag, den er andauert, die Klimakrise. Angesichts der weltweiten Sanktionen weigerte sich Putin, an den Gesprächen auf der COP27 teilzunehmen.

    Er überließ es dem russischen Klimabeauftragten Ruslan Edelgeriev, zu versichern, dass das Land seinen Klimaverpflichtungen treu bleibe. Aber wenn russische Politiker sagen, dass sie den Verpflichtungen des Landes nachkommen werden, ist unklar, von welchen Verpflichtungen sie sprechen.

    Trotz all der Jahre, in denen Russland an Klimaverhandlungen teilgenommen hat, gibt es im Land immer noch keine Klimapolitik. Die offizielle russische Klimastrategie besagt sogar, dass die russischen Emissionen steigen werden. Stattdessen werden sie sehr wahrscheinlich sinken – doch das ist eine direkte Folge der Wirtschaftskrise in Russland und damit eine Folge des Krieges. Mit den Klimaverpflichtungen des Landes hat es nichts zu tun, sondern mit den Folgen der Krise für die russische fossile Energieindustrie.

    Russische Delegation blendet Probleme aus

    Gleichzeitig geht es den riesigen Wäldern Russlands immer schlechter. Seit dem Beginn von Putins Krieg werden die Waldbrände immer heftiger, und es wird nur noch schlimmer werden. Es ist eine große Bedrohung für die Russinnen und Russen und die Menschen überall, wenn die Wälder des größten Landes der Welt brennen.

    Die offizielle russische Delegation wird bei den Gesprächen jedoch weder darüber noch über eines der vielen Probleme sprechen, die die Menschen zu Hause betreffen. Stattdessen wird sie unverhohlen mit Russlands “angemessenem” Verhalten feilschen und hoffen, dass die Welt weiterhin Diktaturen für fossile Brennstoffe bezahlt. Doch das würde in naher Zukunft zu einer weiteren Katastrophe führen. Die Klimakrise würde Tausende von Menschen töten und Millionen obdachlos machen.

    Greenpeace Russland ist regelmäßig davon bedroht, verboten zu werden oder von den Behörden als ausländischer Agent eingestuft zu werden. Verfolgt werden die Aktivisten vor allem wegen ihrer Kampagnen gegen Gesetze, die das Ökosystem des Baikalsees bedrohen.

    Botschaften von Aktivisten werden nicht berücksichtigt

    Formal stehen solche lokal definierten Themen auf der COP27 nicht zur Debatte, und sicherlich werden die Leben dieser Aktivisten nicht gezählt. Doch die Bedeutung dieses Ökosystems für die Welt ist unbestreitbar. Etwa 20 Prozent des weltweiten Süßwassers sind durch Korruption und den Missbrauch der Natur im Baikalsee bedroht.

    In Verbindung mit den klimabedingten Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der Hälfte der Weltbevölkerung stellt sich die Frage, warum nicht nur dies, sondern sogar der Krieg bei diesen Verhandlungen nicht thematisiert wird.

    Der Krieg ist der Elefant im Raum dieser Konferenz. Zwar wurde er in den Eröffnungsvorträgen etwas hervorgehoben. Aber selbst die unübersehbare Tatsache, dass Putins Krieg aus meiner Sicht alle Verhandlungsfortschritte um Jahrzehnte zurückgeworfen hat, wird nicht offiziell diskutiert.

    Es gibt eine lange Geschichte, in der die Botschaften von Aktivisten wie mir, unsere Arbeit und die Bedrohungen, denen wir begegnen, nicht berücksichtigt wurden, insbesondere in Krisenjahren wie diesem. Aber es ist schwierig, die enorme Gefahr zu ignorieren, die darin besteht, die unmissverständliche Realität jetzt nicht anzugehen.

    Die Welt hat nicht gehandelt, als Russland Tschetschenien und Georgien angriff, die Krim besetzte und Syrien bombardierte – dieser Krieg in der Ukraine darf nicht ein weiteres Mal zum Anlass genommen werden, die Augen zu verschließen.

    Krieg macht viele Fortschritte zunichte

    Die aktuelle Situation macht deutlich: Autoritäre Regime wie Russland können die ganze Welt erpressen, indem sie Gespräche blockieren und schweigen, um ihre Macht zu schützen und Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zu legitimieren. Nicht nur die Klimapolitik ist davon zunehmend betroffen, sondern auch alles andere – egal, ob in den autoritären Ländern selbst oder durch die Kriege, die sie gegen ihre Nachbarn führen.

    In Demokratien kann die Zivilgesellschaft die Position eines Landes beeinflussen und dafür sorgen, dass die Klimapolitik an die veränderte Situation angepasst wird. Zwar passiert das in Russland derzeit. Allerdings nicht wegen der Treibhausgasemissionen, sondern wegen der riesigen Menge an Petrodollars, mit denen das Regime in Russland bislang finanziert wird, und weil die bisherigen Käuferländer jetzt die Notwendigkeit spüren, sich von Putins fossiler Erpressung zu lösen.

    In Ländern mit autoritären Regimen ist die Sache viel komplizierter als in Demokratien. Mein Klimaaktivismus beispielsweise hat dazu geführt, dass mir meine einzige Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Aktivisten jeder Art dürfen in Russland nicht mehr protestieren.

    Der Krieg hat alle Fortschritte zunichtegemacht, die wir im Laufe der Jahre gemacht haben. Jetzt wird die Umweltpolitik in Russland auf Arbeitseinsätze reduziert, bei denen die Leute Müll aufsammeln, wo und wann es ihnen aufgetragen wird.

    COP27: Verhandelt Russland für das Klima oder für seinen Krieg?

    Die Tatsache, dass die internationalen Gespräche auf der COP27 nicht in der Lage sind, Russlands Kriegstreiberei direkt zu konfrontieren, bedeutet letztlich, dass Ruslan Edelgiriev, Berater des Präsidenten in Klimafragen, für die Aufhebung der Sanktionen in Bereichen der Klimapolitik eintreten kann.

    Diese Linie hat er in zahlreichen Reden vertreten. Es ist jedoch offensichtlich, dass er beispielsweise nicht den klimarelevanten Bereich der erneuerbaren Energien meint. Solar- und Windenergie erzeugen derzeit weniger als ein Prozent des Stroms in Russland, und ein weiterer Ausbau ist nicht geplant. Stattdessen meint er etwas anderes, indem er zum Beispiel andeutet, dass Russland die Kohlenstoffneutralität früher als bis zum Jahr 2060 erreichen könnte, wenn die Sanktionen gelockert würden.

    Seit mehr als 20 Jahren ist die russische Politik und das russische Handeln in der Klimakrise trotz aller COPs völlig unzureichend. Ich selbst hätte ohne den Klimastreik von Greta Thunberg weder von der Klimakrise noch von der Existenz von Klimaverhandlungen erfahren.

    In Russland beschäftigt sich niemand ernsthaft mit diesem Thema. Das von Putin kontrollierte Staatsfernsehen verbreitet Weltverschwörungstheorien und führt das russische Volk in die Irre. Und deshalb ist es nur logisch, dass Ruslan Edelgiriev die Klimakrise nicht ernst nimmt, obwohl sie Millionen von Menschen in Russland bedroht. Auf der COP25 vor drei Jahren in Madrid sagte er mir, dass Aktivisten nichts anderes täten als zu schreien. Jetzt dürfen wir nicht einmal das.

    Dennoch meint Edelgiriev es mit einigen Dingen ernst, zum Beispiel mit der Aufhebung der Sanktionen, der Rückbesinnung auf Russlands enorme Gewinne aus fossilen Brennstoffen und der Förderung der Kernkraft, um wieder mehr Einfluss auf die Energiesysteme anderer Länder zu gewinnen. In Russland wurde die Ausarbeitung eines Plans zur Umsetzung der langfristigen Strategie für eine kohlenstoffarme Entwicklung auf das Jahr 2023 verschoben, während die weltweiten Verhandlungen auf der COP27 weitergehen. Mit anderen Worten: Klimamaßnahmen in Russland werden morgen und nur morgen kommen – aber morgen kommt nie.

    “Ich bitte die internationale Gemeinschaft um Hoffnung.”

    Vor drei Jahren schien es mir, dass Russland nicht aufgeben würde, dass wir auf die Straße gehen würden, bis sich wirklich etwas ändert. Nach allem, was mir und meinem Land seitdem widerfahren ist, kann ich dieses Vertrauen nicht mehr haben. Deshalb bitte ich die internationale Gemeinschaft um Hoffnung.

    Für den Krieg wie auch für die Klimakrise gibt es keine einfachen Lösungen, und wir haben schwierige Jahre vor uns. Aber je länger wir echte und direkte Maßnahmen hinauszögern, desto höher sind die Kosten. Lassen Sie uns nicht noch mehr vom Fortschritt der Welt wegen Leuten wie Putin aufs Spiel setzen.

    Arshak Makichyan ist ein bekannter Klimaaktivist aus Russland. Er streikte in Moskau seit 2019 jeden Freitag allein für das Klima und organisierte die russische Fridays-for-Future-Bewegung. Als Russland 2022 in die Ukraine einmarschierte, protestierte er vom ersten Tag an gegen den Krieg. Um einer Inhaftierung zu entgehen, reiste er im März nach Berlin, wo er derzeit lebt. Wegen seines Engagements wurde ihm vor Kurzem die russische Staatsbürgerschaft – seine einzige – entzogen.

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    Europe.Table Redaktion

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