Table.Briefing: Europe

DUH bot Kampagne für fossiles Gas an + Schwierige Partnersuche für Geert Wilders + VDMA unterstützt „Notbremse“ bei Lieferkettenrichtlinie

Liebe Leserin, lieber Leser,

die EU-Botschafter haben gestern den geplanten Militäreinsatz im Roten Meer beschlossen: Europäische Kriegsschiffe sollen künftig Handelsschiffe vor Angriffen der Huthi aus dem Jemen schützen. Das operative Hauptquartier der Operation Aspides wird in der griechischen Stadt Larisa eingerichtet.

Die EU reagiert für ihre Verhältnisse zügig auf die Gefährdung des wichtigsten Seewegs zwischen Asien und Europa. Die Europäer realisieren, dass sie auch militärisch mehr tun müssen, um ihre Interessen in der Nachbarschaft zu wahren und die eigene Sicherheit zu garantieren. Schließlich rüstet Russland massiv auf, auf die Schutzmacht USA kann sich Europa nach den Präsidentschaftswahlen im November womöglich nicht mehr verlassen.

Die eigene Wehrhaftigkeit dürfte bei der anstehenden Münchener Sicherheitskonferenz (MSC) für viele Diskussionen sorgen. Wir greifen die Debatte auf, und zwar in einer Veranstaltung mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag und Spitzenkandidatin der FDP für die Europawahl. Sie diskutiert am Morgen des 19. Februar mit Jana Puglierin, Senior Policy Fellow am European Council on Foreign Relations, über die Frage, ob europäische Souveränität in der Sicherheitspolitik mehr ist als eine Illusion. Anmelden dafür können Sie sich hier.

Die Diskussion ist der Auftakt einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe von Table.Media und der Europäischen Bewegung Deutschland: “Europa vor der Schicksalswahl – der Kandidaten-Check”. Im Vorfeld der Europawahl wollen wir mit den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der Parteien und mit Experten die brennenden Fragen besprechen. Stay tuned.

Ihr
Till Hoppe
Bild von Till  Hoppe

Analyse

Umwelthilfe wollte Lobbykampagne für fossiles Gas starten

Die Offerte für die Kampagne stammt vom 2. Dezember 2016 und richtete sich an den Verein Erdgas Mobil. Table.Media liegt das Konzept dafür vor. Es umfasst neun DIN-A4-Seiten und ist von Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe, gezeichnet. Erdgas Mobil heißt mittlerweile Zukunft Gas und wird von führenden Unternehmen der Gaswirtschaft getragen.

Die Kampagne sollte den Titel haben “Saubere Luft durch saubere Antriebe”. Vor der Abgabe des Papiers gab es nach Informationen von Table.Media persönliche Verhandlungen zwischen führenden Vertretern der DUH und dem Gasverband. Der Verband entschied sich am Ende dagegen, die Kampagne zu finanzieren.

Die DUH bestätigt auf Anfrage: “Wir haben Ende 2016 eine Projektskizze ,Saubere Luft durch saubere Antriebe’ an Erdgas Info geschickt, verbunden mit der Aufstellung der erwarteten Kosten dieses auf drei Jahre angelegten Projektes.” Die DUH legt dabei Wert auf die Feststellung: “Es handelt sich nicht um ein Angebot”. Es sei lediglich eine “Projektskizze”. Und weiter: “Wir bitten Sie, diesen auch juristisch wichtigen Unterschied zu beachten.”

Alternative zum Dieselantrieb

Dass die DUH erwog, gegen Geld eine Lobbykampagne zum Greenwashing von fossilem Gas zu starten, verwundert: Die Organisation ist von den Finanzbehörden als gemeinnützig anerkannt und erhebt einen hohen moralischen Anspruch an Behörden und Unternehmen.  

Die DUH hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die massiven und jahrelangen Überschreitungen der Grenzwerte der EU-Luftreinhaltungsrichtlinie Folgen hatten: Stuttgart und andere Kommunen wurden juristisch gezwungen, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zu verhängen. Die DUH brandmarkte Pkw mit Dieselantrieb als Hauptverursacher von hohen Stickoxidwerten in den Ballungsgebieten. Die Kampagne für Gas als Treibstoff bei Pkw sollte Werbung für einen weniger umweltbelastenden Antrieb machen.

Sie richtete sich gezielt gegen den Dieselmotor, der auch wegen des Abgasskandals in Verruf geraten war. Für bessere Luftqualität in den Städten müssten die Verbraucher von weniger umweltschädlichen Alternativen zum Dieselmotor überzeugt werden. Rein batterieelektrische Fahrzeuge waren damals noch kaum auf dem EU-Markt. Die DUH pries mit dem Angebot “Umweltvorteile” von Fahrzeugen an, die mit fossilem Gas betrieben werden: “Natural-Gas-Fahrzeuge stoßen wenig Stickoxid aus und verursachen so gut wie keinen Feinstaub aus dem Abgasstrom.” Auch der CO₂-Ausstoß sei geringer als bei benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeugen.

Geld sollte zweimal im Jahr fließen

Experten räumen ein, dass gasbetriebene Fahrzeuge einen etwas niedrigeren CO₂-Ausstoß haben. Allerdings stießen damals schon neue Diesel-Pkw, die die Schadstoffnorm Euro 6dtemp erfüllen, deutlich weniger Feinpartikel und Methanemissionen aus als viele Erdgasfahrzeuge, die seinerzeit mit fossilem Gas betrieben wurden. 

Die “Projektskizze” ist sehr präzise. Sie vermittelt einen Einblick in die Arbeitsweise des Umweltverbandes. “Für die Durchführung der skizzierten Aktivitäten kalkulieren wir mit einem Finanzaufwand von 750 T Euro in 2017, 700T € in 2018 und 650 T € in 2019”, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: “Die jährliche Förderunterstützung sollte in zwei gleichen Teilen jeweils zum 1. Februar und 1. August eines jeden Jahres an die DUH überwiesen werden.”

An mehreren Stellen spricht die DUH von einer “Kampagne”. So heißt es etwa: “Flankiert wird die Kampagne durch diverse Fahrzeugmessungen, Fachgespräche, Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Arbeit zu Natural Gas als saubere Antriebsalternative im Verkehrsbereich”. Die Kampagne werde bundesweit ausgerichtet. Für die “Projektarbeit” könne auf das “bestehende, exzellente Netzwerk der DUH im Bereich, Luftreinhaltung, Klimaschutz und Verkehr’ zurückgegriffen werden”.

Die DUH verspricht zudem: “Die relevanten deutschen Umwelt- und Verkehrsverbände unterstützen das Anliegen.” Sie würden von der DUH eng in die Kampagne eingebunden. Und weiter: “Unsere Netzwerke beziehen auch NGOs aus anderen Mitgliedstaaten ein.” Auf EU-Ebene arbeitet die DUH insbesondere mit dem EU-Umweltdachverband “Transport and Environment” (T+E) zusammen.

Lobbying für Steuerprivilegien

Zudem bietet die DUH an, für Steuerprivilegien von fossilem Gas zu lobbyieren. So wird die “Unterstützung einer Verlängerung der steuerlichen Begünstigung des Kraftstoffes” in Aussicht gestellt. Die DUH werde sich dafür im Rahmen der “regelmäßigen Spitzengespräche zwischen DUH und führenden Umweltpolitikern in Deutschland stark machen”.

Die DUH plante, “zur Untermalung des Klima- und Luftreinhaltevorteils jeweils im Vergleich zu Dieselantrieben” selbst Messungen mit Testfahrzeugen auf der Straße durchzuführen. Dafür bringt die Ausschreibung das “Emissions-Kontroll-Institut” (EKI) der DUH ins Spiel. Die “technische Leitung obliegt Dr. Axel Friedrich”, einem ehemaligen Mitarbeiter des Umweltbundesamtes (UBA), der nach Erreichen der Altersgrenze zur DUH gewechselt war.

Umweltverband als Zertifizierungsinstanz

Die DUH macht auch deutlich, dass sie den Anspruch erhebt, Zertifizierungsinstanz zu sein. Es gebe eine “deutliche Kluft zwischen Prüfstands- und Realemissionen von Stickoxiden”, schreibt die DUH. Die Folge sei eine “große Verunsicherung und Desillusionierung des Kunden über glaubhafte Herstellerangaben”. Ein “unabhängiges Label” könne dazu beitragen, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.

Dann heißt es: “In Kombination mit den Straßenmessungen verschiedener Fahrzeuge besitzt die Deutsche Umwelthilfe die Möglichkeit, ein solches Label zu initiieren.” In der Kalkulation war noch nicht der Posten enthalten, ein neues Label für gasbetriebene Kraftfahrzeuge durchzusetzen. Dafür hätte der Auftraggeber Aufpreis zahlen müssen. Im Angebot heißt es dazu: “Vorschlag für ein Erweiterungsmodul, bisher nicht kalkuliert.”

70.000 Euro für Klageverfahren

Nicht nur die Kosten hat die DUH detailliert aufgelistet, etwa insgesamt 240.000 Euro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (“Regelmäßige Pressemeldungen, Pressekonferenzen, Vorstellung von erfolgreichen Beispielen”). Das Schreiben berücksichtigt auch “Reisekosten/Honorare” von jeweils 30.000 Euro jährlich.

Die DUH, die als klagefreudig gilt, wollte ihrem Auftraggeber auch pauschal namhafte Beträge für etwaige Rechtsstreitigkeiten in Rechnung stellen. Für 2017 und 2018 rechnete die DUH mit Kosten für “Klageverfahren/Rechtsgutachten” von jeweils 70.000 Euro, 2019 sollten es nur noch 50.000 Euro sein. Unter dem Posten für “Sonstiges” sollten pro Jahr 20.000 Euro abgerechnet werden.

Dem Auftraggeber der Kampagne sollte die Möglichkeit eingeräumt werden, aus dem Vertrag wieder auszusteigen: Die DUH sei bereit, heißt es da, “den Förderern das Recht einzuräumen, spätestens vier Monate vor Ende des 1. Kalenderjahres eine Beendigung der Förderung zum 31.12.2017 (…) mitzuteilen.”

Idee soll im Gespräch mit Wirtschaftsministerium entstanden sein

Laut DUH ist die Idee seinerzeit bei dem “Runden Tisch Erdgasmobilität” des Bundeswirtschaftsministeriums entstanden. Man sei der Einladung gefolgt, “da damals wie heute der Erdgas-Verbrennerantrieb eine weniger CO₂- und vor allem weniger Abgase erzeugende Antriebstechnik im Vergleich zum Diesel ist.” Die DUH sei bei diesem runden Tisch gefragt worden, “ob wir weitere Projektarbeit zu Erdgasantrieben (….) machen würden” und habe sich dafür offen gezeigt. Der Vertreter des Wirtschaftsministeriums habe bedauert, keinen Etat für ein solches Projekt zu haben. So sei dann Erdgas Info die Projektskizze übersandt worden.

Die DUH machte auf Nachfrage von Table.Media keine Angaben dazu, wie viele Angebote sie seit 2016 zur Finanzierung von Kampagnen Dritten unterbreitet hat. Auf Anfrage war sie auch nicht bereit mitzuteilen, wie viel Geld sie möglicherweise über ähnlich gelagerte Kampagnen seit 2017 eingenommen hat.

  • Klima & Umwelt
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Zweifel an Geert Wilders’ Teamfähigkeit belasten Sondierungsgespräche

Der Schritt kam auf den ersten Blick überraschend: Pieter Omtzigt, früher Christdemokrat und heute Chef der neu gegründeten Partei Neuer Gesellschaftsvertrag (NCS), hat sich diese Woche aus den Sondierungsgesprächen für eine Rechtsregierung unter Geert Wilders zurückgezogen. Insbesondere der Zeitpunkt wirft Rätsel auf: Am Montag soll der vom Parlament eingesetzte Moderator Ronald Plasterk die Zweite Kammer über den Stand der Sondierungen informieren. In Den Haag war erwartet worden, dass der Moderator ein vorsichtig positives Fazit ziehen und den Start der eigentlichen Koalitionsgespräche verkünden würde. 

Nun scheint wieder alles offen, wobei Pieter Omtzigt nicht ausschließt, am Ende doch eine Minderheitsregierung aus Distanz zu tolerieren. Geert Wilders hat die Wahl am 22. November zwar mit deutlichem Vorsprung gewonnen, ist aber mit 37 der insgesamt 150 Sitze in der fragmentierten Zweiten Kammer auf mindestens drei Partner angewiesen.

Bei den Sondierungsgesprächen saßen neben Pieter Omtzigts NSC auch die rechtsliberale VVD von Dilan Yesilgöz und die Bauern-Bürger-Bewegung BBB von Caroline van der Plas am Tisch. Der ehemalige Christdemokrat Omtzigt hat seinen Rückzug damit begründet, vertrauliche Informationen über die angeblich prekäre Finanzlage zu spät bekommen zu haben.

Ist die Ein-Mann-Partei koalitionsfähig?

Beobachter halten die Begründung für vorgeschoben. Hinter dem Rückzug stecken stattdessen kaum überbrückbare Differenzen inhaltlicher und persönlicher Natur. Geert Wilders ist bekannt dafür, dass er auf absolute Kontrolle pocht. In seiner rechtsextremen Partei der Freiheit (PVV) war das nie ein Problem, denn dort ist der Populist seit der Gründung einziges Mitglied, seine Allmacht also formell abgesichert. Doch kann so jemand regieren, noch dazu in einer Koalition?

Eine Frage, die sich die möglichen Partner auch stellen. Die Frage sei offen, ob Geert Wilders mit seinem Ein-Mann-Verein teamfähig und organisatorisch sowie personell in der Lage sei, die Rolle der größten Regierungspartei zu erfüllen, schreibt dazu die linksliberale Zeitung “de Volkskrant”.

Geert Wilders war immer schon Einzelgänger, seit Jahren zusätzlich verstärkt durch die Sicherheitsvorkehrungen. Der Islamkritiker kriegt permanent Morddrohungen von islamistischen Extremisten, muss deshalb rund um die Uhr bewacht werden. Im Parlamentsgebäude in Den Haag arbeitet der Abgeordnete in einem Flügel, abgesichert wie in einem Banktresor und für Außenstehende nicht erreichbar.

Verfassungswidrige Forderungen als fester Bestandteil

Parteiinterne Demokratie ist für Geert Wilders ein Fremdwort. Seine Abgeordneten genießen nicht viel Freiheit. Wo immer der Rechtspopulist auftritt, muss der Fokus auf ihm liegen. Wer zu oft in den Schlagzeilen sei, habe ein Problem, sagte ein PVV-Parlamentarier bei seinem Rücktritt im vergangenen Jahr.

Geert Wilders stehe für keine Partei, sondern für eine Fassade, hinter der nichts stecke, werden zwei ehemalige PVV-Abgeordnete des Utrechter Stadtparlaments vom konservativen “NRC Handelsblad” zitiert. Organisatorisch sei da nichts. Auch sie fragen sich, wo Geert Wilders jetzt Personal und Expertise hernimmt, die es für die Regierungsarbeit brauchen wird.

Neben den praktischen Bedenken sind trotz Fortschritten bei den Sondierungen auch die inhaltlichen Vorbehalte nicht ausgeräumt. Zuerst hatte Geert Wilders angeboten, seine kritisierten Anti-Islam-Positionen “auf Eis zu legen”. Später hat der Rechtspopulist drei seiner Gesetzesvorstöße zurückgezogen, mit denen er Moscheen, den Koran und islamische Schulen in den Niederlanden verbieten wollte. Die klar verfassungswidrigen Forderungen galten bisher immer als Teil der DNA von Wildersʼ Freiheitspartei und stehen dort auch unverändert im Programm.

Ruttes Nachfolgerin Yesilgöz könnte Wilders zur Macht verhelfen

Kein Wunder, dass die potenziellen Partner skeptisch sind. Die großen Differenzen bei den Finanzen sind erst zum Schluss offen aufgebrochen. Wilders und die Bauernpartei pochen darauf, ihre kostspieligen Wahlversprechen umzusetzen. Pieter Omtzigt und die Rechtsliberalen fordern hingegen einen ausgeglichenen Haushalt. 

Vor allem Dilan Yesilgöz steht vor einem unlösbaren Dilemma. Eine Mehrheit ihrer rechtsliberalen VVD hat keine Berührungsängste und will mitregieren. Eine starke Minderheit warnt aber ebenso dringlich davor, mit Wilders ins Boot zu steigen und den Rechtsextremen zu “normalisieren”. Dilan Yesilgöz erscheint dabei als tragische Figur. Die 46-Jährige hat Mark Rutte an der Spitze der Partei abgelöst, der als Ministerpräsident noch geschäftsführend im Amt ist und in den vergangenen Jahren auf einen cordon sanitaire gepocht hat.

Ruttes Nachfolgerin hat im Endspurt des Wahlkampfs vom November ohne Not diese Abgrenzung nach Rechtsaußen infrage gestellt und eine Zusammenarbeit mit Geert Wilders nicht mehr ausgeschlossen. Dilan Yesilgöz, einst als Flüchtlingskind eines kurdischen Aktivisten aus der Türkei in die Niederlande gekommen, könnte nun einem Politiker an die Macht verhelfen, der sie laut Parteiprogramm nicht ins Land gelassen hätte.

Experte: Gespräche scheitern zu lassen, ist “Spiel mit dem Feuer”

Die Niederlande galten schon immer als Labor für neue gesellschaftspolitische Entwicklungen. Bald kann man dort möglicherweise verfolgen, was geschieht, wenn konservative Parteien die Brandmauern nach Rechtsaußen einreißen. 

Die Koalitionsgespräche scheitern lassen und das Glück in erneuten Wahlen zu suchen, scheint keine attraktive Option zu sein. Eine Mehrheit im Land wolle diese sehr rechte Regierung mit Wilders, hat Meinungsforscher Maurice de Hond berechnet. Die Gespräche scheitern zu lassen, sei “ein Spiel mit dem Feuer”, warnt er. Denn laut neusten Umfragen käme die PVV bei Neuwahlen jetzt sogar mit noch größerem Vorsprung auf 50 Sitze.

Die Zeit spielt also vorerst für Geert Wilders. “Wir sind stolz, dankbar und selbstbewusst”, kommentierte der Rechtspopulist auf dem Kurznachrichtendienst X die neuste Umfrage. Jetzt sei klar, dass die PVV die einzige Volkspartei in den Niederlanden sein.

  • Niederlande
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EU-Monitoring

12.02.-13.02.2024
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
Themen: Gedankenaustausch mit Valdis Dombrovskis über die Auswirkungen des Handels auf die EU-Landwirtschaft, Meinungsaustausch mit der Kommission über den Schutzstatus von Wölfen, Abstimmung über das Bodenüberwachungsgesetz. Vorläufige Tagesordnung

13.02.2024
Treffen des Partnerschaftsrates EU-Armenien
Themen: Umfassende und verstärkte Partnerschaft zwischen der EU und Armenien, Überwachung der Durchführung des Partnerschaftsabkommens. Infos

13.02.2024 – 09:00-18:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
Themen: Abstimmung über die Empfehlung an den Rat, die Kommission und den EAD zur Lage in Syrien, Gedankenaustausch mit Hadja Lahbib (Ministerin für auswärtige Angelegenheiten, europäische Angelegenheiten und Außenhandel und die föderalen kulturellen Institutionen Belgiens), Gedankenaustausch zur Lage in Äthiopien. Vorläufige Tagesordnung

13.02.2024 – 09:15-15:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Einrichtung eines EU-Talentpools, Gedankenaustausch zur Lage in Äthiopien, Gedankenaustausch zu den Anschuldigungen gegen UNRWA-Mitarbeiter und die Auswirkungen auf die humanitäre Situation in Gaza. Vorläufige Tagesordnung

13.02.2024 – 09:30-11:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
Themen: Berichterstattung über die laufenden Trilogverhandlungen, Abstimmung über Sicherheit von Spielzeug, Abstimmung über das Ergebnis der Trilogverhandlungen zu den harmonisierten Bedingungen für die Vermarktung von Bauprodukten. Vorläufige Tagesordnung

13.02.2024 – 09:30-10:00 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) und des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
Themen: Abstimmung über das Gesetz über künstliche Intelligenz. Vorläufige Tagesordnung

13.02.2024 – 10:00-12:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Gesundheit (SANT)
Themen: Meinungsaustausch über die Bekämpfung der Abwanderung von Fachkräften aus der EU in den Gesundheitssektor und die Gesundheitsversorgung in abgelegenen/ländlichen Gebieten. Vorläufige Tagesordnung

13.02.2024 – 15:00-16:00 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Haushaltsausschusses (BUDG)
Themen: Vorschlag zur Einrichtung der Reform- und Wachstumsfazilität für den Westbalkan. Vorläufige Tagesordnung

14.02.-15.02.2024
Informelle Ministertagung Wettbewerbsfähigkeit (Forschung und Innovation)
Themen: Transformativer Charakter des Europäischen Rahmens für Forschung und Innovation, Förderung der sektorübergreifenden und interdisziplinären Zusammenarbeit (Universitäten, Forschungszentren, Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Bürger), technologische Entwicklung zur Beschleunigung der industriellen Dekarbonisierung und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der EU. Tagesordnung

14.02.-15.02.2024
Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN)
Themen: Abstimmung über die Leitlinien für den Aufbau des transeuropäischen Verkehrsnetzes, Abstimmung über die Verabschiedung des vereinbarten Textes der Europäischen Erklärung zum Radverkehr, öffentliche Anhörung zum Thema, wie der öffentliche Verkehr gestärkt und den Herausforderungen des Sektors begegnet werden kann. Vorläufige Tagesordnung

14.02.2024
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Jährlicher Bericht über den Binnenmarkt und die Wettbewerbsfähigkeit. Vorläufige Tagesordnung

14.02.2024 – 09:00-18:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
Themen: Berichtsentwurf zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit, Gedankenaustausch mit Frank Vandenbroucke (belgischer Vizepremierminister und Minister für soziale Angelegenheiten und Volksgesundheit), Abstimmung über die Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit. Vorläufige Tagesordnung

14.02.2024 – 09:00-12:30 Uhr
Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum europäischen Semester für die wirtschaftspolitische Koordinierung 2024, Gedankenaustausch mit dem Haushaltsausschuss des ukrainischen Parlaments (Werchowna Rada), Gedankenaustausch zur Überarbeitung des mehrjährigen Finanzrahmens 2021-2027. Vorläufige Tagesordnung

14.02.2024 – 09:00-12:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE)
Themen: Meinungsaustausch mit Mircea Geoană (stellvertretender Generalsekretär der NATO) über die Sicherheit im Schwarzen Meer, an der Ostflanke und auf dem westlichen Balkan, Stand der Dinge bei der Verstärkung der GSVP-Mission der EU in Armenien, Bedrohungen durch Manipulation und Störung aus dem Ausland im vergangenen Jahr. Vorläufige Tagesordnung

14.02.2024 – 14:30-18:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Regionale Entwicklung (REGI)
Themen: Abstimmung über die Umsetzung und Ergebnisse der Kohäsionspolitik 2014-2020 in den Mitgliedstaaten, Berichterstattung über den Trilog zum Vorschlag für eine Verordnung zur
Einrichtung der Plattform Strategische Technologien für Europa (STEP), Vorstellung einer Studie zur Kohäsionspolitik in den Regionen in äußerster Randlage.
Vorläufige Tagesordnung

15.02.-16.02.2024
Multilateraler Dialog zu Grundsätzen und Werten für die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Innovation
Themen: Grundsätze und Werte in der internationalen Forschungs- und Innovationszusammenarbeit. Vorläufige Tagesordnung

16.02.-18.02.2024
Münchner Sicherheitskonferenz
Themen: Die internationalen Staats- und Regierungschefs kommen zu Beratungen zusammen. Infos

News

Berichtspflichten: EU verschiebt ausstehende Standards auf 2026

Die EU will die noch fehlenden Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) erst im Juni 2026 annehmen, also zwei Jahre später als geplant. Darauf einigten sich der Rat und das Parlament am Mittwoch vorläufig; sie müssen das Ergebnis jetzt noch formal annehmen. Unternehmen sollen dadurch mehr Zeit erhalten, sich auf die bereits angenommenen, bereichsübergreifenden Standards zu konzentrieren und sich auf weitere Standards vorzubereiten.

Auf der Grundlage der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) hatte die EU-Kommission im Juli 2023 eine erste Reihe von Standards angenommen, die bereichsübergreifend und für alle Nachhaltigkeitsthemen gelten. Geplant war, im Juni 2024 die übrigen Standards zu verabschieden:

  • sektorspezifische Standards,
  • Standards für KMU,
  • und Standards für Unternehmen aus Drittländern mit einem Umsatz von 150 Millionen Euro in der EU, die mindestens eine Tochtergesellschaft oder Niederlassung in der EU haben.

Mit der nun beschlossenen Richtlinie wird die Annahme der neuen Standards auf den 30. Juni 2026 verschoben. Das Datum für die Anwendung für Unternehmen aus Drittländern bleibt, wie in der CSRD festgelegt, das Geschäftsjahr 2028.

Die EU-Kommission hat im Oktober 2023 einen Vorschlag für die zweijährige Verschiebung der Annahmefristen vorgelegt. Dieser ist Teil eines ersten Maßnahmenpakets zur Rationalisierung der Berichtsanforderungen und des KMU-Entlastungspakets. Die Kommission plant, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren, um Unternehmen zu entlasten. leo

  • Berichtspflichten
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Parlament und Rat wollen sich zügig auf neue EU-Schuldenregeln einigen

Die Verhandlungen über die Reform der europäischen Fiskalregeln gehen weiter. Für den heutigen Freitag haben Rat und Parlament einen Trilog ohne fixe Endzeit geplant. Zu Beginn der Woche hatten sich die Vertreterinnen und Vertreter des Parlaments über die Verhandlungstaktik der belgischen Präsidentschaft geärgert, die strikt an der Position des EU-Rats festhielt. Sie befürchteten, dass die EU-Schuldenregeln, wie sie die Ratsposition vorsieht, öffentliche Investitionen zu stark einschränken würden.

Irene Tinagli, Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, hatte damit gedroht, dass sie aufgrund des wenig konstruktiven Verhaltens der Ratspräsidentschaft keine finale Trilog-Verhandlung ansetzen würde. Doch diese Drohung machte sie nun nicht wahr. Wenn nötig, wird bis tief in die Nacht verhandelt.

Reform würde sich deutlich verzögern

Entgegen den Darstellungen aus Parlamentsquellen gingen die Verhandlungen nach Angaben eines Diplomaten eines EU-Mitgliedstaats gut voran. Die Ratspräsidentschaft sei fest entschlossen, mit dem Parlament zu einer Einigung zu kommen, “wenn auch auf einem sehr schmalen Pfad”.

“Es gibt fast keine Flexibilität im Rat”, sagte der Diplomat weiter. Schon im Dezember sei es “extrem schwierig” gewesen, einen Konsens zu finden. Nun scheint es, als würde das Parlament sich trotz Protesten auf eben diesen “sehr schmalen Pfad” des Rats einlassen, anstatt eine signifikante Verzögerung der Reform der EU-Schuldenregeln zu riskieren.

Die Administrationen von EU-Rat und -Parlament hatten den heutigen Freitag als Deadline für die letzten Triloge dieser Legislatur bestimmt. Dossiers, bei denen es später zur Einigung kommt, können erst nach den europäischen Wahlen rechtskräftig verabschiedet werden. János Allenbach-Ammann

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EU-Asylreform nimmt weitere Hürde

Am Ende wurde es emotional: Nach hektischen Beratungen, die auch von Angst vor einem Rechtsruck bei der Europawahl getrieben waren, haben die Ständigen Vertreter der 27 EU-Staaten am Donnerstag grünes Licht für die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) gegeben. 

“Nach Prüfung der zehn Gesetzestexte haben die EU-Botschafter das Asyl- und Migrationspaket zur finalen Abstimmung an das Parlament weitergeleitet”, teilte die belgische Ratspräsidentschaft in Brüssel mit. Das Plenum soll im April abstimmen. Die Zustimmung gilt als sicher.

Die Reform soll die Asylpolitik neu ordnen und die Migration steuern und begrenzen. In sogenannten Grenzverfahren können Asylanträge künftig bereits bei der Einreise in die EU geprüft werden. Asylbewerber mit geringer Bleibechance sollen schneller abgeschoben werden. 

Ungarn fühlt sich nicht an Beschluss gebunden

Die GEAS-Reform enthält zudem eine Krisenverordnung für Zeiten besonders großen Andrangs und einen Solidaritätsmechanismus zur Umverteilung in den EU-Staaten. Sie werde das europäische Asyl- und Migrationssystem besser machen, sagte die belgische Staatssekretärin Nicole de Moor.

Bis zur vollständigen Umsetzung dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Vor der Europawahl im Juni wird die Reform daher keine Wirkung erzielen. “Sie wird die Lage nicht vom ersten Tag an verändern”, räumte de Moor ein. Wichtig sei, dass alle EU-Staaten dahinter stünden.

Daran bestehen aber weiter begründete Zweifel. Ungarn fühlt sich an den Beschluss nicht gebunden, auch die neue Regierung in Polen hat Zweifel an der Reform geäußert. Ähnlich wie bei der Flüchtlingskrise 2015/16 dürfte die EU auf erhebliche Probleme bei der Durchsetzung stoßen.

Kommission hofft auf Drittstaaten-Abkommen mit Mauretanien

Zudem lassen die für eine schnellere Abschiebung nötigen Drittstaaten-Abkommen auf sich warten. Eine Vereinbarung mit Tunesien wurde bisher noch nicht umgesetzt, ein lange angekündigter Deal mit Ägypten steht aus. Die EU-Kommission hofft nun auf ein Abkommen mit Mauretanien.

Am Donnerstag reiste Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gemeinsam mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez zu Gesprächen in das afrikanische Land. Zuletzt waren wieder deutlich mehr Migranten aus dem westlichen Afrika auf den Kanarischen Inseln angekommen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex rechnet in diesem Jahr im Vergleich zu 2023 mit einer steigenden Zahl von Migranten, die nach Europa kommen.

Kopfschmerzen bereitet der EU auch, dass Mali, Burkina Faso und Niger aus der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS ausgetreten sind. Damit wird auch die Zusammenarbeit in der Migrationspolitik erschwert. Niger hatte die Kooperation bereits im Herbst aufgekündigt. ebo

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Politische Einigung zur Plattformarbeit

Der politische Kompromiss zum Vorschlag der Kommission für die Richtlinie zur Plattformarbeit sieht vor, dass die Statusfeststellung bei Beschäftigten von Plattformen durch die Behörden der Mitgliedstaaten vorgenommen wird. Zudem wird in dem Kompromiss nicht einer Forderung Frankreichs Rechnung getragen.

Die französische Regierung will durchsetzen, dass Plattformen, die unter einen Tarifvertrag fallen, nicht von die Richtlinie erfasst werden. Diese Forderung wird aber vom Parlament sowie auch von vielen Mitgliedstaaten und der Kommission abgelehnt und ist nicht aufgenommen worden.

In der nächsten Woche soll über die politische Einigung im Rat abgestimmt werden. Es gilt nicht als sicher, dass es für den Kompromiss eine Mehrheit gibt. Dennis Radtke, EVP-Schattenberichterstatter der Richtlinie, sagte: “Es ist zu früh um zu gratulieren. “Es ist ein hochumstrittenes Dossier. Erst wenn der Rat kommende Woche dazu abstimmt, werden wir mehr wissen.” lei

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Europaparlament fordert internationale Untersuchung der Wahlen in Serbien

Wegen mutmaßlich unfairer Wahlen in Serbien fordert das Europaparlament eine internationale Untersuchung. Die jüngsten serbischen Parlaments- und Kommunalwahlen entsprächen wegen des anhaltenden und systematischen Missbrauchs von Institutionen und Medien nicht den Standards, die von einem EU-Beitrittsland erwartet würden. Das teilte das EU-Parlament am Donnerstag mit. 461 Abgeordnete stimmten für eine entsprechende Resolution, 53 gegen den rechtlich unverbindlichen Text und 43 enthielten sich.

Am 17. Dezember hatte es in Serbien Parlamentswahlen und in vielen Orten, darunter in Belgrad, Kommunalwahlen gegeben. Dabei hatte die Serbische Fortschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vučić Siege errungen. Allerdings fiel der Erfolg der Präsidentenpartei in Belgrad nur knapp aus. Die Opposition und Wahlforscher beklagen Wahlbetrug.

In der Resolution spricht das Parlament zudem davon, dass Ergebnisse bei der Verfolgung und Ahndung von Wahlvergehen fehlten. Dazu gehörten Vorwürfe, dass Wählerverzeichnisses manipuliert oder Bürger eingeschüchtert worden seien. Wenn Serbien nicht auf Empfehlungen zur Wahl reagieren sollte, wollen die Abgeordneten, dass die EU Zahlungen an das Balkanland aussetztdpa

  • Europäisches Parlament

Alfred Grosser ist tot – Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland

Er setzte sich zeitlebens für die deutsch-französische Annäherung ein: Der renommierte Wissenschaftler Alfred Grosser ist im Alter von 99 Jahren am vergangenen Mittwoch in Paris gestorben. “Alle Akteure der deutsch-französischen Freundschaft sind heute Waisen. Alfred Grosser war ein humanistisches Bindeglied zwischen unseren beiden Ländern und eine tiefe Quelle der Inspiration”, schrieb der französische Botschafter in Deutschland, François Delattre, im sozialen Netzwerk X. Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie-Schule in Berlin, schrieb ebenfalls auf X: “Von Frankfurt bis Paris hat niemand unsere Vision der deutsch-französischen Versöhnung so sehr geprägt wie er.”

Geboren am 1. Februar 1925 in Frankfurt am Main als Sohn jüdischer Eltern, mussten er und seine Familie 1933 Deutschland verlassen und nach Frankreich fliehen. Er wurde 1937 französischer Staatsbürger und studierte in Frankreich. Anschließend wurde er stellvertretender Leiter des UNESCO-Büros in Deutschland und später Professor am renommierten Institut d’études politiques de Paris, das als Sciences Po bekannt ist. Er verbrachte dort den Großteil seiner Karriere und prägte Generationen von Studenten.

“Die Bundesrepublik ist und bleibt ein Sonderfall in Europa”

Gleichzeitig war Alfred Grosser auch Präsident des Centre d’information et de recherche sur l’Allemagne contemporaine (Cirac). Darüber hinaus machten ihn seine zahlreichen Bücher und politischen Kolumnen für die französischen Tageszeitungen “Le Monde”, “La Croix”, “Ouest France” und für das Magazin “l’Expansion” einem Publikum bekannt, das über die akademische Welt hinausging.

Für seine Rolle als Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, dem französischen Großkreuz der Ehrenlegion sowie dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet.

Im Jahr 2014 wurde er im Alter von 89 Jahren eingeladen, im Bundestag bei einer Sitzung zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs eine Rede zu halten. Unter der Glaskuppel des deutschen Parlaments sprach er Worte, die auch heute noch aktuell sind: “Die Bundesrepublik ist und bleibt ein Sonderfall in Europa. Sie ist nämlich nicht auf dem Prinzip der Nation aufgebaut worden, sondern auf Grund einer politischen Ethik, die der doppelten Ablehnung von Hitler in der Vergangenheit und von Stalin in der Nachbarschaft. Das ist bis heute so geblieben. Leider hat das deutsche Beispiel die anderen Staaten und Nationen kaum angesteckt. Der Trend geht heute sogar in die andere Richtung! Leider auch bei Ihnen!” cst

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Standpunkt

Herzog-Kuballa: Wie eine bessere EU-Lieferkettenrichtlinie gestaltet sein müsste

Von Judith Herzog-Kuballa
Judith Herzog-Kuballa vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau hält die “Notbremse” der FDP bei der CSDDD für richtig.

Jedes europäische Unternehmen steht in der besonderen Verantwortung, in seinen Werken rund um den Globus dafür zu sorgen, dass Menschenrechte nicht verletzt werden und die Produktion hohe soziale und ökologische Standards erfüllt. Das gilt auch für eine Industriebranche wie den Maschinen- und Anlagenbau, und gerade der europäische industrielle Mittelstand erfüllt diesen Anspruch in seinen Produktionsstätten auch.

Eine ganz andere Frage ist jedoch, wie viel Kontrolle dieselben Mittelständler über die Zustände in ihren Zulieferbetrieben und deren Zulieferern haben können. Anders als viele Konsumgüter, die von großen, marktmächtigen Konzernen in Auftrag gegeben werden, bestehen Maschinen und Anlagen aus Tausenden, zum Teil sehr komplexen Bauteilen, die ein mittelständischer Betrieb nur über Zwischenhändler auf dem Weltmarkt beziehen kann. Die Vorstellung, ein solches Unternehmen könnte alle Stufen seiner Lieferkette kennen und kontrollieren, ist völlig unrealistisch.

Vor allem aus diesem Grund halten wir als Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. die Notbremse der FDP für richtig, dem vorliegenden Richtlinienentwurf eines europäischen Lieferkettengesetzes nicht zuzustimmen. Der VDMA hat von Anfang an, lange vor Verabschiedung des Lieferkettengesetzes, für eine europaweite, handhabbare und dem Ziel dienliche Regulierung gekämpft. Doch das Ergebnis des Trilogs zeigt keine Spuren davon.

So wurden die Größenschwellen des Anwendungsbereichs im Vergleich zum deutschen Lieferkettengesetz weiter herabgesetzt. Abgesehen davon, dass kleinere Unternehmen in ihren Liefer- und Wertschöpfungsketten wenig Marktmacht besitzen, um Druck auf Geschäftspartner auszuüben, ist diese Verschärfung aus Sicht des VDMA auch nicht zielführend. Das geplante stufenweise Inkrafttreten der Regelung löst das beschriebene Problem nicht, es verschiebt es lediglich zeitlich nach hinten.

KMU hätten entlastet werden müssen

Eine sinnvolle Regelung hätte dem geringen Einfluss kleinerer Unternehmen Rechnung getragen, indem sie nur große Unternehmen im Anwendungsbereich erfasst und zusätzlich Umsatzschwellen eingeführt hätte. Denn nur dann haben Unternehmen eine Hebelwirkung.

Auch wäre eine Entlastung von klein- und mittelständischen Unternehmen in Ländern mit entsprechender Rechtssetzung durch die Einführung sogenannter “white lists” sinnvoll und zudem risikofrei gewesen. Wem wollen wir denn noch trauen, wenn nicht den europäischen Partnern? Doch wie eine kürzlich veröffentlichte BDI-Umfrage zur Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes leider belegt, gehen vom Gesetz betroffene Unternehmen in ihren Lieferketten häufig nicht risikobasiert vor. Was dazu führt, dass deren Lieferanten von mehreren Seiten mit Fragebögen und Kundenanforderungen überhäuft werden, obwohl gar kein Risikopotenzial vorliegt. Ja, es ist möglich, dass es auch in Europa vereinzelt Menschenrechtsverstöße gibt. Aber für diesen Fall gibt es bereits eine funktionierende Rechtsprechung – ganz im Sinne der Leitprinzipien der Vereinten Nationen (VN): “Die oberste Schutzpflicht unterliegt dem Staat”.

Auch würde die anvisierte Sorgfaltsprüfung viele Mittelständler schlicht überfordern. Wertschöpfungsketten sind in der Investitionsgüterindustrie weit verzweigt: Die Anzahl der Lieferanten potenziert sich schnell von Stufe zu Stufe. Es ist völlig unrealistisch zu erwarten, dass jedes Unternehmen eine Sorgfaltsprüfung für jeden Teil seiner Wertschöpfungskette durchführen kann, insbesondere, wenn es um die endgültige Verwendung oder Entsorgung von Produkten durch den Endkunden geht.

Pflichten auf den Einflussbereich von Firmen beschränken

Auch scheint man in Brüssel aus der Corona-Krise, dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sowie der insgesamt sehr angespannten geopolitischen Lage nicht die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn die geplante Richtlinie lässt für Unternehmen keinerlei Abwägungen zu, die etwa zugunsten der Sicherheit der eigenen Bevölkerung teilweise sinnvoll und notwendig sein könnten – zum Beispiel, wenn dringend Produkte beschafft werden müssen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Stattdessen nimmt man in Kauf, dass sich die Risiko- und Wettbewerbsstellung europäischer Unternehmen im Vergleich zu anderen Ländern zusehends verschlechtert.

Verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass Unternehmen für einen Schaden, der in ihrer Lieferkette etwa durch den Lieferanten verursacht wurde, haften sollen – wenn sie nicht nachweisen können, den Verpflichtungen der Richtlinie ausreichend nachgekommen zu sein. Dabei sehen sowohl das deutsche Lieferkettengesetz als auch die VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte völlig zurecht keine zivilrechtliche Haftung vor.

Daher hat der VDMA von Anfang an gefordert, die Sorgfaltspflichten auf das zu beschränken, was Unternehmen auch kontrollieren und beeinflussen können – den eigenen Betrieb, die Tochtergesellschaften sowie die Lieferanten der ersten Ebene der vorgelagerten Lieferkette, bei denen aufgrund der Marktmacht und des Umsatzes ein Einfluss möglich ist. Würden alle großen europäischen Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten auf diese Weise nachkommen, dann wären die Chancen auf eine erfolgreiche Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen am Arbeitsplatz deutlich höher – und dies auf eine wirksame und nicht verfehlt ambitionierte Weise.

Judith Herzog-Kuballa ist beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) Referentin für Nachhaltigkeit, ESG, CSR und die Nachhaltigkeitsinitiative “Blue Competence”.

  • Lieferketten
  • Menschenrechte
  • Sorgfaltspflichten

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die EU-Botschafter haben gestern den geplanten Militäreinsatz im Roten Meer beschlossen: Europäische Kriegsschiffe sollen künftig Handelsschiffe vor Angriffen der Huthi aus dem Jemen schützen. Das operative Hauptquartier der Operation Aspides wird in der griechischen Stadt Larisa eingerichtet.

    Die EU reagiert für ihre Verhältnisse zügig auf die Gefährdung des wichtigsten Seewegs zwischen Asien und Europa. Die Europäer realisieren, dass sie auch militärisch mehr tun müssen, um ihre Interessen in der Nachbarschaft zu wahren und die eigene Sicherheit zu garantieren. Schließlich rüstet Russland massiv auf, auf die Schutzmacht USA kann sich Europa nach den Präsidentschaftswahlen im November womöglich nicht mehr verlassen.

    Die eigene Wehrhaftigkeit dürfte bei der anstehenden Münchener Sicherheitskonferenz (MSC) für viele Diskussionen sorgen. Wir greifen die Debatte auf, und zwar in einer Veranstaltung mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag und Spitzenkandidatin der FDP für die Europawahl. Sie diskutiert am Morgen des 19. Februar mit Jana Puglierin, Senior Policy Fellow am European Council on Foreign Relations, über die Frage, ob europäische Souveränität in der Sicherheitspolitik mehr ist als eine Illusion. Anmelden dafür können Sie sich hier.

    Die Diskussion ist der Auftakt einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe von Table.Media und der Europäischen Bewegung Deutschland: “Europa vor der Schicksalswahl – der Kandidaten-Check”. Im Vorfeld der Europawahl wollen wir mit den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der Parteien und mit Experten die brennenden Fragen besprechen. Stay tuned.

    Ihr
    Till Hoppe
    Bild von Till  Hoppe

    Analyse

    Umwelthilfe wollte Lobbykampagne für fossiles Gas starten

    Die Offerte für die Kampagne stammt vom 2. Dezember 2016 und richtete sich an den Verein Erdgas Mobil. Table.Media liegt das Konzept dafür vor. Es umfasst neun DIN-A4-Seiten und ist von Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe, gezeichnet. Erdgas Mobil heißt mittlerweile Zukunft Gas und wird von führenden Unternehmen der Gaswirtschaft getragen.

    Die Kampagne sollte den Titel haben “Saubere Luft durch saubere Antriebe”. Vor der Abgabe des Papiers gab es nach Informationen von Table.Media persönliche Verhandlungen zwischen führenden Vertretern der DUH und dem Gasverband. Der Verband entschied sich am Ende dagegen, die Kampagne zu finanzieren.

    Die DUH bestätigt auf Anfrage: “Wir haben Ende 2016 eine Projektskizze ,Saubere Luft durch saubere Antriebe’ an Erdgas Info geschickt, verbunden mit der Aufstellung der erwarteten Kosten dieses auf drei Jahre angelegten Projektes.” Die DUH legt dabei Wert auf die Feststellung: “Es handelt sich nicht um ein Angebot”. Es sei lediglich eine “Projektskizze”. Und weiter: “Wir bitten Sie, diesen auch juristisch wichtigen Unterschied zu beachten.”

    Alternative zum Dieselantrieb

    Dass die DUH erwog, gegen Geld eine Lobbykampagne zum Greenwashing von fossilem Gas zu starten, verwundert: Die Organisation ist von den Finanzbehörden als gemeinnützig anerkannt und erhebt einen hohen moralischen Anspruch an Behörden und Unternehmen.  

    Die DUH hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die massiven und jahrelangen Überschreitungen der Grenzwerte der EU-Luftreinhaltungsrichtlinie Folgen hatten: Stuttgart und andere Kommunen wurden juristisch gezwungen, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zu verhängen. Die DUH brandmarkte Pkw mit Dieselantrieb als Hauptverursacher von hohen Stickoxidwerten in den Ballungsgebieten. Die Kampagne für Gas als Treibstoff bei Pkw sollte Werbung für einen weniger umweltbelastenden Antrieb machen.

    Sie richtete sich gezielt gegen den Dieselmotor, der auch wegen des Abgasskandals in Verruf geraten war. Für bessere Luftqualität in den Städten müssten die Verbraucher von weniger umweltschädlichen Alternativen zum Dieselmotor überzeugt werden. Rein batterieelektrische Fahrzeuge waren damals noch kaum auf dem EU-Markt. Die DUH pries mit dem Angebot “Umweltvorteile” von Fahrzeugen an, die mit fossilem Gas betrieben werden: “Natural-Gas-Fahrzeuge stoßen wenig Stickoxid aus und verursachen so gut wie keinen Feinstaub aus dem Abgasstrom.” Auch der CO₂-Ausstoß sei geringer als bei benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeugen.

    Geld sollte zweimal im Jahr fließen

    Experten räumen ein, dass gasbetriebene Fahrzeuge einen etwas niedrigeren CO₂-Ausstoß haben. Allerdings stießen damals schon neue Diesel-Pkw, die die Schadstoffnorm Euro 6dtemp erfüllen, deutlich weniger Feinpartikel und Methanemissionen aus als viele Erdgasfahrzeuge, die seinerzeit mit fossilem Gas betrieben wurden. 

    Die “Projektskizze” ist sehr präzise. Sie vermittelt einen Einblick in die Arbeitsweise des Umweltverbandes. “Für die Durchführung der skizzierten Aktivitäten kalkulieren wir mit einem Finanzaufwand von 750 T Euro in 2017, 700T € in 2018 und 650 T € in 2019”, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: “Die jährliche Förderunterstützung sollte in zwei gleichen Teilen jeweils zum 1. Februar und 1. August eines jeden Jahres an die DUH überwiesen werden.”

    An mehreren Stellen spricht die DUH von einer “Kampagne”. So heißt es etwa: “Flankiert wird die Kampagne durch diverse Fahrzeugmessungen, Fachgespräche, Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Arbeit zu Natural Gas als saubere Antriebsalternative im Verkehrsbereich”. Die Kampagne werde bundesweit ausgerichtet. Für die “Projektarbeit” könne auf das “bestehende, exzellente Netzwerk der DUH im Bereich, Luftreinhaltung, Klimaschutz und Verkehr’ zurückgegriffen werden”.

    Die DUH verspricht zudem: “Die relevanten deutschen Umwelt- und Verkehrsverbände unterstützen das Anliegen.” Sie würden von der DUH eng in die Kampagne eingebunden. Und weiter: “Unsere Netzwerke beziehen auch NGOs aus anderen Mitgliedstaaten ein.” Auf EU-Ebene arbeitet die DUH insbesondere mit dem EU-Umweltdachverband “Transport and Environment” (T+E) zusammen.

    Lobbying für Steuerprivilegien

    Zudem bietet die DUH an, für Steuerprivilegien von fossilem Gas zu lobbyieren. So wird die “Unterstützung einer Verlängerung der steuerlichen Begünstigung des Kraftstoffes” in Aussicht gestellt. Die DUH werde sich dafür im Rahmen der “regelmäßigen Spitzengespräche zwischen DUH und führenden Umweltpolitikern in Deutschland stark machen”.

    Die DUH plante, “zur Untermalung des Klima- und Luftreinhaltevorteils jeweils im Vergleich zu Dieselantrieben” selbst Messungen mit Testfahrzeugen auf der Straße durchzuführen. Dafür bringt die Ausschreibung das “Emissions-Kontroll-Institut” (EKI) der DUH ins Spiel. Die “technische Leitung obliegt Dr. Axel Friedrich”, einem ehemaligen Mitarbeiter des Umweltbundesamtes (UBA), der nach Erreichen der Altersgrenze zur DUH gewechselt war.

    Umweltverband als Zertifizierungsinstanz

    Die DUH macht auch deutlich, dass sie den Anspruch erhebt, Zertifizierungsinstanz zu sein. Es gebe eine “deutliche Kluft zwischen Prüfstands- und Realemissionen von Stickoxiden”, schreibt die DUH. Die Folge sei eine “große Verunsicherung und Desillusionierung des Kunden über glaubhafte Herstellerangaben”. Ein “unabhängiges Label” könne dazu beitragen, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.

    Dann heißt es: “In Kombination mit den Straßenmessungen verschiedener Fahrzeuge besitzt die Deutsche Umwelthilfe die Möglichkeit, ein solches Label zu initiieren.” In der Kalkulation war noch nicht der Posten enthalten, ein neues Label für gasbetriebene Kraftfahrzeuge durchzusetzen. Dafür hätte der Auftraggeber Aufpreis zahlen müssen. Im Angebot heißt es dazu: “Vorschlag für ein Erweiterungsmodul, bisher nicht kalkuliert.”

    70.000 Euro für Klageverfahren

    Nicht nur die Kosten hat die DUH detailliert aufgelistet, etwa insgesamt 240.000 Euro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (“Regelmäßige Pressemeldungen, Pressekonferenzen, Vorstellung von erfolgreichen Beispielen”). Das Schreiben berücksichtigt auch “Reisekosten/Honorare” von jeweils 30.000 Euro jährlich.

    Die DUH, die als klagefreudig gilt, wollte ihrem Auftraggeber auch pauschal namhafte Beträge für etwaige Rechtsstreitigkeiten in Rechnung stellen. Für 2017 und 2018 rechnete die DUH mit Kosten für “Klageverfahren/Rechtsgutachten” von jeweils 70.000 Euro, 2019 sollten es nur noch 50.000 Euro sein. Unter dem Posten für “Sonstiges” sollten pro Jahr 20.000 Euro abgerechnet werden.

    Dem Auftraggeber der Kampagne sollte die Möglichkeit eingeräumt werden, aus dem Vertrag wieder auszusteigen: Die DUH sei bereit, heißt es da, “den Förderern das Recht einzuräumen, spätestens vier Monate vor Ende des 1. Kalenderjahres eine Beendigung der Förderung zum 31.12.2017 (…) mitzuteilen.”

    Idee soll im Gespräch mit Wirtschaftsministerium entstanden sein

    Laut DUH ist die Idee seinerzeit bei dem “Runden Tisch Erdgasmobilität” des Bundeswirtschaftsministeriums entstanden. Man sei der Einladung gefolgt, “da damals wie heute der Erdgas-Verbrennerantrieb eine weniger CO₂- und vor allem weniger Abgase erzeugende Antriebstechnik im Vergleich zum Diesel ist.” Die DUH sei bei diesem runden Tisch gefragt worden, “ob wir weitere Projektarbeit zu Erdgasantrieben (….) machen würden” und habe sich dafür offen gezeigt. Der Vertreter des Wirtschaftsministeriums habe bedauert, keinen Etat für ein solches Projekt zu haben. So sei dann Erdgas Info die Projektskizze übersandt worden.

    Die DUH machte auf Nachfrage von Table.Media keine Angaben dazu, wie viele Angebote sie seit 2016 zur Finanzierung von Kampagnen Dritten unterbreitet hat. Auf Anfrage war sie auch nicht bereit mitzuteilen, wie viel Geld sie möglicherweise über ähnlich gelagerte Kampagnen seit 2017 eingenommen hat.

    • Klima & Umwelt
    • Luftqualität
    • NGO
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    Zweifel an Geert Wilders’ Teamfähigkeit belasten Sondierungsgespräche

    Der Schritt kam auf den ersten Blick überraschend: Pieter Omtzigt, früher Christdemokrat und heute Chef der neu gegründeten Partei Neuer Gesellschaftsvertrag (NCS), hat sich diese Woche aus den Sondierungsgesprächen für eine Rechtsregierung unter Geert Wilders zurückgezogen. Insbesondere der Zeitpunkt wirft Rätsel auf: Am Montag soll der vom Parlament eingesetzte Moderator Ronald Plasterk die Zweite Kammer über den Stand der Sondierungen informieren. In Den Haag war erwartet worden, dass der Moderator ein vorsichtig positives Fazit ziehen und den Start der eigentlichen Koalitionsgespräche verkünden würde. 

    Nun scheint wieder alles offen, wobei Pieter Omtzigt nicht ausschließt, am Ende doch eine Minderheitsregierung aus Distanz zu tolerieren. Geert Wilders hat die Wahl am 22. November zwar mit deutlichem Vorsprung gewonnen, ist aber mit 37 der insgesamt 150 Sitze in der fragmentierten Zweiten Kammer auf mindestens drei Partner angewiesen.

    Bei den Sondierungsgesprächen saßen neben Pieter Omtzigts NSC auch die rechtsliberale VVD von Dilan Yesilgöz und die Bauern-Bürger-Bewegung BBB von Caroline van der Plas am Tisch. Der ehemalige Christdemokrat Omtzigt hat seinen Rückzug damit begründet, vertrauliche Informationen über die angeblich prekäre Finanzlage zu spät bekommen zu haben.

    Ist die Ein-Mann-Partei koalitionsfähig?

    Beobachter halten die Begründung für vorgeschoben. Hinter dem Rückzug stecken stattdessen kaum überbrückbare Differenzen inhaltlicher und persönlicher Natur. Geert Wilders ist bekannt dafür, dass er auf absolute Kontrolle pocht. In seiner rechtsextremen Partei der Freiheit (PVV) war das nie ein Problem, denn dort ist der Populist seit der Gründung einziges Mitglied, seine Allmacht also formell abgesichert. Doch kann so jemand regieren, noch dazu in einer Koalition?

    Eine Frage, die sich die möglichen Partner auch stellen. Die Frage sei offen, ob Geert Wilders mit seinem Ein-Mann-Verein teamfähig und organisatorisch sowie personell in der Lage sei, die Rolle der größten Regierungspartei zu erfüllen, schreibt dazu die linksliberale Zeitung “de Volkskrant”.

    Geert Wilders war immer schon Einzelgänger, seit Jahren zusätzlich verstärkt durch die Sicherheitsvorkehrungen. Der Islamkritiker kriegt permanent Morddrohungen von islamistischen Extremisten, muss deshalb rund um die Uhr bewacht werden. Im Parlamentsgebäude in Den Haag arbeitet der Abgeordnete in einem Flügel, abgesichert wie in einem Banktresor und für Außenstehende nicht erreichbar.

    Verfassungswidrige Forderungen als fester Bestandteil

    Parteiinterne Demokratie ist für Geert Wilders ein Fremdwort. Seine Abgeordneten genießen nicht viel Freiheit. Wo immer der Rechtspopulist auftritt, muss der Fokus auf ihm liegen. Wer zu oft in den Schlagzeilen sei, habe ein Problem, sagte ein PVV-Parlamentarier bei seinem Rücktritt im vergangenen Jahr.

    Geert Wilders stehe für keine Partei, sondern für eine Fassade, hinter der nichts stecke, werden zwei ehemalige PVV-Abgeordnete des Utrechter Stadtparlaments vom konservativen “NRC Handelsblad” zitiert. Organisatorisch sei da nichts. Auch sie fragen sich, wo Geert Wilders jetzt Personal und Expertise hernimmt, die es für die Regierungsarbeit brauchen wird.

    Neben den praktischen Bedenken sind trotz Fortschritten bei den Sondierungen auch die inhaltlichen Vorbehalte nicht ausgeräumt. Zuerst hatte Geert Wilders angeboten, seine kritisierten Anti-Islam-Positionen “auf Eis zu legen”. Später hat der Rechtspopulist drei seiner Gesetzesvorstöße zurückgezogen, mit denen er Moscheen, den Koran und islamische Schulen in den Niederlanden verbieten wollte. Die klar verfassungswidrigen Forderungen galten bisher immer als Teil der DNA von Wildersʼ Freiheitspartei und stehen dort auch unverändert im Programm.

    Ruttes Nachfolgerin Yesilgöz könnte Wilders zur Macht verhelfen

    Kein Wunder, dass die potenziellen Partner skeptisch sind. Die großen Differenzen bei den Finanzen sind erst zum Schluss offen aufgebrochen. Wilders und die Bauernpartei pochen darauf, ihre kostspieligen Wahlversprechen umzusetzen. Pieter Omtzigt und die Rechtsliberalen fordern hingegen einen ausgeglichenen Haushalt. 

    Vor allem Dilan Yesilgöz steht vor einem unlösbaren Dilemma. Eine Mehrheit ihrer rechtsliberalen VVD hat keine Berührungsängste und will mitregieren. Eine starke Minderheit warnt aber ebenso dringlich davor, mit Wilders ins Boot zu steigen und den Rechtsextremen zu “normalisieren”. Dilan Yesilgöz erscheint dabei als tragische Figur. Die 46-Jährige hat Mark Rutte an der Spitze der Partei abgelöst, der als Ministerpräsident noch geschäftsführend im Amt ist und in den vergangenen Jahren auf einen cordon sanitaire gepocht hat.

    Ruttes Nachfolgerin hat im Endspurt des Wahlkampfs vom November ohne Not diese Abgrenzung nach Rechtsaußen infrage gestellt und eine Zusammenarbeit mit Geert Wilders nicht mehr ausgeschlossen. Dilan Yesilgöz, einst als Flüchtlingskind eines kurdischen Aktivisten aus der Türkei in die Niederlande gekommen, könnte nun einem Politiker an die Macht verhelfen, der sie laut Parteiprogramm nicht ins Land gelassen hätte.

    Experte: Gespräche scheitern zu lassen, ist “Spiel mit dem Feuer”

    Die Niederlande galten schon immer als Labor für neue gesellschaftspolitische Entwicklungen. Bald kann man dort möglicherweise verfolgen, was geschieht, wenn konservative Parteien die Brandmauern nach Rechtsaußen einreißen. 

    Die Koalitionsgespräche scheitern lassen und das Glück in erneuten Wahlen zu suchen, scheint keine attraktive Option zu sein. Eine Mehrheit im Land wolle diese sehr rechte Regierung mit Wilders, hat Meinungsforscher Maurice de Hond berechnet. Die Gespräche scheitern zu lassen, sei “ein Spiel mit dem Feuer”, warnt er. Denn laut neusten Umfragen käme die PVV bei Neuwahlen jetzt sogar mit noch größerem Vorsprung auf 50 Sitze.

    Die Zeit spielt also vorerst für Geert Wilders. “Wir sind stolz, dankbar und selbstbewusst”, kommentierte der Rechtspopulist auf dem Kurznachrichtendienst X die neuste Umfrage. Jetzt sei klar, dass die PVV die einzige Volkspartei in den Niederlanden sein.

    • Niederlande
    Translation missing.

    EU-Monitoring

    12.02.-13.02.2024
    Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
    Themen: Gedankenaustausch mit Valdis Dombrovskis über die Auswirkungen des Handels auf die EU-Landwirtschaft, Meinungsaustausch mit der Kommission über den Schutzstatus von Wölfen, Abstimmung über das Bodenüberwachungsgesetz. Vorläufige Tagesordnung

    13.02.2024
    Treffen des Partnerschaftsrates EU-Armenien
    Themen: Umfassende und verstärkte Partnerschaft zwischen der EU und Armenien, Überwachung der Durchführung des Partnerschaftsabkommens. Infos

    13.02.2024 – 09:00-18:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
    Themen: Abstimmung über die Empfehlung an den Rat, die Kommission und den EAD zur Lage in Syrien, Gedankenaustausch mit Hadja Lahbib (Ministerin für auswärtige Angelegenheiten, europäische Angelegenheiten und Außenhandel und die föderalen kulturellen Institutionen Belgiens), Gedankenaustausch zur Lage in Äthiopien. Vorläufige Tagesordnung

    13.02.2024 – 09:15-15:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
    Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Einrichtung eines EU-Talentpools, Gedankenaustausch zur Lage in Äthiopien, Gedankenaustausch zu den Anschuldigungen gegen UNRWA-Mitarbeiter und die Auswirkungen auf die humanitäre Situation in Gaza. Vorläufige Tagesordnung

    13.02.2024 – 09:30-11:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
    Themen: Berichterstattung über die laufenden Trilogverhandlungen, Abstimmung über Sicherheit von Spielzeug, Abstimmung über das Ergebnis der Trilogverhandlungen zu den harmonisierten Bedingungen für die Vermarktung von Bauprodukten. Vorläufige Tagesordnung

    13.02.2024 – 09:30-10:00 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) und des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
    Themen: Abstimmung über das Gesetz über künstliche Intelligenz. Vorläufige Tagesordnung

    13.02.2024 – 10:00-12:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Gesundheit (SANT)
    Themen: Meinungsaustausch über die Bekämpfung der Abwanderung von Fachkräften aus der EU in den Gesundheitssektor und die Gesundheitsversorgung in abgelegenen/ländlichen Gebieten. Vorläufige Tagesordnung

    13.02.2024 – 15:00-16:00 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Haushaltsausschusses (BUDG)
    Themen: Vorschlag zur Einrichtung der Reform- und Wachstumsfazilität für den Westbalkan. Vorläufige Tagesordnung

    14.02.-15.02.2024
    Informelle Ministertagung Wettbewerbsfähigkeit (Forschung und Innovation)
    Themen: Transformativer Charakter des Europäischen Rahmens für Forschung und Innovation, Förderung der sektorübergreifenden und interdisziplinären Zusammenarbeit (Universitäten, Forschungszentren, Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Bürger), technologische Entwicklung zur Beschleunigung der industriellen Dekarbonisierung und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der EU. Tagesordnung

    14.02.-15.02.2024
    Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN)
    Themen: Abstimmung über die Leitlinien für den Aufbau des transeuropäischen Verkehrsnetzes, Abstimmung über die Verabschiedung des vereinbarten Textes der Europäischen Erklärung zum Radverkehr, öffentliche Anhörung zum Thema, wie der öffentliche Verkehr gestärkt und den Herausforderungen des Sektors begegnet werden kann. Vorläufige Tagesordnung

    14.02.2024
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: Jährlicher Bericht über den Binnenmarkt und die Wettbewerbsfähigkeit. Vorläufige Tagesordnung

    14.02.2024 – 09:00-18:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
    Themen: Berichtsentwurf zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit, Gedankenaustausch mit Frank Vandenbroucke (belgischer Vizepremierminister und Minister für soziale Angelegenheiten und Volksgesundheit), Abstimmung über die Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit. Vorläufige Tagesordnung

    14.02.2024 – 09:00-12:30 Uhr
    Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG)
    Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum europäischen Semester für die wirtschaftspolitische Koordinierung 2024, Gedankenaustausch mit dem Haushaltsausschuss des ukrainischen Parlaments (Werchowna Rada), Gedankenaustausch zur Überarbeitung des mehrjährigen Finanzrahmens 2021-2027. Vorläufige Tagesordnung

    14.02.2024 – 09:00-12:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE)
    Themen: Meinungsaustausch mit Mircea Geoană (stellvertretender Generalsekretär der NATO) über die Sicherheit im Schwarzen Meer, an der Ostflanke und auf dem westlichen Balkan, Stand der Dinge bei der Verstärkung der GSVP-Mission der EU in Armenien, Bedrohungen durch Manipulation und Störung aus dem Ausland im vergangenen Jahr. Vorläufige Tagesordnung

    14.02.2024 – 14:30-18:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Regionale Entwicklung (REGI)
    Themen: Abstimmung über die Umsetzung und Ergebnisse der Kohäsionspolitik 2014-2020 in den Mitgliedstaaten, Berichterstattung über den Trilog zum Vorschlag für eine Verordnung zur
    Einrichtung der Plattform Strategische Technologien für Europa (STEP), Vorstellung einer Studie zur Kohäsionspolitik in den Regionen in äußerster Randlage.
    Vorläufige Tagesordnung

    15.02.-16.02.2024
    Multilateraler Dialog zu Grundsätzen und Werten für die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Innovation
    Themen: Grundsätze und Werte in der internationalen Forschungs- und Innovationszusammenarbeit. Vorläufige Tagesordnung

    16.02.-18.02.2024
    Münchner Sicherheitskonferenz
    Themen: Die internationalen Staats- und Regierungschefs kommen zu Beratungen zusammen. Infos

    News

    Berichtspflichten: EU verschiebt ausstehende Standards auf 2026

    Die EU will die noch fehlenden Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) erst im Juni 2026 annehmen, also zwei Jahre später als geplant. Darauf einigten sich der Rat und das Parlament am Mittwoch vorläufig; sie müssen das Ergebnis jetzt noch formal annehmen. Unternehmen sollen dadurch mehr Zeit erhalten, sich auf die bereits angenommenen, bereichsübergreifenden Standards zu konzentrieren und sich auf weitere Standards vorzubereiten.

    Auf der Grundlage der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) hatte die EU-Kommission im Juli 2023 eine erste Reihe von Standards angenommen, die bereichsübergreifend und für alle Nachhaltigkeitsthemen gelten. Geplant war, im Juni 2024 die übrigen Standards zu verabschieden:

    • sektorspezifische Standards,
    • Standards für KMU,
    • und Standards für Unternehmen aus Drittländern mit einem Umsatz von 150 Millionen Euro in der EU, die mindestens eine Tochtergesellschaft oder Niederlassung in der EU haben.

    Mit der nun beschlossenen Richtlinie wird die Annahme der neuen Standards auf den 30. Juni 2026 verschoben. Das Datum für die Anwendung für Unternehmen aus Drittländern bleibt, wie in der CSRD festgelegt, das Geschäftsjahr 2028.

    Die EU-Kommission hat im Oktober 2023 einen Vorschlag für die zweijährige Verschiebung der Annahmefristen vorgelegt. Dieser ist Teil eines ersten Maßnahmenpakets zur Rationalisierung der Berichtsanforderungen und des KMU-Entlastungspakets. Die Kommission plant, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren, um Unternehmen zu entlasten. leo

    • Berichtspflichten
    • CSRD
    • Nachhaltigkeitsberichterstattung

    Parlament und Rat wollen sich zügig auf neue EU-Schuldenregeln einigen

    Die Verhandlungen über die Reform der europäischen Fiskalregeln gehen weiter. Für den heutigen Freitag haben Rat und Parlament einen Trilog ohne fixe Endzeit geplant. Zu Beginn der Woche hatten sich die Vertreterinnen und Vertreter des Parlaments über die Verhandlungstaktik der belgischen Präsidentschaft geärgert, die strikt an der Position des EU-Rats festhielt. Sie befürchteten, dass die EU-Schuldenregeln, wie sie die Ratsposition vorsieht, öffentliche Investitionen zu stark einschränken würden.

    Irene Tinagli, Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, hatte damit gedroht, dass sie aufgrund des wenig konstruktiven Verhaltens der Ratspräsidentschaft keine finale Trilog-Verhandlung ansetzen würde. Doch diese Drohung machte sie nun nicht wahr. Wenn nötig, wird bis tief in die Nacht verhandelt.

    Reform würde sich deutlich verzögern

    Entgegen den Darstellungen aus Parlamentsquellen gingen die Verhandlungen nach Angaben eines Diplomaten eines EU-Mitgliedstaats gut voran. Die Ratspräsidentschaft sei fest entschlossen, mit dem Parlament zu einer Einigung zu kommen, “wenn auch auf einem sehr schmalen Pfad”.

    “Es gibt fast keine Flexibilität im Rat”, sagte der Diplomat weiter. Schon im Dezember sei es “extrem schwierig” gewesen, einen Konsens zu finden. Nun scheint es, als würde das Parlament sich trotz Protesten auf eben diesen “sehr schmalen Pfad” des Rats einlassen, anstatt eine signifikante Verzögerung der Reform der EU-Schuldenregeln zu riskieren.

    Die Administrationen von EU-Rat und -Parlament hatten den heutigen Freitag als Deadline für die letzten Triloge dieser Legislatur bestimmt. Dossiers, bei denen es später zur Einigung kommt, können erst nach den europäischen Wahlen rechtskräftig verabschiedet werden. János Allenbach-Ammann

    • EU-Schuldenregeln
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    • Investitionen
    • Staatsschulden

    EU-Asylreform nimmt weitere Hürde

    Am Ende wurde es emotional: Nach hektischen Beratungen, die auch von Angst vor einem Rechtsruck bei der Europawahl getrieben waren, haben die Ständigen Vertreter der 27 EU-Staaten am Donnerstag grünes Licht für die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) gegeben. 

    “Nach Prüfung der zehn Gesetzestexte haben die EU-Botschafter das Asyl- und Migrationspaket zur finalen Abstimmung an das Parlament weitergeleitet”, teilte die belgische Ratspräsidentschaft in Brüssel mit. Das Plenum soll im April abstimmen. Die Zustimmung gilt als sicher.

    Die Reform soll die Asylpolitik neu ordnen und die Migration steuern und begrenzen. In sogenannten Grenzverfahren können Asylanträge künftig bereits bei der Einreise in die EU geprüft werden. Asylbewerber mit geringer Bleibechance sollen schneller abgeschoben werden. 

    Ungarn fühlt sich nicht an Beschluss gebunden

    Die GEAS-Reform enthält zudem eine Krisenverordnung für Zeiten besonders großen Andrangs und einen Solidaritätsmechanismus zur Umverteilung in den EU-Staaten. Sie werde das europäische Asyl- und Migrationssystem besser machen, sagte die belgische Staatssekretärin Nicole de Moor.

    Bis zur vollständigen Umsetzung dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Vor der Europawahl im Juni wird die Reform daher keine Wirkung erzielen. “Sie wird die Lage nicht vom ersten Tag an verändern”, räumte de Moor ein. Wichtig sei, dass alle EU-Staaten dahinter stünden.

    Daran bestehen aber weiter begründete Zweifel. Ungarn fühlt sich an den Beschluss nicht gebunden, auch die neue Regierung in Polen hat Zweifel an der Reform geäußert. Ähnlich wie bei der Flüchtlingskrise 2015/16 dürfte die EU auf erhebliche Probleme bei der Durchsetzung stoßen.

    Kommission hofft auf Drittstaaten-Abkommen mit Mauretanien

    Zudem lassen die für eine schnellere Abschiebung nötigen Drittstaaten-Abkommen auf sich warten. Eine Vereinbarung mit Tunesien wurde bisher noch nicht umgesetzt, ein lange angekündigter Deal mit Ägypten steht aus. Die EU-Kommission hofft nun auf ein Abkommen mit Mauretanien.

    Am Donnerstag reiste Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gemeinsam mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez zu Gesprächen in das afrikanische Land. Zuletzt waren wieder deutlich mehr Migranten aus dem westlichen Afrika auf den Kanarischen Inseln angekommen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex rechnet in diesem Jahr im Vergleich zu 2023 mit einer steigenden Zahl von Migranten, die nach Europa kommen.

    Kopfschmerzen bereitet der EU auch, dass Mali, Burkina Faso und Niger aus der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS ausgetreten sind. Damit wird auch die Zusammenarbeit in der Migrationspolitik erschwert. Niger hatte die Kooperation bereits im Herbst aufgekündigt. ebo

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    Politische Einigung zur Plattformarbeit

    Der politische Kompromiss zum Vorschlag der Kommission für die Richtlinie zur Plattformarbeit sieht vor, dass die Statusfeststellung bei Beschäftigten von Plattformen durch die Behörden der Mitgliedstaaten vorgenommen wird. Zudem wird in dem Kompromiss nicht einer Forderung Frankreichs Rechnung getragen.

    Die französische Regierung will durchsetzen, dass Plattformen, die unter einen Tarifvertrag fallen, nicht von die Richtlinie erfasst werden. Diese Forderung wird aber vom Parlament sowie auch von vielen Mitgliedstaaten und der Kommission abgelehnt und ist nicht aufgenommen worden.

    In der nächsten Woche soll über die politische Einigung im Rat abgestimmt werden. Es gilt nicht als sicher, dass es für den Kompromiss eine Mehrheit gibt. Dennis Radtke, EVP-Schattenberichterstatter der Richtlinie, sagte: “Es ist zu früh um zu gratulieren. “Es ist ein hochumstrittenes Dossier. Erst wenn der Rat kommende Woche dazu abstimmt, werden wir mehr wissen.” lei

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    Europaparlament fordert internationale Untersuchung der Wahlen in Serbien

    Wegen mutmaßlich unfairer Wahlen in Serbien fordert das Europaparlament eine internationale Untersuchung. Die jüngsten serbischen Parlaments- und Kommunalwahlen entsprächen wegen des anhaltenden und systematischen Missbrauchs von Institutionen und Medien nicht den Standards, die von einem EU-Beitrittsland erwartet würden. Das teilte das EU-Parlament am Donnerstag mit. 461 Abgeordnete stimmten für eine entsprechende Resolution, 53 gegen den rechtlich unverbindlichen Text und 43 enthielten sich.

    Am 17. Dezember hatte es in Serbien Parlamentswahlen und in vielen Orten, darunter in Belgrad, Kommunalwahlen gegeben. Dabei hatte die Serbische Fortschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vučić Siege errungen. Allerdings fiel der Erfolg der Präsidentenpartei in Belgrad nur knapp aus. Die Opposition und Wahlforscher beklagen Wahlbetrug.

    In der Resolution spricht das Parlament zudem davon, dass Ergebnisse bei der Verfolgung und Ahndung von Wahlvergehen fehlten. Dazu gehörten Vorwürfe, dass Wählerverzeichnisses manipuliert oder Bürger eingeschüchtert worden seien. Wenn Serbien nicht auf Empfehlungen zur Wahl reagieren sollte, wollen die Abgeordneten, dass die EU Zahlungen an das Balkanland aussetztdpa

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    Alfred Grosser ist tot – Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland

    Er setzte sich zeitlebens für die deutsch-französische Annäherung ein: Der renommierte Wissenschaftler Alfred Grosser ist im Alter von 99 Jahren am vergangenen Mittwoch in Paris gestorben. “Alle Akteure der deutsch-französischen Freundschaft sind heute Waisen. Alfred Grosser war ein humanistisches Bindeglied zwischen unseren beiden Ländern und eine tiefe Quelle der Inspiration”, schrieb der französische Botschafter in Deutschland, François Delattre, im sozialen Netzwerk X. Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie-Schule in Berlin, schrieb ebenfalls auf X: “Von Frankfurt bis Paris hat niemand unsere Vision der deutsch-französischen Versöhnung so sehr geprägt wie er.”

    Geboren am 1. Februar 1925 in Frankfurt am Main als Sohn jüdischer Eltern, mussten er und seine Familie 1933 Deutschland verlassen und nach Frankreich fliehen. Er wurde 1937 französischer Staatsbürger und studierte in Frankreich. Anschließend wurde er stellvertretender Leiter des UNESCO-Büros in Deutschland und später Professor am renommierten Institut d’études politiques de Paris, das als Sciences Po bekannt ist. Er verbrachte dort den Großteil seiner Karriere und prägte Generationen von Studenten.

    “Die Bundesrepublik ist und bleibt ein Sonderfall in Europa”

    Gleichzeitig war Alfred Grosser auch Präsident des Centre d’information et de recherche sur l’Allemagne contemporaine (Cirac). Darüber hinaus machten ihn seine zahlreichen Bücher und politischen Kolumnen für die französischen Tageszeitungen “Le Monde”, “La Croix”, “Ouest France” und für das Magazin “l’Expansion” einem Publikum bekannt, das über die akademische Welt hinausging.

    Für seine Rolle als Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, dem französischen Großkreuz der Ehrenlegion sowie dem Henri-Nannen-Preis ausgezeichnet.

    Im Jahr 2014 wurde er im Alter von 89 Jahren eingeladen, im Bundestag bei einer Sitzung zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs eine Rede zu halten. Unter der Glaskuppel des deutschen Parlaments sprach er Worte, die auch heute noch aktuell sind: “Die Bundesrepublik ist und bleibt ein Sonderfall in Europa. Sie ist nämlich nicht auf dem Prinzip der Nation aufgebaut worden, sondern auf Grund einer politischen Ethik, die der doppelten Ablehnung von Hitler in der Vergangenheit und von Stalin in der Nachbarschaft. Das ist bis heute so geblieben. Leider hat das deutsche Beispiel die anderen Staaten und Nationen kaum angesteckt. Der Trend geht heute sogar in die andere Richtung! Leider auch bei Ihnen!” cst

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    Presseschau

    Russlands Präsident Wladimir Putin schließt im Tucker-Carlson-Interview Angriff auf Polen oder Lettland aus DEUTSCHLANDFUNK
    EU-Parlament und Rat einigten sich auf EU-weiten Behindertenausweis DER STANDARD
    Uber, Lieferdienste und Co.: EU-Politiker einigen sich auf bessere Rechte für Arbeiter bei Onlinefirmen SPIEGEL
    EZB-Währungshüter plädieren für Abwarten und Daten auswerten HANDELSBLATT
    Gesetz für grüne Technologien: Endlich steht die Antwort der EU auf Amerikas Milliarden-Förderprogramm FAZ
    EU-Hilfe für Mauretanien: Niemand soll sagen, es gehe nur um Grenzschutz FAZ
    Sondierungen in Niederlanden: Geert Wilders bleibt nur noch eine Minderheitsregierung FAZ
    Nach Zinssenkung in Tschechien: Mehr Kronen für den Euro FAZ
    Frankreich: Patrice Vergriete als neuer Verkehrsminister nominiert LOK-REPORT
    Frankreich: Nur vier Wochen im Amt – Präsident Emmanuel Macron entlässt Bildungsministerin Amélie Oudéa-Castéra SPIEGEL
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    “Green Prosperity Plan”: Britische Labourpartei kürzt Pläne für grüne Investitionen drastisch SPIEGEL
    Demontage des Rechtsstaats? Slowakisches Parlament stimmt für Justizreform TAGESSCHAU

    Standpunkt

    Herzog-Kuballa: Wie eine bessere EU-Lieferkettenrichtlinie gestaltet sein müsste

    Von Judith Herzog-Kuballa
    Judith Herzog-Kuballa vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau hält die “Notbremse” der FDP bei der CSDDD für richtig.

    Jedes europäische Unternehmen steht in der besonderen Verantwortung, in seinen Werken rund um den Globus dafür zu sorgen, dass Menschenrechte nicht verletzt werden und die Produktion hohe soziale und ökologische Standards erfüllt. Das gilt auch für eine Industriebranche wie den Maschinen- und Anlagenbau, und gerade der europäische industrielle Mittelstand erfüllt diesen Anspruch in seinen Produktionsstätten auch.

    Eine ganz andere Frage ist jedoch, wie viel Kontrolle dieselben Mittelständler über die Zustände in ihren Zulieferbetrieben und deren Zulieferern haben können. Anders als viele Konsumgüter, die von großen, marktmächtigen Konzernen in Auftrag gegeben werden, bestehen Maschinen und Anlagen aus Tausenden, zum Teil sehr komplexen Bauteilen, die ein mittelständischer Betrieb nur über Zwischenhändler auf dem Weltmarkt beziehen kann. Die Vorstellung, ein solches Unternehmen könnte alle Stufen seiner Lieferkette kennen und kontrollieren, ist völlig unrealistisch.

    Vor allem aus diesem Grund halten wir als Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. die Notbremse der FDP für richtig, dem vorliegenden Richtlinienentwurf eines europäischen Lieferkettengesetzes nicht zuzustimmen. Der VDMA hat von Anfang an, lange vor Verabschiedung des Lieferkettengesetzes, für eine europaweite, handhabbare und dem Ziel dienliche Regulierung gekämpft. Doch das Ergebnis des Trilogs zeigt keine Spuren davon.

    So wurden die Größenschwellen des Anwendungsbereichs im Vergleich zum deutschen Lieferkettengesetz weiter herabgesetzt. Abgesehen davon, dass kleinere Unternehmen in ihren Liefer- und Wertschöpfungsketten wenig Marktmacht besitzen, um Druck auf Geschäftspartner auszuüben, ist diese Verschärfung aus Sicht des VDMA auch nicht zielführend. Das geplante stufenweise Inkrafttreten der Regelung löst das beschriebene Problem nicht, es verschiebt es lediglich zeitlich nach hinten.

    KMU hätten entlastet werden müssen

    Eine sinnvolle Regelung hätte dem geringen Einfluss kleinerer Unternehmen Rechnung getragen, indem sie nur große Unternehmen im Anwendungsbereich erfasst und zusätzlich Umsatzschwellen eingeführt hätte. Denn nur dann haben Unternehmen eine Hebelwirkung.

    Auch wäre eine Entlastung von klein- und mittelständischen Unternehmen in Ländern mit entsprechender Rechtssetzung durch die Einführung sogenannter “white lists” sinnvoll und zudem risikofrei gewesen. Wem wollen wir denn noch trauen, wenn nicht den europäischen Partnern? Doch wie eine kürzlich veröffentlichte BDI-Umfrage zur Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes leider belegt, gehen vom Gesetz betroffene Unternehmen in ihren Lieferketten häufig nicht risikobasiert vor. Was dazu führt, dass deren Lieferanten von mehreren Seiten mit Fragebögen und Kundenanforderungen überhäuft werden, obwohl gar kein Risikopotenzial vorliegt. Ja, es ist möglich, dass es auch in Europa vereinzelt Menschenrechtsverstöße gibt. Aber für diesen Fall gibt es bereits eine funktionierende Rechtsprechung – ganz im Sinne der Leitprinzipien der Vereinten Nationen (VN): “Die oberste Schutzpflicht unterliegt dem Staat”.

    Auch würde die anvisierte Sorgfaltsprüfung viele Mittelständler schlicht überfordern. Wertschöpfungsketten sind in der Investitionsgüterindustrie weit verzweigt: Die Anzahl der Lieferanten potenziert sich schnell von Stufe zu Stufe. Es ist völlig unrealistisch zu erwarten, dass jedes Unternehmen eine Sorgfaltsprüfung für jeden Teil seiner Wertschöpfungskette durchführen kann, insbesondere, wenn es um die endgültige Verwendung oder Entsorgung von Produkten durch den Endkunden geht.

    Pflichten auf den Einflussbereich von Firmen beschränken

    Auch scheint man in Brüssel aus der Corona-Krise, dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sowie der insgesamt sehr angespannten geopolitischen Lage nicht die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn die geplante Richtlinie lässt für Unternehmen keinerlei Abwägungen zu, die etwa zugunsten der Sicherheit der eigenen Bevölkerung teilweise sinnvoll und notwendig sein könnten – zum Beispiel, wenn dringend Produkte beschafft werden müssen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Stattdessen nimmt man in Kauf, dass sich die Risiko- und Wettbewerbsstellung europäischer Unternehmen im Vergleich zu anderen Ländern zusehends verschlechtert.

    Verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass Unternehmen für einen Schaden, der in ihrer Lieferkette etwa durch den Lieferanten verursacht wurde, haften sollen – wenn sie nicht nachweisen können, den Verpflichtungen der Richtlinie ausreichend nachgekommen zu sein. Dabei sehen sowohl das deutsche Lieferkettengesetz als auch die VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte völlig zurecht keine zivilrechtliche Haftung vor.

    Daher hat der VDMA von Anfang an gefordert, die Sorgfaltspflichten auf das zu beschränken, was Unternehmen auch kontrollieren und beeinflussen können – den eigenen Betrieb, die Tochtergesellschaften sowie die Lieferanten der ersten Ebene der vorgelagerten Lieferkette, bei denen aufgrund der Marktmacht und des Umsatzes ein Einfluss möglich ist. Würden alle großen europäischen Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten auf diese Weise nachkommen, dann wären die Chancen auf eine erfolgreiche Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen am Arbeitsplatz deutlich höher – und dies auf eine wirksame und nicht verfehlt ambitionierte Weise.

    Judith Herzog-Kuballa ist beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) Referentin für Nachhaltigkeit, ESG, CSR und die Nachhaltigkeitsinitiative “Blue Competence”.

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