Table.Briefing: Europe

Deutliche Worte beim Gipfel + Vorstoß zu CSRD

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Freitag wird das juristische Urteil gegen Italiens Vizepremier Matteo Salvini erwartet. Der Vorsitzende der Lega steht seit drei Jahren im sizilianischen Palermo vor Gericht. Die Vorwürfe: Freiheitsberaubung und Amtsmissbrauch. Im August 2019 hatte der damalige Innenminister Salvini einem Schiff der spanischen NGO Open Arms die Einfahrt in den Hafen von Lampedusa verweigert. Bis zu 147 von der Besatzung aus dem Mittelmeer gerettete Migranten harrten fast drei Wochen lang an Bord aus. Die Staatsanwaltschaft fordert sechs Jahre Haft. 

Salvini gab im August 2019 den Hardliner und bestand darauf, dass andere EU-Staaten dem NGO-Schiff einen Hafen zur Anlandung bereitstellten – was nicht geschah. Die Crew an Bord berichtete über soziale Netzwerke von unhaltbaren Zuständen an Bord des komplett überfüllten Schiffes. Manche der Migranten sprangen verzweifelt ins Wasser und versuchten nach Lampedusa zu schwimmen. Die Staatsanwaltschaft von Agrigent hob schließlich das Anlegeverbot aus humanitären Gründen auf und ordnete an, auch die auf dem Schiff verbliebenen Menschen an Land zu bringen.

Der Lega-Chef habe seine Entscheidung zur Festsetzung der Migranten auf dem NGO-Schiff aus politischen Kalkül getroffen, argumentierte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer unter anderem. Salvinis Anwältin Giulia Bongiorno warf umgekehrt der spanischen Hilfsorganisation politische Absichten vor: Deren Handlungen hätten darauf abgezielt, Salvini als Innenminister Italiens zu stürzen. Die Open Arms hätte tagelang “herumgebummelt, während das Schiff in 48 Stunden leicht einen spanischen Hafen hätte erreichen können”, sagte Bongiorno. 

Salvini selbst nutzt den Prozess, um sich und sein politisches Lieblingsthema Migration wieder in die Schlagzeilen zu bringen. “Sollte ich verurteilt werden, wäre das keine Niederlage für mich, sondern für Italien und Europa, denn der Schutz der Grenzen ist eine Pflicht und kein Verbrechen”, schreibt Salvini bei X. Er erklärt schon jetzt, dass er im Falle einer Verurteilung nicht von seinen aktuellen Posten als Verkehrsminister und Vizepremier in der Regierung von Giorgia Meloni zurücktreten werde.

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Almut Siefert
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Analyse

Ukraine-Hilfen: Deutliche Worte von Selenskyj beim EU-Gipfel

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach sich beim EU-Gipfel entschieden gegen eine Waffenruhe aus.

Pünktlicher Start, überpünktliches Ende: Der erste EU-Gipfel unter Leitung des neuen ständigen Ratspräsidenten Antonio Costa verlief nach Plan. “Wir hatte noch nie eine so gute Diskussion“, freute sich Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Ende des nur eintägigen Treffens in Brüssel. Es habe sich “sehr bewährt, dass wir keine Textarbeit leisten, sondern über Politik diskutieren”.

Politisch fallen die Ergebnisse allerdings mager aus. Die neue Führung setzt auf Kontinuität, lässt jedoch in wichtigen Fragen eigene Akzente vermissen. Beim ersten und wichtigsten Thema, der Ukraine-Politik, überwogen die Durchhalteparolen und Beistandsversprechen. Zugleich wurde klar, dass es keinen Konsens in der Frage möglicher europäischer Sicherheitsgarantien gibt.

Keine neuen Hilfszusagen für die Ukraine

Die EU werde ihre politische, finanzielle und militärische Hilfe für die Ukraine “so lange wie nötig und so intensiv wie nötig” fortsetzen, heißt es in den Schlussfolgerungen des EU-Gipfels, die gegenüber dem letzten Entwurf kaum verändert wurden. “Russland darf nicht gewinnen.”

Allerdings gab es keine neuen Hilfszusagen. Bundeskanzler Scholz forderte die EU-Partner zwar schon zu Beginn des eintägigen Gipfeltreffens auf, ihre militärische Hilfe für die Ukraine aufzustocken. Deutschland sei “mit großem, großem Abstand der größte Unterstützer”.

Der Appell zeigte jedoch keine sichtbare Wirkung. Alle EU-Staaten seien gehalten, ihre Hilfe auszuweiten, insbesondere bei der Luftabwehr, Munition und Raketen, heißt es im Gipfelbeschluss. Auch die Ausbildung ukrainischer Soldaten müsse verstärkt werden.

Selenskyj: EU-Staaten bilden nicht genug ukrainische Soldaten aus

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj äußerte nach einer mehrstündigen Aussprache mit den Staats- und Regierungschefs ungewöhnlich offene Kritik. Die EU leiste nicht genug Waffenhilfe, auch bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten hinke sie hinterher, sagte er.

Nur Frankreich und Deutschland hätten bisher je eine ukrainische Brigade ausgebildet – dabei habe man mehr als ein Dutzend Brigaden versprochen. Wegen des Mangels an Waffen müssten einige ukrainische Brigaden ohne geeignete Ausrüstung in den Krieg ziehen.

Auch die Luftabwehr müsse aufgestockt werden, betonte  Selenskyj in einer Pressekonferenz im Brüsseler Ratsgebäude. Das Militär brauche mindestens 19 weitere Anti-Raketen-Systeme, um russische Angriffe auf die Energieversorgung abzuwehren.

“Ich hätte sehr gerne Trumps Hilfe, um diesen Krieg zu beenden”

Unerwartet kritisch äußerte sich Selenskyj auch zur Frage einer möglichen Friedensregelung, wie sie der künftige US-Präsident Donald Trump ins Gespräch gebracht hat. Er sei gegen eine Waffenruhe, erklärte er. Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin nach wenigen Monaten erneut angreife, werde “jeder verlieren”.

Auch die zuletzt diskutierten europäischen Sicherheitsgarantien für sein Land reichten nicht aus. Zusätzlich brauche es die Unterstützung der USA bzw. der Nato. “Nur zusammen können die USA und Europa Putin tatsächlich stoppen und die Ukraine retten”, hatte er schon vor Beginn der Beratungen erklärt.

Die Europäer müssten daher das Gespräch mit Trump suchen, forderte Selenskyj. “Ich hätte sehr gerne Trumps Hilfe, um diesen Krieg zu beenden”, betonte er. Derweil versicherte Putin in Moskau, er sei “jederzeit” zu einem Treffen mit Trump bereit. Er sprach von möglichen “Verhandlungen und Kompromissen” Russlands.

Brainstorming statt konkreter Entscheidungen

Welche Rolle die EU bei Trumps Plänen spielen könnte, blieb unklar. Mit möglichen Szenarien hatte sich bereits am Vorabend ein informelles Treffen im kleinen Kreis mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte gedreht.

Es sei um ein Brainstorming gegangen, nicht um konkrete Entscheidungen, so Diplomaten. Einige Staats- und Regierungschefs mahnten, mit öffentlichen Spekulationen über Szenarien oder einen baldigen Waffenstillstand nicht falsche Signale zu setzen. Man wolle auch nicht Entscheidungen des künftigen US-Präsidenten vorwegnehmen.

Scholz telefonierte am Rande des EU-Gipfels erneut mit Trump. Beide seien sich einig gewesen, “dass der russische Krieg gegen die Ukraine schon viel zu lange andauere und es darauf ankomme, so bald wie möglich auf den Weg zu einem fairen, gerechten und nachhaltigen Frieden zu gelangen”, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit.

Scholz: Keine Friedensverhandlungen ohne die Ukraine

In den Gipfel-Schlussfolgerungen findet sich davon aber nichts wieder. Dort wird lediglich auf die zwei Jahre alte ukrainische “Friedensformel” verwiesen. Im Abschnitt “EU and the World“, bei dem es auch um die USA gehen sollte, heißt es nur, dass die Chefs eine “strategische Diskussion” geführt haben. Trump wird nicht erwähnt.

Es gebe die Sorge, dass ein von Trump erzwungener Diktatfrieden der Ukraine schaden und die EU spalten könne, sagten Diplomaten. Kanzler Scholz betonte, dass es keine Verhandlungen ohne die Ukraine geben dürfe. Die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte vor China, das seine Unterstützung für Russland weiter ausbaue.

Resilienz, Koordination, Migration

Weitere Themen des Gipfels waren die sogenannte Resilienz gegen Krisen, Katastrophen und Kriege sowie die Migration und die Lage in Georgien. Die Staats- und Regierungschefs begrüßten den Bericht des ehemaligen finnischen Staatschefs Sauli Niinistö zur Resilienz und betonten, dass die zivile und militärische Bereitschaft verstärkt und besser koordiniert werden müsse, auch mit der Nato.

Zur Migration gab es, wie schon beim letzten Gipfel, ein informelles Treffen, das von Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni gemeinsam mit Mette Frederiksen aus Dänemark und dem Niederländer Dick Schoof organisiert wurde. Diesmal führte es jedoch nicht zu neuen Initiativen. Die auch rechtlich umstrittenen Abschiebezentren in Drittstaaten finden in den Schlussfolgerungen keine Erwähnung.

Keine Sanktionen gegen Georgien

Zu Georgien kamen aus Brüssel besorgte Töne, aber keine Taten. Man bedauere die Entscheidung der georgischen Regierung, die EU-Beitrittsgespräche bis 2028 auf Eis zu legen, heißt es. Die Gewalt gegen “friedliche Demonstranten, Politiker und Medienvertreter” wird ausdrücklich verurteilt. “Alle Gewalttaten müssen untersucht werden und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.” Von Sanktionen ist jedoch keine Rede.

Mit Stephan Israel, Brüssel

  • Ausbildung
  • Donald Trump
  • EU
  • EU-Beitritt
  • EU-Gipfel
  • Europäischer Rat
  • Europapolitik
  • Migration
  • Ukraine
  • Wladimir Putin
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CSRD: Wie die Reaktionen auf Deutschlands Vorstoß ausfallen

Vor zwei Tagen hatte Table.Briefings exklusiv über einen Brief der Bundesminister für Wirtschaft, Arbeit, Justiz und Finanzen an die EU-Kommission berichtet. Darin fordern sie von der EU-Kommission, die Anwendung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für Firmen der zweiten und dritten Welle um zwei Jahre zu verschieben. In der ersten Phase sind Konzerne erfasst, die bereits früher Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen mussten und für die sich nichts ändern soll. Außerdem sollte, so die Absender, die Zahl der erhobenen Datenpunkte um die Hälfte reduziert und die Definition “großer” Mittelständler so geändert werden, dass weniger Unternehmen in diese Kategorie fallen.  

In der Wirtschaft wird der Vorstoß der Bundesregierung ausdrücklich begrüßt: “Die Politik muss ihren Ansatz für die ökologische Transformation dringend ändern”, sagte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner zu Table.Briefings. Die neue Bundesregierung müsse Erleichterungen bei der CSRD und den verbundenen Standards in Brüssel vorantreiben: “Der Berichtsumfang muss auf wenige steuerungsrelevante Kennzahlen begrenzt werden.” 

Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), stimmt zu: “Die EU-Berichtsstandards sind für Unternehmen aller Größen viel zu komplex und bürokratisch.” Um die Wettbewerbsfähigkeit sowie nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern, müsse die Kommission den geltenden delegierten Rechtsakt zurückziehen und neu fassen. In einem neuen Positionspapier kritisiert die BDA die Berichtsanforderungen als “exzessiv”. 

Entkernung der CSRD befürchtet 

Fraglich ist allerdings, wie wirksam die CSRD nach Umsetzung der deutschen Vorschläge noch wäre. Maximilian Müller, Professor für Finanzbuchhaltung der Uni Köln, wies bei LinkedIn darauf hin, dass bei einer Umsetzung der deutschen Vorschläge fast 90 Prozent aller bislang betroffenen Firmen aus der Betrachtung fallen würden. Ziel der CSRD ist es, Firmen über die Offenlegung von vergleichbaren Daten zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Investoren sollen zudem nachhaltige Geschäftsmodelle besser von weniger zukunftsfähigen unterscheiden können.

Alexander Bassen ist Professor für Kapitalmärkte und Unternehmensführung an der Uni Hamburg und zugleich Mitglied des EFRAG-Boards für Nachhaltigkeitsberichterstattung. Er hat die ESRS-Kriterien, nach denen Firmen berichten müssen, mitentwickelt. “Ich finde diesen Brief sehr enttäuschend“, sagte er zu Table.Briefings. Die Entwicklung der CSRD und der ESRS sei ein mehrjähriger Prozess gewesen, in dem sich die Bundesregierung frühzeitig habe einbringen können. “Zum jetzigen Zeitpunkt, zu dem sie die rechtzeitige Umsetzung versäumt hat, halte ich das für unangemessen.”

Habeck habe eher auf der Bremse gestanden

Bassen räumt ein, dass es diskussionswürdige Aspekte in der CSRD gäbe. Aber: “Das alles hätte aber viel früher erfolgen müssen.” Für vielsagend hält er zudem, “dass das Schreiben nicht von der Hausleitung des Bundesumweltministeriums unterschrieben wurde”.

Das Haus von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte dem Vernehmen nach Vorbehalte geäußert in der Bundesregierung, der interne Abstimmungsprozess des Papiers zog sich deshalb hin. Vor allem Bundesfinanzminister Jörg Kukies und Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (beide SPD) hatten demnach auf die Initiative gedrängt.

Wirtschaftsminister Robert Habeck habe eher auf der Bremse gestanden, hieß es, trotz seiner früheren Ankündigung, bei den Berichtspflichten die “Kettensäge anzuwerfen”. Er zeichnete das Schreiben letztlich aber mit. SPD und Grüne wollen sich im Wahlkampf offenbar nicht nachsagen lassen, nichts gegen die vielfach als fesselnd empfundenen Green-Deal-Regulierungen zu unternehmen.

Willkürlich wirkende Entscheidung

Katharina Beck, CSRD-Berichterstatterin der Grünen, warnt davor, zu weit zu gehen: “Auch wenn eine Entschlackung und Priorisierung auf jeden Fall angebracht ist: Pauschal einfach eine eher willkürlich wirkende Zahl wie 50 Prozent der Berichtspunkte zu reduzieren, ist weniger zielführend.” Stattdessen sollte man die Abschwächung anhand vom jeweiligen Informationsgehalt und der Wirkung angehen, so die Abgeordnete.

Ursprünglich hätte die CSRD bis Anfang Juli in allen EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden müssen. Das ist vielfach noch nicht geschehen, und angesichts der jetzigen weiteren Verzögerung weist Karina Sopp auf die hohe Rechtsunsicherheit für die Wirtschaft und die uneinheitliche Rechtslage im EU-Raum hin. “Bestraft werden des Weiteren solche Unternehmen, die sich frühzeitig auf die neuen Vorgaben vorbereitet haben, im Vertrauen darauf, dass die Staaten sich an ihre auf EU-Ebene getroffenen Entscheidung gebunden fühlen”, sagt die Professorin für Entrepreneurship und betriebswirtschaftliche Steuerlehre der TU Bergakademie Freiberg. “Für diese Unternehmen entsteht ein mehrfacher Umstellungsaufwand.”

“Moment der Wahrheit”

Ob europäische Partner dem Brief aus Berlin zustimmen, ist offen. Frankreich hat die CSRD früh in ein nationales Gesetz überführt. In der kurzlebigen Regierung von Premier Michel Barnier gab es zuletzt trotzdem Stimmen, die die CSRD rückgängig machen und sich dafür unter anderem von der Bundesregierung Rückendeckung holen wollten. Wie sich die kommende Regierung unter Premier François Bayrou positionieren wird, ist noch nicht ausgemacht. 

Matt Christensen, Global Head of Sustainable and Impact Investing des Vermögensverwalters Allianz Global Investors, glaubt, dass 2025 ein äußerst wichtiges Jahr sein wird. “Angesichts der weltweiten Aufmerksamkeit auf Europa müssen die Regulierungsbehörden vermeiden, Verwirrung zu stiften“, sagt er. Stattdessen sollten sie sicherstellen, dass mögliche Änderungen eine Finanzierung nachhaltiger Firmen fördern. Dieser “Moment der Wahrheit” werde entscheiden, ob die Änderungen als Belastungen oder als Treiber betrachtet werden. 

  • BDA
  • Berichtspflichten
  • CSRD
  • Daten
  • Transformation
Translation missing.

News

Strategischer Dialog Auto beginnt im Januar

Der Strategische Dialog zur Zukunft der Automobilindustrie startet im Januar. Unter der Leitung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen Hersteller, Infrastrukturbetreiber, Gewerkschaften und Verbände Vorschläge erarbeiten. Die Kommission hat das Ziel, schnell Maßnahmen vorzuschlagen und umzusetzen, die der Sektor dringend benötigt. Geplant ist zudem, Empfehlungen für eine ganzheitliche Automotive-Strategie zu erarbeiten. Am Dialog beteiligt sein werden die zuständigen Kommissare, vermutlich Wopke Hoekstra (Klima) und Apostolos Tzitzikostas (Verkehr). Wie lange der Dialog laufen soll, ist nicht bekannt.

Schwerpunkte sind:

  • Förderung datenbasierter Innovation und Digitalisierung
  • Dekarbonisierung mit technologieoffenem Ansatz
  • Jobs
  • Modernisierung und Vereinfachung der Regulierung
  • Steigerung der Nachfrage, Widerstandsfähigkeit der Branche

Die Ministerpräsidenten der drei Auto-Bundesländer Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern haben von der Leyen einen Brief zum Strategischen Dialog geschrieben, der Table.Briefings vorliegt. Stephan Weil (SPD), Winfried Kretschmann (Grüne) und Markus Söder (CSU) fordern die Kommission auf, die Strafzahlungen der Hersteller in Milliardenhöhe für verfehlte Klimaziele im Jahr 2025 abzuwenden und die Überprüfung der CO₂-Flottengesetzgebung und des Ausbaus der öffentlichen Lade- und Tankinfrastruktur (AFIR) von 2026 auf 2025 vorzuziehen. Auch Kanzler Olaf Scholz hat beim EU-Gipfel am 19. Dezember gefordert, auf die Strafen zu verzichten. mgr

  • Autoindustrie
  • EU-Gipfel
  • Europäische Kommission
  • Klimaziele
  • Ursula von der Leyen

DMA: Kommission startet Konsultation in Apple-Verfahren

Die Kommission hat zwei öffentliche Konsultationen im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) gestartet. Dabei geht es um die Maßnahmen, die Apple ergreifen soll, um die Interoperabilität seiner iPhones und iPads mit Drittanbieter-Geräten und -Apps zu gewährleisten. Die Konsultationen sind Teil von zwei im September eingeleiteten Präzisierungsverfahren.

Hintergrund der Verfahren ist Artikel 6 Ziffer 7 des DMA. Dieser verpflichtet Apple als Torwächter (Gatekeeper) dazu, Entwicklern und Unternehmen eine kostenlose und effektive Interoperabilität mit Hardware- und Softwarefunktionen zu gewährleisten, die von seinen Betriebssystemen iOS und iPadOS gesteuert werden. Ziel ist es, einen fairen Wettbewerb im digitalen Markt zu fördern und die Wahlfreiheit der Verbraucher zu stärken.

Die Kommission fordert Apple unter anderem dazu auf, die Kompatibilität von iPhones mit Smartwatches, Kopfhörern und VR-Brillen anderer Hersteller zu verbessern. Außerdem sollen Entwickler leichter auf interne iOS- und iPadOS-Funktionen zugreifen können, um ihre Apps besser mit Apples Betriebssystemen zu verbinden.

Antworten müssen bis zum 9. Januar kommen

Andreas Schwab (CDU), binnenmarktpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion und Berichterstatter des Parlaments für den DMA, sagte, es sei höchste Zeit, unfaire Praktiken großer Online-Plattformen zu beenden. “Die Öffnung der iOS-Plattform für Drittanbieter ist längst überfällig.” Die Kommission müsse sicherstellen, dass Apple die DMA-Vorgaben vollständig umsetze. Die öffentlichen Konsultationen seien ein wichtiger Schritt in diesem Prozess.

Apple hingegen warnt erneut vor Datenschutzrisiken einer stärkeren Interoperabilität. In einem aktuellen Papier argumentiert das Unternehmen, dass eine uneingeschränkte Öffnung seiner Systeme Sicherheitslücken schaffen und sensible Nutzerdaten gefährden könnte. Als Beispiel führt Apple 15 Anfragen an, mit denen Entwickler des Facebook-Konzerns Meta um Zugang gebeten haben. Die Vorhaben der Entwickler würden nach Apples Ansicht den Schutz der Nutzerdaten untergraben. Apple befürchtet, dass Meta über Facebook, Instagram und WhatsApp Zugriff auf Nachrichten, E-Mails, Fotos und andere persönliche Daten der Nutzer erhalten könnte.

Die Kommission hat interessierten Parteien und auch Apple bis zum 9. Januar 2025 Zeit gegeben, um zu den vorgeschlagenen Maßnahmen Stellung zu nehmen. Die nicht vertraulichen Zusammenfassungen der beiden Verfahren sind auf den Konsultationsseiten verfügbar. Die Kommission hat ab Eröffnung der beiden Präzisierungsverfahren sechs Monate Zeit für den Erlass der endgültigen Entscheidungen. vis

  • Apple
  • Daten
  • Digital Markets Act
  • Digitalpolitik
  • EU-Kommission
  • Meta
  • Wettbewerb

Valin aus China: EU leitet Anti-Dumpingverfahren ein

Die Europäische Union hat ein Anti-Dumpingverfahren gegen Importe von Valin aus China eingeleitet. Die Aminosäure wird unter anderem für Tierfutter verwendet. Den Antrag hat demnach das französische Chemie-Unternehmen Eurolysine SAS gestellt, das den chinesischen Importeuren unter anderem Preisverzerrungen vorwirft.

Die Firma beruft sich dabei auf ein Arbeitspapier der EU-Generaldirektion für Handel zu Marktverzerrungen aus China, das unter anderem Chemikalien aufführt. “Es wurden mehrere Artikel unterbreitet, um die Einmischung der chinesischen Regierung in chinesische Unternehmen, die Valin herstellen, zu belegen”, heißt es in der Bekanntmachung. Die EU-Untersuchung kann nun bis zu 14 Monaten dauern. ari

  • Agrar
  • Chemie
  • Handel

EU-Verpackungsverordnung: Recyclingbranche fordert, Hersteller in die Pflicht zu nehmen

Im Gesetzgebungsprozess der EU-Verpackungsverordnung ist in dieser Woche mit der Abstimmung des Rats die letzte notwendige Formalie erfolgt. Das Gesetz tritt Anfang 2025 in Kraft, ab Juli 2026 müssen die Vorgaben für nachhaltigere Verpackungen umgesetzt werden. Unter anderem sollen Verpackungen dann bis 2030 recycelbar sein, außerdem wird ein EU-weites Pfandsystem eingerichtet. 

Anja Siegesmund, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), bezeichnet das Inkrafttreten als “wichtigen Schritt”. Sie fordert jedoch “klare und praktikable Rahmenbedingungen für die Umsetzung”, etwa europaweit einheitliche Verpackungsstandards. Hersteller müssten zudem “in die Pflicht genommen werden”, damit Recyclingfähigkeit ein verbindlicher Teil der Produktgestaltung werde. Zudem dürfe die Branche bei der Weiterentwicklung von Sammel-, Sortier- und Recyclingtechnologien “nicht allein gelassen werden”.

DUH schlägt finanzielle Anreize zur Förderung von Mehrwegsystemen vor

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte eine wirksame Förderung von abfallarmen Mehrwegsystemen. Die Bundesregierung könne das Einsparungsziel von fünf Prozent weniger Verpackungsabfall – was etwa einer Million Tonnen Verpackungen entspreche – bis 2030 sonst nicht erreichen.

Die Mehrweg-Vorgaben beispielsweise für Getränke- und Takeaway-Verpackungen seien in der EU-Verordnung bei den Verhandlungen stark verwässert worden, sagte Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. “In Deutschland werden sie kaum Auswirkungen haben, weil sie teilweise bereits heute erfüllt werden.” Die DUH schlägt deshalb finanzielle Anreize zur Förderung von Mehrwegsystemen vor, etwa eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Getränkeverpackungen. leo 

  • EU-Verpackungsverordnung
  • Kreislaufwirtschaft
  • Nachhaltigkeitsstandards
  • Recycling

Erstes Kernkraftwerk in Polen: Kommission prüft Beihilfen

Die Kommission will prüfen, ob die staatliche Förderung eines in Polen geplanten Kernkraftwerks mit den EU-Beihilfevorschriften in Einklang steht. Das erste Kernkraftwerk des Landes soll in Lubiatowo-Kopalino nahe der Ostseeküste in Pommern entstehen und im Jahr 2030 in Betrieb gehen. Nach Schätzungen sollen sich die Kosten für das Vorhaben auf 45 Milliarden Euro belaufen. 

Polen plant unter anderem, 30 Prozent der Kosten beizusteuern, um das staatliche Unternehmen Polskie Elektrownie Jądrowe beim Bau zu unterstützen. In einer vorläufigen Beurteilung geht die Kommission davon aus, dass die Beihilfen erforderlich sind und den nötigen Anreiz für die Investition bieten. Dennoch bestünden Zweifel, ob das Vorhaben vollständig mit den EU-Vorschriften vereinbar sei. Daher will die Kommission untersuchen,

  • ob die geplanten Beihilfen geeignet und angemessen sind.
  • welche Auswirkungen sie auf den Wettbewerb auf dem Strommarkt haben. 

Von der Kommission heißt es, das Kraftwerk würde die Stromversorgungssicherheit für Polen und seine Nachbarländer erhöhen. Darüber hinaus würde es zur Dekarbonisierung des Energiesektors und zur Diversifizierung des polnischen Energiemixes beitragen. sas

  • Atomkraft
  • Beihilfen
  • Energie
  • Polen
  • Strommarkt
  • Wettbewerb

Presseschau

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Europe.Table Redaktion

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    am Freitag wird das juristische Urteil gegen Italiens Vizepremier Matteo Salvini erwartet. Der Vorsitzende der Lega steht seit drei Jahren im sizilianischen Palermo vor Gericht. Die Vorwürfe: Freiheitsberaubung und Amtsmissbrauch. Im August 2019 hatte der damalige Innenminister Salvini einem Schiff der spanischen NGO Open Arms die Einfahrt in den Hafen von Lampedusa verweigert. Bis zu 147 von der Besatzung aus dem Mittelmeer gerettete Migranten harrten fast drei Wochen lang an Bord aus. Die Staatsanwaltschaft fordert sechs Jahre Haft. 

    Salvini gab im August 2019 den Hardliner und bestand darauf, dass andere EU-Staaten dem NGO-Schiff einen Hafen zur Anlandung bereitstellten – was nicht geschah. Die Crew an Bord berichtete über soziale Netzwerke von unhaltbaren Zuständen an Bord des komplett überfüllten Schiffes. Manche der Migranten sprangen verzweifelt ins Wasser und versuchten nach Lampedusa zu schwimmen. Die Staatsanwaltschaft von Agrigent hob schließlich das Anlegeverbot aus humanitären Gründen auf und ordnete an, auch die auf dem Schiff verbliebenen Menschen an Land zu bringen.

    Der Lega-Chef habe seine Entscheidung zur Festsetzung der Migranten auf dem NGO-Schiff aus politischen Kalkül getroffen, argumentierte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer unter anderem. Salvinis Anwältin Giulia Bongiorno warf umgekehrt der spanischen Hilfsorganisation politische Absichten vor: Deren Handlungen hätten darauf abgezielt, Salvini als Innenminister Italiens zu stürzen. Die Open Arms hätte tagelang “herumgebummelt, während das Schiff in 48 Stunden leicht einen spanischen Hafen hätte erreichen können”, sagte Bongiorno. 

    Salvini selbst nutzt den Prozess, um sich und sein politisches Lieblingsthema Migration wieder in die Schlagzeilen zu bringen. “Sollte ich verurteilt werden, wäre das keine Niederlage für mich, sondern für Italien und Europa, denn der Schutz der Grenzen ist eine Pflicht und kein Verbrechen”, schreibt Salvini bei X. Er erklärt schon jetzt, dass er im Falle einer Verurteilung nicht von seinen aktuellen Posten als Verkehrsminister und Vizepremier in der Regierung von Giorgia Meloni zurücktreten werde.

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    Ukraine-Hilfen: Deutliche Worte von Selenskyj beim EU-Gipfel

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach sich beim EU-Gipfel entschieden gegen eine Waffenruhe aus.

    Pünktlicher Start, überpünktliches Ende: Der erste EU-Gipfel unter Leitung des neuen ständigen Ratspräsidenten Antonio Costa verlief nach Plan. “Wir hatte noch nie eine so gute Diskussion“, freute sich Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Ende des nur eintägigen Treffens in Brüssel. Es habe sich “sehr bewährt, dass wir keine Textarbeit leisten, sondern über Politik diskutieren”.

    Politisch fallen die Ergebnisse allerdings mager aus. Die neue Führung setzt auf Kontinuität, lässt jedoch in wichtigen Fragen eigene Akzente vermissen. Beim ersten und wichtigsten Thema, der Ukraine-Politik, überwogen die Durchhalteparolen und Beistandsversprechen. Zugleich wurde klar, dass es keinen Konsens in der Frage möglicher europäischer Sicherheitsgarantien gibt.

    Keine neuen Hilfszusagen für die Ukraine

    Die EU werde ihre politische, finanzielle und militärische Hilfe für die Ukraine “so lange wie nötig und so intensiv wie nötig” fortsetzen, heißt es in den Schlussfolgerungen des EU-Gipfels, die gegenüber dem letzten Entwurf kaum verändert wurden. “Russland darf nicht gewinnen.”

    Allerdings gab es keine neuen Hilfszusagen. Bundeskanzler Scholz forderte die EU-Partner zwar schon zu Beginn des eintägigen Gipfeltreffens auf, ihre militärische Hilfe für die Ukraine aufzustocken. Deutschland sei “mit großem, großem Abstand der größte Unterstützer”.

    Der Appell zeigte jedoch keine sichtbare Wirkung. Alle EU-Staaten seien gehalten, ihre Hilfe auszuweiten, insbesondere bei der Luftabwehr, Munition und Raketen, heißt es im Gipfelbeschluss. Auch die Ausbildung ukrainischer Soldaten müsse verstärkt werden.

    Selenskyj: EU-Staaten bilden nicht genug ukrainische Soldaten aus

    Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj äußerte nach einer mehrstündigen Aussprache mit den Staats- und Regierungschefs ungewöhnlich offene Kritik. Die EU leiste nicht genug Waffenhilfe, auch bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten hinke sie hinterher, sagte er.

    Nur Frankreich und Deutschland hätten bisher je eine ukrainische Brigade ausgebildet – dabei habe man mehr als ein Dutzend Brigaden versprochen. Wegen des Mangels an Waffen müssten einige ukrainische Brigaden ohne geeignete Ausrüstung in den Krieg ziehen.

    Auch die Luftabwehr müsse aufgestockt werden, betonte  Selenskyj in einer Pressekonferenz im Brüsseler Ratsgebäude. Das Militär brauche mindestens 19 weitere Anti-Raketen-Systeme, um russische Angriffe auf die Energieversorgung abzuwehren.

    “Ich hätte sehr gerne Trumps Hilfe, um diesen Krieg zu beenden”

    Unerwartet kritisch äußerte sich Selenskyj auch zur Frage einer möglichen Friedensregelung, wie sie der künftige US-Präsident Donald Trump ins Gespräch gebracht hat. Er sei gegen eine Waffenruhe, erklärte er. Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin nach wenigen Monaten erneut angreife, werde “jeder verlieren”.

    Auch die zuletzt diskutierten europäischen Sicherheitsgarantien für sein Land reichten nicht aus. Zusätzlich brauche es die Unterstützung der USA bzw. der Nato. “Nur zusammen können die USA und Europa Putin tatsächlich stoppen und die Ukraine retten”, hatte er schon vor Beginn der Beratungen erklärt.

    Die Europäer müssten daher das Gespräch mit Trump suchen, forderte Selenskyj. “Ich hätte sehr gerne Trumps Hilfe, um diesen Krieg zu beenden”, betonte er. Derweil versicherte Putin in Moskau, er sei “jederzeit” zu einem Treffen mit Trump bereit. Er sprach von möglichen “Verhandlungen und Kompromissen” Russlands.

    Brainstorming statt konkreter Entscheidungen

    Welche Rolle die EU bei Trumps Plänen spielen könnte, blieb unklar. Mit möglichen Szenarien hatte sich bereits am Vorabend ein informelles Treffen im kleinen Kreis mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte gedreht.

    Es sei um ein Brainstorming gegangen, nicht um konkrete Entscheidungen, so Diplomaten. Einige Staats- und Regierungschefs mahnten, mit öffentlichen Spekulationen über Szenarien oder einen baldigen Waffenstillstand nicht falsche Signale zu setzen. Man wolle auch nicht Entscheidungen des künftigen US-Präsidenten vorwegnehmen.

    Scholz telefonierte am Rande des EU-Gipfels erneut mit Trump. Beide seien sich einig gewesen, “dass der russische Krieg gegen die Ukraine schon viel zu lange andauere und es darauf ankomme, so bald wie möglich auf den Weg zu einem fairen, gerechten und nachhaltigen Frieden zu gelangen”, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit.

    Scholz: Keine Friedensverhandlungen ohne die Ukraine

    In den Gipfel-Schlussfolgerungen findet sich davon aber nichts wieder. Dort wird lediglich auf die zwei Jahre alte ukrainische “Friedensformel” verwiesen. Im Abschnitt “EU and the World“, bei dem es auch um die USA gehen sollte, heißt es nur, dass die Chefs eine “strategische Diskussion” geführt haben. Trump wird nicht erwähnt.

    Es gebe die Sorge, dass ein von Trump erzwungener Diktatfrieden der Ukraine schaden und die EU spalten könne, sagten Diplomaten. Kanzler Scholz betonte, dass es keine Verhandlungen ohne die Ukraine geben dürfe. Die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte vor China, das seine Unterstützung für Russland weiter ausbaue.

    Resilienz, Koordination, Migration

    Weitere Themen des Gipfels waren die sogenannte Resilienz gegen Krisen, Katastrophen und Kriege sowie die Migration und die Lage in Georgien. Die Staats- und Regierungschefs begrüßten den Bericht des ehemaligen finnischen Staatschefs Sauli Niinistö zur Resilienz und betonten, dass die zivile und militärische Bereitschaft verstärkt und besser koordiniert werden müsse, auch mit der Nato.

    Zur Migration gab es, wie schon beim letzten Gipfel, ein informelles Treffen, das von Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni gemeinsam mit Mette Frederiksen aus Dänemark und dem Niederländer Dick Schoof organisiert wurde. Diesmal führte es jedoch nicht zu neuen Initiativen. Die auch rechtlich umstrittenen Abschiebezentren in Drittstaaten finden in den Schlussfolgerungen keine Erwähnung.

    Keine Sanktionen gegen Georgien

    Zu Georgien kamen aus Brüssel besorgte Töne, aber keine Taten. Man bedauere die Entscheidung der georgischen Regierung, die EU-Beitrittsgespräche bis 2028 auf Eis zu legen, heißt es. Die Gewalt gegen “friedliche Demonstranten, Politiker und Medienvertreter” wird ausdrücklich verurteilt. “Alle Gewalttaten müssen untersucht werden und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.” Von Sanktionen ist jedoch keine Rede.

    Mit Stephan Israel, Brüssel

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    CSRD: Wie die Reaktionen auf Deutschlands Vorstoß ausfallen

    Vor zwei Tagen hatte Table.Briefings exklusiv über einen Brief der Bundesminister für Wirtschaft, Arbeit, Justiz und Finanzen an die EU-Kommission berichtet. Darin fordern sie von der EU-Kommission, die Anwendung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für Firmen der zweiten und dritten Welle um zwei Jahre zu verschieben. In der ersten Phase sind Konzerne erfasst, die bereits früher Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen mussten und für die sich nichts ändern soll. Außerdem sollte, so die Absender, die Zahl der erhobenen Datenpunkte um die Hälfte reduziert und die Definition “großer” Mittelständler so geändert werden, dass weniger Unternehmen in diese Kategorie fallen.  

    In der Wirtschaft wird der Vorstoß der Bundesregierung ausdrücklich begrüßt: “Die Politik muss ihren Ansatz für die ökologische Transformation dringend ändern”, sagte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner zu Table.Briefings. Die neue Bundesregierung müsse Erleichterungen bei der CSRD und den verbundenen Standards in Brüssel vorantreiben: “Der Berichtsumfang muss auf wenige steuerungsrelevante Kennzahlen begrenzt werden.” 

    Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), stimmt zu: “Die EU-Berichtsstandards sind für Unternehmen aller Größen viel zu komplex und bürokratisch.” Um die Wettbewerbsfähigkeit sowie nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern, müsse die Kommission den geltenden delegierten Rechtsakt zurückziehen und neu fassen. In einem neuen Positionspapier kritisiert die BDA die Berichtsanforderungen als “exzessiv”. 

    Entkernung der CSRD befürchtet 

    Fraglich ist allerdings, wie wirksam die CSRD nach Umsetzung der deutschen Vorschläge noch wäre. Maximilian Müller, Professor für Finanzbuchhaltung der Uni Köln, wies bei LinkedIn darauf hin, dass bei einer Umsetzung der deutschen Vorschläge fast 90 Prozent aller bislang betroffenen Firmen aus der Betrachtung fallen würden. Ziel der CSRD ist es, Firmen über die Offenlegung von vergleichbaren Daten zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Investoren sollen zudem nachhaltige Geschäftsmodelle besser von weniger zukunftsfähigen unterscheiden können.

    Alexander Bassen ist Professor für Kapitalmärkte und Unternehmensführung an der Uni Hamburg und zugleich Mitglied des EFRAG-Boards für Nachhaltigkeitsberichterstattung. Er hat die ESRS-Kriterien, nach denen Firmen berichten müssen, mitentwickelt. “Ich finde diesen Brief sehr enttäuschend“, sagte er zu Table.Briefings. Die Entwicklung der CSRD und der ESRS sei ein mehrjähriger Prozess gewesen, in dem sich die Bundesregierung frühzeitig habe einbringen können. “Zum jetzigen Zeitpunkt, zu dem sie die rechtzeitige Umsetzung versäumt hat, halte ich das für unangemessen.”

    Habeck habe eher auf der Bremse gestanden

    Bassen räumt ein, dass es diskussionswürdige Aspekte in der CSRD gäbe. Aber: “Das alles hätte aber viel früher erfolgen müssen.” Für vielsagend hält er zudem, “dass das Schreiben nicht von der Hausleitung des Bundesumweltministeriums unterschrieben wurde”.

    Das Haus von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte dem Vernehmen nach Vorbehalte geäußert in der Bundesregierung, der interne Abstimmungsprozess des Papiers zog sich deshalb hin. Vor allem Bundesfinanzminister Jörg Kukies und Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (beide SPD) hatten demnach auf die Initiative gedrängt.

    Wirtschaftsminister Robert Habeck habe eher auf der Bremse gestanden, hieß es, trotz seiner früheren Ankündigung, bei den Berichtspflichten die “Kettensäge anzuwerfen”. Er zeichnete das Schreiben letztlich aber mit. SPD und Grüne wollen sich im Wahlkampf offenbar nicht nachsagen lassen, nichts gegen die vielfach als fesselnd empfundenen Green-Deal-Regulierungen zu unternehmen.

    Willkürlich wirkende Entscheidung

    Katharina Beck, CSRD-Berichterstatterin der Grünen, warnt davor, zu weit zu gehen: “Auch wenn eine Entschlackung und Priorisierung auf jeden Fall angebracht ist: Pauschal einfach eine eher willkürlich wirkende Zahl wie 50 Prozent der Berichtspunkte zu reduzieren, ist weniger zielführend.” Stattdessen sollte man die Abschwächung anhand vom jeweiligen Informationsgehalt und der Wirkung angehen, so die Abgeordnete.

    Ursprünglich hätte die CSRD bis Anfang Juli in allen EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden müssen. Das ist vielfach noch nicht geschehen, und angesichts der jetzigen weiteren Verzögerung weist Karina Sopp auf die hohe Rechtsunsicherheit für die Wirtschaft und die uneinheitliche Rechtslage im EU-Raum hin. “Bestraft werden des Weiteren solche Unternehmen, die sich frühzeitig auf die neuen Vorgaben vorbereitet haben, im Vertrauen darauf, dass die Staaten sich an ihre auf EU-Ebene getroffenen Entscheidung gebunden fühlen”, sagt die Professorin für Entrepreneurship und betriebswirtschaftliche Steuerlehre der TU Bergakademie Freiberg. “Für diese Unternehmen entsteht ein mehrfacher Umstellungsaufwand.”

    “Moment der Wahrheit”

    Ob europäische Partner dem Brief aus Berlin zustimmen, ist offen. Frankreich hat die CSRD früh in ein nationales Gesetz überführt. In der kurzlebigen Regierung von Premier Michel Barnier gab es zuletzt trotzdem Stimmen, die die CSRD rückgängig machen und sich dafür unter anderem von der Bundesregierung Rückendeckung holen wollten. Wie sich die kommende Regierung unter Premier François Bayrou positionieren wird, ist noch nicht ausgemacht. 

    Matt Christensen, Global Head of Sustainable and Impact Investing des Vermögensverwalters Allianz Global Investors, glaubt, dass 2025 ein äußerst wichtiges Jahr sein wird. “Angesichts der weltweiten Aufmerksamkeit auf Europa müssen die Regulierungsbehörden vermeiden, Verwirrung zu stiften“, sagt er. Stattdessen sollten sie sicherstellen, dass mögliche Änderungen eine Finanzierung nachhaltiger Firmen fördern. Dieser “Moment der Wahrheit” werde entscheiden, ob die Änderungen als Belastungen oder als Treiber betrachtet werden. 

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    News

    Strategischer Dialog Auto beginnt im Januar

    Der Strategische Dialog zur Zukunft der Automobilindustrie startet im Januar. Unter der Leitung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen Hersteller, Infrastrukturbetreiber, Gewerkschaften und Verbände Vorschläge erarbeiten. Die Kommission hat das Ziel, schnell Maßnahmen vorzuschlagen und umzusetzen, die der Sektor dringend benötigt. Geplant ist zudem, Empfehlungen für eine ganzheitliche Automotive-Strategie zu erarbeiten. Am Dialog beteiligt sein werden die zuständigen Kommissare, vermutlich Wopke Hoekstra (Klima) und Apostolos Tzitzikostas (Verkehr). Wie lange der Dialog laufen soll, ist nicht bekannt.

    Schwerpunkte sind:

    • Förderung datenbasierter Innovation und Digitalisierung
    • Dekarbonisierung mit technologieoffenem Ansatz
    • Jobs
    • Modernisierung und Vereinfachung der Regulierung
    • Steigerung der Nachfrage, Widerstandsfähigkeit der Branche

    Die Ministerpräsidenten der drei Auto-Bundesländer Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern haben von der Leyen einen Brief zum Strategischen Dialog geschrieben, der Table.Briefings vorliegt. Stephan Weil (SPD), Winfried Kretschmann (Grüne) und Markus Söder (CSU) fordern die Kommission auf, die Strafzahlungen der Hersteller in Milliardenhöhe für verfehlte Klimaziele im Jahr 2025 abzuwenden und die Überprüfung der CO₂-Flottengesetzgebung und des Ausbaus der öffentlichen Lade- und Tankinfrastruktur (AFIR) von 2026 auf 2025 vorzuziehen. Auch Kanzler Olaf Scholz hat beim EU-Gipfel am 19. Dezember gefordert, auf die Strafen zu verzichten. mgr

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    DMA: Kommission startet Konsultation in Apple-Verfahren

    Die Kommission hat zwei öffentliche Konsultationen im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) gestartet. Dabei geht es um die Maßnahmen, die Apple ergreifen soll, um die Interoperabilität seiner iPhones und iPads mit Drittanbieter-Geräten und -Apps zu gewährleisten. Die Konsultationen sind Teil von zwei im September eingeleiteten Präzisierungsverfahren.

    Hintergrund der Verfahren ist Artikel 6 Ziffer 7 des DMA. Dieser verpflichtet Apple als Torwächter (Gatekeeper) dazu, Entwicklern und Unternehmen eine kostenlose und effektive Interoperabilität mit Hardware- und Softwarefunktionen zu gewährleisten, die von seinen Betriebssystemen iOS und iPadOS gesteuert werden. Ziel ist es, einen fairen Wettbewerb im digitalen Markt zu fördern und die Wahlfreiheit der Verbraucher zu stärken.

    Die Kommission fordert Apple unter anderem dazu auf, die Kompatibilität von iPhones mit Smartwatches, Kopfhörern und VR-Brillen anderer Hersteller zu verbessern. Außerdem sollen Entwickler leichter auf interne iOS- und iPadOS-Funktionen zugreifen können, um ihre Apps besser mit Apples Betriebssystemen zu verbinden.

    Antworten müssen bis zum 9. Januar kommen

    Andreas Schwab (CDU), binnenmarktpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion und Berichterstatter des Parlaments für den DMA, sagte, es sei höchste Zeit, unfaire Praktiken großer Online-Plattformen zu beenden. “Die Öffnung der iOS-Plattform für Drittanbieter ist längst überfällig.” Die Kommission müsse sicherstellen, dass Apple die DMA-Vorgaben vollständig umsetze. Die öffentlichen Konsultationen seien ein wichtiger Schritt in diesem Prozess.

    Apple hingegen warnt erneut vor Datenschutzrisiken einer stärkeren Interoperabilität. In einem aktuellen Papier argumentiert das Unternehmen, dass eine uneingeschränkte Öffnung seiner Systeme Sicherheitslücken schaffen und sensible Nutzerdaten gefährden könnte. Als Beispiel führt Apple 15 Anfragen an, mit denen Entwickler des Facebook-Konzerns Meta um Zugang gebeten haben. Die Vorhaben der Entwickler würden nach Apples Ansicht den Schutz der Nutzerdaten untergraben. Apple befürchtet, dass Meta über Facebook, Instagram und WhatsApp Zugriff auf Nachrichten, E-Mails, Fotos und andere persönliche Daten der Nutzer erhalten könnte.

    Die Kommission hat interessierten Parteien und auch Apple bis zum 9. Januar 2025 Zeit gegeben, um zu den vorgeschlagenen Maßnahmen Stellung zu nehmen. Die nicht vertraulichen Zusammenfassungen der beiden Verfahren sind auf den Konsultationsseiten verfügbar. Die Kommission hat ab Eröffnung der beiden Präzisierungsverfahren sechs Monate Zeit für den Erlass der endgültigen Entscheidungen. vis

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    Valin aus China: EU leitet Anti-Dumpingverfahren ein

    Die Europäische Union hat ein Anti-Dumpingverfahren gegen Importe von Valin aus China eingeleitet. Die Aminosäure wird unter anderem für Tierfutter verwendet. Den Antrag hat demnach das französische Chemie-Unternehmen Eurolysine SAS gestellt, das den chinesischen Importeuren unter anderem Preisverzerrungen vorwirft.

    Die Firma beruft sich dabei auf ein Arbeitspapier der EU-Generaldirektion für Handel zu Marktverzerrungen aus China, das unter anderem Chemikalien aufführt. “Es wurden mehrere Artikel unterbreitet, um die Einmischung der chinesischen Regierung in chinesische Unternehmen, die Valin herstellen, zu belegen”, heißt es in der Bekanntmachung. Die EU-Untersuchung kann nun bis zu 14 Monaten dauern. ari

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    EU-Verpackungsverordnung: Recyclingbranche fordert, Hersteller in die Pflicht zu nehmen

    Im Gesetzgebungsprozess der EU-Verpackungsverordnung ist in dieser Woche mit der Abstimmung des Rats die letzte notwendige Formalie erfolgt. Das Gesetz tritt Anfang 2025 in Kraft, ab Juli 2026 müssen die Vorgaben für nachhaltigere Verpackungen umgesetzt werden. Unter anderem sollen Verpackungen dann bis 2030 recycelbar sein, außerdem wird ein EU-weites Pfandsystem eingerichtet. 

    Anja Siegesmund, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), bezeichnet das Inkrafttreten als “wichtigen Schritt”. Sie fordert jedoch “klare und praktikable Rahmenbedingungen für die Umsetzung”, etwa europaweit einheitliche Verpackungsstandards. Hersteller müssten zudem “in die Pflicht genommen werden”, damit Recyclingfähigkeit ein verbindlicher Teil der Produktgestaltung werde. Zudem dürfe die Branche bei der Weiterentwicklung von Sammel-, Sortier- und Recyclingtechnologien “nicht allein gelassen werden”.

    DUH schlägt finanzielle Anreize zur Förderung von Mehrwegsystemen vor

    Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte eine wirksame Förderung von abfallarmen Mehrwegsystemen. Die Bundesregierung könne das Einsparungsziel von fünf Prozent weniger Verpackungsabfall – was etwa einer Million Tonnen Verpackungen entspreche – bis 2030 sonst nicht erreichen.

    Die Mehrweg-Vorgaben beispielsweise für Getränke- und Takeaway-Verpackungen seien in der EU-Verordnung bei den Verhandlungen stark verwässert worden, sagte Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. “In Deutschland werden sie kaum Auswirkungen haben, weil sie teilweise bereits heute erfüllt werden.” Die DUH schlägt deshalb finanzielle Anreize zur Förderung von Mehrwegsystemen vor, etwa eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Getränkeverpackungen. leo 

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    Erstes Kernkraftwerk in Polen: Kommission prüft Beihilfen

    Die Kommission will prüfen, ob die staatliche Förderung eines in Polen geplanten Kernkraftwerks mit den EU-Beihilfevorschriften in Einklang steht. Das erste Kernkraftwerk des Landes soll in Lubiatowo-Kopalino nahe der Ostseeküste in Pommern entstehen und im Jahr 2030 in Betrieb gehen. Nach Schätzungen sollen sich die Kosten für das Vorhaben auf 45 Milliarden Euro belaufen. 

    Polen plant unter anderem, 30 Prozent der Kosten beizusteuern, um das staatliche Unternehmen Polskie Elektrownie Jądrowe beim Bau zu unterstützen. In einer vorläufigen Beurteilung geht die Kommission davon aus, dass die Beihilfen erforderlich sind und den nötigen Anreiz für die Investition bieten. Dennoch bestünden Zweifel, ob das Vorhaben vollständig mit den EU-Vorschriften vereinbar sei. Daher will die Kommission untersuchen,

    • ob die geplanten Beihilfen geeignet und angemessen sind.
    • welche Auswirkungen sie auf den Wettbewerb auf dem Strommarkt haben. 

    Von der Kommission heißt es, das Kraftwerk würde die Stromversorgungssicherheit für Polen und seine Nachbarländer erhöhen. Darüber hinaus würde es zur Dekarbonisierung des Energiesektors und zur Diversifizierung des polnischen Energiemixes beitragen. sas

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    Presseschau

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    “Wir werden Mordor besiegen!”: Morawiecki teilt gegen Russland und die EU aus EURONEWS
    Gespräch über Frieden in der Ukraine – Während des EU-Gipfels: Scholz verlässt Raum für Telefonat mit Trump RND
    Die Nato weist der EU den weiteren Weg in der Ukraine-Politik DER STANDARD
    Georgiens Präsidentin fordert Unterstützung von der EU EURONEWS
    Europäischer Gerichtshof schließt Abschiebungen nach Italien nicht aus STERN
    Flüchtlinge in der EU: Zahl fast um die Hälfte gesunken – die Debatte bleibt SÜDDEUTSCHE
    Schadstoff in Konserven und Dosen: EU-Kommission verbietet Bisphenol A in Lebensmittelverpackungen SPIEGEL
    EU-Wirtschaftspolitik: Dialog mit der Autoindustrie soll im Januar beginnen HEISE
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    E-Autos EU-weit immer beliebter: 48 Prozent der Neuwagen sind Hybrid- und Elektrofahrzeuge EURONEWS
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    EU-Millionen für Thüringer Landwirte: Vor allem Großbetriebe profitieren von Direktzahlungen TAGESSCHAU
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    Frankreich: Urteile in Prozess wegen Massen-Vergewaltigung von Gisèle Pelicot in Avignon – Ex-Ehemann und alle Mittäter schuldig gesprochen DEUTSCHLANDFUNK
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    Flüchtlingspolitik: Polen will Asylrecht notfalls aussetzen können SÜDDEUTSCHE
    Korruptionsverdacht: Von Polen gesuchter Ex-Vizeminister erhält Asyl in Ungarn T-ONLINE
    Urteile im Prozess um Einsturz-Tragödie in Riga aufgehoben NAU
    Bekommt Belgien endlich eine stabile Regierung? LUXEMBURGER WORT
    Bald Frontex an der bosnischen Grenze? EURONEWS
    Abwanderung: Kosovo verliert innerhalb von 13 Jahren fast zwölf Prozent seiner Bevölkerung SPIEGEL
    Forschungsskandal in Schweden: Elektroden für Prothesen unerlaubt implantiert DEUTSCHLANDFUNK

    Personalien

    Łukasz Koliński ist diese Woche offiziell zum Director in der Generaldirektion Energie ernannt worden. Er leitet die Abteilung C – Grüner Übergang und Energiesystemintegration. Zuvor hatte er den Posten bereits kommissarisch inne.

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    Europe.Table Redaktion

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