Table.Briefing: Europe

Chinesische E-Autos + Brasilien + Glyphosat-Kritik

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Arbeit an den Reformen, die als Konsequenz aus der Katargate-Affäre umgesetzt werden sollen, geht weiter: Heute steht die erste Verhandlungsrunde über den Vorschlag der Kommission für das institutionenübergreifende Ethikgremium an. Alle sieben Institutionen sind dabei: Kommission, Parlament, Europäischer Rat, Rat der Europäischen Union sowie Gerichtshof, Rechnungshof und EZB.  

Parlamentspräsidentin Roberta Metsola will die Verhandlungen über das Ethikgremium seitens des Parlaments koordinieren. Das hat sie den Chefs der Fraktionen am Donnerstag mitgeteilt. Sie will das Parlament über eine Verhandlungsgruppe einbinden. Mit dabei sollen sein: Katarina Barley (SPD) als für Transparenz zuständige Vizepräsidentin, Berichterstatter Daniel Freund (Grüne) sowie Salvatore De Meo (EVP) als Vorsitzender des Verfassungsausschusses (AFCO).

Die Grünen haben ihre Kritik an dem zahnlosen Vorschlag bereits geäußert. Und die liberale Fraktion hat sich schon ganz verabschiedet. Sie ist dafür, den Kommissionsvorschlag zurückzuweisen. Damit macht erneut eine Fraktion, die zur informellen “Von-der-Leyen-Koalition” gehört, mit Rejection eines Vorschlags aus dem Berlaymont von sich reden. Die Fraktionen feilen gerade noch an einer Resolution zum Ethikgremium, die am Mittwoch abgestimmt werden soll.

Zu weiteren Transparenzreformen geht es am späten Montagnachmittag im Parlamentspräsidium weiter: Die 14 EP-Vize und die Präsidentin wollen das erste Mal den Vorschlag für einen besseren Schutz von Whistleblowern im EP diskutieren. Beschlossen werden sollen außerdem strengere Maßnahmen gegen Belästigung und Schikanen im EP. Alle Abgeordneten sollen unter anderem künftig Anti-Harassment-Kurse belegen.

Einen schönen Freitag wünscht

Ihr
Markus Grabitz
Bild von Markus  Grabitz

Analyse

Chinas Autohersteller SAIC will E-Autos in Europa bauen

Der staatliche Shanghaier Autohersteller SAIC sucht nach einem Standort für die Produktion vor Ort in Europa. Das berichtet das Magazin “Caixin” von einem Pressetreffen mit Firmenchef Yu De. Yu hege Europa-Pläne, weil sein Unternehmen im ersten Halbjahr 115.000 Autos in der EU abgesetzt hat, ein Anstieg von 143 Prozent. Generell zeichnet sich ein Verkaufsboom guter und günstiger E-Automodelle aus China in der EU ab.

SAIC wäre der erste chinesische Autohersteller, der in der EU eine eigene Produktion aufbaut, ohne eine komplette europäische Marke zu übernehmen. Zwar hat Geely im Jahr 2010 Volvo übernommen und verfügt damit über Fabriken in Schweden, Belgien und den Niederlanden. Was SAIC jetzt vorhat, ähnelt dagegen eher den ersten Schritten des japanischen Anbieters Toyota in die EU, der seit 1992 vor Ort herstellt und inzwischen acht europäische Standorte betreibt.

Vorteile für Image, Zölle und Logistik

SAIC streckt bereits ganz konkret die Fühler in der Region aus. Chen Hong, Chairman von SAIC, und Wang Xiaoqiu, Präsident des Unternehmens, waren dem Bericht zufolge für erste Sondierungen in Europa unterwegs.

Eine Produktion in der EU hätte eine Reihe von wichtigen Vorteilen für SAIC:

  • Was vor Ort produziert wird, ist vor Handelsstreit und Zöllen geschützt. Je höher der lokale Herstellungsanteil, desto weniger können politische Querelen dem Geschäft etwas anhaben.
  • Die gesellschaftliche Akzeptanz der Anbieter ist höher, wenn sie vor Ort Arbeitsplätze schaffen.
  • Die Lieferwege sind kürzer.

Langfristige Orientierung Richtung Europa

China steht insgesamt als besserer Wirtschafts-Weltbürger da, wenn es nicht nur im eigenen Land herstellt und fremde Märkte überschwemmt, sondern bereit ist, sich vor Ort zu engagieren. Das Land hat inzwischen die nötige Kapitalkraft und Erfahrung erreicht, um diese neue Stufe der globalen Einbindung zu erklimmen.

Investitionen in Produktionsanlagen in anderen Ländern würden auch deshalb als fair empfunden, weil die europäische, amerikanische, japanische und taiwanische Industrie über die Jahrzehnte viele Strukturen in China aufgebaut hat. Die Werke internationaler Hersteller haben ganzen Städten und Regionen zur Entwicklung verholfen.

Das Vorhaben von SAIC verrät zugleich eine langfristige Orientierung in Richtung des europäischen Marktes. “Der Plan zeigt, dass die chinesischen Autohersteller kommen, um zu bleiben”, sagt Stefan Bratzel von Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Sie haben gelernt, dass Erfolge auf der internationalen Bühne nicht kurzfristig erreicht werden, sondern einen langen Atem benötigen. “Aus chinesischer Sicht halte ich das für einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung“, sagt Bratzel.

Absatz in Deutschland steigt rasant

Im Jahr 2020 tauchte SAIC noch gar nicht als Hersteller in der Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamts auf. Im Jahr 2021 setzte das Unternehmen 3.239 Fahrzeuge in Deutschland ab, 2022 waren es bereits 15.684 – ein Anstieg von 480 Prozent. Dabei handelt es sich durchweg um Elektroautos.

SAICS wichtigster Brückenkopf in Europa ist die britische Marke MG, die sich seit 2007 im Besitz des Shanghaier Unternehmens befindet. Die Autos werden seit 2016 komplett in China gebaut und verkaufsfertig exportiert. Im Mai hat SAIC 21.000 Autos der Marke MG in Europa abgesetzt, 170 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die BBC berichtet, in dem neuen europäischen Werk sollen nicht in erster Linie Autos der Marke MG hergestellt werden. Noch sei aber nicht entschieden, welche Marken vom Band laufen sollen. Weitere SAIC-Marken sind Roewe, Maxus, Rising und Yue Jin.

Saarlouis als Standort im Gespräch

Offen ist auch, ob SAIC eine neue Fabrik auf die grüne Wiese setzt oder ein vorhandenes Werk kauft und anpasst. Ein heißer Kandidat dafür wäre die Fabrik von Ford in Saarlouis im Saarland. Kurz nach den Regierungskonsultationen in Berlin im Juni wurde bekannt, dass ein Investor für den Standort gefunden sei.

Ford stellt die Produktion dort 2025 ein. Alle Beteiligten haben ein Interesse daran, möglichst viele der 5.700 Beschäftigten in dem Ford-Werk und bei den benachbarten Zulieferern zu erhalten. Ein Einstieg von SAIC würde also bestens passen.

Wichtiger VW-Partner

Der deutschen Auto-Community ist SAIC schon lange ein Begriff. In China handelt es sich um einen wichtigen Partner von VolkswagenDie Zusammenarbeit begann 1984 mit der gemeinsamen Produktion des in China legendären Santana. Seit 1988 existiert ein ungewöhnlich erfolgreiches Gemeinschaftsunternehmen.

Wie überall in Chinas Autoindustrie läuft bei SAIC die Umstellung auf die E-Mobilität derzeit sehr konsequent. Das Ranking des International Council on Clean Transportation (ICCT) ordnet SAIC zusammen mit vielen anderen chinesischen Anbietern und den deutschen Firmen mit Mittelfeld der Unternehmen ein, die die Umstellung schnell vorantreiben. Tesla und BYD bilden die Spitze.

Interview

“Wir sind keine Schuljungen, die sich von alten Kolonialmächten sanktionieren lassen”

Herr Simonsen Leal, Kommissionspräsidentin von der Leyen will das Handelsabkommen zwischen EU und Mercosur bis Ende des Jahres unterzeichnen. Halten Sie das für realistisch?

Ich gehe davon aus, dass mein Land ein Abkommen will – vorausgesetzt, es ist das, was 2019 unterzeichnet wurde. Wenn die EU nun noch andere Bedingungen stellt, muss das geprüft werden. Meine Frage lautet: Werden diese zusätzlichen Dinge wichtiger sein als das Ziel des Abkommens selbst? Was wir hier wirklich diskutieren, ist die relative Bedeutung verschiedener Themen. Sie sollten bedenken, dass wir Optionen haben. Gute Optionen.

Die EU fordert gerade von Brasilien ein zusätzliches Bekenntnis zu Klimaschutz und Arbeitnehmerrechten. Spricht Europa zu viel von Menschenrechten und Nachhaltigkeit?

Nein, ich denke, das ist richtig und wichtig. Wir betrachten Europa als einen stabilisierenden Faktor in einer verrückten Welt. Aber im Moment erleben wir eine große geopolitische Verschiebung.

Sie meinen das Großmächteduell von USA und China?

Genau. Der größte Diskussionspunkt ist die Rolle des US-Dollars als Reservewährung. Denn darin liegt die ganze Hebelkraft der USA begründet. Auf diese Weise können sie ihr Leistungsbilanzdefizit von 800 Milliarden Dollar aufrechterhalten, was den Kosten ihrer Streitkräfte entspricht, mit denen sie die Ölwege, die Energiewege in der Welt kontrollieren.

Duell um Vorherrschaft im Südchinesischen Meer

Auch China rüstet sein Militär auf.

China hat seine Militärausgaben erhöht, aber nur so weit, dass es eine Belastung für die USA darstellt, nicht aber eine echte Bedrohung. Das ist sehr klug. Der zweite Punkt ist die Belt-and-Road-Initiative, die ohne militärische Dominanz Chinas im Südchinesischen Meer unvollständig ist – es ist die Verbindung zu den Weltmärkten. Zwischen China und den Vereinigten Staaten könnte es zu einer militärischen Auseinandersetzung um die Vorherrschaft im Südchinesischen Meer kommen. Nicht Taiwan ist wichtig, sondern die Ölverbindungen zu Japan und Südkorea.

Warum?

Wenn die Chinesen diese Region beherrschten, würden sich diese Länder Peking zuwenden, und der US-Dollar würde seine Rolle als Reservewährung möglicherweise verlieren. Das können die Amerikaner nicht zulassen. Der Streitpunkt ist also nicht die Ukraine. Der eigentliche Streitpunkt ist China, das Südchinesische Meer. Das wird ein Thema für die nächsten 20, 30, vielleicht 50 Jahre sein.

Wo sehen Sie Europa hier?

Angesichts des Krieges in der Ukraine sind die Amerikaner für Europa unverzichtbar. Aber die Geopolitik in Europa birgt einige Dilemmata. Eines davon ist: Kann eine der beiden Seiten den Krieg gewinnen, ohne dadurch ein noch größeres Problem zu provozieren? Wenn die Ukraine den Krieg gewinnt, könnte das zu einer Zersplitterung der russischen Föderation oder zu einer Schwächung Russlands führen, die nicht gut für Europa ist?

“Russland und Europa werden kannibalisiert”

Ist diese Sorge der Grund, warum Brasilien die westliche Haltung nicht voll unterstützt?

Nein, Brasilien braucht Phosphat. 70 Prozent unseres Phosphats kommt aus Russland. Aber wir sind gegen jeden Krieg. Wir sehen es nicht gern, wenn Menschen getötet werden, und wir sagen nicht, wer Recht oder Unrecht hat. Wir sehen dort vor allem ein Problem. Und wir sehen, dass Russland im Moment kannibalisiert wird.

Wie meinen Sie das?

China und die USA bereiten sich auf einen großen Schlagabtausch vor. Natürlich werden sie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, ihre schwächeren Partner kannibalisieren. Russland muss sein Öl zu 60 Prozent des Preises an China und Indien verkaufen. Auch Europa wird kannibalisiert, weil es eine Menge Waffen kaufen muss, die nicht aus Europa stammen. Das zeigt sich etwa in der Konkurrenz zwischen den Patriot-Raketen aus den USA und dem französischen Raketenabwehrsystem SAMP/T. Deutschland will die Patriots, weil es gesehen hat, wie gut sie gegen russische Hyperschallraketen funktionieren. In gewissem Sinne ähnelt die Welt von heute der Welt von 1910 oder 1955: Deutschland befindet sich in einer Zwickmühle.

Worin besteht das brasilianische Interesse an diesem geopolitischen Spiel?

Wir wären gern weit weg, auf dem Mars. Gemeinsam mit Deutschland, denn wir haben ähnliche Werte. Ich hoffe, dass Sie sehen, dass unsere Institutionen sehr stark sind. So war die Reaktion (Anm. d. Red.: auf den Angriff der Anhänger von Ex-Präsident Bolsonaro auf den Kongress) viel schneller als in den USA auf eine ähnliche Situation.

“Ihr betrachtet uns nicht als Teil der westlichen Welt”

In der hiesigen Wahrnehmung hat sich Brasilien zuletzt Peking angenähert, getrieben von wirtschaftlichen Interessen.

Brasilien ist grundsätzlich bündnisfrei. Wir wollen mit allen Handel treiben und uns mit allen austauschen. Wir haben eine kulturelle Vorliebe für Europa und denken, dass wir Teil der westlichen Welt sind. Aber ihr betrachtet uns nicht als Teil der westlichen Welt. Vielleicht sollten wir mehr tun, um zur westlichen Welt zu gehören. Aber angesichts der Geschichte bedeutet das sicherlich nicht, dass wir das tun, was andere wollen.

Mitte Juli findet das erste Gipfeltreffen zwischen EU- und lateinamerikanischen Staaten seit 2015 statt. Es scheint, als würde Europa Lateinamerika wiederentdecken.

Es geht um Europas Stellenwert: Für die USA kommt Deutschland an dritter oder vierter Stelle – nach den amerikanischen Bürgern, Briten und Japanern. Als Investor in Asien sind Sie ebenfalls nicht die Nummer eins. Wo Europa als Investor eine echte Dominanz hat, ist in Lateinamerika – insbesondere in Mexiko und Brasilien. Aber die Asiaten drängen auf den brasilianischen Automobilmarkt und werden versuchen, den deutschen und italienischen Unternehmen den Markt wegzunehmen. Und sie verkaufen sehr gute Produkte.

Womit wir wieder beim Freihandelsabkommen zwischen EU und Mercosur wären, und der Forderung der EU-Kommission, vor allem Brasilien auf Nachhaltigkeit zu verpflichten.

Brasilien geht mit seinen Imageproblemen nicht sehr gut um. Wir verstehen nicht, wie die Menschen in Europa uns wahrnehmen. Sie sehen uns nicht als ein Land, das 85 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft erzeugt, in dem die meisten Autos mit Ethanol fahren und CO₂-neutral sind. Natürlich gibt es Brände im Amazonaswald. Wir haben Probleme, aber die Zerstörung des Waldes ist wohl zurzeit unter Kontrolle.

“Ein gewisses Vertrauen muss vorhanden sein”

Dank der neuen Regierung von Präsident Lula da Silva?

Dank der Schutzmechanismen, die von der letzten Regierung nicht völlig zerstört wurden. Natürlich stellt sich die Frage, wie der angerichtete Schaden behoben werden kann. Das ist eine andere Frage. Aber sehen Sie: Wir sind ein Land, das seine Wälder mehr als jedes andere Land bewahrt hat. Wo ist der Schwarzwald? Der ist doch gar nicht mehr so schwarz, oder?

Wo liegt also das Problem, die zusätzliche Erklärung zur Nachhaltigkeit zu unterzeichnen, die die EU gern sehen würde?

Die einzelnen Länder in der EU stellen unterschiedliche Forderungen. Es gibt eine gewisse Kakofonie. Das Problem ist: Es wurde etwas vereinbart, es wurde etwas unterschrieben. Und jetzt werden neue Regeln vorgeschlagen, die zumindest im Moment meiner Meinung nach nicht klar genug sind. Unser Präsident hat etwas gesagt, was ich für sehr klug halte. Wenn man einen Vertrag macht, kann man dann alle möglichen Eventualitäten regeln? Kaum. Es muss also ein gewisses Vertrauen vorhanden sein.

Vor allem die Grünen in Deutschland wollen Sanktionen verhängen können, wenn Brasilien oder die anderen drei Länder ihre Nachhaltigkeitsverpflichtungen nicht einhalten. Ist das aus Ihrer Sicht eine rote Linie?

Ich bin nicht die Regierung, aber wenn ich in der Position einer Regierung wäre, würde ich sagen: Nun, lasst uns konkreter werden. Wir sind keine Schuljungen, die sich von alten Kolonialmächten sanktionieren lassen. Wir haben andere Optionen. Wenn wir nicht in gutem Glauben handeln, ist es besser, das Abkommen nicht einzugehen. Einige Leute in Europa wollen kein Abkommen aus Gründen, die nur Vorwände sind.

Präsident Macron hat gefordert, dass die Landwirte in Lateinamerika zu vergleichbaren Nachhaltigkeitsstandards arbeiten sollen wie in Europa. Ist das in Ihren Augen versteckter Protektionismus?

Lassen Sie es mich anders formulieren: Verstehen Sie unsere Bedingungen wirklich so gut, dass Sie sagen können, dass wir weniger nachhaltig wirtschaften als Sie?

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  • Klima & Umwelt
  • Klimaschutz
  • Mercosur
  • Nachhaltigkeit
  • Nachhaltigkeitsstandards

EU-Monitoring

10.07.-11.07.2023
Informelle Tagung der Umweltminister
Themen: Biologische Vielfalt, Verbesserung der Wasserwirtschaft, Verringerung der Umweltverschmutzung und Förderung der Kreislaufwirtschaft. Infos

10.07.2023 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
Themen: Orientierungsaussprache zur Halbzeitüberprüfung des mehrjährigen Finanzrahmens 2021-2027, Gedankenaustausch zu den Prioritäten des spanischen Vorsitzes, Gedankenaustausch zum Jahresbericht über die Rechtsstaatlichkeit 2023. Vorläufige Tagesordnung

10.07.2023 – 17:00-23:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Industrieemissionen, Alternative Kraftstoffe, FuelEU Maritime
Themen: Aussprache zur Richtlinie über Industrieemissionen, Aussprache zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, Aussprache zu nachhaltigen Schiffskraftstoffen (Initiative “FuelEU Maritime”). Vorläufige Tagesordnung

10.07.2023 – 19:00-21:00 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG) und des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
Themen: Dialog über Wiederaufbau und Resilienz mit Valdis Dombrovskis (Vizepräsident für eine Wirtschaft, die den Menschen nützt) und Paolo Gentiloni (Kommissar für Wirtschaft). Vorläufige Tagesordnung

11.07.-12.07.2023
Informelle Tagung der Energieminister
Themen: Herausforderungen bei der Verwirklichung eines integrierten und digitalisierten Energiebinnenmarkts, Legislativvorschläge zum Thema Energie im Fit-for-55-Paket, Entwicklung eines wettbewerbsfähigen Marktes für Wasserstoff und erneuerbare Gase. Infos

11.07.2023
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Paket zur Ökologisierung des Verkehrs, Initiative zu virtuellen Welten, Überarbeitung der Richtlinie über Opferrechte. Vorläufige Tagesordnung

11.07.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Chip-Gesetz, Anpassung an die Globalisierung, EU-Japan
Themen: Aussprache zum europäischen Chip-Gesetz, Abstimmung zur Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung, Abstimmung zum Abkommen zwischen der EU und Japan über Flugdienste. Vorläufige Tagesordnung

12.07.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäischer Rat, Ökodesign-Verordnung, Digitaler Informationsaustausch
Themen: Aussprache zu den Schlussfolgerungen der Tagung des Europäischen Rates vom 29./30. Juni 2023, Abstimmung zur Ökodesign-Verordnung, Abstimmung zum digitalen Informationsaustausch in Terrorismusfällen. Vorläufige Tagesordnung

13.07.-14.07.2023
Informelle Tagung der Minister für Beschäftigung und Sozialpolitik
Themen: Die Minister für Beschäftigung und Sozialpolitik kommen zu Beratungen zusammen. Infos

13.07.2023
Gipfeltreffen EU-Japan
Themen: Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, treffen als Vertreter der Union beim 29. Gipfeltreffen EU-Japan in Brüssel mit dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida zusammen. Infos

13.07.2023 – 09:00-16:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Zugang zu Dokumenten, Große Anfragen
Themen: Aussprache zum Jahresbericht für die Jahre 2019-2021 über den Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten, Aussprache zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

13.07.2023 – 09:00-11:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Gesundheit (SANT)
Themen: Anhörung zum Mangel an Arzneimitteln. Vorläufige Tagesordnung

13.07.2023 -09:00-10:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Schaffung eines Rahmens zur Gewährleistung einer sicheren und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Vorläufige Tagesordnung

13.07.2023 – 15:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Finanzpolitischer Kurs des Euro-Währungsgebiets (Einigung über eine Erklärung), Internationale Rolle des Euro (Bestandsaufnahme). Vorläufige Tagesordnung

14.07.2023 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Orientierungsaussprache zur finanziellen Unterstützung für die Ukraine im Zusammenhang mit der Halbzeitrevision des MFR, Orientierungsaussprache zur Überprüfung der wirtschaftspolitischen Steuerung, Leitlinien für die weiteren Beratungen zur Vorbereitung des Treffens der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G20 am 11./12. Oktober 2023 und der Jahrestagungen des IWF. Vorläufige Tagesordnung

News

Glyphosat: Kritik an EFSA-Empfehlung

Table.Media hatte es gestern angekündigt, wenig später folgte die Bestätigung: Die Europäische Lebensmittelagentur EFSA empfiehlt eine Verlängerung des umstrittenen Herbizids Glyphosat. In Bezug auf die Auswirkungen des Herbizids auf Menschen, Tiere und die Umwelt haben die Experten keine kritischen Bereiche ermittelt, die Anlass zur Sorge geben. Ein solcher kritischer Bereich (area of concern) wird dann geltend gemacht, wenn alle Verwendungszwecke eines Produktes betroffen sind.

Die EFSA-Wissenschaftler kommen aber auch zu dem Schluss, dass bei zwölf von 23 Verwendungszwecken von Glyphosat ein hohes, langfristiges Risiko für Säugetiere besteht. Was die Auswirkungen von Glyphosat auf die biologische Vielfalt betrifft, erkennen die Forscher an, dass die Risiken “komplex” seien.

Nach Ansicht der EFSA gibt es zudem noch einige offene Fragen. Sie betreffen:

  • Informationslücken bezüglich der Toxizität einer der Glyphosat-Komponenten;
  • Datenlücken zu möglichen Verunreinigungen von Glyphosat, zur Bewertung von Risiken für die Ernährung der Verbraucher und zur Einschätzung der Risiken für Wasserpflanzen;
  • Einen Mangel an harmonisierten Methoden und spezifischen Schutzzielen bezüglich der Verwendung von Glyphosat.

Auf Basis der Einschätzungen durch die EFSA, die EU-Chemikalienagentur sowie durch die Bewertungsgruppe für Glyphosat wird die EU-Kommission eine Empfehlung in Form eines delegierten Rechtsaktes vorlegen. Dann entscheiden die 27 Regierungen mit qualifizierter Mehrheit. Das Parlament kann den Rechtsakt mit einfacher Mehrheit ablehnen.

Landwirtschaftsministerium lehnt Verlängerung ab

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kritisierte das positive Urteil der EFSA. Auswirkungen auf die Artenvielfalt seien von der Behörde nicht berücksichtigt worden, hieß es aus dem Haus von Minister Cem Özdemir (Grüne). Totalherbizide wie Glyphosat töteten “flächendeckend alle Pflanzen ab, sofern sie nicht entsprechend gentechnisch verändert” seien. Ganze Ökosysteme beziehungsweise Nahrungsnetze – von der Pflanze über Insekten bis zu Kleintieren – würden so geschädigt.

Das mit Abstand am meisten eingesetzte Totalherbizid schädige die Grundlagen einer nachhaltigen und krisenfesten Landwirtschaft, heißt es im BMEL weiter. “Das haben wir gegenüber der Europäischen Kommission und den anderen Mitgliedstaaten bereits deutlich dargestellt.” Das BMEL hält eine Verlängerung der Genehmigung auf EU-Ebene für nicht gerechtfertigt. Der Koalitionsvertrag der Ampel setzt sich zudem für ein Verbot von Glyphosat ein, das die Vorgänger-Regierung im Rahmen der Pflanzenschutzanwendungsverordnung bereits zum 1. Januar 2024 verhängt hatte.

NGOs kritisierten die EFSA-Entscheidung ebenfalls scharf. Corporate Europe Observatory stellte etwa die Zulassungsprozedur infrage. Die EFSA-Einschätzung beruhe hauptsächlich auf Studien, die die Industrie in Auftrag gegeben habe. Greenpeace bemängelt, die EFSA ignoriere die erdrückende wissenschaftliche Beweislast, die Glyphosat mit Krebserkrankungen und anderen Gesundheitsschäden in Verbindung bringt und fordert die EU-Kommission auf, die Verlängerung von Glyphosat nicht zu empfehlen. cw/ab

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Strommarkt: ITRE gegen Erlösabschöpfung

Die Verhandler im Industrieausschuss haben gestern eine politische Einigung zur Strommarktreform erzielt. Vom Tisch ist die Möglichkeit zur Abschöpfung von Übererlösen in Energiekrisen, wie sie der spanische Berichterstatter Nicolás Casares (S&D) durchsetzen wollte. Das twitterten sowohl die Schattenberichterstatter von der EVP, Maria Graça Carvalho, als auch von Renew, Morten Petersen.

Petersen deutete außerdem an, dass die Beschränkung von direkten Preisstützungssystemen auf zweiseitige Differenzverträge (CfDs) fallen soll und auch gleichwertige Fördermöglichkeiten erlaubt bleiben sollen. Casares verdeutlichte aber, dass die Kommission andere Fördermechanismen einzeln genehmigen müsse. “Etwaige Einnahmen würden vorrangig den Verbrauchern erneuerbarer Energien zugutekommen, um die Kosten der CfDs selbst auszugleichen, für Investitionen in die Energiewende verwendet und könnten in Krisensituationen an energieintensive Unternehmen weitergeleitet werden”, schrieb Casares weiter. Eine Ausweitung auf Bestandsanlagen soll es nicht geben.

Europäische Ausschreibungen für erneuerbare Energien

Laut Petersen sollen zudem europäische Ausschreibungen für erneuerbare Energien eingeführt werden. Casares erläuterte, dass die Ausschreibungen dazu dienen sollen, dass die EU ihr Erneuerbaren-Ziel von 45 Prozent für 2030 erreicht, das sie sich mit der RED III gesetzt hatte. Bindend sind für die Mitgliedstaaten nur 42,5 Prozent, der Rest wird freiwillig angestrebt. Am 19. Juli soll der ITRE die Position annehmen.

Für den Grünen Michael Bloss hat die schnelle Einigung Signalwirkung für andere Gesetzesvorhaben: “Wir haben mit der EVP verhandelt und einen Kompromiss in der Mitte gefunden. Wir erwarten, dass die EVP diesen politischen Willen auch nächste Woche im Plenum zeigt und für mehr Klimaschutz in der Natur stimmt.” ber

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Green Deal: Zusätzliche Investitionen von 700 Milliarden jährlich nötig

Die EU benötigt nach einer Schätzung der Kommission jährlich zusätzliche Investitionen von mehr als 700 Milliarden Euro, um die Ziele des Green Deal und von Repower EU einzuhalten. Aus der neuen Strategischen Vorausschau der Kommission geht hervor: Von 2023 bis 2030 sind zusätzliche jährliche Investitionen von 620 Milliarden Euro nötig, um die Ziele des Green Deal und von Repower EU zu erreichen.

Darüber hinaus seien noch Investitionen in Höhe von 92 Milliarden Euro jährlich für den Net-Zero-Industry-Act nötig. Die Strategische Vorausschau dient dazu, die Kommission bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen.

Mehr Unterstützung für Spitzenprojekte

Der zuständige Kommissions-Vize Maroš Šefčovič sagte, Europa müsse sich zu einem “Europa der Investitionen” entwickeln, um seine Ziele zu erreichen und sicherzustellen, dass die Staatengemeinschaft den globalen Wettbewerb besteht. “Die Europäische Investitionsbank sollte strategische Investitionen in Schlüsselbereichen wie Umwelt- und Biotechnologie und Rohstoffe stärker unterstützen, insbesondere für Spitzenprojekte.”

Šefčovič forderte zudem gezielte Investitionen aus dem öffentlichen Sektor, einschließlich der nationalen Haushalte und EU-Mittel. rtr

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Horizon Europe: UK will wieder mitmachen, aber weniger zahlen

Großbritannien will bei Verhandlungen über eine Rückkehr ins EU-Forschungsprogramm Horizon Europe finanzielle Zugeständnisse von der EU erreichen. Ein britischer Regierungssprecher sagte am Donnerstag, es gebe konstruktive Gespräche. Allerdings sei noch kein Deal mit Brüssel vereinbart worden.

Premierminister Rishi Sunak wolle ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen. Komme keine Abmachung zustande, werde London ein eigenes Forschungsvorhaben namens Pioneer vorantreiben und das für Horizon vorgemerkte Geld dafür einsetzen.

Zuvor hatte unter anderem der “Daily Express” berichtet, dass es eine vorläufige Einigung zwischen EU und UK über einen Wiedereintritt gebe. Nachdem Sunak das Einigungspapier am Wochenende vorgelegt werden solle, sei die endgültige Bestätigung für kommenden Dienstag geplant. Dann findet ein ohnehin geplantes Treffen von Sunak mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Rahmen des Nato-Gipfels statt. Offiziell wollte allerdings weder die britische Regierung noch die Kommission eine Einigung bestätigen.

Beitritt auch zum Copernicus-Programm

Gemäß den Aussagen eines britischen Regierungsbeamten wird Großbritannien auch dem Erdbeobachtungs-Programm Copernicus wieder beitreten, wie es in den Medienberichten heißt. Lediglich dem Atomforschungs- und -entwicklungsprogramm Euratom möchte man anscheinend von britischer Seite nicht wieder angehören. Ein Engagement werde von der britischen Regierung und dem britischen Nuklearsektor kritisch gesehen, da es dort ein “schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis” gebe. 

Im Zuge des Austritts aus der EU im Januar 2020 hatte Großbritannien alle drei Programme verlassen. Die Verhandlungen über einen Wiedereintritt als Drittstaat waren aufgrund des erbitterten Streits über die Handelsregeln in Nordirland ins Stocken geraten. 

Nachdem London und Brüssel das Windsor Framework-Abkommen geschlossen hatten, wurden die Verhandlungen im März wieder aufgenommen. Finanzielle Details der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben, aber das britische Finanzministerium unterstützt angeblich den Vorschlag. 

Die britische Forschungscommunity zeigte sich erleichtert über die vermutliche Einigung. Sarah Main, Executive Director der Campaign for Science and Engineering (CaSE), sprach von einer “ermutigenden Entiwcklung”. Eine Einigung innerhalb weniger Tage wäre “die beste Nachricht für die Wissenschaft in UK”. mw/dpa

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Presseschau

EU-Parlament fordert internationale Untersuchung des Schiffsunglücks vor Griechenland EURONEWS
EU-Behörde zu Glyphosat: Keine inakzeptablen Gefahren HANDELSBLATT
Umfrage in zehn Ländern: Europäer wollen stärkere EU-Außenpolitik SPIEGEL
EU-Klimawandeldienst: Wärmster Juni seit Beginn der Aufzeichnungen WEB
Deutschland sieht Reform des Wettbewerbsrechts als Vorbild für EU EURACTIV
RWE- und Uniper-Aktien tiefer: EU-Kommission für Austritt aus umstrittenem Energieabkommen FINANZEN
Japan, EU to Cooperate on Rare Metals to Lessen Reliance on China JAPANNEWS
EU-Kommission will klimaresistentes Saatgut fördern EURACTIV
DocMorris: EU-Beschwerde gegen Boniverbot und E-Rezept APOTHEKE-ADHOC
Amazon’s iRobot deal in EU antitrust crosshairs REUTERS
63 Kreuzfahrtschiffe der Carnival Corporation setzen laut einer Studie mehr giftige Schwefelgase frei als alle Autos in Europa zusammen BUSINESSINSIDER
Einfluss von US-Medienkonzernen in Europa steigt TELTARIF
Französischer Senat bezeichnet TikTok als “nationale Sicherheitsbedrohung” EURACTIV
Frankreichs Energieministerin kritisiert Widersprüche bei deutscher Energiepolitik RND
‘A huge relief’: scientists react to hopes of UK rejoining EU Horizon scheme THEGUARDIAN

Kolumne

What’s cooking in Strasbourg? Es wird eng für das Renaturierungsgesetz

Von Claire Stam
Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

Seit Wochen lebt die Brüsseler Bubble im politischen Rhythmus des “Nature Restoration Law” oder NRL, um den Jargon der Insider zu nutzen. Tatsächlich ist es der Europäischen Volkspartei (EVP) bislang nicht gelungen, das Gesetz zu verhindern. Aber sie hat es geschafft, genügend Abgeordnete zu gewinnen, um den Text in den Ausschüssen für Landwirtschaft, Fischerei und Umwelt des Parlaments abzulehnen. Das ist nicht wenig.

Ausgetragen worden war der politische Schlagabtausch bisher von der EVP, angeführt von Manfred Weber, dem Vizepräsidenten der Kommission und Chef des Green Deal, Frans Timmermans, sowie Pascal Canfin (Renew), dem Vorsitzenden des parlamentarischen ENVI-Ausschusses, der die Verordnung befürwortet. In dieser politischen Eskalation, in der Vorwürfe von “Fake News” und “politischer Manipulation” auftauchten, fehlte eine Stimme: die der Kommissionspräsidentin und großen Steuerfrau des Green Deal, Ursula von der Leyen, bekanntermaßen Mitglied der EVP.

Luena appelliert an von der Leyen

Die Befürworter des Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur haben das erkannt und auf der Suche nach Unterstützung an von der Leyen appelliert. “Meine Fraktion hat sie unterstützt, damit sie Präsidentin mit einer Schlüsselpolitik wird: dem europäischen Green Deal”, sagte César Luena (S&D), Berichterstatter für das Renaturierungsgesetz, vor Pressevertretern. “Heute entfernt sich ihre politische Familie von diesem Deal und sie hat nichts gesagt. Vor der Plenarsitzung in Straßburg sollte Frau von der Leyen reagieren.”

Auf Seiten der EVP zeigt man sich unbeeindruckt und betont, dass es sowieso einen regelmäßigen Austausch zwischen der Kommissionspräsidentin und den Mitgliedern ihrer Partei gibt. Dazu sollen allerdings dem Vernehmen nach auch einige Gespräche zwischen ihr und führenden Christdemokraten gehören, deren Ziel es ist, die aufgeheizte Stimmung herunterzukühlen.

EVP bleibt beim Nein

Es bleibt aber dabei: Die EVP bewegt sich nicht, trotz neuer Vorschläge der Kommission zur Deregulierung des Gentechnikrechts und zur Bodenüberwachung, die im Sinne der Christdemokraten sind. Die Fraktion will am Mittwoch nahezu geschlossen gegen das Renaturierungsgesetz stimmen. Laut eigenen Angaben erwartet sie nur 10 Prozent Abweichler.

Schlimmer noch, die neuen Vorschläge werden als Schlappe für Timmermans interpretiert. “Vizepräsident Timmermans hat offensichtlich geblufft”, sagte Peter Liese, der umwelt- und klimapolitische Sprecher der EVP-Fraktion. Seine “Drohung”, dass der Vorschlag zur Gentechnik von der Kommission nicht vorgelegt werde, wenn der Umweltausschuss das Renaturierungsgesetz ablehnt, sei “offensichtlich nicht” von der gesamten Kommission und der Kommissionspräsidentin gedeckt worden, glaubt Liese. Er bedankte sich ausdrücklich bei von der Leyen und Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, “dass sie diesen wichtigen Vorschlag vorlegen”.

Vorschlag von Renew

Die EVP verhält sich auch stur zu einem Vorhaben, das Canfin am Mittwoch angekündigt hat. Renew will einen Vorschlag erarbeiten, der näher an der gemeinsamen Position liegt, die die EU-Länder zu diesem Thema angenommen haben. Sie enthält mehrere zusätzliche Änderungsanträge, bei denen es unter anderem um eine großzügigere Finanzierung der Wiederherstellung der Biodiversität geht. “Unsere Analyse ist, dass eine Reihe von EVP-Delegationen (…) daran interessiert sein könnten, im Einklang mit dem Abstimmungsverhalten ihrer Regierung im Rat für den allgemeinen Ansatz zu stimmen“, sagte er. Damit verschafften sich die Befürworter “eine Chance auf einen Sieg im Plenum“.

Die Strategie von Renew sei “eine gute Entscheidung”, sagte Luena. “Ja, es ist sehr pragmatisch, aber wir brauchen eine Position des Parlaments, um die Verhandlungen mit dem Rat zu beginnen.” Luena zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Koalition aus Renew, den Grünen, der Linken und der S&D die Mittel hat, die Abstimmung nächste Woche zu gewinnen. “Wir sind uns in der Strategie und in den Verhandlungen sehr einig.”

Für die Abstimmung stehen die Zeichen also nach wie vor auf Konfrontation. Es wird mit einem sehr knappen Ergebnis gerechnet.

  • Europäische Kommission
  • Europäisches Parlament
  • EVP
  • Renaturierung
  • Ursula von der Leyen

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Arbeit an den Reformen, die als Konsequenz aus der Katargate-Affäre umgesetzt werden sollen, geht weiter: Heute steht die erste Verhandlungsrunde über den Vorschlag der Kommission für das institutionenübergreifende Ethikgremium an. Alle sieben Institutionen sind dabei: Kommission, Parlament, Europäischer Rat, Rat der Europäischen Union sowie Gerichtshof, Rechnungshof und EZB.  

    Parlamentspräsidentin Roberta Metsola will die Verhandlungen über das Ethikgremium seitens des Parlaments koordinieren. Das hat sie den Chefs der Fraktionen am Donnerstag mitgeteilt. Sie will das Parlament über eine Verhandlungsgruppe einbinden. Mit dabei sollen sein: Katarina Barley (SPD) als für Transparenz zuständige Vizepräsidentin, Berichterstatter Daniel Freund (Grüne) sowie Salvatore De Meo (EVP) als Vorsitzender des Verfassungsausschusses (AFCO).

    Die Grünen haben ihre Kritik an dem zahnlosen Vorschlag bereits geäußert. Und die liberale Fraktion hat sich schon ganz verabschiedet. Sie ist dafür, den Kommissionsvorschlag zurückzuweisen. Damit macht erneut eine Fraktion, die zur informellen “Von-der-Leyen-Koalition” gehört, mit Rejection eines Vorschlags aus dem Berlaymont von sich reden. Die Fraktionen feilen gerade noch an einer Resolution zum Ethikgremium, die am Mittwoch abgestimmt werden soll.

    Zu weiteren Transparenzreformen geht es am späten Montagnachmittag im Parlamentspräsidium weiter: Die 14 EP-Vize und die Präsidentin wollen das erste Mal den Vorschlag für einen besseren Schutz von Whistleblowern im EP diskutieren. Beschlossen werden sollen außerdem strengere Maßnahmen gegen Belästigung und Schikanen im EP. Alle Abgeordneten sollen unter anderem künftig Anti-Harassment-Kurse belegen.

    Einen schönen Freitag wünscht

    Ihr
    Markus Grabitz
    Bild von Markus  Grabitz

    Analyse

    Chinas Autohersteller SAIC will E-Autos in Europa bauen

    Der staatliche Shanghaier Autohersteller SAIC sucht nach einem Standort für die Produktion vor Ort in Europa. Das berichtet das Magazin “Caixin” von einem Pressetreffen mit Firmenchef Yu De. Yu hege Europa-Pläne, weil sein Unternehmen im ersten Halbjahr 115.000 Autos in der EU abgesetzt hat, ein Anstieg von 143 Prozent. Generell zeichnet sich ein Verkaufsboom guter und günstiger E-Automodelle aus China in der EU ab.

    SAIC wäre der erste chinesische Autohersteller, der in der EU eine eigene Produktion aufbaut, ohne eine komplette europäische Marke zu übernehmen. Zwar hat Geely im Jahr 2010 Volvo übernommen und verfügt damit über Fabriken in Schweden, Belgien und den Niederlanden. Was SAIC jetzt vorhat, ähnelt dagegen eher den ersten Schritten des japanischen Anbieters Toyota in die EU, der seit 1992 vor Ort herstellt und inzwischen acht europäische Standorte betreibt.

    Vorteile für Image, Zölle und Logistik

    SAIC streckt bereits ganz konkret die Fühler in der Region aus. Chen Hong, Chairman von SAIC, und Wang Xiaoqiu, Präsident des Unternehmens, waren dem Bericht zufolge für erste Sondierungen in Europa unterwegs.

    Eine Produktion in der EU hätte eine Reihe von wichtigen Vorteilen für SAIC:

    • Was vor Ort produziert wird, ist vor Handelsstreit und Zöllen geschützt. Je höher der lokale Herstellungsanteil, desto weniger können politische Querelen dem Geschäft etwas anhaben.
    • Die gesellschaftliche Akzeptanz der Anbieter ist höher, wenn sie vor Ort Arbeitsplätze schaffen.
    • Die Lieferwege sind kürzer.

    Langfristige Orientierung Richtung Europa

    China steht insgesamt als besserer Wirtschafts-Weltbürger da, wenn es nicht nur im eigenen Land herstellt und fremde Märkte überschwemmt, sondern bereit ist, sich vor Ort zu engagieren. Das Land hat inzwischen die nötige Kapitalkraft und Erfahrung erreicht, um diese neue Stufe der globalen Einbindung zu erklimmen.

    Investitionen in Produktionsanlagen in anderen Ländern würden auch deshalb als fair empfunden, weil die europäische, amerikanische, japanische und taiwanische Industrie über die Jahrzehnte viele Strukturen in China aufgebaut hat. Die Werke internationaler Hersteller haben ganzen Städten und Regionen zur Entwicklung verholfen.

    Das Vorhaben von SAIC verrät zugleich eine langfristige Orientierung in Richtung des europäischen Marktes. “Der Plan zeigt, dass die chinesischen Autohersteller kommen, um zu bleiben”, sagt Stefan Bratzel von Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Sie haben gelernt, dass Erfolge auf der internationalen Bühne nicht kurzfristig erreicht werden, sondern einen langen Atem benötigen. “Aus chinesischer Sicht halte ich das für einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung“, sagt Bratzel.

    Absatz in Deutschland steigt rasant

    Im Jahr 2020 tauchte SAIC noch gar nicht als Hersteller in der Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamts auf. Im Jahr 2021 setzte das Unternehmen 3.239 Fahrzeuge in Deutschland ab, 2022 waren es bereits 15.684 – ein Anstieg von 480 Prozent. Dabei handelt es sich durchweg um Elektroautos.

    SAICS wichtigster Brückenkopf in Europa ist die britische Marke MG, die sich seit 2007 im Besitz des Shanghaier Unternehmens befindet. Die Autos werden seit 2016 komplett in China gebaut und verkaufsfertig exportiert. Im Mai hat SAIC 21.000 Autos der Marke MG in Europa abgesetzt, 170 Prozent mehr als im Vorjahr.

    Die BBC berichtet, in dem neuen europäischen Werk sollen nicht in erster Linie Autos der Marke MG hergestellt werden. Noch sei aber nicht entschieden, welche Marken vom Band laufen sollen. Weitere SAIC-Marken sind Roewe, Maxus, Rising und Yue Jin.

    Saarlouis als Standort im Gespräch

    Offen ist auch, ob SAIC eine neue Fabrik auf die grüne Wiese setzt oder ein vorhandenes Werk kauft und anpasst. Ein heißer Kandidat dafür wäre die Fabrik von Ford in Saarlouis im Saarland. Kurz nach den Regierungskonsultationen in Berlin im Juni wurde bekannt, dass ein Investor für den Standort gefunden sei.

    Ford stellt die Produktion dort 2025 ein. Alle Beteiligten haben ein Interesse daran, möglichst viele der 5.700 Beschäftigten in dem Ford-Werk und bei den benachbarten Zulieferern zu erhalten. Ein Einstieg von SAIC würde also bestens passen.

    Wichtiger VW-Partner

    Der deutschen Auto-Community ist SAIC schon lange ein Begriff. In China handelt es sich um einen wichtigen Partner von VolkswagenDie Zusammenarbeit begann 1984 mit der gemeinsamen Produktion des in China legendären Santana. Seit 1988 existiert ein ungewöhnlich erfolgreiches Gemeinschaftsunternehmen.

    Wie überall in Chinas Autoindustrie läuft bei SAIC die Umstellung auf die E-Mobilität derzeit sehr konsequent. Das Ranking des International Council on Clean Transportation (ICCT) ordnet SAIC zusammen mit vielen anderen chinesischen Anbietern und den deutschen Firmen mit Mittelfeld der Unternehmen ein, die die Umstellung schnell vorantreiben. Tesla und BYD bilden die Spitze.

    Interview

    “Wir sind keine Schuljungen, die sich von alten Kolonialmächten sanktionieren lassen”

    Herr Simonsen Leal, Kommissionspräsidentin von der Leyen will das Handelsabkommen zwischen EU und Mercosur bis Ende des Jahres unterzeichnen. Halten Sie das für realistisch?

    Ich gehe davon aus, dass mein Land ein Abkommen will – vorausgesetzt, es ist das, was 2019 unterzeichnet wurde. Wenn die EU nun noch andere Bedingungen stellt, muss das geprüft werden. Meine Frage lautet: Werden diese zusätzlichen Dinge wichtiger sein als das Ziel des Abkommens selbst? Was wir hier wirklich diskutieren, ist die relative Bedeutung verschiedener Themen. Sie sollten bedenken, dass wir Optionen haben. Gute Optionen.

    Die EU fordert gerade von Brasilien ein zusätzliches Bekenntnis zu Klimaschutz und Arbeitnehmerrechten. Spricht Europa zu viel von Menschenrechten und Nachhaltigkeit?

    Nein, ich denke, das ist richtig und wichtig. Wir betrachten Europa als einen stabilisierenden Faktor in einer verrückten Welt. Aber im Moment erleben wir eine große geopolitische Verschiebung.

    Sie meinen das Großmächteduell von USA und China?

    Genau. Der größte Diskussionspunkt ist die Rolle des US-Dollars als Reservewährung. Denn darin liegt die ganze Hebelkraft der USA begründet. Auf diese Weise können sie ihr Leistungsbilanzdefizit von 800 Milliarden Dollar aufrechterhalten, was den Kosten ihrer Streitkräfte entspricht, mit denen sie die Ölwege, die Energiewege in der Welt kontrollieren.

    Duell um Vorherrschaft im Südchinesischen Meer

    Auch China rüstet sein Militär auf.

    China hat seine Militärausgaben erhöht, aber nur so weit, dass es eine Belastung für die USA darstellt, nicht aber eine echte Bedrohung. Das ist sehr klug. Der zweite Punkt ist die Belt-and-Road-Initiative, die ohne militärische Dominanz Chinas im Südchinesischen Meer unvollständig ist – es ist die Verbindung zu den Weltmärkten. Zwischen China und den Vereinigten Staaten könnte es zu einer militärischen Auseinandersetzung um die Vorherrschaft im Südchinesischen Meer kommen. Nicht Taiwan ist wichtig, sondern die Ölverbindungen zu Japan und Südkorea.

    Warum?

    Wenn die Chinesen diese Region beherrschten, würden sich diese Länder Peking zuwenden, und der US-Dollar würde seine Rolle als Reservewährung möglicherweise verlieren. Das können die Amerikaner nicht zulassen. Der Streitpunkt ist also nicht die Ukraine. Der eigentliche Streitpunkt ist China, das Südchinesische Meer. Das wird ein Thema für die nächsten 20, 30, vielleicht 50 Jahre sein.

    Wo sehen Sie Europa hier?

    Angesichts des Krieges in der Ukraine sind die Amerikaner für Europa unverzichtbar. Aber die Geopolitik in Europa birgt einige Dilemmata. Eines davon ist: Kann eine der beiden Seiten den Krieg gewinnen, ohne dadurch ein noch größeres Problem zu provozieren? Wenn die Ukraine den Krieg gewinnt, könnte das zu einer Zersplitterung der russischen Föderation oder zu einer Schwächung Russlands führen, die nicht gut für Europa ist?

    “Russland und Europa werden kannibalisiert”

    Ist diese Sorge der Grund, warum Brasilien die westliche Haltung nicht voll unterstützt?

    Nein, Brasilien braucht Phosphat. 70 Prozent unseres Phosphats kommt aus Russland. Aber wir sind gegen jeden Krieg. Wir sehen es nicht gern, wenn Menschen getötet werden, und wir sagen nicht, wer Recht oder Unrecht hat. Wir sehen dort vor allem ein Problem. Und wir sehen, dass Russland im Moment kannibalisiert wird.

    Wie meinen Sie das?

    China und die USA bereiten sich auf einen großen Schlagabtausch vor. Natürlich werden sie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, ihre schwächeren Partner kannibalisieren. Russland muss sein Öl zu 60 Prozent des Preises an China und Indien verkaufen. Auch Europa wird kannibalisiert, weil es eine Menge Waffen kaufen muss, die nicht aus Europa stammen. Das zeigt sich etwa in der Konkurrenz zwischen den Patriot-Raketen aus den USA und dem französischen Raketenabwehrsystem SAMP/T. Deutschland will die Patriots, weil es gesehen hat, wie gut sie gegen russische Hyperschallraketen funktionieren. In gewissem Sinne ähnelt die Welt von heute der Welt von 1910 oder 1955: Deutschland befindet sich in einer Zwickmühle.

    Worin besteht das brasilianische Interesse an diesem geopolitischen Spiel?

    Wir wären gern weit weg, auf dem Mars. Gemeinsam mit Deutschland, denn wir haben ähnliche Werte. Ich hoffe, dass Sie sehen, dass unsere Institutionen sehr stark sind. So war die Reaktion (Anm. d. Red.: auf den Angriff der Anhänger von Ex-Präsident Bolsonaro auf den Kongress) viel schneller als in den USA auf eine ähnliche Situation.

    “Ihr betrachtet uns nicht als Teil der westlichen Welt”

    In der hiesigen Wahrnehmung hat sich Brasilien zuletzt Peking angenähert, getrieben von wirtschaftlichen Interessen.

    Brasilien ist grundsätzlich bündnisfrei. Wir wollen mit allen Handel treiben und uns mit allen austauschen. Wir haben eine kulturelle Vorliebe für Europa und denken, dass wir Teil der westlichen Welt sind. Aber ihr betrachtet uns nicht als Teil der westlichen Welt. Vielleicht sollten wir mehr tun, um zur westlichen Welt zu gehören. Aber angesichts der Geschichte bedeutet das sicherlich nicht, dass wir das tun, was andere wollen.

    Mitte Juli findet das erste Gipfeltreffen zwischen EU- und lateinamerikanischen Staaten seit 2015 statt. Es scheint, als würde Europa Lateinamerika wiederentdecken.

    Es geht um Europas Stellenwert: Für die USA kommt Deutschland an dritter oder vierter Stelle – nach den amerikanischen Bürgern, Briten und Japanern. Als Investor in Asien sind Sie ebenfalls nicht die Nummer eins. Wo Europa als Investor eine echte Dominanz hat, ist in Lateinamerika – insbesondere in Mexiko und Brasilien. Aber die Asiaten drängen auf den brasilianischen Automobilmarkt und werden versuchen, den deutschen und italienischen Unternehmen den Markt wegzunehmen. Und sie verkaufen sehr gute Produkte.

    Womit wir wieder beim Freihandelsabkommen zwischen EU und Mercosur wären, und der Forderung der EU-Kommission, vor allem Brasilien auf Nachhaltigkeit zu verpflichten.

    Brasilien geht mit seinen Imageproblemen nicht sehr gut um. Wir verstehen nicht, wie die Menschen in Europa uns wahrnehmen. Sie sehen uns nicht als ein Land, das 85 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft erzeugt, in dem die meisten Autos mit Ethanol fahren und CO₂-neutral sind. Natürlich gibt es Brände im Amazonaswald. Wir haben Probleme, aber die Zerstörung des Waldes ist wohl zurzeit unter Kontrolle.

    “Ein gewisses Vertrauen muss vorhanden sein”

    Dank der neuen Regierung von Präsident Lula da Silva?

    Dank der Schutzmechanismen, die von der letzten Regierung nicht völlig zerstört wurden. Natürlich stellt sich die Frage, wie der angerichtete Schaden behoben werden kann. Das ist eine andere Frage. Aber sehen Sie: Wir sind ein Land, das seine Wälder mehr als jedes andere Land bewahrt hat. Wo ist der Schwarzwald? Der ist doch gar nicht mehr so schwarz, oder?

    Wo liegt also das Problem, die zusätzliche Erklärung zur Nachhaltigkeit zu unterzeichnen, die die EU gern sehen würde?

    Die einzelnen Länder in der EU stellen unterschiedliche Forderungen. Es gibt eine gewisse Kakofonie. Das Problem ist: Es wurde etwas vereinbart, es wurde etwas unterschrieben. Und jetzt werden neue Regeln vorgeschlagen, die zumindest im Moment meiner Meinung nach nicht klar genug sind. Unser Präsident hat etwas gesagt, was ich für sehr klug halte. Wenn man einen Vertrag macht, kann man dann alle möglichen Eventualitäten regeln? Kaum. Es muss also ein gewisses Vertrauen vorhanden sein.

    Vor allem die Grünen in Deutschland wollen Sanktionen verhängen können, wenn Brasilien oder die anderen drei Länder ihre Nachhaltigkeitsverpflichtungen nicht einhalten. Ist das aus Ihrer Sicht eine rote Linie?

    Ich bin nicht die Regierung, aber wenn ich in der Position einer Regierung wäre, würde ich sagen: Nun, lasst uns konkreter werden. Wir sind keine Schuljungen, die sich von alten Kolonialmächten sanktionieren lassen. Wir haben andere Optionen. Wenn wir nicht in gutem Glauben handeln, ist es besser, das Abkommen nicht einzugehen. Einige Leute in Europa wollen kein Abkommen aus Gründen, die nur Vorwände sind.

    Präsident Macron hat gefordert, dass die Landwirte in Lateinamerika zu vergleichbaren Nachhaltigkeitsstandards arbeiten sollen wie in Europa. Ist das in Ihren Augen versteckter Protektionismus?

    Lassen Sie es mich anders formulieren: Verstehen Sie unsere Bedingungen wirklich so gut, dass Sie sagen können, dass wir weniger nachhaltig wirtschaften als Sie?

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    EU-Monitoring

    10.07.-11.07.2023
    Informelle Tagung der Umweltminister
    Themen: Biologische Vielfalt, Verbesserung der Wasserwirtschaft, Verringerung der Umweltverschmutzung und Förderung der Kreislaufwirtschaft. Infos

    10.07.2023 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
    Themen: Orientierungsaussprache zur Halbzeitüberprüfung des mehrjährigen Finanzrahmens 2021-2027, Gedankenaustausch zu den Prioritäten des spanischen Vorsitzes, Gedankenaustausch zum Jahresbericht über die Rechtsstaatlichkeit 2023. Vorläufige Tagesordnung

    10.07.2023 – 17:00-23:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Industrieemissionen, Alternative Kraftstoffe, FuelEU Maritime
    Themen: Aussprache zur Richtlinie über Industrieemissionen, Aussprache zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, Aussprache zu nachhaltigen Schiffskraftstoffen (Initiative “FuelEU Maritime”). Vorläufige Tagesordnung

    10.07.2023 – 19:00-21:00 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG) und des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
    Themen: Dialog über Wiederaufbau und Resilienz mit Valdis Dombrovskis (Vizepräsident für eine Wirtschaft, die den Menschen nützt) und Paolo Gentiloni (Kommissar für Wirtschaft). Vorläufige Tagesordnung

    11.07.-12.07.2023
    Informelle Tagung der Energieminister
    Themen: Herausforderungen bei der Verwirklichung eines integrierten und digitalisierten Energiebinnenmarkts, Legislativvorschläge zum Thema Energie im Fit-for-55-Paket, Entwicklung eines wettbewerbsfähigen Marktes für Wasserstoff und erneuerbare Gase. Infos

    11.07.2023
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: Paket zur Ökologisierung des Verkehrs, Initiative zu virtuellen Welten, Überarbeitung der Richtlinie über Opferrechte. Vorläufige Tagesordnung

    11.07.2023 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Chip-Gesetz, Anpassung an die Globalisierung, EU-Japan
    Themen: Aussprache zum europäischen Chip-Gesetz, Abstimmung zur Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung, Abstimmung zum Abkommen zwischen der EU und Japan über Flugdienste. Vorläufige Tagesordnung

    12.07.2023 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäischer Rat, Ökodesign-Verordnung, Digitaler Informationsaustausch
    Themen: Aussprache zu den Schlussfolgerungen der Tagung des Europäischen Rates vom 29./30. Juni 2023, Abstimmung zur Ökodesign-Verordnung, Abstimmung zum digitalen Informationsaustausch in Terrorismusfällen. Vorläufige Tagesordnung

    13.07.-14.07.2023
    Informelle Tagung der Minister für Beschäftigung und Sozialpolitik
    Themen: Die Minister für Beschäftigung und Sozialpolitik kommen zu Beratungen zusammen. Infos

    13.07.2023
    Gipfeltreffen EU-Japan
    Themen: Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, treffen als Vertreter der Union beim 29. Gipfeltreffen EU-Japan in Brüssel mit dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida zusammen. Infos

    13.07.2023 – 09:00-16:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Zugang zu Dokumenten, Große Anfragen
    Themen: Aussprache zum Jahresbericht für die Jahre 2019-2021 über den Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten, Aussprache zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

    13.07.2023 – 09:00-11:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Gesundheit (SANT)
    Themen: Anhörung zum Mangel an Arzneimitteln. Vorläufige Tagesordnung

    13.07.2023 -09:00-10:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
    Themen: Entwurf einer Stellungnahme zur Schaffung eines Rahmens zur Gewährleistung einer sicheren und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Vorläufige Tagesordnung

    13.07.2023 – 15:00 Uhr
    Euro-Gruppe
    Themen: Finanzpolitischer Kurs des Euro-Währungsgebiets (Einigung über eine Erklärung), Internationale Rolle des Euro (Bestandsaufnahme). Vorläufige Tagesordnung

    14.07.2023 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
    Themen: Orientierungsaussprache zur finanziellen Unterstützung für die Ukraine im Zusammenhang mit der Halbzeitrevision des MFR, Orientierungsaussprache zur Überprüfung der wirtschaftspolitischen Steuerung, Leitlinien für die weiteren Beratungen zur Vorbereitung des Treffens der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G20 am 11./12. Oktober 2023 und der Jahrestagungen des IWF. Vorläufige Tagesordnung

    News

    Glyphosat: Kritik an EFSA-Empfehlung

    Table.Media hatte es gestern angekündigt, wenig später folgte die Bestätigung: Die Europäische Lebensmittelagentur EFSA empfiehlt eine Verlängerung des umstrittenen Herbizids Glyphosat. In Bezug auf die Auswirkungen des Herbizids auf Menschen, Tiere und die Umwelt haben die Experten keine kritischen Bereiche ermittelt, die Anlass zur Sorge geben. Ein solcher kritischer Bereich (area of concern) wird dann geltend gemacht, wenn alle Verwendungszwecke eines Produktes betroffen sind.

    Die EFSA-Wissenschaftler kommen aber auch zu dem Schluss, dass bei zwölf von 23 Verwendungszwecken von Glyphosat ein hohes, langfristiges Risiko für Säugetiere besteht. Was die Auswirkungen von Glyphosat auf die biologische Vielfalt betrifft, erkennen die Forscher an, dass die Risiken “komplex” seien.

    Nach Ansicht der EFSA gibt es zudem noch einige offene Fragen. Sie betreffen:

    • Informationslücken bezüglich der Toxizität einer der Glyphosat-Komponenten;
    • Datenlücken zu möglichen Verunreinigungen von Glyphosat, zur Bewertung von Risiken für die Ernährung der Verbraucher und zur Einschätzung der Risiken für Wasserpflanzen;
    • Einen Mangel an harmonisierten Methoden und spezifischen Schutzzielen bezüglich der Verwendung von Glyphosat.

    Auf Basis der Einschätzungen durch die EFSA, die EU-Chemikalienagentur sowie durch die Bewertungsgruppe für Glyphosat wird die EU-Kommission eine Empfehlung in Form eines delegierten Rechtsaktes vorlegen. Dann entscheiden die 27 Regierungen mit qualifizierter Mehrheit. Das Parlament kann den Rechtsakt mit einfacher Mehrheit ablehnen.

    Landwirtschaftsministerium lehnt Verlängerung ab

    Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kritisierte das positive Urteil der EFSA. Auswirkungen auf die Artenvielfalt seien von der Behörde nicht berücksichtigt worden, hieß es aus dem Haus von Minister Cem Özdemir (Grüne). Totalherbizide wie Glyphosat töteten “flächendeckend alle Pflanzen ab, sofern sie nicht entsprechend gentechnisch verändert” seien. Ganze Ökosysteme beziehungsweise Nahrungsnetze – von der Pflanze über Insekten bis zu Kleintieren – würden so geschädigt.

    Das mit Abstand am meisten eingesetzte Totalherbizid schädige die Grundlagen einer nachhaltigen und krisenfesten Landwirtschaft, heißt es im BMEL weiter. “Das haben wir gegenüber der Europäischen Kommission und den anderen Mitgliedstaaten bereits deutlich dargestellt.” Das BMEL hält eine Verlängerung der Genehmigung auf EU-Ebene für nicht gerechtfertigt. Der Koalitionsvertrag der Ampel setzt sich zudem für ein Verbot von Glyphosat ein, das die Vorgänger-Regierung im Rahmen der Pflanzenschutzanwendungsverordnung bereits zum 1. Januar 2024 verhängt hatte.

    NGOs kritisierten die EFSA-Entscheidung ebenfalls scharf. Corporate Europe Observatory stellte etwa die Zulassungsprozedur infrage. Die EFSA-Einschätzung beruhe hauptsächlich auf Studien, die die Industrie in Auftrag gegeben habe. Greenpeace bemängelt, die EFSA ignoriere die erdrückende wissenschaftliche Beweislast, die Glyphosat mit Krebserkrankungen und anderen Gesundheitsschäden in Verbindung bringt und fordert die EU-Kommission auf, die Verlängerung von Glyphosat nicht zu empfehlen. cw/ab

    • Agrarpolitik
    • Glyphosat
    • Klima & Umwelt

    Strommarkt: ITRE gegen Erlösabschöpfung

    Die Verhandler im Industrieausschuss haben gestern eine politische Einigung zur Strommarktreform erzielt. Vom Tisch ist die Möglichkeit zur Abschöpfung von Übererlösen in Energiekrisen, wie sie der spanische Berichterstatter Nicolás Casares (S&D) durchsetzen wollte. Das twitterten sowohl die Schattenberichterstatter von der EVP, Maria Graça Carvalho, als auch von Renew, Morten Petersen.

    Petersen deutete außerdem an, dass die Beschränkung von direkten Preisstützungssystemen auf zweiseitige Differenzverträge (CfDs) fallen soll und auch gleichwertige Fördermöglichkeiten erlaubt bleiben sollen. Casares verdeutlichte aber, dass die Kommission andere Fördermechanismen einzeln genehmigen müsse. “Etwaige Einnahmen würden vorrangig den Verbrauchern erneuerbarer Energien zugutekommen, um die Kosten der CfDs selbst auszugleichen, für Investitionen in die Energiewende verwendet und könnten in Krisensituationen an energieintensive Unternehmen weitergeleitet werden”, schrieb Casares weiter. Eine Ausweitung auf Bestandsanlagen soll es nicht geben.

    Europäische Ausschreibungen für erneuerbare Energien

    Laut Petersen sollen zudem europäische Ausschreibungen für erneuerbare Energien eingeführt werden. Casares erläuterte, dass die Ausschreibungen dazu dienen sollen, dass die EU ihr Erneuerbaren-Ziel von 45 Prozent für 2030 erreicht, das sie sich mit der RED III gesetzt hatte. Bindend sind für die Mitgliedstaaten nur 42,5 Prozent, der Rest wird freiwillig angestrebt. Am 19. Juli soll der ITRE die Position annehmen.

    Für den Grünen Michael Bloss hat die schnelle Einigung Signalwirkung für andere Gesetzesvorhaben: “Wir haben mit der EVP verhandelt und einen Kompromiss in der Mitte gefunden. Wir erwarten, dass die EVP diesen politischen Willen auch nächste Woche im Plenum zeigt und für mehr Klimaschutz in der Natur stimmt.” ber

    • ITRE
    • Strom
    • Strommarkt
    • Strompreis

    Green Deal: Zusätzliche Investitionen von 700 Milliarden jährlich nötig

    Die EU benötigt nach einer Schätzung der Kommission jährlich zusätzliche Investitionen von mehr als 700 Milliarden Euro, um die Ziele des Green Deal und von Repower EU einzuhalten. Aus der neuen Strategischen Vorausschau der Kommission geht hervor: Von 2023 bis 2030 sind zusätzliche jährliche Investitionen von 620 Milliarden Euro nötig, um die Ziele des Green Deal und von Repower EU zu erreichen.

    Darüber hinaus seien noch Investitionen in Höhe von 92 Milliarden Euro jährlich für den Net-Zero-Industry-Act nötig. Die Strategische Vorausschau dient dazu, die Kommission bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen.

    Mehr Unterstützung für Spitzenprojekte

    Der zuständige Kommissions-Vize Maroš Šefčovič sagte, Europa müsse sich zu einem “Europa der Investitionen” entwickeln, um seine Ziele zu erreichen und sicherzustellen, dass die Staatengemeinschaft den globalen Wettbewerb besteht. “Die Europäische Investitionsbank sollte strategische Investitionen in Schlüsselbereichen wie Umwelt- und Biotechnologie und Rohstoffe stärker unterstützen, insbesondere für Spitzenprojekte.”

    Šefčovič forderte zudem gezielte Investitionen aus dem öffentlichen Sektor, einschließlich der nationalen Haushalte und EU-Mittel. rtr

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    • REPowerEU

    Horizon Europe: UK will wieder mitmachen, aber weniger zahlen

    Großbritannien will bei Verhandlungen über eine Rückkehr ins EU-Forschungsprogramm Horizon Europe finanzielle Zugeständnisse von der EU erreichen. Ein britischer Regierungssprecher sagte am Donnerstag, es gebe konstruktive Gespräche. Allerdings sei noch kein Deal mit Brüssel vereinbart worden.

    Premierminister Rishi Sunak wolle ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen. Komme keine Abmachung zustande, werde London ein eigenes Forschungsvorhaben namens Pioneer vorantreiben und das für Horizon vorgemerkte Geld dafür einsetzen.

    Zuvor hatte unter anderem der “Daily Express” berichtet, dass es eine vorläufige Einigung zwischen EU und UK über einen Wiedereintritt gebe. Nachdem Sunak das Einigungspapier am Wochenende vorgelegt werden solle, sei die endgültige Bestätigung für kommenden Dienstag geplant. Dann findet ein ohnehin geplantes Treffen von Sunak mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Rahmen des Nato-Gipfels statt. Offiziell wollte allerdings weder die britische Regierung noch die Kommission eine Einigung bestätigen.

    Beitritt auch zum Copernicus-Programm

    Gemäß den Aussagen eines britischen Regierungsbeamten wird Großbritannien auch dem Erdbeobachtungs-Programm Copernicus wieder beitreten, wie es in den Medienberichten heißt. Lediglich dem Atomforschungs- und -entwicklungsprogramm Euratom möchte man anscheinend von britischer Seite nicht wieder angehören. Ein Engagement werde von der britischen Regierung und dem britischen Nuklearsektor kritisch gesehen, da es dort ein “schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis” gebe. 

    Im Zuge des Austritts aus der EU im Januar 2020 hatte Großbritannien alle drei Programme verlassen. Die Verhandlungen über einen Wiedereintritt als Drittstaat waren aufgrund des erbitterten Streits über die Handelsregeln in Nordirland ins Stocken geraten. 

    Nachdem London und Brüssel das Windsor Framework-Abkommen geschlossen hatten, wurden die Verhandlungen im März wieder aufgenommen. Finanzielle Details der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben, aber das britische Finanzministerium unterstützt angeblich den Vorschlag. 

    Die britische Forschungscommunity zeigte sich erleichtert über die vermutliche Einigung. Sarah Main, Executive Director der Campaign for Science and Engineering (CaSE), sprach von einer “ermutigenden Entiwcklung”. Eine Einigung innerhalb weniger Tage wäre “die beste Nachricht für die Wissenschaft in UK”. mw/dpa

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    Presseschau

    EU-Parlament fordert internationale Untersuchung des Schiffsunglücks vor Griechenland EURONEWS
    EU-Behörde zu Glyphosat: Keine inakzeptablen Gefahren HANDELSBLATT
    Umfrage in zehn Ländern: Europäer wollen stärkere EU-Außenpolitik SPIEGEL
    EU-Klimawandeldienst: Wärmster Juni seit Beginn der Aufzeichnungen WEB
    Deutschland sieht Reform des Wettbewerbsrechts als Vorbild für EU EURACTIV
    RWE- und Uniper-Aktien tiefer: EU-Kommission für Austritt aus umstrittenem Energieabkommen FINANZEN
    Japan, EU to Cooperate on Rare Metals to Lessen Reliance on China JAPANNEWS
    EU-Kommission will klimaresistentes Saatgut fördern EURACTIV
    DocMorris: EU-Beschwerde gegen Boniverbot und E-Rezept APOTHEKE-ADHOC
    Amazon’s iRobot deal in EU antitrust crosshairs REUTERS
    63 Kreuzfahrtschiffe der Carnival Corporation setzen laut einer Studie mehr giftige Schwefelgase frei als alle Autos in Europa zusammen BUSINESSINSIDER
    Einfluss von US-Medienkonzernen in Europa steigt TELTARIF
    Französischer Senat bezeichnet TikTok als “nationale Sicherheitsbedrohung” EURACTIV
    Frankreichs Energieministerin kritisiert Widersprüche bei deutscher Energiepolitik RND
    ‘A huge relief’: scientists react to hopes of UK rejoining EU Horizon scheme THEGUARDIAN

    Kolumne

    What’s cooking in Strasbourg? Es wird eng für das Renaturierungsgesetz

    Von Claire Stam
    Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

    Seit Wochen lebt die Brüsseler Bubble im politischen Rhythmus des “Nature Restoration Law” oder NRL, um den Jargon der Insider zu nutzen. Tatsächlich ist es der Europäischen Volkspartei (EVP) bislang nicht gelungen, das Gesetz zu verhindern. Aber sie hat es geschafft, genügend Abgeordnete zu gewinnen, um den Text in den Ausschüssen für Landwirtschaft, Fischerei und Umwelt des Parlaments abzulehnen. Das ist nicht wenig.

    Ausgetragen worden war der politische Schlagabtausch bisher von der EVP, angeführt von Manfred Weber, dem Vizepräsidenten der Kommission und Chef des Green Deal, Frans Timmermans, sowie Pascal Canfin (Renew), dem Vorsitzenden des parlamentarischen ENVI-Ausschusses, der die Verordnung befürwortet. In dieser politischen Eskalation, in der Vorwürfe von “Fake News” und “politischer Manipulation” auftauchten, fehlte eine Stimme: die der Kommissionspräsidentin und großen Steuerfrau des Green Deal, Ursula von der Leyen, bekanntermaßen Mitglied der EVP.

    Luena appelliert an von der Leyen

    Die Befürworter des Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur haben das erkannt und auf der Suche nach Unterstützung an von der Leyen appelliert. “Meine Fraktion hat sie unterstützt, damit sie Präsidentin mit einer Schlüsselpolitik wird: dem europäischen Green Deal”, sagte César Luena (S&D), Berichterstatter für das Renaturierungsgesetz, vor Pressevertretern. “Heute entfernt sich ihre politische Familie von diesem Deal und sie hat nichts gesagt. Vor der Plenarsitzung in Straßburg sollte Frau von der Leyen reagieren.”

    Auf Seiten der EVP zeigt man sich unbeeindruckt und betont, dass es sowieso einen regelmäßigen Austausch zwischen der Kommissionspräsidentin und den Mitgliedern ihrer Partei gibt. Dazu sollen allerdings dem Vernehmen nach auch einige Gespräche zwischen ihr und führenden Christdemokraten gehören, deren Ziel es ist, die aufgeheizte Stimmung herunterzukühlen.

    EVP bleibt beim Nein

    Es bleibt aber dabei: Die EVP bewegt sich nicht, trotz neuer Vorschläge der Kommission zur Deregulierung des Gentechnikrechts und zur Bodenüberwachung, die im Sinne der Christdemokraten sind. Die Fraktion will am Mittwoch nahezu geschlossen gegen das Renaturierungsgesetz stimmen. Laut eigenen Angaben erwartet sie nur 10 Prozent Abweichler.

    Schlimmer noch, die neuen Vorschläge werden als Schlappe für Timmermans interpretiert. “Vizepräsident Timmermans hat offensichtlich geblufft”, sagte Peter Liese, der umwelt- und klimapolitische Sprecher der EVP-Fraktion. Seine “Drohung”, dass der Vorschlag zur Gentechnik von der Kommission nicht vorgelegt werde, wenn der Umweltausschuss das Renaturierungsgesetz ablehnt, sei “offensichtlich nicht” von der gesamten Kommission und der Kommissionspräsidentin gedeckt worden, glaubt Liese. Er bedankte sich ausdrücklich bei von der Leyen und Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, “dass sie diesen wichtigen Vorschlag vorlegen”.

    Vorschlag von Renew

    Die EVP verhält sich auch stur zu einem Vorhaben, das Canfin am Mittwoch angekündigt hat. Renew will einen Vorschlag erarbeiten, der näher an der gemeinsamen Position liegt, die die EU-Länder zu diesem Thema angenommen haben. Sie enthält mehrere zusätzliche Änderungsanträge, bei denen es unter anderem um eine großzügigere Finanzierung der Wiederherstellung der Biodiversität geht. “Unsere Analyse ist, dass eine Reihe von EVP-Delegationen (…) daran interessiert sein könnten, im Einklang mit dem Abstimmungsverhalten ihrer Regierung im Rat für den allgemeinen Ansatz zu stimmen“, sagte er. Damit verschafften sich die Befürworter “eine Chance auf einen Sieg im Plenum“.

    Die Strategie von Renew sei “eine gute Entscheidung”, sagte Luena. “Ja, es ist sehr pragmatisch, aber wir brauchen eine Position des Parlaments, um die Verhandlungen mit dem Rat zu beginnen.” Luena zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Koalition aus Renew, den Grünen, der Linken und der S&D die Mittel hat, die Abstimmung nächste Woche zu gewinnen. “Wir sind uns in der Strategie und in den Verhandlungen sehr einig.”

    Für die Abstimmung stehen die Zeichen also nach wie vor auf Konfrontation. Es wird mit einem sehr knappen Ergebnis gerechnet.

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    • Ursula von der Leyen

    Europe.Table Redaktion

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