Table.Briefing: Europe

Brandmauer im EU-Parlament + Strategische Agenda legt Fokus auf Souveränität

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Montag treffen sich die europäischen Umweltminister in Luxemburg. Sie werden über das Schicksal des Gesetzesentwurfs zur Wiederherstellung der Natur entscheiden.

Es steht viel auf dem Spiel: “Ein oder zwei Stimmen” reichen einer diplomatischen Quelle zufolge aus, um das Gesetz anzunehmen – oder es zu beerdigen. Damit würde ein Gesetzgebungsprozess zu Ende gehen, der von heftigen politischen Kämpfen, endlosen Verhandlungen und unzähligen Kompromissen geprägt war.

Das Treffen am Montag wird eine der letzten Chancen sein, unter der belgischen Ratspräsidentschaft eine Einigung zu erzielen. Denn am 1. Juli übernimmt Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft. Zur Erinnerung: Ungarn ist das Land, dem die institutionelle Blockade des Gesetzes zu verdanken ist.

Im März war Budapest abrupt vom Lager der Befürworter in das der Gegner gewechselt, als es sich gemeinsam mit den Niederlanden, Belgien, Österreich, Schweden, Polen, Finnland und Italien gegen das Gesetz stellte. Es war die eine Stimme, die gefehlt hatte, um es ablehnen zu können. Doch diplomatische Stimmen wollen das Gesetz noch nicht aufgeben. “Die Hoffnung stirbt zuletzt”, heißt es. Alles hänge von der belgischen Ratspräsidentschaft ab, die ihre Verhandlungen am Wochenende fortsetzen müsse.

Die Belgier stellten zunächst mal klar, dass die Ergebnisse der nationalen Wahlen, die gleichzeitig mit den Europawahlen stattfanden, nichts an der Situation ändern werde. “Solange es keine neue Regierung gibt, ändert sich nichts.”

Das bedeutet, dass es immer noch der belgische Minister Alain Maron von den Grünen ist, der das Mandat hat, den Text zu verabschieden – obwohl sein Land sich dagegen wehrt. Es ist, wenn man so will, eine surreale Situation im Land des Surrealismus.

Kommen Sie gut ins Wochenende!

Ihre
Claire Stam
Bild von Claire  Stam
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Analyse

Posten im Europaparlament: Was aus der Brandmauer werden könnte

Nicola Procaccini, Co-Chef der EKR-Fraktion, will auf dem “Transfermarkt” im Europaparlament weitere Mitglieder gewinnen. Sein Ziel: die EKR zur drittstärksten Fraktion zu machen und an der Renew-Fraktion vorbeizuziehen, die 79 Abgeordnete hat. “Wir wollen die EKR nicht verlassen”, sagt der Abgeordnete der postfaschistischen Fratelli d’Italia. Man habe nicht die Absicht, den “konservativen Markenkern” aufzugeben, den die Partei gemeinsam habe etwa mit den britischen Tories, den Republikanern in den USA und dem Likud in Israel.

Procaccini ist der Vertraute der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in der EKR-Fraktion. Seine Botschaft: Wenn es nach den Fratelli d’Italia geht, die mit 24 Abgeordneten vor der polnischen PiS (18 Abgeordnete) die größte Delegation stellen, dann fusioniert die EKR nicht mit weiter rechts stehenden Parteien – auch nicht mit Marine Le Pens Rassemblement national (30 Abgeordnete). Le Pen hingegen interessiert sich für einen Beitritt in die Fraktion, sie sucht seit geraumer Zeit die Nähe zu Meloni. Nach dem Willen der Fratelli d’Italia käme auch der Fidesz aus Ungarn nicht dazu. Sollte die PiS, wie angekündigt, die Aufnahme des Fidesz beantragen, könnte sich das Szenario allerdings ändern.

Bislang kein Signal von Viktor Orbáns Fidesz-Delegation

Doch Viktor Orbáns zehnköpfige Delegation hat bislang noch nicht bei der EKR-Fraktion angeklopft. “Bisher hat Fidesz keinen Antrag gestellt, Mitglied zu werden. Es gab nicht einmal eine Kontaktaufnahme seit der Wahl”, sagte Procaccini. Während mit dem Fidesz Funkstille ist, haben sich vier andere Abgeordnete der EKR-Fraktion angeschlossen, deren Zahl dadurch auf 77 angewachsen ist.

Wohin die Reise für die EKR geht, das wird auch von den anderen Fraktionen genau beobachtet. Denn es hat Folgen für die Verteilung der Posten im Europaparlament. Im vergangenen Mandat hatten sich die Fraktionen auf eine Brandmauer zur rechtsradikalen ID-Fraktion verständigt. Die Brandmauer wird in Brüssel “Cordon sanitaire” genannt. Die Fraktion jenseits des Sperrgürtels wurde ausgeschlossen von Vize-Präsidenten- und Quästoren-Posten sowie Ausschussvorsitzen, auf die sie nach D’Hondt Zugriff gehabt hätte.

Weil die ID-Fraktion im vergangenen Mandat nicht zum Zuge kam, konnten mehr MEPs der anderen Fraktionen Vize im EP werden und Ausschüsse leiten. Die EKR-Fraktion wurde diesseits des Cordon sanitaire verortet und bekam daher einen Vize-Präsidenten und den Vorsitz des Haushaltsausschusses.

EKR und Rassemblement national

Es ist damit zu rechnen, dass die Fraktionen auch in der zehnten Wahlperiode wieder den bisherigen Cordon sanitaire einziehen und so die Rechtsradikalen von Posten fernhalten wollen. Doch sollte die EKR-Fraktion entgegen der Ankündigung Procaccinis den Rassemblement national aufnehmen wollen, wird es wohl eine Debatte darüber geben, ob die Brandmauer dann auch für sie gilt. So könnte gefordert werden, alle Angehörigen der EKR künftig von wichtigen Ämtern fernzuhalten. Dagegen spricht allerdings, dass es sich bei den Fratelli d’Italia, also der stärksten EKR-Delegation, um eine Regierungspartei handelt – ihr Ausschluss dürfte schwer zu rechtfertigen sein.

Beitritte zu Fraktionen sind im Laufe der Wahlperiode jederzeit möglich. Allerdings richtet sich der Anspruch einer Fraktion auf Posten nach der Zahl der Mitglieder, die die Fraktionen Anfang Juli an die Parlamentsverwaltung melden. Derzeit beraten die nationalen Delegationen der Fraktionen über ihre Wunschlisten und Prioritäten. Die deutschen Gruppen von CDU/CSU und SPD entscheiden etwa in der nächsten Woche darüber, welcher MEP jeweils den ihnen zustehenden Vize-Präsidentenposten im EP bekommen soll und welche Ausschussvorsitze sie ziehen wollen. Alle wissen: Wenn wieder der Cordon sanitaire zur rechtsradikalen ID-Fraktion aufgerichtet wird, gibt es mehr zu verteilen.

AfD bleibt bei der rechtsradikalen ID außen vor

Die 15 Abgeordneten, die auf dem Ticket der AfD ins Europaparlament eingezogen sind, sollen weiter von der rechtsradikalen ID-Fraktion ausgeschlossen bleiben. Diese Regelung soll zunächst bis nach den Parlamentswahlen in Frankreich gelten, wie der Rassemblement national beschlossen hat.

Damit ist die favorisierte Option der AfD in Brüssel geplatzt. Die Parteiführung hatte gehofft, dass Marine Le Pen sich der AfD wieder annähert, wenn Maximilian Krah nicht mehr Teil der Delegation ist. AfD-Delegationsleiter René Aust lotet jetzt in Brüssel aus, ob sich die AfD einer anderen Fraktion anschließen kann. Er sei flexibel, aber nicht für alles offen, hört man.

Eine “Hooligan-Fraktion” mit rechtsextremen freien Radikalen wie etwa denen aus Ungarn will man nicht. Dazu versteht sich die AfD auch mit Viktor Orbán zu gut. Die Wut in Berliner AfD-Kreisen auf Krah ist groß. Man schiebt ihm die Mitverantwortung für das Ergebnis zu, das unter den Erwartungen geblieben ist. Dauerhaft verschlossen hat man ihm die Tür jedoch nicht. Wenn er den Weg zurück zur AfD finden wolle, müsse er sich in Brüssel nun aber seriös und diszipliniert verhalten.

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Wie es nach den Wahlen in Belgien weitergeht

Nach den belgischen Parlamentswahlen 2019 dauerte es fast 500 Tage, bis endlich eine neue föderale Regierung stand. Diesmal könnte es deutlich schneller gehen: König Philippe hat den flämischen Nationalisten Bart De Wever damit beauftragt, die Sondierungen für eine spätere Regierungsbildung zu leiten. De Wever gilt auch als Favorit auf den Posten des Premierministers.

Der bisherige Amtsinhaber, der flämische Liberale Alexander De Croo, hat am Montag seinen Rücktritt erklärt. Seine Partei Open VLD hatte bei der Regionalwahl in Flandern, die am selben Tag wie die föderale Parlamentswahl abgehalten wurde, nur noch 8,3 Prozent der Stimmen gewonnen. Demgegenüber kam De Wevers Neu-flämische Allianz (N-VA) auf 23,9 Prozent. Die rechtsextreme Partei Vlaams Belang landete mit 22,7 Prozent auf Platz zwei.

Belgien rückt nach rechts

Die Regierungsbildung in Belgien gilt generell als schwierig, da es unterschiedliche Parteien in allen drei Regionen (Flandern, Wallonie und Brüssel) gibt, die noch dazu völlig unterschiedlich gewählt haben. So lagen in der französischsprachigen Wallonie und in der Hauptstadt Brüssel nicht wie in Flandern die Nationalisten, sondern die Liberalen vorn. Die bisher starken Sozialisten und Grünen haben dort verloren, die Grünen sogar massiv. “Sie sind vernichtet worden”, kommentierte ein Diplomat.

Damit ist Belgien nach rechts gerückt, politisch aber auch nicht mehr ganz so tief gespalten wie früher, als Flandern stramm rechts und die Wallonie stramm links wählte. Dies könnte eine Regierungsbildung erleichtern.

Der König drückt aufs Tempo: De Wever solle “die Parteien identifizieren, die schnell eine stabile Koalition auf Bundesebene bilden wollen”, sagte der Palast nach Gesprächen mit allen Parteichefs. Die Betonung liegt auf “schnell”. Denn anders als in früheren Koalitionsverhandlungen, die oft länger als ein Jahr dauerten, zeichnen sich diesmal schon kurz nach der Wahl mögliche Bündnisse ab.

Rechtsliberale Regierung mit flämisch-nationalistischer Färbung

So hat De Wever, der auch Bürgermeister von Antwerpen ist, bereits mit der Regierungsbildung für die Region Flandern begonnen. Auch in der französischsprachigen Wallonie sind die Sondierungen weit fortgeschritten. Dort haben sich die Chefs des liberalen Mouvement réformateur (MR), Georges-Louis Bouchez, und der christsozialen Engagés um Maxime Prévot auf eine Allianz verständigt.

Auf Bundesebene könnten nun N-VA, MR und die Engagés zusammenarbeiten, außerdem bieten sich die eher rechten flämischen Sozialdemokraten von Vooruit als möglicher Koalitionspartner an. Dies liefe auf eine rechtsliberale Regierung mit flämisch-nationalistischer Färbung hinaus – und De Wever als Regierungschef. Allerdings gibt es noch einige Hindernisse.

So muss sich De Wever entscheiden, ob er auf nationaler Ebene regieren und die belgische Föderation stabilisieren will – oder ob er sein nationalistisches flämisches Programm weiter verfolgt. Vom separatistischen Vlaams Belang hat er sich öffentlich abgesetzt. Damit scheint ein Rechtsbündnis in Flandern unwahrscheinlich. Doch ob De Wever eine große Staatsreform anstrebt, um seiner Heimat mehr Autonomie zu geben, ist unklar.

Teure Wahlversprechen, leere Kassen

Eine weitere Hürde für die Regierungsbildung ist, dass die Kassen leer sind: Belgien muss sparen. Bereits in der kommenden Woche wird mit einer Rüge der EU-Kommission wegen eines “exzessiven Defizits” gerechnet. Ab Herbst greifen die neuen EU-Schuldenregeln, die Belgien zu harten Einschnitten zwingen. Im Wahlkampf haben jedoch fast alle Parteien teure Versprechen gemacht. Dies gilt auch für die Sozialdemokraten von Vooruit, mit denen De Wever nun eine Koalition eingehen könnte.

Zu Verzögerungen könnten schließlich noch die Kommunalwahlen führen, die am 13. Oktober angesetzt sind. Vor diesem mit Spannung erwarteten Termin dürfte sich kein Parteichef allzu weit aus dem Fenster lehnen. Bis eine neue Regierung gebildet ist, will der scheidende Premier De Croo geschäftsführend im Amt bleiben. Damit ist auch der belgische EU-Vorsitz gesichert, der noch bis Ende Juni weiterläuft – bisher ohne erkennbare Probleme.

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  • Staatsreform
  • Wahlen
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EU-Monitoring

17.06.2024
Informelles Treffen der EU-Führungsspitzen
Themen: Aussprache im Anschluss an die Wahlen zum Europäischen Parlament und zum nächsten institutionellen Zyklus. Infos

17.06.2024 – 09:30 Uhr
Rat der EU: Umwelt
Themen: Orientierungsaussprache zur Richtlinie zur Bodenüberwachung, Billigung der Mitteilung über das Klimaziel der Europäischen Union für 2040, Gedankenaustausch zur Mitteilung über den Umgang mit Klimarisiken. Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

18.06.2024
EuGH-Urteil zum Anspruch auf Anerkennung als Flüchtling nach bereits erfolgter Anerkennung in einem anderen Mitgliedstaat
Themen: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheidet darüber, ob Flüchtlinge, die bereits in einem anderen Mitgliedstaat der EU anerkannt wurden, Anspruch auf die Anerkennung als Flüchtling in Deutschland haben. Vorabentscheidungsersuchen

18.06.2024 – 09:30 Uhr
Rat der EU: Verkehr, Telekommunikation und Energie
Themen: Allgemeine Ausrichtung der Verordnung über die Europäische Agentur für die Sicherheit des
Seeverkehrs, aktuelle Gesetzgebungsvorschläge, allgemeine Ausrichtung zur Richtlinie über Binnenschifffahrtsinformationsdienste (RIS).
Vorläufige Tagesordnung

18.06.2024 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
Themen: Gedankenaustausch zur Verbindung zwischen der Kohäsionspolitik und der neuen
Strategischen Agenda für 2024-2029, Billigung der Schlussfolgerungen zur Mitteilung bezüglich des 9. Kohäsionsberichts, Informationen Tschechiens und der Slowakei zur “Erklärung zum jährlichen politischen Dialog Karlovy Vary” und die Notwendigkeit, den gerechten Übergang in den von der Dekarbonisierung betroffenen Regionen zu stärken.
Vorläufige Tagesordnung

19.06.2024
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Entwurf des Haushaltsplans 2025, jährlicher Management- und Leistungsbericht für den EU-Haushalt, Frühjahrspaket des Europäischen Semesters. Vorläufige Tagesordnung

20.06.-21.06.2024
Rat der EU: Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz
Themen: Allgemeine Ausrichtung zur Überarbeitung der Richtlinie über die Einsetzung europäischer
Betriebsräte, Orientierungsaussprache zur sozialen Dimension des Binnenmarkts, aktuelle Gesetzgebungsvorschläge.
Vorläufige Tagesordnung

20.06.2024
Euro-Gruppe
Themen: Die Wirtschafts- und Finanzminister kommen zu Beratungen zusammen. Infos

21.06.2024 – 11:00 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Informationen des Vorsitzes zu aktuellen Gesetzgebungsvorschlägen für den Bereich
Finanzdienstleistungen, Gedankenaustausch zu wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Aggression Russlands gegen die Ukraine, Informationen des Vorsitzes zum Ad-hoc-Ausschuss zur Ausarbeitung des Mandats für ein Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über internationale Zusammenarbeit in Steuerfragen.
Vorläufige Tagesordnung

News

Strategische Agenda: Souveränität erfordert “erhebliche kollektive Investitionsanstrengungen”

Beim nächsten EU-Gipfel wollen die Staats- und Regierungschefs die politischen Prioritäten für die nächsten fünf Jahre beschließen. In einem aktuellen Entwurf der “Strategischen Agenda”, der Table.Briefings vorliegt, bekennen sie sich etwa dazu, “unsere Souveränität in strategischen Sektoren ausbauen und unsere Wachstums-, Produktivitäts- und Innovationslücken gegenüber internationalen Partnern und Hauptkonkurrenten schließen” zu wollen. Dies erfordere “erhebliche kollektive Investitionsanstrengungen”, für die sowohl öffentliche als auch private Mittel mobilisiert werden müssten, auch über die Europäische Investitionsbank.

Um schädliche Abhängigkeiten von Drittstaaten abzubauen, wolle die EU ihre eigenen Kapazitäten in sensiblen Sektoren wie Verteidigung, Raumfahrt, Künstliche Intelligenz, Quantentechnologien, 5G/6G, Gesundheit, Biotechnologien, Netto-Null-Technologien, Mobilität, Chemikalien und fortschrittliche Werkstoffe ausbauen. Die Förderung von Innovation und Forschung sei in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung.

Bekenntnis zur EU-Erweiterung

Die Verteidigungsbereitschaft wollen die EU-Staaten laut dem Entwurf über eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben stärken. “Künftig werden wir gemeinsam wesentlich mehr und besser investieren”, heißt es dort. Dazu sollten die Bedingungen für den Ausbau der europäischen Verteidigungsindustrie dringend verbessert werden, “indem wir einen besser integrierten europäischen Verteidigungsmarkt schaffen und gemeinsame Beschaffungen und Vorzeigeprojekte von gemeinsamem Interesse fördern”.

Zudem bekennt sich der Entwurf zur Aufnahme weiterer Mitgliedstaaten: “Die neue geopolitische Realität unterstreicht die Bedeutung der Erweiterung als geostrategische Investition in Frieden, Sicherheit, Stabilität und Wohlstand”. Sowohl die EU als auch die Beitrittskandidaten stünden nun in der Verantwortung, das Beste aus dieser Chance zu machen und dies klar zu kommunizieren. Die EU werde den Kandidatenländern dabei greifbare Anreize bieten, indem sie diese bei der Erfüllung der Beitrittskriterien “durch bewährte und neue Instrumente unterstützen und alle Möglichkeiten für eine schrittweise Integration nutzen” wolle. Parallel dazu werde die Europäische Union die notwendigen internen Reformen umsetzen. luk/tho

  • EU-Erweiterung
  • Europapolitik
  • Geopolitik
  • Raumfahrt

Europaparlament: Welche Abgeordnete sich der Linken-Fraktion angeschlossen haben

Die Fraktion der Linken hat sechs Abgeordnete hinzugewonnen. Es handelt sich um vier Abgeordnete des spanischen Wahlbündnisses Sumar, den deutschen MEP Sebastian Everding von der Tierschutzpartei sowie einen MEP der italienischen Alleanza Verdi Sinistra. Damit steigt die Zahl der Abgeordneten in der Linksfraktion auf 39. mgr

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Russland: Deshalb blockiert Berlin das 14. Sanktionspaket

Klappt es heute mit der politischen Einigung auf das 14. Sanktionspaket gegen Russland? Die belgische Ratspräsidentschaft hat die Botschafter der Mitgliedstaaten für den Abend zu einer Sondersitzung eingeladen. Beim regulären Treffen am Mittwoch hatte Deutschland in letzter Minute Vorbehalte gegen eine Art No-Russia-Klausel angemeldet. Mit der Klausel soll eigentlich die Umgehung der EU-Sanktionen gegen Russland zumindest erschwert werden.

Die Formulierungen seien zu weitgehend und könnten Exportunternehmen Geschäfte in Drittstaaten verunmöglichen, hieß es in Berlin. Die Klausel schade europäischen Firmen mehr als Russland. Tatsache ist, dass die EU zwar ein umfassendes Sanktionsregime erlassen hat, die Strafmaßnahmen derzeit aber relativ einfach umgangen werden können.

Firmen sollen Klauseln in Lieferverträge aufnehmen

Deutliches Indiz sind die massiven Zunahmen von sanktionierten Gütern wie auch von Kraftfahrzeugen aus Deutschland in Ex-Sowjetrepubliken wie Kirgistan. Der Re-Export über Drittstaaten nach Russland ist zwar heute schon verboten. Nun aber sollen EU-Firmen das Wiederausfuhrverbot in den Verträgen mit den Abnehmern festschreiben.

Europäische Unternehmen könnten gleichzeitig haften, wenn Zweigniederlassungen oder Zwischenhändler sich an Umgehungsgeschäften beteiligen und sanktionierte Produkte nach Russland weiter verkaufen. Die Bundesregierung will laut Diplomaten erreichen, dass die geplante Regel zur Haftung von Zweigniederlassungen von EU-Firmen auf bestimmte Güter eingegrenzt oder ganz gestrichen wird.

Neben den Maßnahmen gegen Umgehungsgeschäfte sieht das 14. Sanktionspaket vor, dass Russland LNG nicht mehr über europäische Häfen wie Zeebrugge in Drittstaaten exportieren kann. Neue Strafmaßnahmen sind zudem gegen die Schattenflotten vorgesehen, mit denen Russland den Ölpreisdeckel umgeht.

Der belgische EU-Ratsvorsitz wollte das 14. Sanktionspaket eigentlich vor Beginn des G7-Treffens in Italien verabschiedet haben. Berlin ist mit den Vorbehalten bei den europäischen Partnern auf Unverständnis gestoßen. Umso mehr, als Ungarn diesmal an Bord war und am Mittwoch keine Einwände mehr hatte. tho/sti

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Wie die Nato die Militärhilfe für die Ukraine neu koordiniert

Die Nato löst das US-geführte Ramsteinformat bei der Koordination der Militärhilfe für die Ukraine ab, zumindest zum großen Teil: Er gehe davon aus, dass die Verteidigungsminister heute den Operationsplan für die Hilfe und Ausbildung in der Ukraine verabschiedeten, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag. Es sei sinnvoll, dass die Nato hier eine größere Rolle spiele, da 99 Prozent der gesamten militärischen Unterstützung von den Verbündeten geleistet werde.

In einem schriftlichen Verfahren hatte der Transfer der Koordination schon am Donnerstag eine letzte Hürde genommen. Bis zuletzt umstritten war der Name der Plattform, über die innerhalb der Nato die Unterstützung koordiniert werden soll. Deutschland wehrte sich dagegen, dass der Begriff “Mission” vorkommt, da dies russischer Propaganda von einem militärischen Engagement des Bündnisses Auftrieb leisten könnte. Vorerst wurde der Name “Nato Security Assistance and Training for Ukraine” (NSATU) festgehalten.

Ein Motiv für den Transfer vom US-geführten Ad hoc Format in die Nato-Struktur ist es, die Koordination “Trump proofed” zu machen. Bei einem Comeback Donald Trumps als US-Präsident könnte die Hilfe nicht ohne weiteres gestoppt werden, so das Kalkül am Sitz des Bündnisses. Die Institutionalisierung der Hilfe ist Teil eines “Ukraine-Pakets”, das auf dem Gipfel Anfang Juli in Washington von den Staats- und Regierungschefs formell beschlossen werden soll.

Teil des Pakets sollen auch längerfristige finanzielle Zusagen sein: Die Ukraine brauche eine berechenbare Unterstützung, bekräftigte Stoltenberg am Donnerstag. Seit dem Einmarsch Russlands hätten die Bündnispartner jedes Jahr militärische Unterstützung im Wert von etwa 40 Milliarden Euro geleistet. Dieses Unterstützungsniveau müsse als Minimum beibehalten werden, solange es nötig sei. Der Nato-Generalsekretär hofft, dass die Verteidigungsminister ihm hier folgen und den jährlich 40 Milliarden Euro als Teil des Ukraine-Pakets zustimmen. sti

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G7-Treffen: Diese Unterstützung für die Ukraine ist geplant

Die sieben großen Industriestaaten haben sich bei ihrem Gipfel auf einen milliardenschweren Kredit geeinigt, der mit Zinserträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen abgezahlt werden soll. In westlichen Ländern wurden seit Beginn des russischen Angriffs nach Angaben der US-Regierung rund 280 Milliarden US-Dollar (rund 260 Milliarden Euro) an russischen Zentralbankgeldern eingefroren. Seit Langem wird darüber beraten, wie die Zinserträge, die diese Gelder erbringen, der Ukraine zugutekommen können. Die G7-Staaten wollen damit nun einen Kredit in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar finanzieren. 

Gegen den Angriffskrieg Russlands sichern die Vereinigten Staaten der Ukraine zudem mit einem bilateralen Abkommen weitere Hilfe zu – und auch gegen potenzielle künftige Attacken. US-Präsident Joe Biden und sein ukrainischer Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj wollten die Vereinbarung noch am Donnerstagabend am Rande des Gipfels unterzeichnen. Sie soll über eine Dauer von zehn Jahren laufen und sieht etwa militärische Unterstützung, Kooperation mit Blick auf die Rüstungsindustrie und den Austausch von Geheimdienstinformationen vor.

Das Abkommen soll der Ukraine helfen, fit zu werden für eine Nato-Mitgliedschaft. Zugleich ruft es die Ukraine zu Reformen auf. Sicherheitsgarantien geben die USA nicht. Die Vereinbarung macht auch keine Zusagen zur Lieferung bestimmter Waffensysteme.

China auf der Tagesordnung

Noch vor Gipfelbeginn hatten die USA neue Sanktionen gegen Russland und Unterstützer des Krieges verhängt – darunter chinesische Firmen. Neue EU-Sanktionen könnten folgen. In einer ausgehandelten Erklärung der G7, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, man fordere China auf, die Lieferung von Gütern an Russland einzustellen, die auch für militärische Zwecke genutzt werden können.

China dürfte auch am zweiten Gipfeltag auf die Tagesordnung kommen, wenn die G7 über wirtschaftliche Sicherheit beraten. In der ausgehandelten Erklärung werfen die G7 der Volksrepublik vor, mit nicht-marktwirtschaftlichen Praktiken wie Subventionen schädliche Überkapazitäten zu erzeugen und den globalen Wettbewerb zu verzerren.

Indirekt werden China in diesem Zusammenhang auch mögliche weitere Strafzölle angedroht: Man werde notfalls weitere Maßnahmen ergreifen, um Arbeiter und Unternehmen vor unlauteren Praktiken zu schützen, warnt die G7-Gruppe. Erst an diesem Mittwoch hatte die EU Pläne für Strafzölle auf Importe von Elektroautos aus China angekündigt. Das Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs dauert bis Samstag und findet unweit von Bari in Apulien statt. dpa

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Schutzstatus: Sonderregeln für Geflüchtete aus der Ukraine werden verlängert

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine können mindestens bis März 2026 problemlos in der Europäischen Union bleiben. Die EU-Staaten beschlossen am Donnerstag in Luxemburg, Sonderregeln für den vorübergehenden Schutz von Ukrainerinnen und Ukrainern in der EU zu verlängern, wie die EU-Staaten mitteilten. “Wir werden weiterhin Menschenleben retten”, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. 

In der Bundesrepublik seien bereits mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine untergekommen. “Deutschland hat gemeinsam mit Polen und Tschechien mehr als die Hälfte der Geflüchteten aus der Ukraine aufgenommen”, teilte die SPD-Politikerin mit. Es brauche also eine bessere Verteilung innerhalb der EU

Rund 4,2 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine

Nach Angaben des EU-Statistikamtes Eurostat waren in den 27 EU-Staaten zuletzt rund 4,2 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine registriert. Zahlenmäßig nimmt Deutschland die meisten von ihnen auf, im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist die Zahl der Ukraine-Flüchtlinge aber in Ländern wie Tschechien, Litauen und Polen deutlich höher

Angesichts der anhaltenden Angriffe Russlands auf die zivile und kritische Infrastruktur in der gesamten Ukraine sind aus Sicht der EU-Kommission die Voraussetzungen für eine sichere, dauerhafte Rückkehr der Menschen in die Ukraine derzeit nicht gegeben. Sie hatte die Verlängerung der Regeln daher am Dienstag offiziell vorgeschlagen

Die EU-Staaten hatten kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Richtlinie für den Fall eines “massenhaften Zustroms” von Vertriebenen aktiviert. Sie wurde zuletzt bis zum 4. März 2025 verlängert. Vorteil der Regel ist, dass die Betroffenen kein langwieriges Asylverfahren durchlaufen müssen. Zudem haben sie unmittelbar etwa das Recht auf Sozialleistungen, Bildung, Unterkunft sowie auf eine Arbeitserlaubnis. dpa

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Migrationspolitik: Warum der EuGH eine Geldstrafe gegen Ungarn verhängt

Der Europäische Gerichtshof hat Ungarn wegen seiner Migrationspolitik zu einer Strafe von 200 Millionen Euro verurteilt. Die Regierung in Budapest muss zudem eine tägliche Geldstrafe von einer Million Euro zahlen, bis sie die geforderte Politik vollständig umgesetzt hat, ordnete der EuGH am Donnerstag an. Hintergrund ist, dass Ungarn den vom Gericht bereits 2020 beanstandeten Umgang mit Migranten und Asylbewerbern an der ungarischen Grenze nicht geändert hat und bisher angeordnete Strafen nicht zahlte.

Der EuGH sprach am Donnerstag von einem “beispiellosen und äußerst schwerwiegenden Verstoß gegen das EU-Recht”. Ein ungarischer Regierungssprecher reagierte nicht sofort auf die Bitte um Stellungnahme.

Asylantrag nur außerhalb Ungarns

In seinem Urteil verwies der EuGH auf ein nicht umgesetztes Urteil von 2020. Damals war Ungarn verurteilt worden, weil es nach Ansicht des Gerichts Rechte von Flüchtlingen und Migranten missachtete, die Einspruch gegen abgelehnte Asylanträge eingelegt hatten. Die ungarische Regierung hatte argumentiert, dass das Urteil von 2020 hinfällig sei, da sie bereits sogenannte “Transitzonen” geschlossen und gleichzeitig die Asylregeln verschärft habe.

Nach geltendem Recht in Ungarn können Menschen nur außerhalb der ungarischen Grenzen einen Asylantrag stellen, etwa bei den Botschaften im benachbarten Serbien oder der Ukraine. Diejenigen, die dennoch versuchen, die Grenze zu überqueren, werden routinemäßig zurückgeschickt.

Der nationalkonservative Ministerpräsident Viktor Orbán verfolgt eine harte Asylpolitik und lehnt auch eine Verteilung von Flüchtlingen auf die EU-Staaten ab. Er ist in den vergangenen Jahren zudem mehrfach wegen seiner umstrittenen Medien- und Justizpolitik mit der EU-Kommission aneinandergeraten. Die EU-Kommission hat deshalb Milliarden an EU-Subventionen blockiert, aber im vergangenen Jahr Gelder freigegeben. rtr

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Personalien

Urban Keussen wurde am Mittwoch, 19. Juni, zum neuen Präsidenten des europäischen Stadtwerkeverbandes Cedec gewählt. Er folgt damit auf Florian Bieberbach, der Chef der Münchner Stadtwerke (SWM) hatte Cedec seit 2019 geführt. Keussen ist Technikvorstand bei EWE, zuvor war er Manager im Verteilnetzgeschäft von Eon und Chef der deutschen Sparte des Übertragungsnetzbetreibers Tennet.

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Kolumne

What’s cooking in Brussels? Renew sucht Erneuerung

In Brüssel brodelt der europäische Kochtopf. Im Europäischen Parlament treffen die neuen Abgeordneten ein, was hier die Gelegenheit bietet, an diese Sequenz aus “Parlement” zu erinnern, der Kultserie der EU-Nerds. Die Vorsitzenden der Fraktionen verhandeln über die Führungsposten, ein Prozess, der bereits am Wahlabend begonnen hat. Alle Fraktionschefs waren in Brüssel anwesend – außer Valérie Hayer.

Sie habe es offenbar nicht für nötig gehalten, in die europäische Hauptstadt zu reisen, bedauert ein führendes Mitglied der Renew-Fraktion. Er betonte, solche Treffen seien eine wichtige Übung, bei der man Präsenz zeigen und den eigenen Truppen signalisieren müsse, dass man existiere. Zudem sei es eine Gelegenheit, um in den Korridoren mit den Chefs der anderen Fraktionen zu diskutieren.

Dieser Fauxpas kompliziert die Situation der Kandidatin noch weiter, die die Liste von Präsident Macron bei den Europawahlen angeführt hatte und bekanntlich gescheitert ist. Trotz ihrer schwachen Performance machte Valérie Hayer am Dienstag in Brüssel deutlich, dass sie den Vorsitz der Renew-Fraktion behalten wolle.

Steiler Aufstieg von Sophie Wilmès

Doch jetzt wird es spannend. Die niederländischen Liberalen sind verärgert über Hayer, nachdem sie angekündigt hatte, sie wegen ihrer Koalition mit dem Rechtsextremen Geert Wilders aus der Fraktion werfen zu wollen. Außerdem spielt die Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE), die neben der Renaissance-Fraktion von Hayer in der Renew-Fraktion vertreten ist, eine bedeutende Rolle. ALDE bietet dem Vernehmen nach drei Gegenkandidaten an: FDP-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, den Slowaken Ludovít Ódor – und Sophie Wilmès.

Die ehemalige belgische Premierministerin erhielt bei den Europawahlen viele Stimmen; sie ist in Belgien wegen ihres Managements der Covid-Krise sehr beliebt. Viele in der Fraktion halten Wilmès für am besten geeignet für die Fraktionsführung. Laut der belgischen Tageszeitung Le Soir erhebt Sophie Wilmès selbst “keine Ansprüche”, sondiert aber die Lage und knüpft Kontakte, unter anderem mit Valérie Hayer. Sie hält sich alle Optionen offen und muss bis zum 26. Juni eine Entscheidung treffen.

Saving Private Canfin

Währenddessen wird auf belgischer und französischer Seite kalkuliert. “Wir müssen unbedingt etwas für Pascal Canfin finden”, sagte ein französischer Politikberater. “Er war sehr loyal”, betonte ein führendes Mitglied der Renew-Fraktion. Pascal Canfin leitete in den vergangenen fünf Jahren den Umweltausschuss im Parlament. Er verhandelte die wichtigsten Dossiers des Green Deal, was zu heftigen politischen Kämpfen mit der Europäischen Volkspartei von Manfred Weber führte. Man denke nur an den Gesetzesentwurf zur Wiederherstellung der Natur.

In Frankreich wird Canfin als grüner Joker eines Präsidenten gesehen, der für seinen Mangel an ökologischen Ambitionen kritisiert wird. Der frühere Umweltschützer drohte, sich aus der Politik zurückzuziehen, falls ihm kein guter Platz auf der Wahlliste gegeben würde. Im Macron-Lager wollte man nicht das Risiko eingehen, jemanden zu verlieren, der dem Kandidaten der Sozialisten, Raphaël Glucksmann, Stimmen abwerben könnte.

Den Renew-Vorsitz aufgeben?

Doch wie soll das nach der vernichtenden Niederlage von Macrons Partei in Frankreich und dem damit einhergehenden Verlust an Einfluss im Europäischen Parlament funktionieren? “Wenn die Franzosen klug sind, werden sie den Vorsitz von Renew aufgeben, um den Vorsitz eines oder zweier Parlamentsausschüsse zu beanspruchen”, so der Politikberater weiter. Diese Strategie würde den Ambitionen von Valérie Hayer zuwiderlaufen.

Einige in ihrer eigenen Fraktion argumentieren, dass Hayer nicht das Format für den Posten habe: Angesichts des Aufstiegs der extremen Rechten und der internen Spaltung der Fraktion “muss der nächste Vorsitzende von Renew sehr politisch und strategisch agieren. Valérie Hayer hat nicht wirklich das Profil dafür”, urteilt ein führendes Mitglied der Fraktion. Die nächsten Tage werden für Valérie Hayer auf jeden Fall kompliziert werden, während Sophie Wilmès wahrscheinlich weniger Schwierigkeiten haben wird.

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Europe.Table Redaktion

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    am Montag treffen sich die europäischen Umweltminister in Luxemburg. Sie werden über das Schicksal des Gesetzesentwurfs zur Wiederherstellung der Natur entscheiden.

    Es steht viel auf dem Spiel: “Ein oder zwei Stimmen” reichen einer diplomatischen Quelle zufolge aus, um das Gesetz anzunehmen – oder es zu beerdigen. Damit würde ein Gesetzgebungsprozess zu Ende gehen, der von heftigen politischen Kämpfen, endlosen Verhandlungen und unzähligen Kompromissen geprägt war.

    Das Treffen am Montag wird eine der letzten Chancen sein, unter der belgischen Ratspräsidentschaft eine Einigung zu erzielen. Denn am 1. Juli übernimmt Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft. Zur Erinnerung: Ungarn ist das Land, dem die institutionelle Blockade des Gesetzes zu verdanken ist.

    Im März war Budapest abrupt vom Lager der Befürworter in das der Gegner gewechselt, als es sich gemeinsam mit den Niederlanden, Belgien, Österreich, Schweden, Polen, Finnland und Italien gegen das Gesetz stellte. Es war die eine Stimme, die gefehlt hatte, um es ablehnen zu können. Doch diplomatische Stimmen wollen das Gesetz noch nicht aufgeben. “Die Hoffnung stirbt zuletzt”, heißt es. Alles hänge von der belgischen Ratspräsidentschaft ab, die ihre Verhandlungen am Wochenende fortsetzen müsse.

    Die Belgier stellten zunächst mal klar, dass die Ergebnisse der nationalen Wahlen, die gleichzeitig mit den Europawahlen stattfanden, nichts an der Situation ändern werde. “Solange es keine neue Regierung gibt, ändert sich nichts.”

    Das bedeutet, dass es immer noch der belgische Minister Alain Maron von den Grünen ist, der das Mandat hat, den Text zu verabschieden – obwohl sein Land sich dagegen wehrt. Es ist, wenn man so will, eine surreale Situation im Land des Surrealismus.

    Kommen Sie gut ins Wochenende!

    Ihre
    Claire Stam
    Bild von Claire  Stam
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    Analyse

    Posten im Europaparlament: Was aus der Brandmauer werden könnte

    Nicola Procaccini, Co-Chef der EKR-Fraktion, will auf dem “Transfermarkt” im Europaparlament weitere Mitglieder gewinnen. Sein Ziel: die EKR zur drittstärksten Fraktion zu machen und an der Renew-Fraktion vorbeizuziehen, die 79 Abgeordnete hat. “Wir wollen die EKR nicht verlassen”, sagt der Abgeordnete der postfaschistischen Fratelli d’Italia. Man habe nicht die Absicht, den “konservativen Markenkern” aufzugeben, den die Partei gemeinsam habe etwa mit den britischen Tories, den Republikanern in den USA und dem Likud in Israel.

    Procaccini ist der Vertraute der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in der EKR-Fraktion. Seine Botschaft: Wenn es nach den Fratelli d’Italia geht, die mit 24 Abgeordneten vor der polnischen PiS (18 Abgeordnete) die größte Delegation stellen, dann fusioniert die EKR nicht mit weiter rechts stehenden Parteien – auch nicht mit Marine Le Pens Rassemblement national (30 Abgeordnete). Le Pen hingegen interessiert sich für einen Beitritt in die Fraktion, sie sucht seit geraumer Zeit die Nähe zu Meloni. Nach dem Willen der Fratelli d’Italia käme auch der Fidesz aus Ungarn nicht dazu. Sollte die PiS, wie angekündigt, die Aufnahme des Fidesz beantragen, könnte sich das Szenario allerdings ändern.

    Bislang kein Signal von Viktor Orbáns Fidesz-Delegation

    Doch Viktor Orbáns zehnköpfige Delegation hat bislang noch nicht bei der EKR-Fraktion angeklopft. “Bisher hat Fidesz keinen Antrag gestellt, Mitglied zu werden. Es gab nicht einmal eine Kontaktaufnahme seit der Wahl”, sagte Procaccini. Während mit dem Fidesz Funkstille ist, haben sich vier andere Abgeordnete der EKR-Fraktion angeschlossen, deren Zahl dadurch auf 77 angewachsen ist.

    Wohin die Reise für die EKR geht, das wird auch von den anderen Fraktionen genau beobachtet. Denn es hat Folgen für die Verteilung der Posten im Europaparlament. Im vergangenen Mandat hatten sich die Fraktionen auf eine Brandmauer zur rechtsradikalen ID-Fraktion verständigt. Die Brandmauer wird in Brüssel “Cordon sanitaire” genannt. Die Fraktion jenseits des Sperrgürtels wurde ausgeschlossen von Vize-Präsidenten- und Quästoren-Posten sowie Ausschussvorsitzen, auf die sie nach D’Hondt Zugriff gehabt hätte.

    Weil die ID-Fraktion im vergangenen Mandat nicht zum Zuge kam, konnten mehr MEPs der anderen Fraktionen Vize im EP werden und Ausschüsse leiten. Die EKR-Fraktion wurde diesseits des Cordon sanitaire verortet und bekam daher einen Vize-Präsidenten und den Vorsitz des Haushaltsausschusses.

    EKR und Rassemblement national

    Es ist damit zu rechnen, dass die Fraktionen auch in der zehnten Wahlperiode wieder den bisherigen Cordon sanitaire einziehen und so die Rechtsradikalen von Posten fernhalten wollen. Doch sollte die EKR-Fraktion entgegen der Ankündigung Procaccinis den Rassemblement national aufnehmen wollen, wird es wohl eine Debatte darüber geben, ob die Brandmauer dann auch für sie gilt. So könnte gefordert werden, alle Angehörigen der EKR künftig von wichtigen Ämtern fernzuhalten. Dagegen spricht allerdings, dass es sich bei den Fratelli d’Italia, also der stärksten EKR-Delegation, um eine Regierungspartei handelt – ihr Ausschluss dürfte schwer zu rechtfertigen sein.

    Beitritte zu Fraktionen sind im Laufe der Wahlperiode jederzeit möglich. Allerdings richtet sich der Anspruch einer Fraktion auf Posten nach der Zahl der Mitglieder, die die Fraktionen Anfang Juli an die Parlamentsverwaltung melden. Derzeit beraten die nationalen Delegationen der Fraktionen über ihre Wunschlisten und Prioritäten. Die deutschen Gruppen von CDU/CSU und SPD entscheiden etwa in der nächsten Woche darüber, welcher MEP jeweils den ihnen zustehenden Vize-Präsidentenposten im EP bekommen soll und welche Ausschussvorsitze sie ziehen wollen. Alle wissen: Wenn wieder der Cordon sanitaire zur rechtsradikalen ID-Fraktion aufgerichtet wird, gibt es mehr zu verteilen.

    AfD bleibt bei der rechtsradikalen ID außen vor

    Die 15 Abgeordneten, die auf dem Ticket der AfD ins Europaparlament eingezogen sind, sollen weiter von der rechtsradikalen ID-Fraktion ausgeschlossen bleiben. Diese Regelung soll zunächst bis nach den Parlamentswahlen in Frankreich gelten, wie der Rassemblement national beschlossen hat.

    Damit ist die favorisierte Option der AfD in Brüssel geplatzt. Die Parteiführung hatte gehofft, dass Marine Le Pen sich der AfD wieder annähert, wenn Maximilian Krah nicht mehr Teil der Delegation ist. AfD-Delegationsleiter René Aust lotet jetzt in Brüssel aus, ob sich die AfD einer anderen Fraktion anschließen kann. Er sei flexibel, aber nicht für alles offen, hört man.

    Eine “Hooligan-Fraktion” mit rechtsextremen freien Radikalen wie etwa denen aus Ungarn will man nicht. Dazu versteht sich die AfD auch mit Viktor Orbán zu gut. Die Wut in Berliner AfD-Kreisen auf Krah ist groß. Man schiebt ihm die Mitverantwortung für das Ergebnis zu, das unter den Erwartungen geblieben ist. Dauerhaft verschlossen hat man ihm die Tür jedoch nicht. Wenn er den Weg zurück zur AfD finden wolle, müsse er sich in Brüssel nun aber seriös und diszipliniert verhalten.

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    Wie es nach den Wahlen in Belgien weitergeht

    Nach den belgischen Parlamentswahlen 2019 dauerte es fast 500 Tage, bis endlich eine neue föderale Regierung stand. Diesmal könnte es deutlich schneller gehen: König Philippe hat den flämischen Nationalisten Bart De Wever damit beauftragt, die Sondierungen für eine spätere Regierungsbildung zu leiten. De Wever gilt auch als Favorit auf den Posten des Premierministers.

    Der bisherige Amtsinhaber, der flämische Liberale Alexander De Croo, hat am Montag seinen Rücktritt erklärt. Seine Partei Open VLD hatte bei der Regionalwahl in Flandern, die am selben Tag wie die föderale Parlamentswahl abgehalten wurde, nur noch 8,3 Prozent der Stimmen gewonnen. Demgegenüber kam De Wevers Neu-flämische Allianz (N-VA) auf 23,9 Prozent. Die rechtsextreme Partei Vlaams Belang landete mit 22,7 Prozent auf Platz zwei.

    Belgien rückt nach rechts

    Die Regierungsbildung in Belgien gilt generell als schwierig, da es unterschiedliche Parteien in allen drei Regionen (Flandern, Wallonie und Brüssel) gibt, die noch dazu völlig unterschiedlich gewählt haben. So lagen in der französischsprachigen Wallonie und in der Hauptstadt Brüssel nicht wie in Flandern die Nationalisten, sondern die Liberalen vorn. Die bisher starken Sozialisten und Grünen haben dort verloren, die Grünen sogar massiv. “Sie sind vernichtet worden”, kommentierte ein Diplomat.

    Damit ist Belgien nach rechts gerückt, politisch aber auch nicht mehr ganz so tief gespalten wie früher, als Flandern stramm rechts und die Wallonie stramm links wählte. Dies könnte eine Regierungsbildung erleichtern.

    Der König drückt aufs Tempo: De Wever solle “die Parteien identifizieren, die schnell eine stabile Koalition auf Bundesebene bilden wollen”, sagte der Palast nach Gesprächen mit allen Parteichefs. Die Betonung liegt auf “schnell”. Denn anders als in früheren Koalitionsverhandlungen, die oft länger als ein Jahr dauerten, zeichnen sich diesmal schon kurz nach der Wahl mögliche Bündnisse ab.

    Rechtsliberale Regierung mit flämisch-nationalistischer Färbung

    So hat De Wever, der auch Bürgermeister von Antwerpen ist, bereits mit der Regierungsbildung für die Region Flandern begonnen. Auch in der französischsprachigen Wallonie sind die Sondierungen weit fortgeschritten. Dort haben sich die Chefs des liberalen Mouvement réformateur (MR), Georges-Louis Bouchez, und der christsozialen Engagés um Maxime Prévot auf eine Allianz verständigt.

    Auf Bundesebene könnten nun N-VA, MR und die Engagés zusammenarbeiten, außerdem bieten sich die eher rechten flämischen Sozialdemokraten von Vooruit als möglicher Koalitionspartner an. Dies liefe auf eine rechtsliberale Regierung mit flämisch-nationalistischer Färbung hinaus – und De Wever als Regierungschef. Allerdings gibt es noch einige Hindernisse.

    So muss sich De Wever entscheiden, ob er auf nationaler Ebene regieren und die belgische Föderation stabilisieren will – oder ob er sein nationalistisches flämisches Programm weiter verfolgt. Vom separatistischen Vlaams Belang hat er sich öffentlich abgesetzt. Damit scheint ein Rechtsbündnis in Flandern unwahrscheinlich. Doch ob De Wever eine große Staatsreform anstrebt, um seiner Heimat mehr Autonomie zu geben, ist unklar.

    Teure Wahlversprechen, leere Kassen

    Eine weitere Hürde für die Regierungsbildung ist, dass die Kassen leer sind: Belgien muss sparen. Bereits in der kommenden Woche wird mit einer Rüge der EU-Kommission wegen eines “exzessiven Defizits” gerechnet. Ab Herbst greifen die neuen EU-Schuldenregeln, die Belgien zu harten Einschnitten zwingen. Im Wahlkampf haben jedoch fast alle Parteien teure Versprechen gemacht. Dies gilt auch für die Sozialdemokraten von Vooruit, mit denen De Wever nun eine Koalition eingehen könnte.

    Zu Verzögerungen könnten schließlich noch die Kommunalwahlen führen, die am 13. Oktober angesetzt sind. Vor diesem mit Spannung erwarteten Termin dürfte sich kein Parteichef allzu weit aus dem Fenster lehnen. Bis eine neue Regierung gebildet ist, will der scheidende Premier De Croo geschäftsführend im Amt bleiben. Damit ist auch der belgische EU-Vorsitz gesichert, der noch bis Ende Juni weiterläuft – bisher ohne erkennbare Probleme.

    • Belgien
    • EU-Schuldenregeln
    • Staatsreform
    • Wahlen
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    EU-Monitoring

    17.06.2024
    Informelles Treffen der EU-Führungsspitzen
    Themen: Aussprache im Anschluss an die Wahlen zum Europäischen Parlament und zum nächsten institutionellen Zyklus. Infos

    17.06.2024 – 09:30 Uhr
    Rat der EU: Umwelt
    Themen: Orientierungsaussprache zur Richtlinie zur Bodenüberwachung, Billigung der Mitteilung über das Klimaziel der Europäischen Union für 2040, Gedankenaustausch zur Mitteilung über den Umgang mit Klimarisiken. Vorläufige Tagesordnung (Französisch)

    18.06.2024
    EuGH-Urteil zum Anspruch auf Anerkennung als Flüchtling nach bereits erfolgter Anerkennung in einem anderen Mitgliedstaat
    Themen: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheidet darüber, ob Flüchtlinge, die bereits in einem anderen Mitgliedstaat der EU anerkannt wurden, Anspruch auf die Anerkennung als Flüchtling in Deutschland haben. Vorabentscheidungsersuchen

    18.06.2024 – 09:30 Uhr
    Rat der EU: Verkehr, Telekommunikation und Energie
    Themen: Allgemeine Ausrichtung der Verordnung über die Europäische Agentur für die Sicherheit des
    Seeverkehrs, aktuelle Gesetzgebungsvorschläge, allgemeine Ausrichtung zur Richtlinie über Binnenschifffahrtsinformationsdienste (RIS).
    Vorläufige Tagesordnung

    18.06.2024 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
    Themen: Gedankenaustausch zur Verbindung zwischen der Kohäsionspolitik und der neuen
    Strategischen Agenda für 2024-2029, Billigung der Schlussfolgerungen zur Mitteilung bezüglich des 9. Kohäsionsberichts, Informationen Tschechiens und der Slowakei zur “Erklärung zum jährlichen politischen Dialog Karlovy Vary” und die Notwendigkeit, den gerechten Übergang in den von der Dekarbonisierung betroffenen Regionen zu stärken.
    Vorläufige Tagesordnung

    19.06.2024
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: Entwurf des Haushaltsplans 2025, jährlicher Management- und Leistungsbericht für den EU-Haushalt, Frühjahrspaket des Europäischen Semesters. Vorläufige Tagesordnung

    20.06.-21.06.2024
    Rat der EU: Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz
    Themen: Allgemeine Ausrichtung zur Überarbeitung der Richtlinie über die Einsetzung europäischer
    Betriebsräte, Orientierungsaussprache zur sozialen Dimension des Binnenmarkts, aktuelle Gesetzgebungsvorschläge.
    Vorläufige Tagesordnung

    20.06.2024
    Euro-Gruppe
    Themen: Die Wirtschafts- und Finanzminister kommen zu Beratungen zusammen. Infos

    21.06.2024 – 11:00 Uhr
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
    Themen: Informationen des Vorsitzes zu aktuellen Gesetzgebungsvorschlägen für den Bereich
    Finanzdienstleistungen, Gedankenaustausch zu wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Aggression Russlands gegen die Ukraine, Informationen des Vorsitzes zum Ad-hoc-Ausschuss zur Ausarbeitung des Mandats für ein Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über internationale Zusammenarbeit in Steuerfragen.
    Vorläufige Tagesordnung

    News

    Strategische Agenda: Souveränität erfordert “erhebliche kollektive Investitionsanstrengungen”

    Beim nächsten EU-Gipfel wollen die Staats- und Regierungschefs die politischen Prioritäten für die nächsten fünf Jahre beschließen. In einem aktuellen Entwurf der “Strategischen Agenda”, der Table.Briefings vorliegt, bekennen sie sich etwa dazu, “unsere Souveränität in strategischen Sektoren ausbauen und unsere Wachstums-, Produktivitäts- und Innovationslücken gegenüber internationalen Partnern und Hauptkonkurrenten schließen” zu wollen. Dies erfordere “erhebliche kollektive Investitionsanstrengungen”, für die sowohl öffentliche als auch private Mittel mobilisiert werden müssten, auch über die Europäische Investitionsbank.

    Um schädliche Abhängigkeiten von Drittstaaten abzubauen, wolle die EU ihre eigenen Kapazitäten in sensiblen Sektoren wie Verteidigung, Raumfahrt, Künstliche Intelligenz, Quantentechnologien, 5G/6G, Gesundheit, Biotechnologien, Netto-Null-Technologien, Mobilität, Chemikalien und fortschrittliche Werkstoffe ausbauen. Die Förderung von Innovation und Forschung sei in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung.

    Bekenntnis zur EU-Erweiterung

    Die Verteidigungsbereitschaft wollen die EU-Staaten laut dem Entwurf über eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben stärken. “Künftig werden wir gemeinsam wesentlich mehr und besser investieren”, heißt es dort. Dazu sollten die Bedingungen für den Ausbau der europäischen Verteidigungsindustrie dringend verbessert werden, “indem wir einen besser integrierten europäischen Verteidigungsmarkt schaffen und gemeinsame Beschaffungen und Vorzeigeprojekte von gemeinsamem Interesse fördern”.

    Zudem bekennt sich der Entwurf zur Aufnahme weiterer Mitgliedstaaten: “Die neue geopolitische Realität unterstreicht die Bedeutung der Erweiterung als geostrategische Investition in Frieden, Sicherheit, Stabilität und Wohlstand”. Sowohl die EU als auch die Beitrittskandidaten stünden nun in der Verantwortung, das Beste aus dieser Chance zu machen und dies klar zu kommunizieren. Die EU werde den Kandidatenländern dabei greifbare Anreize bieten, indem sie diese bei der Erfüllung der Beitrittskriterien “durch bewährte und neue Instrumente unterstützen und alle Möglichkeiten für eine schrittweise Integration nutzen” wolle. Parallel dazu werde die Europäische Union die notwendigen internen Reformen umsetzen. luk/tho

    • EU-Erweiterung
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    • Geopolitik
    • Raumfahrt

    Europaparlament: Welche Abgeordnete sich der Linken-Fraktion angeschlossen haben

    Die Fraktion der Linken hat sechs Abgeordnete hinzugewonnen. Es handelt sich um vier Abgeordnete des spanischen Wahlbündnisses Sumar, den deutschen MEP Sebastian Everding von der Tierschutzpartei sowie einen MEP der italienischen Alleanza Verdi Sinistra. Damit steigt die Zahl der Abgeordneten in der Linksfraktion auf 39. mgr

    • Die Linke
    • Europäisches Parlament
    • Europawahlen 2024

    Russland: Deshalb blockiert Berlin das 14. Sanktionspaket

    Klappt es heute mit der politischen Einigung auf das 14. Sanktionspaket gegen Russland? Die belgische Ratspräsidentschaft hat die Botschafter der Mitgliedstaaten für den Abend zu einer Sondersitzung eingeladen. Beim regulären Treffen am Mittwoch hatte Deutschland in letzter Minute Vorbehalte gegen eine Art No-Russia-Klausel angemeldet. Mit der Klausel soll eigentlich die Umgehung der EU-Sanktionen gegen Russland zumindest erschwert werden.

    Die Formulierungen seien zu weitgehend und könnten Exportunternehmen Geschäfte in Drittstaaten verunmöglichen, hieß es in Berlin. Die Klausel schade europäischen Firmen mehr als Russland. Tatsache ist, dass die EU zwar ein umfassendes Sanktionsregime erlassen hat, die Strafmaßnahmen derzeit aber relativ einfach umgangen werden können.

    Firmen sollen Klauseln in Lieferverträge aufnehmen

    Deutliches Indiz sind die massiven Zunahmen von sanktionierten Gütern wie auch von Kraftfahrzeugen aus Deutschland in Ex-Sowjetrepubliken wie Kirgistan. Der Re-Export über Drittstaaten nach Russland ist zwar heute schon verboten. Nun aber sollen EU-Firmen das Wiederausfuhrverbot in den Verträgen mit den Abnehmern festschreiben.

    Europäische Unternehmen könnten gleichzeitig haften, wenn Zweigniederlassungen oder Zwischenhändler sich an Umgehungsgeschäften beteiligen und sanktionierte Produkte nach Russland weiter verkaufen. Die Bundesregierung will laut Diplomaten erreichen, dass die geplante Regel zur Haftung von Zweigniederlassungen von EU-Firmen auf bestimmte Güter eingegrenzt oder ganz gestrichen wird.

    Neben den Maßnahmen gegen Umgehungsgeschäfte sieht das 14. Sanktionspaket vor, dass Russland LNG nicht mehr über europäische Häfen wie Zeebrugge in Drittstaaten exportieren kann. Neue Strafmaßnahmen sind zudem gegen die Schattenflotten vorgesehen, mit denen Russland den Ölpreisdeckel umgeht.

    Der belgische EU-Ratsvorsitz wollte das 14. Sanktionspaket eigentlich vor Beginn des G7-Treffens in Italien verabschiedet haben. Berlin ist mit den Vorbehalten bei den europäischen Partnern auf Unverständnis gestoßen. Umso mehr, als Ungarn diesmal an Bord war und am Mittwoch keine Einwände mehr hatte. tho/sti

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    Wie die Nato die Militärhilfe für die Ukraine neu koordiniert

    Die Nato löst das US-geführte Ramsteinformat bei der Koordination der Militärhilfe für die Ukraine ab, zumindest zum großen Teil: Er gehe davon aus, dass die Verteidigungsminister heute den Operationsplan für die Hilfe und Ausbildung in der Ukraine verabschiedeten, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag. Es sei sinnvoll, dass die Nato hier eine größere Rolle spiele, da 99 Prozent der gesamten militärischen Unterstützung von den Verbündeten geleistet werde.

    In einem schriftlichen Verfahren hatte der Transfer der Koordination schon am Donnerstag eine letzte Hürde genommen. Bis zuletzt umstritten war der Name der Plattform, über die innerhalb der Nato die Unterstützung koordiniert werden soll. Deutschland wehrte sich dagegen, dass der Begriff “Mission” vorkommt, da dies russischer Propaganda von einem militärischen Engagement des Bündnisses Auftrieb leisten könnte. Vorerst wurde der Name “Nato Security Assistance and Training for Ukraine” (NSATU) festgehalten.

    Ein Motiv für den Transfer vom US-geführten Ad hoc Format in die Nato-Struktur ist es, die Koordination “Trump proofed” zu machen. Bei einem Comeback Donald Trumps als US-Präsident könnte die Hilfe nicht ohne weiteres gestoppt werden, so das Kalkül am Sitz des Bündnisses. Die Institutionalisierung der Hilfe ist Teil eines “Ukraine-Pakets”, das auf dem Gipfel Anfang Juli in Washington von den Staats- und Regierungschefs formell beschlossen werden soll.

    Teil des Pakets sollen auch längerfristige finanzielle Zusagen sein: Die Ukraine brauche eine berechenbare Unterstützung, bekräftigte Stoltenberg am Donnerstag. Seit dem Einmarsch Russlands hätten die Bündnispartner jedes Jahr militärische Unterstützung im Wert von etwa 40 Milliarden Euro geleistet. Dieses Unterstützungsniveau müsse als Minimum beibehalten werden, solange es nötig sei. Der Nato-Generalsekretär hofft, dass die Verteidigungsminister ihm hier folgen und den jährlich 40 Milliarden Euro als Teil des Ukraine-Pakets zustimmen. sti

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    G7-Treffen: Diese Unterstützung für die Ukraine ist geplant

    Die sieben großen Industriestaaten haben sich bei ihrem Gipfel auf einen milliardenschweren Kredit geeinigt, der mit Zinserträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen abgezahlt werden soll. In westlichen Ländern wurden seit Beginn des russischen Angriffs nach Angaben der US-Regierung rund 280 Milliarden US-Dollar (rund 260 Milliarden Euro) an russischen Zentralbankgeldern eingefroren. Seit Langem wird darüber beraten, wie die Zinserträge, die diese Gelder erbringen, der Ukraine zugutekommen können. Die G7-Staaten wollen damit nun einen Kredit in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar finanzieren. 

    Gegen den Angriffskrieg Russlands sichern die Vereinigten Staaten der Ukraine zudem mit einem bilateralen Abkommen weitere Hilfe zu – und auch gegen potenzielle künftige Attacken. US-Präsident Joe Biden und sein ukrainischer Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj wollten die Vereinbarung noch am Donnerstagabend am Rande des Gipfels unterzeichnen. Sie soll über eine Dauer von zehn Jahren laufen und sieht etwa militärische Unterstützung, Kooperation mit Blick auf die Rüstungsindustrie und den Austausch von Geheimdienstinformationen vor.

    Das Abkommen soll der Ukraine helfen, fit zu werden für eine Nato-Mitgliedschaft. Zugleich ruft es die Ukraine zu Reformen auf. Sicherheitsgarantien geben die USA nicht. Die Vereinbarung macht auch keine Zusagen zur Lieferung bestimmter Waffensysteme.

    China auf der Tagesordnung

    Noch vor Gipfelbeginn hatten die USA neue Sanktionen gegen Russland und Unterstützer des Krieges verhängt – darunter chinesische Firmen. Neue EU-Sanktionen könnten folgen. In einer ausgehandelten Erklärung der G7, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, man fordere China auf, die Lieferung von Gütern an Russland einzustellen, die auch für militärische Zwecke genutzt werden können.

    China dürfte auch am zweiten Gipfeltag auf die Tagesordnung kommen, wenn die G7 über wirtschaftliche Sicherheit beraten. In der ausgehandelten Erklärung werfen die G7 der Volksrepublik vor, mit nicht-marktwirtschaftlichen Praktiken wie Subventionen schädliche Überkapazitäten zu erzeugen und den globalen Wettbewerb zu verzerren.

    Indirekt werden China in diesem Zusammenhang auch mögliche weitere Strafzölle angedroht: Man werde notfalls weitere Maßnahmen ergreifen, um Arbeiter und Unternehmen vor unlauteren Praktiken zu schützen, warnt die G7-Gruppe. Erst an diesem Mittwoch hatte die EU Pläne für Strafzölle auf Importe von Elektroautos aus China angekündigt. Das Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs dauert bis Samstag und findet unweit von Bari in Apulien statt. dpa

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    Schutzstatus: Sonderregeln für Geflüchtete aus der Ukraine werden verlängert

    Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine können mindestens bis März 2026 problemlos in der Europäischen Union bleiben. Die EU-Staaten beschlossen am Donnerstag in Luxemburg, Sonderregeln für den vorübergehenden Schutz von Ukrainerinnen und Ukrainern in der EU zu verlängern, wie die EU-Staaten mitteilten. “Wir werden weiterhin Menschenleben retten”, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. 

    In der Bundesrepublik seien bereits mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine untergekommen. “Deutschland hat gemeinsam mit Polen und Tschechien mehr als die Hälfte der Geflüchteten aus der Ukraine aufgenommen”, teilte die SPD-Politikerin mit. Es brauche also eine bessere Verteilung innerhalb der EU

    Rund 4,2 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine

    Nach Angaben des EU-Statistikamtes Eurostat waren in den 27 EU-Staaten zuletzt rund 4,2 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine registriert. Zahlenmäßig nimmt Deutschland die meisten von ihnen auf, im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist die Zahl der Ukraine-Flüchtlinge aber in Ländern wie Tschechien, Litauen und Polen deutlich höher

    Angesichts der anhaltenden Angriffe Russlands auf die zivile und kritische Infrastruktur in der gesamten Ukraine sind aus Sicht der EU-Kommission die Voraussetzungen für eine sichere, dauerhafte Rückkehr der Menschen in die Ukraine derzeit nicht gegeben. Sie hatte die Verlängerung der Regeln daher am Dienstag offiziell vorgeschlagen

    Die EU-Staaten hatten kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Richtlinie für den Fall eines “massenhaften Zustroms” von Vertriebenen aktiviert. Sie wurde zuletzt bis zum 4. März 2025 verlängert. Vorteil der Regel ist, dass die Betroffenen kein langwieriges Asylverfahren durchlaufen müssen. Zudem haben sie unmittelbar etwa das Recht auf Sozialleistungen, Bildung, Unterkunft sowie auf eine Arbeitserlaubnis. dpa

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    Migrationspolitik: Warum der EuGH eine Geldstrafe gegen Ungarn verhängt

    Der Europäische Gerichtshof hat Ungarn wegen seiner Migrationspolitik zu einer Strafe von 200 Millionen Euro verurteilt. Die Regierung in Budapest muss zudem eine tägliche Geldstrafe von einer Million Euro zahlen, bis sie die geforderte Politik vollständig umgesetzt hat, ordnete der EuGH am Donnerstag an. Hintergrund ist, dass Ungarn den vom Gericht bereits 2020 beanstandeten Umgang mit Migranten und Asylbewerbern an der ungarischen Grenze nicht geändert hat und bisher angeordnete Strafen nicht zahlte.

    Der EuGH sprach am Donnerstag von einem “beispiellosen und äußerst schwerwiegenden Verstoß gegen das EU-Recht”. Ein ungarischer Regierungssprecher reagierte nicht sofort auf die Bitte um Stellungnahme.

    Asylantrag nur außerhalb Ungarns

    In seinem Urteil verwies der EuGH auf ein nicht umgesetztes Urteil von 2020. Damals war Ungarn verurteilt worden, weil es nach Ansicht des Gerichts Rechte von Flüchtlingen und Migranten missachtete, die Einspruch gegen abgelehnte Asylanträge eingelegt hatten. Die ungarische Regierung hatte argumentiert, dass das Urteil von 2020 hinfällig sei, da sie bereits sogenannte “Transitzonen” geschlossen und gleichzeitig die Asylregeln verschärft habe.

    Nach geltendem Recht in Ungarn können Menschen nur außerhalb der ungarischen Grenzen einen Asylantrag stellen, etwa bei den Botschaften im benachbarten Serbien oder der Ukraine. Diejenigen, die dennoch versuchen, die Grenze zu überqueren, werden routinemäßig zurückgeschickt.

    Der nationalkonservative Ministerpräsident Viktor Orbán verfolgt eine harte Asylpolitik und lehnt auch eine Verteilung von Flüchtlingen auf die EU-Staaten ab. Er ist in den vergangenen Jahren zudem mehrfach wegen seiner umstrittenen Medien- und Justizpolitik mit der EU-Kommission aneinandergeraten. Die EU-Kommission hat deshalb Milliarden an EU-Subventionen blockiert, aber im vergangenen Jahr Gelder freigegeben. rtr

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    Must-Reads

    G7-Gipfel in Italien: Ukraine erhält Milliardenkredit, USA sichern langfristig Hilfe zu ZEIT
    Macron lässt Unterstützung für von der Leyen offen HANDELSBLATT
    Trotz Ausschluss von Krah: Rechte ID-Fraktion nimmt AfD nicht wieder auf ZDF
    Neue ungarische Oppositionspartei TISZA vor Aufnahme in EVP-Fraktion EURONEWS
    Regieren, “keinen Zirkus leiten”: So will Labour-Chef Keir Starmer die UK-Wahl gewinnen TAGESSPIEGEL
    Wahlen in Großbritannien: Rishi Sunak und die Tories am Abgrund ZDF
    Baerbock vor Gesprächen in Finnland: Gemeinsame Reaktion auf Moskaus Nadelstiche DEUTSCHLANDFUNK
    Streit über den Bergkarabach-Konflikt: Belarus und Armenien berufen wechselseitig ihre Botschafter ab TAGESSPIEGEL
    EuGH verurteilt Ungarn wegen Asylpolitik TAGESSCHAU
    EuGH stärkt Flüchtlingsschutz für Palästinenser TAGESSCHAU
    EU-Kommission verlangt Auskünfte von drei großen Pornoseiten N-TV
    EU-Kommission tendiert wohl zur Freigabe der Ita-Übernahme durch Lufthansa AIRLINERS
    Wissing warnt wegen EU-Zöllen vor “Handelskrieg” mit China ZEIT
    Endergebnis: Mitte-Rechts-Bündnis gewinnt Europawahl in Bulgarien KURIER
    Nationalrat verbietet Schweizer Armee Übungen mit der Nato TAGESANZEIGER
    Erneutes Fischsterben: Besserer Oder-Schutz in Polen und Deutschland gefordert RBB24

    Personalien

    Urban Keussen wurde am Mittwoch, 19. Juni, zum neuen Präsidenten des europäischen Stadtwerkeverbandes Cedec gewählt. Er folgt damit auf Florian Bieberbach, der Chef der Münchner Stadtwerke (SWM) hatte Cedec seit 2019 geführt. Keussen ist Technikvorstand bei EWE, zuvor war er Manager im Verteilnetzgeschäft von Eon und Chef der deutschen Sparte des Übertragungsnetzbetreibers Tennet.

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    Kolumne

    What’s cooking in Brussels? Renew sucht Erneuerung

    In Brüssel brodelt der europäische Kochtopf. Im Europäischen Parlament treffen die neuen Abgeordneten ein, was hier die Gelegenheit bietet, an diese Sequenz aus “Parlement” zu erinnern, der Kultserie der EU-Nerds. Die Vorsitzenden der Fraktionen verhandeln über die Führungsposten, ein Prozess, der bereits am Wahlabend begonnen hat. Alle Fraktionschefs waren in Brüssel anwesend – außer Valérie Hayer.

    Sie habe es offenbar nicht für nötig gehalten, in die europäische Hauptstadt zu reisen, bedauert ein führendes Mitglied der Renew-Fraktion. Er betonte, solche Treffen seien eine wichtige Übung, bei der man Präsenz zeigen und den eigenen Truppen signalisieren müsse, dass man existiere. Zudem sei es eine Gelegenheit, um in den Korridoren mit den Chefs der anderen Fraktionen zu diskutieren.

    Dieser Fauxpas kompliziert die Situation der Kandidatin noch weiter, die die Liste von Präsident Macron bei den Europawahlen angeführt hatte und bekanntlich gescheitert ist. Trotz ihrer schwachen Performance machte Valérie Hayer am Dienstag in Brüssel deutlich, dass sie den Vorsitz der Renew-Fraktion behalten wolle.

    Steiler Aufstieg von Sophie Wilmès

    Doch jetzt wird es spannend. Die niederländischen Liberalen sind verärgert über Hayer, nachdem sie angekündigt hatte, sie wegen ihrer Koalition mit dem Rechtsextremen Geert Wilders aus der Fraktion werfen zu wollen. Außerdem spielt die Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE), die neben der Renaissance-Fraktion von Hayer in der Renew-Fraktion vertreten ist, eine bedeutende Rolle. ALDE bietet dem Vernehmen nach drei Gegenkandidaten an: FDP-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, den Slowaken Ludovít Ódor – und Sophie Wilmès.

    Die ehemalige belgische Premierministerin erhielt bei den Europawahlen viele Stimmen; sie ist in Belgien wegen ihres Managements der Covid-Krise sehr beliebt. Viele in der Fraktion halten Wilmès für am besten geeignet für die Fraktionsführung. Laut der belgischen Tageszeitung Le Soir erhebt Sophie Wilmès selbst “keine Ansprüche”, sondiert aber die Lage und knüpft Kontakte, unter anderem mit Valérie Hayer. Sie hält sich alle Optionen offen und muss bis zum 26. Juni eine Entscheidung treffen.

    Saving Private Canfin

    Währenddessen wird auf belgischer und französischer Seite kalkuliert. “Wir müssen unbedingt etwas für Pascal Canfin finden”, sagte ein französischer Politikberater. “Er war sehr loyal”, betonte ein führendes Mitglied der Renew-Fraktion. Pascal Canfin leitete in den vergangenen fünf Jahren den Umweltausschuss im Parlament. Er verhandelte die wichtigsten Dossiers des Green Deal, was zu heftigen politischen Kämpfen mit der Europäischen Volkspartei von Manfred Weber führte. Man denke nur an den Gesetzesentwurf zur Wiederherstellung der Natur.

    In Frankreich wird Canfin als grüner Joker eines Präsidenten gesehen, der für seinen Mangel an ökologischen Ambitionen kritisiert wird. Der frühere Umweltschützer drohte, sich aus der Politik zurückzuziehen, falls ihm kein guter Platz auf der Wahlliste gegeben würde. Im Macron-Lager wollte man nicht das Risiko eingehen, jemanden zu verlieren, der dem Kandidaten der Sozialisten, Raphaël Glucksmann, Stimmen abwerben könnte.

    Den Renew-Vorsitz aufgeben?

    Doch wie soll das nach der vernichtenden Niederlage von Macrons Partei in Frankreich und dem damit einhergehenden Verlust an Einfluss im Europäischen Parlament funktionieren? “Wenn die Franzosen klug sind, werden sie den Vorsitz von Renew aufgeben, um den Vorsitz eines oder zweier Parlamentsausschüsse zu beanspruchen”, so der Politikberater weiter. Diese Strategie würde den Ambitionen von Valérie Hayer zuwiderlaufen.

    Einige in ihrer eigenen Fraktion argumentieren, dass Hayer nicht das Format für den Posten habe: Angesichts des Aufstiegs der extremen Rechten und der internen Spaltung der Fraktion “muss der nächste Vorsitzende von Renew sehr politisch und strategisch agieren. Valérie Hayer hat nicht wirklich das Profil dafür”, urteilt ein führendes Mitglied der Fraktion. Die nächsten Tage werden für Valérie Hayer auf jeden Fall kompliziert werden, während Sophie Wilmès wahrscheinlich weniger Schwierigkeiten haben wird.

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