Parlament und Rat treffen sich heute, um den Vorschlag zur Reduzierung der Methanemissionen im Energiesektor zu verhandeln. Startschuss für den vermutlich finalen Trilog ist um 19.30 Uhr. Mit dem Ende wird erst spät in der Nacht gerechnet.
Die Verhandlungen verlaufen zäh. Zwei Umstände machen das Thema so heikel: Methan gilt als deutlich klimaschädlicher als CO₂ – und es kann leicht entweichen. Der im Dezember 2021 von der Kommission vorgelegte Entwurf soll Methanlecks im Energiesektor reduzieren. Er verpflichtet die Industrie, alle Komponenten aufzuspüren und zu reparieren, aus denen Methan austritt.
Das Parlament unter der Leitung der Berichterstatterin Jutta Paulus (Grüne) will ehrgeiziger sein: Die Abgeordneten schlagen auch vor, die Vorgaben auf EU-Importe auszudehnen, weil 80 Prozent der Methanemissionen im Energiesektor außerhalb der europäischen Grenzen stattfinden. Der Rat verweist hingegen auf die Versorgungssicherheit.
Die EU hat auf der COP26 in Glasgow das weltweite Methan-Versprechen (Global Methane Pledge) unterzeichnet, dem sich mittlerweile rund 150 Länder angeschlossen haben. Diese Länder müssen aber noch Maßnahmen zur Reduzierung ihrer eigenen Emissionen formulieren.
Nun steht die COP28 an, und die Europäische Union könnte noch heute Nacht ihre Worte in Taten umsetzen. Schließlich haben beim Eröffnungstrilog im September sowohl der Rat als auch das Parlament ihre Absicht bekundet, möglichst vor der Klimakonferenz ein Ergebnis zu haben.
Eine angenehme Lektüre wünsche ich Ihnen.
Herr Schmidt, im November 1995 wurde auf dem gleichnamigen US-Luftwaffenstützpunkt in Ohio der Dayton-Friedensvertrag unterzeichnet. Sie sind der achte Hohe Repräsentant, der Bosnien und Herzegowina dabei helfen soll, auf den Pfad der Demokratie zu gelangen. Sind fast 30 Jahre dafür nicht etwas lang?
Ja. Deshalb sollte die Reihe an Hohen Repräsentanten auch bald ein Ende finden. Schließlich war der Ansatz der internationalen Gemeinschaft, zunächst nur eine Ad-hoc-Institution zu schaffen, die nach dem Waffenstillstand Dynamik in den Übergang des Landes in die Demokratie bringen sollte. Leider hat sich herausgestellt, dass die blockierenden und retardierenden Kräfte so stark sind, dass dieses Ziel noch nicht erreicht ist.
Sollte es allerdings zum fünfzigsten Jubiläum immer noch einen Hohen Repräsentanten und eine Sicherheitstruppe Eufor/Althea geben, müssten wir uns schon fragen, ob wir nicht etwas falsch gemacht haben. Das Positive von Dayton sollte man aber auch hervorheben: Der Friedensvertrag hat vor fast 30 Jahren zum Waffenstillstand geführt. Und dieser Waffenstillstand hat bisher gut gehalten und wird es auch in Zukunft tun.
Bewaffnete Auseinandersetzungen wie zuletzt im Kosovo schließen Sie für Bosnien aus?
Im Gegensatz zum Kosovo sind die Statusfragen in Bosnien völlig geklärt – auch wenn die Führung der Republika Srpska immer wieder mit Sezession droht. Die internationale Gemeinschaft steht aber dafür, dass der Gesamtstaat in keiner Weise zur Disposition steht.
RS-Präsident Milorad Dodik sieht das anders und greift Ihr Amt immer wieder an.
Das ist Teil einer Strategie, die er sich zurechtgelegt hat, die nicht nur mein Amt betrifft, sondern auch das Verfassungsgericht als stärkste juristische Klammer in Bosnien und Herzegowina. Dahinter steht der Versuch, die Republika Srpska zum Teil eines losen Staatenverbundes zu degradieren, möglicherweise gemeinsam mit Serbien und Montenegro.
Für wie realistisch halten Sie dieses Szenario?
Meine Annahme ist, dass Dodik damit bei einem Referendum keine Chance hätte. Dem steht allerdings entgegen, dass er es verstanden hat, ein Dunkelfeld von Korruption, Abhängigkeiten und Verknüpfungen zu schaffen, das in der Entität Republika Srpska zu einem autoritären Stil geführt hat, der Tür und Tor öffnet für Manipulation. Deswegen würde ich sagen, bei freier Willensentscheidung hätte eine Sezession keine Chance. Im Falle anhaltender Manipulation will ich nicht ausschließen, dass Dodik Erfolg haben könnte.
Welche Rolle spielen russische Akteure in diesem Dunkelfeld?
Nicht die entscheidende, aber gerade im Korruptionsbereich sind sie sehr präsent. Entscheidend ist ja nicht, wo das Geld herkommt, sondern wie es genutzt werden kann. Das gilt im Übrigen auch für internationale Gelder, die den Institutionen der Republika Srpska ja weiter zufließen.
Die Schutztruppe Eufor/Althea wird künftig von einem ungarischen Militär geleitet, obwohl sich die Regierung in Budapest immer wieder offen gegen die Bosnien-Politik der EU gestellt und mit Dodik zusammengearbeitet hat.
Die Entscheidung ist durchaus intensiv diskutiert worden. Vor Ort hat das ungarische Militär in keiner Weise Anlass zu Zweifeln gegeben. Die rühren ja auch eher aus dem bilateralen Verhältnis Ungarns mit Banja Luka her. Da der Eufor-Kommandeur im Befehlsstrang von Nato und EU angesiedelt ist, bin ich da jetzt nicht sonderlich aufgeregt. Im Gegenteil: Die Entscheidung akzentuiert die Verantwortung der Nachbarstaaten, und das ist auch gut so. Nur wenn wir in der Region Stabilität halten, gibt es kein Überschwappen in andere Teile des Westbalkans.
Sollte die Bundeswehr mehr Truppen für Eufor stellen?
Das könnte ich mir durchaus vorstellen. Allerdings nicht, um die Zahl von Uniformen mit Schwarzrotgold zu erhöhen, sondern um für eine höhere Mobilität zu sorgen, für mehr Beweglichkeit im bergigen Terrain Bosniens. Für viele Menschen, denen der Krieg, denen die Belagerung Sarajevos im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Knochen steckt, ist Eufor ja auch eine Art Rückversicherung des internationalen Interesses. Insofern müsste über Umfang und Präsenz nochmal genauer nachgedacht werden. Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn dann auch die Deutschen stärker dabei sind. Deutschland steht in Bosnien weiterhin für Vertrauen, Solidität und Stabilität.
Eine schnelle Verlegefähigkeit von Eufor sehen Sie zurzeit nicht gegeben?
Noch im Frühjahr bestand die Befürchtung, dass man im Falle eines Einsatzes beispielsweise der Wagner-Söldner im Norden Bosniens fünf Stunden bräuchte, um vom Eufor-Hauptquartier bei Sarajevo dort einzutreffen. Eine Feuerwehr, die zu lange braucht und zu wenig Schläuche hat, die kann nicht wirksam den Brand bekämpfen.
Mögliche Brandherde sehen Sie entlang der Entitätsgrenzen zwischen Republika Srpska und muslimisch-kroatischer Föderation?
Im Augenblick ist die Lage stabil.
Besteht die Gefahr islamistischer Anschläge? Der Einfluss Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten soll ja zuletzt gewachsen sein.
Vergessen Sie nicht, dass die iranische Regierung ein Informationsbüro mitten im Stadtzentrum von Sarajevo unterhält. Und bislang hat der Iran nicht nachgewiesen, dass er an Befriedung und Beruhigung wirklich interessiert ist. Aber die Behauptung, dass aus Bosnien die meisten islamistischen Kämpfer in Europa stammen sollten, halte ich nicht für überzeugend. Im Gegenteil: Auch wenn es einige salafistische Dörfer gibt, herrscht hier ein relativ offenes Zusammenleben, vor allem in den Städten.
Sie haben gesagt, in 20 Jahren dürfte es keinen Hohen Repräsentanten mehr geben. Heißt das, Bosnien kann sich auf weitere Jahrzehnte Wartezeit bis zum Beitritt in die Europäische Union einstellen?
Nein. In Bosnien müssen spürbare Vorteile der europäischen Integration zeitnah erkennbar werden. Inzwischen ist es ja so, dass in der Republika Srpska Umfragen zufolge nur noch jeder fünfte diese Vorteile sieht. Das ist Teil dieses Dunkelfelds, das ich beschrieben habe. Die Entscheidung muss deshalb eigentlich in den nächsten fünf Jahren fallen.
Warum?
Weil sich vor allem junge Menschen sagen, dass sie selbst in die Europäische Union ziehen, wenn die EU schon nicht nach Bosnien kommt. Dieser Brain-Drain findet schon heute statt – zum Nachteil des Landes, zum Vorteil etwa Deutschlands, das davon profitiert, dass gut ausgebildete Fachkräfte bei uns reüssieren. Was die EU versuchen müsste, wäre einen Weg zu finden, dass zum Beispiel über Start-ups Investitionen zurück ins Land fließen. Mit internationaler Unterstützung müsste das künftig in viel mehr Fällen gelingen.
Nach massiver Kritik vor allem aus Deutschland will der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell eine aktivere Rolle im Nahost-Krieg einnehmen. “Ich werde am Dienstag nach Israel, Palästina, Bahrain, Saudi-Arabien, Katar und Jordanien reisen”, kündigte der Spanier beim Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel an. Allerdings ist seine Mission unklar. Denn die Außenminister liegen in der Nahost-Politik immer noch nicht auf einer Linie.
Am Sonntagabend hatten sie sich zwar auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt. Darin ist von “sofortigen Pausen” im Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas sowie von der Einrichtung “humanitärer Korridore” im Gazastreifen die Rede. “Das Wörtchen sofort ist neu hinzugekommen”, betonte Borrell. “Es muss dringend Feuerpausen geben, und zwar unmittelbar”, forderte er. Doch nicht alle Minister folgen dieser Linie, Berlin stellt sich quer.
Es sei “naiv” zu glauben, dass man über eine Waffenruhe oder einen Waffenstillstand Frieden gewährleisten könnte, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Eine einseitige Waffenruhe würde es der Hamas ermöglichen, sich neue Waffen zu beschaffen und den Krieg fortzusetzen. Zudem beschieße die Hamas weiterhin Israel und mache keine Anstalten, die mehr als 200 Geiseln freizulassen.
Ähnlich äußerte sich Außenministerin Annalena Baerbock in Brüssel. Die Grünen-Politikerin berichtete von ihrer Nahost-Reise und warb für eine Politik der kleinen Schritte. “Die bittere Realität ist, dass wir nur in kleinsten Schritten vorankommen”, sagte Baerbock. “Die Lage ist zum Zerreißen”, fügte sie hinzu. Entscheidend sei, “dass die humanitäre katastrophale Lage in Gaza eingedämmt wird und dass die Nonstop-Gefährdung Israels durch die Hamas (…) unterbunden wird”.
Über die von Borrell vorgelegte gemeinsame Erklärung deutlich hinaus ging dagegen Frankreich. Außenministerin Catherine Colonna forderte nicht nur schnelle Waffenpausen – sie sollen auch länger halten. “Diese Pausen müssten sofort kommen und von langer Dauer sein”, betonte sie. Die französische Linie wird unter anderem von Spanien, Irland und Belgien geteilt.
Auch Luxemburg fordert ein Ende der israelischen Angriffe. “Krankenhäuser dürfen kein Schlachtfeld sein”, sagte Außenminister Jean Asselborn bei seinem (wegen des Regierungswechsels) vermutlich letzten Außenrat in Brüssel. Israel müsse mehr Zurückhaltung üben, erklärte der dienstälteste Außenminister der EU.
Borrell versuchte nach dem Treffen in Brüssel, die divergierenden Positionen unter einen Hut zu bringen. Alle Mitgliedsländer seien sich einig, dass der Krieg mit einer Zwei-Staaten-Lösung beendet werden müsse, sagte er auf seiner abschließenden Pressekonferenz. Zudem habe man sich auf gemeinsame Prinzipien für die Zeit nach dem Krieg verständigt. Er beschrieb sie mit “dreimal Nein und dreimal Ja”.
Zu den drei Verboten gehört demnach die Vertreibung der Palästinenser aus Gaza, eine mögliche erneute Besetzung des Gazastreifens durch Israel und eine Sonderlösung für das umkämpfte Krisengebiet. Die drei Gebote verlangen laut Borrell, dass Gaza nach dem Krieg einer gemeinsamen Palästinenserbehörde unterstellt wird – ohne die Hamas. Zudem müssten die arabischen Staaten in eine Lösung einbezogen werden.
Last but not least müsse auch die EU mehr tun. “Wir haben das Problem auf die USA abgewälzt, wir müssen uns jetzt mehr engagieren, sonst wird die Gewaltspirale weitergehen”, so Borrell. Allerdings räumte er ein, dass sein Plan sowohl in Israel als auch in den arabischen Ländern auf Widerstand stößt. Die Regierung in Israel hatte dem Spanier sogar zunächst bedeutet, dass er nicht willkommen sei.
Bei seiner Reise nach Tel Aviv muss er mit heftigem Gegenwind rechnen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat einen Kampf gegen die militant-islamistische Hamas “bis zum totalen Sieg” angekündigt. “Ihr alle habt dasselbe Ziel – wir werden siegen”, sagte Netanjahu am Montag vor Mitgliedern des Wüstenaufklärungsbataillons. Derweil gingen die Bombardements in Gaza weiter.
Die EU-Forderung nach einer sofortigen Waffenpause ist offenbar ungehört verpufft. Zugleich wächst in Brüssel und einigen osteuropäischen Hauptstädten die Sorge, dass der Nahost-Konflikt den Krieg in der Ukraine in den Hintergrund drängen könnte. Borrell erklärte dagegen, die Ukraine stehe weiter ganz oben auf der Tagesordnung der EU. Beschlüsse wurden allerdings keine gefasst.
Hinter den Kulissen gab es Unmut über die schleppende Lieferung von Artilleriemunition und die immer noch unklare Finanzierung von zusätzlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Berlin will die deutsche Hilfe für Kiew massiv aufstocken, lehnt jedoch Borrells Pläne für eine Aufstockung des gemeinsamen Militärhilfe-Fonds für die Ukraine um 20 Milliarden Euro ab.
Gerangel gibt es auch noch um das 12. Sanktionspaket gegen Russland. Ursprünglich sollte es bereits in der vergangenen Woche vorgelegt werden. Man müsse noch “letzte Details” klären, sagte Borrell. Das fertige Paket soll nun am Mittwoch vorgestellt werden. Es gehe um “neue Exportverbote unter anderem für Diamanten sowie Schritte, um den Ölpreisdeckel zu verschärfen”, so Borrell.
15.11.2023 – 13:00-14:00 Uhr, Berlin/online
ECFR, Presentation What do middle powers think?
The European Council on Foreign Relations (ECFR) will launch a new report that examines public perceptions of the West and its implications on global power dynamics, before entering a debate with speakers from the Global South. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 14:30-17:30 Uhr, Berlin
FZE, Konferenz Biokraftstoffe und Co-Processing: Beitrag zum Klimaschutz im Verkehr
Beim Forum für Zukunftsenergien (FZE) geben Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Industrie und Politik Impulsvorträge zu verschiedenen Aspekten der Biokraftstoffe. Anschließend folgt eine Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten. INFOS
15.11.2023 – 16:00-17:30 Uhr, online
EUI, Discussion Critical Raw Materials, Industrial Policy, and the Energy Transition
The European University Institute (EUI) will examine goals and policy approaches of both the United States’ Inflation Reduction Act and the European Union’s Net Zero Industry Act and Critical Raw Material Act and discuss how they may influence global geopolitics and trade relations. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 17:00-18:30 Uhr, Berlin
EAB, Vortrag Geschichte der sino-amerikanischen Beziehungen
Die US-Botschaft und die Europäische Akademie Berlin (EAB) laden zu Vortrag und Diskussion zur Geschichte der Beziehungen zwischen den USA und China ein. INFOS
15.11.2023 – 17:00-18:15 Uhr, Brüssel (Belgien)
EMI, Panel Discussion A Brave New World: A Reformed EU Fit for the Future
Against the background of the recent debate on EU enlargement, the European Movement International (EMI)will discuss the key proposals and challenges for treaty reform as a tool to improve democracy, participation, and the EU’s capacity to act. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 18:00-20:30 Uhr, Essen
DGAP, Podiumsdiskussion Europa zwischen den Stühlen – Wie schaffen wir gemeinsam Sicherheit?
Bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) beleuchten und diskutieren Wissenschaftlerinnen und Sicherheitsexperten die europäische Sicherheitsstrategie aus verschiedenen Perspektiven. INFOS
15.11.2023 – 18:00-19:30 Uhr, online
DGAP, Panel Discussion “The blindsided”: The Failure of French and German Russia Policy
The German Council on Foreign Relations (DGAP) will discuss the failures of French and German Russia policies and lessons that can be learned. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 19:00-20:30 Uhr, München
FNF, Podiumsdiskussion Angriff auf Europa – Anti-Europäische Bewegungen und Parteien und ihr Einfluss in der EU
Bei der Friedrich-Naumann-Stifung (FNF) diskutiert ein Podium mit Vertretern aus Wissenschaft und Politik die Bedrohung der europäischen Demokratie mit Ausblick auf die nächsten Europawahlen. INFOS & ANMELDUNG
16.11.-17.11.2023, online
ERA, Conference Annual Conference on European Copyright Law 2023
This European Law Academy (ERA) conference will update intellectual property lawyers on the ongoing EU initiatives, including activities of the European Commission and recent case law adopted by the CJEU in the field of copyright law. INFO & REGISTRATION
16.11.2023 – 14:00-16:00 Uhr, Berlin
CDU/CSU, Konferenz Strategische Partnerschaften im Indo-Pazifik: Abhängigkeiten verringern, Handel ausbauen, China-Strategie umsetzen
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion diskutiert vor dem Hintergrund ihrer Positionen zu China die gegenwärtigen Beziehungen mit Partnern im Indo-Pazifik. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hält einen Vortrag. INFOS & ANMELDUNG
16.11.2023 – 15:00-20:00 Uhr, Berlin
EK, Seminar Informationsveranstaltung des deutschen No-SLAPP-Bündnisses
Das deutsche No-SLAPP-Bündnis stellt sich bei der Vertretung der Europäischen Kommission (EK) vor. Zum Programm gehören verschiedene Workshops, ein Vortrag des Europaabgeordneten Tiemo Wölken (SPD) und eine Podiumsdiskussion. INFOS & ANMELDUNG
16.11.2023 – 18:00-19:00 Uhr, online
FNF, Vortrag Brain Drain-Republik Deutschland – Das Fachkräfteproblem und seine Lösungen
Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) referieren und diskutieren Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über die Abwanderung junger Fachkräfte und Wege, um qualifizierte Einwanderung zu stärken und die Auswirkungen der demografischen Krise abzumildern. INFOS & ANMELDUNG
EU-Parlament, Rat und Kommission haben sich gestern auf politischer Ebene über den Critical Raw Materials Act (CRMA) geeinigt. Damit stehen die Rahmenbedingungen des Gesetzestextes fest. Bis Ende der Woche verhandeln die drei Parteien auf der technischen Ebene die letzten Details.
“Die in Rekordzeit erzielte Einigung ist eine industriepolitische Blaupause für die sichere und nachhaltige Rohstoffversorgung in Europa”, sagte Berichterstatterin Nicola Beer (Renew) gestern Abend. Das schnelle Ergebnis kommt nicht überraschend; von Beginn an herrschte ein grundsätzlicher politischer Konsens über den CRMA und eine rasante Geschwindigkeit im Gesetzgebungsprozess. Die Verhandlungsführerinnen des Parlaments hatten dennoch mit einem weiteren Trilog im Dezember gerechnet. Aber die spanische Ratspräsidentschaft drängte gestern auf eine Einigung – weshalb sich das Parlament in vielen Punkten durchsetzen konnte.
“Nach fast acht Monaten intensiver Verhandlungen haben wir mit dem CRMA einen grünen industriepolitischen Meilenstein für mehr Bergbau in Europa gesetzt”, sagte die Schattenberichterstatterin Henrike Hahn (Grüne). “Kreislaufwirtschaft und Recycling stehen jetzt im Mittelpunkt des CRMA, während wir gleichzeitig an der Abschwächung der Nachfrageseite arbeiten.”
Weitere Details werden bis Ende der Woche auf technischer Ebene verhandelt. Dazu gehört unter anderem die Forderung des Parlaments nach der Einhaltung des Übereinkommens 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO 169), das das Prinzip der freien, vorherigen und informierten Zustimmung (FPIC) beinhaltet. Hier sei es bislang insbesondere wegen der extremen Position Schwedens schwierig, sich mit dem Rat zu einigen, hieß es aus dem Parlament. In Schweden stehen sich eine starke Bergbauindustrie und eine große indigene Gemeinschaft gegenüber. Man sei sicher, dass der Gesetzestext Bestimmungen zu dieser Frage enthalten werde, jedoch sei noch nicht klar, in welchem Umfang.
Im Rat soll die vorläufige Einigung bis Ende November im Ausschuss der Ständigen Vertreter abgestimmt werden. Der Industrieausschuss im Parlament (ITRE) wird voraussichtlich am 7. Dezember abstimmen, das Plenum noch vor Jahresende. leo
Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28) soll der Fonds für Verluste und Schäden in Folge des Klimawandels operationalisiert werden. Dazu sollen auch bereits erste finanzielle Zusagen für den Fonds von den Geberländern gehören. Das forderten der designierte COP28-Präsident Sultan Al Jaber und EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra am Montag bei einem Treffen in Brüssel.
Hoekstra erklärte, bereits in Dubai einen “substanziellen finanziellen Beitrag” der EU-Länder für Loss & Damage anzukündigen, sofern auf der COP28 auch “klare und ehrgeizige Ergebnisse” zur Eindämmung des Klimawandels (Mitigation) erreicht würden.
Bislang halten sich EU-Staaten mit verbindlichen Finanzzusagen für den Fonds noch zurück, da es noch keine Einigung darüber gibt, welche Länder einzahlen. Die westlichen Industriestaaten fordern insbesondere China sowie öl- und gasproduzierende Länder auf, sich an dem Fonds zu beteiligen. Diese lehnen dies bislang jedoch ab und verweisen auf die Klimarahmenkonvention von 1992. Darin sind nur die damaligen Industriestaaten (Annex II) als Geberländer für Klimafinanzierung vorgesehen. Westliche Länder fordern jedoch, den Loss-and-Damage-Fonds nach heutigen Kriterien zu strukturieren.
Neben möglichen Zusagen für Loss & Damage kündigte Hoekstra auch Mittel zum Erreichen der COP28-Ziele für den Ausbau Erneuerbarer Energien und der Erhöhung der Energieeffizienz an. In Dubai werden sich die Länder voraussichtlich auf globale Ziele zur Verdreifachung der Erneuerbaren-Kapazitäten und Verdoppelung der jährlichen Energieeinsparungen bis 2030 einigen. luk
Alle bisher erschienenen Texte zur COP28 lesen Sie hier.
Die Bundesregierung will bei Ausschreibungen für erneuerbare Energien stärker mit anderen EU-Staaten kooperieren. “Die Bundesregierung [engagiert sich] aktiv, um Partner für weitere Kooperationen zu gewinnen und führt derzeit Gespräche insbesondere mit Luxemburg und Frankreich“, heißt es im Entwurf für den überarbeiteten Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) Deutschlands, den die EU-Kommission unlängst veröffentlicht hat.
Um Kooperationen mit anderen Staaten anzuschieben, kündigt die Bundesregierung im NECP außerdem ein “Schaufenster” an: “Das Konzept soll ein Angebot für Regierungen und Unternehmen anderer Mitgliedstaaten darstellen, an grenzüberschreitenden Ausschreibungen der Bundesregierung teilzunehmen, und verdeutlichen, welche Ausschreibungsbedingungen im Falle einer Kooperation gelten würden.”
Mit Dänemark hatte die Bundesrepublik 2016 bereits einen völkerrechtlichen Vertrag geschlossen. Beide Staaten ermöglichen damit Unternehmen aus dem jeweils anderen Land die Teilnahme an Ausschreibungen für Solarparks. Ein dänisches Unternehmen erhielt dabei den Zuschlag für den Bau von PV-Freiflächenanlagen auf dänischen Äckern, deren Strom nach Deutschland exportiert wird. Die Förderung wird von deutschen Stromkunden bezahlt und lag damals ein Viertel unter den vergleichbaren Preisen von Solarstrom aus Deutschland.
Derartige Kooperationsmechanismen sind in der Erneuerbare-Energien-Verordnung angelegt, nach dem deutschen EEG sind sie für Solar- und Windenergie möglich. Welche Regelungen genau für die Kooperationen mit Frankreich und Luxemburg geplant sind, ließ das Bundeswirtschaftsministerium gestern auf Anfrage offen. ber
Die CSU-Liste bei der Europawahl soll erwartungsgemäß Manfred Weber anführen, Fraktions- und Parteichef der EVP. CSU-Parteichef Markus Söder gratulierte dem 51-Jährigen nach der einstimmigen Nominierung im Parteivorstand. Auf den weiteren Plätzen folgen die Europaabgeordneten Angelika Niebler, Christian Doleschal, Monika Hohlmeier und Markus Ferber.
Die Abgeordnete Marlene Mortler tritt nicht erneut an. Für Mortler will Stefan Köhler in das Straßburger Parlament einziehen, Präsident des Bauernverbandes in Unterfranken. Die Liste steht unter dem Vorbehalt, dass sie von den Delegierten am 25. November bestätigt wird. Die Europaliste der Berliner CDU wird von der Europaabgeordneten Hildegard Bentele angeführt.
Die hessische SPD hat den Europaabgeordneten Udo Bullmann erneut auf Platz eins ihrer Landesliste für die Europawahl am 9. Juni 2024 gesetzt. Der Landesvorstand hat seine Liste am vergangenen Freitag beschlossen. Damit wird der 67-jährige Entwicklungspolitiker und ehemalige Fraktionschef aus Gießen wahrscheinlich auch dem nächsten EU-Parlament angehören.
Zu Bullmanns Ersatzkandidat wurde Philipp Türmer bestimmt. Die Nominierten für die wohl aussichtslosen Plätze zwei und drei sind Martina Werner und Anna Kristina Schönbach. Der 27 Jahre alte Jurist Türmer ist bereits Mitglied im Bundesvorstand der Jusos und könnte am kommenden Freitag zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt werden.
Zur Spitzenkandidatin der SPD in Hamburg wurde ebenfalls am Freitag die 31-jährige Referatsleiterin Laura Frick bestimmt. Ihre Ersatzkandidatin ist Irene Appiah, auf den Plätzen zwei und drei folgen Danial Ilkhanipour und Sabine Steppat. Bei der Wahl 2019 hatten die Hamburger Genossen allerdings keine erfolgreiche Position auf der Bundesliste der Sozialdemokraten ergattert. Am kommenden Samstag nominiert noch die Saar-SPD ihre Kandidaten bei einem Landesparteitag.
In Österreich ziehen die Sozialdemokraten mit den Spitzenkandidaten Andreas Schieder und Evelyn Regner in den Europawahlkampf. Regner ist bereits Vizepräsidentin des Parlaments und unter anderem Mitglied des Wirtschaftsausschusses. Schieder ist Außenpolitiker und gehört den Delegationen für Großbritannien sowie die Beitrittskandidaten Bosnien, Kosovo und Nordmazedonien an.
Die Europawahl bezeichnete Schieder in seiner Rede auch als “ersten Schritt zum Einläuten des Endes dieser Bundesregierung“. In Österreich finden voraussichtlich im Herbst 2024 Nationalratswahlen statt. Beim Parteitag am Wochenende wurde auch Andreas Babler als SPÖ-Vorsitzender wiedergewählt. ber/mgr
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell will die Verteidigungsminister der Mitgliedstaaten heute beim Treffen in Brüssel über den Stand der Vorbereitungen für die EU Rapid Deployment Capcity (RDC) informieren. Borrell dürfte dabei auch einige der Fragen zur Schnellen Eingreif- und Reaktionstruppe beantworten, mit denen der EU-Parlamentarier David McAllister den Chefdiplomaten kürzlich konfrontiert hat.
Damit die schnelle Eingreiftruppe nicht das gleiche Schicksal erfahre wie die EU-Battlegroups, müssten dringend noch verbliebene Fragen ausgeräumt und zielgerichtete Lösungen gefunden werden, so der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. McAllister hebt an erster Stelle die Frage der Kostenteilung hervor. Anders als bei den Battlegroups sehe der Europäische Auswärtige Dienst zwar eine “gemeinsame Finanzierung” vor. Umgesetzt sei davon aber bisher alleine “eine Einzelfall-Lösung” für die erste Live-Übung MILEX 23 vom Oktober in Spanien.
Ob Borrell den Vorschlag unterstütze, die Verwaltungsausgaben aus dem EU-Haushalt zu finanzieren, während die operativen Ausgaben der truppenstellenden Nationen durch die Europäische Friedensfazilität entschädigt werden könnten, fragt David McAllister in seinem Schreiben. Der EU-Außenbeauftragte kündigt in seiner Antwort für die kommenden Wochen einen “detaillierten Vorschlag an, die gemeinsamen Kosten auszuweiten, auch mit Blick auf Übungen und die RDC”. Er hoffe eine Zustimmung der Mitgliedstaaten noch in diesem Jahr. In einem nächsten Schritt müsste dann die Friedensfazilität angepasst werden.
Der EU-Abgeordnete will zudem wissen, welche strukturellen Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass die sogenannte Military Planning and Conduct Capability (MPCC) nachhaltig die Kommando- und Kontrollstruktur für die schnelle Eingreif- und Reaktionstruppe wahrnehmen könne. Josep Borrell stellt hier eine graduelle Aufstockung in Aussicht. Nach 20 zusätzlichen Stellen in diesem Jahr seien 35 weitere Posten im kommenden Jahr erforderlich. Die MPCC soll 2024 zudem in ein anderes Gebäude umziehen, das Platz für 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten werde.
Borrell verweist in seiner Antwort auf knappe Haushaltsmittel. Er sehe keine andere Möglichkeit, als die Mitgliedstaaten zu bitten, befristet sekundierte nationale Experten kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Für das kommende Jahr sei es vital, dass das EAD-Verwaltungsbudget Spielraum für die künftigen Personalaufstockung beim MPCC bekommen.
Borrell sieht zwar “signifikanten Fortschritt” mit Blick auf eine vollständige operationelle EU RDC bis 2025. Viel bleibe aber noch zu tun. Unterstützung und Engagement der Mitgliedstaaten sei zwingend, um die Schnelle Eingreiftruppe im Einklang mit dem Strategischen Kompass operationell machen zu können. Der EU-Chefdiplomat setzt dabei auf die Unterstützung des Parlaments, wenn es darum geht, die nötigen finanziellen Ressourcen zum Aufbau für 2024 und die kommenden Jahre sicherzustellen. sti
Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Katarina Barley, hat die Berufung von David Cameron zum britischen Außenminister durch Premier Rishi Sunak kritisiert. “Statt notwendige Neuwahlen einzuberufen, holt Sunak lieber gescheiterte Ex-Premiers zurück in die Regierung”, sagte die SPD-Politikerin Table.Media. “Diese Berufung unterstreicht in erster Linie die fortwährenden Turbulenzen innerhalb der konservativen Partei.”
Sunak hatte am Montag im Zuge einer Kabinettsumbildung den früheren Premier Cameron aus dem politischen Ruhestand zurückgeholt. Der konservative Premier hatte zuvor seine Innenministerin Suella Braverman entlassen. Die Rechtsaußen-Politikerin provozierte wiederholt, das Fass zum Überlaufen brachte nun ein nicht mit dem Premier abgestimmter Zeitungsbeitrag. Darin warf die Innenministerin der Polizei vor, zu nachsichtig mit linken Demonstranten umzugehen. Auf ihren Posten rückte der bisherige Außenminister James Cleverly.
Sunak setze wohl darauf, dass Camerons Regierungserfahrung sein Kabinett seriöser wirken lasse, sagte Barley. “Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Sunak dafür den Urheber des Brexit-Chaos wählt.” Cameron war 2016 zurückgetreten, nachdem die Briten in einem Referendum mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hatten.
Viele in Brüssel werfen dem heute 57-Jährigen vor, das Brexit-Referendum anberaumt zu haben, um den schwelenden Richtungsstreit innerhalb der Tories über die Haltung zur EU zu befrieden. Dies habe sich als kolossale Fehlkalkulation erwiesen. Cameron selbst hatte sich gegen den Ausstieg des Vereinigten Königreichs ausgesprochen.
Cameron habe sich “verschätzt, was die Stimmung in der eigenen Bevölkerung bei dem Referendum anging”, sagt David McAllister, Chef des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament. Der CDU-Politiker begrüßt aber dessen Comeback: “Er ist ein sehr erfahrener Politiker, der sich aus seiner Zeit als britischer Ministerpräsident bestens auskennt mit den Abläufen in der EU, insbesondere im Rat”, sagte er Table.Media.
Auch die Nato-Strukturen seien ihm sehr vertraut. “Ich gehe fest davon aus, dass die EU unter Cameron die gute Zusammenarbeit mit der Regierung des Vereinigten Königreichs fortsetzen kann, wie wir sie jetzt pflegen.” tho/mgr
Die Idee zur Gründung der Partei Volt entstand 2016 beim Lunch in einem chinesischen Restaurant in New York. Auslöser waren der Brexit, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und der erstarkende Rechtspopulismus in Europa. “Diese Ereignisse haben mein Grundvertrauen erschüttert, dass die Geschichte sich immer in Richtung Fortschritt bewegt”, erinnert sich Damian Boeselager. Gemeinsam mit dem Italiener Andrea Venzon und der Französin Colombe Cahen-Salvador diskutierte er, was sie gegen die antidemokratischen Tendenzen unternehmen können.
“Wir dachten daran, einen Think-Tank zu gründen, weil wir bis dahin einen riesigen Bogen um die Politik gemacht hatten”, sagt Boeselager. Doch recht schnell stellten sie fest, dass das Problem nur politisch zu lösen sei. Venzon wollte daraufhin eine italienische Partei gründen. Im Chinarestaurant kommt ihnen dann der Gedanke, dass eine europäische Partei die bessere Idee sei: Volt war geboren.
Heute ist Damian Boeselager der einzige Volt-Abgeordnete im Europäischen Parlament. Für die kommenden Europawahlen will er erneut kandidieren und steht auf Platz eins der 30-köpfigen Liste von Volt Deutschland. Und diesmal, so ist er überzeugt, wird er nicht der einzige Volt-Abgeordnete bleiben.
Mit seinem Rechenschaftsbericht kann Boeselager jedenfalls sehr eindrucksvoll belegen, dass auch Abgeordnete kleiner Parteien etwas bewegen können. Eine Stimme für eine kleine Partei könne daher sehr wohl einen Unterschied machen, sagt er. Boeselager hat sich vor allem in den Verhandlungen zum Data Act einen Namen gemacht, den er als Schattenberichterstatter für die Fraktion Grüne/EFA im federführenden Industrieausschuss verhandelt hat. “Der Data Act ist eins der wichtigsten digitalpolitischen Gesetzesvorhaben des Jahrzehnts”, sagt er.
Außerdem hat er an der Überarbeitung des europäischen Wahlrechts mitgearbeitet und dabei unter anderem das Wahlrecht ab 16 Jahren miteingebracht, 2022 den EU-Haushalt mitverhandelt und sich für eine Reihe von Verbesserungen im Alltag des Europäischen Parlaments eingesetzt. Dabei ist ihm vermutlich seine frühere Beratertätigkeit bei McKinsey zugutegekommen.
1988 als viertes von vier Kindern in Frankfurt-Höchst geboren, entscheidet Boeselager sich mit 16 Jahren, nicht mit seinen Eltern nach München zu ziehen. Er geht lieber aufs Internat nach Bonn. Dort hatten bereits sein Vater und Großvater das jesuitische Aloisiuskolleg besucht. Nach Abitur und Wehrdienst bei den Gebirgsjägern in Berchtesgaden geht er zum Studium nach Bayreuth. “Da konnte ich Philosophie und Volkswirtschaft in einem Studiengang verbinden”, sagt er. Nach dem Bachelor reist er mit zwei Freunden quer durch Europa – eine Reise, die Spuren hinterlassen hat.
Mit 23 Jahren fängt er bei McKinsey an. “Da habe ich gelernt, wie man arbeitet und sich strukturiert.” Er spezialisiert sich auf Projekte aus dem sozialen und öffentlichen Sektor, berät die SOS-Kinderdörfer, aber auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. 2015 wird ihm klar, dass man die Flüchtlingskrise nicht auf nationaler Ebene lösen kann, sondern eine europäische Lösung braucht. “Das war ein sehr intensives halbes Jahr”, erinnert er sich. “Das hat mich geprägt.”
Dann geht er nach New York, um an der Columbia Universität einen Master in öffentlicher Verwaltung zu machen. In diese Zeit fällt die Gründung von Volt. “Es war mir schon klar, dass McKinsey nicht mein Lebensziel sein wird”, sagt er. Die Gründung einer Partei jedoch “war eine Antwort, die komplett verrückt war”. Doch dann habe er es einfach gemacht – und nicht mehr aufgehört. Er wechselt zur Hertie School of Governance, einer Partner-Uni der Columbia, weil er zurück nach Europa will.
Bei der Gründung der Partei gehen Boeselager und seine Mitstreiter wie Unternehmensberater ans Werk. Statt sich ideologisch zu verorten, suchen sie nach Best-Practice-Beispielen und zeigen so, worauf es ihnen ankommt. “Wir haben sehr faktenbasiert gearbeitet”, sagt Boeselager. “Wir sind extrem EU-freundlich, aber wir sehen die Fehler. Deswegen geht es uns darum, die Europäische Union zu verbessern und sie nicht naiv einfach hinzunehmen.” Corinna Visser
Parlament und Rat treffen sich heute, um den Vorschlag zur Reduzierung der Methanemissionen im Energiesektor zu verhandeln. Startschuss für den vermutlich finalen Trilog ist um 19.30 Uhr. Mit dem Ende wird erst spät in der Nacht gerechnet.
Die Verhandlungen verlaufen zäh. Zwei Umstände machen das Thema so heikel: Methan gilt als deutlich klimaschädlicher als CO₂ – und es kann leicht entweichen. Der im Dezember 2021 von der Kommission vorgelegte Entwurf soll Methanlecks im Energiesektor reduzieren. Er verpflichtet die Industrie, alle Komponenten aufzuspüren und zu reparieren, aus denen Methan austritt.
Das Parlament unter der Leitung der Berichterstatterin Jutta Paulus (Grüne) will ehrgeiziger sein: Die Abgeordneten schlagen auch vor, die Vorgaben auf EU-Importe auszudehnen, weil 80 Prozent der Methanemissionen im Energiesektor außerhalb der europäischen Grenzen stattfinden. Der Rat verweist hingegen auf die Versorgungssicherheit.
Die EU hat auf der COP26 in Glasgow das weltweite Methan-Versprechen (Global Methane Pledge) unterzeichnet, dem sich mittlerweile rund 150 Länder angeschlossen haben. Diese Länder müssen aber noch Maßnahmen zur Reduzierung ihrer eigenen Emissionen formulieren.
Nun steht die COP28 an, und die Europäische Union könnte noch heute Nacht ihre Worte in Taten umsetzen. Schließlich haben beim Eröffnungstrilog im September sowohl der Rat als auch das Parlament ihre Absicht bekundet, möglichst vor der Klimakonferenz ein Ergebnis zu haben.
Eine angenehme Lektüre wünsche ich Ihnen.
Herr Schmidt, im November 1995 wurde auf dem gleichnamigen US-Luftwaffenstützpunkt in Ohio der Dayton-Friedensvertrag unterzeichnet. Sie sind der achte Hohe Repräsentant, der Bosnien und Herzegowina dabei helfen soll, auf den Pfad der Demokratie zu gelangen. Sind fast 30 Jahre dafür nicht etwas lang?
Ja. Deshalb sollte die Reihe an Hohen Repräsentanten auch bald ein Ende finden. Schließlich war der Ansatz der internationalen Gemeinschaft, zunächst nur eine Ad-hoc-Institution zu schaffen, die nach dem Waffenstillstand Dynamik in den Übergang des Landes in die Demokratie bringen sollte. Leider hat sich herausgestellt, dass die blockierenden und retardierenden Kräfte so stark sind, dass dieses Ziel noch nicht erreicht ist.
Sollte es allerdings zum fünfzigsten Jubiläum immer noch einen Hohen Repräsentanten und eine Sicherheitstruppe Eufor/Althea geben, müssten wir uns schon fragen, ob wir nicht etwas falsch gemacht haben. Das Positive von Dayton sollte man aber auch hervorheben: Der Friedensvertrag hat vor fast 30 Jahren zum Waffenstillstand geführt. Und dieser Waffenstillstand hat bisher gut gehalten und wird es auch in Zukunft tun.
Bewaffnete Auseinandersetzungen wie zuletzt im Kosovo schließen Sie für Bosnien aus?
Im Gegensatz zum Kosovo sind die Statusfragen in Bosnien völlig geklärt – auch wenn die Führung der Republika Srpska immer wieder mit Sezession droht. Die internationale Gemeinschaft steht aber dafür, dass der Gesamtstaat in keiner Weise zur Disposition steht.
RS-Präsident Milorad Dodik sieht das anders und greift Ihr Amt immer wieder an.
Das ist Teil einer Strategie, die er sich zurechtgelegt hat, die nicht nur mein Amt betrifft, sondern auch das Verfassungsgericht als stärkste juristische Klammer in Bosnien und Herzegowina. Dahinter steht der Versuch, die Republika Srpska zum Teil eines losen Staatenverbundes zu degradieren, möglicherweise gemeinsam mit Serbien und Montenegro.
Für wie realistisch halten Sie dieses Szenario?
Meine Annahme ist, dass Dodik damit bei einem Referendum keine Chance hätte. Dem steht allerdings entgegen, dass er es verstanden hat, ein Dunkelfeld von Korruption, Abhängigkeiten und Verknüpfungen zu schaffen, das in der Entität Republika Srpska zu einem autoritären Stil geführt hat, der Tür und Tor öffnet für Manipulation. Deswegen würde ich sagen, bei freier Willensentscheidung hätte eine Sezession keine Chance. Im Falle anhaltender Manipulation will ich nicht ausschließen, dass Dodik Erfolg haben könnte.
Welche Rolle spielen russische Akteure in diesem Dunkelfeld?
Nicht die entscheidende, aber gerade im Korruptionsbereich sind sie sehr präsent. Entscheidend ist ja nicht, wo das Geld herkommt, sondern wie es genutzt werden kann. Das gilt im Übrigen auch für internationale Gelder, die den Institutionen der Republika Srpska ja weiter zufließen.
Die Schutztruppe Eufor/Althea wird künftig von einem ungarischen Militär geleitet, obwohl sich die Regierung in Budapest immer wieder offen gegen die Bosnien-Politik der EU gestellt und mit Dodik zusammengearbeitet hat.
Die Entscheidung ist durchaus intensiv diskutiert worden. Vor Ort hat das ungarische Militär in keiner Weise Anlass zu Zweifeln gegeben. Die rühren ja auch eher aus dem bilateralen Verhältnis Ungarns mit Banja Luka her. Da der Eufor-Kommandeur im Befehlsstrang von Nato und EU angesiedelt ist, bin ich da jetzt nicht sonderlich aufgeregt. Im Gegenteil: Die Entscheidung akzentuiert die Verantwortung der Nachbarstaaten, und das ist auch gut so. Nur wenn wir in der Region Stabilität halten, gibt es kein Überschwappen in andere Teile des Westbalkans.
Sollte die Bundeswehr mehr Truppen für Eufor stellen?
Das könnte ich mir durchaus vorstellen. Allerdings nicht, um die Zahl von Uniformen mit Schwarzrotgold zu erhöhen, sondern um für eine höhere Mobilität zu sorgen, für mehr Beweglichkeit im bergigen Terrain Bosniens. Für viele Menschen, denen der Krieg, denen die Belagerung Sarajevos im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Knochen steckt, ist Eufor ja auch eine Art Rückversicherung des internationalen Interesses. Insofern müsste über Umfang und Präsenz nochmal genauer nachgedacht werden. Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn dann auch die Deutschen stärker dabei sind. Deutschland steht in Bosnien weiterhin für Vertrauen, Solidität und Stabilität.
Eine schnelle Verlegefähigkeit von Eufor sehen Sie zurzeit nicht gegeben?
Noch im Frühjahr bestand die Befürchtung, dass man im Falle eines Einsatzes beispielsweise der Wagner-Söldner im Norden Bosniens fünf Stunden bräuchte, um vom Eufor-Hauptquartier bei Sarajevo dort einzutreffen. Eine Feuerwehr, die zu lange braucht und zu wenig Schläuche hat, die kann nicht wirksam den Brand bekämpfen.
Mögliche Brandherde sehen Sie entlang der Entitätsgrenzen zwischen Republika Srpska und muslimisch-kroatischer Föderation?
Im Augenblick ist die Lage stabil.
Besteht die Gefahr islamistischer Anschläge? Der Einfluss Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten soll ja zuletzt gewachsen sein.
Vergessen Sie nicht, dass die iranische Regierung ein Informationsbüro mitten im Stadtzentrum von Sarajevo unterhält. Und bislang hat der Iran nicht nachgewiesen, dass er an Befriedung und Beruhigung wirklich interessiert ist. Aber die Behauptung, dass aus Bosnien die meisten islamistischen Kämpfer in Europa stammen sollten, halte ich nicht für überzeugend. Im Gegenteil: Auch wenn es einige salafistische Dörfer gibt, herrscht hier ein relativ offenes Zusammenleben, vor allem in den Städten.
Sie haben gesagt, in 20 Jahren dürfte es keinen Hohen Repräsentanten mehr geben. Heißt das, Bosnien kann sich auf weitere Jahrzehnte Wartezeit bis zum Beitritt in die Europäische Union einstellen?
Nein. In Bosnien müssen spürbare Vorteile der europäischen Integration zeitnah erkennbar werden. Inzwischen ist es ja so, dass in der Republika Srpska Umfragen zufolge nur noch jeder fünfte diese Vorteile sieht. Das ist Teil dieses Dunkelfelds, das ich beschrieben habe. Die Entscheidung muss deshalb eigentlich in den nächsten fünf Jahren fallen.
Warum?
Weil sich vor allem junge Menschen sagen, dass sie selbst in die Europäische Union ziehen, wenn die EU schon nicht nach Bosnien kommt. Dieser Brain-Drain findet schon heute statt – zum Nachteil des Landes, zum Vorteil etwa Deutschlands, das davon profitiert, dass gut ausgebildete Fachkräfte bei uns reüssieren. Was die EU versuchen müsste, wäre einen Weg zu finden, dass zum Beispiel über Start-ups Investitionen zurück ins Land fließen. Mit internationaler Unterstützung müsste das künftig in viel mehr Fällen gelingen.
Nach massiver Kritik vor allem aus Deutschland will der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell eine aktivere Rolle im Nahost-Krieg einnehmen. “Ich werde am Dienstag nach Israel, Palästina, Bahrain, Saudi-Arabien, Katar und Jordanien reisen”, kündigte der Spanier beim Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel an. Allerdings ist seine Mission unklar. Denn die Außenminister liegen in der Nahost-Politik immer noch nicht auf einer Linie.
Am Sonntagabend hatten sie sich zwar auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt. Darin ist von “sofortigen Pausen” im Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas sowie von der Einrichtung “humanitärer Korridore” im Gazastreifen die Rede. “Das Wörtchen sofort ist neu hinzugekommen”, betonte Borrell. “Es muss dringend Feuerpausen geben, und zwar unmittelbar”, forderte er. Doch nicht alle Minister folgen dieser Linie, Berlin stellt sich quer.
Es sei “naiv” zu glauben, dass man über eine Waffenruhe oder einen Waffenstillstand Frieden gewährleisten könnte, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Eine einseitige Waffenruhe würde es der Hamas ermöglichen, sich neue Waffen zu beschaffen und den Krieg fortzusetzen. Zudem beschieße die Hamas weiterhin Israel und mache keine Anstalten, die mehr als 200 Geiseln freizulassen.
Ähnlich äußerte sich Außenministerin Annalena Baerbock in Brüssel. Die Grünen-Politikerin berichtete von ihrer Nahost-Reise und warb für eine Politik der kleinen Schritte. “Die bittere Realität ist, dass wir nur in kleinsten Schritten vorankommen”, sagte Baerbock. “Die Lage ist zum Zerreißen”, fügte sie hinzu. Entscheidend sei, “dass die humanitäre katastrophale Lage in Gaza eingedämmt wird und dass die Nonstop-Gefährdung Israels durch die Hamas (…) unterbunden wird”.
Über die von Borrell vorgelegte gemeinsame Erklärung deutlich hinaus ging dagegen Frankreich. Außenministerin Catherine Colonna forderte nicht nur schnelle Waffenpausen – sie sollen auch länger halten. “Diese Pausen müssten sofort kommen und von langer Dauer sein”, betonte sie. Die französische Linie wird unter anderem von Spanien, Irland und Belgien geteilt.
Auch Luxemburg fordert ein Ende der israelischen Angriffe. “Krankenhäuser dürfen kein Schlachtfeld sein”, sagte Außenminister Jean Asselborn bei seinem (wegen des Regierungswechsels) vermutlich letzten Außenrat in Brüssel. Israel müsse mehr Zurückhaltung üben, erklärte der dienstälteste Außenminister der EU.
Borrell versuchte nach dem Treffen in Brüssel, die divergierenden Positionen unter einen Hut zu bringen. Alle Mitgliedsländer seien sich einig, dass der Krieg mit einer Zwei-Staaten-Lösung beendet werden müsse, sagte er auf seiner abschließenden Pressekonferenz. Zudem habe man sich auf gemeinsame Prinzipien für die Zeit nach dem Krieg verständigt. Er beschrieb sie mit “dreimal Nein und dreimal Ja”.
Zu den drei Verboten gehört demnach die Vertreibung der Palästinenser aus Gaza, eine mögliche erneute Besetzung des Gazastreifens durch Israel und eine Sonderlösung für das umkämpfte Krisengebiet. Die drei Gebote verlangen laut Borrell, dass Gaza nach dem Krieg einer gemeinsamen Palästinenserbehörde unterstellt wird – ohne die Hamas. Zudem müssten die arabischen Staaten in eine Lösung einbezogen werden.
Last but not least müsse auch die EU mehr tun. “Wir haben das Problem auf die USA abgewälzt, wir müssen uns jetzt mehr engagieren, sonst wird die Gewaltspirale weitergehen”, so Borrell. Allerdings räumte er ein, dass sein Plan sowohl in Israel als auch in den arabischen Ländern auf Widerstand stößt. Die Regierung in Israel hatte dem Spanier sogar zunächst bedeutet, dass er nicht willkommen sei.
Bei seiner Reise nach Tel Aviv muss er mit heftigem Gegenwind rechnen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat einen Kampf gegen die militant-islamistische Hamas “bis zum totalen Sieg” angekündigt. “Ihr alle habt dasselbe Ziel – wir werden siegen”, sagte Netanjahu am Montag vor Mitgliedern des Wüstenaufklärungsbataillons. Derweil gingen die Bombardements in Gaza weiter.
Die EU-Forderung nach einer sofortigen Waffenpause ist offenbar ungehört verpufft. Zugleich wächst in Brüssel und einigen osteuropäischen Hauptstädten die Sorge, dass der Nahost-Konflikt den Krieg in der Ukraine in den Hintergrund drängen könnte. Borrell erklärte dagegen, die Ukraine stehe weiter ganz oben auf der Tagesordnung der EU. Beschlüsse wurden allerdings keine gefasst.
Hinter den Kulissen gab es Unmut über die schleppende Lieferung von Artilleriemunition und die immer noch unklare Finanzierung von zusätzlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Berlin will die deutsche Hilfe für Kiew massiv aufstocken, lehnt jedoch Borrells Pläne für eine Aufstockung des gemeinsamen Militärhilfe-Fonds für die Ukraine um 20 Milliarden Euro ab.
Gerangel gibt es auch noch um das 12. Sanktionspaket gegen Russland. Ursprünglich sollte es bereits in der vergangenen Woche vorgelegt werden. Man müsse noch “letzte Details” klären, sagte Borrell. Das fertige Paket soll nun am Mittwoch vorgestellt werden. Es gehe um “neue Exportverbote unter anderem für Diamanten sowie Schritte, um den Ölpreisdeckel zu verschärfen”, so Borrell.
15.11.2023 – 13:00-14:00 Uhr, Berlin/online
ECFR, Presentation What do middle powers think?
The European Council on Foreign Relations (ECFR) will launch a new report that examines public perceptions of the West and its implications on global power dynamics, before entering a debate with speakers from the Global South. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 14:30-17:30 Uhr, Berlin
FZE, Konferenz Biokraftstoffe und Co-Processing: Beitrag zum Klimaschutz im Verkehr
Beim Forum für Zukunftsenergien (FZE) geben Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Industrie und Politik Impulsvorträge zu verschiedenen Aspekten der Biokraftstoffe. Anschließend folgt eine Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten. INFOS
15.11.2023 – 16:00-17:30 Uhr, online
EUI, Discussion Critical Raw Materials, Industrial Policy, and the Energy Transition
The European University Institute (EUI) will examine goals and policy approaches of both the United States’ Inflation Reduction Act and the European Union’s Net Zero Industry Act and Critical Raw Material Act and discuss how they may influence global geopolitics and trade relations. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 17:00-18:30 Uhr, Berlin
EAB, Vortrag Geschichte der sino-amerikanischen Beziehungen
Die US-Botschaft und die Europäische Akademie Berlin (EAB) laden zu Vortrag und Diskussion zur Geschichte der Beziehungen zwischen den USA und China ein. INFOS
15.11.2023 – 17:00-18:15 Uhr, Brüssel (Belgien)
EMI, Panel Discussion A Brave New World: A Reformed EU Fit for the Future
Against the background of the recent debate on EU enlargement, the European Movement International (EMI)will discuss the key proposals and challenges for treaty reform as a tool to improve democracy, participation, and the EU’s capacity to act. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 18:00-20:30 Uhr, Essen
DGAP, Podiumsdiskussion Europa zwischen den Stühlen – Wie schaffen wir gemeinsam Sicherheit?
Bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) beleuchten und diskutieren Wissenschaftlerinnen und Sicherheitsexperten die europäische Sicherheitsstrategie aus verschiedenen Perspektiven. INFOS
15.11.2023 – 18:00-19:30 Uhr, online
DGAP, Panel Discussion “The blindsided”: The Failure of French and German Russia Policy
The German Council on Foreign Relations (DGAP) will discuss the failures of French and German Russia policies and lessons that can be learned. INFO & REGISTRATION
15.11.2023 – 19:00-20:30 Uhr, München
FNF, Podiumsdiskussion Angriff auf Europa – Anti-Europäische Bewegungen und Parteien und ihr Einfluss in der EU
Bei der Friedrich-Naumann-Stifung (FNF) diskutiert ein Podium mit Vertretern aus Wissenschaft und Politik die Bedrohung der europäischen Demokratie mit Ausblick auf die nächsten Europawahlen. INFOS & ANMELDUNG
16.11.-17.11.2023, online
ERA, Conference Annual Conference on European Copyright Law 2023
This European Law Academy (ERA) conference will update intellectual property lawyers on the ongoing EU initiatives, including activities of the European Commission and recent case law adopted by the CJEU in the field of copyright law. INFO & REGISTRATION
16.11.2023 – 14:00-16:00 Uhr, Berlin
CDU/CSU, Konferenz Strategische Partnerschaften im Indo-Pazifik: Abhängigkeiten verringern, Handel ausbauen, China-Strategie umsetzen
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion diskutiert vor dem Hintergrund ihrer Positionen zu China die gegenwärtigen Beziehungen mit Partnern im Indo-Pazifik. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hält einen Vortrag. INFOS & ANMELDUNG
16.11.2023 – 15:00-20:00 Uhr, Berlin
EK, Seminar Informationsveranstaltung des deutschen No-SLAPP-Bündnisses
Das deutsche No-SLAPP-Bündnis stellt sich bei der Vertretung der Europäischen Kommission (EK) vor. Zum Programm gehören verschiedene Workshops, ein Vortrag des Europaabgeordneten Tiemo Wölken (SPD) und eine Podiumsdiskussion. INFOS & ANMELDUNG
16.11.2023 – 18:00-19:00 Uhr, online
FNF, Vortrag Brain Drain-Republik Deutschland – Das Fachkräfteproblem und seine Lösungen
Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) referieren und diskutieren Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über die Abwanderung junger Fachkräfte und Wege, um qualifizierte Einwanderung zu stärken und die Auswirkungen der demografischen Krise abzumildern. INFOS & ANMELDUNG
EU-Parlament, Rat und Kommission haben sich gestern auf politischer Ebene über den Critical Raw Materials Act (CRMA) geeinigt. Damit stehen die Rahmenbedingungen des Gesetzestextes fest. Bis Ende der Woche verhandeln die drei Parteien auf der technischen Ebene die letzten Details.
“Die in Rekordzeit erzielte Einigung ist eine industriepolitische Blaupause für die sichere und nachhaltige Rohstoffversorgung in Europa”, sagte Berichterstatterin Nicola Beer (Renew) gestern Abend. Das schnelle Ergebnis kommt nicht überraschend; von Beginn an herrschte ein grundsätzlicher politischer Konsens über den CRMA und eine rasante Geschwindigkeit im Gesetzgebungsprozess. Die Verhandlungsführerinnen des Parlaments hatten dennoch mit einem weiteren Trilog im Dezember gerechnet. Aber die spanische Ratspräsidentschaft drängte gestern auf eine Einigung – weshalb sich das Parlament in vielen Punkten durchsetzen konnte.
“Nach fast acht Monaten intensiver Verhandlungen haben wir mit dem CRMA einen grünen industriepolitischen Meilenstein für mehr Bergbau in Europa gesetzt”, sagte die Schattenberichterstatterin Henrike Hahn (Grüne). “Kreislaufwirtschaft und Recycling stehen jetzt im Mittelpunkt des CRMA, während wir gleichzeitig an der Abschwächung der Nachfrageseite arbeiten.”
Weitere Details werden bis Ende der Woche auf technischer Ebene verhandelt. Dazu gehört unter anderem die Forderung des Parlaments nach der Einhaltung des Übereinkommens 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO 169), das das Prinzip der freien, vorherigen und informierten Zustimmung (FPIC) beinhaltet. Hier sei es bislang insbesondere wegen der extremen Position Schwedens schwierig, sich mit dem Rat zu einigen, hieß es aus dem Parlament. In Schweden stehen sich eine starke Bergbauindustrie und eine große indigene Gemeinschaft gegenüber. Man sei sicher, dass der Gesetzestext Bestimmungen zu dieser Frage enthalten werde, jedoch sei noch nicht klar, in welchem Umfang.
Im Rat soll die vorläufige Einigung bis Ende November im Ausschuss der Ständigen Vertreter abgestimmt werden. Der Industrieausschuss im Parlament (ITRE) wird voraussichtlich am 7. Dezember abstimmen, das Plenum noch vor Jahresende. leo
Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28) soll der Fonds für Verluste und Schäden in Folge des Klimawandels operationalisiert werden. Dazu sollen auch bereits erste finanzielle Zusagen für den Fonds von den Geberländern gehören. Das forderten der designierte COP28-Präsident Sultan Al Jaber und EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra am Montag bei einem Treffen in Brüssel.
Hoekstra erklärte, bereits in Dubai einen “substanziellen finanziellen Beitrag” der EU-Länder für Loss & Damage anzukündigen, sofern auf der COP28 auch “klare und ehrgeizige Ergebnisse” zur Eindämmung des Klimawandels (Mitigation) erreicht würden.
Bislang halten sich EU-Staaten mit verbindlichen Finanzzusagen für den Fonds noch zurück, da es noch keine Einigung darüber gibt, welche Länder einzahlen. Die westlichen Industriestaaten fordern insbesondere China sowie öl- und gasproduzierende Länder auf, sich an dem Fonds zu beteiligen. Diese lehnen dies bislang jedoch ab und verweisen auf die Klimarahmenkonvention von 1992. Darin sind nur die damaligen Industriestaaten (Annex II) als Geberländer für Klimafinanzierung vorgesehen. Westliche Länder fordern jedoch, den Loss-and-Damage-Fonds nach heutigen Kriterien zu strukturieren.
Neben möglichen Zusagen für Loss & Damage kündigte Hoekstra auch Mittel zum Erreichen der COP28-Ziele für den Ausbau Erneuerbarer Energien und der Erhöhung der Energieeffizienz an. In Dubai werden sich die Länder voraussichtlich auf globale Ziele zur Verdreifachung der Erneuerbaren-Kapazitäten und Verdoppelung der jährlichen Energieeinsparungen bis 2030 einigen. luk
Alle bisher erschienenen Texte zur COP28 lesen Sie hier.
Die Bundesregierung will bei Ausschreibungen für erneuerbare Energien stärker mit anderen EU-Staaten kooperieren. “Die Bundesregierung [engagiert sich] aktiv, um Partner für weitere Kooperationen zu gewinnen und führt derzeit Gespräche insbesondere mit Luxemburg und Frankreich“, heißt es im Entwurf für den überarbeiteten Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) Deutschlands, den die EU-Kommission unlängst veröffentlicht hat.
Um Kooperationen mit anderen Staaten anzuschieben, kündigt die Bundesregierung im NECP außerdem ein “Schaufenster” an: “Das Konzept soll ein Angebot für Regierungen und Unternehmen anderer Mitgliedstaaten darstellen, an grenzüberschreitenden Ausschreibungen der Bundesregierung teilzunehmen, und verdeutlichen, welche Ausschreibungsbedingungen im Falle einer Kooperation gelten würden.”
Mit Dänemark hatte die Bundesrepublik 2016 bereits einen völkerrechtlichen Vertrag geschlossen. Beide Staaten ermöglichen damit Unternehmen aus dem jeweils anderen Land die Teilnahme an Ausschreibungen für Solarparks. Ein dänisches Unternehmen erhielt dabei den Zuschlag für den Bau von PV-Freiflächenanlagen auf dänischen Äckern, deren Strom nach Deutschland exportiert wird. Die Förderung wird von deutschen Stromkunden bezahlt und lag damals ein Viertel unter den vergleichbaren Preisen von Solarstrom aus Deutschland.
Derartige Kooperationsmechanismen sind in der Erneuerbare-Energien-Verordnung angelegt, nach dem deutschen EEG sind sie für Solar- und Windenergie möglich. Welche Regelungen genau für die Kooperationen mit Frankreich und Luxemburg geplant sind, ließ das Bundeswirtschaftsministerium gestern auf Anfrage offen. ber
Die CSU-Liste bei der Europawahl soll erwartungsgemäß Manfred Weber anführen, Fraktions- und Parteichef der EVP. CSU-Parteichef Markus Söder gratulierte dem 51-Jährigen nach der einstimmigen Nominierung im Parteivorstand. Auf den weiteren Plätzen folgen die Europaabgeordneten Angelika Niebler, Christian Doleschal, Monika Hohlmeier und Markus Ferber.
Die Abgeordnete Marlene Mortler tritt nicht erneut an. Für Mortler will Stefan Köhler in das Straßburger Parlament einziehen, Präsident des Bauernverbandes in Unterfranken. Die Liste steht unter dem Vorbehalt, dass sie von den Delegierten am 25. November bestätigt wird. Die Europaliste der Berliner CDU wird von der Europaabgeordneten Hildegard Bentele angeführt.
Die hessische SPD hat den Europaabgeordneten Udo Bullmann erneut auf Platz eins ihrer Landesliste für die Europawahl am 9. Juni 2024 gesetzt. Der Landesvorstand hat seine Liste am vergangenen Freitag beschlossen. Damit wird der 67-jährige Entwicklungspolitiker und ehemalige Fraktionschef aus Gießen wahrscheinlich auch dem nächsten EU-Parlament angehören.
Zu Bullmanns Ersatzkandidat wurde Philipp Türmer bestimmt. Die Nominierten für die wohl aussichtslosen Plätze zwei und drei sind Martina Werner und Anna Kristina Schönbach. Der 27 Jahre alte Jurist Türmer ist bereits Mitglied im Bundesvorstand der Jusos und könnte am kommenden Freitag zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt werden.
Zur Spitzenkandidatin der SPD in Hamburg wurde ebenfalls am Freitag die 31-jährige Referatsleiterin Laura Frick bestimmt. Ihre Ersatzkandidatin ist Irene Appiah, auf den Plätzen zwei und drei folgen Danial Ilkhanipour und Sabine Steppat. Bei der Wahl 2019 hatten die Hamburger Genossen allerdings keine erfolgreiche Position auf der Bundesliste der Sozialdemokraten ergattert. Am kommenden Samstag nominiert noch die Saar-SPD ihre Kandidaten bei einem Landesparteitag.
In Österreich ziehen die Sozialdemokraten mit den Spitzenkandidaten Andreas Schieder und Evelyn Regner in den Europawahlkampf. Regner ist bereits Vizepräsidentin des Parlaments und unter anderem Mitglied des Wirtschaftsausschusses. Schieder ist Außenpolitiker und gehört den Delegationen für Großbritannien sowie die Beitrittskandidaten Bosnien, Kosovo und Nordmazedonien an.
Die Europawahl bezeichnete Schieder in seiner Rede auch als “ersten Schritt zum Einläuten des Endes dieser Bundesregierung“. In Österreich finden voraussichtlich im Herbst 2024 Nationalratswahlen statt. Beim Parteitag am Wochenende wurde auch Andreas Babler als SPÖ-Vorsitzender wiedergewählt. ber/mgr
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell will die Verteidigungsminister der Mitgliedstaaten heute beim Treffen in Brüssel über den Stand der Vorbereitungen für die EU Rapid Deployment Capcity (RDC) informieren. Borrell dürfte dabei auch einige der Fragen zur Schnellen Eingreif- und Reaktionstruppe beantworten, mit denen der EU-Parlamentarier David McAllister den Chefdiplomaten kürzlich konfrontiert hat.
Damit die schnelle Eingreiftruppe nicht das gleiche Schicksal erfahre wie die EU-Battlegroups, müssten dringend noch verbliebene Fragen ausgeräumt und zielgerichtete Lösungen gefunden werden, so der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. McAllister hebt an erster Stelle die Frage der Kostenteilung hervor. Anders als bei den Battlegroups sehe der Europäische Auswärtige Dienst zwar eine “gemeinsame Finanzierung” vor. Umgesetzt sei davon aber bisher alleine “eine Einzelfall-Lösung” für die erste Live-Übung MILEX 23 vom Oktober in Spanien.
Ob Borrell den Vorschlag unterstütze, die Verwaltungsausgaben aus dem EU-Haushalt zu finanzieren, während die operativen Ausgaben der truppenstellenden Nationen durch die Europäische Friedensfazilität entschädigt werden könnten, fragt David McAllister in seinem Schreiben. Der EU-Außenbeauftragte kündigt in seiner Antwort für die kommenden Wochen einen “detaillierten Vorschlag an, die gemeinsamen Kosten auszuweiten, auch mit Blick auf Übungen und die RDC”. Er hoffe eine Zustimmung der Mitgliedstaaten noch in diesem Jahr. In einem nächsten Schritt müsste dann die Friedensfazilität angepasst werden.
Der EU-Abgeordnete will zudem wissen, welche strukturellen Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass die sogenannte Military Planning and Conduct Capability (MPCC) nachhaltig die Kommando- und Kontrollstruktur für die schnelle Eingreif- und Reaktionstruppe wahrnehmen könne. Josep Borrell stellt hier eine graduelle Aufstockung in Aussicht. Nach 20 zusätzlichen Stellen in diesem Jahr seien 35 weitere Posten im kommenden Jahr erforderlich. Die MPCC soll 2024 zudem in ein anderes Gebäude umziehen, das Platz für 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten werde.
Borrell verweist in seiner Antwort auf knappe Haushaltsmittel. Er sehe keine andere Möglichkeit, als die Mitgliedstaaten zu bitten, befristet sekundierte nationale Experten kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Für das kommende Jahr sei es vital, dass das EAD-Verwaltungsbudget Spielraum für die künftigen Personalaufstockung beim MPCC bekommen.
Borrell sieht zwar “signifikanten Fortschritt” mit Blick auf eine vollständige operationelle EU RDC bis 2025. Viel bleibe aber noch zu tun. Unterstützung und Engagement der Mitgliedstaaten sei zwingend, um die Schnelle Eingreiftruppe im Einklang mit dem Strategischen Kompass operationell machen zu können. Der EU-Chefdiplomat setzt dabei auf die Unterstützung des Parlaments, wenn es darum geht, die nötigen finanziellen Ressourcen zum Aufbau für 2024 und die kommenden Jahre sicherzustellen. sti
Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Katarina Barley, hat die Berufung von David Cameron zum britischen Außenminister durch Premier Rishi Sunak kritisiert. “Statt notwendige Neuwahlen einzuberufen, holt Sunak lieber gescheiterte Ex-Premiers zurück in die Regierung”, sagte die SPD-Politikerin Table.Media. “Diese Berufung unterstreicht in erster Linie die fortwährenden Turbulenzen innerhalb der konservativen Partei.”
Sunak hatte am Montag im Zuge einer Kabinettsumbildung den früheren Premier Cameron aus dem politischen Ruhestand zurückgeholt. Der konservative Premier hatte zuvor seine Innenministerin Suella Braverman entlassen. Die Rechtsaußen-Politikerin provozierte wiederholt, das Fass zum Überlaufen brachte nun ein nicht mit dem Premier abgestimmter Zeitungsbeitrag. Darin warf die Innenministerin der Polizei vor, zu nachsichtig mit linken Demonstranten umzugehen. Auf ihren Posten rückte der bisherige Außenminister James Cleverly.
Sunak setze wohl darauf, dass Camerons Regierungserfahrung sein Kabinett seriöser wirken lasse, sagte Barley. “Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Sunak dafür den Urheber des Brexit-Chaos wählt.” Cameron war 2016 zurückgetreten, nachdem die Briten in einem Referendum mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hatten.
Viele in Brüssel werfen dem heute 57-Jährigen vor, das Brexit-Referendum anberaumt zu haben, um den schwelenden Richtungsstreit innerhalb der Tories über die Haltung zur EU zu befrieden. Dies habe sich als kolossale Fehlkalkulation erwiesen. Cameron selbst hatte sich gegen den Ausstieg des Vereinigten Königreichs ausgesprochen.
Cameron habe sich “verschätzt, was die Stimmung in der eigenen Bevölkerung bei dem Referendum anging”, sagt David McAllister, Chef des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament. Der CDU-Politiker begrüßt aber dessen Comeback: “Er ist ein sehr erfahrener Politiker, der sich aus seiner Zeit als britischer Ministerpräsident bestens auskennt mit den Abläufen in der EU, insbesondere im Rat”, sagte er Table.Media.
Auch die Nato-Strukturen seien ihm sehr vertraut. “Ich gehe fest davon aus, dass die EU unter Cameron die gute Zusammenarbeit mit der Regierung des Vereinigten Königreichs fortsetzen kann, wie wir sie jetzt pflegen.” tho/mgr
Die Idee zur Gründung der Partei Volt entstand 2016 beim Lunch in einem chinesischen Restaurant in New York. Auslöser waren der Brexit, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und der erstarkende Rechtspopulismus in Europa. “Diese Ereignisse haben mein Grundvertrauen erschüttert, dass die Geschichte sich immer in Richtung Fortschritt bewegt”, erinnert sich Damian Boeselager. Gemeinsam mit dem Italiener Andrea Venzon und der Französin Colombe Cahen-Salvador diskutierte er, was sie gegen die antidemokratischen Tendenzen unternehmen können.
“Wir dachten daran, einen Think-Tank zu gründen, weil wir bis dahin einen riesigen Bogen um die Politik gemacht hatten”, sagt Boeselager. Doch recht schnell stellten sie fest, dass das Problem nur politisch zu lösen sei. Venzon wollte daraufhin eine italienische Partei gründen. Im Chinarestaurant kommt ihnen dann der Gedanke, dass eine europäische Partei die bessere Idee sei: Volt war geboren.
Heute ist Damian Boeselager der einzige Volt-Abgeordnete im Europäischen Parlament. Für die kommenden Europawahlen will er erneut kandidieren und steht auf Platz eins der 30-köpfigen Liste von Volt Deutschland. Und diesmal, so ist er überzeugt, wird er nicht der einzige Volt-Abgeordnete bleiben.
Mit seinem Rechenschaftsbericht kann Boeselager jedenfalls sehr eindrucksvoll belegen, dass auch Abgeordnete kleiner Parteien etwas bewegen können. Eine Stimme für eine kleine Partei könne daher sehr wohl einen Unterschied machen, sagt er. Boeselager hat sich vor allem in den Verhandlungen zum Data Act einen Namen gemacht, den er als Schattenberichterstatter für die Fraktion Grüne/EFA im federführenden Industrieausschuss verhandelt hat. “Der Data Act ist eins der wichtigsten digitalpolitischen Gesetzesvorhaben des Jahrzehnts”, sagt er.
Außerdem hat er an der Überarbeitung des europäischen Wahlrechts mitgearbeitet und dabei unter anderem das Wahlrecht ab 16 Jahren miteingebracht, 2022 den EU-Haushalt mitverhandelt und sich für eine Reihe von Verbesserungen im Alltag des Europäischen Parlaments eingesetzt. Dabei ist ihm vermutlich seine frühere Beratertätigkeit bei McKinsey zugutegekommen.
1988 als viertes von vier Kindern in Frankfurt-Höchst geboren, entscheidet Boeselager sich mit 16 Jahren, nicht mit seinen Eltern nach München zu ziehen. Er geht lieber aufs Internat nach Bonn. Dort hatten bereits sein Vater und Großvater das jesuitische Aloisiuskolleg besucht. Nach Abitur und Wehrdienst bei den Gebirgsjägern in Berchtesgaden geht er zum Studium nach Bayreuth. “Da konnte ich Philosophie und Volkswirtschaft in einem Studiengang verbinden”, sagt er. Nach dem Bachelor reist er mit zwei Freunden quer durch Europa – eine Reise, die Spuren hinterlassen hat.
Mit 23 Jahren fängt er bei McKinsey an. “Da habe ich gelernt, wie man arbeitet und sich strukturiert.” Er spezialisiert sich auf Projekte aus dem sozialen und öffentlichen Sektor, berät die SOS-Kinderdörfer, aber auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. 2015 wird ihm klar, dass man die Flüchtlingskrise nicht auf nationaler Ebene lösen kann, sondern eine europäische Lösung braucht. “Das war ein sehr intensives halbes Jahr”, erinnert er sich. “Das hat mich geprägt.”
Dann geht er nach New York, um an der Columbia Universität einen Master in öffentlicher Verwaltung zu machen. In diese Zeit fällt die Gründung von Volt. “Es war mir schon klar, dass McKinsey nicht mein Lebensziel sein wird”, sagt er. Die Gründung einer Partei jedoch “war eine Antwort, die komplett verrückt war”. Doch dann habe er es einfach gemacht – und nicht mehr aufgehört. Er wechselt zur Hertie School of Governance, einer Partner-Uni der Columbia, weil er zurück nach Europa will.
Bei der Gründung der Partei gehen Boeselager und seine Mitstreiter wie Unternehmensberater ans Werk. Statt sich ideologisch zu verorten, suchen sie nach Best-Practice-Beispielen und zeigen so, worauf es ihnen ankommt. “Wir haben sehr faktenbasiert gearbeitet”, sagt Boeselager. “Wir sind extrem EU-freundlich, aber wir sehen die Fehler. Deswegen geht es uns darum, die Europäische Union zu verbessern und sie nicht naiv einfach hinzunehmen.” Corinna Visser