Table.Briefing: Europe

Agenda der Kommissare + Misstrauen in Von-der-Leyen-Koalition 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ursula von der Leyen ist gestern zu ihrer Westbalkan-Reise aufgebrochen. Noch bis Samstag wird die Kommissionspräsidentin mit den Staats- und Regierungschefs der sechs Länder zusammenkommen. Morgen steht ein Treffen mit einem eher schwierigen Partner an: Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vučić machte erst zu Beginn der Woche Schlagzeilen, weil er Russlands Machthaber Wladimir Putin in einem Telefonat dafür dankte, dass Serbien weiterhin billiges russisches Gas geliefert bekomme. Sanktionen gegen Moskau lehnt er ab.

Harmonisch klingende Worte fand von der Leyen zu Beginn ihrer Reise in Tirana: “Ich freue mich, meine Westbalkantour in Albanien mit meinem Freund Edi Rama zu beginnen”, schrieb sie bei X über den albanischen Ministerpräsidenten. Albanien mache große Fortschritte auf dem Weg in die EU.

Rama hat als Ziel ausgegeben, dass Albanien 2030 bereit ist, der EU beizutreten. Bislang mussten die Staaten des Westbalkans viel Geduld aufbringen, schon 2003 hatte die EU ihnen den Beitritt in Aussicht gestellt. Der Frust in der Region ist mitunter groß, zumal die Länder mitansehen mussten, wie die Ukraine und Moldau als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in Rekordzeit Beitrittskandidaten wurden. 

Nun aber hat von der Leyen erst mal gute Nachrichten mitgebracht: Am gestrigen Mittwoch gab die Kommission bekannt, dass sie die Reformagenden Albaniens, des Kosovos, Montenegros, Nordmazedoniens und Serbiens genehmigt. Damit verpflichten sich die Staaten zu Reformen vor allem im Bereich der Rechtsstaatlichkeit, aber auch etwa zum digitalen und ökologischen Wandel. Dieser Schritt ist Voraussetzung für Zahlungen aus der 6 Milliarden Euro starken Reform- und Wachstumsfazilität. Die Gelder hatte von der Leyen bei ihrer Westbalkan-Reise im vergangenen Jahr versprochen. Bosnien und Herzegowina hat seine Reformagenda noch nicht vorgelegt.

Kommen Sie gut in den Tag. 

Ihre
Sarah Schaefer
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Analyse

Designierte EU-Kommissare: Ausblick auf die politische Agenda

Die Antworten der 26 Kommissare auf die Fragen der Ausschüsse liegen vor und wurden veröffentlicht. Beteiligt waren in hohem Maße die Generaldirektionen der Kommission. Zum Schluss lagen die Texte auch dem Präsidentenkabinett vor. Insofern ist davon auszugehen, dass sie den politischen Absichten von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahekommen.

Wettbewerb: Teresa Ribera

Die künftige Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera bekennt sich dazu, die Genehmigung von Beihilfen zu vereinfachen – insbesondere für erneuerbare Energien, die Dekarbonisierung der Industrie und Produktionskapazitäten für Clean-Tech-Technologien. Für Augenwischerei hält das der Brandenburger CDU-Abgeordnete Christian Ehler: “Entweder wird in dieser Legislatur der Beihilferahmen gelockert, woran ich nicht recht glaube. Oder die Wettbewerbskommissarin muss zugeben, dass mit einer Handvoll zuständiger Beamter keine Beschleunigung zu schaffen ist.” In der mündlichen Anhörung am 12. November wollen die Abgeordneten Ribera deshalb nach ihren konkreten Plänen zur Vereinfachung der Beihilfegenehmigungen fragen.

Ehler warnt die Kommission außerdem vor zu starken Eingriffen in den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen: “Die Kommission versucht, den gesamten EU-Haushalt auf eine Innovations- und Reformagenda auszurichten und mit ihm die Wettbewerbsfähigkeit nur einzelner Technologien zu steuern. Dafür wird es im Parlament keine Rückendeckung geben.”

Ribera gibt sich in dem Papier als Unterstützerin des Bürokratieabbaus: “Die Vermeidung unnötigen Verwaltungsaufwands, die Einhaltung des Grundsatzes der einmaligen Berichterstattung und die Vermeidung doppelter Berichtspflichten werden wichtige Punkte sein, die es zu überwachen gilt.” Zur Zukunft der Automobilindustrie soll es eine umfassende Diskussion über Strategien geben.

Energie: Dan Jørgensen

Energiekommissar Dan Jørgensen will auf den Wunsch vieler Mitgliedstaaten eingehen und einen Fahrplan für das Ende russischer Energieimporte erarbeiten – parallel zum Review des rechtlichen Rahmens für Energiesicherheit. Mit Mitgliedstaaten und der Atomwirtschaft will er außerdem prüfen, ob auch die komplette Lieferkette für Atomreaktoren einbezogen werden kann.

Der Aktionsplan für bezahlbare Energie als Teil des Clean Industrial Deal dürfte eine Überschrift für die gesamte Energiepolitik der nächsten Legislatur werden, so breit ist die Palette der angekündigten und noch vagen Maßnahmen. Unter anderem soll er überarbeitete Finanzmarktregeln für den Energiesektor umfassen.

Klima: Wopke Hoekstra

Klimakommissar Wopke Hoekstra kündigt an, sich stärker für marktbasierte Maßnahmen im Klimaschutz einzusetzen. Der Niederländer hebt einmal mehr die Vorteile des ETS als kosteneffizientes Instrument hervor, das auch Einnahmen generiert, um einkommensschwache Gruppen zu unterstützen. Die CO₂-Bepreisung müsse aber auch durch sektorale Maßnahmen – etwa in den Bereichen Energie, Verkehr und Landwirtschaft – unterstützt werden.

Öffentliche Gelder sollten auf Investitionen konzentriert werden, die sonst nicht von Banken finanziert werden – etwa auf “einige Investitionen in Infrastruktur”. Was das Auslaufen von Subventionen für fossile Energien angeht, verweist Hoekstra auf die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten. Er wolle allerdings mehr Transparenz schaffen, um Druck auszuüben – beispielsweise durch die anstehende Reform der Governance-Verordnung.

PKW-Neuwagen sollen 2035 klimaneutral fahren. Hoekstra zitiert in seiner Antwort von der Leyens Leitlinien: “Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein technologieneutraler Ansatz erforderlich, bei dem E-Kraftstoffe durch eine gezielte Änderung der Verordnung im Rahmen der vorgesehenen Überprüfung eine Rolle spielen können.” Er arbeite daher an einer “gezielten Änderung im Rahmen der für 2026 vorgesehenen Überprüfung” der CO₂-Flottengrenzwerte. Von einem Vorziehen des Review ist keine Rede.

Verkehr: Apostolos Tzitzikostas

Tzitzikostas will einen “industriellen Aktionsplan für den Automobilsektor” entwickeln. Es sei sicherzustellen, dass die “EU weltweit führend bleibt und eine starke europäische Produktionsbasis” behält. Maßnahmen seien in der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich: von kritischen Rohstoffen bis zur Ladeinfrastruktur. Zudem müsse sich die EU auf die Infrastruktur verlassen können, “sowohl für das Betanken als auch für das Aufladen”. Auch Automatisierung und Daten müssten vollständig genutzt werden.

Die Ziele der Maßnahmen: “Wir müssen unsere Industrie und ihre Mitarbeiter stärken, unsere Abhängigkeiten und Anfälligkeiten verringern und den Sektor auf den Weg bringen, um die Ziele der doppelten nachhaltigen und digitalen Umstellung zu erreichen.”

Digitales: Henna Virkkunen

Die Digitalkommissarin plant, in den ersten 100 Tagen ihres Mandats vor allem solche Maßnahmen umzusetzen, die die technologische Souveränität Europas vorantreiben sollen. Zu den zentralen Vorhaben gehört die Einführung der AI Factories Initiative, die darauf abzielt, mindestens fünf KI-Fabriken in Europa zu schaffen. Diese sollen europäischen Start-ups und Unternehmen Zugang zu Hochleistungsrechnern bieten, um große KI-Modelle zu entwickeln. Mit dem Gesetz zur Entwicklung von Cloud und KI (EU Cloud and AI Development Act) will sie Innovationen in den Bereichen stimulieren, Investitionen ankurbeln sowie bürokratische Hürden abbauen. Zudem hat sie vor, eine Konsultation zur Apply AI Strategy zu starten, um die Nutzung von KI in verschiedenen Sektoren zu fördern.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Verabschiedung eines Aktionsplans zur Cybersicherheit im Gesundheitssektor, um die Resilienz von Krankenhäusern und anderen Gesundheitsdienstleistern gegenüber Cyberangriffen zu erhöhen. Außerdem kündigt Virkkunen spezifische Gesetzesinitiativen an, wie den von ihrem Vorgänger Thierry Breton vorbereiteten Digital Networks Act, der den Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen beschleunigen soll. Den European Cybersecurity Certification Scheme for Cloud Services (EUCS) bezeichnet sie als Schlüsselelement zur Sicherung europäischer Cloud-Dienste.

Forschung und Innovation: Ekaterina Sachariewa

Forschungskommissarin Ekaterina Sachariewa will sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Sie wolle Frauen in Führungspositionen fördern und auch ihr eigenes Team paritätisch besetzen, antwortete die Bulgarin auf eine einschlägige Parlamentarier-Frage. Sie betonte die Bedeutung von Forschung, Start-ups und Innovation für die Wettbewerbsfähigkeit der EU. Sachariewa plant ein neues Gesetz zum Europäischen Forschungsraum (ERA), um die Mobilität von Innovatoren und Forschenden zu erhöhen.

Sie will sich zudem dafür einsetzen, dass das EU-Ziel erreicht wird, drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Innovation auszugeben, und bezifferte die Finanzierungslücke auf 120 Milliarden Euro. Der Europäische Forschungsrats (ERC) und der Europäische Innovationsrats (EIC) sollen erweitert werden, um strategische Prioritäten wie die Grundlagenforschung, disruptive Innovationen und wissenschaftliche Exzellenz stärker in den Blick zu nehmen.

Ein “Trusted Investor Network” soll private Investitionen mobilisieren. Sachariewa kündigte eine kommissionsübergreifende Start-up-Taskforce an und will im ersten Halbjahr 2025 ein “European Start-up and scale up forum” ausrichten. Ein eigener KI-Forschungsrat soll die Bedeutung des Themas für die Europäische Union hervorheben. Im Hochschulbereich strebt Sachariewa “gemeinsame europäische Abschlüsse” in speziellen Bereichen an. Die Hochschulen sollen zudem stärker mit dem privaten und öffentlichen Sektor zusammenarbeiten.

Agrar und Ernährung: Christophe Hansen

Der vorgeschlagene Agrar- und Ernährungskommissar Christophe Hansen hält sich in seinen Antworten eng daran, was von der Leyen bereits angekündigt hat: ein Visionspapier für den Sektor in den ersten 100 Tagen der Amtszeit, inspiriert von den Empfehlungen des Strategischen Dialogs. Bürokratieabbau und “zielgerichtete” Agrarsubventionen, daneben mehr Anreize aus privatem Kapital für Umwelt- und Klimaschutz.

Besonders vorsichtig bleibt der Luxemburger bei Ernährungsthemen: Hier seien vor allem nationale und regionale Entscheidungsträger gefragt. In Sachen Klimaschutz räumt er ein, der Sektor müsse Emissionen reduzieren. Statt beispielsweise auf eine Reduktion der Tierbestände will er aber auf ein besseres Mess-System für landwirtschaftliche Emissionen sowie auf technologische Lösungen wie Präzisionslandwirtschaft setzen.

Umwelt: Jessika Roswall

Auch die nominierte Umweltkommissarin Jessika Roswall stellt die Nutzung von privatem Kapital in den Vordergrund und verweist auf die Idee von “Nature Credits“, die von der Leyen kürzlich ins Spiel gebracht hat. Die lange verschleppte Reform der Chemikalienverordnung REACH verspricht sie für 2025. Außerdem will sie, wie in ihrem Ernennungsschreiben angekündigt, eine Strategie zur Wasserresilienz vorlegen. In Sachen Biodiversität geht es vor allem um die Umsetzung bestehender Gesetze wie dem Renaturierungsgesetz (NRL).

Arbeit und Bildung: Roxana Mînzatu

Die designierte Beschäftigungs- und Bildungskommissarin Roxana Mînzatu sagt, sie sei “begeistert” von der neuen Bezeichnung für ihr Amt, die nun Menschen in den Fokus rücke. Ihr neuer Titel lautet wörtlich: “Kommissarin für Menschen, Fähigkeiten und Vorsorge”. Inhaltlich wird sie wenig konkret: Einige Initiativen, die eigentlich als fast sichere Vorhaben der neuen Legislatur galten, rücken nun wieder ins Ungewisse, etwa eine Richtlinie zum algorithmischen Management. Hier heißt es lediglich, dass man “auch weiterhin Beweise sammeln” wolle für eine neue Initiative. Auch in Sachen Stärkung der ELA, der Europäischen Arbeitsbehörde, hält sich Mînzatu bedeckt. Etwas mehr Fokus legt sie dagegen auf den neuen Aktionsplan der sozialen Säule. Für eine starke Umsetzung will sie in jeden Mitgliedstaat reisen. Mit Markus Grabitz, Corinna Visser, Julia Dahm, Tim Gabel

  • Agrarpolitik
  • Arbeit
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S&D, Renew und Grüne werfen EVP-Chef Weber gemeinsame Sache mit Rechtsaußen vor

Die Stimmung ist schlecht zwischen EVP-Fraktionschef Manfred Weber und den Chefs von S&D, Renew und Grünen. Iratxe García Pérez (S&D), Válerie Hayer (Renew) und Terry Reintke (Grüne) verübeln Weber, dass er wiederholt und gegen ihren Willen Entscheidungen mithilfe der Stimmen von Rechts und Rechtsaußen durchgesetzt hat. Beispiele sind die Venezuela-Resolution des Europäischen Parlaments, der Zeitplan für die Anhörungen der Kommissare sowie die Kompetenzen der Ausschüsse.

In beiden Fällen kamen die Mehrheiten für die Entscheidung zustande, weil die EVP gemeinsam mit den EKR sowie den rechtsradikalen “Patrioten” (PfE) und “Souveränisten” (ESN) gestimmt hat. Auch in der Abstimmung über den Haushalt 2025 am gestrigen Mittwoch gab es Streit, weil die EVP einem Änderungsantrag der ESN-Fraktion zu Abschiebezentren zugestimmt hatte. S&D, Renew und Grüne, die im Juli für eine zweite Amtszeit von Ursula von der Leyen votiert haben, sind wütend.

Sacharow-Preis könnte zu weiterem Konflikt führen

Wenn am heutigen Donnerstag um 11 Uhr in Straßburg die Fraktionschefs zur Konferenz der Präsidenten (COP) zusammenkommen, könnte es den nächsten Konflikt geben: Es wird abgestimmt, wer den mit 50.000 Euro dotierten Sacharow-Preis für die Freiheit des Geistes bekommt. Das Parlament vergibt den Preis. In die letzte Runde der Finalisten haben es geschafft:

  • Kandidaten der EVP und EKR: die venezolanische Opposition um María Corina Machado und den gewählten, aber nicht anerkannten Präsidenten Edmundo González Urrutia
  • Kandidaten von S&D und Renew: “Women wage Peace” und “Women of the Sun” aus Israel und Palästina
  • Kandidat der Grünen: Gubad Ibadoghlu, ein Anti-Korruptions-Aktivist, dem in Aserbaidschan 17 Jahre Gefängnis drohen.

Keil in der “Von-der-Leyen-Koalition”

Die Rechtsradikalen von PfE und ESN hatten den US-Unternehmer Elon Musk nominiert, der aber nicht ins Finale eingezogen ist und daher nicht mehr zur Abstimmung steht. Möglich ist, dass sie nun mit EVP und EKR für die venezolanische Opposition stimmen. Denn man kann davon ausgehen, dass sie ein Interesse daran haben, einen weiteren Keil in die “Von-der-Leyen-Koalition” zu treiben und die Debatte zu befeuern über angebliche Absprachen zwischen Weber und Jordan Bardella (Rassemblement National), Vorsitzender der “Patrioten”-Fraktion.

Manfred Weber ist diese Woche krankheitsbedingt nicht in Straßburg und wird von Jeroen Lenaers vertreten. EVP-Chef Weber weist jedoch die Vorwürfe von S&D und Co zurück: Es gebe keine Absprachen. Die EVP könne nichts dafür, wenn die Rechtsradikalen mitstimmten. Mit Kräften rechts von der EKR werde die EVP weiterhin nicht abstimmen. Auch eine Verständigung mit Abgeordneten der polnischen PiS, die einen Flügel der EKR stellen, lehne die EVP ab.

Mehrheitsverhältnisse haben sich geändert

Es gibt einen machtpolitischen Hintergrund für den Streit: Mit der Europawahl im Juni haben sich die Mehrheitsverhältnisse im Parlament geändert. In der vergangenen Wahlperiode hatten die Fraktionen links von der EVP zusammen 343 von 703 Sitzen, gegenüber 297 Sitzen von EVP und den rechten Fraktionen. Die Stimmen der Parteien links der EVP reichten also, um auch Beschlüsse gegen die Christdemokraten zu fällen. Diese Möglichkeit haben sie rege genutzt – durchaus zum Frust der EVP, die sich wiederholt nicht durchsetzen konnte.

Jetzt ist es anders: Links von der EVP haben die Fraktionen 316 von 720 Sitzen. EVP, EKR und die beiden rechtsextremen Fraktionen kommen auf 375 Sitze. Das heißt: Seit der Europawahl sind bei Abstimmungen Mehrheiten gegen die Christdemokraten nicht mehr möglich. Oder anders ausgedrückt: Die EVP kann jeden Vorschlag niederstimmen. Das merken die anderen proeuropäischen Fraktionen gerade schmerzlich.  

Weber weiß seine neue Macht zu nutzen

Seine neue Macht hat Weber bisher vor allem in der Konferenz der Präsidenten ausgespielt und eher bei prozeduralen Fragen. Im Europaparlament hat die inhaltliche Arbeit in den Ausschüssen noch nicht begonnen. Die spannende Frage ist, ob Weber bei Abstimmungen über Gesetzgebungsvorschläge auch die Stimmen der Rechten in Kauf nimmt – etwa bei der Aufhebung der Strafzahlungen für die Autohersteller oder dem Verbrenner-Aus könnte er auf sie angewiesen sein.

Hinzu kommt: Die rechtsradikale ID-Fraktion, Vorgänger der “Patrioten”, war im vergangenen Mandat nicht an politischer Mitgestaltung interessiert. Doch nachdem sich die Orbán-Partei Fidesz nun den PfE angeschlossen hat, könnte sich das ändern. Damit würde sich der Einfluss von Rechtsaußen auf die Parlamentsarbeit verstärken.

Kritische Stimmen auch innerhalb der EVP

Es herrscht Unruhe. Ein erfahrener und hochrangiger S&D-Abgeordneter sagte im Gespräch mit Table.Briefings, dass es um den Zusammenhalt in der “Von-der-Leyen-Koalition” schon jetzt schlecht bestellt sei: “Es wäre besser gewesen, wenn wir eine schriftliche Vereinbarung aufgesetzt hätten.”

Auf EVP-Seite heißt es: “S&D, Renew und Grüne gönnen Manfred Weber keinen einzigen Erfolg.” Sie sollten endlich anerkennen, dass die EVP die Europawahl gewonnen hat. Doch auch innerhalb der EVP haben einige Bauchschmerzen. “Wenn das so weitergeht und die beiden Züge nicht gestoppt werden, gibt es ein Desaster bei der Abstimmung über die Kommission im November”, heißt es.

Anspannung vor Anhörungen der Kommissare

Vor den Anhörungen der Kommissaranwärter beäugen die proeuropäischen Fraktionen einander kritisch. Die EVP hatte registriert, dass Sozialisten und Liberale die Weichen so stellen wollten, dass sowohl der italienische Exekutiv-Vizepräsidenten Raffaele Fitto (EKR) als auch Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen (EVP) in den Anhörungen beschädigt werden sollen. Weber hat diese Versuche vorab in der COP unterbunden.

“Beide Seiten haben die Colts im Anschlag. Wenn einer das Feuer eröffnet, gibt es ein Massaker”, hört man auf den Fluren im Parlament. Das heißt: Sollten S&D, Renew und Co einem EVP-Kommissar oder dem EKR-Mann Raffaele Fitto in den Anhörungen die Unterstützung verweigern, werden die Christdemokraten Vergeltung üben. Dass diese Drohung im Raum steht, könnte dazu beitragen, eine Eskalation bei den Anhörungen zu verhindern. Doch für die langfristige Zusammenarbeit der proeuropäischen Parteien ist das kein gutes Zeichen.

  • Christophe Hansen
  • ESN
  • Europäisches Parlament
  • EVP
  • Grüne
  • Manfred Weber
  • Renew
  • S+D
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Termine

25.10.-27.10.2024, Bonn
FES, Seminar Der Aufstieg Chinas – Konsequenzen und Herausforderungen für die EU
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) geht der Frage nach, in welchen Bereichen China Partner, Wettbewerber oder systemischer Rivale ist. INFOS & ANMELDUNG

25.10.-26.10.2024, online
HBS, Konferenz US-Demokratie in der Krise?
Die Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) diskutiert, ob das politische System der USA in einer Krise ist. INFOS & ANMELDUNG

28.10.2024 – 18:00-20:00 Uhr, Dresden
KAS, Vortrag Neue Bedrohungen, alte Muster?
Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) setzt sich mit der Frage auseinander, wie Deutschland und Europa der Bedrohung des Dschi­ha­dis­mus begegnen sollten. INFOS & ANMELDUNG

28.10.2024 – 19:00-20:15 Uhr, online
FNF, Diskussion Georgien nach der Wahl – Hinwendung zu Russland oder Europäische Integration?
Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Wahlen in Georgien. INFOS & ANMELDUNG

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News

Haushalt 2025: Parlament will mehr Geld als Mitgliedstaaten

Das Europaparlament möchte im kommenden Haushaltsjahr deutlich mehr ausgeben als von der Kommission und den EU-Staaten vorgeschlagen. Die Abgeordneten in Straßburg veranschlagten für das Budget 2025 fast 201 Milliarden Euro und legten damit ihre Position für die Verhandlungen mit den EU-Staaten fest.

Nach Willen der Kommission soll der Etat 199,7 Milliarden Euro umfassen. Die EU-Staaten dagegen hatten sich im Juli darauf verständigt, lediglich 191,53 Milliarden Euro zu verplanen. Nun müssen Unterhändler von Parlament und Mitgliedstaaten eine gemeinsame Position finden. Im vergangenen Jahr hatten sich die beiden Institutionen auf 189,4 Milliarden Euro für den Haushalt 2024 geeinigt. 

Streit über Resolution

Der Plan für 2025 wird der Fünfte im Rahmen des sogenannten Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) für den Zeitraum 2021-2027 sein. Der Gemeinschaftsetat umfasst rund 1,1 Billionen Euro.

Bei der Abstimmung im Parlament gab es Streit über die zur Parlamentsposition gehörige Resolution, die erklären soll, wofür die Gelder verwendet werden sollen. Die EVP hatte einem Änderungsantrag der rechten ESN-Fraktion zu Abschiebezentren zugestimmt. Zur ESN gehört unter anderem die deutsche AfD. Infolgedessen ließen unter anderem die Sozialdemokraten, die Liberalen und die Grünen die komplette Absichtserklärung durchfallen. dpa

  • ESN
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Staatliche Beihilfen: Rechnungshof kritisiert Kommission für lasche Prüfung

Trotz deutlich höherer Ausgaben für staatliche Beihilfen seit 2020 hat die Kommission ihre Bemühungen bei der Überwachung der Hilfen verringert. Das ist einer der zentralen Kritikpunkte des Europäischen Rechnungshofs in seinem Sonderbericht zu staatlichen Beihilfen in Krisenzeiten.

Die Kommission habe durch die Annahme befristeter Rahmen für staatliche Beihilfen zwar rasch auf Krisen reagiert. Jedoch habe die Brüsseler Behörde nach wie vor Schwierigkeiten bei der Überwachung der Beihilfemaßnahmen und bei der Bewertung ihrer Auswirkungen auf den Wettbewerb im Binnenmarkt. Die zentrale Botschaft: Beihilfen wurden oft ineffizient und intransparent vergeben.

Untersucht hat der Rechnungshof die Beihilfe-Rahmen zu COVID-19, zur Ukraine-Krise, zur Krisenbewältigung und zur Gestaltung des Wandels. “Die Kommission hat nicht genügend kontrolliert, wer die Hilfen bekommt”, heißt es im Bericht. Das ist umso problematischer, weil die jährlichen Ausgaben für staatliche Beihilfen um ein Vielfaches gestiegen – und nach wie vor höher als vor der Pandemie sind.

Besonders Deutschland steht wegen seiner großzügigen Hilfen im Fokus. Es seien hohe Summen geflossen, ohne klar festzustellen, ob die Unternehmen wirklich stark von der Pandemie betroffen waren. Dies habe zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen geführt. Auch andere EU-Länder, wie Frankreich und die Niederlande, hätten großzügige Zuschüsse gewährt. Doch die Bundesrepublik fällt besonders durch ihre finanziellen Möglichkeiten auf, die es erlauben, größere Summen zu verteilen.

Deutschland: Meldefehler in Höhe von 30 Milliarden Euro

In Deutschland habe das zuständige Bundesministerium in einem komplexen Verfahren Daten über krisenbezogene staatliche Beihilfen von Bundes- und regionalen Behörden sowie öffentlichen Banken gesammelt. Bei seiner Prüfung stellte der Rechnungshof “Meldefehler in Höhe von mehr als 30 Milliarden Euro fest, die auf ein weitgehend manuelles Verfahren bei der Erfassung und Zentralisierung der Daten und eine falsche Auslegung der Meldeleitlinien der Kommission zurückzuführen sind”. Außerdem hätten die Behörden bei einigen Beihilferegelungen zum Zeitpunkt der Gewährung die Ausgaben nicht einem bestimmten Beschluss der Kommission zuordnen können.

Die Lösungsvorschläge des Rechnungshofs lauten:

  • mehr Kontrolle
  • bessere Berichterstattung
  • gezieltere Hilfen.

Die Kommission solle stärker bewerten, ob die Beihilfen den Binnenmarkt verzerren. Zudem wird eine bessere Transparenz gefordert, um sicherzustellen, dass nur Unternehmen unterstützt werden, die die Hilfen wirklich brauchen. vis

  • Beihilfen
  • Beihilfenrecht
  • Daten
  • Deutschland
  • EU-Kommission
  • Rechnungshof

Mindestlohnrichtlinie: Nur wenige Staaten haben das Gesetz umgesetzt

Wenige Wochen vor Ablauf der Umsetzungsfrist hat die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten noch immer nicht mit der Umsetzung der Mindestlohnrichtlinie in nationales Recht begonnen. Bislang haben nach Angaben des Europäischen Gewerkschaftsbunds (ETUC) nur sechs Mitgliedstaaten Rechtsvorschriften zur Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht vorgelegt: Belgien, Ungarn, Lettland, Luxemburg, Polen und Rumänien.

In neun Mitgliedstaaten seien die Diskussionen noch im Gange. Sieben Mitgliedstaaten, darunter Frankreich und Italien, hätten nicht einmal mit einer Umsetzung begonnen, beklagt ETUC. In drei Mitgliedstaaten seien die Regierungen zu dem Schluss gekommen, dass keine legislativen Maßnahmen erforderlich sind, um die Anforderungen der Richtlinie zu erfüllen. Das ist neben Slowenien und Irland auch Deutschland. Ein entsprechendes Schreiben von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) an die Mindestlohnkommission aus dem September liegt Table.Briefings vor.

BMAS prüft, ob Aktionsplan nötig ist

Kernpunkt der Mindestlohnrichtlinie sind vor allem zwei Aspekte: Die Richtlinie sieht zum einen vor, dass Staaten mit gesetzlichen Mindestlöhnen Kriterien zur Bestimmung der Mindestlöhne festlegen sollen. Zum anderen sollen Länder mit einer Tarifbindung unter 80 Prozent einen Aktionsplan zur Steigerung der Tarifabdeckung erarbeiten.

Letzteres trifft auf Deutschland zu, da die Tarifbindung hierzulande inzwischen nur noch bei rund 50 Prozent liegt. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hatte aber bereits vor einigen Monaten erklärt, Deutschland müsse bis zum 15. November nur bewerten, ob die Verpflichtung bestehe, einen solchen Plan zu erstellen – was für Deutschland voraussichtlich der Fall sein werde.

Die Richtlinie schreibt nicht die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen vor. Dänemark und Schweden etwa haben keinen. Dort werden Löhne nur durch die Tarifparteien oder Arbeitnehmer selbst verhandelt. Entsprechend müssen sich diese Länder auch keine Kriterien geben. Dennoch hat Dänemark eine Nichtigkeitsklage zur Richtlinie vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht. lei, okb

  • Arbeit
  • Arbeitnehmerrechte
  • Gewerkschaften

Europaparlament fordert erstmals Mindestsicherung

Das Europaparlament spricht sich erstmals für eine Mindestsicherungsrichtlinie aus. Ein entsprechender Passus findet sich in der Stellungnahme des Parlaments zu den beschäftigungspolitischen Leitlinien der Mitgliedsländer. Das Parlament hat diese Stellungnahme am Mittwoch verabschiedet.

Auch weitere Punkte stechen heraus: Die Empfehlung des Parlaments zu den Rentensystemen geht etwa deutlich über den Vorschlag der Kommission hinaus. Gefordert wird, dass die Staaten ihre Rentensysteme armutsfest ausgestalten. Zum Thema Elternzeit heißt es, Staaten sollten diese Zeit sowohl für Männer als auch Frauen so bemessen, dass keine negativen Auswirkungen für die Altersbezüge entstehen. Das Parlament hat bei den beschäftigungspolitischen Leitlinien allerdings nur ein Konsultationsrecht.

Rückenwind für Arbeit und Soziales

Für die zuständige S&D-Schattenberichterstatterin Klára Dobrev steht ohnehin etwas anderes im Fokus. Sie sieht in der inhaltlich weitreichenden Stellungnahme des Parlaments Rückenwind für die kommende Legislatur im Bereich Arbeit und Soziales: “Egal ob es um die Verhandlungen zur Kohäsionspolitik und Mittel für bezahlbaren Wohnraum geht, oder die Reform der Beschaffungsrichtlinie, wir werden dieses starke Votum mitnehmen.”

Gemäß den EU-Verträgen müssen die Mitgliedstaaten ihre Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik im Rat miteinander abstimmen. Entsprechend nimmt der Rat beschäftigungspolitische Leitlinien an, die etwa in den länderspezifischen Empfehlungen berücksichtigt werden. Das Parlament wird zu den Leitlinien auf Basis des Kommissionsvorschlags konsultiert. lei

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SPD will Schutzinstrumente für die Stahlindustrie

In einem Forderungspapier mit den Sozialpartnern ruft der Essener Europaabgeordnete Jens Geier (SPD) die Kommission dazu auf, die handelspolitischen Schutzinstrumente der EU durchzusetzen, um unfaire Handelspraktiken im Stahlsektor kurzfristig zu unterbinden. Das Parlament hat am Mittwoch über die Stahlkrise infolge der globalen Überkapazitäten diskutiert.

Geier hat zusammen mit IndustriAll Europe und Eurofer Erwartungen für den Aktionsplan Stahl und Metalle erstellt, den der designierte Industriekommissar Stéphane Séjourné im Auftrag von Ursula von der Leyen vorlegen soll. Geier sucht derzeit nach weiteren Unterzeichnern im Parlament, um Séjourné das Dokument vor dessen Anhörung im Parlament zu überreichen. Eine weitere Forderung ist, das Regelwerk für die Produktion von grünem und kohlenstoffarmem Wasserstoff umgehend zu überarbeiten. ber

  • Handelspolitik
  • Stahlindustrie
  • Stéphane Séjourné
  • Transformation
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Entwaldung: Parlament stimmt für schnelles Verfahren

Die nächste Hürde auf dem Weg zum Aufschub der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) ist genommen. Am Mittwoch stimmte das Europäische Parlament mit großer Mehrheit für die Nutzung des Dringlichkeitsverfahrens, bei dem direkt das Plenum abstimmt, statt erst der zuständige Ausschuss. Auch bei der Abstimmung über den Vorschlag selbst, die für die Plenarsitzung am 13. und 14. November geplant ist, ist eine Mehrheit zu erwarten.

Kritik kommt von Teilen der Grünen. Das Gesetz könne nicht warten, argumentiert etwa Berichterstatterin Anna Cavazzini: “Während der Amazonas brennt, würde eine Verzögerung von einem Jahr ein Gebiet der Abholzung preisgeben, das 14 Mal größer ist als Paris.” Trotzdem stimmten große Teile der Grünen für das Schnellverfahren. So auch Cavazzinis deutscher Parteikollege Martin Häusling, der die Verschiebung offen unterstützt. Entscheidend sei vielmehr, zu verhindern, dass das Gesetzesverfahren für inhaltliche Änderungen genutzt werde, sagt er zu Table.Briefings.

Stimmt das Parlament im November für den Aufschub, muss nur noch der Rat ihn final abnicken. Nachdem es bei der Abstimmung der EU-Botschafter breite Zustimmung gegeben hatte, gilt das aber als Formsache. jd

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Europe.Table Redaktion

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Ursula von der Leyen ist gestern zu ihrer Westbalkan-Reise aufgebrochen. Noch bis Samstag wird die Kommissionspräsidentin mit den Staats- und Regierungschefs der sechs Länder zusammenkommen. Morgen steht ein Treffen mit einem eher schwierigen Partner an: Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vučić machte erst zu Beginn der Woche Schlagzeilen, weil er Russlands Machthaber Wladimir Putin in einem Telefonat dafür dankte, dass Serbien weiterhin billiges russisches Gas geliefert bekomme. Sanktionen gegen Moskau lehnt er ab.

    Harmonisch klingende Worte fand von der Leyen zu Beginn ihrer Reise in Tirana: “Ich freue mich, meine Westbalkantour in Albanien mit meinem Freund Edi Rama zu beginnen”, schrieb sie bei X über den albanischen Ministerpräsidenten. Albanien mache große Fortschritte auf dem Weg in die EU.

    Rama hat als Ziel ausgegeben, dass Albanien 2030 bereit ist, der EU beizutreten. Bislang mussten die Staaten des Westbalkans viel Geduld aufbringen, schon 2003 hatte die EU ihnen den Beitritt in Aussicht gestellt. Der Frust in der Region ist mitunter groß, zumal die Länder mitansehen mussten, wie die Ukraine und Moldau als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in Rekordzeit Beitrittskandidaten wurden. 

    Nun aber hat von der Leyen erst mal gute Nachrichten mitgebracht: Am gestrigen Mittwoch gab die Kommission bekannt, dass sie die Reformagenden Albaniens, des Kosovos, Montenegros, Nordmazedoniens und Serbiens genehmigt. Damit verpflichten sich die Staaten zu Reformen vor allem im Bereich der Rechtsstaatlichkeit, aber auch etwa zum digitalen und ökologischen Wandel. Dieser Schritt ist Voraussetzung für Zahlungen aus der 6 Milliarden Euro starken Reform- und Wachstumsfazilität. Die Gelder hatte von der Leyen bei ihrer Westbalkan-Reise im vergangenen Jahr versprochen. Bosnien und Herzegowina hat seine Reformagenda noch nicht vorgelegt.

    Kommen Sie gut in den Tag. 

    Ihre
    Sarah Schaefer
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    Analyse

    Designierte EU-Kommissare: Ausblick auf die politische Agenda

    Die Antworten der 26 Kommissare auf die Fragen der Ausschüsse liegen vor und wurden veröffentlicht. Beteiligt waren in hohem Maße die Generaldirektionen der Kommission. Zum Schluss lagen die Texte auch dem Präsidentenkabinett vor. Insofern ist davon auszugehen, dass sie den politischen Absichten von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahekommen.

    Wettbewerb: Teresa Ribera

    Die künftige Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera bekennt sich dazu, die Genehmigung von Beihilfen zu vereinfachen – insbesondere für erneuerbare Energien, die Dekarbonisierung der Industrie und Produktionskapazitäten für Clean-Tech-Technologien. Für Augenwischerei hält das der Brandenburger CDU-Abgeordnete Christian Ehler: “Entweder wird in dieser Legislatur der Beihilferahmen gelockert, woran ich nicht recht glaube. Oder die Wettbewerbskommissarin muss zugeben, dass mit einer Handvoll zuständiger Beamter keine Beschleunigung zu schaffen ist.” In der mündlichen Anhörung am 12. November wollen die Abgeordneten Ribera deshalb nach ihren konkreten Plänen zur Vereinfachung der Beihilfegenehmigungen fragen.

    Ehler warnt die Kommission außerdem vor zu starken Eingriffen in den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen: “Die Kommission versucht, den gesamten EU-Haushalt auf eine Innovations- und Reformagenda auszurichten und mit ihm die Wettbewerbsfähigkeit nur einzelner Technologien zu steuern. Dafür wird es im Parlament keine Rückendeckung geben.”

    Ribera gibt sich in dem Papier als Unterstützerin des Bürokratieabbaus: “Die Vermeidung unnötigen Verwaltungsaufwands, die Einhaltung des Grundsatzes der einmaligen Berichterstattung und die Vermeidung doppelter Berichtspflichten werden wichtige Punkte sein, die es zu überwachen gilt.” Zur Zukunft der Automobilindustrie soll es eine umfassende Diskussion über Strategien geben.

    Energie: Dan Jørgensen

    Energiekommissar Dan Jørgensen will auf den Wunsch vieler Mitgliedstaaten eingehen und einen Fahrplan für das Ende russischer Energieimporte erarbeiten – parallel zum Review des rechtlichen Rahmens für Energiesicherheit. Mit Mitgliedstaaten und der Atomwirtschaft will er außerdem prüfen, ob auch die komplette Lieferkette für Atomreaktoren einbezogen werden kann.

    Der Aktionsplan für bezahlbare Energie als Teil des Clean Industrial Deal dürfte eine Überschrift für die gesamte Energiepolitik der nächsten Legislatur werden, so breit ist die Palette der angekündigten und noch vagen Maßnahmen. Unter anderem soll er überarbeitete Finanzmarktregeln für den Energiesektor umfassen.

    Klima: Wopke Hoekstra

    Klimakommissar Wopke Hoekstra kündigt an, sich stärker für marktbasierte Maßnahmen im Klimaschutz einzusetzen. Der Niederländer hebt einmal mehr die Vorteile des ETS als kosteneffizientes Instrument hervor, das auch Einnahmen generiert, um einkommensschwache Gruppen zu unterstützen. Die CO₂-Bepreisung müsse aber auch durch sektorale Maßnahmen – etwa in den Bereichen Energie, Verkehr und Landwirtschaft – unterstützt werden.

    Öffentliche Gelder sollten auf Investitionen konzentriert werden, die sonst nicht von Banken finanziert werden – etwa auf “einige Investitionen in Infrastruktur”. Was das Auslaufen von Subventionen für fossile Energien angeht, verweist Hoekstra auf die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten. Er wolle allerdings mehr Transparenz schaffen, um Druck auszuüben – beispielsweise durch die anstehende Reform der Governance-Verordnung.

    PKW-Neuwagen sollen 2035 klimaneutral fahren. Hoekstra zitiert in seiner Antwort von der Leyens Leitlinien: “Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein technologieneutraler Ansatz erforderlich, bei dem E-Kraftstoffe durch eine gezielte Änderung der Verordnung im Rahmen der vorgesehenen Überprüfung eine Rolle spielen können.” Er arbeite daher an einer “gezielten Änderung im Rahmen der für 2026 vorgesehenen Überprüfung” der CO₂-Flottengrenzwerte. Von einem Vorziehen des Review ist keine Rede.

    Verkehr: Apostolos Tzitzikostas

    Tzitzikostas will einen “industriellen Aktionsplan für den Automobilsektor” entwickeln. Es sei sicherzustellen, dass die “EU weltweit führend bleibt und eine starke europäische Produktionsbasis” behält. Maßnahmen seien in der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich: von kritischen Rohstoffen bis zur Ladeinfrastruktur. Zudem müsse sich die EU auf die Infrastruktur verlassen können, “sowohl für das Betanken als auch für das Aufladen”. Auch Automatisierung und Daten müssten vollständig genutzt werden.

    Die Ziele der Maßnahmen: “Wir müssen unsere Industrie und ihre Mitarbeiter stärken, unsere Abhängigkeiten und Anfälligkeiten verringern und den Sektor auf den Weg bringen, um die Ziele der doppelten nachhaltigen und digitalen Umstellung zu erreichen.”

    Digitales: Henna Virkkunen

    Die Digitalkommissarin plant, in den ersten 100 Tagen ihres Mandats vor allem solche Maßnahmen umzusetzen, die die technologische Souveränität Europas vorantreiben sollen. Zu den zentralen Vorhaben gehört die Einführung der AI Factories Initiative, die darauf abzielt, mindestens fünf KI-Fabriken in Europa zu schaffen. Diese sollen europäischen Start-ups und Unternehmen Zugang zu Hochleistungsrechnern bieten, um große KI-Modelle zu entwickeln. Mit dem Gesetz zur Entwicklung von Cloud und KI (EU Cloud and AI Development Act) will sie Innovationen in den Bereichen stimulieren, Investitionen ankurbeln sowie bürokratische Hürden abbauen. Zudem hat sie vor, eine Konsultation zur Apply AI Strategy zu starten, um die Nutzung von KI in verschiedenen Sektoren zu fördern.

    Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Verabschiedung eines Aktionsplans zur Cybersicherheit im Gesundheitssektor, um die Resilienz von Krankenhäusern und anderen Gesundheitsdienstleistern gegenüber Cyberangriffen zu erhöhen. Außerdem kündigt Virkkunen spezifische Gesetzesinitiativen an, wie den von ihrem Vorgänger Thierry Breton vorbereiteten Digital Networks Act, der den Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen beschleunigen soll. Den European Cybersecurity Certification Scheme for Cloud Services (EUCS) bezeichnet sie als Schlüsselelement zur Sicherung europäischer Cloud-Dienste.

    Forschung und Innovation: Ekaterina Sachariewa

    Forschungskommissarin Ekaterina Sachariewa will sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Sie wolle Frauen in Führungspositionen fördern und auch ihr eigenes Team paritätisch besetzen, antwortete die Bulgarin auf eine einschlägige Parlamentarier-Frage. Sie betonte die Bedeutung von Forschung, Start-ups und Innovation für die Wettbewerbsfähigkeit der EU. Sachariewa plant ein neues Gesetz zum Europäischen Forschungsraum (ERA), um die Mobilität von Innovatoren und Forschenden zu erhöhen.

    Sie will sich zudem dafür einsetzen, dass das EU-Ziel erreicht wird, drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Innovation auszugeben, und bezifferte die Finanzierungslücke auf 120 Milliarden Euro. Der Europäische Forschungsrats (ERC) und der Europäische Innovationsrats (EIC) sollen erweitert werden, um strategische Prioritäten wie die Grundlagenforschung, disruptive Innovationen und wissenschaftliche Exzellenz stärker in den Blick zu nehmen.

    Ein “Trusted Investor Network” soll private Investitionen mobilisieren. Sachariewa kündigte eine kommissionsübergreifende Start-up-Taskforce an und will im ersten Halbjahr 2025 ein “European Start-up and scale up forum” ausrichten. Ein eigener KI-Forschungsrat soll die Bedeutung des Themas für die Europäische Union hervorheben. Im Hochschulbereich strebt Sachariewa “gemeinsame europäische Abschlüsse” in speziellen Bereichen an. Die Hochschulen sollen zudem stärker mit dem privaten und öffentlichen Sektor zusammenarbeiten.

    Agrar und Ernährung: Christophe Hansen

    Der vorgeschlagene Agrar- und Ernährungskommissar Christophe Hansen hält sich in seinen Antworten eng daran, was von der Leyen bereits angekündigt hat: ein Visionspapier für den Sektor in den ersten 100 Tagen der Amtszeit, inspiriert von den Empfehlungen des Strategischen Dialogs. Bürokratieabbau und “zielgerichtete” Agrarsubventionen, daneben mehr Anreize aus privatem Kapital für Umwelt- und Klimaschutz.

    Besonders vorsichtig bleibt der Luxemburger bei Ernährungsthemen: Hier seien vor allem nationale und regionale Entscheidungsträger gefragt. In Sachen Klimaschutz räumt er ein, der Sektor müsse Emissionen reduzieren. Statt beispielsweise auf eine Reduktion der Tierbestände will er aber auf ein besseres Mess-System für landwirtschaftliche Emissionen sowie auf technologische Lösungen wie Präzisionslandwirtschaft setzen.

    Umwelt: Jessika Roswall

    Auch die nominierte Umweltkommissarin Jessika Roswall stellt die Nutzung von privatem Kapital in den Vordergrund und verweist auf die Idee von “Nature Credits“, die von der Leyen kürzlich ins Spiel gebracht hat. Die lange verschleppte Reform der Chemikalienverordnung REACH verspricht sie für 2025. Außerdem will sie, wie in ihrem Ernennungsschreiben angekündigt, eine Strategie zur Wasserresilienz vorlegen. In Sachen Biodiversität geht es vor allem um die Umsetzung bestehender Gesetze wie dem Renaturierungsgesetz (NRL).

    Arbeit und Bildung: Roxana Mînzatu

    Die designierte Beschäftigungs- und Bildungskommissarin Roxana Mînzatu sagt, sie sei “begeistert” von der neuen Bezeichnung für ihr Amt, die nun Menschen in den Fokus rücke. Ihr neuer Titel lautet wörtlich: “Kommissarin für Menschen, Fähigkeiten und Vorsorge”. Inhaltlich wird sie wenig konkret: Einige Initiativen, die eigentlich als fast sichere Vorhaben der neuen Legislatur galten, rücken nun wieder ins Ungewisse, etwa eine Richtlinie zum algorithmischen Management. Hier heißt es lediglich, dass man “auch weiterhin Beweise sammeln” wolle für eine neue Initiative. Auch in Sachen Stärkung der ELA, der Europäischen Arbeitsbehörde, hält sich Mînzatu bedeckt. Etwas mehr Fokus legt sie dagegen auf den neuen Aktionsplan der sozialen Säule. Für eine starke Umsetzung will sie in jeden Mitgliedstaat reisen. Mit Markus Grabitz, Corinna Visser, Julia Dahm, Tim Gabel

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    S&D, Renew und Grüne werfen EVP-Chef Weber gemeinsame Sache mit Rechtsaußen vor

    Die Stimmung ist schlecht zwischen EVP-Fraktionschef Manfred Weber und den Chefs von S&D, Renew und Grünen. Iratxe García Pérez (S&D), Válerie Hayer (Renew) und Terry Reintke (Grüne) verübeln Weber, dass er wiederholt und gegen ihren Willen Entscheidungen mithilfe der Stimmen von Rechts und Rechtsaußen durchgesetzt hat. Beispiele sind die Venezuela-Resolution des Europäischen Parlaments, der Zeitplan für die Anhörungen der Kommissare sowie die Kompetenzen der Ausschüsse.

    In beiden Fällen kamen die Mehrheiten für die Entscheidung zustande, weil die EVP gemeinsam mit den EKR sowie den rechtsradikalen “Patrioten” (PfE) und “Souveränisten” (ESN) gestimmt hat. Auch in der Abstimmung über den Haushalt 2025 am gestrigen Mittwoch gab es Streit, weil die EVP einem Änderungsantrag der ESN-Fraktion zu Abschiebezentren zugestimmt hatte. S&D, Renew und Grüne, die im Juli für eine zweite Amtszeit von Ursula von der Leyen votiert haben, sind wütend.

    Sacharow-Preis könnte zu weiterem Konflikt führen

    Wenn am heutigen Donnerstag um 11 Uhr in Straßburg die Fraktionschefs zur Konferenz der Präsidenten (COP) zusammenkommen, könnte es den nächsten Konflikt geben: Es wird abgestimmt, wer den mit 50.000 Euro dotierten Sacharow-Preis für die Freiheit des Geistes bekommt. Das Parlament vergibt den Preis. In die letzte Runde der Finalisten haben es geschafft:

    • Kandidaten der EVP und EKR: die venezolanische Opposition um María Corina Machado und den gewählten, aber nicht anerkannten Präsidenten Edmundo González Urrutia
    • Kandidaten von S&D und Renew: “Women wage Peace” und “Women of the Sun” aus Israel und Palästina
    • Kandidat der Grünen: Gubad Ibadoghlu, ein Anti-Korruptions-Aktivist, dem in Aserbaidschan 17 Jahre Gefängnis drohen.

    Keil in der “Von-der-Leyen-Koalition”

    Die Rechtsradikalen von PfE und ESN hatten den US-Unternehmer Elon Musk nominiert, der aber nicht ins Finale eingezogen ist und daher nicht mehr zur Abstimmung steht. Möglich ist, dass sie nun mit EVP und EKR für die venezolanische Opposition stimmen. Denn man kann davon ausgehen, dass sie ein Interesse daran haben, einen weiteren Keil in die “Von-der-Leyen-Koalition” zu treiben und die Debatte zu befeuern über angebliche Absprachen zwischen Weber und Jordan Bardella (Rassemblement National), Vorsitzender der “Patrioten”-Fraktion.

    Manfred Weber ist diese Woche krankheitsbedingt nicht in Straßburg und wird von Jeroen Lenaers vertreten. EVP-Chef Weber weist jedoch die Vorwürfe von S&D und Co zurück: Es gebe keine Absprachen. Die EVP könne nichts dafür, wenn die Rechtsradikalen mitstimmten. Mit Kräften rechts von der EKR werde die EVP weiterhin nicht abstimmen. Auch eine Verständigung mit Abgeordneten der polnischen PiS, die einen Flügel der EKR stellen, lehne die EVP ab.

    Mehrheitsverhältnisse haben sich geändert

    Es gibt einen machtpolitischen Hintergrund für den Streit: Mit der Europawahl im Juni haben sich die Mehrheitsverhältnisse im Parlament geändert. In der vergangenen Wahlperiode hatten die Fraktionen links von der EVP zusammen 343 von 703 Sitzen, gegenüber 297 Sitzen von EVP und den rechten Fraktionen. Die Stimmen der Parteien links der EVP reichten also, um auch Beschlüsse gegen die Christdemokraten zu fällen. Diese Möglichkeit haben sie rege genutzt – durchaus zum Frust der EVP, die sich wiederholt nicht durchsetzen konnte.

    Jetzt ist es anders: Links von der EVP haben die Fraktionen 316 von 720 Sitzen. EVP, EKR und die beiden rechtsextremen Fraktionen kommen auf 375 Sitze. Das heißt: Seit der Europawahl sind bei Abstimmungen Mehrheiten gegen die Christdemokraten nicht mehr möglich. Oder anders ausgedrückt: Die EVP kann jeden Vorschlag niederstimmen. Das merken die anderen proeuropäischen Fraktionen gerade schmerzlich.  

    Weber weiß seine neue Macht zu nutzen

    Seine neue Macht hat Weber bisher vor allem in der Konferenz der Präsidenten ausgespielt und eher bei prozeduralen Fragen. Im Europaparlament hat die inhaltliche Arbeit in den Ausschüssen noch nicht begonnen. Die spannende Frage ist, ob Weber bei Abstimmungen über Gesetzgebungsvorschläge auch die Stimmen der Rechten in Kauf nimmt – etwa bei der Aufhebung der Strafzahlungen für die Autohersteller oder dem Verbrenner-Aus könnte er auf sie angewiesen sein.

    Hinzu kommt: Die rechtsradikale ID-Fraktion, Vorgänger der “Patrioten”, war im vergangenen Mandat nicht an politischer Mitgestaltung interessiert. Doch nachdem sich die Orbán-Partei Fidesz nun den PfE angeschlossen hat, könnte sich das ändern. Damit würde sich der Einfluss von Rechtsaußen auf die Parlamentsarbeit verstärken.

    Kritische Stimmen auch innerhalb der EVP

    Es herrscht Unruhe. Ein erfahrener und hochrangiger S&D-Abgeordneter sagte im Gespräch mit Table.Briefings, dass es um den Zusammenhalt in der “Von-der-Leyen-Koalition” schon jetzt schlecht bestellt sei: “Es wäre besser gewesen, wenn wir eine schriftliche Vereinbarung aufgesetzt hätten.”

    Auf EVP-Seite heißt es: “S&D, Renew und Grüne gönnen Manfred Weber keinen einzigen Erfolg.” Sie sollten endlich anerkennen, dass die EVP die Europawahl gewonnen hat. Doch auch innerhalb der EVP haben einige Bauchschmerzen. “Wenn das so weitergeht und die beiden Züge nicht gestoppt werden, gibt es ein Desaster bei der Abstimmung über die Kommission im November”, heißt es.

    Anspannung vor Anhörungen der Kommissare

    Vor den Anhörungen der Kommissaranwärter beäugen die proeuropäischen Fraktionen einander kritisch. Die EVP hatte registriert, dass Sozialisten und Liberale die Weichen so stellen wollten, dass sowohl der italienische Exekutiv-Vizepräsidenten Raffaele Fitto (EKR) als auch Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen (EVP) in den Anhörungen beschädigt werden sollen. Weber hat diese Versuche vorab in der COP unterbunden.

    “Beide Seiten haben die Colts im Anschlag. Wenn einer das Feuer eröffnet, gibt es ein Massaker”, hört man auf den Fluren im Parlament. Das heißt: Sollten S&D, Renew und Co einem EVP-Kommissar oder dem EKR-Mann Raffaele Fitto in den Anhörungen die Unterstützung verweigern, werden die Christdemokraten Vergeltung üben. Dass diese Drohung im Raum steht, könnte dazu beitragen, eine Eskalation bei den Anhörungen zu verhindern. Doch für die langfristige Zusammenarbeit der proeuropäischen Parteien ist das kein gutes Zeichen.

    • Christophe Hansen
    • ESN
    • Europäisches Parlament
    • EVP
    • Grüne
    • Manfred Weber
    • Renew
    • S+D
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    Termine

    25.10.-27.10.2024, Bonn
    FES, Seminar Der Aufstieg Chinas – Konsequenzen und Herausforderungen für die EU
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) geht der Frage nach, in welchen Bereichen China Partner, Wettbewerber oder systemischer Rivale ist. INFOS & ANMELDUNG

    25.10.-26.10.2024, online
    HBS, Konferenz US-Demokratie in der Krise?
    Die Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) diskutiert, ob das politische System der USA in einer Krise ist. INFOS & ANMELDUNG

    28.10.2024 – 18:00-20:00 Uhr, Dresden
    KAS, Vortrag Neue Bedrohungen, alte Muster?
    Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) setzt sich mit der Frage auseinander, wie Deutschland und Europa der Bedrohung des Dschi­ha­dis­mus begegnen sollten. INFOS & ANMELDUNG

    28.10.2024 – 19:00-20:15 Uhr, online
    FNF, Diskussion Georgien nach der Wahl – Hinwendung zu Russland oder Europäische Integration?
    Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Wahlen in Georgien. INFOS & ANMELDUNG

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    News

    Haushalt 2025: Parlament will mehr Geld als Mitgliedstaaten

    Das Europaparlament möchte im kommenden Haushaltsjahr deutlich mehr ausgeben als von der Kommission und den EU-Staaten vorgeschlagen. Die Abgeordneten in Straßburg veranschlagten für das Budget 2025 fast 201 Milliarden Euro und legten damit ihre Position für die Verhandlungen mit den EU-Staaten fest.

    Nach Willen der Kommission soll der Etat 199,7 Milliarden Euro umfassen. Die EU-Staaten dagegen hatten sich im Juli darauf verständigt, lediglich 191,53 Milliarden Euro zu verplanen. Nun müssen Unterhändler von Parlament und Mitgliedstaaten eine gemeinsame Position finden. Im vergangenen Jahr hatten sich die beiden Institutionen auf 189,4 Milliarden Euro für den Haushalt 2024 geeinigt. 

    Streit über Resolution

    Der Plan für 2025 wird der Fünfte im Rahmen des sogenannten Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) für den Zeitraum 2021-2027 sein. Der Gemeinschaftsetat umfasst rund 1,1 Billionen Euro.

    Bei der Abstimmung im Parlament gab es Streit über die zur Parlamentsposition gehörige Resolution, die erklären soll, wofür die Gelder verwendet werden sollen. Die EVP hatte einem Änderungsantrag der rechten ESN-Fraktion zu Abschiebezentren zugestimmt. Zur ESN gehört unter anderem die deutsche AfD. Infolgedessen ließen unter anderem die Sozialdemokraten, die Liberalen und die Grünen die komplette Absichtserklärung durchfallen. dpa

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    Staatliche Beihilfen: Rechnungshof kritisiert Kommission für lasche Prüfung

    Trotz deutlich höherer Ausgaben für staatliche Beihilfen seit 2020 hat die Kommission ihre Bemühungen bei der Überwachung der Hilfen verringert. Das ist einer der zentralen Kritikpunkte des Europäischen Rechnungshofs in seinem Sonderbericht zu staatlichen Beihilfen in Krisenzeiten.

    Die Kommission habe durch die Annahme befristeter Rahmen für staatliche Beihilfen zwar rasch auf Krisen reagiert. Jedoch habe die Brüsseler Behörde nach wie vor Schwierigkeiten bei der Überwachung der Beihilfemaßnahmen und bei der Bewertung ihrer Auswirkungen auf den Wettbewerb im Binnenmarkt. Die zentrale Botschaft: Beihilfen wurden oft ineffizient und intransparent vergeben.

    Untersucht hat der Rechnungshof die Beihilfe-Rahmen zu COVID-19, zur Ukraine-Krise, zur Krisenbewältigung und zur Gestaltung des Wandels. “Die Kommission hat nicht genügend kontrolliert, wer die Hilfen bekommt”, heißt es im Bericht. Das ist umso problematischer, weil die jährlichen Ausgaben für staatliche Beihilfen um ein Vielfaches gestiegen – und nach wie vor höher als vor der Pandemie sind.

    Besonders Deutschland steht wegen seiner großzügigen Hilfen im Fokus. Es seien hohe Summen geflossen, ohne klar festzustellen, ob die Unternehmen wirklich stark von der Pandemie betroffen waren. Dies habe zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen geführt. Auch andere EU-Länder, wie Frankreich und die Niederlande, hätten großzügige Zuschüsse gewährt. Doch die Bundesrepublik fällt besonders durch ihre finanziellen Möglichkeiten auf, die es erlauben, größere Summen zu verteilen.

    Deutschland: Meldefehler in Höhe von 30 Milliarden Euro

    In Deutschland habe das zuständige Bundesministerium in einem komplexen Verfahren Daten über krisenbezogene staatliche Beihilfen von Bundes- und regionalen Behörden sowie öffentlichen Banken gesammelt. Bei seiner Prüfung stellte der Rechnungshof “Meldefehler in Höhe von mehr als 30 Milliarden Euro fest, die auf ein weitgehend manuelles Verfahren bei der Erfassung und Zentralisierung der Daten und eine falsche Auslegung der Meldeleitlinien der Kommission zurückzuführen sind”. Außerdem hätten die Behörden bei einigen Beihilferegelungen zum Zeitpunkt der Gewährung die Ausgaben nicht einem bestimmten Beschluss der Kommission zuordnen können.

    Die Lösungsvorschläge des Rechnungshofs lauten:

    • mehr Kontrolle
    • bessere Berichterstattung
    • gezieltere Hilfen.

    Die Kommission solle stärker bewerten, ob die Beihilfen den Binnenmarkt verzerren. Zudem wird eine bessere Transparenz gefordert, um sicherzustellen, dass nur Unternehmen unterstützt werden, die die Hilfen wirklich brauchen. vis

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    Mindestlohnrichtlinie: Nur wenige Staaten haben das Gesetz umgesetzt

    Wenige Wochen vor Ablauf der Umsetzungsfrist hat die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten noch immer nicht mit der Umsetzung der Mindestlohnrichtlinie in nationales Recht begonnen. Bislang haben nach Angaben des Europäischen Gewerkschaftsbunds (ETUC) nur sechs Mitgliedstaaten Rechtsvorschriften zur Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht vorgelegt: Belgien, Ungarn, Lettland, Luxemburg, Polen und Rumänien.

    In neun Mitgliedstaaten seien die Diskussionen noch im Gange. Sieben Mitgliedstaaten, darunter Frankreich und Italien, hätten nicht einmal mit einer Umsetzung begonnen, beklagt ETUC. In drei Mitgliedstaaten seien die Regierungen zu dem Schluss gekommen, dass keine legislativen Maßnahmen erforderlich sind, um die Anforderungen der Richtlinie zu erfüllen. Das ist neben Slowenien und Irland auch Deutschland. Ein entsprechendes Schreiben von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) an die Mindestlohnkommission aus dem September liegt Table.Briefings vor.

    BMAS prüft, ob Aktionsplan nötig ist

    Kernpunkt der Mindestlohnrichtlinie sind vor allem zwei Aspekte: Die Richtlinie sieht zum einen vor, dass Staaten mit gesetzlichen Mindestlöhnen Kriterien zur Bestimmung der Mindestlöhne festlegen sollen. Zum anderen sollen Länder mit einer Tarifbindung unter 80 Prozent einen Aktionsplan zur Steigerung der Tarifabdeckung erarbeiten.

    Letzteres trifft auf Deutschland zu, da die Tarifbindung hierzulande inzwischen nur noch bei rund 50 Prozent liegt. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hatte aber bereits vor einigen Monaten erklärt, Deutschland müsse bis zum 15. November nur bewerten, ob die Verpflichtung bestehe, einen solchen Plan zu erstellen – was für Deutschland voraussichtlich der Fall sein werde.

    Die Richtlinie schreibt nicht die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen vor. Dänemark und Schweden etwa haben keinen. Dort werden Löhne nur durch die Tarifparteien oder Arbeitnehmer selbst verhandelt. Entsprechend müssen sich diese Länder auch keine Kriterien geben. Dennoch hat Dänemark eine Nichtigkeitsklage zur Richtlinie vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht. lei, okb

    • Arbeit
    • Arbeitnehmerrechte
    • Gewerkschaften

    Europaparlament fordert erstmals Mindestsicherung

    Das Europaparlament spricht sich erstmals für eine Mindestsicherungsrichtlinie aus. Ein entsprechender Passus findet sich in der Stellungnahme des Parlaments zu den beschäftigungspolitischen Leitlinien der Mitgliedsländer. Das Parlament hat diese Stellungnahme am Mittwoch verabschiedet.

    Auch weitere Punkte stechen heraus: Die Empfehlung des Parlaments zu den Rentensystemen geht etwa deutlich über den Vorschlag der Kommission hinaus. Gefordert wird, dass die Staaten ihre Rentensysteme armutsfest ausgestalten. Zum Thema Elternzeit heißt es, Staaten sollten diese Zeit sowohl für Männer als auch Frauen so bemessen, dass keine negativen Auswirkungen für die Altersbezüge entstehen. Das Parlament hat bei den beschäftigungspolitischen Leitlinien allerdings nur ein Konsultationsrecht.

    Rückenwind für Arbeit und Soziales

    Für die zuständige S&D-Schattenberichterstatterin Klára Dobrev steht ohnehin etwas anderes im Fokus. Sie sieht in der inhaltlich weitreichenden Stellungnahme des Parlaments Rückenwind für die kommende Legislatur im Bereich Arbeit und Soziales: “Egal ob es um die Verhandlungen zur Kohäsionspolitik und Mittel für bezahlbaren Wohnraum geht, oder die Reform der Beschaffungsrichtlinie, wir werden dieses starke Votum mitnehmen.”

    Gemäß den EU-Verträgen müssen die Mitgliedstaaten ihre Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik im Rat miteinander abstimmen. Entsprechend nimmt der Rat beschäftigungspolitische Leitlinien an, die etwa in den länderspezifischen Empfehlungen berücksichtigt werden. Das Parlament wird zu den Leitlinien auf Basis des Kommissionsvorschlags konsultiert. lei

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    SPD will Schutzinstrumente für die Stahlindustrie

    In einem Forderungspapier mit den Sozialpartnern ruft der Essener Europaabgeordnete Jens Geier (SPD) die Kommission dazu auf, die handelspolitischen Schutzinstrumente der EU durchzusetzen, um unfaire Handelspraktiken im Stahlsektor kurzfristig zu unterbinden. Das Parlament hat am Mittwoch über die Stahlkrise infolge der globalen Überkapazitäten diskutiert.

    Geier hat zusammen mit IndustriAll Europe und Eurofer Erwartungen für den Aktionsplan Stahl und Metalle erstellt, den der designierte Industriekommissar Stéphane Séjourné im Auftrag von Ursula von der Leyen vorlegen soll. Geier sucht derzeit nach weiteren Unterzeichnern im Parlament, um Séjourné das Dokument vor dessen Anhörung im Parlament zu überreichen. Eine weitere Forderung ist, das Regelwerk für die Produktion von grünem und kohlenstoffarmem Wasserstoff umgehend zu überarbeiten. ber

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    • Stahlindustrie
    • Stéphane Séjourné
    • Transformation
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    Entwaldung: Parlament stimmt für schnelles Verfahren

    Die nächste Hürde auf dem Weg zum Aufschub der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) ist genommen. Am Mittwoch stimmte das Europäische Parlament mit großer Mehrheit für die Nutzung des Dringlichkeitsverfahrens, bei dem direkt das Plenum abstimmt, statt erst der zuständige Ausschuss. Auch bei der Abstimmung über den Vorschlag selbst, die für die Plenarsitzung am 13. und 14. November geplant ist, ist eine Mehrheit zu erwarten.

    Kritik kommt von Teilen der Grünen. Das Gesetz könne nicht warten, argumentiert etwa Berichterstatterin Anna Cavazzini: “Während der Amazonas brennt, würde eine Verzögerung von einem Jahr ein Gebiet der Abholzung preisgeben, das 14 Mal größer ist als Paris.” Trotzdem stimmten große Teile der Grünen für das Schnellverfahren. So auch Cavazzinis deutscher Parteikollege Martin Häusling, der die Verschiebung offen unterstützt. Entscheidend sei vielmehr, zu verhindern, dass das Gesetzesverfahren für inhaltliche Änderungen genutzt werde, sagt er zu Table.Briefings.

    Stimmt das Parlament im November für den Aufschub, muss nur noch der Rat ihn final abnicken. Nachdem es bei der Abstimmung der EU-Botschafter breite Zustimmung gegeben hatte, gilt das aber als Formsache. jd

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    Presseschau

    EU wirft Putin “Missbrauch” des Brics-Gipfels vor – Appelle an Guterres und Erdogan WELT
    EU-Parlament lehnt Kürzungen für Schlüsselprogramme ab und fordert mehr Mittel EURONEWS
    Abschiebungen: EU-Kommission kündigt Prüfung von Rückführungszentren in Drittländern an DEUTSCHLANDFUNK
    Streit im EU-Parlament: EU sucht Kurs bei Asylpolitik: Mehr Härte bei Abschiebungen – aber in Würde RND
    Europäische Bürgerbeauftragte kritisiert EU-Migrationsdeal mit Tunesien BOERSE.DE
    Sicherheit im Roten Meer: Kommandeur der EU-Mission “Aspides” klagt über zu wenige Kriegsschiffe SPIEGEL
    EU-Rechnungshof bemängelt unstimmige EU-Staatshilferegeln BOERSE.DE
    Frankreich und Italien werden EU-Sparziele nicht erreichen DIE PRESSE
    Ungarischer Nationalfeiertag: Orban ruft zu Widerstand gegen die EU auf TAGESSCHAU
    EU-Debatte: Polen fordert dringende Eindämmung der illegalen Migration und Schutz der Grenzen POLSKIE RADIO
    Wahl in Georgien: Richtungsentscheidung zwischen Kreml und EU WEB.DE
    Social Media: Irischer Regulierer untersagt EU-weit Hass und Hetze​ HEISE
    EU fördert Verkehrsprojekte mit Emissionshandelseinnahmen DVZ
    Europäische Medizinprodukte-Verordnung: EU-Parlament macht Druck in Sachen Medizinprodukte AERZTEZEITUNG
    EU-Agrarpolitik: Umweltleistungen sollen sich für Landwirte künftig lohnen AGRARHEUTE
    Bevor die EU-Zölle kommen: Chinesen drücken beim E-Auto-Export aufs Tempo AUTOMOBILWOCHE
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