Table.Briefing: ESG

Wie ein Sozialunternehmen Konzernen hilft + Wie das US-System der „Tax Credits“ funktioniert

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Müllberge wachsen, fast egal, wohin man schaut. Nehmen wir nur mal die Textilbranche. Weil die Hersteller ihre globale Faserproduktion bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2000 nahezu verdoppeln werden, steigt auch automatisch die Menge an entsorgten Jeans, T-Shirts und anderen Stücken drastisch. Was lässt sich tun?

Das Gründer-Duo der kleinen Manufaktur Bridge&Tunnel hat eine smarte Antwort. Es nimmt den Textilmüll großer Unternehmen, macht daraus neue Stücke oder repariert kleine Fehler und gibt die Ressourcen wieder in den Kreislauf zurück. Unsere Autorin Sarah Kröger hat sich das – leider zukunftsfähige – Geschäftsmodell angesehen und porträtiert das Hamburger Sozialunternehmen.

Lösungsorientiert will auch der IRA sein, der “Inflation Reduction Act” von US-Präsident Joe Biden. Er soll die Wirtschaft voranbringen und über ein “Tax Credit”-System für Investitionen in grüne Technologien sorgen. Wie das funktioniert und warum europäische Unternehmen neidisch nach Amerika blicken, beschreibt Laurin Meyer.

Und dann, zum Osterfest, müssen wir uns einmal kurz den Hasen widmen. Und der Frage, was Sie bevorzugen: dunkle oder weiße Schokolade? Da gibt’s nämlich Unterschiede, wie Carsten Hübner in seinem Dessert erklärt. Und er spricht dabei nicht vom Geschmack.

Wir wünschen Ihnen erholsame Feiertage!

Ihr
Marc Winkelmann
Bild von Marc  Winkelmann

Analyse

USA: Handel mit Steuergutschriften bringt Liquidität für Cleantech

Photovoltaik
Photovoltaikhersteller in den USA kommen in den Genuss von Steuergutschriften.

Auf die jüngste Transaktion ist man bei First Solar besonders stolz. Schließlich ist sie nicht weniger als eine der Ersten ihrer Art. Für bis zu 700 Millionen Dollar will der amerikanische Photovoltaikhersteller ihm zustehende Steuergutschriften veräußern. Der Käufer, US-Finanzdienstleister Fiserv, zahlt 96 Cent für jeden Dollar, den sich First Solar beim Staat erstatten lassen könnte. Firmenchef Mark Widmar sieht sich damit als Vorreiter. “Diese Vereinbarung schafft einen wichtigen Präzedenzfall für die Solarbranche”, sagt er

Der Handel mit Tax Credits wird zum Milliardenmarkt

Mit milliardenschweren Förderungen aus dem Inflation Reduction Act lockt die US-Regierung derzeit Privatkapital für grüne Technologien an. Investieren Unternehmen beispielsweise in erneuerbare Energieprojekte, qualifizieren sie sich für üppige Steuergutschriften. In der EU schaut man neidisch auf den Mechanismus des IRA, der es den Unternehmen einfach macht, an Unterstützung zu kommen.

Ein weiterer Vorteil des IRA liegt darin, dass die Subventionsempfänger nicht gezwungen sind, die Ansprüche auch selbst einzulösen. Sie können ihre Gutschriften niedrigschwellig weiterverkaufen, nachdem die US-Regierung den Prozess dafür im vergangenen Jahr erleichtert hat. Die Maßnahme zeigt bereits Wirkung: Der Handel mit den Tax Credits wächst zu einem Multimilliardenmarkt heran. Experten sehen darin besonders für Startups im Cleantech-Bereich eine große Chance. 

Mit dem Prinzip der Übertragbarkeit will die US-Regierung ermöglichen, dass Unternehmen die zugesagten Steuererleichterungen auch voll ausnutzen können. Denn oft zeigt sich ein praktisches Problem: Machen anspruchsberechtigte Firmen keine Gewinne, müssen sie keine Körperschaftssteuer zahlen – und können so auch einige Erleichterungen gar nicht erst geltend machen. Daneben kann es mehrere Jahre dauern, bis die US-Behörden die vollständigen Steuerrückerstattungen anrechnen. Über den Verkauf ihrer Ansprüche können sich Unternehmen deutlich früher Liquidität beschaffen. Käufer wiederum profitieren von den Abschlägen, die ihnen die Verkäufer gewähren. Laut den Daten des US-Finanzdienstleisters Reunion lag der Preis je Dollar an Steuergutschrift im vergangenen Jahr zwischen 0,88 und 0,95 Dollar – abhängig von der Art der Gutschrift.

Kapitalzugang für neue Technologien verbessert sich

Insgesamt elf Gutschriftentypen kommen für eine Übertragbarkeit infrage, darunter für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen, neue Technologien zur Kohlenstoffabscheidung oder Investitionen in sauberen Wasserstoff. Bereits für das vergangene Jahr wurde das Volumen an übertragbaren Gutschriften auf sieben bis neun Milliarden Dollar geschätzt, erklärt die Beratungsgesellschaft KPMG auf Anfrage von Table.Briefings. “Wir gehen davon aus, dass sie im Jahr 2026 vier- bis fünfmal so groß sein werden”, sagt KPMG-Energieexperte George Ward. Schließlich würden in den Jahren 2024 und 2025 viele Tax Credits zum ersten Mal zum Tragen kommen, wenn anspruchsberechtigte Unternehmen ihre neuen Projekte in Betrieb nehmen. Ein Beispiel: “Einer unserer Kunden beanspruchte im Jahr 2023 Gutschriften in Höhe von fünf Millionen Dollar. Wir erwarten, dass dieser Kunde im Jahr 2025 über 100 Millionen Dollar an übertragbaren Gutschriften beanspruchen wird”, sagte Ward. 

Und so haben sich längst auch erste Abwickler auf die Gutschriftentransaktionen spezialisiert, darunter etwa Crux Climate. Das US-Unternehmen will auf seiner Plattform zwischen Anbietern und potenziellen Käufern sowie Banken und Steuerberatern vermitteln. Aus Sicht der Gründer ist das besonders für grüne Startups eine enorme Chance. “Die Übertragbarkeit hat den Kapitalzugang für kleinere Projekte und neue Technologien erheblich verbessert”, erklärte Crux Climate-Mitbegründer Alfred Johnson im Gespräch mit Table.Briefings. Schließlich könnten sie ihre Gutschriften direkt an Dritte verkaufen – und so zu oft dringend benötigter Liquidität umwandeln.

Bürokratische Hürden fallen weg

Das zeige sich auch in den Zahlen, sagte Johnson. Laut einer aktuellen Studie von Crux Climate entfielen im vergangenen Jahr rund 80 Prozent der Transaktionen auf Projekte, die jeweils ein Volumen von weniger als 50 Millionen Dollar aufwiesen. Vorhaben dieser Größe seien bislang oft zu klein gewesen, um einen traditionellen Steuerbeteiligungsinvestor anzuziehen, sagte Johnson. Zwar ist das Veräußern von Tax Credits in den USA nicht neu. Insbesondere in der Solarbranche basiert die amerikanische Förderpolitik seit Jahrzehnten auf Steuergutschriften. In der Regel mussten Kapitalgeber aber Miteigentümer der Projekte werden, um die erteilten Steuergutschriften in Anspruch zu nehmen – eine hohe Hürde, die nun wegfällt

Unternehmen wie der US-Finanzdienstleister Reunion sprechen bei den Transaktionen aber auch von zwei Kernrisiken. Zum einen sollten Käufer sicherstellen, dass die Tax Credits auch ordnungsgemäß beantragt worden sind – sie also formelle Fehler ausschließen können. Zum anderen sollten sie sich gegen mögliche Rückforderungen durch die Steuerbehörden absichern, rät das Unternehmen. Je nach Gutschriftentyp drohen diese etwa dann, wenn ein Investitionsprojekt innerhalb einer bestimmten Frist doch noch scheitert oder veräußert wird. Weil der Käufer das Risiko trägt, beinhalten die Verträge oft Entschädigungsklauseln. Daneben sichern sich Käufer häufig auch über spezielle Steuergutschriftsversicherungen ab. Die Höhe der Police hängt dann von der jeweiligen Deckung und dem geschätzten Risiko ab. 

Geld fließt in Investitionen in FuE

Bei First Solar sorge die Transaktion dafür, dass der Hersteller “weiterhin in Schlüsselaspekte des Wachstums wie Forschung und Entwicklung” investieren könne, erklärte Finanzchef Alex Bradley in einer Stellungnahme. Mehr als zwei Milliarden Dollar sollen in neue Produktionsanlagen in Alabama und Louisiana fließen, außerdem will das Photovoltaikunternehmen seine bestehende Niederlassung in Ohio ausbauen. Und mit weiteren 370 Millionen Dollar soll ein Entwicklungszentrum in Perrysburg entstehen. Laurin Meyer

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12,6 Millionen Tonnen Textilabfall pro Jahr in der EU: Zwei Unternehmerinnen setzen Upcycling in den Fokus

Gründerinnen Constanze Klotz (links) und Hanna Charlotte Erhorn: “Wir brauchen politischen Rückenwind und eine klare Gesetzgebung.”

Toyota, Tchibo, Levi’s, Veolia und der FC St. Pauli haben schon mit Bridge&Tunnel zusammengearbeitet. Sie haben Jeans von Mitarbeitenden, Reste von Kollektionen, unverkaufte Sweater und abgelegte Arbeitskleidung verpackt und nach Wilhelmsburg im Süden Hamburgs geschickt. Dort, in einer Werkstatt, wurden sie von Näherinnen auseinandergenommen und zu neuem Leben erweckt: Aus den Sweatern wurden Schürzen und Fahrradtaschen, aus der Arbeitskleidung Gürteltaschen, aus den Resten Accessoires für Kinder. Erst kürzlich haben sie für den Windkraftanbieter Siemens Gamesa aus alten Planen Reisetaschen hergestellt. Oft verschenken ihre Auftraggeber diese Produkte an ihre Mitarbeiter zu Weihnachten oder einem anderen Anlass. “Manche haben aber auch eigene Absatzkanäle für die upgecycelten Textilreste”, sagt Constanze Klotz.

Zusammen mit Hanna Charlotte Erhorn hat sie Bridge&Tunnel 2016 gegründet, ein Sozialunternehmen, das sich auf das Wiederverwerten von Textilabfällen spezialisiert hat. Ihre Näherinnen sind Frauen, die handwerklich talentiert und motiviert sind, wie die Gründerinnen sagen, aber wenig Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Ihnen wollen Klotz und Erhorn helfen – und zugleich etwas zur Ressourcenschonung beitragen. Die Müllberge, die anfallen, sind nämlich gigantisch.

Laut der Europäischen Kommission kommt in der EU jährlich 12,6 Millionen Tonnen Textilabfall dazu. 5,2 Millionen davon sind getragene Kleidung und Schuhe. Nur 22 Prozent werden wiederverwendet oder recycelt. Die Verschwendung ist auch deshalb ein Problem, weil die Produktion der Waren schädlich für Mensch, Natur und Klima ist. 2020 war der Textilsektor die drittgrößte Quelle für Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch, es werden große Mengen Mikroplastik freigesetzt, der weltweite Anteil der Modebranche an den Treibhausgasemissionen soll Schätzungen zufolge bei zehn Prozent liegen.

Kreislaufwirtschaft statt “Fast Fashion”

Die EU will diese “Fast Fashion”-Folgen eindämmen. Textilien sollen haltbarer, reparierbarer und recycelbar werden. Ihr Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft sieht unter anderem neue Ökodesign-Anforderungen vor, nach denen europäische Unternehmen unverkaufte Kleidung etwa bald nicht mehr vernichten dürfen.

Bridge&Tunnel möchte die neuen und kommenden Verordnungen für sich nutzen. Neben dem Upcycling sei ein wichtiger Baustein für zirkuläres Handeln die Reparatur, so Constanze Klotz. Deshalb baut das Duo derzeit zusätzlich einen Reparaturservice für Neu- und Retourenware auf. Immer wieder höre sie von Unternehmen, dass kleine Produktionsfehler bei Neuware auftreten, zum Beispiel fehlende Knöpfe, zu lange Ärmel oder nachzuarbeitende Nähte. Auch bei Retouren sind oft Mängel vorhanden, die sich leicht reparieren lassen, sagt sie. “Diese Sachen müssen nicht zerstört werden. Sie lassen sich einfach tragbar machen.” Bisher haben sie erste Testläufe mit Unternehmen gemacht, in diesem Jahr nun soll es darum gehen, die Prozesse zu verfeinern und ein sich tragendes Geschäftsmodell daraus zu machen.

Angefangen hat alles vor neun Jahren. Klotz und Erhorn leiteten damals ein Projekt der Internationalen Bauausstellung, einen textilen Coworking-Space. Darin konnten sich Mode- und Textildesigner einmieten und nähen. Eines Tages entstand die Idee, einen benachbarten deutsch-türkischen Nähclub zu sich einzuladen. Die Frauen konnten hervorragend nähen, hatten aufgrund fehlender Zertifikate jedoch noch nie einen sozialversicherungspflichtigen Job in Deutschland.

Klotz und Erhorn beschlossen, daraus mehr zu machen. Zumal sie täglich sahen, welche Mengen an Alttextilien anfallen: Große Lastwagen lieferten der Kleiderkammer in ihrem Gewerbehof immer neue Reste an. “Die Mengen, die da herangeschafft wurden, waren krass”, sagt die promovierte Kulturwissenschaftlerin Klotz. Testläufe mit gebrauchten Jeans liefen gut – also gründeten sie ihr Label und stellten einige der Frauen aus dem Nähclub ein, zunächst unter dem Dach einer gemeinnützigen Trägergesellschaft.

“Industrie muss endlich Verantwortung übernehmen”

Neben Jeans verarbeitet Bridge&Tunnel Samt, Leinen oder auch mal Wollvlies-Überschüsse einer Raumakustikfirma. Die Stoffe werden von Unternehmen und von Privatpersonen gespendet – die die neu kreierten Designs dann anschließend in dem Online-Shop kaufen können. Darunter: ein “Bucket Hat” aus schneeweißem Denim, eine Brötchentüte aus Leinen oder eine knallrote Geldbörse aus ehemaligen Schulvorhängen. Zu zwölft sind sie bei Bridge&Tunnel inzwischen, die Näherinnen kommen zum Beispiel aus Indien oder Ghana, und der Materialnachschub reißt nicht ab. Der Umsatz kommt zur Hälfte von Privatkunden und zur anderen Hälfte aus dem B2B-Geschäft.

Wenn Unternehmen sich mit ihren Textilien an die kleine Manufaktur wenden, können sie eine Idee für Upcycling mitbringen, müssen das aber nicht. In dem Fall erarbeiten Klotz und Erhorn eigene Vorschläge. Dabei müssen sie sehr genau hinsehen. “Da wir mit schon zugeschnittenen Textilien arbeiten, sind wir begrenzt, was unser Endprodukt betrifft”, so Klotz.

Wenn sie auf die Textilbranche blickt, vor allem die Akteure, die ihre Kosten für Umwelt, Mensch und Klima externalisieren, ärgert sie sich. “Wer nachhaltig agiert, hat einen Wettbewerbsnachteil. Das ist nicht okay. Wir brauchen politischen Rückenwind und eine klare Gesetzgebung.” Begrüßen würde sie zum Beispiel einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Firmen, die nachweislich nachhaltig produzieren. “Die Bekleidungsindustrie muss endlich für ihre Resttextilien Verantwortung übernehmen”, sagt sie. “Da sie das nicht aus Idealismus macht, braucht es eine wirtschaftliche Motivation. Hier muss die Politik die Weichen stellen.” Sarah Kröger

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News

BlackRock-Chef empfiehlt “positive Wirkung der Kapitalmärkte” 

In seinem jüngsten “Chairmans Letter” widmet sich BlackRock-Vorstandschef Larry Fink, dessen Unternehmen als weltgrößter Vermögensverwalter gilt, auch ausführlich den Themen Infrastruktur und Energie und den globalen Bemühungen, die Wirtschaft zu dekarbonisieren. Die Nachfrage in diesem Bereich sei enorm, da viele Länder auf “kohlenstoffärmere Energiequellen umsteigen und gleichzeitig ihre Energieversorgung sichern” wollten, so Fink.

Die Energiewende verlaufe allerdings nicht in einer geraden Linie, sondern vollziehe sich in verschiedenen Teilen der Welt auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Tempo. Für das Infrastrukturgeschäft von BlackRock bedeute das, noch schneller als in den vergangenen Jahren wachsen zu müssen, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können.

Zugleich sorgt sich Fink um das mangelnde Vertrauen der jungen Generation in die Zukunft. Die heutigen Generationen hätten sich zu sehr auf ihr “eigenes finanzielles Wohlergehen konzentriert, zum Nachteil derjenigen, die nach ihnen kommen”. Seine Empfehlung: Dem fehlenden Optimismus der Jugend sollte, wie den meisten anderen Problemen der Gegenwart, “die positive Wirkung der Kapitalmärkte” entgegengesetzt werden. In seiner gesamten Länge kann man den Brief hier lesen. lf

  • Finanzen

US-Bundesstaaten verklagen Präsident Biden wegen LNG-Moratorium

Die klagenden Staaten wollen erreichen, dass das im Januar dieses Jahres verhängte Moratorium für die Genehmigung neuer Exportterminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) aufgehoben wird. Deutschland und die EU gehörten 2023 zu den größten Abnehmern von LNG aus den USA.

Die Kläger werfen der Biden-Administration vor, das Gesetz und die verfassungsmäßige Ordnung zu missachten und nicht nur der Branche, sondern auch der Wirtschaft der betroffenen Bundesstaaten zu schaden. “Diese illegalen Maßnahmen lassen den Klägern keine andere Wahl, als sich an die Gerichte zu wenden, um das Gesetz durchzusetzen”, heißt es in der Klageschrift.

Die USA haben sich in den letzten Jahren zum weltweit größten LNG-Exporteur entwickelt. Für Bundesstaaten wie Texas und Louisiana ist Flüssigerdgas zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Grundlage dafür ist die massiv ausgeweitete Erdgasförderung mittels Fracking, die mittlerweile rund 80 Prozent des Fördervolumens ausmacht.

Das umstrittene Moratorium ist zeitlich nicht begrenzt. Die US-Regierung will die Zeit nutzen, um die Umwelt-, Klima- und Gesundheitsrisiken einer Neubewertung zu unterziehen, die mit dem LNG-Export verbundenen sind. Hinzu kommt, dass auf dem internationalen Markt höhere Preise gezahlt werden, was in den letzten Jahren zu einem Anstieg der Energiepreise in den USA geführt hat.

Bereits Mitte März hatte das US-Repräsentantenhaus einem Gesetzentwurf der Republikaner zugestimmt, der dem US-Energieministerium die Kompetenz entziehen soll, über die Genehmigung von LNG-Terminals mitzuentscheiden. Künftig soll allein die Federal Energy Regulatory Commission (FERC), eine unabhängige Bundesbehörde zur Regulierung des Energiesektors, dafür zuständig sein. Bisher müssen beide zustimmen.

Obwohl auch neun demokratische Abgeordnete für den Gesetzentwurf gestimmt haben, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er im demokratisch kontrollierten Senat eine Mehrheit finden wird. Auch das Weiße Haus hat bereits seinen Widerstand angekündigt. In einer Erklärung heißt es, das Gesetz untergrabe die Möglichkeit sicherzustellen, “dass der Export einer kritischen und strategischen Ressource den wirtschaftlichen, energiepolitischen, außenpolitischen und ökologischen Interessen der Vereinigten Staaten entspricht.” ch

  • Energiewende
  • LNG
  • USA

Metalle: Mobilitäts- und Bausektor sind Hebel für Einsparungen

Weniger Kfz-Neuzulassungen, leichtere Autos, mehr Mehrfamilienhäuser und weniger Wohnfläche – das sind laut einer neuen Studie Hebel, um den Verbrauch von Kupfer, Aluminium, Eisen und Nickel zu reduzieren. Im Auftrag der NGO Powershift hat das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) untersucht, wie groß die Reduktionspotenziale für diese Materialien als Primärrohstoff sind, die zusammen 94 Prozent des metallischen Rohstoffkonsums ausmachen. 

Insgesamt wurden 2019 in Deutschland 168 Millionen Tonnen Metalle verbraucht. Diesen Wert zu senken, ist aus Sicht von Fachleuten nötig, um die Unabhängigkeit Deutschlands von Importen zu erhöhen und negative sozial-ökologische Folgen des Abbaus und der Verarbeitung der Rohstoffe zu verhindern. Gleichzeitig wird der Bedarf wegen der Energiewende stark steigen – zum Beispiel für den Bau von Windrädern, Solarpanelen und Elektrofahrzeugen.

Geringere Wohnfläche könnte fast 49 Millionen Tonnen sparen

Da ein Drittel des privaten Metallkonsums auf den Mobilitätssektor und ein Viertel aufs Wohnen und Bauen entfielen, nehmen die Forscher an, dass Einsparungen dort besonders effektiv sind. Ergebnisse für Mobilität: Pro Jahr 30 Prozent weniger neu zugelassene Pkws könnten eine Materialersparnis von rund 31 Millionen Tonnen bis 2050 bringen. Wenn 30 Prozent der Neuzulassungen Kleinwagen wären, würde der Materialbedarf um fast 8 Millionen Tonnen sinken. 

Im Bausektor könnten bis 2050 fast 49 Millionen Tonnen der vier Metalle eingespart werden, wenn sich die durchschnittliche Wohnfläche von über 47 Quadratmeter pro Person auf 35 Quadratmeter, den Wert von 1992, reduziert. Würde zudem der Bau neuer Einfamilienhäuser um vier statt zwei Prozent pro Jahr zurückgehen, könnten weitere knapp anderthalb Millionen Tonnen der Metalle in der Natur verbleiben. 

Den Primärrohstoffverbrauch der Metalle durch Recycling zu reduzieren, ist ebenfalls möglich. Die Mengen an Kupfer und Aluminium, die dafür zur Verfügung stehen, seien aber nicht groß genug, um den Einsatz von Sekundärmaterial substanziell zu steigern, schreiben die Autoren der Studie mit Verweis auf eine andere, noch unveröffentlichte Untersuchung. Bei Eisen und Stahl gebe es deutlich größere Potenziale, die allerdings nur genutzt werden könnten, wenn der Recyclingsektor ausgebaut würde. 

Abrufbar ist die Studie ab dem heutigen Donnerstag um 9:00 Uhr auf der Website von Powershift. nh 

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  • Rohstoffe

Initiative kritisiert Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern

Die Initiative Faire Landarbeit hat ihren Jahresbericht 2023 vorgestellt. Demnach wurden Saisonarbeitskräfte in Deutschland auch im vergangenen Jahr unter kritikwürdigen Bedingungen beschäftigt. Größtes Problem sei die Bezahlung unterhalb des Mindestlohns. Außerdem werde ihnen der volle Krankenversicherungsschutz und der Erwerb von Rentenansprüchen in Deutschland verweigert. “Indem wir sie zu Beschäftigten zweiter Klasse machen, untergraben wir bei diesen Menschen und in ihren Herkunftsländern das Vertrauen auf ein solidarisches und sozial gerechtes Europa”, sagt Harald Schaum, Bundesvorsitzender der IG Bau-Agrar-Umwelt. 

Arbeitskräfte aus Osteuropa spielen in der Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2020 insgesamt 274.700 Personen als Saisonarbeitskräfte in Deutschland tätig. Ihr Anteil an allen Beschäftigten in der Landwirtschaft lag bei 30 Prozent. 

Um ihre Situation zu verbessern, fordert die Initiative: 

  • Kurzfristig Beschäftigte in der Landwirtschaft müssen Anspruch auf den vollen Krankenversicherungsschutz erhalten. 
  • Kurzfristig Beschäftigte in der Landwirtschaft müssen sich einen Rentenanspruch erarbeiten können. 
  • Eine deutliche Ausweitung der Betriebsprüfungen und Kontrollen ist notwendig. 
  • Eine manipulationssichere Arbeitszeiterfassung und die rechtzeitige Auszahlung des Arbeitslohns müssen sichergestellt werden. 
  • Die Kosten für die Unterbringung in Gruppenunterkünften müssen vom Arbeitgeber getragen werden. 
  • Mindeststandards in der kontingentierten kurzzeitigen Beschäftigung müssen sichergestellt werden. 

Die Grundlage für den Jahresbericht bildeten 47 Feldaktionen von insgesamt 18 Teams, bei denen die Initiative in direkten Kontakt mit mehr als 3.300 Saisonarbeitskräften kam. 80 Prozent der angetroffenen Beschäftigten waren Frauen und Männer aus Rumänien, darunter ein hoher Anteil von Angehörigen der ungarischsprachigen Minderheit in Rumänien. 

In der Initiative Faire Landwirtschaft haben sich die IG Bau, gewerkschaftliche und kirchliche Beratungsstellen sowie der Europäische Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW) zusammengeschlossen. ch 

  • Landwirtschaft

Asset Management: Teilnehmende für Umfrage zu Diversität gesucht

Das Diversity Project Europe (DPE) und PwC Schweiz führen eine Umfrage zum aktuellen Status von Diversität, Gleichstellung und Inklusion in der europäischen Asset-Management-Branche durch. Vermögensverwalter sind aufgerufen, bis zum 26. April an der etwa 40-minütigen Umfrage teilzunehmen.
 
Die Erhebung ist Teil eines Forschungsprojekts, das den Fortschritt von Diversität in zehn europäischen Ländern untersucht. Dieser soll anschließend mit dem Stand in Großbritannien, den USA und im Asien-Pazifik-Raum verglichen werden. Die Ergebnisse sollen laut DPE im Juni 2024 veröffentlicht werden. Das Diversity Project Europe versteht sich laut eigener Aussage als grenz- und unternehmensübergreifende Initiative, die zu einer “wahrhaftig diversen und inklusiven Asset-Management-Industrie” in Europa beitragen will, die die “bestmöglichen finanziellen Ergebnisse für unsere Kunden” erzielt. leo 

  • Diversität
  • Sustainable Finance

Presseschau

Germany’s Solar Panel Industry, Once a Leader, Is Getting Squeezed – The New York Times
Bis China vor einem Jahrzehnt die Produktion von Solarmodulen hochfuhr und zum unangefochtenen Weltmarktführer wurde, war Deutschland in dieser Technologie führend. Heute, schreibt Melissa Eddy, sind die letzten verbliebenen Hersteller in Deutschland zwischen den niedrigen Preisen Chinas und der protektionistischen Politik der USA gefangen – selbst bei steigender Nachfrage. Zum Artikel

Klimawandel und Schäden: 280 Milliarden Dollar durch Katastrophen – Baseler Zeitung
Naturkatastrophen haben im vergangenen Jahr weltweit Schäden in Höhe von 280 Milliarden US-Dollar verursacht. Davon waren 108 Milliarden versichert, wie die Swiss Re mitteilte. Der Schweizer Rückversicherer schätzt, dass sich die Schäden angesichts steigender Temperaturen und zunehmender Wetterextreme in den nächsten zehn Jahren verdoppeln könnten. Zum Artikel

Der französische Atom-Flop – Spiegel
Frankreich setzt auf Nuklearenergie und schützt seinen staatlichen Energieerzeuger EDF auch dann, wenn es mal wieder teuer wird, berichtet Leo Klimm. Jüngstes Beispiel sei der Druckwasserreaktor Flamanville 3, der bereits vor 12 Jahren hätte ans Netz gehen sollen – und mit 19,1 Milliarden Euro sechsmal so teuer werde wie ursprünglich geplant. Die französische Politik ficht das nicht an, trotz der regelmäßigen negativen Bilanzen. Zum Artikel

CSR von unten nach oben: Mitarbeitende als Motor des Wandels – Haufe
Viele Unternehmen wollen Verantwortung übernehmen und streben eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie an. Doch die Umsetzung von CSR-Plänen ist nicht immer einfach. Hier kann ein Bottom-up-Ansatz helfen, bei dem Initiativen der Mitarbeitenden ein zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie sind, schreibt Verena Deller. Zum Artikel

Greenwashing-Vorwurf: Booking stoppt Nachhaltigkeits-Label – Hotel vor 9
Booking stoppt mit sofortiger Wirkung das weltweite Travel-Sustainable-Programm. Darüber hatte das Buchungsportal bestimmte Hotels in Form von grünen Blättern als besonders nachhaltig ausgezeichnet. Die niederländische Verbraucherschutzbehörde (ACM) hatte das Programm als irreführend eingestuft. Zum Artikel

Milliarden Euro für Elefant und Erdmännchen – Zeit Online
Ende 2022 wurde auf der COP15 für Biodiversität ein Abkommen zum Naturschutz verabschiedet. Demzufolge will man bis 2030 30 Prozent der Landflächen und Ozeane schützen sowie 30 Prozent geschädigte Natur renaturieren. Gelingen soll das mit “Biodiversity-Credits”, die ähnlich wie CO₂-Zertifikate funktionieren. Derzeit wird das Konzept umgesetzt – und lässt trotz Anlaufschwierigkeiten auf positive Resultate hoffen, berichtet Tin Fischer. Zum Artikel

Heads

Tobias Bischof-Niemz denkt die Energiewende systemisch

Tobias Bischof-Niemz wird demnächst öfter in Namibia unterwegs sein.

Tobias Bischof-Niemz organisiert Energiewende-Projekte des Unternehmens Enertrag von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Am 1. April rückt er in den Vorstand der europäischen Aktiengesellschaft der Firma auf, für die er seit 2017 aktiv ist. Er wird dann für internationale Projekte und neue Technologie verantwortlich sein.

Enertrag hat große Pläne: Das Unternehmen mit 209 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 plant Investitionen in erneuerbare Energien auf beinahe allen Kontinenten. In Spanien, Vietnam, Südafrika und Uruguay ist das Unternehmen aus der Brandenburger Uckermark bereits mit Büros vertreten. Allein ein Wasserstoffprojekt in Namibia hat ein Investitionsvolumen von mindestens zehn Milliarden US-Dollar. In weiteren Märkten laufen Erkundungen.

Mit Blick auf die Projekte, wie jenes in Namibia, sieht Bischof-Niemz eine große Verantwortung bei sich und seinem Unternehmen: “Namibia könnte sich innerhalb von einer Generation industrialisieren”, sagt er. Er rechnet vor, dass mit Investitionen wie denen von Enertrag das Bruttoinlandsprodukt von Namibia, bislang pro Jahr etwa 12,5 Milliarden US-Dollar, vervielfacht werden könnte. Tatsächlich plant die Regierung, basierend auf den sehr guten natürlichen Bedingungen für Sonnen- und Windstrom und viel Platz in dem dünn besiedelten Land, viele weitere Wasserstoff- und Industrialisierungsprojekte. Enertrag liefert dafür eine Blaupause.

Wasserstoff aus Erneuerbaren

Bischof-Niemz erklärt den systemischen Ansatz des Unternehmens: Solarpanele und Windräder sollen den Strom für Elektrolyseure herstellen, die Wasserstoff produzieren. Eine Meerwasser-Entsalzungsanlage liefert das benötigte Wasser, Pipelines verbinden die Anlagen. An deren Endpunkt steht die Umwandlung des Wasserstoffs zu Ammoniak, der schließlich für den industriellen Einsatz exportiert werden kann.

Systeme faszinieren den 47 Jahre alten Bischof-Niemz schon seit Langem. “Während meines Studiums und der Promotion habe ich immer sehr funktional auf Systeme geschaut”, erklärt er. “Das gibt es im Deutschen nicht, aber im Englischen wäre ich ein Systems Engineer”. In seiner Promotionsforschung an der TU Darmstadt untersuchte er, ob sich der Bremsweg von Kraftfahrzeugen mittels “systemdynamisch abgeleiteter Regelungstechnik” von Stoßdämpfern verkürzen ließe – zwar erfolgreich, doch während der Forschung fragte er sich, ob er den Rest seines Berufslebens “mit der zweiprozentigen Restoptimierung von PKWs” zubringen wolle.

Er entschied, sich stattdessen dem Bremsen des Klimawandels durch erneuerbare Energien zu widmen. Zunächst sattelte er noch einen Master an der Columbia-Universität in New York auf, in dem er sich mit der Regulierung von Energiemärkten auseinandersetzte, um anschließend bei der Boston Consulting Group Unternehmen dazu zu beraten. Ein Kunde war der südafrikanische staatliche Energiekonzern Eskom, der daraufhin sein nächster Arbeitgeber wurde.

Bei Eskom in Johannesburg sollte Bischof-Niemz den Ausbau von Wind- und Sonnenstrom voranbringen – in dem Land mit großen Kohlevorkommen ein von Vielen belächeltes Vorhaben, so der Ingenieur. Zwei Jahre befasste er sich bei Eskom mit der Systemintegration erneuerbaren Stroms, drei weitere Jahre leitete er den Energiebereich des renommierten staatlichen Forschungsinstituts Council for Scientific and Industrial Research in Pretoria.

Transformation und Geopolitik

Das war keine einfache Zeit für ihn, denn die südafrikanische Energiepolitik zeigte sich widersprüchlich: Auf der einen Seite standen die Unternehmen des Kohlebergbaus. Auf der anderen Seite beschloss der regierende African National Congress (ANC) aus geostrategischen Gründen genau zu dieser Zeit (Mitte der 2010er Jahre) den Ausbau der Atomkraft: Russische Unternehmen sollten den 76 Milliarden US-Dollar-Deal umsetzen und die beiden BRICS-Mitglieder dauerhaft aneinander binden.

Dazwischen standen Wind und Sonne, ohne mächtige Lobby, aber mit dem Argument unschlagbar billigen Stroms unter den günstigen natürlichen Gegebenheiten des Landes. Am Ende setzte sich keine Seite durch: Die Atompläne wurden inzwischen massiv abgespeckt, während die Kohlemeiler zerbröselten und der Ausbau der Erneuerbaren zu langsam voranging. Inzwischen verfeuert das Land teuren und schmutzigen Diesel, um die größten Auswirkungen des massiven Strommangels abzufedern. Eine emotional aufreibende Erfahrung. “Es war am Ende schon ein maßgeblicher Grund, warum wir das Land dann verlassen haben”, sagt Bischof-Niemz.

Viel optimistischer blickt er auf das Namibia-Projekt, das kürzlich vom deutschen Wirtschaftsministerium zu einem potenziellen “strategischen Projekt” der Wirtschaftsförderung auserkoren wurde. Denn in Namibia, sagt Bischof-Niemz, gäbe es keine althergebrachten Interessen im Energiebereich. Vielmehr müsse das Land Kohlestrom aus Südafrika importieren. Auch diesen Nachteil will er umkehren: Mit überschüssigem Strom aus dem Enertrag-Projekt könne Namibia sich zu einem guten Teil selbst versorgen, vielleicht sogar zum Stromexporteur in das Nachbarland werden.

Selbstverständlich schlägt der “Systems Engineer” vor, mit dem potenziellen Energiereichtum systemisch umzugehen. Schließlich könnten rund um Ammoniak und Wasserstoff ganze Industrien neu entstehen, etwa für grünen Stahl. “Es gibt ja in der Region nicht nur in Namibia, auch in Südafrika sehr viel Eisenerz, was heute schon für die Stahlherstellung, auch für den Export, verwendet wird. Und natürlich kann sich da auch Namibia positionieren als ein großer Stahlhersteller.” Alex Veit

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Dessert

Angeblich sind sie nachhaltiger geworden, die Kollegen in Gold. Oder doch nicht?

Mein Tipp zum Osterfest: Schwarze Hasen aus fairem Kakao

Osterzeit ist Schokohasenzeit. Für die deutsche Süßwarenindustrie bedeutet das Hochkonjunktur. 240 Millionen der süßen Tierchen wurden hierzulande für das bevorstehende Osterfest produziert. Das sind 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Laut dem Branchenverband BDSI ist aber nicht nur die Produktion gestiegen. Die Schokohasen seien auch nachhaltiger geworden. So stammten inzwischen mehr als 80 Prozent des verwendeten Kakaos aus zertifiziertem Anbau. Viele Hersteller hätten dazu eigene Programme aufgelegt oder sich an Initiativen beteiligt, um “den Kakaoanbau produktiver und klimaresistenter zu gestalten, die Umwelt zu schützen und die Entwaldung zu bekämpfen sowie die Rechte der Menschen in der Lieferkette zu respektieren”.

Entwicklungspolitische Organisationen wie Inkota bezweifeln jedoch, dass alle diese Labels wirklich seriös sind. Bei einigen gehen sie schlicht von Etikettenschwindel aus.

Für die Nachhaltigkeit von Schokohasen spielt neben der Lieferkette des Kakaos auch eine Rolle, ob es sich um schwarze, braune oder weiße Hasen handelt. Das hat das Schweizer Beratungsunternehmen ESU-Services herausgefunden, das sich auf die Ökobilanzierung von Produkten und Dienstleistungen spezialisiert hat. Dazu wurden “der CO₂-Fußabdruck und der europäische Umweltfußabdruck für ein Fallbeispiel von 100 Gramm Osterhasen aus schwarzer, weißer oder Milchschokolade” berechnet.

In beiden Fällen schnitt der Osterhase aus schwarzer Schokolade am besten ab, gefolgt von seinem Pendant aus Milch- und weißer Schokolade. Verantwortlich dafür sei die jeweils verwendete Menge an Milchpulver. Die ESU-Empfehlung zu Ostern lautet daher: “Lieber zu schwarzen Schokoladenhasen greifen als zu weißen.” Aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Carsten Hübner

  • Nachhaltigkeit

ESG.Table Redaktion

ESG.TABLE REDAKTION

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    die Müllberge wachsen, fast egal, wohin man schaut. Nehmen wir nur mal die Textilbranche. Weil die Hersteller ihre globale Faserproduktion bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2000 nahezu verdoppeln werden, steigt auch automatisch die Menge an entsorgten Jeans, T-Shirts und anderen Stücken drastisch. Was lässt sich tun?

    Das Gründer-Duo der kleinen Manufaktur Bridge&Tunnel hat eine smarte Antwort. Es nimmt den Textilmüll großer Unternehmen, macht daraus neue Stücke oder repariert kleine Fehler und gibt die Ressourcen wieder in den Kreislauf zurück. Unsere Autorin Sarah Kröger hat sich das – leider zukunftsfähige – Geschäftsmodell angesehen und porträtiert das Hamburger Sozialunternehmen.

    Lösungsorientiert will auch der IRA sein, der “Inflation Reduction Act” von US-Präsident Joe Biden. Er soll die Wirtschaft voranbringen und über ein “Tax Credit”-System für Investitionen in grüne Technologien sorgen. Wie das funktioniert und warum europäische Unternehmen neidisch nach Amerika blicken, beschreibt Laurin Meyer.

    Und dann, zum Osterfest, müssen wir uns einmal kurz den Hasen widmen. Und der Frage, was Sie bevorzugen: dunkle oder weiße Schokolade? Da gibt’s nämlich Unterschiede, wie Carsten Hübner in seinem Dessert erklärt. Und er spricht dabei nicht vom Geschmack.

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    Auf die jüngste Transaktion ist man bei First Solar besonders stolz. Schließlich ist sie nicht weniger als eine der Ersten ihrer Art. Für bis zu 700 Millionen Dollar will der amerikanische Photovoltaikhersteller ihm zustehende Steuergutschriften veräußern. Der Käufer, US-Finanzdienstleister Fiserv, zahlt 96 Cent für jeden Dollar, den sich First Solar beim Staat erstatten lassen könnte. Firmenchef Mark Widmar sieht sich damit als Vorreiter. “Diese Vereinbarung schafft einen wichtigen Präzedenzfall für die Solarbranche”, sagt er

    Der Handel mit Tax Credits wird zum Milliardenmarkt

    Mit milliardenschweren Förderungen aus dem Inflation Reduction Act lockt die US-Regierung derzeit Privatkapital für grüne Technologien an. Investieren Unternehmen beispielsweise in erneuerbare Energieprojekte, qualifizieren sie sich für üppige Steuergutschriften. In der EU schaut man neidisch auf den Mechanismus des IRA, der es den Unternehmen einfach macht, an Unterstützung zu kommen.

    Ein weiterer Vorteil des IRA liegt darin, dass die Subventionsempfänger nicht gezwungen sind, die Ansprüche auch selbst einzulösen. Sie können ihre Gutschriften niedrigschwellig weiterverkaufen, nachdem die US-Regierung den Prozess dafür im vergangenen Jahr erleichtert hat. Die Maßnahme zeigt bereits Wirkung: Der Handel mit den Tax Credits wächst zu einem Multimilliardenmarkt heran. Experten sehen darin besonders für Startups im Cleantech-Bereich eine große Chance. 

    Mit dem Prinzip der Übertragbarkeit will die US-Regierung ermöglichen, dass Unternehmen die zugesagten Steuererleichterungen auch voll ausnutzen können. Denn oft zeigt sich ein praktisches Problem: Machen anspruchsberechtigte Firmen keine Gewinne, müssen sie keine Körperschaftssteuer zahlen – und können so auch einige Erleichterungen gar nicht erst geltend machen. Daneben kann es mehrere Jahre dauern, bis die US-Behörden die vollständigen Steuerrückerstattungen anrechnen. Über den Verkauf ihrer Ansprüche können sich Unternehmen deutlich früher Liquidität beschaffen. Käufer wiederum profitieren von den Abschlägen, die ihnen die Verkäufer gewähren. Laut den Daten des US-Finanzdienstleisters Reunion lag der Preis je Dollar an Steuergutschrift im vergangenen Jahr zwischen 0,88 und 0,95 Dollar – abhängig von der Art der Gutschrift.

    Kapitalzugang für neue Technologien verbessert sich

    Insgesamt elf Gutschriftentypen kommen für eine Übertragbarkeit infrage, darunter für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen, neue Technologien zur Kohlenstoffabscheidung oder Investitionen in sauberen Wasserstoff. Bereits für das vergangene Jahr wurde das Volumen an übertragbaren Gutschriften auf sieben bis neun Milliarden Dollar geschätzt, erklärt die Beratungsgesellschaft KPMG auf Anfrage von Table.Briefings. “Wir gehen davon aus, dass sie im Jahr 2026 vier- bis fünfmal so groß sein werden”, sagt KPMG-Energieexperte George Ward. Schließlich würden in den Jahren 2024 und 2025 viele Tax Credits zum ersten Mal zum Tragen kommen, wenn anspruchsberechtigte Unternehmen ihre neuen Projekte in Betrieb nehmen. Ein Beispiel: “Einer unserer Kunden beanspruchte im Jahr 2023 Gutschriften in Höhe von fünf Millionen Dollar. Wir erwarten, dass dieser Kunde im Jahr 2025 über 100 Millionen Dollar an übertragbaren Gutschriften beanspruchen wird”, sagte Ward. 

    Und so haben sich längst auch erste Abwickler auf die Gutschriftentransaktionen spezialisiert, darunter etwa Crux Climate. Das US-Unternehmen will auf seiner Plattform zwischen Anbietern und potenziellen Käufern sowie Banken und Steuerberatern vermitteln. Aus Sicht der Gründer ist das besonders für grüne Startups eine enorme Chance. “Die Übertragbarkeit hat den Kapitalzugang für kleinere Projekte und neue Technologien erheblich verbessert”, erklärte Crux Climate-Mitbegründer Alfred Johnson im Gespräch mit Table.Briefings. Schließlich könnten sie ihre Gutschriften direkt an Dritte verkaufen – und so zu oft dringend benötigter Liquidität umwandeln.

    Bürokratische Hürden fallen weg

    Das zeige sich auch in den Zahlen, sagte Johnson. Laut einer aktuellen Studie von Crux Climate entfielen im vergangenen Jahr rund 80 Prozent der Transaktionen auf Projekte, die jeweils ein Volumen von weniger als 50 Millionen Dollar aufwiesen. Vorhaben dieser Größe seien bislang oft zu klein gewesen, um einen traditionellen Steuerbeteiligungsinvestor anzuziehen, sagte Johnson. Zwar ist das Veräußern von Tax Credits in den USA nicht neu. Insbesondere in der Solarbranche basiert die amerikanische Förderpolitik seit Jahrzehnten auf Steuergutschriften. In der Regel mussten Kapitalgeber aber Miteigentümer der Projekte werden, um die erteilten Steuergutschriften in Anspruch zu nehmen – eine hohe Hürde, die nun wegfällt

    Unternehmen wie der US-Finanzdienstleister Reunion sprechen bei den Transaktionen aber auch von zwei Kernrisiken. Zum einen sollten Käufer sicherstellen, dass die Tax Credits auch ordnungsgemäß beantragt worden sind – sie also formelle Fehler ausschließen können. Zum anderen sollten sie sich gegen mögliche Rückforderungen durch die Steuerbehörden absichern, rät das Unternehmen. Je nach Gutschriftentyp drohen diese etwa dann, wenn ein Investitionsprojekt innerhalb einer bestimmten Frist doch noch scheitert oder veräußert wird. Weil der Käufer das Risiko trägt, beinhalten die Verträge oft Entschädigungsklauseln. Daneben sichern sich Käufer häufig auch über spezielle Steuergutschriftsversicherungen ab. Die Höhe der Police hängt dann von der jeweiligen Deckung und dem geschätzten Risiko ab. 

    Geld fließt in Investitionen in FuE

    Bei First Solar sorge die Transaktion dafür, dass der Hersteller “weiterhin in Schlüsselaspekte des Wachstums wie Forschung und Entwicklung” investieren könne, erklärte Finanzchef Alex Bradley in einer Stellungnahme. Mehr als zwei Milliarden Dollar sollen in neue Produktionsanlagen in Alabama und Louisiana fließen, außerdem will das Photovoltaikunternehmen seine bestehende Niederlassung in Ohio ausbauen. Und mit weiteren 370 Millionen Dollar soll ein Entwicklungszentrum in Perrysburg entstehen. Laurin Meyer

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    12,6 Millionen Tonnen Textilabfall pro Jahr in der EU: Zwei Unternehmerinnen setzen Upcycling in den Fokus

    Gründerinnen Constanze Klotz (links) und Hanna Charlotte Erhorn: “Wir brauchen politischen Rückenwind und eine klare Gesetzgebung.”

    Toyota, Tchibo, Levi’s, Veolia und der FC St. Pauli haben schon mit Bridge&Tunnel zusammengearbeitet. Sie haben Jeans von Mitarbeitenden, Reste von Kollektionen, unverkaufte Sweater und abgelegte Arbeitskleidung verpackt und nach Wilhelmsburg im Süden Hamburgs geschickt. Dort, in einer Werkstatt, wurden sie von Näherinnen auseinandergenommen und zu neuem Leben erweckt: Aus den Sweatern wurden Schürzen und Fahrradtaschen, aus der Arbeitskleidung Gürteltaschen, aus den Resten Accessoires für Kinder. Erst kürzlich haben sie für den Windkraftanbieter Siemens Gamesa aus alten Planen Reisetaschen hergestellt. Oft verschenken ihre Auftraggeber diese Produkte an ihre Mitarbeiter zu Weihnachten oder einem anderen Anlass. “Manche haben aber auch eigene Absatzkanäle für die upgecycelten Textilreste”, sagt Constanze Klotz.

    Zusammen mit Hanna Charlotte Erhorn hat sie Bridge&Tunnel 2016 gegründet, ein Sozialunternehmen, das sich auf das Wiederverwerten von Textilabfällen spezialisiert hat. Ihre Näherinnen sind Frauen, die handwerklich talentiert und motiviert sind, wie die Gründerinnen sagen, aber wenig Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Ihnen wollen Klotz und Erhorn helfen – und zugleich etwas zur Ressourcenschonung beitragen. Die Müllberge, die anfallen, sind nämlich gigantisch.

    Laut der Europäischen Kommission kommt in der EU jährlich 12,6 Millionen Tonnen Textilabfall dazu. 5,2 Millionen davon sind getragene Kleidung und Schuhe. Nur 22 Prozent werden wiederverwendet oder recycelt. Die Verschwendung ist auch deshalb ein Problem, weil die Produktion der Waren schädlich für Mensch, Natur und Klima ist. 2020 war der Textilsektor die drittgrößte Quelle für Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch, es werden große Mengen Mikroplastik freigesetzt, der weltweite Anteil der Modebranche an den Treibhausgasemissionen soll Schätzungen zufolge bei zehn Prozent liegen.

    Kreislaufwirtschaft statt “Fast Fashion”

    Die EU will diese “Fast Fashion”-Folgen eindämmen. Textilien sollen haltbarer, reparierbarer und recycelbar werden. Ihr Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft sieht unter anderem neue Ökodesign-Anforderungen vor, nach denen europäische Unternehmen unverkaufte Kleidung etwa bald nicht mehr vernichten dürfen.

    Bridge&Tunnel möchte die neuen und kommenden Verordnungen für sich nutzen. Neben dem Upcycling sei ein wichtiger Baustein für zirkuläres Handeln die Reparatur, so Constanze Klotz. Deshalb baut das Duo derzeit zusätzlich einen Reparaturservice für Neu- und Retourenware auf. Immer wieder höre sie von Unternehmen, dass kleine Produktionsfehler bei Neuware auftreten, zum Beispiel fehlende Knöpfe, zu lange Ärmel oder nachzuarbeitende Nähte. Auch bei Retouren sind oft Mängel vorhanden, die sich leicht reparieren lassen, sagt sie. “Diese Sachen müssen nicht zerstört werden. Sie lassen sich einfach tragbar machen.” Bisher haben sie erste Testläufe mit Unternehmen gemacht, in diesem Jahr nun soll es darum gehen, die Prozesse zu verfeinern und ein sich tragendes Geschäftsmodell daraus zu machen.

    Angefangen hat alles vor neun Jahren. Klotz und Erhorn leiteten damals ein Projekt der Internationalen Bauausstellung, einen textilen Coworking-Space. Darin konnten sich Mode- und Textildesigner einmieten und nähen. Eines Tages entstand die Idee, einen benachbarten deutsch-türkischen Nähclub zu sich einzuladen. Die Frauen konnten hervorragend nähen, hatten aufgrund fehlender Zertifikate jedoch noch nie einen sozialversicherungspflichtigen Job in Deutschland.

    Klotz und Erhorn beschlossen, daraus mehr zu machen. Zumal sie täglich sahen, welche Mengen an Alttextilien anfallen: Große Lastwagen lieferten der Kleiderkammer in ihrem Gewerbehof immer neue Reste an. “Die Mengen, die da herangeschafft wurden, waren krass”, sagt die promovierte Kulturwissenschaftlerin Klotz. Testläufe mit gebrauchten Jeans liefen gut – also gründeten sie ihr Label und stellten einige der Frauen aus dem Nähclub ein, zunächst unter dem Dach einer gemeinnützigen Trägergesellschaft.

    “Industrie muss endlich Verantwortung übernehmen”

    Neben Jeans verarbeitet Bridge&Tunnel Samt, Leinen oder auch mal Wollvlies-Überschüsse einer Raumakustikfirma. Die Stoffe werden von Unternehmen und von Privatpersonen gespendet – die die neu kreierten Designs dann anschließend in dem Online-Shop kaufen können. Darunter: ein “Bucket Hat” aus schneeweißem Denim, eine Brötchentüte aus Leinen oder eine knallrote Geldbörse aus ehemaligen Schulvorhängen. Zu zwölft sind sie bei Bridge&Tunnel inzwischen, die Näherinnen kommen zum Beispiel aus Indien oder Ghana, und der Materialnachschub reißt nicht ab. Der Umsatz kommt zur Hälfte von Privatkunden und zur anderen Hälfte aus dem B2B-Geschäft.

    Wenn Unternehmen sich mit ihren Textilien an die kleine Manufaktur wenden, können sie eine Idee für Upcycling mitbringen, müssen das aber nicht. In dem Fall erarbeiten Klotz und Erhorn eigene Vorschläge. Dabei müssen sie sehr genau hinsehen. “Da wir mit schon zugeschnittenen Textilien arbeiten, sind wir begrenzt, was unser Endprodukt betrifft”, so Klotz.

    Wenn sie auf die Textilbranche blickt, vor allem die Akteure, die ihre Kosten für Umwelt, Mensch und Klima externalisieren, ärgert sie sich. “Wer nachhaltig agiert, hat einen Wettbewerbsnachteil. Das ist nicht okay. Wir brauchen politischen Rückenwind und eine klare Gesetzgebung.” Begrüßen würde sie zum Beispiel einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Firmen, die nachweislich nachhaltig produzieren. “Die Bekleidungsindustrie muss endlich für ihre Resttextilien Verantwortung übernehmen”, sagt sie. “Da sie das nicht aus Idealismus macht, braucht es eine wirtschaftliche Motivation. Hier muss die Politik die Weichen stellen.” Sarah Kröger

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    News

    BlackRock-Chef empfiehlt “positive Wirkung der Kapitalmärkte” 

    In seinem jüngsten “Chairmans Letter” widmet sich BlackRock-Vorstandschef Larry Fink, dessen Unternehmen als weltgrößter Vermögensverwalter gilt, auch ausführlich den Themen Infrastruktur und Energie und den globalen Bemühungen, die Wirtschaft zu dekarbonisieren. Die Nachfrage in diesem Bereich sei enorm, da viele Länder auf “kohlenstoffärmere Energiequellen umsteigen und gleichzeitig ihre Energieversorgung sichern” wollten, so Fink.

    Die Energiewende verlaufe allerdings nicht in einer geraden Linie, sondern vollziehe sich in verschiedenen Teilen der Welt auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Tempo. Für das Infrastrukturgeschäft von BlackRock bedeute das, noch schneller als in den vergangenen Jahren wachsen zu müssen, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können.

    Zugleich sorgt sich Fink um das mangelnde Vertrauen der jungen Generation in die Zukunft. Die heutigen Generationen hätten sich zu sehr auf ihr “eigenes finanzielles Wohlergehen konzentriert, zum Nachteil derjenigen, die nach ihnen kommen”. Seine Empfehlung: Dem fehlenden Optimismus der Jugend sollte, wie den meisten anderen Problemen der Gegenwart, “die positive Wirkung der Kapitalmärkte” entgegengesetzt werden. In seiner gesamten Länge kann man den Brief hier lesen. lf

    • Finanzen

    US-Bundesstaaten verklagen Präsident Biden wegen LNG-Moratorium

    Die klagenden Staaten wollen erreichen, dass das im Januar dieses Jahres verhängte Moratorium für die Genehmigung neuer Exportterminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) aufgehoben wird. Deutschland und die EU gehörten 2023 zu den größten Abnehmern von LNG aus den USA.

    Die Kläger werfen der Biden-Administration vor, das Gesetz und die verfassungsmäßige Ordnung zu missachten und nicht nur der Branche, sondern auch der Wirtschaft der betroffenen Bundesstaaten zu schaden. “Diese illegalen Maßnahmen lassen den Klägern keine andere Wahl, als sich an die Gerichte zu wenden, um das Gesetz durchzusetzen”, heißt es in der Klageschrift.

    Die USA haben sich in den letzten Jahren zum weltweit größten LNG-Exporteur entwickelt. Für Bundesstaaten wie Texas und Louisiana ist Flüssigerdgas zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Grundlage dafür ist die massiv ausgeweitete Erdgasförderung mittels Fracking, die mittlerweile rund 80 Prozent des Fördervolumens ausmacht.

    Das umstrittene Moratorium ist zeitlich nicht begrenzt. Die US-Regierung will die Zeit nutzen, um die Umwelt-, Klima- und Gesundheitsrisiken einer Neubewertung zu unterziehen, die mit dem LNG-Export verbundenen sind. Hinzu kommt, dass auf dem internationalen Markt höhere Preise gezahlt werden, was in den letzten Jahren zu einem Anstieg der Energiepreise in den USA geführt hat.

    Bereits Mitte März hatte das US-Repräsentantenhaus einem Gesetzentwurf der Republikaner zugestimmt, der dem US-Energieministerium die Kompetenz entziehen soll, über die Genehmigung von LNG-Terminals mitzuentscheiden. Künftig soll allein die Federal Energy Regulatory Commission (FERC), eine unabhängige Bundesbehörde zur Regulierung des Energiesektors, dafür zuständig sein. Bisher müssen beide zustimmen.

    Obwohl auch neun demokratische Abgeordnete für den Gesetzentwurf gestimmt haben, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er im demokratisch kontrollierten Senat eine Mehrheit finden wird. Auch das Weiße Haus hat bereits seinen Widerstand angekündigt. In einer Erklärung heißt es, das Gesetz untergrabe die Möglichkeit sicherzustellen, “dass der Export einer kritischen und strategischen Ressource den wirtschaftlichen, energiepolitischen, außenpolitischen und ökologischen Interessen der Vereinigten Staaten entspricht.” ch

    • Energiewende
    • LNG
    • USA

    Metalle: Mobilitäts- und Bausektor sind Hebel für Einsparungen

    Weniger Kfz-Neuzulassungen, leichtere Autos, mehr Mehrfamilienhäuser und weniger Wohnfläche – das sind laut einer neuen Studie Hebel, um den Verbrauch von Kupfer, Aluminium, Eisen und Nickel zu reduzieren. Im Auftrag der NGO Powershift hat das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) untersucht, wie groß die Reduktionspotenziale für diese Materialien als Primärrohstoff sind, die zusammen 94 Prozent des metallischen Rohstoffkonsums ausmachen. 

    Insgesamt wurden 2019 in Deutschland 168 Millionen Tonnen Metalle verbraucht. Diesen Wert zu senken, ist aus Sicht von Fachleuten nötig, um die Unabhängigkeit Deutschlands von Importen zu erhöhen und negative sozial-ökologische Folgen des Abbaus und der Verarbeitung der Rohstoffe zu verhindern. Gleichzeitig wird der Bedarf wegen der Energiewende stark steigen – zum Beispiel für den Bau von Windrädern, Solarpanelen und Elektrofahrzeugen.

    Geringere Wohnfläche könnte fast 49 Millionen Tonnen sparen

    Da ein Drittel des privaten Metallkonsums auf den Mobilitätssektor und ein Viertel aufs Wohnen und Bauen entfielen, nehmen die Forscher an, dass Einsparungen dort besonders effektiv sind. Ergebnisse für Mobilität: Pro Jahr 30 Prozent weniger neu zugelassene Pkws könnten eine Materialersparnis von rund 31 Millionen Tonnen bis 2050 bringen. Wenn 30 Prozent der Neuzulassungen Kleinwagen wären, würde der Materialbedarf um fast 8 Millionen Tonnen sinken. 

    Im Bausektor könnten bis 2050 fast 49 Millionen Tonnen der vier Metalle eingespart werden, wenn sich die durchschnittliche Wohnfläche von über 47 Quadratmeter pro Person auf 35 Quadratmeter, den Wert von 1992, reduziert. Würde zudem der Bau neuer Einfamilienhäuser um vier statt zwei Prozent pro Jahr zurückgehen, könnten weitere knapp anderthalb Millionen Tonnen der Metalle in der Natur verbleiben. 

    Den Primärrohstoffverbrauch der Metalle durch Recycling zu reduzieren, ist ebenfalls möglich. Die Mengen an Kupfer und Aluminium, die dafür zur Verfügung stehen, seien aber nicht groß genug, um den Einsatz von Sekundärmaterial substanziell zu steigern, schreiben die Autoren der Studie mit Verweis auf eine andere, noch unveröffentlichte Untersuchung. Bei Eisen und Stahl gebe es deutlich größere Potenziale, die allerdings nur genutzt werden könnten, wenn der Recyclingsektor ausgebaut würde. 

    Abrufbar ist die Studie ab dem heutigen Donnerstag um 9:00 Uhr auf der Website von Powershift. nh 

    • Kreislaufwirtschaft
    • Metalle
    • Recycling
    • Rohstoffe

    Initiative kritisiert Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern

    Die Initiative Faire Landarbeit hat ihren Jahresbericht 2023 vorgestellt. Demnach wurden Saisonarbeitskräfte in Deutschland auch im vergangenen Jahr unter kritikwürdigen Bedingungen beschäftigt. Größtes Problem sei die Bezahlung unterhalb des Mindestlohns. Außerdem werde ihnen der volle Krankenversicherungsschutz und der Erwerb von Rentenansprüchen in Deutschland verweigert. “Indem wir sie zu Beschäftigten zweiter Klasse machen, untergraben wir bei diesen Menschen und in ihren Herkunftsländern das Vertrauen auf ein solidarisches und sozial gerechtes Europa”, sagt Harald Schaum, Bundesvorsitzender der IG Bau-Agrar-Umwelt. 

    Arbeitskräfte aus Osteuropa spielen in der Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2020 insgesamt 274.700 Personen als Saisonarbeitskräfte in Deutschland tätig. Ihr Anteil an allen Beschäftigten in der Landwirtschaft lag bei 30 Prozent. 

    Um ihre Situation zu verbessern, fordert die Initiative: 

    • Kurzfristig Beschäftigte in der Landwirtschaft müssen Anspruch auf den vollen Krankenversicherungsschutz erhalten. 
    • Kurzfristig Beschäftigte in der Landwirtschaft müssen sich einen Rentenanspruch erarbeiten können. 
    • Eine deutliche Ausweitung der Betriebsprüfungen und Kontrollen ist notwendig. 
    • Eine manipulationssichere Arbeitszeiterfassung und die rechtzeitige Auszahlung des Arbeitslohns müssen sichergestellt werden. 
    • Die Kosten für die Unterbringung in Gruppenunterkünften müssen vom Arbeitgeber getragen werden. 
    • Mindeststandards in der kontingentierten kurzzeitigen Beschäftigung müssen sichergestellt werden. 

    Die Grundlage für den Jahresbericht bildeten 47 Feldaktionen von insgesamt 18 Teams, bei denen die Initiative in direkten Kontakt mit mehr als 3.300 Saisonarbeitskräften kam. 80 Prozent der angetroffenen Beschäftigten waren Frauen und Männer aus Rumänien, darunter ein hoher Anteil von Angehörigen der ungarischsprachigen Minderheit in Rumänien. 

    In der Initiative Faire Landwirtschaft haben sich die IG Bau, gewerkschaftliche und kirchliche Beratungsstellen sowie der Europäische Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW) zusammengeschlossen. ch 

    • Landwirtschaft

    Asset Management: Teilnehmende für Umfrage zu Diversität gesucht

    Das Diversity Project Europe (DPE) und PwC Schweiz führen eine Umfrage zum aktuellen Status von Diversität, Gleichstellung und Inklusion in der europäischen Asset-Management-Branche durch. Vermögensverwalter sind aufgerufen, bis zum 26. April an der etwa 40-minütigen Umfrage teilzunehmen.
     
    Die Erhebung ist Teil eines Forschungsprojekts, das den Fortschritt von Diversität in zehn europäischen Ländern untersucht. Dieser soll anschließend mit dem Stand in Großbritannien, den USA und im Asien-Pazifik-Raum verglichen werden. Die Ergebnisse sollen laut DPE im Juni 2024 veröffentlicht werden. Das Diversity Project Europe versteht sich laut eigener Aussage als grenz- und unternehmensübergreifende Initiative, die zu einer “wahrhaftig diversen und inklusiven Asset-Management-Industrie” in Europa beitragen will, die die “bestmöglichen finanziellen Ergebnisse für unsere Kunden” erzielt. leo 

    • Diversität
    • Sustainable Finance

    Presseschau

    Germany’s Solar Panel Industry, Once a Leader, Is Getting Squeezed – The New York Times
    Bis China vor einem Jahrzehnt die Produktion von Solarmodulen hochfuhr und zum unangefochtenen Weltmarktführer wurde, war Deutschland in dieser Technologie führend. Heute, schreibt Melissa Eddy, sind die letzten verbliebenen Hersteller in Deutschland zwischen den niedrigen Preisen Chinas und der protektionistischen Politik der USA gefangen – selbst bei steigender Nachfrage. Zum Artikel

    Klimawandel und Schäden: 280 Milliarden Dollar durch Katastrophen – Baseler Zeitung
    Naturkatastrophen haben im vergangenen Jahr weltweit Schäden in Höhe von 280 Milliarden US-Dollar verursacht. Davon waren 108 Milliarden versichert, wie die Swiss Re mitteilte. Der Schweizer Rückversicherer schätzt, dass sich die Schäden angesichts steigender Temperaturen und zunehmender Wetterextreme in den nächsten zehn Jahren verdoppeln könnten. Zum Artikel

    Der französische Atom-Flop – Spiegel
    Frankreich setzt auf Nuklearenergie und schützt seinen staatlichen Energieerzeuger EDF auch dann, wenn es mal wieder teuer wird, berichtet Leo Klimm. Jüngstes Beispiel sei der Druckwasserreaktor Flamanville 3, der bereits vor 12 Jahren hätte ans Netz gehen sollen – und mit 19,1 Milliarden Euro sechsmal so teuer werde wie ursprünglich geplant. Die französische Politik ficht das nicht an, trotz der regelmäßigen negativen Bilanzen. Zum Artikel

    CSR von unten nach oben: Mitarbeitende als Motor des Wandels – Haufe
    Viele Unternehmen wollen Verantwortung übernehmen und streben eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie an. Doch die Umsetzung von CSR-Plänen ist nicht immer einfach. Hier kann ein Bottom-up-Ansatz helfen, bei dem Initiativen der Mitarbeitenden ein zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie sind, schreibt Verena Deller. Zum Artikel

    Greenwashing-Vorwurf: Booking stoppt Nachhaltigkeits-Label – Hotel vor 9
    Booking stoppt mit sofortiger Wirkung das weltweite Travel-Sustainable-Programm. Darüber hatte das Buchungsportal bestimmte Hotels in Form von grünen Blättern als besonders nachhaltig ausgezeichnet. Die niederländische Verbraucherschutzbehörde (ACM) hatte das Programm als irreführend eingestuft. Zum Artikel

    Milliarden Euro für Elefant und Erdmännchen – Zeit Online
    Ende 2022 wurde auf der COP15 für Biodiversität ein Abkommen zum Naturschutz verabschiedet. Demzufolge will man bis 2030 30 Prozent der Landflächen und Ozeane schützen sowie 30 Prozent geschädigte Natur renaturieren. Gelingen soll das mit “Biodiversity-Credits”, die ähnlich wie CO₂-Zertifikate funktionieren. Derzeit wird das Konzept umgesetzt – und lässt trotz Anlaufschwierigkeiten auf positive Resultate hoffen, berichtet Tin Fischer. Zum Artikel

    Heads

    Tobias Bischof-Niemz denkt die Energiewende systemisch

    Tobias Bischof-Niemz wird demnächst öfter in Namibia unterwegs sein.

    Tobias Bischof-Niemz organisiert Energiewende-Projekte des Unternehmens Enertrag von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Am 1. April rückt er in den Vorstand der europäischen Aktiengesellschaft der Firma auf, für die er seit 2017 aktiv ist. Er wird dann für internationale Projekte und neue Technologie verantwortlich sein.

    Enertrag hat große Pläne: Das Unternehmen mit 209 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 plant Investitionen in erneuerbare Energien auf beinahe allen Kontinenten. In Spanien, Vietnam, Südafrika und Uruguay ist das Unternehmen aus der Brandenburger Uckermark bereits mit Büros vertreten. Allein ein Wasserstoffprojekt in Namibia hat ein Investitionsvolumen von mindestens zehn Milliarden US-Dollar. In weiteren Märkten laufen Erkundungen.

    Mit Blick auf die Projekte, wie jenes in Namibia, sieht Bischof-Niemz eine große Verantwortung bei sich und seinem Unternehmen: “Namibia könnte sich innerhalb von einer Generation industrialisieren”, sagt er. Er rechnet vor, dass mit Investitionen wie denen von Enertrag das Bruttoinlandsprodukt von Namibia, bislang pro Jahr etwa 12,5 Milliarden US-Dollar, vervielfacht werden könnte. Tatsächlich plant die Regierung, basierend auf den sehr guten natürlichen Bedingungen für Sonnen- und Windstrom und viel Platz in dem dünn besiedelten Land, viele weitere Wasserstoff- und Industrialisierungsprojekte. Enertrag liefert dafür eine Blaupause.

    Wasserstoff aus Erneuerbaren

    Bischof-Niemz erklärt den systemischen Ansatz des Unternehmens: Solarpanele und Windräder sollen den Strom für Elektrolyseure herstellen, die Wasserstoff produzieren. Eine Meerwasser-Entsalzungsanlage liefert das benötigte Wasser, Pipelines verbinden die Anlagen. An deren Endpunkt steht die Umwandlung des Wasserstoffs zu Ammoniak, der schließlich für den industriellen Einsatz exportiert werden kann.

    Systeme faszinieren den 47 Jahre alten Bischof-Niemz schon seit Langem. “Während meines Studiums und der Promotion habe ich immer sehr funktional auf Systeme geschaut”, erklärt er. “Das gibt es im Deutschen nicht, aber im Englischen wäre ich ein Systems Engineer”. In seiner Promotionsforschung an der TU Darmstadt untersuchte er, ob sich der Bremsweg von Kraftfahrzeugen mittels “systemdynamisch abgeleiteter Regelungstechnik” von Stoßdämpfern verkürzen ließe – zwar erfolgreich, doch während der Forschung fragte er sich, ob er den Rest seines Berufslebens “mit der zweiprozentigen Restoptimierung von PKWs” zubringen wolle.

    Er entschied, sich stattdessen dem Bremsen des Klimawandels durch erneuerbare Energien zu widmen. Zunächst sattelte er noch einen Master an der Columbia-Universität in New York auf, in dem er sich mit der Regulierung von Energiemärkten auseinandersetzte, um anschließend bei der Boston Consulting Group Unternehmen dazu zu beraten. Ein Kunde war der südafrikanische staatliche Energiekonzern Eskom, der daraufhin sein nächster Arbeitgeber wurde.

    Bei Eskom in Johannesburg sollte Bischof-Niemz den Ausbau von Wind- und Sonnenstrom voranbringen – in dem Land mit großen Kohlevorkommen ein von Vielen belächeltes Vorhaben, so der Ingenieur. Zwei Jahre befasste er sich bei Eskom mit der Systemintegration erneuerbaren Stroms, drei weitere Jahre leitete er den Energiebereich des renommierten staatlichen Forschungsinstituts Council for Scientific and Industrial Research in Pretoria.

    Transformation und Geopolitik

    Das war keine einfache Zeit für ihn, denn die südafrikanische Energiepolitik zeigte sich widersprüchlich: Auf der einen Seite standen die Unternehmen des Kohlebergbaus. Auf der anderen Seite beschloss der regierende African National Congress (ANC) aus geostrategischen Gründen genau zu dieser Zeit (Mitte der 2010er Jahre) den Ausbau der Atomkraft: Russische Unternehmen sollten den 76 Milliarden US-Dollar-Deal umsetzen und die beiden BRICS-Mitglieder dauerhaft aneinander binden.

    Dazwischen standen Wind und Sonne, ohne mächtige Lobby, aber mit dem Argument unschlagbar billigen Stroms unter den günstigen natürlichen Gegebenheiten des Landes. Am Ende setzte sich keine Seite durch: Die Atompläne wurden inzwischen massiv abgespeckt, während die Kohlemeiler zerbröselten und der Ausbau der Erneuerbaren zu langsam voranging. Inzwischen verfeuert das Land teuren und schmutzigen Diesel, um die größten Auswirkungen des massiven Strommangels abzufedern. Eine emotional aufreibende Erfahrung. “Es war am Ende schon ein maßgeblicher Grund, warum wir das Land dann verlassen haben”, sagt Bischof-Niemz.

    Viel optimistischer blickt er auf das Namibia-Projekt, das kürzlich vom deutschen Wirtschaftsministerium zu einem potenziellen “strategischen Projekt” der Wirtschaftsförderung auserkoren wurde. Denn in Namibia, sagt Bischof-Niemz, gäbe es keine althergebrachten Interessen im Energiebereich. Vielmehr müsse das Land Kohlestrom aus Südafrika importieren. Auch diesen Nachteil will er umkehren: Mit überschüssigem Strom aus dem Enertrag-Projekt könne Namibia sich zu einem guten Teil selbst versorgen, vielleicht sogar zum Stromexporteur in das Nachbarland werden.

    Selbstverständlich schlägt der “Systems Engineer” vor, mit dem potenziellen Energiereichtum systemisch umzugehen. Schließlich könnten rund um Ammoniak und Wasserstoff ganze Industrien neu entstehen, etwa für grünen Stahl. “Es gibt ja in der Region nicht nur in Namibia, auch in Südafrika sehr viel Eisenerz, was heute schon für die Stahlherstellung, auch für den Export, verwendet wird. Und natürlich kann sich da auch Namibia positionieren als ein großer Stahlhersteller.” Alex Veit

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    Dessert

    Angeblich sind sie nachhaltiger geworden, die Kollegen in Gold. Oder doch nicht?

    Mein Tipp zum Osterfest: Schwarze Hasen aus fairem Kakao

    Osterzeit ist Schokohasenzeit. Für die deutsche Süßwarenindustrie bedeutet das Hochkonjunktur. 240 Millionen der süßen Tierchen wurden hierzulande für das bevorstehende Osterfest produziert. Das sind 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

    Laut dem Branchenverband BDSI ist aber nicht nur die Produktion gestiegen. Die Schokohasen seien auch nachhaltiger geworden. So stammten inzwischen mehr als 80 Prozent des verwendeten Kakaos aus zertifiziertem Anbau. Viele Hersteller hätten dazu eigene Programme aufgelegt oder sich an Initiativen beteiligt, um “den Kakaoanbau produktiver und klimaresistenter zu gestalten, die Umwelt zu schützen und die Entwaldung zu bekämpfen sowie die Rechte der Menschen in der Lieferkette zu respektieren”.

    Entwicklungspolitische Organisationen wie Inkota bezweifeln jedoch, dass alle diese Labels wirklich seriös sind. Bei einigen gehen sie schlicht von Etikettenschwindel aus.

    Für die Nachhaltigkeit von Schokohasen spielt neben der Lieferkette des Kakaos auch eine Rolle, ob es sich um schwarze, braune oder weiße Hasen handelt. Das hat das Schweizer Beratungsunternehmen ESU-Services herausgefunden, das sich auf die Ökobilanzierung von Produkten und Dienstleistungen spezialisiert hat. Dazu wurden “der CO₂-Fußabdruck und der europäische Umweltfußabdruck für ein Fallbeispiel von 100 Gramm Osterhasen aus schwarzer, weißer oder Milchschokolade” berechnet.

    In beiden Fällen schnitt der Osterhase aus schwarzer Schokolade am besten ab, gefolgt von seinem Pendant aus Milch- und weißer Schokolade. Verantwortlich dafür sei die jeweils verwendete Menge an Milchpulver. Die ESU-Empfehlung zu Ostern lautet daher: “Lieber zu schwarzen Schokoladenhasen greifen als zu weißen.” Aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Carsten Hübner

    • Nachhaltigkeit

    ESG.Table Redaktion

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