mit Blick auf die Nachhaltigkeit lassen sich die Forderungen deutscher Dax-Konzerne an die Politik auf einen Nenner bringen: Verlässlichkeit, Stabilität und weniger Berichtspflichten. Dieses Bild ergibt sich aus den Antworten von 13 Dax-Konzernen auf unsere Umfrage zu Nachhaltigkeitsthemen.
Dabei zeigt sich aber auch, wie unterschiedlich die großen Unternehmen verschiedene Nachhaltigkeitsthemen bewerten. Das gilt etwa für die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichtengesetze. Für die einen überwiegt der Nutzen den Aufwand, andere sehen es gegenteilig. Darüber berichten wir heute ausführlich, auch mit Blick auf CSRD, PFAS und andere Fragen einer zukunftsfähigen Wirtschaft.
Einigkeit besteht bei den Dax-Unternehmen über die großen Chancen durch mehr Materialkreisläufe im Wirtschaftsgeschehen. Besonders früh aber hat der Fensterhersteller Schüco diese Chancen erkannt: Die Firma gehört im Gebäudesektor zu den Pionieren. Nils Heck stellt sie im Rahmen unserer Kreislaufwirtschaftsserie vor.
Einen neuen Anlauf für ein Lieferkettengesetz unternimmt unterdessen ein zivilgesellschaftliches Bündnis in der Schweiz. Sie planen eine Regelung in Anlehnung an die EU-Richtlinie. Was genau, habe ich mir angeschaut.
Verlässlich, pragmatisch, vorhersehbar: So wünschen sich Dax-Konzerne die politischen Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wirtschaften im Jahr 2025. Table.Briefings hat die 40 im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten Konzerne zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen befragt. Von der kommenden Bundesregierung und der neuen EU-Kommission wünschen sich die meisten der 13 Konzerne, die uns geantwortet haben, vor allem mehr Kontinuität und Planungssicherheit. Nachhaltiges Wirtschaften erfordere “eine verlässliche und langfristige Förderkulisse”, schreibt etwa der Immobilienkonzern Vonovia.
Zugleich gibt es vielfach den Wunsch nach Reformen, die “nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit”, wie es die Bayer AG ausdrückt, im europäischen und globalen Vergleich herstellen sollen. Zentral dabei seien niedrigere Energiepreise, der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion und mehr Förderung, insbesondere für Forschung und Entwicklung.
Offen für Förderung sind die Konzerne ebenfalls bei der Dekarbonisierung: Gefragt nach den Instrumenten, welche hier zum Zuge kommen sollten, sprachen sich zehn Unternehmen für klimaspezifische steuerliche Investitionsanreize aus und eine knappe Mehrheit für staatliche Beihilfen. Aber auch Kosten nehmen die Unternehmen für die Dekarbonisierung in Kauf: Zehn Dax-Konzerne sprachen sich für den CO₂-Emissionshandel aus, nur einer (Merck) explizit dagegen.
Ganz oben auf der Nachhaltigkeitsagenda steht außerdem eine Reduzierung und Harmonisierung der Regularien und Berichtspflichten. Viele Unternehmen beklagen, dass die verschiedenen Berichtspflichten widersprüchlich seien und zu viel Aufwand erfordern, ohne dass der Nutzen immer ersichtlich werde. Knapp fasst der Energieriese RWE zusammen, was 2025 nachhaltigkeitspolitische Priorität haben sollte: “Fokus auf Impact, Verringerung des administrativen Aufwands für Unternehmen, Abbau von Bürokratie.”
Entsprechend zeichnen die Dax-Konzerne ein eher gemischtes Bild hinsichtlich des Nutzens menschenrechtlicher Sorgfaltspflichtengesetze für das eigene Unternehmen. Fünf der 13 Konzerne (Bayer, Continental, DHL, Commerzbank, Symrise) erkennen im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der Corporate Sustainability Due Diligence (CSDDD) einen solchen Nutzen. Sie begründen dies unter anderem damit, dass die Gesetze ihnen bei der Analyse möglicher Verstöße gegen Sorgfaltspflichten in der Lieferkette helfen würden und die Widerstandsfähigkeit gegenüber bestimmten Störungen erhöhten. Durch das LkSG seien internationale Standards konkretisiert worden und ein einheitliches Rahmenwerk sowie eine gemeinsame Sprache für Unternehmen, Gesetzgebung und Zivilgesellschaft geschaffen worden, heißt es bei Bayer. Positiv finden die Konzerne, dass durch die CSDDD gleiche Wettbewerbsverhältnisse für Unternehmen auf europäischer Ebene geschaffen würden.
Bei den restlichen Unternehmen fällt die Antwort gemischt aus:
Die meisten der Konzerne sehen durch die Regulierungen einen Mehraufwand, etwa durch “rechtliche Risiken”, “bürokratischen Aufwand” oder komplexe Berichterstattung. Der “initiale Aufwand” wird nach Ansicht von Bayer aber durch den Nutzen überkompensiert. Einige Unternehmen wie Covestro oder DHL verweisen auf Unsicherheiten über die konkrete Ausgestaltung der Gesetze zum Zeitpunkt ihrer Verabschiedung. DHL fragt sich beispielsweise, “ob ausschließlich die deutsche Implementierung für den weltweit tätigen Konzern relevant sein wird”. Hier wünschen sich Unternehmen mehr Hinweise für die Umsetzung seitens der EU-Kommission.
Zur Frage, ob es eine EU-weite Einschränkung der PFAS-Stoffgruppe, sogenannter Ewigkeitschemikalien, geben soll, haben acht Konzerne Stellung bezogen. Bis auf Sartorius und Symrise, die ein Verbot der Stoffgruppe mit Ausnahme lebenswichtiger Anwendungen wie im medizinischen Bereich befürworten, lehnen die Unternehmen ein generelles Verbot ab.
Schließlich würde ein Verbot auch die als ungefährlich geltenden Fluorpolymere treffen. Laut Forschung emittieren diese jedoch bei ihrer Produktion ebenfalls Giftstoffe. Merck und Continental etwa argumentieren, dass die Chipherstellung oder die Erzeugung von Windenergie derzeit nicht ohne PFAS auskommen würden. Ein Verbot könnte daher auch den Klimaschutz beeinträchtigen. Allerdings gibt es auch bei Windkraftanlagen und anderen grünen Technologien bereits Alternativen.
Die Mehrzahl der befragten Unternehmen fordert, jede einzelne PFAS-Verbindung eng auf ihr Risiko zu prüfen – ein Vorgehen, das Kritiker ablehnen, da dies pro Verbindung bis zu zehn Jahre dauern würden.
Fast alle Dax-Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, verfolgen das Thema Kreislaufwirtschaft. Der Automobilzulieferer Continental etwa ist “überzeugt, dass Zirkuläres Wirtschaften das Wirtschaftsmodell der Zukunft ist”. Daher strebt das Unternehmen bis 2050 an, “zusammen mit allen Partnern in der Wertschöpfungskette” auf diese Art zu wirtschaften.
Wie wichtig Unternehmen die Zusammenarbeit mit anderen ist, zeigt sich am Beispiel des Chemiekonzerns Covestro. Er arbeite “eng mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette und der Wissenschaft zusammen, um neue Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln”. Das Leverkusener Unternehmen wolle sich “vollständig auf die Kreislaufwirtschaft ausrichten und dabei zur gestaltenden Kraft für die gesamte Kunststoffindustrie werden”.
Auch Unternehmen, die im Konsumentengeschäft tätig sind, verfolgen nach eigenen Angaben Maßnahmen, um Kreislaufwirtschaft voranzubringen. Adidas etwa arbeite unter anderem an einem Projekt, das darauf abzielt, “Textilabfälle zu sammeln, zu sortieren und zu einer neuen zellulosehaltigen Faser zu verarbeiten, die wie Baumwolle aussieht und sich auch so anfühlt”. Rewe plant, in diesem Jahr eine “übergeordnete Strategie für Kreislaufwirtschaft zu erarbeiten”.
Symrise, das Duft- und Geschmackstoffe herstellt, schreibt, es setze “von der Forschung und Entwicklung über den Rohstoffeinkauf bis zur Produktion auf innovative und effiziente Kreisläufe”. Das Unternehmen sei “in besonderem Maße auf natürliche Rohstoffe angewiesen”, da es “über ein umfangreiches Portfolio von über 10.000 Rohstoffen” verfüge. Alex Veit, Caspar Dohmen, Anna Gauto, Nicolas Heronymus
Wenn es in Großbritannien kalt wird und die Menschen die Heizkörper aufdrehen, sieht es so aus, als würde die Luft um die Häuser herum flimmern. Das Phänomen steht für ein riesiges Problem: Die einglasigen und uralten Fenster in den Städten von Manchester bis Edinburgh lassen so viel Wärme durch, dass die Heizrechnungen und der CO₂-Fußabdruck viel größer sind als sie sein müssten.
Doch genau dort, im Land der einglasigen Fenster und schlechten Dämmung, stieg vor etwa fünf Jahren die Nachfrage nach Fassaden, Fenstern und Türen, die den CO₂-Fußabdruck der Häuser möglichst wenig belasten sollten. Für das Unternehmen Schüco war es der Durchbruch in der Kreislaufwirtschaft.
Angefangen, seine Produkte auf Wärmedämmung und Energieeffizienz zu optimieren, hatte es schon in den 1960er-Jahren. Der aktuelle Chef Andreas Engelhardt wurde bereits vor rund zehn Jahren Mitglied der Initiative Cradle2Cradle (C2C) und versprach den Kunden, “alles, was wir einbauen, wieder zurückzunehmen”. In den vergangenen fünf Jahren ist Schüco dann zu einem wahren Pionier auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft in der Baubranche geworden – sowohl bei Kunststoffen als auch beim Aluminium.
76 seiner Systeme sind C2C-zertifiziert, seine Kunststoffsparte hat als erste in der Branche das vom European Council of Vinyl Manufacturers ausgegebene VinylPlus-Zertifikat ergattert. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung ist Schüco ein “Vorreiter und Mitgestalter in der Branche”, auch “in Sachen Nachhaltigkeit”.
Am besten beschreiben lässt sich der Wandel bei Schüco über die Fenster. Für diese verkauft die Bielefelder Firma mit einem Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro und mehr als 6.700 Mitarbeitenden die Maschinen, Profile und Software in der Regel an Fensterbauer, die dann die Fenster zusammensetzen.
Bei einem typischen Fenster kommt rund ein Drittel des CO₂-Fußabdrucks aus dem Glas und ein weiteres Drittel aus dem Aluminium, sagt Thomas Schlenker, Senior Vice President Digitalisierung, IT und Nachhaltigkeit bei Schüco. Der Rest, erklärt der gelernte Physiker, verteile sich auf kleine Komponenten wie Dichtungen, Schrauben und was sonst noch in ein Fenster gehört.
Wie hoch der CO₂-Abdruck war, habe bis vor fünf Jahren kaum jemanden interessiert. Doch mit dem größeren Interesse aus Großbritannien und Skandinavien habe sich der Markt gedreht – heute ist ein niedriger CO₂-Abdruck laut Schlenker ein wichtiges Verkaufsargument für die Schüco-Produkte.
Früh dabei gewesen zu sein, ist sicherlich ein Vorteil. Doch die neue Nachfrage bringt auch eine Herausforderung: “Die Fenster müssen natürlich das Gleiche können, da will niemand Abstriche machen. Aber sie sollen eben sehr viel weniger CO₂ in der Herstellung erzeugen.”
Um das zu schaffen, hat Schüco zunächst am Recycling gearbeitet. “Bei Aluminium haben wir den CO₂-Wert dank Recyclingmaterial um mehr als 60 Prozent gesenkt.” Erzeugte ein Kilogramm Aluminium früher sieben Kilogramm CO₂, sind es dank Wiederverwertung heute nur noch zwei Kilogramm. Und Schlenker stellt in Aussicht: “Bald schaffen wir die Eins vor dem Komma.” Das Gute: Einbußen bei der Qualität gibt es bei recyceltem Aluminium nicht zu fürchten. “Wir sehen den Unterschied nicht, wir fühlen den Unterschied nicht.”
Nur im Preis, da sehen sie den Unterschied leider doch. Denn recyceltes Aluminium ist – Stand heute – noch teurer, weil man es einkaufen, aufbereiten und wieder neu verbauen muss. Das wird sich laut Schlenker langfristig aber ändern. Rohstoffe würden knapper und der CO₂-Preis werde Neumaterial verteuern. “Das macht Recycling-Aluminium in wenigen Jahren deutlich günstiger“, prognostiziert er.
Gleichzeitig wird der Wettbewerb um die gebrauchten Rohstoffe immer härter: Auch Firmen aus Asien oder dem Automobilsektor brauchen Aluminium und können teilweise sogar mehr zahlen. “Da hilft es, früh Partnerschaften zu vereinbaren, damit am Ende nicht der Preis entscheidet”, sagt Schlenker. Im Kunststoffbereich hat sich Schüco beispielsweise vor drei Jahren mit Remondis zusammengetan, um in einem Joint Venture einen Wertstoffkreislauf für das Material aufzubauen.
In der Firma führt die zirkuläre Wirtschaft derweil nicht nur zu neuen Produkten und Partnerschaften, sondern auch zu einem ganzheitlichen Umdenken, beispielsweise bei der Technikabteilung: “Früher musste die Abteilung über Statik und Wärmedurchlässigkeit nachdenken – heute kommt die Nachhaltigkeitsabteilung hinzu und will noch den CO₂-Fußabdruck senken. Da sind natürlich ganz neue Herangehensweisen gefragt”, sagt Schlenker.
Das geht weit über geforderte Standards hinaus. “Nur C2C reicht uns längst nicht mehr”, so der 51-Jährige. “Wir schauen auch, wie man Bauteile wiederverwenden kann nach zehn, 20 oder 60 Jahren.” Dazu gehören beispielsweise Metallteile, die man nicht erst wieder einschmelzen muss. Auch setzen sie die Profile heute anders zusammen: Wo früher geklebt wurde, arbeitet Schüco heute mit trennbaren Verbindungen, um möglichst viel möglichst einfach wiederverwenden zu können. So werden Fenster, Türen und Fassaden zum Rohstofflager.
Ermöglichen sollen dies QR-Codes, die heute auf jedem Fenster stehen. Dahinter verbirgt sich ein digitaler Zwilling mit Informationen zu den verbauten Teilen und dem CO₂-Abdruck. Das ist praktisch für Schüco, weil die Firma so weiß, was sie zurückbekommt. Aber auch Investoren verlangen dies immer häufiger, um eine nachhaltige Bauweise belegen zu können. Mit strengen Nachhaltigkeitsstandards auf EU-Ebene könnte sich das noch verstärken.
Schüco entwickelt für die zirkuläre Wirtschaft zudem neue Geschäftszweige, wie den Bereich “Service”, der einzelne Teile austauscht, um die Produkte länger haltbar zu machen. Er ist heute in Deutschland, den Niederlanden und in angrenzenden Gebieten verfügbar. Und, was bei Schüco auch die Finanzabteilung freuen dürfte, er macht bereits einen Millionenumsatz.
Denn eines wird klar, wenn man sich Schüco anschaut: Zirkuläres Wirtschaften und Gewinne schließen sie nicht aus. Nein, es scheint wie der persönlich haftende Gesellschafter Andreas Engelhardt zu Table.Briefings sagte: “Wer das nicht tut, ist in wenigen Jahren weg.” Nils Heck
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Durch eine Volksabstimmung möchte die Koalition für Konzernverantwortung ein Sorgfaltspflichtengesetz in der Schweiz einführen. Der Zusammenschluss von mehr als 90 Menschenrechts- und Umweltorganisationen sowie Hilfswerken sammelt dafür seit dem 7. Januar Unterschriften. Zentrales Ziel sind risikobasierte Sorgfaltspflichten für Menschenrechte und Umweltschutz, welche sich an internationalen Standards wie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen orientieren.
2020 war die Konzernverantwortungsinitiative bei einem ersten Anlauf knapp gescheitert. Zwar votierte eine Mehrheit der Bürger dafür, aber nicht die Mehrheit der Kantone. Dadurch trat Anfang 2022 ein Gegenvorschlag des Parlaments in Kraft. Seitdem müssen bestimmte Unternehmen über Risiken und eigene Maßnahmen unter anderem in den Bereichen Umwelt, Menschenrechte und Korruption und ihre ergriffenen Maßnahmen berichten.
Die Konzerninitiative hält diese Regelung für unzureichend. Unternehmen müssten etwa für angerichtete Schäden “nicht geradestehen”. Eine zivilrechtliche Haftung für Unternehmen besteht hingegen in der 2024 eingeführten EU-Sorgfaltspflichtenverordnung (CSDDD) und im nationalen französischen Gesetz. Da sich die Initiative nun stark an der EU-Regulierung orientiert, hat sie ihre eigenen Ansprüche zwischenzeitlich reduziert. Ursprünglich wollte sie auch KMU erfassen und eine Beweislastumkehr durchsetzen.
Die Schweiz hat als Sitz großer Rohstoffkonzerne wie Vitol, Trafigura, Gunvor, Mercuria und Glencore eine große Bedeutung in Wertschöpfungsketten mit hohen Umwelt- und Menschenrechtsrisiken. cd
Gemessen an der europäischen Richtlinie für Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) wäre das klimafreundliche Geschäft der Europäischen Investitionsbank (EIB) nur noch äußerst gering: Der klimafreundliche Vermögensanteil der Förderbank läge bei gerade einmal einem Prozent gemäß der vorgesehenen “Green Asset Ratio” – während sich die EIB bislang selbst eine “Climate Action Ratio” von 50 Prozent zurechnet. Das geht aus internen E-Mails der Bank hervor, über die die Financial Times berichtet.
Demnach warnt der EIB-Leiter für operative Geschäfte, Jean-Christophe Laloux, vor einem “großen Reputationsrisiko”. Er plädiert dafür, “den Zeitplan für die Einhaltung der Vorschriften zu verschieben”. Die EZB selbst wollte zu dem Bericht der FT keine Stellung nehmen. “Wir kommentieren keine Leaks”, sagte ein EZB-Sprecher zu Table.Briefings.
Allerdings hat die EIB bereits zusammen mit fünf nationalen Förderbanken Kritik an der Ausgestaltung der CSRD geübt. In einem Table.Briefings vorliegenden Schreiben an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plädieren die Förderbanken, darunter die deutsche KfW, für eine Überarbeitung der CSRD. Sie weisen explizit auf die Berechnungsweise der Green Asset Ratio hin, welche viele Investitionen “benachteiligt”.
Quellen aus dem Umfeld der EIB rechnen damit, dass die Förderbank nach CSRD-Vorgaben viele Projekte nicht länger als “grün” deklarieren kann. Genannt werden etwa die Garantie der Förderbank für die Umwandlung von Schulden in Mittel für Klimaresilienz-Maßnahmen auf Barbados. Auch ein Projekt in Höhe von 250 Millionen Euro, welches die EIB mit zwei französischen Instituten im Bereich erneuerbare Energien durchführt, wäre möglicherweise nicht qualifiziert für die neue Green Asset Ratio der CSRD.
Nach ihrem Selbstverständnis ist die EIB die multilaterale Entwicklungsinstitution mit dem höchsten Maß an Transparenz bei Klima- oder Green-Finance-Daten. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie CEE Bankwatch oder Finance Watch sehen hier aber Defizite. 2021 gab der Europäische Gerichtshof der NGO Client Earth Recht – sie hatte der EIB mangelnde Transparenz im Zusammenhang mit dem Bau eines Biomassekraftwerks in Spanien vorgeworfen. cd
Mehrere Fachleute halten es für notwendig, ein weiteres Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) zu formulieren. In einem am Donnerstag veröffentlichten Artikel in der Publikation One Earth sprechen sie sich für ein SDG zum Schutz der Erdumlaufbahn aus.
Inzwischen seien rund 100 Staaten im Weltraum aktiv und seit 1950 fast 20.000 Satelliten in den Orbit geschossen worden. Dadurch werde es in der Umlaufbahn um die Erde herum immer enger. So verblieben ausgemusterte Satelliten und Fragmente aus der Raumfahrt dort – was die Gefahr von Zusammenstößen erhöht, die noch mehr Schrott produzieren. Eine Lösung kann es dem Autorenteam zufolge nur durch einen globalen Konsens und gemeinsames Handeln der UN-Staaten geben. Daher wäre ein neues SDG hilfreich.
“Der Schutz und die Vernetzung unserer natürlichen Umwelt, vom Meer bis zur Erdumlaufbahn, war noch nie so wichtig wie heute. Beide [Bereiche] sind für die Gesundheit unseres Planeten lebenswichtig, aber durch den Druck, den wir auf sie ausüben, zunehmend bedroht”, sagt Imogen Napper, Research Fellow an der University of Plymouth und leitender Autor der Studie.
Bislang gibt es 17 SDG. Sie wurden 2015 von den Vereinten Nationen formuliert und sollen bis 2030 erreicht werden. Sie sollen dazu beitragen, Armut zu überwinden, die planetaren Grenzen einzuhalten sowie den Frieden zu sichern. Nach etwas mehr als der Hälfte der Laufzeit sind die UN-Mitgliedstaaten jedoch weit davon entfernt, die Ziele rechtzeitig zu erreichen. nh
Panama und Liberia haben sich dem Vorschlag für eine globale Pauschalsteuer auf die Treibhausgasemissionen der Schifffahrtsindustrie angeschlossen. Die zwei Länder mit den weltweit wichtigsten Schiffsregistern haben gemeinsam mit 43 weiteren Ländern ein Schreiben an die Weltschifffahrtorganisation (IMO) unterzeichnet, berichtete die Financial Times. Die IMO solle die Steuer als eine ihrer mittelfristigen Maßnahmen verabschieden, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen.
Vorgeschlagen wird eine Steuer, die auf jede Tonne der Treibhausgasemissionen der Industrie erhoben werden soll. Die Ideen für den exakten Preis variieren jedoch stark: Liberia schlägt eine Summe von 18,75 US-Dollar pro Tonne vor, während die Marshall-Inseln mit 150 US-Dollar fast das Zehnfache fordern.
In dem gemeinsamen Schreiben schlagen die Länder vor, mit den erwirtschafteten Mitteln Reedereien zu belohnen, die emissionsarme Kraftstoffe wie grünes Methanol oder Ammoniak verwenden.
Mit Panama und Liberia wird die Pauschalsteuer nun von Ländern unterstützt, in denen insgesamt 66 Prozent der weltweiten Gesamtkapazität an Handelsschiffe registriert sind. Unter den Befürwortern sind mehrere EU-Mitgliedstaaten wie Malta und Griechenland sowie Japan, die Marshall-Inseln und die Bahamas. China, Brasilien und die USA lehnen eine Steuer ab.
Bei der Weltschifffahrtsorganisation (IMO) finden zurzeit Verhandlungen über globale Regelungen statt, um die Treibhausgasemissionen von Schiffen bis spätestens 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Die IMO will nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr mittelfristige Maßnahmen verabschieden; die IMO-Mitgliedstaaten haben im Herbst 2024 einen Entwurf für einen Rechtstext erarbeitet. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:
Innerhalb der EU unterliegen die Emissionen von Hochsee- und Binnenschiffen ab 5.000 Bruttoregistertonnen dem europäischen Emissionshandelssystem (ETS). Seit Anfang 2024 werden die Emissionen schrittweise in das System einbezogen. Bei Schifffahrten aus der EU ins EU-Ausland oder andersherum müssen Reedereien und Schiffsbetreiber für die Hälfte der Emissionen CO₂-Zertifikate kaufen. leo
Das Unternehmen Concular hat am Donnerstag ein Handbuch für Beschäftigte von staatlichen Vergabestellen veröffentlicht. Es soll ihnen helfen, die Wiederverwendung von Bauteilen beim Auftrag von Leistungen zu berücksichtigen. Concular unterstützt unter anderem Projektentwicklern dabei, kreislauffähig zu bauen, und hilft Bestandshaltern, Sanierungspotenziale digital zu erfassen.
Obwohl die öffentliche Hand hierzulande über ein Beschaffungsvolumen von geschätzten 350 Milliarden Euro verfügt, ist ihre Nachfrage noch kein Hebel für die ökologische Transformation. Ein Problem ist fehlendes Wissen darüber, wie Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigt werden können.
Im Handbuch beschreiben die Autoren, wie Mitarbeitende von Vergabestellen vorgehen können, wenn sie Bauleistungen beschaffen. Es werden mehrere Anwendungsfälle dargestellt, darunter
Beschaffende finden in der Publikation darüber hinaus auch Informationen zur Bedarfsanalyse oder zum Vorgehen bei der Bestandserfassung, wenn ein Total- oder Teilrückbau erfolgen muss. Damit sollen die Bauteile erfasst werden, die später wiederverwendbar sind.
Im Bau entsteht über die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens. Daher komme ihm “eine Schlüsselrolle für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft zu”, schreibt das Umweltbundesamt. nh
Die EU-Plattform für nachhaltiges Finanzwesen hat einen Entwurf für Vorschläge veröffentlicht, um einen Teil der Sustainable-Finance-Taxonomie zu überarbeiten und zu erweitern. Auch Bergbau und Raffinerie sind als Wirtschaftsaktivitäten gelistet, die unter bestimmten Bedingungen als nachhaltig gelten sollen.
Die Vorschläge wurden im Auftrag der EU-Kommission von einer Arbeitsgruppe (“technical working group”) der Plattform entworfen. Sie enthalten Empfehlungen für die technischen Bewertungskriterien des Delegierten Rechtsakts zum Thema Klima sowie für die Aufnahme weiterer Wirtschaftskriterien in die Taxonomie. Das Gremium bittet um Feedback zu den Entwürfen bis zum 5. Februar.
Konkret schlägt die Plattform vor, den Bergbau und die Weiterverarbeitung von Lithium, Nickel und Kupfer in die Taxonomie aufzunehmen. Die entsprechenden Kriterien sollen später auch als Vorlage für die Aufnahme weiterer Rohstoffe dienen. Bergbauprojekte etwa tragen laut dem Entwurf wesentlich zur Minderung des Klimawandels bei, wenn:
Auch für die Weiterverarbeitung schlägt die Arbeitsgruppe Kriterien vor, darunter Schwellenwerte für die Intensität der Treibhausgasemissionen aus dem Strom- und Wärmeverbrauch.
Pläne der EU-Kommission, den Bergbau und die Weiterverarbeitung von Rohstoffen in die Taxonomie aufzunehmen, bestehen bereits seit mehreren Jahren. Die Arbeitsgruppe wurde 2022 beauftragt, dafür Kriterien vorzubereiten. Viele Stakeholder sehen die Aufnahme in die Taxonomie als einzige Möglichkeit, die Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu sichern und mehr Investitionen in diesen Sektor zu lenken.
Neben Bergbau und Raffinerie umfassen die Wirtschaftsaktivitäten, die Einzug in die Taxonomie halten sollen, auch Forschung, Entwicklung und Innovation sowie digitale Lösungen und Dienstleistungen, die einen Beitrag zu den Umweltzielen der Taxonomie leisten (Kreislaufwirtschaft, Biodiversität, Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung). leo
Die “Anti-Wokeness” zieht in Amerikas Konzerne ein – Handelsblatt
Klimaallianz, Diversität, Inklusion: Kurz vor dem offiziellen Amtsantritt von Donald Trump wenden sich US-Unternehmen reihenweise von Initiativen und Bündnissen ab, die als “woke” und damit unter dem neuen Präsidenten als Geschäftsrisiko gelten könnten, berichtet Katharina Kort. So will McDonald’s seine Initiativen für Diversität, Gleichstellung und Inklusion einstellen, während Meta in den USA auf Faktenchecker verzichtet. Zum Artikel
Im Praxistest: Wie wirken nachhaltige Berichtspflichten? – FAZ
Obwohl viele Unternehmen und kommunale Einrichtungen bemüht sind, ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger aufzustellen, klagen sie über ausufernde Berichtspflichten und Bürokratie. Die Autoren Philipp Krohn, Mark Fehr und Sebastian Strauß haben bei betroffenen Fachleuten verschiedener Unternehmen und Stadtwerke nachgefragt, wie sich die Berichtspflicht nach der CSRD auf ihren Geschäftsalltag auswirkt. Besonders KMUs beklagen einen zu hohen Verwaltungsaufwand aufgrund des “Trickle-Down-Effekts” – auch wenn sie selbst noch nicht berichtspflichtig sind. Doch man gehe davon aus, dass der Mehraufwand sinken wird, sobald die Berichtspflicht vollständig implementiert ist, sagt etwa Markus Fischer von der Debeka. Zum Artikel
Amundi, EDF Join Firms Asking EU Not to Water Down ESG Rules – Bloomberg
Einige große französische Unternehmen haben sich einem Brief des Unternehmensverbands C3D an die EU-Kommissare angeschlossen. Sie fordern, die Umsetzung der CSRD-Berichtspflicht nicht weiter zu verzögern, so Frances Schwartzkopff. Die Kritik, dass CSRD, CSDDD und die Taxonomie zu komplex seien, würden sie zurückweisen. Unternehmen müssten nur über das berichten, was sie für ihr Geschäft als wesentlich erachten. Zum Artikel
ECB paper highlights shortcomings of EU’s green finance rules – Euractiv
Laut einem neuen Papier der Europäischen Zentralbank (EZB) müsste die EU ihre Investitionen um zusätzliche 558 Milliarden Euro pro Jahr aufstocken, um ihre Klimaziele für 2030 zu erreichen. Bislang seien die Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – etwa die CSRD und die EU-Taxonomieverordnung – zu komplex. Sie würden grüne Investitionen im Privatsektor bremsen, schreibt Bárbara Machado. Dabei sei gerade dieser Sektor in der Transformation gefragt. Der Politikexperte Stanislas Jourdan kritisiert hingegen, dass eine Einführung eines grünen Zinssatzes in dem Papier nicht diskutiert wird, obwohl dies einen “Wendepunkt” darstellen könnte. Zum Artikel
Catastrophes cost world $320bn in 2024, reinsurer reports – Financial Times
Zunehmende Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels, wie Wildbrände oder Hurrikane, treiben Schadenskosten in die Höhe. Laut dem Rückversicherer Munich Re wurden im Jahr 2024 weltweit Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar verursacht – ein Drittel mehr als noch im Vorjahr. Knapp 40 Prozent davon wurden durch Versicherungen abgedeckt. Doch trotz schwerer Schäden war 2024 für die Versicherungsbranche “verdaulich”, wie Lee Harris berichtet, da die Branche die Verluste durch Prämienerhöhungen weitgehend auffangen konnte. Zum Artikel
Nutella und das schlechte Gewissen – Die Zeit
Palmöl, das unter anderem in der Nuss-Nougat-Creme von Ferrero steckt, hat einen schlechten Ruf und gilt als “Regenwaldkiller”. Clara Suchy recherchiert, ob die Bekenntnisse von Firmen wie Ferrero, beim Einsatz von Palmöl inzwischen nachhaltig und transparent zu sein, Substanz haben. Im Ergebnis bescheinigen selbst NGOs wie Greenpeace oder der WWF Ferrero Fortschritte. Doch die Verdrängung von Regenwald für Palmölplantagen bleibt ein ernstes Problem. Zum Artikel
Tesla-Chef Elon Musk wirbt für die Anti-Tesla-Partei – Handelsblatt
Obgleich die AfD in der Vergangenheit mehrfach gegen den E-Autobauer Tesla und sein Werk in Brandenburg gewettert hat, hält Gründer Elon Musk die Partei für “die einzige, die Deutschland retten kann”. Selbst deutsche Tesla-Manager warnten die Mitarbeiter davor, die Rechtspopulisten zu wählen, schreiben Sönke Iwersen und Michael Verfürden. Dennoch scheint Musk Weltanschauung vor Geschäftsinteresse zu stellen. Zum Artikel
Nils Goldschmidt wird am 1. Februar 2025 neuer Direktor des Weltethos-Instituts. Mit seiner Ernennung erhält das Institut einen Direktor, der wirtschaftliche, soziale und kulturelle Fragestellungen in einer globalisierten Welt mit ethischen Perspektiven verbindet. Goldschmidt sei bekannt für einen am Menschen orientierten Zugang zu wirtschaftlichen Themen und werde seine Expertise nun auch am Weltethos-Institut einbringen, so das Institut. Er behält weiterhin seine Professur für Kontextuale Ökonomik und ökonomische Bildung an der Universität Siegen und bleibt Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.
Dirk Schumacher wird zum 1. April neuer Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. “Dr. Schumacher bringt durch seine Tätigkeiten für sehr unterschiedliche Banken sowie die Europäische Zentralbank breit gefächerte und langjährige Erfahrung in der volkswirtschaftlichen Analyse mit”, sagt Stefan Wintels, Vorstandsvorsitzender der KfW, über den promovierten Volkswirt. “Sein Fokus liegt insbesondere auf der deutschen und europäischen Volkswirtschaft. Wir freuen uns sehr auf seine Expertise.”
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Climate.Table – Faktencheck zur Wahl: Klimaziel 2045 auf 2050 verschieben. Zur Bundestagswahl stellen alle Parteien Vorschläge für eine veränderte Klima- und Energiepolitik vor – manche wollen das Tempo beim Klimaschutz erhöhen, andere die Anstrengungen abschwächen. Table.Briefings klopft diese Ideen darauf ab, wie realistisch, zielführend und durchsetzbar sie sind. Zum Artikel
Europe.Table – Serbien: Woher die Nachsicht der EU mit dem “lieben Aleksandar” kommt: Seit Wochen demonstrieren Studierende gegen Serbiens Präsidenten. Reformrückschritte und eine grassierende Korruption belasten das Land. Dennoch könne sich Aleksandar Vučić auf die Unterstützung Brüssels und Berlins verlassen, schreibt Dušan Reljić im Standpunkt. Der Grund: “Der Westen steht blank da.” Zum Artikel
Africa.Table – Mehr Pragmatismus wagen: Bundesregierung veröffentlicht afrikapolitische Leitlinien: Das Auswärtige Amt hat am Mittwoch seine afrikapolitischen Leitlinien im Kabinett vorgestellt. Große Überraschungen bieten diese allerdings nicht. Vielmehr ist es eine Zusammenfassung bereits bestehender Initiativen. Fraglich ist, ob die Leitlinien nach den Wahlen überhaupt noch Relevanz haben. Zum Artikel
mit Blick auf die Nachhaltigkeit lassen sich die Forderungen deutscher Dax-Konzerne an die Politik auf einen Nenner bringen: Verlässlichkeit, Stabilität und weniger Berichtspflichten. Dieses Bild ergibt sich aus den Antworten von 13 Dax-Konzernen auf unsere Umfrage zu Nachhaltigkeitsthemen.
Dabei zeigt sich aber auch, wie unterschiedlich die großen Unternehmen verschiedene Nachhaltigkeitsthemen bewerten. Das gilt etwa für die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichtengesetze. Für die einen überwiegt der Nutzen den Aufwand, andere sehen es gegenteilig. Darüber berichten wir heute ausführlich, auch mit Blick auf CSRD, PFAS und andere Fragen einer zukunftsfähigen Wirtschaft.
Einigkeit besteht bei den Dax-Unternehmen über die großen Chancen durch mehr Materialkreisläufe im Wirtschaftsgeschehen. Besonders früh aber hat der Fensterhersteller Schüco diese Chancen erkannt: Die Firma gehört im Gebäudesektor zu den Pionieren. Nils Heck stellt sie im Rahmen unserer Kreislaufwirtschaftsserie vor.
Einen neuen Anlauf für ein Lieferkettengesetz unternimmt unterdessen ein zivilgesellschaftliches Bündnis in der Schweiz. Sie planen eine Regelung in Anlehnung an die EU-Richtlinie. Was genau, habe ich mir angeschaut.
Verlässlich, pragmatisch, vorhersehbar: So wünschen sich Dax-Konzerne die politischen Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wirtschaften im Jahr 2025. Table.Briefings hat die 40 im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten Konzerne zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen befragt. Von der kommenden Bundesregierung und der neuen EU-Kommission wünschen sich die meisten der 13 Konzerne, die uns geantwortet haben, vor allem mehr Kontinuität und Planungssicherheit. Nachhaltiges Wirtschaften erfordere “eine verlässliche und langfristige Förderkulisse”, schreibt etwa der Immobilienkonzern Vonovia.
Zugleich gibt es vielfach den Wunsch nach Reformen, die “nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit”, wie es die Bayer AG ausdrückt, im europäischen und globalen Vergleich herstellen sollen. Zentral dabei seien niedrigere Energiepreise, der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion und mehr Förderung, insbesondere für Forschung und Entwicklung.
Offen für Förderung sind die Konzerne ebenfalls bei der Dekarbonisierung: Gefragt nach den Instrumenten, welche hier zum Zuge kommen sollten, sprachen sich zehn Unternehmen für klimaspezifische steuerliche Investitionsanreize aus und eine knappe Mehrheit für staatliche Beihilfen. Aber auch Kosten nehmen die Unternehmen für die Dekarbonisierung in Kauf: Zehn Dax-Konzerne sprachen sich für den CO₂-Emissionshandel aus, nur einer (Merck) explizit dagegen.
Ganz oben auf der Nachhaltigkeitsagenda steht außerdem eine Reduzierung und Harmonisierung der Regularien und Berichtspflichten. Viele Unternehmen beklagen, dass die verschiedenen Berichtspflichten widersprüchlich seien und zu viel Aufwand erfordern, ohne dass der Nutzen immer ersichtlich werde. Knapp fasst der Energieriese RWE zusammen, was 2025 nachhaltigkeitspolitische Priorität haben sollte: “Fokus auf Impact, Verringerung des administrativen Aufwands für Unternehmen, Abbau von Bürokratie.”
Entsprechend zeichnen die Dax-Konzerne ein eher gemischtes Bild hinsichtlich des Nutzens menschenrechtlicher Sorgfaltspflichtengesetze für das eigene Unternehmen. Fünf der 13 Konzerne (Bayer, Continental, DHL, Commerzbank, Symrise) erkennen im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der Corporate Sustainability Due Diligence (CSDDD) einen solchen Nutzen. Sie begründen dies unter anderem damit, dass die Gesetze ihnen bei der Analyse möglicher Verstöße gegen Sorgfaltspflichten in der Lieferkette helfen würden und die Widerstandsfähigkeit gegenüber bestimmten Störungen erhöhten. Durch das LkSG seien internationale Standards konkretisiert worden und ein einheitliches Rahmenwerk sowie eine gemeinsame Sprache für Unternehmen, Gesetzgebung und Zivilgesellschaft geschaffen worden, heißt es bei Bayer. Positiv finden die Konzerne, dass durch die CSDDD gleiche Wettbewerbsverhältnisse für Unternehmen auf europäischer Ebene geschaffen würden.
Bei den restlichen Unternehmen fällt die Antwort gemischt aus:
Die meisten der Konzerne sehen durch die Regulierungen einen Mehraufwand, etwa durch “rechtliche Risiken”, “bürokratischen Aufwand” oder komplexe Berichterstattung. Der “initiale Aufwand” wird nach Ansicht von Bayer aber durch den Nutzen überkompensiert. Einige Unternehmen wie Covestro oder DHL verweisen auf Unsicherheiten über die konkrete Ausgestaltung der Gesetze zum Zeitpunkt ihrer Verabschiedung. DHL fragt sich beispielsweise, “ob ausschließlich die deutsche Implementierung für den weltweit tätigen Konzern relevant sein wird”. Hier wünschen sich Unternehmen mehr Hinweise für die Umsetzung seitens der EU-Kommission.
Zur Frage, ob es eine EU-weite Einschränkung der PFAS-Stoffgruppe, sogenannter Ewigkeitschemikalien, geben soll, haben acht Konzerne Stellung bezogen. Bis auf Sartorius und Symrise, die ein Verbot der Stoffgruppe mit Ausnahme lebenswichtiger Anwendungen wie im medizinischen Bereich befürworten, lehnen die Unternehmen ein generelles Verbot ab.
Schließlich würde ein Verbot auch die als ungefährlich geltenden Fluorpolymere treffen. Laut Forschung emittieren diese jedoch bei ihrer Produktion ebenfalls Giftstoffe. Merck und Continental etwa argumentieren, dass die Chipherstellung oder die Erzeugung von Windenergie derzeit nicht ohne PFAS auskommen würden. Ein Verbot könnte daher auch den Klimaschutz beeinträchtigen. Allerdings gibt es auch bei Windkraftanlagen und anderen grünen Technologien bereits Alternativen.
Die Mehrzahl der befragten Unternehmen fordert, jede einzelne PFAS-Verbindung eng auf ihr Risiko zu prüfen – ein Vorgehen, das Kritiker ablehnen, da dies pro Verbindung bis zu zehn Jahre dauern würden.
Fast alle Dax-Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, verfolgen das Thema Kreislaufwirtschaft. Der Automobilzulieferer Continental etwa ist “überzeugt, dass Zirkuläres Wirtschaften das Wirtschaftsmodell der Zukunft ist”. Daher strebt das Unternehmen bis 2050 an, “zusammen mit allen Partnern in der Wertschöpfungskette” auf diese Art zu wirtschaften.
Wie wichtig Unternehmen die Zusammenarbeit mit anderen ist, zeigt sich am Beispiel des Chemiekonzerns Covestro. Er arbeite “eng mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette und der Wissenschaft zusammen, um neue Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln”. Das Leverkusener Unternehmen wolle sich “vollständig auf die Kreislaufwirtschaft ausrichten und dabei zur gestaltenden Kraft für die gesamte Kunststoffindustrie werden”.
Auch Unternehmen, die im Konsumentengeschäft tätig sind, verfolgen nach eigenen Angaben Maßnahmen, um Kreislaufwirtschaft voranzubringen. Adidas etwa arbeite unter anderem an einem Projekt, das darauf abzielt, “Textilabfälle zu sammeln, zu sortieren und zu einer neuen zellulosehaltigen Faser zu verarbeiten, die wie Baumwolle aussieht und sich auch so anfühlt”. Rewe plant, in diesem Jahr eine “übergeordnete Strategie für Kreislaufwirtschaft zu erarbeiten”.
Symrise, das Duft- und Geschmackstoffe herstellt, schreibt, es setze “von der Forschung und Entwicklung über den Rohstoffeinkauf bis zur Produktion auf innovative und effiziente Kreisläufe”. Das Unternehmen sei “in besonderem Maße auf natürliche Rohstoffe angewiesen”, da es “über ein umfangreiches Portfolio von über 10.000 Rohstoffen” verfüge. Alex Veit, Caspar Dohmen, Anna Gauto, Nicolas Heronymus
Wenn es in Großbritannien kalt wird und die Menschen die Heizkörper aufdrehen, sieht es so aus, als würde die Luft um die Häuser herum flimmern. Das Phänomen steht für ein riesiges Problem: Die einglasigen und uralten Fenster in den Städten von Manchester bis Edinburgh lassen so viel Wärme durch, dass die Heizrechnungen und der CO₂-Fußabdruck viel größer sind als sie sein müssten.
Doch genau dort, im Land der einglasigen Fenster und schlechten Dämmung, stieg vor etwa fünf Jahren die Nachfrage nach Fassaden, Fenstern und Türen, die den CO₂-Fußabdruck der Häuser möglichst wenig belasten sollten. Für das Unternehmen Schüco war es der Durchbruch in der Kreislaufwirtschaft.
Angefangen, seine Produkte auf Wärmedämmung und Energieeffizienz zu optimieren, hatte es schon in den 1960er-Jahren. Der aktuelle Chef Andreas Engelhardt wurde bereits vor rund zehn Jahren Mitglied der Initiative Cradle2Cradle (C2C) und versprach den Kunden, “alles, was wir einbauen, wieder zurückzunehmen”. In den vergangenen fünf Jahren ist Schüco dann zu einem wahren Pionier auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft in der Baubranche geworden – sowohl bei Kunststoffen als auch beim Aluminium.
76 seiner Systeme sind C2C-zertifiziert, seine Kunststoffsparte hat als erste in der Branche das vom European Council of Vinyl Manufacturers ausgegebene VinylPlus-Zertifikat ergattert. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung ist Schüco ein “Vorreiter und Mitgestalter in der Branche”, auch “in Sachen Nachhaltigkeit”.
Am besten beschreiben lässt sich der Wandel bei Schüco über die Fenster. Für diese verkauft die Bielefelder Firma mit einem Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro und mehr als 6.700 Mitarbeitenden die Maschinen, Profile und Software in der Regel an Fensterbauer, die dann die Fenster zusammensetzen.
Bei einem typischen Fenster kommt rund ein Drittel des CO₂-Fußabdrucks aus dem Glas und ein weiteres Drittel aus dem Aluminium, sagt Thomas Schlenker, Senior Vice President Digitalisierung, IT und Nachhaltigkeit bei Schüco. Der Rest, erklärt der gelernte Physiker, verteile sich auf kleine Komponenten wie Dichtungen, Schrauben und was sonst noch in ein Fenster gehört.
Wie hoch der CO₂-Abdruck war, habe bis vor fünf Jahren kaum jemanden interessiert. Doch mit dem größeren Interesse aus Großbritannien und Skandinavien habe sich der Markt gedreht – heute ist ein niedriger CO₂-Abdruck laut Schlenker ein wichtiges Verkaufsargument für die Schüco-Produkte.
Früh dabei gewesen zu sein, ist sicherlich ein Vorteil. Doch die neue Nachfrage bringt auch eine Herausforderung: “Die Fenster müssen natürlich das Gleiche können, da will niemand Abstriche machen. Aber sie sollen eben sehr viel weniger CO₂ in der Herstellung erzeugen.”
Um das zu schaffen, hat Schüco zunächst am Recycling gearbeitet. “Bei Aluminium haben wir den CO₂-Wert dank Recyclingmaterial um mehr als 60 Prozent gesenkt.” Erzeugte ein Kilogramm Aluminium früher sieben Kilogramm CO₂, sind es dank Wiederverwertung heute nur noch zwei Kilogramm. Und Schlenker stellt in Aussicht: “Bald schaffen wir die Eins vor dem Komma.” Das Gute: Einbußen bei der Qualität gibt es bei recyceltem Aluminium nicht zu fürchten. “Wir sehen den Unterschied nicht, wir fühlen den Unterschied nicht.”
Nur im Preis, da sehen sie den Unterschied leider doch. Denn recyceltes Aluminium ist – Stand heute – noch teurer, weil man es einkaufen, aufbereiten und wieder neu verbauen muss. Das wird sich laut Schlenker langfristig aber ändern. Rohstoffe würden knapper und der CO₂-Preis werde Neumaterial verteuern. “Das macht Recycling-Aluminium in wenigen Jahren deutlich günstiger“, prognostiziert er.
Gleichzeitig wird der Wettbewerb um die gebrauchten Rohstoffe immer härter: Auch Firmen aus Asien oder dem Automobilsektor brauchen Aluminium und können teilweise sogar mehr zahlen. “Da hilft es, früh Partnerschaften zu vereinbaren, damit am Ende nicht der Preis entscheidet”, sagt Schlenker. Im Kunststoffbereich hat sich Schüco beispielsweise vor drei Jahren mit Remondis zusammengetan, um in einem Joint Venture einen Wertstoffkreislauf für das Material aufzubauen.
In der Firma führt die zirkuläre Wirtschaft derweil nicht nur zu neuen Produkten und Partnerschaften, sondern auch zu einem ganzheitlichen Umdenken, beispielsweise bei der Technikabteilung: “Früher musste die Abteilung über Statik und Wärmedurchlässigkeit nachdenken – heute kommt die Nachhaltigkeitsabteilung hinzu und will noch den CO₂-Fußabdruck senken. Da sind natürlich ganz neue Herangehensweisen gefragt”, sagt Schlenker.
Das geht weit über geforderte Standards hinaus. “Nur C2C reicht uns längst nicht mehr”, so der 51-Jährige. “Wir schauen auch, wie man Bauteile wiederverwenden kann nach zehn, 20 oder 60 Jahren.” Dazu gehören beispielsweise Metallteile, die man nicht erst wieder einschmelzen muss. Auch setzen sie die Profile heute anders zusammen: Wo früher geklebt wurde, arbeitet Schüco heute mit trennbaren Verbindungen, um möglichst viel möglichst einfach wiederverwenden zu können. So werden Fenster, Türen und Fassaden zum Rohstofflager.
Ermöglichen sollen dies QR-Codes, die heute auf jedem Fenster stehen. Dahinter verbirgt sich ein digitaler Zwilling mit Informationen zu den verbauten Teilen und dem CO₂-Abdruck. Das ist praktisch für Schüco, weil die Firma so weiß, was sie zurückbekommt. Aber auch Investoren verlangen dies immer häufiger, um eine nachhaltige Bauweise belegen zu können. Mit strengen Nachhaltigkeitsstandards auf EU-Ebene könnte sich das noch verstärken.
Schüco entwickelt für die zirkuläre Wirtschaft zudem neue Geschäftszweige, wie den Bereich “Service”, der einzelne Teile austauscht, um die Produkte länger haltbar zu machen. Er ist heute in Deutschland, den Niederlanden und in angrenzenden Gebieten verfügbar. Und, was bei Schüco auch die Finanzabteilung freuen dürfte, er macht bereits einen Millionenumsatz.
Denn eines wird klar, wenn man sich Schüco anschaut: Zirkuläres Wirtschaften und Gewinne schließen sie nicht aus. Nein, es scheint wie der persönlich haftende Gesellschafter Andreas Engelhardt zu Table.Briefings sagte: “Wer das nicht tut, ist in wenigen Jahren weg.” Nils Heck
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Durch eine Volksabstimmung möchte die Koalition für Konzernverantwortung ein Sorgfaltspflichtengesetz in der Schweiz einführen. Der Zusammenschluss von mehr als 90 Menschenrechts- und Umweltorganisationen sowie Hilfswerken sammelt dafür seit dem 7. Januar Unterschriften. Zentrales Ziel sind risikobasierte Sorgfaltspflichten für Menschenrechte und Umweltschutz, welche sich an internationalen Standards wie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen orientieren.
2020 war die Konzernverantwortungsinitiative bei einem ersten Anlauf knapp gescheitert. Zwar votierte eine Mehrheit der Bürger dafür, aber nicht die Mehrheit der Kantone. Dadurch trat Anfang 2022 ein Gegenvorschlag des Parlaments in Kraft. Seitdem müssen bestimmte Unternehmen über Risiken und eigene Maßnahmen unter anderem in den Bereichen Umwelt, Menschenrechte und Korruption und ihre ergriffenen Maßnahmen berichten.
Die Konzerninitiative hält diese Regelung für unzureichend. Unternehmen müssten etwa für angerichtete Schäden “nicht geradestehen”. Eine zivilrechtliche Haftung für Unternehmen besteht hingegen in der 2024 eingeführten EU-Sorgfaltspflichtenverordnung (CSDDD) und im nationalen französischen Gesetz. Da sich die Initiative nun stark an der EU-Regulierung orientiert, hat sie ihre eigenen Ansprüche zwischenzeitlich reduziert. Ursprünglich wollte sie auch KMU erfassen und eine Beweislastumkehr durchsetzen.
Die Schweiz hat als Sitz großer Rohstoffkonzerne wie Vitol, Trafigura, Gunvor, Mercuria und Glencore eine große Bedeutung in Wertschöpfungsketten mit hohen Umwelt- und Menschenrechtsrisiken. cd
Gemessen an der europäischen Richtlinie für Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) wäre das klimafreundliche Geschäft der Europäischen Investitionsbank (EIB) nur noch äußerst gering: Der klimafreundliche Vermögensanteil der Förderbank läge bei gerade einmal einem Prozent gemäß der vorgesehenen “Green Asset Ratio” – während sich die EIB bislang selbst eine “Climate Action Ratio” von 50 Prozent zurechnet. Das geht aus internen E-Mails der Bank hervor, über die die Financial Times berichtet.
Demnach warnt der EIB-Leiter für operative Geschäfte, Jean-Christophe Laloux, vor einem “großen Reputationsrisiko”. Er plädiert dafür, “den Zeitplan für die Einhaltung der Vorschriften zu verschieben”. Die EZB selbst wollte zu dem Bericht der FT keine Stellung nehmen. “Wir kommentieren keine Leaks”, sagte ein EZB-Sprecher zu Table.Briefings.
Allerdings hat die EIB bereits zusammen mit fünf nationalen Förderbanken Kritik an der Ausgestaltung der CSRD geübt. In einem Table.Briefings vorliegenden Schreiben an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plädieren die Förderbanken, darunter die deutsche KfW, für eine Überarbeitung der CSRD. Sie weisen explizit auf die Berechnungsweise der Green Asset Ratio hin, welche viele Investitionen “benachteiligt”.
Quellen aus dem Umfeld der EIB rechnen damit, dass die Förderbank nach CSRD-Vorgaben viele Projekte nicht länger als “grün” deklarieren kann. Genannt werden etwa die Garantie der Förderbank für die Umwandlung von Schulden in Mittel für Klimaresilienz-Maßnahmen auf Barbados. Auch ein Projekt in Höhe von 250 Millionen Euro, welches die EIB mit zwei französischen Instituten im Bereich erneuerbare Energien durchführt, wäre möglicherweise nicht qualifiziert für die neue Green Asset Ratio der CSRD.
Nach ihrem Selbstverständnis ist die EIB die multilaterale Entwicklungsinstitution mit dem höchsten Maß an Transparenz bei Klima- oder Green-Finance-Daten. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie CEE Bankwatch oder Finance Watch sehen hier aber Defizite. 2021 gab der Europäische Gerichtshof der NGO Client Earth Recht – sie hatte der EIB mangelnde Transparenz im Zusammenhang mit dem Bau eines Biomassekraftwerks in Spanien vorgeworfen. cd
Mehrere Fachleute halten es für notwendig, ein weiteres Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) zu formulieren. In einem am Donnerstag veröffentlichten Artikel in der Publikation One Earth sprechen sie sich für ein SDG zum Schutz der Erdumlaufbahn aus.
Inzwischen seien rund 100 Staaten im Weltraum aktiv und seit 1950 fast 20.000 Satelliten in den Orbit geschossen worden. Dadurch werde es in der Umlaufbahn um die Erde herum immer enger. So verblieben ausgemusterte Satelliten und Fragmente aus der Raumfahrt dort – was die Gefahr von Zusammenstößen erhöht, die noch mehr Schrott produzieren. Eine Lösung kann es dem Autorenteam zufolge nur durch einen globalen Konsens und gemeinsames Handeln der UN-Staaten geben. Daher wäre ein neues SDG hilfreich.
“Der Schutz und die Vernetzung unserer natürlichen Umwelt, vom Meer bis zur Erdumlaufbahn, war noch nie so wichtig wie heute. Beide [Bereiche] sind für die Gesundheit unseres Planeten lebenswichtig, aber durch den Druck, den wir auf sie ausüben, zunehmend bedroht”, sagt Imogen Napper, Research Fellow an der University of Plymouth und leitender Autor der Studie.
Bislang gibt es 17 SDG. Sie wurden 2015 von den Vereinten Nationen formuliert und sollen bis 2030 erreicht werden. Sie sollen dazu beitragen, Armut zu überwinden, die planetaren Grenzen einzuhalten sowie den Frieden zu sichern. Nach etwas mehr als der Hälfte der Laufzeit sind die UN-Mitgliedstaaten jedoch weit davon entfernt, die Ziele rechtzeitig zu erreichen. nh
Panama und Liberia haben sich dem Vorschlag für eine globale Pauschalsteuer auf die Treibhausgasemissionen der Schifffahrtsindustrie angeschlossen. Die zwei Länder mit den weltweit wichtigsten Schiffsregistern haben gemeinsam mit 43 weiteren Ländern ein Schreiben an die Weltschifffahrtorganisation (IMO) unterzeichnet, berichtete die Financial Times. Die IMO solle die Steuer als eine ihrer mittelfristigen Maßnahmen verabschieden, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen.
Vorgeschlagen wird eine Steuer, die auf jede Tonne der Treibhausgasemissionen der Industrie erhoben werden soll. Die Ideen für den exakten Preis variieren jedoch stark: Liberia schlägt eine Summe von 18,75 US-Dollar pro Tonne vor, während die Marshall-Inseln mit 150 US-Dollar fast das Zehnfache fordern.
In dem gemeinsamen Schreiben schlagen die Länder vor, mit den erwirtschafteten Mitteln Reedereien zu belohnen, die emissionsarme Kraftstoffe wie grünes Methanol oder Ammoniak verwenden.
Mit Panama und Liberia wird die Pauschalsteuer nun von Ländern unterstützt, in denen insgesamt 66 Prozent der weltweiten Gesamtkapazität an Handelsschiffe registriert sind. Unter den Befürwortern sind mehrere EU-Mitgliedstaaten wie Malta und Griechenland sowie Japan, die Marshall-Inseln und die Bahamas. China, Brasilien und die USA lehnen eine Steuer ab.
Bei der Weltschifffahrtsorganisation (IMO) finden zurzeit Verhandlungen über globale Regelungen statt, um die Treibhausgasemissionen von Schiffen bis spätestens 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Die IMO will nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr mittelfristige Maßnahmen verabschieden; die IMO-Mitgliedstaaten haben im Herbst 2024 einen Entwurf für einen Rechtstext erarbeitet. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:
Innerhalb der EU unterliegen die Emissionen von Hochsee- und Binnenschiffen ab 5.000 Bruttoregistertonnen dem europäischen Emissionshandelssystem (ETS). Seit Anfang 2024 werden die Emissionen schrittweise in das System einbezogen. Bei Schifffahrten aus der EU ins EU-Ausland oder andersherum müssen Reedereien und Schiffsbetreiber für die Hälfte der Emissionen CO₂-Zertifikate kaufen. leo
Das Unternehmen Concular hat am Donnerstag ein Handbuch für Beschäftigte von staatlichen Vergabestellen veröffentlicht. Es soll ihnen helfen, die Wiederverwendung von Bauteilen beim Auftrag von Leistungen zu berücksichtigen. Concular unterstützt unter anderem Projektentwicklern dabei, kreislauffähig zu bauen, und hilft Bestandshaltern, Sanierungspotenziale digital zu erfassen.
Obwohl die öffentliche Hand hierzulande über ein Beschaffungsvolumen von geschätzten 350 Milliarden Euro verfügt, ist ihre Nachfrage noch kein Hebel für die ökologische Transformation. Ein Problem ist fehlendes Wissen darüber, wie Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigt werden können.
Im Handbuch beschreiben die Autoren, wie Mitarbeitende von Vergabestellen vorgehen können, wenn sie Bauleistungen beschaffen. Es werden mehrere Anwendungsfälle dargestellt, darunter
Beschaffende finden in der Publikation darüber hinaus auch Informationen zur Bedarfsanalyse oder zum Vorgehen bei der Bestandserfassung, wenn ein Total- oder Teilrückbau erfolgen muss. Damit sollen die Bauteile erfasst werden, die später wiederverwendbar sind.
Im Bau entsteht über die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens. Daher komme ihm “eine Schlüsselrolle für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft zu”, schreibt das Umweltbundesamt. nh
Die EU-Plattform für nachhaltiges Finanzwesen hat einen Entwurf für Vorschläge veröffentlicht, um einen Teil der Sustainable-Finance-Taxonomie zu überarbeiten und zu erweitern. Auch Bergbau und Raffinerie sind als Wirtschaftsaktivitäten gelistet, die unter bestimmten Bedingungen als nachhaltig gelten sollen.
Die Vorschläge wurden im Auftrag der EU-Kommission von einer Arbeitsgruppe (“technical working group”) der Plattform entworfen. Sie enthalten Empfehlungen für die technischen Bewertungskriterien des Delegierten Rechtsakts zum Thema Klima sowie für die Aufnahme weiterer Wirtschaftskriterien in die Taxonomie. Das Gremium bittet um Feedback zu den Entwürfen bis zum 5. Februar.
Konkret schlägt die Plattform vor, den Bergbau und die Weiterverarbeitung von Lithium, Nickel und Kupfer in die Taxonomie aufzunehmen. Die entsprechenden Kriterien sollen später auch als Vorlage für die Aufnahme weiterer Rohstoffe dienen. Bergbauprojekte etwa tragen laut dem Entwurf wesentlich zur Minderung des Klimawandels bei, wenn:
Auch für die Weiterverarbeitung schlägt die Arbeitsgruppe Kriterien vor, darunter Schwellenwerte für die Intensität der Treibhausgasemissionen aus dem Strom- und Wärmeverbrauch.
Pläne der EU-Kommission, den Bergbau und die Weiterverarbeitung von Rohstoffen in die Taxonomie aufzunehmen, bestehen bereits seit mehreren Jahren. Die Arbeitsgruppe wurde 2022 beauftragt, dafür Kriterien vorzubereiten. Viele Stakeholder sehen die Aufnahme in die Taxonomie als einzige Möglichkeit, die Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu sichern und mehr Investitionen in diesen Sektor zu lenken.
Neben Bergbau und Raffinerie umfassen die Wirtschaftsaktivitäten, die Einzug in die Taxonomie halten sollen, auch Forschung, Entwicklung und Innovation sowie digitale Lösungen und Dienstleistungen, die einen Beitrag zu den Umweltzielen der Taxonomie leisten (Kreislaufwirtschaft, Biodiversität, Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung). leo
Die “Anti-Wokeness” zieht in Amerikas Konzerne ein – Handelsblatt
Klimaallianz, Diversität, Inklusion: Kurz vor dem offiziellen Amtsantritt von Donald Trump wenden sich US-Unternehmen reihenweise von Initiativen und Bündnissen ab, die als “woke” und damit unter dem neuen Präsidenten als Geschäftsrisiko gelten könnten, berichtet Katharina Kort. So will McDonald’s seine Initiativen für Diversität, Gleichstellung und Inklusion einstellen, während Meta in den USA auf Faktenchecker verzichtet. Zum Artikel
Im Praxistest: Wie wirken nachhaltige Berichtspflichten? – FAZ
Obwohl viele Unternehmen und kommunale Einrichtungen bemüht sind, ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger aufzustellen, klagen sie über ausufernde Berichtspflichten und Bürokratie. Die Autoren Philipp Krohn, Mark Fehr und Sebastian Strauß haben bei betroffenen Fachleuten verschiedener Unternehmen und Stadtwerke nachgefragt, wie sich die Berichtspflicht nach der CSRD auf ihren Geschäftsalltag auswirkt. Besonders KMUs beklagen einen zu hohen Verwaltungsaufwand aufgrund des “Trickle-Down-Effekts” – auch wenn sie selbst noch nicht berichtspflichtig sind. Doch man gehe davon aus, dass der Mehraufwand sinken wird, sobald die Berichtspflicht vollständig implementiert ist, sagt etwa Markus Fischer von der Debeka. Zum Artikel
Amundi, EDF Join Firms Asking EU Not to Water Down ESG Rules – Bloomberg
Einige große französische Unternehmen haben sich einem Brief des Unternehmensverbands C3D an die EU-Kommissare angeschlossen. Sie fordern, die Umsetzung der CSRD-Berichtspflicht nicht weiter zu verzögern, so Frances Schwartzkopff. Die Kritik, dass CSRD, CSDDD und die Taxonomie zu komplex seien, würden sie zurückweisen. Unternehmen müssten nur über das berichten, was sie für ihr Geschäft als wesentlich erachten. Zum Artikel
ECB paper highlights shortcomings of EU’s green finance rules – Euractiv
Laut einem neuen Papier der Europäischen Zentralbank (EZB) müsste die EU ihre Investitionen um zusätzliche 558 Milliarden Euro pro Jahr aufstocken, um ihre Klimaziele für 2030 zu erreichen. Bislang seien die Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – etwa die CSRD und die EU-Taxonomieverordnung – zu komplex. Sie würden grüne Investitionen im Privatsektor bremsen, schreibt Bárbara Machado. Dabei sei gerade dieser Sektor in der Transformation gefragt. Der Politikexperte Stanislas Jourdan kritisiert hingegen, dass eine Einführung eines grünen Zinssatzes in dem Papier nicht diskutiert wird, obwohl dies einen “Wendepunkt” darstellen könnte. Zum Artikel
Catastrophes cost world $320bn in 2024, reinsurer reports – Financial Times
Zunehmende Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels, wie Wildbrände oder Hurrikane, treiben Schadenskosten in die Höhe. Laut dem Rückversicherer Munich Re wurden im Jahr 2024 weltweit Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar verursacht – ein Drittel mehr als noch im Vorjahr. Knapp 40 Prozent davon wurden durch Versicherungen abgedeckt. Doch trotz schwerer Schäden war 2024 für die Versicherungsbranche “verdaulich”, wie Lee Harris berichtet, da die Branche die Verluste durch Prämienerhöhungen weitgehend auffangen konnte. Zum Artikel
Nutella und das schlechte Gewissen – Die Zeit
Palmöl, das unter anderem in der Nuss-Nougat-Creme von Ferrero steckt, hat einen schlechten Ruf und gilt als “Regenwaldkiller”. Clara Suchy recherchiert, ob die Bekenntnisse von Firmen wie Ferrero, beim Einsatz von Palmöl inzwischen nachhaltig und transparent zu sein, Substanz haben. Im Ergebnis bescheinigen selbst NGOs wie Greenpeace oder der WWF Ferrero Fortschritte. Doch die Verdrängung von Regenwald für Palmölplantagen bleibt ein ernstes Problem. Zum Artikel
Tesla-Chef Elon Musk wirbt für die Anti-Tesla-Partei – Handelsblatt
Obgleich die AfD in der Vergangenheit mehrfach gegen den E-Autobauer Tesla und sein Werk in Brandenburg gewettert hat, hält Gründer Elon Musk die Partei für “die einzige, die Deutschland retten kann”. Selbst deutsche Tesla-Manager warnten die Mitarbeiter davor, die Rechtspopulisten zu wählen, schreiben Sönke Iwersen und Michael Verfürden. Dennoch scheint Musk Weltanschauung vor Geschäftsinteresse zu stellen. Zum Artikel
Nils Goldschmidt wird am 1. Februar 2025 neuer Direktor des Weltethos-Instituts. Mit seiner Ernennung erhält das Institut einen Direktor, der wirtschaftliche, soziale und kulturelle Fragestellungen in einer globalisierten Welt mit ethischen Perspektiven verbindet. Goldschmidt sei bekannt für einen am Menschen orientierten Zugang zu wirtschaftlichen Themen und werde seine Expertise nun auch am Weltethos-Institut einbringen, so das Institut. Er behält weiterhin seine Professur für Kontextuale Ökonomik und ökonomische Bildung an der Universität Siegen und bleibt Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.
Dirk Schumacher wird zum 1. April neuer Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. “Dr. Schumacher bringt durch seine Tätigkeiten für sehr unterschiedliche Banken sowie die Europäische Zentralbank breit gefächerte und langjährige Erfahrung in der volkswirtschaftlichen Analyse mit”, sagt Stefan Wintels, Vorstandsvorsitzender der KfW, über den promovierten Volkswirt. “Sein Fokus liegt insbesondere auf der deutschen und europäischen Volkswirtschaft. Wir freuen uns sehr auf seine Expertise.”
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Climate.Table – Faktencheck zur Wahl: Klimaziel 2045 auf 2050 verschieben. Zur Bundestagswahl stellen alle Parteien Vorschläge für eine veränderte Klima- und Energiepolitik vor – manche wollen das Tempo beim Klimaschutz erhöhen, andere die Anstrengungen abschwächen. Table.Briefings klopft diese Ideen darauf ab, wie realistisch, zielführend und durchsetzbar sie sind. Zum Artikel
Europe.Table – Serbien: Woher die Nachsicht der EU mit dem “lieben Aleksandar” kommt: Seit Wochen demonstrieren Studierende gegen Serbiens Präsidenten. Reformrückschritte und eine grassierende Korruption belasten das Land. Dennoch könne sich Aleksandar Vučić auf die Unterstützung Brüssels und Berlins verlassen, schreibt Dušan Reljić im Standpunkt. Der Grund: “Der Westen steht blank da.” Zum Artikel
Africa.Table – Mehr Pragmatismus wagen: Bundesregierung veröffentlicht afrikapolitische Leitlinien: Das Auswärtige Amt hat am Mittwoch seine afrikapolitischen Leitlinien im Kabinett vorgestellt. Große Überraschungen bieten diese allerdings nicht. Vielmehr ist es eine Zusammenfassung bereits bestehender Initiativen. Fraglich ist, ob die Leitlinien nach den Wahlen überhaupt noch Relevanz haben. Zum Artikel