ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr 2025! Es dürfte ein ereignisreiches Jahr werden – gerade für Menschen, die sich mit ESG-Themen beschäftigen. Denn man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass sich die politischen Rahmenbedingungen für die Transformation weiter ändern dürften.
Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen muss entscheiden, wie sie den Green Deal handhabt. Dazu hat Bundeskanzler Olaf Scholz ihr einen Brief mit einigen Vorschlägen geschickt, der Table.Briefings vorliegt. Sarah Schaefer berichtet. Donald Trump hält wenig von internationaler Klimapolitik, will die nationale Umweltbehörde schwächen und Bundesstaaten daran hindern, voranzugehen. All dies dürfte Folgen für deutsche Unternehmen haben.
Mit unterschiedlichen Vorstellungen in puncto Transformation ziehen auch die deutschen Parteien in den Bundestagswahlkampf. Die Union drängt auf mehr Markt, Steuererleichterungen für die Wirtschaft und weniger Regeln. SPD und Grüne hingegen – die beiden wahrscheinlichsten Koalitionspartner der nach aktuellen Umfragen deutlich führenden Union – halten an Industriepolitik fest. Letzteres hält auch die Ökonomin Isabella Weber für notwendig. Alex Veit und ich haben mit ihr gesprochen.
Was erwartet Unternehmen mit Blick auf wichtige Transformationsfelder, etwa bei Kreislaufwirtschaft, Lieferketten oder Berichtspflichten? Das analysiert unser ESG-Team. Mit einem Aspekt davon beschäftigt sich der Wissenschaftler Felix Creutzig in seinem Standpunkt. Er hält eine Aufweichung der CO₂-Grenzwerte für schädlich.
Wir freuen uns darauf, Ihnen auch 2025 mit Nachrichten, Analysen und Hintergründen bei der Orientierung in turbulenten Zeiten zu helfen.
Im neuen Jahr wird sowohl die Bundespolitik als auch die EU-Politik in neuen Konstellationen arbeiten. Die vorgezogene Bundestagswahl findet am 23. Februar statt. Das EU-Parlament und die neue Kommission haben sich bereits 2024 neu konstituiert, aber konkrete Vorhaben werden erst 2025 beschlossen. Mit der Neuaufstellung werden sich voraussichtlich auch die Schwerpunkte wichtiger ESG-Regulierung ändern.
Europäisch und national steht etwa der Abbau von bürokratischem Aufwand für Unternehmen auf der Agenda. Dabei im Fokus: Die vergangenes Jahr viel diskutierten Bundes- und EU-Gesetze zu den Sorgfaltspflichten von Unternehmen in ihren Lieferketten und zur Berichtserstattung über Nachhaltigkeit. Beim Thema Kreislaufwirtschaft lag der politische Fokus bisher vor allem auf deren Nachhaltigkeitsnutzen. Im neuen Jahr dürfte die Politik stärker auf ihren Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft achten.
Die Debatte um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und die entsprechende Regel auf EU-Ebene (Corporate Sustainability Due Diligence Directive – CSDDD) dürften auch 2025 weitergehen. Einige Parteien sind fest entschlossen, die Gesetze anzupassen. Ob ihnen dies gelingt, hängt von den Kräfteverhältnissen nach der Bundestagswahl und auf EU-Ebene ab.
Ginge es nach der Union und der FDP, dann würde die kommende Bundesregierung das LkSG abschaffen. Es verpflichtet Unternehmen mit mehr als tausend Beschäftigten zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten wie etwa von den ILO-Kernarbeitsnormen vorgegeben. Die damit verbundenen Berichtspflichten hat die Bundesregierung bis Jahresende ausgesetzt.
Die SPD und Bündnis 90/Die Grünen erwähnen das LkSG in ihrem Wahlprogramm nicht, obwohl große Teile beider Parteien es wichtig finden. Beobachter halten es jedoch für möglich, dass sie sich bei einer Regierungsbeteiligung auf Anpassungen einlassen – wie eine Aussetzung der Berichtspflichten, bis erste Unternehmen ab Juli 2027 die CSDDD erfüllen müssen.
Sowohl SPD als auch Die Grünen betonen in ihren Wahlprogrammen, wie wichtig die CSDDD ist – sie geht weiter als die deutschen Regeln, etwa was den Umweltschutz anbelangt. Sollte die nächste Bundesregierung das LkSG ganz abschaffen, dann müssten Unternehmen erst mit Inkrafttreten der CSDDD gesetzliche Sorgfaltspflichten in Lieferketten einhalten. Aber auch die EU-Richtlinie soll 2025 durch Bündelung mit anderen Regeln angepasst werden (siehe unten).
Als die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU 2023 in Kraft trat, ahnte vermutlich keiner, dass sie 2025 ein großer Streitpunkt sein würde. Das ist sie aber, national und international. Im Bundestag gibt es seit dem Scheitern der Ampel-Koalition kaum eine Chance, dass die nationale Regelung noch bis zur Wahl umgesetzt wird.
Rot-Grün fehlt die Mehrheit, um einen gemeinsamen Entwurf durchzubringen, FDP und Union halten die Regelung für ein “Bürokratiemonster“, das “gerade in dieser wirtschaftlich herausfordernden Zeit in keiner Weise verhältnismäßig und akzeptabel” ist, wie Stephan Mayer (CSU) sagt.
Nach der Wahl wird das Thema allerdings zwangsläufig wieder auf der Agenda der dann neuen Bundesregierung und des Bundestags landen. Die EU drängt auf die Umsetzung ihrer Richtlinie und hat Ende September ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet.
Weitere Unsicherheit gibt es für Unternehmen dadurch, dass die Green-Deal-Vorgaben auch in Brüssel infrage gestellt werden. Für Ende Februar hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Vorschläge für ein sogenanntes Omnibus-Gesetz angekündigt, um etwa Pflichten aus der CSRD und der CSDDD zu bündeln. Dadurch sollen Firmen nicht mehrfach berichten und Daten erheben müssen.
Vier deutsche Ministerien haben vor Weihnachten eine Liste an die EU-Kommission geschickt, die eine Verschiebung um zwei Jahre sowie eine deutlich kleinere Zahl an berichtspflichtigen Unternehmen vorsieht. Auch bei der CSRD wird es also weit bis in das neue Jahr hinein unklar bleiben, an welchen Vorschriften sich die Wirtschaft zu orientieren hat.
Das Thema Kreislaufwirtschaft wird 2025 politisch relevant bleiben. Sowohl national als auch auf EU-Ebene sehen politisch Verantwortliche es als Instrument, Ressourcen zu schonen und den deutschen sowie europäischen Wirtschaftsstandort zu stärken.
In Deutschland könnte die im Dezember beschlossene Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) die Grundlage für die Politik nach der Bundestagswahl bilden. Bündnis 90/Die Grünen, die sich sehr für die NKWS eingesetzt hatten, verbinden in ihrem Wahlprogramm Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Die SPD will die Strategie “pragmatisch” umsetzen sowie Absatzmärkten für “umweltschonend recycelte Rohstoffe” schaffen. Die Union plant eine “verantwortungsvolle Kreislaufwirtschaft”.
Gleichzeitig treibt die EU das Thema voran. Die neue Kommission wird den Vorschlag für einen Circular Economy Act wahrscheinlich bis Mitte 2025 vorlegen. Damit will sie einen europäischen Markt für Sekundärrohstoffe und einen Binnenmarkt für Abfall schaffen, vor allem mit Blick auf kritische Rohstoffe. Die EU will die Kreislaufwirtschaft auch stärken, indem sie verschiedene Maßnahmen verzahnt. Dazu gehört die Schaffung “grüner” Leitmärkte durch eine Reform des Vergaberechts und “eine Präferenz für europäische Produkte” in strategischen Sektoren.
Zugleich stehen 2025 wichtige Vorhaben für die Industrie auf der Agenda – etwa delegierte Rechtsakte zur Ökodesign-Verordnung oder die Verordnung zum Fahrzeugrecycling. In der vergangenen Legislaturperiode war die Kreislaufwirtschaft für die EU ein zentraler Hebel zur Umsetzung des Green Deal. Jetzt steht vor allem Wettbewerbsfähigkeit im Fokus.
Unternehmen können sich daher darauf einstellen, dass sowohl Bundes- als auch EU-Politik weiter daran arbeiten, Rahmenbedingungen für die Kreislaufführung von Material zu schaffen. Die Unsicherheit mit Blick auf gesetzliche Sorgfaltspflichten in Lieferketten und Berichterstattung dürfte jedoch erst mal anhalten. Nicolas Heronymus, Caspar Dohmen, Marc Winkelmann. Mitarbeit: Alex Veit.
Guten Tag, Frau Weber. Seit einigen Monaten senken die Zentralbanken in Europa und den USA die Leitzinsen langsam, aber kontinuierlich ab. Ist denn die Phase der Inflation, die wir seit der Covid-Pandemie erlebt haben, wieder beendet?
Die jüngste Inflationsphase ist in den letzten Zügen. Das heißt aber nicht, dass keine strukturellen Inflationsgefahren mehr bestehen. Wir leben in einer Zeit der Vielfachkrise: Geopolitische Spannungen, drohende Handelskonflikte infolge der Wahl Donald Trumps, der Klimawandel, extreme Wetterereignisse. All das betrifft die Stabilität von Lieferketten und kann zu Angebotsschocks führen. Nicht unähnlich zu dem, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Insofern kann es durchaus zu neuen Inflationsschüben kommen.
Sie haben nach der Wahl von Trump gesagt, dass Sie eine antifaschistische Wirtschaftspolitik für notwendig erachten.
Aus meiner historischen Forschung weiß ich, dass Inflationsschocks politisch destabilisierend wirken können. Und meine Befürchtung war, dass in der jetzigen Lage ein Inflationsschock den Aufstieg der extremen Rechten weiter befeuern kann.
Aber hat Trump das Thema Inflation tatsächlich genutzt, um die Wahlen zu gewinnen?
Trump hat gesagt: Wenn er an die Macht kommt, fallen die Preise von essenziellen Gütern und die Energiepreise sofort. Er hat nie klargemacht, wie das vonstattengehen soll, aber er hat trotzdem eine klare Geste in den Wahlkampf gebracht.
Um eine Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung zu verhindern, sollten die demokratischen Parteien also auf diese Bedürfnisse und Entwicklungen eingehen?
Natürlich ist der Aufstieg der extremen Rechten ein komplexes Phänomen, das sich nicht auf Wirtschaftspolitik reduzieren lässt. Ich will mit dem Begriff der antifaschistischen Wirtschaftspolitik darauf hinweisen, dass man gezielt ein Augenmerk darauf legen sollte, wie sich durch wirtschaftspolitische Maßnahmen der weitere Aufstieg der extremen Rechten mit verhindern lässt.
Was wäre praktisch geboten?
In kapitalistischen Marktwirtschaften beruht der Gesellschaftsvertrag darauf, dass Menschen mit Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Wenn die Preise von Waren des täglichen Gebrauchs in die Höhe schnellen und Löhne nicht mehr für grundlegende Güter ausreichen, bricht dieser Gesellschaftsvertrag. Es bricht das Vertrauen von Menschen in das System. Das beobachten wir immer wieder.
Aber es reicht nicht, die Inflation besser zu bekämpfen. Es muss auch um eine positive Alternative zum Status quo gehen. Die Zustimmung für extrem rechte Standpunkte hat auch damit zu tun, dass die Menschen das Gefühl haben, dass eine Krise die nächste jagt – es aber keine Perspektiven gibt, wie unsere Gesellschaften aus diesem bedrohlichen Status Quo herauskommen.
Trump hat das Thema also erfolgreich genutzt, ohne aber konkrete Lösungen zu formulieren. In Deutschland gehen wir jetzt in die heiße Phase des Wahlkampfs. Was raten Sie deutschen Parteien?
Ich würde nicht sagen, dass man wie Trump Demagogie betreiben sollte. Wichtig wäre es, Konzepte vorzulegen, die den Wählern vermitteln, dass der Staat im Bereich der Grundbedürfnisse eine Schutzfunktion ausführt. Darüber hinaus auch eine Vision, wie man aus der Misere herauskommt durch einen gestalterischen Staat, der die Märkte in eine zukunftsfähige Richtung lenkt.
In den USA hat die Industriepolitik der Demokraten den Wahlsieg von Trump nicht verhindert. Auch in Deutschland steht die aktive Industriepolitik der letzten Jahre in der Kritik.
Ich glaube, dass es die falsche Lehre aus dem Wahlerfolg von Trump wäre zu sagen: Deshalb ist der Ansatz der Biden-Regierung gescheitert. Ich würde sogar sagen, dass diese Industriepolitik sehr erfolgreich war. Aber der Zeithorizont dieser Maßnahmen ist zu lang, als dass er sich nach zwei Jahren in Wahlverhalten übersetzt.
Gerade Deutschland ist nach dem Wahlerfolg von Donald Trump in einer noch viel schwierigeren Position. Man verliert einerseits den Exportmarkt China und andererseits könnte sich der Zugang zum amerikanischen Markt weiter verengen. Umso wichtiger wäre es, die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit der Industrie voranzubringen. Das Ganze aber auch mit Maßnahmen zu verbinden, die die Binnennachfrage stärken. Denn man kann sich in dieser geopolitischen Konstellation nicht mehr nur auf Exportmärkte als Wachstumsmotor verlassen.
Schon lange fordern progressive Ökonomen, die Globalisierung anders zu gestalten. Gehen die nun breit diskutierten protektionistischen Maßnahmen in die richtige Richtung?
Man sollte nicht zum Protektionismus als Default-Position übergehen, sondern muss fragen: Wo gibt es Möglichkeiten, den offenen Handel beizubehalten, aber dabei die zentralen Sorgen der verschiedenen Handelspartner mit aufzunehmen?
Mit Blick auf China bin ich jedoch nicht sicher, ob die Handelsperspektive ausreicht, etwa bei der Autoindustrie: China ist in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur der wichtigste Markt für die deutsche Autoindustrie geworden. Die deutsche Autoindustrie hat sich vielmehr tief in das System Chinas integriert, eines der innovativsten Industriesysteme im Automobilsektor. Wenn deutsche Unternehmen an diesen schnellen Entwicklungen nicht mehr beteiligt wären, weil sie ihren Zugang zum chinesischen Markt verlieren, könnte das auch ihre Wettbewerbsfähigkeit in Drittstaaten schwächen. Wir haben es mit genuin globalisierten Unternehmen zu tun. Für sie ist China viel mehr als nur ein Absatzmarkt. Will heißen: Das Problem ist eigentlich noch größer.
Isabella Weber ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der University of Massachusetts Amherst. Ende 2021 schlug sie “strategische Preiskontrollen” vor, um die Inflation nach der Covid-Pandemie zu begrenzen. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde die in Nürnberg geborene Ökonomin durch den Vorschlag eines Gaspreisdeckels bekannt. Das ganze Interview mit Isabella Weber können Sie im Table.Today-Podcast hören.
Der umwelt- und klimafreundliche Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft braucht nicht nur innovative Produkte, sondern auch den Austausch zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Messen und Kongresse sind dafür eine gute Gelegenheit.
16. Januar, Online
Fachtagung Energiedialog 2025
Der Energiedialog ist der große energiepolitische Jahresauftakt des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Im Mittelpunkt steht diesmal die Frage, wie die Branche auch in Zukunft Unabhängigkeit, Wohlstand und Versorgungssicherheit gewährleisten kann, um den Energiestandort Deutschland zu sichern und die Energiewende voranzutreiben. INFOS
20. und 21. Januar, Berlin
Kongress Kraftstoffe der Zukunft – 22. Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität
Die Veranstalter bezeichnen den Kongress als “zentralen Treffpunkt für die Akteure der Biokraftstoffbranche und der erneuerbaren Mobilität”. Sie erwarten in diesem Jahr mehr als 600 Teilnehmer aus dem In- und Ausland – vor allem Fachleute aus Industrie, Wissenschaft, Forschung und Politik. Das Themenspektrum der Vorträge reicht von der Qualitätskontrolle und Zertifizierung erneuerbarer Kraftstoffe bis hin zum Einsatz von Biokraftstoffen in der Schifffahrt und Luftfahrt. INFOS
25. bis 27. Januar, Düsseldorf
Messe Neonyt – The Fair Fair. Certified Sustainable Brands only
Um an der Neonyt teilnehmen zu können, müssen die Modelabels vorab konkrete Angaben zu den ökologischen und sozialen Aspekten ihrer Produkte machen, unter anderem zur Klimaneutralität und zu den Arbeitsbedingungen. Diese werden dann von einer Expertin überprüft. Damit soll sichergestellt werden, dass nur Marken mit “echtem Engagement für Nachhaltigkeit” zugelassen werden. INFOS
11. bis 14. Februar, Nürnberg
Messe Biofach 2025 – Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik
Zur Biofach werden rund 2.700 Aussteller aus über 90 Ländern erwartet. Begleitend findet ein Kongress unter dem Motto “Yes, we do!” statt. Themen sind unter anderem die Stärkung der ökologischen Transformation durch Finanz- und Steuersysteme und wie die öffentliche Hand mit der Maxime “Organic first” ein Vorreiter in der Gemeinschaftsverpflegung sein kann. INFOS
12. und 13. März, Düsseldorf
Konferenz Die Circular Valley Convention – Plattform für die industrielle Kreislaufwirtschaft
Die Circular Valley Convention versteht sich als wichtiger Motor für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft der Zukunft. Sie bietet nicht nur Konferenz und Expo, sondern will auch Raum für Wissensaustausch und Networking schaffen. Initiatoren sind die Messe Düsseldorf, die Circular Valley Stiftung und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. INFOS
13. und 14. März, Berlin
Kongress 9. Internationaler Cradle to Cradle Congress
Der Kongress an der TU Berlin ist nach eigenen Angaben die weltweit größte Plattform für Cradle to Cradle und Circular Economy. Teil des Programms ist ein Forschungssymposium mit den Schwerpunkten Materialien und Produktdesign, innovative Recycling- und Upcycling-Technologien und industrielle Ökologie und Systemdenken. INFOS
24. bis 27. April, Stuttgart
Messe Fair Handeln – Internationale Messe für Fair Trade und global verantwortungsvolles Handeln
Die Fair Handeln ist die älteste und bedeutendste Messe der Branche in Deutschland. Die rund 800 Aussteller richten sich sowohl an Verbraucher als auch an Fachbesucher. Ihr Angebot reicht von Nahrungs- und Genussmitteln über Textilien bis hin zu sozialverträglichen Reisen und ökologischen Geldanlagemöglichkeiten. INFOS
6. bis 9. Mai, München
Messe The smarter E Europe – Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft
The smarter E Europe vereint vier Messen, die jeweils von einer Fachkonferenz begleitet werden: die Intersolar Europe, die weltweit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft, die EES Europe, Europas größte Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme, die internationale Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität Power2Drive Europe und die EM-Power Europe, eine internationale Fachmesse für Energiemanagement und vernetzte Energielösungen. INFOS
21. und 22. Mai
Festival Greentech Festival 2025 – Setting the Stage for the Green Success
Das Greentech Festival bietet Pionieren, Visionären und Führungskräften eine Plattform, um nachhaltige Geschäftsideen zu diskutieren, die für einen nachhaltigen Wandel notwendig sind. Keynotes, Podiumsdiskussionen und Workshops geben einen Einblick in den aktuellen Stand und die Zukunft nachhaltiger Unternehmen und globaler Politik. INFOS
4. und 5. Juni, Berlin
Kongress BDEW-Kongress 2025 – Mehr als Energie
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) will auf seinem diesjährigen Kongress die zentrale Rolle der Energiewirtschaft bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zur Klimaneutralität hervorheben. Themen sind unter anderem der globale Wettbewerb bei erneuerbaren Technologien, die Rolle von Speichern für die Energiewende und die Finanzierung der kommunalen Wärmewende. INFOS
25. und 26. Juni, Hamburg
Gipfel Sustainability Summit 2025
Der Sustainability Summit fand im vergangenen Jahr zum ersten Mal statt. Messe und Konferenz stellen die nachhaltige Transformation der Wirtschaft in den Mittelpunkt. Das Konzept: Nachhaltigkeitsverantwortliche aus mittelständischen und großen Unternehmen diskutieren gemeinsam über die Zukunft der nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Im Messebereich werden IT-Lösungen für Nachhaltigkeit und ESG präsentiert. INFOS
17. und 18. September, Frankfurt
Festival Impact Festival 2025 – Gemeinsam für eine nachhaltige Wirtschaft
Das Impact Festival ist Europas größte B2B-Veranstaltung für nachhaltige Innovation und bringt Nachhaltigkeitslösungen mit Unternehmen und Investoren zusammen, um den wirtschaftlichen Wandel zu beschleunigen. Das Impact Festival findet dieses Jahr zum fünften Mal statt. INFOS
13. und 14. November, Berlin
Konferenz EcoCompute Conference – Let’s make digital sustainable
Die EcoCompute gilt als die größte Ingenieurskonferenz zum Thema Nachhaltigkeit in der Hard- und Softwarebranche. Sie soll laut Veranstalter Hardware-Designer, Software-Entwickler, Rechenzentrumsbetreiber und IT-Projektplaner zusammenbringen. INFOS
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl spricht sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für einen verstärkten Einsatz für europäische Wettbewerbsfähigkeit und den Abbau von Bürokratie aus. Es gehe nun darum, strategische Abhängigkeiten abzubauen und europäische Unternehmen gezielt zu unterstützen, heißt es in dem Brief.
Scholz fordert, eine “pragmatische Balance” zu finden aus Zielen, die der europäischen Wirtschaft dienen, und jenen des Klima- und Umweltschutzes. Er kritisiert die Vorgaben für grünen Wasserstoff, die zu streng seien, sowie zu hohe Belastungen etwa durch die europäische Nachhaltigkeitsrichtlinie (CSRD) und die Lieferkettenrichtlinie.
Um die E-Mobilität zu fördern, wünscht Scholz sich eine Initiative der Kommission für einen europaweiten “E-Auto-Kaufanreiz”. Auch zu den Zöllen für in China produzierte E-Autos äußert er sich in dem Brief. Hier sei es wichtig, in den Gesprächen mit Peking über eine Rücknahme der europäischen Zölle zu einem “einvernehmlichen Ergebnis” zu gelangen.
Für die energieintensive Industrie wünscht sich Scholz ebenfalls Unterstützung: Er betont die Bedeutung der deutschen und europäischen Stahlindustrie, für die er unter anderem ein Konzept für einen Leitmarkt für grünen Stahl fordert. Der Förderrahmen für den Umstieg auf eine klimafreundliche Stahlproduktion solle “pragmatischer und flexibler” gestaltet sein, vorläufig solle der Einsatz von Erdgas und blauem Wasserstoff möglich sein.
Kritisch äußert sich Scholz zum CO₂-Grenzausgleich der EU, der “die internationale Wettbewerbsfähigkeit der eigenen energieintensiven Industrie auf dem Weltmarkt außer Acht lässt”. Hier brauche es eine Exporterstattung sowie ebenfalls weniger Bürokratie. sas
Nach Goldman Sachs und Wells Fargo kündigten am Dienstag auch die US-Großbanken Citigroup und Bank of America unabhängig voneinander an, die Net-Zero Banking Alliance (NZBA) zu verlassen. In einer Mitteilung der Citigroup hieß es, die Bank wolle trotz des Austritts weiter die eigenen Klimaziele verfolgen. Künftig werde man sich auf die Unterstützung der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) fokussieren und insbesondere in Schwellenländern Klimainitiativen unterstützen.
Die Bank of America teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass sie trotz des Austritts aus der NZBA “weiterhin mit unseren Kunden zu diesem Thema zusammenarbeiten und auf ihre Bedürfnisse eingehen” werde. Allison Fajans-Turner, Expertin für Banken-Engagement bei der US-Umweltschutzorganisation Rainforest Action Network, kritisierte die Banken für ihre Abkehr von den Industrieinitiativen und äußerte Zweifel an deren Bekenntnissen zu klimafreundlicher Politik: “Amerikas größte Banken haben den Neujahrsvorsatz gefasst, ihre Klimaversprechen zu brechen.”
Die NZBA ist eine Industrieinitiative unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen und mit der ebenfalls von der Finanzindustrie etablierten GFANZ verbunden. Ihre Mitglieder verpflichten sich, auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft und die Ziele des Pariser Klimaabkommens hinzuarbeiten. Die deutsche Nachhaltigkeitsbank GLS verließ die NZBA vor knapp zwei Jahren mit der Begründung, dass “zahlreiche Akteure des Bündnisses an der Erschließung neuer fossiler Projekte” beteiligt seien. Im letzten Jahr traten hingegen eher konventionelle US-Banken aus der NZBA aus, zuletzt im Dezember Goldman Sachs und Wells Fargo. Beobachter führen dies auf den Druck republikanischer US-Politiker gegen klimafreundliche Geschäftspolitiken zurück. av
Die Unsicherheit über die Zukunft der staatlichen Zuschüsse für klimafreundliche Heizungen hat zum Jahresende zu einem starken Anstieg der entsprechenden Anträge bei der KfW geführt. Das zeigen Zahlen, die das zuständige BMWK auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat. In der Woche vor Weihnachten (16. bis 22. Dezember) gingen demnach 16.821 Hauptanträge und 3.358 Zusatzanträge für weitere Wohneinheiten ein; das ist pro Woche gerechnet mehr als doppelt so viel wie in den drei Wochen zuvor und etwa viermal so viel wie die wöchentlichen Werte im Oktober.
Hintergrund dürfte die Ankündigung der Union sein, die Förderung im Fall eines Wahlsiegs stark zu kürzen. Zudem gab es die Sorge, dass es aufgrund des fehlenden Haushalts bereits im Januar keine neuen Förderzusagen mehr geben könnte; diese hat das BMWK aber wiederholt als unbegründet zurückgewiesen. Die genannten KfW-Zahlen beziehen sich auf sämtliche klimafreundlichen Heizungen; eine Aufschlüsselung auf die einzelnen Technologien liegt aktuell noch nicht vor. In der Vergangenheit entfielen rund 80 Prozent der Anträge auf Wärmepumpen. Wenn die Zahlen dauerhaft so hoch blieben, wie sie im Dezember waren, käme das Ziel der Bundesregierung von 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr in Reichweite. 2024 waren es nur rund 200.000. mkr
Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen könnten von Jahresbeginn an teurer werden. Der Grund: Zum 1. Januar 2025 steigt der CO₂-Preis von bisher 45 auf dann 55 Euro pro Tonne. Nach Angaben des ADAC sowie des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie (en2x) könnte Benzin dann pro Liter um 3 Cent teurer werden, Diesel und Heizöl um etwas mehr als 3 Cent.
Zusätzlich steige zum Jahreswechsel die sogenannte Treibhausgasminderungsquote, so en2x. Dafür müssten die Kraftstoffanbieter die Treibhausgasemissionen im Verkehr weiter senken, etwa durch einen höheren Anteil an erneuerbaren Kraftstoffen. “Inwieweit sich diese Änderungen in den Verbraucherpreisen an den Tankstellen und im Heizölhandel bemerkbar machen, hängt maßgeblich von der Entwicklung der Weltmarktpreise für die Mineralölprodukte ab.”
Laut ADAC könnte die Anhebung der CO₂-Abgabe “nicht groß auffallen”, wenn beispielsweise Rohöl billiger werde. Die Abgabe sei nur ein Bestandteil, aus denen sich die Kraftstoffpreise zusammensetzen. Seit Frühjahr seien die Spritpreise gesunken.
Wer mit Gas heizt, zahlt laut Vergleichsportal Verivox durch den höheren CO₂-Preis rund 0,22 Cent mehr pro Kilowattstunde. Hochgerechnet auf den Heizbedarf eines Einfamilienhauses mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden Erdgas seien das rund 43 Euro mehr im Jahr.
Zu Heizöl sagte der Geschäftsführer des Portals HeizOel24, Oliver Klapschus, für 2025 werde mit konstanten bis leicht fallenden Rohölpreisen gerechnet. Ohne große geopolitische Krisen oder Katastrophen bestehe aus aktueller Sicht kein Grund, dass die Heizölpreise um mehr als 10 Cent nach oben und unten schwanken. Die Erhöhung der CO₂-Bepreisung spiele bei der Preisprognose nur eine untergeordnete Rolle. Der Aufschlag liege im Bereich einer normalen Wochenschwankung der Heizölpreise.
Im darauffolgenden Jahr ist ein Preiskorridor von 55 bis 65 Euro pro Emissionszertifikat vorgesehen. Das Brennstoffemissionshandelsgesetz bereitet so auf den neuen Emissionshandel der EU für Gebäudewärme und Verkehr (ETS 2) vor, der im Jahr 2027 startet. Dann könnte es anfangs zu erheblichen Preisschwankungen kommen, warnen Experten. dpa/lb
Der Berliner Senat ist vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) für sein “Schneller-Bauen-Gesetz” mit dem “Dinosaurier des Jahres” ausgezeichnet worden. Aus Sicht des Umweltverbandes steht es für eine Politik, die “eine dringend notwendige ökologische und soziale Stadtentwicklung zugunsten vermeintlich schnellerer Bauvorhaben opfert”. Unter dem Vorwand des Bürokratieabbaus würden Regelungen gestrichen, die für Klimaschutz, Artenvielfalt und Lebensqualität unverzichtbar seien, schreibt der NABU.
“Das Schneller-Bauen-Gesetz ist keine Lösung für die Zukunft, sondern ein Rückschritt in die Vergangenheit”, kritisiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Der Erhalt der Natur sei “kein Selbstzweck, sondern eine Lebensversicherung”. Grünflächen seien schließlich kein Luxus. Viele Menschen litten unter Rekordtemperaturen, Hitzeinseln, Starkregen und Stürmen. Die Folgen in Berlin und anderen Großstädten seien schlechte Luft, abgedeckte Dächer, vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume.
Städte wie Wien, Kopenhagen und Paris würden zeigen, dass es auch anders gehe, sagt Krüger. Dort würden Freiräume erhalten oder wiederhergestellt, Nachverdichtungen sinnvoll umgesetzt und die Bürger stärker beteiligt. Die einseitige Bevorzugung des Wohnungsbaus führe dagegen zwangsläufig zur Verletzung anderer, berechtigter Interessen, warnt der NABU-Präsident. “Das gefährdet den sozialen Frieden.”
Um der Wohnungsnot in Berlin entgegenzuwirken, fordert der NABU den Senat auf, bereits versiegelte Flächen zu bebauen. Nach Angaben des Verbandes könnte so Platz für 75.000 Wohnungen geschaffen werden, ohne weitere Grünflächen zu zerstören. “Wohnungsnot ist ein drängendes Problem, aber dieses Gesetz löst es nicht. Es zerstört Natur, heizt das Klima an und verhindert eine nachhaltige Stadtentwicklung”, so Melanie von Orlow, Geschäftsführerin des NABU-Berlin. ch
“Die Umsatzzahlen der ersten neun Monate 2024 deuten auf ein Gesamtwachstum des Öko-Marktes von über fünf Prozent hin”, heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands zum Jahreswechsel, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Das Wachstum nähere sich damit früheren durchschnittlichen Zuwachsraten von sieben bis acht Prozent pro Jahr an.
Der hiesige Biomarkt verkleinerte sich im Jahr 2022 erstmals, weil Verbraucher wegen der hohen Inflation weniger Bioprodukte kauften. “Nach dem Rückgang 2022 und der Stagnation 2023 zeigt sich 2024 eine Aufwärtsentwicklung”, heißt es in dem Marktbericht. Jedoch verliere der Biofachhandel weiter Marktanteile an Supermärkte, Discounter und besonders stark wachsende Drogeriemärkte.
Stand Ende 2023 bauten Bauern auf 11,4 Prozent der Agrarflächen nach Bioverfahren an. Ziel der geplatzten Ampel-Koalition war, den Bioanteil bis 2030 auf 30 Prozent der Agrarfläche auszuweiten. Die Zahl der Biohöfe sank um 182 auf 36.680, wobei der Anteil an allen Betrieben aber trotzdem um 0,2 Punkte auf 14,4 Prozent zunahm. Der Ökolandbau sei weniger stark vom Strukturwandel betroffen als die Branche allgemein, erläuterte das Bundesagrarministerium. dpa/cd
Wer will schon mit Müll bauen? – Süddeutsche Zeitung
Mit der Ersatzbaustoffverordnung (EBV) wollte die Bundesregierung den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen bei technischen Bauwerken erhöhen. Das sei laut Bau und Recyclingverbänden aber nicht der Fall. Es fehle laut Fachleuten eine Abfallendeverordnung, mit der mineralische Ersatzbaustoffe einen Produktstatus erhielten, schreibt Gabriela Beck. Deswegen gelte momentan alles, was abgebrochen werde, als Abfall, was mit einem Mehraufwand unter anderem für Messungen verbunden sei. Gesunken sei aber auch die Nachfrage, “da viele Bauherren – auch Behörden – Primärrohstoffe bevorzugen”. Zum Artikel
Gemeinsam Äcker bewirtschaften ist ein Modell für die Zukunft – Süddeutsche Zeitung
Vielen Landwirten setzen die steigenden Bodenpreise zu. Allein zwischen 2000 und 2017 erhöhte sich der Preis für Boden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland um 89 Prozent. Uwe Ritzer berichtet über die Kulturland eG. Sie kaufe landwirtschaftliche Flächen und verpachte sie langfristig an Bauern. Auch wenn die Bodenpreise anzögen, verlange sie von den Landwirten nicht mehr. Was dies praktisch ermöglicht, zeigt der Autor anhand eines Demeter-Betriebes in Vorderhaslach. Zum Artikel
German solar sector in distress as consumer boom fizzles – Financial Times
Weil das Konsumenteninteresse an neuen Panels nachlasse, seien die deutschen Anbieter von Solaranlagen in der Krise, schreibt Laura Pitel. Ein Stück weit sei dies eine Konsolidierung nach dem Boom der letzten Jahre, sagen ihre Interviewpartner. Aber die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der kleineren Anbieter könnten die Energiewendeziele gefährden. Zum Artikel
Frauen in der Automobilindustrie: Gleichstellung bleibt im Hintergrund – NZZ
Frauen sind in der deutschen Automobilindustrie nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Wie Fabian Hoberg berichtet, machen sie nur etwas mehr als 17 Prozent der Beschäftigten in der Branche aus. Dabei seien die gefragten Qualifikationen deutlich vielfältiger geworden und reichten bis in Trendbereiche wie Software und KI. Hersteller wie BMW hätten sich klar zur Vielfalt bekannt. Dennoch brauche es offenbar noch Zeit, bis das Thema Mobilität und Auto geschlechterneutral werde. Zum Artikel
“Das industrielle Argentinien wird verschwinden” – taz
Die Wirtschaftspolitik von Argentiniens Präsident Javier Milei erinnere an die Strukturanpassung der 1990er Jahre, sagt Ökonom Hernán Letcher vom Centro de Economía Política Argentina. Im Gespräch mit Jürgen Vogt erklärt er, warum der Finanzsektor, der Bergbau, die Landwirtschaft und die Öl- und Gasförderung von einer extraktivistischen Wirtschaftspolitik profitierten. Das Nachsehen hätten hingegen Industrie, Bau und Handel, auf die zusammen fast die Hälfte der Arbeitsplätze entfielen. Zum Interview
Hier investieren Unternehmen in Deutschland noch – Handelsblatt
Trotz der vermeintlich schlechten Stimmung in der Wirtschaft gebe es viele Unternehmen, die hierzulande investierten, schreibt ein Autorenteam des Handelsblatts. Im Maschinenbau und der Chemiebranche schätzten Unternehmen die technologische Kompetenz und die Verfügbarkeit von Fachkräften. Unternehmen investierten hierzulande unter anderem auch in die Bereiche Pharmazeutik, erneuerbare Energien und Telekommunikation. Zum Artikel
Republican-run states see opportunity to push extreme policies under Trump – The Guardian
Regierungsvertreter und Parlamentarier von republikanisch regierten US-Bundesstaaten sähen in der Wiederwahl von Donald Trump ein Mandat für sich, um in ihren Bundesstaaten rechtsgerichtete Politik umzusetzen, berichtet Eric Berger. Dazu gehöre unter anderem eine Stärkung von religiösen und konservativ ausgerichteten Schulen und das Aufheben oder Einschränken von Umweltgesetzen. Zum Artikel
Europa steht vor einem Scheideweg: Während europäische Regulation die CO₂-Grenzwerte für Neuwagen nächstes Jahr wie geplant verschärft, kämpft die deutsche Autoindustrie um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Günstige Elektroautos aus China setzen den Markt unter Druck, während ambitionierte Vorgaben zu Emissionen die Transformation der Branche beschleunigen sollen – mit ungewissen Folgen für Arbeitsplätze und Innovationen. In dieser Lage drängen VW und Mercedes – anders als BWM oder Opel – darauf, die kommenden CO₂-Grenzwerte aufzuweichen.
Doch eine Aufweichung der CO₂-Flottengrenzwerte in der EU ab 2025 wäre ein schwerwiegender strategischer Fehler, der der deutschen Autoindustrie langfristig schaden würde. Statt sich auf die Zukunftsmärkte der Elektromobilität zu fokussieren, würde eine solche Entscheidung die Industrie an die Vergangenheit ketten – auf einem schrumpfenden Markt für Verbrennungsmotoren.
Der Zukunftsmarkt ist klar: Elektroautos. Sie sind bereits auf dem Weg, bei den Produktionskosten wettbewerbsfähig zu werden. Durch fallende Batteriekosten werden sie bis spätestens Ende dieses Jahrzehnts günstiger sein als Verbrenner. Diese Entwicklung beschleunigen technologische Fortschritte, Skaleneffekte und massive Investitionen in die Ladeinfrastruktur. Zugleich wachsen die Betriebskosten von Verbrennern durch steigende Energiepreise, CO₂-Abgaben und höhere Wartungskosten.
Der Übergang zur Elektromobilität ist nicht nur unausweichlich, sondern auch wirtschaftlich unverzichtbar für eine Industrie, die global wettbewerbsfähig bleiben möchte. Eine Strategie, die weiterhin auf Verbrennungsmotoren setzt, ignoriert diese Dynamik und bindet Ressourcen an ein veraltetes Konzept.
Derzeit dürfen neu zugelassene Autos im EU-Schnitt nicht mehr als 115,1 Gramm CO₂ pro Kilometer emittieren. 2025 würde dieser Grenzwert auf 93,6 Gramm fallen. Die CO-Grenzwerte aufzuweichen, würde bedeuten, die Kosten auf die Verbraucher abzuwälzen. Wie das?
Niedrigere CO₂-Flottengrenzwerte würden den Verkauf von Elektroautos bremsen, da der Druck auf Hersteller, emissionsfreie Fahrzeuge anzubieten, nachließe. Dies hätte unmittelbare Folgen: In drei Jahren wären mehr Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf den Straßen, was den CO₂-Ausstoß erhöhen würde. Dieser zusätzliche Ausstoß würde im Emissionshandelssystem ETS-II abgebildet, das künftig auch den Verkehrssektor umfasst. Höhere Emissionen führen zu einer Verknappung der Zertifikate und damit zu steigenden Preisen. Diese Mehrkosten gehen direkt an die Verbraucher weiter, indem Benzin- und Dieselpreise an der Tankstelle steigen. Die Strategie der Brüsseler Lobbyisten läuft also darauf hinaus, die Kosten der Transformation von der Automobilindustrie auf die Bürger zu verlagern, während gleichzeitig die dringend notwendige Reduktion der Emissionen verzögert wird.
Eine Flexibilitätsoption, die ein Überschreiten der Flottengrenzwerte in 2025 ermöglicht und im Gegenzug die Flottengrenzwerte für 2026 überkompensiert, hätte auf die CO₂-Preise des ETS-II in den darauffolgenden Jahren allerdings so gut wie keinen Einfluss. In diesen Jahren würden mit oder ohne Flexibilitätsoption genauso viele CO₂-Emissionen im Verkehrsbereich entstehen. In dieser Hinsicht wäre eine auf 2025 und 2026 begrenzte Flexibilitätsoption tragbar.
Die Vermutung, dass bei bestehenden CO₂-Grenzwerten für 2025 per se Milliardenzahlungen auf die deutsche Autoindustrie zukämen, ist mit Vorsicht zu behandeln. Vielmehr entstehen durch die Grenzwerte Anreize, mehr E-Autos vergünstigt auf den Markt zu drücken, Verbrenner dagegen ohne Rabatt anzubieten: ein gewünschter Effekt, um die Flottengrenzwerte zu erreichen, die Strafzahlungen zu vermeiden, und einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaziele zu machen.
Auch das Argument, die Aufweichung der Flottengrenzwerte sei nötig, um “Technologieoffenheit” zu gewährleisten, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Nebelkerze. Hinter dem Schlagwort verbirgt sich oft das Ziel, den Verbrennungsmotor künstlich am Leben zu halten. Während Wasserstoff- und E-Fuels als Alternativen für den Antrieb propagiert werden, sind diese Technologien weder in ausreichendem Maß verfügbar noch wirtschaftlich für den breiten Einsatz in Pkw geeignet.
Die Kosten für die Herstellung von E-Fuels sind unverhältnismäßig hoch, und der Energieverlust bei ihrer Produktion und Nutzung ist gewaltig. Biotreibstoffe wiederum sind in großer Menge kaum nachhaltig zu haben. Tatsächlich sind diese “alternativen Technologien” oft nur ein Vorwand, um den Übergang zur Elektromobilität zu verzögern und fossile Geschäftsmodelle zu schützen.
Die deutsche Autoindustrie hat die Chance, ihre globale Führungsposition zu sichern, indem sie konsequent auf Elektromobilität setzt. Die Wettbewerber aus China und den USA investieren massiv in Elektrofahrzeuge und dominieren bereits zentrale Märkte. Wer jetzt auf einen stagnierenden Vergangenheitsmarkt setzt, riskiert, im globalen Wettbewerb abgehängt zu werden. Statt die Grenzwerte aufzuweichen, sollte die EU ihre Flottengrenzwerte stringent beibehalten und damit die Weichen für eine nachhaltige, zukunftsfähige Mobilität stellen. Das ist nicht nur gut für das Klima, sondern entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie.
Prof. Dr. Felix Creutzig leitet die Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC Berlin). Er ist Bennett Chair for Innovation and Policy Innovation an der University of Sussex und ist Mitglied des Expertenbeirats Klimaschutz in der Mobilität.
China.Table – Rohstoffe: Was Pekings Exportbeschränkungen für den Westen bedeuten: Stark wie nie zuvor lässt Peking gegenüber den USA bei Exportbeschränkungen die Muskeln spielen. Beobachter warnen schon lange vor einer chinesischen Dominanz bei kritischen Metallen wie Gallium. Zum Artikel
Agrifood.Table – Agrarmärkte: Trump mischt die Karten neu: Die Entwicklung auf den Märkten für Getreide und Ölsaaten steht unter zunehmendem politischen Einfluss. Das erschwert Preisprognosen. Produzenten, Händler und Verarbeiter von Weizen, Mais, Raps und Sojabohnen müssen sich auf unkalkulierbare Risiken einstellen. Zum Artikel
ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr 2025! Es dürfte ein ereignisreiches Jahr werden – gerade für Menschen, die sich mit ESG-Themen beschäftigen. Denn man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass sich die politischen Rahmenbedingungen für die Transformation weiter ändern dürften.
Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen muss entscheiden, wie sie den Green Deal handhabt. Dazu hat Bundeskanzler Olaf Scholz ihr einen Brief mit einigen Vorschlägen geschickt, der Table.Briefings vorliegt. Sarah Schaefer berichtet. Donald Trump hält wenig von internationaler Klimapolitik, will die nationale Umweltbehörde schwächen und Bundesstaaten daran hindern, voranzugehen. All dies dürfte Folgen für deutsche Unternehmen haben.
Mit unterschiedlichen Vorstellungen in puncto Transformation ziehen auch die deutschen Parteien in den Bundestagswahlkampf. Die Union drängt auf mehr Markt, Steuererleichterungen für die Wirtschaft und weniger Regeln. SPD und Grüne hingegen – die beiden wahrscheinlichsten Koalitionspartner der nach aktuellen Umfragen deutlich führenden Union – halten an Industriepolitik fest. Letzteres hält auch die Ökonomin Isabella Weber für notwendig. Alex Veit und ich haben mit ihr gesprochen.
Was erwartet Unternehmen mit Blick auf wichtige Transformationsfelder, etwa bei Kreislaufwirtschaft, Lieferketten oder Berichtspflichten? Das analysiert unser ESG-Team. Mit einem Aspekt davon beschäftigt sich der Wissenschaftler Felix Creutzig in seinem Standpunkt. Er hält eine Aufweichung der CO₂-Grenzwerte für schädlich.
Wir freuen uns darauf, Ihnen auch 2025 mit Nachrichten, Analysen und Hintergründen bei der Orientierung in turbulenten Zeiten zu helfen.
Im neuen Jahr wird sowohl die Bundespolitik als auch die EU-Politik in neuen Konstellationen arbeiten. Die vorgezogene Bundestagswahl findet am 23. Februar statt. Das EU-Parlament und die neue Kommission haben sich bereits 2024 neu konstituiert, aber konkrete Vorhaben werden erst 2025 beschlossen. Mit der Neuaufstellung werden sich voraussichtlich auch die Schwerpunkte wichtiger ESG-Regulierung ändern.
Europäisch und national steht etwa der Abbau von bürokratischem Aufwand für Unternehmen auf der Agenda. Dabei im Fokus: Die vergangenes Jahr viel diskutierten Bundes- und EU-Gesetze zu den Sorgfaltspflichten von Unternehmen in ihren Lieferketten und zur Berichtserstattung über Nachhaltigkeit. Beim Thema Kreislaufwirtschaft lag der politische Fokus bisher vor allem auf deren Nachhaltigkeitsnutzen. Im neuen Jahr dürfte die Politik stärker auf ihren Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft achten.
Die Debatte um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und die entsprechende Regel auf EU-Ebene (Corporate Sustainability Due Diligence Directive – CSDDD) dürften auch 2025 weitergehen. Einige Parteien sind fest entschlossen, die Gesetze anzupassen. Ob ihnen dies gelingt, hängt von den Kräfteverhältnissen nach der Bundestagswahl und auf EU-Ebene ab.
Ginge es nach der Union und der FDP, dann würde die kommende Bundesregierung das LkSG abschaffen. Es verpflichtet Unternehmen mit mehr als tausend Beschäftigten zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten wie etwa von den ILO-Kernarbeitsnormen vorgegeben. Die damit verbundenen Berichtspflichten hat die Bundesregierung bis Jahresende ausgesetzt.
Die SPD und Bündnis 90/Die Grünen erwähnen das LkSG in ihrem Wahlprogramm nicht, obwohl große Teile beider Parteien es wichtig finden. Beobachter halten es jedoch für möglich, dass sie sich bei einer Regierungsbeteiligung auf Anpassungen einlassen – wie eine Aussetzung der Berichtspflichten, bis erste Unternehmen ab Juli 2027 die CSDDD erfüllen müssen.
Sowohl SPD als auch Die Grünen betonen in ihren Wahlprogrammen, wie wichtig die CSDDD ist – sie geht weiter als die deutschen Regeln, etwa was den Umweltschutz anbelangt. Sollte die nächste Bundesregierung das LkSG ganz abschaffen, dann müssten Unternehmen erst mit Inkrafttreten der CSDDD gesetzliche Sorgfaltspflichten in Lieferketten einhalten. Aber auch die EU-Richtlinie soll 2025 durch Bündelung mit anderen Regeln angepasst werden (siehe unten).
Als die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU 2023 in Kraft trat, ahnte vermutlich keiner, dass sie 2025 ein großer Streitpunkt sein würde. Das ist sie aber, national und international. Im Bundestag gibt es seit dem Scheitern der Ampel-Koalition kaum eine Chance, dass die nationale Regelung noch bis zur Wahl umgesetzt wird.
Rot-Grün fehlt die Mehrheit, um einen gemeinsamen Entwurf durchzubringen, FDP und Union halten die Regelung für ein “Bürokratiemonster“, das “gerade in dieser wirtschaftlich herausfordernden Zeit in keiner Weise verhältnismäßig und akzeptabel” ist, wie Stephan Mayer (CSU) sagt.
Nach der Wahl wird das Thema allerdings zwangsläufig wieder auf der Agenda der dann neuen Bundesregierung und des Bundestags landen. Die EU drängt auf die Umsetzung ihrer Richtlinie und hat Ende September ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet.
Weitere Unsicherheit gibt es für Unternehmen dadurch, dass die Green-Deal-Vorgaben auch in Brüssel infrage gestellt werden. Für Ende Februar hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Vorschläge für ein sogenanntes Omnibus-Gesetz angekündigt, um etwa Pflichten aus der CSRD und der CSDDD zu bündeln. Dadurch sollen Firmen nicht mehrfach berichten und Daten erheben müssen.
Vier deutsche Ministerien haben vor Weihnachten eine Liste an die EU-Kommission geschickt, die eine Verschiebung um zwei Jahre sowie eine deutlich kleinere Zahl an berichtspflichtigen Unternehmen vorsieht. Auch bei der CSRD wird es also weit bis in das neue Jahr hinein unklar bleiben, an welchen Vorschriften sich die Wirtschaft zu orientieren hat.
Das Thema Kreislaufwirtschaft wird 2025 politisch relevant bleiben. Sowohl national als auch auf EU-Ebene sehen politisch Verantwortliche es als Instrument, Ressourcen zu schonen und den deutschen sowie europäischen Wirtschaftsstandort zu stärken.
In Deutschland könnte die im Dezember beschlossene Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) die Grundlage für die Politik nach der Bundestagswahl bilden. Bündnis 90/Die Grünen, die sich sehr für die NKWS eingesetzt hatten, verbinden in ihrem Wahlprogramm Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Die SPD will die Strategie “pragmatisch” umsetzen sowie Absatzmärkten für “umweltschonend recycelte Rohstoffe” schaffen. Die Union plant eine “verantwortungsvolle Kreislaufwirtschaft”.
Gleichzeitig treibt die EU das Thema voran. Die neue Kommission wird den Vorschlag für einen Circular Economy Act wahrscheinlich bis Mitte 2025 vorlegen. Damit will sie einen europäischen Markt für Sekundärrohstoffe und einen Binnenmarkt für Abfall schaffen, vor allem mit Blick auf kritische Rohstoffe. Die EU will die Kreislaufwirtschaft auch stärken, indem sie verschiedene Maßnahmen verzahnt. Dazu gehört die Schaffung “grüner” Leitmärkte durch eine Reform des Vergaberechts und “eine Präferenz für europäische Produkte” in strategischen Sektoren.
Zugleich stehen 2025 wichtige Vorhaben für die Industrie auf der Agenda – etwa delegierte Rechtsakte zur Ökodesign-Verordnung oder die Verordnung zum Fahrzeugrecycling. In der vergangenen Legislaturperiode war die Kreislaufwirtschaft für die EU ein zentraler Hebel zur Umsetzung des Green Deal. Jetzt steht vor allem Wettbewerbsfähigkeit im Fokus.
Unternehmen können sich daher darauf einstellen, dass sowohl Bundes- als auch EU-Politik weiter daran arbeiten, Rahmenbedingungen für die Kreislaufführung von Material zu schaffen. Die Unsicherheit mit Blick auf gesetzliche Sorgfaltspflichten in Lieferketten und Berichterstattung dürfte jedoch erst mal anhalten. Nicolas Heronymus, Caspar Dohmen, Marc Winkelmann. Mitarbeit: Alex Veit.
Guten Tag, Frau Weber. Seit einigen Monaten senken die Zentralbanken in Europa und den USA die Leitzinsen langsam, aber kontinuierlich ab. Ist denn die Phase der Inflation, die wir seit der Covid-Pandemie erlebt haben, wieder beendet?
Die jüngste Inflationsphase ist in den letzten Zügen. Das heißt aber nicht, dass keine strukturellen Inflationsgefahren mehr bestehen. Wir leben in einer Zeit der Vielfachkrise: Geopolitische Spannungen, drohende Handelskonflikte infolge der Wahl Donald Trumps, der Klimawandel, extreme Wetterereignisse. All das betrifft die Stabilität von Lieferketten und kann zu Angebotsschocks führen. Nicht unähnlich zu dem, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Insofern kann es durchaus zu neuen Inflationsschüben kommen.
Sie haben nach der Wahl von Trump gesagt, dass Sie eine antifaschistische Wirtschaftspolitik für notwendig erachten.
Aus meiner historischen Forschung weiß ich, dass Inflationsschocks politisch destabilisierend wirken können. Und meine Befürchtung war, dass in der jetzigen Lage ein Inflationsschock den Aufstieg der extremen Rechten weiter befeuern kann.
Aber hat Trump das Thema Inflation tatsächlich genutzt, um die Wahlen zu gewinnen?
Trump hat gesagt: Wenn er an die Macht kommt, fallen die Preise von essenziellen Gütern und die Energiepreise sofort. Er hat nie klargemacht, wie das vonstattengehen soll, aber er hat trotzdem eine klare Geste in den Wahlkampf gebracht.
Um eine Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung zu verhindern, sollten die demokratischen Parteien also auf diese Bedürfnisse und Entwicklungen eingehen?
Natürlich ist der Aufstieg der extremen Rechten ein komplexes Phänomen, das sich nicht auf Wirtschaftspolitik reduzieren lässt. Ich will mit dem Begriff der antifaschistischen Wirtschaftspolitik darauf hinweisen, dass man gezielt ein Augenmerk darauf legen sollte, wie sich durch wirtschaftspolitische Maßnahmen der weitere Aufstieg der extremen Rechten mit verhindern lässt.
Was wäre praktisch geboten?
In kapitalistischen Marktwirtschaften beruht der Gesellschaftsvertrag darauf, dass Menschen mit Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Wenn die Preise von Waren des täglichen Gebrauchs in die Höhe schnellen und Löhne nicht mehr für grundlegende Güter ausreichen, bricht dieser Gesellschaftsvertrag. Es bricht das Vertrauen von Menschen in das System. Das beobachten wir immer wieder.
Aber es reicht nicht, die Inflation besser zu bekämpfen. Es muss auch um eine positive Alternative zum Status quo gehen. Die Zustimmung für extrem rechte Standpunkte hat auch damit zu tun, dass die Menschen das Gefühl haben, dass eine Krise die nächste jagt – es aber keine Perspektiven gibt, wie unsere Gesellschaften aus diesem bedrohlichen Status Quo herauskommen.
Trump hat das Thema also erfolgreich genutzt, ohne aber konkrete Lösungen zu formulieren. In Deutschland gehen wir jetzt in die heiße Phase des Wahlkampfs. Was raten Sie deutschen Parteien?
Ich würde nicht sagen, dass man wie Trump Demagogie betreiben sollte. Wichtig wäre es, Konzepte vorzulegen, die den Wählern vermitteln, dass der Staat im Bereich der Grundbedürfnisse eine Schutzfunktion ausführt. Darüber hinaus auch eine Vision, wie man aus der Misere herauskommt durch einen gestalterischen Staat, der die Märkte in eine zukunftsfähige Richtung lenkt.
In den USA hat die Industriepolitik der Demokraten den Wahlsieg von Trump nicht verhindert. Auch in Deutschland steht die aktive Industriepolitik der letzten Jahre in der Kritik.
Ich glaube, dass es die falsche Lehre aus dem Wahlerfolg von Trump wäre zu sagen: Deshalb ist der Ansatz der Biden-Regierung gescheitert. Ich würde sogar sagen, dass diese Industriepolitik sehr erfolgreich war. Aber der Zeithorizont dieser Maßnahmen ist zu lang, als dass er sich nach zwei Jahren in Wahlverhalten übersetzt.
Gerade Deutschland ist nach dem Wahlerfolg von Donald Trump in einer noch viel schwierigeren Position. Man verliert einerseits den Exportmarkt China und andererseits könnte sich der Zugang zum amerikanischen Markt weiter verengen. Umso wichtiger wäre es, die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit der Industrie voranzubringen. Das Ganze aber auch mit Maßnahmen zu verbinden, die die Binnennachfrage stärken. Denn man kann sich in dieser geopolitischen Konstellation nicht mehr nur auf Exportmärkte als Wachstumsmotor verlassen.
Schon lange fordern progressive Ökonomen, die Globalisierung anders zu gestalten. Gehen die nun breit diskutierten protektionistischen Maßnahmen in die richtige Richtung?
Man sollte nicht zum Protektionismus als Default-Position übergehen, sondern muss fragen: Wo gibt es Möglichkeiten, den offenen Handel beizubehalten, aber dabei die zentralen Sorgen der verschiedenen Handelspartner mit aufzunehmen?
Mit Blick auf China bin ich jedoch nicht sicher, ob die Handelsperspektive ausreicht, etwa bei der Autoindustrie: China ist in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur der wichtigste Markt für die deutsche Autoindustrie geworden. Die deutsche Autoindustrie hat sich vielmehr tief in das System Chinas integriert, eines der innovativsten Industriesysteme im Automobilsektor. Wenn deutsche Unternehmen an diesen schnellen Entwicklungen nicht mehr beteiligt wären, weil sie ihren Zugang zum chinesischen Markt verlieren, könnte das auch ihre Wettbewerbsfähigkeit in Drittstaaten schwächen. Wir haben es mit genuin globalisierten Unternehmen zu tun. Für sie ist China viel mehr als nur ein Absatzmarkt. Will heißen: Das Problem ist eigentlich noch größer.
Isabella Weber ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der University of Massachusetts Amherst. Ende 2021 schlug sie “strategische Preiskontrollen” vor, um die Inflation nach der Covid-Pandemie zu begrenzen. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde die in Nürnberg geborene Ökonomin durch den Vorschlag eines Gaspreisdeckels bekannt. Das ganze Interview mit Isabella Weber können Sie im Table.Today-Podcast hören.
Der umwelt- und klimafreundliche Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft braucht nicht nur innovative Produkte, sondern auch den Austausch zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Messen und Kongresse sind dafür eine gute Gelegenheit.
16. Januar, Online
Fachtagung Energiedialog 2025
Der Energiedialog ist der große energiepolitische Jahresauftakt des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Im Mittelpunkt steht diesmal die Frage, wie die Branche auch in Zukunft Unabhängigkeit, Wohlstand und Versorgungssicherheit gewährleisten kann, um den Energiestandort Deutschland zu sichern und die Energiewende voranzutreiben. INFOS
20. und 21. Januar, Berlin
Kongress Kraftstoffe der Zukunft – 22. Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität
Die Veranstalter bezeichnen den Kongress als “zentralen Treffpunkt für die Akteure der Biokraftstoffbranche und der erneuerbaren Mobilität”. Sie erwarten in diesem Jahr mehr als 600 Teilnehmer aus dem In- und Ausland – vor allem Fachleute aus Industrie, Wissenschaft, Forschung und Politik. Das Themenspektrum der Vorträge reicht von der Qualitätskontrolle und Zertifizierung erneuerbarer Kraftstoffe bis hin zum Einsatz von Biokraftstoffen in der Schifffahrt und Luftfahrt. INFOS
25. bis 27. Januar, Düsseldorf
Messe Neonyt – The Fair Fair. Certified Sustainable Brands only
Um an der Neonyt teilnehmen zu können, müssen die Modelabels vorab konkrete Angaben zu den ökologischen und sozialen Aspekten ihrer Produkte machen, unter anderem zur Klimaneutralität und zu den Arbeitsbedingungen. Diese werden dann von einer Expertin überprüft. Damit soll sichergestellt werden, dass nur Marken mit “echtem Engagement für Nachhaltigkeit” zugelassen werden. INFOS
11. bis 14. Februar, Nürnberg
Messe Biofach 2025 – Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik
Zur Biofach werden rund 2.700 Aussteller aus über 90 Ländern erwartet. Begleitend findet ein Kongress unter dem Motto “Yes, we do!” statt. Themen sind unter anderem die Stärkung der ökologischen Transformation durch Finanz- und Steuersysteme und wie die öffentliche Hand mit der Maxime “Organic first” ein Vorreiter in der Gemeinschaftsverpflegung sein kann. INFOS
12. und 13. März, Düsseldorf
Konferenz Die Circular Valley Convention – Plattform für die industrielle Kreislaufwirtschaft
Die Circular Valley Convention versteht sich als wichtiger Motor für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft der Zukunft. Sie bietet nicht nur Konferenz und Expo, sondern will auch Raum für Wissensaustausch und Networking schaffen. Initiatoren sind die Messe Düsseldorf, die Circular Valley Stiftung und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. INFOS
13. und 14. März, Berlin
Kongress 9. Internationaler Cradle to Cradle Congress
Der Kongress an der TU Berlin ist nach eigenen Angaben die weltweit größte Plattform für Cradle to Cradle und Circular Economy. Teil des Programms ist ein Forschungssymposium mit den Schwerpunkten Materialien und Produktdesign, innovative Recycling- und Upcycling-Technologien und industrielle Ökologie und Systemdenken. INFOS
24. bis 27. April, Stuttgart
Messe Fair Handeln – Internationale Messe für Fair Trade und global verantwortungsvolles Handeln
Die Fair Handeln ist die älteste und bedeutendste Messe der Branche in Deutschland. Die rund 800 Aussteller richten sich sowohl an Verbraucher als auch an Fachbesucher. Ihr Angebot reicht von Nahrungs- und Genussmitteln über Textilien bis hin zu sozialverträglichen Reisen und ökologischen Geldanlagemöglichkeiten. INFOS
6. bis 9. Mai, München
Messe The smarter E Europe – Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft
The smarter E Europe vereint vier Messen, die jeweils von einer Fachkonferenz begleitet werden: die Intersolar Europe, die weltweit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft, die EES Europe, Europas größte Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme, die internationale Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität Power2Drive Europe und die EM-Power Europe, eine internationale Fachmesse für Energiemanagement und vernetzte Energielösungen. INFOS
21. und 22. Mai
Festival Greentech Festival 2025 – Setting the Stage for the Green Success
Das Greentech Festival bietet Pionieren, Visionären und Führungskräften eine Plattform, um nachhaltige Geschäftsideen zu diskutieren, die für einen nachhaltigen Wandel notwendig sind. Keynotes, Podiumsdiskussionen und Workshops geben einen Einblick in den aktuellen Stand und die Zukunft nachhaltiger Unternehmen und globaler Politik. INFOS
4. und 5. Juni, Berlin
Kongress BDEW-Kongress 2025 – Mehr als Energie
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) will auf seinem diesjährigen Kongress die zentrale Rolle der Energiewirtschaft bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zur Klimaneutralität hervorheben. Themen sind unter anderem der globale Wettbewerb bei erneuerbaren Technologien, die Rolle von Speichern für die Energiewende und die Finanzierung der kommunalen Wärmewende. INFOS
25. und 26. Juni, Hamburg
Gipfel Sustainability Summit 2025
Der Sustainability Summit fand im vergangenen Jahr zum ersten Mal statt. Messe und Konferenz stellen die nachhaltige Transformation der Wirtschaft in den Mittelpunkt. Das Konzept: Nachhaltigkeitsverantwortliche aus mittelständischen und großen Unternehmen diskutieren gemeinsam über die Zukunft der nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Im Messebereich werden IT-Lösungen für Nachhaltigkeit und ESG präsentiert. INFOS
17. und 18. September, Frankfurt
Festival Impact Festival 2025 – Gemeinsam für eine nachhaltige Wirtschaft
Das Impact Festival ist Europas größte B2B-Veranstaltung für nachhaltige Innovation und bringt Nachhaltigkeitslösungen mit Unternehmen und Investoren zusammen, um den wirtschaftlichen Wandel zu beschleunigen. Das Impact Festival findet dieses Jahr zum fünften Mal statt. INFOS
13. und 14. November, Berlin
Konferenz EcoCompute Conference – Let’s make digital sustainable
Die EcoCompute gilt als die größte Ingenieurskonferenz zum Thema Nachhaltigkeit in der Hard- und Softwarebranche. Sie soll laut Veranstalter Hardware-Designer, Software-Entwickler, Rechenzentrumsbetreiber und IT-Projektplaner zusammenbringen. INFOS
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl spricht sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für einen verstärkten Einsatz für europäische Wettbewerbsfähigkeit und den Abbau von Bürokratie aus. Es gehe nun darum, strategische Abhängigkeiten abzubauen und europäische Unternehmen gezielt zu unterstützen, heißt es in dem Brief.
Scholz fordert, eine “pragmatische Balance” zu finden aus Zielen, die der europäischen Wirtschaft dienen, und jenen des Klima- und Umweltschutzes. Er kritisiert die Vorgaben für grünen Wasserstoff, die zu streng seien, sowie zu hohe Belastungen etwa durch die europäische Nachhaltigkeitsrichtlinie (CSRD) und die Lieferkettenrichtlinie.
Um die E-Mobilität zu fördern, wünscht Scholz sich eine Initiative der Kommission für einen europaweiten “E-Auto-Kaufanreiz”. Auch zu den Zöllen für in China produzierte E-Autos äußert er sich in dem Brief. Hier sei es wichtig, in den Gesprächen mit Peking über eine Rücknahme der europäischen Zölle zu einem “einvernehmlichen Ergebnis” zu gelangen.
Für die energieintensive Industrie wünscht sich Scholz ebenfalls Unterstützung: Er betont die Bedeutung der deutschen und europäischen Stahlindustrie, für die er unter anderem ein Konzept für einen Leitmarkt für grünen Stahl fordert. Der Förderrahmen für den Umstieg auf eine klimafreundliche Stahlproduktion solle “pragmatischer und flexibler” gestaltet sein, vorläufig solle der Einsatz von Erdgas und blauem Wasserstoff möglich sein.
Kritisch äußert sich Scholz zum CO₂-Grenzausgleich der EU, der “die internationale Wettbewerbsfähigkeit der eigenen energieintensiven Industrie auf dem Weltmarkt außer Acht lässt”. Hier brauche es eine Exporterstattung sowie ebenfalls weniger Bürokratie. sas
Nach Goldman Sachs und Wells Fargo kündigten am Dienstag auch die US-Großbanken Citigroup und Bank of America unabhängig voneinander an, die Net-Zero Banking Alliance (NZBA) zu verlassen. In einer Mitteilung der Citigroup hieß es, die Bank wolle trotz des Austritts weiter die eigenen Klimaziele verfolgen. Künftig werde man sich auf die Unterstützung der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) fokussieren und insbesondere in Schwellenländern Klimainitiativen unterstützen.
Die Bank of America teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass sie trotz des Austritts aus der NZBA “weiterhin mit unseren Kunden zu diesem Thema zusammenarbeiten und auf ihre Bedürfnisse eingehen” werde. Allison Fajans-Turner, Expertin für Banken-Engagement bei der US-Umweltschutzorganisation Rainforest Action Network, kritisierte die Banken für ihre Abkehr von den Industrieinitiativen und äußerte Zweifel an deren Bekenntnissen zu klimafreundlicher Politik: “Amerikas größte Banken haben den Neujahrsvorsatz gefasst, ihre Klimaversprechen zu brechen.”
Die NZBA ist eine Industrieinitiative unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen und mit der ebenfalls von der Finanzindustrie etablierten GFANZ verbunden. Ihre Mitglieder verpflichten sich, auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft und die Ziele des Pariser Klimaabkommens hinzuarbeiten. Die deutsche Nachhaltigkeitsbank GLS verließ die NZBA vor knapp zwei Jahren mit der Begründung, dass “zahlreiche Akteure des Bündnisses an der Erschließung neuer fossiler Projekte” beteiligt seien. Im letzten Jahr traten hingegen eher konventionelle US-Banken aus der NZBA aus, zuletzt im Dezember Goldman Sachs und Wells Fargo. Beobachter führen dies auf den Druck republikanischer US-Politiker gegen klimafreundliche Geschäftspolitiken zurück. av
Die Unsicherheit über die Zukunft der staatlichen Zuschüsse für klimafreundliche Heizungen hat zum Jahresende zu einem starken Anstieg der entsprechenden Anträge bei der KfW geführt. Das zeigen Zahlen, die das zuständige BMWK auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat. In der Woche vor Weihnachten (16. bis 22. Dezember) gingen demnach 16.821 Hauptanträge und 3.358 Zusatzanträge für weitere Wohneinheiten ein; das ist pro Woche gerechnet mehr als doppelt so viel wie in den drei Wochen zuvor und etwa viermal so viel wie die wöchentlichen Werte im Oktober.
Hintergrund dürfte die Ankündigung der Union sein, die Förderung im Fall eines Wahlsiegs stark zu kürzen. Zudem gab es die Sorge, dass es aufgrund des fehlenden Haushalts bereits im Januar keine neuen Förderzusagen mehr geben könnte; diese hat das BMWK aber wiederholt als unbegründet zurückgewiesen. Die genannten KfW-Zahlen beziehen sich auf sämtliche klimafreundlichen Heizungen; eine Aufschlüsselung auf die einzelnen Technologien liegt aktuell noch nicht vor. In der Vergangenheit entfielen rund 80 Prozent der Anträge auf Wärmepumpen. Wenn die Zahlen dauerhaft so hoch blieben, wie sie im Dezember waren, käme das Ziel der Bundesregierung von 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr in Reichweite. 2024 waren es nur rund 200.000. mkr
Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen könnten von Jahresbeginn an teurer werden. Der Grund: Zum 1. Januar 2025 steigt der CO₂-Preis von bisher 45 auf dann 55 Euro pro Tonne. Nach Angaben des ADAC sowie des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie (en2x) könnte Benzin dann pro Liter um 3 Cent teurer werden, Diesel und Heizöl um etwas mehr als 3 Cent.
Zusätzlich steige zum Jahreswechsel die sogenannte Treibhausgasminderungsquote, so en2x. Dafür müssten die Kraftstoffanbieter die Treibhausgasemissionen im Verkehr weiter senken, etwa durch einen höheren Anteil an erneuerbaren Kraftstoffen. “Inwieweit sich diese Änderungen in den Verbraucherpreisen an den Tankstellen und im Heizölhandel bemerkbar machen, hängt maßgeblich von der Entwicklung der Weltmarktpreise für die Mineralölprodukte ab.”
Laut ADAC könnte die Anhebung der CO₂-Abgabe “nicht groß auffallen”, wenn beispielsweise Rohöl billiger werde. Die Abgabe sei nur ein Bestandteil, aus denen sich die Kraftstoffpreise zusammensetzen. Seit Frühjahr seien die Spritpreise gesunken.
Wer mit Gas heizt, zahlt laut Vergleichsportal Verivox durch den höheren CO₂-Preis rund 0,22 Cent mehr pro Kilowattstunde. Hochgerechnet auf den Heizbedarf eines Einfamilienhauses mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden Erdgas seien das rund 43 Euro mehr im Jahr.
Zu Heizöl sagte der Geschäftsführer des Portals HeizOel24, Oliver Klapschus, für 2025 werde mit konstanten bis leicht fallenden Rohölpreisen gerechnet. Ohne große geopolitische Krisen oder Katastrophen bestehe aus aktueller Sicht kein Grund, dass die Heizölpreise um mehr als 10 Cent nach oben und unten schwanken. Die Erhöhung der CO₂-Bepreisung spiele bei der Preisprognose nur eine untergeordnete Rolle. Der Aufschlag liege im Bereich einer normalen Wochenschwankung der Heizölpreise.
Im darauffolgenden Jahr ist ein Preiskorridor von 55 bis 65 Euro pro Emissionszertifikat vorgesehen. Das Brennstoffemissionshandelsgesetz bereitet so auf den neuen Emissionshandel der EU für Gebäudewärme und Verkehr (ETS 2) vor, der im Jahr 2027 startet. Dann könnte es anfangs zu erheblichen Preisschwankungen kommen, warnen Experten. dpa/lb
Der Berliner Senat ist vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) für sein “Schneller-Bauen-Gesetz” mit dem “Dinosaurier des Jahres” ausgezeichnet worden. Aus Sicht des Umweltverbandes steht es für eine Politik, die “eine dringend notwendige ökologische und soziale Stadtentwicklung zugunsten vermeintlich schnellerer Bauvorhaben opfert”. Unter dem Vorwand des Bürokratieabbaus würden Regelungen gestrichen, die für Klimaschutz, Artenvielfalt und Lebensqualität unverzichtbar seien, schreibt der NABU.
“Das Schneller-Bauen-Gesetz ist keine Lösung für die Zukunft, sondern ein Rückschritt in die Vergangenheit”, kritisiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Der Erhalt der Natur sei “kein Selbstzweck, sondern eine Lebensversicherung”. Grünflächen seien schließlich kein Luxus. Viele Menschen litten unter Rekordtemperaturen, Hitzeinseln, Starkregen und Stürmen. Die Folgen in Berlin und anderen Großstädten seien schlechte Luft, abgedeckte Dächer, vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume.
Städte wie Wien, Kopenhagen und Paris würden zeigen, dass es auch anders gehe, sagt Krüger. Dort würden Freiräume erhalten oder wiederhergestellt, Nachverdichtungen sinnvoll umgesetzt und die Bürger stärker beteiligt. Die einseitige Bevorzugung des Wohnungsbaus führe dagegen zwangsläufig zur Verletzung anderer, berechtigter Interessen, warnt der NABU-Präsident. “Das gefährdet den sozialen Frieden.”
Um der Wohnungsnot in Berlin entgegenzuwirken, fordert der NABU den Senat auf, bereits versiegelte Flächen zu bebauen. Nach Angaben des Verbandes könnte so Platz für 75.000 Wohnungen geschaffen werden, ohne weitere Grünflächen zu zerstören. “Wohnungsnot ist ein drängendes Problem, aber dieses Gesetz löst es nicht. Es zerstört Natur, heizt das Klima an und verhindert eine nachhaltige Stadtentwicklung”, so Melanie von Orlow, Geschäftsführerin des NABU-Berlin. ch
“Die Umsatzzahlen der ersten neun Monate 2024 deuten auf ein Gesamtwachstum des Öko-Marktes von über fünf Prozent hin”, heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands zum Jahreswechsel, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Das Wachstum nähere sich damit früheren durchschnittlichen Zuwachsraten von sieben bis acht Prozent pro Jahr an.
Der hiesige Biomarkt verkleinerte sich im Jahr 2022 erstmals, weil Verbraucher wegen der hohen Inflation weniger Bioprodukte kauften. “Nach dem Rückgang 2022 und der Stagnation 2023 zeigt sich 2024 eine Aufwärtsentwicklung”, heißt es in dem Marktbericht. Jedoch verliere der Biofachhandel weiter Marktanteile an Supermärkte, Discounter und besonders stark wachsende Drogeriemärkte.
Stand Ende 2023 bauten Bauern auf 11,4 Prozent der Agrarflächen nach Bioverfahren an. Ziel der geplatzten Ampel-Koalition war, den Bioanteil bis 2030 auf 30 Prozent der Agrarfläche auszuweiten. Die Zahl der Biohöfe sank um 182 auf 36.680, wobei der Anteil an allen Betrieben aber trotzdem um 0,2 Punkte auf 14,4 Prozent zunahm. Der Ökolandbau sei weniger stark vom Strukturwandel betroffen als die Branche allgemein, erläuterte das Bundesagrarministerium. dpa/cd
Wer will schon mit Müll bauen? – Süddeutsche Zeitung
Mit der Ersatzbaustoffverordnung (EBV) wollte die Bundesregierung den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen bei technischen Bauwerken erhöhen. Das sei laut Bau und Recyclingverbänden aber nicht der Fall. Es fehle laut Fachleuten eine Abfallendeverordnung, mit der mineralische Ersatzbaustoffe einen Produktstatus erhielten, schreibt Gabriela Beck. Deswegen gelte momentan alles, was abgebrochen werde, als Abfall, was mit einem Mehraufwand unter anderem für Messungen verbunden sei. Gesunken sei aber auch die Nachfrage, “da viele Bauherren – auch Behörden – Primärrohstoffe bevorzugen”. Zum Artikel
Gemeinsam Äcker bewirtschaften ist ein Modell für die Zukunft – Süddeutsche Zeitung
Vielen Landwirten setzen die steigenden Bodenpreise zu. Allein zwischen 2000 und 2017 erhöhte sich der Preis für Boden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland um 89 Prozent. Uwe Ritzer berichtet über die Kulturland eG. Sie kaufe landwirtschaftliche Flächen und verpachte sie langfristig an Bauern. Auch wenn die Bodenpreise anzögen, verlange sie von den Landwirten nicht mehr. Was dies praktisch ermöglicht, zeigt der Autor anhand eines Demeter-Betriebes in Vorderhaslach. Zum Artikel
German solar sector in distress as consumer boom fizzles – Financial Times
Weil das Konsumenteninteresse an neuen Panels nachlasse, seien die deutschen Anbieter von Solaranlagen in der Krise, schreibt Laura Pitel. Ein Stück weit sei dies eine Konsolidierung nach dem Boom der letzten Jahre, sagen ihre Interviewpartner. Aber die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der kleineren Anbieter könnten die Energiewendeziele gefährden. Zum Artikel
Frauen in der Automobilindustrie: Gleichstellung bleibt im Hintergrund – NZZ
Frauen sind in der deutschen Automobilindustrie nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Wie Fabian Hoberg berichtet, machen sie nur etwas mehr als 17 Prozent der Beschäftigten in der Branche aus. Dabei seien die gefragten Qualifikationen deutlich vielfältiger geworden und reichten bis in Trendbereiche wie Software und KI. Hersteller wie BMW hätten sich klar zur Vielfalt bekannt. Dennoch brauche es offenbar noch Zeit, bis das Thema Mobilität und Auto geschlechterneutral werde. Zum Artikel
“Das industrielle Argentinien wird verschwinden” – taz
Die Wirtschaftspolitik von Argentiniens Präsident Javier Milei erinnere an die Strukturanpassung der 1990er Jahre, sagt Ökonom Hernán Letcher vom Centro de Economía Política Argentina. Im Gespräch mit Jürgen Vogt erklärt er, warum der Finanzsektor, der Bergbau, die Landwirtschaft und die Öl- und Gasförderung von einer extraktivistischen Wirtschaftspolitik profitierten. Das Nachsehen hätten hingegen Industrie, Bau und Handel, auf die zusammen fast die Hälfte der Arbeitsplätze entfielen. Zum Interview
Hier investieren Unternehmen in Deutschland noch – Handelsblatt
Trotz der vermeintlich schlechten Stimmung in der Wirtschaft gebe es viele Unternehmen, die hierzulande investierten, schreibt ein Autorenteam des Handelsblatts. Im Maschinenbau und der Chemiebranche schätzten Unternehmen die technologische Kompetenz und die Verfügbarkeit von Fachkräften. Unternehmen investierten hierzulande unter anderem auch in die Bereiche Pharmazeutik, erneuerbare Energien und Telekommunikation. Zum Artikel
Republican-run states see opportunity to push extreme policies under Trump – The Guardian
Regierungsvertreter und Parlamentarier von republikanisch regierten US-Bundesstaaten sähen in der Wiederwahl von Donald Trump ein Mandat für sich, um in ihren Bundesstaaten rechtsgerichtete Politik umzusetzen, berichtet Eric Berger. Dazu gehöre unter anderem eine Stärkung von religiösen und konservativ ausgerichteten Schulen und das Aufheben oder Einschränken von Umweltgesetzen. Zum Artikel
Europa steht vor einem Scheideweg: Während europäische Regulation die CO₂-Grenzwerte für Neuwagen nächstes Jahr wie geplant verschärft, kämpft die deutsche Autoindustrie um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Günstige Elektroautos aus China setzen den Markt unter Druck, während ambitionierte Vorgaben zu Emissionen die Transformation der Branche beschleunigen sollen – mit ungewissen Folgen für Arbeitsplätze und Innovationen. In dieser Lage drängen VW und Mercedes – anders als BWM oder Opel – darauf, die kommenden CO₂-Grenzwerte aufzuweichen.
Doch eine Aufweichung der CO₂-Flottengrenzwerte in der EU ab 2025 wäre ein schwerwiegender strategischer Fehler, der der deutschen Autoindustrie langfristig schaden würde. Statt sich auf die Zukunftsmärkte der Elektromobilität zu fokussieren, würde eine solche Entscheidung die Industrie an die Vergangenheit ketten – auf einem schrumpfenden Markt für Verbrennungsmotoren.
Der Zukunftsmarkt ist klar: Elektroautos. Sie sind bereits auf dem Weg, bei den Produktionskosten wettbewerbsfähig zu werden. Durch fallende Batteriekosten werden sie bis spätestens Ende dieses Jahrzehnts günstiger sein als Verbrenner. Diese Entwicklung beschleunigen technologische Fortschritte, Skaleneffekte und massive Investitionen in die Ladeinfrastruktur. Zugleich wachsen die Betriebskosten von Verbrennern durch steigende Energiepreise, CO₂-Abgaben und höhere Wartungskosten.
Der Übergang zur Elektromobilität ist nicht nur unausweichlich, sondern auch wirtschaftlich unverzichtbar für eine Industrie, die global wettbewerbsfähig bleiben möchte. Eine Strategie, die weiterhin auf Verbrennungsmotoren setzt, ignoriert diese Dynamik und bindet Ressourcen an ein veraltetes Konzept.
Derzeit dürfen neu zugelassene Autos im EU-Schnitt nicht mehr als 115,1 Gramm CO₂ pro Kilometer emittieren. 2025 würde dieser Grenzwert auf 93,6 Gramm fallen. Die CO-Grenzwerte aufzuweichen, würde bedeuten, die Kosten auf die Verbraucher abzuwälzen. Wie das?
Niedrigere CO₂-Flottengrenzwerte würden den Verkauf von Elektroautos bremsen, da der Druck auf Hersteller, emissionsfreie Fahrzeuge anzubieten, nachließe. Dies hätte unmittelbare Folgen: In drei Jahren wären mehr Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf den Straßen, was den CO₂-Ausstoß erhöhen würde. Dieser zusätzliche Ausstoß würde im Emissionshandelssystem ETS-II abgebildet, das künftig auch den Verkehrssektor umfasst. Höhere Emissionen führen zu einer Verknappung der Zertifikate und damit zu steigenden Preisen. Diese Mehrkosten gehen direkt an die Verbraucher weiter, indem Benzin- und Dieselpreise an der Tankstelle steigen. Die Strategie der Brüsseler Lobbyisten läuft also darauf hinaus, die Kosten der Transformation von der Automobilindustrie auf die Bürger zu verlagern, während gleichzeitig die dringend notwendige Reduktion der Emissionen verzögert wird.
Eine Flexibilitätsoption, die ein Überschreiten der Flottengrenzwerte in 2025 ermöglicht und im Gegenzug die Flottengrenzwerte für 2026 überkompensiert, hätte auf die CO₂-Preise des ETS-II in den darauffolgenden Jahren allerdings so gut wie keinen Einfluss. In diesen Jahren würden mit oder ohne Flexibilitätsoption genauso viele CO₂-Emissionen im Verkehrsbereich entstehen. In dieser Hinsicht wäre eine auf 2025 und 2026 begrenzte Flexibilitätsoption tragbar.
Die Vermutung, dass bei bestehenden CO₂-Grenzwerten für 2025 per se Milliardenzahlungen auf die deutsche Autoindustrie zukämen, ist mit Vorsicht zu behandeln. Vielmehr entstehen durch die Grenzwerte Anreize, mehr E-Autos vergünstigt auf den Markt zu drücken, Verbrenner dagegen ohne Rabatt anzubieten: ein gewünschter Effekt, um die Flottengrenzwerte zu erreichen, die Strafzahlungen zu vermeiden, und einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaziele zu machen.
Auch das Argument, die Aufweichung der Flottengrenzwerte sei nötig, um “Technologieoffenheit” zu gewährleisten, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Nebelkerze. Hinter dem Schlagwort verbirgt sich oft das Ziel, den Verbrennungsmotor künstlich am Leben zu halten. Während Wasserstoff- und E-Fuels als Alternativen für den Antrieb propagiert werden, sind diese Technologien weder in ausreichendem Maß verfügbar noch wirtschaftlich für den breiten Einsatz in Pkw geeignet.
Die Kosten für die Herstellung von E-Fuels sind unverhältnismäßig hoch, und der Energieverlust bei ihrer Produktion und Nutzung ist gewaltig. Biotreibstoffe wiederum sind in großer Menge kaum nachhaltig zu haben. Tatsächlich sind diese “alternativen Technologien” oft nur ein Vorwand, um den Übergang zur Elektromobilität zu verzögern und fossile Geschäftsmodelle zu schützen.
Die deutsche Autoindustrie hat die Chance, ihre globale Führungsposition zu sichern, indem sie konsequent auf Elektromobilität setzt. Die Wettbewerber aus China und den USA investieren massiv in Elektrofahrzeuge und dominieren bereits zentrale Märkte. Wer jetzt auf einen stagnierenden Vergangenheitsmarkt setzt, riskiert, im globalen Wettbewerb abgehängt zu werden. Statt die Grenzwerte aufzuweichen, sollte die EU ihre Flottengrenzwerte stringent beibehalten und damit die Weichen für eine nachhaltige, zukunftsfähige Mobilität stellen. Das ist nicht nur gut für das Klima, sondern entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie.
Prof. Dr. Felix Creutzig leitet die Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC Berlin). Er ist Bennett Chair for Innovation and Policy Innovation an der University of Sussex und ist Mitglied des Expertenbeirats Klimaschutz in der Mobilität.
China.Table – Rohstoffe: Was Pekings Exportbeschränkungen für den Westen bedeuten: Stark wie nie zuvor lässt Peking gegenüber den USA bei Exportbeschränkungen die Muskeln spielen. Beobachter warnen schon lange vor einer chinesischen Dominanz bei kritischen Metallen wie Gallium. Zum Artikel
Agrifood.Table – Agrarmärkte: Trump mischt die Karten neu: Die Entwicklung auf den Märkten für Getreide und Ölsaaten steht unter zunehmendem politischen Einfluss. Das erschwert Preisprognosen. Produzenten, Händler und Verarbeiter von Weizen, Mais, Raps und Sojabohnen müssen sich auf unkalkulierbare Risiken einstellen. Zum Artikel