am Mittwochabend hielt ich einen Vortrag zum Thema der gesellschaftlichen Transformation in Dresden. Danach entspann sich ein Gespräch: Teilnehmer erzählten, wie schwierig es sei, mit ihren Mitmenschen über Transformationsthemen zu sprechen. Sogar in der Familie oder im engen Freundeskreis scheiterten sie oft. Sie schaue ganz genau hin, mit wem sie spreche, berichtete eine junge Frau. Ein junger Mann erklärte, er habe es ganz aufgegeben. Ein Mitarbeiter aus der Erwachsenenbildung sagte, er treffe nur noch sehr wenige Menschen im ländlichen Raum, mit denen er fruchtbar über das Thema sprechen könne. Er komme sich dann wie jemand vor, der für eine Artenbank die Samen aussterbender Pflanzen sammele, für künftige Zeiten. Die Begegnungen haben mir wieder einmal gezeigt, wie schwierig es derzeit ist, über ein Wirtschaften in planetaren Grenzen konstruktiv zu streiten.
Dabei gäbe es viele positive Aspekte der Transformation. Einer ist der Arbeitskräftebedarf in einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft, womit sich Nicolas Heronymus beschäftigt. Einen anderen hat Laurin Meyer recherchiert: US-Unternehmen befassen sich ausführlicher und konkreter mit ihrer eigenen Nachhaltigkeit, da die EU auch von ihnen CSRD-Berichte verlangt, wenn sie auf dem “alten Kontinent” tätig sein wollen.
Dass der Fortschritt oft nur im Schneckentempo vorankommt, sieht man bei den Vereinten Nationen. Denn die Interessen der vertretenen Staaten sind sehr unterschiedlich. Das gilt ganz besonders für den “UN-Treaty” über Unternehmensverantwortung. Ob es bei den aktuellen Verhandlungen eine Annäherung gibt, lesen Sie in meinem Beitrag.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!
Welche Unternehmen von einem völkerrechtlich verbindlichen Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten erfasst werden sollen, war seit dem Verhandlungsbeginn vor zehn Jahren eine bestimmende Frage. Südafrika und Ecuador, die Initiatoren des sogenannten UN-Treaty, nahmen seinerzeit nur grenzüberschreitend tätige Unternehmen in den Blick. Für sie wollten sie völkerrechtliche Pflichten und Haftungsregeln definieren.
Widerstand gegen diesen engen Adressatenkreis kam von Anfang an von Seiten der Länder, in denen die meisten transnationalen Konzerne ihren Stammsitz haben. Dazu zählen die USA, Kanada und Australien, aber auch die EU. Sie wollten auch nationale Unternehmen erfassen, ansonsten seien Wettbewerbsverzerrungen vorprogrammiert.
Mittlerweile plädierten weitere Länder für eine “eher weite und umfassende Auslegung des Treaty“, schreibt Celia Sudhoff in einem Papier für die Rosa-Luxemburg-Stiftung und das Global Policy Forum. Dazu zählten Brasilien, Chile, Panama und Peru sowie Mitinitiator Ecuador. Das Land stellt seit 2014 den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe und nennt vier zentrale Gründe für den Meinungswechsel:
Im aktuellen Arbeitstext ist ein breiterer Adressatenkreis vorgesehen, die Beschränkung auf transnationale Unternehmen entfallen.
“Ebenso breit ist der materielle Anwendungsbereich im überarbeiteten Entwurf”, der im Prinzip “alle international anerkannten Menschenrechte und Grundfreiheiten” umfasse, schreibt Armin Paasch von Misereor in einem Artikel für die Zeitschrift der Vereinten Nationen, der Table.Briefings vorab vorlag. Anders als frühere Entwürfe enthalte der aktuelle Entwurf jedoch keine Umwelt- und Klimaaspekte.
Über die europäische Lieferkettenverordnung CSDDD gehe der Text aber hinaus. Die CSDDD beschränkt Sorgfaltspflichten auf Unternehmen ab 1.000 Beschäftigte und einem Jahresumsatz von 450 Millionen Euro, Finanzgeschäfte sind zunächst ausgeklammert.
Die Zahl der teilnehmenden Staaten hat sich seit der ersten Sitzung 2015 erhöht: von damals 60 Staaten auf den bisherigen Höchststand von 101 Staaten im Jahr 2017. Wie viele in der nächsten Woche teilnehmen, ist noch unklar. Auch die USA beteiligten sich in den letzten beiden Jahren aktiv.
Die EU jedenfalls nimmt an dem Prozess weiterhin nur beobachtend teil. Dabei befürworten Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD) ausdrücklich ein Verhandlungsmandat. Auch das EU-Parlament hat ein aktives Mandat mehrfach eingefordert. Doch bislang hat sich in Brüssel hierzu nichts bewegt.
Dabei hatten Beobachter erwartet, dass sich die EU nach der Einführung der CSDDD stärker einbringen würde. Denn nun müsste eigentlich ein Interesse daran bestehen, dass ein künftiger völkerrechtlicher Vertrag mit dem eigenen Gesetz kompatibel ist. Dementsprechend hatte sich auch ein EU-Vertreter geäußert. Die EU soll auch ein Gutachten gemacht haben, was die Vereinbarkeit der bisherigen Fassung des UN-Treaty mit der CSDDD bestätigt. Es ist aber nicht veröffentlicht worden. Ein Mandat für die EU-Kommission müsste der Rat mit qualifizierter Mehrheit beschließen. Das Auswärtige Amt der Bundesregierung ist nach Table.Briefing-Informationen in der Sache bislang auch nicht aktiv geworden.
Aus UN-Kreisen erfuhr Table.Briefings, bei der anstehenden Verhandlungsrunde werde es kaum große Fortschritte in der Sache geben. Etwas Schwung in den Prozess kommen könnte aber durch die zusätzlichen unterjährigen Treffen, welche der Menschenrechtsrat bewilligt hat. Deswegen stünden die Aussichten für die Treaty-Runde 2025 besser – möglicherweise wird dann auch die EU stärker mitmischen.
Auf Ebene der Vereinten Nationen gab es in den 1970er-Jahren den ersten Versuch, ein Abkommen für transnationale Konzerne zu schaffen. Der Versuch scheiterte 1994. 2004 gab es den nächsten Anlauf. Die Verfechter wollten Unternehmen als eigene Völkerrechtssubjekte definieren, was am Widerstand der Industrieländer scheiterte. 2011 verabschiedeten die Vereinten Nationen dann die sogenannten UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte – sie sehen eine Mitverantwortung von Unternehmen für die Einhaltung von Menschenrechten vor. Darauf gehen das deutsche Lieferkettengesetz und das europäische CSDDD letztlich zurück.
Eine zirkuläre Wirtschaft biete “große ökonomische Chancen”. Studien zeigten “eindrucksvoll” die Potenziale für Innovation, Wertschöpfung, neue zirkuläre Geschäftsmodelle und Versorgungssicherheit auf, heißt es in der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), die das Kabinett vergangene Woche beschlossen hat. Sie zitiert unter anderem eine Untersuchung vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und Deloitte zu möglichen positiven Effekten der Kreislaufwirtschaft auf die Bruttowertschöpfung und die Beschäftigungszahlen.
Die NKWS soll nicht nur den Rahmen dafür setzen, dass Deutschland künftig weniger Rohstoffe verbraucht, um die planetaren Grenzen einzuhalten. Sie soll auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Transformation wirtschaftlich erfolgreich wird. Kreislaufwirtschaft muss sich also betriebs- und volkswirtschaftlich rechnen. Untersuchungen zu ökonomischen Potenzialen berücksichtigen jedoch meist nur einen Teil der Wertschöpfung, etwa einen Sektor. Aussagen darüber, was Zirkularität für die ganze Wirtschaft bedeutet, lassen sich also nur schwer treffen.
Laut BDI und Deloitte könnte die Bruttowertschöpfung in Deutschland durch zirkuläres Wirtschaften bis 2030 um zwölf Milliarden Euro steigen und die Zahl der Arbeitsplätze um 177.000 zunehmen. Die Studie konzentrierte sich darauf, welche Effekte es hat, wenn Primärrohstoffe durch Recyclingmaterial ersetzt werden. Die Wirkungen anderer Faktoren – etwa ein geringerer Materialeinsatz oder eine längere Lebensdauer von Produkten -, die genauso zentral für Kreislaufwirtschaft sind, blieben außen vor.
“Der Vergleich von Studien, auch aus dem internationalen Raum, zeigt allerdings, dass Kreislaufwirtschaft für die Bruttowertschöpfung und die Beschäftigung insgesamt eher positive Effekte haben könnte”, sagt Siddharth Prakash, Gruppenleiter Zirkuläres Wirtschaften & Globale Wertschöpfungsketten am Öko-Institut in Freiburg. Es gebe zwar Studien, die negative Effekte erwarten. Das liege aber etwa daran, dass sie von einem stark sinkenden Konsum ausgehen, ohne Wachstumspotenziale und Investitionen in weniger ressourcenintensiven Sektoren oder Steuerreformen zu berücksichtigen.
Zudem berücksichtigten die meisten Studien einen wichtigen Faktor nicht: “Die positiven Effekte wären größer, wenn externe Kosten, wie Umweltschäden oder die Aufwendungen für deren Beseitigung, in die Rechnung einfließen würden.” Deshalb seien sie nur bedingt aussagekräftig.
Durch den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft würden sich Wertschöpfung und Beschäftigung aber zwischen Sektoren verschieben. Das zeigt die Studie Modell Deutschland Circular Economy. Die Experten erwarten einen Rückgang vor allem in rohstoff- und energieintensiven Sektoren und eine Zunahme in arbeitsintensiven Bereichen wie Dienstleistungen oder der Abfallwirtschaft, die deutlich mehr Material recyceln würde.
Die Analyse haben Prakash und seine Kollegen vom Öko-Institut sowie das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und die Freie Universität Berlin 2023 für den World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland erstellt. Im Fokus stehen neun Sektoren – darunter: Fahrzeuge und Batterien, Hoch- und Tiefbau oder Textilien. Sie decken ungefähr 15 Prozent der Wertschöpfung und 20 Prozent des Arbeitskräftebedarfs in Deutschland ab.
Ergebnis: Mit ambitionierten Maßnahmen könnte die Bruttowertschöpfung bis zum Jahr 2045 um 14 Prozent und der Arbeitskräftebedarf um elf Prozent steigen – wenn gleichzeitig Geld, das nicht mehr für ressourcenintensive Produkte ausgegeben wird, vor allem in den Dienstleistungssektor fließt. Geschehe das nicht, würden beide Faktoren stärker sinken als in einem Szenario ohne die entsprechenden Maßnahmen für Kreislaufwirtschaft. Beispielsweise durch die Alterung der Gesellschaft und die Digitalisierung würden sich die Bruttowertschöpfung und der Arbeitskräftebedarf in Deutschland perspektivisch aber ohnehin reduzieren, prognostizieren die Autoren.
Ob die ökonomische und die ökologische Rechnung aufgeht, hängt also maßgeblich davon ab, wie die Konsumenten künftig ihr Geld verwenden, also ob sie etwa statt eines teuren umweltschädlichen Verbrenner-Geländewagens einen günstigen Kleinwagen mit Elektroantrieb kaufen. Aber: “Die Circular Economy wird nicht automatisch zu mehr Wertschöpfung und höheren Beschäftigungszahlen führen”, sagt Prakash. Vielmehr brauche es eine kluge politische Steuerung – frei werdendes Einkommen in umweltfreundliche Sektoren zu lenken, gehöre dazu.
Wie das gelingen kann, schreibt die Weltbank in einer Studie. Sie hat berechnet, dass Steuern auf Ressourcen wie Metalle und Plastik “große und positive Auswirkungen” auf den Arbeitsmarkt und die Gesamtwirtschaft hätten – wenn auch die Steuern auf Arbeit reduziert würden. Aktuell gebe es eine Verzerrung zu Lasten der Arbeit und zugunsten einer höheren Materialnutzung und Produktionsverlagerungen ins Ausland, so die Weltbank. Ob solche Steuern in Deutschland eine Rolle spielen könnten, wird sich zeigen, wenn die nächste Bundesregierung die NKWS umsetzt.
Alle Artikel der Serie zur Circular Economy finden Sie hier.
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet die EU im Zuge ihres Green Deals künftig deutlich mehr Unternehmen, über nicht-finanzielle Nachhaltigkeitskennzahlen zu berichten. Zwar haben noch nicht alle Mitgliedstaaten die Verordnung umgesetzt – unter anderem Deutschland zählt zu diesen Ländern. Wenn das allerdings erfolgt ist, müssen alle EU-Unternehmen, die bilanzrechtlich als groß gelten, und im bilanzrechtlichen Sinne kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die kapitalmarktorientiert sind, die Bedingungen erfüllen.
Zum Teil greift die Pflicht auch bei ausländischen Firmen. Das ist etwa dann der Fall, wenn sie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils einen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro in der EU erzielt haben oder deren Zweigniederlassungen auf einen Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro kommen. Allein in den USA sind davon schätzungsweise tausende von Firmen betroffen.
Cem Onus, der leitende Direktor der Prüfgesellschaft Dekra in Nordamerika, sagt deshalb: “Die CSRD könnte die Nachhaltigkeitstransparenz in den USA deutlich erhöhen, indem sie Unternehmen dazu veranlasst, verbesserte Datenerhebungs- und Berichterstattungsmethoden einzuführen.” Er spricht von einem möglichen Welleneffekt. “Es könnte zu einer stärkeren Angleichung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU und in den USA kommen.” Schließlich dürften Investoren weltweit zunehmend umfassende und standardisierte Daten fordern.
Die Erwartungen des Experten stützen auch aktuelle Zahlen einer Erhebung des US-Softwareunternehmens Workiva. Selbst wenn Unternehmen nicht den Anforderungen der CSRD unterliegen, will ein Großteil die Bedingungen freiwillig erfüllen. In Nordamerika planen dies ganze 86 Prozent und damit mehr als etwa in der EU (83 Prozent) oder im Asia-Pazifik-Raum (79 Prozent).
Bryce Ehrhardt, leitender Nachhaltigkeitsdirektor bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in New York, verwundern diese Zahlen nicht. Schon allein wer Konkurrenten im Markt hat, die zur Einhaltung der CSRD verpflichtet sind, werde die Veröffentlichungen genau beobachten. Wird beispielsweise ein Unternehmen mit Offenlegungspflicht auf dem Markt besser bewertet, könnte ein Konkurrent ohne Offenlegungspflicht ähnliche Nachhaltigkeitsthemen freiwillig transparent machen, sagte Ehrhardt zu Table.Briefings. Außerdem würde die CSRD US-amerikanische Unternehmen maßgeblich darauf vorbereiten, künftige US-Vorschriften einzuhalten. Deshalb würden viele Firmen mit Tochtergesellschaften in der EU erwägen, die Standards freiwillig auch auf der Ebene der gesamten US-Muttergesellschaft einzuhalten.
Drohende Verschärfungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind schließlich auch US-Unternehmen nicht fremd. Die US-Börsenaufsicht SEC hat zuletzt ihre finalen Anforderungen für die Klimaberichterstattung von börsennotierten Firmen vorgelegt. Sie umfassen etwa Angaben zu klimabezogenen Gefahren und zum Umgang mit solchen Risiken durch den Vorstand und das Management. Juristische Streitigkeiten haben die SEC aber dazu veranlasst, die Regeln nur wenige Wochen nach der Verabschiedung vorerst wieder auszusetzen.
Allerdings preschen auch einzelne US-Bundesstaaten vor, allen voran Kalifornien. Erst Ende September hat der demokratische Gouverneur des Golden State, Gavin Newsom, ein Gesetz unterzeichnet, das die Offenlegungspflichten für Unternehmen präzisiert. Die kalifornischen Regeln verlangen von umsatzstarken Unternehmen etwa konkrete Angaben zu Treibhausgasemissionen der Scopes 1, 2 und 3, daneben müssen sie einen halbjährlichen Bericht über klimabezogene finanzielle Risiken abgeben.
Von der Tiefe der europäischen Anforderungen seien die USA aber noch weit entfernt, betonte Dekra-Experte Onus. “Die CSRD der EU unterscheidet sich von den derzeitigen US-Rahmenwerken durch ihren Grad an Vorschriftentreue und ihren Umfang.” Dennoch seien etwa die kalifornischen Anforderungen ein wichtiger Schritt in der US-amerikanischen Nachhaltigkeitsgesetzgebung. Die Vorreiterrolle des Golden State könnte einen Präzedenzfall schaffen, ist Onus überzeugt. Andere Bundesstaaten und die Bundespolitik könnten sich ermutigt fühlen, sich stärker an internationalen Rahmenwerken wie dem CSRD zu orientieren.
Allerdings scheinen Anspruch und Wirklichkeit unter den US-Firmen dann doch noch etwas voneinander entfernt zu sein. KPMG-Berater Ehrhardt sieht bei der CSRD-Umsetzung jedenfalls noch großen Nachholbedarf. “Die amerikanischen Unternehmen sind nicht so weit fortgeschritten wie ihre EU-Kollegen.” Ehrhardt sieht dafür gleich mehrere Gründe: Zum einen müssten manche ihre CSRD-Berichterstattung erst später abschließen. Während die Regeln für die meisten europäischen Firmen bereits ab dem kommenden Jahr greifen, gelten sie für bestimmte Unternehmen aus Drittstaaten mit EU-Bezug erst ab 2028. Zum anderen fehle es aber auch an der internen Priorisierung für eine so umfangreiche externe Regulierungsmaßnahme, sagte Ehrhardt. Und nicht zuletzt seien viele von ihren CSRD-Berichtspflichten schlichtweg überrascht worden. Sie hatten das, was in Europa hinsichtlich der Nachhaltigkeitsregulierung passiert, kaum oder gar nicht beachtet – und beginnen erst nach und nach, sich darauf einzustellen.
Auf Hilfe von Donald Trump können sie dabei eher nicht hoffen. Zwar ist der künftige US-Präsident ein entschiedener ESG-Gegner und hat ebenso wie Paul Atkins, sein Kandidat für den Chefposten der Börsenaufsicht SEC, wiederholt erklärt, entsprechende Offenlegungspflichten beseitigen zu wollen. Experten sehen dennoch einen begrenzten Einfluss der Trump-Administration. “Trotz dieser prognostizierten Änderungen auf Bundesebene gehen wir davon aus, dass klimabezogene Gesetze sowohl auf Landesebene als auch auf internationaler Ebene fortbestehen werden”, schreiben die Analysten der US-Großkanzlei Seyfarth in einem Beitrag. Sie erwarten, dass auch die CSRD-Richtlinie vom Trump-Sieg unberührt bleibt – auch deshalb, weil die Vorschriften längst in Kraft getreten sind. Laurin Meyer
Europa könnte einen erheblichen Teil der Metalle und Mineralien für die Produktion von Autobatterien aus dem Recycling von Altbatterien und Abfällen aus Batteriefabriken gewinnen. Bei Kobalt, so eine Studie des europäischen Mobilitätsverbands Transport & Environment (T&E) von Donnerstag, könnte die europäische Batterieproduktion in fünfzehn Jahren nahezu autark sein.
Ein Europa mit einer geschlossenen Wertschöpfungskette für Batterien sei möglich, sagt Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland. “Durch Recycling können wir nicht nur unsere Abhängigkeit von kritischen Importen beenden”, meint Bock, “sondern auch eine Grundlage schaffen, um Millionen E-Autos nachhaltig in Europa zu bauen.”
T&E fordert, dass der geplante Circular Economy Act der EU-Kommission:
Auch die Wiederverwendung von Altbatteriematerialien innerhalb der EU müsse vereinfacht werden.
Den Berechnungen zufolge könnten im Jahr 2030 zwischen 14 und 25 Prozent der Rohstoffe Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt durch Recycling erwirtschaftet werden, die dann für Elektrofahrzeuge benötigt werden. Würden Recyclingpotenziale konsequent genutzt, könnte Europa im Jahr 2040 trotz kontinuierlich steigender Elektroauto-Verkäufe:
Derzeit, so die Studie, sei jedoch die Zukunft von fast der Hälfte der in der EU und Großbritannien angekündigten Recyclingfabriken ungewiss. Nur zwölf Prozent der Projekte arbeite bereits oder werde derzeit gebaut. “Es ist unverständlich, dass Batterierecycling nicht als Schlüsseltechnologie für die Zukunft der Branche behandelt wird”, sagte Bock. Mangelnde Fördermaßnahmen und hohe Energiekosten gefährdeten ökologische und wirtschaftliche Chancen. ch/av
Die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft soll ebenso fortgesetzt werden wie Maßnahmen gegen den Klimawandel. Diese Erwartungen formulierten in dieser Woche der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).
“Die kommende Bundesregierung muss die Marktwirtschaft in Schwung bringen, ohne die planetaren Grenzen zu schleifen”, sagte BNW-Geschäftsführerin Katharina Reuter bei der Vorstellung eines “Zehn-Punkte-Plans für den Koalitionsvertrag“. Schon heute zeigten die Mitgliedsunternehmen des Verbands, welche Potenziale in der Kreislaufwirtschaft, bei erneuerbaren Energien, in einer modernen Mobilität und der Bau- und Wärmewende lägen. Um sie zu verwirklichen, brauche es aber klare politische Signale und Planungssicherheit.
Zu den zentralen Forderungen des BNW gehört neben der Umgestaltung des Steuersystems zugunsten nachhaltiger Wertschöpfung die Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Dazu müssten:
In dem Papier spricht sich der BNW auch für die Beibehaltung und Weiterentwicklung der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD und Lieferkettenverordnung CSDDD aus.
Die Stärkung nachhaltiger Wertschöpfungsketten spielt auch in der Resolution des BÖLW eine herausragende Rolle. So würden die derzeitigen wirtschafts- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen besonders nachhaltig wirtschaftende Betriebe benachteiligen, die für den Erhalt ländlicher Räume und eine sozial-ökologische Transformation unverzichtbar seien.
“Damit Höfe und Unternehmen faire Preise erwirtschaften können, muss das Konzept der wahren Preise und der ökologischen Steuerreform umgesetzt werden”, heißt es. Auch sei eine bessere Nutzung von EU-Mitteln “zur Stärkung von Bio-Wertschöpfungsketten” erforderlich. ch
Bereits der Montag hält den Höhepunkt der kommenden Plenarwoche bereit: Die Abstimmung über die Vertrauensfrage, die Bundeskanzler Olaf Scholz gestellt hat. Am 23. Februar könnte es dann zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Aber auch mit ESG-Themen werden sich die Abgeordneten in der kommenden Woche befassen.
Den Auftakt bildet am Mittwochabend die Sitzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung, bei der Verkehrsminister Volker Wissing über den Stand seiner Arbeit zum SDG 9 – Infrastruktur, Industrialisierung und Innovationen – berichten wird.
Am Donnerstag wird der Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel “Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie durch den Deutschen Bundestag verabschieden” in erster Lesung im Plenum beraten. Die Union möchte nach eigenen Angaben, dass der Bundestag mehr Mitsprache bei der Fortschreibung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) erhält. Die Bundesregierung plant bisher dazu nur einen Kabinettsbeschluss.
Die Gruppe Die Linke hat für den Donnerstag gleich fünf Anträge eingebracht. Darin geht es um die Bedeutung der betrieblichen Mitbestimmung für die Demokratie und die Transformation, um die Anpassung des deutschen Mindestlohns an die EU-Mindestlohnrichtlinie, und um die Stärkung der Betriebsräte. Auch ein Aktionsplan zur Erhöhung der Tarifbindung steht zur Debatte.
Am Abend befassen sich die Abgeordneten mit einem Antrag der CDU/CSU zur Reform der Sozialwahlen. Ziel der Unionsfraktion ist es, die Wahlbeteiligung zu erhöhen und die Selbstverwaltung der gesetzlichen Sozialversicherungsträger zu stärken.
Am Freitag dann steht ein Gesetzentwurf der FDP “zur Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes” auf der Tagesordnung. ch
Drohen sozio-ökonomische Tipping Points? – Makronom
Die Welt steuere nicht nur auf ökologische Kipppunkte zu, sondern auch auf sozio-ökonomische – sie könnten unsere Gesellschaften zerreißen, schreibt Rudi Kurz. Zehn Trends greift er auf, darunter Demografie, KI, Globalisierung, Kriege, Ungleichheit und überforderte Staaten. Sozio-ökonomische Kipppunkte könnten sehr viel früher und mit kurzfristig größerer Intensität auftreten als ökologische, beispielsweise Klimawandel und Artensterben. Und sie dürften in der kurz- und mittelfristig ausgerichteten Politik viel mehr Aufmerksamkeit erhalten, was wiederum die Wahrscheinlichkeit vom Erreichen ökologischer Kipppunkte befördere. Zum Artikel
Haben Wasserstoffautos wirklich eine Zukunft? – Standard
Technologieoffenheit ist im Streit um das “Verbrenner-Aus” zum Schlagwort geworden. Auch Wasserstoff wird als mögliche Alternative zu den Verstromern gehandelt, zum Beispiel von Toyota und BMW. Aber “grüner” Wasserstoff und die Fahrzeuge seien teuer, schreibt Regina Bruckner. Immerhin: Das Tanken würde schnell gehen, sofern die Fahrer eine der wenigen Zapfsäulen fänden. Doch bei Stadtbussen und Lkw gäbe es vielleicht einen “Business-case”. Zum Artikel
Habeck hat neuen Plan für E-Auto-Käufer: Kommt bald ein Bonus? – Berliner Morgenpost
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat ein Förderpaket geschnürt, um den schwächelnden Absatz von Elektroautos anzukurbeln, so Dominik Bath. Demnach winken vielleicht bald 1.000 Euro-Ladestromgutscheine beim Kauf eines Elektroautos, sowie eine Steuerersparnis für Käufer mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Auch ein Social-Leasing-Modell für Geringverdiener prüfe der Minister auf Abruf. Zum Artikel
Mit Fleischersatz können wir den Klimawandel stoppen – Frankfurter Allgemeine Zeitung
“Es scheint zwei unvereinbare Haltungen zu geben”, argumentiert Hannah Ritchie in ihrem Gastbeitrag: “Die, dass nur Regierungen und staatliche Regulierungen den Weg zu einer nachhaltigen Zukunft ebnen können, und die, dass nur Technologie und der Markt dies schaffen.” Dabei bräuchten wir beides, um “neu zu denken, wie wir Energiesysteme, Städte und den Nahverkehr gestalten wollen, was wir essen wollen und wie wir es produzieren”. Zum Artikel
James Dyson is right to fight for British strawberries – Financial Times
Mit Staubsaugern hat er ein Vermögen gemacht, und einen Teil davon mit dem Kauf von 14.000 Hektar Agrarland angelegt. Nunmehr sei James Dyson der größte Bauer im Vereinigten Königreich. Seine neueste Idee: auch an Weihnachten britische Premium-Erdbeeren anzubieten. Zum Artikel
Zoll durchsucht Adidas-Zentrale: Es geht um Einfuhrabgaben – Süddeutsche Zeitung
Adidas liegt seit Jahren mit dem Zoll im Streit über Vorschriften bei der Einfuhr von Produkten. Es gehe um steuerrechtlich komplizierte Geschäfte beim Import von Adidas-Ware nach Deutschland, schreibt Uwe Ritzer. Die Behörden vermuten eklatante Rechtsverstöße über einen Zeitraum von knapp fünf Jahren. Eine Razzia in der Art und Weise, wie sie am Dienstag stattgefunden habe, setze erhebliche Rechtsverstöße voraus. Zum Artikel
Fußball-WM geht nach Saudi-Arabien – Radio Eins
Die Fifa verkauft die Männerfußball-WM 2034 an Saudi-Arabien, was die Fankurven in Kiel, beim HSV und in Mönchengladbach kommentieren. Martin Krauss von der taz schaut nach, was Karl Marx dazu gesagt hätte. Stefan Kuzmany berichtet (fast) live vom Spielfeldrand: Moral wird ausgespielt von Kommerz und Profit, Moral müsste verteidigen – doch Fifa-Kapitän Infantino versenkt den Ball im Tor! Zum Beitrag
Den Panda – das Logo des WWF – kann man als Kuscheltier kaufen. Unter fairen Bedingungen in China hergestellt – für 29 Euro. Auch Unternehmen können den Panda als Logo kaufen, wenn sie mit dem WWF zusammenarbeiten. Davon machen sie rege Gebrauch: WWF und Edeka: Starke Partner – Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit. WWF und Procter & Gamble: Gemeinsam für nachhaltigeres Waschen. WWF & Pepsi: Gemeinsam für 100 Prozent recyceltes Plastik.
Der WWF versteht sich als gemeinsamer Brückenbauer mit Unternehmen. Natürlich lässt sich eine sozial gerechte Transformation in eine Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen nur gemeinsam erreichen. Aber es gibt verschiedene Ansätze in der Zivilgesellschaft. Der WWF grenzt sich ganz bewusst von dem Vorgehen von Organisationen wie Greenpeace oder der Letzten Generation ab, die auch auf Konfrontation mit Unternehmen setzen.
Aufgrund seines Vorgehens genießt der WWF auf gewisse Weise Privilegien. Unternehmen sind eine gute Finanzierungsquelle. Und sie bieten dem WWF häufig eine Bühne, ob bei Panel-Diskussionen oder Preisverleihungen. Mit diesen Privilegien steigt aber auch die Verantwortung des WWF. Andere Organisationen entscheiden sich bewusst gegen Kooperationen mit Unternehmen, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Damit verzichten sie auf entsprechende Einnahmemöglichkeiten. Der WWF muss sich daran messen lassen, ob er mit seiner Strategie tatsächlich die gewünschten Veränderungen bewirkt – und daran habe ich erhebliche Zweifel.
In einem am 11. November 2024 ausgestrahlten Beitrag bei Plusminus habe ich zum Beispiel die Zusammenarbeit des WWF Deutschland mit der Fondsgesellschaft DWS kritisiert. Denn ich sehe in diesem Fall keine transformative Wirkung. Der WWF und die DWS haben gemeinsam einen Fonds aufgelegt. Er macht mit einem Volumen von 289 Millionen Euro etwa 0,0003 Prozent des verwalteten Vermögens der DWS (Stand: 3. November) aus. Ich finde es irreführend, wenn die Fondsgesellschaft DWS dann generell mit dem Partner WWF werben kann. Noch problematischer finde ich, dass der WWF Deutschland die Zusammenarbeit mit der DWS noch vertieft hat, nachdem das Bundeskriminalamt diese wegen Greenwashing-Vorwürfen untersucht hatte. Ich empfinde es auch als verstörend, dass der WWF 2022/2023 (S. 60) noch Spenden von der DWS angenommen hat. Möglicherweise tut er das immer noch. Die DWS wirbt jedenfalls weiter für das Projekt in Belize.
Nach dem Bericht erklärte der WWF Deutschland: Man arbeite mit der Deutschen Bank und dem DWS auf verschiedenen Ebenen zusammen. Man “unterstützt sie und hinterfragt sie kritisch”. Es ist klar, wie der WWF Deutschland die DWS unterstützt, etwa öffentlichkeitswirksam mit dem Panda-Logo. Unklar bleibt aber, wie er sie kritisiert. Öffentlichkeitswirksam kritisiert er die DWS oder den Fonds jedenfalls nicht. Wann, wenn nicht hier, wäre der Punkt erreicht, an dem der WWF Deutschland wegen Fehlverhaltens des Partners eine Kooperation beenden müsste? Ich frage mich, ob der WWF Deutschland überhaupt schon einmal eine Kooperation wegen Fehlverhaltens des Partners beendet hat? Ab wann wäre dieser Punkt erreicht?
Mit Edeka arbeitet der WWF Deutschland seit über zehn Jahren zusammen. Dafür bekommt er jedes Jahr Millionen an Euro. Aber welche Wirkung hat die Zusammenarbeit? Wie viel nachhaltiger ist Edeka inzwischen? Gibt es verlässliche Zahlen? Sind die Verbesserungen relativ oder absolut? Auch unterscheidet sich die Produktebene von der Konzernebene. Eine WWF-Bio-Salami verbessert noch lange nicht die Umweltbilanz des Fleischverkaufs von Edeka. Was, wenn Edeka dafür eigentlich weniger verkaufen müsste?
Die WWF-Kampagne mit Procter & Gamble “#Wirdrehenrunter” ist gut gemeint und irgendwie auch richtig gedacht. Schließlich hat jeder eine Waschmaschine. Gerne wüsste man, wie stark die Kampagne tatsächlich dazu beiträgt, dass die Verbraucher die Waschtemperatur reduzieren? Unabhängig davon, wie wirkungsvoll diese Zusammenarbeit ist, bleibt unverständlich, warum der WWF so offensichtlich für das Waschmittel Ariel wirbt. Auf der Projektwebseite führt ein Link in den Online-Shop von Ariel.
Und Pepsi? Ich kann mich noch an ein internes Dokument erinnern, wo sinngemäß die Fragen gestellt wurden, ob Pepsi massive Wasserprobleme hat sowie für ungesunde Ernährung und Plastikmüll steht. Die Antwort lautete jeweils: “Nein”. Zur Begründung führten die WWF-Mitarbeiter auf, dass Pepsi unter anderem einen Nutri-Score erstelle und nicht speziell unter Kindern werbe. Im Intranet stellte ein Mitarbeiter die Frage, ob die Vereinbarung des WWF von Pepsi weniger verlangt, als der Gesetzgeber vorschreibt. Eine Antwort blieb zumindest bis zu meinem Weggang aus.
Der WWF hat inzwischen mit One Planet Business eine eigene Beratung. Grundsätzlich ergibt dies Sinn. Schließlich trägt er mit seinen politischen Forderungen dazu bei, dass der Gesetzgeber strengere Regeln für Unternehmen erlässt. Für deren Umsetzung benötigen Unternehmen Unterstützung. Aber ab wann verschwimmen die Grenzen zwischen der Beratung und der traditionellen Arbeit des WWF? Wichtig wären “Chinese Walls” zwischen beiden Bereichen. Solche gab es 2023 noch nicht.
Von außen betrachtet orientiert sich der WWF Deutschland nach der Umstrukturierung noch mehr in Richtung Unternehmenskooperation. So dürfte die Organisation kurzfristig finanzielle Lücken schließen, aber mittelfristig könnten die Spendengelder sinken. So würde die Organisation noch mehr von Unternehmen abhängig und es dürfte noch schwieriger für sie werden, kritisch mit diesen umzugehen. Einen Vorgeschmack dafür lieferte der Auftritt beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis.
Kooperationen sind kein Selbstzweck. Auch muss sich der WWF irgendwann die Frage stellen, wie viel Zivilgesellschaft noch in ihm steckt. Gegenüber der Politik kann der Panda die Krallen ausfahren. Gegenüber der Wirtschaft bleibt er zahm. Ein Ruf nach Aufklärung ist das höchste der Gefühle.
Die Transformation ist komplex. Die Finanzierung der Zivilgesellschaft ein riesiges Problem. Aber sind wachsende finanzielle Abhängigkeiten gegenüber der Wirtschaft wirklich die Antwort? Wenn überhaupt, funktioniert diese Zusammenarbeit nur auf Augenhöhe. Diese sehe ich zwischen WWF und DWS nicht.
Ich bin kein Gegner des WWF. Ich habe die Zeit beim WWF genossen und wünsche dem WWF alles Gute. Allerdings ist es mir auch ein Anliegen, dass der WWF glaubwürdig bleibt. Dafür reicht kuscheln alleine nicht.
Philippe Diaz arbeitet freiberuflich als Berater und ist Experte für unternehmerische Sorgfaltspflichten.
Europe.Table – EVP-Fraktion beschließt Positionspapier Auto: Ausnahmen für alternative Kraftstoffe, eine Überprüfung der CO₂-Flottengesetzgebung: Die EVP positioniert sich mit Forderungen an die Kommission zur kriselnden Automobilwirtschaft. Zum Artikel
Climate.Table – Rekordergebnisse: Der Wind-Ausbau kommt endlich in Fahrt: Derzeit werden die Ziele beim Ausbau der Windkraft noch deutlich verfehlt. Doch die Rekordergebnisse der jüngsten Ausschreibung für Windparks an Land lassen erwarten, dass sie ab 2026 erreicht werden. Zum Artikel
am Mittwochabend hielt ich einen Vortrag zum Thema der gesellschaftlichen Transformation in Dresden. Danach entspann sich ein Gespräch: Teilnehmer erzählten, wie schwierig es sei, mit ihren Mitmenschen über Transformationsthemen zu sprechen. Sogar in der Familie oder im engen Freundeskreis scheiterten sie oft. Sie schaue ganz genau hin, mit wem sie spreche, berichtete eine junge Frau. Ein junger Mann erklärte, er habe es ganz aufgegeben. Ein Mitarbeiter aus der Erwachsenenbildung sagte, er treffe nur noch sehr wenige Menschen im ländlichen Raum, mit denen er fruchtbar über das Thema sprechen könne. Er komme sich dann wie jemand vor, der für eine Artenbank die Samen aussterbender Pflanzen sammele, für künftige Zeiten. Die Begegnungen haben mir wieder einmal gezeigt, wie schwierig es derzeit ist, über ein Wirtschaften in planetaren Grenzen konstruktiv zu streiten.
Dabei gäbe es viele positive Aspekte der Transformation. Einer ist der Arbeitskräftebedarf in einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft, womit sich Nicolas Heronymus beschäftigt. Einen anderen hat Laurin Meyer recherchiert: US-Unternehmen befassen sich ausführlicher und konkreter mit ihrer eigenen Nachhaltigkeit, da die EU auch von ihnen CSRD-Berichte verlangt, wenn sie auf dem “alten Kontinent” tätig sein wollen.
Dass der Fortschritt oft nur im Schneckentempo vorankommt, sieht man bei den Vereinten Nationen. Denn die Interessen der vertretenen Staaten sind sehr unterschiedlich. Das gilt ganz besonders für den “UN-Treaty” über Unternehmensverantwortung. Ob es bei den aktuellen Verhandlungen eine Annäherung gibt, lesen Sie in meinem Beitrag.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!
Welche Unternehmen von einem völkerrechtlich verbindlichen Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten erfasst werden sollen, war seit dem Verhandlungsbeginn vor zehn Jahren eine bestimmende Frage. Südafrika und Ecuador, die Initiatoren des sogenannten UN-Treaty, nahmen seinerzeit nur grenzüberschreitend tätige Unternehmen in den Blick. Für sie wollten sie völkerrechtliche Pflichten und Haftungsregeln definieren.
Widerstand gegen diesen engen Adressatenkreis kam von Anfang an von Seiten der Länder, in denen die meisten transnationalen Konzerne ihren Stammsitz haben. Dazu zählen die USA, Kanada und Australien, aber auch die EU. Sie wollten auch nationale Unternehmen erfassen, ansonsten seien Wettbewerbsverzerrungen vorprogrammiert.
Mittlerweile plädierten weitere Länder für eine “eher weite und umfassende Auslegung des Treaty“, schreibt Celia Sudhoff in einem Papier für die Rosa-Luxemburg-Stiftung und das Global Policy Forum. Dazu zählten Brasilien, Chile, Panama und Peru sowie Mitinitiator Ecuador. Das Land stellt seit 2014 den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe und nennt vier zentrale Gründe für den Meinungswechsel:
Im aktuellen Arbeitstext ist ein breiterer Adressatenkreis vorgesehen, die Beschränkung auf transnationale Unternehmen entfallen.
“Ebenso breit ist der materielle Anwendungsbereich im überarbeiteten Entwurf”, der im Prinzip “alle international anerkannten Menschenrechte und Grundfreiheiten” umfasse, schreibt Armin Paasch von Misereor in einem Artikel für die Zeitschrift der Vereinten Nationen, der Table.Briefings vorab vorlag. Anders als frühere Entwürfe enthalte der aktuelle Entwurf jedoch keine Umwelt- und Klimaaspekte.
Über die europäische Lieferkettenverordnung CSDDD gehe der Text aber hinaus. Die CSDDD beschränkt Sorgfaltspflichten auf Unternehmen ab 1.000 Beschäftigte und einem Jahresumsatz von 450 Millionen Euro, Finanzgeschäfte sind zunächst ausgeklammert.
Die Zahl der teilnehmenden Staaten hat sich seit der ersten Sitzung 2015 erhöht: von damals 60 Staaten auf den bisherigen Höchststand von 101 Staaten im Jahr 2017. Wie viele in der nächsten Woche teilnehmen, ist noch unklar. Auch die USA beteiligten sich in den letzten beiden Jahren aktiv.
Die EU jedenfalls nimmt an dem Prozess weiterhin nur beobachtend teil. Dabei befürworten Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD) ausdrücklich ein Verhandlungsmandat. Auch das EU-Parlament hat ein aktives Mandat mehrfach eingefordert. Doch bislang hat sich in Brüssel hierzu nichts bewegt.
Dabei hatten Beobachter erwartet, dass sich die EU nach der Einführung der CSDDD stärker einbringen würde. Denn nun müsste eigentlich ein Interesse daran bestehen, dass ein künftiger völkerrechtlicher Vertrag mit dem eigenen Gesetz kompatibel ist. Dementsprechend hatte sich auch ein EU-Vertreter geäußert. Die EU soll auch ein Gutachten gemacht haben, was die Vereinbarkeit der bisherigen Fassung des UN-Treaty mit der CSDDD bestätigt. Es ist aber nicht veröffentlicht worden. Ein Mandat für die EU-Kommission müsste der Rat mit qualifizierter Mehrheit beschließen. Das Auswärtige Amt der Bundesregierung ist nach Table.Briefing-Informationen in der Sache bislang auch nicht aktiv geworden.
Aus UN-Kreisen erfuhr Table.Briefings, bei der anstehenden Verhandlungsrunde werde es kaum große Fortschritte in der Sache geben. Etwas Schwung in den Prozess kommen könnte aber durch die zusätzlichen unterjährigen Treffen, welche der Menschenrechtsrat bewilligt hat. Deswegen stünden die Aussichten für die Treaty-Runde 2025 besser – möglicherweise wird dann auch die EU stärker mitmischen.
Auf Ebene der Vereinten Nationen gab es in den 1970er-Jahren den ersten Versuch, ein Abkommen für transnationale Konzerne zu schaffen. Der Versuch scheiterte 1994. 2004 gab es den nächsten Anlauf. Die Verfechter wollten Unternehmen als eigene Völkerrechtssubjekte definieren, was am Widerstand der Industrieländer scheiterte. 2011 verabschiedeten die Vereinten Nationen dann die sogenannten UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte – sie sehen eine Mitverantwortung von Unternehmen für die Einhaltung von Menschenrechten vor. Darauf gehen das deutsche Lieferkettengesetz und das europäische CSDDD letztlich zurück.
Eine zirkuläre Wirtschaft biete “große ökonomische Chancen”. Studien zeigten “eindrucksvoll” die Potenziale für Innovation, Wertschöpfung, neue zirkuläre Geschäftsmodelle und Versorgungssicherheit auf, heißt es in der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), die das Kabinett vergangene Woche beschlossen hat. Sie zitiert unter anderem eine Untersuchung vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und Deloitte zu möglichen positiven Effekten der Kreislaufwirtschaft auf die Bruttowertschöpfung und die Beschäftigungszahlen.
Die NKWS soll nicht nur den Rahmen dafür setzen, dass Deutschland künftig weniger Rohstoffe verbraucht, um die planetaren Grenzen einzuhalten. Sie soll auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Transformation wirtschaftlich erfolgreich wird. Kreislaufwirtschaft muss sich also betriebs- und volkswirtschaftlich rechnen. Untersuchungen zu ökonomischen Potenzialen berücksichtigen jedoch meist nur einen Teil der Wertschöpfung, etwa einen Sektor. Aussagen darüber, was Zirkularität für die ganze Wirtschaft bedeutet, lassen sich also nur schwer treffen.
Laut BDI und Deloitte könnte die Bruttowertschöpfung in Deutschland durch zirkuläres Wirtschaften bis 2030 um zwölf Milliarden Euro steigen und die Zahl der Arbeitsplätze um 177.000 zunehmen. Die Studie konzentrierte sich darauf, welche Effekte es hat, wenn Primärrohstoffe durch Recyclingmaterial ersetzt werden. Die Wirkungen anderer Faktoren – etwa ein geringerer Materialeinsatz oder eine längere Lebensdauer von Produkten -, die genauso zentral für Kreislaufwirtschaft sind, blieben außen vor.
“Der Vergleich von Studien, auch aus dem internationalen Raum, zeigt allerdings, dass Kreislaufwirtschaft für die Bruttowertschöpfung und die Beschäftigung insgesamt eher positive Effekte haben könnte”, sagt Siddharth Prakash, Gruppenleiter Zirkuläres Wirtschaften & Globale Wertschöpfungsketten am Öko-Institut in Freiburg. Es gebe zwar Studien, die negative Effekte erwarten. Das liege aber etwa daran, dass sie von einem stark sinkenden Konsum ausgehen, ohne Wachstumspotenziale und Investitionen in weniger ressourcenintensiven Sektoren oder Steuerreformen zu berücksichtigen.
Zudem berücksichtigten die meisten Studien einen wichtigen Faktor nicht: “Die positiven Effekte wären größer, wenn externe Kosten, wie Umweltschäden oder die Aufwendungen für deren Beseitigung, in die Rechnung einfließen würden.” Deshalb seien sie nur bedingt aussagekräftig.
Durch den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft würden sich Wertschöpfung und Beschäftigung aber zwischen Sektoren verschieben. Das zeigt die Studie Modell Deutschland Circular Economy. Die Experten erwarten einen Rückgang vor allem in rohstoff- und energieintensiven Sektoren und eine Zunahme in arbeitsintensiven Bereichen wie Dienstleistungen oder der Abfallwirtschaft, die deutlich mehr Material recyceln würde.
Die Analyse haben Prakash und seine Kollegen vom Öko-Institut sowie das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und die Freie Universität Berlin 2023 für den World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland erstellt. Im Fokus stehen neun Sektoren – darunter: Fahrzeuge und Batterien, Hoch- und Tiefbau oder Textilien. Sie decken ungefähr 15 Prozent der Wertschöpfung und 20 Prozent des Arbeitskräftebedarfs in Deutschland ab.
Ergebnis: Mit ambitionierten Maßnahmen könnte die Bruttowertschöpfung bis zum Jahr 2045 um 14 Prozent und der Arbeitskräftebedarf um elf Prozent steigen – wenn gleichzeitig Geld, das nicht mehr für ressourcenintensive Produkte ausgegeben wird, vor allem in den Dienstleistungssektor fließt. Geschehe das nicht, würden beide Faktoren stärker sinken als in einem Szenario ohne die entsprechenden Maßnahmen für Kreislaufwirtschaft. Beispielsweise durch die Alterung der Gesellschaft und die Digitalisierung würden sich die Bruttowertschöpfung und der Arbeitskräftebedarf in Deutschland perspektivisch aber ohnehin reduzieren, prognostizieren die Autoren.
Ob die ökonomische und die ökologische Rechnung aufgeht, hängt also maßgeblich davon ab, wie die Konsumenten künftig ihr Geld verwenden, also ob sie etwa statt eines teuren umweltschädlichen Verbrenner-Geländewagens einen günstigen Kleinwagen mit Elektroantrieb kaufen. Aber: “Die Circular Economy wird nicht automatisch zu mehr Wertschöpfung und höheren Beschäftigungszahlen führen”, sagt Prakash. Vielmehr brauche es eine kluge politische Steuerung – frei werdendes Einkommen in umweltfreundliche Sektoren zu lenken, gehöre dazu.
Wie das gelingen kann, schreibt die Weltbank in einer Studie. Sie hat berechnet, dass Steuern auf Ressourcen wie Metalle und Plastik “große und positive Auswirkungen” auf den Arbeitsmarkt und die Gesamtwirtschaft hätten – wenn auch die Steuern auf Arbeit reduziert würden. Aktuell gebe es eine Verzerrung zu Lasten der Arbeit und zugunsten einer höheren Materialnutzung und Produktionsverlagerungen ins Ausland, so die Weltbank. Ob solche Steuern in Deutschland eine Rolle spielen könnten, wird sich zeigen, wenn die nächste Bundesregierung die NKWS umsetzt.
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Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet die EU im Zuge ihres Green Deals künftig deutlich mehr Unternehmen, über nicht-finanzielle Nachhaltigkeitskennzahlen zu berichten. Zwar haben noch nicht alle Mitgliedstaaten die Verordnung umgesetzt – unter anderem Deutschland zählt zu diesen Ländern. Wenn das allerdings erfolgt ist, müssen alle EU-Unternehmen, die bilanzrechtlich als groß gelten, und im bilanzrechtlichen Sinne kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die kapitalmarktorientiert sind, die Bedingungen erfüllen.
Zum Teil greift die Pflicht auch bei ausländischen Firmen. Das ist etwa dann der Fall, wenn sie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils einen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro in der EU erzielt haben oder deren Zweigniederlassungen auf einen Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro kommen. Allein in den USA sind davon schätzungsweise tausende von Firmen betroffen.
Cem Onus, der leitende Direktor der Prüfgesellschaft Dekra in Nordamerika, sagt deshalb: “Die CSRD könnte die Nachhaltigkeitstransparenz in den USA deutlich erhöhen, indem sie Unternehmen dazu veranlasst, verbesserte Datenerhebungs- und Berichterstattungsmethoden einzuführen.” Er spricht von einem möglichen Welleneffekt. “Es könnte zu einer stärkeren Angleichung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU und in den USA kommen.” Schließlich dürften Investoren weltweit zunehmend umfassende und standardisierte Daten fordern.
Die Erwartungen des Experten stützen auch aktuelle Zahlen einer Erhebung des US-Softwareunternehmens Workiva. Selbst wenn Unternehmen nicht den Anforderungen der CSRD unterliegen, will ein Großteil die Bedingungen freiwillig erfüllen. In Nordamerika planen dies ganze 86 Prozent und damit mehr als etwa in der EU (83 Prozent) oder im Asia-Pazifik-Raum (79 Prozent).
Bryce Ehrhardt, leitender Nachhaltigkeitsdirektor bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in New York, verwundern diese Zahlen nicht. Schon allein wer Konkurrenten im Markt hat, die zur Einhaltung der CSRD verpflichtet sind, werde die Veröffentlichungen genau beobachten. Wird beispielsweise ein Unternehmen mit Offenlegungspflicht auf dem Markt besser bewertet, könnte ein Konkurrent ohne Offenlegungspflicht ähnliche Nachhaltigkeitsthemen freiwillig transparent machen, sagte Ehrhardt zu Table.Briefings. Außerdem würde die CSRD US-amerikanische Unternehmen maßgeblich darauf vorbereiten, künftige US-Vorschriften einzuhalten. Deshalb würden viele Firmen mit Tochtergesellschaften in der EU erwägen, die Standards freiwillig auch auf der Ebene der gesamten US-Muttergesellschaft einzuhalten.
Drohende Verschärfungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind schließlich auch US-Unternehmen nicht fremd. Die US-Börsenaufsicht SEC hat zuletzt ihre finalen Anforderungen für die Klimaberichterstattung von börsennotierten Firmen vorgelegt. Sie umfassen etwa Angaben zu klimabezogenen Gefahren und zum Umgang mit solchen Risiken durch den Vorstand und das Management. Juristische Streitigkeiten haben die SEC aber dazu veranlasst, die Regeln nur wenige Wochen nach der Verabschiedung vorerst wieder auszusetzen.
Allerdings preschen auch einzelne US-Bundesstaaten vor, allen voran Kalifornien. Erst Ende September hat der demokratische Gouverneur des Golden State, Gavin Newsom, ein Gesetz unterzeichnet, das die Offenlegungspflichten für Unternehmen präzisiert. Die kalifornischen Regeln verlangen von umsatzstarken Unternehmen etwa konkrete Angaben zu Treibhausgasemissionen der Scopes 1, 2 und 3, daneben müssen sie einen halbjährlichen Bericht über klimabezogene finanzielle Risiken abgeben.
Von der Tiefe der europäischen Anforderungen seien die USA aber noch weit entfernt, betonte Dekra-Experte Onus. “Die CSRD der EU unterscheidet sich von den derzeitigen US-Rahmenwerken durch ihren Grad an Vorschriftentreue und ihren Umfang.” Dennoch seien etwa die kalifornischen Anforderungen ein wichtiger Schritt in der US-amerikanischen Nachhaltigkeitsgesetzgebung. Die Vorreiterrolle des Golden State könnte einen Präzedenzfall schaffen, ist Onus überzeugt. Andere Bundesstaaten und die Bundespolitik könnten sich ermutigt fühlen, sich stärker an internationalen Rahmenwerken wie dem CSRD zu orientieren.
Allerdings scheinen Anspruch und Wirklichkeit unter den US-Firmen dann doch noch etwas voneinander entfernt zu sein. KPMG-Berater Ehrhardt sieht bei der CSRD-Umsetzung jedenfalls noch großen Nachholbedarf. “Die amerikanischen Unternehmen sind nicht so weit fortgeschritten wie ihre EU-Kollegen.” Ehrhardt sieht dafür gleich mehrere Gründe: Zum einen müssten manche ihre CSRD-Berichterstattung erst später abschließen. Während die Regeln für die meisten europäischen Firmen bereits ab dem kommenden Jahr greifen, gelten sie für bestimmte Unternehmen aus Drittstaaten mit EU-Bezug erst ab 2028. Zum anderen fehle es aber auch an der internen Priorisierung für eine so umfangreiche externe Regulierungsmaßnahme, sagte Ehrhardt. Und nicht zuletzt seien viele von ihren CSRD-Berichtspflichten schlichtweg überrascht worden. Sie hatten das, was in Europa hinsichtlich der Nachhaltigkeitsregulierung passiert, kaum oder gar nicht beachtet – und beginnen erst nach und nach, sich darauf einzustellen.
Auf Hilfe von Donald Trump können sie dabei eher nicht hoffen. Zwar ist der künftige US-Präsident ein entschiedener ESG-Gegner und hat ebenso wie Paul Atkins, sein Kandidat für den Chefposten der Börsenaufsicht SEC, wiederholt erklärt, entsprechende Offenlegungspflichten beseitigen zu wollen. Experten sehen dennoch einen begrenzten Einfluss der Trump-Administration. “Trotz dieser prognostizierten Änderungen auf Bundesebene gehen wir davon aus, dass klimabezogene Gesetze sowohl auf Landesebene als auch auf internationaler Ebene fortbestehen werden”, schreiben die Analysten der US-Großkanzlei Seyfarth in einem Beitrag. Sie erwarten, dass auch die CSRD-Richtlinie vom Trump-Sieg unberührt bleibt – auch deshalb, weil die Vorschriften längst in Kraft getreten sind. Laurin Meyer
Europa könnte einen erheblichen Teil der Metalle und Mineralien für die Produktion von Autobatterien aus dem Recycling von Altbatterien und Abfällen aus Batteriefabriken gewinnen. Bei Kobalt, so eine Studie des europäischen Mobilitätsverbands Transport & Environment (T&E) von Donnerstag, könnte die europäische Batterieproduktion in fünfzehn Jahren nahezu autark sein.
Ein Europa mit einer geschlossenen Wertschöpfungskette für Batterien sei möglich, sagt Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland. “Durch Recycling können wir nicht nur unsere Abhängigkeit von kritischen Importen beenden”, meint Bock, “sondern auch eine Grundlage schaffen, um Millionen E-Autos nachhaltig in Europa zu bauen.”
T&E fordert, dass der geplante Circular Economy Act der EU-Kommission:
Auch die Wiederverwendung von Altbatteriematerialien innerhalb der EU müsse vereinfacht werden.
Den Berechnungen zufolge könnten im Jahr 2030 zwischen 14 und 25 Prozent der Rohstoffe Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt durch Recycling erwirtschaftet werden, die dann für Elektrofahrzeuge benötigt werden. Würden Recyclingpotenziale konsequent genutzt, könnte Europa im Jahr 2040 trotz kontinuierlich steigender Elektroauto-Verkäufe:
Derzeit, so die Studie, sei jedoch die Zukunft von fast der Hälfte der in der EU und Großbritannien angekündigten Recyclingfabriken ungewiss. Nur zwölf Prozent der Projekte arbeite bereits oder werde derzeit gebaut. “Es ist unverständlich, dass Batterierecycling nicht als Schlüsseltechnologie für die Zukunft der Branche behandelt wird”, sagte Bock. Mangelnde Fördermaßnahmen und hohe Energiekosten gefährdeten ökologische und wirtschaftliche Chancen. ch/av
Die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft soll ebenso fortgesetzt werden wie Maßnahmen gegen den Klimawandel. Diese Erwartungen formulierten in dieser Woche der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).
“Die kommende Bundesregierung muss die Marktwirtschaft in Schwung bringen, ohne die planetaren Grenzen zu schleifen”, sagte BNW-Geschäftsführerin Katharina Reuter bei der Vorstellung eines “Zehn-Punkte-Plans für den Koalitionsvertrag“. Schon heute zeigten die Mitgliedsunternehmen des Verbands, welche Potenziale in der Kreislaufwirtschaft, bei erneuerbaren Energien, in einer modernen Mobilität und der Bau- und Wärmewende lägen. Um sie zu verwirklichen, brauche es aber klare politische Signale und Planungssicherheit.
Zu den zentralen Forderungen des BNW gehört neben der Umgestaltung des Steuersystems zugunsten nachhaltiger Wertschöpfung die Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Dazu müssten:
In dem Papier spricht sich der BNW auch für die Beibehaltung und Weiterentwicklung der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD und Lieferkettenverordnung CSDDD aus.
Die Stärkung nachhaltiger Wertschöpfungsketten spielt auch in der Resolution des BÖLW eine herausragende Rolle. So würden die derzeitigen wirtschafts- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen besonders nachhaltig wirtschaftende Betriebe benachteiligen, die für den Erhalt ländlicher Räume und eine sozial-ökologische Transformation unverzichtbar seien.
“Damit Höfe und Unternehmen faire Preise erwirtschaften können, muss das Konzept der wahren Preise und der ökologischen Steuerreform umgesetzt werden”, heißt es. Auch sei eine bessere Nutzung von EU-Mitteln “zur Stärkung von Bio-Wertschöpfungsketten” erforderlich. ch
Bereits der Montag hält den Höhepunkt der kommenden Plenarwoche bereit: Die Abstimmung über die Vertrauensfrage, die Bundeskanzler Olaf Scholz gestellt hat. Am 23. Februar könnte es dann zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Aber auch mit ESG-Themen werden sich die Abgeordneten in der kommenden Woche befassen.
Den Auftakt bildet am Mittwochabend die Sitzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung, bei der Verkehrsminister Volker Wissing über den Stand seiner Arbeit zum SDG 9 – Infrastruktur, Industrialisierung und Innovationen – berichten wird.
Am Donnerstag wird der Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel “Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie durch den Deutschen Bundestag verabschieden” in erster Lesung im Plenum beraten. Die Union möchte nach eigenen Angaben, dass der Bundestag mehr Mitsprache bei der Fortschreibung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) erhält. Die Bundesregierung plant bisher dazu nur einen Kabinettsbeschluss.
Die Gruppe Die Linke hat für den Donnerstag gleich fünf Anträge eingebracht. Darin geht es um die Bedeutung der betrieblichen Mitbestimmung für die Demokratie und die Transformation, um die Anpassung des deutschen Mindestlohns an die EU-Mindestlohnrichtlinie, und um die Stärkung der Betriebsräte. Auch ein Aktionsplan zur Erhöhung der Tarifbindung steht zur Debatte.
Am Abend befassen sich die Abgeordneten mit einem Antrag der CDU/CSU zur Reform der Sozialwahlen. Ziel der Unionsfraktion ist es, die Wahlbeteiligung zu erhöhen und die Selbstverwaltung der gesetzlichen Sozialversicherungsträger zu stärken.
Am Freitag dann steht ein Gesetzentwurf der FDP “zur Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes” auf der Tagesordnung. ch
Drohen sozio-ökonomische Tipping Points? – Makronom
Die Welt steuere nicht nur auf ökologische Kipppunkte zu, sondern auch auf sozio-ökonomische – sie könnten unsere Gesellschaften zerreißen, schreibt Rudi Kurz. Zehn Trends greift er auf, darunter Demografie, KI, Globalisierung, Kriege, Ungleichheit und überforderte Staaten. Sozio-ökonomische Kipppunkte könnten sehr viel früher und mit kurzfristig größerer Intensität auftreten als ökologische, beispielsweise Klimawandel und Artensterben. Und sie dürften in der kurz- und mittelfristig ausgerichteten Politik viel mehr Aufmerksamkeit erhalten, was wiederum die Wahrscheinlichkeit vom Erreichen ökologischer Kipppunkte befördere. Zum Artikel
Haben Wasserstoffautos wirklich eine Zukunft? – Standard
Technologieoffenheit ist im Streit um das “Verbrenner-Aus” zum Schlagwort geworden. Auch Wasserstoff wird als mögliche Alternative zu den Verstromern gehandelt, zum Beispiel von Toyota und BMW. Aber “grüner” Wasserstoff und die Fahrzeuge seien teuer, schreibt Regina Bruckner. Immerhin: Das Tanken würde schnell gehen, sofern die Fahrer eine der wenigen Zapfsäulen fänden. Doch bei Stadtbussen und Lkw gäbe es vielleicht einen “Business-case”. Zum Artikel
Habeck hat neuen Plan für E-Auto-Käufer: Kommt bald ein Bonus? – Berliner Morgenpost
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat ein Förderpaket geschnürt, um den schwächelnden Absatz von Elektroautos anzukurbeln, so Dominik Bath. Demnach winken vielleicht bald 1.000 Euro-Ladestromgutscheine beim Kauf eines Elektroautos, sowie eine Steuerersparnis für Käufer mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Auch ein Social-Leasing-Modell für Geringverdiener prüfe der Minister auf Abruf. Zum Artikel
Mit Fleischersatz können wir den Klimawandel stoppen – Frankfurter Allgemeine Zeitung
“Es scheint zwei unvereinbare Haltungen zu geben”, argumentiert Hannah Ritchie in ihrem Gastbeitrag: “Die, dass nur Regierungen und staatliche Regulierungen den Weg zu einer nachhaltigen Zukunft ebnen können, und die, dass nur Technologie und der Markt dies schaffen.” Dabei bräuchten wir beides, um “neu zu denken, wie wir Energiesysteme, Städte und den Nahverkehr gestalten wollen, was wir essen wollen und wie wir es produzieren”. Zum Artikel
James Dyson is right to fight for British strawberries – Financial Times
Mit Staubsaugern hat er ein Vermögen gemacht, und einen Teil davon mit dem Kauf von 14.000 Hektar Agrarland angelegt. Nunmehr sei James Dyson der größte Bauer im Vereinigten Königreich. Seine neueste Idee: auch an Weihnachten britische Premium-Erdbeeren anzubieten. Zum Artikel
Zoll durchsucht Adidas-Zentrale: Es geht um Einfuhrabgaben – Süddeutsche Zeitung
Adidas liegt seit Jahren mit dem Zoll im Streit über Vorschriften bei der Einfuhr von Produkten. Es gehe um steuerrechtlich komplizierte Geschäfte beim Import von Adidas-Ware nach Deutschland, schreibt Uwe Ritzer. Die Behörden vermuten eklatante Rechtsverstöße über einen Zeitraum von knapp fünf Jahren. Eine Razzia in der Art und Weise, wie sie am Dienstag stattgefunden habe, setze erhebliche Rechtsverstöße voraus. Zum Artikel
Fußball-WM geht nach Saudi-Arabien – Radio Eins
Die Fifa verkauft die Männerfußball-WM 2034 an Saudi-Arabien, was die Fankurven in Kiel, beim HSV und in Mönchengladbach kommentieren. Martin Krauss von der taz schaut nach, was Karl Marx dazu gesagt hätte. Stefan Kuzmany berichtet (fast) live vom Spielfeldrand: Moral wird ausgespielt von Kommerz und Profit, Moral müsste verteidigen – doch Fifa-Kapitän Infantino versenkt den Ball im Tor! Zum Beitrag
Den Panda – das Logo des WWF – kann man als Kuscheltier kaufen. Unter fairen Bedingungen in China hergestellt – für 29 Euro. Auch Unternehmen können den Panda als Logo kaufen, wenn sie mit dem WWF zusammenarbeiten. Davon machen sie rege Gebrauch: WWF und Edeka: Starke Partner – Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit. WWF und Procter & Gamble: Gemeinsam für nachhaltigeres Waschen. WWF & Pepsi: Gemeinsam für 100 Prozent recyceltes Plastik.
Der WWF versteht sich als gemeinsamer Brückenbauer mit Unternehmen. Natürlich lässt sich eine sozial gerechte Transformation in eine Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen nur gemeinsam erreichen. Aber es gibt verschiedene Ansätze in der Zivilgesellschaft. Der WWF grenzt sich ganz bewusst von dem Vorgehen von Organisationen wie Greenpeace oder der Letzten Generation ab, die auch auf Konfrontation mit Unternehmen setzen.
Aufgrund seines Vorgehens genießt der WWF auf gewisse Weise Privilegien. Unternehmen sind eine gute Finanzierungsquelle. Und sie bieten dem WWF häufig eine Bühne, ob bei Panel-Diskussionen oder Preisverleihungen. Mit diesen Privilegien steigt aber auch die Verantwortung des WWF. Andere Organisationen entscheiden sich bewusst gegen Kooperationen mit Unternehmen, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Damit verzichten sie auf entsprechende Einnahmemöglichkeiten. Der WWF muss sich daran messen lassen, ob er mit seiner Strategie tatsächlich die gewünschten Veränderungen bewirkt – und daran habe ich erhebliche Zweifel.
In einem am 11. November 2024 ausgestrahlten Beitrag bei Plusminus habe ich zum Beispiel die Zusammenarbeit des WWF Deutschland mit der Fondsgesellschaft DWS kritisiert. Denn ich sehe in diesem Fall keine transformative Wirkung. Der WWF und die DWS haben gemeinsam einen Fonds aufgelegt. Er macht mit einem Volumen von 289 Millionen Euro etwa 0,0003 Prozent des verwalteten Vermögens der DWS (Stand: 3. November) aus. Ich finde es irreführend, wenn die Fondsgesellschaft DWS dann generell mit dem Partner WWF werben kann. Noch problematischer finde ich, dass der WWF Deutschland die Zusammenarbeit mit der DWS noch vertieft hat, nachdem das Bundeskriminalamt diese wegen Greenwashing-Vorwürfen untersucht hatte. Ich empfinde es auch als verstörend, dass der WWF 2022/2023 (S. 60) noch Spenden von der DWS angenommen hat. Möglicherweise tut er das immer noch. Die DWS wirbt jedenfalls weiter für das Projekt in Belize.
Nach dem Bericht erklärte der WWF Deutschland: Man arbeite mit der Deutschen Bank und dem DWS auf verschiedenen Ebenen zusammen. Man “unterstützt sie und hinterfragt sie kritisch”. Es ist klar, wie der WWF Deutschland die DWS unterstützt, etwa öffentlichkeitswirksam mit dem Panda-Logo. Unklar bleibt aber, wie er sie kritisiert. Öffentlichkeitswirksam kritisiert er die DWS oder den Fonds jedenfalls nicht. Wann, wenn nicht hier, wäre der Punkt erreicht, an dem der WWF Deutschland wegen Fehlverhaltens des Partners eine Kooperation beenden müsste? Ich frage mich, ob der WWF Deutschland überhaupt schon einmal eine Kooperation wegen Fehlverhaltens des Partners beendet hat? Ab wann wäre dieser Punkt erreicht?
Mit Edeka arbeitet der WWF Deutschland seit über zehn Jahren zusammen. Dafür bekommt er jedes Jahr Millionen an Euro. Aber welche Wirkung hat die Zusammenarbeit? Wie viel nachhaltiger ist Edeka inzwischen? Gibt es verlässliche Zahlen? Sind die Verbesserungen relativ oder absolut? Auch unterscheidet sich die Produktebene von der Konzernebene. Eine WWF-Bio-Salami verbessert noch lange nicht die Umweltbilanz des Fleischverkaufs von Edeka. Was, wenn Edeka dafür eigentlich weniger verkaufen müsste?
Die WWF-Kampagne mit Procter & Gamble “#Wirdrehenrunter” ist gut gemeint und irgendwie auch richtig gedacht. Schließlich hat jeder eine Waschmaschine. Gerne wüsste man, wie stark die Kampagne tatsächlich dazu beiträgt, dass die Verbraucher die Waschtemperatur reduzieren? Unabhängig davon, wie wirkungsvoll diese Zusammenarbeit ist, bleibt unverständlich, warum der WWF so offensichtlich für das Waschmittel Ariel wirbt. Auf der Projektwebseite führt ein Link in den Online-Shop von Ariel.
Und Pepsi? Ich kann mich noch an ein internes Dokument erinnern, wo sinngemäß die Fragen gestellt wurden, ob Pepsi massive Wasserprobleme hat sowie für ungesunde Ernährung und Plastikmüll steht. Die Antwort lautete jeweils: “Nein”. Zur Begründung führten die WWF-Mitarbeiter auf, dass Pepsi unter anderem einen Nutri-Score erstelle und nicht speziell unter Kindern werbe. Im Intranet stellte ein Mitarbeiter die Frage, ob die Vereinbarung des WWF von Pepsi weniger verlangt, als der Gesetzgeber vorschreibt. Eine Antwort blieb zumindest bis zu meinem Weggang aus.
Der WWF hat inzwischen mit One Planet Business eine eigene Beratung. Grundsätzlich ergibt dies Sinn. Schließlich trägt er mit seinen politischen Forderungen dazu bei, dass der Gesetzgeber strengere Regeln für Unternehmen erlässt. Für deren Umsetzung benötigen Unternehmen Unterstützung. Aber ab wann verschwimmen die Grenzen zwischen der Beratung und der traditionellen Arbeit des WWF? Wichtig wären “Chinese Walls” zwischen beiden Bereichen. Solche gab es 2023 noch nicht.
Von außen betrachtet orientiert sich der WWF Deutschland nach der Umstrukturierung noch mehr in Richtung Unternehmenskooperation. So dürfte die Organisation kurzfristig finanzielle Lücken schließen, aber mittelfristig könnten die Spendengelder sinken. So würde die Organisation noch mehr von Unternehmen abhängig und es dürfte noch schwieriger für sie werden, kritisch mit diesen umzugehen. Einen Vorgeschmack dafür lieferte der Auftritt beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis.
Kooperationen sind kein Selbstzweck. Auch muss sich der WWF irgendwann die Frage stellen, wie viel Zivilgesellschaft noch in ihm steckt. Gegenüber der Politik kann der Panda die Krallen ausfahren. Gegenüber der Wirtschaft bleibt er zahm. Ein Ruf nach Aufklärung ist das höchste der Gefühle.
Die Transformation ist komplex. Die Finanzierung der Zivilgesellschaft ein riesiges Problem. Aber sind wachsende finanzielle Abhängigkeiten gegenüber der Wirtschaft wirklich die Antwort? Wenn überhaupt, funktioniert diese Zusammenarbeit nur auf Augenhöhe. Diese sehe ich zwischen WWF und DWS nicht.
Ich bin kein Gegner des WWF. Ich habe die Zeit beim WWF genossen und wünsche dem WWF alles Gute. Allerdings ist es mir auch ein Anliegen, dass der WWF glaubwürdig bleibt. Dafür reicht kuscheln alleine nicht.
Philippe Diaz arbeitet freiberuflich als Berater und ist Experte für unternehmerische Sorgfaltspflichten.
Europe.Table – EVP-Fraktion beschließt Positionspapier Auto: Ausnahmen für alternative Kraftstoffe, eine Überprüfung der CO₂-Flottengesetzgebung: Die EVP positioniert sich mit Forderungen an die Kommission zur kriselnden Automobilwirtschaft. Zum Artikel
Climate.Table – Rekordergebnisse: Der Wind-Ausbau kommt endlich in Fahrt: Derzeit werden die Ziele beim Ausbau der Windkraft noch deutlich verfehlt. Doch die Rekordergebnisse der jüngsten Ausschreibung für Windparks an Land lassen erwarten, dass sie ab 2026 erreicht werden. Zum Artikel