Table.Briefing: ESG

Nach der EU-Wahl: Wie Verbände die CSDDD stoppen wollen + Experte im Interview: Was es für nachhaltige öffentliche Beschaffung braucht

Liebe Leserin, lieber Leser,

für die großen Transformationsthemen bedeutet das Ergebnis der Europawahlen: Es wird wohl schwieriger, neue Maßnahmen zu verabschieden – doch einen Rückschritt halten viele für sehr unwahrscheinlich. Noch ist unsicher, ob Wahlgewinnerin Ursula von der Leyen auch als Kommissionspräsidentin wiedergewählt wird – sie bekannte sich am Montag jedoch zum europäischen Green Deal und betonte, es stehe nun die “sehr wichtige Phase der Implementierung” an.

Spannend bleibt, ob womöglich auch eine Wahl von der Leyens mit einer Änderung der EU-Lieferkettenrichtlinie verbunden wird: Einige große Industrieverbände, Christdemokraten und Liberale fordern, das umstrittene Gesetz in der kommenden Legislaturperiode abzuschwächen oder ganz abzuschaffen. Ohne die EU-Kommission wird dies nicht gelingen. Auch das deutsche Gesetz ist weiter Gegenstand erbitterter Diskussionen: Die Idee, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zunächst auszusetzen, bis in zwei Jahren die europäischen Regeln in nationales Recht umgesetzt sein müssen, sorgte jüngst für Streit zwischen den Koalitionspartnern der Ampelregierung. Ich analysiere mit Caspar Dohmen den aktuellen Stand der Lieferkettengesetz-Debatte in Berlin und Brüssel.

Vor den Wahlen haben wir Ihnen im ESG.Table bereits einige zentrale Abgeordnete für Themen wie Kreislaufwirtschaft, Klima- und Gleichstellungspolitik vorgestellt. Heute zeigen wir Ihnen einige Abgeordnete aus der vergangenen Legislaturperiode, die für die Transformation wichtig waren und am Wochenende wiedergewählt wurden.

Zu guter Letzt: Den Tod des ehemaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer wollen wir nicht unerwähnt lassen. Bereits in den 1980er-Jahren leistete er Pionierarbeit in der nationalen und internationalen Umweltpolitik, und trug wesentlich zum Erfolg der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 bei. Dort wurden die Weichen für die globale Klimapolitik gestellt.

Ihre
Leonie Düngefeld
Bild von Leonie  Düngefeld

Analyse

EU-Lieferkettenrichtlinie: Wie große Verbände das Gesetz verändern wollen und was Fachleute dazu sagen

Bundesminister Habeck: Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards unter Vorbehalten?

Die EU-Lieferkettenrichtlinie: “Ein Symbol für die verfehlte Politik der Vergangenheit“, erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) Table.Briefings. “Mit neuem Elan und klarem Mandat sollte Europa diesen verfehlten Beschluss korrigieren.” Gleichfalls äußerte sich Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander: “Die Richtlinie ist und bleibt falsch und überfordert die Unternehmen”. Auf Veränderungen drängt ebenfalls der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und verweist auf die Überlastung mittelständischer Unternehmen. “Wenn die neue EU-Kommission ihren Fokus auf Industriepolitik legt, sollte sie auch den Mut haben, nach einer pragmatischen Lösung zu suchen”. Gleichzeitig betont der VCI die prinzipielle Bedeutung der Richtlinie, sie “verfolgt ein wichtiges und richtiges Ziel”

An der Lieferkettenregulierung scheiden sich weiter die Geister in der deutschen Wirtschaft. Nicht zuletzt aufgrund des Drucks großer Lobbyverbände hatte die Große Koalition seinerzeit ein zahmeres nationales Gesetz verabschiedet als geplant. So verzichtete sie auf eine zivilrechtliche Haftung. Auf europäischer Ebene musste die belgische Ratspräsidentschaft die Richtlinie auf den letzten Metern deutlich abschwächen, um im Rat eine Mehrheit der Länder zu gewinnen. Allerdings scheiterten europäische Industrieverbände und die FDP mit ihrem Vorhaben, die Regelung ganz zu verhindern. Sie geht weiter als die deutsche, sieht etwa eine zivilrechtliche Haftung vor. Nun nehmen deutsche Verbände einen neuen Anlauf, um national und europäisch Veränderungen zu erreichen.

Bestärkt sehen sie sich durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Er sprach beim Tag der Familienunternehmer davon, dass man bei einer zügigen Umsetzung des neuen EU-Rechts pragmatisch beim deutschen Gesetz vorgehen solle, indem man es aussetze oder deutlich reduziere. Der Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards werde nur Erfolg haben, “wenn Vorgaben auch bei den Unternehmen Akzeptanz finden”. Vor einem halben Jahr hatte er sich ähnlich geäußert. Gleichzeitig lässt er keinen Zweifel daran, dass Lieferkettengesetze “ethisch richtig” seien. Waren, für die Kinder schufteten, Erwachsene litten oder Umwelt zerstört werde, “sollten nicht bei uns verkauft werden”. Seine Partei hatte im EU-Parlament zu den entschiedenen Verfechtern der Lieferkettenregulierung gehört.  

LkSG: Teil des Pokers in schwierigen Haushaltsberatungen

Die Bundesregierung berät seit geraumer Zeit darüber, wie angesichts der Kritik am deutschen Gesetz und der Verabschiedung der EU-Regulierung mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verfahren werden soll. “Entschieden werde am Ende wohl nicht mehr anhand fachpolitischer Argumente”, erfuhr Table.Briefings aus Regierungskreisen. Längst seien Interessenabwägungen der Koalitionsspitzen am Werk, welche die Fachressorts nur noch begrenzt mitsteuern könnten. Der Umgang mit dem LkSG drohe zu einem Posten im Poker um die schwierigen Haushaltsberatungen zu werden, heißt es.

Ein Stopp des Gesetzes wäre “ein wichtiger Beitrag für die Wirtschaftswende“, reagierte FDP-Fraktionschef Christian Dürr auf Habeck. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Rolf Mützenich lehnt dessen Idee dagegen entschieden ab. Der Wirtschaftsminister erweise den “langjährigen Bemühungen, um eine an Menschenrechten und fairen Löhnen orientierte und gegen Ausbeutung gerichtete Wirtschaftspolitik einen Bärendienst”. Es sei “gewohnte Praxis, nationale Regelungen an EU-Recht anzupassen”, sagte Mützenich. “Bis dahin bleibt es aber beim gültigen Gesetz.”

Das LkSG ist seit 2023 in Kraft und galt zunächst für Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeitenden, seit 2024 für Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten. Große Unternehmen – laut Angaben des BMZ rund 900 – haben also bereits ihren ersten Jahresbericht vorgelegt. Der Volkswagen-Konzern etwa veröffentlichte diesen Ende Mai.

Die EU-Richtlinie muss binnen zwei Jahren von den EU-Mitgliedstaaten in nationales Recht übertragen werden. Es gilt zunächst für Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten, später sinkt die Schwelle auf 1.000 Arbeitnehmer.

“Das europäische Gesetz ist deutlich unbürokratischer”

Auch Europaabgeordnete kündigten nicht zuletzt im Wahlkampf an, das europäische Lieferkettengesetz noch einmal ändern und eingrenzen zu wollen. Der Umweltpolitiker Peter Liese (CDU) hatte vor der Europawahl im Gespräch mit Table.Briefings vorgeschlagen, das Gesetz zu überarbeiten und auf Lieferungen zu beschränken, “in denen große Mengen aus Staaten eingeführt werden, in denen es tatsächlich riesige Probleme etwa mit Abholzung oder Kinderarbeit gibt.”

Ob es realistisch ist, das Gesetz noch einmal zu ändern, sei schwer abzuschätzen, erklärte Lieses Parteikollege Axel Voss, der das EU-Lieferkettengesetz als Schattenberichterstatter für die EVP mitverhandelt hatte. Die neue EU-Kommission müsste dazu bereit sein; das Parlament könnte sich höchstens in einem Initiativbericht für eine Änderung aussprechen. Grundsätzlich hält Voss das europäische Gesetz für deutlich unbürokratischer – für deutsche Unternehmen sei es deshalb nur dann sinnvoll, es zu ändern, wenn das deutsche Gesetz verschwinden würde. Dieses Argument werde in Deutschland jedoch nicht mehr gehört: Zu vergiftet sei die Stimmung von der Debatte um das LkSG, sagte Voss.

Wirtschaftsverbände wenig kompromissbereit

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, bei dem die Federführung für das LkSG liegt, tritt für ambitionierte Regeln im Bereich der Unternehmensverantwortung ein, hatte sich aber bereits während der Verhandlungen für die europäische Regel gegenüber einer Vereinfachung des LkSG kompromissbereit gezeigt. In der Praxis gibt es vor allem ein Problem: Große Unternehmen wälzen Verpflichtungen auf KMU ab, obwohl dies nicht gestattet ist. Aber viele KMU lassen sich darauf ein, aus Sorge, ansonsten Aufträge zu verlieren. Der gleiche Konflikt tritt nun auch bei der Erfassung von Klimaemissionen auf (Thema unseres heutigen Standpunkts).

Einen sachgerechten Ausgleich der Interessen zwischen Regierung und Wirtschaft beim LkSG halten Beobachter prinzipiell für möglich. Voraussetzung wäre eine grundsätzliche Zustimmung aller Akteure zum Grundprinzip der Unternehmensverantwortung. Aber daran hapere es, erfuhr Table.Briefings aus Regierungskreisen. Vor allem der BDA und Teile des BDI – besonders Gesamtmetall – führten einen Diskurs, der letztlich auf die Abschaffung der Lieferkettenregulierung ziele. Das erschwere einen Kompromiss und pragmatische Lösungen im bestehenden “System”, heißt es.

Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander erklärte, der Verband bekenne sich “unverändert zu den UN-Leitprinzipien [für Wirtschaft und Menschenrechte]”, auf die Lieferkettengesetze zurückgehen. Allerdings würden die Leitprinzipien klar “zwischen der Verantwortlichkeit der verschiedenen Akteure im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte” unterscheiden. Leider kämen die Staaten ihrer Pflicht zum Menschenrechtsschutz nur unzureichend nach. Die “offensichtliche Lücke” könnten aber die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie nicht füllen, sagt Zander Table.Briefings. Der BDA beantwortete eine entsprechende Frage nicht. Dagegen erklärt der VCI: “Wir stehen fest zum Grundprinzip der Unternehmensverantwortung nach den UN-Leitprinzipien. Sie haben sich als internationaler Standard bewährt.” Verankert seien die Prinzipien auch im Chemie-Branchenstandard für nachhaltige Wertschöpfung.

“Verstörendes Signal an Unternehmen”

Markus Löning, früherer Menschenrechts-Beauftragter der Bundesregierung, hält den Vorschlag von Habeck für fehlgeleitet. “Das ist ein verstörendes Signal an viele Unternehmen, bei denen die Risiko-Management-Prozesse bereits sehr weit gediehen sind”, sagte er zu Table.Briefings. Er glaube auch nicht daran, dass die Unternehmen dadurch tatsächlich umfassend entlastet würden: Die Unternehmen seien durch verschiedene EU-Richtlinien verpflichtet, die Menschenrechte in ihren Lieferketten einzuhalten. Sinn mache es aber, wenn der Gesetzgeber sich mit der Frage beschäftige, wie Unternehmen die Anforderungen unterschiedlicher Lieferkettengesetze etwa zu Entwaldung, Zwangsarbeit oder Lieferketten so koordinieren könnten, dass sie diese mit einem Risikosystem handhaben könnten. Löning betreibt das Beratungsunternehmen Löning Human Rights & Responsible Business.

“Unternehmen sollten aus eigenem Interesse die Risiken in ihrer Lieferkette kennen, unabhängig davon, wie strikt oder umfassend die Regulierungen ausfallen”, sagte Tanja Relly, Senior Strategic Business Development des Anbieters von Nachhaltigkeits-Ratings Ecovadis. “Bürokratie und Kosten wären bloß eine Ausrede, um sich um die Transformation des eigenen Unternehmens zu drücken.” Scharf kritisierte auch der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) den Vorstoß und verwies auf die bereits laufende Umsetzung des Gesetzes in Unternehmen. “Wenn das Gesetz jetzt nicht greift, bleiben die Firmen auf den Kosten sitzen – und wir laufen Gefahr, die Wirtschaft von morgen abzuwürgen“, sagte die Geschäftsführerin Katharina Reuter. “Wir sollten das Momentum jetzt nutzen und Transparenz und Menschenrechte nicht für fadenscheinige Profit- und Lobbyinteressen opfern.”

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Interview: Was es für mehr Nachhaltigkeit bei öffentlichen Vergaben braucht

Betriebswirtschaftler Michael Eßig ist Professor für Beschaffung und Supply Management an der Universität der Bundeswehr München.

Guten Tag Herr Eßig, seit Langem berücksichtigen Vergabestellen ökologische und soziale Faktoren bei öffentlichen Aufträgen kaum, obwohl das Vergaberecht die Möglichkeit dazu bietet. Mindestens genauso lange ist diese Tatsache bekannt. Warum ändert sich kaum etwas?
Das ist die Leitfrage einer von uns durchgeführten Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, in die wir am Donnerstag beim Creative Bureaucracy Festival in Berlin erste Einblicke geben und die in wenigen Wochen veröffentlicht wird. Ausgangspunkt der Überlegungen von uns und den Kollegen der Stiftung war: Die Defizite werden schon seit Jahrzehnten diskutiert. Seit Beginn der Diskussionen Anfang der 2000er-Jahre geht es oft darum, dass nicht ausreichend Mittel zur Verfügung steht, damit Verwaltungen grün und sozial einkaufen können. Dieses Argument bezieht sich häufig auf die Mehrkosten bei der Anschaffung. Betrachten müssen wir aber die Lebenszykluskosten. Sie können bei nachhaltigen Produkten geringer sein. Wichtig für einen Ausbau der nachhaltigen Beschaffung sind außerdem eine höhere Expertise und mehr Personal in der Verwaltung. Ein weiteres Hindernis ist die oft geringe Anzahl von Unternehmen, die sich auf öffentliche Aufträge bewerben.

Um welche Defizite ging es in jüngerer Vergangenheit?
Seit einigen Jahren geht es vor allem um Verbindlichkeit und Entbürokratisierung. Beim ersten Punkt wird es als Problem gesehen, dass das Vergaberecht es den Vergabestellen überlässt, ob sie Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen oder nicht. Entbürokratisierung fordern viele Verantwortliche in den Verwaltungen. Denn sie nutzen häufig ihren Spielraum für nachhaltige Beschaffungen nicht, weil sie die Regeln des Vergaberechts für zu komplex halten.

Wir wissen also um die Probleme. Woran liegt es dann, dass sie nicht gelöst sind?
Es gibt ein klares Implementierungsdefizit. Wir nennen es “Intention Action Gap”. Das konnten wir mit empirischen Daten, etwa aus der Vergabestatistik und der europäischen Plattform für öffentliche Ausschreibungen, nachweisen. Das zeigt unsere Auswertung von mehr als 100 qualitätsgesicherten Studien zu den beschriebenen Defiziten, die meist auf empirischen Daten beruhen.

Oft heißt es, die öffentliche Beschaffung sei ein großer Hebel für die sozial-ökologische Transformation. Wie aktivieren wir diesen Hebel? Was sind die Lösungen?
Es gibt keine Lösung, die für alle passt. Das liegt daran, dass wir viele Vergabestellen in Deutschland haben, insbesondere auf der kommunalen Ebene. Sie arbeiten unter ganz unterschiedlichen Bedingungen. Andererseits sind viele Einzelmaßnahmen, die zur Lösung beitragen könnten, noch gar nicht in einen Gesamtplan integriert. Es gibt noch keinen Werkzeugkasten, aus dem sich Vergabestellen einfach bedienen können, wenn sie Lösungen für ihre konkreten Probleme suchen.

Unser Vorschlag: Einen Katalog mit differenzierten Lösungsansätzen entwickeln. Der muss aber auch in einen konsistenten Gesamtplan passen. Deswegen haben wir vier Aktionsfelder identifiziert. Das erste Aktionsfeld ist Recht und Regulierung. Das ist das, was bisher durch die Politik sehr stark adressiert wird. Aber die Empirie zeigt, dass Regulierung allein das Problem nicht lösen kann.

Das von der Bundesregierung geplante Vergabetransformationspaket ist also nur ein Baustein? Was kann es überhaupt leisten?
Ja, die Reform kann ein wichtiger Baustein sein. Zum Beispiel kann sie den Vergabestellen dabei helfen, die Rechtsunsicherheit zu minimieren, die viele empfinden, wenn sie Nachhaltigkeitskriterien nutzen wollen. Denn aktuell ist die Sorge groß, Bieter zu diskriminieren, wenn die Anforderungen an Nachhaltigkeit zu streng oder falsch angelegt werden. Auf der anderen Seite führen solche Regelungen zu mehr Regulierung. Und eine Zunahme an Bürokratisierung kann auch ein Grund dafür sein, dass in der Praxis Nachhaltigkeitskriterien nicht umgesetzt werden. Das heißt: Es gibt grundlegende Zielkonflikte, die bislang ungelöst sind. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die nachhaltige Beschaffung ihrem Potenzial hinterherhängt.

Welches sind weitere wichtige Aktionsfelder?
Auf der Ebene der eigentlichen Vergabe, wo die Implementierung erfolgt, gibt es zwei: Einmal das Thema Management und Steuerung, also wie steuere ich den Einkauf? Zum Zweiten gibt es das Aktionsfeld Strukturen und Prozesse. Dabei geht es um das konkrete Verwaltungshandeln. Das können wir politisch zumindest mittelbar beeinflussen. Eine Lösung wären spezielle Einheiten mit dem nötigen Wissen für den strategischen Einkauf zu schaffen, auf die Einkaufsabteilungen zurückgreifen können, wenn sie Nachhaltigkeitskriterien in den Vergabeverfahren einsetzen wollen. Das vierte Feld betrifft die Wirkung auf den Märkten. Ziel muss es hier sein, dass mehr Lieferanten nachhaltige Angebote machen.

Das eigentliche Verwaltungshandeln wird aus Ihrer Sicht noch zu wenig berücksichtigt?
Ja, die Kaskade ist nicht so einfach, dass ich das Recht ändere und dann die gewünschten Ergebnisse erwarten kann. Da steht viel dazwischen. Und das wird bislang zu wenig adressiert. Wir haben eine Menge an Möglichkeiten, die über Regulierung hinausgehen. Sie sind auch längst benannt. Wir müssen sie nur wirklich umsetzen.

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Wie die Ukraine beim Wiederaufbau von einer zirkulären Wirtschaft profitieren kann

Russische Zerstörung im ukrainischen Orikhiv: Der Schutt kann für den Wiederaufbau genutzt werden.

Einen Modernisierungsschub könnte der schwer zerstörten Ukraine laut Experten ein Wiederaufbau der Infrastruktur nach Kriterien der Kreislaufwirtschaft bringen. Gleichzeitig würde sich das Land so schneller der EU annähern. Beides dürfte auch Thema bei der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine sein, die am Dienstag und Mittwoch in Berlin stattfindet. Durch eine zirkuläre Wirtschaft könne langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gestärkt werden, indem der Ressourcenverbrauch gesenkt werde, gleichzeitig Einkommen erhöht würden und die wirtschaftliche Kooperation mit der EU gestärkt werde, argumentieren Experten von EU und UN. Diese Strategie hat die UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) bereits Anfang 2024 beschrieben.

Ukraine steht bei der Kreislaufwirtschaft am Anfang

Bislang ist die Ukraine weit von einer Kreislaufwirtschaft entfernt. Als eine der größten Hürden nennt UNIDO fehlende staatliche Unterstützungsmechanismen, insbesondere was die Finanzierung anbelangt. Auch darum geht es bei der Konferenz in Berlin. Zwar habe die Ukraine im Juni 2022 mit der nationalen Strategie für Abfallmanagement einen wichtigen ersten Schritt getan, dennoch fehle eine umfassende Strategie für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft, so das Papier.

Trotzdem werde der Ansatz eine wichtige Rolle bei der Erholung nach dem Krieg spielen, sagte Nadiia Bihun, Vize-Wirtschaftsministerin der Ukraine Ende 2023 auf einer Konferenz für Kreislaufwirtschaft in Kiew. Mit Blick auf einen möglichen EU-Beitritt arbeitet das Land an der Übernahme wichtiger Vorschriften – auch in der Umweltpolitik.

Mit Kreislaufwirtschaft können Kommunen Geld einsparen

Da weite Teile der bestehenden Infrastruktur durch den Krieg zerstört sind, müsse der Wiederaufbau schnell erfolgen, sagte Stephan Sicars, UNIDO Senior Coordinator for Ukraine. Die UN ging im Februar von Infrastrukturschäden von über 150 Milliarden US-Dollar aus. Da die Finanzmittel knapp sind, sei “entscheidend, dass Entscheidungsträger, insbesondere auch auf kommunaler Ebene, erkennen, dass Bauen nach den Prinzipien der Circular Economy preiswerter sein kann“, sagt Sicars gegenüber Table.Briefings. Die nötigen Schulungen, auch für Planer, Architekten und Bauträger, sollten “unverzüglich beginnen”. Sonst würde der Wiederaufbau nicht orientiert an Kreislaufwirtschaft erfolgen.

“Der Wiederaufbau mit Reuse- und Recycling-Baustoffen ist eine große Chance für das Land“, meint auch Kassem Taher Saleh, Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im Bauausschuss des Bundestags. Nun Gebäude abzureißen und neu aufzubauen, würde “zu lange dauern und noch mehr Schutt produzieren”, ergänzt der Bauingenieur. Seit Kriegsbeginn sind laut Schätzungen von UNIDO schon über zehn Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfällen entstanden.

Kurz- und langfristiger Nutzen durch zirkuläres Bauen

Langfristig kann aus Sicht von Taher Saleh serielles Bauen, also mit vorgefertigten Teilen, entscheidende Vorteile bringen. Planungs- und Bauzeiten würden sich dadurch verkürzen. Abfälle aus der großen Getreideproduktion in der Ukraine könnten für die Dämmung und energieeffizientere Gebäude genutzt werden, sagt er. Bislang sei der Gebäudebestand in der Ukraine äußerst ineffizient, schreiben die Experten der Hochrangigen Arbeitsgruppe zu den Umweltfolgen des Krieges, weshalb auch der Umstieg auf Erneuerbare Energien so wichtig sei. Dazu hat Greenpeace kürzlich einen “solaren Marshallplan” vorgestellt.

Schon während des Krieges mit dem nachhaltigen Wiederaufbau zu beginnen, habe direkten Nutzen, sagt Irene Lucius, Leiterin des WWF-Büros Central and Eastern Europe. “Zum Beispiel kann eine gute Dämmung von Behelfsunterkünften das Heizen erleichtern oder die Wiederverwendung von Bauschutt Kosten senken und den Bau beschleunigen, weil lange Transporte ausfallen”, sagt sie zu Table.Briefings.

Auch mittelfristig müsse der Wohnungsbau dem Prinzip einer “ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft” folgen, “um den Druck von den natürlichen Ressourcen wie Sand oder Holz zu nehmen“, sagt Lucius. Zentrale Hebel seien die Wiederverwertung von Materialien wie Zement aus dem Abbruchmaterial oder nachwachsende Rohstoffe wie Holz.

Anlagen zur Wiederverwertung fehlen

Sie sieht aber auch Herausforderungen bei der Wiederverwendung von Abbruchmaterial: “Zum einen fehlen die Anlagen, um das Abbruchmaterial sortenrein zu trennen, damit es effizient wiederverwendet werden kann. Zum anderen fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen und notwendigen Informationen und das Know-how vor Ort, da dies bisher nicht praktiziert wurde”, erklärt sie.

Für Grünen-Politiker Taher Saleh ist auch wichtig, dass “beim Wiederaufbau die Bevölkerung einbezogen und lokale Expertise, zum Beispiel von Architekten, gefördert” wird. Das kann aus Sicht von WWF-Expertin Lucius dabei helfen, “den Weg für nachhaltigere Lösungen freizumachen”. Denn der Einfluss von “Wirtschaftsakteuren, die vom Status quo profitieren“, sei auch ein Hindernis für den Wiederaufbau mithilfe von Kreislaufwirtschaft. Wahrscheinlich deshalb nehmen auch zahlreiche regionale und lokale Akteure an der aktuell stattfindenden Wiederaufbaukonferenz teil.

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Transformation: Diese Abgeordneten ziehen nach der Europawahl ins Parlament ein

Viele der Europaabgeordneten, die in der vergangenen Legislaturperiode wichtige Gesetzesdossiers in den ESG-Themenfeldern mitverhandelt und vorangetrieben haben, wurden wieder ins EU-Parlament gewählt. Von den deutschen Abgeordneten wiedergewählt wurden unter anderem:

  • Peter Liese (CDU), der weiterhin Fraktionsvorsitzender im Umweltausschuss bleiben will
  • Dennis Radtke (CDU), der den europäischen Mindestlohn, die Einsetzung eines europäischen Betriebsrats und die Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit mitverhandelt hat
  • Jutta Paulus (Grüne), die unter anderem für die Methanverordnung, das Renaturierungsgesetz und die Industrieemissionsrichtlinie zuständig war
  • Anna Cavazzini (Grüne), Vorsitzende des Binnenmarktausschusses, die wichtige Gesetze wie das Recht auf Reparatur und das Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten mitverhandelt hat
  • Delara Burkhardt (SPD), die sich für mehrere Gesetze im Bereich der Kreislaufwirtschaft eingesetzt hat, darunter die Verpackungsverordnung und die Abfallrahmenrichtlinie, die strengere Vorgaben für Textilien und Lebensmittelabfälle vorgibt
  • René Repasi, Vorsitzender der Europa-SPD und Berichterstatter der “Recht auf Reparatur”-Richtlinie

Zu den Abgeordneten aus anderen EU-Mitgliedstaaten, die für wichtige Gesetze im Transformationsbereich zuständig waren, gehören unter anderem:

  • Alessandra Moretti, die Berichterstatterin der Ökodesign-Verordnung, ist für die italienischen Sozialdemokraten wieder ins Parlament eingezogen.
  • Die Niederländerin Lara Wolters (Sozialdemokraten), Berichterstatterin des EU-Lieferkettengesetzes, ist ebenfalls wiedergewählt worden.

Die Belgierin Frédérique Ries (Renew), die die Verhandlungen über die Verpackungsverordnung geführt hat, war nach 25 Jahren als Abgeordnete nicht noch einmal zur Wahl angetreten. leo

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Offshore-Windenergie: Kriterien für sozial-ökologische Flächenvergabe

“Durch das Meistbietendenprinzip erhält nicht der kompetenteste, sondern der zahlungskräftigste Bieter den Zuschlag”, appellieren die Organisationen an die Bundesregierung und fordern eine andere Vorgehensweise. Aus der bisherigen folge eine Konzentration des Offshore-Ausbaus in den Händen weniger kapitalstarker Entwickler. Dagegen spielten Arten- und Naturschutz sowie Arbeitsbedingungen bei der Vergabe kaum eine Rolle.

“Der wichtige Ausbau der Offshore-Windenergie muss mehr als bisher ökologische und soziale Mindestkriterien berücksichtigen und einer Vielfalt von Akteuren Zugang zu den begrenzten Flächen ermöglichen”, sagt Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Ausschreibungsverfahren soll reformiert werden

Der von der DUH, dem Deutschen Naturschutzring sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der IG Metall unterzeichnete Appell fordert eine Reform des Vergabeverfahrens, um sozial-ökologische Aspekte stärker zu verankern.

Danach sollten Umweltaspekte wie Zirkularität, nachhaltige Errichter- und Serviceschiffe und ein naturförderliches Anlagendesign künftig stärker berücksichtigt werden. Aus sozialer Sicht seien faire Löhne, Tarifverträge und Mitbestimmung, resiliente europäische Lieferketten sowie eine nachhaltige Aus- und Weiterbildung von Fachkräften besonders wichtig.

“Die Bundesregierung muss bei den Ausschreibungen Kriterien vorgeben, die einen Verdrängungswettbewerb verhindern und helfen, eine Windindustrie mit guten, tariflichen Arbeitsplätzen in Deutschland und Europa zu halten”, erwartet Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.

Neue Versteigerungsrunde läuft bereits

2023 versteigerte die öffentliche Hand Offshore-Windflächen im Gesamtwert von 13,4 Milliarden Euro. Der größte Teil davon ging an Total Energies und BP. In diesem Jahr werden weitere Flächen mit einer Leistung von acht Gigawatt vergeben. Das erste Verfahren läuft bereits seit dem 1. Juni. ch

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  • Erneuerbare Energien
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Wärmepumpen: Zahlen noch schlechter als erwartet

Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist in diesem Jahr noch geringer als bisher bekannt. Das geht aus der Antwort des BMWK auf eine Anfrage der Unionsfraktion hervor, die Table.Media vorliegt. Denn bisher wurde nur die Gesamtzahl der Förderanträge für klimafreundliche Heizungen kommuniziert, die bei der KfW eingingen. In der Antwort wird diese nun aufgeschlüsselt: Von den zwischen Ende Februar und Ende April bearbeiteten 23.500 Anträgen entfielen demnach nur gut 70 Prozent auf Wärmepumpen; der Rest waren zum Großteil Biomasseheizungen sowie zu geringeren Anteilen Solarthermieanlagen und Fernwärmeanschlüsse. Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt das nur einen Wert von etwa 100.000 Wärmepumpen.  

Das Ministerium geht davon aus, dass diese Zahl noch steigt. Denn bis Ende Mai konnten Anträge nur für selbstgenutzte Einfamilienhäuser gestellt werden. Allerdings räumt das BMWK ein, dass diese insgesamt rund 75 Prozent der Nachfrage ausmachen dürften; auch unter Einbeziehung von Mehrfamilienhäusern und vermieteten Häusern dürfte der Wert darum nur auf rund 130.000 Wärmepumpen steigen. Zusammen mit Neubauten, für die keine Förderung gibt, könnte der Jahreswert 200.000 erreichen, schätzt die Branche. Das BMWK erklärte in der Antwort dagegen, trotz der Zahlen an seinem Zielwert von 500.000 Wärmepumpen im Jahr 2024 festzuhalten. mkr

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Wird die Staatengemeinschaft Kinderarbeit wie geplant abschaffen?

Die Staatengemeinschaft hat sich in der “Agenda 2030” das Ziel gesetzt, Kinderarbeit bis 2025 abzuschaffen. Das wird sie voraussichtlich nicht erreichen. Dies zeigt eine Analyse anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit am 12. Juni durch die deutsche Repräsentanz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und Unicef Deutschland.

Kinderarbeit nimmt vermutlich zu

Nach letzten Schätzungen aus dem Jahr 2021 arbeiten weltweit mehr als 160 Millionen Kinder, davon knapp die Hälfte unter ausbeuterischen und gefährlichen Bedingungen. Durch die Covid-Pandemie, aktuelle Konflikte und klimabedingte Katastrophen könnte die Zahl inzwischen tatsächlich höher liegen.

Vom Klimawandel seien alle Lebensbereiche von Kindern berührt, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. Ihr Risiko, in Armut aufzuwachsen und ausgebeutet zu werden, steige, wo Wetterextreme und Naturkatastrophen die Familien treffen. Beide Organisationen fordern, Transformationsprozesse sozial und gerecht zu gestalten, besonders durch menschenwürdige Arbeit für Erwachsene und Sozialschutz für Eltern und Kinder.

“Der Klimawandel wird zu einem Treiber für Kinderarbeit aufgrund von Armut, wenn die Weltgemeinschaft nicht gegensteuert”, sagte Annette Niederfranke, ILO Direktorin Deutschland.

Kaum Daten über Kinderarbeit in Deutschland

Die Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes legte den Schwerpunkt ihrer jährlichen Studie auf die Arbeit von Kindern in Deutschland. Dazu führte sie Workshops mit Kindern im schulischen Umfeld durch. Trotz der kleinen Stichprobe – befragt wurden 37 Teenager – ergaben sich zahlreiche Hinweise auf Tätigkeiten oder Arbeitsbedingungen, die “eindeutig und in vielen Fällen gleich mehrfach gegen den Kinder- und Jugendarbeitsschutz verstoßen”.

Die Autoren führen die Pflege von Angehörigen an, zu der laut einer Schätzung des Bundesfamilienministeriums 480.000 Minderjährige beitragen. Terre des Hommes verweist auch auf

  • die oft nicht den gesetzlichen Regelungen entsprechende Mitarbeit in Familienbetrieben
  • sowie die Risiken für die Kinder von sogenannten Familien-Influencern in den sozialen Medien.

Insgesamt gäbe es allerdings zu wenig Daten über Kinderarbeit in Deutschland. Joshua Hofert, Vorstandssprecher von Terre des Hommes, vermutet eine große Dunkelziffer und beklagt: “Wichtige Akteure wie Schulen, Kinderärzte oder Jugendämter erkennen die Risiken für Kinder nicht.” av

  • ILO
  • Kinderrechte
  • Menschenrechte

Bremsen Firmenwagen die deutsche Verkehrswende aus?

Der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) an Firmen- und Dienstwagen lag 2023 bei 16,3 Prozent, was deutlich weniger ist als die Quote von 25,6 Prozent bei privat zugelassenen Fahrzeugen. Dies zeigt ein Report des europäischen Verkehrs- und Umweltverbands Transport & Environment (T&E). Im europäischen Vergleich liegen hiesige Unternehmen damit auf den hinteren Rängen. Dort beträgt der Unterschied bei der Elektrifizierung zwischen Privat- und Firmenwagen im Schnitt nur 1,5 Prozentpunkte.

Hinzu kommt laut Studie, dass in Deutschland besonders große und schwere Firmenwagen gefragt sind. So sei jede dritte Neuzulassung ein SUV oder ein Fahrzeug der Mittel- oder Oberklasse. T&E führt dies auf falsche steuerliche Anreize für Dienstwagen zurück.

“Wir hängen bei der Elektrifizierung zurück”

“Deutsche Firmenwagen sind im europäischen Vergleich besonders dreckig”, kritisiert Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. “Wir sind führend bei den gewerblichen Neuzulassungen von besonders schweren Autos und hängen bei der Elektrifizierung weit zurück.” Das resultiere aus der Art und Weise, wie Dienstwagen in Deutschland besteuert würden. “Ein Blick ins Ausland zeigt, dass man Dienstwagenbesteuerung geschickt einsetzen kann, um Firmenwagen zu elektrifizieren und sauberer zu machen.”

EU-Kommission soll E-Ziele für große Flotten und Leasing vorlegen

T&E plädiert daher für eine höhere Besteuerung von Diesel- und Benzinfahrzeugen, um den Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge zu fördern. Außerdem sollten die Steuervorteile für Plug-in-Hybride (PHEVs) abgeschafft werden, da diese deutlich höhere Emissionen verursachen als offiziell angegeben.

Auf europäischer Ebene fordert T&E von der kommenden EU-Kommission, innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Amtszeit eine Verordnung mit verbindlichen Elektrifizierungszielen für große Fahrzeugflotten und Leasinggesellschaften vorzulegen. Sie solle auch eine Förderklausel für die europäische Automobilindustrie enthalten. ch

  • Elektromobilität
  • Unternehmen
  • Verkehrswende

Die Woche im Bundestag: Umweltbericht, Nachhaltigkeitsstrategie, Hochbaustatistikgesetz

Am Mittwochnachmittag debattiert der Bundestag über den von der Bundesregierung vorgelegten Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. In den Handlungsempfehlungen geht es auch um sechs Maßnahmen zum Schutz vor LSBTIQ*-Feindlichkeit am Arbeitsplatz.

Am frühen Abend steht der Umweltbericht 2023 der Bundesregierung auf der Tagesordnung. Er gibt einen Überblick über den aktuellen Zustand von Umwelt und Natur und bilanziert, wie sich die zwischen 2019 und 2023 ergriffenen Maßnahmen zum Schutz von Klima, Wasser, Natur und biologischer Vielfalt, Boden und Luft ausgewirkt haben. Der Bericht versteht sich als Synthesebericht gemäß der Aarhus-Konvention.

Zeitgleich tagt der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung in öffentlicher Sitzung. Staatministerin Sarah Ryglewski informiert über die “Weiterentwicklung 2024 der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie”.

Am Freitag befassen sich die Abgeordneten abschließend mit dem Antrag der Unionsfraktionen “Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie für Deutschlands Zukunft

stärken”. Danach soll die Bundesregierung unter anderem die Voraussetzungen “für den Ausbau und die Erweiterung der vorhandenen Supercomputing-Infrastruktur Deutschlands” verbessern, eine Strategie zur Förderung von Open-Source-KI entwickeln und ihr Engagement bei der KI-Fachkräftegewinnung verstärken.

Ebenfalls in zweiter und dritter Lesung berät der Bundestag am Freitagmittag den von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Hochbaustatistikgesetzes. Aus Sicht der Regierung ist die Weiterentwicklung des Berichtswesens für eine nachhaltige Planung und Steuerung des Siedlungswesens und damit für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen notwendig. ch

  • Bundespolitik
  • Bundestag

Must reads

Das umweltpolitische Gewissen der Nation – FAZ
Manfred Schäfers erinnert an Klaus Töpfer als Klimabewegten der ersten Stunde, Naturschützer in Zeiten der deutschen Wiedervereinigung und natürlich Rheinschwimmer. Der CDU-Politiker habe das Amt des Umweltministers geprägt, auch wenn er nicht der erste war. 1992 sei Töpfer auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro ein Antreiber auf dem Weg zur Klimarahmenkonvention gewesen – der “Mutter aller späteren CO₂-Einspargipfel”. Zum Artikel

‘Anti-Woke’ Shareholders Are Going After Corporate Boards – Wall Street Journal
Die Autoren Sarah Nassauer und Theo Francis schreiben über eine neue Art Aktionärsaktivismus, die Unternehmen in Aufruhr versetze: sogenannte “Anti-Woke”-Agitatoren. Auf deren Initiative hin, stimmten dieses Jahr die Aktionäre Dutzender großer Unternehmen, von GE Aerospace bis UPS, auf Hauptversammlungen über Vorschläge ab, die sich gegen ökologische und soziale Initiativen richten. Investoren, die von konservativen Gruppen unterstützt werden, verklagten Unternehmen auch wegen ihrer progressiven Haltung. Konservative Gruppen kopieren die Idee des Aktionärsaktivismus, die ursprünglich progressive Gruppen als Erste verfolgten, etwa Gegner des Vietnamkriegs in den USA. Zum Artikel

Shrink the Economy, Save the World? – The New York Times
Die vergangenen Jahrzehnte hätten gezeigt, dass die Gewinne des Wirtschaftswachstums in die Taschen der Reichen fließen, anstatt den allgemeinen Wohlstand zu erhöhen, schreibt Jennifer Szalai. Hinzu komme, dass Wirtschaftswachstum auch ökologisch kostspielig sei. Als Reaktion darauf sei eine Bewegung entstanden, die auf “Degrowth” setze, um den Planeten zu retten. Die Autorin untersucht, um wen es sich handelt und welche Konzepte sie entwickelt haben. Zum Artikel

Giorgia Meloni puts brakes on Italy’s solar energy rollout – Financial Times
Die Ernährungssicherheit sei gefährdet, wenn statt Tomaten Solarpaneelen auf den Feldern ständen, sage die italienische Premierministerin. So versuche sie, das Land von einem Anti-Solar-Dekret zu überzeugen. Die Autorin Amy Kazmin hört von Bauern indes: das immer heißere Wetter mache den Anbau von Tomaten unrentabel, Solarenergie sei ein “Geschenk des Himmels”. Zum Artikel

“Mir ist eine Vier-Tage-Woche lieber als eine Null-Tage-Woche” – Süddeutsche Zeitung
Der Unternehmer Carsten Maschmeyer spricht in einem bemerkenswert offenen und persönlichen Gespräch mit Thomas Fromm und Kathrin Werner über seine eigene Work-Life-Balance und die anderer. Er sieht Chancen in den Einstellungen junger Menschen. Heutige Bewerber fragten nach dem Purpose, wollten die Welt verändern. Aber Menschen mit klaren Zielen, arbeiteten auch von zu Hause mehr als vor Corona im Büro, sagt er: “Ich glaube, wir brauchen Lust auf Leistung statt Lust auf abzusitzende Zeit.” – Zum Artikel

Union wirft Umweltministerin Versagen im Skandal um gefälschte Klimaprojekte vor – Die Welt
Die Union fordert Aufklärung über den Betrug bei Klimaschutzprojekten in China, mit denen Mineralölkonzerne ihre CO₂-Quote aufgebessert haben. Bei einer Diskussion im Bundestag übten auch Verbände Kritik, schreibt Daniel Wetzel. Das Umweltbundesamt habe nicht auf Hinweise reagiert. UBA-Chef Dirk Messner bemühe sich um Aufklärung. Zum Artikel

Erneuerbare Energie: Volkswagen will Energiegroßspeicher bauen – Automobil Industrie
VW will mit seiner Tochtergesellschaft Elli stationäre Großspeicher für Strom entwickeln, bauen und betreiben, berichtet Thomas Günnel. Die größten geplanten Projekte hätten derzeit eine Leistung von bis zu 350 Megawatt und eine Speicherkapazität von 700 Megawattstunden. Sie sollen künftig Kunden versorgen und dem Stromhandel dienen. Aus heutiger Sicht könnten die ersten Batteriespeicherprojekte im Jahr 2025 gebaut werden. Zum Artikel

Power Metals – Granta
Um über Lithiumvorkommen in Manono zu recherchieren, fuhr Nicolas Niarchos drei Tage Motorrad. Doch so abgeschieden die Bergbaustadt in der DR Kongo auch ist, Unternehmer aus China, Deutschland, Australien, Indien und Libanon sind bereits dat. Das Literaturmagazin widmet die aktuelle Ausgabe dem Thema Extraktion, von Bergbau bis Bitcoin, mit einem anderen Blick als die Fachpresse. Zum Artikel

So will ein Kfz-Mechaniker das Zähneputzen revolutionieren – Süddeutsche Zeitung
Seit 20 Jahren setzt sich der Unternehmer Axel Kaiser für eine andere Art der Mundhygiene ein. Statt Zähneputzen sollen die Menschen eine Tablette kauen. Damit könne eine Menge an Ressourcen eingespart werden, sagte der Unternehmen Lea Hampel. Etwa 400 Millionen Tuben Zahnpasta kauften die Menschen allein hierzulande jedes Jahr. Zum Artikel

Standpunkt

Große Unternehmen drängen KMU zu früherer Treibhausgasbilanzierung

Von Erdal Yalcin
Der Fokus der Forschung von Erdal Yalcin liegt auf der Frage, wie internationaler Handel und Handelsfinanzierung unter Unsicherheit zusammenwirken.

Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) müssen früher als vom Gesetzgeber vorgesehen eine eigene Treibhausgasbilanzierung erstellen, weil sie von großen Kunden dazu gedrängt werden. Es wiederholt sich das gleiche Muster, was schon bei anderen Lieferkettengesetzen zu beobachten war. Viele KMUs stehen daher vor einem Berg an Arbeitohne entsprechendes Know-how.

Die Klimapolitik umfasst neue Gesetze, finanzielle Förderinstrumente und Schutzmechanismen, um Europas Unternehmen vor Wettbewerbsnachteilen durch Importe von Produkten zu schützen, die weniger nachhaltig hergestellt werden. Ziel ist die Erreichung der Klimaneutralität. Klimaneutralität bedeutet, dass menschliche Aktivitäten keine Nettoeffekte auf das Klimasystem haben.

Im Rahmen dieser Nachhaltigkeitspolitik hat der Gesetzgeber Unternehmen verpflichtet, umfassende Treibhausgasbilanzen zu erstellen. Dies ist ein zentraler Bestandteil der EU-Ordnungspolitik und bildet die Grundlage für weitere Maßnahmen, die zu einer nachhaltigeren Industrie führen sollen.

Um Unternehmen bei der nachhaltigen Ausrichtung zu unterstützen, haben verschiedene Institutionen diverse Berichterstattungsstandards entwickelt. Besonders hervorzuheben ist die Global Reporting Initiative (GRI). Viele dieser Standards werden nun durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) abgelöst, die die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf das Niveau der Finanzberichterstattung hebt. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sollen erstmals einen einheitlichen Rahmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU schaffen. Dieser Ansatz soll es Unternehmen ermöglichen, ihre Strategien nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig die Vergleichbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Zahl der betroffenen KMUs größer als vom Gesetzgeber gewollt

Die neuen Berichterstattungspflichten werden schrittweise eingeführt. Ab 2024 sind alle Unternehmen betroffen, die bereits nach der NFRD (Non-Financial Reporting Directive) berichtspflichtig waren. Ab 2025 betrifft es Unternehmen, die bestimmte finanzielle Kriterien erfüllen, und ab 2026 kapitalmarktorientierte KMUs, mit einem möglichen Aufschub bis 2028. Ab 2028 sind auch Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten betroffen, die eine Tochtergesellschaft oder Zweigniederlassung in der EU haben und bestimmte Umsatzgrenzen überschreiten.

Nach aktuellen Schätzungen steigt in Deutschland die Anzahl der berichtspflichtigen Unternehmen von bisher 500 auf rund 15.000. Jedoch ist die Zahl der betroffenen Unternehmen, insbesondere KMUs, faktisch deutlich größer als vom Gesetzgeber intendiert. Viele Unternehmen befassen sich bereits heute aus Überzeugung mit der Treibhausgasbilanzierung. Zugleich sind aber viele KMUs unter Zugzwang, ihre Treibhausgasbilanzierung viel früher zu erstellen als vom Gesetzgeber vorgesehen. Grund dafür ist die tief vernetzte Industriestruktur in Deutschland. Sie führt dazu, dass Unternehmen, die bereits die Treibhausgasbilanzierung erstellen müssen, gleiches von ihren Zulieferern verlangen, obwohl diese eigentlich noch länger Zeit hätten.

Die Treibhausgaserfassung wird in drei Kategorien (Scopes) unterteilt: Scope 1 umfasst direkte Emissionen aus eigenen Quellen, Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie, und Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, einschließlich Lieferanten und Endverbraucher. Gerade Scope 3 führt dazu, dass große Unternehmen alle Zulieferer auffordern, eine Treibhausgasbilanz vorzulegen, damit der Emissionsgehalt in den Zukäufen nachvollziehbar ist. KMUs haben keine Wahl, als der Forderung ihrer großen Kunden zu folgen, da ansonsten die Abnahme von Zwischengütern und der Wegfall von Geschäftsbeziehungen droht.

KMUs sind daher in den kommenden Jahren bei der Treibhausgasbilanzierung mit vielen Herausforderungen konfrontiert, die in der zeitlichen Logik der Gesetzgebung so nicht berücksichtigt waren.

Erfassung der Emissionsdaten wegen fehlender Daten schwierig

Zwei Aspekte sind besonders dringlich:

Die Erfassung und Bereitstellung von belastbaren Emissionsdaten aus vorgelagerten Produktionsstufen – also Zukäufen – ist ein großes Problem, da die entsprechenden Daten oft nicht vorliegen. Das Ausmaß an Treibhausgasen in Zulieferungen ist nicht zu unterschätzen. In produzierenden Unternehmen liegt der Anteil an Scope-3-Treibhausgasen oft über 50 Prozent aller Emissionen. Je stärker ein Unternehmen Dienstleistungen anbietet, umso größer ist in der Regel der Anteil an Emissionen, die aus Zukäufen resultieren.

Ferner wird die Situation durch die dritte Säule der EU-Nachhaltigkeitspolitik verkompliziert. Um heimische Unternehmen vor billigen, emissionsreichen Importen zu schützen, hat die EU die Meldepflicht von Emissionen bei Importen aus Nicht-EU-Staaten eingeführt. Mittelfristig sollen für emissionslastige Importe Grenzausgleichssteuern erhoben werden (Carbon Border Adjustment Mechanism). Dazu müssen deutsche Importeure bereits heute Emissionen bei Zukäufen in definierten Sektoren verpflichtend dokumentieren.

Ersatzlösung für Unternehmen Quelle von Unschärfe

Viele Unternehmen stehen daher vor einem Berg an Arbeit – ohne entsprechendes Know-how. Auch die konkrete Gestaltung einer Treibhausgasbilanz ist noch lange nicht standardisiert. Fehlende Daten, Personal und digitale Lösungen stellen große Herausforderungen dar.

Viele Unternehmen versuchen, diese Herausforderungen mit externen Beratern zu bewältigen. Allerdings können auch Berater bei der Erfassung der Treibhausgase in Zulieferungen keine Patentlösungen präsentieren. Solange nicht alle Unternehmen bis zum letzten Lieferanten in der Wertschöpfungskette ihre Treibhausgase dokumentieren, ist die Erstellung der Treibhausgasbilanzen im Scope-3-Bereich eine große Herausforderung.

Aktuell gibt es eine Vielzahl von Datenbanken, die Emissionskoeffizienten für unterschiedliche Industrien anbieten. Mithilfe dieser Datenbanken ist es möglich, den durchschnittlichen Emissionsgehalt von Zukäufen zu beziffern. Allerdings stellen diese Datenbanken eine neue Quelle von Unschärfe dar, da sie aufgrund unterschiedlicher Methoden und Ursprungsdaten zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) wurden verschiedene Datenbanken verglichen. So kann die Wahl unterschiedlicher Emissionsdatenbanken zu einer Verdoppelung der angegebenen Emissionen führen, in manchen Segmenten sogar noch mehr. Das Forschungsprojekt unter meiner Leitung greift daher auf offizielle Registerdaten des Bundesamts für Statistik zurück und bietet insbesondere KMUs die Möglichkeit, mit überschaubarem Aufwand transparente, nachvollziehbare Treibhausgasemissionen für Zulieferungen langfristig zu quantifizieren. Die Ergebnisse des Projekts werden am 1. Juli auf einem Symposium zu Nachhaltigkeit an der HTWG in Konstanz präsentiert.

Aus den Forschungsergebnissen wird deutlich, dass bei der Wahl von externen Datenquellen eine Standardisierung auf Basis von offiziellen Registerdaten dringend erforderlich ist, um eine Verzerrung der Treibhausgasbilanzen zwischen Unternehmen zu vermeiden. In einem bereits sehr bürokratischen Umfeld für KMUs ist es wichtig, dass keine zusätzlichen Probleme in Form von unterschiedlichen Datensätzen entstehen. Die Heranziehung offizieller Registerdaten stellt dabei eine wichtige Säule bei der Treibhausgasbilanzierung dar.

Erdal Yalcin ist seit 2018 Professor für VWL mit Schwerpunkt Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der HTWG Konstanz. Zuvor war er Vizedirektor am ifo Institut, Zentrum für Außenwirtschaft. Er forscht schon lange zu internationalen Wertschöpfungsketten und die Auswirkungen öffentlicher Vorschriften und derzeit zu den Auswirkungen von EU-Regeln zu Treibhausgasen, Sanktionen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen sowie den Auswirkungen von EU-Verordnungen wie dem Carbon Border Adjustment Mechanism. Er berät internationale und europäische Institutionen sowie Ministerien. Zudem ist er als Forschungspartner am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, im CESifo-Netzwerk in München und im Konstanzer Institut für Corporate Governance (KICG) eingebunden.

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Mehr aus Table.Briefings

Climate.Table – Green Deal: Was das Wahlergebnis für die EU-Klimapolitik bedeutet: Rechte Parteien sind europaweit erstarkt, während die Grünen bei der Europawahl einen Denkzettel erhalten haben. Was bedeutet das für den Green Deal und den Klimaschutz in Europa? Zum Artikel

Europe.Table – Dombrovskis über E-Autos aus China: “Wenn wir nicht reagieren, wird es nur schlimmer”: Valdis Dombrovskis warnt vor wachsenden Marktanteilen chinesischer E-Autohersteller. Der Handelskommissar und Vizepräsident der EU-Kommission hat außerdem eine Forderung an Deutschland. Zum Artikel

Agrifood.Table – Gemeinsame Agrarpolitik: Immer weiter rückt Landwirtschaftsminister Özdemir von der Allianz ab, die er zu Beginn der Legislatur mit Umweltministerin Lemke geschmiedet hatte. Damals wollten sie die Verteilung von Fördergeldern neu regeln und “Flächenprämien ohne große ökologische Gegenleistung” ad acta legen. Zum Artikel

ESG.Table Redaktion

ESG.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    für die großen Transformationsthemen bedeutet das Ergebnis der Europawahlen: Es wird wohl schwieriger, neue Maßnahmen zu verabschieden – doch einen Rückschritt halten viele für sehr unwahrscheinlich. Noch ist unsicher, ob Wahlgewinnerin Ursula von der Leyen auch als Kommissionspräsidentin wiedergewählt wird – sie bekannte sich am Montag jedoch zum europäischen Green Deal und betonte, es stehe nun die “sehr wichtige Phase der Implementierung” an.

    Spannend bleibt, ob womöglich auch eine Wahl von der Leyens mit einer Änderung der EU-Lieferkettenrichtlinie verbunden wird: Einige große Industrieverbände, Christdemokraten und Liberale fordern, das umstrittene Gesetz in der kommenden Legislaturperiode abzuschwächen oder ganz abzuschaffen. Ohne die EU-Kommission wird dies nicht gelingen. Auch das deutsche Gesetz ist weiter Gegenstand erbitterter Diskussionen: Die Idee, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zunächst auszusetzen, bis in zwei Jahren die europäischen Regeln in nationales Recht umgesetzt sein müssen, sorgte jüngst für Streit zwischen den Koalitionspartnern der Ampelregierung. Ich analysiere mit Caspar Dohmen den aktuellen Stand der Lieferkettengesetz-Debatte in Berlin und Brüssel.

    Vor den Wahlen haben wir Ihnen im ESG.Table bereits einige zentrale Abgeordnete für Themen wie Kreislaufwirtschaft, Klima- und Gleichstellungspolitik vorgestellt. Heute zeigen wir Ihnen einige Abgeordnete aus der vergangenen Legislaturperiode, die für die Transformation wichtig waren und am Wochenende wiedergewählt wurden.

    Zu guter Letzt: Den Tod des ehemaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer wollen wir nicht unerwähnt lassen. Bereits in den 1980er-Jahren leistete er Pionierarbeit in der nationalen und internationalen Umweltpolitik, und trug wesentlich zum Erfolg der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 bei. Dort wurden die Weichen für die globale Klimapolitik gestellt.

    Ihre
    Leonie Düngefeld
    Bild von Leonie  Düngefeld

    Analyse

    EU-Lieferkettenrichtlinie: Wie große Verbände das Gesetz verändern wollen und was Fachleute dazu sagen

    Bundesminister Habeck: Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards unter Vorbehalten?

    Die EU-Lieferkettenrichtlinie: “Ein Symbol für die verfehlte Politik der Vergangenheit“, erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) Table.Briefings. “Mit neuem Elan und klarem Mandat sollte Europa diesen verfehlten Beschluss korrigieren.” Gleichfalls äußerte sich Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander: “Die Richtlinie ist und bleibt falsch und überfordert die Unternehmen”. Auf Veränderungen drängt ebenfalls der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und verweist auf die Überlastung mittelständischer Unternehmen. “Wenn die neue EU-Kommission ihren Fokus auf Industriepolitik legt, sollte sie auch den Mut haben, nach einer pragmatischen Lösung zu suchen”. Gleichzeitig betont der VCI die prinzipielle Bedeutung der Richtlinie, sie “verfolgt ein wichtiges und richtiges Ziel”

    An der Lieferkettenregulierung scheiden sich weiter die Geister in der deutschen Wirtschaft. Nicht zuletzt aufgrund des Drucks großer Lobbyverbände hatte die Große Koalition seinerzeit ein zahmeres nationales Gesetz verabschiedet als geplant. So verzichtete sie auf eine zivilrechtliche Haftung. Auf europäischer Ebene musste die belgische Ratspräsidentschaft die Richtlinie auf den letzten Metern deutlich abschwächen, um im Rat eine Mehrheit der Länder zu gewinnen. Allerdings scheiterten europäische Industrieverbände und die FDP mit ihrem Vorhaben, die Regelung ganz zu verhindern. Sie geht weiter als die deutsche, sieht etwa eine zivilrechtliche Haftung vor. Nun nehmen deutsche Verbände einen neuen Anlauf, um national und europäisch Veränderungen zu erreichen.

    Bestärkt sehen sie sich durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Er sprach beim Tag der Familienunternehmer davon, dass man bei einer zügigen Umsetzung des neuen EU-Rechts pragmatisch beim deutschen Gesetz vorgehen solle, indem man es aussetze oder deutlich reduziere. Der Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards werde nur Erfolg haben, “wenn Vorgaben auch bei den Unternehmen Akzeptanz finden”. Vor einem halben Jahr hatte er sich ähnlich geäußert. Gleichzeitig lässt er keinen Zweifel daran, dass Lieferkettengesetze “ethisch richtig” seien. Waren, für die Kinder schufteten, Erwachsene litten oder Umwelt zerstört werde, “sollten nicht bei uns verkauft werden”. Seine Partei hatte im EU-Parlament zu den entschiedenen Verfechtern der Lieferkettenregulierung gehört.  

    LkSG: Teil des Pokers in schwierigen Haushaltsberatungen

    Die Bundesregierung berät seit geraumer Zeit darüber, wie angesichts der Kritik am deutschen Gesetz und der Verabschiedung der EU-Regulierung mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verfahren werden soll. “Entschieden werde am Ende wohl nicht mehr anhand fachpolitischer Argumente”, erfuhr Table.Briefings aus Regierungskreisen. Längst seien Interessenabwägungen der Koalitionsspitzen am Werk, welche die Fachressorts nur noch begrenzt mitsteuern könnten. Der Umgang mit dem LkSG drohe zu einem Posten im Poker um die schwierigen Haushaltsberatungen zu werden, heißt es.

    Ein Stopp des Gesetzes wäre “ein wichtiger Beitrag für die Wirtschaftswende“, reagierte FDP-Fraktionschef Christian Dürr auf Habeck. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Rolf Mützenich lehnt dessen Idee dagegen entschieden ab. Der Wirtschaftsminister erweise den “langjährigen Bemühungen, um eine an Menschenrechten und fairen Löhnen orientierte und gegen Ausbeutung gerichtete Wirtschaftspolitik einen Bärendienst”. Es sei “gewohnte Praxis, nationale Regelungen an EU-Recht anzupassen”, sagte Mützenich. “Bis dahin bleibt es aber beim gültigen Gesetz.”

    Das LkSG ist seit 2023 in Kraft und galt zunächst für Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeitenden, seit 2024 für Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten. Große Unternehmen – laut Angaben des BMZ rund 900 – haben also bereits ihren ersten Jahresbericht vorgelegt. Der Volkswagen-Konzern etwa veröffentlichte diesen Ende Mai.

    Die EU-Richtlinie muss binnen zwei Jahren von den EU-Mitgliedstaaten in nationales Recht übertragen werden. Es gilt zunächst für Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten, später sinkt die Schwelle auf 1.000 Arbeitnehmer.

    “Das europäische Gesetz ist deutlich unbürokratischer”

    Auch Europaabgeordnete kündigten nicht zuletzt im Wahlkampf an, das europäische Lieferkettengesetz noch einmal ändern und eingrenzen zu wollen. Der Umweltpolitiker Peter Liese (CDU) hatte vor der Europawahl im Gespräch mit Table.Briefings vorgeschlagen, das Gesetz zu überarbeiten und auf Lieferungen zu beschränken, “in denen große Mengen aus Staaten eingeführt werden, in denen es tatsächlich riesige Probleme etwa mit Abholzung oder Kinderarbeit gibt.”

    Ob es realistisch ist, das Gesetz noch einmal zu ändern, sei schwer abzuschätzen, erklärte Lieses Parteikollege Axel Voss, der das EU-Lieferkettengesetz als Schattenberichterstatter für die EVP mitverhandelt hatte. Die neue EU-Kommission müsste dazu bereit sein; das Parlament könnte sich höchstens in einem Initiativbericht für eine Änderung aussprechen. Grundsätzlich hält Voss das europäische Gesetz für deutlich unbürokratischer – für deutsche Unternehmen sei es deshalb nur dann sinnvoll, es zu ändern, wenn das deutsche Gesetz verschwinden würde. Dieses Argument werde in Deutschland jedoch nicht mehr gehört: Zu vergiftet sei die Stimmung von der Debatte um das LkSG, sagte Voss.

    Wirtschaftsverbände wenig kompromissbereit

    Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, bei dem die Federführung für das LkSG liegt, tritt für ambitionierte Regeln im Bereich der Unternehmensverantwortung ein, hatte sich aber bereits während der Verhandlungen für die europäische Regel gegenüber einer Vereinfachung des LkSG kompromissbereit gezeigt. In der Praxis gibt es vor allem ein Problem: Große Unternehmen wälzen Verpflichtungen auf KMU ab, obwohl dies nicht gestattet ist. Aber viele KMU lassen sich darauf ein, aus Sorge, ansonsten Aufträge zu verlieren. Der gleiche Konflikt tritt nun auch bei der Erfassung von Klimaemissionen auf (Thema unseres heutigen Standpunkts).

    Einen sachgerechten Ausgleich der Interessen zwischen Regierung und Wirtschaft beim LkSG halten Beobachter prinzipiell für möglich. Voraussetzung wäre eine grundsätzliche Zustimmung aller Akteure zum Grundprinzip der Unternehmensverantwortung. Aber daran hapere es, erfuhr Table.Briefings aus Regierungskreisen. Vor allem der BDA und Teile des BDI – besonders Gesamtmetall – führten einen Diskurs, der letztlich auf die Abschaffung der Lieferkettenregulierung ziele. Das erschwere einen Kompromiss und pragmatische Lösungen im bestehenden “System”, heißt es.

    Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander erklärte, der Verband bekenne sich “unverändert zu den UN-Leitprinzipien [für Wirtschaft und Menschenrechte]”, auf die Lieferkettengesetze zurückgehen. Allerdings würden die Leitprinzipien klar “zwischen der Verantwortlichkeit der verschiedenen Akteure im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte” unterscheiden. Leider kämen die Staaten ihrer Pflicht zum Menschenrechtsschutz nur unzureichend nach. Die “offensichtliche Lücke” könnten aber die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie nicht füllen, sagt Zander Table.Briefings. Der BDA beantwortete eine entsprechende Frage nicht. Dagegen erklärt der VCI: “Wir stehen fest zum Grundprinzip der Unternehmensverantwortung nach den UN-Leitprinzipien. Sie haben sich als internationaler Standard bewährt.” Verankert seien die Prinzipien auch im Chemie-Branchenstandard für nachhaltige Wertschöpfung.

    “Verstörendes Signal an Unternehmen”

    Markus Löning, früherer Menschenrechts-Beauftragter der Bundesregierung, hält den Vorschlag von Habeck für fehlgeleitet. “Das ist ein verstörendes Signal an viele Unternehmen, bei denen die Risiko-Management-Prozesse bereits sehr weit gediehen sind”, sagte er zu Table.Briefings. Er glaube auch nicht daran, dass die Unternehmen dadurch tatsächlich umfassend entlastet würden: Die Unternehmen seien durch verschiedene EU-Richtlinien verpflichtet, die Menschenrechte in ihren Lieferketten einzuhalten. Sinn mache es aber, wenn der Gesetzgeber sich mit der Frage beschäftige, wie Unternehmen die Anforderungen unterschiedlicher Lieferkettengesetze etwa zu Entwaldung, Zwangsarbeit oder Lieferketten so koordinieren könnten, dass sie diese mit einem Risikosystem handhaben könnten. Löning betreibt das Beratungsunternehmen Löning Human Rights & Responsible Business.

    “Unternehmen sollten aus eigenem Interesse die Risiken in ihrer Lieferkette kennen, unabhängig davon, wie strikt oder umfassend die Regulierungen ausfallen”, sagte Tanja Relly, Senior Strategic Business Development des Anbieters von Nachhaltigkeits-Ratings Ecovadis. “Bürokratie und Kosten wären bloß eine Ausrede, um sich um die Transformation des eigenen Unternehmens zu drücken.” Scharf kritisierte auch der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) den Vorstoß und verwies auf die bereits laufende Umsetzung des Gesetzes in Unternehmen. “Wenn das Gesetz jetzt nicht greift, bleiben die Firmen auf den Kosten sitzen – und wir laufen Gefahr, die Wirtschaft von morgen abzuwürgen“, sagte die Geschäftsführerin Katharina Reuter. “Wir sollten das Momentum jetzt nutzen und Transparenz und Menschenrechte nicht für fadenscheinige Profit- und Lobbyinteressen opfern.”

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    Interview: Was es für mehr Nachhaltigkeit bei öffentlichen Vergaben braucht

    Betriebswirtschaftler Michael Eßig ist Professor für Beschaffung und Supply Management an der Universität der Bundeswehr München.

    Guten Tag Herr Eßig, seit Langem berücksichtigen Vergabestellen ökologische und soziale Faktoren bei öffentlichen Aufträgen kaum, obwohl das Vergaberecht die Möglichkeit dazu bietet. Mindestens genauso lange ist diese Tatsache bekannt. Warum ändert sich kaum etwas?
    Das ist die Leitfrage einer von uns durchgeführten Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, in die wir am Donnerstag beim Creative Bureaucracy Festival in Berlin erste Einblicke geben und die in wenigen Wochen veröffentlicht wird. Ausgangspunkt der Überlegungen von uns und den Kollegen der Stiftung war: Die Defizite werden schon seit Jahrzehnten diskutiert. Seit Beginn der Diskussionen Anfang der 2000er-Jahre geht es oft darum, dass nicht ausreichend Mittel zur Verfügung steht, damit Verwaltungen grün und sozial einkaufen können. Dieses Argument bezieht sich häufig auf die Mehrkosten bei der Anschaffung. Betrachten müssen wir aber die Lebenszykluskosten. Sie können bei nachhaltigen Produkten geringer sein. Wichtig für einen Ausbau der nachhaltigen Beschaffung sind außerdem eine höhere Expertise und mehr Personal in der Verwaltung. Ein weiteres Hindernis ist die oft geringe Anzahl von Unternehmen, die sich auf öffentliche Aufträge bewerben.

    Um welche Defizite ging es in jüngerer Vergangenheit?
    Seit einigen Jahren geht es vor allem um Verbindlichkeit und Entbürokratisierung. Beim ersten Punkt wird es als Problem gesehen, dass das Vergaberecht es den Vergabestellen überlässt, ob sie Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen oder nicht. Entbürokratisierung fordern viele Verantwortliche in den Verwaltungen. Denn sie nutzen häufig ihren Spielraum für nachhaltige Beschaffungen nicht, weil sie die Regeln des Vergaberechts für zu komplex halten.

    Wir wissen also um die Probleme. Woran liegt es dann, dass sie nicht gelöst sind?
    Es gibt ein klares Implementierungsdefizit. Wir nennen es “Intention Action Gap”. Das konnten wir mit empirischen Daten, etwa aus der Vergabestatistik und der europäischen Plattform für öffentliche Ausschreibungen, nachweisen. Das zeigt unsere Auswertung von mehr als 100 qualitätsgesicherten Studien zu den beschriebenen Defiziten, die meist auf empirischen Daten beruhen.

    Oft heißt es, die öffentliche Beschaffung sei ein großer Hebel für die sozial-ökologische Transformation. Wie aktivieren wir diesen Hebel? Was sind die Lösungen?
    Es gibt keine Lösung, die für alle passt. Das liegt daran, dass wir viele Vergabestellen in Deutschland haben, insbesondere auf der kommunalen Ebene. Sie arbeiten unter ganz unterschiedlichen Bedingungen. Andererseits sind viele Einzelmaßnahmen, die zur Lösung beitragen könnten, noch gar nicht in einen Gesamtplan integriert. Es gibt noch keinen Werkzeugkasten, aus dem sich Vergabestellen einfach bedienen können, wenn sie Lösungen für ihre konkreten Probleme suchen.

    Unser Vorschlag: Einen Katalog mit differenzierten Lösungsansätzen entwickeln. Der muss aber auch in einen konsistenten Gesamtplan passen. Deswegen haben wir vier Aktionsfelder identifiziert. Das erste Aktionsfeld ist Recht und Regulierung. Das ist das, was bisher durch die Politik sehr stark adressiert wird. Aber die Empirie zeigt, dass Regulierung allein das Problem nicht lösen kann.

    Das von der Bundesregierung geplante Vergabetransformationspaket ist also nur ein Baustein? Was kann es überhaupt leisten?
    Ja, die Reform kann ein wichtiger Baustein sein. Zum Beispiel kann sie den Vergabestellen dabei helfen, die Rechtsunsicherheit zu minimieren, die viele empfinden, wenn sie Nachhaltigkeitskriterien nutzen wollen. Denn aktuell ist die Sorge groß, Bieter zu diskriminieren, wenn die Anforderungen an Nachhaltigkeit zu streng oder falsch angelegt werden. Auf der anderen Seite führen solche Regelungen zu mehr Regulierung. Und eine Zunahme an Bürokratisierung kann auch ein Grund dafür sein, dass in der Praxis Nachhaltigkeitskriterien nicht umgesetzt werden. Das heißt: Es gibt grundlegende Zielkonflikte, die bislang ungelöst sind. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die nachhaltige Beschaffung ihrem Potenzial hinterherhängt.

    Welches sind weitere wichtige Aktionsfelder?
    Auf der Ebene der eigentlichen Vergabe, wo die Implementierung erfolgt, gibt es zwei: Einmal das Thema Management und Steuerung, also wie steuere ich den Einkauf? Zum Zweiten gibt es das Aktionsfeld Strukturen und Prozesse. Dabei geht es um das konkrete Verwaltungshandeln. Das können wir politisch zumindest mittelbar beeinflussen. Eine Lösung wären spezielle Einheiten mit dem nötigen Wissen für den strategischen Einkauf zu schaffen, auf die Einkaufsabteilungen zurückgreifen können, wenn sie Nachhaltigkeitskriterien in den Vergabeverfahren einsetzen wollen. Das vierte Feld betrifft die Wirkung auf den Märkten. Ziel muss es hier sein, dass mehr Lieferanten nachhaltige Angebote machen.

    Das eigentliche Verwaltungshandeln wird aus Ihrer Sicht noch zu wenig berücksichtigt?
    Ja, die Kaskade ist nicht so einfach, dass ich das Recht ändere und dann die gewünschten Ergebnisse erwarten kann. Da steht viel dazwischen. Und das wird bislang zu wenig adressiert. Wir haben eine Menge an Möglichkeiten, die über Regulierung hinausgehen. Sie sind auch längst benannt. Wir müssen sie nur wirklich umsetzen.

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    Wie die Ukraine beim Wiederaufbau von einer zirkulären Wirtschaft profitieren kann

    Russische Zerstörung im ukrainischen Orikhiv: Der Schutt kann für den Wiederaufbau genutzt werden.

    Einen Modernisierungsschub könnte der schwer zerstörten Ukraine laut Experten ein Wiederaufbau der Infrastruktur nach Kriterien der Kreislaufwirtschaft bringen. Gleichzeitig würde sich das Land so schneller der EU annähern. Beides dürfte auch Thema bei der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine sein, die am Dienstag und Mittwoch in Berlin stattfindet. Durch eine zirkuläre Wirtschaft könne langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gestärkt werden, indem der Ressourcenverbrauch gesenkt werde, gleichzeitig Einkommen erhöht würden und die wirtschaftliche Kooperation mit der EU gestärkt werde, argumentieren Experten von EU und UN. Diese Strategie hat die UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) bereits Anfang 2024 beschrieben.

    Ukraine steht bei der Kreislaufwirtschaft am Anfang

    Bislang ist die Ukraine weit von einer Kreislaufwirtschaft entfernt. Als eine der größten Hürden nennt UNIDO fehlende staatliche Unterstützungsmechanismen, insbesondere was die Finanzierung anbelangt. Auch darum geht es bei der Konferenz in Berlin. Zwar habe die Ukraine im Juni 2022 mit der nationalen Strategie für Abfallmanagement einen wichtigen ersten Schritt getan, dennoch fehle eine umfassende Strategie für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft, so das Papier.

    Trotzdem werde der Ansatz eine wichtige Rolle bei der Erholung nach dem Krieg spielen, sagte Nadiia Bihun, Vize-Wirtschaftsministerin der Ukraine Ende 2023 auf einer Konferenz für Kreislaufwirtschaft in Kiew. Mit Blick auf einen möglichen EU-Beitritt arbeitet das Land an der Übernahme wichtiger Vorschriften – auch in der Umweltpolitik.

    Mit Kreislaufwirtschaft können Kommunen Geld einsparen

    Da weite Teile der bestehenden Infrastruktur durch den Krieg zerstört sind, müsse der Wiederaufbau schnell erfolgen, sagte Stephan Sicars, UNIDO Senior Coordinator for Ukraine. Die UN ging im Februar von Infrastrukturschäden von über 150 Milliarden US-Dollar aus. Da die Finanzmittel knapp sind, sei “entscheidend, dass Entscheidungsträger, insbesondere auch auf kommunaler Ebene, erkennen, dass Bauen nach den Prinzipien der Circular Economy preiswerter sein kann“, sagt Sicars gegenüber Table.Briefings. Die nötigen Schulungen, auch für Planer, Architekten und Bauträger, sollten “unverzüglich beginnen”. Sonst würde der Wiederaufbau nicht orientiert an Kreislaufwirtschaft erfolgen.

    “Der Wiederaufbau mit Reuse- und Recycling-Baustoffen ist eine große Chance für das Land“, meint auch Kassem Taher Saleh, Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im Bauausschuss des Bundestags. Nun Gebäude abzureißen und neu aufzubauen, würde “zu lange dauern und noch mehr Schutt produzieren”, ergänzt der Bauingenieur. Seit Kriegsbeginn sind laut Schätzungen von UNIDO schon über zehn Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfällen entstanden.

    Kurz- und langfristiger Nutzen durch zirkuläres Bauen

    Langfristig kann aus Sicht von Taher Saleh serielles Bauen, also mit vorgefertigten Teilen, entscheidende Vorteile bringen. Planungs- und Bauzeiten würden sich dadurch verkürzen. Abfälle aus der großen Getreideproduktion in der Ukraine könnten für die Dämmung und energieeffizientere Gebäude genutzt werden, sagt er. Bislang sei der Gebäudebestand in der Ukraine äußerst ineffizient, schreiben die Experten der Hochrangigen Arbeitsgruppe zu den Umweltfolgen des Krieges, weshalb auch der Umstieg auf Erneuerbare Energien so wichtig sei. Dazu hat Greenpeace kürzlich einen “solaren Marshallplan” vorgestellt.

    Schon während des Krieges mit dem nachhaltigen Wiederaufbau zu beginnen, habe direkten Nutzen, sagt Irene Lucius, Leiterin des WWF-Büros Central and Eastern Europe. “Zum Beispiel kann eine gute Dämmung von Behelfsunterkünften das Heizen erleichtern oder die Wiederverwendung von Bauschutt Kosten senken und den Bau beschleunigen, weil lange Transporte ausfallen”, sagt sie zu Table.Briefings.

    Auch mittelfristig müsse der Wohnungsbau dem Prinzip einer “ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft” folgen, “um den Druck von den natürlichen Ressourcen wie Sand oder Holz zu nehmen“, sagt Lucius. Zentrale Hebel seien die Wiederverwertung von Materialien wie Zement aus dem Abbruchmaterial oder nachwachsende Rohstoffe wie Holz.

    Anlagen zur Wiederverwertung fehlen

    Sie sieht aber auch Herausforderungen bei der Wiederverwendung von Abbruchmaterial: “Zum einen fehlen die Anlagen, um das Abbruchmaterial sortenrein zu trennen, damit es effizient wiederverwendet werden kann. Zum anderen fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen und notwendigen Informationen und das Know-how vor Ort, da dies bisher nicht praktiziert wurde”, erklärt sie.

    Für Grünen-Politiker Taher Saleh ist auch wichtig, dass “beim Wiederaufbau die Bevölkerung einbezogen und lokale Expertise, zum Beispiel von Architekten, gefördert” wird. Das kann aus Sicht von WWF-Expertin Lucius dabei helfen, “den Weg für nachhaltigere Lösungen freizumachen”. Denn der Einfluss von “Wirtschaftsakteuren, die vom Status quo profitieren“, sei auch ein Hindernis für den Wiederaufbau mithilfe von Kreislaufwirtschaft. Wahrscheinlich deshalb nehmen auch zahlreiche regionale und lokale Akteure an der aktuell stattfindenden Wiederaufbaukonferenz teil.

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    Transformation: Diese Abgeordneten ziehen nach der Europawahl ins Parlament ein

    Viele der Europaabgeordneten, die in der vergangenen Legislaturperiode wichtige Gesetzesdossiers in den ESG-Themenfeldern mitverhandelt und vorangetrieben haben, wurden wieder ins EU-Parlament gewählt. Von den deutschen Abgeordneten wiedergewählt wurden unter anderem:

    • Peter Liese (CDU), der weiterhin Fraktionsvorsitzender im Umweltausschuss bleiben will
    • Dennis Radtke (CDU), der den europäischen Mindestlohn, die Einsetzung eines europäischen Betriebsrats und die Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit mitverhandelt hat
    • Jutta Paulus (Grüne), die unter anderem für die Methanverordnung, das Renaturierungsgesetz und die Industrieemissionsrichtlinie zuständig war
    • Anna Cavazzini (Grüne), Vorsitzende des Binnenmarktausschusses, die wichtige Gesetze wie das Recht auf Reparatur und das Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten mitverhandelt hat
    • Delara Burkhardt (SPD), die sich für mehrere Gesetze im Bereich der Kreislaufwirtschaft eingesetzt hat, darunter die Verpackungsverordnung und die Abfallrahmenrichtlinie, die strengere Vorgaben für Textilien und Lebensmittelabfälle vorgibt
    • René Repasi, Vorsitzender der Europa-SPD und Berichterstatter der “Recht auf Reparatur”-Richtlinie

    Zu den Abgeordneten aus anderen EU-Mitgliedstaaten, die für wichtige Gesetze im Transformationsbereich zuständig waren, gehören unter anderem:

    • Alessandra Moretti, die Berichterstatterin der Ökodesign-Verordnung, ist für die italienischen Sozialdemokraten wieder ins Parlament eingezogen.
    • Die Niederländerin Lara Wolters (Sozialdemokraten), Berichterstatterin des EU-Lieferkettengesetzes, ist ebenfalls wiedergewählt worden.

    Die Belgierin Frédérique Ries (Renew), die die Verhandlungen über die Verpackungsverordnung geführt hat, war nach 25 Jahren als Abgeordnete nicht noch einmal zur Wahl angetreten. leo

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    Offshore-Windenergie: Kriterien für sozial-ökologische Flächenvergabe

    “Durch das Meistbietendenprinzip erhält nicht der kompetenteste, sondern der zahlungskräftigste Bieter den Zuschlag”, appellieren die Organisationen an die Bundesregierung und fordern eine andere Vorgehensweise. Aus der bisherigen folge eine Konzentration des Offshore-Ausbaus in den Händen weniger kapitalstarker Entwickler. Dagegen spielten Arten- und Naturschutz sowie Arbeitsbedingungen bei der Vergabe kaum eine Rolle.

    “Der wichtige Ausbau der Offshore-Windenergie muss mehr als bisher ökologische und soziale Mindestkriterien berücksichtigen und einer Vielfalt von Akteuren Zugang zu den begrenzten Flächen ermöglichen”, sagt Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

    Ausschreibungsverfahren soll reformiert werden

    Der von der DUH, dem Deutschen Naturschutzring sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der IG Metall unterzeichnete Appell fordert eine Reform des Vergabeverfahrens, um sozial-ökologische Aspekte stärker zu verankern.

    Danach sollten Umweltaspekte wie Zirkularität, nachhaltige Errichter- und Serviceschiffe und ein naturförderliches Anlagendesign künftig stärker berücksichtigt werden. Aus sozialer Sicht seien faire Löhne, Tarifverträge und Mitbestimmung, resiliente europäische Lieferketten sowie eine nachhaltige Aus- und Weiterbildung von Fachkräften besonders wichtig.

    “Die Bundesregierung muss bei den Ausschreibungen Kriterien vorgeben, die einen Verdrängungswettbewerb verhindern und helfen, eine Windindustrie mit guten, tariflichen Arbeitsplätzen in Deutschland und Europa zu halten”, erwartet Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.

    Neue Versteigerungsrunde läuft bereits

    2023 versteigerte die öffentliche Hand Offshore-Windflächen im Gesamtwert von 13,4 Milliarden Euro. Der größte Teil davon ging an Total Energies und BP. In diesem Jahr werden weitere Flächen mit einer Leistung von acht Gigawatt vergeben. Das erste Verfahren läuft bereits seit dem 1. Juni. ch

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    • Erneuerbare Energien
    • Windkraft

    Wärmepumpen: Zahlen noch schlechter als erwartet

    Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist in diesem Jahr noch geringer als bisher bekannt. Das geht aus der Antwort des BMWK auf eine Anfrage der Unionsfraktion hervor, die Table.Media vorliegt. Denn bisher wurde nur die Gesamtzahl der Förderanträge für klimafreundliche Heizungen kommuniziert, die bei der KfW eingingen. In der Antwort wird diese nun aufgeschlüsselt: Von den zwischen Ende Februar und Ende April bearbeiteten 23.500 Anträgen entfielen demnach nur gut 70 Prozent auf Wärmepumpen; der Rest waren zum Großteil Biomasseheizungen sowie zu geringeren Anteilen Solarthermieanlagen und Fernwärmeanschlüsse. Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt das nur einen Wert von etwa 100.000 Wärmepumpen.  

    Das Ministerium geht davon aus, dass diese Zahl noch steigt. Denn bis Ende Mai konnten Anträge nur für selbstgenutzte Einfamilienhäuser gestellt werden. Allerdings räumt das BMWK ein, dass diese insgesamt rund 75 Prozent der Nachfrage ausmachen dürften; auch unter Einbeziehung von Mehrfamilienhäusern und vermieteten Häusern dürfte der Wert darum nur auf rund 130.000 Wärmepumpen steigen. Zusammen mit Neubauten, für die keine Förderung gibt, könnte der Jahreswert 200.000 erreichen, schätzt die Branche. Das BMWK erklärte in der Antwort dagegen, trotz der Zahlen an seinem Zielwert von 500.000 Wärmepumpen im Jahr 2024 festzuhalten. mkr

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    Wird die Staatengemeinschaft Kinderarbeit wie geplant abschaffen?

    Die Staatengemeinschaft hat sich in der “Agenda 2030” das Ziel gesetzt, Kinderarbeit bis 2025 abzuschaffen. Das wird sie voraussichtlich nicht erreichen. Dies zeigt eine Analyse anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit am 12. Juni durch die deutsche Repräsentanz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und Unicef Deutschland.

    Kinderarbeit nimmt vermutlich zu

    Nach letzten Schätzungen aus dem Jahr 2021 arbeiten weltweit mehr als 160 Millionen Kinder, davon knapp die Hälfte unter ausbeuterischen und gefährlichen Bedingungen. Durch die Covid-Pandemie, aktuelle Konflikte und klimabedingte Katastrophen könnte die Zahl inzwischen tatsächlich höher liegen.

    Vom Klimawandel seien alle Lebensbereiche von Kindern berührt, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. Ihr Risiko, in Armut aufzuwachsen und ausgebeutet zu werden, steige, wo Wetterextreme und Naturkatastrophen die Familien treffen. Beide Organisationen fordern, Transformationsprozesse sozial und gerecht zu gestalten, besonders durch menschenwürdige Arbeit für Erwachsene und Sozialschutz für Eltern und Kinder.

    “Der Klimawandel wird zu einem Treiber für Kinderarbeit aufgrund von Armut, wenn die Weltgemeinschaft nicht gegensteuert”, sagte Annette Niederfranke, ILO Direktorin Deutschland.

    Kaum Daten über Kinderarbeit in Deutschland

    Die Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes legte den Schwerpunkt ihrer jährlichen Studie auf die Arbeit von Kindern in Deutschland. Dazu führte sie Workshops mit Kindern im schulischen Umfeld durch. Trotz der kleinen Stichprobe – befragt wurden 37 Teenager – ergaben sich zahlreiche Hinweise auf Tätigkeiten oder Arbeitsbedingungen, die “eindeutig und in vielen Fällen gleich mehrfach gegen den Kinder- und Jugendarbeitsschutz verstoßen”.

    Die Autoren führen die Pflege von Angehörigen an, zu der laut einer Schätzung des Bundesfamilienministeriums 480.000 Minderjährige beitragen. Terre des Hommes verweist auch auf

    • die oft nicht den gesetzlichen Regelungen entsprechende Mitarbeit in Familienbetrieben
    • sowie die Risiken für die Kinder von sogenannten Familien-Influencern in den sozialen Medien.

    Insgesamt gäbe es allerdings zu wenig Daten über Kinderarbeit in Deutschland. Joshua Hofert, Vorstandssprecher von Terre des Hommes, vermutet eine große Dunkelziffer und beklagt: “Wichtige Akteure wie Schulen, Kinderärzte oder Jugendämter erkennen die Risiken für Kinder nicht.” av

    • ILO
    • Kinderrechte
    • Menschenrechte

    Bremsen Firmenwagen die deutsche Verkehrswende aus?

    Der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) an Firmen- und Dienstwagen lag 2023 bei 16,3 Prozent, was deutlich weniger ist als die Quote von 25,6 Prozent bei privat zugelassenen Fahrzeugen. Dies zeigt ein Report des europäischen Verkehrs- und Umweltverbands Transport & Environment (T&E). Im europäischen Vergleich liegen hiesige Unternehmen damit auf den hinteren Rängen. Dort beträgt der Unterschied bei der Elektrifizierung zwischen Privat- und Firmenwagen im Schnitt nur 1,5 Prozentpunkte.

    Hinzu kommt laut Studie, dass in Deutschland besonders große und schwere Firmenwagen gefragt sind. So sei jede dritte Neuzulassung ein SUV oder ein Fahrzeug der Mittel- oder Oberklasse. T&E führt dies auf falsche steuerliche Anreize für Dienstwagen zurück.

    “Wir hängen bei der Elektrifizierung zurück”

    “Deutsche Firmenwagen sind im europäischen Vergleich besonders dreckig”, kritisiert Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. “Wir sind führend bei den gewerblichen Neuzulassungen von besonders schweren Autos und hängen bei der Elektrifizierung weit zurück.” Das resultiere aus der Art und Weise, wie Dienstwagen in Deutschland besteuert würden. “Ein Blick ins Ausland zeigt, dass man Dienstwagenbesteuerung geschickt einsetzen kann, um Firmenwagen zu elektrifizieren und sauberer zu machen.”

    EU-Kommission soll E-Ziele für große Flotten und Leasing vorlegen

    T&E plädiert daher für eine höhere Besteuerung von Diesel- und Benzinfahrzeugen, um den Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge zu fördern. Außerdem sollten die Steuervorteile für Plug-in-Hybride (PHEVs) abgeschafft werden, da diese deutlich höhere Emissionen verursachen als offiziell angegeben.

    Auf europäischer Ebene fordert T&E von der kommenden EU-Kommission, innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Amtszeit eine Verordnung mit verbindlichen Elektrifizierungszielen für große Fahrzeugflotten und Leasinggesellschaften vorzulegen. Sie solle auch eine Förderklausel für die europäische Automobilindustrie enthalten. ch

    • Elektromobilität
    • Unternehmen
    • Verkehrswende

    Die Woche im Bundestag: Umweltbericht, Nachhaltigkeitsstrategie, Hochbaustatistikgesetz

    Am Mittwochnachmittag debattiert der Bundestag über den von der Bundesregierung vorgelegten Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. In den Handlungsempfehlungen geht es auch um sechs Maßnahmen zum Schutz vor LSBTIQ*-Feindlichkeit am Arbeitsplatz.

    Am frühen Abend steht der Umweltbericht 2023 der Bundesregierung auf der Tagesordnung. Er gibt einen Überblick über den aktuellen Zustand von Umwelt und Natur und bilanziert, wie sich die zwischen 2019 und 2023 ergriffenen Maßnahmen zum Schutz von Klima, Wasser, Natur und biologischer Vielfalt, Boden und Luft ausgewirkt haben. Der Bericht versteht sich als Synthesebericht gemäß der Aarhus-Konvention.

    Zeitgleich tagt der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung in öffentlicher Sitzung. Staatministerin Sarah Ryglewski informiert über die “Weiterentwicklung 2024 der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie”.

    Am Freitag befassen sich die Abgeordneten abschließend mit dem Antrag der Unionsfraktionen “Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie für Deutschlands Zukunft

    stärken”. Danach soll die Bundesregierung unter anderem die Voraussetzungen “für den Ausbau und die Erweiterung der vorhandenen Supercomputing-Infrastruktur Deutschlands” verbessern, eine Strategie zur Förderung von Open-Source-KI entwickeln und ihr Engagement bei der KI-Fachkräftegewinnung verstärken.

    Ebenfalls in zweiter und dritter Lesung berät der Bundestag am Freitagmittag den von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Hochbaustatistikgesetzes. Aus Sicht der Regierung ist die Weiterentwicklung des Berichtswesens für eine nachhaltige Planung und Steuerung des Siedlungswesens und damit für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen notwendig. ch

    • Bundespolitik
    • Bundestag

    Must reads

    Das umweltpolitische Gewissen der Nation – FAZ
    Manfred Schäfers erinnert an Klaus Töpfer als Klimabewegten der ersten Stunde, Naturschützer in Zeiten der deutschen Wiedervereinigung und natürlich Rheinschwimmer. Der CDU-Politiker habe das Amt des Umweltministers geprägt, auch wenn er nicht der erste war. 1992 sei Töpfer auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro ein Antreiber auf dem Weg zur Klimarahmenkonvention gewesen – der “Mutter aller späteren CO₂-Einspargipfel”. Zum Artikel

    ‘Anti-Woke’ Shareholders Are Going After Corporate Boards – Wall Street Journal
    Die Autoren Sarah Nassauer und Theo Francis schreiben über eine neue Art Aktionärsaktivismus, die Unternehmen in Aufruhr versetze: sogenannte “Anti-Woke”-Agitatoren. Auf deren Initiative hin, stimmten dieses Jahr die Aktionäre Dutzender großer Unternehmen, von GE Aerospace bis UPS, auf Hauptversammlungen über Vorschläge ab, die sich gegen ökologische und soziale Initiativen richten. Investoren, die von konservativen Gruppen unterstützt werden, verklagten Unternehmen auch wegen ihrer progressiven Haltung. Konservative Gruppen kopieren die Idee des Aktionärsaktivismus, die ursprünglich progressive Gruppen als Erste verfolgten, etwa Gegner des Vietnamkriegs in den USA. Zum Artikel

    Shrink the Economy, Save the World? – The New York Times
    Die vergangenen Jahrzehnte hätten gezeigt, dass die Gewinne des Wirtschaftswachstums in die Taschen der Reichen fließen, anstatt den allgemeinen Wohlstand zu erhöhen, schreibt Jennifer Szalai. Hinzu komme, dass Wirtschaftswachstum auch ökologisch kostspielig sei. Als Reaktion darauf sei eine Bewegung entstanden, die auf “Degrowth” setze, um den Planeten zu retten. Die Autorin untersucht, um wen es sich handelt und welche Konzepte sie entwickelt haben. Zum Artikel

    Giorgia Meloni puts brakes on Italy’s solar energy rollout – Financial Times
    Die Ernährungssicherheit sei gefährdet, wenn statt Tomaten Solarpaneelen auf den Feldern ständen, sage die italienische Premierministerin. So versuche sie, das Land von einem Anti-Solar-Dekret zu überzeugen. Die Autorin Amy Kazmin hört von Bauern indes: das immer heißere Wetter mache den Anbau von Tomaten unrentabel, Solarenergie sei ein “Geschenk des Himmels”. Zum Artikel

    “Mir ist eine Vier-Tage-Woche lieber als eine Null-Tage-Woche” – Süddeutsche Zeitung
    Der Unternehmer Carsten Maschmeyer spricht in einem bemerkenswert offenen und persönlichen Gespräch mit Thomas Fromm und Kathrin Werner über seine eigene Work-Life-Balance und die anderer. Er sieht Chancen in den Einstellungen junger Menschen. Heutige Bewerber fragten nach dem Purpose, wollten die Welt verändern. Aber Menschen mit klaren Zielen, arbeiteten auch von zu Hause mehr als vor Corona im Büro, sagt er: “Ich glaube, wir brauchen Lust auf Leistung statt Lust auf abzusitzende Zeit.” – Zum Artikel

    Union wirft Umweltministerin Versagen im Skandal um gefälschte Klimaprojekte vor – Die Welt
    Die Union fordert Aufklärung über den Betrug bei Klimaschutzprojekten in China, mit denen Mineralölkonzerne ihre CO₂-Quote aufgebessert haben. Bei einer Diskussion im Bundestag übten auch Verbände Kritik, schreibt Daniel Wetzel. Das Umweltbundesamt habe nicht auf Hinweise reagiert. UBA-Chef Dirk Messner bemühe sich um Aufklärung. Zum Artikel

    Erneuerbare Energie: Volkswagen will Energiegroßspeicher bauen – Automobil Industrie
    VW will mit seiner Tochtergesellschaft Elli stationäre Großspeicher für Strom entwickeln, bauen und betreiben, berichtet Thomas Günnel. Die größten geplanten Projekte hätten derzeit eine Leistung von bis zu 350 Megawatt und eine Speicherkapazität von 700 Megawattstunden. Sie sollen künftig Kunden versorgen und dem Stromhandel dienen. Aus heutiger Sicht könnten die ersten Batteriespeicherprojekte im Jahr 2025 gebaut werden. Zum Artikel

    Power Metals – Granta
    Um über Lithiumvorkommen in Manono zu recherchieren, fuhr Nicolas Niarchos drei Tage Motorrad. Doch so abgeschieden die Bergbaustadt in der DR Kongo auch ist, Unternehmer aus China, Deutschland, Australien, Indien und Libanon sind bereits dat. Das Literaturmagazin widmet die aktuelle Ausgabe dem Thema Extraktion, von Bergbau bis Bitcoin, mit einem anderen Blick als die Fachpresse. Zum Artikel

    So will ein Kfz-Mechaniker das Zähneputzen revolutionieren – Süddeutsche Zeitung
    Seit 20 Jahren setzt sich der Unternehmer Axel Kaiser für eine andere Art der Mundhygiene ein. Statt Zähneputzen sollen die Menschen eine Tablette kauen. Damit könne eine Menge an Ressourcen eingespart werden, sagte der Unternehmen Lea Hampel. Etwa 400 Millionen Tuben Zahnpasta kauften die Menschen allein hierzulande jedes Jahr. Zum Artikel

    Standpunkt

    Große Unternehmen drängen KMU zu früherer Treibhausgasbilanzierung

    Von Erdal Yalcin
    Der Fokus der Forschung von Erdal Yalcin liegt auf der Frage, wie internationaler Handel und Handelsfinanzierung unter Unsicherheit zusammenwirken.

    Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) müssen früher als vom Gesetzgeber vorgesehen eine eigene Treibhausgasbilanzierung erstellen, weil sie von großen Kunden dazu gedrängt werden. Es wiederholt sich das gleiche Muster, was schon bei anderen Lieferkettengesetzen zu beobachten war. Viele KMUs stehen daher vor einem Berg an Arbeitohne entsprechendes Know-how.

    Die Klimapolitik umfasst neue Gesetze, finanzielle Förderinstrumente und Schutzmechanismen, um Europas Unternehmen vor Wettbewerbsnachteilen durch Importe von Produkten zu schützen, die weniger nachhaltig hergestellt werden. Ziel ist die Erreichung der Klimaneutralität. Klimaneutralität bedeutet, dass menschliche Aktivitäten keine Nettoeffekte auf das Klimasystem haben.

    Im Rahmen dieser Nachhaltigkeitspolitik hat der Gesetzgeber Unternehmen verpflichtet, umfassende Treibhausgasbilanzen zu erstellen. Dies ist ein zentraler Bestandteil der EU-Ordnungspolitik und bildet die Grundlage für weitere Maßnahmen, die zu einer nachhaltigeren Industrie führen sollen.

    Um Unternehmen bei der nachhaltigen Ausrichtung zu unterstützen, haben verschiedene Institutionen diverse Berichterstattungsstandards entwickelt. Besonders hervorzuheben ist die Global Reporting Initiative (GRI). Viele dieser Standards werden nun durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) abgelöst, die die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf das Niveau der Finanzberichterstattung hebt. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sollen erstmals einen einheitlichen Rahmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU schaffen. Dieser Ansatz soll es Unternehmen ermöglichen, ihre Strategien nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig die Vergleichbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

    Zahl der betroffenen KMUs größer als vom Gesetzgeber gewollt

    Die neuen Berichterstattungspflichten werden schrittweise eingeführt. Ab 2024 sind alle Unternehmen betroffen, die bereits nach der NFRD (Non-Financial Reporting Directive) berichtspflichtig waren. Ab 2025 betrifft es Unternehmen, die bestimmte finanzielle Kriterien erfüllen, und ab 2026 kapitalmarktorientierte KMUs, mit einem möglichen Aufschub bis 2028. Ab 2028 sind auch Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten betroffen, die eine Tochtergesellschaft oder Zweigniederlassung in der EU haben und bestimmte Umsatzgrenzen überschreiten.

    Nach aktuellen Schätzungen steigt in Deutschland die Anzahl der berichtspflichtigen Unternehmen von bisher 500 auf rund 15.000. Jedoch ist die Zahl der betroffenen Unternehmen, insbesondere KMUs, faktisch deutlich größer als vom Gesetzgeber intendiert. Viele Unternehmen befassen sich bereits heute aus Überzeugung mit der Treibhausgasbilanzierung. Zugleich sind aber viele KMUs unter Zugzwang, ihre Treibhausgasbilanzierung viel früher zu erstellen als vom Gesetzgeber vorgesehen. Grund dafür ist die tief vernetzte Industriestruktur in Deutschland. Sie führt dazu, dass Unternehmen, die bereits die Treibhausgasbilanzierung erstellen müssen, gleiches von ihren Zulieferern verlangen, obwohl diese eigentlich noch länger Zeit hätten.

    Die Treibhausgaserfassung wird in drei Kategorien (Scopes) unterteilt: Scope 1 umfasst direkte Emissionen aus eigenen Quellen, Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie, und Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, einschließlich Lieferanten und Endverbraucher. Gerade Scope 3 führt dazu, dass große Unternehmen alle Zulieferer auffordern, eine Treibhausgasbilanz vorzulegen, damit der Emissionsgehalt in den Zukäufen nachvollziehbar ist. KMUs haben keine Wahl, als der Forderung ihrer großen Kunden zu folgen, da ansonsten die Abnahme von Zwischengütern und der Wegfall von Geschäftsbeziehungen droht.

    KMUs sind daher in den kommenden Jahren bei der Treibhausgasbilanzierung mit vielen Herausforderungen konfrontiert, die in der zeitlichen Logik der Gesetzgebung so nicht berücksichtigt waren.

    Erfassung der Emissionsdaten wegen fehlender Daten schwierig

    Zwei Aspekte sind besonders dringlich:

    Die Erfassung und Bereitstellung von belastbaren Emissionsdaten aus vorgelagerten Produktionsstufen – also Zukäufen – ist ein großes Problem, da die entsprechenden Daten oft nicht vorliegen. Das Ausmaß an Treibhausgasen in Zulieferungen ist nicht zu unterschätzen. In produzierenden Unternehmen liegt der Anteil an Scope-3-Treibhausgasen oft über 50 Prozent aller Emissionen. Je stärker ein Unternehmen Dienstleistungen anbietet, umso größer ist in der Regel der Anteil an Emissionen, die aus Zukäufen resultieren.

    Ferner wird die Situation durch die dritte Säule der EU-Nachhaltigkeitspolitik verkompliziert. Um heimische Unternehmen vor billigen, emissionsreichen Importen zu schützen, hat die EU die Meldepflicht von Emissionen bei Importen aus Nicht-EU-Staaten eingeführt. Mittelfristig sollen für emissionslastige Importe Grenzausgleichssteuern erhoben werden (Carbon Border Adjustment Mechanism). Dazu müssen deutsche Importeure bereits heute Emissionen bei Zukäufen in definierten Sektoren verpflichtend dokumentieren.

    Ersatzlösung für Unternehmen Quelle von Unschärfe

    Viele Unternehmen stehen daher vor einem Berg an Arbeit – ohne entsprechendes Know-how. Auch die konkrete Gestaltung einer Treibhausgasbilanz ist noch lange nicht standardisiert. Fehlende Daten, Personal und digitale Lösungen stellen große Herausforderungen dar.

    Viele Unternehmen versuchen, diese Herausforderungen mit externen Beratern zu bewältigen. Allerdings können auch Berater bei der Erfassung der Treibhausgase in Zulieferungen keine Patentlösungen präsentieren. Solange nicht alle Unternehmen bis zum letzten Lieferanten in der Wertschöpfungskette ihre Treibhausgase dokumentieren, ist die Erstellung der Treibhausgasbilanzen im Scope-3-Bereich eine große Herausforderung.

    Aktuell gibt es eine Vielzahl von Datenbanken, die Emissionskoeffizienten für unterschiedliche Industrien anbieten. Mithilfe dieser Datenbanken ist es möglich, den durchschnittlichen Emissionsgehalt von Zukäufen zu beziffern. Allerdings stellen diese Datenbanken eine neue Quelle von Unschärfe dar, da sie aufgrund unterschiedlicher Methoden und Ursprungsdaten zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

    Im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) wurden verschiedene Datenbanken verglichen. So kann die Wahl unterschiedlicher Emissionsdatenbanken zu einer Verdoppelung der angegebenen Emissionen führen, in manchen Segmenten sogar noch mehr. Das Forschungsprojekt unter meiner Leitung greift daher auf offizielle Registerdaten des Bundesamts für Statistik zurück und bietet insbesondere KMUs die Möglichkeit, mit überschaubarem Aufwand transparente, nachvollziehbare Treibhausgasemissionen für Zulieferungen langfristig zu quantifizieren. Die Ergebnisse des Projekts werden am 1. Juli auf einem Symposium zu Nachhaltigkeit an der HTWG in Konstanz präsentiert.

    Aus den Forschungsergebnissen wird deutlich, dass bei der Wahl von externen Datenquellen eine Standardisierung auf Basis von offiziellen Registerdaten dringend erforderlich ist, um eine Verzerrung der Treibhausgasbilanzen zwischen Unternehmen zu vermeiden. In einem bereits sehr bürokratischen Umfeld für KMUs ist es wichtig, dass keine zusätzlichen Probleme in Form von unterschiedlichen Datensätzen entstehen. Die Heranziehung offizieller Registerdaten stellt dabei eine wichtige Säule bei der Treibhausgasbilanzierung dar.

    Erdal Yalcin ist seit 2018 Professor für VWL mit Schwerpunkt Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der HTWG Konstanz. Zuvor war er Vizedirektor am ifo Institut, Zentrum für Außenwirtschaft. Er forscht schon lange zu internationalen Wertschöpfungsketten und die Auswirkungen öffentlicher Vorschriften und derzeit zu den Auswirkungen von EU-Regeln zu Treibhausgasen, Sanktionen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen sowie den Auswirkungen von EU-Verordnungen wie dem Carbon Border Adjustment Mechanism. Er berät internationale und europäische Institutionen sowie Ministerien. Zudem ist er als Forschungspartner am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, im CESifo-Netzwerk in München und im Konstanzer Institut für Corporate Governance (KICG) eingebunden.

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