Table.Briefing: ESG

LNG: Investoren unter Druck + Edenhofer fordert Geld für CO₂-Speicherung + Umwelthilfe bot Gasverband Zusammenarbeit an

Liebe Leserin, lieber Leser,

das EU-Lieferkettengesetz hat kurz vor der heutigen Abstimmung im Rat einmal mehr für Ärger innerhalb der Ampelkoalition gesorgt: Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schickte am Mittwoch einen Brief an die übrigen EU-Mitgliedstaaten, in dem er Deutschlands Enthaltung begründete und seine Kritik an der geplanten Richtlinie ausgiebig wiederholte. Dies sei nicht in der Bundesregierung abgestimmt, kritisierte ein hochrangiger Regierungsbeamter. Die FDP beherrsche die Grundregeln des Regierungshandelns nicht.

Schon zum dritten Mal blockiere die FDP Gesetzesvorhaben auf den letzten Metern, kritisierte nun auch die Berichterstatterin im EU-Parlament, Lara Wolters: “Kollegen nehmen das zur Kenntnis”, sagte die niederländische Sozialdemokratin der Deutschen Presse-Agentur in Straßburg. Die übrigen Mitgliedstaaten würden Deutschland nicht mehr beim Wort nehmen und versuchen, Mehrheiten ohne Deutschland zu bilden.

Im Falle der Lieferkettenrichtlinie könnte dies noch gelingen: Die belgische Ratspräsidentschaft ist optimistisch, eine qualifizierte Mehrheit unter den Mitgliedstaaten zu erhalten. Dabei haben etliche Mitgliedstaaten in den letzten Sitzungen der Arbeitsgruppen noch einmal ihre Bedenken benannt. Diese beziehen sich etwa auf die zivilrechtliche Haftung.

Schweden wird das Gesetz vermutlich ablehnen, bei vielen anderen ist die Position noch nicht klar. Die österreichische Regierung ist ähnlich gespalten wie die deutsche und könnte sich ebenfalls enthalten. Auch Finnland zieht in Betracht, sich “als Teil einer größeren Gruppe” zu enthalten, will dies aber in letzter Minute endgültig entscheiden.

Sicher ist bereits die Position Frankreichs: Dort ist man zufrieden mit dem Ergebnis und will laut Informationen von Table.Media zustimmen. Schließlich wurde auf Druck Frankreichs eine Überprüfungsklausel eingebaut, die den Finanzsektor erstmal nicht einbezieht.

Für eine qualifizierte Mehrheit im Rat sind die Stimmen von mindestens 15 Mitgliedstaaten nötig, die zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung ausmachen. Aufgrund der Enthaltung Deutschlands wird deshalb auch die Stimme des bevölkerungsreichen Italiens entscheidend sein.

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Ihre
Leonie Düngefeld
Bild von Leonie  Düngefeld

Analyse

LNG-Finanzierung: Umweltorganisationen setzen Banken unter Druck

Fracking im US-Bundesstaat Utah: LNG-Exporte “ernsthaft in Frage.”

Über hundert US-amerikanische Umwelt- und Klimaschutzorganisationen fordern die Deutsche Bank auf, sich aus dem Geschäft mit verflüssigtem Erdgas (LNG) zurückzuziehen. In einem Table.Media vorliegenden Brief an Vorstandschef Christian Sewing begrüßen sie den von der US-Regierung verhängten Genehmigungsstopp. “Dies ist ein entscheidender Schritt zur Reduzierung von Methanemissionen, zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und zum Schutz von Gemeinden, die mit industrieller Verschmutzung leben”, heißt es darin.

Gleichzeitig äußern sie die Erwartung, dass sich Finanzinstitute wie die Deutsche Bank künftig nicht mehr am Ausbau der LNG-Infrastruktur in den USA beteiligen. “Neben den offensichtlichen Reputations- und Klimarisiken, die mit der weiteren Finanzierung von LNG-Exporten verbunden sind, fordern wir die Deutsche Bank auf, auch das finanzielle Risiko zu berücksichtigen”. Da die Zukunft der US-LNG-Exporte ernsthaft in Frage gestellt sei, bestehe die Gefahr, dass neue Anlagen schnell zu “stranded assets”, also Investitionsruinen, würden.

Zukunft der LNG-Exporte “ernsthaft in Frage”

Ein gleichlautendes Schreiben ging an 13 weitere US-amerikanische und ausländische Banken. Ihnen wurde eine Antwortfrist bis zum 15. Februar 2024 gesetzt. Sollten sie an der Finanzierung neuer LNG-Projekte festhalten, müssten sie “mit dem anhaltenden Widerstand einer internationalen Bewegung für Klimagerechtigkeit rechnen”, so die Unterzeichner, zu denen unter anderem der Sierra Club, Friends of the Earth und das Rainforest Action Network gehören.

Die Deutsche Bank wollte sich auf Anfrage nicht konkret äußern. “Zum Exposure von Teilsektoren in einzelnen Regionen machen wir grundsätzlich keine Angaben”, so ein Sprecher. Allerdings habe die Bank ihr Engagement im Öl- und Gassektor seit 2016 reduziert. “2022 sanken beispielsweise die ausstehenden Kredite in diesem Sektor um 20 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zum Vorjahr – das entspricht einem Anteil von 1,3 Prozent am gesamten Kreditbuch der Bank”, hieß es.

In einer Studie der Deutschen Umwelthilfe und Urgewald aus dem Jahr 2023 mit dem Titel “Investitionen ins Klimachaos – Wie deutsche Banken und Unternehmen Fracking-LNG-Projekte ermöglichen” nimmt die Deutsche Bank dennoch einen prominenten Platz bei der Finanzierung von LNG-Infrastruktur in den USA ein. Unter den deutschen Kreditinstituten steht sie mit Krediten und Anleihen in Höhe von knapp 2,2 Milliarden Euro an erster Stelle, gefolgt von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit 1,3 Milliarden Euro und der KfW IPEX-Bank mit 233 Millionen Euro.

Deutsche Banken geben über 4 Milliarden Euro

Insgesamt, so die Studie, haben sich deutsche Banken und Investoren an sieben LNG-Exportanlagen in den USA beteiligt. Dafür stellten sie innerhalb von zehn Jahren mehr als vier Milliarden Euro an Krediten zur Verfügung. Hinzu kamen Anleihen in Höhe von rund 613,4 Millionen Euro.

Die USA haben ihre LNG-Exporte in den vergangenen Jahren stark erhöht und sind heute vor Australien und Katar der weltweit größte Exporteur. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Exporte 2023 um 14,7 Prozent auf 88,9 Millionen Tonnen. Rund die Hälfte davon, nämlich 45,6 Millionen Tonnen, gingen in die EU.

Im Jahr 2023 kam ein Großteil des von Deutschland importierten LNG aus den USA. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) waren es 83 Prozent. Allerdings spielt direkt importiertes LNG mit sieben Prozent der gesamten deutschen Gasimporte derzeit noch eine vergleichsweise kleine Rolle. “Die Versorgungssicherheit ist weiter gewährleistet”, teilte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums auf Anfrage mit. Man beobachte die Lage sehr genau und stehe zu diesem Thema im Austausch mit der US-Regierung.

Deutschland will LNG-Terminals weiter massiv ausbauen

Deutschland baut derzeit seine LNG-Importkapazitäten massiv aus. Seit Dezember 2022 wurden neu gebaute LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel in Betrieb genommen. Am Terminal in Stade soll in diesem Monat erstmals Gas fließen. Die USA spielen als Lieferant eine herausragende Rolle – auch wenn die Bundesregierung versucht, ihre Bezugsquellen zu diversifizieren, etwa durch Verträge mit Katar, Nigeria oder dem Senegal.

Umweltorganisationen wie die Deutsche Umwelthilfe sehen das kritisch. “Aktuell werden ohne reale Gasmangellage massive LNG-Überkapazitäten geschaffen”, beklagt Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner gegenüber Table.Media. Das Moratorium der US-Regierung bezeichnete er als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Daran solle sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen. “Auch in Deutschland braucht es ein Moratorium für den weiteren LNG-Ausbau”, so Müller-Kraenner.

Ähnlich sieht es Greenpeace-Expertin Mira Jäger. “Auch deutsche Banken und Investoren sind hier in der Verantwortung – finanzieren sie weiter fossile Projekte, schaffen sie damit Lock-In-Effekte in ein fossiles System und treiben uns weiter Richtung Klimakatastrophe”, warnt sie.

Das verhängte Moratorium läuft unbefristet. Gut möglich, dass es sich bis ins kommende Jahr zieht und nach der US-Wahl ein neuer Präsident über dessen Fortsetzung oder Ende entscheidet.

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Klima-Ökonom: “Wer emittiert, muss zahlen. Wer CO₂-Senken bereitstellt, muss bezahlt werden!”

Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Auf der COP war ein großes Thema, wie mehr Geld mobilisiert werden kann – für Anpassung, Finanzhilfen, Investitionen. Und dieses Thema wird die nächste COP dominieren. Aber es wird immer nur davon gesprochen, kurzfristig Geld aufzubringen – und nie von einem systemischen Ansatz, etwa einen globalen CO₂-Preis einzuführen, den Sie schon lange fordern.

Der Begriff Carbon Pricing wird vermieden. Das Narrativ lautet vielmehr: Die CO₂-freien Technologien müssen billiger werden und zu diesem Zweck müssen wir sie subventionieren. Dann wird der Umstieg gelingen. Aber warum redet man nicht über Carbon Pricing? Weil die Bepreisung von CO₂ mehrere Funktionen hat: Es macht die CO₂-freien Alternativen rentabel. Carbon Pricing besteuert aber auch den fossilen Kapitalstock und führt dazu, dass er abgebaut wird. Und das war auf der COP hochumstritten. Alle wollen den grünen Kapitalstock aufbauen, keiner will den braunen abbauen. Das ist beunruhigend.

“Keiner will den fossilen Kapitalstock abbauen”

Jetzt sagen Sie auch noch: Wir müssen eine globale Müllabfuhr für CO₂ organisieren und bezahlen. Was meinen Sie damit?

Es heißt ja immer, wir stehen zum 1,5-Grad-Ziel. Es ist aber faktisch nicht mehr möglich, diese Grenze der Erwärmung zu halten, wenn damit gemeint ist, dass wir diese Grenze nicht überschreiten dürfen. Das Beste, das wir erreichen können, ist der sogenannte Overshoot: ein zeitweiliges Überschreiten der 1,5 Grad und danach ein Absenken unter 1,5 Grad. Dafür aber müssen wir CO₂ aus der Atmosphäre entziehen. Diese negativen Emissionen brauchen eine neue Art der Klimafinanzierung. Also eine Art Entlohnung für die Müllentsorgung durch negative Emissionen. Denn wenn die Welt bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen und langfristig das 1,5-Grad-Limit halten will, dann müssen wir zum einen die schwer vermeidbaren Restemissionen etwa aus dem Zementsektor oder der Landwirtschaft mit natürlichen oder technischen Optionen kompensieren. Zum anderen müssen wir in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts der Atmosphäre mehr Emissionen entziehen als wir ausstoßen, um den Overshoot abzubauen.

Kosten für die Müllabfulhr: 0,5 bis vier Billionen US-Dollar jährlich

Wie soll das funktionieren?  

Da gibt es zwei fundamentale Prinzipien. Das eine: Wer emittiert, muss zahlen. Das andere: Wer Kohlenstoffsenken bereitstellt, muss dafür entlohnt werden. Das gilt für Bauern, die am Horn von Afrika durch ihre Arbeit im Boden Kohlenstoff dauerhaft binden genauso wie für Leute, die mit technischen Filtern CO₂ aus der Atmosphäre entziehen und in geologischen Formationen lagern.

Und wie soll das bezahlt werden? Wir reden über Milliardensummen.

Ja, denn wenn wir die globale Erwärmung langfristig auf 1,5 Grad begrenzen wollen, werden wir bis 2050 jährlich fünf bis 15 Milliarden Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre holen müssen. Bei Preisen von 100 bis 300 US-Dollar pro Tonne CO₂ heißt das, wir müssten etwa eine halbe bis knapp vier Billionen US-Dollar für diese Müllabfuhr ausgeben. Das ist eine gigantische Summe, zwischen 0,3 und drei Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts – und etwa so viel wie die 2,2 Billionen Militärausgaben weltweit im Jahr 2022. Da entsteht ein gigantischer Wirtschaftssektor. Aber auch über diese Art von Klimafinanzierung redet auf den COPs noch keiner.

Warum wird diese Debatte nicht geführt?

Weil die Politik nicht konsequent ist. Wenn man sich die nationalen Klimabeiträge der Regierungen ansieht, sieht man eine Verbesserung. Aber die steht erstmal nur auf dem Papier.

Wenn man sich dann aber anschaut, was die Regierungen tatsächlich machen und es mit dem vergleicht, was ihre Ministerinnen und Minister auf der COP versprechen, dann werden die Versprechen unglaubwürdig. Sie machen buchstäblich das Gegenteil: Auf den Konferenzen reden sie über einen Ausstieg aus der Kohle und aus dem Öl, zuhause machen sie Pläne für eine Ausweitung der Produktion.

“Die Märkte wetten darauf, dass die Politik nicht umgesetzt wird”

Aber das wären ja alles gestrandete Kosten, wenn sich die Politik durchsetzt.

Ich glaube, die Märkte wetten darauf, dass die Klimapolitik nicht wirksam umgesetzt wird, weil sie die Versprechen der Regierung als nicht glaubwürdig einschätzen. Deswegen glaube ich nicht, dass wir auf den Höhepunkt der Produktion von Öl und Gas zusteuern, wie es die Internationale Energiagentur IEA sagt. Die Märkte zeigen bislang keine Bereitschaft, sich von den Fossilen zu verabschieden.

Sie meinen, die Märkte beeindruckt eine Passage nicht, die die Staaten auffordert, sich “von den Fossilen in einem Wandel wegzubewegen”?

Wenn die Regierungen wollen, dass die Märkte anders reagieren, dann müssen sie jetzt glaubwürdigere Beschlüsse fassen. Eine solche Glaubwürdigkeit kommt nicht aus immer neuen Zielen wie etwa der Verdreifachung der erneuerbaren Energien, die jetzt in Dubai beschlossen wurde. Das Bekenntnis zur Abkehr von fossilen Brennstoffen im Abschlussdokument der COP setzt ein wichtiges Zeichen. Jetzt kommt es aber darauf an, dass diese Abkehr Realität wird – zum Beispiel, indem die Europäische Union ihren European Green Deal durchsetzt. Wenn etwa beim zweiten Emissionshandel, der in der EU 2027 für den Gebäude- und Verkehrssektor eingeführt wird, die Preise für Öl und Gas steigen und die Importe in die EU sinken, hätte das einen Effekt auf die Märkte. Um zu verhindern, dass diese Einsparung nicht zu einem vermehrten Verbrauch etwa in Asien führt, müsste die USA ebenfalls mitmachen.

“Ein Nachfragekartell von EU und USA könnte Nachfrage drosseln”

Wie soll das funktionieren?

Die EU könnte zusammen mit den USA eine Art Nachfragekartell bilden: Gelingt der Green Deal der EU und der Inflation Reduction Act der USA, sinkt glaubwürdig die Nachfrage nach den Fossilen. Andere Länder könnten sich einer CO₂-Bepreisung anschließen. Wie wirksam das sein kann, zeigt der Blick auf den Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) der Europäer: Allein die Ankündigung dieser CO₂-Grenzausgleichsregelung hat schon erhebliche Wirkungen ausgelöst. Indien erwägt eine nationale CO₂-Steuer, die Türkei einen nationalen Emissionshandel, in den USA denken sogar Republikaner darüber nach. In den Ländern des globalen Südens wollen manche mit der EU darüber sprechen. Auf den Märkten wird man Reaktionen sehen, sobald Instrumente glaubwürdig umgesetzt werden.

Aber warum ist es so schwer, etwa einen CO₂-Preis einzuführen? Sie haben ja schon früher argumentiert, dass die Politik eigentlich nichts Besseres finden könnte: Emissionen senken und Einnahmen erzeugen, mit denen dann soziale Wohltaten finanziert werden können. Warum ist das trotzdem nicht populär?

Man kann ja auf das Klimaproblem in zweierlei Weise gucken. Man kann sagen, wir wissen seit dem Klima-Report von Nicholas Stern von 2006, dass Handeln billiger ist als Nichthandeln. Das ist zwar richtig, aber die Vorteile der Klimapolitik sieht man in der Zukunft und anderswo, die Kosten fallen hier und jetzt an. Und zwar bei Gruppen, die sehr mächtig sind. Wer den fossilen Kapitalstock besteuern will, hat sofort die ganzen fossilen Sektoren gegen sich: Die Autoindustrie oder die Baubranchen zum Beispiel. Das kann man nur überwinden, wenn man bereit ist, die potenziellen Verlierer – etwa Haus- oder Autobesitzer – zu kompensieren. Die Regierung hätte beim Heizungsgesetz, als es an den größten Bestandteil des volkswirtschaftlichen Kapitalstocks ging, sofort mit Kompensationen beginnen müssen.

Nötig: Entlastung für untere Einkommen. Beispiel: Gaspreisbremse

Dafür sollte es das Klimageld geben. Nur, dass es nicht kommt.

Eben. Das hat die Regierung nicht geschafft. Das ist letztlich eine politische Entscheidung. Aber auch wir als Wissenschaft haben viel zu wenig darauf hingewiesen, dass die Klimapolitik die ärmeren Haushalte stärker belastet als die reicheren. Wir müssen viel besser kommunizieren, wie eine solche Entlastung für die unteren Einkommen aussehen kann. Wir haben ja auch eine sehr gute Erfahrung damit gemacht: Bei der sogenannten Gaspreisbremse im letzten Winter. Das ist aus meiner Sicht überhaupt nicht richtig gewürdigt worden. Der Name ist völlig falsch, denn wir haben nicht den Preis gebremst, sondern wir haben den Preis voll an die Haushalte durchgereicht und dann die Haushalte kompensiert und zwar entsprechend ihres Verbrauchs. Und wir haben den Verbrauch in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte 2022 um 23 Prozent gesenkt und den sozialen Frieden gewahrt.

Schlagen Sie so eine Kompensation auch im internationalen Maßstab vor?

Aus meiner Sicht ist das unverzichtbar. Wir brauchen Mechanismen, die Länder dabei unterstützen, dass sie ihre CO₂-Preise anheben. Ein Entwicklungsland kann nicht den gleichen CO₂-Preis haben wie die EU. Dafür muss es Fonds geben. Und die Klima-Entwicklungshilfe müsste daran gekoppelt sein, dass die Länder einen CO₂-Preis einführen. Solche an Bedingungen geknüpfte Hilfszahlungen sind ein Tabu, das ist mir klar. Aber so eine Art von Lastenausgleich wäre nötig und wirkungsvoll.

Das hieße, Industrieländer zahlen viele Milliarden, damit in Entwicklungsländern ein CO₂-Preis gilt, der so hoch ist wie bei uns?

Wir würden davon profitieren. Warum? Erstens, weil die anderen dann auch Klimapolitik betreiben. Und zweitens schützen wir unsere Industrie vor Wettbewerbsnachteil. Man kann damit Trittbrettfahrer aushebeln. Es wäre eine Kooperation, bei der alle gewinnen.

  • CBAM
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Termine auf der Biofach 2024

Die übergeordneten Themen der Biofach 2024: Wertschöpfungsketten, Verpackung, Regulierung

Die Biofach ist die weltgrößte Messe für Bio-Lebensmittel. Sie findet dieses Jahr vom 13. bis 16. Februar in Nürnberg statt. Als “Weltleitmesse” der Branche richtet sie sich in erster Linie an ein Fachpublikum. Erwartet werden wieder über 2.500 Aussteller aus fast 100 Ländern.

Der begleitende Kongress steht unter dem Motto “Food for the Future: Women’s Impact on Sustainable Food Systems” und stellt die transformative Kraft von Frauen in den Mittelpunkt. Sowohl das Rahmen- als auch das Kongressprogramm bieten eine Reihe interessanter Veranstaltungen unter ESG- und Transformationsaspekten. Hier eine kleine Auswahl:

Dienstag, 13. Februar 2024, 11-11:45 Uhr
Packaging legislation is coming: what impact for organic operators? Info & Anmeldung

Dienstag, 13. Februar 2024, 16:30-17:30 Uhr
Mit der Bio-Strategie auf dem Weg zu 30/30 – im Handel Info & Anmeldung

Dienstag, 13. Februar 2024, 16:45-17:30 Uhr
EU Sustainability Reporting Standards for Agriculture & Food – Insights from the EFRAG writing Team. Info & Anmeldung

Mittwoch, 14. Februar 2024, 10-11 Uhr
Curriculum Z. Zukunftskompetenzen für nachhaltiges Wirtschaften Info & Anmeldung

Mittwoch, 14. Februar 2024, 11:15-12:15 Uhr
Navigating social Justice in organic Supply Chains: How Certification can deliver Principle of Fairness in organic Agriculture Info & Anmeldung

Mittwoch, 14. Februar 2024, 15:45-16:30 Uhr
Nachhaltigkeitsberichterstattung und Impact? Info & Anmeldung

Donnerstag, 15. Februar 2024, 12-13 Uhr
Organic production in the South from 2025 – the impacts of the new EU Regulation Info & Anmeldung

Donnerstag, 15. Februar 2024, 12-12:45 Uhr
Nachhaltigkeit bei Verpackung im Zeichen von VerpackungsG, Recyclingquoten, Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und Taxonomie Info & Anmeldung

Donnerstag, 15. Februar 2024, 13:30-15 Uhr
The new EU trade regime for organics – impact on EU companies Info & Anmeldung

Donnerstag, 15. Februar 2024, 15:30-16:30 Uhr
Herausforderungen: Öko – Land – Wirtschaft – Die Wertschöpfungsketten im Fokus Info & Anmeldung

Freitag, 16. Februar 2024, 11-12 Uhr
Neo-colonialism or level playing field? Challenges of the EU-organic food law for the organic Global South Info & Anmeldung

Weitere Informationen

Rahmen- und Kongressprogramm

Anmeldung und Tickets

News

Bund fördert Impact-Start-ups mit mehr als 200 Mio. Euro

Die Bundesregierung will junge sozial-ökologische Unternehmen, die eine messbare Wirkung hinterlassen, unterstützen und hat angekündigt, über 200 Millionen Euro Risikokapital zur Verfügung zu stellen. Ergänzt werden soll die Investition durch privates Geld von institutionellen Anlegern oder Family-Offices, das der Bund durch seine Initiative anziehen möchte. 

Der Plan ist Teil eines größeren Vorhabens. Insgesamt sind 1,75 Milliarden Euro für Start-ups aus den Bereichen KI, Klima-, Quanten- und Biotechnologien vorgesehen. Das Geld stammt zu großen Teilen aus der “strategischen Reserve” des Zukunftsfonds (1,6 Milliarden Euro), ein kleiner Teil kommt aus dem ERP-Sondervermögen (150 Millionen Euro). Zusätzliche 1,75 Milliarden Euro werden über die private Wirtschaft gehebelt, so die Ankündigung. Die Hoffnung der Regierung ist, Gründern bessere Möglichkeiten der Entwicklungs-, Anschluss- und Exitfinanzierung zu bieten als bisher und sie nicht in die USA oder nach Israel abwandern lassen zu müssen, wo Geldgeber risikobereiter sind. 

Über welche Fonds und Instrumente die Mittel investiert werden, will die zuständige Bank KfW Capital bis Ende des Jahres entscheiden. Danach soll die “sukzessive Einführung der Produkte” beginnen. Gespräche mit oder Zusagen von Investoren habe es noch nicht gegeben, sagte eine Sprecherin. Susanne Bregy, Geschäftsführerin der Bundesinitiative Impact Investing, sagt: “Begrüßenswert wäre es, wenn bei der Allokation gezielt ‘First Time Funds’ und auch ‘First Time Teams’ finanziert werden würden, da diese Venture-Capital-Fonds die größten Schwierigkeiten bei der Investorensuche haben.” Die Summe von 200 Millionen Euro für Impact-Start-ups sei “ein richtiger Schritt”, der “die Relevanz und Notwendigkeit von Impact Investing” zeigt. Zugleich seien die Mittel für den jungen Sektor “nicht ausreichend”. maw

  • Start-ups
  • Sustainable Finance

Berichtspflichten: EU verschiebt ausstehende Standards auf 2026

Die EU will die noch fehlenden Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) erst im Juni 2026 annehmen, also zwei Jahre später als geplant. Darauf einigten sich der Rat und das Parlament am Mittwoch vorläufig; sie müssen das Ergebnis jetzt noch formal annehmen. Unternehmen sollen dadurch mehr Zeit erhalten, sich auf die bereits angenommenen, bereichsübergreifenden Standards zu konzentrieren und sich auf weitere Standards vorzubereiten.

Auf der Grundlage der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) hatte die EU-Kommission im Juli 2023 eine erste Reihe von Standards angenommen, die bereichsübergreifend und für alle Nachhaltigkeitsthemen gelten. Geplant war, im Juni 2024 die übrigen Standards zu verabschieden:

  • sektorspezifische Standards,
  • Standards für KMU,
  • und Standards für Unternehmen aus Drittländern mit einem Umsatz von 150 Millionen Euro in der EU, die mindestens eine Tochtergesellschaft oder Niederlassung in der EU haben.

Mit der nun beschlossenen Richtlinie wird die Annahme der neuen Standards auf den 30. Juni 2026 verschoben. Das Datum für die Anwendung für Unternehmen aus Drittländern bleibt, wie in der CSRD festgelegt, das Geschäftsjahr 2028.

Die EU-Kommission hat im Oktober 2023 einen Vorschlag für die zweijährige Verschiebung der Annahmefristen vorgelegt. Dieser ist Teil eines ersten Maßnahmenpakets zur Rationalisierung der Berichtsanforderungen und des KMU-Entlastungspakets. Die Kommission plant, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren, um Unternehmen zu entlasten. leo

  • Berichtspflichten
  • CSRD
  • Nachhaltigkeitsberichterstattung

Tiefseebergbau in Norwegen: EU-Parlament kritisiert Beschluss

Das EU-Parlament hat am Mittwoch in Straßburg eine Resolution verabschiedet, mit der sie deutliche Kritik an Norwegens Entscheidung, Gebiete für den Tiefseebergbau freizugeben, übt. 523 von 616 Abgeordneten stimmten für den Entwurf. Sie fordern in der Resolution die EU-Kommission, die Mitgliedstaaten und alle weiteren Länder auf, sich für ein internationales Moratorium für den Tiefseebergbau einzusetzen, bis dessen Auswirkungen auf die Umwelt hinreichend erforscht seien.

Das norwegische Parlament hatte am 9. Januar einen Beschluss gefasst, wonach ein Gebiet von 281.200 Quadratkilometern in der Arktis für mögliche Bergbauprojekte am Meeresboden erkundet werden darf. Der Prozess ist ergebnisoffen; weitere Entscheidungen über Abbaupläne oder Abbaugenehmigungen sind von der norwegischen Regierung abhängig. Erste Abbaupläne müssen ebenfalls vom Parlament genehmigt werden.

Das Parlament ruft dazu auf, das Vorsorgeprinzip anzuwenden und erinnert Norwegen an seine Verpflichtungen als Vertragspartei relevanter Verträge, unter anderem über die Bewirtschaftung der Fischbestände im betroffenen Gebiet.

Mehrere EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, Frankreich, Schweden und Finnland, setzen sich im Rahmen von Verhandlungen in der Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) für eine vorsorgliche Pause oder ein vollständiges Verbot des Tiefseebergbaus ein. leo

  • Europäisches Parlament
  • Tiefseebergbau

Wasserstoff: Was die Partnerschaft mit Algerien verspricht

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in Algerien eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit im Wasserstoffbereich unterzeichnet. Geplant sind zunächst die Einrichtung einer “Wasserstoff-Taskforce”, sowie die Installation einer Pilotanlage.

Wie Habeck auf YouTube sagte, könnte Algerien “ein wichtiges Puzzlestück” für die zukünftige deutsche und europäische Energieversorgung sein – und zugleich “einsteigen in eine neue Wertschöpfung, sodass das Land auch einen ökonomischen Anreiz hat, diesen Weg zu gehen.”  

Transportiert werden soll der algerische grüne Wasserstoff, der einmal zehn Prozent des europäischen Bedarfs decken könnte, durch den sogenannten SoutH2Corridor. Geplant ist, bestehende Gaspipelines nach Süddeutschland aus- und umzubauen.

Gasexporte dominieren bislang

“Seit einigen Jahren schon gibt es Gespräche über erneuerbare Energie”, sagt Rachid Ouissa, Politologe an der Philipps-Universität Marburg im Gespräch mit Table.Media. “Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Land sich auch in diesem Sektor spezialisiert”.

Bislang kommt die Zusammenarbeit jedoch nicht über kleine Pilotprojekte hinaus. Der staatliche Öl- und Gaskonzern Sonatrach, dessen Exporte den Staatshaushalt großteils finanzieren, engagiert sich nur zögerlich für erneuerbare Energien.

Weiterhin plant Sonatrach neue Fossilprojekte. Die Leipziger VNG, meldete Bloomberg, schloss aktuell einen Langzeit-Liefervertrag für Gas ab. Doch auch eine Zusammenarbeit im Wasserstoffbereich wurde vor wenigen Wochen vereinbart.

Erneuerbare Energien für eine Reindustrialisierung

“Sonatrach beabsichtigt jetzt aber, selbst in Wind, Sonne und Wasserstoff zu investieren”, sagt Ouaissa. “Das würde die Schaffung eines einzigen Energiesektors unter zentraler Kontrolle bedeuten”.

Damit alle Seiten profitieren, komme es jedoch darauf an, dass die neuen Energieformen nicht nur in den Export gehen. “Eine algerische Reindustrialisierung sollte in einem Energieabkommen mitgedacht werden”, argumentiert der Regionalexperte. “Zumal Algerien eine Zone der Wertschöpfung für die Europäische Union sein könnte.” av

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  • Grüner Wasserstoff

Deutsche Umwelthilfe bot Lobbykampagne für fossiles Gas an

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat einem Gasverband angeboten, für die Zahlung von 2,1 Millionen Euro eine auf drei Jahre angelegte Lobbykampagne für fossiles Gas als Brennstoff in Pkw aufzuziehen. Das neun DIN-A-4-Seiten umfassende Angebot der DUH, gezeichnet von DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, liegt Table.Media vor. Das Angebot stammt aus dem Dezember 2016. Die Kampagne sollte den Titel haben “Saubere Luft durch saubere Antriebe”. Vor der Abgabe des Papiers gab es nach Informationen von Table.Media persönliche Verhandlungen zwischen der DUH und dem Gasverband. Der Verband entschied sich am Ende dagegen, die Kampagne zu finanzieren. Die DUH bestätigte auf Anfrage: “Wir haben Ende 2016 eine Projektskizze ,Saubere Luft durch Saubere Antriebe’ an Erdgas Info geschickt, verbunden mit der Aufstellung der erwarteten Kosten dieses auf drei Jahren angelegten Projektes.”

Das Angebot vermittelt einen Einblick in die Arbeitsweise des Umweltverbandes. “Für die Durchführung der skizzierten Aktivitäten kalkulieren wir mit einem Finanzaufwand von 750 T Euro in 2017, 700T€ in 2018 und 650 T€ in 2019”, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: “Die jährliche Förderunterstützung sollte in zwei gleichen Teilen jeweils zum 1. Februar und 1. August eines jeden Jahres an die DUH überwiesen werden.” Die DUH spricht an mehreren Stellen von einer “Kampagne”. So heißt es etwa: “Flankiert wird die Kampagne durch diverse Fahrzeugmessungen, Fachgespräche, Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Arbeit zu Natural Gas als saubere Antriebsalternative im Verkehrsbereich”.

Laut DUH ist die Idee seinerzeit bei dem “Runden Tisch Erdgasmobilität” des Bundeswirtschaftsministeriums entstanden. Man sei der Einladung gefolgt, “da damals wie heute der Erdgas-Verbrennerantrieb eine weniger CO2- und vor allem weniger Abgase erzeugende Antriebstechnik im Vergleich zum Diesel ist. Die DUH sei bei diesem runden Tisch gefragt worden, “ob wir weitere Projektarbeit zu Erdgasantrieben (….) machen würden” und habe sich dafür offen gezeigt. Der Vertreter des Wirtschaftsministeriums habe bedauert, keinen Etat für ein solches Projekt zu haben. So sei dann Erdgas Info die Projektskizze übersandt worden. mgr

Die ganze Analyse lesen Sie im Europe.Table.

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  • Verkehrspolitik

Presseschau

Keiner kennt seine ganze Lieferkette” – Zeit Online
Thomas Fischermann und Kolja Rudzio sprechen mit dem US-Ökonomen Sarosh Kuruvilla, der 40.000 Unternehmensprüfungen detailliert untersucht hat und ein wenig vorteilhaftes Bild der Auditing-Branche zeichnet. Einzelne Prüfungen würden oft nach uneinheitlichen Normen ablaufen, systematischer Betrug sei keine Seltenheit. Zugleich sei umfassende Kontrolle der Lieferketten mit den gegenwärtigen Instrumenten eine Illusion. Zum Artikel

Wieso lehnt die FDP die EU-Lieferkettenrichtlinie ab, Herr Buschmann? – Frankfurter Allgemeine Zeitung 
Justizminister Marco Buschmann verteidigt im Interview mit der FAZ das “Nein” der FDP zur EU-Lieferkettenrichtlinie auch mit dem Argument, dass sie handwerklich schlecht gemacht sei. Mit Blick auf die vorgesehene Unternehmenshaftung sagt er, es sei Aufgabe des Staates, menschenrechtliche Abkommen einzuhalten. Unternehmen diese Aufgabe in der geplanten Art und Weise zu übertragen, würde zu Rechtsunsicherheit führen. Zum Artikel 

“Wie ein bockiges Kind in der Koalition” – Süddeutsche Zeitung 
Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer sei wütend über die Blockade der EU-Lieferkettenrichtlinie durch die Liberalen und fordere von Olaf Scholz, dass er “die FDP wieder auf Linie des Koalitionsvertrags bringt”, berichten Michael Bauchmüller und Georg Ismar. Kritik daran, dass Scholz seine Richtlinienkompetenz nicht nutzt, komme auch von Umweltorganisationen. Zum Artikel 

Das Öl-Comeback: Big Oil auf fossiler Shoppingtour – Handelsblatt 
Obwohl die Gewinne von Ölkonzernen sinken, investierten viele der Großen in Übernahmen, um ihre Reserven und Abbauflächen auszubauen, berichtet Kathrin Witsch. Nur mit einem stärkeren Fokus auf fossile Energien könnten die Unternehmen ihre Produktion noch ausbauen, bevor die Nachfrage voraussichtlich stagniert. Zum Artikel 

World ‘not prepared’ for climate disasters after warmest ever January – The Guardian 
Von tödlichen Überschwemmungen in Kalifornien bis hin zu verheerenden Bränden in Chile -Wissenschaftler sagten, dass die Welt nicht auf die Klimakatastrophen vorbereitet sei, die immer häufiger auftreten, da die vom Menschen verursachte globale Erwärmung weiterhin Rekorde bricht, berichtet Jonathan Watts. Zum Artikel 

The Trick That Makes Climate Investing in Poor Countries Less Risky – Bloomberg 
Privates Kapital für Klimaprojekte in ärmeren Ländern ist risikoscheu. Die Green Guarantee Company aus Großbritannien bietet nun Absicherung und hat dafür erst einmal 100 Millionen US-Dollar von verschiedenen Regierungen bekommen. Zahra Hirji und Akshat Rathi kennen die Details. Zum Artikel 

Norway oil fund boss criticises ExxonMobil’s ‘aggressive’ climate lawsuit – Financial Times 
ExxonMobil verklagt die Aktivistenaktionäre von Follow This and Arjuna, weil diese eine Verschärfung der Klimaziele des Konzerns beantragt haben. Richard Milne und Myles McCormick haben mit Nicolai Tangen gesprochen. Der Chef des norwegischen Pensionsfonds, der unter den Top-10-Aktionären von ExxonMobil ist, sieht in der Klage eine Gefahr für Aktionärsrechte. Zum Artikel 

Biden Administration Toughens Limits on Deadly Air Pollution – The New York Times 
Die US-Umweltbehörde EPA hat erstmals seit zehn Jahren die Grenzwerte für Feinstaubemissionen der Industrie erhöht. Nach Angaben der US-Regierung sollen so 4.500 vorzeitige Todesfälle verhindert werden. Doch aus der Industrie kommt Widerstand, wie Lisa Friedman erfahren hat. Sie befürchtet höhere Kosten und den Verlust von Arbeitsplätzen. Zum Artikel 

“Es fehlt an ökonomischen Anreizen und an Planungssicherheit” – Plastverarbeiter 
Beim Recycling von Kunststoffen habe sich in den vergangenen Jahren technologisch viel verbessert, sagt Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Es fehle aber noch an ökonomischen Anreizen. Unternehmen, die auf nachhaltigere Lösungen setzen wollen, empfiehlt er klare strategische Überlegungen zu den Zielen. Zum Artikel   

Solarindustrie in Deutschland: Damit das Solarlicht nicht ausgeht – Klimareporter 
Die heimische Photovoltaikindustrie gerät zunehmend unter Druck. Auch Heckert Solar in Chemnitz ist von der Schließung bedroht. Die Ampel-Regierung darf dem Niedergang nicht länger zuschauen, meint Joachim Wille. Zum Artikel 

“Die Energiewende im Verkehr braucht Anreize” – Automobil Industrie 
Claus-Peter Köth wagt einen Ausblick auf das Jahr 2024 und hat dafür auch mit Jan Dannenberg von der Unternehmensberatung Berylls gesprochen. Er rechnet auch in diesem Jahr nur mit einem geringen Wachstum. Zudem nehme die Bedeutung chinesischer Hersteller weiter zu, während sich die globale Marktposition der deutschen Autobauer verschlechtere. Zum Artikel 

Standpunkt

Herzog-Kuballa: Wie eine bessere EU-Lieferkettenrichtlinie gestaltet sein müsste

Von Judith Herzog-Kuballa
Judith Herzog-Kuballa vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau hält die “Notbremse” der FDP bei der CSDDD für richtig.

Jedes europäische Unternehmen steht in der besonderen Verantwortung, in seinen Werken rund um den Globus dafür zu sorgen, dass Menschenrechte nicht verletzt werden und die Produktion hohe soziale und ökologische Standards erfüllt. Das gilt auch für eine Industriebranche wie den Maschinen- und Anlagenbau, und gerade der europäische industrielle Mittelstand erfüllt diesen Anspruch in seinen Produktionsstätten auch.

Eine ganz andere Frage ist jedoch, wie viel Kontrolle dieselben Mittelständler über die Zustände in ihren Zulieferbetrieben und deren Zulieferern haben können. Anders als viele Konsumgüter, die von großen, marktmächtigen Konzernen in Auftrag gegeben werden, bestehen Maschinen und Anlagen aus Tausenden, zum Teil sehr komplexen Bauteilen, die ein mittelständischer Betrieb nur über Zwischenhändler auf dem Weltmarkt beziehen kann. Die Vorstellung, ein solches Unternehmen könnte alle Stufen seiner Lieferkette kennen und kontrollieren, ist völlig unrealistisch.

Vor allem aus diesem Grund halten wir als Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. die Notbremse der FDP für richtig, dem vorliegenden Richtlinienentwurf eines europäischen Lieferkettengesetzes nicht zuzustimmen. Der VDMA hat von Anfang an, lange vor Verabschiedung des Lieferkettengesetzes, für eine europaweite, handhabbare und dem Ziel dienliche Regulierung gekämpft. Doch das Ergebnis des Trilogs zeigt keine Spuren davon.

So wurden die Größenschwellen des Anwendungsbereichs im Vergleich zum deutschen Lieferkettengesetz weiter herabgesetzt. Abgesehen davon, dass kleinere Unternehmen in ihren Liefer- und Wertschöpfungsketten wenig Marktmacht besitzen, um Druck auf Geschäftspartner auszuüben, ist diese Verschärfung aus Sicht des VDMA auch nicht zielführend. Das geplante stufenweise Inkrafttreten der Regelung löst das beschriebene Problem nicht, es verschiebt es lediglich zeitlich nach hinten.

KMU hätten entlastet werden müssen

Eine sinnvolle Regelung hätte dem geringen Einfluss kleinerer Unternehmen Rechnung getragen, indem sie nur große Unternehmen im Anwendungsbereich erfasst und zusätzlich Umsatzschwellen eingeführt hätte. Denn nur dann haben Unternehmen eine Hebelwirkung.

Auch wäre eine Entlastung von klein- und mittelständischen Unternehmen in Ländern mit entsprechender Rechtssetzung durch die Einführung sogenannter “white lists” sinnvoll und zudem risikofrei gewesen. Wem wollen wir denn noch trauen, wenn nicht den europäischen Partnern? Doch wie eine kürzlich veröffentlichte BDI-Umfrage zur Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes leider belegt, gehen vom Gesetz betroffene Unternehmen in ihren Lieferketten häufig nicht risikobasiert vor. Was dazu führt, dass deren Lieferanten von mehreren Seiten mit Fragebögen und Kundenanforderungen überhäuft werden, obwohl gar kein Risikopotenzial vorliegt. Ja, es ist möglich, dass es auch in Europa vereinzelt Menschenrechtsverstöße gibt. Aber für diesen Fall gibt es bereits eine funktionierende Rechtsprechung – ganz im Sinne der Leitprinzipien der Vereinten Nationen (VN): “Die oberste Schutzpflicht unterliegt dem Staat”.

Auch würde die anvisierte Sorgfaltsprüfung viele Mittelständler schlicht überfordern. Wertschöpfungsketten sind in der Investitionsgüterindustrie weit verzweigt: Die Anzahl der Lieferanten potenziert sich schnell von Stufe zu Stufe. Es ist völlig unrealistisch zu erwarten, dass jedes Unternehmen eine Sorgfaltsprüfung für jeden Teil seiner Wertschöpfungskette durchführen kann, insbesondere, wenn es um die endgültige Verwendung oder Entsorgung von Produkten durch den Endkunden geht.

Pflichten auf den Einflussbereich von Firmen beschränken

Auch scheint man in Brüssel aus der Corona-Krise, dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sowie der insgesamt sehr angespannten geopolitischen Lage nicht die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn die geplante Richtlinie lässt für Unternehmen keinerlei Abwägungen zu, die etwa zugunsten der Sicherheit der eigenen Bevölkerung teilweise sinnvoll und notwendig sein könnten – zum Beispiel, wenn dringend Produkte beschafft werden müssen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Stattdessen nimmt man in Kauf, dass sich die Risiko- und Wettbewerbsstellung europäischer Unternehmen im Vergleich zu anderen Ländern zusehends verschlechtert.

Verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass Unternehmen für einen Schaden, der in ihrer Lieferkette etwa durch den Lieferanten verursacht wurde, haften sollen – wenn sie nicht nachweisen können, den Verpflichtungen der Richtlinie ausreichend nachgekommen zu sein. Dabei sehen sowohl das deutsche Lieferkettengesetz als auch die VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte völlig zurecht keine zivilrechtliche Haftung vor.

Daher hat der VDMA von Anfang an gefordert, die Sorgfaltspflichten auf das zu beschränken, was Unternehmen auch kontrollieren und beeinflussen können – den eigenen Betrieb, die Tochtergesellschaften sowie die Lieferanten der ersten Ebene der vorgelagerten Lieferkette, bei denen aufgrund der Marktmacht und des Umsatzes ein Einfluss möglich ist. Würden alle großen europäischen Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten auf diese Weise nachkommen, dann wären die Chancen auf eine erfolgreiche Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen am Arbeitsplatz deutlich höher – und dies auf eine wirksame und nicht verfehlt ambitionierte Weise.

Judith Herzog-Kuballa ist beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) Referentin für Nachhaltigkeit, ESG, CSR und die Nachhaltigkeitsinitiative “Blue Competence”.

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  • Menschenrechte
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ESG.Table Redaktion

ESG.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    das EU-Lieferkettengesetz hat kurz vor der heutigen Abstimmung im Rat einmal mehr für Ärger innerhalb der Ampelkoalition gesorgt: Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schickte am Mittwoch einen Brief an die übrigen EU-Mitgliedstaaten, in dem er Deutschlands Enthaltung begründete und seine Kritik an der geplanten Richtlinie ausgiebig wiederholte. Dies sei nicht in der Bundesregierung abgestimmt, kritisierte ein hochrangiger Regierungsbeamter. Die FDP beherrsche die Grundregeln des Regierungshandelns nicht.

    Schon zum dritten Mal blockiere die FDP Gesetzesvorhaben auf den letzten Metern, kritisierte nun auch die Berichterstatterin im EU-Parlament, Lara Wolters: “Kollegen nehmen das zur Kenntnis”, sagte die niederländische Sozialdemokratin der Deutschen Presse-Agentur in Straßburg. Die übrigen Mitgliedstaaten würden Deutschland nicht mehr beim Wort nehmen und versuchen, Mehrheiten ohne Deutschland zu bilden.

    Im Falle der Lieferkettenrichtlinie könnte dies noch gelingen: Die belgische Ratspräsidentschaft ist optimistisch, eine qualifizierte Mehrheit unter den Mitgliedstaaten zu erhalten. Dabei haben etliche Mitgliedstaaten in den letzten Sitzungen der Arbeitsgruppen noch einmal ihre Bedenken benannt. Diese beziehen sich etwa auf die zivilrechtliche Haftung.

    Schweden wird das Gesetz vermutlich ablehnen, bei vielen anderen ist die Position noch nicht klar. Die österreichische Regierung ist ähnlich gespalten wie die deutsche und könnte sich ebenfalls enthalten. Auch Finnland zieht in Betracht, sich “als Teil einer größeren Gruppe” zu enthalten, will dies aber in letzter Minute endgültig entscheiden.

    Sicher ist bereits die Position Frankreichs: Dort ist man zufrieden mit dem Ergebnis und will laut Informationen von Table.Media zustimmen. Schließlich wurde auf Druck Frankreichs eine Überprüfungsklausel eingebaut, die den Finanzsektor erstmal nicht einbezieht.

    Für eine qualifizierte Mehrheit im Rat sind die Stimmen von mindestens 15 Mitgliedstaaten nötig, die zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung ausmachen. Aufgrund der Enthaltung Deutschlands wird deshalb auch die Stimme des bevölkerungsreichen Italiens entscheidend sein.

    Wir halten Sie auf dem Laufenden!

    Ihre
    Leonie Düngefeld
    Bild von Leonie  Düngefeld

    Analyse

    LNG-Finanzierung: Umweltorganisationen setzen Banken unter Druck

    Fracking im US-Bundesstaat Utah: LNG-Exporte “ernsthaft in Frage.”

    Über hundert US-amerikanische Umwelt- und Klimaschutzorganisationen fordern die Deutsche Bank auf, sich aus dem Geschäft mit verflüssigtem Erdgas (LNG) zurückzuziehen. In einem Table.Media vorliegenden Brief an Vorstandschef Christian Sewing begrüßen sie den von der US-Regierung verhängten Genehmigungsstopp. “Dies ist ein entscheidender Schritt zur Reduzierung von Methanemissionen, zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und zum Schutz von Gemeinden, die mit industrieller Verschmutzung leben”, heißt es darin.

    Gleichzeitig äußern sie die Erwartung, dass sich Finanzinstitute wie die Deutsche Bank künftig nicht mehr am Ausbau der LNG-Infrastruktur in den USA beteiligen. “Neben den offensichtlichen Reputations- und Klimarisiken, die mit der weiteren Finanzierung von LNG-Exporten verbunden sind, fordern wir die Deutsche Bank auf, auch das finanzielle Risiko zu berücksichtigen”. Da die Zukunft der US-LNG-Exporte ernsthaft in Frage gestellt sei, bestehe die Gefahr, dass neue Anlagen schnell zu “stranded assets”, also Investitionsruinen, würden.

    Zukunft der LNG-Exporte “ernsthaft in Frage”

    Ein gleichlautendes Schreiben ging an 13 weitere US-amerikanische und ausländische Banken. Ihnen wurde eine Antwortfrist bis zum 15. Februar 2024 gesetzt. Sollten sie an der Finanzierung neuer LNG-Projekte festhalten, müssten sie “mit dem anhaltenden Widerstand einer internationalen Bewegung für Klimagerechtigkeit rechnen”, so die Unterzeichner, zu denen unter anderem der Sierra Club, Friends of the Earth und das Rainforest Action Network gehören.

    Die Deutsche Bank wollte sich auf Anfrage nicht konkret äußern. “Zum Exposure von Teilsektoren in einzelnen Regionen machen wir grundsätzlich keine Angaben”, so ein Sprecher. Allerdings habe die Bank ihr Engagement im Öl- und Gassektor seit 2016 reduziert. “2022 sanken beispielsweise die ausstehenden Kredite in diesem Sektor um 20 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zum Vorjahr – das entspricht einem Anteil von 1,3 Prozent am gesamten Kreditbuch der Bank”, hieß es.

    In einer Studie der Deutschen Umwelthilfe und Urgewald aus dem Jahr 2023 mit dem Titel “Investitionen ins Klimachaos – Wie deutsche Banken und Unternehmen Fracking-LNG-Projekte ermöglichen” nimmt die Deutsche Bank dennoch einen prominenten Platz bei der Finanzierung von LNG-Infrastruktur in den USA ein. Unter den deutschen Kreditinstituten steht sie mit Krediten und Anleihen in Höhe von knapp 2,2 Milliarden Euro an erster Stelle, gefolgt von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit 1,3 Milliarden Euro und der KfW IPEX-Bank mit 233 Millionen Euro.

    Deutsche Banken geben über 4 Milliarden Euro

    Insgesamt, so die Studie, haben sich deutsche Banken und Investoren an sieben LNG-Exportanlagen in den USA beteiligt. Dafür stellten sie innerhalb von zehn Jahren mehr als vier Milliarden Euro an Krediten zur Verfügung. Hinzu kamen Anleihen in Höhe von rund 613,4 Millionen Euro.

    Die USA haben ihre LNG-Exporte in den vergangenen Jahren stark erhöht und sind heute vor Australien und Katar der weltweit größte Exporteur. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Exporte 2023 um 14,7 Prozent auf 88,9 Millionen Tonnen. Rund die Hälfte davon, nämlich 45,6 Millionen Tonnen, gingen in die EU.

    Im Jahr 2023 kam ein Großteil des von Deutschland importierten LNG aus den USA. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) waren es 83 Prozent. Allerdings spielt direkt importiertes LNG mit sieben Prozent der gesamten deutschen Gasimporte derzeit noch eine vergleichsweise kleine Rolle. “Die Versorgungssicherheit ist weiter gewährleistet”, teilte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums auf Anfrage mit. Man beobachte die Lage sehr genau und stehe zu diesem Thema im Austausch mit der US-Regierung.

    Deutschland will LNG-Terminals weiter massiv ausbauen

    Deutschland baut derzeit seine LNG-Importkapazitäten massiv aus. Seit Dezember 2022 wurden neu gebaute LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel in Betrieb genommen. Am Terminal in Stade soll in diesem Monat erstmals Gas fließen. Die USA spielen als Lieferant eine herausragende Rolle – auch wenn die Bundesregierung versucht, ihre Bezugsquellen zu diversifizieren, etwa durch Verträge mit Katar, Nigeria oder dem Senegal.

    Umweltorganisationen wie die Deutsche Umwelthilfe sehen das kritisch. “Aktuell werden ohne reale Gasmangellage massive LNG-Überkapazitäten geschaffen”, beklagt Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner gegenüber Table.Media. Das Moratorium der US-Regierung bezeichnete er als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Daran solle sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen. “Auch in Deutschland braucht es ein Moratorium für den weiteren LNG-Ausbau”, so Müller-Kraenner.

    Ähnlich sieht es Greenpeace-Expertin Mira Jäger. “Auch deutsche Banken und Investoren sind hier in der Verantwortung – finanzieren sie weiter fossile Projekte, schaffen sie damit Lock-In-Effekte in ein fossiles System und treiben uns weiter Richtung Klimakatastrophe”, warnt sie.

    Das verhängte Moratorium läuft unbefristet. Gut möglich, dass es sich bis ins kommende Jahr zieht und nach der US-Wahl ein neuer Präsident über dessen Fortsetzung oder Ende entscheidet.

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    Klima-Ökonom: “Wer emittiert, muss zahlen. Wer CO₂-Senken bereitstellt, muss bezahlt werden!”

    Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

    Auf der COP war ein großes Thema, wie mehr Geld mobilisiert werden kann – für Anpassung, Finanzhilfen, Investitionen. Und dieses Thema wird die nächste COP dominieren. Aber es wird immer nur davon gesprochen, kurzfristig Geld aufzubringen – und nie von einem systemischen Ansatz, etwa einen globalen CO₂-Preis einzuführen, den Sie schon lange fordern.

    Der Begriff Carbon Pricing wird vermieden. Das Narrativ lautet vielmehr: Die CO₂-freien Technologien müssen billiger werden und zu diesem Zweck müssen wir sie subventionieren. Dann wird der Umstieg gelingen. Aber warum redet man nicht über Carbon Pricing? Weil die Bepreisung von CO₂ mehrere Funktionen hat: Es macht die CO₂-freien Alternativen rentabel. Carbon Pricing besteuert aber auch den fossilen Kapitalstock und führt dazu, dass er abgebaut wird. Und das war auf der COP hochumstritten. Alle wollen den grünen Kapitalstock aufbauen, keiner will den braunen abbauen. Das ist beunruhigend.

    “Keiner will den fossilen Kapitalstock abbauen”

    Jetzt sagen Sie auch noch: Wir müssen eine globale Müllabfuhr für CO₂ organisieren und bezahlen. Was meinen Sie damit?

    Es heißt ja immer, wir stehen zum 1,5-Grad-Ziel. Es ist aber faktisch nicht mehr möglich, diese Grenze der Erwärmung zu halten, wenn damit gemeint ist, dass wir diese Grenze nicht überschreiten dürfen. Das Beste, das wir erreichen können, ist der sogenannte Overshoot: ein zeitweiliges Überschreiten der 1,5 Grad und danach ein Absenken unter 1,5 Grad. Dafür aber müssen wir CO₂ aus der Atmosphäre entziehen. Diese negativen Emissionen brauchen eine neue Art der Klimafinanzierung. Also eine Art Entlohnung für die Müllentsorgung durch negative Emissionen. Denn wenn die Welt bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen und langfristig das 1,5-Grad-Limit halten will, dann müssen wir zum einen die schwer vermeidbaren Restemissionen etwa aus dem Zementsektor oder der Landwirtschaft mit natürlichen oder technischen Optionen kompensieren. Zum anderen müssen wir in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts der Atmosphäre mehr Emissionen entziehen als wir ausstoßen, um den Overshoot abzubauen.

    Kosten für die Müllabfulhr: 0,5 bis vier Billionen US-Dollar jährlich

    Wie soll das funktionieren?  

    Da gibt es zwei fundamentale Prinzipien. Das eine: Wer emittiert, muss zahlen. Das andere: Wer Kohlenstoffsenken bereitstellt, muss dafür entlohnt werden. Das gilt für Bauern, die am Horn von Afrika durch ihre Arbeit im Boden Kohlenstoff dauerhaft binden genauso wie für Leute, die mit technischen Filtern CO₂ aus der Atmosphäre entziehen und in geologischen Formationen lagern.

    Und wie soll das bezahlt werden? Wir reden über Milliardensummen.

    Ja, denn wenn wir die globale Erwärmung langfristig auf 1,5 Grad begrenzen wollen, werden wir bis 2050 jährlich fünf bis 15 Milliarden Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre holen müssen. Bei Preisen von 100 bis 300 US-Dollar pro Tonne CO₂ heißt das, wir müssten etwa eine halbe bis knapp vier Billionen US-Dollar für diese Müllabfuhr ausgeben. Das ist eine gigantische Summe, zwischen 0,3 und drei Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts – und etwa so viel wie die 2,2 Billionen Militärausgaben weltweit im Jahr 2022. Da entsteht ein gigantischer Wirtschaftssektor. Aber auch über diese Art von Klimafinanzierung redet auf den COPs noch keiner.

    Warum wird diese Debatte nicht geführt?

    Weil die Politik nicht konsequent ist. Wenn man sich die nationalen Klimabeiträge der Regierungen ansieht, sieht man eine Verbesserung. Aber die steht erstmal nur auf dem Papier.

    Wenn man sich dann aber anschaut, was die Regierungen tatsächlich machen und es mit dem vergleicht, was ihre Ministerinnen und Minister auf der COP versprechen, dann werden die Versprechen unglaubwürdig. Sie machen buchstäblich das Gegenteil: Auf den Konferenzen reden sie über einen Ausstieg aus der Kohle und aus dem Öl, zuhause machen sie Pläne für eine Ausweitung der Produktion.

    “Die Märkte wetten darauf, dass die Politik nicht umgesetzt wird”

    Aber das wären ja alles gestrandete Kosten, wenn sich die Politik durchsetzt.

    Ich glaube, die Märkte wetten darauf, dass die Klimapolitik nicht wirksam umgesetzt wird, weil sie die Versprechen der Regierung als nicht glaubwürdig einschätzen. Deswegen glaube ich nicht, dass wir auf den Höhepunkt der Produktion von Öl und Gas zusteuern, wie es die Internationale Energiagentur IEA sagt. Die Märkte zeigen bislang keine Bereitschaft, sich von den Fossilen zu verabschieden.

    Sie meinen, die Märkte beeindruckt eine Passage nicht, die die Staaten auffordert, sich “von den Fossilen in einem Wandel wegzubewegen”?

    Wenn die Regierungen wollen, dass die Märkte anders reagieren, dann müssen sie jetzt glaubwürdigere Beschlüsse fassen. Eine solche Glaubwürdigkeit kommt nicht aus immer neuen Zielen wie etwa der Verdreifachung der erneuerbaren Energien, die jetzt in Dubai beschlossen wurde. Das Bekenntnis zur Abkehr von fossilen Brennstoffen im Abschlussdokument der COP setzt ein wichtiges Zeichen. Jetzt kommt es aber darauf an, dass diese Abkehr Realität wird – zum Beispiel, indem die Europäische Union ihren European Green Deal durchsetzt. Wenn etwa beim zweiten Emissionshandel, der in der EU 2027 für den Gebäude- und Verkehrssektor eingeführt wird, die Preise für Öl und Gas steigen und die Importe in die EU sinken, hätte das einen Effekt auf die Märkte. Um zu verhindern, dass diese Einsparung nicht zu einem vermehrten Verbrauch etwa in Asien führt, müsste die USA ebenfalls mitmachen.

    “Ein Nachfragekartell von EU und USA könnte Nachfrage drosseln”

    Wie soll das funktionieren?

    Die EU könnte zusammen mit den USA eine Art Nachfragekartell bilden: Gelingt der Green Deal der EU und der Inflation Reduction Act der USA, sinkt glaubwürdig die Nachfrage nach den Fossilen. Andere Länder könnten sich einer CO₂-Bepreisung anschließen. Wie wirksam das sein kann, zeigt der Blick auf den Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) der Europäer: Allein die Ankündigung dieser CO₂-Grenzausgleichsregelung hat schon erhebliche Wirkungen ausgelöst. Indien erwägt eine nationale CO₂-Steuer, die Türkei einen nationalen Emissionshandel, in den USA denken sogar Republikaner darüber nach. In den Ländern des globalen Südens wollen manche mit der EU darüber sprechen. Auf den Märkten wird man Reaktionen sehen, sobald Instrumente glaubwürdig umgesetzt werden.

    Aber warum ist es so schwer, etwa einen CO₂-Preis einzuführen? Sie haben ja schon früher argumentiert, dass die Politik eigentlich nichts Besseres finden könnte: Emissionen senken und Einnahmen erzeugen, mit denen dann soziale Wohltaten finanziert werden können. Warum ist das trotzdem nicht populär?

    Man kann ja auf das Klimaproblem in zweierlei Weise gucken. Man kann sagen, wir wissen seit dem Klima-Report von Nicholas Stern von 2006, dass Handeln billiger ist als Nichthandeln. Das ist zwar richtig, aber die Vorteile der Klimapolitik sieht man in der Zukunft und anderswo, die Kosten fallen hier und jetzt an. Und zwar bei Gruppen, die sehr mächtig sind. Wer den fossilen Kapitalstock besteuern will, hat sofort die ganzen fossilen Sektoren gegen sich: Die Autoindustrie oder die Baubranchen zum Beispiel. Das kann man nur überwinden, wenn man bereit ist, die potenziellen Verlierer – etwa Haus- oder Autobesitzer – zu kompensieren. Die Regierung hätte beim Heizungsgesetz, als es an den größten Bestandteil des volkswirtschaftlichen Kapitalstocks ging, sofort mit Kompensationen beginnen müssen.

    Nötig: Entlastung für untere Einkommen. Beispiel: Gaspreisbremse

    Dafür sollte es das Klimageld geben. Nur, dass es nicht kommt.

    Eben. Das hat die Regierung nicht geschafft. Das ist letztlich eine politische Entscheidung. Aber auch wir als Wissenschaft haben viel zu wenig darauf hingewiesen, dass die Klimapolitik die ärmeren Haushalte stärker belastet als die reicheren. Wir müssen viel besser kommunizieren, wie eine solche Entlastung für die unteren Einkommen aussehen kann. Wir haben ja auch eine sehr gute Erfahrung damit gemacht: Bei der sogenannten Gaspreisbremse im letzten Winter. Das ist aus meiner Sicht überhaupt nicht richtig gewürdigt worden. Der Name ist völlig falsch, denn wir haben nicht den Preis gebremst, sondern wir haben den Preis voll an die Haushalte durchgereicht und dann die Haushalte kompensiert und zwar entsprechend ihres Verbrauchs. Und wir haben den Verbrauch in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte 2022 um 23 Prozent gesenkt und den sozialen Frieden gewahrt.

    Schlagen Sie so eine Kompensation auch im internationalen Maßstab vor?

    Aus meiner Sicht ist das unverzichtbar. Wir brauchen Mechanismen, die Länder dabei unterstützen, dass sie ihre CO₂-Preise anheben. Ein Entwicklungsland kann nicht den gleichen CO₂-Preis haben wie die EU. Dafür muss es Fonds geben. Und die Klima-Entwicklungshilfe müsste daran gekoppelt sein, dass die Länder einen CO₂-Preis einführen. Solche an Bedingungen geknüpfte Hilfszahlungen sind ein Tabu, das ist mir klar. Aber so eine Art von Lastenausgleich wäre nötig und wirkungsvoll.

    Das hieße, Industrieländer zahlen viele Milliarden, damit in Entwicklungsländern ein CO₂-Preis gilt, der so hoch ist wie bei uns?

    Wir würden davon profitieren. Warum? Erstens, weil die anderen dann auch Klimapolitik betreiben. Und zweitens schützen wir unsere Industrie vor Wettbewerbsnachteil. Man kann damit Trittbrettfahrer aushebeln. Es wäre eine Kooperation, bei der alle gewinnen.

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    Termine auf der Biofach 2024

    Die übergeordneten Themen der Biofach 2024: Wertschöpfungsketten, Verpackung, Regulierung

    Die Biofach ist die weltgrößte Messe für Bio-Lebensmittel. Sie findet dieses Jahr vom 13. bis 16. Februar in Nürnberg statt. Als “Weltleitmesse” der Branche richtet sie sich in erster Linie an ein Fachpublikum. Erwartet werden wieder über 2.500 Aussteller aus fast 100 Ländern.

    Der begleitende Kongress steht unter dem Motto “Food for the Future: Women’s Impact on Sustainable Food Systems” und stellt die transformative Kraft von Frauen in den Mittelpunkt. Sowohl das Rahmen- als auch das Kongressprogramm bieten eine Reihe interessanter Veranstaltungen unter ESG- und Transformationsaspekten. Hier eine kleine Auswahl:

    Dienstag, 13. Februar 2024, 11-11:45 Uhr
    Packaging legislation is coming: what impact for organic operators? Info & Anmeldung

    Dienstag, 13. Februar 2024, 16:30-17:30 Uhr
    Mit der Bio-Strategie auf dem Weg zu 30/30 – im Handel Info & Anmeldung

    Dienstag, 13. Februar 2024, 16:45-17:30 Uhr
    EU Sustainability Reporting Standards for Agriculture & Food – Insights from the EFRAG writing Team. Info & Anmeldung

    Mittwoch, 14. Februar 2024, 10-11 Uhr
    Curriculum Z. Zukunftskompetenzen für nachhaltiges Wirtschaften Info & Anmeldung

    Mittwoch, 14. Februar 2024, 11:15-12:15 Uhr
    Navigating social Justice in organic Supply Chains: How Certification can deliver Principle of Fairness in organic Agriculture Info & Anmeldung

    Mittwoch, 14. Februar 2024, 15:45-16:30 Uhr
    Nachhaltigkeitsberichterstattung und Impact? Info & Anmeldung

    Donnerstag, 15. Februar 2024, 12-13 Uhr
    Organic production in the South from 2025 – the impacts of the new EU Regulation Info & Anmeldung

    Donnerstag, 15. Februar 2024, 12-12:45 Uhr
    Nachhaltigkeit bei Verpackung im Zeichen von VerpackungsG, Recyclingquoten, Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und Taxonomie Info & Anmeldung

    Donnerstag, 15. Februar 2024, 13:30-15 Uhr
    The new EU trade regime for organics – impact on EU companies Info & Anmeldung

    Donnerstag, 15. Februar 2024, 15:30-16:30 Uhr
    Herausforderungen: Öko – Land – Wirtschaft – Die Wertschöpfungsketten im Fokus Info & Anmeldung

    Freitag, 16. Februar 2024, 11-12 Uhr
    Neo-colonialism or level playing field? Challenges of the EU-organic food law for the organic Global South Info & Anmeldung

    Weitere Informationen

    Rahmen- und Kongressprogramm

    Anmeldung und Tickets

    News

    Bund fördert Impact-Start-ups mit mehr als 200 Mio. Euro

    Die Bundesregierung will junge sozial-ökologische Unternehmen, die eine messbare Wirkung hinterlassen, unterstützen und hat angekündigt, über 200 Millionen Euro Risikokapital zur Verfügung zu stellen. Ergänzt werden soll die Investition durch privates Geld von institutionellen Anlegern oder Family-Offices, das der Bund durch seine Initiative anziehen möchte. 

    Der Plan ist Teil eines größeren Vorhabens. Insgesamt sind 1,75 Milliarden Euro für Start-ups aus den Bereichen KI, Klima-, Quanten- und Biotechnologien vorgesehen. Das Geld stammt zu großen Teilen aus der “strategischen Reserve” des Zukunftsfonds (1,6 Milliarden Euro), ein kleiner Teil kommt aus dem ERP-Sondervermögen (150 Millionen Euro). Zusätzliche 1,75 Milliarden Euro werden über die private Wirtschaft gehebelt, so die Ankündigung. Die Hoffnung der Regierung ist, Gründern bessere Möglichkeiten der Entwicklungs-, Anschluss- und Exitfinanzierung zu bieten als bisher und sie nicht in die USA oder nach Israel abwandern lassen zu müssen, wo Geldgeber risikobereiter sind. 

    Über welche Fonds und Instrumente die Mittel investiert werden, will die zuständige Bank KfW Capital bis Ende des Jahres entscheiden. Danach soll die “sukzessive Einführung der Produkte” beginnen. Gespräche mit oder Zusagen von Investoren habe es noch nicht gegeben, sagte eine Sprecherin. Susanne Bregy, Geschäftsführerin der Bundesinitiative Impact Investing, sagt: “Begrüßenswert wäre es, wenn bei der Allokation gezielt ‘First Time Funds’ und auch ‘First Time Teams’ finanziert werden würden, da diese Venture-Capital-Fonds die größten Schwierigkeiten bei der Investorensuche haben.” Die Summe von 200 Millionen Euro für Impact-Start-ups sei “ein richtiger Schritt”, der “die Relevanz und Notwendigkeit von Impact Investing” zeigt. Zugleich seien die Mittel für den jungen Sektor “nicht ausreichend”. maw

    • Start-ups
    • Sustainable Finance

    Berichtspflichten: EU verschiebt ausstehende Standards auf 2026

    Die EU will die noch fehlenden Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) erst im Juni 2026 annehmen, also zwei Jahre später als geplant. Darauf einigten sich der Rat und das Parlament am Mittwoch vorläufig; sie müssen das Ergebnis jetzt noch formal annehmen. Unternehmen sollen dadurch mehr Zeit erhalten, sich auf die bereits angenommenen, bereichsübergreifenden Standards zu konzentrieren und sich auf weitere Standards vorzubereiten.

    Auf der Grundlage der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) hatte die EU-Kommission im Juli 2023 eine erste Reihe von Standards angenommen, die bereichsübergreifend und für alle Nachhaltigkeitsthemen gelten. Geplant war, im Juni 2024 die übrigen Standards zu verabschieden:

    • sektorspezifische Standards,
    • Standards für KMU,
    • und Standards für Unternehmen aus Drittländern mit einem Umsatz von 150 Millionen Euro in der EU, die mindestens eine Tochtergesellschaft oder Niederlassung in der EU haben.

    Mit der nun beschlossenen Richtlinie wird die Annahme der neuen Standards auf den 30. Juni 2026 verschoben. Das Datum für die Anwendung für Unternehmen aus Drittländern bleibt, wie in der CSRD festgelegt, das Geschäftsjahr 2028.

    Die EU-Kommission hat im Oktober 2023 einen Vorschlag für die zweijährige Verschiebung der Annahmefristen vorgelegt. Dieser ist Teil eines ersten Maßnahmenpakets zur Rationalisierung der Berichtsanforderungen und des KMU-Entlastungspakets. Die Kommission plant, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren, um Unternehmen zu entlasten. leo

    • Berichtspflichten
    • CSRD
    • Nachhaltigkeitsberichterstattung

    Tiefseebergbau in Norwegen: EU-Parlament kritisiert Beschluss

    Das EU-Parlament hat am Mittwoch in Straßburg eine Resolution verabschiedet, mit der sie deutliche Kritik an Norwegens Entscheidung, Gebiete für den Tiefseebergbau freizugeben, übt. 523 von 616 Abgeordneten stimmten für den Entwurf. Sie fordern in der Resolution die EU-Kommission, die Mitgliedstaaten und alle weiteren Länder auf, sich für ein internationales Moratorium für den Tiefseebergbau einzusetzen, bis dessen Auswirkungen auf die Umwelt hinreichend erforscht seien.

    Das norwegische Parlament hatte am 9. Januar einen Beschluss gefasst, wonach ein Gebiet von 281.200 Quadratkilometern in der Arktis für mögliche Bergbauprojekte am Meeresboden erkundet werden darf. Der Prozess ist ergebnisoffen; weitere Entscheidungen über Abbaupläne oder Abbaugenehmigungen sind von der norwegischen Regierung abhängig. Erste Abbaupläne müssen ebenfalls vom Parlament genehmigt werden.

    Das Parlament ruft dazu auf, das Vorsorgeprinzip anzuwenden und erinnert Norwegen an seine Verpflichtungen als Vertragspartei relevanter Verträge, unter anderem über die Bewirtschaftung der Fischbestände im betroffenen Gebiet.

    Mehrere EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, Frankreich, Schweden und Finnland, setzen sich im Rahmen von Verhandlungen in der Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) für eine vorsorgliche Pause oder ein vollständiges Verbot des Tiefseebergbaus ein. leo

    • Europäisches Parlament
    • Tiefseebergbau

    Wasserstoff: Was die Partnerschaft mit Algerien verspricht

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in Algerien eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit im Wasserstoffbereich unterzeichnet. Geplant sind zunächst die Einrichtung einer “Wasserstoff-Taskforce”, sowie die Installation einer Pilotanlage.

    Wie Habeck auf YouTube sagte, könnte Algerien “ein wichtiges Puzzlestück” für die zukünftige deutsche und europäische Energieversorgung sein – und zugleich “einsteigen in eine neue Wertschöpfung, sodass das Land auch einen ökonomischen Anreiz hat, diesen Weg zu gehen.”  

    Transportiert werden soll der algerische grüne Wasserstoff, der einmal zehn Prozent des europäischen Bedarfs decken könnte, durch den sogenannten SoutH2Corridor. Geplant ist, bestehende Gaspipelines nach Süddeutschland aus- und umzubauen.

    Gasexporte dominieren bislang

    “Seit einigen Jahren schon gibt es Gespräche über erneuerbare Energie”, sagt Rachid Ouissa, Politologe an der Philipps-Universität Marburg im Gespräch mit Table.Media. “Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Land sich auch in diesem Sektor spezialisiert”.

    Bislang kommt die Zusammenarbeit jedoch nicht über kleine Pilotprojekte hinaus. Der staatliche Öl- und Gaskonzern Sonatrach, dessen Exporte den Staatshaushalt großteils finanzieren, engagiert sich nur zögerlich für erneuerbare Energien.

    Weiterhin plant Sonatrach neue Fossilprojekte. Die Leipziger VNG, meldete Bloomberg, schloss aktuell einen Langzeit-Liefervertrag für Gas ab. Doch auch eine Zusammenarbeit im Wasserstoffbereich wurde vor wenigen Wochen vereinbart.

    Erneuerbare Energien für eine Reindustrialisierung

    “Sonatrach beabsichtigt jetzt aber, selbst in Wind, Sonne und Wasserstoff zu investieren”, sagt Ouaissa. “Das würde die Schaffung eines einzigen Energiesektors unter zentraler Kontrolle bedeuten”.

    Damit alle Seiten profitieren, komme es jedoch darauf an, dass die neuen Energieformen nicht nur in den Export gehen. “Eine algerische Reindustrialisierung sollte in einem Energieabkommen mitgedacht werden”, argumentiert der Regionalexperte. “Zumal Algerien eine Zone der Wertschöpfung für die Europäische Union sein könnte.” av

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    • Energiewende
    • Grüner Wasserstoff

    Deutsche Umwelthilfe bot Lobbykampagne für fossiles Gas an

    Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat einem Gasverband angeboten, für die Zahlung von 2,1 Millionen Euro eine auf drei Jahre angelegte Lobbykampagne für fossiles Gas als Brennstoff in Pkw aufzuziehen. Das neun DIN-A-4-Seiten umfassende Angebot der DUH, gezeichnet von DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, liegt Table.Media vor. Das Angebot stammt aus dem Dezember 2016. Die Kampagne sollte den Titel haben “Saubere Luft durch saubere Antriebe”. Vor der Abgabe des Papiers gab es nach Informationen von Table.Media persönliche Verhandlungen zwischen der DUH und dem Gasverband. Der Verband entschied sich am Ende dagegen, die Kampagne zu finanzieren. Die DUH bestätigte auf Anfrage: “Wir haben Ende 2016 eine Projektskizze ,Saubere Luft durch Saubere Antriebe’ an Erdgas Info geschickt, verbunden mit der Aufstellung der erwarteten Kosten dieses auf drei Jahren angelegten Projektes.”

    Das Angebot vermittelt einen Einblick in die Arbeitsweise des Umweltverbandes. “Für die Durchführung der skizzierten Aktivitäten kalkulieren wir mit einem Finanzaufwand von 750 T Euro in 2017, 700T€ in 2018 und 650 T€ in 2019”, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: “Die jährliche Förderunterstützung sollte in zwei gleichen Teilen jeweils zum 1. Februar und 1. August eines jeden Jahres an die DUH überwiesen werden.” Die DUH spricht an mehreren Stellen von einer “Kampagne”. So heißt es etwa: “Flankiert wird die Kampagne durch diverse Fahrzeugmessungen, Fachgespräche, Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Arbeit zu Natural Gas als saubere Antriebsalternative im Verkehrsbereich”.

    Laut DUH ist die Idee seinerzeit bei dem “Runden Tisch Erdgasmobilität” des Bundeswirtschaftsministeriums entstanden. Man sei der Einladung gefolgt, “da damals wie heute der Erdgas-Verbrennerantrieb eine weniger CO2- und vor allem weniger Abgase erzeugende Antriebstechnik im Vergleich zum Diesel ist. Die DUH sei bei diesem runden Tisch gefragt worden, “ob wir weitere Projektarbeit zu Erdgasantrieben (….) machen würden” und habe sich dafür offen gezeigt. Der Vertreter des Wirtschaftsministeriums habe bedauert, keinen Etat für ein solches Projekt zu haben. So sei dann Erdgas Info die Projektskizze übersandt worden. mgr

    Die ganze Analyse lesen Sie im Europe.Table.

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    Presseschau

    Keiner kennt seine ganze Lieferkette” – Zeit Online
    Thomas Fischermann und Kolja Rudzio sprechen mit dem US-Ökonomen Sarosh Kuruvilla, der 40.000 Unternehmensprüfungen detailliert untersucht hat und ein wenig vorteilhaftes Bild der Auditing-Branche zeichnet. Einzelne Prüfungen würden oft nach uneinheitlichen Normen ablaufen, systematischer Betrug sei keine Seltenheit. Zugleich sei umfassende Kontrolle der Lieferketten mit den gegenwärtigen Instrumenten eine Illusion. Zum Artikel

    Wieso lehnt die FDP die EU-Lieferkettenrichtlinie ab, Herr Buschmann? – Frankfurter Allgemeine Zeitung 
    Justizminister Marco Buschmann verteidigt im Interview mit der FAZ das “Nein” der FDP zur EU-Lieferkettenrichtlinie auch mit dem Argument, dass sie handwerklich schlecht gemacht sei. Mit Blick auf die vorgesehene Unternehmenshaftung sagt er, es sei Aufgabe des Staates, menschenrechtliche Abkommen einzuhalten. Unternehmen diese Aufgabe in der geplanten Art und Weise zu übertragen, würde zu Rechtsunsicherheit führen. Zum Artikel 

    “Wie ein bockiges Kind in der Koalition” – Süddeutsche Zeitung 
    Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer sei wütend über die Blockade der EU-Lieferkettenrichtlinie durch die Liberalen und fordere von Olaf Scholz, dass er “die FDP wieder auf Linie des Koalitionsvertrags bringt”, berichten Michael Bauchmüller und Georg Ismar. Kritik daran, dass Scholz seine Richtlinienkompetenz nicht nutzt, komme auch von Umweltorganisationen. Zum Artikel 

    Das Öl-Comeback: Big Oil auf fossiler Shoppingtour – Handelsblatt 
    Obwohl die Gewinne von Ölkonzernen sinken, investierten viele der Großen in Übernahmen, um ihre Reserven und Abbauflächen auszubauen, berichtet Kathrin Witsch. Nur mit einem stärkeren Fokus auf fossile Energien könnten die Unternehmen ihre Produktion noch ausbauen, bevor die Nachfrage voraussichtlich stagniert. Zum Artikel 

    World ‘not prepared’ for climate disasters after warmest ever January – The Guardian 
    Von tödlichen Überschwemmungen in Kalifornien bis hin zu verheerenden Bränden in Chile -Wissenschaftler sagten, dass die Welt nicht auf die Klimakatastrophen vorbereitet sei, die immer häufiger auftreten, da die vom Menschen verursachte globale Erwärmung weiterhin Rekorde bricht, berichtet Jonathan Watts. Zum Artikel 

    The Trick That Makes Climate Investing in Poor Countries Less Risky – Bloomberg 
    Privates Kapital für Klimaprojekte in ärmeren Ländern ist risikoscheu. Die Green Guarantee Company aus Großbritannien bietet nun Absicherung und hat dafür erst einmal 100 Millionen US-Dollar von verschiedenen Regierungen bekommen. Zahra Hirji und Akshat Rathi kennen die Details. Zum Artikel 

    Norway oil fund boss criticises ExxonMobil’s ‘aggressive’ climate lawsuit – Financial Times 
    ExxonMobil verklagt die Aktivistenaktionäre von Follow This and Arjuna, weil diese eine Verschärfung der Klimaziele des Konzerns beantragt haben. Richard Milne und Myles McCormick haben mit Nicolai Tangen gesprochen. Der Chef des norwegischen Pensionsfonds, der unter den Top-10-Aktionären von ExxonMobil ist, sieht in der Klage eine Gefahr für Aktionärsrechte. Zum Artikel 

    Biden Administration Toughens Limits on Deadly Air Pollution – The New York Times 
    Die US-Umweltbehörde EPA hat erstmals seit zehn Jahren die Grenzwerte für Feinstaubemissionen der Industrie erhöht. Nach Angaben der US-Regierung sollen so 4.500 vorzeitige Todesfälle verhindert werden. Doch aus der Industrie kommt Widerstand, wie Lisa Friedman erfahren hat. Sie befürchtet höhere Kosten und den Verlust von Arbeitsplätzen. Zum Artikel 

    “Es fehlt an ökonomischen Anreizen und an Planungssicherheit” – Plastverarbeiter 
    Beim Recycling von Kunststoffen habe sich in den vergangenen Jahren technologisch viel verbessert, sagt Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Es fehle aber noch an ökonomischen Anreizen. Unternehmen, die auf nachhaltigere Lösungen setzen wollen, empfiehlt er klare strategische Überlegungen zu den Zielen. Zum Artikel   

    Solarindustrie in Deutschland: Damit das Solarlicht nicht ausgeht – Klimareporter 
    Die heimische Photovoltaikindustrie gerät zunehmend unter Druck. Auch Heckert Solar in Chemnitz ist von der Schließung bedroht. Die Ampel-Regierung darf dem Niedergang nicht länger zuschauen, meint Joachim Wille. Zum Artikel 

    “Die Energiewende im Verkehr braucht Anreize” – Automobil Industrie 
    Claus-Peter Köth wagt einen Ausblick auf das Jahr 2024 und hat dafür auch mit Jan Dannenberg von der Unternehmensberatung Berylls gesprochen. Er rechnet auch in diesem Jahr nur mit einem geringen Wachstum. Zudem nehme die Bedeutung chinesischer Hersteller weiter zu, während sich die globale Marktposition der deutschen Autobauer verschlechtere. Zum Artikel 

    Standpunkt

    Herzog-Kuballa: Wie eine bessere EU-Lieferkettenrichtlinie gestaltet sein müsste

    Von Judith Herzog-Kuballa
    Judith Herzog-Kuballa vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau hält die “Notbremse” der FDP bei der CSDDD für richtig.

    Jedes europäische Unternehmen steht in der besonderen Verantwortung, in seinen Werken rund um den Globus dafür zu sorgen, dass Menschenrechte nicht verletzt werden und die Produktion hohe soziale und ökologische Standards erfüllt. Das gilt auch für eine Industriebranche wie den Maschinen- und Anlagenbau, und gerade der europäische industrielle Mittelstand erfüllt diesen Anspruch in seinen Produktionsstätten auch.

    Eine ganz andere Frage ist jedoch, wie viel Kontrolle dieselben Mittelständler über die Zustände in ihren Zulieferbetrieben und deren Zulieferern haben können. Anders als viele Konsumgüter, die von großen, marktmächtigen Konzernen in Auftrag gegeben werden, bestehen Maschinen und Anlagen aus Tausenden, zum Teil sehr komplexen Bauteilen, die ein mittelständischer Betrieb nur über Zwischenhändler auf dem Weltmarkt beziehen kann. Die Vorstellung, ein solches Unternehmen könnte alle Stufen seiner Lieferkette kennen und kontrollieren, ist völlig unrealistisch.

    Vor allem aus diesem Grund halten wir als Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. die Notbremse der FDP für richtig, dem vorliegenden Richtlinienentwurf eines europäischen Lieferkettengesetzes nicht zuzustimmen. Der VDMA hat von Anfang an, lange vor Verabschiedung des Lieferkettengesetzes, für eine europaweite, handhabbare und dem Ziel dienliche Regulierung gekämpft. Doch das Ergebnis des Trilogs zeigt keine Spuren davon.

    So wurden die Größenschwellen des Anwendungsbereichs im Vergleich zum deutschen Lieferkettengesetz weiter herabgesetzt. Abgesehen davon, dass kleinere Unternehmen in ihren Liefer- und Wertschöpfungsketten wenig Marktmacht besitzen, um Druck auf Geschäftspartner auszuüben, ist diese Verschärfung aus Sicht des VDMA auch nicht zielführend. Das geplante stufenweise Inkrafttreten der Regelung löst das beschriebene Problem nicht, es verschiebt es lediglich zeitlich nach hinten.

    KMU hätten entlastet werden müssen

    Eine sinnvolle Regelung hätte dem geringen Einfluss kleinerer Unternehmen Rechnung getragen, indem sie nur große Unternehmen im Anwendungsbereich erfasst und zusätzlich Umsatzschwellen eingeführt hätte. Denn nur dann haben Unternehmen eine Hebelwirkung.

    Auch wäre eine Entlastung von klein- und mittelständischen Unternehmen in Ländern mit entsprechender Rechtssetzung durch die Einführung sogenannter “white lists” sinnvoll und zudem risikofrei gewesen. Wem wollen wir denn noch trauen, wenn nicht den europäischen Partnern? Doch wie eine kürzlich veröffentlichte BDI-Umfrage zur Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes leider belegt, gehen vom Gesetz betroffene Unternehmen in ihren Lieferketten häufig nicht risikobasiert vor. Was dazu führt, dass deren Lieferanten von mehreren Seiten mit Fragebögen und Kundenanforderungen überhäuft werden, obwohl gar kein Risikopotenzial vorliegt. Ja, es ist möglich, dass es auch in Europa vereinzelt Menschenrechtsverstöße gibt. Aber für diesen Fall gibt es bereits eine funktionierende Rechtsprechung – ganz im Sinne der Leitprinzipien der Vereinten Nationen (VN): “Die oberste Schutzpflicht unterliegt dem Staat”.

    Auch würde die anvisierte Sorgfaltsprüfung viele Mittelständler schlicht überfordern. Wertschöpfungsketten sind in der Investitionsgüterindustrie weit verzweigt: Die Anzahl der Lieferanten potenziert sich schnell von Stufe zu Stufe. Es ist völlig unrealistisch zu erwarten, dass jedes Unternehmen eine Sorgfaltsprüfung für jeden Teil seiner Wertschöpfungskette durchführen kann, insbesondere, wenn es um die endgültige Verwendung oder Entsorgung von Produkten durch den Endkunden geht.

    Pflichten auf den Einflussbereich von Firmen beschränken

    Auch scheint man in Brüssel aus der Corona-Krise, dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sowie der insgesamt sehr angespannten geopolitischen Lage nicht die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn die geplante Richtlinie lässt für Unternehmen keinerlei Abwägungen zu, die etwa zugunsten der Sicherheit der eigenen Bevölkerung teilweise sinnvoll und notwendig sein könnten – zum Beispiel, wenn dringend Produkte beschafft werden müssen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Stattdessen nimmt man in Kauf, dass sich die Risiko- und Wettbewerbsstellung europäischer Unternehmen im Vergleich zu anderen Ländern zusehends verschlechtert.

    Verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass Unternehmen für einen Schaden, der in ihrer Lieferkette etwa durch den Lieferanten verursacht wurde, haften sollen – wenn sie nicht nachweisen können, den Verpflichtungen der Richtlinie ausreichend nachgekommen zu sein. Dabei sehen sowohl das deutsche Lieferkettengesetz als auch die VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte völlig zurecht keine zivilrechtliche Haftung vor.

    Daher hat der VDMA von Anfang an gefordert, die Sorgfaltspflichten auf das zu beschränken, was Unternehmen auch kontrollieren und beeinflussen können – den eigenen Betrieb, die Tochtergesellschaften sowie die Lieferanten der ersten Ebene der vorgelagerten Lieferkette, bei denen aufgrund der Marktmacht und des Umsatzes ein Einfluss möglich ist. Würden alle großen europäischen Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten auf diese Weise nachkommen, dann wären die Chancen auf eine erfolgreiche Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen am Arbeitsplatz deutlich höher – und dies auf eine wirksame und nicht verfehlt ambitionierte Weise.

    Judith Herzog-Kuballa ist beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) Referentin für Nachhaltigkeit, ESG, CSR und die Nachhaltigkeitsinitiative “Blue Competence”.

    • Lieferketten
    • Menschenrechte
    • Sorgfaltspflichten

    ESG.Table Redaktion

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