die geplante neue Rechtsform “Gesellschaft mit gebundenem Vermögen” soll es Unternehmern ermöglichen, ihre Firma weiterzugeben, ohne dass Nachfolger das Vermögen daraus abziehen können. Wir berichten heute exklusiv über ein Eckpunktepapier, das vom Bundesjustizministerium und dem Bundesfinanzministerium erarbeitet worden ist. Helene Bubrowski erklärt, warum die Vorschläge hinter den Erwartungen vieler Parlamentarier zurückbleiben und daher großes Konfliktpotenzial für die Ampel-Koalition mit sich bringen.
Große Konflikte gab es bereits bei den Haushaltsverhandlungen für 2025. Am Freitag hat die Bundesregierung ihre letzten Änderungsvorschläge vorgestellt, darunter auch den Entwurf für den Haushaltsplan des Klima- und Transformationsfonds (KTF). Wie viel eingespart werden soll und ob die Mittel für die Förderprogramme überhaupt ausreichen werden, hat Malte Kreutzfeldt recherchiert.
Zwischenstaatliches Konfliktpotenzial sehen Fachleute bei Rohstoffen, die für die Energiewende wichtig sind. Zwischen Deutschland und China gebe es aber auch Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Worin diese bestehen und was Deutschland von China beim Übergang zur Circular Economy lernen kann, beschreibt Raimund Bleischwitz, Professor für Globale Nachhaltige Ressourcen an der Universität Bremen, in seinem Standpunkt.
Ein Hinweis in eigener Sache: Am 16. September um 11 Uhr veranstalten wir ein ESG.Table-Live Briefing. Thema: Wie sich die globalen Nachhaltigkeitsziele noch erreichen lassen. Anlass ist der Summit of the Future der Vereinten Nationen am 22. und 23. September in New York City. Dort wollen Staats- und Regierungschefs besprechen, wie die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele beschleunigt werden kann. Melden Sie sich gerne hier an.
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Bis Ende 2026 suchen rund 560.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland eine Nachfolge. Nach Prognosen der DIHK gelingt nur bei einem Drittel die Weitergabe in der Familie. 190.000 werden nach Schätzungen hingegen ohne Nachfolge aus dem Markt ausscheiden. Mal gibt es keine Kinder, mal zu viele, mal haben die Kinder kein Interesse.
Deshalb diskutieren Fachpolitiker und Wissenschaftler seit Jahren darüber, eine neue Rechtsform “Gesellschaft mit gebundenem Vermögen” zu schaffen. Die Idee ist, das Vermögen des Unternehmens zu binden, sodass Nachfolger sich nicht persönlich daran bereichern können. Bislang ist dieses Ziel nur mit dem komplizierten Modell einer Doppelstiftung zu erreichen. Die Firma Bosch zum Beispiel ist diesen Weg gegangen. Im Koalitionsvertrag hat die Ampel-Koalition vereinbart, eine entsprechende Rechtsgrundlage zu schaffen, und dies zuletzt im Juli im Rahmen der Wachstumsinitiative bekräftigt.
Table.Briefings liegt exklusiv das Eckpunktepapier vor, das das Bundesjustizministerium und das Bundesfinanzministerium erarbeitet haben. Es ist zu erwarten, dass darüber noch heftig gestritten wird: Die Vorschläge bleiben hinter den Erwartungen der Parlamentarier von SPD, Grünen und FDP zurück, die sich für die Idee engagieren. Auch die Union sieht Handlungsbedarf.
Laut Eckpunktepapier soll eine “thesaurierende Kapitalgesellschaft” geschaffen werden. Sie soll sich am Recht der GmbH orientieren, ergänzt durch Spezialregelungen. Diese sehen vor, “dass die Gesellschafter weder offen noch verdeckt Gewinne entnehmen oder ausschütten und dies auch nicht über eine Änderung des Gesellschaftsvertrags aufheben können”. Allerdings listet das sechsseitige Papier vor allem Probleme und Schwierigkeiten auf, die nach Ansicht der Verfasser nur durch ergänzende Regelungen und Maßnahmen – vor allem im Steuerrecht – zu lösen sind. Eine schlanke, unbürokratische Lösung wird offenbar nicht angestrebt.
Juristisch ist der Knackpunkt die Frage, ob und wie die Umwandlungsmöglichkeiten für die Gesellschaft beschränkt werden. Aufgrund der europäischen Mobilitätsrichtlinie können sich deutsche Kapitalgesellschaften in andere europäische Kapitalgesellschaften umwandeln. Die deutsche GmbH etwa kann in eine französische S.A.R.L. transformiert werden. Entscheidend ist, ob die Bindung des Vermögens durch die Umwandlung aufgehoben werden kann: Ob also eine Umwandlung auch in eine ausländische Rechtsform möglich ist, die die Vermögensbindung (“ewiger Asset Lock”) nicht kennt.
Nach den Vorstellungen im BMJ und BMF – beide von der FDP geführt – darf diese Möglichkeit nicht beschränkt werden. Ansonsten würde die Norm “mit großer Wahrscheinlichkeit gegen EU-Recht verstoßen und somit zu einem Vertragsverletzungsverfahren führen können”. Das grün-geführte BMWK sieht das anders. Staatssekretär Sven Giegold, langjähriger Europaabgeordneter, sagte zu Table.Briefings: “Die Sorge, dass die Beschränkung der Umwandlungsmöglichkeiten europarechtswidrig sein könnte, teilen wir nicht. In anderen Ländern gibt es bereits eine ähnliche Regelung.” Dem Vernehmen nach hat das BMWK dennoch kein Veto gegen das Eckpunktepapier eingelegt. Ansonsten würde in dieser Legislaturperiode schon aus Zeitgründen nichts mehr daraus werden.
Möglich ist, dass die Parlamentarier noch nacharbeiten. Katharina Beck von den Grünen hält die Beschränkung der Umwandlungsmöglichkeiten für ein Kernelement, denn sonst fehle das Vertrauen in die Vermögensbindung. “Die entscheidende Innovation für eine sinnvolle Regelung ist die unabänderliche einhundertprozentige Vermögensbindung”, sagte die Bundestagsabgeordnete zu Table.Briefings. In einer Pressemitteilung vom Juli, die auch mit dem FDP-Abgeordneten Otto Fricke und Esra Limbacher von der SPD abgestimmt ist, heißt es, die “unumkehrbare Vermögensbindung” müsse auch “europarechtlich abgesichert sein”. Umwandlungen sollten nur in andere Rechtsformen mit äquivalenter Vermögensbindung erlaubt sein.
So sieht es auch ein Gesetzentwurf vor, den eine Gruppe von Professoren um Anne Sanders, Gesellschaftsrechtlerin an der Universität Bielefeld, erarbeitet hat. Dieser soll im September veröffentlicht werden. Die Rechtslehrer sind zu der Überzeugung gekommen, dass eine Ergänzung des GmbH-Rechts nur der zweitbeste Weg ist. Sie plädieren für eine Kombination aus Elementen des Genossenschaftsrechts, des GmbH-Rechts und des Rechts der Kommanditgesellschaft.
“Eine eigene Rechtsform erlaubt es, passgenaue Regeln zu entwickeln, statt das GmbH-Recht mühsam zurechtzubiegen”, sagte Sanders zu Table.Briefings. “Dazu gehört eine Governance, mit der die Vermögensbindung verlässlich gegen Umgehung abgesichert wird.” Sanders stellt klar, dass trotz der Vermögensbindung die Freiheit der unternehmerischen Entscheidungen nicht eingeschränkt werde: Die Gesellschafter einer Fensterbaufirma könnten sich etwa entscheiden, künftig auf Solaranlagen zu setzen.
Laut einer Studie des Allensbach-Instituts unterstützen 72 Prozent der Familienunternehmen die Einführung der neuen Gesellschaftsform. Auch die Start-up-Szene macht sich dafür stark. Verena Pausder, Chefin des Start-up-Verbands, hat ihre Motivation für die neue Gesellschaftsform im vergangenen Jahr so ausgedrückt: Das alte Raster, man könne nur Familienunternehmer sein, wenn man reingeboren werde, passe nicht mehr. Familienunternehmen könnten auch solche bleiben, “wenn man den Familienbegriff erweitert auf Menschen, die dort schon sehr lange arbeiten und die Werte mittragen”. Durch die neue Rechtsform soll nämlich die Beteiligung von Mitarbeitenden an Gesellschaften erleichtert werden, die Unternehmensanteile dann nicht wie bisher teuer kaufen müssten. Nach Angaben der Stiftung Verantwortungseigentum haben sich – Stand Juni – rund 950 Unternehmen in eine Warteliste für die neue Rechtsform eingetragen.
Der Verband “Die Familienunternehmer” ist allerdings skeptisch. Dort fürchtet man eine Verwässerung von Verantwortung, Risiko und Haftung, wenn Gesellschafter eher einem angestellten Geschäftsführer glichen. Zudem bestehe die Gefahr, dass eine eigennützige Gewinnerzielungsabsicht künftig als moralisch minderwertig gelten könnte.
Die Befürworter der neuen Rechtsform meiden daher meist den Begriff Verantwortungseigentum, der zunächst die Debatte dominierte. Katharina Beck von den Grünen sagte zu Table.Briefings: “Es handelt sich um eine schlichte Erweiterung von Wahlmöglichkeiten. Niemandem wird etwas weggenommen.”
Zusammen mit den jüngsten Änderungen am Entwurf für den Haushalt 2025 hat das Bundeskabinett am vergangenen Freitag auch den Entwurf für den Haushaltsplan des Klima- und Transformationsfonds (KTF) verabschiedet (pdf hier, KTF-Übersicht auf Seite 5, Details ab Seite 241). In ersten Berichten darüber wurde am Montag vor allem kritisiert, dass es eine Kürzung bei den Mitteln für die “Bundesförderung effiziente Gebäude” gibt, die den größten Ausgabenblock im KTF bildet: Dieser Posten, zu dem auch die viel diskutierte Förderung für neue Heizungen gehört, sinkt von 16,7 Milliarden Euro in diesem auf 14,4 Milliarden Euro im nächsten Jahr.
Die Baubranche reagierte alarmiert. “Deutschland droht eine Talfahrt bei den energetischen Sanierungen”, warnte der Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle Jan Peter Hinrichs. “Weitere Förderkürzungen werden zu einem noch größeren Zögern der Immobilieneigentümer führen.” Auch Henning Ellermann, Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) übte scharfe Kritik. “Mit diesen Kürzungen schießt sich die Bundesregierung selbst ins Knie”, erklärte er. “Gerade in der aktuellen konjunkturellen Lage sind Investitionen in Energieeffizienz entscheidend, um Wachstum zu stimulieren, Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig unsere Klimaziele zu erreichen.”
Das Bundeswirtschaftsministerium wies die Kritik am Montag zurück. Die Reduzierung des Ansatzes für die Gebäude habe keine Auswirkungen auf die tatsächliche Förderung, sagte eine Sprecherin. “Es gibt dort für den Einzelnen keine Kürzungen.” Wie Minister Robert Habeck kürzlich auf seiner Wärmepumpen-Reise erklärt habe, bleibe die Förderung “in vollem Umfang erhalten”. Grund für den verringerten Ansatz im Haushaltsplan seien “Erfahrungswerte” und “Verzögerungen im Mittelabruf”.
Allerdings ist unklar, ob das BMWK diese Zusage wirklich einhalten kann. Denn tatsächlich muss im KTF sehr viel mehr eingespart werden, als die Kürzungen bei einzelnen Programmen vermuten lassen. Bei der Gesamtsumme gibt es faktisch nämlich noch eine weitere, sehr hohe Kürzung, die vom Wirtschafts- und vom Finanzministerium nicht aktiv kommuniziert, sondern erst auf Nachfrage eingeräumt wurde: eine sogenannte Globale Minderausgabe. Unter diesem Posten werden Kürzungen verbucht, die notwendig, aber noch nicht einzelnen Etats zugeordnet sind. Im Haushaltsplan 2025 für den KTF beträgt dieser Posten neun Milliarden Euro.
Diese Summe ergibt sich aus der Differenz der prognostizierten Einnahmen von 25,5 Milliarden Euro, die vor allem aus dem nationalen CO₂-Preis und dem EU-Emissionshandel stammen, und den geplanten Ausgaben von 34,5 Milliarden Euro. Damit der Entwurf aufgeht, dürfen also weniger als drei Viertel der eingeplanten Gelder tatsächlich fließen. Zur Begründung verweist das Bundesfinanzministerium darauf, dass im KTF “auch in den vergangenen Jahren immer wieder mal Mittel nicht abgerufen wurden”; die Minderausgabe beruhe insofern auf “Erfahrungswerten”.
Tatsächlich floss in den vergangenen Jahren stets ein Teil der KTF-Mittel nicht ab. Ob das auch 2025 so bleibt, ist angesichts der ohnehin faktisch um gut zehn Prozent verringerten Ansätze für die Programmausgaben aber unsicher. Zudem sind die nicht verbrauchten Mittel bisher in die Rücklage das KTF geflossen, sodass sie in den Folgejahren zur Verfügung standen. Künftig werden übrig gebliebene Mittel durch die Globale Minderausgabe faktisch gestrichen. Das widerspricht der Grundidee eines jahresübergreifenden Sondervermögens.
Deutliche Kritik an der hohen Globalen Minderausgabe kam vom Energieverband BDEW. “Das schürt unnötige Unsicherheit dahingehend, ob die Fördertöpfe in versprochenem Umfang in Anspruch genommen werden können”, sagte Geschäftsführerin Kerstin Andreae – und warnte: “Eine Sperre des KTF bei Überzeichnung würde die Energiewende ausbremsen und Vertrauen leichtfertig zerstören.”
Aus dem BMWK hieß es dazu, eine Sperre bei der Heizungs- und Effizienzförderung sei auch angesichts der faktischen zusätzlichen 25-Prozent Kürzung durch die Globale Minderausgabe nicht zu erwarten. Falls ein Posten im KTF ausgeschöpft sei, könnten auch Mittel aus anderen Maßnahmen umgewidmet werden. Dem widersprechen allerdings Erfahrungen aus der Vergangenheit: Sowohl Ende 2023 bei der E-Auto-Förderung als auch gerade bei der Förderung von Energieberatungen wurden Programme kurzfristig gestrichen oder reduziert, weil die Gelder für die entsprechende Maßnahme zu knapp waren – obwohl im KTF insgesamt noch Reserven vorhanden waren.
Weitere große Posten im KTF sind neben dem Gebäudebereich die Förderung der Mikroelektronik, für die rund fünf Milliarden Euro eingeplant sind, die Förderung klimafreundlicher Mobilität (3,4 Milliarden Euro) und die Entlastung stromintensiver Unternehmen (3,3 Milliarden Euro). Nicht mehr von einer möglichen KTF-Sperre betroffen sind dagegen die privaten Stromkunden: Deren Entlastung von der EEG-Umlage wird vom nächsten Jahr an nicht mehr aus dem KTF, sondern aus dem normalen Haushalt bezahlt; im Gegenzug entfällt ein ursprünglich vereinbarter Zuschuss an den KTF aus dem Haushalt.
21. bis 23. August 2024, London
Konferenz International Conference on Environment and Sustainable Development (Veranstalter: EU Agenda Network) Info & Anmeldung
21. und 22. August 2024, 9 bis 15 Uhr, Online
Schulung Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung) Info & Anmeldung
22. August 2024, Melle
Konferenz Nachhaltige Wirtschaftsförderung (Veranstalter: Wirtschaftsförderung Osnabrücker Land (WIGOS) und Wuppertal Institut) Info & Anmeldung
22. August 2024, 8:40 bis 13 Uhr, Online
Schulung Grundlagenschulung zur Fairen Beschaffung in Kommunen (Veranstalter: SKEW – Servicestelle Kommunen in der Einen Welt) Info & Anmeldung
22. August 2024, 10 bis 11 Uhr, Online
Webinar Nachhaltige Geschäftsreisen, Tipps für Ihre Reiserichtlinie (Veranstalter: KliMa Wirtschaft) Info & Anmeldung
22. August 2024, 11 bis 11:45 Uhr, online
Seminar ESG-Verifikation zur EU-Taxonomie – so weisen Sie die Konformität Ihrer Immobilie nach (Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) Info & Anmeldung
23. August 2024, 11 bis 14 Uhr, Pumpspeicherwerk Hohenwarte
Zukunftsdialog Energiepolitik in Thüringen – Welche Rolle spielen Pumpspeicherwerke? (Veranstalter: Konrad-Adenauer-Stiftung) Info & Anmeldung
26. bis 30. August 2024, Bonn
Konferenz Kinder und Frauen zuletzt? – Wie Armut und Unterentwicklung im Globalen Süden Menschenrechte verletzen (Veranstalter: Friedrich-Ebert-Stiftung) Info & Anmeldung
27. bis 28. August 2024, Dresden
Tagung 5. Fachtag Bildung für nachhaltige Entwicklung (Veranstalter: Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt) Info & Anmeldung
Vertreter der Bioenergie-Branche haben zustimmend auf die Ankündigung eines “Biomassepakets” durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reagiert. “Wir begrüßen es sehr, dass der Bundeswirtschaftsminister die Bioenergie nun endlich stärker in den Blick nehmen möchte”, sagte Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie. “Das ist ein wichtiges, wenn auch längst überfälliges Signal an tausende Biomasse-Anlagenbetreiber, die aktuell einer ungewissen Zukunft entgegenblicken.”
Ähnlich äußerte sich der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). “Biomasse ist eine unverzichtbare Flexibilitätsoption, um Schwankungen bei Wind- und Solarenergie auszugleichen“, kommentierte Verbandspräsidentin Simone Peter. “Die Ankündigung begrüßen wir daher ausdrücklich. Nun wird es auf die Ausgestaltung der Details ankommen.” Neue Förderregeln müssten zudem schnell beschlossen werden, forderte Peter, damit es nicht zu vielen Schließungen bestehender Anlagen komme.
Wirtschaftsminister Habeck hatte sich in der Vergangenheit skeptisch zum Beitrag von Biogasanlagen für die Energiewende geäußert. Neuausschreibungen von Förderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes waren zuletzt regelmäßig überzeichnet. Nun stellte Habeck jedoch wieder größere Subventionen in Aussicht. Der aus Biomasse erzeugte Strom soll nun vor allem Schwankungen in den Bereichen Wind- und Sonnenstrom ausgleichen. Derzeit liefern Biogasanlagen etwa neun Prozent der Stromproduktion in Deutschland.
Gefördert werden sollen nach Auskunft einer Sprecherin des BMWK in Zukunft vorrangig Anlagen, die an Wärme- oder Gebäudenetze angeschlossen sind und flexibel auf Stromschwankungen reagieren können. Dabei sollen auch Anreize zu einem schnellen Wechsel des Fördermodells angeboten werden. Die 2022 eingeführte “Südquote”, die Anlagen in Süddeutschland bevorzugt, soll wieder abgeschafft werden.
Im Gespräch mit Table.Briefings stellte die Sprecherin klar, dass das nun angekündigte “Biomassepaket” nicht direkt mit der bereits seit längerem diskutierten “Biomassestrategie” der Bundesregierung verknüpft ist. Zwar gebe es “Überlappungen”, der Einsatz von Futterpflanzen zur primären energetischen Verwertung sei aber nicht geplant.
In der Biomassestrategie soll festgelegt werden, wie konkurrierende Interessen bei der Verwertung knapper nachwachsender Rohstoffe hierarchisiert werden. Laut einem Entwurf soll die energetische Verwertung von Biomasse im Rahmen eines “Kaskadenmodells” erst auf eine stoffliche Nutzung erfolgen. Dieser Ansatz wurde von der Bioenergiebranche kritisiert. av, has
Die USA wollen sich in den Verhandlungen um ein UN-Abkommen gegen Plastikmüll dafür einsetzen, dass das Regelwerk Vereinbarungen zur Reduzierung von Neumaterial enthält. Vergangene Woche hatte zunächst Reuters mit Verweis auf eine anonyme Quelle darüber berichtet. Das US-Außenministerium bestätigte die Informationen auf Anfrage von Table.Briefings. Bisher waren die USA dafür, dass Staaten selbst entscheiden, ob sie solche Regeln einführen. Die USA signalisierten zudem Unterstützung für international einheitliche Regeln zu schädlichen Chemikalien und vermeidbaren Plastikprodukten.
Für Greenpeace USA ist die Entscheidung der US-Regierung ein “Wendepunkt im Kampf gegen die Plastikverschmutzung”. Für John Hocevar, Kampagnendirektor für Ozeane bei der Umweltorganisation, sind die neuen Entwicklungen “von entscheidender Bedeutung für die Schaffung eines einheitlichen Ansatzes, der zur Bewältigung der Kunststoffkrise erforderlich ist”.
Bislang waren die USA in den Verhandlungen – wie andere Staaten mit starker Fossilindustrie – auf besseres Abfallmanagement und Recycling fokussiert. Für ein wirksames Abkommen ist es laut Fachleuten aber notwendig, dass die weltweit neu produzierten Kunststoffmengen sinken. Ansonsten ließen sich die Schäden für Umwelt, Klima und menschliche Gesundheit nicht im nötigen Maß eindämmen.
“Der Richtungswechsel der USA könnte großen Einfluss darauf haben, dass das Abkommen auch Vereinbarungen mit Wirkung auf die Neuproduktionsmengen enthalten wird”, vermutet Florian Titze vom WWF Deutschland. Für den Verhandlungsbeobachter kommt es aber auch darauf an, ob die EU geschlossen mitzieht. “Eine Allianz für eine ernst gemeinte Bedarfs- und Produktionsreduktion zwischen den USA, der EU und Staaten aus dem Globalen Süden, könnte ein entscheidender Faktor für ein mutiges und wirkungsvolles Abkommen sein”, ergänzt er.
Ende November beginnt im südkoreanischen Busan die vorerst letzte Verhandlungsrunde für das Abkommen. Trotz bereits vier abgehaltenen Treffen ist umstritten, wie weitreichend das Abkommen sein soll – das betrifft vor allem Regeln wie Verbote bestimmter Plastikprodukte oder Reduktionsziele für Neumaterial. Während sich ein Zusammenschluss aus 64 Staaten für ein ambitioniertes Abkommen einsetzt, sind Staaten wie Saudi-Arabien, Iran und Russland laut Beobachtern bislang als Bremser aufgetreten. nh
Nachdem am Montag die von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie zur Klimawirkung aller staatlichen Subventionen und Vergünstigungen veröffentlicht wurde, haben Umweltverbände gefordert, Konsequenzen daraus zu ziehen. “Finanzminister Christian Lindner und Verkehrsminister Volker Wissing müssen nun endlich handeln und klimaschädliche Subventionen abbauen, wie im Koalitionsvertrag festgehalten”, forderte Christiane Averbeck, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Klima-Allianz. Wie Table.Briefings vorab berichtet hatte, hat die Untersuchung sechs namhafter Forschungsinstitute ergeben, dass die Subventionen den Staat im Jahr 2020 knapp 36 Milliarden Euro gekostet haben und bis zum Jahr 2030 Treibhausgasemissionen von insgesamt 156 Millionen Tonnen verursachen. Sowohl bei den Kosten als auch bei den Emissionen entfällt der größte Anteil auf den Verkehrssektor. Auch die Deutsche Umwelthilfe forderte, Subventionen im Verkehrsbereich zu streichen.
Kritik übte die Klima-Allianz auch daran, dass die Studie seit November letzten Jahres zurückgehalten wurde. “Der Regierung lag der Bericht schon seit Monaten vor”, erklärt das Bündnis von Umwelt- und Sozialverbänden. “Doch anstatt Maßnahmen zum Abbau der klimaschädlichen Subventionen zu beschließen, entkernte sie lieber das Bundes-Klimaschutzgesetz.” Das Bundeswirtschaftsministerium, das die Studie im Januar 2023 für 217.000 Euro in Auftrag gegeben hatte, wies Kritik an der späten Veröffentlichung zurück. Es sei “normal und auch angemessen”, dass es nach der Fertigstellung eines ersten Entwurfs “einen fachlichen Austausch” gebe, bevor eine Studie veröffentlicht werde, erklärte eine Sprecherin von Robert Habeck am Montag. Tatsächlich dauerte dieser Austausch, der dem Vernehmen nach nur zu geringfügigen Anpassungen führte, in diesem Fall mit neun Monaten etwa genauso lange wie die Erstellung der 155-seitigen Studie selbst.
Ob die Studie trotz ihrer späten Veröffentlichung noch praktische Konsequenzen hat, ist offen. Das BMWK erklärte, die Studie sei lediglich eine “Diskussionsgrundlage” und verwies darauf, dass viele der konkreten Begünstigungen nicht in die Zuständigkeit des Ministeriums fielen. Obwohl mit Dieselvergünstigung, Dienstwagenprivileg und Entfernungspauschale viele Subventionen zum Verkehrssektor gehören, erklärte sich auch das Verkehrsministerium für unzuständig. Dabei handele es sich “um steuerliche Dinge, die im Zuständigkeitsbereich des BMF liegen”, sagte ein Sprecher. Auch von dort sind aber keine Konsequenzen zu erwarten. Der Haushaltsentwurf sei am Freitag an den Bundestag übermittelt worden, sagte ein Sprecher von Christian Lindner. “Es ist nicht geplant, jetzt auf der Grundlage dieses Berichts im kommenden Haushaltsjahr Änderungen vorzunehmen.”
Eine Rolle spielen könnte die Studie aber noch in der parlamentarischen Beratung des Haushalts 2025. “Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen”, sagte der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Sven-Christian Kindler Table.Briefings. Noch klarer äußerte sich die Klimapolitikerin Lisa Badum: Allein das Dieselprivileg habe im Jahr 2020 rund 9,5 Milliarden Euro gekostet und werde bis 2020 zusätzliche Emissionen von 25,7 Millionen Tonnen CO₂ verursachen, schrieb sie auf Bluesky – und forderte: “Dieses Steuergeschenk muss aufhören.” mkr
Am Dienstag präsentierte die EU-Kommission den Entwurf des Schlussberichts zur Anti-Subventionsuntersuchung gegen den Import chinesischer Elektroautos. Die Untersuchung war im Oktober eröffnet worden, weil die EU-Kommission die stark subventionierte chinesische Autoindustrie verdächtigte, den europäischen Markt zu schädigen. Im Juli setzte die Kommission provisorische Ausgleichszölle in Kraft.
Von nun bekannt gegebenen Anpassungen profitiert vor allem Tesla. Laut einem Kommissionsbeamten bat das amerikanische Unternehmen die Kommission um eine separate Bewertung, anstatt dem generellen Ausgleichszoll der kooperierenden Produzenten unterstellt zu werden.
Die vorgesehenen Ausgleichszölle reichen nun von neun Prozent (statt zuvor 20,8 Prozent) für Tesla bis zu 36,3 Prozent für nicht kooperierende Produzenten. Der Ausgleichszoll wird zusätzlich zum ohnehin schon bestehenden Zoll von zehn Prozent erhoben.
Innerhalb der kommenden zwei Monate wird die Kommission den Mitgliedstaaten ihre finale Beurteilung präsentieren, die dann in Kraft tritt – es sei denn, die Mitgliedstaaten würden mit einer qualifizierten Mehrheit dagegen stimmen. Die Deadline für das Inkrafttreten der Ausgleichszölle ist der 30. Oktober.
Bereits am Freitag traten die vorläufigen Antidumpingzölle auf Importe von chinesischem Biodiesel in Kraft. Die Zölle liegen zwischen 12,8 Prozent und 36,4 Prozent, ihre Laufzeit beträgt sechs Monate. Der Entscheidung war eine Untersuchung vorausgegangen, Ende Juli hatte Brüssel die Zusatzzölle angekündigt.
Hintergrund ist die illegale Verwendung von Palmöl, das in dem Biodiesel aus China verwendet wird. Das Palmöl wird aus Indonesien und Malaysia auf die chinesische Insel Hainan geliefert und dort einfach umdeklariert. Für die Palmöl-Herstellung werden in Südostasien gewaltige Mengen an Bäumen abgeholzt.
Für die Zusatzzölle entscheidender ist, dass der Markt in Europa mit importiertem Kraftstoff aus gebrauchtem Speiseöl aus China überschwemmt wurde, was zu einem Preisrückgang von 2.250 Euro pro Tonne auf 1.100 Euro geführt habe. Die Europäische Union importiert derzeit mehr als 80 Prozent ihrer Biokraftstoffe aus Altspeiseölen, von denen 60 Prozent aus China stammen. jaa, ari
44 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland könnten sich vorstellen, Erspartes in nachhaltige Geldanlagen zu investieren. Das geht aus einer Studie der KfW Research hervor. Dafür wurde die Einstellung von Privathaushalten zum Thema Klimaschutz im Rahmen des KfW-Energiewendebarometers untersucht. Für die diesjährige Ausgabe wurden knapp 6.000 private Haushalte auf Basis einer repräsentativen Stichprobe befragt.
Bereits heute legen 14 Prozent der befragten Haushalte einen Teil ihres Vermögens in Produkte wie grüne Fonds, Sparprodukte oder Erneuerbare-Energien-Projekte an. Weitere 30 Prozent wären grundsätzlich offen dafür.
Besonders interessiert an grünen Investments zeigen sich junge Menschen: Die befragten 18- bis 30-Jährigen besitzen dreimal so oft nachhaltige Fonds und Wertpapiere als die Gruppe der über 65-Jährigen (15 Prozent gegenüber fünf Prozent).
Viele private Konsumenten zögern jedoch, in nachhaltige Geldanlagen zu investieren. Ein Drittel der Befragten bezweifelt, dass ihr Geld wirklich klimafreundlich investiert würde. Knapp ein Fünftel der Befragten gab an, die Produkte nicht zu verstehen. Viele gaben jedoch auch an, aufgrund ihres fehlenden finanziellen Spielraums nicht zu investieren.
Die Ergebnisse würden zeigen, dass viele Haushalte in Deutschland bereit seien, “im Rahmen ihrer Möglichkeiten Kapital in klimafreundliche Projekte zu lenken”, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Entscheidend sei, dass sie “leichteren Zugang zu Informationen über nachhaltige Geldanlagen bekommen als bisher, insbesondere mit Blick auf den resultierenden Beitrag zum Klimaschutz”. ag
“Silicon Saxony” muss sich weiter bewähren – Tagesschau
Die Ansiedlung von TSMC in Dresden weckt Hoffnungen. Ostdeutschland soll zu einem Zentrum der Chip-Industrie werden. Detlev Landmesser warnt vor allzu großer Euphorie. Nicht alle Ökonomen seien sich sicher, dass die üppigen staatlichen Subventionen gerechtfertigt sind. Außerdem sei die Halbleiterindustrie eine zyklische Branche, die lediglich momentan von dem KI-Boom profitiere. Zum Artikel
‘Bad Blood’ Stalks a Lithium Mine in Serbia – New York Times
Andrew Higgins hat sich auf den Weg ins serbische Jadar-Tal gemacht, um mit Anwohnern über die geplante riesige Lithiummine zu sprechen. Viele fürchten Umweltschäden. Die Dekarbonisierung der deutschen Autoindustrie seien diese nicht wert, so ein lokaler Aktivist: “Sollen die Deutschen den Planeten retten”, sagt er. “Wir müssen uns selbst retten.” Zum Artikel
Öko-Anlagen: Ist ESG zu woke geworden? – Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ein neuer Begriff ist in den USA in Mode gekommen: “Green Hushing” meint das Verschweigen von Nachhaltigkeitsbestrebungen durch Firmen, die Kritik von rechts befürchten. In Deutschland hätten hingegen Greenwashing-Vorwürfe gegen die Deutsche Bank-Tochter DWS die Skepsis gegenüber ESG-Kriterien verstärkt, berichtet Dennis Kraemer. Anstelle von “ESG” werde das Thema daher nun eher unter dem Begriff “Transformation” behandelt. Zum Artikel
Mit Zukäufen ist Conti zu einem der größten Autozulieferer der Welt geworden. Jetzt läuft der Absturz und die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft – Neue Zürcher Zeitung
Neben den deutschen Autokonzernen haben auch ihre Zulieferer den Trend zum E-Auto lange ignoriert. Bei Continental wird nun eine Abspaltung der Automotive-Sparte geprüft, berichtet Michael Rasch. Investitionen in Elektronik, Software und Sensorik für das autonome Fahren hätten die Firma an finanzielle Grenzen gebracht, während die Renditen noch nicht in Sicht seien. Zum Artikel
Der Mega-Akku – Zeit
Die größte Batterie Deutschlands entsteht in Schleswig-Holstein. Der Speicher soll Überschüsse aus Wind- und Solarstrom aufnehmen. Das Geschäft wird für Unternehmen immer lukrativer. Trotzdem müssen noch viel mehr Kapazitäten entstehen, damit die Energiewende gelingt, schreiben Anja Stehle und Zacharias Zacharakis. Zum Artikel
Der große Haken bei vernetzten Elektrogeräten – Spiegel
Smarte Autos, Alarmanlagen und Zahnbürsten können viel – aber geht der Hersteller bankrott und stellt die Online-Unterstützung ein, sind sie Schrott. Gewährleistungsrechte stehen dann nur noch auf dem Papier, berichten Alexander Demling und Erwin Hitzler. Die Bundesregierung sähe keinen Handlungsbedarf, die Opposition durchaus. Zum Artikel
Flottengrenzwert für Elektroautos – taz
Die Verbraucherzentrale fordert energieeffizientere E-Autos. In einem Positionspapier wird dargelegt, wie der Druck auf Hersteller erhöht werden könnte: durch Flottengrenzwerte auf Energieverbrauch, ähnlich wie bei Fahrzeugen mit Fossilantrieb. Wie Bernward Janzing berichtet, halten industrienahe Kreise wenig von dem Vorschlag. Zum Artikel
Britain’s oil and gas industry faces an uncertain future – Economist
Die britische Labour-Regierung will keine neuen Explorationsgenehmigungen für die Nordsee erteilen. Doch die Sorgen der Öl- und Gasindustrie gehen weiter: eine Sondersteuer auf ihre Profite soll verlängert werden, neue Investitionen in bestehende Anlagen seien daher unrentabel. Es drohe eine ungekannte britische Importabhängigkeit, fürchtet der Autor. Zum Artikel
Francesco Mutti und Italiens rote Diva – Tagesanzeiger
Francesco Mutti hat den Markt für Dosentomaten durch Qualitätsprodukte verändert. Nun will er nachhaltiger produzieren, berichtet Ulrike Sauer aus dem norditalienischen Montechiarugolo: erst einmal sollen der Wasserverbrauch und der Pestizideinsatz verringert werden. Zum Artikel
Deutschland rühmt sich gerne, Weltmeister beim Thema Kreislaufwirtschaft zu sein. Vom Sortieren der Verpackungen in privaten Haushalten über das Glasflaschenpfandsystem bis hin zu beeindruckenden Recyclingraten bei Metallen und Papier. “Made in Germany” heißt auch: Abfälle von heute sind die Rohstoffe von morgen. China hingegen fällt in der öffentlichen Wahrnehmung mit Luftverschmutzung und Abfallbergen auf, auch mit Zugriff auf strategische Rohstoffe.
Unser Beitrag setzt einen Kontrapunkt: Deutschland kann beim Übergang zur Circular Economy eine Menge von China lernen! In den folgenden Bereichen liegt China vorn, was das Zusammenspiel von Politik und Unternehmen betrifft.
China konnte seit 1990 seine Ressourcenproduktivität mehr als verdoppeln. Heißt: mehr Wachstum mit weniger Rohstoffeinsatz. In Deutschland wie in der EU hingegen stagniert beides. Das angestrebte Ziel der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, ein Anstieg um 40 Prozent bis 2020, wurde deutlich verfehlt.
Warum? China hatte zum einen über Jahre hinweg zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen – mit Zunahme von Umweltverschmutzung und Dynamik bei Dienstleistungen. Dennoch hat China seine Wirtschaft vom Rohstoffverbrauch entkoppelt. Pro Wachstumsprozenten müssen immer weniger Rohstoffe eingesetzt werden. Steigende Trends gab es bei der Wiederverwertung von Abfallstoffen und dem Einsatz von Sekundärmaterialien.
Lernziel Deutschland: endlich Ernst machen mit der Erhöhung der Rohstoffproduktivität. Der aktuelle Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie geht im Einklang mit EU-Zielen voran. Der Anteil der Sekundärrohstoffe an der Gesamtheit aller genutzten Rohstoffe soll sich bis zum Jahr 2030 verdoppeln. Gut so, Deutschland kann lernen und machen.
Weite Teile der chinesischen Produktion erfolgen in großen Netzwerken von Unternehmen, dort als “Industrieparks” bezeichnet. Hinzu kommen seit Jahren öko-industrielle Netzwerke. Dort werden nahtlose Übergänge von Innovationen zu Demonstrationsprojekten, von der Nischenproduktion hin zu Massenmärkten, kreiert. Experimente werden durchgeführt, vergleichend ausgewertet und hochskaliert.
Hochskalieren funktioniert in China besser als in Deutschland. Dazu gehören eine robuste Finanzierung und eine gesteuerte Marktentwicklung durch Quoten für das Inverkehrbringen und die Abnahme neuer Produkte. Der Siegeszug der Elektromobilität mag als Beispiel dienen. Neuere Ansätze entwickeln Roadmaps zur Transformation existierender Industrieparks.
Lernziel Deutschland: eine missionsorientierte Innovationspolitik mit ESG-Top-Performern für die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft von morgen. Also im Einklang mit Mariana Mazzucato, dem Fraunhofer ISI und der Zukunftsstrategie der Bundesregierung ein sektor- und fachressortübergreifender Ansatz, um durch Generierung und Anwendung von Wissen und Innovation ambitionierte und klar formulierte Ziele zu erreichen, die drängende gesellschaftliche Herausforderungen betreffen.
In China gibt es für alle Produktionsbereiche messbare Indikatoren und technische Standards, die in Fünfjahresplänen und Politiken kontinuierlich erhöht werden. Diese dynamische Standardsetzung ist Deutschland nicht fremd. Nur: sie wird zu selten systematisch vorwärtsgetrieben. Lobbyinteressen auf der EU-Ebene spielen dabei leider eine unrühmliche Rolle.
Die Ökodesign-Richtlinie könnte den Weg weisen. Von China lernen hieße hier, aus ehrgeizigen Zielen für die Gesamtwirtschaft, Industriebereiche und Produktgruppen konkrete Indikatoren und dynamische Ziele für Unternehmen und Produktionsprozesse abzuleiten.
Lernziel Deutschland: Kreislaufführung bei Baustoffen, biogenen Rohstoffen wie Holz, bei Fahrzeugen und Batterien, erneuerbaren Energietechnologien, Kunststoffen, Bekleidung und Textilien, Informations- und Kommunikationstechnik und Elektrogeräten. Also eine Aufgabe für nahezu alle Unternehmen und für die Wertschöpfungsketten von morgen.
Damit ist nicht gesagt, dass die Circular Economy in China ein Selbstläufer ist. Zwischen den Provinzen bestehen erhebliche Unterschiede. Die Rolle des Konsums wird wenig adressiert. Eine Vergabe von Sozialpunkten für tugendhaftes Abfallverhalten wie in Shanghai sollte man als Reallabor für neue Lebensstile kritisch sehen. Erst recht im Einklang mit unseren Grundwerten von Demokratie, Vielfalt und Rechtsstaatlichkeit.
Zweifelsohne steht China selbst vor gewaltigen Herausforderungen. Über Jahrzehnte hinweg sind die CO₂-Emissionen nahezu unaufhaltsam angestiegen. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur und etlichen Insidern ist der Scheitelpunkt jedoch erreicht. Kein Land investiert weltweit mehr in erneuerbare Energien als China. Die Circular Economy wird weiterentwickelt zum Motor der Klimaneutralität. Die Chinastrategie der Bundesregierung benennt angesichts des Systemwettbewerbs den Klimaschutz als eines der wenigen Felder, in denen eine Kooperation angestrebt wird.
Eine aktuelle Studie für den China Council for International Cooperation on Environment and Development (CCICED) soll einen Dialog vorbereiten, durch den China die Vorteile der deutschen Kreislaufwirtschaftsstrategie nähergebracht werden sollen. Vieles spricht dafür, künftige Dialoge auf Augenhöhe zu sehen. Deutschland kann beim Übergang in eine Circular Economy von China lernen. Beide können auch bei kritischen Rohstoffen zusammenarbeiten, indem das Tracking dieser Stoffe im Produktkreislauf erleichtert und ihr Zurückholen ermöglicht wird. China spricht selbst von einer künftigen “ökologischen Zivilisation” – auch dies ist eine Einladung zum Nachdenken für uns.
Raimund Bleischwitz ist wissenschaftlicher Direktor am Leibniz Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und Professor für Globale Nachhaltige Ressourcen an der Universität Bremen. Seit vielen Jahren arbeitet er zur Circular Economy mit der Shanghai Jiao Tong University sowie Kolleginnen und Kollegen in China und hat zum Thema unter anderem die Europäische Kommission und die britische Regierung beraten.
Research.Table – Batterieforschung: Weitere Kürzung der Förderung in 2025
Bereits für 2024 wurden die Mittel für die deutsche Batterieforschung deutlich von rund 156 auf 135 Millionen Euro gekürzt. Im Wirtschaftsplan des Klima- und Transformationsfonds (KTF) für 2025 sind jetzt nur noch 118 Millionen Euro vorgesehen. Was das bedeutet. Zum Artikel
Research.Table – Hans-Martin Henning: “Zum Erreichen der Klimaziele müssen wir auf Technologien setzen, die uns heute zur Verfügung stehen”
Energiesystem-Experte Hans-Martin Henning ist Co-Autor des Akademien-Papiers zur Zukunft der Kernfusion. Im Interview spricht er über die Rolle von Fusionsstrom im künftigen, klimaneutralen Energiemix und verrät, wo Fördermittel für Energieforschung aktuell noch dringender gebraucht werden. Zum Artikel
Africa.Table – Nigeria: Total Energies zieht sich aus Onshore-Segment zurück
Total Energies verkauft seine Onshore-Anlagen in Nigeria. Künftig will der französische Energiekonzern nur noch vor der Küste Öl und Gas fördern. Zum Artikel
die geplante neue Rechtsform “Gesellschaft mit gebundenem Vermögen” soll es Unternehmern ermöglichen, ihre Firma weiterzugeben, ohne dass Nachfolger das Vermögen daraus abziehen können. Wir berichten heute exklusiv über ein Eckpunktepapier, das vom Bundesjustizministerium und dem Bundesfinanzministerium erarbeitet worden ist. Helene Bubrowski erklärt, warum die Vorschläge hinter den Erwartungen vieler Parlamentarier zurückbleiben und daher großes Konfliktpotenzial für die Ampel-Koalition mit sich bringen.
Große Konflikte gab es bereits bei den Haushaltsverhandlungen für 2025. Am Freitag hat die Bundesregierung ihre letzten Änderungsvorschläge vorgestellt, darunter auch den Entwurf für den Haushaltsplan des Klima- und Transformationsfonds (KTF). Wie viel eingespart werden soll und ob die Mittel für die Förderprogramme überhaupt ausreichen werden, hat Malte Kreutzfeldt recherchiert.
Zwischenstaatliches Konfliktpotenzial sehen Fachleute bei Rohstoffen, die für die Energiewende wichtig sind. Zwischen Deutschland und China gebe es aber auch Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Worin diese bestehen und was Deutschland von China beim Übergang zur Circular Economy lernen kann, beschreibt Raimund Bleischwitz, Professor für Globale Nachhaltige Ressourcen an der Universität Bremen, in seinem Standpunkt.
Ein Hinweis in eigener Sache: Am 16. September um 11 Uhr veranstalten wir ein ESG.Table-Live Briefing. Thema: Wie sich die globalen Nachhaltigkeitsziele noch erreichen lassen. Anlass ist der Summit of the Future der Vereinten Nationen am 22. und 23. September in New York City. Dort wollen Staats- und Regierungschefs besprechen, wie die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele beschleunigt werden kann. Melden Sie sich gerne hier an.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Bis Ende 2026 suchen rund 560.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland eine Nachfolge. Nach Prognosen der DIHK gelingt nur bei einem Drittel die Weitergabe in der Familie. 190.000 werden nach Schätzungen hingegen ohne Nachfolge aus dem Markt ausscheiden. Mal gibt es keine Kinder, mal zu viele, mal haben die Kinder kein Interesse.
Deshalb diskutieren Fachpolitiker und Wissenschaftler seit Jahren darüber, eine neue Rechtsform “Gesellschaft mit gebundenem Vermögen” zu schaffen. Die Idee ist, das Vermögen des Unternehmens zu binden, sodass Nachfolger sich nicht persönlich daran bereichern können. Bislang ist dieses Ziel nur mit dem komplizierten Modell einer Doppelstiftung zu erreichen. Die Firma Bosch zum Beispiel ist diesen Weg gegangen. Im Koalitionsvertrag hat die Ampel-Koalition vereinbart, eine entsprechende Rechtsgrundlage zu schaffen, und dies zuletzt im Juli im Rahmen der Wachstumsinitiative bekräftigt.
Table.Briefings liegt exklusiv das Eckpunktepapier vor, das das Bundesjustizministerium und das Bundesfinanzministerium erarbeitet haben. Es ist zu erwarten, dass darüber noch heftig gestritten wird: Die Vorschläge bleiben hinter den Erwartungen der Parlamentarier von SPD, Grünen und FDP zurück, die sich für die Idee engagieren. Auch die Union sieht Handlungsbedarf.
Laut Eckpunktepapier soll eine “thesaurierende Kapitalgesellschaft” geschaffen werden. Sie soll sich am Recht der GmbH orientieren, ergänzt durch Spezialregelungen. Diese sehen vor, “dass die Gesellschafter weder offen noch verdeckt Gewinne entnehmen oder ausschütten und dies auch nicht über eine Änderung des Gesellschaftsvertrags aufheben können”. Allerdings listet das sechsseitige Papier vor allem Probleme und Schwierigkeiten auf, die nach Ansicht der Verfasser nur durch ergänzende Regelungen und Maßnahmen – vor allem im Steuerrecht – zu lösen sind. Eine schlanke, unbürokratische Lösung wird offenbar nicht angestrebt.
Juristisch ist der Knackpunkt die Frage, ob und wie die Umwandlungsmöglichkeiten für die Gesellschaft beschränkt werden. Aufgrund der europäischen Mobilitätsrichtlinie können sich deutsche Kapitalgesellschaften in andere europäische Kapitalgesellschaften umwandeln. Die deutsche GmbH etwa kann in eine französische S.A.R.L. transformiert werden. Entscheidend ist, ob die Bindung des Vermögens durch die Umwandlung aufgehoben werden kann: Ob also eine Umwandlung auch in eine ausländische Rechtsform möglich ist, die die Vermögensbindung (“ewiger Asset Lock”) nicht kennt.
Nach den Vorstellungen im BMJ und BMF – beide von der FDP geführt – darf diese Möglichkeit nicht beschränkt werden. Ansonsten würde die Norm “mit großer Wahrscheinlichkeit gegen EU-Recht verstoßen und somit zu einem Vertragsverletzungsverfahren führen können”. Das grün-geführte BMWK sieht das anders. Staatssekretär Sven Giegold, langjähriger Europaabgeordneter, sagte zu Table.Briefings: “Die Sorge, dass die Beschränkung der Umwandlungsmöglichkeiten europarechtswidrig sein könnte, teilen wir nicht. In anderen Ländern gibt es bereits eine ähnliche Regelung.” Dem Vernehmen nach hat das BMWK dennoch kein Veto gegen das Eckpunktepapier eingelegt. Ansonsten würde in dieser Legislaturperiode schon aus Zeitgründen nichts mehr daraus werden.
Möglich ist, dass die Parlamentarier noch nacharbeiten. Katharina Beck von den Grünen hält die Beschränkung der Umwandlungsmöglichkeiten für ein Kernelement, denn sonst fehle das Vertrauen in die Vermögensbindung. “Die entscheidende Innovation für eine sinnvolle Regelung ist die unabänderliche einhundertprozentige Vermögensbindung”, sagte die Bundestagsabgeordnete zu Table.Briefings. In einer Pressemitteilung vom Juli, die auch mit dem FDP-Abgeordneten Otto Fricke und Esra Limbacher von der SPD abgestimmt ist, heißt es, die “unumkehrbare Vermögensbindung” müsse auch “europarechtlich abgesichert sein”. Umwandlungen sollten nur in andere Rechtsformen mit äquivalenter Vermögensbindung erlaubt sein.
So sieht es auch ein Gesetzentwurf vor, den eine Gruppe von Professoren um Anne Sanders, Gesellschaftsrechtlerin an der Universität Bielefeld, erarbeitet hat. Dieser soll im September veröffentlicht werden. Die Rechtslehrer sind zu der Überzeugung gekommen, dass eine Ergänzung des GmbH-Rechts nur der zweitbeste Weg ist. Sie plädieren für eine Kombination aus Elementen des Genossenschaftsrechts, des GmbH-Rechts und des Rechts der Kommanditgesellschaft.
“Eine eigene Rechtsform erlaubt es, passgenaue Regeln zu entwickeln, statt das GmbH-Recht mühsam zurechtzubiegen”, sagte Sanders zu Table.Briefings. “Dazu gehört eine Governance, mit der die Vermögensbindung verlässlich gegen Umgehung abgesichert wird.” Sanders stellt klar, dass trotz der Vermögensbindung die Freiheit der unternehmerischen Entscheidungen nicht eingeschränkt werde: Die Gesellschafter einer Fensterbaufirma könnten sich etwa entscheiden, künftig auf Solaranlagen zu setzen.
Laut einer Studie des Allensbach-Instituts unterstützen 72 Prozent der Familienunternehmen die Einführung der neuen Gesellschaftsform. Auch die Start-up-Szene macht sich dafür stark. Verena Pausder, Chefin des Start-up-Verbands, hat ihre Motivation für die neue Gesellschaftsform im vergangenen Jahr so ausgedrückt: Das alte Raster, man könne nur Familienunternehmer sein, wenn man reingeboren werde, passe nicht mehr. Familienunternehmen könnten auch solche bleiben, “wenn man den Familienbegriff erweitert auf Menschen, die dort schon sehr lange arbeiten und die Werte mittragen”. Durch die neue Rechtsform soll nämlich die Beteiligung von Mitarbeitenden an Gesellschaften erleichtert werden, die Unternehmensanteile dann nicht wie bisher teuer kaufen müssten. Nach Angaben der Stiftung Verantwortungseigentum haben sich – Stand Juni – rund 950 Unternehmen in eine Warteliste für die neue Rechtsform eingetragen.
Der Verband “Die Familienunternehmer” ist allerdings skeptisch. Dort fürchtet man eine Verwässerung von Verantwortung, Risiko und Haftung, wenn Gesellschafter eher einem angestellten Geschäftsführer glichen. Zudem bestehe die Gefahr, dass eine eigennützige Gewinnerzielungsabsicht künftig als moralisch minderwertig gelten könnte.
Die Befürworter der neuen Rechtsform meiden daher meist den Begriff Verantwortungseigentum, der zunächst die Debatte dominierte. Katharina Beck von den Grünen sagte zu Table.Briefings: “Es handelt sich um eine schlichte Erweiterung von Wahlmöglichkeiten. Niemandem wird etwas weggenommen.”
Zusammen mit den jüngsten Änderungen am Entwurf für den Haushalt 2025 hat das Bundeskabinett am vergangenen Freitag auch den Entwurf für den Haushaltsplan des Klima- und Transformationsfonds (KTF) verabschiedet (pdf hier, KTF-Übersicht auf Seite 5, Details ab Seite 241). In ersten Berichten darüber wurde am Montag vor allem kritisiert, dass es eine Kürzung bei den Mitteln für die “Bundesförderung effiziente Gebäude” gibt, die den größten Ausgabenblock im KTF bildet: Dieser Posten, zu dem auch die viel diskutierte Förderung für neue Heizungen gehört, sinkt von 16,7 Milliarden Euro in diesem auf 14,4 Milliarden Euro im nächsten Jahr.
Die Baubranche reagierte alarmiert. “Deutschland droht eine Talfahrt bei den energetischen Sanierungen”, warnte der Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle Jan Peter Hinrichs. “Weitere Förderkürzungen werden zu einem noch größeren Zögern der Immobilieneigentümer führen.” Auch Henning Ellermann, Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) übte scharfe Kritik. “Mit diesen Kürzungen schießt sich die Bundesregierung selbst ins Knie”, erklärte er. “Gerade in der aktuellen konjunkturellen Lage sind Investitionen in Energieeffizienz entscheidend, um Wachstum zu stimulieren, Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig unsere Klimaziele zu erreichen.”
Das Bundeswirtschaftsministerium wies die Kritik am Montag zurück. Die Reduzierung des Ansatzes für die Gebäude habe keine Auswirkungen auf die tatsächliche Förderung, sagte eine Sprecherin. “Es gibt dort für den Einzelnen keine Kürzungen.” Wie Minister Robert Habeck kürzlich auf seiner Wärmepumpen-Reise erklärt habe, bleibe die Förderung “in vollem Umfang erhalten”. Grund für den verringerten Ansatz im Haushaltsplan seien “Erfahrungswerte” und “Verzögerungen im Mittelabruf”.
Allerdings ist unklar, ob das BMWK diese Zusage wirklich einhalten kann. Denn tatsächlich muss im KTF sehr viel mehr eingespart werden, als die Kürzungen bei einzelnen Programmen vermuten lassen. Bei der Gesamtsumme gibt es faktisch nämlich noch eine weitere, sehr hohe Kürzung, die vom Wirtschafts- und vom Finanzministerium nicht aktiv kommuniziert, sondern erst auf Nachfrage eingeräumt wurde: eine sogenannte Globale Minderausgabe. Unter diesem Posten werden Kürzungen verbucht, die notwendig, aber noch nicht einzelnen Etats zugeordnet sind. Im Haushaltsplan 2025 für den KTF beträgt dieser Posten neun Milliarden Euro.
Diese Summe ergibt sich aus der Differenz der prognostizierten Einnahmen von 25,5 Milliarden Euro, die vor allem aus dem nationalen CO₂-Preis und dem EU-Emissionshandel stammen, und den geplanten Ausgaben von 34,5 Milliarden Euro. Damit der Entwurf aufgeht, dürfen also weniger als drei Viertel der eingeplanten Gelder tatsächlich fließen. Zur Begründung verweist das Bundesfinanzministerium darauf, dass im KTF “auch in den vergangenen Jahren immer wieder mal Mittel nicht abgerufen wurden”; die Minderausgabe beruhe insofern auf “Erfahrungswerten”.
Tatsächlich floss in den vergangenen Jahren stets ein Teil der KTF-Mittel nicht ab. Ob das auch 2025 so bleibt, ist angesichts der ohnehin faktisch um gut zehn Prozent verringerten Ansätze für die Programmausgaben aber unsicher. Zudem sind die nicht verbrauchten Mittel bisher in die Rücklage das KTF geflossen, sodass sie in den Folgejahren zur Verfügung standen. Künftig werden übrig gebliebene Mittel durch die Globale Minderausgabe faktisch gestrichen. Das widerspricht der Grundidee eines jahresübergreifenden Sondervermögens.
Deutliche Kritik an der hohen Globalen Minderausgabe kam vom Energieverband BDEW. “Das schürt unnötige Unsicherheit dahingehend, ob die Fördertöpfe in versprochenem Umfang in Anspruch genommen werden können”, sagte Geschäftsführerin Kerstin Andreae – und warnte: “Eine Sperre des KTF bei Überzeichnung würde die Energiewende ausbremsen und Vertrauen leichtfertig zerstören.”
Aus dem BMWK hieß es dazu, eine Sperre bei der Heizungs- und Effizienzförderung sei auch angesichts der faktischen zusätzlichen 25-Prozent Kürzung durch die Globale Minderausgabe nicht zu erwarten. Falls ein Posten im KTF ausgeschöpft sei, könnten auch Mittel aus anderen Maßnahmen umgewidmet werden. Dem widersprechen allerdings Erfahrungen aus der Vergangenheit: Sowohl Ende 2023 bei der E-Auto-Förderung als auch gerade bei der Förderung von Energieberatungen wurden Programme kurzfristig gestrichen oder reduziert, weil die Gelder für die entsprechende Maßnahme zu knapp waren – obwohl im KTF insgesamt noch Reserven vorhanden waren.
Weitere große Posten im KTF sind neben dem Gebäudebereich die Förderung der Mikroelektronik, für die rund fünf Milliarden Euro eingeplant sind, die Förderung klimafreundlicher Mobilität (3,4 Milliarden Euro) und die Entlastung stromintensiver Unternehmen (3,3 Milliarden Euro). Nicht mehr von einer möglichen KTF-Sperre betroffen sind dagegen die privaten Stromkunden: Deren Entlastung von der EEG-Umlage wird vom nächsten Jahr an nicht mehr aus dem KTF, sondern aus dem normalen Haushalt bezahlt; im Gegenzug entfällt ein ursprünglich vereinbarter Zuschuss an den KTF aus dem Haushalt.
21. bis 23. August 2024, London
Konferenz International Conference on Environment and Sustainable Development (Veranstalter: EU Agenda Network) Info & Anmeldung
21. und 22. August 2024, 9 bis 15 Uhr, Online
Schulung Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung) Info & Anmeldung
22. August 2024, Melle
Konferenz Nachhaltige Wirtschaftsförderung (Veranstalter: Wirtschaftsförderung Osnabrücker Land (WIGOS) und Wuppertal Institut) Info & Anmeldung
22. August 2024, 8:40 bis 13 Uhr, Online
Schulung Grundlagenschulung zur Fairen Beschaffung in Kommunen (Veranstalter: SKEW – Servicestelle Kommunen in der Einen Welt) Info & Anmeldung
22. August 2024, 10 bis 11 Uhr, Online
Webinar Nachhaltige Geschäftsreisen, Tipps für Ihre Reiserichtlinie (Veranstalter: KliMa Wirtschaft) Info & Anmeldung
22. August 2024, 11 bis 11:45 Uhr, online
Seminar ESG-Verifikation zur EU-Taxonomie – so weisen Sie die Konformität Ihrer Immobilie nach (Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) Info & Anmeldung
23. August 2024, 11 bis 14 Uhr, Pumpspeicherwerk Hohenwarte
Zukunftsdialog Energiepolitik in Thüringen – Welche Rolle spielen Pumpspeicherwerke? (Veranstalter: Konrad-Adenauer-Stiftung) Info & Anmeldung
26. bis 30. August 2024, Bonn
Konferenz Kinder und Frauen zuletzt? – Wie Armut und Unterentwicklung im Globalen Süden Menschenrechte verletzen (Veranstalter: Friedrich-Ebert-Stiftung) Info & Anmeldung
27. bis 28. August 2024, Dresden
Tagung 5. Fachtag Bildung für nachhaltige Entwicklung (Veranstalter: Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt) Info & Anmeldung
Vertreter der Bioenergie-Branche haben zustimmend auf die Ankündigung eines “Biomassepakets” durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reagiert. “Wir begrüßen es sehr, dass der Bundeswirtschaftsminister die Bioenergie nun endlich stärker in den Blick nehmen möchte”, sagte Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie. “Das ist ein wichtiges, wenn auch längst überfälliges Signal an tausende Biomasse-Anlagenbetreiber, die aktuell einer ungewissen Zukunft entgegenblicken.”
Ähnlich äußerte sich der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). “Biomasse ist eine unverzichtbare Flexibilitätsoption, um Schwankungen bei Wind- und Solarenergie auszugleichen“, kommentierte Verbandspräsidentin Simone Peter. “Die Ankündigung begrüßen wir daher ausdrücklich. Nun wird es auf die Ausgestaltung der Details ankommen.” Neue Förderregeln müssten zudem schnell beschlossen werden, forderte Peter, damit es nicht zu vielen Schließungen bestehender Anlagen komme.
Wirtschaftsminister Habeck hatte sich in der Vergangenheit skeptisch zum Beitrag von Biogasanlagen für die Energiewende geäußert. Neuausschreibungen von Förderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes waren zuletzt regelmäßig überzeichnet. Nun stellte Habeck jedoch wieder größere Subventionen in Aussicht. Der aus Biomasse erzeugte Strom soll nun vor allem Schwankungen in den Bereichen Wind- und Sonnenstrom ausgleichen. Derzeit liefern Biogasanlagen etwa neun Prozent der Stromproduktion in Deutschland.
Gefördert werden sollen nach Auskunft einer Sprecherin des BMWK in Zukunft vorrangig Anlagen, die an Wärme- oder Gebäudenetze angeschlossen sind und flexibel auf Stromschwankungen reagieren können. Dabei sollen auch Anreize zu einem schnellen Wechsel des Fördermodells angeboten werden. Die 2022 eingeführte “Südquote”, die Anlagen in Süddeutschland bevorzugt, soll wieder abgeschafft werden.
Im Gespräch mit Table.Briefings stellte die Sprecherin klar, dass das nun angekündigte “Biomassepaket” nicht direkt mit der bereits seit längerem diskutierten “Biomassestrategie” der Bundesregierung verknüpft ist. Zwar gebe es “Überlappungen”, der Einsatz von Futterpflanzen zur primären energetischen Verwertung sei aber nicht geplant.
In der Biomassestrategie soll festgelegt werden, wie konkurrierende Interessen bei der Verwertung knapper nachwachsender Rohstoffe hierarchisiert werden. Laut einem Entwurf soll die energetische Verwertung von Biomasse im Rahmen eines “Kaskadenmodells” erst auf eine stoffliche Nutzung erfolgen. Dieser Ansatz wurde von der Bioenergiebranche kritisiert. av, has
Die USA wollen sich in den Verhandlungen um ein UN-Abkommen gegen Plastikmüll dafür einsetzen, dass das Regelwerk Vereinbarungen zur Reduzierung von Neumaterial enthält. Vergangene Woche hatte zunächst Reuters mit Verweis auf eine anonyme Quelle darüber berichtet. Das US-Außenministerium bestätigte die Informationen auf Anfrage von Table.Briefings. Bisher waren die USA dafür, dass Staaten selbst entscheiden, ob sie solche Regeln einführen. Die USA signalisierten zudem Unterstützung für international einheitliche Regeln zu schädlichen Chemikalien und vermeidbaren Plastikprodukten.
Für Greenpeace USA ist die Entscheidung der US-Regierung ein “Wendepunkt im Kampf gegen die Plastikverschmutzung”. Für John Hocevar, Kampagnendirektor für Ozeane bei der Umweltorganisation, sind die neuen Entwicklungen “von entscheidender Bedeutung für die Schaffung eines einheitlichen Ansatzes, der zur Bewältigung der Kunststoffkrise erforderlich ist”.
Bislang waren die USA in den Verhandlungen – wie andere Staaten mit starker Fossilindustrie – auf besseres Abfallmanagement und Recycling fokussiert. Für ein wirksames Abkommen ist es laut Fachleuten aber notwendig, dass die weltweit neu produzierten Kunststoffmengen sinken. Ansonsten ließen sich die Schäden für Umwelt, Klima und menschliche Gesundheit nicht im nötigen Maß eindämmen.
“Der Richtungswechsel der USA könnte großen Einfluss darauf haben, dass das Abkommen auch Vereinbarungen mit Wirkung auf die Neuproduktionsmengen enthalten wird”, vermutet Florian Titze vom WWF Deutschland. Für den Verhandlungsbeobachter kommt es aber auch darauf an, ob die EU geschlossen mitzieht. “Eine Allianz für eine ernst gemeinte Bedarfs- und Produktionsreduktion zwischen den USA, der EU und Staaten aus dem Globalen Süden, könnte ein entscheidender Faktor für ein mutiges und wirkungsvolles Abkommen sein”, ergänzt er.
Ende November beginnt im südkoreanischen Busan die vorerst letzte Verhandlungsrunde für das Abkommen. Trotz bereits vier abgehaltenen Treffen ist umstritten, wie weitreichend das Abkommen sein soll – das betrifft vor allem Regeln wie Verbote bestimmter Plastikprodukte oder Reduktionsziele für Neumaterial. Während sich ein Zusammenschluss aus 64 Staaten für ein ambitioniertes Abkommen einsetzt, sind Staaten wie Saudi-Arabien, Iran und Russland laut Beobachtern bislang als Bremser aufgetreten. nh
Nachdem am Montag die von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie zur Klimawirkung aller staatlichen Subventionen und Vergünstigungen veröffentlicht wurde, haben Umweltverbände gefordert, Konsequenzen daraus zu ziehen. “Finanzminister Christian Lindner und Verkehrsminister Volker Wissing müssen nun endlich handeln und klimaschädliche Subventionen abbauen, wie im Koalitionsvertrag festgehalten”, forderte Christiane Averbeck, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Klima-Allianz. Wie Table.Briefings vorab berichtet hatte, hat die Untersuchung sechs namhafter Forschungsinstitute ergeben, dass die Subventionen den Staat im Jahr 2020 knapp 36 Milliarden Euro gekostet haben und bis zum Jahr 2030 Treibhausgasemissionen von insgesamt 156 Millionen Tonnen verursachen. Sowohl bei den Kosten als auch bei den Emissionen entfällt der größte Anteil auf den Verkehrssektor. Auch die Deutsche Umwelthilfe forderte, Subventionen im Verkehrsbereich zu streichen.
Kritik übte die Klima-Allianz auch daran, dass die Studie seit November letzten Jahres zurückgehalten wurde. “Der Regierung lag der Bericht schon seit Monaten vor”, erklärt das Bündnis von Umwelt- und Sozialverbänden. “Doch anstatt Maßnahmen zum Abbau der klimaschädlichen Subventionen zu beschließen, entkernte sie lieber das Bundes-Klimaschutzgesetz.” Das Bundeswirtschaftsministerium, das die Studie im Januar 2023 für 217.000 Euro in Auftrag gegeben hatte, wies Kritik an der späten Veröffentlichung zurück. Es sei “normal und auch angemessen”, dass es nach der Fertigstellung eines ersten Entwurfs “einen fachlichen Austausch” gebe, bevor eine Studie veröffentlicht werde, erklärte eine Sprecherin von Robert Habeck am Montag. Tatsächlich dauerte dieser Austausch, der dem Vernehmen nach nur zu geringfügigen Anpassungen führte, in diesem Fall mit neun Monaten etwa genauso lange wie die Erstellung der 155-seitigen Studie selbst.
Ob die Studie trotz ihrer späten Veröffentlichung noch praktische Konsequenzen hat, ist offen. Das BMWK erklärte, die Studie sei lediglich eine “Diskussionsgrundlage” und verwies darauf, dass viele der konkreten Begünstigungen nicht in die Zuständigkeit des Ministeriums fielen. Obwohl mit Dieselvergünstigung, Dienstwagenprivileg und Entfernungspauschale viele Subventionen zum Verkehrssektor gehören, erklärte sich auch das Verkehrsministerium für unzuständig. Dabei handele es sich “um steuerliche Dinge, die im Zuständigkeitsbereich des BMF liegen”, sagte ein Sprecher. Auch von dort sind aber keine Konsequenzen zu erwarten. Der Haushaltsentwurf sei am Freitag an den Bundestag übermittelt worden, sagte ein Sprecher von Christian Lindner. “Es ist nicht geplant, jetzt auf der Grundlage dieses Berichts im kommenden Haushaltsjahr Änderungen vorzunehmen.”
Eine Rolle spielen könnte die Studie aber noch in der parlamentarischen Beratung des Haushalts 2025. “Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen”, sagte der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Sven-Christian Kindler Table.Briefings. Noch klarer äußerte sich die Klimapolitikerin Lisa Badum: Allein das Dieselprivileg habe im Jahr 2020 rund 9,5 Milliarden Euro gekostet und werde bis 2020 zusätzliche Emissionen von 25,7 Millionen Tonnen CO₂ verursachen, schrieb sie auf Bluesky – und forderte: “Dieses Steuergeschenk muss aufhören.” mkr
Am Dienstag präsentierte die EU-Kommission den Entwurf des Schlussberichts zur Anti-Subventionsuntersuchung gegen den Import chinesischer Elektroautos. Die Untersuchung war im Oktober eröffnet worden, weil die EU-Kommission die stark subventionierte chinesische Autoindustrie verdächtigte, den europäischen Markt zu schädigen. Im Juli setzte die Kommission provisorische Ausgleichszölle in Kraft.
Von nun bekannt gegebenen Anpassungen profitiert vor allem Tesla. Laut einem Kommissionsbeamten bat das amerikanische Unternehmen die Kommission um eine separate Bewertung, anstatt dem generellen Ausgleichszoll der kooperierenden Produzenten unterstellt zu werden.
Die vorgesehenen Ausgleichszölle reichen nun von neun Prozent (statt zuvor 20,8 Prozent) für Tesla bis zu 36,3 Prozent für nicht kooperierende Produzenten. Der Ausgleichszoll wird zusätzlich zum ohnehin schon bestehenden Zoll von zehn Prozent erhoben.
Innerhalb der kommenden zwei Monate wird die Kommission den Mitgliedstaaten ihre finale Beurteilung präsentieren, die dann in Kraft tritt – es sei denn, die Mitgliedstaaten würden mit einer qualifizierten Mehrheit dagegen stimmen. Die Deadline für das Inkrafttreten der Ausgleichszölle ist der 30. Oktober.
Bereits am Freitag traten die vorläufigen Antidumpingzölle auf Importe von chinesischem Biodiesel in Kraft. Die Zölle liegen zwischen 12,8 Prozent und 36,4 Prozent, ihre Laufzeit beträgt sechs Monate. Der Entscheidung war eine Untersuchung vorausgegangen, Ende Juli hatte Brüssel die Zusatzzölle angekündigt.
Hintergrund ist die illegale Verwendung von Palmöl, das in dem Biodiesel aus China verwendet wird. Das Palmöl wird aus Indonesien und Malaysia auf die chinesische Insel Hainan geliefert und dort einfach umdeklariert. Für die Palmöl-Herstellung werden in Südostasien gewaltige Mengen an Bäumen abgeholzt.
Für die Zusatzzölle entscheidender ist, dass der Markt in Europa mit importiertem Kraftstoff aus gebrauchtem Speiseöl aus China überschwemmt wurde, was zu einem Preisrückgang von 2.250 Euro pro Tonne auf 1.100 Euro geführt habe. Die Europäische Union importiert derzeit mehr als 80 Prozent ihrer Biokraftstoffe aus Altspeiseölen, von denen 60 Prozent aus China stammen. jaa, ari
44 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland könnten sich vorstellen, Erspartes in nachhaltige Geldanlagen zu investieren. Das geht aus einer Studie der KfW Research hervor. Dafür wurde die Einstellung von Privathaushalten zum Thema Klimaschutz im Rahmen des KfW-Energiewendebarometers untersucht. Für die diesjährige Ausgabe wurden knapp 6.000 private Haushalte auf Basis einer repräsentativen Stichprobe befragt.
Bereits heute legen 14 Prozent der befragten Haushalte einen Teil ihres Vermögens in Produkte wie grüne Fonds, Sparprodukte oder Erneuerbare-Energien-Projekte an. Weitere 30 Prozent wären grundsätzlich offen dafür.
Besonders interessiert an grünen Investments zeigen sich junge Menschen: Die befragten 18- bis 30-Jährigen besitzen dreimal so oft nachhaltige Fonds und Wertpapiere als die Gruppe der über 65-Jährigen (15 Prozent gegenüber fünf Prozent).
Viele private Konsumenten zögern jedoch, in nachhaltige Geldanlagen zu investieren. Ein Drittel der Befragten bezweifelt, dass ihr Geld wirklich klimafreundlich investiert würde. Knapp ein Fünftel der Befragten gab an, die Produkte nicht zu verstehen. Viele gaben jedoch auch an, aufgrund ihres fehlenden finanziellen Spielraums nicht zu investieren.
Die Ergebnisse würden zeigen, dass viele Haushalte in Deutschland bereit seien, “im Rahmen ihrer Möglichkeiten Kapital in klimafreundliche Projekte zu lenken”, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Entscheidend sei, dass sie “leichteren Zugang zu Informationen über nachhaltige Geldanlagen bekommen als bisher, insbesondere mit Blick auf den resultierenden Beitrag zum Klimaschutz”. ag
“Silicon Saxony” muss sich weiter bewähren – Tagesschau
Die Ansiedlung von TSMC in Dresden weckt Hoffnungen. Ostdeutschland soll zu einem Zentrum der Chip-Industrie werden. Detlev Landmesser warnt vor allzu großer Euphorie. Nicht alle Ökonomen seien sich sicher, dass die üppigen staatlichen Subventionen gerechtfertigt sind. Außerdem sei die Halbleiterindustrie eine zyklische Branche, die lediglich momentan von dem KI-Boom profitiere. Zum Artikel
‘Bad Blood’ Stalks a Lithium Mine in Serbia – New York Times
Andrew Higgins hat sich auf den Weg ins serbische Jadar-Tal gemacht, um mit Anwohnern über die geplante riesige Lithiummine zu sprechen. Viele fürchten Umweltschäden. Die Dekarbonisierung der deutschen Autoindustrie seien diese nicht wert, so ein lokaler Aktivist: “Sollen die Deutschen den Planeten retten”, sagt er. “Wir müssen uns selbst retten.” Zum Artikel
Öko-Anlagen: Ist ESG zu woke geworden? – Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ein neuer Begriff ist in den USA in Mode gekommen: “Green Hushing” meint das Verschweigen von Nachhaltigkeitsbestrebungen durch Firmen, die Kritik von rechts befürchten. In Deutschland hätten hingegen Greenwashing-Vorwürfe gegen die Deutsche Bank-Tochter DWS die Skepsis gegenüber ESG-Kriterien verstärkt, berichtet Dennis Kraemer. Anstelle von “ESG” werde das Thema daher nun eher unter dem Begriff “Transformation” behandelt. Zum Artikel
Mit Zukäufen ist Conti zu einem der größten Autozulieferer der Welt geworden. Jetzt läuft der Absturz und die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft – Neue Zürcher Zeitung
Neben den deutschen Autokonzernen haben auch ihre Zulieferer den Trend zum E-Auto lange ignoriert. Bei Continental wird nun eine Abspaltung der Automotive-Sparte geprüft, berichtet Michael Rasch. Investitionen in Elektronik, Software und Sensorik für das autonome Fahren hätten die Firma an finanzielle Grenzen gebracht, während die Renditen noch nicht in Sicht seien. Zum Artikel
Der Mega-Akku – Zeit
Die größte Batterie Deutschlands entsteht in Schleswig-Holstein. Der Speicher soll Überschüsse aus Wind- und Solarstrom aufnehmen. Das Geschäft wird für Unternehmen immer lukrativer. Trotzdem müssen noch viel mehr Kapazitäten entstehen, damit die Energiewende gelingt, schreiben Anja Stehle und Zacharias Zacharakis. Zum Artikel
Der große Haken bei vernetzten Elektrogeräten – Spiegel
Smarte Autos, Alarmanlagen und Zahnbürsten können viel – aber geht der Hersteller bankrott und stellt die Online-Unterstützung ein, sind sie Schrott. Gewährleistungsrechte stehen dann nur noch auf dem Papier, berichten Alexander Demling und Erwin Hitzler. Die Bundesregierung sähe keinen Handlungsbedarf, die Opposition durchaus. Zum Artikel
Flottengrenzwert für Elektroautos – taz
Die Verbraucherzentrale fordert energieeffizientere E-Autos. In einem Positionspapier wird dargelegt, wie der Druck auf Hersteller erhöht werden könnte: durch Flottengrenzwerte auf Energieverbrauch, ähnlich wie bei Fahrzeugen mit Fossilantrieb. Wie Bernward Janzing berichtet, halten industrienahe Kreise wenig von dem Vorschlag. Zum Artikel
Britain’s oil and gas industry faces an uncertain future – Economist
Die britische Labour-Regierung will keine neuen Explorationsgenehmigungen für die Nordsee erteilen. Doch die Sorgen der Öl- und Gasindustrie gehen weiter: eine Sondersteuer auf ihre Profite soll verlängert werden, neue Investitionen in bestehende Anlagen seien daher unrentabel. Es drohe eine ungekannte britische Importabhängigkeit, fürchtet der Autor. Zum Artikel
Francesco Mutti und Italiens rote Diva – Tagesanzeiger
Francesco Mutti hat den Markt für Dosentomaten durch Qualitätsprodukte verändert. Nun will er nachhaltiger produzieren, berichtet Ulrike Sauer aus dem norditalienischen Montechiarugolo: erst einmal sollen der Wasserverbrauch und der Pestizideinsatz verringert werden. Zum Artikel
Deutschland rühmt sich gerne, Weltmeister beim Thema Kreislaufwirtschaft zu sein. Vom Sortieren der Verpackungen in privaten Haushalten über das Glasflaschenpfandsystem bis hin zu beeindruckenden Recyclingraten bei Metallen und Papier. “Made in Germany” heißt auch: Abfälle von heute sind die Rohstoffe von morgen. China hingegen fällt in der öffentlichen Wahrnehmung mit Luftverschmutzung und Abfallbergen auf, auch mit Zugriff auf strategische Rohstoffe.
Unser Beitrag setzt einen Kontrapunkt: Deutschland kann beim Übergang zur Circular Economy eine Menge von China lernen! In den folgenden Bereichen liegt China vorn, was das Zusammenspiel von Politik und Unternehmen betrifft.
China konnte seit 1990 seine Ressourcenproduktivität mehr als verdoppeln. Heißt: mehr Wachstum mit weniger Rohstoffeinsatz. In Deutschland wie in der EU hingegen stagniert beides. Das angestrebte Ziel der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, ein Anstieg um 40 Prozent bis 2020, wurde deutlich verfehlt.
Warum? China hatte zum einen über Jahre hinweg zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen – mit Zunahme von Umweltverschmutzung und Dynamik bei Dienstleistungen. Dennoch hat China seine Wirtschaft vom Rohstoffverbrauch entkoppelt. Pro Wachstumsprozenten müssen immer weniger Rohstoffe eingesetzt werden. Steigende Trends gab es bei der Wiederverwertung von Abfallstoffen und dem Einsatz von Sekundärmaterialien.
Lernziel Deutschland: endlich Ernst machen mit der Erhöhung der Rohstoffproduktivität. Der aktuelle Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie geht im Einklang mit EU-Zielen voran. Der Anteil der Sekundärrohstoffe an der Gesamtheit aller genutzten Rohstoffe soll sich bis zum Jahr 2030 verdoppeln. Gut so, Deutschland kann lernen und machen.
Weite Teile der chinesischen Produktion erfolgen in großen Netzwerken von Unternehmen, dort als “Industrieparks” bezeichnet. Hinzu kommen seit Jahren öko-industrielle Netzwerke. Dort werden nahtlose Übergänge von Innovationen zu Demonstrationsprojekten, von der Nischenproduktion hin zu Massenmärkten, kreiert. Experimente werden durchgeführt, vergleichend ausgewertet und hochskaliert.
Hochskalieren funktioniert in China besser als in Deutschland. Dazu gehören eine robuste Finanzierung und eine gesteuerte Marktentwicklung durch Quoten für das Inverkehrbringen und die Abnahme neuer Produkte. Der Siegeszug der Elektromobilität mag als Beispiel dienen. Neuere Ansätze entwickeln Roadmaps zur Transformation existierender Industrieparks.
Lernziel Deutschland: eine missionsorientierte Innovationspolitik mit ESG-Top-Performern für die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft von morgen. Also im Einklang mit Mariana Mazzucato, dem Fraunhofer ISI und der Zukunftsstrategie der Bundesregierung ein sektor- und fachressortübergreifender Ansatz, um durch Generierung und Anwendung von Wissen und Innovation ambitionierte und klar formulierte Ziele zu erreichen, die drängende gesellschaftliche Herausforderungen betreffen.
In China gibt es für alle Produktionsbereiche messbare Indikatoren und technische Standards, die in Fünfjahresplänen und Politiken kontinuierlich erhöht werden. Diese dynamische Standardsetzung ist Deutschland nicht fremd. Nur: sie wird zu selten systematisch vorwärtsgetrieben. Lobbyinteressen auf der EU-Ebene spielen dabei leider eine unrühmliche Rolle.
Die Ökodesign-Richtlinie könnte den Weg weisen. Von China lernen hieße hier, aus ehrgeizigen Zielen für die Gesamtwirtschaft, Industriebereiche und Produktgruppen konkrete Indikatoren und dynamische Ziele für Unternehmen und Produktionsprozesse abzuleiten.
Lernziel Deutschland: Kreislaufführung bei Baustoffen, biogenen Rohstoffen wie Holz, bei Fahrzeugen und Batterien, erneuerbaren Energietechnologien, Kunststoffen, Bekleidung und Textilien, Informations- und Kommunikationstechnik und Elektrogeräten. Also eine Aufgabe für nahezu alle Unternehmen und für die Wertschöpfungsketten von morgen.
Damit ist nicht gesagt, dass die Circular Economy in China ein Selbstläufer ist. Zwischen den Provinzen bestehen erhebliche Unterschiede. Die Rolle des Konsums wird wenig adressiert. Eine Vergabe von Sozialpunkten für tugendhaftes Abfallverhalten wie in Shanghai sollte man als Reallabor für neue Lebensstile kritisch sehen. Erst recht im Einklang mit unseren Grundwerten von Demokratie, Vielfalt und Rechtsstaatlichkeit.
Zweifelsohne steht China selbst vor gewaltigen Herausforderungen. Über Jahrzehnte hinweg sind die CO₂-Emissionen nahezu unaufhaltsam angestiegen. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur und etlichen Insidern ist der Scheitelpunkt jedoch erreicht. Kein Land investiert weltweit mehr in erneuerbare Energien als China. Die Circular Economy wird weiterentwickelt zum Motor der Klimaneutralität. Die Chinastrategie der Bundesregierung benennt angesichts des Systemwettbewerbs den Klimaschutz als eines der wenigen Felder, in denen eine Kooperation angestrebt wird.
Eine aktuelle Studie für den China Council for International Cooperation on Environment and Development (CCICED) soll einen Dialog vorbereiten, durch den China die Vorteile der deutschen Kreislaufwirtschaftsstrategie nähergebracht werden sollen. Vieles spricht dafür, künftige Dialoge auf Augenhöhe zu sehen. Deutschland kann beim Übergang in eine Circular Economy von China lernen. Beide können auch bei kritischen Rohstoffen zusammenarbeiten, indem das Tracking dieser Stoffe im Produktkreislauf erleichtert und ihr Zurückholen ermöglicht wird. China spricht selbst von einer künftigen “ökologischen Zivilisation” – auch dies ist eine Einladung zum Nachdenken für uns.
Raimund Bleischwitz ist wissenschaftlicher Direktor am Leibniz Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und Professor für Globale Nachhaltige Ressourcen an der Universität Bremen. Seit vielen Jahren arbeitet er zur Circular Economy mit der Shanghai Jiao Tong University sowie Kolleginnen und Kollegen in China und hat zum Thema unter anderem die Europäische Kommission und die britische Regierung beraten.
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