Table.Briefing: ESG

ESG-Daten: Diese Firmen beherrschen den Markt + Wie nachhaltig sind die Olympischen Spiele in Paris?

Liebe Leserin, lieber Leser,

gerade noch rechtzeitig vor der Sommerpause hat sich die Bundesregierung am Mittwoch auf ein Gesetz für die CSRD-Umsetzung geeinigt. Wenn auch mit reichlich Verspätung – die ersten Unternehmen müssen bereits für das laufende Geschäftsjahr berichten, die Umsetzung sollte eigentlich bis Anfang Juli erfolgen – ist dies ein weiterer Schritt zum umfassenden Nachhaltigkeits-Reporting.

Für die Berichterstattung brauchen die Unternehmen vor allem eines: zuverlässige Daten, damit sie ihre eigenen ESG-Risiken und die ihrer Geschäftspartner angemessen beurteilen können. Eine Reihe großer Finanzkonzerne und Agenturen hat dieses Geschäftsfeld für sich entdeckt – und beherrscht zunehmend den Markt. Über diese und weitere Herausforderungen des Geschäfts mit ESG-Daten berichtet Günter Heismann in seiner Analyse.

Und zum heutigen Beginn der Olympischen Spiele in Paris haben sich Lisa Kuner und Lukas Scheid die Nachhaltigkeitsziele der Organisatoren angesehen, denn die Stadt will neue Maßstäbe setzen: Grüner und inklusiver als alle vorigen Spiele sollen die diesjährigen werden. Zum ersten Mal haben die Veranstalter ein CO₂-Budget festgelegt. Was kritische Stimmen an dem Konzept bemängeln, lesen Sie in der Analyse.

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Leonie Düngefeld
Bild von Leonie  Düngefeld

Analyse

ESG-Daten: Wie eine Handvoll Finanzkonzerne den Markt beherrscht

Standard & Poor’s in New York: Die großen Ratingagenturen mischen im Geschäft mit ESG-Marktdaten kräftig mit.

Zuverlässige Daten sind für die ökologische Transformation unabdingbar. Die Unternehmen, ihre Banken, Kunden und Lieferanten benötigen möglichst präzise Angaben, damit sie ihre eigenen ESG-Risiken und die ihrer Geschäftspartner angemessen beurteilen können.

Wie groß der Informationsbedarf ist, zeigt der European Sustainability Reporting Standard (ESRS), der die Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD regelt. “Darin werden mehr als 1.100 quantitative und qualitative Datenpunkte abgefragt”, sagt Jan Greitens, Experte für Sustainable Finance beim DIHK.

Zwar muss nicht jedes Unternehmen zu allen Data Points Angaben machen. Doch die bis zu 15.000 Firmen, die künftig der CSRD unterliegen, benötigen Unmengen an Informationen, die sie in vielen Fällen nicht selbst ermitteln können, sondern von externen Providern beziehen müssen.

Längst haben Finanzkonzerne entdeckt, welche lukrativen Chancen das Geschäft mit Nachhaltigkeitsdaten bietet, die neben den CSRD-Berichten zum Beispiel auch für ESG-Ratings benötigt werden. Eine Handvoll Unternehmen versucht, den sprunghaft wachsenden Markt unter ihre Kontrolle zu bringen.

Den Markt für konventionelle Unternehmens- und Finanzinformationen beherrschen in den westlichen Industrienationen die Nachrichtenagentur Bloomberg und deren britischer Konkurrent Thomson Reuters. Bei Bonitäts-Ratings dominiert das New Yorker Trio Fitch, Moody’s und S&P Global. Die wichtigsten Anbieter von Aktienindizes sind die London Stock Exchange Group (LSEG), MSCI und abermals S&P Global.

ESG-Daten systematisch erhoben und ausgewertet

Die New Yorker Ratingagentur S&P Global zum Beispiel ermittelt in einem eigens gebildeten neuen Geschäftsbereich systematisch die ESG-Risiken von gewerblichen Kreditnehmern; die Kunden sind Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften. Als Marktführer gilt die New Yorker Nachrichtenagentur Bloomberg, die eindrücklich zeigt, welche universelle Bedeutung ESG-Daten und -Analysen inzwischen haben. Die News Agency ermittelt laut eigenen Angaben für insgesamt 130.000 Unternehmen fortlaufend die direkten und indirekten Risiken entlang der Lieferketten, die im Zusammenhang mit CO₂-Emissionen entstehen. Dafür zahlen die Unternehmen beträchtliche Summen Geld.

Überdies bewertet Bloomberg bei 50.000 Firmen die physischen Gefahren des Klimawandels; hierzu zählen etwa potenzielle Schäden durch Orkane oder Überschwemmungen. Schließlich prüft der Dienstleister, wie groß die Transitionsrisiken von 11.500 Unternehmen sind, also zum Beispiel das Risiko eines Wertverlusts aufgrund des Klimawandels. Insgesamt hat Bloomberg rund 20 Millionen ESG-Datenpunkte im Angebot.

“Die Datenanbieter haben entdeckt, welche neuen Geschäftsfelder und Chancen sich hier bieten”, stellt Adrian Schwantes, Experte für Sustainable Finance beim deutschen Bankenverband, fest. Allerdings seien neben Finanzkonzernen wie Bloomberg, LSEG und S&P Global auch kleinere Unternehmen und Start-ups im Geschäft mit ESG-Daten aktiv.

Konzentrationswelle hat den Markt erfasst

Dies dürfte sich jedoch künftig drastisch ändern. Denn längst hat auf dem Markt für ESG-Daten eine internationale Konzentrationswelle eingesetzt. Gezielt greifen die großen Datenprovider nach spezialisierten Konkurrenten und Know-how-Trägern, mit denen sie ihre Angebote abrunden können. Wie intensiv die anhaltende Konsolidierung ist, zeigen folgende Beispiele.

  • Bereits 2020 übernahm FactSet das US-amerikanische Unternehmen Truvalue Labs, das Künstliche Intelligenz einsetzt, um ESG-Risiken zu ermitteln. Der KI-Pionier wertet regelmäßig Medienberichte, Artikel in Fachzeitschriften, Geschäftsberichte, Studien von NGOs und andere Quellen zu insgesamt 20.000 Unternehmen aus.
  • Anfang 2021 schloss LSEG den Kauf des amerikanisch-britischen Informationsdienstleisters Refinitiv ab, der insgesamt 27 Milliarden US-Dollar kostete. Die neue Tochterfirma zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Klimadaten; sie prüft anhand von mehreren hundert Kriterien alljährlich, ob Unternehmen die Pariser Klimaziele erfüllen.
  • S&P Global übernahm 2022 die britisch-amerikanische Firma IHS Markit. Das Unternehmen ermittelt unter anderem CO₂-Emissionen entlang von Wertschöpfungsketten.
  • Im Herbst 2023 erwarb der New Yorker Finanzdienstleister MSCI die US-amerikanische Firma Trove Research. Sie erfasst Daten zu weltweit 15.000 Kompensationsprojekten, mit denen Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können.

Alle Käufer und Zielunternehmen in dieser Aufzählung sind entweder in den USA oder Großbritannien ansässig. Kein einziger der führenden Provider von ESG-Daten kommt aus einem Mitgliedsland der EU. Droht Europa bei diesem Thema – ähnlich wie auf anderen Gebieten – seine Souveränität zu verlieren?

Bedenklich ist nicht nur die wachsende Marktmacht einer Handvoll von Anbietern. Ein ebenso gravierendes Problem ist die Qualität der Millionen von ESG-Daten, die ermittelt und aufbereitet und dann an Zehntausende von Banken, Investoren und Unternehmen verkauft werden. “Die verfügbaren Daten sind heute oft nicht vollständig und zuverlässig. Zudem sind die Angaben selbst in den gleichen Berichten zuweilen widersprüchlich”, stellt Torsten Jäger, Leiter Sustainable Finance beim Bankenverband, fest. Bestimmte Zahlen können nur mehr oder weniger grob geschätzt werden, da zum Beispiel die Menge der CO₂-Emissionen von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst ist.

Deutsche Wirtschaft verlangt EU-Standard für ESG-Marktdaten

Die Vertreter der deutschen Wirtschaft sehen einen erheblichen Regulierungsbedarf, um Datenqualität, Datenschutz und Transparenz zu verbessern. “Es fehlt bisher ein europaweiter Standard für ESG-Marktdaten”, klagt Bianca Illner, Leiterin Business Advisory beim Maschinenbauverband VDMA.

Ein solcher Standard hätte bei der Regulierung der Anbieter von ESG-Ratings geschaffen werden können, die die EU im Frühjahr beschlossen hat. Doch hierauf wurde verzichtet, um das Regelwerk möglichst schnell verabschieden zu können.

Die Verordnung enthält jedoch eine sogenannte Review-Klausel. Danach ist die EU-Kommission verpflichtet, in den kommenden Jahren zu prüfen, ob für die Provider von ESG-Daten ebenso wie für die Anbieter von ESG-Ratings eine Regulierung eingeführt werden sollte.

Letztere müssen sich jetzt bei der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA registrieren lassen. Die ESG-Ratingagenturen sind überdies verpflichtet, ihre Konzepte und Methoden offenzulegen. Ähnliche Transparenzvorschriften könnten für die Anbieter von ESG-Daten eingeführt werden. Günter Heismann

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Wie nachhaltig werden die Olympischen Spiele in Paris?

Nachhaltiges Bauen: Die Unterkünfte im Olympischen Dorf wurden zunächst ohne Klimaanlagen geplant – bis es Beschwerden gab.

Es sollen die grünsten Spiele aller Zeit werden. Michael Mronz, Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), sagte im Podcast Table.Today, dass die Spiele sowohl nachhaltiger als auch inklusiver werden sollen als frühere. Wenn die Weltöffentlichkeit nach Paris schaut, könnte es aber einige Überraschungen geben. Paris will zwar neue Maßstäbe setzen. Doch es gibt einige Zweifel an den Versprechungen.

Sportgroßveranstaltungen stehen heutzutage in einem kritischen Licht. Auf der einen Seite sollen sie die Menschen aus aller Welt zusammenbringen, auf der anderen Seite sind sie eine Belastung für die Umwelt und das Klima. Negativbeispiele von olympischen Sportstätten, die nach dem Ende der Spiele verwaist sind, gibt es viele. Paris hat sich für die Austragung der Olympischen Spiele 2024 vorgenommen, der Nachwelt kein solch schweres Erbe zu hinterlassen, und will “grüne Spiele” veranstalten. Im Idealfall sollen die Spiele auch ganz Paris grüner machen – die Stadt hat begonnen, Parkplätze zu reduzieren, die Flächen in Grün umzuwandeln sowie Radwege auszubauen und Tempolimits einzuführen. Ein Prestigeprojekt: Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo wollte dafür sorgen, dass die Seine so sauber wird, dass Triathlon und Freiwasser-Schwimmwettbewerbe darin stattfinden können. Die Grenzwerte dafür wurden zuletzt eingehalten. “Eine saubere Seine wäre für die Pariser ein tolles Erbe der Spiele”, meint Walker J. Ross, der an der University of Edinburgh zu Sportökologie forscht.

Wichtig in Sachen Klimaschutz ist für Benja Faecks von der NGO Carbon Market Watch, dass sich die Veranstalter zum ersten Mal ein CO₂-Budget für die Spiele gesetzt haben: 1,58 Millionen Tonnen CO₂e. Damit wäre es ungefähr halb so hoch wie die Emissionen der vergangenen Spiele in Rio 2016 (3,6 Millionen Tonnen) und London 2012 (3,3 Millionen Tonnen). Das soll beispielsweise erreicht werden, indem 95 Prozent der Sportstätten bereits zuvor standen oder nur temporär aufgebaut werden. Für Neubauten gibt es laut den Veranstaltern eine Anschlussverwendung. Das Catering soll umweltfreundlich sein und Einwegplastik soll verboten werden.

Über den Anbieter Abatable sollen alle weiteren anfallenden Emissionen (inklusive Scope 3-Emissionen) kompensiert werden. Abatable will dafür in sechs “high-impact climate action”-Projekte investieren:

  • Kochöfen-Projekte in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo und Kenia,
  • ein Photovoltaikprojekt im Senegal sowie
  • Waldschutzprojekte in Kenia und Guatemala.

Probleme bei der Umsetzung

Soweit die Planung; die Realität sieht allerdings nicht ganz so positiv aus: Das Organisationskomitee steht in der Kritik, weil sie 500 Brennstoffzellen-Pkw und zehn Wasserstoff-Busse zum Transport von Athletinnen und Athleten sowie Besucher einsetzen wollen. In einem offenen Brief schrieben 120 Forschende und Ingenieure an das Internationale Olympische Komitee (IOC), dass “ein Wasserstoffauto wissenschaftlich nicht mit der Netto-Null-Problematik vereinbar ist”. Mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge benötigten dreimal so viel Strom wie Elektroautos und erzeugten somit dreimal so viel CO₂-Emissionen, so die Autoren des Briefes.

Für eine etwas polemische Diskussion sorgte außerdem das Vorhaben der Veranstalter, das Olympische Dorf ohne Klimaanlagen, aber dafür mit einem geothermalen Kühlungssystem zu bauen. Mit der Aussicht auf mögliche Rekordtemperaturen während der Spiele in Paris protestierten verschiedene Delegationen, die USA kündigten an, für ihre Athleten eigene Klimaanlagen mitzubringen. Daraufhin ruderten die Organisatoren zurück und sagten zu, dass tragbare Klimaanlagen auf Kosten der Teams bestellt werden könnten – rund 2,500 solcher Anlagen wurden reserviert.

Zudem gab es Kritik an fehlenden Maßnahmen für die Ziele der Organisatoren. Die NGO Carbon Market Watch und der französische Thinktank Éclaircies haben im Vorfeld die Klima- und Umweltmaßnahmen der Spiele analysiert. Benja Faecks von Carbon Market Watch betont: “Der größte Faktor ist die Größe der Spiele”. Die vielen Besucher, die oft per Flugzeug anreisen, sind einer der entscheidenden Faktoren. Und die Minderung der Verkehrsemissionen der Spiele (rund ein Drittel des gesamten CO₂-Budgets) würden kaum öffentlichkeitswirksam angegangen. Gleichzeitig sei mit sehr viel Sorgfalt eine nachhaltige Strategie für das Catering eingeplant worden, obwohl das nur für rund ein Prozent der Emissionen verantwortlich ist. Faecks meint: “Da werden die falschen Prioritäten gesetzt und der Elefant im Raum ignoriert”.

Ross ist etwas optimistischer. Durch die gute Lage in der Mitte von Europa gebe es die Möglichkeit, dass viele Menschen nachhaltig anreisen. Das britische Team reist beispielsweise mit dem Zug nach Paris. Trotzdem denkt Ross, dass der Claim der “nachhaltigsten Spiele aller Zeiten” übertrieben sei: Die ersten, viel kleineren Spiele 1896 hätten sicher weniger Emissionen verursacht.

Kritik am Sponsoring

Auch sollen die nicht eingesparten Emissionen auf freiwilligen CO₂-Märkten (VCM) durch Emissionszertifikate kompensiert werden. Dieses “Offsetting” wird jedoch bislang unzureichend reguliert. Zudem besteht die Gefahr, dass Offsetting-Projekte nicht halten, was sie an CO₂-Kompensation versprechen – beispielsweise, indem die aufgefangenen Emissionen falsch berechnet werden.

Auch gab es Kritik am Ausmaß des Plastikmülls während der Spiele und an der Beteiligung des Hauptsponsors Coca-Cola. Die NGO France Nature Environnement (FNE) warf Coca-Cola vor, Getränke aus recycelten Plastikflaschen in wiederverwendbare Plastikbecher zu füllen, sei ein “Täuschungsmanöver”. Faecks fügt hinzu, dass das Geschäftsmodell der meisten Sponsoren auf fossilen Energien beruhe.

Die Pariser Spiele werden voraussichtlich die grünsten Spiele seit langem sein, aber noch immer enorme Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen verursachen. Faecks sagt dazu: “Aus dem Emissionsstandpunkt wäre natürlich die nachhaltigste Alternative, keine Spiele zu veranstalten.” Sie will die Spiele aber nicht abschaffen, sondern kritisch darauf schauen, und sieht die Anstrengungen in Paris als wichtigen Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit. Ross bescheinigt Olympia einen gewissen “Gigantismus“. Trotzdem hat Paris seiner Meinung nach einen ehrlichen Versuch unternommen, die Spiele so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Wenn das Beispiel Schule macht und auch die nächsten Spiele 2028 in Los Angeles oder 2032 in Brisbane sich daran orientieren und ihre Umweltkonzepte weiter ausfeilen, könnte Paris in Sachen Klima durchaus ein wichtiges Vorbild sein.

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News

Anti-Entwaldung: Warum Nestlé die neuen EU-Regeln unterstützt

In einem Schreiben an die EU-Kommission haben sich die Nahrungsmittelhersteller Nestlé, Mars Wrigley und Ferrero für die Umsetzung der Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) ausgesprochen. Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters und die NGO Global Witness, die Einsicht in das Dokument hatten. Demnach fordern die Konzerne auch Unterstützung, um die Vorgaben fristgerecht umzusetzen. Auch das niederländische Unternehmen Tony’s Chocolonely, das sich sehr für soziale und ökologische Nachhaltigkeit in seinen Lieferketten einsetzt, habe den Brief unterzeichnet.

“Die EUDR stellt einen wichtigen Schritt nach vorn dar, um die notwendige Umgestaltung des Kakao- und Schokoladensektors voranzutreiben”, berichtet Reuters aus dem Schreiben. Dies trage dazu bei, “das Risiko der Entwaldung im Zusammenhang mit Kakao- und Schokoladenprodukten auf dem EU-Markt zu minimieren”.

Produkte von entwaldeten Flächen ab Ende 2024 verboten

Gleichzeitig fordern die Unternehmen die EU auf, einen ständigen Ausschuss einzurichten, der bei der Umsetzung helfen soll. Dieser solle sich mit den Behörden der Mitgliedstaaten abstimmen und den betroffenen Unternehmen Orientierungshilfen zu Fragen wie der rechtlichen Auslegung und den Sorgfaltspflichten bieten.

Die EUDR verbietet es ab dem 30. Dezember 2024, bestimmte Produkte wie Kakao, Kaffee, Palmöl, Holz und Soja auf dem EU-Markt zu verkaufen, wenn diese auf entwaldeten Flächen produziert wurden. Lieferanten müssen dann unter anderem eine Sorgfaltserklärung einreichen.

Anders als die Schokoladenhersteller fordern viele, die Umsetzung zu verschieben: Unternehmen, Verbände, Teile der EVP-Fraktion im EU-Parlament sowie mehrere Exportländer. Im Mai hatte die US-Regierung die EU bereits um Aufschiebung gebeten; vergangene Woche schlossen sich laut Medienberichten Australien, Brasilien und weitere Länder an. Sie kritisieren unter anderem die Methodik und Datengrundlage der EU. leo

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Erneuerbare Energien: Gibt es in Europa genug Platz für neue Solar- und Windparks?

Um den Stromsektor bis 2040 vollständig zu dekarbonisieren, reichen bereits 2,2 Prozent der Landfläche in der EU aus. Naturschutzgebiete und hochwertige landwirtschaftliche Flächen blieben davon unberührt. Dies ergab eine am Mittwoch vorgestellte Analyse des Europäischen Umweltbüros (EEB).

In der EU gibt es genug Flächen für PV und Windenergie

“Erneuerbare Energien können ausgebaut werden, ohne die Nahrungsmittelversorgung oder natürliche Lebensräume zu beeinträchtigen”, kommentiert Cosimo Tansini, Senior Policy Officer für erneuerbare Energien beim EEB, das Ergebnis der Studie. Wenn bei der Umsetzung partizipative Prozesse gewählt und die Umweltauswirkungen effektiv minimiert würden, könne der Ausbau sogar zusätzlichen Nutzen für die betroffenen Gemeinden und die ländliche Wirtschaft bringen und der Regeneration des Landes dienen, so Tansini.

Laut der Studie gelten insgesamt 5,2 Prozent der Fläche der EU als geeignet, um Solar- oder Windenergie zu erzeugen, ohne die Umwelt oder die Landwirtschaft zu beeinträchtigen. Mehr als 80 Prozent davon liegen in ländlichen Gebieten. Aber auch Stadt- und Industriegebiete könnten einen Beitrag leisten, heißt es.

In Deutschland fehlt der Platz für Windenergie

Während in der EU insgesamt ausreichend geeignete Flächen zur Verfügung stehen, um eine vollständige Dekarbonisierung durch den Einsatz erneuerbarer Energien zu erreichen, ist dies in einzelnen Ländern nicht der Fall. Dazu gehört auch Deutschland. Laut EEB-Studie liegt der Bedarf bei 4,4 Prozent der Landesfläche. Als geeignet gelten aber nur 1,7 Prozent. Grund ist der Mangel an Flächen für die Windenergie.

Im Gegensatz dazu verfügen Länder wie Spanien und Rumänien über deutlich mehr Flächen, als sie benötigen. Um diese regionalen Unterschiede auszugleichen, empfiehlt das EEB, ein europäisches Verbundnetz aufzubauen. ch

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Arbeitsplatz-Report: Warum Europäer am zufriedensten sind

Arbeitnehmer in Europa sind mit ihrer Arbeitssituation vergleichsweise zufrieden. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten “State of the Global Workplace: 2024 Report” des Meinungsforschungsinstituts Gallup hervor. Demnach spielen nur rund 32 Prozent mit dem Gedanken, ihren Job zu wechseln. Das ist der niedrigste Wert weltweit. Im Durchschnitt denken mehr als die Hälfte der Beschäftigten darüber nach, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen.

Situation in Europa besser als weltweit

Auch bei anderen Aspekten des Arbeits- und Lebensalltags fallen die Befragungsergebnisse in Europa zum Teil deutlich besser aus als im globalen Vergleich. Gefragt nach alltäglichen, arbeitsbezogenen negativen Erfahrungen und Gefühlen, leiden

  • 37 Prozent unter Stress (41 Prozent),
  • 17 Prozent unter Traurigkeit (22 Prozent),
  • 15 Prozent unter Ärger (21 Prozent) und
  • 14 Prozent unter Einsamkeit (20 Prozent).

Die Arbeitnehmer im Nahen Osten und Nordafrika, in Subsahara-Afrika und in Asien haben laut Report mit den größten Problemen am Arbeitsplatz zu kämpfen. So berichten beispielsweise 42 Prozent der Beschäftigten in Südasien über das Gefühl der Einsamkeit und 34 Prozent über Ärger am Arbeitsplatz.

Arbeitnehmerrechte bieten Schutz vor Stress und Einsamkeit

Entsprechend perspektivlos sehen viele Beschäftigte im Globalen Süden ihre Arbeits- und Lebenssituation. Im Mittleren Osten und Nordafrika, Subsahara-Afrika und Südasien geben weniger als ein Viertel der Befragten an, dass sich ihre Situation positiv entwickelt. In Südasien sind es sogar nur 15 Prozent. Zum Vergleich: In Australien und Neuseeland sind es 60 Prozent, in den USA und Kanada 53 Prozent und in Europa mit 47 Prozent immerhin noch knapp die Hälfte.

Dem Gallup-Bericht zufolge stehen negative Gefühle am Arbeitsplatz in direktem Zusammenhang mit dem Niveau der Arbeitnehmerrechte in einem Land oder einer Region der Welt. So wirken sich Arbeitsgesetze, die faire Löhne, Arbeitsplatzsicherheit oder den Schutz von Müttern und Familien garantieren, spürbar positiv auf das Ausmaß von Stress und Einsamkeit aus.

Für den aktuellen Report hat Gallup die Antworten von knapp 130.000 Beschäftigten aus mehr als 160 Ländern ausgewertet. ch

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  • Arbeitnehmerrechte

Studie: So könnte der Wasserstoff nach Deutschland kommen

Deutschlands zukünftige Wasserstoffbedarfe lassen sich zu großen Teilen mit Pipelines aus der “erweiterten europäischen Nachbarschaft” decken. Das ist das Ergebnis einer Studie der Thinktanks Agora Energiewende und Agora Industrie. Allerdings müsste die Pipeline-Infrastruktur dafür zügig ausgebaut werden. Gelingt dies, könnten Mitte der 2030er-Jahre “rund 60 bis 100 Terawattstunden (TWh)” an grünem Wasserstoff aus benachbarten Ländern importiert werden. “Damit ließe sich ein wesentlicher Teil des von der Bundesregierung für 2030 angegebenen Neubedarfs an Wasserstoff und Derivaten decken“, so die Einschätzung der beiden Thinktanks.

In der Studie werden fünf Importkorridore untersucht. Planungen für einen Nordsee-Korridor, der Norwegen, Großbritannien und Dänemark anbinden würde, sind demnach am weitesten fortgeschritten. Sie könnten schon im Jahr 2030 zu Importen von 17 TWh führen, die im Idealfall bis 2035 auf bis zu 37 TWh erhöht werden könnten. Aus Portugal und Spanien könnten ab 2035 rund 32 TWh importiert werden. Schweden und Finnland könnten ab 2035 rund 14 TWh liefern, Algerien und Tunesien rund 16 TWh. Zwei TWh könnten ab 2035 aus der Ukraine und Griechenland stammen. Um diesen Idealfall zu erreichen, müsste es aber mehr Anstrengungen bei der Finanzierung der Pipeline-Infrastruktur und der Stimulation der Nachfrage geben, so Agora. Zudem würden die Pipelines natürlich auch Transitländern und europäischen Nachbarn zugutekommen (in der Grafik durch negative Zahlen gekennzeichnet).

Auch Bundesregierung setzt auf Pipelines

Auch die Wasserstoff-Importstrategie, die das Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedet hat, setzt beim Import von molekularem Wasserstoff vor allem auf Pipelines aus Europa und Nordafrika. Zusätzlich sind darin Importe von Wasserstoff-Derivaten wie Ammoniak, Methanol oder E-Fuels per Schiff vorgesehen. Die Regierung geht davon aus, dass mittelfristig 50 bis 70 Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs importiert werden müssen.

Die Reaktionen auf die Strategie fielen gemischt aus: Aus der Industrie kam grundsätzlich Zustimmung, der Verband “Zukunft-Gas” vermisst darin aber “klare Prioritäten und konkrete Maßnahmen”. Umweltverbände bemängeln, dass die Strategie nicht nur auf grünen Wasserstoff aus Ökostrom setzt, sondern auch “blauen” Wasserstoff zulässt, der unter Abscheidung des CO₂ aus fossilem Erdgas gewonnen wird. Zudem vermissen sie verbindliche Nachhaltigkeitskriterien für importierten Wasserstoff. Ohne diese werde die Strategie “zur Gefahr für den Klimaschutz und die Menschen in den Exportländern”, kritisierte Christine Averbeck von der Klima-Allianz.

Deutsches Kernnetz kann starten

Einen wichtigen Fortschritt gibt es auch bei der Frage, wie der Wasserstoff künftig innerhalb von Deutschland verteilt werden soll: Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben am Montag ihren gemeinsamen Antrag für das künftige Wasserstoff-Kernnetz bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Es umfasst eine Leitungslänge von 9.666 Kilometern, wovon etwa 60 Prozent auf die Umrüstung bestehender Erdgas-Pipelines und 40 Prozent auf Neubauten entfallen. Erste Leitungen sollen laut FNB bereits im nächsten Jahr in Betrieb genommen werden; für das Gesamtnetz wird als Zieljahr 2032 genannt. Das Investitionsvolumen wird auf knapp 20 Milliarden Euro geschätzt. Diese sollen privatwirtschaftlich aufgebracht und über Nutzungsentgelte refinanziert werden, wobei der Staat eine Ausfallgarantie übernimmt. nib/mkr

  • Agora Energiewende
  • E-Fuels
  • Energiewende
  • Wasserstoff

Must-reads

Where Do Harris’s Potential Running Mates Stand on Climate? – The New York Times
Vier Gouverneure und Senatoren sind bei den US-Demokraten als Vizekandidaten im Gespräch. Austyn Gaffney hat sie genauer unter die Lupe genommen. Während Kamala Harris als entschiedene Kämpferin gegen die Klimakrise gilt, ist das Bild bei ihren möglichen Running Mates gemischt. Mark Kelly (Arizona) liegt dabei eher auf Harris-Kurs, für Josh Shapiro (Pennsylvania), Andy Beshear (Kentucky) und Roy Cooper (North Carolina) gilt dies in der Klimafrage nur eingeschränkt. Zum Artikel

So viel Kohle steckt in deutschen Fonds – Süddeutsche Zeitung
Einige deutsche Fondsgesellschaften – darunter Deka, Union Investment und die DWS – investieren nach Recherchen der Umweltorganisation Urgewald noch immer Millionensummen in Kohle-Expansionsfirmen, wie Victor Gojdka berichtet. Obwohl etwa die DWS nach einem Nachhaltigkeitsskandal letztes Jahr alle Kohlefirmen aus ihrem Portfolio entfernte, seien im Geschäft mit ETFs in manchen Produkten weiterhin Kohlefirmen beteiligt. Umstritten sei auch, dass einige Indexanbieter selbst Schlupflöcher für Kohle einbauen würden. Zum Artikel

Klimaneutraler Stahl: Die teuerste Baustelle der Republik – FAZ
Philipp Krohn zeigt in dieser Reportage, wie die Salzgitter AG aktuell die Infrastruktur baut, um künftig Stahl mit Wasserstoff herzustellen. Insgesamt investiere das Unternehmen mit Hilfe von Bund und Ländern über zwei Milliarden Euro. Das Ziel: So früh wie möglich klimaneutralen Stahl produzieren und sich dadurch eine gute Ausgangslage für den Wettbewerb schaffen. Zum Artikel

Klimaklage: “Ich hoffe, dass wir Systemsprenger werden” – Klimareporter
Aus Sicht von Kerstin Lopau und Susanne Jung ist die deutsche Klimapolitik nicht erst seit dem neuen Klimaschutzgesetz verfassungswidrig. Beide engagieren sich im Solarenergie-Förderverein Deutschland. Im Interview mit David Zauner erklären sie, warum sie sich an der erneuten Klage vor dem Bundesverfassungsgericht beteiligen, aber auch, warum der Rechtsweg Grenzen hat. Zum Artikel

Elektromobilität: Wie Europas E-Auto-Hersteller ihren eigenen Erfolg verhinderten – Handelsblatt
Der Verkauf von Elektroautos läuft schleppend. Eine Handelsblatt-Analyse des europäischen Automarkts auf Basis exklusiver Zahlen des Datenanbieters Dataforce zeigt: Europäische Volumenhersteller wie Volkswagen, Renault oder Ford haben offenbar einen weitreichenden strategischen Fehler begangen. Statt günstiger kompakter Elektroautos bieten sie vor allem große und teure Elektro-SUVs an. Zum Artikel

Green Deal der EU bringt Europas Eisenbahnen unter Zugzwang – Der Standard
Bei Modernisierung und Elektrifizierung hinken die Bahnen in der EU ebenso hinterher wie bei der Energiewende und der Ausstattung mit Verkehrsleitsystemen. Das geht aus dem aktuellen Zweijahresbericht der Europäischen Eisenbahnagentur ERA hervor, den sich Luise Ungerboeck genauer angesehen hat. Ihr Fazit: Die Zeit drängt. Zum Artikel

Klimasiegel für RWE? Wie ein Zertifizierer um seinen Ruf kämpft – Handelsblatt
Kathrin Witsch und Bert Fröndhoff berichten im Streit im Zusammenhang mit der Science Based Targets Initiative über die Frage, ob die Kompensation von Scope-3-Emissionen erlaubt sein sollte. Die Kritik an internen Interessenkonflikten werde lauter, denn die größten Geldgeber könnten an einem wachsenden CO₂-Zertifikate-Markt stark verdienen. Zum Artikel

Shein-Produkte fallen bei “Öko-Test” reihenweise durch – Spiegel
Zwei Drittel der untersuchten Artikel von Shein fallen durch einen aktuellen “Öko-Test”, berichtet der Spiegel. Gründe seien, dass Chemikalien die Kleidung belasteten; teilweise habe der Gehalt die EU-Grenzwerte überschritten. Kritik gab es von den Testern auch an den aus ihrer Sicht sehr intransparenten Produktionsbedingungen des Ultra-Fast-Fashion-Anbieters. Zum Artikel

The Country where you can buy meat grown in a lab – New York Times
Wie könnte die Ernährung der Zukunft aussehen? Singapur sucht auf diese Frage schon seit Jahren Antworten – und hat jetzt erstmals Laborfleisch für den Verkauf im Supermarkt zugelassen. Sui-Lee Wee stellt innovative Vorhaben vor, erklärt aber auch, dass die wirtschaftlichen und juristischen Hürden für die Skalierung weiter hoch sind. Weit verbreitet ist Laborfleisch noch nicht. Zum Artikel

Heads

Die entscheidenden Köpfe der ESG-Szene – Wissenschaft

Martina Glomb – Professorin für Modedesign, Hochschule Hannover

Martina Glomb ist eine innovative Impulsgeberin für eine nachhaltige Textilwirtschaft. Für die Modedesignerin gehört dazu ein ganzheitliches Denken in Kreisläufen; den Designern kommt eine zentrale Rolle zu. Mit entsprechenden Designstrategien beschäftigt sie sich an dem von ihr gegründeten USE-LESS Zentrum in Hannover. 2023 gewann sie den Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen. Sie kennt nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis: Viele Jahre arbeitete sie für die Designstudios von Vivienne Westwood in London und Italien. Danach übernahm sie die Leitung des Studiengangs Modedesign an der Hochschule Hannover. Im Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit und Slow Fashion entwickelte sie gemeinsam mit Studierenden unzählige Projekte und Fallstudien, etwa zu wiederverwertbarer Berufsbekleidung.

Markus Scholz – Professor für BWL, Schwerpunkt Responsible Management, TU Dresden

Markus Scholz forscht aktuell zur Verantwortung von Unternehmen gegen Rechtsextremismus in Deutschland, und schon viel länger zu dem Thema Wirtschaft und Menschenrechte. Dabei schafft er es, einen vertrauensvollen Dialog mit Unternehmen zu führen und dies mit seiner Forschung zu verbinden. Er studierte ursprünglich Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie Philosophie an der Universität Hannover und der Londoner LSE. Früh knüpfte er internationale Kontakte, auch als europäischer Chairman des von der Harvard Buisness School organisierten Microeconomics-of-Competitiveness-Netzwerks. 2022 übernahm er die Professur für Betriebswirtschaftslehre an der TU Dresden, Schwerpunkt Unternehmensverantwortung.

Christian Klein – Professor für Nachhaltige Finanzwirtschaft, Universität Kassel

Christian Klein ist einer der versiertesten Fachleute für eine nachhaltige Finanzwirtschaft in Deutschland. Der promovierte Betriebswirt forscht seit 2013 an der Universität Kassel. Er untersucht beispielsweise, welchen Beitrag nachhaltige Anlageprodukte zur Erreichung der Sustainable Development Goals haben und beschäftigt sich mit der Motivation von Investoren für den nachhaltigen Ansatz. Er ist Mitbegründer der Wissenschaftsplattform Sustainable Finance Deutschland und Mitglied der American und European Finance Association. Seit 2021 berät er als Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats die Bayer AG auf ihrem Weg der Transformation.

Michael Windfuhr – Stellvertretender Direktor, Deutsches Institut für Menschenrechte

Michael Windfuhr ist einer der anerkanntesten deutschen Menschenrechtsexperten und Mitglied im Ausschuss der Vereinten Nationen für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte. Mit entsprechenden Fragen hat er sich sein ganzes Berufsleben lang beschäftigt: Er gründete mit anderen die Menschenrechtorganisation FIAN, für die er 20 Jahre lang arbeitete. Auf internationaler Ebene entwickelte Windfuhr diverse Standards mit, etwa den für das Recht auf Nahrung. 2006 ging er als Menschenrechtsdirektor zu Brot für die Welt und zum Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche. Seit 2011 ist er stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Er begleitet seit 2014 den Umsetzungsprozess des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte in Deutschland und ist Mitglied im unabhängigen Beschwerdemechanismus der deutschen, der französischen und der niederländischen Entwicklungsbank.

Michael Hüther – Direktor, Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Wie lassen sich die Transformation, der Klimaschutz und Deutschlands marode Infrastruktur finanzieren? Mit der Lockerung der Schuldenbremse, sagt Michael Hüther, und das nicht erst seit der aktuellen Haushaltsdebatte. Schon 2019 hat sich der Düsseldorfer, der seit 20 Jahren das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln leitet, überraschend dafür ausgesprochen. Und hält auch bei seinen Analysen der Volkswirtschaft einen höheren CO₂-Preis für zwingend, damit ein sozialer Ausgleich geschaffen werden kann. Neben seiner Arbeit beim IW ist Hüther unter anderem regelmäßiger Gast im Präsidium der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und des Bundesverbands der Deutschen Industrie.

Anna-Katharina Hornidge Direktorin, German Institute of Development and Sustainability (IDOS)

Als Direktorin hat Anna-Katharina Hornidge das IDOS seit 2020 noch stärker in den politischen Debatten um nachhaltige Entwicklung verankert. Zugleich hat sie den staatlich finanzierten Thinktank, ehemals Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), auch international deutlicher positioniert. In der Wissenschaft ist die Entwicklungs- und Wissenssoziologin exzellent vernetzt, was auch beim Ausbau der internationalen Verbindungen des IDOS nutzte. Derzeit lehrt Hornidge als Professorin für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bonn, zuvor forschte sie unter anderem am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung. Sie mischt sich auch direkt in die Politik ein, etwa als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung zu Globalen Umweltveränderungen.

Henning Wilts – Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

Henning Wilts zählt hierzulande zu den wichtigsten Forschern im Feld der Kreislaufwirtschaft. Wie das Thema an sich entwickelte sich auch seine Perspektive von der Abfallwirtschaft – wozu er promovierte – zur Frage, wie die Transformation zu einer vollumfänglichen Circular Economy gelingt. Am Wuppertal Institut arbeitet er seit 15 Jahren, bereits seit sechs Jahren leitet er die Abteilung Kreislaufwirtschaft. Zudem ist der Volkswirtschaftler für die Begleitforschung zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie verantwortlich. Als Vertretungsprofessor lehrt Wilts darüber hinaus an der HafenCity Universität in Hamburg zu Circular Economy und arbeitet als Gutachter für verschiedene Fachzeitschriften und Organisationen.

Markus Krajewski – Professor für Wirtschaftsvölkerrecht, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Markus Krajewski ist anerkannter Experte für Wirtschaft und Menschenrechte. Der Professor für Öffentliches und Völkerrecht gehört zu den Kennern des deutschen Lieferkettengesetzes. Er äußert sich regelmäßig zu Fragen, wie Unternehmen die Menschenrechte in ihren Lieferketten einhalten können. Krajewski gehört zu den Leitern des Masterstudiengangs Human Rights und ist Sprecher des Forschungszentrums Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg. Geschätzt wird er auch von internationalen Organisationen und NGOs, die er zum europäischen und internationalen Wirtschaftsrecht berät. Er ist Autor mehrerer Bücher und Aufsätze. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist WTO-Recht und internationales Investitionsschutzrecht.

Claudia Kemfert – Leiterin Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Rechnen gehört zu ihren Hauptaufgaben, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin, und das klingt spröder als es ist. Denn erstens geht sie in den verschiedensten Facetten der Frage nach, was uns Klimawandel und Klimaschutz ökonomisch kosten. Und zweitens kommuniziert Kemfert ihre Erkenntnisse wie kaum eine andere Forscherin in der Öffentlichkeit. Sie bezieht Stellung gegen die fossile Lobby, schreibt Bücher, berät Politiker, ist Gutachterin und leitet schon seit 20 Jahren die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt beim DIW. Dazu ist die gebürtige Delmenhorsterin Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität Lüneburg und sitzt im Präsidium der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome.

Bartosz Makowicz – Professor am Viadrina Compliance Center, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

Compliance ist für Bartosz Makowicz mehr als Rechtseinhaltung: Handeln oder Unterlassen seien durch Werte und Kultur motiviert, sagt der Jurist, weshalb sich die Wirtschaft noch stärker in Richtung Ethik und Integrität entwickeln sollte. Makowicz gründete und leitet das Viadrina Compliance Center an der Europa-Universität in Frankfurt, Oder – ein interdisziplinäres Forschungszentrum und Thinktank für Governance, Ethik und Compliance. Er hat dort auch den Lehrstuhl für Polnisches Öffentliches Recht inne, der zudem Handels- und Europarecht einschließt.

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ESG.Table Redaktion

ESG.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    gerade noch rechtzeitig vor der Sommerpause hat sich die Bundesregierung am Mittwoch auf ein Gesetz für die CSRD-Umsetzung geeinigt. Wenn auch mit reichlich Verspätung – die ersten Unternehmen müssen bereits für das laufende Geschäftsjahr berichten, die Umsetzung sollte eigentlich bis Anfang Juli erfolgen – ist dies ein weiterer Schritt zum umfassenden Nachhaltigkeits-Reporting.

    Für die Berichterstattung brauchen die Unternehmen vor allem eines: zuverlässige Daten, damit sie ihre eigenen ESG-Risiken und die ihrer Geschäftspartner angemessen beurteilen können. Eine Reihe großer Finanzkonzerne und Agenturen hat dieses Geschäftsfeld für sich entdeckt – und beherrscht zunehmend den Markt. Über diese und weitere Herausforderungen des Geschäfts mit ESG-Daten berichtet Günter Heismann in seiner Analyse.

    Und zum heutigen Beginn der Olympischen Spiele in Paris haben sich Lisa Kuner und Lukas Scheid die Nachhaltigkeitsziele der Organisatoren angesehen, denn die Stadt will neue Maßstäbe setzen: Grüner und inklusiver als alle vorigen Spiele sollen die diesjährigen werden. Zum ersten Mal haben die Veranstalter ein CO₂-Budget festgelegt. Was kritische Stimmen an dem Konzept bemängeln, lesen Sie in der Analyse.

    Ihre
    Leonie Düngefeld
    Bild von Leonie  Düngefeld

    Analyse

    ESG-Daten: Wie eine Handvoll Finanzkonzerne den Markt beherrscht

    Standard & Poor’s in New York: Die großen Ratingagenturen mischen im Geschäft mit ESG-Marktdaten kräftig mit.

    Zuverlässige Daten sind für die ökologische Transformation unabdingbar. Die Unternehmen, ihre Banken, Kunden und Lieferanten benötigen möglichst präzise Angaben, damit sie ihre eigenen ESG-Risiken und die ihrer Geschäftspartner angemessen beurteilen können.

    Wie groß der Informationsbedarf ist, zeigt der European Sustainability Reporting Standard (ESRS), der die Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD regelt. “Darin werden mehr als 1.100 quantitative und qualitative Datenpunkte abgefragt”, sagt Jan Greitens, Experte für Sustainable Finance beim DIHK.

    Zwar muss nicht jedes Unternehmen zu allen Data Points Angaben machen. Doch die bis zu 15.000 Firmen, die künftig der CSRD unterliegen, benötigen Unmengen an Informationen, die sie in vielen Fällen nicht selbst ermitteln können, sondern von externen Providern beziehen müssen.

    Längst haben Finanzkonzerne entdeckt, welche lukrativen Chancen das Geschäft mit Nachhaltigkeitsdaten bietet, die neben den CSRD-Berichten zum Beispiel auch für ESG-Ratings benötigt werden. Eine Handvoll Unternehmen versucht, den sprunghaft wachsenden Markt unter ihre Kontrolle zu bringen.

    Den Markt für konventionelle Unternehmens- und Finanzinformationen beherrschen in den westlichen Industrienationen die Nachrichtenagentur Bloomberg und deren britischer Konkurrent Thomson Reuters. Bei Bonitäts-Ratings dominiert das New Yorker Trio Fitch, Moody’s und S&P Global. Die wichtigsten Anbieter von Aktienindizes sind die London Stock Exchange Group (LSEG), MSCI und abermals S&P Global.

    ESG-Daten systematisch erhoben und ausgewertet

    Die New Yorker Ratingagentur S&P Global zum Beispiel ermittelt in einem eigens gebildeten neuen Geschäftsbereich systematisch die ESG-Risiken von gewerblichen Kreditnehmern; die Kunden sind Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften. Als Marktführer gilt die New Yorker Nachrichtenagentur Bloomberg, die eindrücklich zeigt, welche universelle Bedeutung ESG-Daten und -Analysen inzwischen haben. Die News Agency ermittelt laut eigenen Angaben für insgesamt 130.000 Unternehmen fortlaufend die direkten und indirekten Risiken entlang der Lieferketten, die im Zusammenhang mit CO₂-Emissionen entstehen. Dafür zahlen die Unternehmen beträchtliche Summen Geld.

    Überdies bewertet Bloomberg bei 50.000 Firmen die physischen Gefahren des Klimawandels; hierzu zählen etwa potenzielle Schäden durch Orkane oder Überschwemmungen. Schließlich prüft der Dienstleister, wie groß die Transitionsrisiken von 11.500 Unternehmen sind, also zum Beispiel das Risiko eines Wertverlusts aufgrund des Klimawandels. Insgesamt hat Bloomberg rund 20 Millionen ESG-Datenpunkte im Angebot.

    “Die Datenanbieter haben entdeckt, welche neuen Geschäftsfelder und Chancen sich hier bieten”, stellt Adrian Schwantes, Experte für Sustainable Finance beim deutschen Bankenverband, fest. Allerdings seien neben Finanzkonzernen wie Bloomberg, LSEG und S&P Global auch kleinere Unternehmen und Start-ups im Geschäft mit ESG-Daten aktiv.

    Konzentrationswelle hat den Markt erfasst

    Dies dürfte sich jedoch künftig drastisch ändern. Denn längst hat auf dem Markt für ESG-Daten eine internationale Konzentrationswelle eingesetzt. Gezielt greifen die großen Datenprovider nach spezialisierten Konkurrenten und Know-how-Trägern, mit denen sie ihre Angebote abrunden können. Wie intensiv die anhaltende Konsolidierung ist, zeigen folgende Beispiele.

    • Bereits 2020 übernahm FactSet das US-amerikanische Unternehmen Truvalue Labs, das Künstliche Intelligenz einsetzt, um ESG-Risiken zu ermitteln. Der KI-Pionier wertet regelmäßig Medienberichte, Artikel in Fachzeitschriften, Geschäftsberichte, Studien von NGOs und andere Quellen zu insgesamt 20.000 Unternehmen aus.
    • Anfang 2021 schloss LSEG den Kauf des amerikanisch-britischen Informationsdienstleisters Refinitiv ab, der insgesamt 27 Milliarden US-Dollar kostete. Die neue Tochterfirma zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Klimadaten; sie prüft anhand von mehreren hundert Kriterien alljährlich, ob Unternehmen die Pariser Klimaziele erfüllen.
    • S&P Global übernahm 2022 die britisch-amerikanische Firma IHS Markit. Das Unternehmen ermittelt unter anderem CO₂-Emissionen entlang von Wertschöpfungsketten.
    • Im Herbst 2023 erwarb der New Yorker Finanzdienstleister MSCI die US-amerikanische Firma Trove Research. Sie erfasst Daten zu weltweit 15.000 Kompensationsprojekten, mit denen Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können.

    Alle Käufer und Zielunternehmen in dieser Aufzählung sind entweder in den USA oder Großbritannien ansässig. Kein einziger der führenden Provider von ESG-Daten kommt aus einem Mitgliedsland der EU. Droht Europa bei diesem Thema – ähnlich wie auf anderen Gebieten – seine Souveränität zu verlieren?

    Bedenklich ist nicht nur die wachsende Marktmacht einer Handvoll von Anbietern. Ein ebenso gravierendes Problem ist die Qualität der Millionen von ESG-Daten, die ermittelt und aufbereitet und dann an Zehntausende von Banken, Investoren und Unternehmen verkauft werden. “Die verfügbaren Daten sind heute oft nicht vollständig und zuverlässig. Zudem sind die Angaben selbst in den gleichen Berichten zuweilen widersprüchlich”, stellt Torsten Jäger, Leiter Sustainable Finance beim Bankenverband, fest. Bestimmte Zahlen können nur mehr oder weniger grob geschätzt werden, da zum Beispiel die Menge der CO₂-Emissionen von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst ist.

    Deutsche Wirtschaft verlangt EU-Standard für ESG-Marktdaten

    Die Vertreter der deutschen Wirtschaft sehen einen erheblichen Regulierungsbedarf, um Datenqualität, Datenschutz und Transparenz zu verbessern. “Es fehlt bisher ein europaweiter Standard für ESG-Marktdaten”, klagt Bianca Illner, Leiterin Business Advisory beim Maschinenbauverband VDMA.

    Ein solcher Standard hätte bei der Regulierung der Anbieter von ESG-Ratings geschaffen werden können, die die EU im Frühjahr beschlossen hat. Doch hierauf wurde verzichtet, um das Regelwerk möglichst schnell verabschieden zu können.

    Die Verordnung enthält jedoch eine sogenannte Review-Klausel. Danach ist die EU-Kommission verpflichtet, in den kommenden Jahren zu prüfen, ob für die Provider von ESG-Daten ebenso wie für die Anbieter von ESG-Ratings eine Regulierung eingeführt werden sollte.

    Letztere müssen sich jetzt bei der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA registrieren lassen. Die ESG-Ratingagenturen sind überdies verpflichtet, ihre Konzepte und Methoden offenzulegen. Ähnliche Transparenzvorschriften könnten für die Anbieter von ESG-Daten eingeführt werden. Günter Heismann

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    Wie nachhaltig werden die Olympischen Spiele in Paris?

    Nachhaltiges Bauen: Die Unterkünfte im Olympischen Dorf wurden zunächst ohne Klimaanlagen geplant – bis es Beschwerden gab.

    Es sollen die grünsten Spiele aller Zeit werden. Michael Mronz, Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), sagte im Podcast Table.Today, dass die Spiele sowohl nachhaltiger als auch inklusiver werden sollen als frühere. Wenn die Weltöffentlichkeit nach Paris schaut, könnte es aber einige Überraschungen geben. Paris will zwar neue Maßstäbe setzen. Doch es gibt einige Zweifel an den Versprechungen.

    Sportgroßveranstaltungen stehen heutzutage in einem kritischen Licht. Auf der einen Seite sollen sie die Menschen aus aller Welt zusammenbringen, auf der anderen Seite sind sie eine Belastung für die Umwelt und das Klima. Negativbeispiele von olympischen Sportstätten, die nach dem Ende der Spiele verwaist sind, gibt es viele. Paris hat sich für die Austragung der Olympischen Spiele 2024 vorgenommen, der Nachwelt kein solch schweres Erbe zu hinterlassen, und will “grüne Spiele” veranstalten. Im Idealfall sollen die Spiele auch ganz Paris grüner machen – die Stadt hat begonnen, Parkplätze zu reduzieren, die Flächen in Grün umzuwandeln sowie Radwege auszubauen und Tempolimits einzuführen. Ein Prestigeprojekt: Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo wollte dafür sorgen, dass die Seine so sauber wird, dass Triathlon und Freiwasser-Schwimmwettbewerbe darin stattfinden können. Die Grenzwerte dafür wurden zuletzt eingehalten. “Eine saubere Seine wäre für die Pariser ein tolles Erbe der Spiele”, meint Walker J. Ross, der an der University of Edinburgh zu Sportökologie forscht.

    Wichtig in Sachen Klimaschutz ist für Benja Faecks von der NGO Carbon Market Watch, dass sich die Veranstalter zum ersten Mal ein CO₂-Budget für die Spiele gesetzt haben: 1,58 Millionen Tonnen CO₂e. Damit wäre es ungefähr halb so hoch wie die Emissionen der vergangenen Spiele in Rio 2016 (3,6 Millionen Tonnen) und London 2012 (3,3 Millionen Tonnen). Das soll beispielsweise erreicht werden, indem 95 Prozent der Sportstätten bereits zuvor standen oder nur temporär aufgebaut werden. Für Neubauten gibt es laut den Veranstaltern eine Anschlussverwendung. Das Catering soll umweltfreundlich sein und Einwegplastik soll verboten werden.

    Über den Anbieter Abatable sollen alle weiteren anfallenden Emissionen (inklusive Scope 3-Emissionen) kompensiert werden. Abatable will dafür in sechs “high-impact climate action”-Projekte investieren:

    • Kochöfen-Projekte in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo und Kenia,
    • ein Photovoltaikprojekt im Senegal sowie
    • Waldschutzprojekte in Kenia und Guatemala.

    Probleme bei der Umsetzung

    Soweit die Planung; die Realität sieht allerdings nicht ganz so positiv aus: Das Organisationskomitee steht in der Kritik, weil sie 500 Brennstoffzellen-Pkw und zehn Wasserstoff-Busse zum Transport von Athletinnen und Athleten sowie Besucher einsetzen wollen. In einem offenen Brief schrieben 120 Forschende und Ingenieure an das Internationale Olympische Komitee (IOC), dass “ein Wasserstoffauto wissenschaftlich nicht mit der Netto-Null-Problematik vereinbar ist”. Mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge benötigten dreimal so viel Strom wie Elektroautos und erzeugten somit dreimal so viel CO₂-Emissionen, so die Autoren des Briefes.

    Für eine etwas polemische Diskussion sorgte außerdem das Vorhaben der Veranstalter, das Olympische Dorf ohne Klimaanlagen, aber dafür mit einem geothermalen Kühlungssystem zu bauen. Mit der Aussicht auf mögliche Rekordtemperaturen während der Spiele in Paris protestierten verschiedene Delegationen, die USA kündigten an, für ihre Athleten eigene Klimaanlagen mitzubringen. Daraufhin ruderten die Organisatoren zurück und sagten zu, dass tragbare Klimaanlagen auf Kosten der Teams bestellt werden könnten – rund 2,500 solcher Anlagen wurden reserviert.

    Zudem gab es Kritik an fehlenden Maßnahmen für die Ziele der Organisatoren. Die NGO Carbon Market Watch und der französische Thinktank Éclaircies haben im Vorfeld die Klima- und Umweltmaßnahmen der Spiele analysiert. Benja Faecks von Carbon Market Watch betont: “Der größte Faktor ist die Größe der Spiele”. Die vielen Besucher, die oft per Flugzeug anreisen, sind einer der entscheidenden Faktoren. Und die Minderung der Verkehrsemissionen der Spiele (rund ein Drittel des gesamten CO₂-Budgets) würden kaum öffentlichkeitswirksam angegangen. Gleichzeitig sei mit sehr viel Sorgfalt eine nachhaltige Strategie für das Catering eingeplant worden, obwohl das nur für rund ein Prozent der Emissionen verantwortlich ist. Faecks meint: “Da werden die falschen Prioritäten gesetzt und der Elefant im Raum ignoriert”.

    Ross ist etwas optimistischer. Durch die gute Lage in der Mitte von Europa gebe es die Möglichkeit, dass viele Menschen nachhaltig anreisen. Das britische Team reist beispielsweise mit dem Zug nach Paris. Trotzdem denkt Ross, dass der Claim der “nachhaltigsten Spiele aller Zeiten” übertrieben sei: Die ersten, viel kleineren Spiele 1896 hätten sicher weniger Emissionen verursacht.

    Kritik am Sponsoring

    Auch sollen die nicht eingesparten Emissionen auf freiwilligen CO₂-Märkten (VCM) durch Emissionszertifikate kompensiert werden. Dieses “Offsetting” wird jedoch bislang unzureichend reguliert. Zudem besteht die Gefahr, dass Offsetting-Projekte nicht halten, was sie an CO₂-Kompensation versprechen – beispielsweise, indem die aufgefangenen Emissionen falsch berechnet werden.

    Auch gab es Kritik am Ausmaß des Plastikmülls während der Spiele und an der Beteiligung des Hauptsponsors Coca-Cola. Die NGO France Nature Environnement (FNE) warf Coca-Cola vor, Getränke aus recycelten Plastikflaschen in wiederverwendbare Plastikbecher zu füllen, sei ein “Täuschungsmanöver”. Faecks fügt hinzu, dass das Geschäftsmodell der meisten Sponsoren auf fossilen Energien beruhe.

    Die Pariser Spiele werden voraussichtlich die grünsten Spiele seit langem sein, aber noch immer enorme Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen verursachen. Faecks sagt dazu: “Aus dem Emissionsstandpunkt wäre natürlich die nachhaltigste Alternative, keine Spiele zu veranstalten.” Sie will die Spiele aber nicht abschaffen, sondern kritisch darauf schauen, und sieht die Anstrengungen in Paris als wichtigen Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit. Ross bescheinigt Olympia einen gewissen “Gigantismus“. Trotzdem hat Paris seiner Meinung nach einen ehrlichen Versuch unternommen, die Spiele so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Wenn das Beispiel Schule macht und auch die nächsten Spiele 2028 in Los Angeles oder 2032 in Brisbane sich daran orientieren und ihre Umweltkonzepte weiter ausfeilen, könnte Paris in Sachen Klima durchaus ein wichtiges Vorbild sein.

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    News

    Anti-Entwaldung: Warum Nestlé die neuen EU-Regeln unterstützt

    In einem Schreiben an die EU-Kommission haben sich die Nahrungsmittelhersteller Nestlé, Mars Wrigley und Ferrero für die Umsetzung der Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) ausgesprochen. Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters und die NGO Global Witness, die Einsicht in das Dokument hatten. Demnach fordern die Konzerne auch Unterstützung, um die Vorgaben fristgerecht umzusetzen. Auch das niederländische Unternehmen Tony’s Chocolonely, das sich sehr für soziale und ökologische Nachhaltigkeit in seinen Lieferketten einsetzt, habe den Brief unterzeichnet.

    “Die EUDR stellt einen wichtigen Schritt nach vorn dar, um die notwendige Umgestaltung des Kakao- und Schokoladensektors voranzutreiben”, berichtet Reuters aus dem Schreiben. Dies trage dazu bei, “das Risiko der Entwaldung im Zusammenhang mit Kakao- und Schokoladenprodukten auf dem EU-Markt zu minimieren”.

    Produkte von entwaldeten Flächen ab Ende 2024 verboten

    Gleichzeitig fordern die Unternehmen die EU auf, einen ständigen Ausschuss einzurichten, der bei der Umsetzung helfen soll. Dieser solle sich mit den Behörden der Mitgliedstaaten abstimmen und den betroffenen Unternehmen Orientierungshilfen zu Fragen wie der rechtlichen Auslegung und den Sorgfaltspflichten bieten.

    Die EUDR verbietet es ab dem 30. Dezember 2024, bestimmte Produkte wie Kakao, Kaffee, Palmöl, Holz und Soja auf dem EU-Markt zu verkaufen, wenn diese auf entwaldeten Flächen produziert wurden. Lieferanten müssen dann unter anderem eine Sorgfaltserklärung einreichen.

    Anders als die Schokoladenhersteller fordern viele, die Umsetzung zu verschieben: Unternehmen, Verbände, Teile der EVP-Fraktion im EU-Parlament sowie mehrere Exportländer. Im Mai hatte die US-Regierung die EU bereits um Aufschiebung gebeten; vergangene Woche schlossen sich laut Medienberichten Australien, Brasilien und weitere Länder an. Sie kritisieren unter anderem die Methodik und Datengrundlage der EU. leo

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    Erneuerbare Energien: Gibt es in Europa genug Platz für neue Solar- und Windparks?

    Um den Stromsektor bis 2040 vollständig zu dekarbonisieren, reichen bereits 2,2 Prozent der Landfläche in der EU aus. Naturschutzgebiete und hochwertige landwirtschaftliche Flächen blieben davon unberührt. Dies ergab eine am Mittwoch vorgestellte Analyse des Europäischen Umweltbüros (EEB).

    In der EU gibt es genug Flächen für PV und Windenergie

    “Erneuerbare Energien können ausgebaut werden, ohne die Nahrungsmittelversorgung oder natürliche Lebensräume zu beeinträchtigen”, kommentiert Cosimo Tansini, Senior Policy Officer für erneuerbare Energien beim EEB, das Ergebnis der Studie. Wenn bei der Umsetzung partizipative Prozesse gewählt und die Umweltauswirkungen effektiv minimiert würden, könne der Ausbau sogar zusätzlichen Nutzen für die betroffenen Gemeinden und die ländliche Wirtschaft bringen und der Regeneration des Landes dienen, so Tansini.

    Laut der Studie gelten insgesamt 5,2 Prozent der Fläche der EU als geeignet, um Solar- oder Windenergie zu erzeugen, ohne die Umwelt oder die Landwirtschaft zu beeinträchtigen. Mehr als 80 Prozent davon liegen in ländlichen Gebieten. Aber auch Stadt- und Industriegebiete könnten einen Beitrag leisten, heißt es.

    In Deutschland fehlt der Platz für Windenergie

    Während in der EU insgesamt ausreichend geeignete Flächen zur Verfügung stehen, um eine vollständige Dekarbonisierung durch den Einsatz erneuerbarer Energien zu erreichen, ist dies in einzelnen Ländern nicht der Fall. Dazu gehört auch Deutschland. Laut EEB-Studie liegt der Bedarf bei 4,4 Prozent der Landesfläche. Als geeignet gelten aber nur 1,7 Prozent. Grund ist der Mangel an Flächen für die Windenergie.

    Im Gegensatz dazu verfügen Länder wie Spanien und Rumänien über deutlich mehr Flächen, als sie benötigen. Um diese regionalen Unterschiede auszugleichen, empfiehlt das EEB, ein europäisches Verbundnetz aufzubauen. ch

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    Arbeitsplatz-Report: Warum Europäer am zufriedensten sind

    Arbeitnehmer in Europa sind mit ihrer Arbeitssituation vergleichsweise zufrieden. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten “State of the Global Workplace: 2024 Report” des Meinungsforschungsinstituts Gallup hervor. Demnach spielen nur rund 32 Prozent mit dem Gedanken, ihren Job zu wechseln. Das ist der niedrigste Wert weltweit. Im Durchschnitt denken mehr als die Hälfte der Beschäftigten darüber nach, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen.

    Situation in Europa besser als weltweit

    Auch bei anderen Aspekten des Arbeits- und Lebensalltags fallen die Befragungsergebnisse in Europa zum Teil deutlich besser aus als im globalen Vergleich. Gefragt nach alltäglichen, arbeitsbezogenen negativen Erfahrungen und Gefühlen, leiden

    • 37 Prozent unter Stress (41 Prozent),
    • 17 Prozent unter Traurigkeit (22 Prozent),
    • 15 Prozent unter Ärger (21 Prozent) und
    • 14 Prozent unter Einsamkeit (20 Prozent).

    Die Arbeitnehmer im Nahen Osten und Nordafrika, in Subsahara-Afrika und in Asien haben laut Report mit den größten Problemen am Arbeitsplatz zu kämpfen. So berichten beispielsweise 42 Prozent der Beschäftigten in Südasien über das Gefühl der Einsamkeit und 34 Prozent über Ärger am Arbeitsplatz.

    Arbeitnehmerrechte bieten Schutz vor Stress und Einsamkeit

    Entsprechend perspektivlos sehen viele Beschäftigte im Globalen Süden ihre Arbeits- und Lebenssituation. Im Mittleren Osten und Nordafrika, Subsahara-Afrika und Südasien geben weniger als ein Viertel der Befragten an, dass sich ihre Situation positiv entwickelt. In Südasien sind es sogar nur 15 Prozent. Zum Vergleich: In Australien und Neuseeland sind es 60 Prozent, in den USA und Kanada 53 Prozent und in Europa mit 47 Prozent immerhin noch knapp die Hälfte.

    Dem Gallup-Bericht zufolge stehen negative Gefühle am Arbeitsplatz in direktem Zusammenhang mit dem Niveau der Arbeitnehmerrechte in einem Land oder einer Region der Welt. So wirken sich Arbeitsgesetze, die faire Löhne, Arbeitsplatzsicherheit oder den Schutz von Müttern und Familien garantieren, spürbar positiv auf das Ausmaß von Stress und Einsamkeit aus.

    Für den aktuellen Report hat Gallup die Antworten von knapp 130.000 Beschäftigten aus mehr als 160 Ländern ausgewertet. ch

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    • Arbeitnehmerrechte

    Studie: So könnte der Wasserstoff nach Deutschland kommen

    Deutschlands zukünftige Wasserstoffbedarfe lassen sich zu großen Teilen mit Pipelines aus der “erweiterten europäischen Nachbarschaft” decken. Das ist das Ergebnis einer Studie der Thinktanks Agora Energiewende und Agora Industrie. Allerdings müsste die Pipeline-Infrastruktur dafür zügig ausgebaut werden. Gelingt dies, könnten Mitte der 2030er-Jahre “rund 60 bis 100 Terawattstunden (TWh)” an grünem Wasserstoff aus benachbarten Ländern importiert werden. “Damit ließe sich ein wesentlicher Teil des von der Bundesregierung für 2030 angegebenen Neubedarfs an Wasserstoff und Derivaten decken“, so die Einschätzung der beiden Thinktanks.

    In der Studie werden fünf Importkorridore untersucht. Planungen für einen Nordsee-Korridor, der Norwegen, Großbritannien und Dänemark anbinden würde, sind demnach am weitesten fortgeschritten. Sie könnten schon im Jahr 2030 zu Importen von 17 TWh führen, die im Idealfall bis 2035 auf bis zu 37 TWh erhöht werden könnten. Aus Portugal und Spanien könnten ab 2035 rund 32 TWh importiert werden. Schweden und Finnland könnten ab 2035 rund 14 TWh liefern, Algerien und Tunesien rund 16 TWh. Zwei TWh könnten ab 2035 aus der Ukraine und Griechenland stammen. Um diesen Idealfall zu erreichen, müsste es aber mehr Anstrengungen bei der Finanzierung der Pipeline-Infrastruktur und der Stimulation der Nachfrage geben, so Agora. Zudem würden die Pipelines natürlich auch Transitländern und europäischen Nachbarn zugutekommen (in der Grafik durch negative Zahlen gekennzeichnet).

    Auch Bundesregierung setzt auf Pipelines

    Auch die Wasserstoff-Importstrategie, die das Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedet hat, setzt beim Import von molekularem Wasserstoff vor allem auf Pipelines aus Europa und Nordafrika. Zusätzlich sind darin Importe von Wasserstoff-Derivaten wie Ammoniak, Methanol oder E-Fuels per Schiff vorgesehen. Die Regierung geht davon aus, dass mittelfristig 50 bis 70 Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs importiert werden müssen.

    Die Reaktionen auf die Strategie fielen gemischt aus: Aus der Industrie kam grundsätzlich Zustimmung, der Verband “Zukunft-Gas” vermisst darin aber “klare Prioritäten und konkrete Maßnahmen”. Umweltverbände bemängeln, dass die Strategie nicht nur auf grünen Wasserstoff aus Ökostrom setzt, sondern auch “blauen” Wasserstoff zulässt, der unter Abscheidung des CO₂ aus fossilem Erdgas gewonnen wird. Zudem vermissen sie verbindliche Nachhaltigkeitskriterien für importierten Wasserstoff. Ohne diese werde die Strategie “zur Gefahr für den Klimaschutz und die Menschen in den Exportländern”, kritisierte Christine Averbeck von der Klima-Allianz.

    Deutsches Kernnetz kann starten

    Einen wichtigen Fortschritt gibt es auch bei der Frage, wie der Wasserstoff künftig innerhalb von Deutschland verteilt werden soll: Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben am Montag ihren gemeinsamen Antrag für das künftige Wasserstoff-Kernnetz bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Es umfasst eine Leitungslänge von 9.666 Kilometern, wovon etwa 60 Prozent auf die Umrüstung bestehender Erdgas-Pipelines und 40 Prozent auf Neubauten entfallen. Erste Leitungen sollen laut FNB bereits im nächsten Jahr in Betrieb genommen werden; für das Gesamtnetz wird als Zieljahr 2032 genannt. Das Investitionsvolumen wird auf knapp 20 Milliarden Euro geschätzt. Diese sollen privatwirtschaftlich aufgebracht und über Nutzungsentgelte refinanziert werden, wobei der Staat eine Ausfallgarantie übernimmt. nib/mkr

    • Agora Energiewende
    • E-Fuels
    • Energiewende
    • Wasserstoff

    Must-reads

    Where Do Harris’s Potential Running Mates Stand on Climate? – The New York Times
    Vier Gouverneure und Senatoren sind bei den US-Demokraten als Vizekandidaten im Gespräch. Austyn Gaffney hat sie genauer unter die Lupe genommen. Während Kamala Harris als entschiedene Kämpferin gegen die Klimakrise gilt, ist das Bild bei ihren möglichen Running Mates gemischt. Mark Kelly (Arizona) liegt dabei eher auf Harris-Kurs, für Josh Shapiro (Pennsylvania), Andy Beshear (Kentucky) und Roy Cooper (North Carolina) gilt dies in der Klimafrage nur eingeschränkt. Zum Artikel

    So viel Kohle steckt in deutschen Fonds – Süddeutsche Zeitung
    Einige deutsche Fondsgesellschaften – darunter Deka, Union Investment und die DWS – investieren nach Recherchen der Umweltorganisation Urgewald noch immer Millionensummen in Kohle-Expansionsfirmen, wie Victor Gojdka berichtet. Obwohl etwa die DWS nach einem Nachhaltigkeitsskandal letztes Jahr alle Kohlefirmen aus ihrem Portfolio entfernte, seien im Geschäft mit ETFs in manchen Produkten weiterhin Kohlefirmen beteiligt. Umstritten sei auch, dass einige Indexanbieter selbst Schlupflöcher für Kohle einbauen würden. Zum Artikel

    Klimaneutraler Stahl: Die teuerste Baustelle der Republik – FAZ
    Philipp Krohn zeigt in dieser Reportage, wie die Salzgitter AG aktuell die Infrastruktur baut, um künftig Stahl mit Wasserstoff herzustellen. Insgesamt investiere das Unternehmen mit Hilfe von Bund und Ländern über zwei Milliarden Euro. Das Ziel: So früh wie möglich klimaneutralen Stahl produzieren und sich dadurch eine gute Ausgangslage für den Wettbewerb schaffen. Zum Artikel

    Klimaklage: “Ich hoffe, dass wir Systemsprenger werden” – Klimareporter
    Aus Sicht von Kerstin Lopau und Susanne Jung ist die deutsche Klimapolitik nicht erst seit dem neuen Klimaschutzgesetz verfassungswidrig. Beide engagieren sich im Solarenergie-Förderverein Deutschland. Im Interview mit David Zauner erklären sie, warum sie sich an der erneuten Klage vor dem Bundesverfassungsgericht beteiligen, aber auch, warum der Rechtsweg Grenzen hat. Zum Artikel

    Elektromobilität: Wie Europas E-Auto-Hersteller ihren eigenen Erfolg verhinderten – Handelsblatt
    Der Verkauf von Elektroautos läuft schleppend. Eine Handelsblatt-Analyse des europäischen Automarkts auf Basis exklusiver Zahlen des Datenanbieters Dataforce zeigt: Europäische Volumenhersteller wie Volkswagen, Renault oder Ford haben offenbar einen weitreichenden strategischen Fehler begangen. Statt günstiger kompakter Elektroautos bieten sie vor allem große und teure Elektro-SUVs an. Zum Artikel

    Green Deal der EU bringt Europas Eisenbahnen unter Zugzwang – Der Standard
    Bei Modernisierung und Elektrifizierung hinken die Bahnen in der EU ebenso hinterher wie bei der Energiewende und der Ausstattung mit Verkehrsleitsystemen. Das geht aus dem aktuellen Zweijahresbericht der Europäischen Eisenbahnagentur ERA hervor, den sich Luise Ungerboeck genauer angesehen hat. Ihr Fazit: Die Zeit drängt. Zum Artikel

    Klimasiegel für RWE? Wie ein Zertifizierer um seinen Ruf kämpft – Handelsblatt
    Kathrin Witsch und Bert Fröndhoff berichten im Streit im Zusammenhang mit der Science Based Targets Initiative über die Frage, ob die Kompensation von Scope-3-Emissionen erlaubt sein sollte. Die Kritik an internen Interessenkonflikten werde lauter, denn die größten Geldgeber könnten an einem wachsenden CO₂-Zertifikate-Markt stark verdienen. Zum Artikel

    Shein-Produkte fallen bei “Öko-Test” reihenweise durch – Spiegel
    Zwei Drittel der untersuchten Artikel von Shein fallen durch einen aktuellen “Öko-Test”, berichtet der Spiegel. Gründe seien, dass Chemikalien die Kleidung belasteten; teilweise habe der Gehalt die EU-Grenzwerte überschritten. Kritik gab es von den Testern auch an den aus ihrer Sicht sehr intransparenten Produktionsbedingungen des Ultra-Fast-Fashion-Anbieters. Zum Artikel

    The Country where you can buy meat grown in a lab – New York Times
    Wie könnte die Ernährung der Zukunft aussehen? Singapur sucht auf diese Frage schon seit Jahren Antworten – und hat jetzt erstmals Laborfleisch für den Verkauf im Supermarkt zugelassen. Sui-Lee Wee stellt innovative Vorhaben vor, erklärt aber auch, dass die wirtschaftlichen und juristischen Hürden für die Skalierung weiter hoch sind. Weit verbreitet ist Laborfleisch noch nicht. Zum Artikel

    Heads

    Die entscheidenden Köpfe der ESG-Szene – Wissenschaft

    Martina Glomb – Professorin für Modedesign, Hochschule Hannover

    Martina Glomb ist eine innovative Impulsgeberin für eine nachhaltige Textilwirtschaft. Für die Modedesignerin gehört dazu ein ganzheitliches Denken in Kreisläufen; den Designern kommt eine zentrale Rolle zu. Mit entsprechenden Designstrategien beschäftigt sie sich an dem von ihr gegründeten USE-LESS Zentrum in Hannover. 2023 gewann sie den Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen. Sie kennt nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis: Viele Jahre arbeitete sie für die Designstudios von Vivienne Westwood in London und Italien. Danach übernahm sie die Leitung des Studiengangs Modedesign an der Hochschule Hannover. Im Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit und Slow Fashion entwickelte sie gemeinsam mit Studierenden unzählige Projekte und Fallstudien, etwa zu wiederverwertbarer Berufsbekleidung.

    Markus Scholz – Professor für BWL, Schwerpunkt Responsible Management, TU Dresden

    Markus Scholz forscht aktuell zur Verantwortung von Unternehmen gegen Rechtsextremismus in Deutschland, und schon viel länger zu dem Thema Wirtschaft und Menschenrechte. Dabei schafft er es, einen vertrauensvollen Dialog mit Unternehmen zu führen und dies mit seiner Forschung zu verbinden. Er studierte ursprünglich Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie Philosophie an der Universität Hannover und der Londoner LSE. Früh knüpfte er internationale Kontakte, auch als europäischer Chairman des von der Harvard Buisness School organisierten Microeconomics-of-Competitiveness-Netzwerks. 2022 übernahm er die Professur für Betriebswirtschaftslehre an der TU Dresden, Schwerpunkt Unternehmensverantwortung.

    Christian Klein – Professor für Nachhaltige Finanzwirtschaft, Universität Kassel

    Christian Klein ist einer der versiertesten Fachleute für eine nachhaltige Finanzwirtschaft in Deutschland. Der promovierte Betriebswirt forscht seit 2013 an der Universität Kassel. Er untersucht beispielsweise, welchen Beitrag nachhaltige Anlageprodukte zur Erreichung der Sustainable Development Goals haben und beschäftigt sich mit der Motivation von Investoren für den nachhaltigen Ansatz. Er ist Mitbegründer der Wissenschaftsplattform Sustainable Finance Deutschland und Mitglied der American und European Finance Association. Seit 2021 berät er als Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats die Bayer AG auf ihrem Weg der Transformation.

    Michael Windfuhr – Stellvertretender Direktor, Deutsches Institut für Menschenrechte

    Michael Windfuhr ist einer der anerkanntesten deutschen Menschenrechtsexperten und Mitglied im Ausschuss der Vereinten Nationen für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte. Mit entsprechenden Fragen hat er sich sein ganzes Berufsleben lang beschäftigt: Er gründete mit anderen die Menschenrechtorganisation FIAN, für die er 20 Jahre lang arbeitete. Auf internationaler Ebene entwickelte Windfuhr diverse Standards mit, etwa den für das Recht auf Nahrung. 2006 ging er als Menschenrechtsdirektor zu Brot für die Welt und zum Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche. Seit 2011 ist er stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Er begleitet seit 2014 den Umsetzungsprozess des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte in Deutschland und ist Mitglied im unabhängigen Beschwerdemechanismus der deutschen, der französischen und der niederländischen Entwicklungsbank.

    Michael Hüther – Direktor, Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

    Wie lassen sich die Transformation, der Klimaschutz und Deutschlands marode Infrastruktur finanzieren? Mit der Lockerung der Schuldenbremse, sagt Michael Hüther, und das nicht erst seit der aktuellen Haushaltsdebatte. Schon 2019 hat sich der Düsseldorfer, der seit 20 Jahren das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln leitet, überraschend dafür ausgesprochen. Und hält auch bei seinen Analysen der Volkswirtschaft einen höheren CO₂-Preis für zwingend, damit ein sozialer Ausgleich geschaffen werden kann. Neben seiner Arbeit beim IW ist Hüther unter anderem regelmäßiger Gast im Präsidium der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und des Bundesverbands der Deutschen Industrie.

    Anna-Katharina Hornidge Direktorin, German Institute of Development and Sustainability (IDOS)

    Als Direktorin hat Anna-Katharina Hornidge das IDOS seit 2020 noch stärker in den politischen Debatten um nachhaltige Entwicklung verankert. Zugleich hat sie den staatlich finanzierten Thinktank, ehemals Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), auch international deutlicher positioniert. In der Wissenschaft ist die Entwicklungs- und Wissenssoziologin exzellent vernetzt, was auch beim Ausbau der internationalen Verbindungen des IDOS nutzte. Derzeit lehrt Hornidge als Professorin für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bonn, zuvor forschte sie unter anderem am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung. Sie mischt sich auch direkt in die Politik ein, etwa als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung zu Globalen Umweltveränderungen.

    Henning Wilts – Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

    Henning Wilts zählt hierzulande zu den wichtigsten Forschern im Feld der Kreislaufwirtschaft. Wie das Thema an sich entwickelte sich auch seine Perspektive von der Abfallwirtschaft – wozu er promovierte – zur Frage, wie die Transformation zu einer vollumfänglichen Circular Economy gelingt. Am Wuppertal Institut arbeitet er seit 15 Jahren, bereits seit sechs Jahren leitet er die Abteilung Kreislaufwirtschaft. Zudem ist der Volkswirtschaftler für die Begleitforschung zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie verantwortlich. Als Vertretungsprofessor lehrt Wilts darüber hinaus an der HafenCity Universität in Hamburg zu Circular Economy und arbeitet als Gutachter für verschiedene Fachzeitschriften und Organisationen.

    Markus Krajewski – Professor für Wirtschaftsvölkerrecht, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Markus Krajewski ist anerkannter Experte für Wirtschaft und Menschenrechte. Der Professor für Öffentliches und Völkerrecht gehört zu den Kennern des deutschen Lieferkettengesetzes. Er äußert sich regelmäßig zu Fragen, wie Unternehmen die Menschenrechte in ihren Lieferketten einhalten können. Krajewski gehört zu den Leitern des Masterstudiengangs Human Rights und ist Sprecher des Forschungszentrums Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg. Geschätzt wird er auch von internationalen Organisationen und NGOs, die er zum europäischen und internationalen Wirtschaftsrecht berät. Er ist Autor mehrerer Bücher und Aufsätze. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist WTO-Recht und internationales Investitionsschutzrecht.

    Claudia Kemfert – Leiterin Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

    Rechnen gehört zu ihren Hauptaufgaben, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin, und das klingt spröder als es ist. Denn erstens geht sie in den verschiedensten Facetten der Frage nach, was uns Klimawandel und Klimaschutz ökonomisch kosten. Und zweitens kommuniziert Kemfert ihre Erkenntnisse wie kaum eine andere Forscherin in der Öffentlichkeit. Sie bezieht Stellung gegen die fossile Lobby, schreibt Bücher, berät Politiker, ist Gutachterin und leitet schon seit 20 Jahren die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt beim DIW. Dazu ist die gebürtige Delmenhorsterin Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität Lüneburg und sitzt im Präsidium der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome.

    Bartosz Makowicz – Professor am Viadrina Compliance Center, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

    Compliance ist für Bartosz Makowicz mehr als Rechtseinhaltung: Handeln oder Unterlassen seien durch Werte und Kultur motiviert, sagt der Jurist, weshalb sich die Wirtschaft noch stärker in Richtung Ethik und Integrität entwickeln sollte. Makowicz gründete und leitet das Viadrina Compliance Center an der Europa-Universität in Frankfurt, Oder – ein interdisziplinäres Forschungszentrum und Thinktank für Governance, Ethik und Compliance. Er hat dort auch den Lehrstuhl für Polnisches Öffentliches Recht inne, der zudem Handels- und Europarecht einschließt.

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